MICHI von Sunrisepainter (Geh deinen Weg) ================================================================================ Kapitel 11: Gehen ineinander über --------------------------------- KAPITEL 10: Gehen ineinander über Der nächste Morgen brachte auch nicht viel Neues. Sie saßen immer noch in der Digiwelt fest und wussten nicht, wohin sie gehen sollten. »Jedenfalls nützt hier sitzen und Trübsal blasen rein gar nichts«, Miyako sprang voller Enthusiasmus auf. »Herumlaufen auch nichts«, brummte Iori, der aus irgendeinem Grund schlecht gelaunt war. »Vielleicht können wir wieder ein Paar Digimon fragen, ob sie einen Bildschirm gesehen haben«, überlegte Gatomon laut. »Vielleicht weiß auch jemand, wo sich noch böse Digimon aufhalten, die wir bekämpfen müssen«, fügte Patamon nachdenklich hinzu. »Egal was. Die Hauptsache ist wir tun etwas und sitzen hier nicht nur blöd herum«, fand auch Daisuke und erhob sich vom Waldboden. Dann hielt er Yuna seine Hand hin und zog die ebenfalls auf die Beine. »Meine Eltern machen sich sicher schon Sorgen«, meinte sie etwas betrübt. »Ja, meine Mutter sicher auch«, Sora senkte den Blick. »Ach, Koshiro-kun und die anderen haben sich bestimmt eine Ausrede ausgedacht, warum wir solange weg sind«, versuchte Hikari sie zu beruhigen, doch so sicher schien sie sich auch nicht zu sein. »Welche anderen?«, feixte ihr Bruder, wurde aber ignoriert, weil sie schon wussten, wen er mit „die anderen“ hauptsächlich meinte. »Hey warte mal«, rief Mimi einem kleinen Digimon zu, das eilig an ihnen vorbei hastete. Als es nicht reagierte setzte die Brünette ihm nach. Palmon zögerte keinen Moment und war nur einen Schritt hinter ihr. »Hallo, du liebes Betamon! Wir brauchen deine Hilfe!« Mimi wedelte mit den Armen und das orange-grüne Digimon blieb erstaunt stehen. Es sah das Mädchen und Palmon mit großen Augen an. Mimi lächelte so lieb wie möglich und kniete sich vor das Betamon, damit sie nicht so groß und einschüchternd wirkte. »Kannst du uns vielleicht sagen, ob…na ja...du irgendetwas in der Nähe gesehen hast, was nicht hierhergehört...?« »Was nicht hierhergehört?«, wiederholte das Digimon verständnislos. »Ach, das weiß doch gar nicht, was du meinst. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit«, Taichi verdrehte die Augen und wollte Mimi weiterziehen. Heute schien er wirklich mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein. »Du kannst ja schon mal vorgehen, aber glaub ja nicht, dass wir alle hinterherkommen. Du bist schon längst nicht mehr der Anführer hier«, fauchte Mimi und befreite sich grob aus seinem Griff. Dann lächelte sie das Betamon freundlich an: »Ich meine etwas, dass nicht zur Digiwelt gehört. Einen Bildschirm zum Beispiel.« »Nein, einen Bildschirm habe ich nicht gesehen«, schüttelte das Digimon den Kopf. Mimi machte ein enttäuschtes Gesicht und Taichichi grinste überheblich. Seine Schwester konnte ihn neben sich »Ich habe es doch gesagt, aber auf mich hört mal wieder keiner!« murmeln hören. »Aber da hinten steht ein schwarzes Schloss«, meldete sich Betamon zu aller Verwunderung nochmal zu Wort. »Du meinst ein Schloss mit Mauern und Dach. Also so etwas wie eine Burg?«, fragte Hikari nochmal verdutzt, weil sie dachte sie hätte sich verhört. Betamon nickte: »Ich lebe schon länger in dieser Gegend und es steht dort noch nicht allzu lange. Erst seit Digimon spurlos verschwinden und andauernd die Erde bebt. Wir alle glauben, dass alles zusammenhängt, deshalb haben wir beschlossen von dort wegzugehen. Die Dunkelheit breitete sich immer mehr aus.