MICHI von Sunrisepainter (Geh deinen Weg) ================================================================================ Kapitel 7: Schwankende Welt --------------------------- KAPITEL 7Schwankende Welt »Oh Palmon, ich habe dich so vermisst!« So ging es nun schon seit fünf Minuten. Mimi wollte ihr Digimon gar nicht mehr loslassen. Die anderen hatte ihnen eine ganze Weile bei ihrer Wiedersehenszeremonie zu gesehen, doch jetzt setzten sie sich alle im Kreis auf den Boden und besprachen, wohin sie als nächstes gehen wollten. »Ich schlage uns vor, dass wir uns erstmal ein bisschen im Wald umsehen und zwar dort, wo Takeru und ich diese seltsamen Bilder gesehen haben«, machte Sora den Anfang und sah in die Runde. »Aber bist du sicher, dass wir das an derselben Stelle noch einmal erleben? Nachdem, was ich gehört habe, treten diese Phänomene an den unterschiedlichsten Stellen auf«, gab Tentomon zu bedenken. »Aber wo sollen wir sonst hin?«, fragte Hikari, »wir haben keinerlei Anhaltspunkte.« »Ich bin dafür, dass wir in die Wüste gehen«, ließ sich Iori nun leise vernehmen. »Wieso ausgerechnet dorthin?«, fragte Takeru überrascht. Der Jüngere senkte den Blick. »Weil Armadillomon dort immer gerne war«, murmelte Iori und wurde rot. Yuna hatte fast vergessen, dass er neben ihr im Moment ebenfalls keinen Digimonpartner hatte. Die anderen sahen sich verlegen an. Keiner von ihnen hatte wirklich Lust durch die Hitze zu wandern, aber sie wollten ihren Freund auch nicht im Stich lassen. »Also gut, dann gehen wir eben Armadillomon suchen«, beschloss Hikari. Sie konnte es nicht ertragen, wenn ein anderer traurig war. »Ich bin immer noch dafür, dass wir in den Wald gehen«, meinte Sora hingegen. Die anderen sahen zwischen den beiden hin und her und schließlich war es Daisuke, der zum Erstaunen aller eine Antwort wusste: »Dann bleibt uns wohl wieder mal nichts anderes übrig als uns aufzuteilen. Ein Team wären dann schon mal Iori und Hikari. Ich schlage vor, dass Mimi und Takeru ebenfalls mit in die Wüste gehen. Wir anderen versuchen im Wald herauszufinden, ob wieder etwas passiert ist.« »Wow, Daisuke!«, Takeru grinste, »seit wann denkst du so sachlich?« »Und seit wann lässt du dir die Chance entgehen mit Hikari zu gehen?«, setzte Veemon noch einen drauf. Der Junge mit der Pilotenbrille warf seinem Digimonfreund einen bitterbösen Blick zu, aber dann kratzte sich verlegen am Hinterkopf und wurde etwas rot um die Nase. »Ich schätze mal er ist erwachsen geworden«, Sora zwinkerte ihm vergnügt zu. Daisuke Brust schwoll vor Stolz an. Er hatte noch nie darüber nachgedacht, dass er sich möglicherweise verändert haben könnte. »Also ist jeder mit der Aufteilung einverstanden?«, lenkte Ken ein. Alle nickten. »Ich glaube hier war es«, Gabumon legte seinen Kopf schief. Sora jedoch versprach ihm: »Nein, es war weiter dort drüben.« »Könnt ihr euch vielleicht mal entscheiden«, seufzte Miyako. Sie waren jetzt schon seit zehn Minuten durch den Wald gelaufen und weder Sora noch Gabumon hatten eine Ahnung davon, wo sie damals dieses komische Phänomen beobachtet hatten. »Vielleicht sollten wir einfach eine Münze werfen«, murmelte Daisuke und brachte damit Wormon und Miyako zum Kichern. Ken schmunzelte bloß und schüttelte den Kopf. Länger konnte er die Diskussion nicht mehr ertragen. »Aber Sora, denk doch nochmal genau nach«, Biyomon flatterte wild auf und ab. »Na ja«, Gabumon kratzte sich am Kopf, »es könnte natürlich auch ganz wo anders gewesen sein.