MICHI von Sunrisepainter (Geh deinen Weg) ================================================================================ Kapitel 13: Wenn ich dich wiederseh ----------------------------------- KAPITEL 13: Wenn ich dich wiederseh »Und du bist sicher, dass er mitkommt?«, fragte Leormon nun schon mal zum dritten Mal an diesem Morgen und Yuna gab zum dritten Mal die gleiche Antwort: »Ich weiß es nicht. Wir werden es nachher sehen.« »Ich hoffe, er kommt mit«, meinte Leormon und sprang auf Yunas Schreibtisch, um ihr dabei zuzusehen, wie sie ihre Reisetasche packte, »Gabumon würde sich auf jeden Fall wirklich freuen. « Yuna nickte zustimmend. Sie konnte es immer noch nicht fassen, was am Vorabend geschehen war. Würde Yamato wirklich zu den Digirittern zurückkommen? Sie würde es erst glauben, wenn er leibhaftig vor ihnen stand. Doch immerhin hatte sie alles versucht. Sie war ehrlich zu ihm gewesen und sie musste sich auf sein Wort jetzt verlassen. Eine andere Geschichte war, wie Sora und vor allem Taichi auf Yamatos plötzlichen Sinneswandel reagieren würden. Yuna seufzte. »Was hast du?«, besorgt blickte Leormon zu ihr hoch. Yuna lächelte und strich ihrem Digimonpartner liebevoll über den Kopf: »Nichts. Ich hoffe nur, dass alles gut wird.« Leormon schien mit dieser Antwort nicht ganz zufrieden zu sein. Der Gesichtsausdruck des Digimons wirkte nachdenklich: »Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, Yuna-chan. Ich bin dein Digimonpartner und möchte alles mit dir teilen: Deine Ängste, deine Sorgen und deine Freude. Egal, was du tust, ich bin bei dir. Das weißt du doch, oder?« Gerührt blickte Yuna Leormon an: »Du bist der beste Digimonpartner, den ich mir wünschen konnte. Das weißt du auch, oder Leormon?« Das Digimon lief rot an, aber schwellte auch stolz die Brust. Yun warf einen Blick auf ihre Armbanduhr: »Jetzt sollten wir aber wirklich los.« Leormon nickte und sprang in die Reisetasche. Yuna schloss den Reißverschluss, sodass nur der Kopf des Digimons zu sehen war und es wieder aussah, wie ein Stofftier. Zuletzt griff das Mädchen noch nach ihrem Digivice und machte sich auf den Weg zu ihrem Treffpunkt. Außer Jyou mit den Mietwagen, waren auch schon Miyako, Iori, Takeru, Sora, Ken und ein verschlafender Daichi anwesend. Als Miyako Yuna kommen sah, winkte sie ihr neuen freuen fröhlich zu: »Hallo, Yuna-chan. Bist du auch schon so aufgeregt wie ich?«, und um ihre Aufregung zu beweisen, sprang Miyako wild auf und ab. Daisuke neben ihr verdrehte nur die Augen: »Jetzt komm mal wieder runter. Du warst doch bestimmt schon öfters am Meer.« »Aber nicht mit so vielen Leuten«, meinte Miyako, »und dann noch an einem Privatstrand. Ken, du bist echt zu beneiden. Vielen lieben Dank, dass du das möglich gemacht hast“, mit beiden Händen schüttelte sie Ken begeistert die Hände. Der war ein bisschen überfordert mit der Situation und murmelte mit gerötetem Gesicht ein »Keine Ursache«. Daisuke verzog das Gesicht, drängte sich zwischen die beiden und meinte zu Miyako: »Lass den armen Kerl doch in Ruhe. Er mag es nicht angefasst zu werden und vor allen nicht von solchen Mädchen wir dir.« Verärgert stemmte Miyako die Hände and die Hüften und funkelte ihn wütend an: »Was soll das denn heißen?