In eine neue Welt von sleepyhead82 ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Mein Name ist Sarah Fort. Ich bin 24 Jahre und in Deutschland geboren. Tochter von mittelständischen Eltern, habe eine Lehre als Journalistin abgeschlossen und im Moment keinen vernünftigen Job. Meine Eltern sind vor drei Jahren bei einem Autounfall gestorben. Die wenigen Freunde die ich habe, sind entweder irgendwelche Snobs von der Zeitung, oder mittlerweile verheiratet und mit ihrer eigenen Familie so sehr beschäftigt, dass sie für Freunde keine Zeit mehr haben. Ich bin unglücklich mit meinem Leben, lerne keine Männer kennen, bei denen ich sagen könnte “der ist es”, meine Freunde sind nicht mehr wirklich meine Freunde und weiterhin für irgendwelche Klatschblätter schreiben, will ich auch nicht. Also bleibt mir nur noch eines: weg aus Deutschland! Ich habe mir einiges angespart und kann somit den Flug in die USA und die ersten Monate dort gut finanzieren. Bis mir das Geld ausgehen wird, habe ich sicherlich einen guten Job dort gefunden. Unterkommen werde ich anfangs bei einer Bekannten, Chloe Sullivan, mit der ich mir schon seit zwei Jahren regelmäßig e-maile. Auch sie ist Journalistin, allerdings beim “Daily Planet” in Metropolis, einer angesehenen Zeitung in der Gegend. Was sie mir immer so alles aus ihrer Heimat erzählt, fasziniert mich. Es geschehen dort merkwürdige Dinge, von denen sie vermutet, dass sie alle etwas mit einem Meteoriteneinschlag zu tun haben, der vor vielen Jahren in Smallville niedergegangen ist. Smallville, das ist eine Kleinstadt, mitten im Bundesstaat Kansas, in der meine Freundin lebt. Chloe berichtet mir von jedem neuen Fall, jeder Merkwürdigkeit und allen unheimlichen Geschehnissen, die Smallville heimsuchen. Ständig tauchen Leute auf, die irgendwelche seltsamen Fähigkeiten haben. Manche sind superstark, andere können sich unsichtbar machen oder mit Naturgewalten spielen. So viele verschiedene Fälle sind schon aufgetreten, dass Chloe sie kaum noch zählen kann. Das hat mich dazu veranlasst einen Neuanfang in Smallville zu starten. Denn das, was mir Chloe alles berichtet, klingt verdammt spannend, im Gegensatz zu meinem tristen Dasein in “good old Germany”. Ich will auch mal ein paar Abenteuer erleben und hoffe, dass Chloe nicht insgeheim irgendeine durchgeknallte Psychopatin ist, die sich das alles nur ausgedacht hat. Schließlich kenne ich sie nur durch die E-Mails und ein paar Telefonaten. Ehrlich gesagt, um an das zu glauben, was sie mir so erzählt, muss ich selbst ein wenig verrückt sein. Aber wenn ich es jetzt nicht riskiere, mein Leben neu in die Hand zu nehmen, wie soll es dann weiter gehen? Also, am Besten gar nicht darüber nachdenken, sondern ab in den Flieger. Kapitel 1: In eine neue Welt ---------------------------- In eine neue Welt Es ist Mitten in der Nacht, kurz nach eins. In einer knappen Stunde geht der Flieger. Ich befinde mich in der Flughafenhalle. Um mich herum herrscht reges Treiben. Viele Menschen scheinen heute einen Nachtflug genommen zu haben. Einige Leute ziehen Koffer hinter sich her, andere Begrüßen sich überschwänglich. Bei manchen fließen Tränen des Abschieds, wieder Andere eilen nur hektisch an mir vorbei. Ich habe mir ein Plätzchen auf einer Bank gesucht, von der aus ich die ganze Halle überblicken kann, und knabbere an meinen Fingernägeln. Eine furchtbare Angewohnheit! Aber ich bin einfach zu nervös um ruhig dasitzen zu können. Zu viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Tue ich wirklich das Richtige? Was, wenn alles Geplante fehl schlägt? Wird Chloe wirklich dort sein und mich in Empfang nehmen? Wann werde ich dann mal wieder hier in Deutschland sein? Werde ich überhaupt jemals zurückkommen? All diese Fragen machen sich in meinem Kopf breit. Doch wenn ich nun kneifen würde, würde ich keine Antworten bekommen. Also versuche ich alle Bedenken schnellstmöglich zu verdrängen und mich auf die Zukunft zu freuen. Meine acht Koffer habe ich schon gestern eingecheckt. Darin ist mein ganzes Leben verstaut. Komisches Gefühl! Schon beim packen war mir mulmig zumute. Es ist schon nicht ganz einfach, sein altes Leben hinter sich zu lassen, auch wenn man denkt, dass man nicht sonderlich daran hängt. Mein Flug wird aufgerufen, jetzt wird es ernst. Schweren Herzens erhebe ich mich und stelle mich in der nicht allzu langen Warteschlange an. Ich erblicke den Securitydienst, der es scheinbar gar nicht erwarten kann, die Leute gründlich zu kontrollieren. Meine kleine Tasche, mit den wichtigsten Dingen die eine Frau so braucht, wie Portemonnaie, Kaugummis, Tampons und Kopfschmerztabletten, lege ich auf das Band zum Scannen. Während meine Tasche durchleuchtet wird, muss auch ich dran glauben. Ein strenger, älterer Mann in Securityuniform fuchtelt mit einem Stab um mich herum. Es piept nichts. Nicht so, wie man das im Fernsehen immer sieht, dass sich Leute bis auf die Unterwäsche ausziehen müssen, bis das Gerät nicht mehr Alarm schlägt. Ich schnappe mir meine Tasche wieder und gehe in die Abflughalle. Ein gutes Dutzend anderer Passagiere warten hier schon. Die Maschine kommt aus Prag, wir steigen nur dazu, daher ist wohl auch die Halle so leer. Ich gehe in die Nähe des Terminaleingangs, wo die Wände nach außen hin verglast sind, und lasse mich auf einen Sitz, mit Blick auf die Startbahn, nieder. Verträumt schaue ich zu, wie innerhalb kürzester Zeit, zwei Flugzeuge abheben. Zwanzig vor Zwei, keine halbe Stunde mehr, bis ich in mein neues Leben starte. Mich überkommen erneut Zweifel. Die selben Fragen, wie vorhin, drängen sich wieder in meinem Kopf. Um mich von der Skepsis abzulenken, öffne ich meine Tasche und hole die letzten E-Mails von Chloe heraus. Alles auf englisch natürlich, aber mittlerweile bin ich sehr gut mit der Sprache vertraut. Mit Sicherheit werde ich noch eine Menge lernen müssen, aber normale Unterhaltungen kann ich problemlos führen. In ein paar Wochen, bin ich bestimmt auch mit Redewendungen und fachlichen Begriffen vertraut. Dann werde ich nicht mehr alle bitten müssen, etwas langsamer zu sprechen. Als ich mit Chloe vor ein paar Tagen wegen der Organisation meines Ankommens telefoniert habe, hat sie eindeutig schneller geredet als sonst und ich konnte alles gut verstehen. Unser erstes Telefonat dagegen, war ein Desaster. Sie musste jeden Satz zwei Mal sagen, oder neu umschreiben, so dass das Telefonat, das eigentlich zehn Minuten hätte dauern können, eine ganze Stunde in Anspruch nahm. Das ist jetzt ein Jahr her. Bei dem Gedanken daran, breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Schließlich schaue ich mir Chloes letzte E-Mail an, die ich, zitternd vor Aufregung, in den Händen halte. Natürlich haben wir nicht immer nur über die Meteoritenfreaks, wie Chloe sie nennt, gesprochen, sondern auch über private Dinge. Sie kennt quasi mein ganzes Leben und ich ihres. In der letzten Mail schrieb sie mir, dass sie ein merkwürdiges Gespräch mit Lex Luthor hatte. Lex ist ein hohes Tier in Metropolis, stinkreich und führt die Firma seines Vaters Lionel Luthor. Er sprach sie auf die vielen verschiedenen Berichte der Meteoritenfreaks an, und wollte wissen, was Chloe glaubt, wo die Ursache dieser ganzen komischen Vorfälle läge. Chloe hatte dazu ausweichend reagiert und macht sich nun sorgen, denn Lex ist absolut skrupellos. Wen er im Auge behält, der hat nicht gut Lachen. Er und sein Vater haben schon einige Morde begehen lassen, aber sind immer davongekommen. Wer sich mit den Luthors einlässt, begibt sich in Machtspielchen von denen normal Sterbliche nicht einmal träumen würden. So etwas gibt es bestimmt nur in Amerika. Chloe selbst ist schon zwischen die Fronten der Beiden geraten und wurde dabei um ein Haar getötet. Eine Wahnsinnsgeschichte! Chloe könnte glatt ein Buch davon schreiben. Außerdem erzählte sie, in ihrer letzen E-Mail, von Clark und Lana. Die Beiden sind ihre besten Freunde und doch leidet sie immer unter ihrer Gesellschaft. Chloe ist schon lange Zeit in Clark verliebt, aber der wiederum in Lana. Obwohl Clark und Lana zwischendurch immer Mal wieder zusammen waren, hatte Lana schließlich Lex Luthor geheiratet. Chloe konnte das nie verstehen. Und so, wie sie ihn mir beschrieben hatte, kann auch ich nicht verstehen, was Lana zu Lex gezogen hat. Er und Clark waren früher sogar befreundet, doch irgendetwas hat sie die Freundschaft beenden lassen. Ich weiß nicht, ob Chloe weiß, was der Grund dafür war. Es ist alles eine sehr verwirrende Angelegenheit und ich bin gespannt, die ganzen Leute die dahinter stecken, kennen zu lernen. Auf Fotos, die mir Chloe geschickt hatte, habe ich sie alle schon einmal gesehen, doch was sind schon Fotos? Dadurch kann ich mir zwar ein optisches Bild machen, aber kennen tue ich diese Personen dadurch trotzdem nicht. Nachdenklich betrachte ich die Zeilen ihrer E-Mail. Ich kann deutlich herauslesen, welch große Sorgen sie sich macht, dass Lex es nun auf sie abgesehen hat. Sie scheint regelrecht Angst zu haben und das besorgt auch mich. Ein Gong holt mich aus meinen Gedanken. Zehn vor zwei, die Passagiere zu meinem Flug werden aufgerufen. Jetzt geht es also los! Schnell packe ich Chloes E-Mails wieder ein und gehe wehmütig durch das Terminal. Ungefähr zwanzig weitere Passagiere betreten mit mir das Flugzeug. Die Stewardessen bieten mir Bonbons an, die ich aber dankend ablehne. Aus Erfahrung kaue ich nur noch Kaugummi. Bei meinen ersten Flügen vor einigen Jahren hatte ich immer das Gefühl, mir platzt der Kopf. Ich musste den ganzen Flug über Bonbons lutschen, nicht nur beim Start und der Landung. Und bei einem acht Stunden Flug gehen Bonbons einfach irgendwann aus. Reihe 14, Platz 3, kein Fensterplatz, macht nichts, ich fliege schließlich mit der Nacht mit, da gibt es sowieso nichts zu sehen. Ich setze mich auf meinen Platz. Neben mir sitzt ein älteres Pärchen, scheinbar aus Prag, ich verstehe kein Wort, aber es klingt interessant, wenn sich die beiden unterhalten. Die Anschnallzeichen leuchten auf. Schon kommt ein Steward und hält die immerwiederkehrende Sicherheitsrede. Ich ziehe ein Kaugummi aus meiner Tasche und fange an, wie wild, darauf herumzukauen. Meine Tasche lege ich unter den Sitz, damit mein Kaugumminachschub immer in Reichweite ist. Der Steward ist mit seinen Sicherheitsanweisungen fertig, er geht zu seinem Platz und schnallt sich ebenfalls an. Sogleich beginnt die Maschine Richtung Startbahn zu rollen. Nach zwei Minuten höre ich die Turbinen aufheulen und ich werde in den Sitz gepresst. Mein Körper fühlt sich an, als würde er das doppelte an Gewicht tragen. So ein Start ist immer wieder toll. Mein Bauch kribbelt und eine Freude breitet sich in mir aus, die mir Hoffnung und Zuversicht spendet. Das Flugzeug hebt ab. Auf nach Amerika! Zwei Stunden später kommt der Bordservice. Ein Nachtsnack wird angeboten. Gerne nehme ich das Käsebrötchen und den Joghurt an, ich neige dazu zu essen, wenn ich aufgeregt bin. Es sind schließlich nur noch sechs Stunden bis ich Chloe endlich persönlich kennen lerne und mein neues Leben beginnen kann. Anstatt einen Kaffee, trinke ich einen O-Saft, in der Hoffnung noch schlafen zu können, damit die Flugzeit schneller vorbei geht. Und tatsächlich, nach dem Essen döse ich ein und schlafe volle fünf traumlose Stunden. Als ich aufwache gehe ich schnell noch einmal auf die Flugzeugtoilette, bevor das Flugzeug mit dem Sinkflug beginnt. Während ich zurück zu meinem Platz gehe, riskiere ich einen Blick nach draußen. Wir haben schon Land unter uns, ich kann kleine beleuchtete Städte erkennen. An meinem Sitz angekommen, schnalle ich mich an und schiebe mir die nächste Kaugummiportion in den Mund. Ich höre mal wieder schlecht, wie immer wenn ich fliege. Der Pilot hat gerade etwas durchgesagt, vermutlich, dass wir gleich zur Landung ansetzen, denn die Anschnallzeichen leuchten auf. Mein Magen macht sich nun, durch den Sinkflug, bemerkbar. Ganz seicht gleitet das Flugzeug dahin und setzt, ohne große Turbolenzen, auf. Das ging schnell. Dadurch, dass ich keinen Fensterplatz habe, konnte ich nicht einschätzen wie nah der Flughafen ist. Ruckartig bremst die Maschine ab und drückt mich nach vorne in den Gurt. Dann werden die Turbinen leise und das Flugzeug rollt aus. Zehn Minuten später, stehe ich in einem völlig überfüllten Flughafenbus der uns in die Ankommenshalle fährt. ‘Umkippen kann ich hier wenigstens nicht’, lache ich tröstend in mich hinein. In der Halle angekommen schnappe ich mir gleich einen Wagen, auf dem ich meine acht Koffer transportieren kann. Am Band, an dem die Koffer abgeholt werden stehen an die hundert Menschen und warten auf ihre Urlaubskoffer. Bei meinem fünften Koffer, beginnen die Leute mich schief anzugucken. Als ich endlich alle acht Koffer zusammen habe und mit meinem Wagen abdampfe fangen einige an, zu applaudieren. Komischer Humor. Ich spüre, wie ich rot anlaufe und setze meinen Weg, in Schlangenlinien, fort. Dabei grübele ich ärgerlich darüber nach, wieso ich so einen, schwer zu lenkenden, Wagen abbekommen musste. Nach einem schier endlosen Kampf, mit diesem widerspenstigen Gefährt, komme ich endlich in der Empfangshalle an. Beeindruckt bleibe ich stehen und schaue mich um. Wow! Wie riesig hier alles ist. Der ganze Flughafen ist aus Glaswänden. Man kann in alle Räume schauen, abgesehen von den Toiletten natürlich. Ein wahnsinniges Getümmel ist hier, es müssen Tausende von Menschen hier herumlaufen. Wie soll ich nur Chloe finden? Den Gedanken habe ich noch nicht ganz ausgedacht, da fällt mir auch schon Jemand von hinten um den Hals. “Willkommen in Amerika!” höre ich eine bekannte Stimme. Als ich mich umdrehe blicke ich direkt in Chloes blaugrüne Augen. “Hi, bist du gut angekommen?” fragt sie mich mit musterndem Blick. Etwas verdutz schaue ich sie an. Sie sieht haargenau so aus, wie auf dem Foto. Ihre blonden Haare enden kurz über den Schultern, sie trägt eine türkisfarbene Bluse und eine Jeans. An ihrer Schulter baumelt eine riesige, dunkelrote Tasche herunter. “Hi Chloe! Ja, alles super gelaufen!” bestätige ich ihr, glücklich sie nun endlich zu sehen. Chloe strahlt mich an und meint: “Du siehst haargenau so aus, wie auf deinem Foto!” Prustend erwidere ich: “Das Gleiche hab ich auch gerade von dir gedacht!” Lachend fallen wir uns in die Arme. Es ist schön, sie endlich mal real sehen zu können. Alle Zweifel, die ich auf dem Flughafen in Deutschland noch hatte, sind wie weggeblasen. Plötzlich überkommt mich ein seltsames Gefühl. Nachdenklich sehe ich Chloe an: “Ich bin so froh hier zu sein! Ich hab das Gefühl, als würde ich nach Hause kommen! Komisch, oder!” “Hier ist nichts komisch! Außerdem wird das jetzt dein zu Hause!” Mit sanftem Blick legt Chloe mir ihre Hand auf den Arm und scheint eine Reaktion von mir zu erwarten. Ich sehe sie etwas skeptisch an. Das hier, soll ich bald mein zu Hause nennen? Konnte ich denn Deutschland bisher mein zu Hause nennen, wo ich mich dort doch nie wirklich wohl gefühlt hatte? Unwillkürlich muss ich lächeln und strahle sie an: “Ja, das wird es!” “Na, dann gehen wir erst mal raus hier!” schlägt Chloe, scheinbar glücklich über meine Antwort, vor. Ich nicke zustimmend und will mich umdrehen, um mich mit dem Kofferwagen weiter abzuplagen, als mir jemand seine Hand auf die Schulter legt. Erst denke ich, es ist Chloe, aber dann bemerke ich schnell, dass die Hand viel größer ist. “Warte, das erledige ich!” höre ich eine warme, tiefe Stimme zu mir sprechen. Als ich mich umdrehe, blicke ich direkt auf ein rotes T-Shirt, das vielleicht nur zehn Zentimeter von meiner Nase entfernt ist. Verwirrt lege ich meinen Kopf etwas in den Nacken, um zu sehen, wer da mit mir geredet hat. Erst einen Kopf über mir, sehe ich einen jungen Mann, mit dunklen Haaren, großen blaugrünen Augen und einem sinnlichen Mund, der gerade ein Lächeln formt. Das also ist Clark! Auf den Fotos sah er längst nicht so gut aus, wie in echt. Jetzt verstehe ich, warum Chloe so von ihm angetan ist. “Hi, ich bin Clark!” lächelt er mich verschmitzt an und tritt einen Schritt zurück. Sein Blick mustert mich von oben bis unten, dann streckt er mir seine Hand entgegen die ich ihm, zögerlich, schüttele. Wow, dieses Lächeln! Ich wusste ja schon durch die Fotos, dass er mir gefallen würde, aber jetzt ist es wirklich, im Bruchteil einer Sekunde, um mich geschehen. Meinetwegen könnte er ruhig wieder den Schritt näher kommen, den er gerade zurückgetreten war. “Sarah!” stelle ich mich ihm lächelnd vor und wahrscheinlich ist mein Gesicht mal wieder rot angelaufen, vor Scham. “Schön dich kennen zu lernen! Chloe hat schon viel von dir erzählt!” meint er und sieht kurz, über meine Schulter hinweg, zu Chloe. Verwundert sehe ich ihn an und spüre zugleich, dass ich definitiv jeder Tomate Konkurrenz machen könnte: “Von mir? Da gibt es doch nicht viel zu erzählen! Da habt ihr viel interessantere Dinge die ihr berichten könnt!” “Und deswegen bist du jetzt ja auch hier!” mischt sich Chloe abrupt ein und packt mich schnell am Arm, um mich hinter ihr herzuziehen. “Los, nichts wie raus hier, Gefahr im Anmarsch!” Sie deutet, während dem Gehen, mit dem Kopf nach rechts. Clark folgt ihrem Blick, schnappt sich den Kofferwagen und murmelt: “Lex! Bloß weg hier!” Chloe beginnt schneller zu gehen, schließlich läuft sie. Clark schiebt meinen Kofferwagen völlig problemlos neben uns her. Ich bin total verwirrt und zugleich wahnsinnig gespannt, was die Beiden mir gleich zu berichten haben, über diesen plötzlichen Aufbruch und der Flucht vor Lex! Kaum hier angekommen, wird es spannend für mich. Mein ganzer Körper kribbelt vor Aufregung. Was hat das hier zu bedeuten? Auch wenn ich Lex eben nur kurz gesehen habe, habe ich doch die bedrohliche Ausstrahlung gespürt, die von ihm ausgeht. Endlich verlassen wir dieses riesige Gebäude und stehen vor dem Parkplatz des Flughafens. Obwohl es mitten in der Nacht ist, ist die Gegend, von Laternen, hell erleuchtet. Clark stellt den Wagen neben mir ab. Es muss wohl an Clarks Größe liegen, dass er diesen blöden Kofferwagen so einfach schieben kann. Ehrlich gesagt, kenne ich bisher noch keinen Mann, der so groß und trainiert wirkt, wie Chloes Freund. “Ich hol das Auto! Wartet hier!” fordert Clark energisch. Als er weg ist, spreche ich Chloe an: “Was sollte das eben, Chloe! Warum flüchtet ihr vor Lex?” “Sarah, das ist eine etwas längere Geschichte! Kannst du dich an meine letzte E-Mail erinnern?” Sie blickt sich nervös um, während sie mit mir spricht. “Ja, ich hab sie eben vor dem Flug noch mal gelesen! Gibt’s was neues dazu?” frage ich besorgt. Es erschreckt mich, Chloe so ängstlich zu erleben. Chloe geht zu einem leiseren Ton über: “Und ob? Ich vermute, Lex hat es auf mich abgesehen! Aber mehr erzähl ich dir unterwegs, nicht hier!” Meine Freundin scheint sichtlich nervös, sie stellt sich auf Zehenspitzen und versucht den Parkplatz zu überschauen. “Clark, wo bleibst du denn?” murmelt sie leise vor sich hin. Da kommt auch schon ein roter Pick-up um die Ecke und hält vor uns. Clark steigt aus, geht um das Auto herum und beginnt die Koffer auf die Ladefläche zu wuchten. “Schnell, steigt schon mal ein!” Chloe und ich befolgen seine Aufforderung und setzen uns in den Wagen. Unglaublich schnell hat Clark alle Koffer verladen und steigt zu uns in das Auto. Ich kann spüren wie angespannt die Beiden sind und blicke möglichst unauffällig von Einem zum Anderen. Sie haben mich in ihre Mitte genommen und ich fühle mich, als würde ihre Angespanntheit mich einschnüren und mir die Kraft zum Atmen nehmen. Die Luft scheint zum Schneiden dick, ich halte diese schweigsame Atmosphäre nicht mehr länger aus. Neugierig platzt es aus mir heraus: “Was ist los mit euch? Jetzt erzählt schon, was beschäftigt euch so? Ich hoffe es liegt nicht an mir!” “Nein!” entfährt es Clark schroff und er schaut unsicher zu Chloe. “Ich… ich meine, es liegt nicht an dir,” fährt er mit entschuldigendem Ton fort. “Ist okay Clark, sie weiß alles von uns!” erklärt Chloe ihm knapp. Clark verliert kurz die Fahrbahn, als er entsetzt, an mir vorbei, zu ihr rüber sieht. Erschrocken kralle ich meine Finger am Armaturenbrett fest. “Fast!” ergänzt Chloe schnell und sieht ihren Freund eindringlich an. Nach einem kurzen Schlenker und einem lauten Aufquietschen der Reifen, hält Clark wieder sicher die Spur. Er hatte fast die Kontrolle über den Wagen verloren. Irgendetwas musste ihn aus der Fassung gebracht haben. Ich versuche mich wieder entspannt zurückzulehnen und lasse vom Armaturenbrett ab. Verwundert sehe ich Clark an, der sich wieder ganz auf die Straße konzentriert. Was hat das alles zu bedeuten? Wovor hat Clark Angst? Offensichtlich ist da etwas, das er verbergen will? Was könnte das sein? Ich wende meinen Kopf und sehe Chloe verbittert an. Nachdrücklich sage ich ihren Namen. Es reicht mir, ich will wissen, was hier gespielt wird. Schließlich gibt Chloe nach: “Okay, Sarah! Lex ist mir auf den Fersen. Ich denke, er vermutet, dass ich ebenso ein Freak bin, wie all die Anderen. Aber ich bin es nicht! Ich trage die Meteoritensubstanz in mir und wurde deswegen vor zwei Jahren von einem Arzt entführt, der für Lex gearbeitet hat. Aber ich habe keine besonderen Fähigkeiten mehr! Ich hatte tatsächlich eine Gabe, ich konnte Andere heilen, aber ich habe Jemanden gefunden, der mich davon befreien konnte!” “Warum hast du mir nichts davon erzählt?” frage ich sie enttäuscht. Wie konnte sie mir das verheimlichen? Ich dachte die ganze Zeit, sie würde immer ehrlich zu mir sein. “Ich dachte, es ist nicht von Bedeutung. Schließlich wollte ich es ja immer los werden,” verteidigt sie sich. Nicht von Bedeutung? Natürlich war das von Bedeutung. Als meine Freundin hätte sie mir davon erzählen müssen. Ich stoße einen beleidigten Seufzer aus und sehe angestrengt zur Frontscheibe hinaus. “Hast du ihr von 33.1 erzählt?” fragt Clark monoton dazwischen, während er angestrengt auf die Fahrbahn schaut. Chloe presst die Lippen zusammen und nickt Clark zu. “33.1? Das Projekt von Lex? Wo er die Freaks erforscht?” frage ich sicherheitshalber nach. Was sollte das damit zu tun haben? “Genau das!” nickt Clark bestätigend. “Wir nehmen an, dass er Chloe entführen will, um rauszufinden was sie für Fähigkeiten hat! Und was er dann mit ihr macht.... wissen wir nicht!” Ich höre seine Betroffenheit heraus und bemerke, wie er schlucken muss, bevor er fortfährt: “Wir vermuten, Lex will Menschen erschaffen, die unbesiegbar sind, um eine Art Armee mit ihnen zu gründen! Er hatte bereits ein Projekt namens “Ares”, dort hatte er schon Menschen erschaffen, die viele Fähigkeiten verschiedener Freaks besaßen! Doch das Projekt scheiterte zum Glück!” “Aber Lex hat dich doch einst gerettet Chloe, als Lionel Luthor dich umbringen wollte! Ich versteh das nicht!” wende ich mich verzweifelt an Chloe. Was sind das für Komplizierte Verstrickungen? Wie kann Lex Chloe so etwas antun? Meine Gedanken lassen sich nicht sortieren, ich bin völlig perplex. Clark beginnt aufgeregt zwischen der Fahrbahn und mir hin und her zu blicken: “Du verstehst das nicht, weil du Lex nicht kennst! Er war mal mein Freund, aber er hat sich geändert, er ist skrupellos und machtgierig. Er ist besessen von den Meteoritenfreaks. Er war auch mal besessen von mir. Als ich ihm das Leben rettete, konnte er nicht aufhören nach dem wie und warum zu graben, bis er damit unsere Freundschaft zerstört hat!” Clark sagt das mit so viel Hass in der Stimme, dass ich ihm nachfühlen kann, was alles Schreckliches geschehen sein musste. Jetzt weiß ich also auch, wie es zum Ende ihrer Freundschaft kam. Doch warum ist Lex so besessen von Clark und den Freaks? Und wenn er so skrupellos und machtgierig ist, wie sollte Chloe ihm dann jemals entkommen? Der Gedanke beunruhigt mich dermaßen, dass es automatisch aus mir heraus platzt: “Aber so wie ihr mir Lex beschreibt, wird er dich früher oder später kriegen, Chloe!” “Ja,” haucht Chloe und ich höre die Angst in ihrer Stimme. Verdammt! Ich muss irgendetwas sagen, um sie aufzubauen. Der Satz eben, war nicht gerade sehr einfühlsam von mir gewesen. Sicherlich weiß Chloe, dass Lex sie kriegen wird und muss das nicht auch noch von mir hören. “Aber du hast Freunde, die dir zur Seite stehen. Und ich werde das auch tun!” versuche ich ihr Hoffnung zu schenken. Sanft nehme ich ihre Hand und drücke sie. Chloe schaut mich an und ich kann sehen, wie ihr die Tränen über das Gesicht laufen. “Mensch Chloe, warum begibst du dich in solche Gefahr, um mich vom Flughafen abzuholen?” frage ich sie vorwurfsvoll. “Weil du meine Freundin bist,” bekomme ich zur Antwort. Chloe sieht mich völlig verstört an, als wäre es nicht selbstverständlich. Jetzt weiß ich, warum ich das Gefühl hatte zu Hause zu sein. Weil meine einzige, wirkliche Freundin, die ich je hatte, Chloe ist. Chloes Tränen und ihre Aussage lassen mich nicht kalt. Im Gegenteil, ich muss dagegen ankämpfen, dass auch mir Tränen in die Augen steigen. Es ist ein Moment entstanden, der Worte überflüssig macht. So sitzen wir nun im Wagen und keiner schafft es, auch nur noch ein Wort über die Lippen zu bringen. Clark tut so, als würde er sich höchst intensiv auf die Straße konzentrieren. Chloe und ich halten uns noch immer an der Hand und genießen einfach das Gefühl der tiefen Freundschaft. Ich hatte bisher nie gemerkt wie viel mich mit ihr verbindet. Egal was jetzt auch kommen wird, ich bin mir schon jetzt hundertprozentig sicher, keinen Fehler damit gemacht zu haben, hierher gekommen zu sein. Und ich würde meiner Freundin beistehen, egal was kommen wird. Ich werde darum kämpfen, dass Lex sie nicht in die Finger bekommt. Zwei Stunden später kommen wir in Smallville an. Nach ein paar Kurven hält Clark am Straßenrand und bricht das Schweigen. “Da wären wir!” ‘Talon‘, lese ich auf einem Leuchtschild. Das Talon ist ein Cafe das Lana gegründet hat und nun Miss Kent gehört. Über dem Geschäft liegt Chloes Wohnung. Wir steigen aus dem Auto und gehen direkt in das Cafe, denn nur hierüber kommt Chloe in ihre Wohnung. Nachdem wir uns an einigen Tischen vorbeigeschlängelt haben, kommen wir an einer Treppe an, die neben dem Tresen, hinauf zu Chloes Apartment, führt. Chloe öffnet die Tür, die direkt oben am Treppenabsatz liegt und lässt mich eintreten. Ich gehe drei Schritte vorwärts und stehe mitten vor einer nett eingerichteten Kochnische. Zu meiner linken steht ein Sofa mit einem Tisch, vor einem winzigen Kamin. Rechts von mir führt eine Art Durchbruch in einen weiteren Raum. Ich drehe mich einmal um mich selbst, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dann fällt mein Blick auf Clark, der, ganz Gentleman, meine ersten Koffer nach oben getragen hat, ohne auch nur außer Atem zu sein. Er ist wirklich erstaunlich! Wahrscheinlich ist er als Farmersohn einfach gut trainiert. Ich spüre, wie meine Blicke ihn immer wieder heimsuchen. Er hat etwas an sich, das mich regelrecht dazu zwingt, ihn anzusehen. Doch Chloes Stimme lässt meinen sehnsüchtigen Blick von Clark abwenden und auf sie richten. “Was haltet ihr davon, wenn wir im Talon noch einen Cappuccino zusammen trinken? Hier oben kann ich dir auch später alles zeigen, Sarah!” Chloe sieht uns erwartungsvoll an. “Du solltest wissen, Chloe ist Cappuccinosüchtig,” wendet sich Clark grinsend an mich. “Sie kommt keinen Tag ohne mindestens drei davon aus!” Ich lasse meinen Blick verschmitzt zwischen ihm und Chloe hin und her wandern. Was er sagt, passt zu ihr, so aufgedreht wie sie immer wirkt. Dann meine ich, um auf Chloes Vorschlag zu reagieren: “Ich würde unheimlich gerne noch ein bisschen mit euch quatschen. Ich muss schließlich wissen wo ich hier gelandet bin!” Fragend sehe ich Chloe an, doch dann wandern meine Augen wieder wie von selbst zu Clark. Er hat so unergründlich tiefe, blaugrüne Augen, die mich darin versinken lassen. Ich blinzele schnell, um den Blick abwenden zu können. Warum muss ich ihn nur die ganze Zeit so anstarren? Was ist los mit mir? Ich bin doch sonst nie so auf Männer fixiert. Gespannt warte ich seine Reaktion ab und bete, er würde noch bleiben. “Okay, ich bleib auch noch ein Weilchen!” lenkt er schließlich ein, nachdem ich meinen Blick verkrampft an ihm vorbei gelenkt habe. Dann wendet er sich an Chloe: “Zeig Sarah schon mal alles, ich trage noch schnell die anderen Koffer hoch und mache uns drei Cappus fertig!” ‘Juchhu, er bleibt noch,’ denke ich und mein Herz vollführt Saltos vor Freude. Ich räuspere mich kurz und sehe Chloe an, in der Hoffnung, dass sie meine Gedanken nicht erraten würde. Dann blicke ich kurz Clark hinterher, der die Wohnung verlässt. “Und?” überfällt mich Chloe, kaum dass Clark außer Sichtweite ist. Sie hakt sich bei mir ein und guckt mich fragend an. “Was, und?” frage ich verwirrt. Was will sie von mir? “Was sagst du zu ihm! Verstehst du mich jetzt?” Schwärmerisch sieht sie zur Tür und lauscht seinen Schritten, als er die nächsten zwei Koffer hochbringt. Sie zieht mich etwas von der Tür weg und sieht mich auffordernd an. “Chloe, ich kenn ihn doch noch gar nicht richtig! Aber er scheint okay zu sein,” flüstere ich leise, darauf bedacht, nicht von ihm gehört zu werden. Ich versuche mich absichtlich zurückzuhalten in meiner Beurteilung, doch in Wirklichkeit schlägt mein Herz gerade selbst bis zum Hals. “Okay?” fragt Chloe ungläubig nach und schüttelt missbilligend den Kopf. “Er ist fantastisch und er kümmert sich im Moment rührend um mich! So schrecklich die ganze Sache mit Lex auch ist, wenigstens hat sie einen Vorteil, sie hat Clarks Beschützerinstinkt für mich geweckt!” schwärmt Chloe verträumt. Oh nein! Chloe liebte ihn tatsächlich noch viel zu sehr! Es tat mir leid, zu wissen, dass ihre Liebe wohl immer unerwidert bleiben würde. “Machst du dir etwa noch Hoffnungen? Ich denke er hat dir schon gesagt, das mehr als Freundschaft nie zwischen euch sein wird!” frage ich behutsam nach. “Ja, ich weiß! Aber ich kann doch nichts gegen meine Gefühle tun! Und ist es verboten, wenn ich einfach nur seine Nähe genieße?” fragt sie mich mit gequältem Gesichtsausdruck. “Nein, natürlich nicht! Aber ich will nicht, dass du enttäuscht wirst, weil du dir falsche Hoffnungen machst,” versuche ich eine Rechtfertigung zu finden. “Quatsch, ich hab das im Griff,” lenkt Chloe selbstsicher ein, doch ich kann spüren, dass sie dabei ist, sich selbst etwas vorzumachen. “Komm, ich zeig dir kurz dein neues Heim,” beendet sie abrupt das Thema. Ich beschließe, es hiermit auf sich beruhen zu lassen und folge ihr brav. Sie führt mich einmal durch das ganze Apartment. Es ist klein, aber reicht vollkommen für uns aus. Jeder hat sein eigenes kleines Zimmer. Das Bad ist schön groß mit einer Wanne, in der man auch duschen kann. “Wo bleibt ihr denn!” höre ich Clark von unten rufen, nachdem ich jede Ecke der Wohnung gezeigt bekommen habe. “Wir kommen!” meldet sich Chloe neben mir lauthals zu Wort. Sofort gehen wir runter. Clark wartet an einem Tisch, auf dem die Cappuccino verteilt stehen. Ich bemerke, wie er uns mit seinen Blicken fixiert und ein Lächeln auf seinem Gesicht erscheint. Sein Lächeln fesselt mich dermaßen, dass ich Mühe habe mich davon loszureißen. Ich muss mich auf die Treppe konzentrieren, damit ich nicht hinunter purzele, bei seinem Anblick. Doch schließlich schaffe ich es, heile unten anzukommen und wir setzen uns zu ihm. Ich schaue mich kurz im Raum um. Das Talon ist sehr gemütlich eingerichtet, ein bisschen im ägyptischen Stil. “Zucker?” fragt mich Clark, der mir gegenüber sitzt, und reicht mir den Streuer. “Danke,” murmele ich und starre auf das Gefäß mit den weißen Körnchen. Langsam nehme ich den Zuckerstreuer, mit leicht zittrigen Händen, entgegen und berühre dabei zufällig seine Hand. Schnell wende ich meinen Blick, von dem Streuer, ab und sehe Clark ins Gesicht. Er lächelt mich wieder an. Während ich mir den Zucker in die Tasse kippe versinke ich in seinen Augen und merke gar nicht, dass ich den halben Inhalt des Streuers schon in meinen Cappuccino versenkt habe. “Du magst es wohl besonders süß!” grinst Clark mich, mit hochgezogenen Augenbrauen, an. Sein Blick deutet erstaunt auf meine Tasse. Erschrocken drehe ich den Zuckerstreuer um und reiche ihn an Chloe weiter. Wenn ich mich weiter so dämlich benehme, wird es nicht lange dauern, bis die Beiden merken was in mir vorgeht. “Das hält mich länger wach,” stammele ich, nach einer Erklärung suchend. Was für ein Quatsch! Innerlich bete ich, dass das Thema gewechselt wird. “Du hast sicher einen Jetlag oder so,” versucht Clark eine Begründung, für meine übertriebene Vorliebe für Süßes, zu finden. Ich nicke verlegen. Er muss ja nicht wissen, dass ich auf dem Flug hierher gut geschlafen habe und jetzt fit bin, auch wenn es noch mitten in der Nacht ist. Aber so ist das Thema wenigstens beendet und ich muss mich nicht noch weiteren Peinlichkeiten aussetzen. “Also, erzählt mal, was gibt es hier in Smallville so alles?” frage ich die Beiden, um für Gesprächsstoff zu sorgen, und versuche hauptsächlich nur noch Chloe anzusehen. “Tja, also, was hältst du davon, wenn ich dir morgen alles zeige?” fragt sie mich. Die Idee gefällt mir. Mit Chloe durch Smallville tigern, mir von ihr zeigen lassen, was hier alles so angesagt ist und vielleicht auch noch ein paar neue Leute kennen lernen. Ich male mir den Tag schon genau aus, als mir einfällt: “Aber morgen ist Montag, musst du nicht arbeiten?” Fragend sehe ich sie an, doch Chloe winkt sofort ab: “Ich hab morgen frei, weil ich heute in der Redaktion war!” “Super, ich freu mich,” mache ich meinem Glück begeistert Luft. Wir sitzen noch bis morgens um sechs im Talon und schlurfen einen Cappuccino nach dem nächsten. Ich erfahre alles über Clark und seine Familie. Dass sein Vater gestorben ist, seine Mutter Senatorin von Kansas ist und er selbst die Farm bewirtschaftet. Chloe gibt ein paar Storys zum Besten, die sie gemeinsam mit Clark erlebt hat und dann im Daily Planet veröffentlichen konnte. Plötzlich springt Clark auf, nachdem er einen Blick auf die Uhr geschmissen hat. “Schon sechs! Ich muss längst zu Hause sein!” “Und ich muss dringend für kleine Reporterinnen!” scherzt Chloe und erhebt sich ebenfalls. “Ciao Clark, sehn wir uns morgen? Ich muss jetzt wirklich hoch,” murmelt sie und tritt nervös von einem auf das andere Bein. Ohne eine Antwort abzuwarten, zischt sie die Treppe hoch und verschwindet in der Wohnung. Verwirrt sehe ich ihr hinterher. Was war denn das jetzt für ein plötzlicher Abgang? Langsam schweift mein Blick durch das Cafe und bleibt schließlich auf Clark ruhen. “Hm, dann liegt es jetzt wohl an mir, dich raus zu bringen,” meine ich schulterzuckend. Clark nickt mir knapp zu und geht zum Ausgang. Ich folge ihm und mustere seinen Körper ausgiebig von hinten. ‘Nicht schon wieder,’ rüge ich mich selbst und konzentriere mich darauf, genauestens den Boden zu begutachten, auf dem ich gehe. Vor seinem Auto verabschiedet er sich von mir. Er steht mir, mit einem Schritt Abstand, gegenüber und meint: “Schön, das Chloe jetzt noch Jemanden hat, der auf sie aufpasst!” Mit aufgesetztem Lächeln, atme ich tief durch. Ich hatte mir etwas anderes gewünscht, das er sagen sollte. Zum Beispiel: ‘War ein schöner Abend!’ Oder: ‘Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.’ Auch wenn ich versuche, mit einem Lächeln, meine Enttäuschung zu überspielen, muss er spüren, was ich denke, denn schnell fügt er hinzu: “Ich meine, toll dass du bei uns bist! Es war eine schöne Nacht. Aber, du musst wissen, ich mach mir wirklich große Sorgen um Chloe! Normalerweise kann sie allein auf sich aufpassen, aber wenn Lex seine Finger im Spiel hat, bin ich vorsichtig. Ich kann leider nicht immer auf sei Acht geben, darum bitte ich dich jetzt darum! Tust du das?” Das klingt doch schon ganz anders, auch wenn er mir damit eine große Verantwortung zuschiebt. Sein sanftmütiger Blick verstärkt nur seine Bitte und lässt mich dahin schmelzen. “Na klar, das hab ich doch schon gesagt. Mir liegt wirklich viel an Chloe. Ich würde genauso wenig zulassen, dass ihr etwas geschieht wie du! Vertrau mir!” Fordernd sehe ich ihn an und erwarte eine Antwort. “Das tue ich! Weißt du, ich schätze dich! Es bedeutet viel sein Leben hinter sich zu lassen und völlig neu anzufangen. Ich hab das nie geschafft. Ich glaube, du wirst Smallville gut tun und Smallville dir. Außerdem hast du hier schon Freunde gefunden!” lächelt er besänftigend und kommt einen Schritt näher. Freunde? Meint er sich damit? Mir wird ganz merkwürdig zumute und in meinem Bauch scheint gerade eine ganze Armee Schmetterlinge unterwegs zu sein. Er steht direkt vor mir, näher noch, als vorhin am Flughafen. Langsam beugt er sich zu mir hinab und nimmt mich in den Arm. Kurz stelle ich mich auf Zehenspitzen, um mein Kinn über seine Schulter schieben zu können. Es ist ein überwältigendes Gefühl, das mich überkommt, als er mich an sich drückt. Clark strahlt eine ungeheure Kraft und Geborgenheit aus. Genüsslich atme ich seinen Geruch ein, der meine Nase umschmeichelt und mein Hirn aussetzen lässt. Ich begreife, dass mich das selbe Schicksal erwartet wie Chloe, zumindest was Clark betrifft. Es würde wohl kaum eine Frau geben, die ihn nicht lieben könnte. Er sieht so verdammt gut aus, scheint liebevoll und loyal zu sein. Und dann ist da diese Ausstrahlung die ihn umgibt und es fast nicht zulässt, sich von ihm abzuwenden. Was ist nur mit mir los? Noch nie zuvor hat ein Mann solche Gefühle in mir geweckt. Oder liegt es vielleicht an meinem allgemeinen Befinden? Lasse ich mich zu schnell zu solchen Gefühlen hinreißen, weil ich einen neuen Lebensabschnitt begonnen habe und alles hier fremd ist? Ich bin ratlos. Viele dieser Fragen gehen mir durch den Kopf, als er sich von mir löst. “Bis dann,” wispert er und geht um das Auto herum, zur Fahrertür. Kurz hebt er noch einmal seine Hand zu Abschied. “Bye,” hauche ich und lasse das Gefühl, von seiner Umarmung, in mir nachwirken. Ein paar Minuten später liege ich im frischbezogenem Bett. Trotz der neuen, ungewohnten Umgebung schlafe ich schnell ein. Doch zwei Stunden später erwache ich durch einen Schrei. Ich richte mich auf und lausche. Der Blick auf den Wecker verrät mir, dass es bereits kurz nach acht ist. Ein erneuter Ruf durchdringt die Stille. Er kommt aus Chloes Zimmer. An das Versprechen denkend, das ich Clark gab, laufe ich in ihr Zimmer. Niemand ist zu sehen. Nur Chloe, die im Bett liegt, jedoch völlig verschwitzt und sich hin und her wälzend. “Nein!” schreit sie laut. Schnell bin ich bei ihr und schüttele sie an den Schultern. “Chloe! Aufwachen, du träumst nur!” sage ich erst sanft, dann immer nachdrücklicher. Immer wieder ruft und schreit sie. Doch endlich gelingt es mir sie zu wecken. Ich nehme sie in den Arm und streichele ihr über das Gesicht. Sie zittert am ganzen Körper. “Es ist alles gut! Ich bin bei dir,” versuche ich sie zu beruhigen. Sie muss etwas Furchtbares geträumt haben. Hoffentlich würde das nicht jede Nacht so gehen! Chloe weint und lehnt sich an mich, ihre Hände klammern sich an mir fest. “Seit Tagen habe ich immer den selben Traum,” erzählt sie mir mit zitternder Stimme, nachdem sie sich etwas beruhigt hat. “Im Traum wache ich auf und zwei Männer stehen um mich herum. Sie knebeln und fesseln mich und nehmen mich mit. Und niemand ist da der mir hilft!” Chloes Lippen beben vor Angst. Gequält sieht sie mich an, sucht nach Trost in meinen Augen. “Aber jetzt bin ich da! Und keiner kann kommen und dich nachts holen, ohne dass ich es mitkriege,” beruhige ich sie mit seichtem Tonfall. Sie schaut mich an und ein kurzes Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht, das sofort wieder erlischt. “Sarah, ich habe Angst! Ich weiß, was Lex den Leuten angetan hat, die er für sein Projekt nutzt. Entweder sind sie in der Irrenanstalt, in Belle Reve, oder… tot!” Das letzte Wort kommt nur noch als heiseres Wispern aus ihrem Mund. Ich wusste, seit ich hier bin, dass meine Freundin Angst hat. Aber jetzt wird mir erst bewusst, wie schrecklich für sie die ganze Situation wirklich ist. “Chloe, Clark und ich werden nie zulassen dass dir etwas geschieht! Und dein Cousine, ähm, Lois, nicht wahr? Sie wird doch auch bald kommen, hast du mir gesagt,“ versuche ich sie aufzubauen. Chloe hatte mir in der Nacht berichtet, dass ihre Cousine im Moment in Europa bei ihre Schwester ist, aber in den nächsten Tagen zurück kommen würde. “Ja, sie kommt in zwei Tagen. Aber gegen die Luthors sind wir doch machtlos!” schluchzt sie und beginnt wieder zu weinen. “Wir werden alles dafür tun, dich zu beschützen. Du hast gute Freunde. Hast du mal mit Lana geredet?” frage ich vorsichtig nach. Ich hoffe, dass Lana eventuell Lex umstimmen kann, schließlich ist sie immer noch seine Frau. “Ja, aber über solche Dinge redet sie nicht mit Lex, er macht sowieso was er will, meint sie,” erklärt Chloe, ihre Tränen hinunter schluckend. “Warum zum Teufel ist sie nur mit ihm zusammen?” frage ich mich laut und versuche Chloe damit vom Traum abzulenken. “So wie du sie mir geschildert hast, ist sie eine selbstbewusste Frau, die nicht im Schatten eines solchen Mannes stehen sollte. Schon gar nicht, wenn ihr Herz eigentlich einem Anderen gehört,” fahre ich fort. “Das sind Dinge, Sarah, die wir nicht verstehen können. Lana hat Lex aus einem sehr wichtigen Grund geheiratet. Weißt du, Erpressung ist bei den Luthors Gang und Gebe.” Chloe sieht mich ernst an und wischt sich die Tränen von der Wange. “Du meinst Lex erpresst Lana mit etwas und deswegen hat sie ihn geheiratet?” Ich bin entrüstet, was muss das für ein Mensch sein, der sich Liebe erpresst? “Sie hat mir das anvertraut und ich musste ihr versprechen es niemanden zu sagen! Es ist nicht Lex, der sie erpresst, sondern Lionel. Sie sagte, es sei um Clark zu schützen. Doch sie kann es Clark nicht sagen,” erklärt Chloe und wirft damit tausende Fragen bei mir auf. “Meinst du, Lionel hat gedroht Clark etwas anzutun, wenn sie Lex nicht heiratet?” frage ich verwirrt. Anders kann ich es mir nicht erklären, wenn Clark davon nichts erfahren soll. “Das glaube ich,” nickt meine Freundin bestätigend und bittet mich anschließend: “Aber sag Clark nichts davon. Er hat sich damit abgefunden, Lana verloren zu haben.” “Aber Chloe, warum bist du nicht ehrlich zu ihm?” frage ich verständnislos nach. “Ich musste es Lana versprechen! Clarks Leben hängt davon ab! Soll ich sein Leben aufs Spiel setzen, nur damit er die Wahrheit erfährt? Ich hab dir erzählt, wie skrupellos die Luthors sind, sie würden nicht zögern einen Menschen zu töten, selbst wenn er ihnen nahe steht!” Eindringlich blickt Chloe mich an. “Du hast recht! Tut mir leid, ich wollte dir nichts vorwerfen,” entschuldige ich mich, Sie hat ja Recht. Das Clark zu erzählen, wäre ein viel zu großes Risiko. Meine Gedanken fallen auf Lana. Wie schrecklich muss es für sie sein, mit Lex zusammen zu sein, nur um den Menschen, den sie wirklich liebt, zu beschützen. Das ist wirklich wahre Liebe. Wie würde Clark wohl reagieren, wenn er wüsste, das Lana ihn noch liebte? Würde er ihr diese Sache überhaupt glauben? Und wie fühlt sich Chloe wohl, wenn sie sich den Liebeskummer ihrer Freunde anhören muss? Für sie muss es doch genauso furchtbar sein, wie für Lana und Clark. Sie kennt den Hintergrund ihrer Trennung und zugleich ist sie selbst unglücklich in Clark verliebt. Mitleidig sehe ich meine Freundin an, doch dann reißt sie mich aus meinen Gedanken: “Was meinst du, schlafen können wir doch sowieso nicht mehr, lass uns frühstücken und dann zeig ich dir die Stadt!” “Okay!” stimme ich ihr zu und versuche, all die Fragen aus meinem Kopf zu vertreiben, um mich auf den kommenden Tag freuen zu können. Heute werde ich die Stadt kennen lernen, in der ich, wenigstens die nächsten Monate, verbringen werde. Nachdem wir Beide uns im Bad fertig gemacht haben und Chloe mir Tipps gegeben hat, was ich hier in Kansas am besten für Klamotten trage, gehen wir runter ins Talon, um zu frühstücken. Noch während ich die Treppe hinunter gehe, sehe ich Clark mit einer Frau an einem der Tische sitzen. Er wirkt angespannt und zugleich traurig. Die Frau ist unheimlich hübsch, hat lange dunkle Haare, einen asiatischen Hauch und ist elegant gekleidet. Als ich näher komme, meine ich sie zu erkennen. Das muss Lana sein! Clark scheint nichts um sich herum wahrzunehmen. Er starrt nur sie an. Jemand ergreift von hinten meinen Arm, Chloe zieht mich zurück. Sie hat meinen Blick zu den Beiden registriert. “Ist das... Lana?” frage ich sie zögernd und wende den Blick nicht von dem Pärchen ab. Chloe lächelt müde und nickt. “Lass die Beiden jetzt allein. Es sieht wichtig aus, was sie sich zu erzählen haben!” Kurz nachdem Chloe ausgesprochen hat, steht Lana auf und verlässt das Talon in schnellen Schritten, ohne Clark noch eines Blickes zu würdigen. Clark bleibt reglos sitzen und starrt einfach nur in die Luft. So muss ein Mensch aussehen, dem gerade das Herz gebrochen wurde. Er tut mir unendlich leid. Am liebsten würde ich zu ihm gehen und ihm Trost spenden, doch dazu kenne ich ihn zu wenig. Chloe zieht mich an einen Tisch und bestellt sogleich ein Frühstück für uns. Ich sitze mit dem Rücken zu Clark und hätte mich so gerne umgedreht, um zu sehen ob er noch da ist. Schließlich gebe ich vor, auf Toilette zu müssen, um einen Blick auf Clarks Tisch zu erhaschen. Und tatsächlich sitzt er noch immer dort, genauso wie vor zehn Minuten. Als ich von der Toilette zurückkomme, traue ich meinen Augen nicht. Clark sitzt an unserem Tisch, neben meinem Platz. Ich atme einmal tief durch, bevor ich zurückgehe und begrüße ihn locker, als hätte ich ihn bis eben noch nicht gesehen. Langsam lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen und frage völlig unbefangen: “Hey Clark! So früh schon wieder auf den Beinen?” “Hi! Klar! Die Tiere auf der Farm können sich ja nicht selbst füttern. Ehrlich gesagt, hat mein Bett mich heute gar nicht zu Gesicht bekommen,” erklärt er grinsend. Sein Gesicht wirkt nun wieder entspannter. Ich vermute, er hat Chloe schon kurz von dem Gespräch mit Lana berichtet. Zu gerne hätte ich es auch gewusst, aber ich weiß auch, dass es mich nichts angeht. “Sarah, wir haben eine kleine Planänderung,” beginnt Chloe plötzlich hektisch und ich muss mich sehr darauf konzentrieren, sie noch verstehen zu können.. “Ich hab gerade einen Anruf bekommen, ich muss in die Redaktion! Wäre es auch okay, wenn Clark dir alles zeigt?” ‘Clark,‘ hallt es in meinen Ohren nach. Na klar wäre das okay. Wie konnte sie das nur fragen? So viel Glück kann ein Mensch doch nicht haben. Ein Tag nur mit Clark allein. Fantastisch! Ich räuspere mich und versuche mir nichts anmerken zu lassen. “Klar, wenn du Lust und Zeit hast,” wende ich mich an ihn direkt. “Naja, also...” Verlegen oder vielleicht auch hilflos sieht Clark Chloe an. Was ist los? War das noch nicht abgesprochen? Warum stottert er jetzt so? Soll meine Freude etwa nur von kurzer Dauer sein? “Selbstverständlich hat er Zeit! Oder Clark?” Chloe lacht Clark mit einem bezaubernden Strahlen an. Mir wird klar, diese Idee war ihr gerade spontan gekommen und sie hat Clark damit einfach überrumpelt. “Also, ... Ich...” stottert Clark wieder und sieht verlegen zwischen Chloe und mir hin und her. “Ach, komm schon Clark. Trübsal blasen kannst du auch später noch,” lächelt Chloe ihn aufmunternd an. “Du hast Recht. Warum nicht?” lenkt er ein und ringt sich anschließend ein Lächeln ab, das er nur mir schenkt. “Super, dann hau ich jetzt ab. Bye, bis heut Abend!” Damit schnappt sich Chloe ihre Tasche und stürzt aus dem Café. Als sie weg ist, ergreife ich das Wort. Ich will nicht, dass Clark etwas tut, wozu er eigentlich keine Lust hat. Auch wenn ich mich über einen Tag mit ihm freuen würde, es bringt mir auch nichts, wenn er dadurch nur schlechte Lauen bekommt. “Hör zu, ich kann mir denken wie es dir jetzt geht. Ich hab dich eben mit Lana gesehen und … naja…es sah nicht gut aus! Wenn du keine Lust hast, dann ist das okay!” “Ist schon in Ordnung! Ein bisschen Ablenkung wird mir jetzt bestimmt gut tun,” sagt er nachdenklich. Dann wird er energischer: “Außerdem müssen wir Chloe hinterher! Du weißt, ich versuche, so gut es geht, auf sie aufzupassen!” Ich nicke und greife sofort nach meiner Tasche: “Okay, dann los!” Zwei Minuten später sitzen wir in Clarks Pick-up. “Du musst genug Abstand halten, Clark,” sage ich als er, hinter Chloe, Smallville verlässt. “Das Auto ist nicht gerade unauffällig!” “Ja,” haucht er geistesabwesend. Ich bin mir sicher, er hat überhaupt nicht mitbekommen, was ich eben sagte. Er scheint total in Gedanken versunken zu sein. Eine Weile tue ich mir sein Verhalten an, dann ertrage ich diese betrübte Atmosphäre, die ihn umgibt, nicht mehr: “Okay! Sorry, aber ich halt es nicht länger aus! Ich weiß es geht mich nichts an, aber was hat dir Lana gesagt, das dich so runterzieht?” “Du hast Recht! Es geht dich nichts an!” sagt er verbittert und sieht mich kurz missbilligend an. Das hat gesessen. Schluckend presse ich die Lippen aufeinander. Diese Seite hatte ich bisher noch nicht kennen an ihm gelernt. Es hätte mir klar sein müssen, dass er auch anders kann. Niemand ist immer nur nett. Ich lasse seine Worte noch ein paar Minuten sacken und denke darüber nach, ob es eine gute Idee war, heute mit ihm loszuziehen. Doch so einfach lasse ich mich nicht einschüchtern. Ich seufze leicht, bevor ich erneut bei dem Thema ansetze. “Ich weiß wir kennen uns kaum, aber manchmal hilft es, wenn man einfach drüber redet,” versuche ich zu erklären. Clark sieht mich kurz an, holt Luft und formt Worte mit den Lippen. Doch dann schaut er wieder zurück auf die Fahrbahn. Gerade noch rechtzeitig hat er die Kurve gekriegt und nichts zu meiner Bemerkung gesagt. Respekt! Ich stelle fest, dass er eine ziemlich harte Nuss ist und scheinbar sehr verbohrt sein kann. Er scheint zu überlegen, aber spricht kein Wort mit mir. Ich traue mich kaum noch, zu ihm hinüber zu blicken, doch aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ihm Tränen über die Wangen laufen. ‘Okay, es ist besser, nicht weiter nachzuhaken,’ rüge ich mich. Angestrengt schaue ich aus dem Seitenfenster, um ihn nicht sehen zu müssen. Ich fühle mich furchtbar Fehl am Platz, hilflos und unsicher. Wie soll ich mich jetzt verhalten? Soll ich doch etwas sagen, ein ganz anderes Thema anfangen? Nein, ich ziehe es vor zu Schweigen und warte ab, was passiert. Ganz plötzlich, nach zweieinhalb Stunden des Schweigens, sagt Clark mit heiserer Stimme: “Sie hat gesagt, dass sie keinerlei Gefühle mehr für mich hat, nicht mal freundschaftlich. Und Smallville verlassen wird, noch heute!” Entsetzt sehe ich ihn an. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich komme mir völlig blöd vor, weil ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll. “Das.... Das tut mir so leid,” wispere ich und greife im Affekt nach seiner Hand, um sie zu drücken und ihm somit Trost zu spenden. Es tut mir wahnsinnig weh, ihn so traurig und verletzt zu sehen. Er muss Lana noch unheimlich lieben. Clark lässt es zu, dass ich seine Hand drücke, die er auf seinem Bein abgelegt hat, und erwidert den Druck. Ich bin froh, denn die Geste von mir hätte auch nach hinten losgehen können. Mir ist völlig bewusst, was ich gerade tue und ein warmer Schauer durchfährt meinen Körper, ausgelöst durch die Berührung. Zugleich ist mir aber auch klar, dass diese Geste nichts zu bedeuten hat, was meinem Herzen einen leichten Stich versetzt. Aber warum trifft mich diese Bedeutungslosigkeit so? Mache ich mir etwa Hoffnungen? Was für ein Unsinn! Ich tröste Clark schließlich gerade, weil die Liebe seines Lebens endgültig mit ihm Schluss gemacht hat. Ich kann mir doch unmöglich Hoffnungen machen, dass er meine Hand drückt, weil ihm etwas an mir liegt. Wir kennen uns doch gar nicht! Erleichtert bemerke ich, dass wir angekommen sind. Clark erlöst mich von meinen widersprüchlichen Gefühlen, indem er meine Hand loslässt und ich sie zurückziehen kann. Er sucht einen Parkplatz und wir sehen, wie Chloe im Gebäude des Daily Planet verschwindet. Schnell steigen wir aus und gehen in einen Park, der direkt gegenüber von Chloes Arbeitsstätte liegt. Gemütlich schlendern wir einen der Parkwege entlang, von dem aus wir einen guten Blick zum Daily Planet haben. “Du liebst sie noch immer, obwohl sie schon seit zwei Jahren mit Lex verheiratet ist?” greife ich das Thema wieder auf, auch wenn es vielleicht ein Fehler ist. Sanft sehe ich Clark an und versuche in seinem Gesicht zu lesen. Er nickt schließlich zögerlich und schüttelt dann wiederum den Kopf. Nachdenklich sieht er mich an, während wir langsam immer weiter gehen. “Ich weiß es nicht! Ich liebe sie seit ich denken kann! Aber es ist so viel zwischen uns passiert, dass ich nicht mehr weiß, ob ich vielleicht einfach nur den Gedanken an früher hinterher hänge. Sie bedeutet mir auf jeden Fall noch etwas, aber ob es noch die Liebe ist, die es damals war, kann ich schon gar nicht mehr beurteilen!” Ich höre ihm aufmerksam zu und nicke verständnisvoll. Wenn man so lange einen Menschen geliebt hat, dann weiß man vielleicht wirklich irgendwann nicht mehr, ob es noch Liebe ist. Ich kann dieses Gefühl kaum nachvollziehen, ich hatte noch nie eine Beziehung, die länger als ein halbes Jahr angedauert hat. Auf einmal sprudelt es nur so aus Clark heraus. Geduldig höre ich ihm zu und unterbreche ihn nicht. Er erklärt, dass er sich Lana nie richtig offenbaren konnte, weil er sie sonst in Gefahr gebracht hätte. Doch schließlich hatte sie herausgefunden, was er vor ihr verborgen hielt. Obwohl sie es akzeptierte, konnten sie nicht mehr zusammen sein, weil Lana von Lionel erpresst wurde, Lex zu heiraten. Das ist auch der Grund, warum sie nun endgültig Smallville verlässt. Ich muss schlucken. Genau das, hat mir auch Chloe berichtet. Ob Clark weiß, womit Lana erpresst wurde? Wenn ja, warum wusste Chloe noch nicht davon, dass Clark informiert ist? Alles war so kompliziert und verwirrend. Ich halte mich aus der Sache raus und frage nicht nach. Es scheint mir so, als hätte Clark noch mehr auf dem Herzen. Und mit meiner Vermutung liege ich richtig. Clark fährt unbeirrt fort. Er erzählt, dass sein Vater seinetwegen gestorben ist. Und dass er der Grund dafür ist, dass Chloe jetzt von Lex verfolgt wird. Was soll das alles zu bedeuten haben? Wieso gibt Clark sich für alles die Schuld? Das kann doch unmöglich wahr sein. “Ich weiß, das klingt alles sehr merkwürdig für dich. Aber ich kann dir nicht mehr dazu sagen, sonst würde ich dich auch in Gefahr bringen,” erklärt er abschließend. “Weiß denn überhaupt jemand den Grund dafür, dass das alles deine Schuld sein soll? Ich meine, du hast ja scheinbar ein Geheimnis, dass keiner erfahren soll!” erwidere ich ehrlich und mir fällt wieder die Situation ein, als Clark gestern beim Fahren fast die Kontrolle über den Wagen verloren hat. Wie war das noch, was Chloe da meinte? Dass ich FAST alles über sie weiß? Also musste Chloe in Clarks Geheimnis eingeweiht sein. Die ganze Sache verwirrt mich. “Ja, aber nur sehr wenige wissen es. Die, die es selbst irgendwie herausgefunden haben,” erklärt Clark ruhig und sieht mich durchdringend an. Ich bemerke den Wink mit dem Zaunpfahl und meine schnell: “Hör zu Clark! Egal was auch immer für ein Geheimnis das ist, ich erwarte nicht von dir, dass du es mir sagst! Ich finde es toll, dass du mir so viel anvertraust, obwohl wir uns eigentlich noch fremd sind! Und ich habe den Eindruck, dass du schon genug Sorgen mit dir herumschleppst. Ich wünschte ich könnte dir dabei helfen, dir alles zu erleichtern, aber das kann ich wohl nicht!” “Das kann niemand,” sagt er traurig und blickt zu Boden. “Das ist mein Schicksal und ich allein muss damit klar kommen!” Plötzlich wirkt er unheimlich bedrückt, als würde die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern ruhen. “Das musst du nicht! Du hast Freunde die dich unterstützen. Was ist zum Beispiel mit Chloe?” frage ich ihn aufmunternd. “Das stimmt, auf Chloe kann ich mich immer verlassen. Wenn ich sie brauche ist sie da,” lenkt er mit einem Lächeln ein. “Siehst du, und ich werde dich auch unterstützen! Und wenn es nur so viel ist, dass du jemanden zum Reden hast, so wie jetzt!” Clark sieht mich dankbar an. Es scheint, als würde die Last, die eben noch auf seinen Schulter ruhte, von ihm abfallen.. “Ja, du hast recht. Ich wusste nicht wie es einen erleichtern kann, wenn man Jemanden zum Reden hat. Klar kann ich mit meiner Mom oder Chloe über meine Probleme sprechen, aber eben auch nicht über alles, weil einige Dinge sie selbst betreffen! Ich würde sie nur verletzen oder in Gefahr bringen. Aber dir kann ich alles erzählen. Du weißt zwar jetzt, dass ich ein Geheimnis habe, aber du weißt nicht was es ist! Und ich glaube dir, dass du es auch nicht rausfinden willst, wenn ich das nicht möchte. Ich vertraue dir, obwohl … ich dich kaum kenne und… ich begreife nicht warum das so ist? Warum tust du das für mich?” Er beginnt zu einem zweifelhaften Ton überzugehen. “Würdest du für mich nicht das Selbe tun? Sind wir nicht Freunde? Auch wenn ich erst einen Tag hier bin, habe ich das Gefühl dich schon viel länger zu kennen! Komisch, oder?” Plötzlich kann ich meine Gedanken ganz offen mitteilen. Seitdem ich Clark das erste Mal gesehen hatte, fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Dieses Verlangen hat sich von Minute zu Minute gesteigert. Auch jetzt, ist dieses Gefühl da, dass mich magisch zu ihm zieht. Etwas dergleichen habe ich noch nie erlebt und ich finde einfach keine Erklärung dafür. Ich versinke gerade in seinen Augen, als mich seine Stimme wieder in die Realität zurückholt. “Das geht mir auch so! Ich meine… ich habe auch das Gefühl dich schon zu kennen. Du kamst mir von Anfang an so vertraut vor. Ich fand das merkwürdig, deswegen war ich mir nicht sicher vorhin, ob ich mit dir allein den Tag verbringen sollte. Schließlich sind wir hier in Smallville und es wäre nicht das erste Mal, dass jemand Gedanken beeinflussen kann!” Abschätzend sehe ich ihn an. Habe ich gerade richtig gehört? Er traut mir zu, ihn mit irgendwelchen Fähigkeiten zu manipulieren? Ich bin schockiert über diese plötzliche Sinneswandlung. Mein Körper beginnt zu beben. Wut und unglaubliche Enttäuschung überkommen mich. Wie kann er nur so von mir denken? “Wenn du das wirklich glaubst, dann sollten wir das mit der Freundschaft wohl vergessen!” sage ich schnippisch und wende mich ab. “Nein!” Er packt mich am Arm und dreht mich zu sich um. Wir stehen uns so eng gegenüber, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüren kann. Seine Hände umfassen meine Schultern, ich kann die Wärme spüren die davon ausgeht. “Du verstehst nicht! Ich spüre, dass wir ... dass du... dass es etwas Anderes zwischen uns ist. Es ist... Ich weiß nicht was es ist, aber ich spüre,... dass es etwas Gutes ist!” Er lächelt mich besänftigend an und sieht mir tief in die Augen. “Ja, dass denke ich auch,” wispere ich und schlucke eine Träne hinunter, um zu verbergen, wie sehr er mich eben verletzt hat. Dann bemerke ich, wie sich sein Mund leicht öffnet. Langsam beugt er sich zu mir und schließt die Augen. Plötzlich kribbelt es in meinem Bauch, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich zerspringe fast vor Aufregung und fixiere seine sinnlichen Lippen mit meinem Blick. Sollte er tatsächlich das tun wollen, was ich mir so sehr wünschen würde? Immer näher kommt er und fast berührt sein Mund den meinen. Nun schließe auch ich die Augen vollends. Ich bin mir sicher, dass gleich ein Moment sein wird, den ich niemals vergessen werde. Sein warmer Atem prickelt angenehm auf meiner Haut. Da höre ich einen Schrei! Beide werfen wir unsere Blicke in die selbe Richtung. Eine junge Frau wird, von einem Mann, mit einem Messer bedroht. Er hält ihr die Waffe an den Hals. “Oh, mein Gott!” entfährt es mir und entsetzt schaue ich Clark an. “Hey!” ruft Clark drohend, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. “Lass die Frau los!” Scheinbar ohne lange nachzudenken, rennt er zu dem Geschehen hinüber. Ich bin beeindruckt, wie selbstlos er eingreift. Sicher, er hat eine stattliche Figur, die Anderen durchaus Respekt einflößen kann. Dennoch ist es mutig von ihm, in solch einer Situation einzugreifen. Schließlich ist der Mann bewaffnet. “Noch einen Schritt und sie ist tot!” warnt der Täter Clark. Um seine Drohung noch zu unterstützen, drückt er das Messer stärker an den Hals der Frau. Unruhig trete ich von einen Fuß auf den Anderen und beobachte die Situation aus der Entfernung. “Bleiben sie ruhig! Was wollen sie?” fragt Clark ganz ruhig. Er hat seine Hände angehoben und versucht eine beschwichtigend Geste darzustellen. “Gerechtigkeit!” entfährt es dem Mann verbissen. Und er holt mit dem Messer aus, um es in den Körper der Frau zu rammen. Doch innerhalb von Sekundenbruchteilen schreit er auf und lässt das Messer fallen. Ein heller Lichtstrahl hat seine Hand getroffen. Ich habe nicht gesehen woher der Strahl genau kam, aber es war aus Clarks Richtung. Im Nu ist Clark bei ihm und schlägt ihn zu Boden. Regungslos bleibt der Mann liegen. “Alles okay?” fragt Clark besorgt und sieht die Frau an. “Ja, danke, “ antwortet diese knapp, dreht sich um und rennt davon. “Hey! Warten sie!” Aber Clarks Ruf bewirkt nichts, die Frau ist weg. Kopfschüttelnd sieht er ihr hinterher, dann kommt er zu mir zurück gelaufen. “Lass uns hier verschwinden,” fordert er mich in barschem Ton auf. “Clark, warum hat er das Messer fallen gelassen? Hast du den Lichtstrahl gesehen? Was war das?” sprudelt es aus mir heraus, seinen Ton ignorierend. Ich bin aufgeregt und ein bisschen geschockt. Außerdem erleichtert, dass ihm nichts zugestoßen ist. Ein mittelschweres Gefühlschaos hat sich in mir ausgebreitet. Denn ich denke zugleich an die Situation, die entstanden wäre, wäre dieser Vorfall nicht dazwischen gekommen. Ein Kuss. Noch immer kann ich das Gefühl zurückholen, das Clarks Atem auf meiner Haut ausgelöst hat. “Welchen Lichtstrahl?” fragt Clark, aber wartet keine Antwort ab. “Wahrscheinlich hat er sich selbst am Messer geschnitten und es deswegen fallen gelassen! Keine Ahnung. Los, lass uns zum Auto gehen!” Warum ist Clark plötzlich so distanziert? Er wirkt wieder, als würde er diese schwere Last tragen. Ist das sein Geheimnis? Dieser mysteriöse Lichtstrahl? Er hätte ihn sehen müssen! Er verschweigt mir die Wahrheit, das weiß ich. Aber es ist okay, er hat mir erklärt, warum er sein Geheimnis wahren muss. Und vielleicht würde er irgendwann mit der Wahrheit rausrücken, wenn er keine Gefahr mehr darin sah. Also tue ich so, als würde ich ihm die Geschichte mit dem ‘am Messer schneiden’ abnehmen und gehe mit ihm zum Auto. Es herrscht nun eine komische Situation zwischen uns. Fast hätten wir uns geküsst, wäre nicht dieser Überfall gewesen. Wir steigen ins Auto und schweigen uns an. In mir tobt ein Sturm der Gefühle, am liebsten würde ich Clark fragen, wie es jetzt mit uns weiter geht. Aber ich habe ebenso den Eindruck, dass der Kuss eine einmalige Sache gewesen wäre, zu einem schwachen Zeitpunkt von ihm. Ein bisschen scheint es mir, dass er genau dasselbe denkt und sich auch nicht durchringen kann, es anzusprechen. Ich halte diese Ungeklärtheit nicht mehr aus. “Clark?” hauche ich fragend. Ich schaue ihn nicht an, sondern sehe aus dem Seitenfenster. Den Mut, ihn anzusehen, kann ich im Moment nicht aufbringen. Aber warum? Habe ich Angst enttäuscht zu werden? Will ich nicht, dass er sieht, wie ich empfinde? “Ja?” höre ich ihn sagen. “Sollen wir das vergessen, was gerade fast passiert wäre?” frage ich vorsichtig, mit heiserer Stimme. Ich würde den Kuss am liebsten nicht vergessen sondern zu Ende bringen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass Clark nicht das Selbe denkt. “Ich… ich weiß es nicht? Es ist etwas in mir, dass ich bisher noch nicht kannte!” An seinem Tonfall kann ich erraten, dass er mich ansieht. Er klingt verunsichert, aber liebevoll. Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe. Seine Worte lassen einen warmen Schauer über meinen Rücken laufen. Plötzlich spüre ich seine Hand auf meinem linken Arm. Fast wäre ich zusammen gezuckt. Automatisch halte ich die Luft an. “Schau mich doch an,” sagt er nachdrücklich. Schweren Herzens wende ich ihm mein Gesicht zu. Es fällt mir schwer, ihm in die Augen zu schauen. “Ich weiß nicht, was da eben passiert ist, aber es war ehrlich von mir… und nicht, weil ich gerade diese Sache mit Lana hinter mir habe! Du bedeutest mir viel, es wird mir von Minute zu Minute klarer, aber ich kann mir nicht erklären warum. Es ist, als würde ich dich ewig kennen und dich jetzt, nach langer Zeit, wieder sehen. Als wenn wir uns in einem anderen Leben schon einmal gekannt... geliebt hätten!” Er wählt seine Worte mit Bedacht und spricht langsam und deutlich. Aufrichtig sieht er mir dabei in die Augen. Er beschreibt genau das, was auch in mir vorgeht. Erleichtert hole ich Luft. “Das ist das selbe Gefühl, das auch in mir ist! Als ich dich am Flughafen das erste Mal sah, da warst du mir auf eine Art so vertraut, als hätte ich irgendetwas gesucht und jetzt gefunden. Ich...” Ich will ihm nicht sagen, dass ich ihn liebe, nicht jetzt. Dazu ist es noch viel zu früh. Eigentlich kann ich gar nicht sagen, ob es überhaupt Liebe ist. Vielleicht habe ich mich auch viel zu sehr in etwas verrannt. Liebe war ein zu schweres Wort, von dem man nicht nach einem Tag sprechen sollte. Fragend sieht er mich an, als würde er ahnen, was ich sagen wollte. Doch er scheint zu wissen, dass ich den Satz nicht vollenden kann und meint sanft: “Lass uns erstmal warten, wie sich alles entwickelt, was meinst du? Vielleicht finden wir ja noch heraus, warum wir uns so fühlen!” Clark sagt das mit wenig Überzeugung, aber ziemlich entschieden, so dass ich ihm gar nicht widersprechen kann. Gleichzeitig streichelt er mir, mit einem wundervollen Lächeln im Gesicht, über den Arm und ich genieße seine ehrlich gemeinte Berührung. “Ja, das ist wohl das Beste,” stimme ich ihm flüsternd zu. Wir verbringen den Rest des Tages in Metropolis und schleichen um das Gebäude des Daily Planet. Schließlich setzen wir uns in ein Cafe, essen Eis und trinken Cappuccino. Dann gehen wir um den Häuserblock spazieren. Plötzlich fällt mir ein: “Woher willst du eigentlich wissen, dass Chloe nicht im Daily Planet etwas geschieht? Du müsstest sie eigentlich auf Schritt und Tritt verfolgen, um völlig sicher zu gehen, dass nichts passiert. Das ist unmöglich!” “Nein, ich weiß, dass ihr nichts geschieht. Sie ist gerade auf dem Weg zum Ausgang, sie hat Feierabend!” erklärt Clark sachlich. “Hast du ihr eine Wanze untergejubelt?” frage ich belustigt und muss lachen. “Quatsch! Das ist nur so ein Gefühl!” erklärt er mit einem Grinsen im Gesicht. Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich hin abschätzend an. Wieso starrt er so auf das Gebäude? Eine Minute später verlässt Chloe den Daily Planet durch die Drehtür. Skeptisch schaue ich Clark an: “Nur so ein Gefühl, hm?” Er ist wirklich ein wenig unheimlich, muss ich feststellen. Und doch fühle ich mich in seiner Gegenwart absolut sicher und geborgen. Clark hebt die Augenbrauen und guckt mich unschuldig an. “Hat das vielleicht etwas mit deinem Geheimnis zu tun?” frage ich ihn mit vorwurfsvollem Unterton. Er kneift die Augen zusammen und guckt mich abschätzend an. “Nein, wie kommst du darauf?” Abweisend geht er davon und setzt sich ins Auto. Ich folge ihm und versuche ihn zu besänftigen, nachdem wir Beide eingestiegen sind. “Hey, ist okay, ich komm damit klar, dass du mir das nicht sagen willst! Ich werde dich auch nicht noch mal danach fragen. Aber tu mir einen Gefallen und denk dir nicht noch mal eine so blöde Ausrede aus.” “Du hast Recht. Tut mir leid! Ich bin es gewohnt immer Ausreden zu erfinden, um zu verbergen, dass ich ein Geheimnis habe,” erklärt er sanft. “Jetzt bist du aber schon mal so weit, dass du mir wenigstens anvertraut hast, dass du etwas verbirgst. Zugegeben, es wird mir nicht leicht fallen, nicht zu wissen was es ist. Aber wie gesagt, mach dir keine Sorgen, ich werde nicht versuchen es herauszufinden. Ehrlich!” Mit einem Lächeln versuche ich meinen Worten Nachdruck zu verleihen. “Ich weiß! Und ich bin dir dafür sehr dankbar!” Er lächelt mich ebenfalls an und mir kullert ein großer Stein vom Herzen. Ich dachte, ich hätte es mir mit meiner Neugier jetzt verscherzt, aber zum Glück ist Clark nicht nachtragend. Mich überkommt das Gefühl, trotzdem noch etwas sagen zu müssen, und so meine ich: “Weißt du, ich mag dich wirklich sehr und ich würde es bereuen, wenn wir uns wegen dieser Sache streiten würden! Ich kann mir vorstellen, dass dir diese Heimlichtuerei schwer fällt und du am liebsten ein ganz normales Leben führen würdest, aber das ist ja scheinbar nicht möglich! Also machen wir das Beste draus, hm?” Clark sieht mich nachdenklich an und nickt dann sachte: “Okay, versuchen wir es!” Wir fahren los und unterhalten uns über die Machenschaften von Lex. Clark erzählt mir noch mehr über Lex Familie und was sein ehemaliger Freund alles in den letzten Jahren verbrochen hat. Das alles lässt mein Hirn auf Hochtouren arbeiten und ich gebe zu bedenken: “Wir können aber Chloe nicht ewig beschatten! Das ist unmöglich! Du musst eure Farm bewirtschaften, das macht sich nicht von allein. Und ich werde hoffentlich bald einen Job hier haben. Wir können nicht garantieren, dass ihr nichts zustößt! Wir müssen eine andere Lösung finden!” “Was meinst du, worüber ich die letzten Tage nachdenke! Mir ist nur leider noch nichts eingefallen, also müssen wir wenigstens noch so lange weiter machen, bis wir eine Lösung gefunden haben,” erklärt er bedrückt. “Was ist mit Lois? Chloe erzählte mir, dass Lois Vater ein hohes Tier bei der Armee ist! Vielleicht hat sie irgendwelche Verbindungen, die uns hilfreich sein könnten!” “Oh ja, Sarah, die hat sie! Und darin sehe ich auch unsere einzige Chance!” Clark grinst mich verschmitzt an. “Warum grinst du so?” frage ich, ein wenige genervt, dass ich ihm alles aus der Nase ziehen muss. “Das kann ich dir jetzt nicht erklären, gehört zu meinem Geheimnis,” erklärt er demonstrativ und sieht mich kurz ernst an. “Mensch, dein Geheimnis nimmt ganz schöne Größen an,” stelle ich bitter fest. Clark lässt einen durchdringenden Blick auf mir ruhen und runzelt die Stirn. “Ich weiß,” sage ich und verdrehe genervt die Augen. “Ich hake nicht weiter nach!” “Gut,” nickt er und grinst selbstgefällig. Schon halten wir vorm Talon. Chloe hat bereits eingeparkt und ist im Cafe verschwunden. “Ach, Clark,” fällt mir ein, nachdem ich aus dem Auto gestiegen bin. “Kannst du mir noch deine Handynummer geben, falls doch mal etwas passieren sollte!” Ich beuge mich etwas in das Auto hinein, während Clark hinter dem Steuer sitzen bleibt und mich ansieht. “Ja, klar.” Er sagt mir die Nummer und ergänzt: “Und wenn irgendwas passieren sollte, ruf bitte zuerst mich an, bevor du die Polizei verständigst, ja? Das ist ganz wichtig, vertrau mir! Und vergiss das nie!” “Okay, ich weiß zwar nicht was das bringen soll, aber... Ich vertraue dir!” Ich kann mir schon denken, dass das etwas mit seiner Heimlichtuerei zu tun hat und unterdrücke jegliche Fragen. “Was das bringt, wirst du sehen, wenn es so weit ist! Obwohl ich natürlich hoffe, dass es nie soweit kommen wird,” erklärt er nachdrücklich. “Ich auch,” sage ich etwas befangen. “Sehen wir uns morgen?” frage ich dann und kann den hoffnungsvollen Tonfall nicht unterdrücken. “Mal schauen, Lois kommt ja morgen, da werden wir uns bestimmt sehen!” Er schenkt mir noch ein Lächeln, das ich augenblicklich erwidere. “Also dann bis Morgen,” verabschiede ich mich von ihm. Ich will mich wegdrehen und die Tür schließen, doch etwas in mir zwingt mich dazu, noch einmal zu ihm zu sehen und so murmele ich verlegen: “Ach und… Clark, … es war ein schöner Tag!” “Ja, das… fand ich auch,” nickt er zufrieden. Mit diesen Worten zaubert er ein Strahlen auf mein Gesicht. Plötzlich schnallt er sich ab und steigt aus. Er geht noch einmal um das Auto herum und kommt zu mir. Ich drehe mich ihm erwartungsvoll zu. Was hat er jetzt vor? Ganz nahe tritt er an mich heran und sieht mir tief in die Augen. Oh Gott, was tut er nur? Ich versinke in seinen Augen. Mein ganzer Körper ist angespannt und zugleich durchflutet ihn ein angenehmes Kribbeln. Langsam beugt sich Clark zu mir herab und schließt mich fest in seine Arme. “Es ist schön, dass du hier bist,” flüstert er sanft in mein Ohr. Ich drücke meinen Körper fest an seinen und wünschte, dieser Moment würde nie enden. Dieses vertraute Gefühl, wenn ich in seinen Armen liege ist einfach überwältigend, doch weiß ich nicht, wodurch es entsteht. Ich spüre deutlich, dass uns mehr verbindet als Freundschaft und diesmal bemerke ich auch, dass Clark scheinbar das Selbe empfindet. “Dann bis Morgen,” hauche ich und löse mich schwerfällig aus seiner Umarmung. Ich warte noch, bis er ins Auto steigt und davon fährt. Mit einem warmen Gefühl im Bauch gehe ich ins Talon und ein Dauergrinsen scheint sich in meinem Gesicht eingebrannt zu haben. “Hey, Sarah, da bist du ja,” ruft Chloe mir zu als sie mich sieht. “Wow, bist du jetzt erst mit Clark zurückgekommen?” fragt sie erstaunt und sieht mich verwirrt an. Ich nicke verliebt und bin noch immer am Grinsen. “Scheint ja gut gewesen zu sein,” bemerkt meine Freundin und kann sich ein leichtes Lachen nicht verkneifen. “Ja, das war es,” stimme ich ihr verträumt zu. “Na, dann hat unser Charmebolzen jetzt auch dein Herz erobert, oder?” Erwartungsvoll guckt sie mich an. Ich übergehe die Frage jedoch und lenke ab. “Chloe, ich bin total müde! Die letzte Nacht war kurz, ich hau mich jetzt aufs Ohr!” “Warte, ich komme mit!” Eine halbe Stunde später liegen wir Beide in unseren Kojen. Kapitel 2: Die Entführung ------------------------- Die Entführung Mitten in der Nacht wache ich auf. Chloe schreit, es hört sich an, als wenn sie wieder einen Alptraum hat. Ich lausche kurz und überlege, ob ich sie wecken soll, da höre ich plötzlich andere Stimmen. “Los, nehmt sie mit. Gebt ihr das Zeug!” Eindeutig eine Männerstimme. Schnell springe ich aus dem Bett und stürme in ihr Zimmer. Sofort erblicke ich drei Männer die Chloe festhalten. Sie strampelt und schlägt um sich, versucht sich loszureißen, hat aber keine Chance. Wie versteinert bleibe ich auf der Türschwelle stehen. “Sarah, lauf weg!” ruft Chloe mir entgegen. Chloe hat die pure Panik in den Augen. “Lassen Sie sie los!” rufe ich während ich auf die Männer zu laufe. Ich weiß nicht, warum ich das tue. Wie von selbst führen mich meine Beine ins Verderben. Ich denke gar nicht darüber nach, was geschehen könnte. Sofort hält mich einer der Männer fest. Ich versuche mich von ihm loszureißen, doch er verdreht mir die Arme hinter dem Rücken. Dann beobachte ich, wie die anderen Beiden Chloe eine Spritze in den Hals jagen und meine Freundin sofort bewusstlos zusammensackt. Erneut versuche ich mich mit aller Kraft loszureißen, doch ich habe keine Chance. Schmerzen ziehen sich durch meine Oberarme. Was haben diese Typen nur mit Chloe vor? Hat Lex sie geschickt? “Los weg hier,” sagt der Typ der mich festhält. “Aber der Kleinen darf nichts passieren! Nicht mal ein Kratzer!” Die beiden Männer schleppen Chloe hinaus. “Tut mir leid, Kleine,” wendet mein Peiniger sich an mich. “Du hast zu viel gesehen!” Er lässt mich los, doch ich kann nicht schnell genug reagieren. Etwas schlägt auf meinen Rücken und ich falle zu Boden. Dann umgibt mich Schwärze. Als ich wieder zu mir komme, spüre ich die Stelle am Rücken, an der ich niedergeschlagen wurde. Ich erahne den blauen Fleck, den ich davongetragen haben muss. Sofort fällt mir wieder ein, was geschehen war. Ich sehe Chloes bewusstlosen Körper vor meinem inneren Auge und wie die Männer sie aus der Wohnung tragen. Vorsichtig rappele ich mich auf und zücke mein Handy. Ich rufe mir Clarks Worte in Erinnerung, egal was passiert, ich solle immer erst ihn anrufen. Mir ist schwindelig und ich muss mich sehr auf mein Tun konzentrieren. Nervös suche ich im Handy nach Clarks Nummer und lasse es schließlich bei ihm klingeln. Verschlafen höre ich seine Stimme im Telefon. “Ja?” “Ich bin’s! Sarah! Chloe wurde entführt, du musst sofort kommen,” bricht es aufgeregt aus mir heraus. Ich hatte den Satz kaum beendet, da geht die Tür auf. Panisch gucke ich in die Richtung. Sind die Männer etwa zurückgekommen? Doch erleichtert stelle ich fest, dass es Clark ist, der hereinkommt, gerade sein Handy zuklappend. Ich stelle keine Fragen, es wird sowieso wieder mit seinem Geheimnis zu tun haben und im Moment ist es nur Chloe, die mir wichtig ist. “Was ist passiert?” fragt er und lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. Dann kommt er näher und stellt sich zu mir. Aufmerksam sieht er mich an und blickt an mir hinunter. Mir war bisher völlig unbewusst, dass ich nur in meinem Pyjama bekleidet, vor ihm stehe. Doch ich lasse mich nicht davon ablenken, es stört mich nicht, dass er mich so sieht. Stattdessen berichte ich ihm kurz was geschehen ist. “Du zitterst ja,” stellt er besorgt fest, nachdem ich alles erzählt habe, und berührt sanft meinen Oberarm mit seinen Fingerspitzen. Er hat Recht. Erst jetzt bemerke ich, wie sich kalte Schauer einen Weg durch meinen Körper bahnen und mich zum Zittern bringen. Während ich mir die Arme um den Körper lege, schaut sich Clark erneut langsam und genau um. “Und du sagst, sie haben Chloe nicht verletzt?” fragt er plötzlich und sieht mich einen kurzen Augenblick stutzig an. “Nein, sie haben ihr nur eine Betäubungsspritze gegeben. Einer sagte sogar noch, sie solle ohne einen Kratzer weggebracht werden,” bestätige ich noch einmal. “Aber woher kommt dann das ganze Blut?” Clarks Blick fällt auf einen Punkt am Boden und bleibt nachdenklich darauf ruhen. “Welches Blut?” Ich drehe mich fragend um und sehe dann die riesige Blutlache, genau dort, wo ich gelegen hatte. “Oh mein Gott,” höre ich Clark hinter meinem Rücken wispern. Ich wende mich ihm wieder zu und sehe in seine weit aufgerissenen Augen. Er nimmt mich ohne Vorwarnung in den Arm und hält mich fest. Ich spüre wie entsetzt er ist. Er muss ein paar Mal schlucken, bevor er Worte über seine Lippen bringt. Was ist denn los? Was bringt ihn so plötzlich aus der Fassung? “Hör zu, Sarah, du darfst dich nicht bewegen!” bittet er mich nachdrücklich und presst mich noch fester an sich. “Warum? Mir geht’s gut!” versuche ich mich zu rechtfertigen. Was soll das? Mir ist ein bisschen schwindelig, na und! Das wird mich schon nicht gleich umbringen! Ich versuche ihn von mir weg zu schieben, doch mein Körper rührt sich keinen Millimeter in seiner Umarmung. Warum klammert er sich so an mir fest? Ich bin völlig verwirrt, verstehe nicht, was sein Problem ist. Auch wenn ich seine Nähe genieße, im Moment gehen mir andere, wichtigere Dinge durch den Kopf. Erneut höre ich Clarks Stimme in mein Ohr flüstern: “Du stehst unter Schock! Du hast viel Blut verloren!” Wie, ich habe viel Blut verloren? Warum spricht er so in Rätseln? Da wird mir schlagartig klar, was er meint: “Was... Du meinst... Das ist mein Blut!” Ich begreife noch immer nicht so recht was er will. Ich fühle mich doch ganz gut. Okay, da sind der Schwindel und der Schmerz an meinem Rücken, aber schließlich wurde ich gerade niedergeschlagen. Diese Blutlache am Boden, sie kann unmöglich von mir sein. Das würde ich doch merken! Clark löst seine Umarmung kein bisschen, sondern hält seine Hände weiterhin auf meine Schulterblätter gepresst. Er atmet einmal schwer durch, bevor er mit verzweifeltem Ton sagt: “Du... Ich meine.... Oh Gott, Sarah… dir steckt ein Messer im Rücken!” Ein Messer? Aber das… Ich kann nicht weiter denken, die Schwärze holt mich wieder ein und ich sacke in Clarks Armen zusammen. Ich höre einen gleichmäßigen, immer wiederkehrenden, Piepton. Er hört sich weit weg an, aber scheinbar kommt er immer näher. Ich versuche mich zu bewegen, doch ich fühle mich schwach und kann kaum meine Hand bewegen. “Sarah!” Eine tiefe, sanfte Stimme dringt an mein Ohr, die direkt neben mir erklingt. Sie kommt mir bekannt vor, doch ich kann sie im ersten Moment nicht einordnen. Wo bin ich? Was passiert mit mir? Ich spüre, wie jemand meine Hand ergreift und drückt. Langsam öffne ich die Augen. Erst nehme ich alles nur verschwommen wahr, dann schärft sich das Bild. Ich schaue auf eine weiße Decke, das Licht blendet. Ich wende den Blick von der Decke ab und versuche mich umzusehen. Links von mir steht ein Gerät, das den Piepton erzeugt, den ich als Erstes vernommen hatte. Langsam verstehe ich, ich bin in einem Krankenhaus. Aber warum? Was war geschehen und wieso kann ich mich an nichts mehr erinnern? Vorsichtig drehe ich meinen Kopf zur rechten Seite. Dort sitzt Clark. Es war seine Stimme, die so sanft an mein Ohr gedrungen war. Er lächelt mich an. Doch ich kann die Besorgnis sehen, die in seinen Augen ruht. “Sarah, “ wispert er scheinbar erfreut und drückt meine Hand stärker. Ich versuche zu antworten, aber es kommt nur ein leises Flüstern über meine Lippen: “Was ist passiert?” “Du bist im Krankenhaus! Du wurdest operiert und hast zwei Wochen im Koma gelegen!” Clark schluckt, seine Augen sind glasig und fixieren die meinen. “Ich bin so froh, dass du wieder wach bist!” haucht er erleichtert. Er greift nun auch mit der anderen Hand nach meiner Rechten und legt sie zwischen seine Hände. Eindringlich sieht er mich an und wirkt beruhigt und traurig zugleich. Währendessen hallen seine Worte in meinem Kopf nach. Operiert? Koma? Zwei Wochen!? Ich bin schockiert und sehe ihn fassungslos an. Doch plötzlich erinnere ich mich wieder an alles, als wäre es gerade erst geschehen. Deutlich sehe ich Chloes Entführung vor meinen Augen und höre die Worte der Verbrecher, die ihr das angetan haben. Ich spüre wie die Kraft in mir zurückkehrt. Von einen Moment auf den Anderen durchflutet ein völlig neues Gefühl meinen Körper, als wäre die Schwäche herausgeschwemmt worden und Stärke und Kraft hätten ihren Platz eingenommen. Meine Stimme wird wieder fester und lauter. “Was ist mit Chloe?” frage ich schnell, denn es ist die einzige Frage die nun in mir brennt. “Lois kümmert sich darum! Sie hat schon ein paar Leute informiert, die heute endlich kommen werden, um uns bei der Suche zu helfen!” erklärt Clark ruhig. “Gut,” nicke ich, doch zugleich wird mir bewusst, dass zwei Wochen ohne ein Lebenszeichen von Chloe vergangen sind. Hoffentlich würden wir sie noch finden können! Ich fühle mich von Sekunde zu Sekunde wieder besser und versuche mich aufzurichten. Sanft drückt mich Clark jedoch zurück: “Du musst liegen bleiben, schone dich noch,” fordert er bestimmend. “Nein, ich muss helfen Chloe zu finden,” versuche ich gegen seinen sanften Druck anzugehen und mich weiter hoch zu rappeln. “Du musst erst mal untersucht werden! Ich sage einem Arzt bescheid,” meint Clark eindeutig besorgt und steht auf. Dann beugt er sich zu mir hinab, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und geht hinaus. Sofort überkommt mich das angenehme Kribbeln, dass Clarks Berührungen bisher immer auf meiner Haut hinterlassen haben. Auch dieses Mal, als seine weichen Lippen auf meine Stirn treffen, durchflutet ein warmer Schauer meinen Körper. Ich ergreife die Gelegenheit, mich nun doch aufzurichten, um wenigstens im Bett zu sitzen. Ich fühle mich, als wäre nichts geschehen. Vor wenigen Sekunden erst erwacht und nun fühle ich mich schon, als könnte ich Bäume ausreißen! Wie kann das sein? Irgendetwas stimmt doch nicht! Da höre ich auch schon Clarks Stimme und sehe, wie er den Raum eilig betritt, als könnte er mich nicht mal eine Minute unbeaufsichtigt lassen: “Der Arzt kommt gleich!” Er schüttelt den Kopf als er sieht, dass ich mich hingesetzt habe. “Hey, du bist gerade aus dem Koma aufgewacht, meinst du nicht, du solltest noch liegen bleiben?” fragt er entrüstet und guckt mich abfällig an. “Nein, ich fühle mich gut,“ erwidere ich etwas genervt von seiner Fürsorge. Plötzlich drängt sich mir eine Frage auf, sie mich sehr beunruhigt: “Clark, was ist, wenn die rausfinden, dass ich noch lebe? Meinst du nicht, sie werden mich finden und...” Ich muss schlucken bei dem Gedanken. Wenn diese Männer tatsächlich erfahren, dass ich noch am Leben bin, dann bin ich sicherlich nirgends vor ihnen sicher. Sie werden mich jagen, bis sie mich haben und dann beiseite schaffen, um keine Zeugen zu hinterlassen. Panik macht sich in mir breit und ich sehe Clark nervös an. Er setzt sich auf meine Bettkante und schaut mir zuversichtlich in die Augen. Doch kein Wort kommt über seien Lippen. Ein kurzes Schweigen tritt ein und ich versuche an Clarks Gesicht zu erkennen, was er denkt. Er scheint mit sich zu ringen. Als würde er mir etwas sagen wollen und nicht wissen, ob es wirklich richtig ist. Schließlich ergreift er das Wort in einer Tonlage, die ich noch nicht von ihm kenne und die ich nicht zu beschreiben vermag. Es klingt fürsorglich, liebevoll und gleichzeitig so voller Macht und Gewissheit: “Ich war die ganzen zwei Wochen, als du hier lagst, bei dir. Ich beschütze dich, mach dir keine Sorgen! Ich...” “Clark, diese Leute kannst du nicht aufhalten! Wenn sie Jemanden aus den Weg räumen wollen, dann schaffen sie das auch,” unterbreche ich ihn angsterfüllt. Er braucht nicht anfangen, zu versuchen, mir meine Angst zu nehmen. Schon gar nicht mit einer Rede, die ich ihm sowieso nicht abkaufe. Wie sollte er mich allein beschützen? Bei Chloe war es ihm auch nicht gelungen! “Glaub mir, ich kann sie aufhalten!” sagt er selbstsicher und sieht mir tief in die Augen. Ein leichter Schauer breitet sich, bei seinen Worten, auf meinem Rücken aus. Er strahlt in diesem Moment so viel Energie und Kraft aus, wie ich es zuvor, in dem Maße, noch nicht bemerkt hatte. Eine unglaubliche Geborgenheit umfängt mich und von einem Moment auf den Anderen glaube ich ihm. Er kann auf mich aufpassen! Er wird mich beschützen und mir wird, mit ihm an meiner Seite, niemals etwas geschehen, dessen bin ich mir nun ganz sicher. “Hör zu Sarah, ich... “ beginnt er, nun deutlich nervöser, und bricht sofort wieder ab. Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen. Scheinbar überlegt er, was er sagen soll. Ich merke, wie schwer es ihm fällt und kann mir nicht vorstellen, was er mir mitteilen will. Seine Pause kommt mir ewig vor. Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf. Was belastet ihn so, dass er nicht die richtigen Worte findet? Weiß er doch mehr, als er bisher erzählt hat? Langsam rutscht er näher zu mir und ergreift meine Hand. Ich verehre seine großen, warmen Hände, sie vermitteln eine ungeheure Sicherheit. Erneut erfüllt das bekannte, wohlige Gefühl meinen Körper und nimmt meine Sinne mit ein. Pures Glück scheint durch meine Venen zu fließen, als er meine Hand so wunderbar zärtlich drückt. Sanft lächele ich ihn an, hoffe ihm so die Angst zu nehmen, weiterzureden. Clarks Gesicht wirkt angespannt. Was will er mir sagen? Hat er vor, mir sein Geheimnis anzuvertrauen? Nein, bestimmt nicht. Nicht schon jetzt, nach so kurzer Zeit. Aber was ist es dann? Hat es mit mir zu tun? Oder ist es etwas vollkommen anderes? Ich bemerke, wie er einen innerlichen Kampf auszutragen scheint und sehe ihn fragend an. Fast will ich etwas sagen, doch im selben Augenblick öffnet sich sein Mund, um weiter zu sprechen. Ich muss mich anstrengen, um seine Worte verstehen zu können, so leise redet er. Es scheint, als sei er unsicher: “Mir ist klar geworden was du mir bedeutest, Sarah!” Er atmet tief durch und fährt leicht stotternd fort: “Ich... Ich liebe dich! Und ich...” Clark stockt, denn ein unerwartetes Geräusch unterbricht ihn. Der Piepton, den ich als erstes nach meinem Erwachen hörte, wird plötzlich schneller. Ich würde sagen, fast doppelt so schnell und mir wird erst jetzt bewusst, dass dieser Ton meinen Herzschlag an der Maschine darstellt. Mir ist das furchtbar peinlich und ich spüre, wie ich rot anlaufe. Clark muss schmunzeln und sieht mich verliebt an. Verliebt? Ja, wenn ich den Ausdruck seiner Augen nun beschreiben müsste, wäre ’verliebt’ wohl das richtige Wort. Was passiert hier eigentlich gerade? Träume ich? Hatte er mir gerade tatsächlich gesagt, dass er mich liebt? Mein Herz pumpt dermaßen schnell, dass das Gerät diesen Pulsschlag wohl gar nicht mehr wiedergeben könnte. ‘Er liebt mich,’ geht es mir immer wieder durch den Kopf. Ich bin nicht dazu im Stande, noch an etwas anderes zu denken. Es ist, als hätte sich mein Hirn spontan ausgeschaltet und sei nur noch dazu in der Lage, ein und denselben Satz zu denken. “Clark, ich...” wispere ich verlegen, ohne wirklich zu wissen, was ich sagen will. “Nein, warte,” unterbricht er mich sanft. “Lass mich ausreden! Ich will mit dir zusammensein... und ich weiß, dass… du das Selbe empfindest. Du hast, während du schliefst, ein paar Mal meinen Namen gesagt. Aber ich möchte ehrlich zu dir sein, dir die ganze Wahrheit über mich sagen, sonst hat es keinen Sinn, dass wir es versuchen!” Seinen Namen gesagt? Gott wie peinlich! Er musste wirklich die ganze Zeit bei mir gewesen sein. Wer weiß, was ich im Schlaf alles erzählt habe. Schnell verdränge ich diese Gedanken und versuche ihn zu beruhigen: “Du weißt, ich würde niemals dein Geheimnis verraten! Aber es ist deine Entscheidung, was du mir anvertraust!” Scheinbar glücklich über meine Aussage, sieht er mich an und meint: “Ja, und ich möchte, dass du wirklich alles von mir weißt, wenn du dazu bereit bist, das Risiko einzugehen! Ich hätte dich fast verloren, die Ärzte hatten dich schon aufgegeben und jetzt wachst du so plötzlich auf und scheinst fast wieder ganz gesund. Ich möchte nicht noch einmal riskieren, dich zu verlieren ohne dass du weißt, was du mir bedeutest!” Er spricht unheimlich einfühlsam und ich kann die Liebe spüren, die er empfindet. Ein Gefühl, dass ich nicht kannte steigt in mir empor. Es ist überwältigend. Ich selbst liebe ihn, seid ich ihn das erste Mal sah. Als würden wir uns schon Jahre kennen. Und ich hätte nicht gedacht, dass er, nach der Sache in Metropolis, noch irgendwie das Selbe fühlen würde. Und jetzt sitzt er hier an meinem Bett, hält meine Hand und gesteht mir seine Liebe. Ich muss noch träumen! Vielleicht bin ich auch im Himmel, denn das hier kann unmöglich wahr sein. In welcher Welt bin ich hier gelandet? Kann man sich überhaupt so kopfüber verlieben oder steckt etwas anderes dahinter? Liegt es an Smallville? Hier ist doch alles anders! Ich kann mir diese ganze Sache nicht erklären. Wie kann etwas, dass mit solch starken Gefühlen zusammenhängt, so schnell entstehen und dann auch noch auf Gegenseitigkeit beruhen? Unsägliche Zweifel überkommen mich. Das alles ist so surreal. “Was ist hier wirklich los? Schlafe ich noch? So etwas kann doch nur im Traum passieren,” flüstere ich ein wenig benommen, überwältigt von den Gefühlen die meinen Körper überfluten. Clark nimmt meine Hand und führt sie an seine Wange. “Fühlt sich das wie ein Traum an?” lächelt er fragend. Ich streiche über sein Gesicht , fahre sanft mit dem Daumen über seine sinnlichen Lippen und das leicht stoppelige Kinn, hinunter zu seinen Schultern, über die starken Oberarme zurück zu seiner Hand, die meine erneut ergreift und an sein Herz hält. Ich spüre seinen gleichmäßigen Herzschlag, der wie meiner eindeutig etwas schneller geht und fühle seinen durchtrainierten Körper. Clark schaut mich erwartungsvoll an. “Nein, nicht wie ein Traum,” lächele ich ihn an. “Sondern wie mein Traummann!” Und das meine ich in vollem Ernst. Es soll nicht aufgesetzt oder belustigend klingen, sondern einfach nur ehrlich. Clark wird leicht rot, lacht verlegen und weicht kurz meinem Blick aus. “Clark, das ist mein Ernst! Du bist einfach...” Ich muss kurz überlegen, um das passende Wort zu finden. “…perfekt!” Ich nehme seine große Hand, lasse sie über meine Wange gleiten und schmiege mich an sie. Es fühlt sich an, als sei seine Hand extra dafür gemacht meine Wange zu umschließen, wunderbar passen sie aneinander. Eine Wärme, die von seiner Rechten ausgeht, durchläuft mein Gesicht, wie zuvor schon einmal im Park von Metropolis. Dann gebe ich ihm einen Kuss auf die Finger, sehe ihn an und Tränen steigen in meine Augen. Leise hauche ich: “Ich liebe dich, mehr als du es dir vorstellen kannst!” Am liebsten würde ich ihn jetzt einfach nur küssen. Aber angesichts der zwei Wochen Koma, ohne Zähneputzen, halte ich es für sinnvoller, diesen Drang zu unterdrücken. Die peinliche Situation bleibt mir auch erspart, denn der Arzt kommt ins Zimmer. “Was ist denn hier los! Mr. Kent, ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass sich ihre Freundin noch schonen soll! Keine Aufregung!” Er hastet zu dem Gerät, dessen Gepiepe ich mittlerweile völlig ausgeblendet habe, und schaut auf den Monitor. “Miss Fort, Ihr Puls ist viel zu hoch! Ich...” “Doktor, mir geht es bestens. Der Puls hat nichts mit meinem Gesundheitszustand zu tun,” unterbreche ich ihn äußerst verlegen. “Ach nein, womit denn sonst?” fragt der Arzt mit sarkastischem Unterton. Clark und ich sehen uns mit einem süffisanten Grinsen an. “Aha, verstehe!” lenkt der Doktor, etwas belustigt, mit einem Nicken ein. Dann schaltet er das Gerät aus. Abschätzend sieht er mich daraufhin an: “Es ist sehr verwunderlich, dass Sie so plötzlich erwacht sind, Miss Fort. Haben sie irgendwelche Beschwerden?” “Nein, mir geht es bestens,” strahle ich den Arzt an. Und wie gut es mir geht! Ich lebe, fühle mich zunehmend wieder stärker und gerade hat der wundervollste Mann, dem ich bisher begegnet bin, mir ein Liebesgeständnis gemacht, das mich nicht glücklicher hätte machen können. “Gut, dann lassen Sie mich mal nach ihrer Narbe schauen. Wenn Sie so freundlich wären, sich auf den Bauch zu legen!” Ich lege mich wieder hin und drehe mich auf den Bauch. Peinlichst genau achte ich darauf, dass die Decke meine tiefer gelegene Rückansicht bedeckt. Der Arzt schiebt mein Nachthemd zur Seite und entfernt ruckartig ein Pflaster an meinem Rücken, das verdammt ziept. Kurz atme ich zischend Luft, zwischen den aufeinander gepressten Kiefern, ein. “Das ist unmöglich,” höre ich sofort die erstaunte Stimme des Doktors “Was ist denn?” frage ich drängend. Was hat das zu bedeuten? Er macht mir Angst mit seiner Bemerkung. Ich wende meinen Blick nach links und versuche Clark zu erspähen, doch der steht hinter dem Arzt am Bettende und ich kann seinen Blick nicht erhaschen. “Die Narbe! Sie ist vollständig verheilt!” Ich kann die Ungläubigkeit des Arztes heraushören. Erleichtert atme ich aus. Und ich dachte schon, es wäre etwas Schlimmes. “Super, dann habe ich wohl gutes Heilfleisch,” schließe ich sachlich aus der Feststellung des Doktors. “Sie verstehen nicht. Es ist nicht mal eine Narbe zu sehen. Es sieht aus, als wäre nichts gewesen. Unglaublich!” Jetzt reicht es. Energisch drehe ich mich um und schaue den Arzt an. Er sagt eindeutig die Wahrheit, so verblüfft wie er guckt. Auch Clark schaut mich verdutzt an. “Wie kann das sein,” wendet sich Clark nun an den Arzt. “Ich weiß es nicht. So etwas habe ich noch nie erlebt!” Er schüttelt ungläubig den Kopf. Nachdem er sich etwas gefasst hat, meint er: “Ich werde Ihnen jetzt Blut abnehmen, Miss Fort. In zwei Stunden haben wir das Ergebnis! Vielleicht wissen wir dann mehr!” “Doktor! Wann werde ich entlassen? Mir geht es doch gut, kann ich heute noch gehen?” frage ich mit bettelndem Blick. Auch wenn mir die Sache nicht geheuer ist, will ich so schnell wie möglich hier raus. “Warten wir ihr Blutergebnis ab! Eigentlich müssten wir Sie nach einem Koma noch einige Tage zur Beobachtung hier lassen. Aber angesichts der merkwürdigen Umstände, spricht nichts gegen eine Entlassung, wenn ihre Werte okay sind,” erklärt der Doktor ernst. Nickend bedanke ich mich. Dann nimmt er mir am linken Arm Blut ab, entfernt alle Kabel und Schläuche von mir und verlässt das Zimmer. Während Clark ihm noch nachschaut, springe ich aus dem Bett. Ich stürze in das angrenzende Bad und ziehe den dunkelblauen Vorhang zu. Ich musste Clarks Ablenkung nutzen, um seinem Blick zu entkommen. Ich bin schließlich nur mit einem der spärlichen Nachthemden des Krankenhauses bekleidet, das auf der Rückseite freien Einblick gewähren lässt. “Was soll das,” ruft Clark verwundert hinterher. “Sorry, ich hab zwei Wochen gelegen. Was meinst du wie dringend ich mal für kleine Mädchen muss?” versuche ich zu scherzen. Nachdem ich mich um gefühlte zwei Liter erleichtert habe suche ich meine Zahnputzsachen. Tatsächlich werde ich fündig. Clark scheint mir alles Wichtige hier her gebracht zu haben, obwohl die Ärzte mir keine Chance gegeben hatten. So wie es aussieht, hat er die Hoffnung die ganze Zeit nicht aufgegeben. Als ich fertig bin, schiebe ich den Vorhang zur Seite und suche den Raum mit meinen Blicken nach einem Schrank ab. “Hast du mir auch ein paar Klamotten mitgebracht?” frage ich vorsichtig und sehe Clark mit einem Lächeln an. Dieser steht augenblicklich auf und zieht unter dem Beistelltisch des Betts eine Tasche hervor. Wortlos reicht er sie mir. Seine Blicke mustern mich von oben bis unten als ich die Tasche annehme. Ich gehe zwei Schritte zurück in das Bad, schiebe den Vorhang wieder zu und ziehe mich dort an. Als ich wieder heraus komme, steht Clark mit zwei dampfenden Kaffees vor mir. “Wie hast du die so schnell geholt,” frage ich ihn verwundert. “Ich bin ziemlich schnell, weißt du? Und ich dachte so ein Kaffee tut uns jetzt gut,” sagt er lächelnd. Ich muss schmunzeln und kann mir nicht verkneifen, meinen Senf dazu zu geben: “Cappuccino wäre noch besser, aber...” Für eine Sekunde verliere ich ihn aus den Augen und sehe auf die Wand hinter ihm. Doch dann steht er wieder vor mir, mit einem Cappuccino in der Hand. “Wie...,” fehlen mir die Worte. “Ich sage ja, ich bin ziemlich schnell!” Jetzt sieht er mich ernst an und langsam beginne ich zu verstehen. “Dein Geheimnis?” frage ich vorsichtig. “Eines davon! Wenn wir hier raus sind, erzähle ich dir alles in Ruhe! Aber scheinbar hast du mir auch etwas zu erzählen,” hakt er auf einmal, ein wenig gekränkt klingend, nach. “Ich? Was denn?” wundere ich mich. Was soll seine merkwürdige Andeutung? “Na, über deine plötzliche Wunderheilung!” platzt es aus ihm heraus. Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass er mich nicht ernst nimmt? Warum redet er so übertrieben? Wunderheilung! Was soll der Quatsch? “Dazu kann ich dir nichts sagen! Ich weiß nicht wie das kommt!” rechtfertige ich mich energisch. Er guckt mich ärgerlich an, stellt den Cappuccino zur Seite und sagt nachdrücklich: “Du willst mir ja wohl nicht erzählen, dass du davon noch nichts wusstest! Sehr überrascht warst du scheinbar nicht!” “Clark, ich schwöre dir, das ist mir völlig neu!” Ich bin verärgert, dass er mir unterstellt etwas zu verbergen. Ausgerechnet er! Warum tut er das? Er hat nicht das geringste Recht, so mit mir zu reden! Da fällt mir eine Narbe ein, die ich von Kindheit an habe. Eigentlich will ich mich nicht weiter rechfertigen,doch ich möchte einfach nur, dass er mir glaubt. “Hier!” sage ich im barschen Ton. Er soll ruhig merken, was ich von seinem Vorwurf halte. Ich krempele meine Hose hoch und zeige ihm mein Schienbein. “Da bin als Kind in eine Glastür gelaufen und die Ärzte mussten mir eine Scherbe aus dem Bein ziehen. Die Wunde wurde genäht und hat diese Narbe hier hinterlassen!” Clark kneift die Augen zusammen und sucht nach meiner Narbe. “Ich sehe nichts,” meint er schulterzuckend. “Na hier!” fahre ich ihn genervt an. Ich zeige genau unter mein rechtes Knie und schaue nun selbst hin. Doch die Haut ist unversehrt! “Da ist nichts,” sagt Clark sachlich. “Das sehe ich auch,” erwidere ich panisch. “Clark, was passiert mit mir?” Ich bekomme Angst und Tränen laufen mir über das Gesicht. Was ist hier los? Warum heilen meine Wunden auf einmal wie von selbst? Das ist doch unmöglich! Clark nimmt mich behutsam in den Arm, drückt meinen Kopf an seine Schulter und flüstert sanft: “Ich weiß es nicht! Aber wir werden es herausfinden!” Kapitel 3: Die Wahrheit ----------------------- Die Wahrheit Tatsächlich kommt der Arzt nach zwei Stunden mit den Blutwerten zu uns. “Miss Fort, wir haben nichts in Ihrem Blut finden können. Sie sind absolut gesund! Auch wenn wir uns das nicht erklären können, bedeutet das, dass wir Sie jetzt entlassen können!” “Schön! Danke, Doktor,” freue ich mich und strahle ihn glücklich an. Endlich raus hier, was für ein Glück. “Aber Miss Fort, wenn irgendetwas Auffälliges geschehen sollte, melden Sie sich bitte sofort hier! Wie gesagt, wir können uns Ihre Heilung nicht erklären und somit auch nicht gewährleisten, dass Sie alles überstanden haben,” erklärt der Arzt mit ernstem Blick. “Ist gut, Doktor.” Ich nicke ihm brav zu und sehe erleichtert zu Clark hinüber. “Dann werde ich dich jetzt mal nach Hause bringen,” lächelt mich dieser zuversichtlich an. Der Arzt verlässt, nach einem kurzen Händedruck, den Raum. Sofort wende ich mich bedenklich an Clark: “Ich weiß nicht, ob ich es durchhalte, jetzt allein in der Wohnung zu sein!” “Das musst du auch nicht! Ich werde dich mit auf die Farm nehmen. Dort erwartet mich sowieso Lois, dann wirst du Chloes Cousine auch endlich kennen lernen. Und du kannst bei uns bleiben, so lange du magst!” Sanftmütig blickt Clark mich an und lässt damit all meine Bedenken schwinden. Erleichtert sehe ich ihn an: “Danke, Clark! Es ist schön zu wissen, jemanden zu haben, der einen beschützt. Eigentlich hättest du Chloe erzählen sollen, dass du auf sie acht gibst. Dann wäre sie vielleicht von den Alpträumen verschont geblieben. Ich zumindest fühle mich schon viel sicherer!” Er streicht mir zärtlich über die Wange und lächelt. Zu gerne würde ich wissen, was in seinem Kopf vorgeht. “Vielleicht wirst du dich gleich noch sicherer fühlen! Wenn ich dir mein Geheimnis ganz anvertraut habe,” meint er ruhig. “Gleich?” Ich schaue ihn fragend an. “Bevor wir zur Farm fahren, machen wir noch einen kleinen Abstecher. Ich möchte dir etwas zeigen,” erklärt er geheimnisvoll und schaut mich bestechend an, so dass ich in einer unergründlichen Tiefe, seiner blaugrünen Augen, versinke. Sachte lege ich meine Hände auf seine Hüfte. Unsere Gesichter kommen sich immer näher. Langsam schließe ich die Augen und spüre seinen warmen Atem in meinem Gesicht. Ich merke, wie sehr auch er diesen Moment ersehnt. Mein Herz schlägt einen wilden Rhythmus. Ganz leicht öffne ich meine Lippen, die vor Erwartung ein wenig zittern. Doch da spüre ich seinen Finger auf meinem Mund. Ich öffne die Augen und sehe ihn irritiert an. Warum muss er diesen Augenblick so enden lassen? “Nein! So sehr ich es auch will, erst wenn du alles von mir weißt,” wispert er und sieht mich dabei liebevoll an. Etwas enttäuscht aber auch verständnisvoll schaue ich ihn an. “Ich kann warten und wenn es ewig dauert! Ich möchte dich zu nichts drängen,” versuche ich ihm zu erklären. “Es wird nicht ewig dauern. Komm, fahren wir,” fordert er mich auf und ich habe das Gefühl, als könne er das Bevorstehende kaum erwarten. Er packt sich mit links meine Tasche, die wir schon gepackt hatten während wir auf die Ergebnisse warteten, nimmt mit der Anderen meine Hand und zieht mich hinter sich her, bis wir am Auto sind. Tief lasse ich die frische Luft durch meine Lunge wandern. Erst jetzt fällt mir auf, wie schrecklich eigentlich diese Krankenhausluft war. Nachdem wir einige Minuten gefahren sind, frage ich neugierig: “Wohin fahren wir?” “An einen Ort, an dem uns niemand beobachtet! Du vertaust mir doch, oder?” fragt er mich und sieht mich dabei kurz zweifelnd an. “Ich habe nie Jemanden mehr vertraut,” versichere ich ihm ehrlich. Um meine Meinung zu unterstützen, lege ich meine Hand auf sein Bein und spüre wie nervös er zu sein scheint. Ob es an mir liegt oder daran, dass er gleich sein Geheimnis preisgibt? Ich muss in mich hineinlächeln, denn es beruhigt mich, dass es ihm genauso ergeht wie mir. Ich bin furchtbar aufgeregt, nun bald sein Geheimnis erfahren zu können. Doch schon seine pure Anwesenheit genügt, um mein Herz fast zerspringen zu lassen. Dass ich hier so neben ihm sitze, ihm offen meine Liebe zeigen könnend, hätte ich vor ein paar Tagen nicht im Entferntesten erwartet. Es erfüllt mich mit unbeschreiblichem Glück und lässt mich die Fahrt an seiner Seite, schweigend genießen. Nach einer viertel Stunde kommen wir an einem See an. Clark wirkt immer angespannter auf mich. Er parkt den Wagen in einer kleinen Waldstraße, die vom See weg führt und steigt aus. Ich verlasse das Auto ebenfalls und gehe zu ihm. “Komm mit!” lächelt er mich bezaubernd, aber sichtlich nervös, an. Er ergreift meine Hand und führt mich ein Stück in den Wald hinein. Auf einer Lichtung bleibt er schließlich stehen. Es beginnt zu dämmern und die ersten Sterne leuchten auf uns herab. Clark atmet tief durch und starrt wie versteinert in den Abendhimmel. Ich spüre wie unendlich schwer ihm dieser Moment fällt, doch unbeirrt beginnt er zu sprechen, ohne mich dabei anzublicken: “Was ich dir jetzt sage, kann alles verändern! Ich habe erst ein einziges Mal den Mut gehabt, mein Geheimnis preiszugeben. Das hatte damals fatale Folgen und ich dachte, ich würde nie wieder vor dieser Entscheidung stehen. Es war nie mehr eine Frage für mich, ob ich es jemals noch einmal jemanden anvertraue. Aber ich fühle einfach, wenn ich diesen Weg jetzt nicht gehe, wäre das die falsche Entscheidung.” “Clark, ...” versuche ich ihn zu unterbrechen, weil ich merke wie unsicher er trotz allem noch ist. “Nein, es ist okay.” Er dreht sich zu mir, nimmt meine Hände und schaut mir tief in die Augen: “Ich... Ich...” Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen und schluckt. “Ich bin kein Mensch! Ich stamme von einem Planeten namens Krypton. Mein Raumschiff ist mit dem ersten Meteoritenschauer auf die Erde gestürzt. Meine Eltern haben mich gefunden und bei sich aufgenommen. Ich habe Fähigkeiten die ich immer verstecken muss, um nicht aufzufallen.” Kein Mensch? Krypton? Was erzählt er da? Das klingt unglaublich. So viel ich auch von den merkwürdigen Geschehnissen hier in Smallville weiß, kann ich ihm das nicht so einfach glauben. Es klingt einfach zu weit hergeholt. Schon nach den ersten Worten klingt seine Stimme dumpf in meinem Kopf nach, als würde er durch einen Schleier zu mir sprechen. Entsetzt starre ich ihn an und störe mich nicht daran, wie unangenehm ihm mein Blick ist. “Clark…” wispere ich stockend, “…ist das wirklich wahr.” Ich fühle mich wie in einem Traum. Alles um mich herum scheint zu verschwinden, da sind nur noch Clark und ich. Als würden wir im Nichts schweben und nur von Nebel umgeben sein. Gequält guckt er mich an: “Ich wünschte, es wäre nicht wahr und ich wäre einfach wie alle Anderen auch, aber so ist es nicht.” “Aber du siehst so… menschlich aus,” stelle ich, immer noch ungläubig, fest. Ich mustere ihn noch einmal von oben bis unten und kann es einfach nicht glauben. Verkrampft versuche ich nach einem Anzeichen zu suchen, dass mir beweist, dass er die Wahrheit sagt. Doch nichts gibt Aufschluss darauf. “Was für Fähigkeiten meinst du?” frage ich zögernd nach. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass er irgendwelche Superkräfte haben soll. “Warte,” fordert er mich auf. Mein Traum zerplatzt, als ich seine Stimme erneut höre und ich bemerke, dass alles pure Realität ist, die sich vor meinen Augen abspielt. Denn Clark ist schlagartig vor mir verschwunden und taucht eine Sekunde später wieder auf, den Arm voller Holzstücke. Diese stapelt er in einer Geschwindigkeit zu einem Lagerfeuer, dass ich ihm mit bloßem Auge nicht folgen kann. “Okay, das war also auch die Sache mit dem Cappuccino vorhin,” wird es mir klar und vor Erstaunen vergesse ich meinen Mund wieder zu schließen. “Ich habe doch gesagt, dass ich schnell bin,” erklärt er ernst. Er starrt auf den Holzberg und plötzlich erscheint in seinen Augen ein heller Schein. Der Schein dringt aus seinen Augen und leuchtet wie ein Feuerstrahl auf das Holz, das sich daraufhin sofort entzündet. “Der Lichtstrahl! Das war der selbe Strahl wie im Park von Metropolis, als du der Frau geholfen hast, “ stelle ich aufgeregt fest. “Ja! Ich habe einen Hitzeblick,” nickt Clark nur und ringt sich ein Lächeln ab. “Und das kannst du beliebig steuern?” frage ich erstaunt und völlig gefesselt von seinem Können. “Ich hab eine Weile gebraucht, bis ich meine ganzen Fähigkeiten unter Kontrolle hatte,” erklärt er grinsend. Es scheint, als wäre er nun erleichterter, nachdem er mir sein wahres ‘Ich’ präsentiert hat. Doch meine Gedanken geraten ins Stocken, als mir ein Wort seines letzten Satzes im Ohr nachhallt. “Du hast nicht etwa noch mehr Fähigkeiten? Oder was meinst du mit ‘ganzen’?” Geheimnisvoll grinst er mich an und geht zu einem nahe gelegenen Baum, am Rand der Lichtung. Fast mühelos drückt er dagegen. Der Baum hat einen solchen Durchmesser, dass ich ihn nicht umarmen könnte. Was hat Clark vor? Eine Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Er drückt stärker gegen den Baum und langsam beginnt der Stamm sich zu bewegen, immer weiter, bis er schließlich entwurzelt und kippt. Clark läuft in seinem Superspeed hinter mich, um dort den Baum aufzufangen und langsam hinzulegen. Die Baumkrone hat gut die Größe eines Hauses. “Jetzt kannst du dich setzten,” grinst er mich an. Das habe ich auch dringend nötig. Ich lasse mich auf den Baumstamm nieder. Eine solche Stärke ist wirklich absolut unmenschlich. Mir wird langsam klar, warum ich mich in Clarks Nähe immer so unendlich geborgen fühle. “Das ist… unglaublich,” wispere ich beeindruckt. Ich kann nur noch staunen. Mir fällt nichts mehr ein, das ich sagen könnte und das ist selten bei mir. Krampfhaft versuche ich alle Gedanken in meinem Kopf zu sortieren, doch es herrscht ein heilloses Chaos in meinem Hirn. Es muss ziemlich dumm aussehen, wie ich meinen neuen Freund ansehe, doch ich schaffe es einfach nicht, mich zu fassen. Meine Gesichtszüge müssen völlig entglitten sein. “Ich weiß, es ist schwer zu begreifen, aber das war noch nicht alles! Ich habe einen Röntgenblick, kann durch Dinge durchsehen, außer durch Blei. Und ich kann besonders gut hören. Wenn du im größten Lärm etwas flüstern würdest, würde ich dich ganz klar verstehen. Und ich bin nahezu unverwundbar, sogar Pistolenkugeln prallen an mir einfach ab.” Clark hat sich vor mich gestellt und sieht mich abwartend an. Ich mustere ihn erneut. Unter seinem T-Shirt zeichnet sich sein durchtrainierter Körper ab, aber Pistolenkugeln aufhalten, wie kann das sein? Fragend blicke ich zu ihm hinauf: “Was meinst du mit ‘nahezu unverwundbar‘? Gibt es etwas, das dich verletzen kann?