« Die anderen stöhnten. »Hey, einen Moment«, meinte Sora langsam, »sind wir an diesem Stein nicht auch vorbeigekommen, Gabumon?« »Kann sein«, meinte das Digimon bloß. »Nein, nein, ich bin mir ganz sicher. Wir sind hier rechts abgebogen und dann hat Patamon uns auf die Spiegelung aufmerksam gemacht«, erklärte das Mädchen aufgeregt, »dort war die Odaiba High. Ich bin mir ganz sicher.« Sie deutete gen Himmel. Daisuke kniff die Augen zusammen, doch er konnte nichts erkennen. »Aber da ist nichts!«, meinte Veemon laut. »Das hat nichts zu bedeuten. Diese Geräusche und Bilder kommen und verschwinden, sodass man schlecht sagen kann, wo sie als nächstes auftauchen werden«, meinte Lunamon. »Wie sollen wir dann je herausfinden, was dahintersteckt?«, jammerte Miyako und ließ den Kopf hängen. »Ich wette, da steckt ein böses Digimon dahinter«, meinte Ken nachdenklich. »Ja, daran habe ich auch schon gedacht«, Daisuke legte sich einen Finger ans Kinn, »doch ich frage mich welches und was es damit bewirken möchte. Ich wette, das Erdbeben in der Wüste hängt auch damit zusammen, oder Yuna-chan?« Er drehte sich um und stellte fest, dass sie nicht mehr da war. »Na nu? Wo ist sie denn?«, er blickte sich nach allen Seiten um. Miyako zuckte unbeteiligt mit den Schultern, während Ken ein besorgtes Gesicht machte. »Eben war sie noch direkt hinter mir«, piepste Lunamon aufgeregt. »Yuna-chan?«, rief Sora und machte ein paar Schritte vorwärts. Auch die anderen begannen den Namen der Vermissten zu rufen, doch niemand antwortete. »Mist, sie wird sich doch wohl nicht verlaufen haben!«, fluchte Daisuke nervös. »Aquilamon und ich könnten mal von oben gucken«, schlug Miyako etwas widerstrebend vor. »Gute Idee«, stimmte Sora ihr zu. »Hawkmon digitiert zu...« »Hä?«, Miyako blinzelte ein Paar mal mit den Augen, »warum passiert denn nichts?« »Ich weiß es nicht, aber ich habe nicht genug Energie«, meinte Hawkmon und versuchte es gleich noch einmal, doch wieder scheiterte es. »Warum funktionierst du nicht?«, wütend schlug Miyako gegen ihr Digivice. »Vielleicht ist es kaputt«, vermutete ihr Digimon. »Das ist unmöglich«, widersprach Sora, »ein Digivice kann keinen technischen Defekt haben. Es sei denn, es wurde brutal zerstört. Und Miyako-chans weist immerhin nicht den geringsten Kratzer auf.« »Los, Veemon versuch du mal zu digitieren«, Daisuke ballte die Hände zu Fäusten. Das kleine, blaue Digimon nickte entschlossen. »Veemon digitiert zu...« »Verdammt, was ist denn hier los?« »Tut mir leid, Daisuke.« »Das ist sicher nicht deine Schuld, Veemon. Ich könnte mir vorstellen, dass hier irgendwo in der Nähe etwas sein muss, dass euch die Energie zum Digitieren nimmt. So etwas ähnliches wie schwarze Türme«, Ken presste fest die Lippen aufeinander. Er war so froh gewesen, dass er endlich mit der Vergangenheit abgeschlossen hatte und deshalb wollte er nicht, dass sich so etwas ähnliches wiederholte. »Und wie sollen wir jetzt Yuna-chan finden?«, fragte Daisuke aufgebracht. »Oh wie toll! Ein böses Digimon treibt sein Unwesen, wobei es uns jederzeit angreifen könnte und unsere Digimon können nicht mal digitieren. Wir haben echt ernsthafte Probleme und du denkst nur daran einem Mädchen mit Koordinationsdefiziten hinterher zu rennen?«, fauchte Miyako und funkelte ihn an. »Du hast sie ja nicht mehr alle! Wir können sie doch nicht alleine im Wald herumirren lassen. Wie egoistisch bist du eigentlich?«, gab ihr Anführer genauso wütend zurück. »Du bist der Egoist!« »Und du eine Zicke!