« Das Betamon klang als würde es mit ihnen ein gemütliches Plauschen halten, auch wenn es über beängstigende Dinge sprach. »Meint ihr das Schloss gehört dem dunklen Meister von dem wir schon so viel gehört haben?«, Sora blickte die anderen fragend an. Takeru war es, der ihr antwortete: »Ich befürchte es auch. Vielleicht sollten uns wir das mal anschauen gehen, wenn wir schon mal hier sind.« »Seit wann bestimmst du das denn?«, Daisuke blickte ihn ärgerlich an. »Bitte, lass nicht den nächsten zum Streithahn werden«, dachte Yuna bei sich und konnte sehen, dass Miyako etwas ähnliches befürchtete. »Ach Daisuke-kun«, seufzte Hikari, »wir wissen doch alle, dass du den gleichen Vorschlag machen wolltest.« Ihr Anführer wurde rot. Ob es jetzt deswegen war, dass Hikari Recht hatte oder dafür, dass sie ihn lieblich anblinzelte, konnte man nicht sagen. »Also gut, dann lasst uns gehen bevor wir wieder hier herumdiskutieren«, resignierte Daisuke. In der Beziehung schien er auf einmal völlig anders zu sein als sein Idol. Im Gegensatz zu Taichi, konnte er plötzlich viel leichter Mal anderen das Feld überlassen. Sora fand das ziemlich seltsam und musterte beide Jungen prüfend. Sonst war es immer andersherum gewesen. Taichi hatte sich in letzter Zeit sowieso stark verändert. Zum einen vermutete sie, dass Yamato einer der Gründe war und zum anderen aufgrund von...ja warum eigentlich? Sie warf ihrem besten Freund seit Kindertagen einen Seitenblick zu. Er bemerkte es und erwiderte ihren Blick grimmig. Sie runzelte die Stirn und blickte ihn fragend an. Er wusste, dass sie sich fragte, warum er auf einmal so schlecht gelaunt war und er zuckte bloß mit den Schultern. Anscheinend wusste er selbst es auch nicht genau. »Wollt ihr uns jetzt an eurer stillen Konversation teilhaben lassen oder können wir endlich weitergehen?«, unterbrach Mimis Stimme Soras Gedanken. »Uns bleibt ja nichts anderes übrig. Unser Anführer hat gesprochen«, brummte Taichi und schritt voran. Schnell stolperte Agumon ihm hinterher. Das arme Digimon musste meistens unter Taichis Launen leiden. Zusammen liefen sie in die Richtung, die das Betamon Mimi beschrieben hatte. Das hieß, sie mussten den Wald verlassen und ein Stück durch eine verlassene Steinwüste laufen. Hier schien kein einziges Digimon zu leben und das bereitete ihnen Sorge. »Vielleicht wurden sie alle entführt«, flüsterte Wormon ängstlich. »Ja, das halte ich auch für möglich. Selbst, wenn das ein erschreckender Gedanke ist«, stimmte Takeru ihm zu. Biyomon sah ängstlich zu seiner Partnerin: »Sora, glaubst du das man Armadillomon auch entführt hat?« Alle drehten sich gleichzeitig zu Iori um, der schon lange nichts mehr gesagt hatte. Er presste die Lippen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn das so ist, werde ich Armadillomon auf jeden Fall befreien. Und wenn dieser Herr der Finsternis ihm irgendetwas angetan hat, dann wird er dafür bezahlen«, knurrte er ohne die anderen anzusehen. »Rache war noch nie gut. Egal wie sehr es derjenige auch verdient hat.« »Palmon hat Recht. Bis jetzt sind wir uns ja noch nicht mal sicher, ob wirklich der Herr der Finsternis hinter alledem steckt. Oder was er vorhat. Vielleicht hat sich Armadillomon auch mit den anderen Digimon versteckt«, meinte Hikari und legte dem Jüngsten eine Hand auf die Schulter. Iori nickte, aber überzeugt schien er von ihren Worten nicht zu sein. Als die Felsen immer höher wurden, bemerkten sie, dass es auch immer dunkler wurde und sie mussten aufpassen, wohin sie traten. Bald setzte auch leichter Nieselregen ein und sie fragten sich alle ob es so eine gute Idee gewesen war Hals über Kopf los zu laufen. »Ich habe es in der Digiwelt noch nie regnen sehen«, kommentierte Gatomon und sah besorgt zum Himmel. »Hey, seht ihr das?!