« Lässig verschränkte Daisuke die Hände hinterm Kopf: »Es war genauso gemeint, wie ich es gesagt habe, du hyperaktive Zicke!« »Du elender Idiot! Dich würde ein Mädchen nicht mal anfassen, wenn man ihr Geld dafür bezahlen würde!«, wütend ballte Miyako die Hände zu Fäusten. Eine Ader an Daisukes Stirn begann zu zucken und schon waren die beiden in einen handfesten Streit verstrickt. Ken und Iori versuchten die beiden Streithähne wieder zu beruhigen, aber das war gar nicht so einfach. Jyou verdrehte nur die Augen und sah auf die Uhr: »Wo bleiben bloß die anderen? Wir müssen langsam los. Ich werde nochmal Mimi anrufen«, er zog sein Handy aus der Tasche und verschwand hinter dem Wagen. Yuna wandte sich in der Zwischenzeit an Takeru und Sora: »Wo sind denn eure Digimon?« »Die sind schon im Kofferraum. Er ist groß genug für sie alle«, Takeru lächelte Leormon freundlich an, »wenn du magst, dann kannst du dich auch schon zu ihnen gesellen.« Das Digimon sah fragend zu Yuna, die nickte und ihren Digimonpartner aus der Tasche befreite. »Was ist eigentlich aus gestern geworden?«, fragte Takeru und sah das Mädchen vielsagend an. Yuna wollte ihm gerade von dem Gespräch mit seinem Bruder erzählen als Mimi mit Koushiro im Schlepptau angelaufen kam. »Huhu«, rief Mimi schon vom Weitem, »sorry, dass wir erst auf den letzten Drücker kommen, aber jemand von uns konnte sich nicht von seinem Computer lösen.« »Ich habe doch gesagt, dass ich noch etwas Wichtiges überprüfen musste«, jammerte Koushiro und musste erstmal anhalten und tief durchatmen. Es schien als habe ihn Mimi genötigt schneller zu laufen. »Ach, da seid ihr ja«, Jyou kam wieder hinter dem Wagen hervor, habt ihr zufällig was von den Yagamis gehört? Wir müssen langsam echt los...« Er schien wirklich ungeduldig zu werden, aber die anderen schüttelten nur verneinend die Köpfe. Jyou seufzte: »Dann steigt ihr schon mal ein. Ich warte noch zwei Minuten, dann fahren wir los.« Sofort begann das Gedränge, um die besten Plätze. Am Ende schafften es Iori und Ken sich zwischen die beiden Streithähne Miyako und Daisuke zu setzten. »Was ist los, Yuna-chan? Willst du nicht auch einsteigen?«, fragte Sora, als nur noch die beiden Mädchen und Jyou draußen standen. Yuna wusste nicht, was sie antworten sollte. Ihre Hoffnungen schwanden immer mehr, dass Yamato noch kommen würde. Sie hätte den anderen gerne davon erzählt, aber was, wenn sie bei ihnen ebenfalls Hoffnungen entfachte und sie alle am Ende enttäuscht wurden? »Na endlich, da sind sie ja«, meinte Jyou erleichtert und meinte Hikari und Taichi, die gerade zusammen mit Gatomon und Agumon um die Ecke gerast kamen. Beide sahen ziemlich verschlafen aus. »Tut uns leid«, meinte Hikari außer Atem, als sie vor den drei anderen zum Stehen kamen, »aber mein blöder großer Bruder hat es mal wieder verpennt unseren den Wecker zu stellen.« »Ja, aber wenn du heute Morgen deine bescheuerte Sonnenbrille gleich gefunden hättest, wären wir schon längst hier«, knurrte Taichi. »Jetzt seid ihr ja hier«, meinte Sora schnell, um einen Streit zwischen den Geschwistern zu verhindern, »also lasst uns schnell los.« »W-wartet!«, meinte Yuna und biss sich nervös auf der Unterlippe herum. »Was ist los? Hast du etwas vergessen?