« »He Leute, jetzt reicht es aber«, Ken schob sich ärgerlich zwischen die beiden, »ich muss Daisuke vollkommen recht geben. Wir müssen Hayashi-san so schnell wie möglich finden, aber streiten ist auch keine Lösung.« »Pah!«, beleidigt drehte sich Miyako um und stampfte davon. Hawkmon flatterte ihr schnell hinterher. »He, wo willst du denn hin?«, rief Sora ihr hinterher. »Weg von diesem Idioten!« »Wenn wir uns jetzt trennen, könnte das gefährlich werden«, warnte Gabumon sie. Doch Miyako hörte nicht mehr zu. Sie war viel zu sauer auf Daisuke und achtete nicht mal auf Hawkmon, welches die ganze Zeit auf sie einredete. »Und was jetzt?«, fragte Wormon bestürzt als Miyako und Hawkmon verschwunden waren. Sora zuckte mutlos mit den Schultern und Ken rieb sich die Stirn. Auch er wusste keinen Rat mehr. Daisuke hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und seufzte: »Ich glaube Miyako-chan muss erstmal wieder runterkommen. Soll sie doch machen was sie will! Ich geh jetzt jedenfalls erstmal Yuna -chan suchen.« »Gut, dann kommen wir mit«, erklärte Biyomon. Sora und Ken nickten. »Und wo ist denn Lunamon jetzt hin?«, fragte Veemon. »Wahrscheinlich ist es bereits auf der Suche nach Hayashi-san«, meinte Ken. »Hoffentlich läuft es bei den anderen besser, als bei uns«, seufzte Sora. Sie wusste schon jetzt, dass das Ganze in einer Katastrophe enden würde. Wenn sich die Digiritter aufsplitteten, hieß das meistens nichts Gutes. Eigentlich war sie nur einen Moment stehen geblieben, um eine Verschnaufpause zu machen. Ihr Fuß hatte wieder etwas gepocht vor Schmerz, deswegen hatte sie sich gegen einen Baum gelehnt und für einen Moment die Augen geschlossen. Doch als sie sie wieder geöffnet hatte, waren die anderen plötzlich verschwunden. Sie war in alle Richtungen gelaufen und hatte ihre Namen gerufen, doch niemand antwortete ihr. Dabei waren das weiße Lunamon und Soras roter Haarschopf doch immerhin kaum zu übersehen. Dann hatte ihr Fuß plötzlich so sehr geschmerzt, dass sie sich auf einen flachen Stein hatte setzten müssen. Leider hatte sich der Stein als ein unbekanntes Digimon herausgestellt, welches ziemlich sauer über das Gewicht der Fremden auf seinem Rücken geworden war. Yuna hatte sich noch im letzten Moment in eine kleine Höhle verkriechen können. Jetzt hockte sie in der Dunkelheit und lauschte ihren eigenen unregelmäßigen Atemzügen. Ihre Hände tasteten nach der kalten Steinwand und sie bewegte sich langsam daran vorwärts. Sie hatte nicht vor noch tiefer in die Höhle zu laufen, deshalb kauerte sie sich auf den Boden und wartete. Sie hörte wie das Digimon draußen ein Grunzen von sich gab und etwas murmelte. Dann war es verschwunden und Yuna atmete erleichtert aus. Zur Sicherheit blieb sie aber noch etwas länger in der Höhle. Vielleicht würde das Digimon nochmal zurückkehren. Sie zuckte zusammen als sie Schritte und eine Stimme hörte. »Aber du kannst doch nicht einfach gehen.« »Und ob ich das kann! Die werden schon sehen, was sie davon haben!« Es waren also zwei Stimmen und die zweite konnte Yuna, als die von Miyako identifizieren. Sie wollte gerade erleichtert aus ihrem Versteck kriechen, da hörte sie ihren Namen fallen. »Du kannst Yuna Hayashi wirklich nicht leiden, oder?«, fragte die erste Stimme behutsam (es musste sich um Hawkmon handeln). »Und wenn schon! Mir glaubt sowieso keiner. Ich habe von Anfang an gesagt, dass seine eine Verräterin ist, aber sie wollten mir nicht glauben. Besonders Daisuke«, spuckte sie wütend aus, »dabei ist es doch so offensichtlich, dass sie uns in eine Falle locken will. Sie möchte doch nur, dass wir sie suchen und dann greift sie uns an. So etwas Hinterhältiges!