«, rief plötzlich Agumon, dass ganz vorne lief und versuchte die Aufmerksamkeit seiner Begleiter zu erregen. Digimon sowie Menschen folgten seinem Fingerzeig und erschauerten. In der Ferne konnte man die Konturen eines großen, dunklen Etwas erkennen, dass auf einem schwarzen Felsen thronte. »Wie ein Märchenschloss sieht das nicht gerade aus«, stellte Daisuke fest. »Ne, eher wie ein dunkler, düsterer Kasten mit Türmen«, Veemon hüpfte auf und ab. »Was habt ihr erwartet? Ein traumhaftes Schloss mit Kutschen und Park?«, spottete Taichi, »der Kerl wird nicht umsonst der Herr der Finsternis genannt.« »Seid ihr sicher, dass wir da reingehen sollten?«, fragte Miyako unsicher und wechselte einen Blick mit ihrem Digimon. Daisuke lächelte sie sanft an: »Du musst nicht, wenn du nicht willst. Du kannst gerne mit Hawkmon, Yuna und Frimon hierbleiben.« Miyako wurde knallrot und flüsterte ein erleichtertes »Danke«, während Yuna gekränkt die Arme verschränkte. Frimon blickte Daisuke böse an: »Soll das etwa heißen, ich darf immer noch nicht kämpfen?« »Ja...also...«, stammelte Daisuke und warf Yuna einen hilflosen Blick zu, als erwartete er sie würde ihm Recht geben. Doch auch sie blickte ihn genauso enttäuscht an. »Frimon hat Recht. Wir wollen beide mit hineingehen. Nur weil wir noch nicht so stark sind, heißt das nicht, dass wir uns seelenruhig hier verstecken, während ihr da drinnen euer Leben aufs Spiel setzt.« Daisuke wollte gerade etwas erwidern, doch Taichi kam ihm zuvor: »Ihr beide bleibt hier und damit basta! Diesmal muss ich Daisuke-kun Recht geben. Der bescheuerte Typ da drinnen wartet doch nur darauf, dass ihr ihm in die Arme lauft. Also ist es wohl logischer, wenn ihr hier draußen bleibt und euch die Zeit mit Spielen oder so vertreibt.« Für einen Moment war es still. So still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Alle hielten die Luft an und beobachten Yunas Gesichtsausdruck, der sich schlagartig veränderte, genauso wie ihre Hautfarbe. Von blau zu pink und schließlich zu Signalrot. Und dann explodierte sie. »Warum behandelst du mich wie ein Kleinkind? Du bist im Moment derjenige, der sich trotzig verhältst, also müsstest du hier warten! Du bist egoistisch, besserwisserisch und ein totaler Diktator! Warum kommandierst du uns immer alle herum? Du hast doch einen Knall!« »Du kennst mich doch gar nicht, also hör auf mich so zu verurteilen! Ich sage nur meine Meinung!«, konterte er in der gleichen Lautstärke. »Du kennst mich und Frimon auch noch gar nicht richtig, du Idot!« »Sag noch einmal Idiot zu mir und...« »Was? Machst du dann das gleiche mit mir wie mit deinem besten Freund?« »Ich schlag keine Mädchen!« »Ach, ein Feigling bist du auch noch! Ich- « Bevor sie ihren Satz beenden konnte, passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Miyako schrie auf, als sich etwas Großes aus dem Himmel schwang und sich Yuna schnappte. Diese hörte wie mehrmals ihr Name gebrüllt wurde und spürte wie sie plötzlich den Boden unter ihren Füßen verlor. Eine Hand griff nach ihrem Knöchel und als sie nach unten blickte, sah sie, dass es Daisuke war. Zusammen mit ihr, schwebte er mit ihr mehrere Meter in der Luft. Was auch immer sie an den Schultern gepackt hatte, verstärkte seinen Griff und sie konnte sehen, dass Frimon in die Luft hüpfte und sich auf das stürzte, was auch immer sie da gefangen hatte. Die anderen unter ihnen wurden immer kleiner. »Daisuke- kun! Lass mich los!