«, Jyou konnte nicht mehr verhindern genervt zu klingen. Auch die anderen blickten Yuna fragend an. Diese stotterte etwas Unverständliches vor sich hin und fand immer noch nicht die richtigen Worte. »Ist alles in Ordnung mit dir?«, besorgt blickte Hikari sie an. Yuna öffnete dem Mund, um ihr endlich klar und deutlich zu antworten, da meldete sich eine andere Stimme zu Wort: »Bin ich zu spät?« Erstaunt ruckten alle Köpfe in Richtung Yamato, der plötzlich hinter dem Kleinbus aufgetaucht war. Über seiner Schulter baumelte lässig eine Sporttasche. Erleichtert atmete Yuna aus und ihr Herz machte Freudensprünge. Die anderen starrten Yamato fassungslos an. Taichi war der erste, der seine Stimme wiederfand: »Was willst du denn hier?« »Na, ich dachte, wir machen uns ein paar schöne Tage am Strand«, meinte Yamato ruhig. Taichi ballte wütend die Hände zu Fäusten: »Was heißt hier wir? Ich wüsste nicht, dass du eingeladen worden wärst!« »Natürlich wurde ich eingeladen. Oder habe ich das gestern falsch verstanden, Hayashi?« Alle Köpfe flogen automatisch in Yunas Richtung, die schüchtern den Kopf zwischen ihre Schultern zog. »Was soll das heißen?«, fragte Taichi und blickte das Mädchen so durchdringend an, dass sie am liebsten im Boden versunken wäre. Doch es war Yamato, der antwortete: »Na ja, mir hat jemand ml so richtig den Kopf gewaschen. Ich habe verstanden, dass ich mich wie ein feiger Idiot benommen habe.« Er zwinkerte Yuna zu, die wiederum rot anlief und versuchte den fragenden Blicken der anderen auszuweichen. Auch die anderen, die bereits im Bus saßen, hatten bereits mitkommen was sich draußen abspielte und steckten neugierig ihre Köpfe aus dem Fenster. »Heißt das, du bist wieder dabei?«, fragte Koushiro und zog eine Augenbraue hoch. Yamato nickte und setzte eine ernste Miene auf: »Natürlich nur, wenn ihr mich noch dabei haben wollt…« »Aber klar doch!«, Gabumon sprang aus dem Bus, gefolgt von allen anderen Digimon. Begeistert hüpften sie im Kreis um Yamato herum. »Oh Yamato, ich habe dich so vermisst«, weinend sprang Gabumon seinem Freund in die Arme. Yamato lächelte glücklich: »Ich dich auch. Es tut mir leid, dass ich dich im Stich gelassen habe.« Während Gabumon und Yamato noch ihr Wiedersehen feierten, wandte sich Takeru an Yuna. Es war kaum zu übersehen, wie glücklich er war, dass sein großer Bruder zu ihnen zurückgekehrt war. »Wie hast du das bloß geschafft? Seit Wochen rede ich mit Engelszungen auf ihn ein, aber er hat mich immer abgeblock.« »Ja«, Jyou blickte Yuna ebenfalls bewundernd an, »das ist echt eine riesige Überraschung.« »Pah«, meldete sich Taichi nun das erste Mal wieder zu Wort. Sofort verstummten die Jubelrufe der Digimon und alle Aufmerksamkeit war auf Taichi gerichtet. Yamato löste sich aus Gabumons Umarmung und schritt langsam auf seine beiden ehemaligen Freunde zu. Sora hatte bisher noch nichts gesagt. Sie blickte Yamato immer noch an, als wäre er nicht real, sondern ein Trugbild ihrer Fantasie. »Ich weiß, dass ich euch beide wirkliche enttäuscht habe«, meinte Yamato und blickte den beiden nur fest in die Augen, »doch ihr seid neben Takeru die wichtigsten Menschen im meinem Leben. Es war nicht richtig von mir euch so zu verletzen. Aber ich möchte alles wieder gut machen und euch erklären, warum ich mich wie ein hirnloser Trottel benommen habe. Also gebt ihr mir noch eine Chance?