MICHI von Sunrisepainter (Geh deinen Weg) ================================================================================ Kapitel 3: Weit weit weg ------------------------ KAPITEL 3: Weit weit weg »Hast du alles verstanden?«, Koshiro blickte sie fragend an. Yuna nickte. Sie waren mittlerweile nur noch zu fünft in Koshiros Zimmer. Yuna hatte nicht schlecht gestaunt, als diese Miyako ihr Digivice (so hatte sie es jedenfalls genannt) in die Höhe gehalten hatte und sich darin am Computer ein Bildschirm öffnete. Die, die direkt davorgestanden hatten, wurden regelrecht davon verschluckt, so als würden sie im Inneren des Bildschirms verschwinden. Hikari hatte jedoch Yuna vorher zwischen sich und ihren Bruder geschoben, damit sie nicht auch vom Sog erfasst wurde. Da sie nicht viel Zeit hatten, aber das neue Mädchen nicht ahnungslos in die Digiwelt geschickt werden sollte, hatten sich die Geschwister erbarmt und versprochen mit ihr später nachzukommen, während die anderen schon begannen ihre Digimon zu suchen, »Vielleicht sind sie schneller zurück als wir denken. Immerhin vergeht die Zeit in der Digiwelt viel schneller als hier«, Taichi kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Hm«, machte seine Schwester nur. Sie schien über etwas fieberhaft nachzudenken. Auch Yuna hörte nur halb zu. Sie versuchte immer noch zu begreifen, was Koshiro ihr gerade über die Digiwelt erzählt hatte. »Worauf warten wir dann noch? Lasst uns endlich los!«, meinte eine ungeduldige Stimme. Daisuke. Er hatte sich vorhin in einer misslichen Lage befunden: Einerseits konnte er es gar nicht erwarten endlich in die Digiwelt zu kommen, aber andererseits witterte er auch seine Chance ohne Takeru in Hikaris Nähe sein zu können. Kurzerhand hatte er entschieden auch zurückzubleiben, aber langsam bereute er seine Entscheidung. »Wisst ihr denn in welchem Teil der Digiwelt wir landen werden?«, fragte Yuna und sah in die Runde. »Ich habe vor zwei Sekunden eine Mail von Iori bekommen. Sie sind gerade an der östlichen Küste. Dort werde ich euch ebenfalls hinschicken«, erklärte der Koshiro. »Also dann los «, entschlossen stellte sich Tai vor den Computerbildschirm, genau wie es Miyako vorhin getan hatte. Bei ihm sah es genauso albern aus. Doch es war nicht er, der sein Digivice zog, sondern Daisuke. Vor Aufregung hätte er fast fallen gelassen. Hikari verdrehte die Augen in Yunas Richtung. Yuna lächelte schüchtern zurück. Hikari bemerkte auf einmal, dass das andere Mädchen nervös zu sein schien und griff mit einem aufmunternden Lächeln nach ihrer Hand. »Danke«, murmelte Yuna, sodass es nur Hikari hören konnte. »Also dann viel Glück«, hörten sie Koshiro noch rufen, bevor seine Gestalt sich vor ihren Augen auflöste. Sie wurden in den Computer gezogen. Yuna wusste gar nicht wie ihr geschah, da war das Ganze auch schon vorbei. Ihre Reise durch den Bildschirm endete sogar so abrupt, dass es sie von den Füßen riss. Mit einem leisen Aufschrei, strauchelte sie nach vorne und wäre wahrscheinlich einen Abhang hinunter direkt in tiefes Wasser gerauscht, hätten sie nicht zwei Hände im letzten Moment davor bewahrt. Immer noch etwas benommen schielte sie über ihre Schulter und konnte Taichis Gesicht direkt hinter sich erkennen. »Da – Danke!«, stammelte sie. Er grinste sie nur breit an und zwinkerte: »Na, die Landung üben wir wohl noch, wenn du nächstes Mal wieder mitwillst.« Sie wurde rot und bedankte sich noch ein weiteres Mal. »Daisuke- kun! Hikari- chan! Taichi- senpai!«, rief hinter ihnen jemand. Die drei Angesprochenen sahen sich um, und auch Yuna lugte über Tais Schulter. Miyako kam freudestrahlend auf sie zu gelaufen. Neben ihr in der Luft flatterte ein Wesen, das aussah wie ein kleiner Adler. Direkt hinter ihr folgte Iori. Er sah ein bisschen geknickt aus. »Na nu? Was ist denn hier los?