« »Nein!«, brüllte er zurück. »Was auch immer mich da gepackt hat, es will nur mich, also sei nicht dämlich! Rette dein Leben!« »Und was wird dann aus dir? Ich lasse meine Freunde nicht im Stich!« »Bitte Daisuke-kun«, flehte sie. Doch bevor sie weiter diskutieren konnten, hörten sie schon zwei bekannte Stimmen. »Daisuke-kun!« »Yuna-chan!« Sie blickten sich um und sahen Nefertimon und Pegasusmon auf sich zu fliegen. »Was wollt ihr denn?«, röhrte eine Stimme und Yuna zuckte zusammen. Es war das Digimon, welches sie gepackt hatte. Er jetzt wagte sie es vorsichtig nach oben zu blinzeln. Es sah aus wie ein riesiger Geier. Mit einem spitzen Schnabel, roten Augen und graue Federn. Wirklich hässlich. Wieder einmal ein Beweis, dass nicht alle Digimon niedlich waren. »Wir können es nicht angreifen. Wir würden die beiden verletzen!«, rief Nefertimon den Personen unten zu. »Schon verstanden!«, brüllte Miyako zurück, »Hawkmon. Armordigitation zu Halsemon!« Halsemon flog jetzt direkt unter ihnen. Daisuke schien zu ahnen, was sie vorhatten. »Wenn ich jetzt sage, dann darfst du dich auf keinen Fall irgendwo festhalten.« »Wie bitte?«, rief sie panisch, aber sie bekam keine Antwort mehr. »Heiliges Band!«, riefen Pegasusmon und Nefertimon im Chor und flogen einmal um das hässliche Digimon herum. Ihr Plan schien aufzugehen, denn vor Überraschung ließ es die Kinder los. Yuna kreischte, doch Daisuke griff einfach nach ihr und zusammen landeten sie auf Halsemons Rücken. Sie atmete vor Erleichterung aus, aber ließ Daisuke nicht los. Sie zitterte immer noch. Halsemon brachte sie sicher zurück auf den Boden. Kaum hatten Yunas Füße den Boden berührt, wurde sie auch schon in eine feste Umarmung gezogen. Vor Aufregung nahm sie es erst gar nicht wahr, bis Taichi ihr etwas zuflüsterte: »Es tut mir leid, was ich eben gesagt habe. Ich habe doch schon oft gesehen, dass du manchmal besser mit Gefahren umgehen kannst als wir selbst. Ich weiß, dass du und Frimon sich noch beweisen müssen. Aber ich hatte einfach nur Angst, dass so etwas wie eben passiert.« Daraufhin sagte sie gar nichts wieder. Immer wieder wurde sie überrascht. Hatte der Junge eigentlich so etwas wie Stimmungsschwankungen? Andauernd schien er seine Meinung zu ändern. Deshalb erwiderte sie erstmal gar nichts, sondern drehte sich zu den beiden Digimon um, die immer noch in der Luft schwebten. »Wo ist es hin?« »Keine Ahnung. Es ist abgestürzt«, es war Takeru der ihr antwortete. Er machte ein sehr angespanntes Gesicht. »Wir können es nicht mehr sehen«, meinte Pegasusmon, »So ein Mist! Dabei müssen wir uns unbedingt vergewissern, dass uns heute nicht mehr angreift«, fluchte Daisuke. Veemon war ebenfalls schon digitiert, genauso wie Wormmon. »Taichi, pass auf Yuna auf und du Iori, halt dich auch zurück. Wir gehen es suchen«, meinte Daisuke und wechselte einen Blick mit Flamedramon. Dann liefen sie in die Richtung, in der sie das Digimon vermuteten. »Was ist das eigentlich für ein Digimon gewesen?«, wandte sich Frimon auf und ab hüpfend an Sora und Biyomon. Doch stattdessen antwortete Iori ihm: »Das Digivice meint es ist ein Alietumon. Ich kann aber keine weiteren Informationen darüber finden.