« Taichi hatte die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte seinen ehemals besten Freund wütend an: »Das du uns im Stich gelassen hast war feige. Doch, was ich dir wirklich nicht verzeihen kann, ist wie du mit Sora umgegangen bist«, knurrte der ehemalige Anführer der Digiritter und stellte sich schützend vor seine beste Freundin. Sora begann am ganzen Körper zu zittern und senkte ihren Blick. Jeder konnte sehen, wie verletzte sie immer noch zu sein schien. Yamato blickte Sora entschuldigend an: »Sora, würdest du mir wenigstens die Chance geben alles zu klären? Ich weiß, dass es nie mehr sein wird wie früher, aber können wir nicht zumindest versuchen unsere Freundschaft zu retten? Auch zur Liebe der Digiwelt?« »Du redest von der Liebe zur Digiwelt? Ausgerechnet du?«, höhnte Taichi, »du hast kein Recht von Sora etwas zu verlangen. Meinetwegen kannst du sagen, was du willst, aber keine Entschuldigung der Welt kann das wiedergutmachen! Komm Sora, wir lassen uns von so etwas nicht den Ausflug verderben.« Taichi stieg in den Bus und blickte seine beste Freundin auffordernd an. Sora hob den Kopf. Mit Tränen in den Augen blickte die Yamato an. Sein Gesichtsausdruck war genauso leidend wie ihrer. Dann drehte sie sich um und folgte Taichi in den Bus. »Puh«, seufzte Jyou und wandte sich an Yamato, »ich habe nichts dagegen, dass du mitkommst, aber die beiden scheinen noch eine Weile zu brauchen, um dich wieder zu akzeptieren.« »Ja, das habe ich mir auch nicht anders gedacht«, murmelte Yamato und ließ geknickt den Kopf hängen. »Ach, die werden sich auch schon wieder beruhigen«, tröstend legte Takeru den Arm um seinen Bruder, was seltsam aussah, da dieser mindestens einen Kopf größer war als er. »Ja«, stimmte Hikari ihrem besten Freund mit einem Lächeln zu, »Taichi kann zwar eine ziemliche Nervensäge sein, aber wenn es um seine Freund geht, dann ist er immer für sie da.« »Fragt sich nur, ob ich jemals wieder sein Freund sein werde«, merkte Yamato an. »Wie sagt man so schön? Die Zeit heilt alle Wunden. Ich bin mir sicher, dass Sora-chan und Taichi dir eines Tages wieder vertrauen werden, solange du ehrlich und aufrichtig zu ihnen bist«, meinte Gatomon aufmunternd. Sie war von allen Digimon wohl das scharfsinnigste.   »Na ja, ich kann ja auch nicht allzu viel erwarten oder? Immerhin bin ich selbst schuld, dass sie jetzt wütend auf mich sind, nicht wahr?«, Yamato zuckte nur mit den Schultern. Bevor er in den Bus stieg, wandte er sich mit einem verschmitzten nochmal an Yuna: »Vergiss nicht, dass es immer noch deine Schuld ist, wenn Taichi mich heute noch verprügelt!« Yuna lief rot an und Hikari kicherte hinter ihr: »Du scheinst ihn ja wirklich gut zugeredet zu haben. Alle Achtung!« »Ich habe bloß versucht ehrlich zu sein«, murmelte Yuna und auch wenn Yamatos Rückkehr alles andere als harmonisch ablief, freute sie sich doch, es geschafft zu haben. Sie hatte ihr Versprechen gehalten. Die Fahrt zum Meer wurde, wie erwartet, von gemischten Gefühlen geleitet. Miyako und Daisuke hatten sich immer noch nicht vertragen und keiften sich die ganze Zeit an. Jyou hatte Schwierigkeiten die Karte zu lesen und Gomamons Versuche ihm zu helfen, machten das auch nicht besser. Sie