« »Aber warum bist du dir so sicher?«, Hawkmon flatterte geräuschvoll mit den Flügeln. »Als Mädchen spürt man so etwas einfach.« »Aber-« »Sag nichts. Sora und Hikari lassen sich doch auch von ihrem süßen Getue einwickeln. Man, ich scheine hier wirklich die einzige zu sein, die noch bei Verstand ist.« Yuna konnte nicht glauben, was Miyako eben gesagt hatte. Sie hatte schon immer gewusst, dass das aufgedrehte Mädchen mit den lila Haaren sie nicht leiden konnte, aber dass Miyako sie sogar für eine Verräterin hielt, machte Yuna wütend und traurig zu gleich. »Weißt du, wo wir jetzt entlanggehen sollen?«, fragte Miyako nachdenklich ihr Digimon. »Zurück vielleicht?« »Bestimmt nicht. Sollen sie doch sehen wie sie ohne mich zurechtkommen!« Kaum hatte Miyako diesen Satz ausgesprochen, begann auf einmal die Erde zu Beben. Blätter und Tannennadeln rieselten auf die Erde und die alten Bäume begannen unheilvoll zu knartschen. Erschrocken warf sich Yuna in ihrem Versteck auf den Boden. Sie konnte das andere Mädchen kreischen hören. Ängstlich presste sie ihr Gesicht auf den Boden und hoffte, dass es bald vorbei war. Das Geröll vibrierte und Hawkmon schien Miyakos Namen zu rufen. Da draußen schien irgendetwas zu sein, was ihnen Angst machte. Yuna vergaß das Erdbeben und stürzte aus der Höhle. Nur mühsam kam sie vorwärts und purzelte mehr als das sie lief. Erschrocken wich sie einem großen Ast aus und wirbelte dann herum. Vielleicht fünfzig Schritte von ihr entfernt kauerte Miyako auf dem Boden. Yuna konnte bloß erkennen, dass sie ihre Hände über den Kopf gelegt hatte. Von Hawkmon fehlte jede Spur. »MIYAKO-CHAN!«, brüllte Yuna so laut sie konnte. Das andere Mädchen hob den Kopf und sah sich ängstlich um. Yuna stürzte auf sie zu und warf sich neben ihr auf den Bauch. »Ist alles in Ordnung?« »Ja. Was passiert hier?« So ängstlich hatte Yuna sie bisher noch nie erlebt. »Ich habe keine Ahnung, aber wir müssen schnell hier weg« Yuna versuchte ruhig zu bleiben. Miyako nickte. Die beiden Mädchen sprangen auf und liefen los. Sie waren kaum drei Meter gerannt, da wurde das Vibrieren des Bodens noch stärker. Feine Risse bildeten sich an der Oberfläche. Blätter wirbelten ihnen ins Gesicht und die beiden klammerten sich ängstlich aneinander. Jetzt hatte sich auch Yuna nicht mehr unter Kontrolle. Sie konnte sich schon denken, was als nächstes passieren würde. Es krachte laut und Felsbrocken und Erde flogen um sie herum. Sie versteckten sich hinter einem breiteren Baumstamm. Dort harrten sie aus bis das Beben endete. »Ist es vorbei?«, flüsterte Miyako. »Das Erdbeben bestimmt«, Yuna zerbiss sich die Unterlippe und versenkte ihre Fingernägel in der Baumrinde. Auch wenn sie bereits wusste, was sie ungefähr erwartete, spähte sie um den Baumstamm herum. Miyako linste über ihre Schulter. »Oh mein Gott!«, hauchte sie und schlug sich die Hand vor den Mund. Yuna wurde schwindelig. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und wäre wahrscheinlich umgefallen, hätte der Baum sie nicht gestützt. Mitten aus dem großen Loch im Boden des Waldes, kroch ein riesiges Lebewesen. Es hatte mindestens einen Durchmesser von drei Metern und bestand aus vielen breiten schwarzen Segmenten, die aussahen als wären sie aus Stahl. Wie ein Wurm kroch es aus dem Loch und machte alles platt, dass ihn in dem Weg kam. »Hast du das Vieh schon mal gesehen?