« »Vielleicht ist es wieder eins dieser Urdigimon«, vermutete Sora. Yuna entfernte sich etwas von den anderen vier und lehnte sich gegen einen Felsvorsprung. Taichi blickte besorgt in ihre Richtung, aber er sagte nichts. Sie versuchte ihren Puls wieder einigermaßen zu beruhigen. Alles war so schnell gegangen, dass sie gar nicht gespürt hatte, in was für einer Gefahr sie und Daisuke eben geschwebt hatten. Was wäre gewesen, wenn das Alietumon sie wirklich in die dunkle Burg gebracht hätten? Was wäre mit ihr passiert? Und was noch viel wichtiger war: Was hätte der Herr der Finsternis mit Daisuke gemacht? Sie wollte gar nicht darüber nachdenken. Plötzlich krachte es laut und sie konnte Mimi kreischen hören. Sora brüllte ihren Namen und da sah Yuna wieder den dunklen Schatten, der auf sie zuschoss. Doch diesmal geschah alles in Zeitlupe. Sie hörte ihren lauten Atem und dann plötzlich einen zweiten Herzschlag. Ein kleineren. Sie blickte sich um, doch neben ihr stand niemand. Da begann ihre Herzkette plötzlich zu leuchten und sie spürte wie sie ein warmer Sonnenwind umhüllte. Sie fühlte sich plötzlich glücklich. Und vor allem stark. Aus der Kette schoss ein Strahl, der noch heller war als den, den sie in der Stadt des Anfangs gesehen hatte, und traf das geschockte Frimon. Beide blickten sich einen Moment an und die Zeit schien still zu stehen. Ihre Herzen schlugen in einem Rhythmus und ihre Gedanken waren Frimons und seine Gedanken waren Yunas. Und dann veränderte ihr Digimon ein weiteres Mal die Gestalt. Und dann schien die Zeit wieder zurückzukehren. Ein Brüllen war zu vernehmen und sie wurde mit solcher Wucht zur Seite geworfen, dass sie auf den harten Boden krachte. Erst als sich ein Gewicht von ihr hob, konnte sie sich aufrichten. Sofort griffen mehrere Hände nach ihr und zerrten sie zurück auf die Beine. Sie taumelte etwas und Sora legte stützend den Arm um sie. »Geht es dir gut, Yuna-chan?«, fragte sie besorgt. Die Brünette nickte und drehte ihren Kopf dann so, dass sie hinter sich sehen konnte. Nur einige Schritte von ihnen entfernt, schwebte Alietumon und wirkte ziemlich wütend. Seine Augen fixierten das andere Digimon, welches sich schützend vor Sora und Yuna positioniert hatte. »Leormon«, dieses Mal musste ihr niemand sagen, wie das nächste Level von Frimon hieß. Der Name klang so vertraut, als kannte sie ihn schon ihr ganzes Leben. »Goldregen!«, knurrte es seine erste Attacke und ein goldener Funkenregen prasselten dem überraschten Alietumon entgegen. Die Attacke war nicht stark und doch brachte sie das Alietumon aus der Fassung. Es kreischte und schwang sich etwas in Lüfte. Gerade in diesem Moment kamen die anderen Digimon Leormon zur Hilfe. Zusammen schafften sie es in die Enge zu treiben und nach einer letzten gemeinsamen Attacke, verschwand es spurlos zwischen den Wolken. So als wäre es nie da gewesen. Yuna schluchzte auf. Einerseits vor Erleichterung, andererseits, weil sie wusste, dass dieses böse Digimon jederzeit wiederkommen könnte. Nun konnte Yuna ihren Tränen nicht mehr zurückhalten. »Schon gut, mir ging es nach meinem ersten Kampf auch so«, diesmal war es Mimi, die ihr beruhigend einen Arm um die Schulter schlang. Dankbar vergrub Yuna ihr Gesicht in der Bluse der Älteren und schluchzte. Sie zitterte so sehr, dass sie kaum klar denken konnte. Da jetzt auch noch die Spannung von ihr abfiel, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Die anderen schwiegen nur betreten. Sie alle wussten, dass es auch für sie nie einfach gewesen war, ihr Digimon den ersten Kampf kämpfen zu lassen. »Yuna?