verfuhren sich daher mehrmals, was wiederum die Digimon, die sich im Kofferraum bereits langweilten, nur noch hibbeliger machen. Iori und Hikari hatten alle Hände voll zu tun die quirligen Wesen bei Laune zu halten. Taichi hingegen schmollte auf der Rückbank, mit einer schweigenden Sora daneben, die immer wieder unauffällige Blicke in Yamatos Richtung warf, der sich im vorderen Teil des Busses von seinem Bruder über alle Neuigkeiten aus der Digiwelt aufklären ließ. Yuna hingegen genoss diese chaotische Busfahrt. Sie saß neben Ken, dessen Gesellschaft sie zur Abwechslung mal ganz angenehm fand. Und er schien zu merken, dass sich Yuna wohl fühlt. Freundlich lächelte er sie an: »Ich hatte früher auch kaum Freunde, weißt du. Die Digiritter sind schon etwas ganz Besonderes.« Yuna musste schmunzeln, als sie ihren Blick über das Chaos im Bus schweifen ließ: »Ja, das sind sie und ich bin froh, dass ihr mich gefunden habt. Ihr seid mir alle sehr wichtig geworden. Ich hoffe, wir werden in Zukunft immer so viel Spaß haben. Egal, wie das hier ausgeht.« »Machst du dir Sorgen?«, Ken runzelte die Stirn. Sie nickte nur schwach und sah aus dem Fenster, wo man seid einiger Zeit schon das sanfte Blau des Meeres erkennen konnte. Die Digimon waren fast vor Freude durchgedreht, als sie es das erste Mal gesehen hatten. Auch jetzt schien Leormon immer noch aus dem Häuschen zu sein. Es stand mit den Frontpfoten am Seitenfenster des Kofferraums und hatte ganz leuchtende Augen. »Wir sind alle sehr angespannt«, meinte Ken sanft, »du bist mit deiner Sorge nicht alleine. Ich glaube, ihm geht es am schlimmsten dabei.« Er deutete hinter sich. »Yagami-senpai?«, sie hob überrascht eine Augenbraue. Ken nickte: »Er fühlt sich immer noch uns allen verpflichtet. Und als er seinen besten Freund am meisten gebraucht hat, hat dieser ihn einfach hängen lassen. Er fühlt sich verraten und im Stich gelassen. Doch er hat sich vorgenommen die Verantwortung alleine zu übernehmen. Ich kenne ihn noch nicht so lange, aber das kann ich spüren. Zwar versucht er seine wahren Gefühle hinter seinem Zorn auf Ishida-san zu verstecken.« Nachdenklich biss sich Yuna auf die Unterlippe. Vielleicht hatte Ken Recht. Vielleicht waren sich Yamato und Taichi in Wirklichkeit sehr ähnlich. Sie erwarteten von sich selbst einfach viel zu viel, aber versuchten ihre Sorge und ihre Verzweiflung zu verbergen. Taichi hinter einer Wand aus Wut und Yamato hinter einer Wand der Gleichgültigkeit. Yuna lehnte ihre Stirn gegen die Fensterscheibe und beobachtete wie sich die Wellen an den steilen Klippen der Küste brachen. Wenn ihr Plan gelingen würde, dann hätte alles vielleicht endlich ein Ende. Die Digiritter und ihre Digimon könnten in Frieden weiterleben und auch Taichi und Yamato könnten endlich ihre schwere Bürde loswerden und einfach wieder Freunde sein. Sie musste einfach versuchen alles wieder ins Lot zu bringen. Es musste einfach gelingen. Auch wenn ihr Plan einige Schwächen hatte. Bald hatten sie ihr Ziel erreicht. Das Strandhaus von Kens Eltern, das direkt in die Felsen eingelassen worden war, lag verlassen einige Meter von einem kleinen Dorf entfernt. Das Haus wurde durch das obere Stockwerk betreten, in dem sich auch die drei Schlafzimmer befanden. Eine breite Treppe