«, flüsterte Yuna über ihre Schulter. Miyako schüttelte den Kopf. Sie war blass im Gesicht. Ihre Stimme zitterte: »Aber es muss auch ein Digimon sein.« »Los, wir müssen den anderen Bescheid sagen«, Yuna packte ihre Hand, doch Miyako bewegte sich nicht vom Fleck. »Hawkmon.« Mehr brauchte sie nicht zu sagen und Yuna verstand. »Es wurde von einem Baum begraben «, eine Träne rollte über Miyakos Gesicht, »ich muss es befreien.« Bevor Yuna sie zurückhalten konnte, war Miyako davon gestürmt. Yuna blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen. Der gigantische Riesenwurm schien sie erst nicht zu bemerken. Jetzt, wo er vollständig aus dem Loch gekrochen war, konnte man erkennen, dass er mindestens zehn Meter lang war. Sie schluckte und hockte sich so lautlos wie möglich neben Miyako, die bereits dabei war das bewusstlose Hawkmon zwischen Ästen und Blättern hervor zu ziehen. »Hawkmon«, wisperte sie mit Tränen erstickter Stimme und strich ihrem Digimon liebevoll über den Schnabel. Da beschlich Yuna auf einmal das seltsame Gefühl, dass etwas hinter ihnen war. Langsam drehte sie um und ihre Augen weitete sich vor Schreck: »MIYAKO-CHAN! ACHTUNG!« Sie machte einen Satz nach vorne und riss Miyako samt Hawkmon zur Seite, sodass sie auf ihnen lag. Keinen Moment zu früh, dann da war schon ein lautes Krachen zu hören. Der Riesenwurm hatte sie angreifen wollen. Stattdessen prallte seine Attacke ins Unterholz. »Warum greift es uns an?!«, kreischte Miyako und klammerte ihr Digimon zwischen ihre Arme. Yuna antwortete nicht, sondern sprang wieder auf und stellte sich schützend vor die beiden anderen. Plötzlich kam es ihr sofort als hätte es das Digimon wieder nur auf sie abgesehen. Vielleicht irrte sie sich auch, aber sein Interesse an Miyako und Hawkmon schien sich wirklich in Grenzen zu halten. »Was willst du von mir?«, zischte sie mit zitternder Stimme und ballte die Hände zu Fäusten. Ängstlich starrte das andere Mädchen zu ihr hoch, doch Yunas Blick war mit dem des Ungetüms verhakt. »Ich bin hier um dich mitzunehmen«, die Stimme des Digimons war nur ein Wispern, aber ließ ihr die Nackenhaare zu Berge stehen. »Wohin?« Sie wollte es eigentlich gar nicht wissen. »Zu unserem Meister. Dem zukünftigen Herrscher aller Welten.« »Wer soll das sein?«, Miyako hatte endlich ihre Sprach wiedergefunden. Ihre Stimme war mindestens zehn Oktaven höher als gewöhnlich. Der Riesenwurm antworte ihr nicht. Er schien von ihr noch nicht mal Notiz zu nehmen. »Ich habe den Auftrag dich nicht zu töten, also folge mir freiwillig und dir wird nichts geschehen.« Yuna wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum jemand daran interessiert war sie gefangen zu nehmen oder was man von ihr wollte. Sie warf einen nachdenklichen Blick auf Miyako, die genauso wenig zu verstehen schien wie sie selbst. »Also gut, ich komme mit zu diesem Meister, aber nur wenn du mir versprichst meine Freunde in Ruhe zu lassen.« »Yuna, du willst doch nicht...«, murmelte Miyako und wurde ganz blass um die Nase. Yuna blickte sie nicht an. Sie hatte nur einen Gedanken im Kopf: Miyako und die anderen sollten in Sicherheit sein. »Lass gefälligst deinen schleimigen Körper von ihnen!«, rief da eine Stimme, die die beiden Mädchen auf Anhieb erkannten. Zwischen den Bäumen traten Daisuke, Veemon, Ken, Wormon und Lunamon hervor. Ersteres stürmte dabei vorne weg und baute sich vor dem unbekannten Digimon auf. »Das ist ja ein Sidmon«, meinte Lunamon überrascht. »Was hat das zu bedeuten?