«, Miyako blinzelte ein paar Mal und blickte dann Taichi und Yuna misstrauisch an. Da bemerkten die beiden, dass er sie immer noch halb in seinen Arm hielt. Schnell fuhren sie auseinander und blickten in eine andere Richtung. »Wo sind die anderen geblieben?«, Hikari runzelte die Stirn und sah sich suchend um. »Sora und Takeru suchen zusammen mit Gabumon und Patamon im Bambuswald nach weiteren Digimon, während Jyou, Ken, Veemon und Tentomon weiter nach Locomotown gegangen sind«, murmelte der Jüngste. »Was ist denn los, Iori?«, Taichi sah ihn besorgt an. »Ach, er ist bloß ein bisschen geknickt, weil uns niemand sagen konnte, wo Armadillomon geblieben ist.« »Von ihm fehlt jede Spur«, Iori ließ den Kopf hängen und tat den anderen wirklich leid. »Kopf hoch, wir werden ihn einfach gemeinsam suchen. Er wird schon wiederauftauchen und wenn wir die ganze Digiwelt nach ihm absuchen.« Dankbar lächelnd sah Iori zu Taichi hoch. »Ja, aber wenn wir länger hier herumstehen, wird das nie was! Lasst uns endlich los!«, ungeduldig hüpfte Daisuke auf der Stelle. »Du hast Recht. Wir müssen uns auch aufteilen«, meinte Hikari. »Also, ich gehe mit Iori und helfe ihm dabei Armadillomon zu finden«, entschlossen legte der Älteste eine Hand um die Schulter des Jüngsten. Hoffnungsvoll zwinkerte Daisuke in die Richtung seines Schwarmes, doch Miyako kam ihm zuvor. Mit einem hinterlistigen Grinsen hakte sie sich bei Hikari unter und zog sie mit sich: »Los, wir suchen im Wald.« Daisuke warf ihr einen Killerblick zu und verzog dann beleidigt den Mund. Hikari kicherte und tätschelte ihm den Kopf: »Nächstes Mal vielleicht, aber jemand muss doch auf Yuna aufpassen. Und wer könnte dafür besser geeignet sein, als der Stärkste von uns.« Der Honig tropfte geradezu von ihren Lippen und der Junge sprang voll drauf an. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Nase und er streckte die Brust vor. »Aber natürlich, Hikari. Ich werde schon aufpassen, dass der Kleinen nichts passiert.« »Klein?!«, lachte Hikari, »na hör mal, sie ist sogar ein Jahr älter als du, oder?« Yuna nickte zur Bestätigung mit dem Kopf. Sie fühlte sich unwohl, denn sie hatte das Gefühl, dass sie eigentlich niemand außer Hikari dabeihaben wollte. Davis zog den Kopf ein, als hätte er Angst sie würde jeden Moment auf ihn losgehen und meinte in Yunas Richtung: »Sorry, ich wollte dich nicht beleidigen, Yuna- senpai.« Die anderen lachten sich halb kaputt über seine plötzliche Unterwürfigkeit. Selbst über Ioris Gesicht huschte der Anschein seines Lächelns. Er blickte fragend zu Taichi, der ihm wiederum zunickte. Die beiden machten sich also auf die Suche nach Armadillomon. Jedoch konnte Taichi es nicht vermeiden noch einen letzten nachdenklichen Blick auf Yuna zu werfen. Nicht, dass er ihr misstraute, aber er hatte doch ein ungutes Gefühl dabei sie einfach so mit in die Digiwelt genommen zu haben. Was, wenn sie in Gefahr geriet? Würden die Digiritter sie im Notfall beschützen können? »Also, viel Spaß euch beiden. Ich bin sicher Daisuke wird gut auf dich aufpassen«, Hikari winkte zum Abschied. Miyako hingegen war schon vorausgelaufen. Ihr Digimon flatterte lustig neben ihr her. Daisuke starrte ihnen sehnsüchtig hinterher. »Welches Digimon war das?« Erschrocken fuhr er herum. Er hatte vergessen, dass sie immer noch hinter ihm stand. Mit offenem und auch etwas neugierigen Gesichtsausdruck sah sie ihn an. »Hawkmon«, murmelte er und sie nickte, als hätte sie sich das schon gedacht. »Na also dann, bleibt uns ja jetzt nichts anderes übrig als los zu gehen. Ich schlage diese Richtung vor«, er versenkte seine Hände in den Hosentaschen und schlenderte Richtung Süden. Nach wenigen Schritten merkte er, dass sie ihm nicht folgte. »Was ist denn noch?