führte in das untere Stockwerk, welches eigentlich nur aus dem Wohn- und Essbereich bestand und anstatt Wände nur riesige Glasfronten besaß, wodurch man einen super Ausblick aufs Meer hatte. Eine kleine, steile Treppe führte am Haus entlang hinunter zu einem privaten Strand mit einem kleinen Steg und zwei Ruderbooten. Die Digimon wollten sofort darin hinaus aufs Meer fahren, aber die Menschen beschlossen erstmal das Gepäck ins Haus zu bringen und die Zimmer zu verteilen. Das war schnell gelöst. Die fünf Mädchen teilten sich das größte der Zimmer. Da Taichi es strikt ablehnte mit dem „Verräter“, wie er ihn nannte, in einem Raum zu übernachten, schliefen Yamato, sein Bruder Takeru, Ken und Iori in dem einen und Jyou, Taichi, Koushiro und Daisuke in dem anderen Zimmer. Die Digimon schliefen natürlich bei ihrem jeweiligen Partner. »Taichi ist doch echt kindisch«, schnaubte Hikari, während sie ihren Schlafsack im Mädchenzimmer ausrollte. Außer ihr befanden sich nur noch Yuna und Sora im Raum. Mimi und Miyako waren mit Jyou, Koushiro und Yamato ins Dorf gegangen, um etwas für das Abendessen zu kaufen. Der Rest bereitete mit den Digimon ein Lagerfeuer am Strand vor. »Man ihn doch verstehen, oder?«, murmelte Sora ohne das jüngere Mädchen dabei anzusehen, »Yamato-kun hat uns alle sehr verletzt.« »Ja, ich kann ja verstehen, dass ihr beide enttäuscht von ihm seid«, räumte Hikari ein, »aber deshalb müsst ihr ihm doch nicht aus dem Weg gehen oder? Warum redet ihr nicht einfach mit ihm? Immerhin ist der zurückgekehrt oder?« Sora presste nur die Lippen zusammen. Es war kaum zu übersehen, dass sie ihre Tränen zurückhalten musste. Yuna tat sie auf einmal leid. War es vielleicht doch keine gute Idee gewesen, dass sie Yamato eingeladen hatte. »Es tut mir leid, Takenouchi- senpai«, meinte sie leise und ließ die Schultern hängen. Überrascht blickten die anderen beiden Mädchen sie an. »Was meinst du damit, Yuna- chan?«, frage Sora. Nervös knetete Yuna ihre Finger auf ihrem Schoß: »Ich habe immer nur daran gedacht, dass mit Ishida-kun alles besser werden würde. Ich habe nie daran gedacht, wie du dich eigentlich dabei fühlst. Immerhin wart ihr mal ein Paar. Es muss dich sehr verletzt haben.« Soras Wangen färbten sich leicht rosa. Doch sie lächelte sanft: »Das ist doch nicht deine Schuld, Yuna-chan. Du hast das Richtige getan. Wir brauchen Yamato, um diesen Kampf zu gewinnen. Was zwischen mir, ihm und Taichi-kun geschehen ist, ist unsere Sache.« »Eben nicht«, mischte sich Hikari nun wieder ein, »wenn Taichi sich so kindisch aufführst und du immer nur traurig guckst, dann betrifft es uns alle. Nur als Team sind wir stark.« »Aber sollen wir einfach vergessen, was geschehen ist?«, wütend sprang Sora auf, »das kannst du nicht von uns verlangen. Ich versuche mein bestes, aber ich kann mich einfach nicht überwinden, so zu tun, als wäre nie etwas gewesen.« Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. »Sora-chan, ich…«, meinte Hikari kleinlaut. Yuna war genauso erschrocken. »Weißt du eigentlich wie es ist, wenn jemand dir am Telefon sagt, dass....dass…dass er sich nicht mehr sicher ist«, schluchzte Sora und ihre Finger gruben sich in das T-Shirt, das sie gerade aus ihrer Reisetasche geholt hatte. »Sora-chan, es war wirklich nicht so gemeint«, erklärte Hikari beschwichtigend, »das muss wirklich sehr schmerzhaft gewesen sein.