«, piepste Wormon. »Sidmons sind Urdigimon, die eigentlich gar mehr existieren. Dieses hier scheint das letzte ihrer Art zu sein«, erklärte das weiße Digimon. »Ganz egal, was für ein Teil das ist. Es wird heute weder jemanden angreifen, noch irgendwo hinschleppen!«, stieß Daisuke wütend aus und stürzte hinüber zu den beiden Mädchen. »Alles in Ordnung?«, er beugte sich besorgt zu Miyako hinunter. Diese nickte, jedoch ohne ihn anzusehen. »Hör zu, es mag vielleicht nicht der richtige Moment sein«, meinte er mit leiser Stimme, »aber es tut mir wirklich leid.« Sie sah überrascht zu ihm auf. Es war noch nie vorgekommen, dass er sich bei ihr entschuldigt hatte. »Könntet ihr das vielleicht später ausdiskutieren«, Veemon hüpfte ungeduldig von einem Bein aufs andere. »Ach ja, hätte ich fast vergessen«, David grinste und zog sein Digivice aus der Hosentasche, »Digiarmorei der Freundschaft erstrahle!« Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass Yuna ein Digimon auf ein höheres Level digitieren sah und sie wäre wirklich fasziniert gewesen, hätten sie nicht alle gerade in Gefahr geschwebt. »Veemon, Armordigitation zu Raidramon, Sturm der Freundschaft.« Nun war Miyako baff: »Ihr könnt wieder Armordigitationen durchführen?« »Wir haben es einfach ausprobiert und es hat geklappt «, meinte Daisuke und so etwas wie Genugtuung lag in seiner Stimme. Das Sidmon lachte: »Glaubt ihr wirklich so ein mickriges Digimon wird mich von meinem Auftrag abhalten?« »Er ist nicht alleine!«, plötzlich waren auch Takeru und Hikari neben Daisuke aufgetaucht und streckten ihre Digivices in die Höhe. »Digiarmorei der Hoffnung erstrahle!« »Digiarmorei des Lichts erstrahle!« »Patamon! Armordigitation zu Pegasusmon!« »Gatomon! Armordigitation zu Nefertimon!« »Himmelschuss!« »Heiliger Strahl!« »Blauer Donnerschlag!« Die Attacken der drei Armordigimon prasselte unvorbereitet auf das Sidmon nieder. Doch dieses schien recht unbeeindruckt davon zu sein. »Wieso zeigt es keine Anzeichen von Schwäche?«, wunderte sich Takeru, der auf Pegasusmons Rücken saß. »Es ist ein Urdigimon auf dem Megalevel. Es hat viel Power«, meinte Lunamon besorgt. »Wenn ich doch nur auch digitieren könnte«, seufzte Wormon. Ken machte ein schuldiges Gesicht. Er machte sich immer noch furchtbare Vorwürfe, dass er durch sein Verhalten als Digimonkaiser nie die Chance auf ein Digiarmorei gehabt hatte. »Sie werden es doch trotzdem schaffen, oder?«, Miyako biss sich auf der Unterlippe herum und warf immer wieder nervöse Blicke auf das Kampfgeschehen. Yuna konnte sehen, dass sie auch gerne geholfen hätte. Sie konnte sich vorstellen, was in Miyakos und Kens Inneren vor sich ging. Dieses Bedürfnis unbedingt etwas tun zu müssen, aber nicht zu können, war schrecklich. »Heiliges Band«, Nefertimon und Pegasusmon versuchten es nun gemeinsam, doch das Sidmon lachte nur wieder. Die Digiritter wussten nicht, was sie noch tun sollten. Die Digimon waren noch immer zu schwach, um so ein großes Digimon bekämpfen zu können. Plötzlich begann die Luft um sie herum zu flimmern. Es wie an einem heißen Sommertag, an dem die Luft zu vibrieren schien. Yuna wurde auf einmal ganz schummerig und ihr Kopf pochte. Das Sidmon gab einen schmerzvollen Laut von sich. »Ich bin unterwegs, Meister!«, stieß es aus. Yuna konnte nicht mehr erkennen, was um sie herum geschah, doch die Erde begann wieder zu beben. Das letzte was sie spürte, war es weiches an ihrer Wange, dann wurde alles schwarz um sie herum. © ぁキ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)