« Das Mädchen war überrascht über Leormons Stimme. Sie war auf einmal viel ernst und besorgter als vorher, so als hätte es plötzlich jegliche Naivität verloren. »Oh Leormon, ich freue mich so, dass du digitiert bist«, schluchzte Yuna und fiel ihrem Digimon um den Hals. Sofort wurde sie etwas ruhiger. Leormon strahlte eine so einen Trost und eine Wärme aus, dass sie gar nicht anders konnte. »Nein nicht ich bin digitiert. Wir sind es. Hast du es nicht gespürt? Diese Verbundenheit? Als ob wir plötzlich eins wären? Es war, als würden unsere Herzen im gleichen Takt schlagen«, erklärte das Digimon und sah sie aus seinen blauen, treuen Augen an. Yuna nickte eifrig und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Dann hatte sie sich das also doch nicht eingebildet. Für einen kurzen Moment waren Leormon und sie sich näher gewesen als jemals zuvor. »Und was machen wir jetzt? Der Herrscher der Finsternis weiß doch sicher schon längst, dass wir auf dem Weg zu ihm sind. Außerdem könnte dieses Alietumon oder andere böse Digimon jederzeit zurückkommen«, durchbrach Sora nach einiger Zeit die Stille. Hikari nickte zustimmend: »Wir haben genau zwei Möglichkeiten. Entweder wir sehen zu, dass wir hier schnell wegkommen oder wir stellen uns ihnen.« »Ich bin auf jeden Fall fürs Zweite«, kam es von Daisuke wie aus der Pistole geschossen. »Das hatten wir doch sowieso vor, oder?«, gab Takeru ihm das erste Mal Recht und auch Iori nickte zustimmend. Taichi, Mimi und Sora wechselten einen Blick. Sie schienen sich unsicher zu sein. »Also, macht es euch was aus, wenn ich mit Miyako-chan hier warte?«, fragte Mimi kleinlaut. »Wir gehen mit, oder Agumon?« »Klar, Taichi!«, das Drachendigimon nickte. »Was meinst du Biomon?«, Sora drehte sich fragend um, doch ihr Digimon hatte sich schon längst entschieden: »Aber Sora, du weißt doch, dass ich immer bereit bin mit dir zu kämpfen.« »Ich halte das für keine gute Idee«, äußerte sich Ken und alle bis auf Yuna blickten ihn erstaunt an, »wir sollten vor erst unsere Möglichkeiten abwägen und so viel wie möglich über diesen Herrscher herausfinden. Ich traue ihm irgendwie nicht und wir brauchen wirklich alle Digiritter. Genauso wie einen Plan.« »Aber Ken«, Daisuke starrte seinen Freund einfach nur an. Ohne ihn würde er nur halb so stark sein, dass wusste er. Wenn Ken sich weigerte mit zu gehen, würde ein wichtiger Teil von ihnen fehlen. Und sein Freund schien gegen ihren Plan zu sein. Warum auch immer. Daisuke überlegte, ob er vielleicht Angst vor der Dunkelheit hatte. Angst, selbst wieder von ihr umhüllt zu werden. »Und was ist mit dir, Yuna-chan?«, fragte Hikari und blickte ihr neustes Mitglied an. Die anderen folgten gespannt ihrem Blick. Immerhin war ihr Urteil am wichtigsten. Sie war Hauptakteur in dieser Sache. Der Herr der Finsternis hatte es schließlich auf sie abgesehen. Yuna biss sich auf die Unterlippe und begegnete Leormons ruhigen Augen. Sie wusste, dass es sie unterstützen würde für was auch immer sie sich entscheiden würde. Das machte ihr Mut. Sie schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Dann öffnete sie ihre Augen wieder und schüttelte bedauernd ihren Kopf: »Ich muss Ken Recht geben. Es bringt nichts, wenn wir uns heute noch unnötig in Gefahr begeben. Ich weiß, dass ich nach Leormons Digitation stärker als jemals zuvor sein wollte, aber ich fühle mich noch nicht bereit dafür dem Herrn der Finsternis die Stirn zu bieten. Wir wissen nicht mit wem wir es dort zu tun haben und ich finde ein Kampf für heute reicht. Unsere Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen. Wer weiß, wie klein der Zeitunterschied zwischen hier und der realen Welt bereits ist.« »Aus dir spricht die Weisheit, mein Kind!« Sie alle zuckten zusammen als sie die männliche Stimme hinter sich hörten und wirbelten herum. »Sensei?!«, kam es überrascht im Chor. © ぁキ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)