«  Man konnte ihr das schlechte Gewissen regelrecht ansehen. Sie hockte sich neben Sora und legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter. »Schon gut«, das ältere Menschen wischte sich verlegen ein paar Tränen aus den Augen, »ein bisschen bin ich ja auch selbst schuld. Wir haben uns am Telefon gestritten und ich habe in meiner Wut einfach aufgelegt. Ich habe ihn noch nicht mal die Chance gegeben mir zu erklären, warum alles so gekommen ist.«     »Ich glaube, dass du und Yagami-senpai ihm noch sehr wichtig sind«, meinte Yuna langsam, »sonst hätte er sich nicht dazu entschieden euch zu verlassen.« »Was meinst du damit?«, Hikari schien diese Aussage genauso zu verwirren wie Sora. Yuna wurde ein wenig rot um die Nase. Ihr war es immer unangenehm sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen, aber sie hatte es bereits in dem Moment getan, in dem sie versprochen hatte mit Yamato zu reden. »Na ja, er hatte nicht mehr das Selbstvertrauen euch alle beschützen zu können. Er dachte, er sei zu schwach. Aus diesem Grund hat er sich zurückgezogen. Ich kann ihn verstehen. Mir ging es genauso. Ich fühle mich manchmal auch wie ein Klotz am Bein. Ishida-senpai und ich, wir beide haben riesige Angst zu versagen und damit andere in Gefahr zu bringen. Doch gestern haben wir beschlossen für unsere Freunde stark zu sein. Ishida-senpai hat das beschlossen. Er möchte seine Selbstzweifel überwinden und ich glaube, dass du einer der Gründe bist, Takenouchi- senpai. Du und Gabumon und Yagami-senpai und natürlich Takaishi-senpai. Ihr alle seid im sehr wichtig. Deshalb ist er zurückgekehrt.« Eine Zeit lang herrschte Schweigen im Raum. Es war nur das Rauschen der Wellen und das Kreischen der Möwen zu hören. Yuna blickte verlegen auf ihre Schuhe. Sie wagte es nicht den anderen beiden Mädchen in die Augen zu schauen. Hatte sie zu viel gesagt? Hielten die beiden sie für nervig, weil sie sich in alles einmischte? Plötzlich spurte sie einen leichten Druck an ihrer Schulter und sah überrascht auf. Obwohl Soras Augen immer noch gerötet waren, lag ein dankbares Lächeln auf ihren Lippen. »Weißt du was, Yuna-chan? Warum machst du dich eigentlich selbst immer so schlecht? Du bist unglaublich. Ich habe bisher noch keine Person getroffen, die Gefühle anderer Menschen so gut verstehen kann. Ich fühle mich schon viel besser Vielen Dank.« Yuna wurde scharlachrot und stammelte: »Ich…ähm...hab doch gar nichts gemacht.« »Doch. Du hast mir geholfen Yamato-kun besser zu verstehen. Ich hatte es alles von der Seite noch gar nicht betrachtet. »Ich ehrlich gesagt auch nicht«, gab auch Hikari zu und kratzte sich im Nacken, »das ergibt aber alles Sinn. Yamato-kun hatte schon oft den Hang dazu einsame Entscheidungen zu treffen und seine wahren Gefühle zu verstecken.« Sora nickte und wurde rot: »Deshalb mag ich ihn ja auch so gerne. Er würde für seine Freunde alles tun. Wie hatte ich das nur vergessen können? Ich war einfach nur wütend und enttäuscht. Dabei war ich diejenige, die ihm in Stich gelassen hat, als er mich am meisten brauchte.« Sie wirkte niedergeschlagen. »Jetzt gebe aber auch nicht dir die Schuld«, beschwichtigte Hikari sie, »immerhin gehören zu einem Streit immer zwei.