«, genervt wirbelte sie herum. Sie starrte ihn mit einem seltsamen Blick an. »Tut mir leid, dass ich eine Last für euch bin«, sie senkte den Kopf und starrte angestrengt auf den Boden. »Aber...nein...ich...«, meinte er schnell und machte einen Schritt in ihre Richtung. Er hielt den Arm ausgetreckt in der Luft, doch ließ ihn dann resigniert fallen. »Ich habe schon verstanden«, ihr Kopf flog nach oben und sie sah ihm fest in die Augen, »ich kann auch alleine auf mich aufpassen. Geh und suche deine Freunde. Ihr habt doch nicht viel Zeit, wenn ihr WarGreymon davon abhalten wollt ganz Tokio zu zerstören.« Sie wusste, dass sie sich niemals alleine in dieser fremden Welt zu Recht finden würde, aber sie wollte auch niemanden zur Last fallen. Sie würde schon irgendwie einen Weg finden herauszufinden, warum sie auf einmal in diese ganze Sache verwickelt war. Als sie einen Druck auf ihrer Schulter spürte sah sie auf und direkt in Daisukes Gesicht. Sie kannte ihn noch nicht lange, aber sie hatte das Gefühl, dass er selten so ernst blickte wie in diesem Moment: »Ich werde dich nicht alleine lassen. Wir kennen uns noch nicht gut, aber wenn Hikari sagt, dass du in Ordnung bist, dann glaube ich ihr das. Also was hältst du davon, wenn du uns zuerst bei der Suche nach den Digimon hilfst und wir danach dir helfen?« Sie starrte ihn einige Minuten nur nachdenklich an. Es fiel ihr immer schwer Menschen zu vertrauen. »Meinst du das ernst oder sagst du das nur, weil du zu nett bist mir ehrlich zu sagen, dass ich eine Belastung für euch bin?« Sie ballte die Hände zu Fäusten und sah ihn durchdringlich an. Doch er hielt ihrem Blick stand: »Ich meine immer, was ich sage.« Yuna erwiderte seinen Blick einige Sekunden bevor sich ihre Körperhaltung wieder entspannte. Auch nach vielen Jahren konnte sie nicht mehr genau sagen, warum sie in diesem Moment angefangen hatte Daisuke zu mögen. Vielleicht weil er trotz seiner Energie und Lebensfreue, auch eine aufrichtige Seite hatte. Er war ganz anders als sie selbst. Er sagte das, was sie sich nicht zu sagen traute. Er war der Junge mit dem schiefen Grinsen und sie das Mädchen mit dem gesenkten Blick. Wie konnten diese beiden Persönlichkeiten Freunde werden. Aber sie würden es werden. Und in diesem einen Moment war der Grundstein für ihre Freundschaft gelegt wurden, auch wenn die beiden selbst davon noch nichts wussten. Besiegelt wurde das ganze mit einem sympathischen Lächeln, das die beiden austauschten. »Du bist gar nicht so nervig, wie ich im ersten Moment gedacht habe«, murmelte sie und wandte ihren Blick ab. »Danke, du auch nicht.« Sie blickten sich wieder an und begannen dann schallend zu lachen. »Also komm schon. Wir müssen uns beeilen«, meinte Daisuke und rannte voraus. Yuna folgte ihm lachend. Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinander her, bis ihnen urplötzlich ein Digimon vor die Füße sprang. Yuna machte erschrocken einen Satz rückwärts, während Daisuke zu grinsen begann: »Keine Angst. Das ist nur ein Chuumon. Ein mäusenähnliches Digimon im Rookie-Level und ganz harmlos.« Er hatte Recht. Das Digimon sah wirklich aus wie eine hässliche, pinke Maus. Und wirkte auch alles andere als gefährlich. »Hey Süße, heute Abend schon was vor?«, es zwinkerte in ihre Richtung. Daisuke lachte: »Aber es ist ziemlich frech.« »Pah, frech«, schnaubte das Chuumon, »ich bin im Gegensatz zu dir nur charmant!« Yuna kicherte: »Ja, das bist du wirklich. Tut mir leid, aber heute Abend bin ich sicher wieder zurück in meiner Welt.« »Na dann vielleicht beim nächsten Mal«, das Chuumon schien sich nicht so leicht unterkriegen zu lassen. »Aber sag mal, hast du vielleicht eines der Digimon gesehen, die einen menschlichen Partner haben? Byomon, Armadillomon oder zum Beispiel Agumon?«, Davis ging etwas in die Hocke um mit dem verrückten Digimon auf einer Augenhöhe zu sein. »Nö, aber ich frag mal meinen Freund Sukamon. Hey Sukamon, hast du eines der Haustiere gesehen, die hier überall rumlaufen?!« »Haustiere?«, wiederholte Daisuke fassungslos und sah das Digimon ärgerlich an. Chuumon tat so als bemerke es seinen Blick gar nicht und Yuna war viel zu abgelenkt von dem Digimon, dass jetzt um einen Baum herum gehüpft kam. Sie verzog angewidert das Gesicht, denn es sah aus wie ein goldener Kothaufen. »Was ist das denn?«, wisperte sie in Daisukes Richtung, »doch nicht etwa auch ein Digimon, oder?« »Doch. Das ist ein Sukamon. Ein Digimon im Champion- Level. Eher etwas dümmlich, wenn du mich fragst. Warum es ziemlich unbeliebt in der Digiwelt ist, kannst du dir sicher denken.« Yuna nickte nur. »Ach, schon wieder diese Digiritter «, plapperte das Sukamon auch gleich drauf los, als es die Kinder sah, »ich habe erst vor Kurzem dieses Agumon gesehen. Hat seine Schnauze in einen Busch gesteckt und ist dann weitergelaufen.« »Und in welche Richtung?«, fragte Daisuke. »Das«, begann das Digimon und grinste breit, »verrat ich dir erst, wenn die Süße mit mir ausgeht.« »Nicht noch so einer! «, stießen die beiden Menschen aus. »Okay, dann vielleicht nur einen Kuss?«, Sukamon spitzte die Lippen. Yuna verzog angewidert das Gesicht. »Ach komm schon, Süße. Nur ein ganz kleines Küsschen auf die Wange...« »Vergiss es!«, lachte Yuna. »Na gut, dann verrate ich euch auch nicht in welche Richtung das dumme Agumon gelaufen ist«, meinte das Digimon eingeschnappt und das Chuumon nickte zur Bestätigung. »Du mieses...!«, aufgebracht schwenkte Daisuke seine Faust. Er war drauf und dran auf das ekelige Sukamon zu vermöbeln, da ertönte ein Piepsen: »Bitte streitet euch doch nicht!« Etwas Weißes huschte um die Ecke. Etwas, das einem Hasen sehr ähnlichsah, nur dass es längere Ohren hatte und ein halbmondartiges Mal auf der Stirn. »Was ist das für ein Digimon?«, fragte das Mädchen leise. »Ich weiß nicht«, flüsterte Daisuke zurück. Er schien genauso erstaunt zu sein wie sie. »Was mischt du dich denn ein, du feiges Lunamon?«, höhnte das Sukamon. »Ja, das sind unsere Geschäftspartner!«, das Chuumon schwenkte wütend seine kleine Faust. »Bitte, bevor ihr den beiden vertraut kommt mit mir«, das Lunamon wandte sich nun direkt an die Kinder, »ich habe Agumon auch gesehen. Nicht weit weg von hier an einem See. Wenn ihr wollt, kann ich euch hinführen.« »Und was willst du dafür?«, misstrauisch zog Daisuke eine Augenbraue hoch. »Nichts«, mit großen Augen sah da weiße Digimon ihn an. »Das glaub ich dir nicht! Au!« Wütend drehte er sich zu Yuna um, die ihm gerade fest in die Seite gekniffen hatte. »Was soll denn das?« »Sei nicht so unfreundlich«, flüsterte sie, »im Gegensatz zu den anderen beiden will es uns bloß helfen.« »Woher willst du das wissen? Was wenn es eine Falle ist?« »Aber guck es dir doch mal an. Es machte einen ehrlichen Eindruck. Das spürt man doch. Und wer sollte uns schon in eine Falle locken wollen?« Daisuke biss sich auf die Unterlippe. Er wechselte schnell einen Blick zwischen dem Sukamon und dem Lunamon und nickte dann. »Okay, dann zeig uns bitte den Weg.« Das Lunamon lächelte freudig und schwebte voraus. Die Kinder wechselten noch einen Blick und folgten dem kleinen Digimon dann. »Ich hoffe wirklich, du hast Recht und es ist keine Falle«, murmelte Daisuke. Yuna schwieg. Sie wusste nicht viel über die Digiwelt. Sie hatte keine Ahnung, was hier „Gut“ oder „Böse“ war. Aber eines wusste sie: Sie vertraute diesem Lunamon. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass sie diesem Digimon vertrauen konnten. »Ihr werdet noch sehen, was ihr davon habt einem feigen Lunamon zu vertrauen!«, beleidigt verschwand das Sukamon mit dem Chuumon im Wald. © ぁキ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)