«   »Du solltest mit ihm reden«, meinte Yuna, »es hat ihn wirklich Überwindung gekostet hierher zu kommen. Er wird dir auf jeden Fall zuhören.«  Sora nickte zwar, aber ihr Blick sagte, dass ihr nicht wohl bei dem Gedanken an dieses schwierige Gespräch war. »Wenn du möchtest, sorge ich dafür, dass ihr später nochmal ungestört seid«, bot Hikari. Sora schüttelte heftig den Kopf und wirkte auf einmal entschlossener als zuvor: »Das ist sehr nett, aber das muss ich alleine schaffen. Yuna-chan hat Recht. Er hat einen Schritt auf uns zugemacht und jetzt bin ich an der Reihe, auch wenn es schwer wird die richtigen Worte zu finden. Trotzdem wird Taichi-kun sich nicht so leicht überzeugen lassen wie ich.« Sie seufzte tief. »Um mein Brüderchen kümmere ich mich schon«, knurrte Hikari und ließ ihre Fingerknöchel knacken. Die anderen beiden lachten. Sie kannten die Streitigkeiten der Yagami- Geschwister zu genüge. Dass Taichi dabei meistens den kurzen zog, war bekannt. Sie konnten sich Hikaris wütende Grimasse und Taichis Schmollen geradezu bildlich vorstellen. »Ich weiß, dass du es nur gut meinst Hikari- chan«, lächelte Sora, »aber ich finde, dass sollte Yuna- chan übernehmen.« »Ich?«, perplex blickte diese zwischen den anderen beiden hin und her. Doch auch Hikari schien von dieser Idee begeistert zu sein: »Aber natürlich. Du hast bereits den eiskalten Yamato aus der Reserve gelockt und erfolgreich zurückgeholt. Warum sollte es nicht auch bei meinem hitzköpfigen Brüderchen klappen?« Yuna biss sicher verunsichert auf die Unterlippe: »Bei Ishida-senpai, das war nur Glück. Ich glaube nicht, dass sich Yagami-senpai etwas von mir sagen lässt…« Sora und Hikari tauschten einen vielsagenden Blick aus, den Yuna nicht ganz deuten konnte. Sie fühlte sich nicht ganz wohl beim dem Gedanken so wieder so eine wichtige Aufgabe zu übernehmen. Außerdem hatte sie ja bereits eigene Pläne... »Bitte, Yuna- chan«, Sora griff nach den Händen des jüngeren Mädchens, »ich bitte dich inständig darum. Taichi-kun wird dir eher zuhören als Hikari-chan oder mir. Das mit Yamato war keinesfalls ein Zufall und hör endlich auf dich selbst so schlecht zu machen. Du bist einfach gut darin andere von etwas zu überzeugen. Ich bin mir sicher, dass du es schaffst.«           Yuna fühlte sich geschmeichelt, dass die anderen ihr so viel Vertrauen entgegenbrachten und wer konnte schon Soras und Hikaris flehenden braunen, warmen Augen widerstehen? »A-also gut«, meinte sie widerstrebend und atmete ergeben ein, »ich werde es versuchen, aber ich kann euch nichts versprechen.«   »Danke«, Sora schüttelte ihr begeistert die Hand. »Ach ja, könntest du uns einen großen Gefallen tun?«, meinte Hikari und ihr Blick wirkte auf einmal ein wenig verärgert. Yuna schluckte. Hattet sie etwas falsch gemacht? »Könntest du uns vielleicht alle mit unseren Vornamen ansprechen? Das ist wirklich anstrengend. Wir nennen dich ja auch Yuna-chan und du gehörst doch schon längst zu unserem Freundeskreis.« Yuna atmete erleichtert aus. Sie hatte etwas anderes erwartet und musste nun über ihre eigene Anspannung lachen: »Natürlich kann ich das, Hikari- chan und Sora-senpai.«     © ぁキ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)