“ “Ja, eine Schwäche habe ich, die für mich tödlich sein kann. Meteoritengestein,” erklärt er mit sehr ernstem Blick. Ich habe unheimliche Probleme ihm noch folgen zu können. Eigentlich kann ich das schon gar nicht mehr. Das kann doch alles nicht wahr sein! Er wirkt doch ganz normal! Kurz schließe ich die Augen und versuche meine Gedanken und die vielen Informationen zu verarbeiten. Dann schüttele ich verwirrt den Kopf: “Aber damit bist du doch hier her gekommen!” Ich verstehe gar nichts mehr. Das alles ist zu viel für mich. “Ja, ich weiß auch nicht warum das so ist. Es gibt rotes Meteoritengestein, das mich so verändert, dass ich nur noch mache was mir gefällt und keinerlei Rücksicht auf andere nehme. Ich zeige dann sogar meine Fähigkeiten. Und bei silbernen Meteoritengestein bekomme ich Paranoia. Ich glaube dann, alle wollen mir übel mitspielen, obwohl das nicht der Fall ist. Das musst du unbedingt wissen, denn wenn ich mich mal merkwürdig verhalte, weißt du woran das liegt! Aber das grüne Meteoritengestein ist am schlimmsten! Es schwächt mich dermaßen, dass, wenn ich in seiner Nähe bin, und ist es noch so wenig, zusammenbreche und nichts mehr tun kann. In solch einer Lage bin ich absolut hilflos und… verwundbar.” Mein Kopf beginnt nun endlich die ganzen Informationen zu verarbeiten und ich habe den ersten Schock überwunden. “Und weißt du, warum du hier auf der Erde bist?” frage ich stirnrunzelnd. “Krypton wurde zerstört und meine Eltern haben mich als letzten Überlebenden auf die Erde geschickt um die Erde zu unterwerfen,” antwortet er ein wenig traurig. Ängstlich schaue ich ihn an. Die Erde unterwerfen? Aber er wirkte nicht so, als würde er zu so etwas in der Lage sein. “Aber du...” hauche ich vorsichtig, nicht dazu fähig, weiter zu sprechen. “Ich habe mich gegen Jor-El, meinen leiblichen Vater, gewand. Meine richtigen Eltern sind Mom und Dad. Sie haben mich großgezogen und mir andere Werte vermittelt. Ich werde meine Kräfte nur für Gutes einsetzen. Dafür, dass ich mich gegen Jor-El entschieden habe, musste mein Dad sterben!” Betrübt sieht mich Clark an, seine Augen spiegeln unendliches Leid wieder. Gott, dass ist ja schrecklich! Was ist das für ein Vater, der seinen Sohn zwingt ihm zu gehorchen, oder sonst einen geliebten Menschen umzubringen? War das die Mentalität dieser… Kryptonier? “Deswegen hast du im Park davon geredet, dass alles deine Schuld ist,” wispere ich leicht nickend. Es beginnt alles einen Sinn zu ergeben. Clark senkt traurig den Blick. Ich erhebe mich und nehme ihn tröstend in den Arm. Ich kann nicht verstehen, wie er es überhaupt ausgehalten hat, eine solche Last mit sich herumzuschleppen. Eine Weile bleiben wir uns so in den Armen liegen. Ich kann fühlen, wie Clark meine Nähe genießt. Es scheint fasst so, als hätte er genau das gebraucht, eine einfache Umarmung, die von Herzen kommt, von Jemandem, der ihn wirklich verstehen kann. Doch auch ich genieße diesen Augenblick mehr als alles andere. Noch immer ist es mir unbegreiflich, wie sich alles so schnell zwischen uns entwickeln konnte. Wahrscheinlich wird es einen einfachen Grund dafür geben, den wir irgendwann erfahren werden. Ich atme tief Clarks Geruch ein, der meine Nase aufs Höchste verwöhnt und schmiege mich noch enger an seinen Körper. Dann drückt Clark mich ganz fest an sich. Ein Gefühl, als würde ich den Boden unter meinen Füßen verlieren, breitet sich in mir aus. Ich fühle mich, als schwebe ich in seinen Armen und ein Kribbeln durchflutet meinen gesamten Körper. Als ich nach unten blicke, sehe ich, dass wir einige Meter über der Erde schweben. Was geschieht hier? Das Gefühl, das ich habe, ist Realität! Ich schwebe tatsächlich in Clarks Armen hoch in der Luft. Aber, wie kann das sein? Clark sieht mir meine Furcht an und sagt sanft: “Hab keine Angst. Ich halte dich. Ich bin noch nicht gut darin, aber ein bisschen beherrsche ich das Fliegen schon. Das habe ich erst vor ein paar Tagen gelernt. Wer weiß, was noch alles kommt!” Ich vertraue ihm blind und bitte ihn dennoch nach wenigen Sekunden, wieder nach unten zu sinken. Es ist eine Begierde in mir aufgestiegen, die ich kaum noch kontrollieren kann. Ich will ihm endlich zeigen wie sehr ich ihn liebe! Als ich wieder den Boden unter meinen Füßen spüre, ziehe ich ihn mit der linken Hand am T-Shirt nahe zu mir, fahre mit der rechten in seine Haare und drücke ihn sanft zu mir. Ich schließe die Augen und hoffe, dass er es diesmal zulässt. Als seine weichen Lippen endlich meine berühren, fühlt es sich an, als würde die Welt um uns herum versinken. Es ist als hätte ich meine Bestimmung gefunden. Wir küssen uns lange und leidenschaftlich. Nie zuvor hatte ich ein solches Gefühl wie in diesem Augenblick. Sein Kuss entfacht ein wahres Feuerwerk in mir und augenblicklich spüre ich, dass er der Mann ist, der zu mir gehört. Er wird mich süchtig machen und ich werde mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen können. Unser Kuss wird immer leidenschaftlicher, er berauscht mich, lässt mich immer mehr verlangen. Meine Hände fahren ihm begierig durchs Haar, während er mich eng an sich drückt. Als unsere Lippen sich nach unendlichen Augenblicken trennen und wir uns in die Augen sehen, bemerke ich, dass wir uns hoch über dem Wald befinden. Ich kann in Clarks Augen ein Gefühl des Glücks und Verlangens erkennen. “Ich liebe dich! Und nichts wird uns trennen können,” flüstere ich ihm glücklich ins Ohr. Clark beantwortet dies mit einem weiteren Kuss, während wir langsam wieder gen Erde sinken. Dies ist wohl der schönste Augenblick in meinem Leben, doch als wir auf dem Waldboden stehen, holt mich die Gegenwart wieder ein. Alles, was ich für diesen kurzen Augenblick eben vergessen hatte, kehrt wieder in meine Gedanken zurück. Sanft sehe ich ihn an und meine: “Du musst mir noch viel erzählen, damit ich das alles verstehe. Aber nun lass uns erst mal zur Farm fahren, Chloe wartet darauf befreit zu werden!” Zaghaft nickt Clark: “Du hast recht! Es gibt jetzt Wichtigeres als uns. Wir haben noch genug Zeit. Obwohl....” Er drückt mich noch einmal an seinen Körper und lässt mich spüren, dass auch er den Moment hier lieber weiterleben würde. Er küsst mir den Hals so liebevoll, dass es mich schier wahnsinnig macht. Sanft kralle ich meine Finger in seinen Rücken und lehne den Kopf, mit geschlossenen Augen, leicht zurück.. Am liebsten würde ich ihm das T-Shirt vom Leib reißen, aber ich weiß, dass das nicht der richtige Augenblick wäre. Also überwinde ich mein eigenes Verlangen und drücke ihn sanft von mir weg. “Ich liebe dich und nichts würde ich lieber tun als genau hier weiter zu machen, aber wir werden auf der Farm erwartet, oder?” begründe ich mein Verhalten und schaue ihm tief in die Augen. “Ja, es tut mir leid, ich… ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist...” beginnt er sich stockend zu rechtfertigen. “Das muss dir nicht leid tun, im Gegenteil! Versprich mir, dass wir das nächste Mal genau da weiter machen, wo wir nun aufhören müssen! Aber nicht jetzt, im Moment wartet jemand auf unsere Hilfe!” Ich versuche vernünftig zu sein und ihn sanft anzulächeln, um ihm klar zu machen, wie schön ich es fand, auch wenn ich ihn vorerst zurückweise. Er erwidert das Lächeln grinsend: “Versprochen!” Daraufhin muss ich ihm einfach noch einen letzten Kuss geben. Und obwohl er nur kurz ist, fühle ich eine Intensität, die ich nie zuvor bei anderen Männern spürte. “Lass uns gehen,” sage ich fordernd. Ich löse mich von ihm, auch wenn es gegen meinen eigentlichen Willen ist, und gehe zurück zum Wagen. Clark löscht das Feuer, indem er es einfach auspustet. Mich kann nichts mehr umhauen, nachdem er sich mir offenbart hat. Meiner Liebe zu ihm tut das keinen Abbruch, im Gegenteil, ich habe das Gefühl ihn mehr zu lieben denn je. Denn je? Das hört sich an, als würden wir uns Ewigkeiten kennen. Woher kommt nur dieses komische Gefühl, das immer wiederkehrt? Warum nur, ist er mir von Anfang an so vertraut vorgekommen? Auf der Fahrt zur Farm spreche ich ihn darauf wieder an. “Vielleicht hat es etwas mit mir zu tun? Jetzt, wo du weißt wer ich wirklich bin, kannst du dir vielleicht vorstellen, dass mit mir alles vorstellbar ist. Möglicherweise kannten wir uns tatsächlich schon. Und das, mit deiner plötzlichen Heilung, hat bestimmt auch etwas damit zu tun. Irgendwie scheinen wir miteinander verbunden zu sein. Und wir werden herausfinden, warum. Auf jeden Fall spüre ich, dass uns nichts Negatives verbindet, sondern etwas Gutes, wie ich dir schon mal gesagt habe. Ich fühle es nun ganz deutlich,” erklärt er mir sachlich. “Ich fühle da leider nichts! Sondern nur, dass ich dich einfach unendlich liebe und du mir so vertraut vorkommst. Ob es positiven oder negativen Ursprungs ist, weiß ich leider nicht und ich hoffe, dein Gefühl liegt richtig.” Ich zwinge mir ein Lächeln auf das Gesicht. “Das hoffe ich auch!” Er sieht mich kurz mit seinem bezauberndsten Lächeln an, bevor er wieder auf die Straße blickt. Keine zwei Minuten später hält Clark den Wagen vor einer großen roten Scheune. “Willkommen auf der Kentfarm,” sagt er freudestrahlend, nachdem wir ausgestiegen sind. Er läuft um das Auto herum, ergreift meine Hand und meint zögerlich: “Dein zukünftiges Zuhause, erst mal jedenfalls!” Dann gibt er mir einen kurzen Kuss auf die Wange und zieht mich mit in die Scheune. Er wirkt wie ausgewechselt. Es scheint ihn glücklich zu machen, dass ich bei ihm bin und er mir sein Geheimnis anvertrauen konnte, ohne dass ich ihn dafür zurückgewiesen habe. Beeindruckt schaue ich mich um. Es ist keine Scheune, wie ich sie aus Deutschland kenne. Hier sind auch Tierställe, Maschinen, Traktoren und… ein Hund, der mich begrüßt, indem er mir über die Hand leckt. “Na du,” begrüße ich das Tier und gehe in die Hocke. Freudig streichele ich über das weiche Fell des Golden-Redrievers. “Das ist Shelby! Er mag dich,” grinst mich Clark an. “Ich mag ihn auch,” platzt es sofort aus mir heraus. “Ich wollte immer einen Hund haben, weißt du. Leider hätte ich keine Zeit dafür gehabt,” berichte ich ihm und wuschele Shelby kräftig durch die langen Haare. “Tja ich hätte die Zeit,” höre ich eine weibliche Stimme hinter uns. Ich drehe mich um, um zu sehen wer da mit uns redet. “Aber ich will ihn nicht,” fügt die Stimme schnippisch hinzu. Vor uns steht eine hübsche, große Frau mit langen, goldbraunen Haaren und niest plötzlich erbärmlich los. “Hundehaarallergie,” erklärt sie schniefend und niest erneut. “Hi Lois,” grinst Clark sie schadenfroh an. “Hi Smallville,” begrüßt sie Clark recht abweisend. Smallville? Was ist denn das für ein bescheuerter Spitzname für Clark? Verwundert blicke ich zwischen den Beiden hin und her. “Sarah, darf ich vorstellen, das ist Lois,” meint Clark mit einem Fingerzeig auf Chloes Cousine. “Hi,” strahle ich sie erst mal höflich an. Dann erhebe ich mich, gehe zu ihr und drücke ihre Hand. “Freut mich,” grinst sie schief und lässt mich dann stehen. “Clark, kann ich mal mit dir reden.” Sie deutet mit den Augen auf mich und wirkt verärgert. Was hat sie denn für ein Problem mit mir? “Klar,” antwortet Clark ihr ernst, stellt sich bewusst breitbeinig hin und verschränkt die Arme vor der Brust. “Und? Was gibt’s?” schaut er sie fragend an. “Unter vier Augen,” giftet sie plötzlich los. Verwirrt sehe ich sie an. Warum ist sie denn so aufbrausend? “Lois kann ganz schön ruppig sein, Sarah. Ich muss mich für sie entschuldigen. Aber sie hat einen weichen Kern. Auch wenn der nur erbsengroß ist,” wendet er sich erst an mich und grinst dann Lois provozierend an. Lois bedenkt ihn mit einem tödlichen Blick und lächelt ironisch, während sie abschätzend die Augen zusammenkneift. Scheinbar versteht sie keinen Spaß. Ich bemerke Clarks genervten Blick. “Lois, jetzt komm mal wieder runter. Ich hab Sarah alles erzählt. Sie hat schließlich ihr Leben für Chloes riskiert. Und außerdem...” Clark umfasst meine Taille und drückt mich vorführend an seine Seite. “..sind wir zusammen!” “Ihr seid was?” fragt Lois schockiert. Entsetzt schaut sie uns an: “Sind da wieder irgendwelche Zaubertränke oder so im Spiel?” Was hat das denn nun schon wieder zu bedeuten? Diese Frau ist mir ein Rätsel. Irritiert wirft Clark Lois einen Blick zu. “Nein! So ein Quatsch! Ich weiß, es muss dir komisch vorkommen, dass kommt es uns auch, aber es ist halt so,” rechtfertigt sich Clark nachdrücklich. “Okay, wenn es halt so ist, dann könnt ihr ja Beide mitkommen,” sagt sie im scharfen Tonfall und geht voran. Ach du liebe Güte, was ist das nur für Eine? Das kann ja noch heiter werden. “Ist die immer so?” frage ich Clark flüsternd. Wir haben etwas Abstand zu Lois, so kann ich Clark kurz befragen. “Manchmal! Und ich kann es ihr nicht mal verübeln, sie hat sich nämlich mal, durch einen roten Kryptonitlippenstift, kurzfristig in mich verknallt. Da kommt ihr das jetzt wohl verdächtig vor! Außerdem lernst du gleich vier beeindruckende Leute kennen, deren Geheimnis du Niemandem verraten darfst,” erläutert Clark völlig ernst. “So wie deins?” gucke ich ihn skeptisch an. Sollte ich gleich noch mehr… Kryptonier kennen lernen? Nein, das kann gar nicht sein, hatte er nicht erzählt, er sei der Letzte? “So ähnlich,” bekomme ich als knappe Antwort zu hören. Mehr Zeit für ein Gespräch bleibt auch nicht mehr, denn wir sind am Haus angekommen. Clark lässt mir den Vortritt und ich betrete die Küche durch den Hintereingang. Lois hat die Männer im Haus scheinbar schon vorgewarnt, denn sie gucken ziemlich böse drein. Alle vier haben sich in der Küche niedergelassen und sehen mich bedrohlich an. Ich kann die schlechte Atmosphäre spüren, die die Luft zum Schneiden dick macht. “So viel zum Thema Geheimhaltung, was Clark,” sagt einer der Vier vorwerfend. Er ist groß, gut trainiert, blond und trägt eine grüne Verkleidung. Auf seinem Rücken sehe ich Pfeil und Bogen hervorstehen. Etwas beschämt stelle ich fest, wie gut aussehend dieser Mann ist. Ich schätze ihn auf Ende zwanzig. Seine braunen Augen mustern mich von oben bis unten und lassen mich unwohl fühlen. “Oliver, das ist Sarah. Wir sind zusammen. Sie weiß alles von mir,” erklärt Clark eindringlich, mit hochgezogenen Augenbrauen. “Ha, was kann man von einem Landei, wie dir, auch nicht wissen,” lacht Lois gekünstelt, die sich neben den Anderen positioniert hat. Damit wird mir klar, dass Lois nicht in Clarks Geheimnis eingeweiht ist. Doch seine restlichen Bekannten scheinbar schon. Oliver guckt Clark erstaunt an. “Okay,” wendet er sich dann an mich. “Wenn dir Clark vertraut, dann können wir das ohne Zweifel auch tun!” “Was läuft hier denn ab?” zischt Lois entsetzt. Gleich scheint sie an die Decke zu gehen. “Clark schleppt hier so eine Tante an, die gleich alles wissen darf und mir verheimlicht ihr die ganze Superheldensache Monate lang? Na dann viel Spaß noch!” Und schon war Lois weg. “Sie ist eifersüchtig! Und das macht sie so sexy,” stellt Oliver belustigt fest und sieht Lois gebannt hinterher. Als Lois nicht mehr zu sehen ist, grinst er und erklärt, dass er mit Lois zusammen war und ihr nicht sein Doppelleben anvertraut hat. Erst Monate nachdem zwischen ihnen Schluss war, konnte er ihr die Wahrheit sagen. Das erklärt mir natürlich einiges. “So Sarah. Das ist also Oliver, wie du mitgekriegt hast. Oder auch Green Arrow. Er kämpft gegen Lex Projekt 33.1,” klärt mich Clark nun endlich auf. “Und du hast auch Superkräfte,” frage ich Oliver neugierig. “Nein, ich bin der einzige Normale hier in diesem Verein. Ich hab mir das alles hart antrainiert. Meine Superkraft ist so gesehen das Bogenschießen. Ich habe besondere Pfeile entwickelt, die ich effektiv einzusetzen weiß,” erläutert er sachlich. Er streckt mir, meiner Meinung nach ziemlich verspätet, die Hand entgegen, die ich ihm sachte schüttele. “Ich bin AC,” kommt der zweite Typ auf mich zu und schüttelt mir ebenfalls die Hand. Er ist fast so groß wie Clark, hat eine sportliche Figur und ein markantes Kinn. “Oder auch Aquaman,” fügt er grinsend hinzu. “Lass mich raten, du kannst besonders gut schwimmen?” vermute ich lächelnd. “Kann man so sagen! Und das hier ist Cyborg,” zeigt AC auf einen Dunkelhäutigen der neben ihm steht. “Viktor,” stellt dieser sich selbst vor. Auch er reicht mir die Hand. “Clark hat mich aus Lex Labor gerettet, sonst wäre ich jetzt wohl mehr Maschine als Mensch und nicht umgekehrt,” versucht er mir zu erklären. “Ich verstehe,” nicke ich nachdenklich. Plötzlich steht ein Junge vor mir, vielleicht erst 18 Jahre. “Bart,” stößt er heraus und saust in Superspeed, wie Clark es auch hat, zwei mal um den Tisch und kommt vor mir wieder zum Stehen. “Oder auch Impuls,” ergänzt er. “Hi,” begrüße ich auch ihn. Ich bin ziemlich von den Socken. Vier stattliche Männer stehen vor mir, alle mehr oder weniger mit Superkräften ausgestattet, ich fühle mich wie im Film. Den düsteren Blick mir gegenüber haben alle Vier verloren. “Tja… also… wie gesagt,“ druckse ich herum. “Ich bin Sarah. Ich weiß, dass es euch merkwürdig vorkommen muss, dass mir Clark so schnell vertraut. Aber es ist etwas zwischen uns, das wir uns selbst noch nicht erklären können. Uns wird nur immer bewusster, dass wir uns schon irgendwoher kennen müssen. Ich versuche also nicht, wie irgendein Meteoritenfreak, Clark zu beeinflussen. Kann ich gar nicht, schließlich komme ich aus Deutschland, da gab es keine Meteoritenschauer!” “Ach daher kommt dein witziger Akzent,” unterbricht mich AC lachend. Ich muss wohl ziemlich dumm aus der Wäsche gucken, denn plötzlich fangen alle an zu lachen. Fragend blicke ich Clark an. Auch er lacht und sagt liebevoll: “Mach dir keine Gedanken, es ist süß!” Er lächelt und drückt mir einen zärtlichen Kuss auf die Wange. “Okay Sarah, dann erzähl uns mal von der Nacht, als Chloe entführt wurde,” fordert mich Oliver nun auf. Ich beschreibe ihnen alle Einzelheiten, bis hin zu meinem Zusammenbruch und dass ich als nächstes im Krankenhaus aufgewacht bin. Durch meine Erzählung kommen alle Gefühle wieder in mir hoch. Die Angst die ich hatte und die Sorgen um Chloe. Hoffentlich war es noch nicht zu spät! “Lois hat mir noch vor zwei Tagen erzählt, dass die Ärzte dir keine Chance geben und jetzt bist du schon hier?” Oliver wirkt verwundert. “Ja,” beginne ich zu erklären. “Ich lag vor fünf Stunden noch im Koma. Dann bin ich plötzlich aufgewacht und mir ging es fantastisch! Meine Werte sind alle bestens. Und die Narbe ist nicht mehr zu sehen, es ist, als wäre nichts gewesen.” “Nicht nur das,” ergänzt Clark meine Erläuterungen. “Selbst die alte Narbe, die du mir zeigen wolltest, ist weg!” “Hm, das klingt aber nicht sehr normal. Von so etwas habe ich noch nie gehört, außer bei dir natürlich, Clark,” wirft Oliver ein. Er und auch die Anderen scheinen nachdenklich. “Wir können uns das auch nicht erklären,” stammelt Clark leise. “Ja, es ist schon beängstigend, wenn man nicht weiß, was mit einem geschieht,” mische ich mich nun wieder ein und eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Rücken aus. In mir steigt wieder das Gefühl der Angst auf. Was passiert nur mit mir? Clark bemerkt sofort wie Unwohl ich mich fühle und nimmt mich sachte in den Arm. “Mach dir erst mal keine Sorgen, Sarah,” versucht mich Oliver zu beruhigen. “So lange die Narben nicht wieder zurück kommen musst du dir keine Gedanken machen. Vielleicht hat das etwas mit Clark zu tun. Sein Körper heilt sich, wenn er verletzt wurde. Vielleicht hat er das irgendwie auf dich übertragen. Ihr sagt doch, ihr kommt euch so bekannt vor. Ich weiß zwar nicht wie das alles miteinander zusammen hängt, aber ich bin mir sicher, dass es da eine Verbindung gibt.” “Wenn ihr wollt, helfen wir euch, das heraus zu finden,” mischt sich Viktor unerwartet ein. “Ja, aber erst mal finden wir die süße Chloe,” ruft Bart vorwitzig dazwischen. “Ja genau, das ist jetzt wichtiger,” stimme ich ihm zu und nicke in die Runde. Dann frage ich verwundert: “Kennt ihr sie etwa?” “Na klaro! Sie hat uns schon mal bei einer Mission geholfen,” grinst Bart geheimnistuerisch. “In die wir ohne dich gar nicht erst geraten wären,” wirft Oliver ihm augenblicklich vor. “Ach komm schon, ich sollte Lex doch für dich ausspionieren, Olli,” erklärt Bart leicht zornig. “Ist gut jetzt! Wir müssen überlegen, wie wir Chloe befreien können,” holt Clark die Beiden wieder auf den Teppich zurück. Dann lässt er sich nachdenklich auf einen Hocker, am Küchentresen, sinken. Die Anderen tun es ihm nach. Nur Bart und ich bleiben, mit den Armen auf die Arbeitsfläche gestützt, stehen. Meine linke Seite berührt leicht Clarks Rechte. “Ich hätte da eine Idee,” sagt Oliver, nach einer kurzen Pause, ruhig. “Hier in der Nähe gibt es nicht viele 33.1 Anlagen. Ich glaube nicht, dass Lex sich die Mühen macht Chloe weit weg zu schleppen, wenn er hier vor Ort alles hat. Trotzdem sollten wir sicher gehen. Wir müssen also nur in den Hauptkomplex eindringen, den Computer hacken und so herausfinden, in welcher Anlage sie Chloe festhalten!” “Nur?” frage ich entsetzt. “Wie ich Lex kenne ist doch alles gesichert. Wie wollt ihr es schaffen, dort einzudringen ohne gesehen zu werden? Das ist unmöglich!” Geschockt sehe ich Olli an. Was ist das denn für eine selbstmörderische Idee? “Ist es nicht,” wirft AC sachlich ein. “Es wäre nicht das erste Mal, dass wir so etwas tun, wir haben schon einige von Lex Anlagen geknackt und zerstört!” Mein ungläubiger Blick fixiert AC und wandert dann reihum in jedes Gesicht der Vier. Sie scheinen schon ein eingespieltes Team zu sein, erst jetzt wird mir das klar. “Aber dann wird Lex seine Sicherheitsmaßnahmen bestimmt verstärkt haben,” gebe ich zu bedenken. “Also in Frankreich war es ganz einfach, allerdings hatten wir in Ägypten große Probleme,” grübelt AC leise vor sich hin. “Ja, das war knapp. Du hättest AC sehen sollen, die Wärme in der Wüste macht ihm echt zu schaffen,” grinst Viktor mich neckisch an. “Ägypten?” frage ich stockend. So weit reichen Lex Arme? Das hätte ich nicht gedacht. Dann habe ich mir bisher seine Macht nicht im Geringsten richtig vorstellen können. Lex scheint noch viel einflussreicher und mächtiger zu sein, als ich bis jetzt angenommen hatte. “Lex’ Anlagen sind auf der ganzen Welt verstreut, selbst auf Neuseeland ist eine,” klärt mich Oliver auf und sieht dann fragend zu Clark: “Was hältst du davon, Clark?” “Ich denke es macht Sinn erst rauszufinden wo Chloe steckt, bevor wir planlos alle Anlagen absuchen,” erwidert er ernst und schaut mich besorgt an, als wolle er nicht weiterreden solange ich zuhöre. Doch schließlich fährt er zögernd fort: “Allerdings ist es ein Risiko in die Hauptanlage einzudringen. Sie ist zehnmal so gut gesichert wie die Anderen. Ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen, ohne erwischt zu werden!” Wenn selbst Clark sich Sorgen macht, muss es wirklich gefährlich sein, vielleicht nicht unbedingt für ihn, aber für seine Freunde. Das macht mir Angst und ich ergreife panisch seinen Arm. Er hat beide Ellenbogen auf der Tischplatte abgestützt und sein Kinn nachdenklich auf seinen Händen gebettet. Doch nun reiße ich ihm eine Hand weg und er sieht mich verwirrt an. “Gibt es denn keine andere Möglichkeit! Können wir nicht jemanden einschleusen oder so?” frage ich ihn besorgt. Doch anstatt Clark antworten zu lassen, mischt sich Oliver wieder ein: “Nein Sarah, das würde zu lange dauern und vertrauen können wir in dieser Sache Niemandem! Ich besorge die Pläne des Hauptgebäudekomplexes. Ich weiß, dass ich sie schon einmal hatte und wenn wir sie vorliegen haben, können wir einen genaueren Plan schmieden. Viktor, kümmerst du dich darum, die Dienstpläne der Angestellten in Erfahrung zu bringen?” “Kein Problem,” nickt dieser sofort. Oliver fährt mit der Aufgabenverteilung fort: “Bart, du kümmerst dich um die nötige Ausrüstung die wir benötigen! Ich denke die üblichen Sachen werden reichen!” “Zu Befehl, Meister,” witzelt Bart und hebt die Hand an die Stirn, wie bei der Befehlsgebung in der Armee. “Und AC! Du sorgst dafür, dass uns Lois nicht dazwischenfunkt!” “Okay,” grinst AC und lacht in sich hinein. Ich sehe Oliver verwundert an. Was hat Lois mit der Sache zu tun? Er scheint meine Gedanken zu erraten und erklärt: “Lois neigt dazu Alleingänge zu starten, wenn sie beleidigt ist. Außerdem soll sie ja nichts von Clark erfahren. Also müssen wir sie fern halten, auch wenn sie uns danach den Krieg erklärt.” “Oh, das traue ich ihr durchaus zu,” sage ich leise, aber ernst, und Oliver beginnt zu lachen. “Sarah, Lois ist wirklich eine tolle Frau, du hast sie leider nur unter schlechten Umständen kennen gelernt,” erklärt er, immer noch schmunzelnd. “Das kann ja sein, aber ich mag sie trotzdem nicht,” entfährt es mir fast schmollend. “Vielleicht ändert sich das ja noch,” meint Oliver hoffnungsvoll und sieht mich lächelnd an. “Okay, jetzt hauen wir uns aber alle erst mal aufs Ohr. Morgen treffen wir uns hier um 11 Uhr. Und dann sehen wir weiter. Ich denke, dass Chloe spätestens übermorgen frei ist! Clark, können wir hier übernachten?” “Klar, nehmt mein Zimmer, die Couch im Wohnzimmer ist auch okay und im Gästezimmer haben wir noch zwei Betten,” stimmt Clark ohne zu zögern zu. “Wunderbar! Ich besorge aber erst mal die Gebäudepläne und bestimmte Fingerabdrücke. Dann los!” fordert Oliver und stürmt aus der Tür. Die Anderen folgen ihm. Endlich kehrt Ruhe ein und Clark und ich sind wieder allein. Ich drehe mich zu ihm und schlinge meine Arme um seinen Körper, nachdem er sich erhoben hat. Ganz nah drücke ich mich an ihn heran und sehe ihm fragend in die Augen: “Und wo schlafen wir heute?” “In der Scheune,” antwortet er, wie selbstverständlich. Er schaut mich liebevoll an und streicht mir eine Haarsträhne von der Stirn. Verliebt sehe ich ihn dabei an und denke an den Plan, den die fünf umsetzen wollen, um Chloe zu befreien. Mir ist das irgendwie alles zu gewaltig. Solche Dinge habe ich noch nie erlebt und ich bin unschlüssig, was ich von dieser Angelegenheit halten soll. Nur eines ist mir klar, dass es gefährlich ist. Viel zu gefährlich, meiner Ansicht nach. Auch wenn die Jungs über außergewöhnliche Kräfte und Erfahrungen mit solchen Aktionen verfügen, scheint mir ein Einbruch, in den Hauptkomplex von Lex Forschungsgebäuden, viel zu gewagt. Scheinbar vermag Clark meine Gedanken lesen zu können, denn er meint beruhigend: “Mach dir keine Sorgen. Es wird nichts passieren!” Auch wenn er versucht, es noch so selbstsicher zu sagen, kann er mir die Sorgen damit nicht nehmen. Er scheint sich der Sache auch unsicher zu sein, dass kann ich deutlich spüren. “Clark, du brauchst nicht den Starken vor mir zu spielen. Ich weiß, dass du über unglaubliche Fähigkeiten verfügst. Aber ich weiß auch, dass du selbst Bedenken bei der Sache hast. Bitte sag mir, warum du daran zweifelst!” Er sieht mir betrübt in die Augen und erklärt leise: “In so eine gesicherte Anlage sind die Jungs noch nie eingedrungen. Selbst wenn sie wissen, was sie erwartet, heißt das nicht, dass sie es schaffen können. Sie sind nicht wie ich. Sie sind alle verwundbar und ich glaube sie vergessen das leicht.” Abschätzend sehe ich ihn an. Das ist es nicht, was ihm Sorgen macht. Ich fühle genau, dass da noch etwas ist. Etwas, das er versucht vor mir zu verbergen. “Nein, ich denke sie wissen sehr wohl wie weit sie gehen können, Clark. Ich glaube, du hast vor etwas anderem Angst, nicht wahr? Die Meteoriten!” Clark schluckt und schweigt. Er hat scheinbar nicht damit gerechnet, dass ich ihn durchschaue. Er versucht meinem Blick auszuweichen, doch sanft streiche ich ihm über die Wange und drehe sein Gesicht wieder zu mir. Nun blickt er mir eindringlich in die Augen. “Lex macht dort Experimente mit den Meteoriten,” quält er sich wispernd über die Lippen. Jetzt verstehe ich. Clark ist so besorgt, weil er seinen Freunden nicht helfen kann. Er wird nicht mit ihnen gehen können, daher macht er sich Vorwürfe. “Dass heißt, du kannst nicht mit und ihnen helfen,” stelle ich bedrückt fest. “Nein, ich werde mitgehen, egal was kommt. Chloe hat ihr Leben so oft für meins riskiert. Ich lasse sie nicht im Stich,” bricht es aus ihm heraus. Was sagt er da? Er will mit, obwohl sie dort mit der einzigen Sache experimentieren, die ihm etwas anheben kann? Das kann unmöglich sein Ernst sein! Meine Arme lösen sich von ihm und wie in Trance trete ich einen Schritt zurück. Entrüstet sehe ich ihn an: “Clark, du willst mir nicht erzählen, dass du mitgehst, obwohl du weißt, dass das deinen Tod bedeutet! Die Meteoriten werden dich so sehr schwächen, dass Lex Männer dich ohne Weiteres umbringen können!” “Ich habe keine Wahl,” stammelt Clark entschlossen. “Man hat immer eine Wahl,” entgegne ich wütend. Mir steigen Tränen in die Augen. Wie kann er nur so reden? Er kann doch nicht sein Leben so einfach opfern! “Du redest wie mein Vater,” lächelt Clark mich beschwichtigend an. Er merkt gar nicht, wie sehr er mich mit seiner Sturheit aufregt. “Ist dir eigentlich bewusst, was du gerade sagst? Du willst in deinen Tod rennen und sagst mir, ich rede wie dein Vater? Clark, ich liebe dich. Ich will dich nicht schon jetzt verlieren!” Die Tränen haben mich überwältigt und ich schaue ihn ungläubig, mit offenem Mund, an. Sanft wischt er mir die Tränen von den Wangen und meint: “Es tut mir leid. Ich… ich kann mit solchen Situationen nicht richtig umgehen. Aber meine Entscheidung steht fest und nichts wird mich umstimmen können. Mach mir keinen Vorwurf deswegen, du musst das doch verstehen!” Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich ihn auch. Aber es tut so unheimlich weh, zu wissen, dass ich ihn vielleicht schon bald wieder verloren habe. Ich versuche mich zu beruhigen, um wenigstens die nächsten Sunden die uns noch bleiben, zu den schönsten meines Lebens machen zu können. “Ich verstehe das. Ich selbst habe ja auch mein Leben für Chloes riskiert und vielleicht hast du das gleiche Glück wie ich. Und nichts wird passieren.” “Vielleicht,” lächelt er mich erleichtert an. “Und jetzt lass uns in die Scheune gehen!” Hand in Hand gehen wir hinüber zu seiner Scheune. Es ist mittlerweile stockdunkel draußen, nur die Sterne erleuchten den Himmel. Clark zeigt mir sein kleines Reich, dass er für sich unter dem Scheunendach errichtet hat. In Windeseile düst er an mir vorbei, hierhin und dorthin, ohne dass ich ihm so schnell mit meinen Blicken folgen kann. So wie es aussieht, scheint er alles gemütlich herzurichten. Noch immer muss ich an den nächsten Tag denken. Wird das unsere einzige gemeinsame Nacht sein? Werde ich den nächsten Abend schon wieder alleine verbringen? Nein! Daran will ich jetzt nicht denken. Auch wenn sich diese schreckliche Sache immer wieder in meinen Kopf schleicht, schaffe ich es, mich auf Clark zu konzentrieren. Und wenn mich doch wieder so ein schrecklicher Moment der Angst überkommen sollte, werde ich dieses Gefühl einfach überspielen und meine Sorgen vor Clark verbergen. Ich möchte ihn nicht zusätzlich belasten. Endlich bleibt er vor mir stehen und drückt mich sanft an sich. “Ich liebe dich,” flüstert er mir zu und gibt mir einen zärtlichen Kuss, den er unterbricht, bevor ich überhaupt darauf reagieren kann. “Oh!” Er stockt. Konzentriert blickt er auf eine Kerze, die auf einem Tisch steht. Ein kleiner Blitz fährt aus seinen Augen und lässt den Docht entzünden. Er lächelt mich an. Dann dreht er mich sanft um und nimmt mich von hinten in den Arm. Ich spüre, wie er seine Wange an meinen Kopf drückt. Jetzt fällt mein Blick auf das, was er eben so schnell getan hatte, während er durch die Scheune flitzte und ich meinen Gedanken hinterher hing. Vor mir liegt ein großes, mit Decken ausgestattetes Strohbett. Darauf sind in Herzform Rosen gelegt. Ich drehe mich wieder zu ihm herum. “Das… das ist wunderschön! Wie hast du...” Er hält mir den Zeigefinger auf den Mund und sieht mich unendlich liebevoll an. “Pssst,” haucht er leise. Erneut gibt er mir einen Kuss, mit einer Leidenschaft die spüren lässt, was er eigentlich will. Ich vergesse meine Sorgen in diesem Moment vollkommen und ein wohliges Gefühl flutet durch meinen Körper. Sofort steige ich auf den Kuss ein und lasse ihn immer begieriger und wilder werden. Das Verlangen, das ich vorhin im Wald spürte, steigt wieder in mir auf. Nur diesmal haben wir die ganze Nacht Zeit. Langsam lasse ich meine Hände über seinen Brustkorb streifen und hebe sein T-Shirt leicht an. Er versteht die Geste und zieht es sich hektisch über den Kopf. Ich trete einen Schritt zurück, bleibe vor ihm stehen und kann ihn, in diesem Moment, nur noch anstarren. “Was ist los,” fragt er mich nach einigen Augenblicken. “Ich... Ich kann nicht glauben, was ich für ein Glück habe,” wispere ich ohne nachzudenken. Sein Anblick fesselt mich absolut. “Was meinst du?” Irritiert sieht er mich an. “Du… du bist einfach... perfekt,” flüstere ich wie in Trance. Ich schaue noch immer auf seinen Oberkörper. Er ist wunderbar durchtrainiert und einige Muttermale zieren seine Brust. Die Muskeln zeichnen sich deutlich auf seinem Bauch ab. Dann wandert mein Blick höher und mustert jedes kleinste Detail an ihm. Dieses wunderschöne Gesicht, seine schwarzen Haare, die man am liebsten die ganze Zeit nur durchwuscheln würde. Seine tiefgründigen, blaugrünen Augen und die sinnlichen Lippen lassen mich in eine andere Welt driften. Der morgige Tag ist für diesen Moment vergessen. Mein Verlangen nach ihm steigt ins unermessliche. Begierig sehe ich ihm in die Augen. Ich gehe wieder einen Schritt auf ihn zu und schiebe ihn zum Strohbett. Dort schubse ich in leicht, so dass er sich auf das Bett fallen lässt. Ich weiß, eigentlich hätte ich keine Chance ihn irgendwohin zu bewegen, aber er lässt es mit sich machen und lächelt mich die ganze Zeit dabei an. Er liegt nun auf dem Rücken vor mir, stützt sich auf seine Unterarme und sieht durchdringend zu mir hoch. Ich setzte mich auf seinen Schoß, beuge mich zu ihm herab und wir küssen uns lange und leidenschaftlich. Sanft streiche ich mit den Händen über seinen Oberkörper, spüre die Wärme die von seiner Haut ausgeht. Er hält mich fest, dreht uns herum und liegt schließlich auf mir. Er küsst meinen Hals, während er mit einer Hand in meine Haare fasst und mit der Anderen unter meinen Pulli gleitet. Seine Berührungen machen mich wahnsinnig, hinterlassen überall, wo er mich berührt, ein angenehmes Kribbeln. Ich fahre mit der Hand über seinen Nacken. Mein Herz rast, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen. Clark stützt sich mit den Händen links und rechts von mir ab und sieht mir tief in die Augen. “Ich liebe dich so sehr,” wispere ich ihm entgegen und halte seinem verlangenden Blick kaum stand. Erneut verfallen wir in einem Schwall von Küssen. Ich kann nicht beschreiben, wie wunderschön dieser Moment ist. Noch nie habe ich jemanden so sehr geliebt wie ihn. Ich will ihn! Jetzt! Mit Kraft schubse ich ihn von mir, so dass wir uns wieder zurückdrehen. Ich bin wieder über ihm. Nachdem ich seinen Körper mit Küssen bedeckt habe, beginne ich seinen Gürtel zu öffnen. Clark atmet nun bedeutend schneller, ich spüre genau, dass er es auch will. Doch plötzlich greift er nach meinen Händen. “Nicht!” Er windet sich unter mir und nimmt meine Hände von seinem Gürtel. Ich verstehe das nicht. Ich bin mir so sicher gewesen, dass er es auch will. Habe ich mich so getäuscht? Nein, sein Atem geht immer noch schnell und in seinem Blick kann ich sehen, wie er mich begehrt. “Warum nicht? Geht es dir zu schnell?” frage ich etwas verwirrt. Er widerspricht gerade allen Anzeichen seines Körpers. Wieso weist er mich zurück? “Das ist es nicht,” schüttelt er sachte den Kopf. “Ich merke doch, dass du es auch willst. Sag mir was los ist,” fordere ich ihn missmutig auf. Liegt es an mir? Gefalle ich ihm nicht? Ich verstehe überhaupt nicht, was sein Verhalten zu bedeuten hat. War ich zu stürmisch? Vielleicht habe ich ihn zu sehr bedrängt. Bestimmt braucht er mehr Zeit, um so weit zu gehen. Möglicherweise ist er in der Hinsicht nicht so offen wie ich? Clark schiebt mich sanft, aber energisch, von sich herunter und steht auf. Das kann doch nicht wahr sein, muss er diesen wunderschönen Moment jetzt so zerstören? Habe ich etwas falsch gemacht? Er entfernt sich ein paar Schritte vom Bett und sieht dabei so umwerfend sexy aus, dass ich mich darüber ärgere, ihn jetzt nicht haben zu können. Ich bin enttäuscht, aber versuche es ihm nicht zu zeigen. Stattdessen stehe auch ich auf, gehe zu ihm und nehme ihn von hinten in den Arm. “Clark, was es auch ist, es ist okay! Ich lasse dir alle Zeit die du brauchst,” säusele ich besänftigend. Sanft streiche ich mit meinen Händen über seine Brust, während ich meine Wange an sein Schulterblatt schmiege. Er dreht sich zu mir um und sieht mich durchdringend an: “Sarah, ich würde nichts lieber tun als einfach weiterzumachen, aber es geht nicht!” ‘Dann mach doch weiter,’ geht es mir durch den Kopf, doch ich will ihn nicht bedrängen und somit alles ruinieren. “Aber warum?” frage ich stattdessen und blicke ihn sanft an. “Was ist, wenn ich dich verletze,” fragt er schließlich besorgt. Verwirrung mischt sich in meinen Blick. Wieso sollte er mich verletzen? “Das würdest du doch nie tun,” wispere ich gefühlvoll und schüttele schachte den Kopf, während meine Augen die seinen fixiert halten. “Ich weiß nicht, ob ich meine Fähigkeiten in dieser Situation unter Kontrolle habe! Was ist, wenn...” Er hört auf zu sprechen und ich kann spüren, wie ihm die Angelegenheit peinlich wird. Wovon redet er jetzt? Bedeutet das, er hat noch nie mit einer Frau geschlafen? “Clark, soll das heißen du ... Ich dachte du und Lana hättet ...” stottere ich herum, denn auch mir ist das Thema nicht sehr angenehm. “Haben wir auch,” unterbricht er schnell, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden. “Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Fähigkeiten verloren. Ich hatte, seit ich sie wieder habe, nie wieder... also… Sex. Ich weiß einfach nicht, ob ich das riskieren kann?” Er läuft ein wenig rot an und blickt verlegen zu Boden. Ich muss lächeln, denn ich bin erleichtert, dass es nichts mit mir zu tun hat. Sanft schiebe ich sein Kinn hoch, um ihn ansehen zu können. “Aber wir könnten es doch langsam herausfinden. Gemeinsam. Wir müssen nichts überstürzen. Lass es uns einfach immer ein bisschen weiter wagen und dann werden wir sehen, ob es ein Problem ist,” versuche ich ihm seine Unsicherheit zu nehmen. Die Situation kommt mir extrem merkwürdig und skurril vor, doch Clark schaut mich erleichtert an und drückt mich fest an sich. “Ich liebe dich. Du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dass ich dir das jetzt schon sagen konnte. Bei Lana musste ich mich immer irgendwie rausreden.” “Das musst du bei mir nicht, Clark. Und wenn wir die Zeit dafür brauchen, dann nehmen wir sie uns,” besänftige ich ihn mit mildem Tonfall. “Aber enttäuscht bist du trotzdem, oder?” fragt er zaghaft, als hätte er Angst vor der Antwort. “Ehrlich gesagt schon,” antworte ich wahrheitsgemäß und lasse meinen Blick erneut über seinen Körper schweifen. “Clark, ich… du machst mich wahnsinnig. Es gibt nichts was ich in diesem Moment lieber tun würde! Und ich spüre, dass es dir genauso geht. Für dich muss es doch auch schwer sein, einfach so abzublocken!” Etwas gequält schaut er mich an. “Ja, das ist es. Aber ich will auch einfach nur, dass es schön wird und nicht plötzlich irgendwie ausartet, weil ich mich nicht unter Kontrolle habe. Es tut mir leid, dass ich jetzt alles verdorben habe.” “Es muss dir nicht leid tun. Ich will doch auch, dass es schön wird. Also lassen wir uns einfach die Zeit, hm?” Ich versuche ihn mit meinem bezauberndsten Lächeln zu beruhigen. Doch plötzlich fällt mir der nächste Tag wieder ein. Zeit! Welche Zeit? Was reden wir denn da überhaupt? Es würde uns keine Zeit mehr bleiben, um uns vollkommen nahe zu sein. “Was ist los,” fragt Clark, der sofort registriert hat, das etwas nicht stimmt. “Nichts. Es ist nur... Vielleicht bleibt uns gar keine Zeit mehr!” Ich blicke ihn betrübt an und meine Augen füllen sich wieder mit Tränen. Clark drückt mich einen Moment lang noch stärker an sich. “Hör mir jetzt zu,” sagt er mit fester Stimme. Er greift mich an den Oberarmen und schiebt mich etwas von sich weg, um mich ansehen zu können. “Ich werde aufpassen. Ich verspreche dir, mir wird nichts passieren!” “Wie kannst du das versprechen, Clark? Das ist unmöglich! Sie werden dich kriegen, und wenn sie dich nicht töten, dann werden sie schreckliche Dinge mit dir anstellen! Lex ist so skrupellos, er würde selbst einen alten Freund verraten, oder nicht?” Verzweifelt sieht mich Clark an. Was hat er erwartet, wie ich reagieren würde? Ich weiß nun um sein Geheimnis und fast habe ich das Gefühl, er würde bereuen, dass er es mir anvertraut hat. “Mir wird nichts passieren. Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber ich weiß auch worauf ich achten muss. Glaub mir! Das wird nicht unsere letzte Nacht sein, das werde ich nicht zulassen,” versucht er mir mühevoll klar zu machen. “Wenn du es nicht zulassen willst, dann bleib hier. Geh nicht mit!” Flehend sehe ich ihn an, doch es hilft nichts, seine Entscheidung steht fest. “Du weißt was ich dir dazu gesagt habe, daran wird sich nichts ändern. Du musst mir vertrauen. Ich kann auf mich aufpassen,” sagt er noch einmal nachdrücklich und lässt somit meine letzten Hoffnungen platzen. “Und was wenn nicht, wenn ihr in einen Hinterhalt geratet? Clark, ich weiß nicht, ob ich es aushalte dich zu verlieren.” Meine Tränen versiegen, denn Clark drückt mir plötzlich einen Kuss auf die Lippen. Er nimmt mich hoch und trägt mich zum Bett. Ich habe keine Zeit mehr nachzudenken, zu plötzlich kommt seine Reaktion über mich. Sanft blickt er mir in die Augen und sagt: “Wenn du glaubst, dass es unsere letzte Nacht sein wird, dann sollten wir es doch jetzt riskieren. Ich liebe dich. Und du hast recht damit, dass ich dich genau so will, wie du mich.” Das Verlangen in seinen Augen ist unergründlich. Vorsichtig legt er mich auf dem Strohbett ab und legt sich neben mich. Er verführt mich, wie nie ein Mann zuvor es getan hat, und lässt mich alles um mich herum vergessen. Wir verbringen eine wundervolle Nacht miteinander. Niemals hatte ich so intensive Gefühle wie mit ihm. Wir sind Eins geworden und eine ganz besondere Macht besteht von nun an zwischen uns. Kapitel 4: Auf der Jagt ----------------------- Auf der Jagt Am nächsten Morgen wache ich verschlafen in Clarks Armen auf. Er liegt auf dem Rücken und hat seinen Arm unter meinen Kopf geschoben. Wir sind nackt, nur eine leichte Decke wärmt unsere Körper. Das Stroh, auf dem wir gebettet sind, piekt mir in die Hüfte. Unsere Kleidung ist um uns herum auf dem Boden verteilt. Langsam wende ich mich ihm zu und streiche zärtlich durch sein Haar, das völlig zerzaust ist und in dem sich ein paar Heuhalme verfangen haben. Er sieht so wunderschön aus, glücklich, frei von Sorgen, jetzt wo er schläft. Ein seichtes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich gebe ihm einen sanften Kuss auf seine weichen Lippen. Er reagiert nicht, sondern scheint noch tief und fest zu schlafen. Ich schiebe die Decke ein wenig zurück und bedecke seinen Oberkörper mit Küssen. Auf einmal spüre ich seine Hand in meinen Haaren. Sanft zieht er mich zu sich hinauf. Voller Liebe sieht er mich an und zieht meinen Kopf langsam zu seinem, um mich anschließend zu küssen. Wir Beide sagen nichts, denn wir wissen, dass jedes Wort diesen Moment zerstören würde. Clark schiebt mich sanft zur Seite und beugt sich über mich. Er schaut mich mit einem zuversichtlichen Lächeln an. Ein Gefühl überkommt mich, das mir sagt, dass ich das letzte Mal in diese Augen sehen werde. Alles kommt wieder in mir hoch. Doch die Angst Clark zu verlieren, beherrscht alle anderen Sorgen. Tränen erfüllen meine Augen und laufen mir über die Wangen. Zärtlich wischt Clark meine Tränen mit den Daumen fort und umgreift mein Gesicht sanft mir seinen Händen. Ich versuche ihn anzulächeln, aber es gelingt mir nur kläglich. Fest drücke ich ihn an mich und schluchze ihm in die Haare, die so wundervoll nach ihm riechen. Ich kann mich nicht mehr zusammenreißen und weine laut los: “Bitte geh nicht,” flehe ich ihn an. Clark setzt sich auf, zieht mich hoch und drückt meinen Kopf an seine Brust. Ich fühle mich, als würde mein Herz zerreißen. Seine Geste macht mir klar, dass meine Worte bei ihm nichts bewirken. Er wird gehen, ohne jede Diskussion. Nur einmal in meinem Leben habe ich einen solchen Schmerz gespürt, das war, als meine Eltern starben. Wieso muss er mir das antun? Wie kann er sein Leben aufs Spiel setzen, wo es doch vielleicht gar nicht nötig wäre? Ich fühle Clarks regelmäßigen Herzschlag an meiner Wange. Er holt mehrmals tief Luft, was mir bewusst macht, wie schwer es ihm selbst fällt. Vorsichtig entwende ich mich aus seiner Umarmung und sehe ihn an. Etwas erschrocken stelle ich fest, dass auch ihm Tränen über das Gesicht laufen. Damit habe ich nicht gerechnet. Er sieht unendlich traurig und angespannt aus. Ich lege sanft meine Hand auf seine Wange. “Ich werde mit euch kommen,” sage ich entschlossen. Der Gedanke schießt mir plötzlich durch den Kopf und ohne weiter darüber nachzudenken spreche ich ihn aus. Ich weiß, dass er es sofort abwehren wird, doch im Moment, sehe ich das als einzige Chance, noch länger bei ihm sein zu können. Panisch schaut er mich an und ergreift meine Hand. “Nein! Daran darfst du nicht mal im Geringsten denken!” Mir ist klar, dass ich keine Chance habe gegen ihn anzureden und lenke daher ein. Aber mein Entschluss steht fest, ich werde ihnen heimlich folgen. Eine halbe Stunde später stehen wir zu sechst in der Küche. Oliver hat die Gebäudepläne auf dem Tisch ausgebreitet und erklärt sein Vorhaben: “Das Gebäude besteht aus 15 Stockwerken, davon sind drei Kellergeschosse. Der Schichtwechsel des Sicherheitsdienstes ist die sinnvollste Zeit unbemerkt einzudringen. Ich habe die Karte und den Fingerabdruck eines Sicherheitsbeamten beschaffen können. Jeder bekommt ein Funkgerät in Form von Ohrstöpsel und kleinem Mikro, wie immer. Clark und AC, ihr geht um 14.50 Uhr in die Lobby, dort setzt ihr euch in die Wartezone. AC, du montierst eine Bombe unter dem Sofa. Viktor und ich werden um Punkt 15.00 Uhr die Eingangshalle betreten. Genau dann musst du, Clark, ein Feuer hinter dem Empfangsschalter entfachen, um von uns abzulenken. Wir werden uns dann schnell durchschleusen und zum Sicherheitsraum vordringen. Hier lege ich die Beamten lahm, die hoffentlich gerade mit der Übergabe oder dem Feuer beschäftigt sind und somit überrascht werden. Haben wir das geschafft, wird Viktor die Alarmanlage deaktivieren. Ihr habt dann ungefähr drei Minuten Zeit in das unterste Stockwerk vorzudringen, um dort dem Hauptcomputer die nötigen Daten zu entlocken, bevor sich der Alarm wieder automatisch einschaltet. Bart wird hierzu von mir informiert und mit dir, Clark, dorthin vordringen. Je nachdem wie es dort unten aussieht, solltest du noch ein Feuer verursachen, um die Leute dort zu vertreiben, die euch noch im Weg sein könnten. Aber Clark, sei vorsichtig, dort unten sind auch die Labore und du weißt womit sie dort experimentieren!” Olli schaut Clark eindringlich an. Dieser schluckt und nickt bedrückt. “Sobald ihr die Daten habt, müsst ihr ohne Umwege das Gebäude verlassen. Gelingt euch dass nicht, wird AC in der Lobby die Bombe zünden, um von euch abzulenken. Keine Angst, es ist nur eine kleine Bombe und ich werde dafür sorgen, dass niemand zu Schaden kommt! Aber nur so könnt ihr unbemerkt flüchten, denn in der Panik die entstehen wird, werdet ihr nicht auffallen. Wenn alles gut geht, sollten wir spätestens um 15.15 Uhr wieder draußen sein. Dann sind wir Chloe schon einen großen Schritt näher!” “Klingt eigentlich nicht sehr kompliziert,” wirft AC locker ein. “Ist es auch nicht,” erwidert Oliver sachlich. “Das einzige was hier die Sache schwieriger macht als sonst, ist, dass der Alarm sich automatisch wieder nach drei Minuten einschaltet. Und mit dem Alarm, das gesamte Abwehrsystem,” ergänzt Oliver ruhig. “Also muss ich meinem Namen diesmal wirklich alle Ehre machen,” grinst Bart schelmisch. “So ist es, Impuls,” nickt Olli. Zugegeben, ich hätte gedacht, dass es schlimmer werden würde, aber trotzdem hört sich die Sache für mich nach wie vor sehr gefährlich für Clark an. Zumal er an den Laboren vorbei muss. Oliver scheint alles genauestens geplant zu haben. Sein Team hat mit solchen Dingen schon viel Erfahrung gemacht und dennoch bin ich nach wie vor beunruhigt. Die Sache mit dem Abwehr System macht mir die größten Sorgen. Was, wenn es Bart und Clark nicht in den besagten drei Minuten schaffen würden? Welchem Risiko sind sie dann ausgesetzt? Aufgeregt blicke ich von Einem zum Anderen und halte schließlich meinen Blick auf Clark fixiert, der mir sichtlich nervös erscheint. “Gibt es noch Fragen?” schaut Oliver nun in die Runde. “Wie genau sehen die Abwehrmechanismen aus,” fragt Clark zögerlich. “Jede Tür, im dem Stockwerk wo der Alarm ausgelöst wurde, wird geschlossen. Es scannen Laser die Räume durch, erwischen sie etwas das sich bewegt, wird es gegrillt. Gas wird in die Räume gepumpt das sofort tödlich ist. Lex verschont niemanden, selbst wenn seine Mitarbeiter sich noch dort befinden reagiert das Abwehrsystem. Wenn ihr innerhalb der drei Minuten geschafft habt die Daten runterzuladen, kann euch nichts mehr passieren, das System schlägt nur bei Übergriffen auf die PCs an, oder wenn es manuell im Sicherheitsraum ausgelöst wird. Aber dort werden Viktor und ich alle Leute lahm gelegt haben. Okay, wenn sonst alles klar ist, sollten wir uns auf den Weg machen. Ach AC, was ist mit Lois?” “Die schläft selig in ihrem Bett, mindestens bis morgen Mittag.” “Wunderbar, na dann, los geht’s!” Während die Anderen ihre Sachen zusammenpacken verabschiede ich mich von Clark. Der Mechanismus des Abwehrsystems geht mir, seit Oliver es näher erläutert hatte, die ganze Zeit durch den Kopf. Clark ist unverwundbar, wenn er nicht von Kryptonit geschwächt wird, aber wie reagiert sein Körper auf tödliches Gas? Kann ihm das auch nichts anhaben? Meine Sorgen habe sich bis ins Unermessliche verstärkt. Ich will ihn nicht verlieren! Warum ist er nur so stur? Andererseits riskieren die anderen Vier genauso viel wie er. Ich kann verstehen, dass er so handelt. “Pass auf dich auf!” wispere ich bedrückt, während er mich fest an sich drückt. Ich kann die Tränen nicht unterdrücken und so rollen sie wieder meine Wangen hinab. “Ich hab’s dir versprochen,” haucht er sanft in mein Ohr. Er schiebt mich etwas von sich weg und sieht mir tief in die Augen. Ich wünschte ich würde stärker sein und ihm mit meinem Anblick nicht auch noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen machen. Doch meine Angst beherrscht mich und ich schaffe es nicht, meine Gefühle und Reaktionen unter Kontrolle zu bekommen. Wie gerne würde ich Clark Mut machen, doch ich war noch nie eine gute Lügnerin. Wie soll ich ihn motivieren, wenn ich ihn doch am liebsten nicht gehen lassen würde? Sein Blick verrät, dass er Verständnis für meine Reaktion hat. Er legt seine Hand an meine Wange und beugt sich zu mir hinunter. Ich schließe die Augen und schmiege meine Wange in seine Handinnenfläche. Sekunden später spüre ich seine Lippen auf meinen und erwidere seinen innigen Kuss. “Ich liebe dich,” flüstere ich ihm zu, nachdem wir uns voneinander gelöst haben. Und sofort breitet sich wieder das ungute Gefühl in mir aus, ihm nie wieder so nahe sein zu können. Mit einem gequälten Lächeln sieht er mich an: “Ich dich auch!” Sanft streicht er mir noch einmal über die Wange, während ich seinen traurigen Blick auffange. Er nimmt mein Gesicht in beide Hände und drückt mir einen letzten Kuss auf die Stirn. Dann wendet er sich ab, ohne mich noch einmal anzusehen und verlässt das Haus. Wehmutig sehe ich ihm hinterher, den Kopf voller Fragen und schrecklichster Befürchtungen. Ich warte kurz, bis ich den Wagen der Jungs nicht mehr sehe, dann schnappe ich mir Clarks Autoschlüssel und fahre in seinem Wagen hinterher. Auf der zweistündigen Fahrt habe ich Zeit, mich weiterhin verrückt zu machen. Was könnte alles geschehen? Im besten Fall, würde alles glatt laufen und Niemand würde etwas von der ganzen Aktion mitbekommen. Im schlimmsten Fall… ja, im schlimmsten Fall würde es sie alle erwischen. So sehr ich auch versuche die unterschiedlichsten Szenarien auszublenden, treten immer wieder schreckliche Bilder vor mein inneres Auge. Es gelingt mir einfach nicht, meine Gedanken auf andere Wege zu lenken. Sie kreisen die ganze Zeit nur um das Bevorstehende Ereignis. Um 14.30 Uhr komme ich in Metropolis an. Ich bin langsam gefahren, um nicht an die Jungs heranzukommen, ich will auf keinen Fall von ihnen entdeckt werden. Zwei Blocks entfernt parke ich das Auto und gehe den Rest zu Fuß. In einem kleinen Cafe gegenüber des Gebäudes lasse ich mich nieder und beobachte, was sich auf der anderen Straßenseite tut. Zehn vor drei sehe ich schließlich AC und Clark. AC trägt einen Rucksack auf dem Rücken, darin muss die Bombe versteckt sein. Sie betreten den Eingang des Gebäudes. Zehn Minuten später sehe ich auch Oliver und Viktor. Ich kann erkennen, dass Oliver seine Ausrüstung mit Pfeilen und Bogen bei sich trägt, unter seinen Klamotten hat er seinen Anzug an, er wirkt dadurch dicker als er eigentlich ist. Viktor ist normal gekleidet, er braucht keine Ausrüstung oder Waffen, sein Körper allein ist eine Waffe. Plötzlich dringt ein Lichtschein aus der Drehtür, Clark muss das Feuer entfacht haben. Wieder zehn Minuten später dreht sich die Drehtür, obwohl niemand zu sehen ist. Das muss Bart gewesen sein. So schnell wie er ist, konnte ich ihn wohl nicht sehen. Das heißt, er und Clark haben jetzt drei Minuten Zeit. Nervös schaue ich auf die Uhr. Nichts tut sich. Zwei Minuten sind schon vergangen. Wo bleiben sie nur? Mein Blick ist starr auf das Gebäude gerichtet. Ich wage kaum zu blinzeln, um bloß nichts zu verpassen. Meine Hände habe sie verkrampft auf die Tischplatte vor mir gepresst. Weitere zwei Minuten sind verstrichen, ich springe auf, lege Geld auf den Tisch und laufe aus dem Cafe. Als ich die Straße überqueren will, kommen Leute panisch aus dem Gebäude gelaufen. Als letztes kann ich Oliver, Viktor und AC erkennen. Ich laufe auf sie zu, ohne auf den Verkehr zu achten, bis ich es auf die andere Straßenseite geschafft habe. Allein stehe ich vor dem Eingang. Ich habe die Drei aus den Augen verloren. All die Menschen sind zu den Seiten weg gelaufen und haben meine Freunde verschluckt. Da sehe ich, wie Oliver von der Seite mit einem Hechtsprung auf mich zu springt. Er trifft mich volle Breitseite, wirft mich zu Boden und beugt sich über mich. Ein Schmerz durchzieht augenblicklich meine Hüfte, mit der ich zuerst auf der Straße aufschlage. Dann bleibe ich auf dem Rücken liegen. Olli drückt seine Hand vor meine Stirn und presst somit meinen Kopf auf den harten Untergrund. Mit dem Ellenboden des anderen Arms, stützt er sich neben mir ab, während der Rest seines Körpers fast komplett auf mir liegt. Was soll das? Warum schmeißt er mich zu Boden? Und wieso liegt er auf mir? Ich will versuchen ihn wegzudrücken, doch im selben Augenblick höre ich einen lauten Knall und spüre eine enorme Hitze über mir. Alles geht furchtbar schnell. Als die Hitzewelle über uns hinweg gezogen ist, hebt Oliver seinen Kopf, den er mir an die Wange gedrückt hatte, und sieht mich besorgt an: “Alles okay!” Ich nicke sachte, jeder Muskel meines Körpers ist aufs Äußerste angespannt und die Stelle an meiner Hüfte pocht rythmisch. Noch im Liegen lasse ich meinen Blick durch die Umgebung schweifen. Um uns herum liegen Glassplitter und Schutt. Ich sehe zu dem Gebäude, das nur wenige Meter entfernt ist. Der Eingansbereich ist völlig zerstört. Mir wird bewusst, dass die Bombe gezündet wurde. Panisch rauscht mein Blick zu den Seiten . Ich kann Clark nirgends entdecken. Wo ist er nur? Sind meine schlimmsten Befürchtungen nun doch wahr geworden? Langsam rappeln wir uns auf, Oliver reicht mir zur Unterstützung seine Hand. “Wo ist Clark?” frage ich ihn panisch. “Sie haben es nicht rechtzeitig geschafft. Sie müssen jetzt allein rauskommen,” antwortet Olli sachlich. Wie kann er nur so ruhig bleiben? Es sind doch auch seine Freunde, die dort drinnen, vielleicht um ihr Leben kämpfen! “Aber sie haben es doch noch vor dem Abwehrsystem geschafft, oder?” Ich bekomme Angst. Was, wenn Bart und Clark schon tot sind? “Ja, das haben sie. Aber irgendwas hat sie dann aufgehalten. Der Kontakt ist plötzlich abgebrochen. Ich weiß nicht was passiert ist!” “Hey, Olli!” Plötzlich steht Bart vor uns. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich schaue an ihm vorbei, denn dort muss Clark jetzt zum Vorschein kommen, doch niemand ist zu sehen. “Wo ist Clark,” fahre ich Bart voller Sorge an. “Er war eben noch direkt hinter mir,” rechtfertigt dieser sich und schaut sich verwirrt um. “Wo hast du ihn zum letzten Mal gesehen?” prescht es, fast zornig, aus mir heraus. Ich darf keine Zeit verlieren. Wenn Clark dort unten bei dem Meteoritengestein sein sollte, dann zählt jetzt jede Sekunde. Wenn es nicht sogar schon zu spät ist. “Im zweiten Kellergeschoss, wo die Labore sind. Da war es voll mit Security, aber wir haben uns gut durchgeschlängelt, so schnell konnten die gar nicht gucken,” grinst Bart. Scheinbar hat er nicht die geringste Ahnung, was das für Clark bedeuten könnte. “Oh mein Gott!” wispere ich geschockt. Mir ist sofort klar, dass Clark seine Kräfte verloren haben muss. Ohne Oliver und Bart noch eines Blickes zu würdigen, laufe ich durch den zerstörten Haupteingang. Olli versucht mich davon abzuhalten und rennt mir hinterher, doch er schafft es nicht mich zu stoppen. Meine Angst um Clark ist so groß, dass mich niemand aufhalten könnte. “Ihr könnt ihm sowieso nicht helfen! Haut mit den Daten ab, findet raus wo Chloe ist! Wenn sie euch auch noch erwischen, können wir gar nichts mehr für sie tun. Ich werde Clark finden!” Oliver versucht mir zu widersprechen doch ich stoße ihn zurück. Er fällt mit Schwung einige Meter weiter auf den Bürgersteig. Verdutzt schaut er mich an, scheint aber zu merken, dass es keinen Sinn macht mir zu widersprechen. In diesem Moment mache ich mir keine weiteren Gedanken darüber, wie ich eine solche Kraft aufbringen kann, um einen stattlichen Mann wie ihn, mehrere Meter weit weg zu schubsen. Wahrscheinlich ein Adrenalinschub. Ich lasse Oliver liegen, wende mich sofort ab und laufe zum Treppenhaus, das direkt neben den Fahrstühlen liegt. Ein heilloses Chaos herrscht im Eingangbereich des Gebäudes. Die Leute laufen alle panisch durcheinander. Einige der Sicherheitsbeamten sind damit beschäftigt das Feuer zu löschen. Niemand achtet auf mich. Schnell haste ich zur Treppe, dort strömen mir eilig die Menschen entgegen. Allen ist die Panik und blankes Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Viele schwitzen, haben rußgeschwärzte Gesichter und nehmen keinerlei Rücksicht aufeinander. Jeder versucht als Erster der Gefahr aus den unteren Geschossen zu entkommen. Immer wieder werde ich gegen die Wand gedrückt, nur langsam komme ich vorwärts. Dem Aussehen der Leute nach, muss im untersten Geschoss bereits ein Feuer lodern. Viele Sicherheitsbeamte laufen nach oben und beachten mich zum Glück nicht. “Miss, sie sollten hier schnell raus! Im untersten Stockwerk steht alles in Flammen!” Nun greift mich doch einer der Männer fest am Arm, so dass es mir Schmerzen bereitet, und versucht mich mit nach oben zu ziehen. Ich entreiße mich problemlos seinem Griff. “Mein Freund ist noch dort unten,” schnauze ich ihn an und kämpfe mich weiter nach unten. Endlich bin ich im zweiten Kellergeschoss angekommen. Die Masse der Menschen hat langsam nachgelassen und kurz atme ich einmal durch. Dann stoße ich die Treppentür auf. Ein langer Korridor erstreckt sich vor mir. Dicker Rauch qualmt aus einigen Räumen. Ich laufe an den Türen, die vom Korridor abgehen, vorbei und werfe einen kurzen Blick in jeden Raum. Ich kann niemanden mehr finden. Noch einmal sehe ich in die stark verqualmten Räume. Gehe hinein und suche Einen nach dem Anderen ab. Die Hitze hier ist fast unerträglich. Schweiß perlt auf meiner Stirn, ich versuche meine Atmung flacher zu halten. Wo ist Clark nur? Er muss doch irgendwo hier sein! Überall stehen grüne Flüssigkeiten herum, sie scheinen aus dem Meteoritengestein zu bestehen. Ich habe Todesangst, bekomme kaum Luft, der Rauch wird immer stärker. Es scheint, als würde sich ein unsichtbares Band um meine Lunge ziehen. Schnell ziehe ich meinen Ärmel über die Hand und presse ihn mir auf den Mund. Da sehe ich, hinter einem Tisch, einen Schuh hervorragen. Clark! Ich stürze zu ihm. Er liegt reglos auf dem Boden. Neben ihm brennt bereits ein Schreibtisch. Das Feuer scheint sich vom unteren in das obere Stockwerk hoch zu fressen. “Clark!” huste ich, erleichtert ihn gefunden zu haben, und gleichzeitig völlig verzweifelt. Ich knie mich neben ihn, der Boden ist heiß und die Hitze frisst sich, fast unerträglich, in meine Glieder. Hier kann ich ihn nicht liegen lassen, sein Rücken muss bereits verbrannt sein. Ich ziehe ihn an den Beinen auf den Flur. Mein Hals beginnt zu brennen, ich muss husten. “Clark, bitte wach auf!” Besorgt beuge ich mich über ihn, während ich mich wieder neben ihm auf die Knie fallen lasse. Ich spüre wie Tränen über mein Gesicht laufen, der Rauch beißt in den Augen. Ich kann es kaum ertragen Clark so zu sehen. Sein Gesicht ist schwarz von Ruß. Was soll ich nur tun? Er reagiert nicht! Ist er tot? Nein, nein, das darf nicht sein! Hektisch blicke ich mich um, als würde ich eine Antwort in der Umgebung finden. Jetzt sehe ich eine Blutspur, die genau dort entlang führt, wo ich Clark entlang gezogen habe. Ich schaue ihn mir an, er sieht unverletzt aus, bis auf ein paar Schrammen im Gesicht und an den Armen. Vorsichtig drehe ich ihn auf die Seite und sehe wie sich ein großer Blutfleck auf seiner Jacke am Rücken ausbreitet. Ein kleines Loch ist in der Jacke zu sehen. Umständlich ziehe ich ihm die Jacke aus und schiebe sein T-Shirt hoch. Sein Rücken ist gerötet, wahrscheinlich von der Hitze des Bodens auf dem er lag. Zwischen den Schulterblättern ist eine Wunde zu sehen. Er blutet stark. Mit der Hand drücke ich auf die Wunde, das Blut läuft zwischen meinen Fingern entlang. Es fühlt sich warm an, doch im Vergleich zu seinem erhitzen Oberkörper ist es fast kalt. Oh Gott, er wird sterben! Nein, das durfte einfach nicht sein! Ein Tränenschleier hat sich über meinen Blick gelegt. “Nein, Clark! Verlass mich nicht!” hauche ich in absoluter Verzweifelung. Ich lege seinen Kopf auf meinen Schoß und streichele sein Gesicht. Trotz des Rußes sehe ich, dass er blass ist. Er muss schon eine Menge Blut verloren haben. Ich lege meine Hand auf seine Brust, prüfe ob er noch atmet und bete gleichzeitig darum, dass er es noch tut. Ganz langsam spüre ich, wie sich seine Brust hebt und senkt. “Halte durch!” wispere ich fordernd. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf. Ich kann ihn unmöglich allein hier raustragen und um Hilfe zu holen bleibt keine Zeit. Das Meteoritengestein schwächt ihn, aber auf dem Korridor ist davon nichts zu sehen. Was kann ich tun damit er sich erholt? Ich bin völlig machtlos! Er wird sterben, hier in meinen Armen, weil ich nicht in der Lage bin, ihm zu helfen! “Die Türen!” schießt es mir über die Lippen. Vielleicht hilft es, wenn ich die Türen schließe. Ich lasse Clark auf der Seite liegen und schließe alle Labortüren. Als ich zu ihm blicke, liegt er noch immer reglos da, aber seine Schrammen verschwinden langsam. Als sie ganz verheilt sind regt er sich dennoch nicht. Aber warum? Die Wunde am Rücken! Ich muss schauen ob etwas in ihm steckt, damit sie heilen kann. Ich drehe ihn auf den Bauch und bücke mich nahe zu der Stelle herunter, die so stark blutet. Es kostet mich Überwindung, näher hinzuschauen, doch es ist keine Frage für mich, sein Leben hängt nun davon ab. Tatsächlich, es steckt eine Kugel in seinem Rücken. Nicht tief, vielleicht fünf Zentimeter, aber tief genug um ihn in diesem Zustand zu töten. Schnell laufe ich in eines der Labore, hier muss es etwas geben, womit ich die Kugel aus ihm herraus holen kann. Ich finde tatsächlich eine Pinzette. Schnell bin ich wieder bei ihm. Ich kann kaum noch atmen, immer wieder muss ich nun husten, allein der Gedanke Clark zu retten, hält mich auf den Beinen. Vorsichtig dringe mit der Pinzette in die Wunde und hole die Kugel heraus. Es geht eigentlich ganz einfach, doch der Anblick macht mir sehr zu schaffen. Wie ein kleiner Krater klafft das Einschussloch auf seinem Rücken. Ich darf mich von dem Anblick nicht abschrecken lassen, ich muss durchhalten, es ist seine letzte Chance! Als ich die Kugel herausgeholt habe, lasse ich die Pinzette völlig geschwächt fallen. Meine Kraft verlässt mich vollends. Erleichtert sehe ich noch, wie die Wunde beginnt sich zu schließen. Dann wird mir schwarz vor Augen. Ich blinzele vorsichtig. Helles Licht blendet mich und etwas piekst mir in den Rücken. Benommen stelle ich fest, dass ich auf dem Strohbett, in Clarks Scheune, liege. Ein Sonnenstrahl scheint genau auf mein Gesicht und kitzelt mir in der Nase. Langsam wende ich meinen Blick nach rechts und sehe, wie Clark am Scheunenfenster steht und über die Felder blickt. “Clark,” flüstere ich etwas heiser. Sofort dreht er sich um und ist bei mir. Sein Gesicht ist noch immer verrußt, umgezogen ist er auch noch nicht. Lediglich seine Jacke hat er ausgezogen. “Sarah, wie geht es dir?” fragt er mich besorgt und lässt sich neben mir nieder, während er sanft eine Strähne von meiner Stirn streicht. “Du lebst!” lächele ich erleichtert. Ich bin so froh ihn unversehrt zu sehen. Es sieht fast so aus, als wäre nichts geschehen. Sanft lächelt er mich an: “Dank dir! Hättest du nicht so einen Dickkopf, wäre ich jetzt nicht hier!” Ich fühle mich von einem Moment auf den anderen völlig erholt. Vorsichtig richte ich mich auf, um ihn in den Arm zu nehmen, doch er kommt mir zuvor und gibt mir kurz einen zärtlichen Kuss. Dann sehen wir einander verträumt an, glücklich, dass wir diesen Moment erleben dürfen. “Was ist passiert,” fragen wir uns Beide gleichzeitig und müssen lachen. “Erst du! Wieso bist du nicht hinter Bart hergekommen?” hake ich nach. “Wir mussten durch das zweite Stockwerk laufen, weil das Treppenhaus ganz unten versperrt war. Die Sicherheitsleute haben uns dort erwischt, weil sie nach unten zu dem Feuer wollten. Bart konnte abhauen, aber ich wurde durch die Meteoriten so geschwächt, dass ich kaum noch vorwärts kam. Ich wollte versuchen mich in einem Labor zu verstecken, bis alle weg wären, doch einer ist mir gefolgt und hat auf mich geschossen. Dann bin ich auf dem Korridor wieder zu mir gekommen, alles war voller Rauch und du hast bewusstlos neben mir gelegen. Ich hab dich geschnappt und hier her gebracht. Wir sind noch keine fünf Minuten hier! Oliver und die Anderen müssten auch bald da sein. Ich habe sie auf den Weg hierher überholt. Aber nun schone dich erst mal. Du hast bestimmt eine Rauchvergiftung. Oder soll ich dich ins Krankenhaus bringen?” Es schmeichelt mir, wie fürsorglich Clark ist, doch es ist völlig unnötig. “Nein, mir geht’s gut,” winke ich schnell ab. Bloß nicht schon wieder ins Krankenhaus! Doch ich wundere mich schon ein wenig darüber, wie schnell ich mich auch dieses Mal erhole, aber vertreibe den Gedanken schnell aus meinem Kopf. Clark schaut mich zunächst besorgt an, doch dann scheint auch er seine Sorgen um mich abzulegen. “Okay, dann erzähl, wie hast du mich gefunden?” “Ich bin euch von Anfang an gefolgt. Aus dem Café gegenüber habe ich alles genau verfolgt. Ich konnte sehen wann ihr alle kamt, wann du das Feuer in der Eingangshalle gelegt hast und wann Bart kam. Ab da habe ich die Minuten gezählt. Als ihr nach vier Minuten noch nicht draußen wart, bin ich rüber gegangen. Oliver hat mich in letzter Sekunde vor der Explosion bewahrt. Dann kam Bart ohne dich raus. Ich habe Oliver weggeschickt und bin allein rein. Bart erzählte, wo er dich zum letzten Mal sah, also bin ich ins zweite Kellergeschoss gelaufen. Dort habe ich eine Weile gebraucht, bis ich dich gefunden habe. Schließlich habe ich dich auf den Korridor gezogen und alle Türen geschlossen, in der Hoffnung, dass sich dann deine Wunden schließen und deine Kraft zurückkehrt. Aber die Wunde im Rücken schloss sich nicht, also habe ich die Kugel die dir zwischen den Schulterblättern steckte rausgezogen. Dann ist mir schwarz vor Augen geworden,” erkläre ich sachlich und füge gequält hinzu: “Clark, ich hatte solche Angst um dich!” Daraufhin schließt er mich in die Arme und meint ruhig: “Du hast mir das Leben gerettet! Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir meinetwegen etwas geschehen wäre!” Er lässt mich wieder los, nachdem er mich noch einmal fest an sich gedrückt hat, und ergreift meine Hände, um sanft mit dem Daumen darüber zu streicheln. “Mir geht es aber gut! Auch wenn ich mich langsam frage, warum ich mich ständig so schnell erhole,” lenke ich unsicher ein. “Dafür wird es eine Erklärung geben, die wir irgendwann herausfinden werden,” lächelt mich Clark zuversichtlich an, doch ich spüre, dass auch er es rätselhaft findet. “Clark, da ist noch etwas,” fahre ich leise fort. Ich schaue ihm tief in die Augen. Erst jetzt ist mir etwas klar geworden. “Was?” Mit zusammengezogenen Augenbrauen sieht er mich an. “Ich fühle mich stärker. Ich… ich habe Oliver weggeschubst, so dass er eine ganze Ecke von mir entfernt gestürzt ist. Und im Treppenhaus wollte mich ein Mann aufhalten, von dem ich mich problemlos losreißen konnte,” erkläre ich, selbst völlig erstaunt, jetzt wo mir so richtig bewusst wird, was geschehen ist. Clark runzelt verwundert die Stirn. “Vielleicht ein Adrenalinschub. Ich meine, Oliver hat keine Superkräfte, er ist relativ leicht zu... schubsen,” sinniert Clark unsicher. “Vielleicht! Oder vielleicht verändert sich mein Körper. Clark, meine Wunden heilen schneller, ich bin stärker als sonst, das sind Fähigkeiten wie du sie hast. Warum passiert dass erst hier, wo ich bei dir bin und nicht schon früher in Deutschland. Vielleicht verbindet uns mehr als wir glauben,” gebe ich nachdrücklich zu bedenken. Es ist nicht schwer Eins und Eins zusammen zu zählen. Für mich scheint nun fast vollkommen klar zu sein, dass das alles mit Clark zu tun haben muss. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Ich bin wohl kaum schon lange genug hier, als dass ich mich durch irgendwelche Meteoritensteine hätte infizieren können. Clark wird stutzig, er scheint etwas sagen zu wollen, aber atmet dann nur laut aus. Erneut drückt er mich an sich und hält mich einige Zeit nachdenklich fest. Irgendetwas scheint ihn zu belasten, doch ich will diesen Moment nicht durch eigenwillige Fragen zerstören. Mein Kopf ist an seinen Brustkopf gelehnt und ich spüre seinen regelmäßigen, starken Herzschlag. Ich fühle mich unendlich sicher und geborgen, hier in seinen Armen. Genüsslich schließe ich die Augen und lausche weiter seinem beruhigenden Herzschlag. Plötzlich schreckt Clark auf, schiebt mich sanft zur Seite und läuft zum Scheunenfenster. “Sie sind da!” Er kommt zu mir zurück und fragt noch einmal eindringlich: “Geht es dir wirklich gut?” Ich nicke ihm zu und stehe sicher auf. Mein Körper ist im Besitz aller Kräfte, nicht einmal einen Schwindel kann ich verspüren. Jetzt höre auch ich etwas. Autotüren klappen. Ich schlinge meine Arme um Clark und gebe ihm einen sanften Kuss. Dann fahre ich sanft mit den Händen über seine Arme und betrachte sie. Von den Schrammen ist nichts zurückgeblieben. Hätte ich es nicht selbst erlebt, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass er so verletzlich sein kann. Nicht nachdem, was er mir gestern im Wald gezeigt hatte. Ernst blicke ich ihn an: “Ich liebe dich! Versprich mir, dass egal was jetzt kommt, du nie wieder so ein Risiko auf dich nimmst. Ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren.” Ich habe keine Ahnung, warum ich ihn um dieses Versprechen bitte, denn ich weiß, was seine Antwort sein wird. Verzweifelt schaut er mich an. Doch er kommt nicht dazu mir zu antworten. “Clark?” tönt eine nervöse Stimme durch die Luft. Unsere Blicke lassen voneinander ab und fallen auf Oliver, der in die Scheune gelaufen kommt. “Hier oben!” ruft Clark zurück. Sein Blick verrät mir, dass er erleichtert ist, nicht auf meine Forderung, keine Risiken mehr einzugehen, antworten zu müssen. Er löst sich aus meiner Umarmung, indem er mir die Seite zuwendet und zu Olli sieht. “Was ist mit Sarah!” Olivers Stimme klingt sehr besorgt. Doch als er oben bei uns ankommt und sein Blick auf mich fällt, scheint er aus allen Wolken zu fallen. “Du bist schon wieder auf den Beinen?” fragt er völlig irritiert. Die anderen Drei kommen nun auch in der Scheune an und laufen ebenfalls die Treppe hoch. Viktor hat einen Laptop unter dem Arm. “Wie ... Du...!” AC schaut mich erstarrt an und kommt abrupt, einige Meter vor mir, zum Stehen. Ich fühle mich unwohl, wenn alle Blicke auf mich gerichtet sind. Mit müdem Lächeln sehe ich die Männer der Reihe nach an und dränge unbewusst meinen Körper an Clarks Seite. Oliver übernimmt wieder das Wort: “Ich weiß zwar nicht was dort unten bei Luthor Corp geschehen ist, aber von dem was Clark erzählt hat und wie du ausgesehen hast, müsstest du mindestens eine Rauchvergiftung haben!” “Mir geht es gut. Ich habe wohl ...Glück gehabt,” sage ich verlegen. Am liebsten würde ich im Boden versinken, ich hasse es, dermaßen im Mittelpunkt zu stehen. “Glück gehabt, hm. Ich würde wohl eher sagen, du hast auch verborgene Fähigkeiten,” bringt es Bart trocken auf den Punkt. “Ich ... Ich...” stottere ich mühselig. Was soll ich darauf sagen? Wenn ich nur wüsste, was mit mir los ist, dann wäre diese ganze Situation hier auch leichter zu ertragen. Hilfe suchend blicke ich Clark an. “Was habt ihr rausgefunden,” lenkt Clark schnell vom Thema ab. Dankbar und erleichtert sehe ich ihn an. Viktor stellt den Laptop auf den Tisch und steckt den Stick in den USB-Anschluss. “Es dauert bis ich alle Daten geknackt habe. Aber in ein paar Minuten wissen wir mehr,” erklärt er beiläufig. Während Viktor versucht näheres herauszufinden, nutzen wir Anderen die Zeit, um uns umzuziehen. Schließlich treffen wir uns wieder in der Scheune und essen gemeinsam. Clark hat für uns drei Pizzas mit dem Hitzeblick erwärmt, die wir hungrig verschlingen. Wir haben uns gemütlich auf dem Sofa und einigen Heuballen niedergelassen. Plötzlich fällt mir auf, dass Oliver mich eine ganze Weile abschätzend anblickt. Er scheint über etwas nachzudenken. Dann steht er wortlos auf, geht nach unten und kommt nach wenigen Augenblicken wieder zurück. “Clark, fang!” ruft er Clark zu und wirft ihm einen kleinen Gegenstand entgegen, den Clark sofort fängt. Im gleichen Moment bricht dieser zusammen und der Gegenstand rollt aus seiner Hand. Alles geht blitzschnell. Fassungslos sehe ich zu, was mit Clark geschieht. Er liegt zitternd am Boden. Sein Gesicht ist vor Schmerz verzogen. Verstört sieht er Oliver an. Mein Blick fällt erneut auf das Teil, das Olli Clark zugeworfen hat und ich erkenne, dass es ein Meteoritenstein sein muss. “Was soll das?” schnauze ich Oliver barsch an und stürze zu Clark. Warum setzt Oliver Clark mit Absicht seiner einzigen Schwäche aus? Sofort greife ich nach dem Stein. Doch als ich ihn in der Hand halte, wird mein Arm plötzlich schwer und ein leichtes Kribbeln zieht sich von meiner Hand bis zu meiner Schulter. Irritiert betrachte ich kurz das Kryptonit und die Kraft in meinem Arm schwindet immer weiter. Nur mit Mühe schaffe ich es, den Stein aus dem Fenster zu werfen. Kaum hat er meine Hand verlassen, verlässt das Kribbeln meinen Arm. Augenblicklich kehrt auch Clarks Kraft zurück. Er springt auf, packt Oliver am Shirt und zieht ihn nahe zu sich heran. Ärgerlich sieht er ihn an. “Was sollte das?” fragt er außer sich vor Zorn und spricht mir damit von der Seele. Oliver steht hilflos vor ihm, nicht in der Lage, sich aus Clarks Griff zu befreien. AC springt auf und drückt die Beiden auseinander. Missfällig lässt Clark Oliver los, doch sein Blick verrät mir, was er im Moment von seinem Freund hält. “Bleib cool, Amigo,” mischt sich auch Bart, an Clark gewandt, ein, “Olli wollte testen, ob Sarah auch auf die Meteoriten reagiert, stimmt’s?” “Bart hat recht, Clark. Sarah hat jetzt schon zwei deiner Kräfte! Sie heilt sich selbst und ist ziemlich stark für ein Mädel. Sie hat mich einfach so mal eben zu Boden geworfen! Vielleicht überträgst du deine Fähigkeiten wirklich auf sie. Ich wollte nur sichergehen, dass ich mich nicht irre,” bestätigt Oliver Barts Erklärung. Clark lässt vollends von ihm ab und setzt sich wieder. Ich sehe ihm an, wie verärgert er noch immer ist. Erleichtert lässt sich auch Oliver wieder auf das Sofa sinken. “Wenn es nämlich so ist, läge es nahe, dass du auch deine Schwäche auf sie überträgst,” gibt Oliver weiterhin zu bedenken. “Wenn es so wäre, hätte Sarah mich wohl kaum dort aus dem Gebäude retten können,” zischt Clark ihn verwerflich an. “Vielleicht überträgst das alles nur nach und nach. Sie ist erst seit heute so stark und es sind erst zwei deiner Fähigkeiten. Was ist wenn sie mit der Zeit erst zu all den Fähigkeiten kommt, dann...” Jetzt reicht es! Vorhin stand ich noch so im Mittelpunkt und nun komme ich mir vor, wie Luft. Eben ging alles so schnell, dass ich nur noch zugucken konnte, doch nun, wo sich die Beiden unterhalten, habe ich auch noch mitzureden. “Darf ich euch kurz unterbrechen! Es geht schließlich um mich und ich bin rein zufällig auch gerade hier!” fahre ich Oliver verärgert ins Wort. Ich bin stinksauer, dass Oliver sich einfach so einmischt, vor Allem auf so eine Art und Weise. Aber gleichzeitig bin ich auch dankbar, denn seine Theorie scheint zu stimmen. “Du hättest mir den Stein auch einfach geben können, Oliver! Das musste jetzt nicht mit so einer Aktion sein,“ fahre ich ihn ein wenig hysterisch an. Ich verstehe nicht, warum er ein solches Aufsehen um das alles machen muss. Anstatt einfach seine Vermutung zu erklären und meine Reaktion auf Kryptonit, mit meiner Zustimmung, auszutesten. Ich atme einmal durch, um mich zu fangen, dann wende ich mich an Clark: “Clark, ich glaube aber Oliver hat Recht!” “Was meinst du?” Clark schaut mich irritiert an. “Als ich eben den Meteoritenstein in die Hand nahm, da wurde mein Arm plötzlich ganz schwer, als hätte ich alle Kraft verloren.” Ich reibe mir über den Arm, er ist wieder völlig in Ordnung. “Nein,” wispert Clark daraufhin gequält und sieht mich verletzt und ungläubig an. Seine Augen werden glasig. Ich kann sehen, wie für ihn eine Welt zusammen bricht, doch keine einzige Träne verlässt seine Augen. Ich nehme ihn in den Arm, doch er entzieht sich mir, steht auf und hält Abstand. Was hat er nur? Warum ist er plötzlich so extrem bedrückt? Sofort, als hätte er meine Frage geahnt, meint er mit zitternder Stimme: “Warum müssen alle Menschen die ich liebe leiden?“ Es scheint ihm völlig egal, dass Oliver, Viktor, Bart und AC uns anstarren. Hilflos sieht er mich an, hält meine Augen fixiert. Ich spüre, wie er unter der Situation leidet. Er hält Abstand, weil er denkt, so Weiteres verhindern zu können. Um nicht noch mehr seiner Fähigkeiten auf mich zu übertragen. Doch ich spüre, dass auch Abstand daran nichts ändern kann. Ich muss versuchen, ihm die Angst zu nehmen. Also sage ich mit sicherer und fester Stimme: “Clark. Ich leide nicht. Wenn das alles tatsächlich so stimmt, gibst du mir ein Geschenk. Und du wirst nie wieder allein sein. Wir werden herausfinden, warum das alles geschieht. Du selbst hast das gesagt!” “Sie hat Recht, Clark,” mischt sich Oliver wieder ein. “Gib nicht jetzt schon wieder alles auf. Du hast genug gelitten. Geht zu Jor-El, vielleicht wird er euch das erklären können!” “Jor-El? Dein Vater! Ich denke er ist tot?” Erstaunt sehe ich Clark an. Wie sollte uns sein Vater helfen können? “Ist er auch, aber er hat mir eine Festung hinterlassen, in der er zu mir sprechen kann. Ich war schon oft dort.” Er stockt und denkt kurz nach, dann schaut er Oliver an. “Du hast Recht, wir werden ihn fragen, er wird es erklären können. Diesmal gebe ich nicht so einfach auf.” Erleichtert sehe ich Clark an. Das hört sich schon viel besser an. Ich hätte es nicht ertragen, wenn er von mir Abstand genommen hätte, nur um mich davor zu schützen, seine Fähigkeiten zu bekommen. Zudem ist es doch auch meine Entscheidung, ob ich das will oder nicht. “Ich unterbreche euch ja nur ungern,” mischt sich Viktor plötzlich ein. “Aber ich weiß jetzt wo Chloe steckt!” Alle drehen sich zu ihm und stürzen an den Laptop. Clark umgreift meine Taille und flüstert mir sanft ins Ohr: “Ich liebe dich! Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht! Und ich werde dich nie wieder gehen lassen!” Dann gibt er mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und sieht auf den Bildschirm. Seine Worte beruhigen und bestärken mich und mich überkommt das hoffnungsvolle Gefühl, dass alles gut werden wird. Viktor berichtet was er für Daten von Chloe gefunden hat: “Chloe ist unter einem Lagerhaus außerhalb Metropolis eingesperrt. An der Landstraße Richtung Smallville, kurz hinter der Devonportkreuzung. Hier steht eine Nummer. R 303. Vielleicht ist das der Raum in dem sie untergebracht ist. Hier sind keine weiteren Informationen. Wir müssen also direkt dort nachsehen!” “Ich schau mir das mal an,” meint Clark sofort und schon ist er nicht mehr zu sehen. Mit einem solchen Abgang von ihm habe ich nicht gerechnet, Ich muss mich erst noch an seine Fähigkeiten gewöhnen. Besorgt sehe ich zum Scheunenfenster hinaus. “Bitte nicht schon wieder! Bart, kannst du schnell hinterher? Nicht dass er einen Alleingang versucht,” bitte ich ihn nervös. Und schon ist auch Bart verschwunden. Die Übriggebliebenen diskutieren unterdessen, wie es weitergehen soll. Ich kann ihrem Gespräch nicht richtig folgen, meine Gedanken kleben an Clark. Hoffentlich wird er nichts Unüberlegtes tun. Doch nach einigen Minuten sind er und Bart wieder zurück. “Ich konnte nichts unter der Lagerhalle entdecken, eine dicke Bleischicht verdeckt mir die Sicht. Die Lagerhalle an sich ist aber leer und ziemlich heruntergekommen. Ein perfektes Versteck,” erklärt Clark, gleich nachdem er sich auf den Heuballen, neben mich, nieder gelassen hat. Mich erstaunt es, dass Clark trotz der langen Strecke nicht ein bisschen außer Atem ist. Mit einem erleichterten Lächeln, darüber dass er wieder hier ist, lasse ich meine Hand auf seinen Oberschenkel sinken. Sofort ergreift er sie und umschließt sie fest mit seiner Linken. “Viktor,” ergreift nun Oliver das Wort, “ist in den Daten irgendwas über diese Station zu finden. Wie sie gesichert ist, was dort passiert und wer dort arbeitet?” “Nein, nichts! Hier sind nur die Namen der Leute aufgelistet, die dort untergebracht sind,” antwortet Viktor, der seinen Blick konzentriert auf den Laptop gerichtet hält. “Und wie viele sind das?” fragt AC und sieht Viktor gebannt an. “Ca. 250,” meint Viktor sachlich, als wäre es selbstverständlich. So viele Menschen sollen unter dieser Lagerhalle sein? Gefangen für irgendwelche Machenschaften von Lex? Ich bin völlig perplex, halte kurz die Luft an und mein Unterkiefer klappt herunter. Unglaublich! In den Gesichtern der Anderen lese ich eine ähnliche Verblüffung ab. “250? Die Anlage muss riesig sein,” schluckt AC nervös. “Kommt darauf an, was sie dort mit ihnen machen,” gibt Oliver nun zu bedenken. “Wie meinst du das?” mische ich mich ein. Den ersten Schock, über die Anzahl der dort untergebrachten Menschen, habe ich überwunden und konzentriere mich wieder auf das Gespräch. “Es gibt keinerlei Daten von dieser Station. Das ist doch merkwürdig. Vielleicht ‘lagern’ sie dort nur einige Freaks,” überlegt Olli laut. “Lagern?” Clark sieht ihn entsetzt an. “Ja! Es ist über zwei Wochen her, dass Chloe entführt wurde. Sie haben mit Sicherheit schon alles über sie erfahren, was sie wissen wollten. Vielleicht wird sie jetzt irgendwie ruhig gestellt, um auf Abruf für irgendetwas bereit zu sein. Wir hatten schon einmal eine ähnliche Station, die wir zerstören wollten. Dort waren ausschließlich einige Freaks, in Röhren aufgebahrt und in eine Art Koma versetzt. Vielleicht ist es hier ähnlich. Es ist nicht gefährlich dort einzudringen. Ich denke dort werden nur einige Kameras aufgestellt sein, sonst nichts. Personal hält sich dort nicht auf. Wir müssen nur den Eingang finden, der Rest ist ein Kinderspiel,” erläutert Oliver überzeugend. Das klingt für mich, als wäre Oliver sich absolut sicher, dass es sich bei Chloes Aufenthaltsort um genau das handelt, was er schon einmal gesehen hat. Seine Erklärung hört sich absolut logisch an und so werde ich kribbelig. Ich will nicht länger hier rum sitzen und überlegen, was man tun kann. Ich will handeln, Chloe befreien und wieder zu uns holen, jetzt wo es relativ sicher ist, dass sie noch am Leben ist. “In Ordnung. Dann lasst uns los. Die Ausrüstung habt ihr doch noch im Auto, oder?” frage ich selbstsicher und schaue auffordernd in die Runde. Ich will es so schnell wie möglich hinter mich bringen und Chloe befreien. “Du hast Recht, wir können sofort los. Clark, Bart, wollt ihr schon einmal vorlaufen? Vielleicht findet ihr, in der Zeit bis wir da sind, den Eingang,” schlägt Oliver den Beiden vor. Clark nickt ihm knapp zu. Dann wendet er sich mir zu, gibt mir einen liebevollen Kuss und sagt hoffnungsvoll: “Vielleicht bringen wir dir Chloe in ein paar Stunden wieder!” Verwundert sehe ich ihn an. Scheinbar geht er davon aus, dass ich hier sitzen bleibe und brav warte, aber das kann er sich abschminken. “Clark, ich werde mitkommen. Und du wirst mich nicht daran hindern!” sage ich nachdrücklich. Dafür ernte ich einen verbitterten Blick von ihm: “Das wirst du nicht!” “Ach, was willst du tun, mich fest ketten?” frage ich sarkastisch und sehe ihn abschätzend an. Was soll das? Wieso meint er, über mich entscheiden zu können? Die Anderen sehen etwas belustigt zu uns hinüber. Es stört mich nicht. Ich habe es nur satt, dass Clark mich überbehütet, während er sich von eine Gefahr in die nächste stürzt. “Warum nicht?” grinst er mich schelmisch an. Bevor ich mich versehe, hat er eine Eisenkette, an der sonst Shelby angebunden ist, um meine Beine gelegt und mit einem Scheunenpfosten verbunden. “Was soll denn das,” schreie ich ihn wütend an. Wie kann er nur so etwas wagen? Was glaubt er, wer er ist? So etwas hätte ich nie von ihm erwartet. Er steht mir mit verschränkten Armen gegenüber und grinst zufrieden. “Mach mich sofort wieder los!” fordere ich hysterisch. Die Anderen sitzen wie versteinert da und beobachten uns. Sie scheinen genauso wenig zu verstehen, was Clark da tut, wie ich. “Nein! Mach dich selbst los. Ich will wissen, ob du wirklich so stark bist, wie du glaubst. Wenn es so ist, dann habe ich nichts dagegen, dass du mitkommst,” erklärt Clark absolut sachlich. Er meint es tatsächlich ernst, er will mich auf die Probe stellen. Warum tut er so etwas dämliches? Sind denn jetzt alle total durchgedreht? Erst Oliver mit dem Kryptonit und nun auch noch er. Soll doch einer die Männer verstehen! Aber gut, wenn er den Beweis will, soll er ihn haben. Ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass ich mich ja problemlos wieder befreien können müsste. Also bücke ich mich zu der Kette hinunter. Sie ist um mein rechtes Fußgelenk gewickelt. Mit aller Kraft ziehe ich mit beiden Händen an der Kette und tatsächlich verbiegen sich die Eisenringe, bis schließlich ein Ring einfach reißt. Triumphierend halte ich Clark die Kette vor die Nase. “Und, glaubst du mir nun?” grinse ich zufrieden. “Du... Du hast wirklich meine Kräfte!” Er sieht mich bestürzt an. “Ich hatte gehofft es wäre nicht so!” “Warum?” frage ich verwirrt. Ich verstehe sein ständig wechselndes Verhalten einfach nicht mehr. “Verstehst du denn nicht? Ich bin schuld daran, dass du nie wieder ein normales Leben haben wirst! Ich weiß wie das ist, es kommt dir vielleicht am Anfang toll vor, aber du wirst schnell merken, was es für Nachteile hat. Ich werde dich nur unglücklich machen!” “Nein! Wie kannst du so etwas denken? Ich bin überglücklich darüber, mit dir zusammen sein zu können. So lange ich dich habe, werde ich nicht unglücklich sein, niemals!” Ich gehe auf ihn zu, vergesse die blöde Fesselaktion und schließe ihn in die Arme. Doch er drückt mich schnell weg und weicht zurück. “Sarah, ich liebe dich! Ich will nicht, dass du diese Fähigkeiten irgendwann verfluchen wirst, so wie ich es schon so oft tat. Vielleicht, sollten wir doch nicht zusammen sein.” Ich höre die Zweifel und Traurigkeit aus seiner Stimme heraus und bekomme Panik. Er will doch wohl nicht deswegen Schluss machen? Nein, das kann unmöglich sein. Mein Herzschlag hat einen Aussetzer und auch mein Atem stockt, bevor es aus mir herausschießt: “Was redest du da? Willst du denn dein Leben lang unglücklich bleiben, nur um Dinge zu verhindern die eventuell geschehen könnten? Ich werde mich nicht von dir trennen, denn ich werde nicht unglücklich sein! Und wenn es doch irgendwann so sein sollte, dass ich damit nicht klar komme, können wir uns noch immer trennen.” “Dann ist es vielleicht zu spät!” meint er traurig und sieht mich eindringlich an. “Und wenn schon? So lange ich mir deiner Liebe bewusst bin, werde ich bei dir bleiben. Clark, hör auf über so einen Unsinn nachzudenken. Es ist wie es ist. Und ich werde nicht zulassen, dass wir uns trennen. Nicht deswegen. Dass hast du doch eben selbst noch gesagt!” Warum wollte er nur so plötzlich einen Rückzieher machen? Eben noch klang er so optimistisch, sagte, er würde mich nie gehen lassen und nun das! Warum? “Ja, aber...” stottert er zögerlich. “Kein aber,” fahre ich ihm ins Wort. “Clark, wenn ich wirklich all deine Fähigkeiten bekommen sollte, werde ich lernen damit umzugehen. Und du wirst glücklich sein, jemanden zu haben, mit dem du alles teilen kannst. Jor-El wird uns erklären, was es mit dem Allen auf sich hat. Vorher brauchst du darüber nicht weiter nachdenken.” Dann steigen mir Tränen in die Augen und ich füge wispernd hinzu: “Und hör auf von mir Abstand zu nehmen. Es tut mir weh, so von dir zurückgewiesen zu werden!” “Nein, wenn ich Abstand halte, übertrage ich bestimmt keine neue Fähigkeit auf dich,” erklärt Clark leise. “Hör auf so zu denken! Es ist mir egal, wenn ich noch mehr deiner Fähigkeiten bekomme! Ich liebe dich, Clark. Und ich möchte dir einfach nur nahe sein.” Eine Träne verlässt mein linkes Auge und bahnt sich einen Weg über meine erhitzte Wange. Wieso ist er nur so stur? Kann er nicht einfach erst mal alles versuchen und ausprobieren, um zu sehen, wie es mit uns weiter geht, anstatt gleich aufzugeben? Weiß er eigentlich, wie sehr er mich mit seinem Verhalten verletzt? Ist seine Liebe vielleicht doch nicht so stark, wie meine zu ihm? Sonst würde er doch viel mehr darum kämpfen! Verzweifelt sehe ich ihn an. Er tritt mit schuldbewussten Gesicht wieder auf mich zu und schließt mich fest in seine Arme. Scheinbar hat er gemerkt, was er angerichtet hat. Ich bin froh ihn wieder so eng bei mir zu haben. Ein erleichtertes Schluchzen kann ich nun nicht mehr zurückhalten. Fest drücke ich meine Wange an Clarks Brust, als könnte ich ihn damit für immer an mich binden. Doch er schiebt mich ein wenig zurück, nimmt mein Gesicht in beide Hände und schaut mir tief in die Augen. “Es tut mir leid! Ich liebe dich einfach so sehr, ich will nur, dass es dir gut geht,” erklärt er mit sanfter Stimme. “Ich weiß,” wispere ich. Zärtlich streicht er mir die Tränen von den Wangen. Dann beugt er sich langsam zu mir herunter. Ich schließe die Augen und kurz darauf fühle ich seine weichen Lippen auf meinen. Augenblicklich löst sich meine Angespanntheit und Erleichterung durchflutet meinen Körper. Mit seinem Kuss, lässt er mich spüren, wie viel ihm an mir liegt. Ich fahre mit meiner Hand begierig durch seine Haare und erwidere seinen leidenschaftlichen Kuss. “Hmchm,” räuspert sich Oliver. “Wenn wir das jetzt geklärt hätten, können wir ja los!” Ich zucke zusammen, denn ich hatte die Anderen ganz vergessen. In diesem Augenblick eben, waren nur Clark und ich. Leicht errötet nicke ich Oliver zu und lasse von Clark ab. “Also, wie sieht’s aus, wollt ihr schon mal vor?” blickt Oliver Bart und Clark fragend an. Die Beiden nicken knapp und sind im nächsten Augenblick, ohne weitere Worte, verschwunden. Nun machen wir Restlichen uns auf den Weg. Mittlerweile ist es Dunkel geworden, nur der Mond erhellt ein wenig die Umgebung. AC fährt den Wagen. Neben ihm hat Oliver Platz genommen. Ich sitze gemeinsam mit Viktor auf der Rückbank und versuche mit ihm noch mehr über dieses Versteck herauszufinden. Aber der Laptop spuckt einfach keine besseren Daten aus, als die die wir ohnehin schon haben. Eine halbe Stunde später kommen wir an dem besagten Lagerhaus an. Von Bart und Clark fehlt jede Spur. Aber auch sonst ist hier niemand zu sehen. Zumindest nicht, soweit man es im Dunkeln sehen kann. Gut! Wir steigen aus und gehen zu einer Seitentür der Halle, sie steht offen. Diesen Weg werden wohl auch Clark und Bart genommen haben. Als wir in die Halle treten vernehme ich Stimmen. Es ist noch immer niemand zu sehen, aber schnell kann ich Clarks Stimme heraus hören. Wir gehen weiter in die Halle und mein Blick fällt auf eine Tür am Boden. Sie ist zerschlagen und offen. Keiner von uns sagt etwas, wir tauschen nur flüchtige Blicke aus. Dann klettert Oliver als Erster die steilen, schmalen Stufen hinab. “Jetzt du!” Er sieht zu mir hinauf und winkt mich fordernd zu sich. Vorsichtig betrete ich die Stufen. Als ich feststelle, dass es eine Betontreppe ist, gehe ich sicheren Schrittes die circa zwanzig Stufen hinunter. Unten angekommen erblicke ich Bart und Clark, die vor einer geschlossenen Stahltür stehen und auf uns warten. Ich blicke mich um und stelle fest, dass das hier nur ein kleiner, in Betonwände eingefasster, Vorraum ist. Wenige Augenblicke später sind auch Viktor und AC bei uns angekommen. “Worauf wartet ihr?” fragt AC als er die Situation erfasst hat. “Du bist lustig, wir haben die Bodentür eben erst entdeckt. Wir haben euch schon gehört, als wir hier gerade runter gegangen sind,” erklärt Bart. Clark ergänzt: “Die Tür war getarnt. Als sie noch verschlossen war, konnte man sie kaum im Boden erkennen. Erst als ich zufällig auf sie getreten bin, konnte ich hören, dass es anders klingt als auf dem restlichen Boden. Bestimmt kann man sie irgendwie automatisch öffnen, ich habe jedenfalls keinen Griff oder ähnliches an ihr gefunden. Also musste ich sie auf andere Art öffnen.” Deswegen ist sie so zerschlagen, leuchtet es mir nun ein. Langsam gewöhne ich mich an solche Bilder und Situationen. Mal gucken wann mir das alles völlig normal vorkommt. “Und jetzt,” frage ich. “Was ist hinter dieser Tür hier?” Ich deute mit meinen Blick auf das Stahlgebilde. “Ich weiß es nicht! Sie muss mit Blei beschichtet sein, ich kann nicht hindurch sehen!” erklärt Clark knapp. “Na dann mach sie mal auf,” fordert AC Clark auf. Dieser greift nach der Türklinke und zieht, doch die Türklinge bricht ab und er sieht sie genervt an. Dann schmeißt er sie in die Ecke und greift mit den Fingerspitzen an die Türkanten. Zwei Sekunden später ist die Tür aus ihrer Verankerung gerissen. Wir blicken alle gespannt in den Raum, der sich hinter der Öffnung erstreckt. Er ist riesig. “Vorsicht! Kameras!” Clark hält uns zurück. Er richtet seinen Blick auf die Geräte und zerstört sie mit seinem Hitzestrahl. Dann mustert er den Raum ausgiebig. “Okay. Soweit ich sehe, ist dort nichts mehr, dass uns gefährlich werden könnte,” murmelt er leise. Er betritt dennoch nur vorsichtig den Raum und schreitet langsam voran. Eigentlich, ist es eher eine Halle, stelle ich fest, als ich auch eingetreten bin. In der Größe der Lagerhalle darüber. Sie ist gänzlich weiß, die Wände, der Boden und auch die Decke. Grelles Licht durchflutet die Halle und lässt das weiß der Wände blendet in meine Augen fallen. Nichts befindet sich hier. Doch ich bemerke, dass in jeder Wand rundliche Türen eingelassen sind. Je fünf übereinander mit ungefähr einem Meter Durchmesser. Es müssen an die fünfhundert sein. Jede Tür hat eine Nummer. Mir wird bewusst, dass Oliver mit seiner Behauptung Recht hatte. Das müssen diese Röhren sein, von denen er sprach. Sofort steigt die Zahl 303 in meinen Kopf. Die Zahl, die für Chloe in den Daten steht. Genau das selbe müssen auch die Anderen gerade denken, denn alle mustern die Türen, als wenn sie die richtige Ziffer suchen. Schließlich ruft Viktor: “Hier!” Alle laufen zu ihm. Er ergreift die Tür und zieht sie auf. Auch sie scheint eigentlich mechanisch verschlossen zu sein. Doch für Viktor ist es kein Problem sie zu öffnen, schließlich ist sein Arm ein Robotertransplantat. Zum Vorschein kommt eine Liege. Die Füße zuerst, liegt eine Frau darauf, sie ist nackt. “Jungs,” rufe ich, “weggucken!” Ich bitte Clark um seine Jacke. Damit und mit meiner Jacke decke ich den Körper zu. Es ist tatsächlich Chloe. Nur kurz werfe ich einen Blick in ihr Gesicht, ihre Augen sind geschlossen. “Okay, jetzt könnt ihr,” sage ich, nachdem ich Chloes entblößten Körper bedeckt habe. Die Jungs drehen sich wieder um und mustern meine Freundin. An ihrem Körper ist nichts zu sehen, dass sie im Schlaf halten könnte, keine Kabel, keine Schläuche, nichts. Sie liegt einfach nur da und atmet flach. “Clark, kannst du etwas sehen?” Oliver stößt ihn fordernd mit dem Ellenbogen an. Clark wendet den Blick von Chloe ab und blickt in die Röhre. “Dort sind Ventilatoren, vielleicht wurde sie mit einem Gas ins Koma versetzt,” mutmaßt er nachdenklich. “Was ist mit Chloe, Clark? Ist etwas in ihrem Körper?” frage ich nun hektisch, denn ihr Zustand interessiert mich am meisten. Clark richtet seinen Blick wieder auf Chloe. “Nein, alle scheint in Ordnung. Ihr Herz schlägt langsam, aber sonst kann ich nichts Auffälliges erkennen!” “Gut! Dann bringen wir sie von hier weg!” wirft Olli sofort ein. Ohne weitere Worte zu wechseln, schnappt sich Clark Chloe, darauf bedacht, dass die Jacken ihr nicht vom Körper rutschen, und wir gehen zusammen zurück zum Auto. “Ich laufe schon mal mit ihr vor,” meint Clark und ist weg. Ich sehe ihm kurz hinterher und bin froh, sie nun sicher zu wissen. Bei Clark wird ihr nicht mehr geschehen. Doch plötzlich drängt sich mir ein völlig anderer Gedanke auf. “Was ist mit den Anderen,” frage ich AC, während wir dem Auto immer näher kommen. “Im Moment können wir nichts für sie tun! Es sind zu viele!” “Aber wir können sie doch nicht einfach zurück lassen!” entfährt es mir entsetzt. “Erst mal warten wir ab, was Chloe weiß. Und dann überlegen wir uns, was wir tun können,” mischt sich Oliver in das Gespräch ein. “Jetzt steig erst mal ein, vielleicht ist Chloe ja schon wach, wenn wir auf der Farm ankommen!” Schweren Herzens steige ich in das Auto. Mir ist klar, dass die Jungs Recht haben und dennoch fällt es mir schwer, all die Anderen Menschen hier in Lex’ Gefangenschaft zurück zu lassen. Wer weiß was mit ihnen geschehen wird. Doch zugleich ich freue mich, dass wir Chloe nun endlich gefunden haben. Mein Kopf dröhnt, vor lauter unterschiedlicher Emotionen. Als ich mit Bart und Viktor auf dem Rücksitz sitze, merke ich, wie ausgelaugt ich bin. Der Tag war lang und so viele Abenteuer wie an diesem einen Tag habe ich in meinem ganzen Leben zusammen noch nicht erlebt. Zudem ist es auch schon kurz vor Mitternacht. Ich muss auf der Fahrt eingeschlafen sein, denn AC macht mich sanft wach: “Hey, Sarah, aufwachen! Wir sind da!” Ich spüre ein leichtes Schütteln an meiner Schulter, ausgelöst durch ACs Hand. Langsam recke ich meinen Hals und werfe einen Blick aus dem Fenster. Tatsächlich, wir sind schon wieder auf der Kentfarm. Etwas schlapp steige ich aus dem Auto und schlurfe allein zum Haus hinüber. Auf halber Strecke hält mich jemand am Arm fest und dreht mich zu sich. Es ist Oliver. Ich stehe ihm dicht gegenüber, leicht schwankend schaue ich ihn an. Anscheinend will er mir etwas sagen. Ich bemühe mich, den Schlaf abzuschütteln, um ihm meine ganze Aufmerksamkeit schenken zu können. Fragend blicke ich ihn an. “Wir gehen jetzt erst mal nach Lois schauen. Nicht das AC sie gestern versehentlich zu tief in Schlaf versetzt hat und sie nicht mehr aufwacht. Wir kommen dann morgen Abend wieder und dann besprechen wir, wie es weiter geht. Okay?” Er sieht eindringlich zu mir herunter, während er mich an den Schultern festhält, als wolle er somit meine volle Aufmerksamkeit auf sich lenken. Mir war bisher noch gar nicht aufgefallen, dass er fast genauso groß ist wie Clark. Jetzt, wo ich ihm so dicht gegenüberstehe, muss ich meinen Kopf ein wenig in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. “Okay,” nicke ich sachte und füge hinzu: “Ach, Oliver, erzählt ihr Lois alles?” Irgendwie wird er Lois informieren müssen, dass wir Chloe befreit haben. Wenn er sich etwas zu der Sache überlegt, sollte ich es wissen, damit Clark und ich ihr nicht versehentlich etwas widersprüchliches erzählen. “Naja, alles wohl kaum. Schließlich soll sie Euer Geheimnis nicht erfahren. Aber irgendetwas muss ich schon erzählen, schließlich haben wir ja Chloe befreit. Ich werde ihr es so verkaufen, wie es wirklich abgelaufen ist, nur Clarks Aufgabe bei diesem Unternehmen werde ich außen vor lassen.” Er nimmt seine Hände von meinen Schultern und seine braunen Augen sehen mich mild an, während er beruhigend fortfährt: “Mach dir keine Sorgen, Sarah, Lois wird dann sowieso einige Tage nicht mehr mit uns sprechen. Sie ist ja nicht doof. Sie wird sich denken können, dass wir sie ruhig gestellt haben.” Ich muss bei dem Gedanken an eine eingeschnappte und beleidigte Lois schmunzeln. “Na dann viel Spaß,” wünsche ich im ironischen Ton. Lois ist mir nach wie vor unsympathisch. Und daran wird sich wohl auch nichts so schnell ändern. Oliver erwidert mein Grinsen und hebt verabschiedend die Hand: “Bis dann!” Er dreht sich um und geht zurück zum Auto, wo die Anderen auf ihn warten. Ich warte noch kurz bis sie weg sind, dann gehe ich Haus. Als ich niemanden in der Küche erblicke, rufe ich nach Clark. “Im Wohnzimmer!” ertönt seine Stimme. Ich folge dem Ruf und sehe Clark am Sofa sitzen, auf dem er Chloe gebettet hat. Eine Decke ist über ihren Körper gezogen, sie schläft scheinbar noch immer. Ich gehe zu ihm und schlinge meine Arme von hinten um seine Schultern. “Ist alles in Ordnung mit ihr,” flüstere ich in sein Ohr, um sie nicht zu wecken. Ich bin so froh, sie wieder bei uns zu haben. Sie sieht absolut friedlich aus, wie sie dort liegt, als wäre nie etwas vorgefallen. “Ja, ihr Herz schlägt jetzt schneller, fast normal. Sie könnte jeden Moment aufwachen,” wispert Clark leise und weicht mit seinem Blick nicht von ihr ab. “Ich bin so froh, dass wir sie gefunden haben,” sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen und atme erleichtert aus. “Ich auch,” erwidert Clark sanft und legt seine Hand auf meine Arme, die ich vor seiner Brust verschränkt habe. Kurz drücke ich meine Wange gegen seine, um ihm gleich darauf einen Kuss auf sein Ohr zu hauchen. Ich vergrabe meine Nase in seinem Haar und atme seinen wunderbaren Geruch ein. Endlich wird alles wieder gut werden. Plötzlich beginnt Chloe zu seufzen und ein leichtes Zucken huscht über ihr Gesicht. Schnell lasse ich Clark los und hocke mich hinter die Rückseite des Sofas, wo ich meinen Kopf auf der Rückenlehne abstütze. Dann schlägt Chloe die Augen auf. Benommen schaut sie durch den Raum. Dann fällt ihr Blick auf Clark. Sie lächelt. “Clark,” wispert sie etwas heiser. “Schhhhh, ruh dich aus,” antwortet er und legt seine Hand auf ihre Rechte. “Du hast mich mal wieder gerettet,” sagt sie nun mit festerer Stimme. “Nein, nicht nur ich!” Chloe sieht ihn fragend an, bis Clark lächelnd mit dem Kopf in meine Richtung deutet. Sie wendet ihren Kopf nach links und sieht nun mich an. Ein Strahlen erscheint auf ihrem Gesicht, dass mich augenblicklich ansteckt. “Sarah, du? Ich hatte schreckliche Angst, sie hätten dich umgebracht,” erklärt sie mit zitterndem Ton. “Chloe, lass uns später darüber reden. Erhol dich jetzt erst mal!” Vorsichtig beuge ich mich über die Rückenlehne des Sofas und streiche ihr sanft eine Strähne aus der Stirn. Ich bin einfach nur glücklich, dass sie wieder bei Bewusstsein ist. “Nein, mir geht es gut, erzählt mir alles,” fleht sie uns, in ihrer üblichen Reportermanier, an. Sie rappelt sich auf und lehnt sich mit dem Rücken an der Lehne an. Dann erst bemerkt sie, dass sie nackt ist und zieht ruckartig die Decke bis unter das Kinn. “Los, worauf wartet ihr noch?” Erwartungsvoll blickt sie uns an. Was soll ich dazu sagen? Viel darf ich nicht verraten, sie würde sonst sofort wissen, was zwischen ihrem besten Freund und mir geschehen ist. Ich werfe Clark einen hilfesuchenden Blick zu, dann beginnt er zu erzählen. Unterdessen setze ich mich auch auf Clarks Seite, damit Chloe nicht ständig hin und her blicken muss. “Als du entführt wurdest, bekam ich einen Anruf von Sarah. Sofort war ich bei ihr und sie berichtete mir, was passiert war. Doch sie war selbst verletzt. Die Entführer hatten ihr ein Messer in den Rücken gestoßen und sie hatte viel Blut verloren.” Chloe sieht mich entsetzt an und wartet scheinbar darauf, dass ich etwas dazu sage. Besorgt greift sie nach meiner Hand und drückt sie. Nun komme ich nicht drum herum, auch etwas von dieser Sache zu erzählen. Also beginne ich, darauf besonnen, nichts falsches zu sagen: “Ich war bewusstlos und als ich wieder zu mir kam warst du weg. Also rief ich Clark an. Er hat dann eine Blutlache auf dem Boden entdeckt. Als ich mich umdrehte, sah er meine Verletzung am Rücken. Ich hatte davon gar nichts gemerkt, vielleicht stand ich zu sehr unter Schock. Jedenfalls wurde mir wieder schwarz vor Augen und dann bin ich zwei Wochen später im Krankenhaus aufgewacht.” “Zwei Wochen! War ich so lange weg?” Entgeistert sieht uns Chloe an. Wie schrecklich muss es für sie sein, nun zu wissen, wie lange sie Opfer für Lex Experimente war. Betreten nicken wir, um ihre Aussage zu bestätigen. Sie schluckt geschockt. Nach einem kurzen Moment des Schweigens, bricht sie wieder die Stille: “Und weiter?” Clark fährt mit der Erzählung fort: “Ich habe Sarah ins Krankenhaus gebracht, wo sie sofort operiert wurde. Dann lag sie im Koma. Unterdessen habe ich versucht Oliver und seine Jungs zu erreichen, um mir bei der Suche nach dir zu helfen, doch sie hatten noch etwas anders zu erledigen. Alleine habe ich einfach nicht herausfinden können, wo du warst. Also bin ich fast nur noch im Krankenhaus geblieben und habe darauf gehofft, dass Sarah wieder aufwacht. Ich hatte schreckliche Angst um euch Beide, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen.” Ich spüre wie all die Gefühle in Clark wieder hoch kommen und würde ihn am liebsten umarmen, doch ich weiß nicht, ob es gut wäre, wenn Chloe schon jetzt von uns erfährt. Ich bin verunsichert und beobachte, wie Chloe Clark sanft anlächelt und tröstend seine Hand ergreift. “Mir würde es genauso gehen, Clark. Wenn ihr Beide verschwunden wäret, ich wäre mir so hilflos vorgekommen,” versucht sie ihn aufzubauen. Clark erwidert ihr Lächeln und drückt erleichtert ihre Hand. Ich spüre eine leichte Eifersucht in mir aufkeimen, doch verdränge den Gedanken schnell. Ich weiß, dass Clark nur tiefste Freundschaft für sie empfindet, auch wenn es mit Chloes Gefühlen etwas Anderes als Freundschaft auf sich hat. Doch davon weiß Clark nichts, er denkt, dass Chloe ebenso wie er empfindet, nur freundschaftlich. Ich habe ihm nichts davon erzählt, wie sehr sie ihn noch immer verehrt. Es steht mir nicht zu, mich da einzumischen. Das ist allein Chloes Sache. Doch das Wissen darüber beunruhigt mich nun mehr denn je, denn ich habe Angst, dass unsere Freundschaft daran zerbrechen kann, dass ich nun mit ihrer heimlichen Liebe zusammen bin. “Schön, dass wir dich wieder haben,” sagt Clark und sieht Chloe tief in die Augen. Wüsste ich nicht, dass wirklich nichts zwischen den Beiden ist, würde ich in diesem Augenblick denken sie seien ein Paar. Kurz nehme ich Chloes verliebten Blick wahr, während sie in Clarks Augen zu versinken scheint. Doch schnell blinzelt sie und reißt sich von seinem Blick los. “Ja. Erzählt weiter,” drängelt sie schließlich und vertreibt damit meine negativen Gedanken. Ich beschließe ihr die Wahrheit über Clark und mich zu sagen, auch wenn ich damit einen Streit mit ihm riskiere. Doch ich bringe es einfach nicht fertig, ihr unsere Beziehung zu verheimlichen. Ich möchte klare Fronten schaffen, Chloe soll sich keine Hoffnungen mehr auf meinen Freund machen. Was auch immer nun in meinem Kopf passiert, ich will einfach nur noch, dass sie merkt, dass Clark zu mir gehört. Als wäre er mein Eigentum. Es ist, als hätte ich einen totalen Aussetzer und purer Egoismus beherrscht mich. Sachlich ergreife ich das Wort. “Ich bin plötzlich aus dem Koma erwacht und fühlte mich innerhalb von Minuten topfit. Clark rief sofort den Arzt und erzählte mir, wie lange ich schon im Krankenhaus war. Als der Arzt dann ins Zimmer kam, stellte er fest, dass meine Narbe restlos verheilt war. Sie war komplett verschwunden. Ich wurde noch am selben Tag entlassen. Clark erzählte mir von Oliver und den Anderen, die uns auf der Suche nach dir helfen würden. Doch er wollte mir noch etwas zeigen, bevor wir uns auf der Farm mit allen treffen würden.” Clark schaut mich warnend an. Er will nicht, dass ich an dieser Stelle fortfahre und ich merke, wie er mir am liebsten ins Wort fallen würde. Doch er scheint sich mühevoll zurückzuhalten. Chloe bemerkt das und sieht gespannt zwischen uns hin und her. Ich fahre mir nachdenklich mit der Zunge über die Lippen. Soll ich es wirklich sagen? Chloe und Clark haben ihre Hände mittlerweile losgelassen und eigentlich besteht kein Grund dazu, eifersüchtig zu sein und doch brennt das Bedürfnis in mir, ihr zu sagen, das Clark nun mit mir zusammen ist, Doch warum bin ich plötzlich so besessen darauf, ihr die Wahrheit zu sagen? Ich finde keine Antwort auf die Schnelle und so fahre ich einfach nur fort: “Chloe, ich will ehrlich zu dir sein, auch wenn es dir jetzt vielleicht weh tut. Ich möchte nicht, dass irgendetwas zwischen unserer Freundschaft steht. Clark?” Fragend blicke ich Clark an. Nicht gerade begeistert nickt er mir zu. “Ich weiß von Clarks Geheimnis!” Jetzt war es raus, der erste Schritt war getan. Erstaunt sieht Chloe uns an. “Ähm, das ist... Wow! Aber warum? So lange hast du es vor Lana und mir geheimgehalten und jetzt offenbarst du dich nach so kurzer Zeit einer fast Fremden?” Chloe sieht Clark verkrampft an. Ich merke, wie sehr es ihr weh tut. So lange kannte sie schon Clark und hätte sie es nicht selbst erfahren, hätte er ihr wohl nie die Wahrheit gesagt. Und jetzt vertraut er es so schnell jemanden an, den er kaum kennt. Ich kann ihren Schmerz gut verstehen. Clark schluckt und antwortet ihr dann: “Ich habe mich in Sarah verliebt. Wir sind zusammen, Chloe! Es bestand von Anfang an eine eigenartige Bindung zwischen uns. Wir fühlten uns, als würden wir uns schon ewig kennen. Und als Sarah im Koma lag, wurde mir bewusst, wie viel sie mir bedeutet. Wir können uns das selbst nicht erklären, aber... Chloe, bitte sei nicht sauer.” Chloe lächelt müde. “Ich bin nicht sauer! Nur ...enttäuscht! Aber vielleicht werde ich es ja noch irgendwann verstehen!” “Das ist aber noch nicht alles, Chloe,” fahre ich fort. “Wir haben mit Olivers Team die Daten im Hauptgebäude von LuthorCorp geknackt, um herauszufinden wo du bist. Dort ist Clark gefährlich verletzt worden. Also bin ich noch mal allein rein um ihn zu holen und da habe ich festgestellt, dass ich ungewöhnlich stark bin. Chloe, ich bekomme Clarks Fähigkeiten. Er scheint sie irgendwie auf mich zu übertragen! Auch gegen Kryptonit reagiere ich schon wie er. Und dass meine Narbe einfach so geheilt ist, muss auch an Clarks Gaben liegen. Wir wissen nur noch nicht, was das alles zu bedeuten hat!” “Das klingt wirklich sehr merkwürdig! Habt ihr schon Jor-El gefragt?” “Nein, wir waren doch nur mit deiner Rettung beschäftigt. Nachdem wir die Daten hatten, wussten wir auch wo du warst. Unter einer alten Lagerhalle, mit vielen anderen zusammen. Jeder ist in einer Röhre aufgebahrt. So haben wir dich vorgefunden. Mit Gas müssen sie dich in Schlaf versetzt haben. Wir haben dich geschnappt und sind sofort hierher. Das ist jetzt ungefähr eine Stunde her.” “Deshalb bin ich auch nackt?” “Keine Angst, ich habe dafür gesorgt dass dich die Jungs nicht nackt sehen!” “Danke! Und hört zu! Ich bin euch nicht böse. Ihr habt euer Leben für meines riskiert, wie kann ich euch da böse sein, dass ihr zusammen seid? Ich weiß doch, dass ich bei Clark nie Chancen hatte. Es tut nur weh, dass es ausgerechnet meiner besten Freundin gelingt, das Herz des Mannes zu gewinnen, den ich schon seit Jahren...” Chloe beißt sich auf die Lippen und zieht die Hand von Clark weg. Clark schaut verlegen zur Seite. “Ich werde euch helfen, herauszufinden warum das mit euch passiert!” “Ich bin echt froh, dass du es uns nicht übel nimmst. Wir wussten nicht, ob wir es dir überhaupt sagen sollten, aber wieder mit Lügen anfangen, das hätte doch alles irgendwann kaputt gemacht. Du hast mir die Chance gegeben hier ein neues Leben anzufangen und zum Dank schnapp ich mir deinen besten Freund, es tut mir so leid!“ “Ja, das ist nicht gerade die feine Art, aber ich werd`s überleben! Macht euch keine Sorgen, ich werde schon damit klar kommen. Solche Situationen gab es ja schon öfter mal!“ Herausfordernd blickt sie Clark an. “Chloe, ich...“ “Lass gut sein Clark. Ich weiß, wir sind nur Freunde und wenigstens das sollten wir bleiben, okay. Damit ist das Thema beendet!“ Schweigend sehen wir uns an. Ich spüre wie verletzt Chloe ist. Als ich am ersten Tag hier ankam, hatte sie mir so von Clark vorgeschwärmt und jetzt bin ausgerechnet ich diejenige, die seine Freundin sein darf. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, dass es mir Kopfschmerzen bereitet. Die Ruhe ist kaum auszuhalten, also ergreife ich das Wort. “Jetzt musst du uns erst mal berichten, was mit dir passiert ist!” Chloe überlegt kurz, dann erzählt sie: “Eigentlich weiß ich kaum etwas. Nachdem sie mich aus der Wohnung geholt hatten, war ich nur ein einziges Mal kurz wach. Da haben sie mich auf eine Art Bahre gelegt und weggebracht. Ich war in einem kleinen Zimmer, von dort haben sie mich über lange Flure geschoben. Und dann muss ich schon wieder weg gewesen sein!” Clark seufzt laut und sieht verzweifelt Chloe an: “Kannst du dich an irgendetwas erinnern, dass uns helfen kann? Wie sah es dort aus? Hast du auch andere gesehen?” ”Nein, niemanden! Alles war weiß, es waren Türen auf den Korridoren, ähnlich wie ein Krankenhaus. Ich denke dort wurden noch mehr Leute versteckt oder untersucht oder was auch immer! Clark, ich weiß, ihr habt gehofft, dass ich mehr weiß, aber leider muss ich euch enttäuschen!” “Das macht nichts Chloe! Hauptsache du bist außer Gefahr. Morgen kommen Oliver und die Jungs wieder und dann sehen wir weiter!” Mild lächelt sie mich an. Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens fragt sie: “Oh, wie spät haben wir es eigentlich? Ihr müsst doch hundemüde sein!” Und damit spricht sie mir aus vollem Herzen. Der kurze Schlaf auf der Rückfahrt hat mich noch müder gemacht. Ich unterdrücke ein Gähnen. “Kurz nach zwei,” antwortet Clark. Chloe nickt nachdenklich. “Geht ruhig schlafen! Ich habe davon erst mal genug. Ich bring mich ein bisschen auf den neusten Stand. Clark, kann ich deinen Laptop benutzen?” “Klar, ich hol ihn.” Clark geht langsam hinauf in sein Zimmer um den Laptop zu holen, auch er scheint müde zu sein. Eine Eigenschaft der auch er unterlegen ist. Als er zurück ist meint Chloe: “Und für morgen früh mach ich euch ein leckeres Frühstück, was haltet ihr davon?” Strahlend guckt sie uns an. “Das ist eine gute Idee, Chloe! Ich freu mich drauf,” bestätige ich sie. “Aber jetzt freu ich mich erst mal auf ein Bett! Clark, wo kann ich denn schlafen? Heute müssen wir ja nicht wieder in der Scheune übernachten, oder?” “Nein, natürlich nicht. Komm ich zeig’s dir! Ich geh jetzt auch schlafen. Bis dann, Chloe.” “Gute Nacht ihr beiden,” ruft sie uns hinterher. Als wir in der oberen Etage ankommen zeigt mir Clark sein Zimmer. Hier war ich bisher noch nie. Es ist simpel eingerichtet, ein Schrank, eine Kommode, ein Schreibtisch und ein breites Bett. An den Wänden hängen Poster von Footballspielern. “Ach Clark, kannst du mir kurz meine Sachen aus der Scheune holen. Zahnbürste und so!” “Bin schon unterwegs!” Ein paar Sekunden später steht er mit meiner Tasche wieder vor mir. “Hier! Komm, ich zeig dir das Bad!” Er reicht mir die Tasche. Ich hole schnell meine Waschsachen heraus und folge ihm über den Flur ins Bad. Es ist schön groß. Gemeinsam stehen wir vor dem Waschbecken und machen uns bettfertig. “Kann ich noch schnell duschen gehen,” frage ich ihn. “Wenn ich mitkommen darf,” lächelt er mich verschmitzt an. “Das fragst du noch?” Auch wenn es ein anstrengender langer Tag war, um mit dem Mann, den ich über alles liebe, zu duschen reicht die Kraft noch zehnmal aus. Ich greife nach seinem Pullover und ziehe ihn ihm mit seiner Hilfe über den Kopf. Wie beim ersten Mal fasziniert mich sein durchtrainierter Körper. Ich greife nun nach seinem Gürtel, doch er hält mich zurück. “Warte!” Er schaltet das Licht aus und entfacht Kerzen die auf dem Wannenrand stehen, mit seinem Blick. Als er mir wieder gegenüber steht, streiche ich mit meinen Händen über seine Brust, hinauf zu den Schultern bis ich ihm mit der rechten Hand sanft den Kopf zu mir hinunter drücke. Er versteht meine Geste sofort, beugt sich ein wenig zu mir und wir küssen uns leidenschaftlich. Ich genieße jede Sekunde, die ich so mit ihm verbringen darf. Ein Glücksgefühl durchströmt meinen Körper. Seine Lippen umschließen meine, immer wieder begegnen sich unsere Zungen. Er ist einfach ein umwerfender Küsser. Ich spüre wie seine Hand sacht durch meine Haare streicht, während die andere unter meinem Pulli gleitet. Ich lasse von ihm ab, damit er mir den Pulli ausziehen kann. Nachdem er das getan hat, streicht er mir sanft über die Schultern hinab zu meinem Rücken. Während er meinen Hals mit Küssen bedeckt öffnet er meinen BH. Er streift ihn mir ab und sieht mir tief in die Augen. Diese wunderschönen grünen Augen. Erneut küssen wir uns. Nebenbei öffnen wir uns gegenseitig die Hosen. Wenig später stehen wir uns ganz nackt gegenüber. Ich blicke zur Wanne hinüber. Eine Dusche gibt es hier nicht, die Wanne hat einen Duschvorhang und wird so auch als Dusche genutzt. Clark überrascht mich mit einer schnellen Bewegung und bevor ich mich versehe, hat er mich auf die Arme genommen. Vorsichtig trägt er mich hinüber zur Wanne und lässt mich über dem Wannenrand hinab. Dann steigt er zu mir. Er dreht das Wasser auf und stellt sich vor den Strahl, damit ich nicht die ersten kalten Tropfen abbekomme. Ihm macht die Kälte nicht aus. Als das Wasser sichtlich dampft, umgreift er meine Taille und zieht mich zu sich. Eng umschlungen stehen wir da und lassen das Wasser auf uns hinunterprasseln. Ich spüre, dass er erregt ist während wir uns küssen. Ich muss in mich hineinlächeln, wenigstens in einer Sache ist er wie alle Männer. Aber auch mir geht es wie ihm. Ich drehe mich um, stehe mit dem Rücken an seiner Brust. Er umschlingt mich erneut und streichelt sanft meine Brüste während er meinen Nacken küsst. “Ich liebe dich,” haucht er mir ins Ohr. Ich drehe mich wieder zu ihm und sehe ihm tief in die Augen. “Und ich liebe dich!” Etwas zögernd ergreift er mein linkes Bein und hebt es an sich vorbei, so dass es ihn umschlingt. Er scheint sich unsicher zu sein, ob er soweit gehen kann. Ich gebe mein Einverständnis indem ich seinen Po zu mir drücke. Schließlich hebt er mich ganz an. Ich schlinge beide Beine um seine Hüften und meine Arme um seinen Hals. Leise, aber lustvoll atmend, lieben wir uns unter der Dusche, so, dass Chloe nichts von uns hören kann. Kapitel 5: Hass --------------- Hass Acht Stunden später wache ich in Clarks Bett auf. Langsam lasse ich meinen Kopf zur anderen Betthälfte sinken und öffne die Augen. Ich bin allein, Clark scheint schon aufgestanden zu sein. Schade, gerne hätte ich mich noch einmal an ihn gekuschelt, aber scheinbar hat er es vorgezogen, mich schlafen zu lassen. Seufzend kuschele ich mich noch einmal in die Decke. Mir geht der gestrige Tag durch den Kopf. War das wirklich alles geschehen, oder nur ein Traum? Nein, es muss passiert sein, sonst würde ich jetzt nicht hier aufwachen, sondern in der Scheune, oder in Chloes Wohnung, oder gar in Deutschland, in meiner alten Wohnung. Schließlich richte ich mich auf und blicke mich im Raum um. Warmes Licht scheint durch die Gardinen. Der Wecker zeigt 11.00 Uhr an. So spät schon? Mit Schwung schmeiße ich die Decke zur Seite und wälze mich aus dem Bett. Schnell ziehe ich mich an und verlasse das Zimmer. Im Bad hoffe ich Clark vorzufinden, doch dort ist er nicht. Also mache ich mich zügig fertig und gehe anschließend hinunter in die Küche. Verwundert sehe ich mich um, auch hier ist niemand zu sehen. Chloe müsste doch auch noch auf der Farm sein. Wo stecken die Beiden denn nur? “Clark! Chloe!” rufe ich und lausche nach einer Antwort. Doch niemand reagiert auf meine Rufe. In Ruhe sehe ich mich um, vielleicht hat Clark irgendwo eine Nachricht für mich hinterlassen. Es wäre möglich, dass er Chloe gerade nach Hause fährt. Aber Chloe hatte uns doch vorgeschlagen ein Frühstück zu machen. Ich werde stutzig und beginne mich zu sorgen. Keiner da, keine Nachricht, einfach nichts ist zu hören oder sehen. Merkwürdig! Ein seltsames Gefühl überkommt mich, eine Vorahnung, dass noch nicht alles überstanden ist. Angst breitet sich in mir aus. Was ist hier los? Da höre ich plötzlich Clarks Stimme dumpf an mein Ohr dringen. Sie klingt geschwächt und scheint aus einiger Entfernung zu kommen: “Chloe, warum tust du das?” Ich sehe mich um, doch nirgendwo kann ich die Beiden entdecken. Meine Beine tragen mich automatisch auf die Veranda des Farmhauses. Ich überblicke den Hof und die nahe gelegenen Koppeln, doch weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Das Auto steht unberührt vor dem Haus. Also müssen Clark und Chloe noch hier sein. Mir wird klar, dass die Stimme tatsächlich von weit weg kommen musste. Vielleicht habe ich nun auch den selben Hörsinn wie Clark. Denn so muss es sich anhören, wenn etwas aus großer Entfernung dermaßen deutlich in die Ohren dringt. Ich versuche mich zu konzentrieren, um noch mehr Stimmen einzufangen, aber es herrscht nun eisige Stille. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus, lässt mich unfreiwillig zittern. Ich rufe mir Clarks Satz wieder in Erinnerung. ’Chloe, warum tust du das?’ Es klang ein wenig panisch. Was wird hier nur gespielt? Sorgen erklimmen nun meinen Gedankenberg und lassen alles Andere unwichtig werden. Irgendetwas geht hier vor. Und ich kann spüren, dass es mehr als nur schlecht ist. Ich versuche die Furcht, die sich in meinen Gliedern eingenistet hat, abzuschütteln, und beschließe in die Scheune zu gehen, um dort nach meinen Freunden zu suchen. Auf direktem Weg gehe ich auf das Scheunentor zu. Die Sonne, die heute die Luft unsäglich erhitzt, schafft es nicht die Gänsehaut auf meinem Körper zu vertreiben. Nachdem ich die halbe Strecke hinter mich gebracht habe, höre ich erneut eine Stimme. Diesmal ist es Chloe, sie ist deutlicher zu verstehen als Clark zuvor. Scheinbar hatte ich mit meiner Vermutung Recht, dass sich die Beiden in der Scheune befinden. “Na, hast du Angst?“ Irritiert setze ich meinen Gang schneller fort. Was redet sie denn da? Angst? Warum sollte Clark Angst haben? Mein zügiger Schritt wird zu einem Laufen. Nur noch ein paar Meter und ich habe den Eingang zur Scheune erreicht. Warum hat mich eine solche Panik ergriffen? Was soll mich dort schon erwarten? Es sind doch nur Chloe und Clark, die dort sind. Jedenfalls habe ich nur ihre Stimmen gehört. Auch wenn es merkwürdig klingt, was sie reden, aber es kann doch gar nichts Schlimmes sein. Noch beim letzten Schritt, versuche ich mich zu beruhigen, doch was ich in der Scheune vorfinde, lässt mich mitten im Lauf erstarren. Ich muss einen schlechten Traum haben. Das kann unmöglich die Realität sein! Sofort erfasse ich die Situation und mein Herz macht einen Aussetzer. Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht. Auf etwas derartiges bin ich nicht gefasst gewesen. “Da bist du ja endlich,” ruft Chloe hasserfüllt zu mir herüber. Sie steht mitten in der Scheune. Vor ihr liegt Clark, zusammengekrümmt und vor Schmerzen zitternd, auf dem Boden. Diese Haltung habe ich gestern erst an ihm gesehen, als Olli ihn dem Kryptonit ausgesetzt hatte. “Clark!” rufe ich besorgt und werfe Chloe einen verwirrten Blick zu. Was soll das? Warum wirkt sie so verhasst? Ist sie es, die das Clark antut? Ich will an ihr vorbeilaufen, zu Clark, doch er versucht mich davon abzuhalten, nachdem ich die ersten Schritte getan habe. “Nein, Sarah! Lauf weg!” stöhnt er und hebt, völlig geschwächt, abwehrend die Hand. Jetzt erst sehe ich die Kryptonitsteine, die um ihn herum liegen. Angsterfüllt starre ich zwischen ihnen und Clark hin und her. Was soll ich nur tun? Ich weiß, dass sie sich auch schon auf mich auswirken, gestern konnte ich es deutlich spüren. Ich darf ihnen nicht zu nahe kommen, sonst würde ich wahrscheinlich wie Clark einfach zusammenbrechen. Aber wie kann ich ihm helfen? “Zu spät,” lacht Chloe verbittert, als sie meine zögernde Reaktion bemerkt. Kaum dass sie ausgesprochen hat, spüre ich, wie mich ein Schmerz durchfährt. Er breitet sich rasendschnell in mir aus. Meine Muskeln ziehen sich zusammen, sind zum Zerreißen gespannt. Ich presse meine Kiefer aufeinander, versuche einen Schritt zurück zu machen, doch es gelingt mir nicht. Dann überfällt mich eine vollkommene Schwäche, es ist, als wäre mein Körper restlos verkrampft. Ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten und breche hilflos neben Chloe zusammen. Sie schmeißt einige Meteoritensteine neben mich. Unglaubliche Schmerzen erfüllen meinen Körper. Es wird immer unerträglicher. Nie zuvor habe ich solch ein Leiden verspürt, wie in diesem Augenblick. Es fällt mir schwer Luft zu holen. Mein kompletter Brustkorb ist zusammengezogen, als würde ich in einer unbarmherzig festen Umarmung stecken, aus der ich mich nicht lösen kann. Jetzt weiß ich, was Clark jedes Mal durchmachen muss, wenn er diesen grünen Steinen ausgesetzt ist. “Nein,” höre ich ihn geschwächt rufen. Mein Körper ist auf dem Rücken zu Fall gekommen, ich kann Clark nicht sehen, aber höre deutlich, dass sein Ruf mir galt. Ich lasse meinen Kopf zur Seite fallen und blicke zu ihm hinüber. Zitternd sehe ich mit an, wie er all seine Kraft zusammen nimmt und versucht aufzustehen. Doch Chloe ist sofort bei ihm und drückt ihm einen Kryptonitstein direkt auf die Brust. Clark bricht vollends wehrlos zusammen, atmet hektisch und stöhnt vor Schmerz. Wie ich, liegt auch er nun auf dem Rücken. Chloe lässt das Kryptonit auf seiner nackten Haut, zwischen dem Hemdkragen, liegen. “Lass ihn in Ruhe!” quäle ich das bisschen Luft, mit Worten erfüllt, aus meiner Lunge heraus und sehe Chloe dabei an. Dann versuche ich mit aller Kraft auf die Beine zu kommen, aber es gelingt mir einfach nicht. Im Gegenteil, je mehr ich mich bewege, desto stärker wird der Schmerz. Meine Atmung wird immer flacher, ich bin nicht mehr in der Lage, stärker einzuatmen. Aber irgendwie muss ich erfahren, was Chloe vor hat. Ich habe keine andere Möglichkeit, als mit Worten auf sie einzureden. Zu etwas Anderem ist mein Körper nicht mehr fähig. “Was soll das, Chloe?” versuche ich wispernd etwas heraus zu finden. Entsetzt sieht mich Chloe an, als würde sie den Sinn meiner Frage nicht verstehen: “Was das soll? Das fragst du nicht ernsthaft, oder? Du weißt genau was er mir bedeutet und hast nichts besseres zu tun, als ihn zu bezirzen während ich entführt wurde. Kannst du dir vorstellen, wie sehr das weh tut. Zu sehen wie er Einer absolut verfallen ist, die ich meine beste Freundin nenne. Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas mit ansehen muss. Damals mit Lana, war es das Gleiche. Ihr wart jetzt zwar ehrlich zu mir, aber es tut genauso sehr weh, wie damals! Dafür werdet ihr jetzt büßen. Ich denke es wird dir nicht gefallen ihn leiden zu sehen, oder Sarah?” Mein Herz rast, während ich Chloe, nach Luft ringend, ansehe. Was, um Gottes Willen, hat sie vor? Plötzlich wendet sich Chloe von uns ab und geht zur Werkbank, die einige Schritte neben ihr steht. Sie öffnet eine Schublade und zieht ein Messer heraus. “Chloe, das bist doch nicht du,” versuche ich sie zu beschwichtigen, als ich sehe, was sie aus der Schublade kramt. Chloe würde so etwas nie tun. Man muss ihr bei der Entführung irgendetwas angetan haben, dass wir nicht gemerkt haben. “Vielleicht bin ich mehr Ich, denn je!” gibt sie mir ernst zur Antwort. Sie geht zu Clark, der noch immer auf dem Rücken liegt, und setzt sich auf seine Beine. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er sie an. Chloe reißt sein Hemd auf und streicht mit einer Hand über seinen Oberkörper. Mit dem Zeigefinger gleitet sie sanft über seine angespannten Bauchmuskeln. Es sieht fast so aus, als wolle sie ihn verführen, würde Clark nicht absolut angespannt unter ihr liegen. Mitleidig blickt sie ihn an. “Du hättest mir gehören sollen. Es ist wirklich eine Schande, dass ich deinen makellosen Körper jetzt so zurichten muss!” haucht sie hasserfüllt. “Chloe, sieh mich an,” flüstert Clark gequält, “du würdest niemals so etwas tun!” “Dann kennst du mich wohl doch nicht so gut, wie du dachtest,” stellt sie mit abschätzendem Blick fest. Sie nimmt den Meteoritenstein von seinem Körper, legt ihn direkt neben seinen Kopf und setzt ihm das Messer auf die Brust. Voller Angst blickt er sie an. “Nein,” rufe ich verzweifelt. Das kann sie doch unmöglich tun! Das ist nicht meine Freundin, die da handelt. Niemals. Ungläubig sehe ich mit an, wie sie das Messer auf Clarks Körper fixiert. Dann sticht sie zu! Nicht doll, nur so weit, dass das Messer oberflächlich in seine Haut dringt. Doch schließlich gibt sie ein bisschen mehr Druck. Clark schreit auf und presst dann seine Kiefer aufeinander, so dass seine Wangenmuskeln hervorstechen. Hilflos liege ich einige Meter entfernt und kann nur zusehen. Tränen erfüllen meine Augen. Im Moment habe ich meinen eigenen Schmerz fast ausgeblendet. Viel mehr tut es mir weh, Clark so schrecklich leiden zu sehen. Langsam ritzt Chloe Linien über seinen Körper. Es werden immer mehr. Blut läuft Clark die Brust hinunter. Er versucht sich unter ihr hinweg zu winden, doch er kann sich kaum rühren. Die Stille hier wird nur von seinem Schreien und Stöhnen gestört. Ich liege verzweifelt da und kann den Blick nicht von ihm lassen, es ist, als ob mein Herz zerrissen würde. Immer wieder schreit Clark gequält auf. Chloe sieht ihn unterdessen kalt an: “Keine Sorge Clark, ich mache es so, dass du alles mitkriegst. Du wirst bei Bewusstsein bleiben! Du sollst genauso leiden wie ich! Nur nicht psychisch, sondern physisch!” Dann wendet sie sich an mich: “Na, Sarah, und du, wie ist das so? Zu sehen, wie man den Menschen, den man am meisten liebt, langsam verliert?” Ihre Worte, und das Bild das sich mir bietet, rauben mir den Verstand, machen mich wahnsinnig vor Zorn und Verzweifelung. “Hör auf, Chloe, du bringst ihn noch um,” wimmere ich leise. Am liebsten hätte ich es herausgeschrieen, aber meine Kraft lässt dies nicht mehr zu. Chloe sieht mich gehässig an und lässt kurz mit dem Messer von meinem Freund ab. Ich sehe Clarks Blut an der Klinge schimmern. “Ist das so? Vielleicht habe ich genau das vor,” giftet sie mich an. “Nein! Er kann nichts dafür. Nimm mich und lass ihn in Ruhe!” bettele ich, den Gedanken nicht ertragend, ihn sterben sehen zu müssen. Chloes Augen spiegeln blanken Hass wider und ein irres Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht: “Er hat mir schon so oft wehgetan, dafür muss er nun büßen. Und wenn ich mit ihm fertig bin, bist du dran. Aber hab keine Angst, Sarah, mit dir mach ich es schnell, du leidest genug darunter mit anzusehen wie er sich quält.” Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck wendet sie sich wieder Clark zu und setzt das Messer erneut an, um weitere Schnitte über seinen Körper zu ziehen. Clark scheint mittlerweile so geschwächt, dass er sich nicht mal das kleinste Bisschen rühren kann. Nur noch ein leises Röcheln verlässt seinen Mund. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, die sie ihn quält. Da lässt Clark seinen Kopf zur Seite fallen und sieht mich erschöpft an. Sein Gesicht spiegelt den Schmerz wieder, den er fühlt. Doch der schlimmste Anblick sind seine Augen. In ihnen kann ich pure Verzweifelung erkennen und, was noch viel schrecklicher ist, wie er langsam beginnt aufzugeben. Nein, er darf nicht aufgeben. Er muss kämpfen. So darf es nicht enden, und schon gar nicht durch Chloe! Diese hält schließlich mit dem Messer über seinem Herzen inne und sieht ihn abschätzend, durch zusammengekniffene Augen, an. Langsam bohrt sie sich tiefer in sein Fleisch. Clark wendet seinen Blick wieder von mir ab und schreit entsetzlich auf. Seine Schreie machen mich wahnsinnig, dringen mir bis ins Mark. Es fühlt sich an, als würde Chloe auch mir ins Fleisch schneiden. Ich muss etwas tun, bevor es zu spät ist. Noch einmal nehme ich alle meine Kräfte zusammen. Ich versuche den unendlichen Schmerz auszublenden, der durch jede noch so kleine Bewegung verstärkt wird. Es gelingt mir nur kläglich. Doch ich bin die letzte Chance für Clark, er muss noch viel mehr Schmerzen aushalten als ich. Wenn ich jetzt nichts unternehme, ist alles zu spät, dann habe ich ihn für immer verloren. Hektisch atmend stütze ich mich vom Boden ab. Mit größter Konzentration versuche ich meinen Körper zu steuern, doch ich kann ihn kaum spüren, nur der Schmerz lässt mich wissen, dass ich mich bewege. Langsam richte ich mich auf. Mein Herz beginnt zu stechen, es scheint sich unter der Belastung zusammenzuziehen und zu verkrampfen. Gebeugt, die Hände auf Brust und Bauch gepresst, stolpere ich auf das Schreckensszenario zu. Chloe ist ganz mit sich und Clark beschäftigt. Nur noch ein paar Schritte und ich würde sie erreichen. Da schieße ich versehentlich im Gehen einen Kryptonitstein mit dem Fuß zur Seite. Verdammt. Der Stein rollt weiter und stößt gegen Chloes Bein. Als sie bemerkt, dass ich sie fast erreicht habe, drückt sie das Messer mit einem Ruck, bis zum Schaft, in den Körper meines Freundes. Ein dumpfes Stöhnen entringt sich Clarks Kehle. Mit einem letzten Aufbäumen hebt sich sein Oberkörper vom Boden, nur um dann wieder auf dem harten Untergrund aufzuschlagen. Blut beginnt aus seinem Mund zu sickern. Seine Augen sind weit aufgerissen, starren Hilfe suchend in die Luft. “Nein!” Ich schreie auf, stürze neben den Beiden hin. Im selben Moment bricht Chloe neben mir zusammen, doch dass registriere ich kaum. Alles ging viel zu schnell. Ich habe keine Zeit für Gefühlsausbrüche, sondern muss Clark retten, dass ist mein einziger Gedanke. Irgendwie muss ich ihn von dem Kryptonit weg kriegen. Ich robbe zu ihm, versuche ihn wegzuziehen, doch meine Kraft verlässt mich erneut. Vorsichtig beuge ich mich über ihn. Seine Brust ist übersät mit Schnitten. Blut rinnt über seinen Körper. Mein eigener Schmerz ist völlig ausgeblendet, durch den Anblick, den er mir bietet. Ich spüre nur noch die Schwäche, die meinem Körper alle Kraft raubt. Einzig der Wille Clark zu retten, verhilft mir dazu, meine letzten Kräfte zu mobilisieren. Doch was soll ich tun? Ich schaffe es nicht ihn hier weg zu bringen. Das ist unmöglich. Durch einen Tränenschleier betrachte ich noch einmal seinen mit Blut benetzten Oberkörper. Ich muss ihm doch irgendwie helfen können. Mein Blick bleibt an dem Messerschaft hängen, der aus seinem Körper ragt. Entschlossen umgreife ich schließlich das Messer und ziehe es aus seiner Brust. Ein widerliches, schmatzendes Geräusch entsteht bei dieser Bewegung und ich muss einen Würgreiz unterdrücken. Blut spritzt mir entgegen. Schnell lasse ich das Messer neben ihm fallen. Ich halte meine Hand auf die tiefe Wunde, während ich mit der Anderen seinen Wange streichele. “Du wirst mich nicht verlassen, oder? Alles wird gut, Clark!” Es ist ein einziges Wimmern, das ich über meine bebenden Lippen bringe, ohne jegliche Überzeugung. Clark sieht mich nur noch verkrampft an und versucht nach Luft zu ringen. Er wird sterben! Warum hilft mir denn keiner? Warum kann ich ihm nicht helfen? Meine Tränen fallen auf sein Gesicht, vermischen sich mit dem Blut, dass aus seinem Mund läuft, und malen absurde Muster auf seine Haut. Zugleich spüre ich das warme Blut, das zwischen meinen Fingern auf seiner Brust hindurch läuft. Die Abstände, in denen es aus seiner Wunde pulsiert, werden immer größer. Sein Herz versagt langsam seinen Dienst. Clark sieht mich benommen an. Ich spüre wie das Leben aus ihm weicht. “Ich… liebe d...” wispert er, bevor seine Augen glasig werden und beginnen, durch mich hindurch zu schauen. “Clark?” flüstere ich unsicher. Ich sehe an seinem Körper hinunter. Kein Atemzug entringt sich ihm mehr. Er ist kreidebleich. Unter ihm schimmert eine Blutlache. Er ist tot. Tot! “Clark!?” Mit letzter Verzweifelung versuche ich ihn wach zu rütteln und will nicht wahrhaben, was soeben geschehen ist. Doch schnell wird mir bewusst, dass ich ihn verloren habe. “NEIN!!!” Weinend breche ich über ihm zusammen. Wut, Zorn, Verzweifelung und unendliche Trauer durchfluten jeden Millimeter meines Körpers. Mein Kopf ruht auf seiner blutverschmierten Brust. Ich schaue hoch zu seinem Gesicht, selbst jetzt sieht es noch schmerzverzerrt aus. Sanft streiche ich ihm über die Wange. Wie konnte Chloe nur so etwas tun? Was hatte sie zu dieser schrecklichen Tat bewegt? Warum er? Wieso hat sie das nicht mir angetan? Dann müsste ich nun nicht diese furchtbare Trauer ertragen, diesen tiefen seelischen Schmerz, wie ich ihn nie zuvor durchlebt habe. Verzweifelt blicke ich mich um, doch der Schmerz lähmt mich. Mit letzter Kraft greife ich nach dem Messer, dass eben noch Clarks Herz durchbohrte, setze es mir an das linke Handgelenk und will zustechen, da bewegt sich plötzlich etwas unter mir. Ich blicke auf und nehme alles nur noch verschwommen wahr, als wäre ich Zuschauer meines eigenen Lebens. Als wäre es nicht Ich, die bei dem Ganzen eine Rolle spielt. Oliver und AC sind da und ziehen Clark aus der Scheune. Plötzlich werde auch ich ergriffen. Ich lasse das Messer fallen. Bart und Viktor tragen mich ebenfalls ins Freie. Alles wirkt so unrealistisch, wie in einem Alptraum. Die Stimmen der Anderen hören sich dumpf an, wie in Trance. “Schnell,” höre ich Oliver sagen. “Weg von den Meteoriten. Es ist noch nicht zu spät!” Kaum dass wir wieder unter freiem Himmel sind, spüre ich meine Kraft zurückkehren, alles wird wieder klarer. “Lasst mich los,” rufe ich verzweifelt Ich will nur noch zu Clark, den AC und Olli, auf dem Rasen neben der Scheune, abgelegt haben. Sofort lassen mich Bart und Viktor herunter. Ich stürze zu meinem Freund und lasse mich neben ihm auf die Knie fallen. Clark ist bleich und sieht noch immer leblos aus. Er ist furchtbar zugerichtet, erst jetzt nehme ich wahr, wie schlimm Chloe an ihm ihren Hass ausgelebt hat. Dass er nicht schon früher bewusstlos geworden ist, grenzt an ein Wunder. Es wäre wohl besser für ihn gewesen, wäre es anders gewesen, dann hätte er wenigstens nicht diese grausamen Schmerzen erleiden müssen. Wie schrecklich musste das für ihn gewesen sein? Eine Träne nach der Anderen läuft meine Wangen hinab. Es war nicht fair, dass er so leiden musste. Er hatte sein Leben riskiert, um Chloe zu befreien und dann tat sie ihm das an. Ich nehme ihn erneut in die Arme und bette seinen Kopf auf meinem Schoß. “Clark, ich liebe dich! Lass mich jetzt nicht allein,” flehe ich ihn an, als könnte er mich hören. Aus meinem verzweifelten Schluchzen, wird ein Brüllen. “Jetzt komm schon!” schüttele ich ihn schreiend an den Schultern. Ich blicke in sein Gesicht, doch nichts rührt sich. Olli hatte Unecht. Es ist zu spät! Clark wird sich nicht mehr erholen. Er ist tot! Ich habe ihn für immer verloren. Laut weinend beuge ich mich hinab, drücke meine Wange an seine. Ich fühle mich unendlich allein und hilflos. Die Trauer zerfetzt mein Herz und ich würde alles darum geben, wieder den Schmerz, den das Kryptonit auslöst, zu spüren, als dieses unerträglich Leid. Selbstvorwürfe beginnen mich zu überwältigen. Es ist alles meine Schuld. Wäre ich nur nie hier her gekommen, dann wäre es nie so weit gekommen. Clark könnte noch leben! “Da!” ruft Bart plötzlich und ich zucke erschrocken zusammen. Ich blicke kurz zu ihm und sehe, dass er auf Clarks Brust deutet. Und tatsächlich, Clarks Wunden beginnen sich langsam zu schließen. Bald sind keine Schnitte mehr zu sehen. Auch die Stichwunde ist fast ausgeheilt. Nur das Blut bleibt auf seinem Körper zurück. Ein leises Stöhnen ist zu vernehmen. Ich blicke in sein Gesicht. Farbe kehrt auf seine Wangen zurück. Dann öffnet er die Augen und beginnt zu blinzeln. Erleichtert umarme ich ihn. “Clark! Ich dachte ich hätte dich verloren!” Fest drücke ich ihn an mich, überglücklich, ihn am Leben zu wissen. All die Traurigkeit und die Selbstvorwürfe, fallen mit einem Schlag von mir ab. Pures Glück und Hoffnung füllen die Lücken aus, die die davonschleichende Trauer hinterlassen hat. Clark richtet sich auf, kniet vor mir und schließt mich in den Arm. “Es tut mir leid,” flüstere ich entschuldigend in sein Ohr. “Nein, du konntest nichts tun!” wehrt er sofort ab. “Aber die Schmerzen die du ertragen musstest,...” Ich schlucke und löse mich etwas aus der Umarmung, um ihm in die Augen sehen zu können. Sanft blickt er mich an: “Hey, jetzt ist alles wieder gut, ja?” Zärtlich drückt er meinen Kopf an seine Brust und gibt mir einen Kuss auf das Haar. Dann lässt er mich los und richtet seinen Blick grinsend auf Oliver: “Ihr kommt auch immer auf den letzten Drücker!” Oliver reicht Clark die Hand und zieht ihn hoch. “Danke, Mann!” Anerkennend schlägt Clark seinem Freund die Hand auf die Schulter. Woraufhin der ihn zu sich zieht und ihn erleichtert umarmt. “Glaub mir, das war so nicht geplant,” sagt Oliver, während er Clark loslässt. “Eigentlich dachten wir, Chloe könnte uns weiter helfen, aber dass sie hier plötzlich Amok läuft, hätten wir nicht gedacht. Und Sarah,” wendet er sich an mich, “dass, was ich da eben noch gesehen habe, solltest du lassen. Niemand ist so etwas wert. Auch wenn es scheint, dass alles keinen Sinn mehr macht, okay?” Oliver blickt mich prüfend an. Clark ist völlig irritiert und sieht fragend zu mir hinab. “Was meint er damit?” Ich rappele mich auf und stelle mich zu ihnen. “Ich... Als ich gemerkt habe, dass ich dich verloren hab, da... Also...” “Sie wollte sich das Leben nehmen,” schließt Oliver meine Erklärung, ohne mich ausreden zu lassen. “Was!” Entsetz starrt mich Clark an. Er greift mich hart an den Schultern und schaut mir tief in die Augen. “Tu das nie! Hast du gehört? Nie!!!” Ich nicke zaghaft und lasse den Blick beschämt zu Boden sinken. “Versprich es mir,” fordert er noch einmal nachdrücklich. Ich nicke erneut und stammele: “Es war nur so... ich dachte ich hätte dich für immer verloren. Chloe ist tot. Wen hab ich denn dann noch? Ich hab einfach keinen Sinn mehr gesehen!” Die Gefühle kommen wieder in mir hoch, Tränen laufen mir über die Wangen. Clark drückt mich, mit einfühlsamen Blick, an sich und flüstert: “Es tut mir leid. Ich will nur nicht, dass du dir meinetwegen etwas antust!” “Sarah,” mischt sich Viktor ein. “Chloe ist nicht tot! Oliver hat sie nur mit einem Pfeil betäubt. In ein paar Stunden wird sie wieder erwachen.” Sanft entwinde ich mich Clarks Armen. Ich hatte Chloe nur beiläufig neben mir zusammenbrechen sehen und war zu dem Schluss gekommen, dass sie tot sein musste. Zu diesem Zeitpunkt war nur Platz für Clark in meinem Kopf, so dass ich mir über Chloes Schicksal keine weiteren Gedanken gemacht hatte. Aber nun lasse ich erleichtert Viktors Worte auf mich wirken, doch tiefe Zweifel breiten sich in mir aus. “Wird sie dann noch immer so... so... komisch sein?” frage ich besorgt und sehe Clark an. “Ich weiß es nicht,” meint Clark und wischt mir mit den Daumen die Tränen vom Gesicht. “Wir müssen abwarten bis sie wach ist und dann herausfinden warum das passiert ist,” überlegt Oliver laut und fährt mit seinem Plan fort: “Also, ich würde sagen, wir gehen jetzt erst mal zurück in die Scheune und sammeln das Meteoritengestein weg, okay? Chloe werden wir vorsichtshalber bewachen bis sie aufwacht. Ach so, es kann sein das Lois hier bald auftaucht. Sie ist wieder fit und tödlich beleidigt, weil wir ihr berichtet haben was sie alles verpasst hat. Aber sie will bestimmt Chloe sehen. Euch Beiden schlage ich vor hier zu warten oder tut was auch immer euch einfällt. In die Scheune könnt ihr jedenfalls nicht mit.” “Richtig,” nickt Clark zustimmend und lässt seinen Blick nachdenklich in die Ferne schweifen. Die vier Freunde gehen in die Scheune und lassen uns zurück. Ich nutze den Moment den wir allein sind und betrachte noch einmal Clarks blutbeschmierten Körper. Erstaunlich, dass er nun vor mir steht als wäre nichts gewesen. Keine einzige Narbe ist auf seiner Haut zurückgeblieben und er scheint im Besitz seiner vollen Kräfte zu sein. “Ich liebe dich,” wispere ich ihm zu und schaue in seine großen blaugrünen Augen, die nun das pure Leben widerspiegeln. Doch ich kann in ihnen auch erkennen, wie Clark die ganze Situation zusetzt, auch wenn er versucht es zu verbergen. Er lächelt mich mild an und haucht mir einen sanften Kuss auf den Mund. Ich schmecke das Blut, dass noch immer an seinen Lippen haftet. “Du musst dich waschen. Dein Blut... es ist noch überall,” stammele ich leise. “Du dich auch,” entgegnet er prompt und sieht mich liebevoll an. Fragend blicke ich zu ihm. “Deine linke Wange, deine Hände, schau doch, du musst dich an mich gelehnt haben...” Er hebt meine Hände hoch, um sie mir zu zeigen. Stimmt, ich hatte sie ihm auf seine Wunde gedrückt. Wieder habe ich vor Augen, wie sein Blut zwischen meinen Fingern hindurchfließt. Eine Gänsehaut läuft mir bei dem Gedanken über den Rücken. Hand in Hand gehen wir ins Haus. Kurz darauf stehen wir gemeinsam unter der Dusche. Ich wasche Clark sachte das Blut vom Körper. Das Wasser, das an ihm herabfließt, färbt sich rot. Es sieht schaurig aus, als es wie ein kleiner, blutiger Strudel im Ablauf verschwindet. Sanft reibe ich mit meinen Fingern die letzten Blutreste von seiner Brust, während er einfach nur dasteht und mich musternd ansieht. Dann streicht er mir zärtlich über die Wange und wäscht sein Blut von meinem Gesicht. Ich genieße seine Berührungen, die mir jetzt noch intensiver als zuvor vorkommen. Wäre Olli auch nur eine Minute später gekommen, würden wir jetzt nicht hier stehen. Vermutlich wären wir Beide nicht mehr am Leben. Ich verdränge den Gedanken schnell, schmiege meinen Kopf an Clarks große Hand und schließe die Augen. Wir lassen das warme Wasser auf uns herabprasseln ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Clark scheint den Moment einfach nur genießen zu wollen, genau wie ich. Jedes noch so kleine Wort würde diesen Moment zerstören. Sanft zieht er mich an den Hüften zu sich, um anschließend in meine nassen Haare zu fassen und meinen Kopf zu seinem zu lenken. Langsam beugt er sich zu mir herab und senkt seine feuchten Lippen auf meine. Ich erwidere seinen zärtlichen Kuss, um ihn inniger werden zu lassen. In diesem Augenblick fällt all das Erlebte von mir ab. Seine Zärtlichkeiten lassen mich die schrecklichen Bilder von eben vergessen. Es gibt nur noch ihn und mich und das leise Rauschen des Wassers um uns herum. Ganz eng umschließt er mich mit seinen Armen und streicht mir sanft mit den Fingerspitzen über den Rücken, während wir unseren Kuss immer weiter ausleben. Nach einer Weile kommt mir jedoch ein Gedanke, der sich immer mehr aufdrängt, und diesen intensiven Moment für mich unterbricht. Warum lassen sich Gedanken nicht einfach abschalten, wie ein nerviger Wecker, der Morgens viel zu früh klingelt? Sanft löse ich mich aus der Umarmung und blicke meinem Freund tief in die Augen: “Clark, zeig mir die Festung von Jor-El. Ich möchte deinen Vater kennen lernen. Und ich möchte wissen, ob er uns all das, was zwischen uns geschieht, erklären kann!” Clark hält abrupt mit seinen Bewegungen inne. Seine Hände, die mich eben noch so wunderbar gestreichelt haben, ruhen fest auf meinen Oberarmen. Er schaut mich eindringlich an und presst seine Lippen aufeinander, so dass sein Gesicht sehr kantig wirkt. Was hat diese Reaktion zu bedeuten? Hat er Angst etwas zu erfahren, dass er nicht wissen will? Oder fürchtet er sich, wieder zu seinem Vater zu gehen? Ich erkenne, wie es in ihm arbeitet. Schließlich holt er tief Luft und seine Gesichtszüge entspannen sich wieder ein wenig. “Ich weiß nicht, ob ich...” er spricht den Satz nicht zu Ende, sondern stockt kurz und fragt dann: “Jetzt?” Sanft nicke ich ihm zu, während ich eine Hand auf seiner Brust ruhen lasse. “Ich habe Chloe und dich vorhin in der Scheune gehört, als ich noch im Haus war. Ich glaube, ich bekomme jetzt auch deinen Hörsinn. Leider konnte ich es nicht lange steuern, aber für kurze Zeit war es als wärt ihr direkt neben mir. Clark, ich möchte einfach nur wissen, woran das alles liegt. Vielleicht hilft uns das auch mit Chloe weiter!” Eindringlich sehe ich ihn an, um die Wichtigkeit meiner Worte zu verstärken. Nachdenklich betrachtet Clark mein Gesicht, dann nickt er zögerlich. “Okay. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit bis Chloe aufwacht. Dann lass und beeilen!” Ich spüre genau, dass er es nur mir zu Liebe tut und eigentlich gar nicht in die Festung will. Warum kostet es ihm nur so viel Überwindung? Doch ich beherrsche mich ihn danach zu fragen, die Entscheidung ist auch so gefallen. Er dreht das Wasser ab und steigt aus der Wanne. Schnell trocknen wir uns ab, ziehen uns frische Kleidung an und gehen hinaus. “Ähm, Clark? Wie genau kommen wir dorthin,” frage ich ihn, als wir vor dem Haus stehen. “Wir müssen fliegen,” antwortet er, als wäre es das Normalste der Welt. Wie stellt er sich das denn vor? Verwirrt sehe ich ihn an: “Aber ich kann nicht...” “Aber ich kann,” fällt er mir ins Wort. Und ehe ich mich versehe, nimmt er mich in den Arm, drückt mich fest an sich und fordert knapp: “Halt dich fest!” Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und schon schweben wir über dem Boden. Innerhalb von Sekunden beschleunigt er dermaßen, dass die Welt unter uns nur noch so vorbei rast. Mit wird ein wenig kalt und der Wind lässt meine Augen Tränen. Ich drücke meinen Kopf fest an Clarks Brust, denn so ganz geheuer ist mir dieser Flug nicht. Ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann und er mich niemals fallen lassen würde und dennoch, es liegt einfach nicht in meiner Natur zu fliegen. Und doch muss ich immer wieder nach unten schauen, denn die Welt sieht von hier oben einfach fantastisch aus. Einige Minuten später kommen wir in einer Eislandschaft an. Clark bricht nun das Schweigen, dass herrscht, seitdem wir den festen Boden unter unseren Füßen verloren haben: “Da! Kannst du sie schon sehen?” “Was?” rufe ich gegen den Wind an und blicke suchend nach vorne. Ich sehe nur schneebedeckte Berge und weißen Grund, wo auch immer ich hinblicke. “Die Festung! Direkt vor uns!” Ich konzentriere mich, kneife meine Augen ein wenig zusammen… und tatsächlich... ein Einpalast, wie aus tausenden, großen Eiskristallen erschaffen, ragt vor uns aus dem Boden. Es sieht gigantisch aus. Kurz darauf landen wir direkt vor dem Eingang dieser Höhle. Sie ist mächtiger als jedes Bauwerk das ich je gesehen habe. “Frierst du nicht,” fragt mich Clark besorgt und sieht an mir herab. Es ist mir gar nicht aufgefallen, aber ich empfinde plötzlich keine Kälte mehr. Obwohl wir eben aus der großen Hitze Kansas’, und mit kurzen Klamotten, hier her gekommen sind und ich während des Fluges, mich noch leicht zitternd, an Clark geklammert habe. Nun empfinde ich weder Hitze noch Kälte. “Nein,” entgegne ich verwundert und zucke mit den Schultern. “Dann hast du wieder eine neue Fähigkeit,” nickt er nachdenklich und fordert sofort: “Komm, wir gehen rein!” Er nimmt mich bei der Hand und führt mich durch lange Gänge, ins Herz der Festung. Im Inneren sieht sie genauso aus wie von außen. Riesige Eissäulen und Kristalle ragen aus Boden und Decke, überkreuzen sich und steigen weit in die Höhe. “Hier ist es!” betont Clark und bleibt stehen. Ich sehe mich um, doch kann Niemanden entdecken. Wo ist Jor-El? “Ich sehe Niemanden,” wende ich skeptisch ein. Clark sieht mich mit einem sanften Lächeln an, dann erklärt er: “Jor-El lebt nicht mehr. Es ist nur noch sein Geist, der zur mir spricht. Ich war lange nicht mehr hier, ich weiß nicht ob...” “Kal-El!” Eine tiefe Stimme lässt die Höhle beben und unterbricht Clark. Der Ton fährt mir bis ins innerste Mark und lässt mich in eine Starre fallen. Angespannt lausche ich und traue mich nicht mehr, mich zu rühren. “Warum kommst du nach so langer Zeit noch zu mir? Du hast dich doch gegen dein Schicksal entschieden.” Eine leise Furcht überkommt mich. Diese Stimme klingt so unglaublich mächtig. Ist das sein Vater? Wer ist Kal-El? Soll das Clarks kryptonischer Name sein? “Ich bin gekommen um Antworten zu finden,” ruft Clark in die Höhle und dreht sich dabei um sich selbst. “Antworten? Worauf?” donnert die Stimme durch die Luft. Clark schlingt ohne Vorwarnung seinen Arm um meine Hüfte und drückt mich seitlich an sich, dass ich vor Schreck gegen ihn stolpere. “Das hier ist Sarah. Sie kommt aus Deutschland. Ich liebe sie. Und sie bekommt nach und nach die selben Fähigkeiten wie ich. Wieso?” “Das ist nicht Sarah aus Deutschland,” antwortete Jor-El prompt. Verblüfft sehe ich Clark an. Was soll das heißen? “Was meint er damit?” flüstere ich Clark zu. Auch er sieht verwundert aus und ruft widersprechend: “Doch! Sie ist eine Freundin von Chloe!” “Das ist Zara vom Krypton!” Die Stimme sagt das mit einer solchen Sicherheit, die mich zusammenzucken lässt. Ängstlich blicke ich Clark an. Was soll das bedeuten? Zara vom Krypton? Ich ernte ein nervöses Schulterzucken und einen fragwürdigen Blick von Clark. Scheinbar weiß er auch nicht um die Bedeutung dieses Satzes. “Das kann nicht sein,” ergreife ich nun energisch das Wort. Meine Stimme hallt dabei von den Wänden wieder. “Dein Name ist Zara und du wurdest, genau wie Kal-El, hier her gesandt!” prescht die Stimme dominant durch die Halle. Eine Welt bricht für mich zusammen. Soll das wirklich stimmen? Ist mein ganzes Leben bisher auf Lügen aufgebaut? Warum habe ich nichts davon gemerkt? Tausend Fragen surren durch meinen Kopf. Das kann unmöglich wahr sein. Ich hätte davon doch etwas merken müssen. Ungläubig starre ich Clark an, der meinen Blick ebenso verdutzt erwidert. Dann lauschen wir Zor-Els Stimme: “Du willst Antworten, Zara? Nun, ich gebe sie dir! Dein Vater Zor war mein treuster Gefährte im Kampf gegen Zod. Bis zum letzten Tag hat er an meiner Seite gestanden. Er bekam eine wundervolle Tochter, kurz nachdem mir ein Sohn geschenkt wurde. Wir wussten, dass diese beiden Kinder eines Tages füreinander bestimmt sein würden. Doch Krypton stand kurz vor der Zerstörung und wir mussten euch in Sicherheit bringen. Als ich Kal-El wegschickte, einen anderen Planeten zu erobern, sandte Zor dich ebenfalls auf diesen Planeten. Doch während ich plante, dass ihr zusammen die Erde erobern würdet, widerstrebte Zor mein Verlangen nach Eroberung. Er wollte, dass du aufwächst wie die Wesen auf diesem Planeten. Denn Zor wollte nicht eine andere Welt zerstören, wie Krypton zerstört wurde. Du solltest ein normales Leben führen. Nur wenn du einem anderen Kryptonier begegnen würdest, den du lieben könntest, solltest du dein wahres Wesen offenbaren. Denn Zor wusste, dass du nur Kal-El deine wahre Liebe schenken würdest. Und nur wenn sich Kal-El gegen sein Schicksal stellen würde, hättet ihr euch finden können. Und so ist es geschehen. Sonst hätte Kal-El die gesamte Menschheit bereits unterworfen und du wärst vielleicht gar nicht mehr am leben. Eure Liebe hätte keine Chance gehabt. Dein Vater Zor hat diesen kleinen Kampf zwischen uns Beiden gewonnen. Den Kampf zwischen Liebe und Macht. Ihr habt zueinander gefunden, weil sich Kal-El gegen mich entschieden hat. Du bist eine Kryptonierin, Zara!” Seine Worte hallen in meinem Kopf nach. Das ist zu viel für mich. Eine Schwäche ergreift mich, die meinen gesamten Körper einnimmt. Meine Beine versagen unter mir und ich breche zitternd zusammen. Clark fängt mich auf und setzt sich mit mir auf den Boden, auch er ist sichtlich geschockt. Mein ganzes bisheriges Leben ist eine einzige Lüge. Meine Eltern müssen mich ebenso adoptiert haben, wie es auch Clarks Eltern mit ihm taten. Warum haben sie mir nie davon erzählt? Ich kann noch nicht ganz glauben, was ich gerade erfahren habe. Auch wenn ich mir eigentlich sicher bin, dass es die Wahrheit ist. “Komm zu dem Stein, lege dich darauf, ich will dir zeigen, woher du kommst,” fährt die Stimme plötzlich fort. Sie scheint mir nun sanfter geworden zu sein. Es fällt ein Lichtschein, von der Decke der Festung, auf einen großen Kristallblock. Zögerlich löse ich mich von Clark, meine Beine scheinen mich nun wie von selbst zu dem Stein zu tragen. Ich lege mich mit dem Rücken auf den Block, als wüsste ich genau, was ich tun müsse. Plötzlich verfärbt sich der Lichtschein, der auf den Steinblock fällt, in die verschiedensten Farben und schließt mich komplett ein. Ich werde müde, eine Wärme durchflutet meine Glieder und ich schließe vertrauensvoll die Augen. Ich weiß, dass Clark bei mir ist und mir nichts passieren kann. Dann beginne ich zu träumen. Zumindest fühlt es sich wie ein Traum an. Vor meinen Augen erscheint ein Bild. Ich sehe eine Mann, der ein Neugeborenes auf dem Arm hält. Er steht neben einem Bett. In diesem liegt eine Frau, die furchtbar geschwächt aussieht. Ohne darüber nachdenken zu müssen, weiß ich, dass dies meine Eltern sind, und das Baby, bin ich. Meine Mutter ist nach meiner Geburt gestorben. Mit den Bildern scheint mir direkt das Wissen darum mitgeteilt zu werden. Die Szene wechselt. Ein anderer Mann, ebenfalls mit Baby auf dem Arm, ist zu sehen. Neben ihm steht eine Frau, mit langen blonden Haaren. Die Beiden legen das Kind in ein Raumschiff. Daneben befindet sich ein weiteres kleines Raumschiff und mein Vater kommt mit mir auf dem Arm zum Vorschein. Er legt mich in das zweite Schiff. Erneut wechselt das Bild. Ich sehe einen Planeten, es muss Krypton sein. Der Planet explodiert und zwei kleine Raumschiffe werden in letzter Sekunde davon geschleudert. Dann wird das Bild schwarz. Ich wache auf und öffne blinzelnd die Augen. Clark beugt sich über mich und sieht mich besorgt an. Noch immer liege ich auf dem Eisstein, doch der Lichtstrahl ist verschwunden. “Alles in Ordnung?” fragt er fürsorglich. “Ich habe unsere Eltern gesehen!” platzt es aus mir heraus, während ich meinen Oberkörper aufrichte. Die eben gesehenen Bilder und die Wahrheit meiner Herkunft setzen mir ziemlich zu. Tränen erfüllen meine Augen und rollen mir über die Wangen. Unglaublich, dass ich mein ganzes Leben lang nichts davon bemerkt habe. Wieso haben meine Eltern mir nie gesagt, dass ich nicht ihr eigenes Kind bin? Mein ganzes Leben basiert auf einer einzigen Lüge. Ich bin unfassbar betroffen und enttäuscht. Wie soll es jetzt weiter gehen? Mein ganzes bisheriges Dasein scheint wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Eine tiefe Leere und Unsicherheit hält in meinem Körper Einzug. Ich bin kein Mensch, aber ich fühle mich auch nicht wie ein Kryptonier. Wer oder was bin ich? Clark schließt mich in seine Arme. Ich spüre wie sehr auch ihn dieses Schicksal mitnimmt. Er hält mich einfach nur fest und drückt seine Wange auf meine Haare. Gedanken fließen derweil wie ganze Sturzbäche durch meinen Kopf. Ich, vom Krypton? Bis vor zwei Tagen hatte ich von diesem Planeten noch nicht einmal etwas gehört. Geschweige denn überhaupt an Aliens geglaubt. Dann hat sich mir Clark offenbart und… ja… und was, eigentlich? Ich habe es alles so einfach hingenommen, als wäre es ganz normal. Es war gar nicht unglaubwürdig für mich. Warum ist mir das nicht schon vorher aufgefallen? Ich habe ihm sofort alles geglaubt und mich einfach nur zu ihm hingezogen gefühlt, vom ersten Augenblick an. Das muss das sein, was Jor-El erklärt hat, Bestimmung! Wir sind füreinander bestimmt, daher auch diese tiefen Gefühle. Alles macht auf einmal einen Sinn. Und wir sind die letzten Überlebenden Kryptons? Die Letzten! Das ganze Schicksal dieser Rasse liegt einzig und allein in unseren Händen? Nein, ich kann doch nicht für so etwas unglaublich Wichtiges die Verantwortung übernehmen! Schluchzend sehe ich Clark an: “Wir sind die letzten Kryptonier, Clark. Weißt du was das bedeutet?” Clark nickt zögerlich, sieht mir tief in die Augen und flüstert: “Alle Hoffnung steckt in uns!” Nun verstehe ich, wieso Clark immer so wirkte, als würde er eine unendliche Last mit sich herum tragen, genau dieses Gefühl macht sich nun auch in mir breit. Mit einem schwachen Lächeln streckt mir Clark seine Hand entgegen und hilft mir von dem Steinblock herunter. Schweigend gehen wir aus der Höhle und auch als wir zurückfliegen reden wir kaum miteinander. Jeder macht sich seine Gedanken. Nun ist klar, warum wir uns von Anfang an so vertraut vorkamen. Diese tiefe Zuneigung, wie ich sie nie zuvor gespürt habe und das Verlangen nach seinem Körper, alles ist vorherbestimmt gewesen. Alles ist jetzt so klar geworden und zugleich liegt nun diese Last auf unseren Schultern, wie sie schwerer nicht sein könnte. Wir sind die letzte Hoffnung eines ganzen Volkes! Für Clark muss es eine Erleichterung sein, sein Schicksal nun teilen zu können. Er dachte immer, er wäre der einzige Überlebende Kryptons. Vielleicht würden wir darüber irgendwann reden, wenn wir Beide diese Situation ein wenig verarbeitet haben. Doch im Moment muss ich selbst erst einmal diese neue Erkenntnis sacken lassen. Kurze Zeit später kommen wir wieder auf der Farm an. Auf dem Hof vor der Scheune schließe ich Clark in die Arme. Auch wenn ich noch nicht viel Zeit hatte, um über alles nachzudenken, so weiß ich doch Eines ganz genau: Ich liebe Clark, egal was auch immer kommen mag. “Du bist nun nicht mehr allein. Zusammen werden wir alles durchstehen, egal was auch kommt,” flüstere ich ihm ins Ohr und versuche mich selbst mit diesen Worten aufzubauen. Ich schiebe ihn etwas von mir, um ihm ins Gesicht blicken zu können. Ganz plötzlich laufen Clark Tränen über die Wangen. Ich bin mir sicher, dass es Tränen der Erleichterung sind. Er versucht zu lächeln. Ich wische ihm die Tränen sanft vom Gesicht und erwidere sein Lächeln. “Ich liebe dich, Clark. Du lässt mich vergessen, dass mein bisheriges Leben eine Lüge war. Und auch wenn ich jetzt die Wahrheit kenne, bereue ich nichts, denn ich habe dich. Und ich will dich nie mehr verlieren!” Ich blicke ihm tief in die Augen, damit er merkt das ich es auch vom ganzen Herzen so meine, wie ich es sage. Clark strahlt mich freudig an: “Ich bin so froh, dass du das sagst. Ich hatte Angst, du würdest mich dafür hassen, dass du die Wahrheit erfahren hast. Ich könnte es nicht ertragen, noch Jemanden unglücklich zu machen, den ich liebe!” Seine Worte irritieren mich. Wie kann er denn nur so denken? Ich ergreife seine Hand und sehe ihn aufrichtig an: “Ich könnte dich nie hassen. Außerdem kannst du nichts für unser Schicksal. Dafür sind allein unsere Väter verantwortlich.” “Ich bin froh, dass ich mich gegen den Plan meines Vaters entschieden habe. Vielleicht wären wir uns sonst nie begegnet” lächelt er liebevoll. Dann streicht er mir sanft mit der Hand über die Wange, beugt sich leicht zu mir herunter und senkt seine weichen Lippen auf meine, um mir einen innigen Kuss zu geben. “Na typisch,” höre ich plötzlich eine schnippische Stimme neben uns. Widerwillig entziehe ich mich Clarks sinnlichem Kuss und blicke in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Es ist Lois. Erbost fährt sie fort: “Ich bange hier um Chloes Leben und ihr habt nichts besseres zu tun als rumzuknutschen!” Sie stemmt ihre Arme in die Hüften und sieht reichlich verärgert aus. Diese dumme Kuh! Wenn sie wüsste was hier wirklich alles passiert ist, würde sie sich jetzt nicht so aufspielen. Ich finde sie nach wie vor einfach nur unausstehlich. Aber schließlich sehe ich ein, dass sie, aus ihrer Sicht betrachtet, Recht hat. Schließlich weiß sie ja nicht, um was es hier noch alles geht. Und für sie muss es wirklich egoistisch aussehen, dass wir hier so stehen, während Chloe noch immer nicht die Alte ist. Schnell trenne ich mich von Clark und halte ein wenig Abstand von ihm, damit Lois keinen Grund hat weiterhin beleidigt zu sein. Er sieht mich zunächst verwundert an, scheint dann aber meine Reaktion zu verstehen. “Lois, wie geht’s Chloe denn?” fragt Clark ohne weiter auf ihren Spruch einzugehen. Lois seufzt, dann meint sie: “Sie schläft. Ollis Pfeil hat sie ziemlich umgehauen. Ich verstehe nicht warum er so etwas tun musste, nur weil sie dich mit einem Messer bedroht hat.” Lois schüttelt nachdenklich den Kopf. Clark zieht die Augenbrauen hoch und blickt mich erwartungsvoll an. Na toll, ihm fehlen die Worte und ich muss mir jetzt was zusammenreimen. Wer weiß, was Oliver ihr erzählt hat? Nicht, dass ich ihm widerspreche. Scheinbar hat er Lois bisher berichtet, dass Chloe Clark bedroht hat. Na gut, was hätte er auch mehr sagen sollen? Schließlich ist Clark jetzt wieder vollkommen unverletzt und Lois darf sein Geheimnis nicht erfahren. Die Gedanken schlagen Purzelbäume in meinem Kopf. Was sag ich bloß? “Da seid ihr ja wieder!” Oliver kommt aus der Scheune, genau im richtigen Augenblick, so kann ich mich wenigstens nicht verplappern. Erleichtert sehe ich zu ihm hinüber. “Lois, ich hatte die Beiden weggeschickt, damit sie nicht in Chloes Nähe sind, wenn sie aufwacht. Hab ich dir doch gesagt! Ich will nicht die Gefahr eingehen, dass Chloe wieder auf sie losgeht,” erklärt Olli besänftigend. “Das ist kein Grund, dass die Beiden hier einen auf Softporno machen,” mault Lois ihren Ex bissig an und schaut dann mit tödlichem Blick zu mir. Eine Wut keimt in mir auf, die dazu führt, dass ich mich nicht mehr im Griff habe. Was ist sie nur für eine schreckliche Person? Diese Frau macht mich Wahnsinnig. Was ist eigentlich ihr Problem? Was soll dieses übertriebene Getue? Ist es etwa Eifersucht, die sie zu einem solchen Verhalten treibt? Ich kann mich nicht mehr zurückhalten. Ohne nachzudenken reagiere ich auf ihren überflüssigen Kommentar. “Jetzt ist aber gut hier!” gifte ich sie lauthals an. “Hättest du auch nur annähernd eine Ahnung, was hier wirklich gespielt wird, würdest du uns dankend zu Füßen liegen!” Wutentbrannt sehe ich sie an. Mein Herz rast vor Zorn, als wolle es mir aus der Brust springen. Ich bemerke ihren skeptischen Blick und sehe, wie Clark mich eindringlich ansieht. Okay, das war zu viel des Guten. Jetzt habe ich mich dermaßen reingeritten, da kann ich mich doch nie mehr heile rausreden. Hilfesuchend sehe ich Clark und Oliver an. “Ähm, ich...” stammele ich leise. Mir fehlen die Worte. Verdammt! “Was meinst du mit ‘wirklich gespielt’,” fragt Lois abschätzend, mit zusammengekniffenen Augen. “Mir kommt das alles schon die ganze Zeit so verdächtig vor. Was stimmt hier nicht? Los, sag schon,” fordert sie stichelnd. “Ach.... Nichts!” Mir fällt absolut nichts mehr ein. Wieso habe ich mich nur so provozieren lassen? Am liebsten würde ich wegen meiner eigenen Dummheit laut los schreien. Sie war es nun wirklich nicht wert, dass unser Geheimnis auffliegt. “Olli, was wird hier gespielt,” wendet sich Lois nun an Oliver. Dieser presst die Lippen zusammen und schaut Clark und mich kopfschüttelnd an. Um Hilfe flehend nicke ich ihm zu. “Ähm, weißt du... Also... Clark und Sarah haben uns bei der Befreiung von Chloe geholfen. Um genau zu sein, ohne sie wäre Chloe jetzt nicht hier!” Ich blicke Oliver erleichtert an und forme ein lautloses ‘Danke’ mit den Lippen. Allerdings habe ich in diesem Augenblick noch nicht darüber nachgedacht, dass Lois weitere Fragen stellen könnte. “Ich dachte ihr hättet alleine... Aber.... Wieso habt ihr mich nicht auch mitgenommen?” Lois schaut Oliver beleidigt an. Ihre Enttäuschung ist ihr anzusehen, auch wenn sie versucht es zu verbergen. “Ihr nehmt die Beiden mit und mich betäubt ihr erst mal stundenlang? Warum?” Sie redet nun auffallend ruhig. “Wir wollten dich nicht in Gefahr bringen, Lois,” mischt sich nun Clark ein. “In Gefahr bringen? Ihr Zwei seid die größten Landeier überhaupt! Ich habe von meinem Dad eine Menge gelernt, Kampftechniken und den ganzen Kram. Im Gegensatz zu euch, weiß ich mich zu verteidigen und jetzt versucht ihr mir zu erzählen, ihr wolltet mich beschützen? Das kann doch nicht stimmen. Was ist euer Geheimnis?” “Wir haben kein Geheimnis! Wir wollten wirklich nur, dass dir nichts geschieht,” stimme ich Clark nachdrücklich zu. “Du brauchst hier überhaupt nichts mehr zu sagen, du Miststück! Dir glaube ich nicht das Geringste!” Lois sieht mich an, als wolle sie mir gleich an den Hals gehen, während sich ihre Stimme nun vor Wut fast überschlägt. Ich bin dermaßen geschockt, dass ich kein Wort mehr heraus kriege. Hat sie tatsächlich ‘Miststück’ zu mir gesagt? Was bildet sie sich eigentlich ein? Ich spüre wieder, wie sich mein Herz einen Weg aus meinem Brustkorb sucht. Mein ganzer Körper steht nun unter Spannung. Noch ein falsches Wort von ihr, und ich kann für nichts mehr garantieren. Ich spüre, wie sich meine Hände unwillkürlich zu Fäusten ballen. Das Blut pulsiert in mir, dass ich es in meinen Ohren rauschen hören kann. Clark scheint zu bemerken, dass die Situation gleich eskalieren wird. Er geht einen Schritt auf Lois zu, so dass er zwischen uns steht, und sieht sie drohend an. Es liegt eine unglaubliche Spannung in der Luft. Clarks Stimme ist deutlich zu entnehmen, wie schwer es ihm fällt, sich selbst unter Kontrolle zu halten: “Lois, pass auf was du sagst. Sarah war genau so um dein Wohl besorgt, wie wir auch.” “Pah! Clark, merkst du eigentlich nicht, dass sie dich ruck zuck um den Finger gewickelt hat? Mit ihr stimmt doch etwas nicht. Ich weiß, dass du naiv bist und immer an das gute im Menschen glaubst, aber diese Scheinheiligkeit müsste selbst dir auffallen! Sie steckt bestimmt mit den Entführern unter einer Decke!” “Lois,” mischt sich Oliver wieder ein und sieht sie eindringlich an. “Du gehst zu weit!” Lois nickt kurz und blickt missmutig zwischen den beiden Männern hin und her. Ich kann mir denken, wie gerne sie jetzt mit mir alleine hier wäre. “Alles klar!” Sie hebt die Hände abwehrend vor sich und geht zwei Schritte zurück. “Geht ihr ihr nur alle auf den Leim. Ich tu es nicht. Erst schließt sie Freundschaft mit Chloe, um sich Informationen für die Entführer zu verschaffen. Und dann macht sie sich an Chloes Freunde ran, um auch noch deren Vertrauen zu gewinnen. Wer weiß wer von euch als nächstes entführt wird!? Von euch weiß sie ja jetzt bestimmt auch genug. Aber ich falle nicht darauf rein. Ihr werdet noch sehen, was ihr davon habt. Sagt mir bescheid wenn Chloe wach ist, dann werde ich sie zu mir holen. Hier bleib ich jedenfalls nicht mehr. Und ich warne euch, wenn ihr mir nicht bescheid gebt, jage ich euch die ganze Armee auf den Hals!” Lois geht erhobenen Hauptes davon, steigt in ihr Auto und verlässt die Farm. Schweigend blicken wir dem Auto hinterher. Das ist dann wohl eine offensichtliche Kriegserklärung mir gegenüber gewesen. Wenn sie es so will, soll sie es haben. Trotzdem bin ich ein wenig verwirrt. Wie kann Lois nur so unausstehlich sein, wo doch ihre Cousine so liebenswürdig ist? “Was war denn hier los?” fragt AC, der gerade mit den anderen beiden Jungs aus der Scheune kommt. “Ihr ward eben nicht zu überhören!” “Lois! Sie weiß, dass Sarah und Clark bei Chloes Befreiung dabei waren und hat eine Szene gemacht,” erklärt Oliver sachlich. “Szene ist gut! Sie hält mich für die Ausgeburt des Teufels,” ergänze ich verbittert. Meinetwegen braucht Lois hier nicht wieder aufzutauchen. Soll sie doch beleidigt abdampfen. Es ist besser so! Noch ein weiteres Wort und ich wäre komplett ausgerastet. Mich dermaßen in Rage zu bringen, hat bisher noch niemand geschafft. Noch immer stehe ich absolut angespannt, mit verbissenem Blick da, als Clark seinen Arm um meine Taille legt. “Aber das, was sie sagt, erscheint logisch, wenn man davon ausgeht wie wenig sie eigentlich weiß. Sie ist misstrauisch und das zurecht,” versucht er mir schonend beizubringen. “Allerdings,” stimmt Oliver zu und sieht mich sanftmutig an. “Es ist wirklich merkwürdig, wie das alles so gekommen ist. Ich habe mich auch schon einige Male gewundert, dass du so schnell Clark für dich gewonnen hast. Und seitdem du auch noch die gleichen Kräfte wie er bekommst, wird alles noch absurder!” “Aber wir wissen jetzt warum,” erklärt Clark, kaum das Oliver ausgesprochen hat. “Lasst uns in die Scheune gehen, wir erzählen euch alles. Wir waren gerade bei Jor-El!” Clark greift meine Hand und geht zur Scheune, die Anderen folgen uns. Eine viertel Stunde später haben wir alles berichtet. Gemütlich sitzen wir in Clarks Loft in der Scheune um einen Heuballen herum. Chloe liegt ein paar Meter neben uns im Stroh. Sie schläft noch immer. “Dann haben wir jetzt also zwei Kryptonier vor uns sitzen,” stellt Bart beeindruckt fest. Clark und ich nicken zustimmend. Es fühlt sich komisch an, das nun, zum ersten Mal, aus dem Mund eines Anderen zu hören. Langsam wiederhole ich das Wort in Gedanken. Kryptonier… “Und euer Job ist es, jetzt ganz viele Nachkommen zu zeugen,” grinst Bart neckisch und holt mich damit sofort aus meinen Gedanken zurück. Ich spüre wie mir das Blut in den Kopf schießt und ich rot anlaufe, soweit habe ich bisher noch nicht gedacht. Aber damit hat er wahrscheinlich Recht. Doch es ist noch viel zu früh über so etwas zu sprechen. Wir stehen gerade mal am Anfang unserer Beziehung und es gibt noch so viele unbeantwortete Fragen. “Naja, ich weiß nicht ob es Sinn macht, ein Volk zu retten, das sich selbst zerstört hat,” murmelt Clark, der scheinbar, im Gegensatz zu mir, schon darüber nachgedacht hat Nachkommen zu zeugen. “Hey, wenn alle so werden wie ihr, dann lohnt es sich allemal,” beteuert Viktor mit einem ernsten Blick. “Das ist lieb von dir,” lächele ich Viktor an. “Leider ist nicht jeder dieser Meinung! Wenn ich da an Lios denke…” Mein Blick wird traurig, obwohl ich gar nicht weiß warum. Es ist mir eigentlich egal, was Lois von mir hält und doch trifft es mich nun ein bisschen. Vielleicht weil ich ihr nicht erklären kann, wieso das alles geschieht. Würde ich zu ihr ehrlich sein können, dann wäre alles einfacher. Vielleicht wäre sie dann gar nicht so ein Biest. Oliver scheint meine Gedanken erraten zu können. “Ach, mach dir wegen Lois keinen Kopf. Sie ist von Natur aus misstrauisch. Wenn mit Chloe wieder alles in Ordnung ist, wird sie sich wieder beruhigen. Ihr müsst ja keine Freundinnen werden!” Er sagt das sehr eindringlich, als wäre er sich bereits sicher, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. “Müsste Chloe nicht endlich mal aufwachen?” wirft Clark plötzlich ein und sieht besorgt zu seiner Freundin hinüber. “Eigentlich schon. Ich vermute mal, durch ihre lange Betäubung in der Röhre, hat mein Pfeil noch etwas stärker gewirkt. Aber ihre Körperfunktionen sind alle normal, also kein Grund zur Sorge,” versucht Oliver Clark zu beruhigen. Kein Grund zur Sorge? Vielleicht nicht deswegen, dass es ihr körperlich nicht gut geht, aber ihr Verhalten macht mir doch sehr große Sorgen. Was war nur in sie gefahren, als sie auf uns losgegangen ist? “Ich wäre trotzdem froh, so schnell wie möglich herauszufinden, warum Chloe das getan hat,” mische ich mich mit zitternder Stimme ein. Als ich wieder an diese schrecklichen Szenen in der Scheune denken muss, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. “Mit Chloe müssen furchtbare Dinge gemacht wurden sein, dass sie zu so etwas im Stande war,” sage ich besorgt. Die Jungs nicken zustimmend und eine beunruhigende Stille kehrt ein. Jeder scheint sich Gedanken zu machen, was mit Chloe geschehen sein könnte. “Wie sieht es aus? Hat jemand Hunger?” fragt Clark, um das Schweigen zu brechen. “Allerdings,” meint AC wild nickend. “Okay, ich mach uns schnell ein paar Sandwichs, bin gleich zurück!” Schnell düst Clark davon und ist eine Minute später wieder zurück. Er stellt einen Teller mit etlichen Sandwichs vor uns ab, ist dann wieder verschwunden und kommt mit Gläsern und Saft zurück. Alle langen ordentlich zu. Mit vollen Mündern unterhalten wir uns nun angeregt über alles mögliche. Es fallen sogar einige Scherze, als würden durch das Essen alle Sorgen aus unseren Körpern herausgeschwemmt werden. Es tut gut, mal wieder zu lachen. Doch ganz plötzlich, breitet sich ein schnell zunehmender Schmerz in mir aus. Was ist nun los? Verkrampft sehe ich Clark an. Auch er verzieht sein Gesicht. Oh nein, ich kenne diesen Schmerz. Erst vor zwei Stunden war ich ihm ausgesetzt gewesen. Er lässt meinen Brustkorb zusammen ziehen, so dass ich nach Luft ringen muss. Rasendschnell hat er meinen gesamten Körper eingenommen und eine unglaubliche Schwäche überkommt mich, die mich kraftlos zusammensacken lässt. Es tut so schrecklich weh! Ich kann mich nicht mehr halten und falle, vom Heuballen, auf den Boden. Keine Sekunde später liegt auch Clark am Boden. Alles geht unglaublich schnell. Ich blicke auf und sehe Chloe, wie sie, mit einem Gewehr auf mich gerichtet, einige Meter von uns entfernt steht. Sie muss sich die Waffe aus dem Haus geholt haben, ebenso wie das Kryptonit, dass sie neben uns geworfen hat. Wie konnten wir das nur nicht mitkriegen? “Keiner rührt sich, oder sie ist tot,” sagt Chloe ruhig. Langsam geht sie auf mich zu, das Gewehr auf meinen Kopf gerichtet. Alle starren sie entsetzt an. Was hat sie vor? Will sie mich umbringen? Todesängste machen sich in mir breit. Voller Furcht sehe ich zu ihr hoch. Doch plötzlich liegt Chloe am Boden, das Gewehr landet weit hinter ihr. Meine Kraft kehrt augenblicklich zurück, ebenso auch bei Clark, der sich wieder aufrappelt. Verwirrt sehe ich mich um. Das Kryptonit ist verschwunden. Der Schmerz ist so ebenso schnell fort, wie er kam. Sofort erkenne ich, was geschehen ist. Bart hat Chloe umgestoßen und die Steine hinaus geworfen. Sie hatte nicht den Hauch einer Chance so schnell abzudrücken. Sofort ist Clark bei ihr und hält sie fest. “Chloe, was ist los mit dir,” fragt Clark unruhig. “Was haben sie mit dir gemacht?” “Niemand hat etwas mit mir gemacht, Clark. Ich zeige nur meine wahren Gefühle. Ich hasse dich! Und deine Freundin hasse ich noch viel mehr!” Sie spuckt mir vor die Füße und versucht sich zappelnd aus Clarks Griff zu entwinden. Verzweifelt versuche ich sie zum Nachdenken zu animieren: “Selbst wenn du uns noch so hasst, du würdest niemals jemanden töten, Chloe! Überleg doch mal, willst du wegen Rachegelüsten selbst ins Gefängnis kommen? Nein, dafür bist du doch viel zu klug. Denk nach, was haben sie mit dir gemacht?” Da kommt mir selbst eine Idee. Sofort spreche ich sie aus: “Clark, du hast doch mal gesagt, dass silbernes Kryptonit dich wahnsinnig macht, wie Paranoia. Könnte es etwas damit zu tun haben? Vielleicht wirkt es ja nicht nur bei dir so!” Clark sieht mich nachdenklich an. “Haltet sie mal,” bittet er dann AC und Viktor. Die Beiden sind sofort bei ihm und nehmen ihm Chloe ab, die sich noch immer wild wehrt. An beiden Armen halten sie sie fest. Clark stellt sich ihr gegenüber und sieht sie prüfend an. Scheinbar hält er meinen Einfall für möglich, denn es sieht ganz so aus, als wenn er unsere Freundin mit dem Röntgenblick durchleuchtet. “Ich kann nichts erkennen,” sagt er enttäuscht. Chloe lacht lauthals auf. Sie klingt dabei wie Eine, die der Irrenanstalt entflohen ist. Da fällt mir etwas auf. In ihrem Mund kann ich etwas aufblitzen sehen. Ich gehe zu ihr und halte ihre Kiefer auseinander. Sie versucht sich zu weigern, aber durch meine Kräfte hat sie keine Chance sich irgendwie zu entwinden. Sie beginnt durch die Nase zu schnaufen und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen auf. Doch ich lasse mich nicht davon beirren. “Siehst du die Krone da hinten, auf ihrem Zahn. Die ist mir vorher nie aufgefallen, sie ist silbern,” mache ich Clark aufmerksam. “Ja, ich dachte es wäre eine normale Krone, so sieht es jedenfalls aus. Aber du hast Recht, ich hab sie schon öfter mit dem Röntgenblick durchsucht, so was hatte sie beim letzten Mal noch nicht. Warte!” Clark greift ihr vorsichtig in den Mund und löst die Krone von ihrem Zahn. In diesem Moment scheint alle Kraft aus ihr zu weichen und sie sackt in sich zusammen. Clark schmeißt die Krone aus dem Fenster, nimmt Chloe AC und Viktor ab und legt sie behutsam in das Stroh. Langsam öffnet sie ihre Augen und sieht uns fragend an. “Wo bin ich?” haucht sie verwirrt. “In meiner Scheune. Jetzt wird alles wieder gut, Chloe,” sagt Clark beruhigend und streicht ihr sanft über den Arm. Eine Stunde später sitzen wir mit Chloe in der Küche. Oliver und seine Jungs haben sich auf den Weg zu Lois gemacht, um sie in Kenntnis darüber zu setzten, dass ihre Cousine erwacht ist. Chloe berichtet nun von ihrer Entführung, denn sie kann sich wieder an alles erinnern. “Die Wissenschaftler dort haben eine Methode mit dem silbernen Kryptonit entwickelt, die dafür sorgt, dass man nur noch seine böse Seite auslebt und das ohne jeglichen Skrupel. Sie haben den Leuten falsche Erinnerungen im Hirn eingespeist und sie dann mit dem Kryptonit infiziert. Daraufhin gehen die Leute auf wildfremde Menschen los um sich zu rächen und sie umzubringen, nur weil sie meinen sie zu kennen, was aber gar nicht stimmt. Mir haben sie zum Glück noch keine falschen Erinnerungen eingeflößt, wer weiß wen ich sonst hätte umbringen wollen. Ihr müsst wissen, ich habe euch damals im Park gesehen. Von meiner Abteilung aus habe ich freien Blick in den Park. Ich habe gesehen wie ihr euch geküsst habt und bin furchtbar enttäuscht gewesen, deswegen bin ich durch das Kryptonit wohl auf euch losgegangen,” schließt Chloe ihre Erzählung. “Aber, wir haben uns nicht geküsst,” dementiere ich sofort. “Ich habe gesehen wie ihr kurz davor wart, dann habe ich weggeblickt, dass musste ich mir nicht antun,” erklärt Chloe niedergeschlagen. Mit ihren Worten wird mir bewusst, wie sehr wir Chloe damit wehtun, dass wir zusammen sind. Sie tut mir so leid und ich wünschte, alles wäre anders gekommen. Doch es lässt sich nun mal nichts rückgängig machen. “Chloe, heute Nacht hast du gesagt es wäre okay für dich, dass wir zusammen sind,” meint Clark leicht fragend. Chloe steigen Tränen in die Augen. “Heute Nacht war ich nicht ich selbst,” wispert sie leise. Betrübt blicke ich zu Clark. Das Einzige, womit ich sie vielleicht etwas trösten kann, ist, ihr zu sagen, dass sie nie hätte Clarks Herz erobern können. Das würde sie bestimmt ein bisschen erleichtern und alles einfacher für sie machen. “Chloe, wir müssen dir etwas sagen!” Und dann berichte ich ihr die ganze Wahrheit, die uns Jor-El offenbart hat. Ich hoffe Chloe damit ihre Enttäuschung zu nehmen. Sie hatte nie eine Chance bei Clark. Selbst mit Lana wäre Clark nie dauerhaft zusammen gekommen, weil ihm einfach etwas Anderes bestimmt ist. Tatsächlich heitert sich Chloes Miene etwas auf, als sie erfährt, dass sie niemals mehr als eine gute Freundin hätte werden können. Das auch ich vom Krypton bin, stört sie überhaupt nicht. Sie hat schon so viel erlebt, dass sie nichts mehr zu überraschen scheint. Ich bin erleichtert, dass sie alles so gut aufnimmt. Ihre Reaktion hätte auch anders ausfallen können. Doch plötzlich schaut sie uns stockend an, als wäre ihr gerade etwas unerwartetes in den Sinn gekommen. “Moment mal. Die Typen im Labor haben meine Gedanken gelesen. Vielleicht wussten sie auf wen ich losgehen würde. Wenn das so ist, brauchten sie mir keine falschen Erinnerungen einflößen. Und da Lex hinter der ganzen Sache steckt, hat er sich bestimmt gedacht, dass ich mehr von dir weiß, Clark.” Entsetzt hält sie sich die Hand vor den Mund. “Oh mein Gott, vielleicht weiß Lex schon längst alles von dir!” Panisch blickt sie uns an. “Lex hat wahrscheinlich gehofft, dass ich auch Fähigkeiten besitze um dich umzubringen, so wie die anderen Freaks, die er mit mir dort gefangen hielt. So müsste er sich nicht selbst die Finger schmutzig machen. Irgendwie habe ich sogar eine Fähigkeit dich zu bezwingen, denn ich weiß was dich schwächt. Und wenn die Forscher das tatsächlich durch meine Gedanken raus bekommen haben, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis Lex....” Chloe schafft es nicht zu Ende zu sprechen. Sie sieht uns mit tränenerfüllten Augen an und schluckt. “Es tut mir so leid,” wimmert sie aufgelöst. Ich nehme meine Freundin in den Arm. Auch wenn sie mit ihrer Vermutung Recht hat, sie braucht nun Trost. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich ihre Vermutung nun selbst in Angst und Rage versetzt. Wenn es stimmt was sie sagt, weiß Lex nun alles über Clark. Seine Stärken, seine Schwäche, seine gesamte Identität. Clark wäre nicht mehr sicher vor ihm. Bemüht diesen Gedanken schleunigst zu verdrängen, rede ich Chloe gut zu: “Chloe, noch wissen wir nicht ob deine Theorie stimmt. Und selbst wenn, du kannst doch überhaupt nichts dafür. Du konntest dich nicht wehren. Bitte gib nicht dir die Schuld daran!” Fest an mich gedrückt wiege ich sie in meinen Armen. Sie tut mir so unendlich leid. Was muss sie nur alles ertragen, weil sie mit uns befreundet ist. Während ich Chloe weiterhin umarme sehe ich Clark an. Er starrt gedankenverloren in die Luft. Sein Gesicht offenbart nicht, was er denkt. Was mag wohl gerade in ihm vorgehen? Fragend sehe ich ihn an. Schließlich fällt sein Blick auf mich und er guckt mich nervös an. “Ich muss zu Lex,” meint er verbittert und ist direkt darauf verschwunden. “Nein, Clark!” rufe ich ihm hinterher und lasse von Chloe ab. “Sarah, du musst ihn aufhalten. Wenn er jetzt zu Lex geht, geht er ihm in die Falle,” meint Chloe aufgeregt. Flehend sieht sie mich an. Wie stellt sie sich das vor? Ich kann Clark nicht stoppen. Ich bin mit meinen Fähigkeiten längst noch nicht so weit wie er. “Aber wie? So schnell bin ich nicht, Chloe. Ich habe keine Chance ihn einzuholen,” entgegne ich verzweifelt und lasse meinen Blick zur Tür schwenken, aus der Clark gerade verschwunden ist. “Du musst es versuchen. Halte ihn auf, sein Leben hängt vielleicht davon ab,” versucht Chloe mich zu motivieren. Panik ergreift mich. Ich kann noch nicht so schnell laufen wie Clark, diese Fähigkeit habe ich noch nicht. Aber Chloe hat Recht, ich muss es versuchen. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn er nun in sein Verderben läuft. Nicht nach all dem, was wir in den letzten Tagen durch gestanden haben. Ich werfe meiner Freundin ein knappes Nicken zu, dann laufe ich schnell los. Aus der Tür hinaus, über die Veranda, durch den Vorgarten, über den Hof und an der Scheune vorbei. Wo das Schloss liegt, weiß ich. Auf dem Weg nach Metropolis sind wir daran vorbei gekommen. Ich lasse Clarks Auto stehen, denn ich weiß, dass ich damit auf jeden Fall zu spät komme. So schnell wie möglich tragen mich meine Beine den Weg von der Farm fort. Schon jetzt bin ich außer Atem, doch ich hoffe, dass das Superspeed einfach irgendwie einsetzt. Aber nichts geschieht. Auf der Straße vor der Kentfarm überlege ich gerade, ob ich nicht doch umkehren und das Auto nehmen soll, als die Bäume plötzlich nur so an mir vorbeirasen. Ich habe es geschafft, ich bin unglaublich schnell! Es ist, als könnte ich die Zeit verlangsamen und mich selbst normal weiterbewegen. Autos kommen mir entgegen, doch sie scheinen fast still zu stehen. Es ist ein überwältigendes Gefühl und auch die Anstrengung die ich eben noch spürte ist nun verebbt. Innerhalb von ein paar Sekunden bin ich vor dem Schloss der Luthors angekommen. Dort steht Clark vor dem Tor. Ich sehe, wie er noch zögert. Es scheint, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob er das richtige tut. Sofort bin ich bei ihm. Er sieht mich verwundert an. Damit, dass ich hier so schnell auftauche, hat er offensichtlich nicht gerechnet. “Jetzt bist du so schnell wie ich,” bemerkt er trocken, dreht sich dann um und will das Tor passieren. Das ist alles? Eine kurze Bemerkung und dann weiter im Plan? Nein, so lasse ich ihn nicht davonkommen. Er neigt scheinbar immer noch dazu, mich zu unterschätzen. Ich greife nach seinem Arm und drehe ihn kraftvoll zu mir. “Clark, du darfst nicht zu Lex gehen. Wenn er von deiner Schwäche weiß, dann wird er vorbereitet sein,” versuche ich ihm eindringlich zu erklären. Clark will sich meinem Griff entziehen, und reißt seinen Arm los. “Ich muss wissen, was er alles weiß,” meint er verbissen und dreht sich wieder dem Schloss zu. Schnell stelle ich mich vor ihn und blicke ihm tief in die Augen. Wie kann er denn nur so naiv sein? “Vielleicht weiß Lex aber von nichts. Dann machst du ihn noch neugieriger und er wird so lange weiter forschen bis er dich bezwungen hat!” Clark schüttelt den Kopf, geht an mir vorbei und meint sachlich: “Das Risiko muss ich eingehen!” Das kann doch nicht sein Ernst sein? Entsetzt sehe ich ihm zu, wie er einige Schritte auf das Anwesen zugeht. Ich werde nicht zulassen, dass er in sein Unglück rennt. Schnell blicke ich mich um, ob wir beobachtet werden. Ich kann Niemanden sehen und auch die Kameras sind nicht auf uns gerichtet. Schnell packe ich Clark an den Schultern und schleudere ihn von dem Tor weg. Die Kraft die ich dabei freisetze, lässt mich selbst erschrecken. Clark landet einige Meter entfernt an einem Baum. Sofort rappelt er sich auf und steht im Nu wieder vor mir. Seine Gesichtzüge sprechen nun Bände. Noch nie habe ich ihn so wütend gesehen. Instinktiv weiche ich einen Schritt zurück. Er schreit mich entrüstet an: “Was soll das? Es ist meine Entscheidung was ich tue.” Ich zucke ein wenig zusammen, als er mich so anfährt. Meine Lippen zittern. Wie kann ich ihn nur davon abbringen ins Schloss zu gehen? Verzweifelung macht sich in mir breit und spiegelt sich auch in meinem Blick wieder. “Lass mich durch! Ich will dir nicht weh tun,” sagt er nun in besänftigendem Ton. “Dann lass es,” wimmere ich mit flehendem Blick. Mir fällt nur noch eine Sache ein, die ihn vielleicht von seinem Vorhaben abbringen könnte: “Was meinst du wie lange es dauern wird, bis Lex es auch auf mich absieht, wenn er erst mal um dein Geheimnis weiß, oder dich sogar besiegt hat. Er wird versuchen mir etwas anzutun, nur um dir eins auszuwischen. Er wird wollen, dass du mich verlierst, so wie er Lana verloren hat. Willst du das?” Clark sieht mich mit aufgerissenen Augen an. Ich spüre wie die Gedanken in ihm rasen. Ich habe seinen wunden Punkt getroffen. Er würde nie wollen, dass andere Leute wegen seinem Verhalten leiden müssten. Das könnte er nicht ertragen. Nachdenklich, fast innerlich zerrissen, wirkt er nun. Nach langem Zögern meint er leise: “Aber ich kann nicht zulassen, dass Lex unser Geheimnis erfährt.” Will er mich nicht verstehen? Wieso nur, ist er so verbissen und stur? Da wird mir klar was Clark vor hat. Er will Lex töten. Ihn umbringen, damit Lex nie wieder irgendwelche Leben bedrohen kann. Aber das ist doch nicht Clark! Kenne ich ihn doch erst so wenig? Bei allem was mir Chloe über ihn berichtet hatte, müsste Clark nun ganz anders reagieren. Ich dachte immer, er würde an das gute im Menschen glauben, es ist doch fast wie eine Philosophie für ihn. Was bewegt ihn jetzt dazu, Lex umbringen zu wollen? Geschockt sehe ich ihn an, während sein Blick auf dem Schloss ruht. “Clark, sei vernünftig. Wenn du jetzt da rein gehst, bist du ihm in die Falle gegangen. Wir können Lex so nicht besiegen. Außerdem lässt du dich so auf sein Niveau herab, das ist es doch nicht wert. Sieh mich an!” fordere ich ihn mit fester Stimme auf. Er folgt meiner Aufforderung, blickt mich an und ich lege meine Hand auf seine Wange. “Ich liebe dich! Weil du so bist wie du bist,” hauche ich mit zittriger Stimme. “Jetzt Lex zu töten, wäre der größte Fehler den du machen kannst. Davon abgesehen, ist er wahrscheinlich auf dich vorbereitet. Und wenn nicht, weiß er noch nicht von deinem Geheimnis. Dann hättest du ihn auf dem Gewissen und würdest dir ewig Vorwürfe machen. Wir müssen jetzt einfach abwarten wie es weitergeht.” “Damit er in Ruhe einen Plan schmieden kann, wie er uns am besten besiegt,” fragt Clark höhnisch und nimmt meine Hand von seiner Wange. “Nein, um mit Oliver und seinen Jungs das Projekt 33.1 lahm zu legen. Und um alle Informationen, die er von Chloe hat, zu vernichten. Das wird Lex zurückwerfen,” erkläre ich sachlich. Fragend blicke ich ihn an, darauf wartend, wie er reagiert. Ich kann seine Wut fühlen. Er atmet schwer aus und lässt den Blick zu Boden sinken. “Du hast Recht. Ich würde zu viel riskieren. Wir werden erst mal mit Oliver darüber sprechen,” lenkt er endlich ruhig ein. Erleichtert ergreife ich seine Hände. Die Angespanntheit, die in den letzten Augenblicken meinen Körper fast zersprengt hatte, verschwindet. “Gut! Ich hatte wirklich Angst, dass ich dich jetzt, nach all dem, verliere!” Ich hebe seine linke Hand hoch und gebe ihr einen Kuss. Daraufhin stellt er sich dicht an mich, schiebt seine Hand sachte unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an, so dass ich ihm in die Augen blicke. “Ich würde es nicht ertragen, wenn Lex dir etwas antun würde,“ meint er liebevoll und beugt sich immer weiter zu mir herab. Nur einige Zentimeter trennen unsere Gesichter und ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut. Sanft greife ich ihm in den Nacken und wir lassen unsere Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss verschmelzen. Ich liebe es seine weichen Lippen auf meinen zu spüren. Sie lassen mich alles Schlechte vergessen und spenden mir Geborgenheit, Wärme und unendliche Liebe. Eine Liebe, die nach mehr verlangt. Plötzlich spüre ich ein Brennen in meinen Augen. Sie sind geschlossen und ohne jeden Grund beginnen sie mitten im Kuss zu schmerzen. Was hat das zu bedeuten? Wieso muss dieser wunderbare Augenblick so jäh unterbrochen werden? Mit einem leisen Stöhnen, muss ich Clark zurückschieben, um mir die Augen reiben zu können. Doch als ich sie öffne, steht kurz darauf Clarks T-Shirt in Flammen. Fuchtelnd haut er mit seinen Händen auf seiner Brust herum, um das Feuer auszuklopfen. “Schnell, mach die Augen zu!“ fordert er hektisch. “Das ist der Hitzeblick. Du musst kurz warten, bis das Brennen vorbei ist, sonst steht hier gleich alles in Flammen!” Ich schließe sofort die Augen und höre deutlich, wie Clark in sich hinein lacht. “Was ist so lustig daran?” frage ich ihn mit zusammengekniffenen Augen. Ein verbrannter Geruch steigt mir in die Nase. Wieso muss diese Fähigkeit ausgerechnet jetzt einsetzen? “Ach, nichts!” Grinsend steht er mir gegenüber, als ich die Augen wieder öffnen kann. “Warum grinst du so,” frage ich verärgert. Seine Reaktion macht mich wahnsinnig. Kann er nicht sagen, was er denkt? “Naja…“ murmelt er sichtlich belustigt. “Mein Hitzeblick kam, als ich an Sex dachte. Aber keine Sorge, ich hatte ihn schnell im Griff. Du wirst das auch schaffen!” Sex? Ach du liebe Güte! Soll das heißen, ich darf nun nicht mehr an diese Sache denken? Kein Kuss und nichts? “Das hoffe ich doch,” sage ich verlegen. Ich betrachte mein Werk an ihm und muss nun selbst Grinsen. Durch das verkohlte T-Shirt schimmert Clarks durchtrainierte Brust und sofort spüre ich wieder dieses Brennen. Schnell kneife ich die Augen zusammen und halte mir vorsichtshalber noch die Hände davor. Nebenbei bitte ich ihn: “Könntest du dir bitte irgendwie was überziehen!” Ich spüre förmlich wie er sich zusammenreißen muss, um nicht laut loszulachen. “Wieso denn?” “Clark, bitte, es ist nicht lustig,” sage ich schnippisch, genervt davon, die Sache noch nicht unter Kontrolle zu haben. “Nicht?” Ich versuche mit geschlossenen Augen nach ihm zu hauen, aber treffe ihn nicht. Es scheint ihn Spaß zu machen, mich damit zu ärgern. “Ist ja gut. Ich lauf schon mal zurück, bis gleich!” Durch einen Lufthauch spüre ich, dass er weg ist. Na super, jetzt lässt er mich hier auch noch allein stehen. Das Brennen verschwindet augenblicklich und ich öffne vorsichtig meine Augen. Alles scheint wieder in Ordnung zu sein. Ich blicke mich um, niemand hat etwas sehen können, zum Glück. Ein Gutes hatte es ja doch, dass der Hitzeblick nun gekommen ist, das Thema Lex, hat sich somit für diesen Moment erledigt. Kapitel 6: Mission Clark Kent ----------------------------- Mission Clark Kent Eine Minute später bin ich wieder auf der Farm angekommen. In der Küche treffe ich auf Chloe, die nachdenklich am Tresen sitzt. Sie macht sich gerade Notizen in ein kleines Buch. Sie legt den Stift ab und schaut auf, als ich zu ihr trete. Mit einem Grinsen sieht sie mich an: “Da bist du ja. Ich habe mich schon gewundert warum Clark allein zurück gekommen ist. Ihr habt euch ganz schön gefetzt, oder? So wie sein T-Shirt aussah. Schade, ich hätte ja gern mal gesehen wie sich zwei Kryptonier bekämpfen,” lacht sie mit fröhlicher Miene. “Quatsch! Es hat zwar etwas gedauert, bis ich ihn davon abhalten konnte Lex einen Besuch abzustatten, aber wir haben uns doch nicht bekämpft,” meine ich empört. Zugleich bin ich aber unendlich erleichtert, meine Freundin endlich mal wieder Lachen zu hören. Ich weiß nicht, ob ich sie, seit ich hier bin, überhaupt jemals lachend gesehen habe. Wenn, dann nur in der Nacht, als ich hier in Kansas angekommen bin. “Warum rennt er dann mit so einem verkohlten T-Shirt herum? War das etwa Lex,” stutzt Chloe und holt mich damit aus meinen Gedanken zurück. “Nein,” schüttele ich den Kopf. “Ich habe meinen Hitzeblick bekommen und der ist ...ähm... etwas außer Kontrolle geraten,” sage ich leicht verlegen. “Ha, da kann ich ja froh sein, dass es Clark getroffen hat und nicht mich,” scherzt Chloe mit hochgezogenen Augenbrauen, “sonst würde ich wie sein T-Shirt aussehen.” Ich atme laut aus und sehe zu Boden. Mir ist diese Sache wirklich peinlich. Doch ein Grinsen kann ich nicht unterdrücken und so zucken meine Mundwinkel wie von allein nach oben. Chloe sieht mich fragend an, als würde sie erwarten, dass ich noch etwas sage. Als sie merkt, dass ich alles andere tun will, als über dieses Thema weiter zu sprechen, meint sie: “Naja, jedenfalls, Clark ist oben und zieht sich um.” Kaum dass sie ausgesprochen hat, höre ich auch schon Jemanden die Treppe herunterpoltern. Clarks Stimme ist zu hören: “Hey Chloe, hat sich Olli gemeldet, oder Lo...” “Clark, bitte, zieh das T-shirt an, sonst hab ich gleich euer Haus abgefackelt,” unterbreche ich ihn, als mein Blick auf ihn fällt. Er hat sich noch nicht komplett umgezogen. In einer Hand hält er das verkohlte, in der anderen ein frisches T-Shirt. Mit nacktem Oberkörper kommt er schließlich vor der Treppe zum Stehen. Sofort überkommt mich dieses verdächtige Brennen in den Augen wieder. Das darf doch nicht wahr sein. Schnell drehe ich mich um und kneife die Augen zusammen. Jetzt kann ich nicht mal mehr meinen Freund ansehen, was ist das nur für eine bescheuerte Fähigkeit. Wo ich ihn doch am liebsten jede Sekunde nur so sehen würde. “Fertig!” Lächelnd steht Clark vor dem Treppengeländer, als ich mich wieder umdrehe und die Augen öffne. Chloe steht zwischen uns und guckt völlig verwundert zwischen uns hin und her. Sie hebt ihre linke Hand und zeigt auf mich, dann auf Clark und wieder auf mich. Ihr Mund steht offen und sie will eindeutig eine Frage stellen, aber es dauert eine Weile bis ein Ton aus ihr hervor kommt. “Was... Warum... Was hatte das jetzt bitte zu bedeuten?” stottert sie verwirrt in den Raum und wendet sich dann konkret an mich: “Was hat dein Hitzeblick mit Clark zu tun?” “Nichts direktes,” versuche ich sie abzuwimmeln. “Sie denkt an Sex,” gibt Clark seinen Senf trocken dazu. Mir klappt der Kiefer runter und ich sehe meinen Freund mit einem tödlichen Blick an. Chloe hatte mir oft erzählt, Clark sei manchmal etwas verklemmt, aber irgendwie ist er das, seit ich hier bin, gar nicht. Liegt das an mir oder hat er sich einfach geändert weil er älter geworden ist? Eigentlich ist das auch völlig egal. Er hat mich gerade ziemlich bloß gestellt und ich spüre wie mir die Röte ins Gesicht steigt. “Was?” Chloe prustet los vor lachen. Sie scheint sich gerade köstlich zu amüsieren. Wütend sehe ich Clark an, der triumphierend vor sich hin grinst. Er findet es wahrscheinlich wunderbar, dass es nicht nur ihm so erging, sondern ich nun das selbe Problem habe, wie er es am Anfang mit dem Hitzeblick hatte. “Tja, er macht dich halt heiß, Sarah!“ platzt es belustigt aus Chloe heraus und sie hält sich vor Lachen die Hand auf den Bauch. Ich sehe sie mit einem ironischen Lächeln an und nicke kaum sichtbar. Schön, dass sich hier alle so herrlich auf meine Kosten amüsieren können. Ich beschließe gar nicht mehr auf das Thema einzugehen und warte ab, bis sich Chloes Lachkrampf gelegt hat. Endlich lenkt Clark von dem Thema ab: “Chloe, hat sich Lois bei dir gemeldet, oder Oliver?” Chloe holt einmal tief Luft, bevor sie antwortet und sieht Clark nun wieder ernst an: “Ja, Lois hat angerufen. Oliver und die Jungs sind vor zehn Minuten losgefahren, sie müssten also so in einer halben Stunde hier sein.” “Was ist mit Lois, kommt sie nicht,” frage ich etwas zögernd. Innerlich bete ich, dass Lois schön dort bleibt, wo sie jetzt ist. Auf noch eine Begegnung mit Chloes nerviger Cousine kann ich nun wirklich verzichten. Chloe schüttelt den Kopf: “Sie sagte, solange du hier bist betritt sie die Farm nicht mehr. Sie hat mich auch vor dir gewarnt, dass du mit den Entführen unter einer Decke steckst und ich dir auf keinen Fall vertrauen sollte. Dass Clark und die Anderen dir schon alle auf den Leim gegangen sind und so. Ihr könnt euch wohl nicht besonders gut leiden, oder?” “Das ist noch milde ausgedrückt,” brumme ich abfällig. Chloe blickt mich verständnislos an. Doch anstatt nachzuhaken, wendet sie sich wieder ihren Notizen zu. “Was schreibst du denn da,” fragt Clark sie neugierig und blickt ihr über die Schulter. “Ach, ich schreibe auf, an was ich mich so alles erinnern kann. Vielleicht wird es uns ja später noch einmal helfen,” murmelt unsere Freundin und kaut dabei nachdenklich auf dem Stiftende herum. Plötzlich nimmt Clark Chloe in den Arm und meint: “Chloe, ich bin froh, dass ich dich wieder habe!” Ich spüre wie eine tiefe Liebe aus ihm spricht. Ich glaube er liebt sie, wie eine Schwester. Sehr plötzlich kommt sein Gefühlsausbruch und irritiert mich im ersten Moment, aber vielleicht wird Clark erst jetzt so richtig bewusst, was alles geschehen ist. Chloe strahlt ihn einfach nur an und scheint seine Umarmung zu genießen. Augenblicke, in denen Chloe sprachlos ist, gibt es wenige. Ich muss lächeln als ich die Beiden so sehe. Sie kennen sich schon so lange und haben so unheimlich viel miteinander durchgestanden. Eine so tiefe Freundschaft wie ihre gibt es nicht oft. Ich will die Zwei in diesem Moment nicht stören, also gehe ich nach draußen. Irgendwie muss ich mir etwas überlegen, um diesen dämlichen Hitzeblick unter Kontrolle zu bekommen. Ich baue ein paar Dosen, die ich in der Scheune zusammengekramt habe, auf einem Zaun auf und versuche sie mit dem Hitzeblick zu treffen. Leider erfolglos. Getroffen hätte ich wahrscheinlich schon, aber das Feuer, dass ich krampfhaft versuche aus meinen Augen zu drücken, fehlt. Mühevoll versuche ich auch nur einen kleinen Stahl abzuschießen, doch ich bekomme nur Kopfschmerzen vom angestrengten Stirn kräuseln. Okay, dann eben muss ich wohl oder über doch an Clark denken. Ich stelle mir vor, wie er sich nach dem Duschen mit den Händen durch die Haare wuschelt, nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet. Ein verträumtes Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus, als ich Clark in Gedanken ganz genau vor mir sehe. Ich liebe es, wenn er mir diesen Anblick bietet, dann sieht er so verdammt.... Oh, es geht los. Das Brennen erfüllt wieder meine Augen. Schnell richte ich meinen Blick auf die Dosen. Bevor ich richtig realisiere, wie es funktioniert, sind die ersten Dosen verschmolzen und zu Boden gefallen. Treffer!!! Ich übe ein paar Minuten, bis ich ein Gefühl dafür bekommen habe, den Feuerstrahl richtig einzusetzen. Schließlich brauche ich an nichts Bestimmtes mehr denken, um den Hitzeblick zu kontrollieren. Ich muss mich lediglich darauf konzentrieren, wie ich ihn einsetzten möchte. Hervorragend! “Jetzt hast du es raus, was?” höre ich eine erstaunte Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und mein Blick fällt auf Clark, der mich überrascht ansieht. “Sieht ganz so aus,” meine ich stolz. “Aber erst muss ich noch den Härtetest bestehen!” “Härtetest?“ sieht mich Clark verwirrt an. Es sieht so süß aus, wenn er seine Augenbrauen fragend zusammenzieht. Und er hat wirklich keine Ahnung, was ich meine. Wie auch? Für ihn spreche ich gerade in Rätseln. Aber er wird es ja gleich erfahren. Mit einem verführerischem Lächeln, stelle ich mich ganz dicht an ihn heran und lehne meinen Kopf in den Nacken. Meine Hände bahnen sich einen Weg zu seinem Po, den ich fordernd zu mir drücke. Sofort springt er auf meine Geste an und beugt sich etwas zu mir herunter. Ich stelle mich auf Zehenspitzen, schließe die Augen und schon kann ich seine weichen, warmen Lippen auf meinen spüren. Es fühlt sich an, als wäre der letzte Kuss eine Ewigkeit her, obwohl ich genau weiß, dass es nicht so ist. Langsam lasse ich den Kuss immer inniger werden, beginne sanft seine Zunge zu umspielen und an seinen Lippen zu saugen. Ich spüre, wie seine großen Hände an meinem Rücken hinaufwandern und er mich somit immer fester an sich drückt. Das wunderbare Gefühl, dass sich in mir ausbreitet lässt mich vergessen, warum ich hier überhaupt mit ihm, mitten auf dem Hof, stehe. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus und lässt mein Verlangen, ihm Nahe zu sein, steigern. Ich könnte ewig hier mit ihm stehen und einfach von seinen wunderbaren Lippen kosten. Doch schließlich entzieht er sich mir und sieht mich mit einem süffisantem Grinsen an. Sanft streicht er mir über die Wange und mustert mich genau. Er scheint nun zu ahnen, was ich mit ‘Härtetest’ meinte, doch er gibt kein Wort von sich. Bis jetzt habe ich den Hitzeblick unter Kontrolle, ich verspüre nicht das geringste Brennen in den Augen, trotz dieses wundervollen Kusses. Doch um ganz sicher zu gehen, lasse ich begierig meinen Blick über Clarks Körper schweifen. Dann greife ich nach seinem T-Shirt und sehe ihm dabei tief in die Augen. Er hält meinem fordernden Blick stand und scheint zu wissen, was ich vor habe. Ich ziehe ihm das Shirt über den Kopf und lasse es achtlos, neben uns, in den Staub des Hofes, fallen. Clark lässt dies ohne ein Wort über sich ergehen, nur ein schelmisches Lächeln hat sich auf seinem Gesicht eingebrannt. Seine Blick hält mich weiterhin fixiert, als lauere er darauf, dass ein Blitzen in meinen Augen erscheint. Sanft streiche ich über seinen perfekten Körper. Er fühlt sich so gut an, unter meinen Fingerspitzen. Sanft beiße ich mir auf die Unterlippe, muss ich mich doch wirklich beherrschen, an dieser Stelle aufzuhören, denn noch immer verspüre ich kein Brennen in den Augen. Ein letztes Mal lasse ich meinen Blick über seinen nackten Oberkörper wandern. Nun weiß ich, dass sich der Hitzeblick nicht mehr einstellen wird, eher würde ich über Clark herfallen, als dass sich auch nur ein einziger Funke in meinen Augen bilden würde. “Du hast es geschafft,” bricht Clark nun das Schweigen und sieht mich stolz an. Er zieht mich noch einmal nah an sich heran und gibt mir einen weiteren leidenschaftlichen Kuss. “Woher willst du das wissen? Vielleicht turnst du mich gar nicht mehr an,” ärgere ich ihn als wir uns wieder voneinander lösen. Sein Blick wandert auf meinen Brustkorb. “Aber nicht so wie dein Herz schlägt,” grinst er mich frech an. Ich habe das Gefühl, je lockerer ich mit ihm umgehe, desto offener und entspannter wird auch er. Er ist längst nicht mehr so verklemmt, wie noch am ersten Tag, als ich ihn kennen lernte. Das gefällt mir. “Guckst du etwa in mich rein? Na warte!” drohe ich ihm gespielt entsetzt. Übermütig springe ich ihn an. Damit hat er nicht gerechnet. Er strauchelt lachend ein paar Schritte rückwärts und kippt hinten über, dabei lande ich mit meinem ganzen Gewicht auf ihm. Unsere Nasenspitzen berühren sich fast, als wir so reglos am Boden liegen bleiben, beide mit einem Lachen im Gesicht. Sanft streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht und sieht mich glücklich an. Sein Blick verrät mir, dass er genau so fühlt wie ich. Es bedarf nun keiner Worte. Wir tauschen einfach nur weitere Küsse aus, während der Staub des Hofes über unsere Körper weht. Schließlich richte ich mich auf, sitze nun auf ihm und streiche mit den Fingern sanft über seinen Oberkörper. “Test bestanden?” frage ich leise und blicke ihm tief in die Augen. Er lächelt mich an, so umwerfend wie nur er lächeln kann und flüstert seicht: “Bestanden!” Da hören wir ein Auto die Einfahrt hoch kommen. Schnell stehen wir auf. Clark zieht sich sein T-Shirt wieder über und wir erwarten die Gäste. Es sind Oliver, Bart, AC und Viktor. “Hey, Amigos,” ruft uns Bart zu, als er aus dem Wagen gestiegen ist. Er hat irgendwie immer gute Laune, wirklich erstaunlich, aber er schafft es, damit ein Schmunzeln auf mein Gesicht zu zaubern. “Wie geht’s Chloe,” fragt Oliver besorgt, während er zu uns tritt. “Gut. Sie sitzt in der Küche und schreibt sich gerade auf, woran sie sich erinnern kann,” erkläre ich ihm sachlich. “Erinnern,” stutz AC, “ich dachte sie kann sich an nichts mehr erinnern.” “Am besten gehen wir rein und sie erzählt es euch selbst,” schlägt Clark vor. Das tun wir dann auch. Wir verlassen den staubigen Hof und begeben uns zum Farmhaus. Chloe sitzt nach wie vor in der Küche und schreibt in ihr kleines Notizbuch. Wir versammeln uns am Esstisch, nachdem die Neuankömmlinge Chloe begrüßt haben. Ich stelle Gläser und Getränke in die Mitte des großen Tisches, dann setze ich mich zwischen Clark und Oliver. Chloe berichtet noch einmal von ihrem Erlebten und der Schlussfolgerung, dass Lex eventuell über Clark bescheid wissen könnte. “Dann müssen wir als erstes herausfinden, wie wir an Chloes Daten kommen,” schlägt Oliver vor. “Sie werden sicherlich die Infos, die sie aus ihrem Hirn haben, irgendwo festgehalten haben. Viktor, bei den Daten im Hauptcomputer war nichts vermerkt, oder?” Viktor schüttelt sachte den Kopf: “Nein, nichts!” “Dann werden sie die Informationen dort lagern, wo sie Chloe untersucht haben,” mischt sich AC ruhig ein. “Richtig,” stimmt Oliver zu. “ Chloe, kannst du dich an irgendetwas erinnern, dass uns helfen könnte, das Labor zu finden?” Abwartend sieht er Chloe an. In seinem Gesicht ist nicht abzulesen, was er von der ganzen Situation hält. Chloe denkt noch einmal angestrengt nach und schüttelt verunsichert den Kopf. Missmutig blickt sie Oliver an, der ihr Gegenüber sitzt. “Wenn wir verhindern wollen, dass Lex an die Informationen kommt, müssen wir herausfinden, wo du dich aufgehalten hast. Wenn es nicht sowieso schon zu spät ist,” drängt Oliver plötzlich. Mit diesen Worten wird mir klar, wie ernst die Lage ist und dass Olli sich durchaus größte Sorgen macht. Chloe seufzt und senkt ihren Blick auf die Tischplatte. Plötzlich schaut sie mit großen Augen auf. “Moment. Ich erinnere mich an eine große Nummer. In dem Untersuchungsraum war ein Fenster. Und bevor sie die Rollos runtergelassen haben, um mich zu untersuchen, konnte ich noch einen Blick nach draußen erhaschen. Es war eine große ‘drei’ auf einer Außenwand des Gebäudes zu sehen. Das Gebäude war weiß und die Ziffer blau!” “Da könnte doch eine Verbindung zu der Nummer deiner Röhre bestehen, oder,” fällt mir sofort auf. “Ja klar!” Jetzt weiß ich wie die Zuordnungen sein müssen und will meine Gedanken sofort mit den Anderen teilen. “Passt auf! In dieser Halle waren doch ungefähr fünfhundert Röhren. Die untere Reihe die hunderter, darüber die zweihunderter, und so weiter, bis zur oberen Reihe, den fünfhunderter. Viktor, du sagtest aber, dass sich dort insgesamt nur ca. 250 Freaks, oder was auch immer, befinden. Könnte es nicht sein, dass die Nummern der Röhren, die Orte darstellen, an denen die Leute untersucht wurden? Das hieße, Lex hätte fünf Labore hier in der Umgebung und in einem davon, das mit der Nummer drei, wurdest du untersucht, Chloe!” Ich blicke meine Freundin erwartungsvoll an. Alle schweigen und grübeln über diese Idee nach. Sicher ist das sehr weit hergeholt, aber dieser Gedanke schoss mir so plötzlich in den Kopf, als könnte er nur richtig sein. “Wow, Sarah,” blickt mich Oliver bewundernd an, “du hast doch noch keinen Job hier, oder? In meinem Team wäre noch ein Platz frei! Gut kombiniert!” Ich spüre wie ich rot werde. Ich konnte noch nie gut mit Komplimenten umgehen. Aber ein bisschen stolz bin ich nun schon, wobei die Anderen sicher auch noch auf diese Idee gekommen wären. “Viktor, durch die Daten des Hauptcomputers müssten wir doch die PCs der Labore hacken können, oder?” Oliver springt auf, holt den Laptop von der Küchentheke und reicht ihn Viktor. Dann nimmt er wieder neben mir Platz. Angespannt betrachten wir alle Viktor, wie er sich in das System von Luthor Corp einhackt. Dann beginnt er zu berichten, während seine Finger über die Tastatur fliegen: “Es gibt diese fünf Labore scheinbar wirklich! Hier sind Nummern aufgelistet, eins bis fünf, aber es steht nicht genau dabei, um was es sich handelt. Ich versuch mal die ‘Drei’ zu hacken.” Er schweigt einen Moment und schaut besonders konzentriert auf den Bildschirm. Dann fährt er fort: “Ja, bin drin. Okay, hier steht nichts über irgendwelche Experimente mit Menschen, nur etwas von Medizinforschung. Sie müssen die Daten irgendwo handschriftlich festhalten, damit keiner an sie herankommt. Hier ist jedenfalls nichts zu finden.” Enttäuscht schüttelt er den Kopf und sieht vom Laptop auf. “Kannst du den Standort ausfindig machen,” fragt Clark. Ich spüre, dass er nervös ist. Sein Bein, dass meines berührt, zittert leicht. “Warte, ja! Allington Street, Metropolis,” liest Viktor aus den Daten heraus. “Dann los!” Clark springt auf und sieht uns auffordernd an. “Jetzt?” fragt Chloe erstaunt. “Natürlich, wir müssen verhindern, dass Lex die Daten bekommt!” “Clark, ich weiß nicht, ob wir uns nicht erst mal einen Überblick über das Gebäude verschaffen sollten. Wer weiß was uns dort erwartet,” mischt sich nun Oliver wieder ein, der noch immer ruhig auf seinem Platz sitzt. “Wir müssen nur ein paar Akten da raus holen, dass kann doch nicht so schwer sein,” spielt Clark die Sache herunter. “Clark, Oliver hat Recht. Die experimentieren da mit Meteoritengestein, das ist für uns schon gefährlich genug!” Ich stehe auf und halte ihn am Arm fest, damit er mir nicht einfach wieder davon laufen kann. Er hat in den letzten Tagen oft genug durch Kurzschlussreaktionen gehandelt, das darf nicht noch einmal passieren. Eindringlich und ein wenig flehend sehe ich ihn an. Clark bemerkt meine Sorge und nickt mir widerwillig zu. Da erhebt sich Bart von seinem Stuhl und blickt in die Runde: “Hey Leute. Ich werde da mal kurz hinlaufen und die Lage abchecken. Mich wird keiner sehen, ich bin zu schnell!” Erwartungsvoll sieht Bart uns an. Oliver nickt ihm zustimmend entgegen und schon ist Bart verschwunden. Einige Minuten später ist Bart wieder zurück. Clark und ich haben uns unterdessen wieder gesetzt. Bart stellt sich uns gegenüber an den Tisch, hinter seinen Stuhl, und berichtet: “Alles nur halb so schlimm. Dort sind einige Überwachungskameras und auch ein Sicherheitssystem, aber da dort viele Leute rumwuseln, ist es nicht aktiv. Sie haben dort noch immer einige Freaks in den Räumen eingesperrt. Und auch ein Labor, in dem sie die Leute untersuchen, habe ich entdeckt. Dafür, dass Lex sonst immer auf Nummer sicher geht, war es hier ziemlich einfach hineinzukommen. Ach so, und DAS habe ich auch noch gefunden!” Mit einem breiten Grinsen wirft er eine Akte flach auf den Tisch. Darauf steht Chloes Name, ein Datum und die Nummer 303. “Ich hab noch nicht rein geguckt,“ ergänzt Bart nun mit ernstem Gesicht. Alle Augen haften auf dem Ordner, der auf dem Tisch liegt. Er sieht absolut nichts sagend aus, doch darin ist etwas verborgen, dass die Zukunft einiger Anwesenden, auf das Grundlegendste ändern kann. Ein eisiges Schweigen ist eingekehrt. Jeder scheint sich in Gedanken auszumalen, was in dieser Akte niedergeschrieben ist und was es für ihn, oder seine Freunde, für Folgen haben kann. Mit zittrigen Händen greift Chloe, nach einer gefühlten Ewigkeit, nach der Akte und schlägt sie auf. Hektisch durchblättert sie die Unterlagen, bis sie auf einer bestimmten Seite hängen bleibt. Wie gebannt starren wir sie an. Noch immer sagt niemand ein Wort. “Oh mein Gott,” wispert sie schließlich sichtlich geschockt. “Was ist?” frage ich sie, bemüht ruhig zu bleiben, doch halte ich es kaum noch aus. Ich muss mich zusammenreißen, um ihr die Blätter nicht aus der Hand zu reißen. “Chloe, was ist?” werde ich nun lauter. Die Panik lässt sich deutlich aus meiner Stimme heraushören. Mein Herz hat einen wilden Takt angeschlagen und mein Körper bebt vor Angst. Chloe schluckt und lässt die Blätter sinken. Dann blickt sie mit vertränten Augen auf und sieht Clark an. “Es tut mir so leid, Clark,” wispert sie völlig aufgelöst. Bestürzt sehe ich zwischen den Beiden hin und her. Was steht dort nur, auf diesem Blatt? Eine entsetzliche Furcht hat mich ergriffen. Clark blickt Chloe völlig verwirrt an und beginnt nervös zu schlucken. Ich kann ihm deutlich anmerken, wie besorgt er ist, auch wenn er versucht, es zu verstecken. Oliver hat bereits die Seiten ergriffen, bevor ich es konnte, und liest nun laut vor: “Chloe Sullivan. Besondere Merkmale: Heilung durch Berührung, Vertraute Clark Kents Schwäche: überträgt die Verletzungen auf eigenen Körper Mission: Mord an Clark Kent. Berichtigung: Mission unwirksam aufgrund neuer Informationen wie folgt: Clark Kent: vom Planeten Krypton, besondere Merkmale: Hitzeblick, Röntgenblick, Stärke, Schnelligkeit, guter Hörsinn, Unverwundbarkeit Schwäche: grünes Meteoritengestein Mission: Clark Kent gefangen nehmen, erforschen...” Oliver stockt und ist sichtlich geschockt. Er schluckt, bevor er weiter fortfährt, während unsere Blicke an seinen Lippen hängen: “Töten.” Er blickt Clark besorgt an und ergänzt: “Das letzte Wort ist handschriftlich niedergeschrieben und unterzeichnet mit Lex Luthor!” Clark zeigt keine Reaktion, wie abwesend blickt er durch Oliver hindurch. Sein ganzer Körper ist angespannt, sein Gesicht völlig verkrampft. Seine Augen sind glasig. Ich spüre wie sein Atem schneller wird. Wenn ich doch nur irgendetwas für ihn tun könnte. Doch alle tröstenden Worte, kommen mir lächerlich vor, daher sage ich nichts. Tränen laufen ganz automatisch über mein Gesicht, als könnten sie so meine Sorgen fort spülen, aber Clark… er sitz einfach nur völlig reglos da. Entsetzt ruht mein Blick auf seinem Profil. Ich schaffe es nicht, ihn zu berühren, um ihm zu zeigen dass ich ihm beistehe, zu sehr belastet mich die Situation und wie ich damit umgehen soll. Lex wird ein Versuchskaninchen aus Clark machen und anschließend… Gott, ich kann nicht mal in Gedanken dieses Wort hören… Chloe steht auf und lässt somit meine Aufmerksamkeit auf sie wandern. Erst jetzt bemerke ich, dass sie völlig in Tränen aufgelöst ist. Sie geht in die Küche, wo sie weinend zusammen bricht und immer wieder den selben Satz vor sich hin sagt. “Das wollte ich nicht,” weint sie hoffnungslos, während sie am Boden vor den Küchenschränken kniet. Es muss schrecklich für sie sein, dass sie Schuld daran ist, dass Clark solch ein Schrecken bevorsteht. Dabei kann sie doch gar nichts dafür. Ich würde sie zu gerne trösten, doch mein Körper fühlt sich an wie Blei, nicht dazu in der Lage, sich auch nur einen Zentimeter zu rühren. AC geht schließlich zu ihr, hilft ihr wieder auf die Beine und tröstet sie liebevoll. Ich fühle mich wie in einem viel zu realistischen Theaterstück, bei dem ich selbst, als Zuschauer, mitten im Geschehen sitze. Mein Blick fällt wieder auf Clark. Er hat seine Haltung verändert. Hält nun die Blätter in der Hand und starrt darauf. Ich kann mich noch immer nicht rühren und weiß nicht, was ich tun soll. Es käme mir zu plump vor, ihn jetzt zu trösten. Völlige Unsicherheit und Verzweifelung hat mich ergriffen. Ich fühle mich so schrecklich nutzlos und schlecht. Schließlich holt mich Olivers Stimme aus meiner Erstarrung. Er hat sich vorgebeugt und redet, an mir vorbei, auf Clark ein: “Clark, wir werden eine Lösung finden. Mach dir keine Sorgen, Lex wird dich nicht kriegen.” Ich wende meinen Blick nicht von Clark ab, während Olli spricht. Noch immer zeigt er nicht die geringste Reaktion. Doch plötzlich, nach einigen Sekunden der absoluten Stille, wie aus dem Nichts, haut Clark voller Wut auf den Tisch. Sein Gesicht spiegelt in diesem Moment eine Emotion wieder, wie ich sie noch nie an ihm gesehen habe. Hass, Wut, Verzweifelung und Furcht scheinen nun, in einem einzigen kurzen Moment, aus ihm heraus zu wollen. Mit einem Furcht erregenden Wutschrei, bahnt sich seine Faust einen Weg durch die Tischplatte. Erschrocken springen alle von ihren Stühlen auf. Alles geht plötzlich ganz schnell. Der Tisch zersplittert mit einem lauten Krachen in zwei Teile. Clark schnauzt Oliver in einer Lautstärke an, die mich zusammenzucken lässt: “Wer weiß wie lange Lex schon davon weiß. Wahrscheinlich hat er schon einen perfekten Plan, wie er mich kriegen kann! Was willst du da noch machen?” Clark zittert entsetzlich vor Zorn. Dann läuft er zur Tür hinaus. Bart und ich folgen ihm so schnell wie möglich, doch vor der Tür springt Clark ab und fliegt davon. Als die Anderen draußen ankommen, ist er schon nicht mehr zu sehen. “Verdammt,” flucht Oliver, “hoffentlich tut er nichts unüberlegtes!” Damit spricht er mir aus der Seele. Genau das, was ich verhindern wollte, ist nun wieder geschehen. Clark ist verschwunden, ohne darüber nachzudenken, was er überhaupt tut, geschweige denn zu sagen, was er vor hat. Ratlos stehen wir vor der Tür und sehen in den blauen, wolkenfreien Himmel. Mich überkommt die Sorge, meinen Freund das letzte Mal gesehen zu haben. Was wird er wohl tun? Wohin ist er nun geflüchtet? Wird er Lex direkt in die Arme laufen? Ich kann nicht zulassen, dass er in sein Unglück läuft und ich ihn verliere. Der Gedanke, ihn finden zu müssen, hält mich bei klarem Verstand, bevor ich in völlige Verzweifelung fallen kann. “Wir müssen ihn suchen,” fordere ich die Anderen hektisch auf. Sie stehen noch immer regungslos da, doch ich weiß, dass wir keine Zeit verlieren dürfen. Ich bin mir ganz sicher was zu tun ist und so ergreife ich das Kommando: “Na los! Bart, lauf du zum Luthor Anwesen, aber lass dich nicht erwischen. Vielleicht ist er direkt zu Lex gegangen. Oliver, AC, könnt ihr noch mal in dem Labor nachsehen? Ich weiß es dauert eine Weile bis ihr da seid, aber besser als nichts. Viktor, vielleicht ist er auch im Talon, schau du bitte dort einmal nach. Chloe, du bleibst hier, falls er wieder kommt. Ruf seine Mutter an, ob er bei ihr ist, aber erzähl ihr nicht was passiert ist, sie würde sich nur Sorgen machen!” Sie nicken mich alle schweigend, aber voller Elan, an. “Und du?” fragt Chloe schließlich. “Ich werde zu Jor-El gehen,” sage ich bestimmend. “Auf geht’s!” Sofort laufen alle los. Während AC und Oliver ihr Auto nehmen, nimmt Viktor Clarks Wagen. Chloe läuft ins Haus. Bart und ich laufen noch ein kurzes Stück nebeneinander her, bis er rechts abbiegt, in Richtung Schloss. Ich hoffe den Weg zur Eisfestung zu finden. Wir waren zwar erst heute dort, doch den Weg sind wir nur geflogen. Zum Glück ging es nicht über Wasser, daran erinnere ich mich noch, denn sonst hätte ich ein großes Problem, dorthin zu gelangen. Es muss weit im Norden gewesen sein. Die nördlichste Grenze Kanadas, oder noch ein Stück weiter. Also laufe ich erst mal in Richtung Norden. Bäume, Häuser und Autos ziehen so schnell an mir vorbei, dass ich sie kaum richtig wahrnehmen kann. Nach zwanzig Minuten passiere ich die Grenze nach Kanada. Eine weitere halbe Stunde später habe ich die Stelle erreicht, wo sich Jor-Els Festung befinden müsste. Eine riesige Eiswüste erstreckt sich vor mir. Ich bin mir sicher, dass ich richtig bin. Doch wie soll ich hier nur den genauen Ort finden. Von oben war es ganz leicht zu entdecken, aber von hier unten... Ich sehe einen schneebedeckten Berg aus dem Boden hervorragen. Das könnte der Berg sein, den ich vom Eispalast aus gesehen habe. Ich laufe weiter, um den Berg herum. In dem tiefen Schnee komme ich nicht ganz so schnell voran wie auf der Straße. Ich bin froh, dass mir die Temperaturen nichts anhaben können, sonst wäre ich bestimmt nicht so weit gekommen. Doch eine leichte Erschöpfung kann ich, trotz meiner neuen Kräfte, in meinen Gliedern spüren. Ich überlege gerade, ob ich mich kurz ausruhen soll, da erblicke ich die Eisfestung. Nur noch wenige Augenblicke und ich habe sie erreicht. Von außen ist nichts zu erkennen. Vielleicht ist Clark auch schon wieder weg, wenn er denn überhaupt hier war. Langsam gehe ich hinein. Es dauert nicht lange da höre ich Stimmen. Vorsichtig schleiche ich den Tunnel, bis kurz vor die große Höhle, entlang und lausche. Es ist eindeutig Clark. Gott sei Dank! Sofort spüre ich die Erleichterung, die sich in meinem Körper breit macht. Ich höre seine Worte. Er scheint sich mitten in einer Diskussion mit seinem Vater zu befinden: “...dann tu etwas, dass mich das Kryptonit nicht mehr schwächt!” Die Stimme Jor-Els dröhnt nun von den Wänden wieder: “Das kann ich nicht. Alle Kryptonier haben diese Schwäche. Dagegen lässt sich nichts tun.” Vorsichtig blicke ich um die Ecke. Ich sehe Clark mitten in der Höhle stehen. Er blickt verzweifelt nach oben und dreht sich dabei um sich selbst, als könnte er so irgendwie einen Blick auf seinen Vater erhaschen. Letztendlich atmet er schwer aus und blickt zu Boden. Einige Sekunden vergehen, bis er wieder den Kopf hebt. “Dann nimm mir wenigstens meine Fähigkeiten, sonst wird Lex die Welt damit unterwerfen” ruft er nun verzweifelt. Ich halte die Luft an. Clark will tatsächlich seine Fähigkeiten opfern, mit denen er so viel Gutes bewirken könnte? “Das tue ich nicht!” antwortet Jor-El. “Warum? Du hast es doch schon einmal getan!” “Kal-EL, du hast dich gegen mich gewandt. Warum sollte ich noch etwas für dich tun?” “Ich bin dein Sohn!” brüllt Clark und ich spüre, wie die letzte Hoffnung und Verzweifelung aus ihm spricht. “Als du dich gegen mich entschieden hast, habe ich meinen Sohn verloren, Kal-El! Ich kann dir nicht mehr helfen. Dein Schicksal ist besiegelt!” Ein Grollen folgt nach diesen Worten und die Höhle beginnt zu beben. “Nein!” ruft Clark geschockt. Eiszapfen fallen von der Decke. Schnell ziehe ich mich aus der Höhle zurück und bleibe einige Meter vor ihr stehen, versteckt hinter einem Felsen. Wenig später kommt Clark. Er kämpft sich zwischen den einstürzenden Wänden hindurch. Vor der Höhle dreht er sich um, lässt sich auf die Knie fallen und betrachtet die einstürzende Festung. Seine Schreie übertönen sogar das Einstürzen der Höhle: “Nein! Neeeiiiin!” Seine letzte Hoffnung ist zerstört. Bisher habe ich ihn immer als stark und tapfer empfunden. Aber in diesem Moment scheint die Angst vor seinem eigenen Tod so mächtig, dass er wie ein kleines Kind zusammenbricht und weint. Einige Minuten verweilt er dort so. Dann höre ich wie er, mit tiefstem Hass in der Stimme, murmelt: “Lex, du wirst diesen Planeten nicht zerstören!” Tausend Gedanken rasen durch meinen Kopf und mir wird bewusst, dass es gar nicht der Tod ist, den Clark fürchtet. Er hat Angst, dass Lex die Menschheit unterwirft, nachdem er sich Clarks Fähigkeiten angeeignet hat. Während ich weiter meinen Gedanken hinterhänge, steht Clark auf. Eine unglaubliche Entschlossenheit steht ihm nun ins Gesicht geschrieben. Er setzt zum Sprung an. “Clark!” rufe ich und bin im Nu bei ihm, noch bevor er starten kann. Irritiert blickt er mich an. “Sarah?” “Clark, warte. Ich… ich habe alles mitbekommen. Du darfst auf keinen Fall Lex töten!” versuche ich auf ihn einzureden. “Aber damit wären alle Probleme gelöst! Halte mich nicht noch einmal auf,” bittet er mich ruhig und wendet sich von mir ab. Ich sehe, wie er erneut ansetzt, um abzuspringen, doch das darf ich auf keinen Fall zulassen. Er darf Lex nicht umbringen. Ich stürze ihm hinterher und schmeiße ihn mit voller Kraft zu Boden. “Nein, damit hilfst du Lex doch nur!” schreie ich ihn panisch an, während Clark in den Schnee fällt. Er fängt sich mit den Armen ab und beginnt sich sofort aufzurappeln. “Hör zu, wenn diese Welt, wie wir sie kennen, bestehen bleiben soll, dann muss ich das jetzt tun,“ erklärt Clark nun ärgerlich, während er aufsteht, sich den Schnee aus den Klamotten klopft und mich mit festem Blick ansieht. “Und du wirst mich diesmal nicht aufhalten!” Ich merke, wie ernst er es meint. Ist er wirklich bereit dazu, sich mit mir anzulegen, um seinen Plan fortzuführen? Mein Gefühl sagt mir, dass es so ist. Ich muss all meinen Mut zusammen nehmen, um mich ihm, mit verschränkten Armen, in den Weg zu stellen. Ich weiß nicht, ob es das Richtige ist, was ich hier gerade tue, doch ich weiß mir im Moment nicht anders zu helfen. “Dann musst du erst an mir vorbei!” sage ich warnend. “Sarah!” Flehend schaut Clark mich an und schüttelt leicht den Kopf. “Soll Lex es auch noch schaffen einen Keil zwischen uns zu schlagen?” Ich höre die Enttäuschung in seiner Stimme, doch das hält mich nicht davon ab, ihm weiterhin entgegenzutreten. “Clark, versteh doch endlich, wenn du jetzt zu ihm gehst, hat er dich da wo er dich haben will. Dann wird all das geschehen, was du eigentlich verhindern willst. Wir müssen einen Weg finden, ihn von dir fern zu halten!” “So einen Weg gibt es nicht. Ich muss ihm zuvor kommen!” wehrt Clark augenblicklich ab. Er setzt erneut zum Sprung an und hebt ab. Mir bleibt keine Zeit nachzudenken. Mit meiner Schnelligkeit bin ich niemals rechtzeitig am Schloss, Clark wird schon Minuten vor mir dort sein. Reflexartig reagiere ich und konzentriere mich auf meine Augen. Der Hitzeblick schießt sofort aus ihnen heraus und trifft Clark im vollen Flug am Rücken. Er taumelt in der Luft und fällt wie ein Stein zu Boden. Einige Meter von mir entfernt, trifft er auf den schneebedeckten Boden. Als er sich wieder aufrappelt, sehe ich die ungeheuere Wut in seinen Augen. Seine Kiefer sind aufeinander gepresst, seine Augenbrauen zusammengezogen und sein kompletter Körper ist angespannt. Seine Hände sind zu Fäusten geballt. Er wirkt unglaublich mächtig, in seiner Wut. “Was soll das,” faucht er mich aus der Entfernung an. “Ich kann nicht zulassen, dass du jetzt einen Fehler machst,” erkläre ich mit fester Stimme, obwohl ich mich vor seiner Reaktion fürchte. “Einen Fehler?” fragt er, entsetzt über meine Beurteilung. Plötzlich steht er direkt vor mir und sieht mich hasserfüllt an. Ich bekomme Angst. Angst zu weit gegangen zu sein. Hätte ich das nicht tun und ihn in sein Unglück fliegen lassen sollen? Wird er mich dafür hassen? Im Moment sieht er mich einfach nur noch abwertend an, als wäre ich der Feind, und nicht Lex. Dann sprudelt mit bitterem Ton, das aus ihm heraus, was sein Anblick mir schon verraten hat: “Den einzigen Fehler den ich scheinbar begangen habe, ist auf dich reinzufallen! Du steckst doch mit Lex unter einer Decke. Lois hatte Recht!” Ich kann nicht glauben was er da sagt. Entsetzt blicke ich ihn an. Mein Herz scheint stehen zu bleiben, mit seinen Worten hat er es in tausende Stücke zerfetzt. Verzweifelt ringe ich nach Luft. Alles um mich herum beginnt sich zu drehen und ich taumele zwei Schritte zurück. “Das ist nicht dein Ernst,” wispere ich, am Abgrund aller Gefühle stehend. Ich spüre wie Tränen über meine Wangen fließen. Tränen, die ich nicht zurückhalten kann. Glaubt er wirklich, was er gerade gesagt hat? Spürt er nicht mehr die Liebe, die uns verbindet? Enttäuscht sehe ich ihn an. Wie kann er nur so denken? Warum vertraut er mir nicht? Clark schluckt und sieht mir tief in die Augen. Scheinbar bereut er seine Worte, als er merkt, wie sehr er mir damit weh getan hat. Er tritt einen Schritt näher und fragt ruhig: “Warum sonst solltest du dich mir in den Weg stellen und mich angreifen?” Kann er sich das denn wirklich nicht denken? Verzweifelt versinke ich in seinen großen Augen: “Weil ich dich liebe!” platzt es aus mir heraus ohne darüber nachzudenken. “Und weil mir die Menschen hier genau so am Herzen liegen wie dir. Lex ist vorbereitet. Wenn du jetzt zu ihm gehst, wird er dich kriegen. Er wird dich behandeln wie eine Laborratte. Und wenn er alles aus dir herausgesaugt hat, wird er dich umbringen und...” Ich kann nicht mehr weiter reden. Der Gedanke, Clark zu verlieren und die Welt untergehen zu sehen, nimmt mich so sehr mit, dass ich zusammenbreche. Ich kann meine Beine nicht mehr spüren und nehme alles nur noch weit, weit entfernt wahr. Die ganze Welt dreht sich um mich herum. Absolute Schwäche hat meinen Körper ergriffen. Ein Stechen schießt durch meinen Körper und scheint meinen Kopf zerspringen zu lassen. Kälte umgibt mich, lässt mich Zittern und ich sinke in den eisigen Schnee. Mit bebenden Lippen sehe ich zu Clark hinauf, der mich besorgt ansieht. Nur noch verschwommen, durch einen Tränenschleier, nehme ich ihn wahr. Er beugt sich herab und hebt mich behutsam auf seine Arme. “Ich bringe dich hier weg,” sagt er sanft. Dann bekomme ich nichts mehr mit. Später wache ich auf. Ich liege auf dem Sofa, im Wohnzimmer, des Kenthauses. Langsam blicke ich mich um. Scheinbar ist es mitten in der Nacht, denn das Haus liegt im Dunklen. Kurz muss ich meine Gedanken sortieren. Was ist geschehen? Wie bin ich hier her gekommen? Ich reibe mir den Kopf, der ein wenig schmerzt. Doch schnell kommt mir wieder in den Sinn, was passiert ist. Clark! Schnell springe ich auf, um nach ihm zu suchen. Hoffentlich ist er nicht doch noch zu Lex gegangen. Doch schon nach zwei Schritten gerate ich ins wanken. Meine Beine fühlen sich wie Gummi an. Wahrscheinlich war der Lauf zur Festung zu viel für mich, schließlich bin ich das Laufen solch weiter Strecken noch nicht gewohnt. Ich halte mich, am Durchgang zur Küche, fest, als mein Blick auf Clark fällt. Er steht am Fenster und hat sein Handy ans Ohr gedrückt. Ich konzentriere mich auf meinen Hörsinn, aber außer ein Tuten höre ich nichts mehr. Mit wem mag er wohl gesprochen haben? In dem Moment lässt er sein Handy langsam sinken. Er dreht sich um und sieht mich teilnahmslos an. Zögerlich, mit zittrigen Beinen, gehe ich zu ihm und stelle mich ihm dicht gegenüber. Ich versuche in seinen Augen zu lesen, doch sie scheinen durch mich hindurch zu blicken. Was hat er? Ist er noch immer sauer auf mich? Soll ich mich rechtfertigen, ihm mein Verhalten noch einmal erklären? Leise beginne ich: “Clark, ich… ich stecke nicht mit Lex unter einer Decke! Hast du das wirklich ge...” Ich stocke. Er scheint mir gar nicht zuzuhören. Zärtlich nehme ich sein Gesicht zwischen meine Hände und zwinge ihn damit mich anzuhören. “Clark?” Ich versuche erneut etwas in seinem Gesicht zu erkennen, aber ich kann nichts deuten. Er scheint irgendwie geschockt zu sein. “Sag was,” fordere ich ihn ruhig auf. Seine Lippen bewegen sich kurz, als wolle er etwas sagen, aber dann schließt er seinen Mund wieder und blickt seufzend durch den Raum. Ich bekomme Angst. Was kann ihn jetzt noch so aus der Bahn werfen? “Clark, wer war das eben am Telefon? Sag es mir,” bitte ich ihn eindringlich. Noch immer zeigt er keine Reaktion. Was soll ich nur tun? Er scheint völlig perplex zu sein. Ich rüttele ihn an den Schultern und werde lauter: “Clark!” Endlich, er sieht mich wieder an und schluckt bedächtig. Dann sagt er heiser: “Er hat sie!” Ich bin verwirrt. Damit kann ich nicht viel anfangen. Was meint er? “Wer? Lex?” frage ich ängstlich. Clark nickt kaum spürbar. Okay, was soll Lex haben, das Clark dermaßen beunruhigt? Es muss etwas schreckliches sein. “Was hat Lex?” hake ich nach, bemüht ruhig zu bleiben. “Oliver, AC und Bart!” “Oh mein Gott,” entfährt es mir augenblicklich und ich sehe meinen Freund geschockt an. Dennoch weiß ich, dass ich nun einen klaren Kopf behalten muss, Clark ist schon abwesend genug. Schnell verdränge ich das erste Entsetzen und bemühe mich sachlich zu bleiben. Es bringt nichts, jetzt völlig verzweifelt über diese Situation zu sein. Wir müssen so schnell wie möglich handeln. “Hat… hat er noch etwas gesagt?” frage ich nüchtern nach. “Er will mich, dann lässt er sie gehen,” antwortet Clark ruhig. Seine Stimme ist nur noch ein einziges Wispern, kaum hörbar. Ich atme tief aus. Verdammt, die Sache wird immer komplizierter. Wie sollen wir da je wieder heile rauskommen? Clark kann sich unmöglich für die Drei ausliefern, aber ebenso wenig können wir sie in Lex’ Händen lassen. Nun kann ich die Verzweifelung, die sich in mir ausbreitet, nicht mehr so einfach davon schieben. Alles ist total verfahren, es ist nahezu unmöglich, dass die ganze Sache noch irgendwie glimpflich ausgehen wird. “Hätte ich sie doch bloß nicht dort hin geschickt,” überkommen mich nun Selbstvorwürfe. “Lex hat alles schon geplant gehabt,” redet Clark weiter, meinen Satz vollkommen ignorierend. “Er wusste, dass wir Chloe wieder haben. Ihm war klar, dass wir ihre Akte beschaffen würden, also hat er es uns einfach gemacht, sie zu holen. Er wollte, dass wir wissen was er vor hat, um uns leichter in die Falle gehen zu lassen. Als Bart das Labor verlassen hat, hat Lex sofort alle Sicherheitsmaßnahmen wieder aufgenommen. Olli und AC sind die Sache dort zu leichtfertig angegangen. Sie wurden ohne Probleme überwältigt, ebenso Bart. Lex hat mir ein Ultimatum gestellt. Wenn ich nicht in 24 Stunden bei ihm bin, bringt er sie um.” Oh nein! Das kann doch alles nicht wahr sein! Wie konnten wir nur in so eine Situation kommen? Ich habe unheimlich Angst, Clark zu verlieren. Flehend sehe ich ihn an: “Clark, das kannst du nicht tun. Du kannst nicht einfach zu Lex spazieren und dich ihm stellen. Er wird sie trotzdem umbringen.” “Was habe ich sonst für eine Möglichkeit?” schnauzt er mich plötzlich an. Erschrocken trete ich einen Schritt zurück. Mit einer solchen Reaktion habe ich nicht gerechnet. “Ich.. Ich weiß es nicht! Wo sind Chloe und Viktor? Mit ihnen fällt uns bestimmt etwas ein,” stottere ich hilflos. “Sie haben sich hingelegt. Sarah, wir haben keine Zeit uns lange einen Plan zu überlegen,” redet er eindringlich auf mich ein. Die Gedanken schlagen Purzelbäume in meinem Kopf. Wenn Clark sich wirklich ausliefern will, muss er eine Bestätigung von Lex bekommen, dass er AC, Bart und Oliver wirklich gehen lässt. Und wie ich Clark einschätze, wird er sich auf diese Forderung von Lex einlassen, um seine Freunde zu schützen. “Dann ruf Lex an. Sag ihm, du brauchst eine Sicherheit, dass er die drei auch wirklich frei lässt, wenn er dich hat,” verlange ich mit zittriger Stimme. Clark nickt zustimmend. Er hebt sein Handy wieder an, dass er die ganze Zeit in seiner Hand gehalten hat. Dann wählt er Lex Nummer. Nach einem kurzen Freizeichen geht Lex ran. Ich höre alles mit. “Hallo, Clark! Hast du es dir überlegt?” nimmt Lex den Anruf an und ich kann förmlich sein selbstzufriedenes Grinsen vor mir sehen. “Ich brauche eine Sicherheit, dass du die Drei freilässt,” fordert Clark ruhig. “Ich gebe dir mein Wort,” sagt Lex lässig. “Auf dein Wort ist kein Verlass! Wenn du mich willst, brauche ich Beweise,” fährt Clark ihn schroff an. Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann: “Ich meld mich bei dir,” antwortet Lex knapp und legt auf. Wir sehen uns an, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Wird sich Lex darauf einlassen? Und was wird er mit Clark tun, wenn er ihn erst einmal hat? Ich male mir die schlimmsten Bilder aus und habe das Gefühl, in ein nicht endendes Loch zu fallen. “Wir müssen Chloe und Viktor auf dem laufenden halten. Sie müssen wissen, dass Lex die Anderen hat,” murmele ich, um mich selbst irgendwie anzulenken. “Nein, lass sie schlafen. Sie können uns im Moment auch nicht helfen,” winkt Clark sofort ab. Dann klingelt sein Handy. Er nimmt ab. “Morgen Nacht um zwölf auf Evans Feld,” höre ich Lex Stimme. “Ich bringe die Drei mit und wir machen eine Übergabe. Ich werde dir eine Kette mit Meteoritengestein an den Baum an der Ostseite des Feldes hängen, die machst du dir um. Wir treffen uns dann in der Mitte des Feldes. Ich werde Waffen auf die Drei richten, also keine Dummheiten. Sobald du auf gleicher Höhe mit ihnen bist, werden meine Leute die Waffen auf dich richten und sie sind frei.” Lex Plan ist gut überlegt. Er ist noch immer im Vorteil, schließlich kann er die Drei jederzeit erschießen, auch wenn er Clark bereits hat. Und das ist wohl auch sein Plan, warum sonst hätte er sie gefangen genommen. Clark hätte er auch ohne diese Aktion irgendwie bekommen. Was sonst sollte er mit solchen Umständlichkeiten bezwecken? Aber Lex kennt mich noch nicht, kommt es mir dann in den Sinn und ich beginne einen Plan zu schmieden. Ich werde mitkommen und dafür sorgen, dass die Situation nicht eskalieren kann. Insgeheim plane ich nun meinen eigenen Ablauf dieser Übergabe. Clark werde ich davon nichts verraten, er würde es sowieso nicht zulassen. Entschlossen nicke ich Clark zu, um ihm zu zeigen, dass er sich auf Lex Vorhaben einlassen soll. “Kann ich jemanden mitbringen,” fragt er Lex. “Allein, mit einer Meteoritenkette um den Hals, werde ich nicht laufen können.” “Bring Chloe mit, sie kann dich stützen, sonst niemand! Ach Clark,” fährt Lex nach einer kurzen Pause fort, “deine Freunde werden keine Fähigkeiten mehr haben, wenn sie frei sind!” Dann legt er auf. “Was meint er damit,” frage ich Clark verwirrt, nachdem er sein Handy weggesteckt hat, doch die Antwort ist mir eigentlich schon klar. “Er wird ihnen ihre Fähigkeiten abnehmen,” antwortet er leise, “aber das ist die einzige Möglichkeit sie einigermaßen sicher da raus zu holen!” In seinem Gesicht sind wieder Entschlossenheit und ein Funken Hoffnung zurückgekehrt. “Wir werden es genauso machen, wie Lex es verlangt. Ich will kein Risiko eingehen. Chloe wird mich begleiten. Du bleibst mit Viktor hier. Ich bin mir sicher, dass, wenn Oliver erst mal wieder frei ist, er eine Lösung findet, mich dort rechtzeitig raus zu holen!” Ich merke wie er versucht überzeugt zu klingen, aber ich spüre auch, dass er sich seinem Schicksal schon längst ergeben hat. Doch ich widerspreche ihm nicht und es scheint ihm merkwürdig vorzukommen, denn er sieht mich erwartungsvoll an. Nein, ich werde ihm nichts von meinem Plan, dass ich ihnen heimlich folgen werde, erzählen. Ich will jetzt nicht noch einen Streit verursachen. Wenn etwas schief geht, beginnen nun unsere letzten gemeinsamen Stunden und die will ich, soweit es noch möglich ist, genießen. “Du sagst ja gar nichts,” stellt er verwundert fest. “Keine Widerworte?” Ich halte seinem Blick stand und erwidere ruhig: “Nein, was soll ich auch sagen? Deine Entscheidung steht doch fest. Ich sehe im Moment auch keinen anderen Weg,” lüge ich ihn gnadenlos an. Ich gehe wieder einen Schritt auf ihn zu und schlinge meine Arme um seinen Körper, der sich so wunderbar an meinen schmiegt. Er drückt meinen Kopf gegen seine Brust und hält mich einfach nur fest. Ich bete, dass alles gut gehen wird, während er mit sich und seinem Leben abzuschließen scheint. Als ich ihn wieder anblicke, erfüllt eine unheimliche Leere seine Augen. “Clark, ich weiß, du glaubst selbst nicht daran, aber wir werden dich da raus holen. Ich werde nicht zulassen, dass Lex dir etwas antut,” hauche ich und muss die ersten Tränen hinunterschlucken. Zu sehen, wie er sich selbst aufzugeben scheint, setzt mir zutiefst zu. Erst jetzt wird mir so richtig klar, um was es hier eigentlich geht. Ich werde ihn wirklich verlieren. Nach all dem Kummer in den letzten Tagen, ist es nun so wahrscheinlich, wie nie zuvor, dass er sterben wird, denn diesmal liegt sein Leben direkt in Lex Händen. “Nein!” fleht Clark panisch und hält meinen Kopf sanft zwischen seinen Händen, um meine Augen fest fixieren zu können. “Du musst mir versprechen nichts zu unternehmen. Ich weiß nicht was Lex durch mich über dich erfahren wird. Wenn er herausfindet, dass du so bist wie ich, wird er es auch auf dich absehen. Am Besten verlässt du das Land, wenn Oliver mich nicht dort raus holen kann!” “Das kannst du nicht ernsthaft von mir verlangen,” geschockt sehe ich ihn an. “Doch, versprich es mir,” verlangt er nachdrücklich und sieht mich damit sorgenvoll an. Ich nicke zögerlich und lüge ihn damit schon ein zweites Mal an. Erleichtert drückt er mich erneut an sich und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Glaubt er wirklich, ich befolge seinen Wunsch? Niemals würde ich Smallville verlassen, solange ich weiß, dass er Lex ausgeliefert ist. Erneut laufen alle möglichen Bilder vor meinem inneren Auge ab. Wie wird die ganze Sache wohl ausgehen? Ich schlucke die nächsten Tränen herunter, denn das Letzte was Clark jetzt braucht, ist, zu sehen wie sehr ich mich vor dieser Zukunft fürchte. Er braucht jetzt meine ganze Unterstützung. “Lass uns schlafen gehen,” bitte ich ihn leise. “Ich weiß zwar nicht, ob wir ein Auge zukriegen, aber es ist viel passiert in den letzten Tagen. Morgen müssen wir alle fit sein!” Ich blicke auf die Uhr, die über dem Kamin hängt, sie zeigt 2:25 Uhr. Es war ein langer, anstrengender Tag. Clark erfüllt meine Bitte und schiebt mich sanft vor sich her, in Richtung Treppe. “Geh schon mal vor, ich trinke noch einen Schluck!” meint er knapp. Während er in die Küche geht, mache ich mich auf den Weg nach oben. Noch immer fühlen sich meine Beine schwer an, ich habe wirklich Schwierigkeiten die Treppe hinauf zu kommen. An der vorletzten Stufe scheitere ich plötzlich, bleibe hängen und stürze. Ich bereite mich auf einen schmerzhaften Aufprall vor, aber anstatt auf den Stufen aufzuschlagen, lande ich in Clarks Armen. Liebevoll sieht er mich an: “Das ist alles etwas viel für dich, was?” Er trägt mich behutsam nach oben und legt mich auf sein Bett. Ich sehe ihn müde an. “Wundert dich das? So viel, wie ich hier in den paar Tagen erlebt habe, habe ich mein ganzes Leben noch nicht durchgemacht. Entführungen, Wunderheilungen, Befreiungsaktionen. Dann erfahre ich, dass ich ein Alien bin und nebenbei muss mein Körper auch noch mit völlig neuen Fähigkeiten zurecht kommen. Und dazu kommt die Angst um dich, die alles überwiegt! Ich... ich kann nicht mehr,” stelle ich nun erschöpft fest. Clark setzt sich neben mich auf die Bettkante und streicht mir zärtlich über die Wange. “Du machst das alles so selbstverständlich. Jetzt wo du das so sagst, hast du Recht. Für dich ist das alles auf einmal gekommen, während ich Jahre Zeit hatte alles zu verarbeiten. Du schlägst dich damit wirklich großartig,” meint er sanft und lächelt mich eine lange Zeit verliebt an. Unsere Sorgen, vor der nächsten Nacht, scheinen im Moment verflogen. Es gibt nur ihn und mich. Langsam beugt er sich zu mir hinunter und schließt die Augen. Ich tue es ihm nach und schon spüre ich seine weichen Lippen auf meinen. Spätestens jetzt habe ich alles um mich herum vergessen. Meine rechte Hand fährt sanft durch seine Haare, während die andere seinen Rücken hinabgleitet. Immer leidenschaftlicher werden unsere Küsse. Er zieht sich sein T-Shirt über den Kopf und lässt es neben dem Bett fallen. Seine Hand wandert unter meine Bluse, überall wo sie mich berührt entsteht ein warmes, angenehmes Kribbeln. Seine Küsse werden stürmischer, sie wandern meinen Hals hinunter und hinterlassen eine feuchte Spur auf meiner Haut. Ich lehne genussvoll meinen Hals zur Seite, um ihm mehr Platz für seine Liebkosungen zu geben. Doch anstatt damit weiter zu machen, richtet er sich ein wenig auf und sieht mir tief in die Augen. Ich kann sein Verlangen darin erkennen, es scheint ins Unermessliche gestiegen zu sein. Mit einem süffisanten Grinsen reißt er mir die Bluse auf. Es erregt mich, ihn so fordernd zu erleben. Bevor er weitermachen kann, stoße ich ihn zur Seite, so dass er mit dem Rücken auf das Bett fällt. Ich entledige mich meiner Bluse, lasse sie unachtsam neben das Bett fallen und setze mich auf seine Beine. Sanft bedecke ich seinen Körper mit Küssen, während er meinen BH öffnet und zur Seite wirft. Sein Geruch und der Geschmack seiner Haut benebeln mir den Verstand. Schnell öffne ich seinen Gürtel und ziehe ihm die Hose aus. In einer blauen Shorts liegt er nun vor mir und sieht mich erwartungsvoll an. Ich lege auch meine Hose ab und lege mich wieder neben ihn. Er dreht sich auf mich und pflastert meinen Körper mit Küssen, während er sich mit den Armen neben mich abstützt. Sein Atem geht schnell und kühlt meine erhitzte Haut. Dann lässt er sich vollends auf mich nieder sinken und presst sein Becken an das meine. Somit verfallen wir in ein leidenschaftliches Liebesspiel. Ich fühle seine Erregung, als er sich begierig an mir reibt. Seine Härte zu spüren, nimmt mir den letzten Rest Verstand, ich will ihn nur noch ganz bei mir spüren. Hastig zerre ich ihm die Shorts herunter. Er tut es mir nach und entkleidet auch mich gänzlich. Sanft dringt er in mich ein und setzt unser Liebesspiel sofort mit harten, ausdauernden Stößen fort. Ich höre sein erregtes, aber leises Stöhnen in meinem Ohr, während ich meine Fingernägel in seinen Rücken bohre. Auch ich kann nicht mehr innehalten, ein Schauer überläuft meinen Körper. Es ist so wundervoll ihn so zu spüren. Immer wieder sucht er meine Lippen auf, während er mit seinen Bewegungen gleichmäßig fortfährt. Dann beginnt er sanft an meinem Ohrläppchen zu knabbern. Sein heißer Atem haucht in mein Ohr, lässt mich wahnsinnig werden. Langsam macht sich Wärme in meinen Gliedern breit und schließlich scheint mein Körper zu explodieren. Kurze Zeit verliere ich die Kontrolle über mich selbst, wunderbare Krämpfe durchziehen meinen Unterleib und lassen meinen ganzen Körper beben. Ich reiße mich zusammen, nicht zu laut aufzustöhnen. Als er merkt, dass ich meinen Höhepunkt erreicht habe, bewegt er sich nur noch einige Male in mir, bis auch er sich erschöpft auf mich niedersinken lässt. Nach diesem wundervollen Augenblick des vereint seins, sieht er mich mit verhangenem Blick an, während er mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. “Ich liebe dich,” flüstert er sanft und scheint dabei jeden Millimeter meines Gesichtes zu mustern. Glücklich sehen wir uns an. Vielleicht unser letzter glücklicher Moment. “Ich liebe dich auch!” hauche ich zufrieden. Er rutscht vorsichtig von mir hinunter und legt sich neben mich auf den Rücken. Ich drehe mich zu ihm und lege meinen Kopf auf seine warme Brust. Beschützend umschließt er mich mit seinem Arm. Lange liegen wir so da, ohne ein weiteres Wort zu wechseln. Wir wissen Beide, es würde diesen Moment zerstören. So schlafen wir irgendwann erschöpft ein. Am nächsten Tag wache ich auf. Als ich auf den Wecker blicke ist es 8.32 Uhr. Etwa fünf Stunden Schlaf, normalerweise brauche ich um die acht Stunden, wenn ich für meine Mitmenschen erträglich sein soll. Aber seitdem ich hier bin ist ja sowieso alles anders. Ich recke mich ein wenig und kann ein Gähnen nicht unterdrücken. Dann drehe ich mich müde um und erblicke, durch meine halboffenen Augen, Clark. Er liegt auf der Seite, in meine Richtung gewandt. Absolut friedlich sieht er aus, während er so ruhig vor sich hinschlummert. Ein kleines Lächeln umspielt seinen Mund. Sanft küsse ich ihn auf die Wange und stehe dann leise auf. Ich würde mich am liebsten an ihn kuscheln, noch einmal seine Nähe genießen, doch andererseits möchte ich, dass er weiter schläft, denn er hat einen schweren Tag vor sich, wie wir alle. Also schlurfe ich schlapp ins Bad und mache mich fertig. Da klopft es an die Tür. “Kannst rein kommen!” rufe ich heiser, damit rechnend, das Clark eintritt. Doch es ist Chloe, die ihren Kopf durch den Türspalt steckt. Ihre Haare sind völlig verwuschelt und sie sieht total verschlafen aus. Langsam tritt sie ein und schließt die Tür hinter sich. “Guten Morgen,” murmelt sie müde. “Morgen!” “Und, gibt’s was Neues,” fragt sie, mit etwas mehr Elan. “Allerdings, aber ich glaube, dass erzähle ich dir gleich zusammen mit Viktor,” erkläre ich sachlich und versuche ruhig zu bleiben. Sie soll sich nicht schon jetzt Sorgen machen. Doch Chloe macht große Augen. Auf einmal ist sie hellwach und, mit ihr, habe ich ihre Neugier geweckt. “Was Gutes?” fragt sie hoffnungsvoll. Ach Chloe, denke ich, toll dass du immer erst mal an etwas positives denkst. Es tut mir so leid, sie enttäuschen zu müssen. Zaghaft schüttele ich den Kopf und sehe sie traurig an. “Nein,” sage ich nur knapp und mache mich auf den Weg zur Tür. Chloe wird hektisch und beginnt eifrig ihre Zähne zu putzen. Ein Wunder, dass sie nicht gleich nachhakt, was es für Neuigkeiten gibt. Ich verlasse das Bad und gehe leise zum Gästezimmer. Zaghaft klopfe ich an. “Moment!” höre ich eine Stimme von innen. Kurz darauf streckt Viktor seinen Kopf aus der Tür. “Morgen,” begrüßt er mich mit kehliger Stimme. Ebenso wie Chloe, ist auch er noch völlig verschlafen. “Morgen! Bist du wach?” frage ich ihn, als könnte ich das offensichtliche nicht sehen. “Ich muss dir und Chloe etwas erzählen! Wir treffen uns in der Küche!” Er nickt nur bestätigend und schließt wieder die Tür. Dann gehe ich hinunter in die Küche und setze einen Kaffee auf. Schön stark, das brauchen wir jetzt wohl alle. Ich atme einmal tief durch und versuche mich zu sammeln, bevor ich Chloe und Viktor von den neuesten Ereignissen berichten muss. Es ist wunderbar ruhig hier im Haus. Nichts deutet auf das hin, was uns heute noch bevorstehen wird. Während der Kaffee durch die Maschine röhrt, trete ich kurz auf die Veranda. Der Himmel ist strahlend blau, kein Lüftchen rührt sich. Die Vögel ziehen weite Kreise über der Farm und begrüßen ausgelassen den neuen Tag. Wie unbeschwert sie sind. Ich wünschte, wir könnten auch so unbeschwert sein wie sie. Nachdenklich gehe ich zurück in die Küche. Da kommt auch schon Chloe herunter, als hätte sie den Kaffee gerochen, dessen Geruch sich langsam im ganzen Haus verbreitet. “Sag mal, hast du eben gesagt du erzählst mir das zusammen mit Viktor? Wo sind denn die Anderen?” fragt sie mich verwirrt und schaut sich suchend um. “Chloe genau darum geht es!” entfährt es mir verzweifelt. Doch bevor ich weiter reden kann, kommt Viktor die Treppe herunter. “Morgen Chloe!” begrüßt er unsere Freundin und sieht dann mich fragend an: “Worum geht es, Sarah?” Ich überlege kurz wie ich es am besten erzähle, dann beginne ich stockend: “Nachdem Clark mich gestern hierher gebracht hat, seid ihr schlafen gegangen, richtig?” “Ja, wir mussten uns ja keine Sorgen mehr um ihn machen,” bestätigt Chloe und sieht mich erwartungsvoll an. Ich nicke verständnisvoll. Wie sollten sie auch ahnen, dass, statt Clark, ihren Freunden etwas Schlimmes widerfahren würde? Ich atme einmal tief durch, bevor ich mit der Erzählung fortfahre: “Nachdem ihr ins Bett gegangen seid, hat Clark einen Anruf von Lex bekommen. Lex hat Oliver, Bart und AC in seiner Gewalt! Er will sie umbringen, wenn Clark sich nicht heute um Mitternacht Lex stellt. Sie haben einen Austausch vereinbart auf Evans Feld. Es soll so ablaufen, dass Clark sich eine Kryptonitkette um den Hals hängt, Chloe ihn aufs Feld bringt und ihn gegen Bart, AC und Oliver auslöst. AC und Bart werden allerdings ihre Fähigkeiten verloren haben, beteuerte uns Lex schon. Das bedeutet, alle sind absolut wehrlos und so wie ich Lex einschätze, wird er sie so oder so umbringen wollen.” Chloe und Viktor hören mir fassungslos zu. Ich bemerke, wie sie förmlich an meinen Lippen hängen. Das Entsetzen ist Beiden deutlich auf das Gesicht geschrieben. Chloe setzt gerade dazu an, etwas zu sagen, doch ich komme ihr zuvor und fahre fort: “Viktor, Clark möchte, dass wir Beide hier bleiben, um nicht auch in Gefahr zu geraten.” Ich sehe Viktor zweifelnd an. “Aber ich habe einen anderen Plan, von dem ich Clark nichts erzählen möchte. Und zwar stelle ich mir das so vor: Ihr geht, wie Clark sich das vorstellt, dort hin und zieht die Sache soweit durch. Sobald Clark weit genug weg ist, dass die Kette mich nicht auch schwächt, werde ich dazu kommen und versuchen euch da raus zu holen. Wie genau, kann ich noch nicht sagen, denn wir wissen nicht, wie viele Leute Lex mitbringt. Aber mit dem Hitzeblick, der Schnelligkeit und meiner Stärke, kann ich bestimmt schon einiges bewirken. Begleitest du mich? Ich werde deine Hilfe bestimmt brauchen!” Viktor sieht mich erstaunt an und nickt zögerlich. Vielleicht wusste er noch nicht, dass ich nun auch über den Hitzeblick und das Superspeed verfüge. Oder er hätte mir nicht zugetraut, dass ich bereit bin, ein solches Risiko einzugehen. “Glaubst du, ich lasse euch alle da draußen und verdrücke mich selbst? Bestimmt nicht!” entfährt es ihm nun mit fester Stimme und er sieht mich mit einem Lächeln an. Dankbar nicke ich ihm zu. “Sarah, findest du das nicht alles etwas gefährlich,” fragt mich Chloe entrüstet. “Es ist die einzige Chance, alle lebend da raus zu holen. Lex kennt mich nicht, er weiß nicht, dass noch jemand mit Clarks Fähigkeiten existiert. Also wird er auf so etwas nicht vorbereitet sein,” versuche ich Chloe zu überzeugen. “Bis ihm klar wird, dass du die selbe Schwäche hast,” wirft Chloe mahnend ein. “Dann muss ich eben schnell sein! Oder habt ihr eine andere Idee?” frage ich leicht schnippisch. Sie sehen sich nachdenklich an und schütteln enttäuscht die Köpfe. “Gut, dann machen wir es so,” beschließe ich mit fester Stimme. “Und kein Wort zu Clark!” bitte ich die Beiden eindringlich. Schweigend sehen wir uns gegenseitig an. Uns ist bewusst, dass dieser Plan ganz schön daneben gehen kann. Aber welche anderen Möglichkeiten haben wir noch? Lex hat garantiert nicht vor, die Drei frei zu lassen, also müssen wir etwas riskieren. Ich belasse es mit dem Thema, hole Tassen aus dem Schrank und gebe sie Chloe und Viktor. Dann gieße ich ihnen den Kaffee ein, der herrlich duftend in meine Nase steigt. Da kommt Clark die Treppe herunter und mein Blick bleibt sofort an ihm haften. “Morgen,“ stöhnt er verschlafen und fährt sich mit der Rechten durch seine Haare.. Nur in einer frischen Shorts bekleidet setzt er sich zu uns an die Theke. Mir entgeht nicht, wie Chloe ihn kurzzeitig anstarrt. Es versetzt meinem Herzen erneut einen kleinen Stich, zu sehen, wie sehr sie ihn anhimmelt. Doch ich versuche nicht weiter darüber nachzudenken und gebe Clark ebenfalls einen Kaffee. Er sieht uns der Reihe nach musternd an. Schließlich fragt er Chloe und Viktor vorsichtig: “Ihr wisst es schon, oder?” “Sarah hat es uns gerade erzählt,” bestätigt Viktor nickend. “Und?” fragt Clark herausfordern, als würde er irgendwelche Einwände erwarten. “Wir machen es wie geplant,” antwortet Chloe und versucht lässig zu wirken. Clark sieht nachdenklich auf die Küchentheke und nickt. Ich wünschte, ich könnte nun in seinen Kopf sehen, was denkt er wohl gerade? “Gut!” meint er knapp, ohne auch nur Einen von uns anzusehen. Dann nimmt er einen großen Schluck Kaffee. “Woah, soll ich die nächsten sechs Wochen wach bleiben?” schießt es plötzlich aus ihm heraus. Er reißt die Augen auf und sieht angeekelt in die Kaffeetasse. “Ich dachte ein starker Kaffee tut uns heute ganz gut,” sage ich, etwas in meinem Ego verletzt. “Stark? Das ist aber meilenweit untertrieben!!! Kannst du mir mal Milch geben?” Clark sieht mich auffordernd an und deutet mit einem Lächeln auf den Kühlschrank. Ich gebe ihm die Milch, die er eins zu eins in seinen Kaffee kippt. Chloe sieht unterdessen auf ihre Tasse und nippt behutsam daran. Dann verzieht auch sie ihr Gesicht und greift ebenfalls zu der Milch. Auch Viktor kippt sich Unmengen Milch in seinen Kaffee, ohne erst davon probiert zu haben. Macht doch was ihr wollt, denke ich beleidigt und nehme trotzig einen großen Schluck aus meiner Tasse, doch ich bereue es sofort. Bitter ist gar kein Ausdruck! Mein Herz beginnt sofort zu rasen. Die Anderen sehen mich grinsend an, als ich mir auch einen halben Liter Milch in die Tasse kippe. Ich kann ein Schmunzeln nun nicht mehr unterdrücken. Wenigstens habe ich für ein erstes Lächeln an diesem Tag gesorgt. Wenig später bringe ich Clark ein Handtuch zur Dusche. Chloe und Viktor haben sich bereit erklärt, unterdessen ein Frühstück zu zaubern. Irgendwie versuchen wir alle im Moment die kommende Nacht zu verdrängen. Es ist eine bedrückende Stimmung, doch jeder tut so, als wäre nichts. Keiner von uns weiß mit der Situation richtig umzugehen. Ich reiche Clark das Handtuch hinter den Vorhang und frage ihn vorsichtig: “Meinst du nicht, wir sollten deiner Mutter alles erzählen?” “Um Gottes willen! Sie würde sich nur sorgen. Und wahrscheinlich würde sie noch Lionel informieren, damit er Lex besänftigt,” winkt Clark sofort ab. “Lionel Luthor? Was hat er mit deiner Mutter zu tun,” frage ich verwirrt. Clark steigt aus der Wanne und rubbelt seine Haare trocken. “Lionel ist so etwas wie ein Vertrauter meiner Mutter. Er wurde damals von Jor-EL als Medium benutzt und ist seit dem auf meiner Seite. Allerdings habe ich Monate lang nichts mehr von ihm gehört. Keine Ahnung wo er steckt!” Während seiner Worte schlingt er sich das Handtuch um die Hüften. Ich muss unfreiwillig grinsen, während ich ihn ausgiebig betrachte. “Was grinst du so?” fragt er mich skeptisch. “Ach… ich musste nur daran denken, dass ich mir dich gestern noch genauso vorgestellt habe… so wie du jetzt vor mir stehst… um den Hitzblick zu kontrollieren.” Sachte beiße ich mir auf die Lippe, während ich meinen Blick begierig über seinen nassen Körper wandern lasse. Die Wassertropfen perlen auf seiner Haut und laufen langsam seine Brust hinab. Scheinbar bleibt mein verlangender Blick nicht vor ihm verborgen, denn er kommt langsam auf mich zu und raunt schelmisch: “Macht dich das an?” “Und wie,” hauche ich benommen, als hätte mein Verstand gerade spontan ausgesetzt. Mein Blick klebt nahezu auf seinem Körper, während er immer näher kommt. Der Geruch seiner frisch geduschten Haut kitzelt verführerisch in meiner Nase. Clark drückt mich fordernd an die Wand und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss. Die Süße seines Kusses benebelt mich, lässt mich einen Augenblick alles andere vergessen. Ich spüre, wie seine Hand sanft durch meine Haare gleitet, während ich mich ganz auf seinen Kuss einlasse. Doch lange währt dieser Augenblick nicht, denn schnell komme ich wieder zur Besinnung. Als sich unsere Lippen kurz voneinander trennen, nutze ich den Augenblick, um meinen Freund ein wenig von mir weg zu schieben. “Clark… nicht! Chloe und Viktor warten unten auf uns.” Sanft sehe ich ihn an. Ich wünschte alles wäre im Moment anders, und ich könnte mich ihm so hingeben, wie ich es am liebsten wollte. Aber das ist jetzt der falsche Augenblick. “Schade, ich bin gerade in Stimmung gekommen,” grinst Clark mich frech an und lässt provokant sein Handtuch fallen. Mein Blick sinkt nach unten und mir fällt nur ein Wort ein, das ich ihm, mit einem Grinsen im Gesicht, an den Kopf werfe: “Spinner!” Dann verlasse ich schnell das Bad, bevor ich es mir noch anders überlegen kann. Vor der Tür werde ich stutzig. Irgendwie hat das gerade gar nicht zu Clark gepasst, er ist doch sonst eher etwas verklemmt gewesen. Naja, vielleicht liegt es daran, dass er sein Liebesleben mit mir jetzt ohne Geheimnisse und Zweifel ausleben kann. Trotzdem, auch gestern war er schon so begierig. Oder liegt es daran, dass er einfach die letzte Zeit genießen will? Ich zucke mit den Schulter und gehe die Treppe hinunter. Eine Erklärung für sein Verhalten werde ich sowieso nicht finden. Als ich unten ankomme, rieche ich den Duft von Pancakes, Rührei und Speck. “Hmm, das riecht aber lecker,” lobe ich Chloe und Viktor. “Danke! Noch fünf Minuten, dann sind wir fertig,” lächelt Chloe mich stolz an. Ich lasse meinen Blick über den gemachten Tisch schweifen. Marmelade, Butter, Wurst, Käse, sogar Brötchen sind da. Viktor tritt neben mich und folgt meinem Blick auf das Frühstück. “Wir dachten wir machen dir mal ein Deutsch-amerikanisches Frühstück. Nur auf den Kaffee haben wir verzichtet, ich glaube davon haben wir unsere Tagesdosis schon,” schmunzelt Viktor. Verlegen nicke ich ihm zu, während ich in Gedanken schon wieder ganz wo anders bin. “Was meint ihr, soll ich Lois von allem berichten,” frage ich die Beiden zögerlich. Auch wenn ich Lois nicht sonderlich leiden kann, hätte ich ein schlechtes Gewissen, ihr nicht die Wahrheit zu sagen. “Nicht nötig,” blockt Chloe sofort ab. “Ich treffe mich nachher noch mit ihr im Talon. Ich werde ihr aber erst mal nichts sagen. Sonst müsste ich ihr erklären, warum Lex ausgerechnet Clark will. Das wäre zu kompliziert.” “Wahrscheinlich hast du Recht,” lenke ich nachdenklich ein. Mein Blick fällt zur Treppe, denn Clark kommt herunter gepoltert. “Hey, das sieht ja super aus,” strahlt er Chloe an. “Danke! Setz dich schon mal. Gleich geht’s los!” Chloe wendet den letzten Pfannkuchen, während Clark sich an den Tisch setzt. Auch Viktor nimmt Platz, gegenüber von Clark. Ich wähle unterdessen den Platz neben meinem Freund. Wir schenken uns Milch und Saft ein und warten auf Chloe. Sie stellt den Teller mit den Pancakes auf den Tisch und setzt sich neben Viktor. “Dann guten Hunger,” wünscht sie mit einem Lächeln. Clark ergreift sofort den Teller mit den Pancakes, während Chloe und Viktor sich Rührei mit Speck auftun. Ich bevorzuge erst mal ein leckeres Marmeladenbrötchen. In Ruhe genießen wir das Frühstück. Es ist, als würden wir verdrängen, was uns heute Nacht noch bevorsteht. Nachdem wir uns alle satt gegessen haben, räumen wir gemeinsam auf. “Ich düse jetzt ab,” meint Chloe schließlich, schnappt sich ihre Jacke von der Garderobe und geht Richtung Tür. “Chloe!” rufe ich ihr hinterher. Ich habe plötzlich das Bedürfnis ihr zu danken. Sie ist eine so tolle Freundin. Vielleicht liegt es auch ein wenig an meinem schlechten Gewissen, dass ich nun mit Clark zusammen bin, wo sie sich doch immer danach gesehnt hat, mit ihm zusammen sein zu können. Ich möchte ihr einfach zeigen, wie viel mir an ihr liegt. Sie dreht sich um und schaut mich abwartend an. Ich gehe zu ihr und schließe sie fest in meine Arme. “Danke!” flüstere ich, während ich sie an mich drücke. Verwundert sieht sie mich an, als wir unsere Umarmung lösen: “Wofür?” “Einfach so,” lächele ich liebevoll. Irritiert zuckt sie mit den Schultern: “Gern geschehen!” Sie dreht sich wieder um und verlässt das Haus. Wahrscheinlich hat sie gar nicht verstanden, was dieses Danke für mich bedeutet hat. “Was war das denn,” guckt mich Clark verdutzt an. “Ach, nur so ein Gefühl! Hat mich gerade so überkommen,” murmele ich beiläufig. Steckte da etwa noch mehr hinter, als ihr nur danke sagen zu wollen. Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich. Chloe wird heute Abend bei der Übergabe auch dabei sein. Was, wenn ihr etwas zustoßen würde? Nein, so weit würde Lex nicht gehen. Schnell schüttele ich diesen Gedanken wieder ab und lächele Clark an. Viktor tritt zu uns und meint sachlich: “Ich gehe dann auch mal! Sehen wir uns heute Abend noch, Clark?” “Wir sollten uns vorher auf jeden Fall noch mal treffen! Gegen elf?” schlägt Clark ruhig vor. “Ich bin da,” betont Viktor nickend. “Es wäre schön, wenn du bei Sarah bist, während der Übergabe,” lächelt Clark ihn tapfer an, während er seinen Arm um meine Schultern legt und mich sanft an seine Seite drückt. “Klar!” Viktor blickt mir kurz in die Augen und verabschiedet sich dann. Während ihres Wortwechsels, habe ich die Luft angehalten. Was, wenn Viktor sich nun verplappert hätte? Mein ganzer Plan wäre aufgeflogen. Doch zum Glück hat Viktor souverän reagiert. Nur sein Blick zum Schluss hat mir gezeigt, dass er an meinem Plan festhält. Es tut mir leid, ihn dort mit rein gezogen zu haben, so musste er Clark gerade gnadenlos ins Gesicht lügen. Als Viktor weg ist, greift Clark nach meinen Händen und fragt sanft: “Und was machen wir jetzt?” Schweigend blicke ich ihn an, in diese wundervollen großen Augen, die mich in ihnen versinken lassen. Ein schreckliches Gefühl breitet sich in mir aus. Bald werde ich nie wieder in diese Augen sehen können, oder diese wunderbare Stimme hören. Meine Gedanken schweifen ab, befinden sich nicht mehr im Hier und Jetzt, sondern in der Zukunft, einer Zukunft ohne Clark. Ich sehe vor mir, wie Clark von Lex gefangen gehalten wird. Immer wieder wird er durch Versuche und Experimente gequält. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, seine Augen schreckensweit. Ich kann fast fühlen, wie er um sein Überleben kämpfen muss, doch es ist aussichtslos. Ein letztes Bild spielt sich vor meinem inneren Auge ab. Ich sehe Clarks leidendes Gesicht und wie das Leben langsam aus seinem Blick weicht, bis seine Augen nur noch eine endlose Leere widerspiegeln. Clarks Hand holt mich aus meinen Schreckensvisionen heraus. Er wischt mir sanft Tränen vom Gesicht. Tränen, die ich nicht aufhalten kann, die sich ganz eigenständig einen Weg über mein Gesicht bahnen, während ich an das Kommende denke. “Nicht weinen,” fleht er leise und es scheint, als würde ihn meine Trauer mehr zusetzen, als das Wissen darüber, was mit ihm selbst geschehen wird. “Clark, ich will dich nicht verlieren,” schluchze ich bettelnd. Mein Herz hat sich wie ein heißer, fester Klumpen zusammengezogen, versteinert vor Schmerz. Längst habe ich aufgegeben, gegen meine Angst anzukämpfen, um mich Clark gegenüber stark zu zeigen. Meine Furcht ist viel zu groß, als dass ich ihn noch aufmuntern könnte. “Das wirst du nicht,” meint er besänftigend und streicht mir sachte über das Haar. Ein letztes Mal versuche ich mich zusammen zu reißen und schaffe es diesmal tatsächlich, mir ein klägliches Lächeln abzuringen. Und trotzdem bleibt dieser Stein in meiner Brust zurück, der sich wie brennende Glut durch meine Seele frisst. “Schon besser,” meint er zuversichtlich, auf mein Lächeln anspielend. Er drückt mich fest an sich und gibt mir einen Kuss auf das Haar. Ich liebe seine Nähe, umklammere ihn, als könnte ich ihn so für immer bei mir halten, und atme seinen Geruch tief ein. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten und ewig so in seinen Armen liegen. “Weißt du was? Ich stelle dich meinem Dad vor. Was hältst du davon?” schlägt er aufmunternd vor und schiebt mich ein wenig weg, um mich ansehen zu können. Verwundert schaue ich ihn an. Was soll das bedeuten? Sein Dad ist doch tot. Er bemerkt meinen verwirrten Blick und meint schmunzelnd: “Komm mit!” Er ergreift meine Hand und zieht mich hinter sich her. Vor der Tür verfällt er in sein Superspeed. Ich laufe ihm hinterher und es gelingt mir ihn auf der Straße einzuholen. Kurz darauf stehen wir auf einem Friedhof. Langsam geht Clark zu einem bestimmten Grab. Ich folge ihm leise, während ich seinen Worten lausche: “Lana ist früher immer hierher gekommen, um mit ihren Eltern zu sprechen. Jetzt weiß ich, was damals in ihr vorging. Ich bin viel zu selten hier gewesen. Mein Dad wird sich aber bestimmt freuen dich kennen zu lernen!” Er bleibt vor einem der Gräber stehen. Jonathan Kent ist darauf zu lesen. “Hallo Dad!” Clark kniet sich vor den Stein. “Ich habe dir jemanden mitgebracht. Ich weiß, ich war lange nicht hier, aber du weißt bestimmt, dass kein Tag vergeht an dem ich nicht an dich denke!” Clark winkt mich zu ihm. Vorsichtig lasse ich mich neben ihm nieder. “Dad, das ist Sarah. Sie ist meine Freundin.” Ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht während dieser Worte. “Sag Hallo,” wendet er sich dann an mich. “Hallo Mr. Kent,” winke ich dem Grabstein zu. Es kommt mir sehr komisch vor, mit einem Stein zu reden, aber Clark scheint es wichtig zu sein. “Sarah ist auch vom Krypton, stell dir vor, Dad. Ich habe jetzt jemanden gefunden dem ich nichts mehr verheimlichen muss. Jor-El hat uns gesagt, dass wir von Anfang an füreinander bestimmt waren. Aber das ist alles eine längere Geschichte.” Plötzlich ergreift er einen anderen Ton, leiser und wehmütiger. Er scheint zu vergessen, dass ich bei ihm bin. “Dad, vielleicht sehen wir uns schon bald wieder. Ich stecke in Schwierigkeiten. Lex weiß jetzt alles über mich. Heute Abend werde ich mich ihm stellen müssen, um meine Freunde zu befreien. Ich weiß nicht wie es ausgehen wird…” Clark macht eine Pause und schließt bedrückt die Augen. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. So stark er sich die ganze Zeit über gezeigt hatte, so sehr zeigt er nun, seine wahren Gefühle. Ich wünschte ich hätte die Kraft ihn zu trösten. “Dad, ich habe Angst,” haucht er verzweifelt. Seine Worte lassen mich die Luft anhalten. Ein dicker Kloß steckt in meinem Hals. Ich bin zu nichts in der Lage, außer ihn von der Seite anzustarren. Als er die Augen wieder öffnet, sind sie mit Tränen erfüllt. Er blinzelt und eine Träne fällt vor seinen Knien auf das Grab seines Vaters. Plötzlich erhellt sich die Luft vor uns. Der Grabstein wird erleuchtet. Das Licht wird blendend hell. Ich stehe auf, weiche etwas zurück und kneife die Augen zusammen. Clark tut es mir nach und ergreift reflexartig meine Hand. Eine Person scheint aus dem Licht hervorzutreten. Und tatsächlich, ein Mann ist zu erkennen, dessen Stimme nun dumpf an unsere Ohren dringt: “Mein Junge, egal was du auch tun wirst, es wird die richtige Entscheidung sein!” Clark beginnt zu blinzeln, er kann scheinbar kaum glauben, was er da sieht. Mir geht es ebenso. Was passiert hier gerade? Ist dieser Mann Clarks Vater? Er muss es sein. Auf der Farm hängen Fotos von ihm an den Wänden, er sieht genauso aus. “Dad?” fragt Clark misstrauisch. “Ich weiß, es ist schwer eigene Entscheidungen zu treffen, besonders wenn so viel davon abhängt. Aber deine Mutter und ich waren immer für dich da. Wir haben dir immer geholfen die richtige Wahl zu treffen. Nun kannst du uns beweisen, dass du daraus gelernt hast. Ich vertraue dir, Clark. Du hast mich immer mit Stolz erfüllt, und du wirst es auch diesmal tun!” “Aber Dad, was ist wenn ich nichts tun kann?” “Denk daran, ich bin immer bei dir, Junge. Ich liebe dich!” Das Licht verblasst und erlöscht schließlich ganz. Mr. Kent ist verschwunden. Schnell versucht Clark noch einmal nach seinem Vater zu greifen, aber seine Hand fasst ins Leere. Einige Minuten verbringen wir noch schweigend an dem Grab, dann machen wir uns auf dem Rückweg. Es bedarf keiner Worte, von dem was wir eben erlebt haben. Die Worte seines Vaters haben Clark gestärkt. Ich spüre deutlich, dass seine Selbstsicherheit wieder zugenommen hat. Auch wenn ich mir das Geschehene nicht im Geringsten erklären kann, es war ein unglaubliches Ereignis und ich wünschte, ich hätte Clarks Vater noch kennen lernen können. Noch zwölf Stunden, dann stehen sich Lex und Clark gegenüber. Gemeinsam verbringen wir die restliche Zeit in Ruhe auf der Farm. Wir reden viel über Clarks Vergangenheit und er zeigt mir Fotos von seinen Eltern. Nun endlich habe ich ein Bild von seinem bisherigem Leben. Er hat es nie einfach gehabt und trotzdem eine wundervolle Zeit gehabt. Ich beneide ihn ein wenig, auch wenn ich selbst eine schöne Kindheit hatte und nie ein schlechtes Leben geführt habe. Andererseits hatte ich auch nie solche Probleme wie er. Die Zeit vergeht viel zu schnell. Sie scheint an uns vorbei zu rasen, als hätte sie Angst zu spät zu kommen. Mittlerweile ist es Abend geworden, die Sonne geht langsam unter. “Ich möchte dir den Sonnenuntergang von meiner Scheune aus zeigen,” bittet mich Clark und nimmt mich an die Hand. Ohne Worte verlassen wir das Haus und gehen über den Hof in die Scheune. Clark zieht mich zum Fenster, schiebt mich vor sich und umarmt mich von hinten. Wie ein Blutball geht die Sonne am Horizont unter. Schweigend beobachten wir das Schauspiel. Es ist wunderschön. Als die letzten Strahlen die Wolkenberge am Himmel erklimmen, dreht mich Clark zu sich und sieht mich sanft an. “Ich liebe dich, Sarah!“ haucht er leise. Seine Hand fährt zärtlich über meine Wange, dann beugt er sich zu mir herunter, um meine Lippen mit den seinen aufzusuchen. Zärtlich küssen wir uns im Dämmerlicht. Es ist ein perfekter Augenblick und ich genieße ihn in vollen Zügen. Es wird der letzte solche Moment sein, den wir zusammen haben. Ich lasse unseren Kuss leidenschaftlicher werden, während meine Hände fordernd über seinen Körper gleiten. Ich spüre, dass in ihm das selbe Verlangen aufsteigt, das auch ich verspüre. Sekunden später hat er mich auf seine Arme genommen und trägt mich zum Stroh. Es ist viertel vor elf. Chloe kommt zurück. Sie hat den ganzen Tag mit Lois verbracht. Schnell fange ich sie auf dem Hof ab, bevor Clark sie sieht. Er telefoniert gerade mit seiner Mutter. “Chloe, ich muss dir schnell noch etwas sagen, wegen nachher! Ich hab mir jetzt genauer überlegt, wie wir die Sache angehen. Ich werde dir ein Zeichen geben, wenn du mit Clark auf dem Feld bist. Wenn ich dir zurufe, dann reißt du ihm die Kette vom Hals und wirfst sie so weit wie möglich weg!” “Ist dass nicht zu gefährlich. Ich denke Lex lässt Oliver und die Anderen erschießen, wenn wir Quatsch machen,” zweifelnd blickt sie mich an. “Das kann er nicht. Ich werde vorher dafür sorgen, dass seine Männer entwaffnet sind. Vertrau mir, dass kann nicht schief gehen,” versuche ich sie zu besänftigen. “Wenn du das sagst,” meint sie nachdenklich. Dann fährt sie fort: “Sarah, ich vertraue dir. Du hast bei meiner Rettung so viel geholfen, ohne dich wäre ich jetzt wohl nicht hier. Jetzt werde ich meinen Teil dazu beitragen, dass wieder gut zu machen.” “Danke Chloe, du bist die beste Freundin die man haben kann!” Mit diesen Worten drücke ich sie fest an mich und fast verspüre ich das Gefühl, als könnte doch noch alles gut werden. Damit beenden wir das Thema und gehen ins Haus hinein. Clark steht im Wohnzimmer und telefoniert noch immer mit seiner Mutter. Ich kann nicht widerstehen meinen Hörsinn einzusetzen. Seine Mutter regt sich furchtbar auf, dass er sich in solche Gefahr bringt. Ein bisschen wundere ich mich, dass Clark ihr nun doch von allem erzählt, denn eigentlich hatte er das ja nicht vorgehabt. Ich befürchte, dass es daran liegt, dass er denkt sie vielleicht nie wieder zu sehen. Aber warum ist er dann nicht einfach zu ihr gelaufen, es wäre doch kein Problem für ihn gewesen und Zeit hätte er dazu auch gehabt. Mir kommt sein Verhalten sehr merkwürdig vor. Ich kann ihn kaum noch einschätzen. Vielleicht liegt es daran, dass er selbst nicht weiß wie er sich verhalten soll. Es klopft an der Tür. Chloe geht hin und öffnet. Viktor tritt ein. “Wie spät ist es?” frage ich erschrocken, als ich ihn erblicke. “Fünf vor elf. Wir hatten doch gesagt, dass wir uns noch mal um elf treffen, oder?” Leicht verwundert schaut er mich an. “Ja, klar. Ich hatte nur gehofft es sei noch nicht so weit!” winke ich deprimiert ab. Betrübt blicke ich zu Clark hinüber. Er steht dort mit dem Telefon in der Hand und gestikuliert wild. Wenn irgendetwas schief geht, sind das die letzten Minuten, die ich ihn sehe. Chloe scheint meine Gedanken lesen zu können. Sie nimmt mich in den Arm und tröstet mich: “Komm mal her. Es ist okay. In ein paar Tagen lachen wir über diese ganze Sache. Wir schaffen das.” So sehr sie auch versucht mich zu beruhigen, ich spüre, dass etwas Schreckliches geschehen wird. Das Gefühl ist plötzlich ganz deutlich und ich vermag es nicht zu erklären. Ich weiß, dass ich es Chloe nicht sagen kann, sonst würde sie sich selbst nur noch mehr sorgen. Aber ich fühle eindeutig, dass die Sache nicht so ausgehen wird, wie ich es mir wünsche. Dieses Gefühl macht mich schier wahnsinnig. Ich weiß nicht wen es betrifft, oder ob es vielleicht sogar uns alle treffen wird. Nie zuvor hatte ich so eine deutliche Vorahnung. Das Wissen über einen schlechten Ausgang, ist nun fest in mir verankert und lässt sich nicht mehr abschütteln. Als könnte ich Schlimmeres damit verhindern, löse ich mich aus Chloes Umarmung, und bleibe wie gelähmt vor ihr stehen. Ich halte diese Spannung nicht mehr aus. Warum können wir das alles nicht schon hinter uns haben? Plötzlich wird mir furchtbar schwindelig, alles dreht sich. Meine Beine sacken unter mir weg und ich breche zusammen. Chloe und Viktor versuchen noch mich festzuhalten, aber statt in ihrem Armen zu landen, schlage ich unsanft auf dem Boden auf. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Clark sein Telefon schockiert fallen lässt und zu mir gelaufen kommt. Er hält mich sofort im Arm. Wie in Trance sehe ich ihn durch einen Tränenschleier an. In meinem Kopf hämmert es unerträglich. “Sarah? Was ist los?” fragt er sorgenvoll und streicht mir behutsam eine Haarsträhne von der Stirn. Ich schaffe es nicht ihm eine Antwort zu geben, meine Stimme versagt vollkommen. Panisch sehe ich ihn an. Was ist los mit mir? Warum fühle ich mich so schwach? “Ich befürchte sie hat einen Nervenzusammenbruch,” vermutet Chloe und sieht mich ängstlich an. Einen Nervenzusammenbruch, hallt es durch meinen Kopf. Wundern würde es mich nicht, bei dem Wissen, was ich habe. Und ich kann es ihnen nicht sagen, alles würde schlimmer werden dadurch. Aber warum kann ich mir überhaupt so sicher sein, dass etwas bei der Übergabe schief gehen wird? Nur wegen eines Gefühls, dass mir auf der Seele brennt? Clark hebt mich behutsam auf seine Arme und trägt mich zur Couch hinüber. Dort legt er mich ab und setzt sich zu mir. Ich höre wie Chloe im Hintergrund zu Viktor sagt: “Komm, wir lassen sie kurz allein, damit sie sich verabschieden können!” Abschied! Das klingt so endgültig. Ängstlich, nahezu flehend, sehe ich zu Clark auf, der sich etwas über mich gebeugt hat. “Ich will mich nicht verabschieden,” flüstere ich Clark zu. “Wir werden uns doch wiedersehen, oder?” Clark sieht mich mild an. Er wartet sehr lange, bevor er mir mit fester Stimme antwortet: “Das werden wir!” Ich spüre, dass es eine Lüge ist. Und dennoch nehme ich seinen Kuss, den er mir nun so unglaublich liebevoll gibt, an, und versuche diesen Augenblick für immer in meinem Gedächtnis zu halten. Dann richte ich mich auf und wir schließen uns einfach nur noch in die Arme. Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter, während eine Träne leise über meine Wange läuft. Es bedarf keiner Worte, schweigend genießen wir die Nähe des Anderen. Eine Viertel Stunde später verlassen Chloe und Clark die Farm mit Clarks Pick-Up. Kurz darauf machen auch Viktor und ich uns auf den Weg. Wir folgen den Beiden unauffällig, mit weitem Abstand, in Olivers Auto. Evans Feld ist eine halbe Stunde entfernt. Es ist stockdunkel, nur die Sterne erhellen den Nachthimmel. Endlich kommen wir am Treffpunkt an. Viktor parkt den Wagen einige hundert Meter entfernt, den Rest, schleichen wir zu Fuß weiter. Als mein Blick auf Chloe und Clark fällt, deute ich auf eine Hecke, die sich am Feldrand befindet. Hinter ihr verstecken wir uns und lassen die Beiden nicht mehr aus den Augen. Ich beobachte, wie Chloe Clark die Kette um den Hals hängt, als sie den Baum am Feldrand erreicht haben. Alles geschieht, wie es abgesprochen wurde. Sofort wird Clark von der Kette geschwächt, sein Gesicht sieht verkrampft aus. Ich leide mit ihm, als ich ihn so sehe und die Erinnerung an den Schmerz, den das Kryptonit in meinem Körper auslöste, kehrt zurück. Ich kann sehen, wie meine Freundin Clark unter den Arm greift und ihm beim Gehen stützt. Es sieht grotesk aus, wie die zierliche Chloe meinen Freund stützen muss. Nur sehr langsam kommen sie so voran. Ich höre Clarks Stöhnen und wie Chloe ihm immer wieder gut zuredet, dass er durchhalten soll. Es kostet mich unendlich viel Kraft, nichts zu unternehmen. Verbissen sehe ich den Beiden hinterher. Viktor scheint meine Gedanken erraten zu haben und legt mir beruhigend seine Hand auf die Schulter. Mit genügend Abstand gehen wir den Beiden schließlich hinterher. Auf der Fahrt hierher habe ich Viktor über meinen genauen Plan aufgeklärt. Er soll sich einfach jederzeit bereithalten, in irgendeiner Art und Weise eingreifen zu müssen. Aber erst mal, soll er im Hintergrund bleiben. Nach einigen Minuten stehen Chloe und Clark in der Mitte des Feldes. Viktor und ich haben uns am Feldrand versteckt. Nun sehe ich drei weitere Gestalten auf dem Feld, hinter ihnen befinden sich zwei Männer die ihre Waffen auf sie richten. Diese Personen stehen Chloe und Clark in einem Abstand von etwa 50 Metern gegenüber. Noch etwas weiter entfernt steht eine einzelne Person, dass muss Lex sein. Die fünf Männer weiter vorne können nur Oliver, AC und Bart sein, bedroht von Lex Männern. Wieso kann ich nicht auch schon über den Röntgenblick verfügen? Er würde mir jetzt um Einiges helfen. Aber es nutzt nichts meine Gedanken nun an Dinge zu verschwenden, die ich sowieso nicht ändern kann. Stattdessen muss ich mich darauf besinnen, was gleich passieren wird und jederzeit bereit sein, einzugreifen. Ich beobachte, wie sich Chloe und Clark immer weiter den anderen Personen nähern. Dann ist es so weit. Die Zwei sind an den Geiseln und Lex Männern vorbeigezogen, sie befinden sich nun zwischen ihnen und dem glatzköpfigen Millionärssohn. Jetzt muss ich handeln und darf keinen Fehler machen. Ein letztes Mal atme ich tief durch. Mein Kopf ist völlig leer, ich handele ohne weiter über alles nachzudenken, völlig automatisch. Nur noch einige Meter und meine Freundin und Clark sind bei Lex angekommen. “Chloe, jetzt!” brülle ich über das Feld. Das Zeichen, dass Chloe Clark die Kette vom Hals reißen soll. Sofort verfalle ich in Superspeed. Alles um mich herum scheint still zu stehen. Ich laufe zu Lex Männern, reiße ihnen die Waffen aus den Händen und schlage sie damit nieder. Dann zerre ich Oliver, AC und Bart die Augenbinden herunter, die man ihnen umgemacht hat. Als nächstes zertrenne ich ihre Fesseln und drücke AC und Oliver die beiden Waffen in die Hände. Da höre ich einen Knall. Ein Schuss! Ganz sicher kam dieses Geräusch von einer abgefeuerten Waffe. Aber woher? Ich blicke mich um. Lex Männer liegen reglos am Boden. Chloes Hand hat Clarks Kette gegriffen und zieht daran. Ihre Bewegungen sind noch nicht sehr weit gekommen und scheinen wie eingefroren Dann wandert mein Blick zu Lex. Panisch erfasse ich, was hier gerade geschieht. Er steht mit ausgestrecktem Arm, nur noch zehn Meter, vor Chloe und Clark. Seine Pistole ist auf Chloe gerichtet. Sobald er meinen Ruf gehört hat, muss er die Waffe gegen Chloe gerichtet und abgedrückt haben. Sofort setze ich mich in Bewegung. Ich selbst bin zehn Meter hinter Chloe und Clark. Es ist nun nur noch ein Wettlauf zwischen mir und der Kugel. Ich muss mich dazwischen werfen, zwischen meine Freundin und die drohende Gefahr. Die Zeit scheint still zu stehen, nichts rührt sich mehr um mich herum. Alles was sich auf dem Feld noch bewegt, sind die Pistolenkugel und ich. Dieser kleine, schnelle Gegenstand ist nun mein einziger Gegner. Ich muss ihn besiegen, muss Chloe vor dem Geschoss erreichen. Noch fünf Meter zwischen Chloe und mir. Die Kugel ist noch etwas weiter von ihr entfernt, als ich es bin, doch sie bahnt sich ihren Weg unabdinglich voran. Ich werde es trotzdem schaffen, ich bin schneller als dieses Geschoss. Alles wird gut werden. Wenn ich an Chloe vorbei sein werde und die Kugel vor mir ist, muss ich sie nur noch abfangen. Noch zwei Meter bis ich Chloe erreicht habe. Auf einmal werde ich schlagartig gebremst. Was geschieht hier? Meine Schnelligkeit versagt komplett. Nein, ich bin zu nah an der Kette. Verdammt, wieso habe ich nicht daran gedacht? Schmerzen durchziehen meinen Körper wie Feuer, dass sich durch meine Venen brennt. Ich komme zum Stehen und blicke Chloe an. Sie ist fast zum Greifen nahe. Innerhalb eines Sekundenbruchteils sehe ich ihren Kopf nach hinten schleudern. Ihr Körper dreht sich um die eigene Achse und fällt vor mir zu Boden. Clark stürzt ebenfalls neben ihr auf den Feldboden. Kurz darauf höre ich zwei weitere Schüsse. Verkrampft verfolge ich das Geschehen um mich herum. AC und Oliver haben ihre Waffen abgefeuert, Lex stürzt zu Boden. Es geht nun keine Gefahr mehr von ihm aus. Alles passiert so unglaublich schnell. Der Schmerz, der mich ergriffen hat, bringt mich nun auch zu Fall. Ich stürze auf meine Knie. Mein Blick ist längst wieder auf Chloe gerichtet, die reglos vor mir liegt. Lex hat sie getroffen, daran ist kein Zweifel. Verdammt, warum ausgerechnet sie? Warum konnte ich es nicht rechtzeitig zwischen sie schaffen? Es hätte mich treffen sollen. Panisch krieche ich ein kleines Stück vorwärts, ich muss ihr helfen, egal wie sehr mich der Schmerz lähmt. Wie konnte ich sie nur so in Gefahr bringen? Sie liegt auf dem Bauch. Ich nehme all meine Kräfte zusammen und drehe sie auf den Rücken. “Nein, Chloe,” hauche ich, während ich sie herum drehe. Als sie auf dem Rücken liegt fällt ihr Kopf zur Seite und mir stockt der Atem. In ihrer linken Schläfe ist ein Einschussloch. Sie ist tot. “Chloe? Nein!” Mit zittriger Stimme rüttele ich an ihren Schultern. Oh Gott, ich habe meine beste Freundin in den Tod geschickt. “Nein, nein!” rufe ich verzweifelt in die Nacht. Neben mir kommt Viktor zum Stehen. Er reißt Clark, der noch immer zitternd neben Chloe liegt, die Kette vom Hals und wirft sie meterweit weg. Dann blickt er auf Chloe hinab und rührt sich nicht mehr. Sofort spüre ich, dass meine Kräfte zurückkehren. Doch das ist jetzt völlig bedeutungslos. Ich brauche meine Kraft nicht mehr. Ich habe Chloe verloren, der ich dieses Leben hier überhaupt zu verdanken habe. Meine Kräfte haben ihr überhaupt nichts genutzt, im Gegenteil, erst durch meinen verrückten Plan konnte es so weit kommen. Entsetzt sehe ich in ihr Gesicht und bekomme nichts mehr um mich herum mit. Ihre Augen sind weit aufgerissen, als würden sie mich selbst jetzt noch vorwurfsvoll anstarren. Wie gefesselt bin ich von ihr, völlig in ihren Bann gezogen. Blass liegt sie da, ganz still, ohne jegliches Anzeichen, dass irgendwann mal wieder Leben durch ihren Körper fluten würde. Ich berühre sie nicht, denn ich bin nicht dazu in der Lage mich auch nur einen Zentimeter zu rühren, zu sehr lähmt mich der Anblick. Mir wird schwindelig und ein nebeliger Schleier legt sich über meine Augen. Ich wünschte dies alles wäre nur ein Traum, aber ich weiß, dass es die grausame Realität ist. Erst als mich Clark weg stößt, wird alles um mich herum wieder klarer und mein Körper löst sich aus seiner Starre. Benommen sehe ich meinen Freund an, der Chloes Kopf in seinen Armen bettet und ihr sachte über die Harre streicht. “Nein, Chloe! Nein!” flüstert er mit unendlich verzweifelter Stimme. Er wiegt sie in seinen Armen, während ich nur da sitzen kann und auf die Beiden starren. Mittlerweile sind auch Oliver, AC und Bart bei uns und sehen bestürzt auf Chloe nieder. Da blickt Clark plötzlich auf und sieht mich an. Seine Augen sind unglaublich hasserfüllt und halten die meinen fest fixiert. Mit verbittertem Ton brüllt er mich an, dass ich zusammenzucke: “Du hast sie auf dem Gewissen! Es ist allein deine Schuld, dass Chloe sterben musste!” Das halte ich nicht aus. Mit diesen Worten versetzt er meinem Herzen den letzten Stich, um es endgültig auszulöschen. Die Tränen, die die ganze Zeit meine Augen nicht verlassen haben, rollen nun über meine Wangen, als würden sie versuchen vor mir zu flüchten. Mir wird klar, ich habe nicht nur Chloe verloren, sondern mit ihr auch Clark und mein neues Leben in Smallville. Ich hasse mich selbst dafür. Alles habe ich zerstört! Und was am schlimmsten ist, nicht nur mein Leben, sondern auch das der Anderen wurde von mir auf Spiel gesetzt, ebenso Clarks Liebe zu mir. Mit einem einzigen Schlag, habe ich alles verloren was ich die letzten Tage und Wochen so sehr ins Herz geschlossen habe. Clark hat mit seinen Worten Recht. Ich habe Chloe auf dem Gewissen! Ohne meinen Plan wäre sie völlig unverletzt davon gekommen. Wie konnte ich nur so blind sein? So schrecklich naiv? Meine beste Freundin musste sterben, weil ich so sehr von mir selbst überzeugt war. Ich halte Clarks Blick nicht stand. Seinen Hass und die Verachtung von ihm zu spüren, versetzt mich in noch größere Verzweifelung. Was kann ich jetzt noch tun? Das Geschehene ist nicht rückgängig zu machen, so sehr ich es mir auch wünsche. Jedes Wort, dass nun über meine Lippen kommen würde, wäre unangebracht. Ich weiß keinen Ausweg mehr, stehe auf und laufe davon. Weg von meinen Freunden, die mich nun nur noch verachten werden. Von meiner besten Freundin, an dessen Tod ich allein Schuld bin. Und weg von meiner großen Liebe, die mich nun hassen wird. Kapitel 7: Zurück ----------------- Zurück Am nächsten Tag sitze ich im Flieger, zurück nach Deutschland. Ich werde mein altes Leben wieder aufnehmen und mit Smallville abschließen. Der Schock, des gestrigen Tages sitzt noch immer tief. Es fühlt sich alles so unrealistisch an, als hätte ich das alles nie wirklich erlebt. Als meine alten Freunde davon hören, dass ich zurückkomme, sind sie zufrieden. Sie hatten immer gesagt, dass es nichts wird. Mir wird klar, dass ich die Leute hier nicht im entferntesten als Freunde bezeichnen kann. Meine einzige wirkliche Freundin ist tot und das ist meine Schuld. Sie ist gestorben, weil sie mir vertraut hat. Ich fange gar nicht erst an, jemanden von meinen Erlebnissen zu erzählen. Sie würden mich nur alle für verrückt erklären. Vorerst komme ich bei einer sogenannten Freundin unter. Meine alte Wohnung ist schon vergeben und ich muss mich auf die Suche nach einer neuen begeben. Auch einen neuen Job muss ich jetzt an Land ziehen. In den nächsten Wochen werde ich einiges zu tun haben, dass mich hoffentlich von den letzten drei Wochen ablenkt. Drei Wochen? Waren es wirklich nur drei Wochen? Es kommt mir vor wie ein halbes Leben. Drei Monate später habe ich eine neue kleine Wohnung für mich gefunden und gemütlich eingerichtet. Mein alter Chef hat mir meinen Job zurück gegeben, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Er meint, meine Schreibweise hätte sich geändert. Sie sei jetzt düsterer und fantastischer geworden. Er scheint zu ahnen, dass ich keine gute Zeit in Amerika hatte. Clark habe ich nicht mehr wiedergesehen. Doch Alpträume von Chloes Tod lassen mich jede Nacht schweißgebadet aufwachen. Anfangs hatte ich gehofft, meine Fähigkeiten zu verlieren, aber das Gegenteil ist der Fall. Mittlerweile beherrsche ich auch noch den Röntgenblick. Und einige Male bin ich schwebend über meinem Bett erwacht. Manchmal denke ich daran, einfach alles hinzuwerfen und meiner eigentlichen Herkunft nachzuforschen. Doch der Gedanke, dass ich dadurch Clark wieder begegnen könnte, hält mich davon ab. Ich könnte es nicht ertragen noch einmal seinen Hass mir gegenüber zu sehen. Es ist genau sechs Monate nach Chloes Tod. Ich habe mich wieder eingelebt und mir die Illusion aufgebaut, dass das alles nie wirklich passiert ist. Nur meine Fähigkeiten erinnern mich jetzt noch an die Zeit in Smallville. Auch wenn es nur drei Wochen waren die ich dort verbracht habe, von denen ich sogar zwei im Koma lag, haben sie mich sehr verändert. Erst dort habe ich das Böse im Menschen kennen gelernt. Ich bin misstrauisch geworden, allem neuen Gegenüber. Besonders fremden Menschen kann ich mich nicht mehr öffnen. Ich lebe zurückgezogen, habe alle alten Freundschaften beendet. Oft gehe ich zum Grab meiner Eltern, rede mit ihnen, doch wirklich helfen tut es mir nicht. Das Einzige was mir hilft, ist das Schreiben. Mein Chef hat mir meine eigene Rubrik gegeben. Ich schreibe nun Kurzgeschichten die bei den Lesern scheinbar hohen Anklang finden. Sie handeln alle von Dingen, wie ich sie in Smallville erlebt habe. Natürlich schreibe ich nicht genau das nieder, was ich erlebt habe. Aber es sind Geschichten, die in Smallville auch hätten stattfinden können. Das hilft mir irgendwie, über die ganze Sache leichter hinwegzukommen, es ist wohl eine Art Selbsttherapie. Zudem hat mein Chef mir das Okay für eine Mystikrubrik gegeben. Hier darf ich alle Mysteriösen Dinge niederschreiben und diesen nachgehen, wenn ich Beweise dafür mitliefern kann. Mein Laptop ist im Moment also mein bester Freund und ich bin viel damit beschäftigt, meinen Storys auf den Grund zu gehen. Es macht mir Spaß und ich sitze oft bis mitten in der Nacht daran. Mein Gehalt wurde auch erhöht und so kann ich es mir leisten, auch ein bisschen durch die Gegend zu reisen um Nachforschungen anzustellen. Der Job erfüllt mich und ich mache mir mittlerweile keinen Kopf mehr darum, dass ich Clark begegnen könnte. Er wird andere Dinge zu tun haben, als noch weiter solchen Geheimnissen nachzujagen, an denen ich mich nun festhalte. Ich reise in alle möglichen Länder um eine gute Story zu bekommen und meine Neugier zu befriedigen. Auch in den USA war ich jetzt mal wieder. Ich spüre, dass ich nun endgültig mit dem Erlebten abgeschlossen habe. Ich kann mich voll und ganz auf neue Dinge einlassen. Allerdings ist die ganze Reiserei auch ziemlich anstrengend und so gönne ich mir gerade einen kleinen Urlaub zu Hause. Kapitel 8: Neuanfang -------------------- Neuanfang Ich klappe den Laptop zu. Auch wenn ich Urlaub habe, muss ich immer auf aktuellem Stand sein. Eine lästige Angewohnheit, die ich nur zu gerne ablegen würde, aber die Sucht nach den neuesten Ereignissen übersteigt meinen Wunsch einfach mal abzuschalten. Doch jetzt knurrt mir gerade so sehr der Magen, dass ich mich dazu durchringe mir ein paar Nudeln zu kochen. Ich schnappe meine Kaffeetasse, verlasse meinen Balkon und gehe in meine kleine Küche. Dort greife ich mir einen Topf und setze Wasser auf. Entspannt lehne ich mich an die Arbeitsfläche und schlürfe meinen letzten Rest Kaffee aus der Tasse. Ich blicke zum Fenster hinaus und schweife meinen Gedanken hinterher, als es plötzlich an der Tür klingelt. Nicht schon wieder, denke ich. In den letzten Tagen kam ständig irgendein Vertreter. Entweder wollten sie mir Staubsauger aufschwatzen, oder Versicherungen oder irgendwelche Spenden eintreiben. Es nervt einfach nur. Da hat man mal Urlaub zu Hause und wird nur belagert. Ich gehe zur Tür und überlege auf dem Weg dorthin, ob ich überhaupt öffnen soll. Da fällt mir auf, dass das Klingeln direkt von meiner Haustür kam. Wenn jemand unten klingelt, hört es sich anders an. Ich werde stutzig. Wer sollte denn hier oben, in der fünften Etage, bei mir klingeln. Vielleicht ein Nachbar? Aber ich hatte noch nie etwas mit den Nachbarn zu tun, so, wie mit keinem hier. Meine Neugier ist geweckt. Aber einfach öffnen? Nein. Vielleicht ist es ja doch ein Vertreter der von den Nachbarn ins Haus gelassen wurde. Zögernd stehe ich vor der Tür und starre sie an. Mir kommt der Röntgenblick in den Sinn. Soll ich das wirklich tun? Ach, warum eigentlich nicht? Dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich demjenigen aufmache oder nicht. Ich konzentriere mich auf die Tür und blicke durch sie hindurch. Schlagartig wird mir bewusst, dass es ein Fehler war. Mein Herz scheint einen Aussetzer zu machen und mein Magen zieht sich krampfhaft zusammen. Reflexartig halte ich die Luft an. Ich hätte einfach in der Küche bleiben und meinem Wasser beim Kochen zusehen sollen. Erneut klingelt es. Ich schleiche mich leise von der Tür weg, damit ich nicht gehört werde. “Mach auf,” höre ich da eine fordernde Stimme hinter der Tür, sie spricht englisch. “Ich weiß, dass du da bist!” Innerhalb weniger Sekunden kommen alle meine Gefühle wieder hoch. Wieso steht Clark ausgerechnet jetzt vor meiner Tür? Jetzt, wo ich mit allem abgeschlossen und mein neues Leben im Griff habe. Ich schlucke. Bestimmt hat er mich ebenso durch die Tür gesehen, wie ich ihn. Ich kann ihm jetzt nicht entkommen, ich muss mich ihm stellen, ob ich will oder nicht. Meine Beine beginnen zu zittern, nein, mein ganzer Körper bebt vor Aufregung. Langsam gehe ich zurück zur Tür. Ich strecke meine rechte Hand nach der Türklinke aus, um sie dann doch wieder zurückzuziehen. Was wird mich erwarten, wenn ich nun mit ihm rede? Wird er mir noch immer Vorwürfe machen? Oder will er mich gar zur Verantwortung ziehen? Eine leise Angst überkommt mich. Erneut blicke ich durch die Tür. Noch immer sieht er so verdammt gut aus. Sofort schlägt mein Herz noch einen Takt schneller. Clark trägt eine Jeans und ein weißes T-Shirt. Sein Gesicht ist entspannt, zumindest sieht er nicht verbittert aus. Das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, oder nicht? Schnell ziehe ich mir mein Zopfband heraus und schüttele meine Haare auf. Wie dumm, dass hat er doch bestimmt auch gesehen. Und warum tue ich das überhaupt? Mache ich mir etwa doch noch Hoffnungen? Ohne weiter darüber nachzudenken öffne ich ruckartig die Tür. Er sieht mich ohne Regung im Gesicht an. Was er wohl gerade denkt? Jetzt, wo die Tür nicht mehr zwischen uns ist, überkommt mich ein schauriges Gefühl. Und zugleich verbreiten sich wieder tausende Schmetterlinge in meinem Bauch während ich in seine Augen blicke… die selben wundervollen Augen, in die ich mich vor einem halben Jahr sofort verliebt habe. Dachte ich wirklich, ich hätte mit ihm abgeschlossen? Da habe ich wohl mehr als falsch gelegen. “Clark,” sage ich originell, als wüsste er nicht selbst, dass er so heißt. Er sieht mich weiterhin nur an und fragt, nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens: “Kann ich rein kommen?” Innerlich verdrehe ich genervt, über mein eigenes Verhalten, die Augen. Wieso muss er das erst fragen? Warum habe ich ihn nicht gleich hereingebeten? Ich lächle verlegen, öffne die Tür vollends und trete zur Seite, um ihm Platz zu machen. “Ja, klar,” stammele ich nervös. Oh man, sicher spürt er, wie sehr mich sein Auftreten hier aus der Bahn wirft. Er tritt ruhigen Schrittes ein. Als er auf meinem kleinen Flur steht, schließe ich die Tür hinter ihm und warte seine nächste Reaktion ab. Er blickt mich unterdessen abwartend an und ergreift schließlich, völlig emotionslos, das Wort: “Können wir uns vielleicht irgendwo setzen?” Ein Seufzen entfährt meiner Kehle, weil ich mich über mich selbst ärgere. Ich Idiot. Lasse ihn hier blöd auf dem Flur stehen. Wie dumm soll ich mich denn noch verhalten? Schnell dränge ich mich an ihm vorbei und gehe voran: “Ja, sicher. Hier, komm rein!” Ich winke ihn in mein Wohnzimmer und deute auf meine kleine Couch. “Setz dich! Willst du was trinken?” frage ich nun, darauf bedacht, meine guten Manieren nicht zu vergessen. “Nein danke,” schüttelt er den Kopf und lässt sich auf das Sofa nieder. Da fällt mir mein Wasser ein, das mittlerweile schon kochen müsste. “Ich wollte mir gerade Nudeln kochen. Willst du vielleicht mitessen?” frage ich ihn möglichst locker, doch in mir brodelt das Blut wie das kochende Wasser in der Küche. Mein Puls muss mittlerweile auf hundertachtzig sein. Warum ist er so kühl? Kann er sich nicht wenigstens ein bisschen anmerken lassen, warum er hier ist? “Warum nicht? Der Weg war ganz schön weit,” sagt er schulternzuckend aber völlig monoton. Ich fühle mich schrecklich, während ich mich in die Küche begebe. Nicht im Geringsten kann ich deuten, warum er hier ist, er zeigt keinerlei Gefühlsregung. Etwas aufgeregt kippe ich die Nudeln ins Wasser. Dann schnappe ich mir meine Kaffeetasse und gehe ins Wohnzimmer zurück. Ich setze mich gegenüber von Clark, auf einen Hocker und sehe ihn erwartungsvoll an. Sein Blick war mir die ganze Zeit gefolgt und macht mich nun noch nervöser, als ich es sowieso schon bin. Als ich einen Schluck aus meiner Tasse nehmen will, stelle ich fest, dass sie leer ist. Genervt stelle ich sie auf dem Couchtisch ab. “So lebt man also in Deutschland,” stellt Clark ruhig fest und lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. “Naja, jedenfalls lebe ich so in Deutschland,” antworte ich belustigt, aber total gekünstelt. Ich weiß einfach nicht wie ich mich ihm gegenüber benehmen soll. Warum ist er hier? Wieso rückt er nicht gleich mit dem raus, was er will? Warum muss er ein so belangloses Gespräch anfangen? Zustimmend nickt er. Ich halte diese Spannung nicht länger aus. Ein Knistern liegt in der Luft und nimmt mir fast die Kraft zum Atmen. “Warum bist du hier?” platzt es schließlich aus mir heraus und ich kann meine Aufregung nicht mehr vor ihm verbergen. Nervös spiele ich mir an den Fingern herum. “Ich muss mit dir reden!” In seiner Stimme liegt ein Ton der Traurigkeit. “Was gibt’s denn?” versuche ich mich lässig zu geben, aber es gelingt mir wohl kaum. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel, dass er keine Hiobsbotschaften für mich. Entweder soll er mich in Ruhe lassen, oder mir sagen, dass er mir verzeiht. Alles was dazwischen liegt, würde ich nicht aushalten. Ich könnte nicht in seiner Nähe sein und gleichzeitig wissen, von ihm verachtet zu werden. Auch wenn ich in den letzten Wochen dachte, alles gut weggesteckt zu haben, merke ich nun, wie sehr ich ihn noch liebe. Ich werde mich auf keinen anderen Mann mehr einlassen können. Genau so wenig kann ich aber nur noch mit Clark befreundet sein, dann habe ich lieber gar keinen Kontakt mehr zu ihm. Während ich über die verschieden Möglichkeiten, meines Verhältnisses zu Clark, grübele, sehe ich, wie er versucht die richtigen Worte zu finden. “Ich... Also… Wie sag ich das jetzt am besten? Ich bin hier her gekommen weil,...” stammelt er, bricht ab und denkt nach. “Nun sag es doch einfach! Es macht mich verrückt nicht zu wissen warum du hier bist. Ich liebe dich noch immer und mit jedem Moment den du hier sitzt und nichts sagst, quälst du mich noch mehr,” bricht es aus mir heraus und plötzlich mischen sich Tränen in meine Augen. Eindringlich sehe ich ihn an. So sehr ich auch versucht habe cool zu bleiben, es gelingt mir nicht. Ich bin viel zu aufgeregt. Und jetzt habe ich mir auch noch die Blöße gegeben und ihm meine Gefühle gezeigt. Die Worte sprudelten wie von selbst über meine Lippen, als hätten sie ein Eigenleben. Nun gibt es kein zurück mehr. Mein Herz pumpt unbarmherzig in meiner Brust, als würde es sich einen Weg nach draußen suchen. “Sorry, das will ich nicht,” meint er sanft, während er mich erstaunt ansieht. Mit meinem Liebesgeständnis und solch einem Gefühlsausbruch hat er wohl nicht gerechnet. Scheinbar habe ich meine Aufregung vorher doch besser verstecken können als ich dachte. “Ich bin hier her gekommen, weil… weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gehst. Ich habe damals Dinge gesagt, die ich nun bereue. Jetzt weiß ich von Sachen, die mich dir danken lassen.” Treuherzig sieht er mich an, während seine Stimme zu einem liebevollen Ton umgeschlagen ist. “Danken?” frage ich misstrauisch und sehe ihn abschätzend an. Wofür, um Gottes Willen, soll er mir bei diesem schrecklichen Erlebnis dankbar sein? “Ich weiß nun, dass wir alle tot wären, hättest du nicht eingegriffen. Chloes Tod hat mich dermaßen geschockt, dass ich wochenlang nicht damit umgehen konnte. Deswegen habe ich auch nicht schon früher nach dir gesucht. Es tut mir leid!” Sein Blick ist absolut aufrichtig und entschuldigend. “Was tut dir leid?” frage ich zaghaft nach, als wüsste ich nicht was er meint. “Dass ich dich in dem Glauben gelassen habe, ich würde dich hassen. Anfangs habe ich das sicherlich, aber nun weiß ich, dass ich dich noch immer liebe.” Mein Herz macht Glückssprünge, doch ich bleibe ernst. Ich will es ihm nicht so einfach machen. Und ehrlich gesagt, macht er mich mit diesem Satz ebenso wütend wie glücklich. Hat er etwa erwartet, ich würde ihm gleich um den Hals fallen, wenn er hier auftaucht? Ich habe mir ein neues Leben aufgebaut, ich kann das doch nicht alles schon wieder aufgeben. Seufzend hole ich Luft und frage vorwurfsvoll: “Und jetzt kommst du nach einem halben Jahr zu mir und sagst mir das. Jetzt, wo ich mit allem abgeschlossen und mir gerade ein neues Leben erarbeitet habe. Was erwartest du nun von mir?” Verzweifelt sehe ich ihn an. “Ich erwarte nichts von dir. Ich möchte dir nur erzählen, was alles geschehen ist, seit du fort bist. Erst dann möchte ich eine Entscheidung von dir,” antwortet er ganz ruhig. Seine Worte lassen daraus schließen, dass er sich gründlich Gedanken gemacht hat, bevor er hier her kam. Vermutlich rechnet er damit, dass ich ebenso gut nein sagen könnte. Nein, zu Smallville und vor allem zu ihm. “Was für eine Entscheidung?” frage ich stutzig, doch eigentlich weiß ich längst was er meint. Doch ich will es aus seinem Mund hören. “Ob du mit mir zurück kommst und weiter mit uns gegen Lex arbeitest, oder nicht.” Er sieht mir bei diesen Worten tief in die Augen und ich spüre seine Hoffnung. Abschätzend sehe ich ihn an. Ich bin gespannt was er zu erzählen hat, denn ich würde schon gerne wissen, wie es weitergegangen ist, nachdem ich so plötzlich geflüchtet bin. Seine blaugrünen Augen mustern mein Gesicht, als würde er schon jetzt nach einer Antwort suchen. Doch ich gebe mich bewusst kühl, denn er sagte: ‘... Mit ihm zurück gehen und gegen Lex arbeiten... ‘ und nicht, was ich mir erhofft hatte, ‘..mit ihm zurück gehen, um mit ihm zusammen zu sein!’ “Ich mache erst mal das Essen fertig,” lenke ich schnippisch ab. Auch wenn ich mich damit jetzt selbst auf die Folter spanne, muss ich ihn noch ein wenig zappeln lassen. Ich mache die Nudeln fertig und rühre noch schnell eine Soße an, während Clark sich in meiner Wohnung umsieht. Interessiert mustert er die Bilder an den Wänden und meine Deko, mit der ich liebevoll meine Wohnung hergerichtet habe. Schließlich geht er auf den Balkon und sieht nachdenklich über den Park, der vor meinem Haus liegt. Eine Weile ruht mein verträumter Blick auf ihm. Verdammt, ich liebe ihn noch immer genauso wie damals. Wie sehr ich mich doch nach ihm gesehnt habe. Mein Blick wandert mit Bedacht seinen Körper entlang und ich genieße seinen Anblick in vollen Zügen. Wie gerne würde ich jetzt einfach nur… Als ich mich selbst mit meinen Gedanken erwische, schüttele ich lächelnd den Kopf. Ich bin doch einfach unverbesserlich. Noch einmal hole ich tief Luft, um den Kopf frei zu kriegen, bevor ich langsam zu Clark hinaus gehe und sachlich frage: “Willst du hier essen?” Ein seichter Wind spielt mit meinen Haaren und lässt sie mir ins Gesicht wehen. Nahezu unbewusst streiche ich mir die Strähne von der Stirn, während ich Clark abwartend ansehe. Er dreht sich um und lehnt sich an die Brüstung, dabei blickt er mich von oben bis unten an: “Ich hatte ganz vergessen wie schön du bist,” murmelt er leise in sich hinein, doch ich höre seine Worte dennoch. Ich werde rot, zumindest spüre ich eine Wärme in meinem Gesicht aufsteigen. Ich fand mich selbst noch nie sonderlich hübsch und habe mich schon damals gewundert, dass ausgerechnet ich so einen Mann wie ihn abkriege. Zumal er mir nie gesagt hat, wie er mein Äußeres findet. Doch jetzt starrt er mich an, als würde er das siebte Weltwunder sehen. Es dauert eine Weile bis er auf meine Frage reagiert: “Äh… Nein, lass uns drinnen essen. Was ich zu erzählen habe, muss nicht jeder hören.” Ich nicke stumm, gehe wieder in die Küche und befülle zwei Teller mit dem Essen. Er folgt mir, nimmt seinen Teller im Wohnzimmer entgegen und lässt sich auf dem Sofa nieder. Ich nehme ihm gegenüber auf dem Hocker Platz. Während wir essen, erzählt er mir alles in Ruhe: “Lex wurde auf dem Feld von AC und Oliver angeschossen. Die Beiden haben ihm gedroht, ihn sterben zu lassen, wenn er ihnen nicht ihre Fähigkeiten wieder gibt. So hatte Lex keine andere Wahl als das zu tun, was die Beiden verlangten. Doch viel geholfen hat es ihm nicht.” Clark piekt nebenbei die Nudeln auf, schiebt sie sich in den Mund und spricht mit vollem Mund weiter: “Er sitzt jetzt im Gefängnis, wegen dem Mord an Chloe. Gestanden hat er nie, aber es gab einfach zu viele Zeugen. Selbst seine eigenen Männer haben gegen ihn ausgesagt, um selbst besser davon zu kommen. Als er mir im Gefängnis zu einem Gespräch gegenübersaß, sagte er mir, er hätte uns alle umgebracht, wärst du nicht dazwischen gekommen!” Er schluckt und schiebt die nächste Portion nach. “Oliver und seine Jungs sind nun dabei, Lex 33.1 Projekt komplett zu kippen. Seine Firma wankt ohne den Chef und Lionel ist nach wie vor verschwunden. Aber der Grund warum ich eigentlich hier bin, ist Lana. Sie kam vor einigen Wochen nach Smallville zurück. Sie sagte mir, sie hätte vor Lex flüchten müssen, weil sie mein Geheimnis wusste.” Ich sehe ihn verblüfft an und lasse meine Gabel ungläubig sinken. “Sie kennt dein Geheimnis?” frage ich schockiert. “Ja, schon seit fast zwei Jahren. Ich hatte es ihr selbst gesagt, kurz bevor sie Lex geheiratet hat,” erklärt Clark ruhig. “Das hast du mir nie erzählt,” stelle ich sachlich fest. Er stopft die nächste Gabel mit Nudeln in sich rein. “Ich fand es nicht wichtig, denn sie wollte ja trotzdem nicht mehr mit mir zusammen sein. Den Grund dafür hat sie mir aber nie genannt. Jetzt vermute ich, Lex hat sie erpresst. Wieso hätte sie sich sonst wieder hierher getraut, jetzt wo er im Gefängnis sitzt?” Clark sieht mich kurz fragend an, aber spricht sofort weiter, als er merkt, dass er keine Antwort von mir bekommen wird: “Jedenfalls kam sie zu mir und sagte, sie liebt mich noch immer. Sie wolle sich von Lex scheiden lassen, um endlich mit mir zusammen sein zu können.” Er stockt kurz und sieht mich eindringlich an, als er merkt wie gebannt ich an seinen Lippen hänge. Kurz seufzt er, dann fährt er mit absolut sanfter Stimme fort: “Zuerst habe ich mich gefreut, doch als sie mehr wollte als nur reden, wollte ich das nicht. Meine Gefühle für sie… sind vollkommen erloschen. Und.. da ist mir klar geworden, dass ich dich noch immer liebe.” Clark legt die Gabel auf seinem Teller ab und sieht mich eindringlich an. “Sarah, ich mache dir keinen Vorwurf für das, was auf dem Feld passiert ist. Im Gegenteil. Wärst du nicht da gewesen, wären Olli, AC, Bart und ich auch tot. Lex hätte was er wollte und die Welt wäre jetzt wohl schon in seinen Händen. Ich hätte dir nie die Schuld an Chloes Tod geben dürfen. Es tut mir so leid. Bitte verzeih mir!” Seine Entschuldigung drückt ehrliches Bedauern aus und sein flehender Blick zeigt mir, wie sehr er mich tatsächlich noch liebt. Was soll ich dazu sagen? Ich hatte die ganze Zeit verstanden, warum er so gehandelt hat, wieso er mir diese Worte an den Kopf geworfen hatte. “Es muss dir nicht leid tun, Clark. Ich… ich hätte in deiner Situation wahrscheinlich genauso reagiert. Es war dumm von mir einfach so abzuhauen,” lenke ich traurig ein. “Du bist nicht damit klar gekommen, das Chloe erschossen wurde. Du dachtest, es sei deine Schuld,” versucht Clark mein Verhalten zu rechtfertigen. “Das war es doch auch!” protestiere ich sofort. “Hätte ich vorher nur alles ein bisschen genauer durchdacht, dann wäre mir klar gewesen, dass Chloe schutzlos war. Es ist ganz allein meine Schuld und ich werde mir das nie verzeihen!” Die Vergangenheit hat mich nun vollends eingeholt. Ganz genau sehe ich alle Bilder wieder vor mir, die ich die letzten Wochen so erfolgreich verdrängen konnte. Ich lege meine Gabel auf den Teller und bette mein Gesicht in den Handinnenflächen. Mein ganzer Körper ist angespannt und zittert vor Schuldgefühlen. Schluchzend sitze ich, wie ein Häufchen Elend, auf dem Hocker und bringe es nicht fertig, meinen Tränen stand zu halten. Plötzlich spüre ich Clarks große Hände auf meinen Schultern. Ich merke wie er neben mir in die Knie geht und seine Arme um mich legt. Einfühlsam redet er auf mich ein: “Sarah, es ist vorbei. Es lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Und wenn du dir selbst Vorwürfe machst, bringt das Chloe auch nicht mehr zurück. Sie wäre trotz allem stolz auf dich!” Ich blicke ihn mit Tränen in den Augen an: “Es wäre schön, wenn sie mir das noch selbst sagen könnte.” Dann kann ich nicht mehr an mich halten und breche laut in Tränen aus. Das erste Mal seit Chloes Tod. Clark schließt mich ganz in seine Arme, während ich mein Gesicht an seine Brust lehne. Er fährt sanft mit seiner Hand über meine Haare und drückt mich fest an sich. Ich weine mich nun vollkommen aus, während er mich nur tröstend in seinen Armen wiegt. Mit einem sanften “Schhhhhhhh!” versucht er mich zu beruhigen. Doch bis ihm das gelungen ist, vergehen einige Minuten. Selten habe ich so sehr geweint. Vielleicht sogar nur einmal in meinem Leben, damals, als ich vom Unfall meiner Eltern erfuhr. Ich löse mich langsam aus Clarks Umarmung und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Es ist, als hätte ich mit diesen Tränen alle aufgestauten Selbstvorwürfe aus meinem Körper geschwemmt. Dann stehe ich auf und räume wortlos den Tisch ab. Clark lasse ich einfach dort sitzen, ohne jegliche Erklärung. Ich muss kurz etwas Abstand gewinnen, um mein Gefühlschaos wieder zu sortieren. Er lässt mich gewähren, ohne nachzufragen. Geduldig wartet er im Wohnzimmer. Als ich schließlich wieder komme, nachdem ich die Teller im Geschirrspüler verstaut habe, sehe ich die Frage schon in seinen Augen: “Was meinst du? Kommst du wieder mit?” Ich bleibe mitten im Raum stehen und muss schlucken. Ich weiß keine Antwort auf seine Frage. Ich habe mir hier ein neues Leben aufgebaut mit dem ich einigermaßen zufrieden bin. Andererseits wäre ich gerne wieder mit ihm zusammen und ich würde auch gerne meine Kräfte wieder mit ihm teilen. Aber dort in Smallville stecken die schlimmsten Erinnerungen meines Lebens. “Ich… ich weiß es nicht, Clark. Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe, aber… Liebe allein reicht eben nicht immer. Ich...” “Warte,” unterbricht er mich und hebt abwehrend die Hand. “Ich gebe dir so viel Zeit wie du willst für diese Entscheidung. Aber bitte, schick mich nicht ohne eine Antwort weg. Lass mich hier bleiben, bis du deiner Sache sicher bist.” Er sieht mich flehend an. Zögerlich stimme ich ihm nickend zu. Ein Strahlen huscht über sein Gesicht. “Danke!” Er springt auf und schließt mich in die Arme. Ich genieße seine Nähe, schmiege meine Wange an seine Schulter und atme seinen vertrauten Geruch ein. Er vermittelt mir ein Gefühl der unendlichen Geborgenheit. Liebevoll sieht er zu mir hinunter und kommt mit seinem Gesicht immer näher an meines heran. Doch kurz bevor sich unsere Lippen treffen können, löse ich mich aus seiner Umarmung. “Es tut mir leid. Ich… ich kann nicht,” wispere ich bedrückt und sehe ihn dabei aufrichtig an. Er ringt sich ein Lächeln ab, streicht mir sanft über die Wange und meint zärtlich: “Schon gut. Ich kann warten!” Gott, wie sehr ich ihn doch vermisst habe. Er ist so liebevoll, versucht mich nicht zu bedrängen und ist dabei noch so verständnisvoll. Doch die Unsicherheit und Zweifel, wie alles weitergehen wird, stehen noch zwischen uns, zerfressen mich innerlich. Werde ich wieder so glücklich mit ihm sein können, wie ich es vorher war, vor diesen schrecklichen Ereignissen? Ich gehe zur Garderobe und hole meinen zweiten Haustürschlüssel. “Hier, nimm den solange,” schlage ich vor, während ich ihm den Schlüssel entgegenstrecke. Clark guckt mich fragend an: “Bist du dir sicher?” “Irgendwo musst du ja bleiben. Also kannst du erst mal bei mir auf der Couch schlafen. Ich werde bestimmt eine Weile brauchen, bis ich mich entschieden habe. Ich weiß ja nicht wie viel Zeit du hast, aber ein paar Tage werden es wohl werden,” erkläre ich bewusst sachlich. Er nimmt den Schlüssel entgegen und hält ihn in seiner Hand. “Die Farm ist in guten Händen, die Justice übernehmen sie. Sie sagen, es wäre wie Urlaub für sie,” grinst er mich an. “Justice, wer ist das?” frage ich neugierig. Ich habe diesen Namen nie zuvor gehört. “Na Oliver, Viktor, Bart und AC,” antwortet Clark ganz selbstverständlich. Als er mein verwirrtes Gesicht sieht meint er: “Ach ja, das weißt du gar nicht. Sie nennen sich jetzt Justice League. Durch einige Medienberichte brauchten sie einen Namen und so ist es entstanden. Ist doch nicht schlecht, oder?” Ehrlich gesagt, finde ich den Namen ziemlich albern und so schleicht sich wie von selbst ein belustigtes Grinsen auf mein Gesicht. Aber ich halte generell nichts von irgendwelchen Kosenamen. ‘Green Arrow’ lass ich mir ja gerade noch gefallen, aber ACs ‘Aquaman’ fand ich schon damals ziemlich daneben. Naja, angehende Helden brauchen wohl irgendwelche Namen. Meine Gedankengänge stutzen. Helden? Ja, irgendwie sind sie wirklich Helden. Das ist mir noch nie so richtig bewusst gewesen. Ich nicke zögerlich um Clark zuzustimmen, auch wenn ich eigentlich ganz anderer Meinung bin. “Und die vier schmeißen jetzt die Farm?” frage ich erstaunt. “Ja. Ich hab ihnen davon erzählt, dass ich zu dir kommen will. Da hat mir Oliver vorgeschlagen die Farm so lange zu übernehmen, falls es länger dauert. Die Vier haben momentan nichts Wichtiges vor und außerdem würden sie sich freuen, wenn du zurückkommst.” Fragwürdig sehe ich ihn an: “Bist du sicher? Ich meine, es war meine Schuld, dass sie überhaupt in diese Lage gekommen sind. Hätte ich sie nicht zum Suchen losgeschickt, wäre nichts....” “Und wäre ich nicht abgehauen, wäre ebenso nichts passiert. Jetzt hör doch endlich mal auf, dir für alles die Schuld zu geben. Das ist Quatsch,” unterbricht er mich leicht genervt. Er fasst mich an den Schultern und sieht mich eindringlich an. “Ich habe mir mein ganzes Leben lang immer für alles die Schuld gegeben. Heute weiß ich, dass das nichts bringt, außer dass man sich damit selbst zu sehr unter Druck setzt. Mach nicht den selben Fehler wie ich, das macht dich nur unglücklich.” Nachdenklich blicke ich ihn an und meine: “Wahrscheinlich hast du Recht. Aber ich kann das nicht einfach so abstellen. Ich fühle mich nun mal schuldig für das alles. Ich werde noch eine ganze Weile brauchen, um das alles zu vergessen.” Plötzlich sieht Clark mich mit entsetztem Gesichtsausdruck an. “Vergessen sollst du das nicht. Vielleicht war es eine Erfahrung die du machen musstest. Aber lerne daraus und ziehe dich nicht hier zurück. Ich hab das Gefühl, als würdest du eine ganz Andere sein, gar nicht mehr die Sarah die mir auf dem Flughafen gegenüber stand. Du warst voller Tatendrang, fröhlich, selbstbewusst, hattest Träume und Ziele. Jetzt ziehst du dich komplett zurück, schreibst Geschichten, die du selbst erleben könntest. Mir scheint es so, als würdest du dich im Schneckenhaus zurückziehen und deinen Zielen und Träumen die du hattest nur noch hinterher hängen, anstatt etwas zu tun, um sie zu erreichen!” Damit hat er voll ins Schwarze getroffen und erst jetzt, durch seine Worte, wird mir das bewusst. Es ist, als hätte er mich so eben wachgerüttelt. Ich habe Angst wieder so etwas erleben zu müssen. Ich schreibe lieber die Storys für die Zeitung, die ich mir völlig ungefährlich in meiner Fantasie ausmale. Das einzige was mich noch reizt, ist es mysteriösen Geschichten auf den Grund zu gehen, aber auch nur so weit, bis es mir zu gefährlich wird. Mein Selbstbewusstsein ist völlig abhanden gekommen und nur allein in meinen vier Wänden fühle ich mich sicher und geborgen. “Ich habe nie mit Jemanden darüber gesprochen,” werfe ich ein, um meinen Rückzug irgendwie zu rechtfertigen. “Über was?” fragt Clark irritiert. “Über das was passiert ist. Wem hätte ich es denn erzählen sollen? Alle würden mich für verrückt halten! Du lebst in einer ganz anderen Welt, Clark. Hier passieren solche Dinge nicht. Die Freunde die ich hier hatte, haben mit Genugtuung zugesehen als ich zurück kam, so nach dem Motto: ‘Hab ich es doch gewusst!’ So etwas tun doch keine Freunde. Deswegen habe ich alle Kontakte abgebrochen. Neue Leute habe ich nicht kennen gelernt, ich war zu viel mit arbeiten beschäftigt. Vielleicht wollte ich auch niemanden kennen lernen, ich weiß es nicht. Ich habe Monate gebraucht um die schrecklichen Bilder aus meinem Kopf zu bekommen. Wochenlang haben mich Alpträume verfolgt. Ich habe überlegt zu einem Therapeuten zu gehen, doch der würde mich nur in eine Irrenanstalt einliefern lassen. Also habe ich begonnen diese Geschichten zu schreiben und zum Glück, kamen sie bei meinem Chef und den Lesern gut an. Darin konnte ich einige Dinge verarbeiten, aber jetzt, wo du wieder vor mir stehst...” Meine Stimme verlässt mich und erneut suchen Tränen meine Augen heim. Mitleidig sieht Clark mich an und wirft sanft ein: “Sarah, du musst mir dass nicht erklären. Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Ich weiß wie viel das alles für dich war und..” Ich unterbreche ihn und es sprudelt von ganz allein aus mir heraus: “Ich war gerade mal drei Wochen in Smallville. In diesen drei Wochen habe ich so viel erlebt, wie mein ganzes Leben nicht. Und von diesen drei Wochen lag ich allein zwei Wochen im Koma. Ich habe eine Entführung mitbekommen, wurde fast umgebracht, habe eingebrochen, erfahren dass ich nicht ich bin, neue Freunde gefunden... und Feinde, meine beste Freundin ist gestorben..” Jetzt ist es Clark der mich energisch unterbricht: “Und du hast mich gefunden!” Mit großen Augen blickt er mich an. “Ja,” nicke ich sanft und falle in Gedanken. Ich habe ihn gefunden. Den Mann, den ich so wahnsinnig liebe. Der jetzt hier vor mir steht, obwohl ich für den Tod seiner besten Freundin verantwortlich bin. Der Mann, der mich ebenso sehr liebt wie ich ihn, für den ich bestimmt bin und der für mich bestimmt ist. Mit dem ich das erste Mal seit dem Tod meiner Eltern wieder so richtig glücklich war. “Bedeutet dir das nichts?” fragt er leise, fast ängstlich, als ich nicht weiter auf seinen Einwurf reagiere. Ich sehe ihm tief in die traurigen Augen. “Natürlich bedeutet mir das was!” Sanft streiche ich ihm mit der Hand über die Wange und mustere sein perfektes Gesicht. “Ich liebe dich doch,” flüstere ich zärtlich. Als ich ihn jetzt so eindringlich anschaue, wird mir bewusst, welche Entscheidung ich treffen werde. Er hat es geschafft, die Mauer die ich zum Schutz um mich herum errichtet habe, völlig einzureißen. Wie konnte ich nur daran zweifeln, ob ich mit ihm gehen würde? Ich würde ihm überall hin folgen. Eine Träne rinnt über meine linke Wange. Clark sieht mich regungslos an und ich kann fühlen, wie unsicher und verletzt er ist. Ich ergreife seine Hand und nehme ihm den Schlüssel wieder ab. “Den brauchst du nicht. Ich habe mich entschieden.” Ich lasse den Schlüssel fallen, schlinge meine Arme um ihn und küsse ihn zärtlich. Ein berauschendes Gefühl durchflutet meinen Körper und vernebelt meinen Verstand. Diesen Moment würde ich am liebsten für immer festhalten. Fest drückt er mich an sich, hebt mich schließlich hoch und wir liegen uns glücklich in den Armen. Es ist so wunderschön, wieder seine ganze Nähe zu spüren. Wie konnte ich es nur die letzten sechs Monate ohne ihn aushalten? Als wir uns voneinander lösen, murmelt er geknickt: “Ich hätte schon viel früher kommen sollen!” Ich halte ihm den Zeigefinger auf den Mund: “Psst, jetzt bist du ja da!” Er lächelt mich an und küsst mich erneut. Das Gefühl der Wärme, dass ich schon damals immer gespürt habe, steigt wieder in mir auf. Es scheint alle negativen Gedanken aus meinem Kopf zu schwemmen. Es ist, als würde ich eine zu enge, lästige Haut abstreifen um mich wieder frei zu bewegen zu können. Seine Wärme, seine Stärke, sein Geruch, alles lässt mich die Sorgen vergessen die ich in den letzten Monaten hatte. Ich genieße es, endlich wieder seine Nähe zu spüren. Wie gut, habe ich meine Gefühle für ihn in den letzen Tagen verdrängt, jetzt kann ich ihm zeigen, wie viel er mir bedeutet, wie sehr ich ihn liebe. Und das schönste ist: ihm scheint es genauso zu ergehen. An diesem Tag erzählt mir Clark noch einmal genauer, was in den letzten Monaten alles passiert ist. Unter anderem, dass Lois jetzt wohl auf Dauer zu ihrer Schwester Lucy in die Schweiz gegangen ist. Lana ist wieder in die Wohnung über dem Talon eingezogen. Die Justice League hat schon zwei Drittel aller 33.1 Einrichtungen ausgeschaltet. Clarks Mum wird bald zurück auf die Farm kommen, weil ihr der Job zu anstrengend wird. Clark selbst hat die Uni geschmissen und hat eine kleine Stelle beim “Inquisitor”, einer Zeitung aus Metropolis, angenommen. Dort arbeitet er in der Verwaltung und hofft darauf bald beim “Daily Planet” zu landen. Er sagt, er tut es Chloe zu liebe, weil sie ihm immer gesagt hat, dass er Talent hätte, als er noch in der Highschool war und dort Artikel für Chloes “Torch” geschrieben hat. Ich wundere mich darüber, denn irgendwie scheint es überhaupt nicht zu ihm zu passen, aber die ganze Sache hat wohl nicht nur mich verändert. Ich zeige Clark meine Stadt, damit er einen kleinen Eindruck von Deutschland bekommt. Wir gehen Hand in Hand durch den Park und die Innenstadt. Leute drehen sich nach uns um, vielleicht weil wir englisch reden. Ich bemerke wie viele Frauen Clark nachsehen und dann mich neidisch anblicken. Es ist ein tolles Gefühl beneidet zu werden und jedes mal drücke ich Clarks Hand fester. Hier bin ich noch nie einem Mann begegnet der auch nur annähernd so aussieht wie er. Und selbst wenn es ihn geben würde, wäre er bestimmt charakterlich nicht so wie Clark. Vielleicht gibt es auf der ganzen Erde keinen wie ihn, fällt es mir wieder mal ein, schließlich sind wir Beide nicht von hier. Ich fühle mich nach wie vor wie ein normaler Mensch. Oft vergesse ich im Alltag meine eigentliche Herkunft. Zu lange habe ich hier gelebt um mein Handeln und Denken einfach so umzustellen. Aber muss ich das denn überhaupt? Als es beginnt zu dämmern, kehren wir in meine Wohnung zurück. Dort machen wir es uns auf dem Sofa gemütlich. Ich habe meinen Kopf auf seinen Schoß gelegt und sehe zu ihm hinauf. “Wie geht es jetzt weiter,” fragt Clark zögerlich während er mir verspielt durch meine Haare streicht. “Ich werde morgen meinen Chef fragen, ob ich auch für ihn schreiben kann, wenn ich mit dir zurück gehe. Ich möchte den Job gerne weiter machen, zumindest, bis ich etwas in Metropolis gefunden habe. Es macht mir Spaß und ich verdiene gut damit. Per E-Mail könnte ich ihm doch problemlos meine Storys zukommen lassen. Was meinst du?” “Wenn dir so viel daran liegt, dann frag ihn.” “Außerdem bin ich dann nicht von dir abhängig und ich könnte etwas für eure Farm beisteuern,” werfe ich ein. “Soll das heißen, du ziehst zu mir auf die Farm?” Mit einem hoffnungsvollem Lächeln sieht er mich an. “Wenn du mich da haben willst?” Er strahlt zur Antwort über das ganze Gesicht, hebt sanft meinen Kopf zu sich und küsst mich zärtlich. “Nichts würde ich mir mehr wünschen,” haucht er liebevoll. Clark bleibt noch drei Tage bei mir. Er begleitet mich auch zu meinem Chef, der eindeutig nicht von meinem Vorhaben begeistert ist: “Wir können es ja erst mal versuchen, Frau Fort,” meint er schließlich. Ich danke ihm überschwänglich und gebe ihm schon mal meine neue Adresse der Kentfarm. Als wir die Redaktion verlassen frage ich Clark: “Meinst du, es ist für deine Mutter in Ordnung?” “Was?” Fragend sieht Clark mich an. “Das ich bei euch einziehe,” erkläre ich ruhig. “Na klar. Wir hatten schon so oft Gäste, sie wird sicher nichts dagegen haben. Im Gegenteil, sie wird dich schneller in der Familie aufnehmen, als du überhaupt ‘hallo’ sagen kannst.” Er legt seinen Arm um meine Hüfte und schiebt mich zum Ausgang des Gebäudes. Ich habe ein seltsames Gefühl auf Clarks Farm zu ziehen. Einerseits fürchte ich mich vor zu viel Nähe, andererseits freue ich mich auch darauf. Merkwürdig. Wir erledigen noch einige Sachen, zum Beispiel meine Flugbuchung, die Kündigung für meine Wohnung und und und. Zum Glück ist es erst ein halbes Jahr her, dass ich das alles schon mal machen musste. So weiß ich, an was ich noch alles denken muss. Einen Tag bevor mein Flug geht, will Clark schon mal zurück zur Farm. Er hilft mir noch dabei meine Koffer zu packen. Diesmal sind es neun. Wir haben schon sieben voll und sind gerade dabei die letzten zwei zu packen, die aufgeklappt auf meinem Bett liegen. Als Clark gerade meinen Kuschelhasen, den ich schon seit ich denken kann habe, in den Koffer drückt, fragt er wie aus heiterem Himmel: “Sag mal. Weißt du eigentlich genaueres über deine Ankunft?” “Ähm, ich dachte du holst mich dann vom Flughafen ab? Du weißt doch die Zeiten.” Verwirrt sieht er mich an. Dann schüttelt er den Kopf. “Das meine ich nicht. Ich meine als du hier gelandet bist, vom Krypton. Wie sind deine Eltern auf dich gestoßen und so was?” Neugierig blickt er über die Koffer zu mir herüber. “Da habe ich noch nicht drüber nachgedacht, ehrlich gesagt. Ich vermute mal, es war ähnlich wie bei dir!” Ich schüttele sachte den Kopf und zucke leicht mir den Schultern. “Ich frage deswegen, weil, wenn du hier in Raumschiff gelandet bist, dann muss es doch hier irgendwo sein, zumindest wenn es noch niemand gefunden hat!” Ich werde stutzig. Da hat er recht. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht. “Gibt es nicht jemanden, den du über deine Adoption befragen kannst?” “Nein. Ich wusste ja noch nicht mal, dass ich adoptiert bin,” erkläre ich mit leisem Tonfall. “Was ist mit Meteoriten? Sind mal welche hier runtergekommen?” “Nein, nicht dass ich wüsste. Aber nur weil du mit einem Meteoritenschauer hier gelandet bist, muss dass ja nicht heißen, dass es bei mir genauso war,” gebe ich zu bedenken. Nachdenklich sieht mich Clark an. Dann geht er um das Bett herum, bis er neben mir steht und nimmt mich zärtlich in den Arm. Mit großen Augen sieht er zu mir herunter. “Hast du dich noch nie gefragt, was passiert ist? Vielleicht hat dein Vater dir hier auch irgendetwas hinterlassen, so wie meiner.” “Nein, ich hab da nie drüber nachgedacht. Zumindest nicht ernsthaft. Durch Jor-El hab ich schon einiges erfahren und ich weiß nicht, ob ich mehr wissen will. Was ist, wenn ich doch für irgendwas vorgesehen war und das mein ganzes Leben verändern würde? Das will ich nicht. Ich will einfach nur mit dir zusammensein und so normal wie möglich hier leben. Ich hab 24 Jahre als Mensch hier gelebt, ich werde jetzt keine Kryptonierin mehr werden, nur weil ich ein paar Fähigkeiten habe. Wenn überhaupt, werde ich versuchen damit Gutes zu bewirken, wie du und die Justice League, aber mehr auch nicht.” Ich überlege kurz, dann komme ich zu einem Entschluss: “Nein. Ich will nichts mehr über die Vergangenheit wissen, sie könnte zu vieles verändern das mir wichtig ist. Bitte akzeptiere das!” Sanft drückt er mich an sich und seufzt leicht. Scheinbar hatte er sich eine andere Reaktion erhofft. Vielleicht weil sein leiblicher Vater ihn verlassen hat und er auf mehr Antworten gehofft hätte. Aber er nimmt meine Entscheidung so hin. Dann blickt er mir tief in die Augen und bestätigt meine Vermutung: “Ich hab noch so viele Fragen und hatte gehofft bei deinem Vater Antworten zu finden. Aber ich liebe dich, und ich würde nie etwas tun, das du nicht willst!” Er gibt mir einen langen, sinnlichen Kuss, lässt mich dann los und geht wieder auf die andere Bettseite um den Koffer zu schließen. Ich folge ihm mit meinem Blick. Er ist so ein wundervoller Mann. Er stellt seine eigenen Bedürfnisse für mich zurück, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dabei ist es das überhaupt nicht. “Ich helfe dir noch die Koffer zum Einchecken zu bringen und dann hau ich ab,” erklärt er knapp, während er die Schnallen des Koffers schließt. Auch ich klappe meinen Koffer zu. Alle wichtigen Dinge habe ich nun verstaut. Ich hole mein Handy heraus und wähle eine Nummer. “Wen rufst du an?” fragt Clark, mich skeptisch ansehend. “Ich bestell ein Taxi.” “Wozu denn das? Das können wir doch auch so erledigen.” Ich schiebe mein Handy zu. Wo er recht hat, hat er recht. Ich benutze meine Fähigkeiten fast nie und vergesse dadurch oft meine Möglichkeiten. Besonders seit ich wieder in Deutschland bin, habe ich fast nie meine Stärken eingesetzt. Wir schnappen uns die Koffer, jeder zwei und machen uns auf den Weg zum Flughafen. Mit dem Auto ist er eine Stunde entfernt, aber mit Superspeed sind wir in gerade mal drei Minuten da. Wir checken die ersten vier Koffer ein und holen die restlichen fünf nach. Nach einer Stunde sind alle Koffer eingecheckt und wir verabschieden uns vorm Flughafen. “Bis morgen,” lächelt mich Clark mild an. “Ich warte in der Empfangshalle auf dich!” “Ich freue mich schon,” wispere ich sanft. Mit einem zärtlichen Kuss und einem gehauchten ‘Ich liebe dich’ lässt er mich zurück. Ich sehe ihn weglaufen und dann in weiter Entfernung einen Punkt in den Himmel springen. Er wird keine zehn Minuten brauchen, bis er zu Hause ist. Und ich werde morgen mal wieder einen acht Stunden Flug auf mich nehmen müssen. Zwölf Stunden später stehe ich in meiner Wohnung. Die Möbel sind noch da, aber sie sind alle leer. In einer Stunde geht mein Flieger. Ich habe beschlossen, wieder zum Flughafen zu laufen, dadurch konnte ich länger schlafen. Es ist jetzt 11.00 Uhr. Noch einmal streife ich durch meine zwei Zimmer, werfe einen letzten Blick von meinem Balkon über den Park. Schließlich ziehe ich die Haustür hinter mir zu, gehe das Treppenhaus hinunter und werfe den Schlüssel in den Briefkasten meines Vermieters. Das war’s. Der zweite Versuch in den USA zu starten. Diesmal habe ich das Gefühl, dass ich für immer dort bleiben werde. Ich freue mich darauf, denn hier in Deutschland gibt es nichts das mich hält. Fünf Minuten später stehe ich in einer Schlange am Flughafen und warte darauf durchgescannt zu werden. Alles ist genauso wie beim ersten Mal. Nur dass ich diesmal weiß was auf mich zukommt. Zumindest kenne ich die Leute schon alle, die mich erwarten. ‘Die, die mich beim letzten mal erwartet hat, ist nun tot,’ geht es mir durch den Kopf und ich werde wieder traurig. Doch zum Glück bin ich nun an der Reihe durchleuchtet zu werden und der Gedanke wird schnell davon getragen. Wenig später sitze ich im Flugzeug, genau wie beim ersten Mal mit Tonnen von Kaugummi bewaffnet. Eines habe ich mir schon in den Mund geschoben und kaue wild darauf herum. Diesmal werde ich es nicht so gut haben. Während ich die letzten Male kaum Probleme mit der Zeitumstellung hatte, wird es wohl diesmal anders werden. Ich fliege tagsüber sieben bis acht Stunden und wenn ich in Kansas ankomme, wird es mitten am Tag sein. Also muss ich nach der Ankunft noch mal mindestens zehn Stunden wach bleiben. Naja, mal sehen wie es klappt. Endlich beginnt das Flugzeug auf die Startbahn zu rollen. Schnell schnalle ich mich an. Wenige Augenblicke später sind wir auch schon hoch über der Erde. Ich muss an Clark denken. Er kann von allein so hoch fliegen, obwohl er eigentlich Höhenangst hat, wie er mir mal erzählt hat. Clark. Nur noch wenige Stunden bis ich ihn wiedersehe. Siebeneinhalb Stunden später setzen wir zur Landung an. Ich hatte Glück einen direkten Flug zu bekommen. Als ich auf meine Koffer warte überkommt mich ein merkwürdiges Gefühl. Ich fühle mich beobachtet, doch ich kann niemanden entdecken. Mehrmals drehe ich mich in alle Richtungen um, doch ich sehe nur andere Reisende, die ebenfalls nach ihren Koffern Ausschau halten. Komisch. Nach ein paar Minuten habe ich endlich meine neun Koffer zusammen. Letztes Mal hatte ich schon mit acht Probleme alle auf den Wagen zu bekommen, aber diesmal mit neun geht nichts mehr. Naja, wenigstens sind diesmal keine Menschen hier, die blöd gucken und meinen applaudieren zu müssen. Ich lade also acht Koffer auf den Wagen und behalte einen in der Hand. Ich hoffe, dass niemandem auffällt wie mühelos ich den Gepäckwagen mit einer Hand vor mir her schiebe. Endlich bin ich in der Empfangshalle angekommen. Ich mache einen langen Hals um nach Clark zu schauen. Dabei fällt er mit seiner Größe auch so in der Menschenmenge auf. Und tatsächlich. Einige Meter entfernt sehe ich ihn, mit suchendem Blick. “Clark!” Ich winke ihm zu. Als er mich sieht, kommt er zu mir gelaufen, schließt mich in seine Arme und hebt mich hoch, so dass ich den Boden unter den Füßen verliere, und drückt mich fest an sich. “Endlich bist du wieder hier bei mir,” flüstert er zufrieden in mein Ohr und lässt mich wieder hinunter, um mir einen Kuss zu geben. “Und diesmal bleibe ich da,” strahle ich ihn glücklich an und fahre gleichzeitig mit meiner Hand über seine linke Wange, um ihn direkt danach noch einen Kuss zugeben. “Ich muss dir wen vorstellen,” unterbricht er unsere Begrüßung. Er geht einen Schritt zur Seite und schiebt eine Frau mit rotbraunen Haaren vor sich. Ich weiß sofort, wer das sein muss. “Sarah, das ist meine Mum,” stellt Clark vor. “Freut mich dich kennen zu lernen, Sarah. Clark hat viel von dir erzählt,” strahlt mich nun Mrs. Kent an. “Mrs. Kent! Freut mich auch,” sage ich überrascht und strecke ihr meine Hand entgegen. Doch anstatt meine Hand zu schütteln, zieht sie mich zu sich heran und nimmt mich in den Arm. Ich drücke sie und spüre dabei eine unglaubliche Herzlichkeit. Diese Frau strahlt eine solche Wärme aus, wie ich es, außer bei Clark, noch bei keinem anderen Menschen erlebt habe. Es ist unglaublich. Ziemlich irritiert blicke ich sie an. “Ist alles in Ordnung?” sieht sie mich besorgt an. “Ja, alles bestens! Ich freue mich nur, endlich Clarks Mutter kennen zu lernen. Er hat so viel von ihnen erzählt. Und sie sind genau so wie ich es mir vorgestellt habe!” Skeptisch schaut sie mich an: “Ist das jetzt gut oder schlecht?” “Fantastisch! Ich habe einen ungeheuren Respekt vor ihnen. Was sie alles schon durchgemacht haben. Sie sind eine sehr starke Frau,” schwärme ich ihr ein wenig vor, aber spreche damit die absolute Wahrheit aus. “Hm. Vielleicht hat Clark ein wenig übertrieben, was?” Sie wird etwas rot und stößt Clark liebevoll mit dem Ellenbogen in die Rippen. “Nein, wirklich, ich bewundere sie!” “Danke Sarah! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.” “Wie wäre es, wenn wir hier erst mal raus gehen,” mischt sich Clark ein. Wir nicken ihm zustimmend zu und verlassen den Flughafen. Mir ist es ein bisschen unangenehm, Mrs. Kent so überfallen zu haben, aber nach Clarks Erzählungen habe ich wirklich große Achtung vor ihr. Auch wenn ich sie nicht kenne, weiß ich, dass wir uns gut verstehen werden. Wir laden die Koffer auf den Pick-up und fahren los. Die Kents nehmen mich in die Mitte. “Und Sarah? Clark hat erzählt, du behältst erst mal deinen Job in Deutschland,” fängt Mrs. Kent ein Gespräch an. “Ja, ich will nicht bei Ihnen wohnen ohne mich irgendwie an den Umkosten zu beteiligen. Also behalte ich erst mal den Job, bis ich hier etwas gefunden habe.” “Es wäre aber auch nicht schlimm, wenn du so bei uns wohnst,” gibt Martha zu bedenken. “Ich weiß, aber ich bin gerne unabhängig und ich würde mir schlecht vorkommen, wenn ich einfach ohne Gegenleistung bei Ihnen einziehen würde!” “Sarah, du gehörst jetzt zur Familie, du musst dir deswegen nicht schlecht vorkommen,” meint sie sanft und fasst meinen Unterarm. “Danke Mrs. Kent! Aber der Job macht mir auch Spaß und ich muss erst mal hier etwas finden, dass irgendwie gleichwertig oder besser ist. Und außerdem, wenn ich jetzt zur Familie gehöre, sollte ich erst recht meinen Teil dazu beitragen! Ich weiß wie viel die Farm Ihnen bedeutet, also unterstütze ich sie, wo es nur geht.” Mrs. Kent lächelt mich an, greift nun nach meiner Hand, drückt sie kurz und sagt: “Danke Sarah! Clark kann froh sein, eine solche Freundin gefunden zu haben.” Ich werde rot, zumindest habe ich das Gefühl, dass mein Kopf Tomatengleich aussieht. Ich weiß darauf keine Antwort mehr, also schaue ich verlegen aus dem Fenster. Auf der restlichen Fahrt unterhalten wir uns über alles Mögliche. Martha fragt mich noch ein paar Dinge und danach frage ich sie einige Sachen die mich interessieren. Unter anderem über ihren Job. Sie erzählt, dass die Neuwahlen anstehen und sie sich nicht mehr hat aufstellen lassen, weil ihr die Arbeit einfach über den Kopf wächst. Zudem wollte sie gerne auf die Farm und zu Clark zurück, um ihm zu helfen, wo er jetzt doch auch noch nebenbei arbeitet. “Sag mal, Schatz,” spricht sie Clark plötzlich total aus dem Zusammenhang gerissen an, “hast du etwas von Lionel gehört?” “Nein. Fast schon ein Jahr nicht mehr. Keine Ahnung wo er steckt. Ob er untergetaucht ist? Vielleicht hat er wieder irgendwas angestellt und sich zur Abwechslung mal erwischen lassen!” “Nein,” Mrs. Kent schüttelt den Kopf. “Das glaube ich nicht. Er hätte mir doch etwas gesagt. Das letzte Mal als ich ihn sah, da hat er irgendwas von Problemen mit Lex erzählt. Meinst du er könnte dahinter stecken?” “Lex? Dem ist alles zuzutrauen! Er hat vor mir und Chloe keinen Halt gemacht, vielleicht würde er sogar seinem eigenen Vater etwas antun!” “Du meinst doch wohl nicht er hat...” Etwas panisch sieht sie ihren Sohn an. “Ich weiß es nicht, Mum. Aber ausschließen können wir es nicht!” “Als ihr noch befreundet wart, dachte ich immer Lex wird noch den richtigen Weg einschlagen, dass er nicht zu solchen Dingen fähig ist...” Ich hatte kurz unbeteiligt dem Gespräch der beiden gelauscht und melde mich nun selbst zu Wort: “Mrs. Kent, Menschen ändern sich. Glauben sie mir, nach dem was wir damals auf dem Feld erlebt haben...” Ich muss kurz schlucken, denn meine Worte treiben die Bilder von damals wieder vor mein inneres Auge. “Lex kennt keine Grenzen und Skrupel mehr. Um sein Ziel zu erreichen, würde er alles tun!” Nach zweieinhalbe Stunden Fahrt kommen wir endlich auf der Kentfarm an. Alles sieht noch genauso aus, wie vor einem halben Jahr. Als ich aus dem Auto steige, kommt mir Shelby entgegengelaufen. Er hat mich scheinbar nicht vergessen und wedelt freudig mit dem Schwanz. Ich knie mich vor ihn und begrüße ihn: “Shelby, freut mich auch, dich wieder zu sehen, alter Junge!” Er legt mir seine Pfote auf das Knie und ich wuschele ihn einmal richtig durch. Dann lässt er von mir ab und begrüßt Mrs. Kent und Clark. Wir laden schnell unsere Koffer ab und gehen ins Haus. Für Clarks Mutter ist es auch das erste Mal seit Monaten, dass sie wieder hier ist. Clark hat sie vor mir vom Busbahnhof abgeholt. Im Haus erwartet uns eine Überraschung. Ein großes Willkommensschild hängt über den Flur gespannt, für mich und Mrs. Kent. Und im Wohnzimmer erwarten uns schon Oliver, AC, Viktor und Bart. “Herzlich willkommen zurück,” jubeln sie uns entgegen. Während sie Clarks Mutter die Hand schütteln und ihr helfen ihre Koffer hinaufzutragen, bringen Clark und ich rasch meine Koffer nach oben. Nachdem alles verstaut ist begrüßen die vier mich mit einer Umarmung. Oliver schaut mich mit seinen braunen Augen eindringlich an und meint: “Wir hätten dir nie Vorwürfe gemacht, für das was du getan hast! Schön, dass du wieder hier bist.” Noch einmal drückt er mich herzlich an sich und lächelt mich sanft an, als er mich wieder los lässt. Dann tritt AC zu uns: “Du solltest wissen, dass wir immer hinter dir gestanden haben.” “Ja,” schließt Bart an, “es hat viel Überredenskunst gekostet, Clark klar zu machen, dass er dich suchen soll!” “Er hat uns die Ohren voll geheult, dass er dich noch liebt, aber wollte nicht los,” fügt Viktor hinzu. “Danke,” flüstere ich und blicke traurig zu Boden. Dann ist Clark also nur zu mir gekommen, weil sie ihm gut zugeredet haben. Ohne sie, wäre ich jetzt wohl nicht wieder hier. Oliver packt mich an den Oberarmen: “Sarah, ich weiß du machst dir Vorwürfe, aber du hast vier Leben, oder letztendlich vielleicht sogar noch sehr viel mehr gerettet. Es war richtig was du getan hast! Keiner macht dir dafür mehr Vorwürfe, also solltest du es auch nicht tun. Dank dir sitzt Lex Luthor nun hinter Gittern, das hat bis dahin niemand geschafft! Hey!” Er greift mir unter das Kinn und hebt meinen Kopf an, damit ich ihn ansehe: “Hast du gehört? Du hast etwas geschafft, was niemand vor dir erreicht hat. Lex ist vollkommen machtlos im Moment. Niemand muss mehr unter ihm leiden. Und wenn wir gemeinsam noch weitermachen, dann können wir alles, das er aufgebaut hat, wieder zunichte machen. Hilfst du uns dabei?” Ich bringe keine Ton heraus. Oliver hat mit einer solchen Überzeugung geredet, dass er es fast geschafft hat, mich glaubend zu machen, dass Chloe für einen guten Zweck gestorben ist. Doch ich hätte das selbe erreichen können, ohne Chloe in Gefahr zu bringen. “Nein, ich...” Ich muss mich räuspern und weiche seinem Blick aus. “Ich will mit der Sache abschließen, ich weiß nicht, ob ich euch darin weiter unterstützen kann.” Clark, der Olivers Worte scheinbar mit angehört hat, stellt sich neben mich und schlingt seinen Arm um meine Taille: “Lass ihr ein bisschen Zeit, Oliver. Ich denke, sie muss erst mal mit sich selbst ins Reine kommen. Dann sehen wir weiter!” “Entschuldige Sarah. Clark hat Recht, ich wollte dich nicht so überfallen. Ich wollte dir einfach nur sagen, dass wir voll hinter dir stehen und uns freuen, dass du zurückgekommen bist!” Ich lächle ihn an, bemüht nicht verkrampft zu wirken. Er lächelt erleichtert zurück. “Also eigentlich,” ergreift nun AC das Wort, “wollten wir euch ins Talon einladen!” Er blickt Mrs. Kent und mich fragend an. “Gerne,” stimme ich zu. “Normalerweise würde ich zu Hause um diese Zeit schon schlafen. Einen Cappuccino kann ich jetzt gut gebrauchen um wach zu bleiben!” “Du meinst in Deutschland würdest du jetzt schlafen?” mischt sich Clark ein. “Hier ist jetzt dein zu Hause! Ich würde mir jedenfalls wünschen, dass du jetzt unsere Farm als dein zu Hause bezeichnest.” “Clark, ich bin gerade mal ein paar Minuten hier. Wie soll ich das hier so schnell als mein zu Hause bezeichnen? So schnell geht das nun auch wieder nicht! Versteh mich nicht falsch, ich liebe dich und eure Farm und auch Smallville gefällt mir, aber ich habe fast 25 Jahre in Deutschland gelebt. Das vergisst man nicht so einfach!” “Ich weiß, ich sage ja auch, ich würde es mir wünschen. Irgendwann wird es so sein,” lächelt Clark mich besänftigend an. “Bestimmt!” lächele ich zurück und gebe ihm einen flüchtigen Kuss. “Also, was meinen Sie Mrs. Kent, lassen wir uns einladen?” Ich sehe sie neugierig an. Sie nickt erst mir, dann den Jungs zu und meint: “Also gut, gehen wir!” “Super,” ruft Bart und zischt davon. Wir gehen hinaus, steigen in Olivers und Clarks Autos ein und fahren davon. Fünf Minuten später treffen wir uns vor dem Talon und gehen zusammen hinein. Auch das Talon ist unverändert. Naja, was soll sich auch in einem halben Jahr alles ändern? Bart hat bereits zwei Tische zusammengeschoben und es stehen sieben dampfende Cappuccinos darauf. Wir verteilen uns auf die Plätze und setzen uns. “Ich dachte ich bestell schon mal, dann müssen wir nicht mehr darauf warten,” klärt uns Bart auf. Wir unterhalten und über alle möglichen Dinge. Ich lasse meinen Blick immer wieder durch das Cafe schweifen. Da fällt mein Blick auf eine zierliche Frau die am Tresen steht. Ihre langen dunklen Haare hat sie hochgesteckt, sie trägt eine Jeans, ein rosa Top und hochhackige Schuhe. Sie steht mit dem Rücken zu uns. Clark hat meinen Blick wahrgenommen und folgt ihm. In dem Moment dreht sich die Frau um. “Das ist Lana,” flüstert mir Clark zu. “Ich weiß, ich habe sie schon einmal kurz gesehen, damals als sie Smallville verlassen hat! Schon vergessen?” Clark antwortet mir nicht sondern sieht Lana an. Sie blickt auch ihn an und ich kann spüren, wie sehr sie ihn noch liebt. Dann fällt ihr Blick auf mich. Missbilligend sieht sie mich an und ein gewisser Hass wird in ihrem Blick zu mir hinüber getragen. Ich schaue weg und versuche sie die nächsten Minuten nicht mehr anzusehen. Stattdessen konzentriere ich mich auf unser Gespräch. Schließlich wollen die drei Tassen Cappuccino, die ich mittlerweile getrunken habe, wieder raus. Ich entschuldige mich kurz und gehe zur Toilette. Ich bin allein hier. Als ich aus der Kabine rauskomme steht Lana plötzlich vor mir. Erschrocken weiche ich einen Schritt zurück. “Oh, hab ich dich etwa erschrocken,” sagt sie schnippisch. Ich gehe an ihr vorbei und wasche mir die Hände. Nachdem ich sie mir auch abgetrocknet habe schubst mich Lana an die Wand hinter mir. “Jetzt hör mal zu, du Schlampe! Wenn du glaubst, du könntest hier einfach so auflaufen und ihn mir wegnehmen, hast du dich getäuscht! Ich kann auch ganz anders.” Mit zusammengekniffenen Augen sieht sie mich an. Sie ist einen halben Kopf kleiner als ich und hält mich dennoch fest an die Wand gedrückt. Eigentlich hätte sie keine Chance gegen mich, aber ich will ja nicht auffallen, also lasse ich sie gewähren. “Was soll der Mist, Lana,” frage ich sie wütend. “Ich werde ihn dir nicht so einfach überlassen. Ich werde ihn mir zurückholen. Ich weiß genau, dass er noch etwas für mich empfindet, auch wenn du ihm das ausgeredet hast..!” “Ich hab niemanden was ausgeredet! Es war allein Clarks Entscheidung, er...” “Halt die Klappe! Ich will, dass du weißt, dass ich um ihn kämpfen werde! Und ich werde nicht eher aufhören, ehe ich mein Ziel erreicht habe! Glaub mir, ich bin längst nicht so harmlos wie ich aussehe! Ich werde dir das Leben hier zur Hölle machen und ihn mir zurückholen. Ich habe lange genug auf ihn warten müssen!” Mit einem Ruck zieht sie mich von der Wand weg und schubst mich in Richtung Tür. “Und jetzt geh zu ihm und heul dich aus, so lange du noch kannst!” Verdattert gehe ich zurück zu den anderen. Was war denn das eben? Damit hätte ich nicht gerechnet. Nach den ganzen Erzählungen von Chloe und Clark, hätte ich Lana nie so eingeschätzt. Scheinbar hat sie sich schon einiges von Lex abgeguckt. Clark bemerkt sofort, dass etwas vorgefallen ist und sieht mich fragend an: “Was ist los?” “Erzähl ich dir später,” winke ich ab und wir verbringen noch eine lustige Stunde im Talon. Lana ist mittlerweile gegangen. Nun machen auch wir uns auf den Weg. Oliver und seine Jungs verabschieden sich. Sie müssen noch ein paar Dinge in Erfahrung bringen, denn sie wollen in den nächsten Tagen eine der letzten 33.1 Stationen lahm legen. “Wir melden uns bei euch, falls wir euere Hilfe brauchen,” ruft Oliver uns noch zu während er ins Auto steigt. Dann fahren sie weg. Zu dritt stehen wir nun am Straßenrand und drehen uns zu Clarks Pick-up um. “Wisst ihr was! Ich bleib noch ein wenig hier! Dann kann ich noch ein paar Besorgungen machen! Wie ich dich kenne, Clark, hast du die letzten Tage doch nur von Pizza gelebt, oder,” liebevoll blickt Mrs. Kent ihren Sohn an. Der grinst verlegen. “Ich lass dir den Wagen da, Mum, wir können auch so zur Farm gehen,” meint er und drückt ihr den Schlüssel in die Hand. “Gut! Dann sehen wir uns nachher. Ich hoffe ihr seid dann auch da um mir beim Abladen zu helfen!?” “Natürlich Mrs. Kent,” versichere ich ihr. “Bis gleich ihr beiden!” Sie nickt mir lächelnd zu, dreht sich um und geht davon. Sofort wendet sich Clark an mich: “Und jetzt erzähl! Was ist vorhin im Talon passiert? Du hast so verwirrt ausgesehen als du von der Toilette kamst.” “Allerdings! Du hast mir schon ziemlich viel von Lana erzählt und Chloe damals auch. Aber scheinbar hat sie auch eine ganz andere Seite, die sie euch nie gezeigt hat.” “Wie meist du das?” “Lana hat mich auf der Toilette abgefangen. Sie war richtig aggressiv, hat mich an die Wand gedrückt und mir gedroht!” “Gedroht? Womit?” “Das sie um dich kämpfen wird!” “Hat sie nicht!” schüttelt Clark entrüstet den Kopf. “Oh doch, hat sie! Sie will mir das Leben hier zur Hölle machen und erst aufhören, wenn sie erreicht hat was sie will! Dich!” Ich sehe ihn etwa ängstlich an. “Sie weiß, dass ich nichts mehr für sie empfinde,” gibt Clark sachlich zu bedenken. “Scheinbar nicht. Du hättest sie mal sehen sollen. Sie hat mich Schlampe genannt und ein unglaublicher Hass lag in ihrer Stimme. Sie muss dich noch unendlich doll lieben.” Nachdenklich sieht mich Clark an. “Versprich mir, dass sie es nicht schafft,” sage ich traurig. “Was?” Mit abschätzendem Blick werde ich von ihm angesehen. “Das sie dich zurückgewinnt!” Ein Zweifel steckt nun in mir und die Angst, Clark verlieren zu können, quält mich. Sanft lächelt er mich an: “Sie wird es nicht schaffen! Weil ich dich liebe, mehr als alles andere auf der Welt!” Mit diesem Satz beugt er sich zu mir hinunter und gibt mir einen zärtlichen Kuss. Erleichtert schlendere ich neben ihm Smallvilles Straßen entlang. Plötzlich überkommt mich wieder so ein merkwürdiges Gefühl, wie ich es schon am Flughafen in der Kofferhalle hatte. Ich bin mir sicher beobachtet zu werden, doch ich kann niemanden entdecken. Es fühlt sich jedoch nicht gefährlich an. “Was drehst du dich ständig um,” fragt Clark schließlich. “Jemand beobachtet uns.” “Wo?” Clark blickt sich nun auch um. “Ich weiß es nicht, aber ich kann es ganz genau spüren,” wispere ich mit zittriger Stimme. “Du kannst es spüren?” “Ja. Ganz eindeutig.” “Ich spüre nichts,” stellt Clark schulterzuckend fest. “Es ist jemand bekanntes, glaube ich. Zumindest scheint keine Gefahr von ihm auszugehen.” “Wie? Das willst du alles spüren?” Clark sieht mich zweifelnd an. “Glaubst du, ich denk mir das aus?” Verärgert sehe ich ihn an. “Nein, es ist nur, ich sehe niemanden! Und ich fühle auch...” Plötzlich fährt mir ein stechender Schmerz in den Kopf. Von der linken Schläfe breitet er sich im ganzen Kopf aus. Ich schlage die Hände über meinem Kopf zusammen. Die Schmerzen sind fast unerträglich. Ich falle auf die Knie. Plötzlich sehe ich kurze Bilder vor meinen Augen. Wie Chloe niedergeschossen wird. Ihre starren Augen, als ich sie zu mir gedreht habe. Sekunden später sind die Bilder weg und auch der Schmerz ist vergangen. “Was ist los? Sarah?” Clark schüttelt mich und sieht mich besorgt an. “Ich... Ich habe Chloe gesehen! Ich habe ihre Schmerzen gespürt. Clark, vielleicht ist es Chloe die uns beobachtet.” “Du meinst, ihr Geist?” “Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie es war, die das eben getan hat!” “Woher willst du das wissen? Vielleicht ist es auch eine Nachwirkung deines Schocks, jetzt wo du wieder hier bist!” Ich spüre, dass er mich nicht ernst nimmt. “Nein! Ich weiß es. Bitte glaube mir. Wir müssen zu ihrem Grab.” Einige Minuten später finden wir uns auf dem Friedhof ein. “Sarah, was erwartest du hier zu finden? Ich war selbst bei Chloes Beerdigung dabei. Sie ist tot. Finde dich damit ab.” Clark Worte klingen hart, etwas zu hart nach meinem Geschmack, doch ich mache ihm keinen Vorwurf daraus, wahrscheinlich weiß er nicht besser damit umzugehen. “Was ist wenn nicht? Wenn es ein Zeichen war, das sie mir geben wollte? Wo ist ihr Grab?” Clark führt mich zu ihrem Grab. Ein einfacher Stein steht darauf. Es kostet mich Überwindung in das Grab zu blicken und der Röntgenblick will auch nicht sofort einsetzen, doch schließlich gelingt es mir, wenn auch wider willen. Ich blicke in den Sarg hinein und sehe Chloe tatsächlich darin liegen. Doch etwas ist falsch an dem Anblick. “Ich hatte recht! Fällt dir etwas auf?” wende ich mich an Clark. Er richtet seinen Blick ebenso konzentriert auf das Grab und sagt ungläubig: “Das ist nicht möglich!” Chloes Leichnam ist unversehrt. Die Kugel wurde aus ihrem Kopf entfernt und es ist keine Verletzung mehr an ihr zu sehen. Auch kein bisschen von Verfall ist an ihrem Körper zu erkennen. Es scheint, als würde sie dort unten schlafen. Doch ihre Organe liegen still. Ihr Herz schlägt nicht und auch sonst regt sich nichts an ihr. Sie liegt dort, als würde sie auf eine Wiederbelebung warten. Clark und ich stehen stumm an ihrem Grab. Uns beiden jagen tausende Gedanken durch den Kopf. Aber keiner vermag sie in Worte zu fassen. “Jetzt glaube ich dir,” stammelt Clark nachdem einige Minuten verstrichen sind. “Es war Chloe die uns beobachtet hat. Sie wollte mir ein Zeichen damit geben. Bestimmt können wir sie irgendwie wieder zu uns holen.” “Aber wie?” grübelt Clark angestrengt. “Ich weiß es nicht. Vielleicht müssen wir sie als erstes mal da raus holen?” “Das geht nicht. Wir können hier nicht mitten am Tag ein Grab aufbuddeln! Lass uns etwas abwarten. Vielleicht schickt sie dir noch mehr Zeichen,” sinniert Clark ruhig. “Du hast recht, es wäre ungünstig sie jetzt herauszuholen. Aber früher oder später werden wir es tun müssen. Wer weiß, wie lange wir noch eine Chance haben, sie zurückzuholen?” Schließlich verlassen wir den Friedhof und kehren zur Farm zurück, beide noch völlig perplex von den neuesten Ereignissen. Wir ziehen uns in die Scheune zurück und grübeln über Chloe nach. “Wir müssen irgendeine Möglichkeit haben, sie wieder zu uns zu holen. Sonst hätte sie mir nicht ein Zeichen gegeben und sie sähe auch nicht so aus,” kombiniere ich leise. Clark nickt zustimmend. “Aber wie sollen wir raus finden, was wir tun müssen?” “Vielleicht hast du Recht mit dem was du vorhin gesagt hast. Vielleicht kommen noch mehr Visionen. Ich hab in Deutschland immer wieder von allem geträumt, aber das war im Schlaf. Hier eben, das war am helllichten Tage und urplötzlich. Und dazu dieses Gefühl, dass wir beobachtet werden. Es passt alles zusammen. Auf dem Flughafen, als ich auf meine Koffer gewartet habe, da hatte ich auch so ein Gefühl.” “Also müssen wir abwarten, ob du noch eine Vision bekommst.” “Ich befürchte schon. Du hattest eben recht, es bringt ja nichts sie da raus zu holen. Wo sollten wir sie dann lassen? Nein, das wäre Quatsch!” Ich fürchte mich vor erneuten Bildern von Chloe und andererseits freue ich mich auch darauf, denn es würde heißen, dass wir der Sache einen Schritt näher kommen. Verzweifelt sehe ich Clark an der neben mir auf dem Sofa sitzt. Er bemerkt meine Hilflosigkeit und legt den Arm um mich. “Am besten, denken wir erst mal nicht mehr so viel darüber nach. Eben ist es auch einfach so passiert. Dann wird es beim nächsten Mal sicher genauso sein. Wenn ein Zeichen kommt, dann kommt es. Du musst dich....” Wieder dieser Schmerz in meinem Kopf. Clark drückt mich sofort an sich, als ich mein Gesicht verziehe und stoppt mitten im Satz. Ich drücke die Augen zusammen und sehe erneut Bilder vor mir. Doch diesmal sind es Buchstaben. Sie bilden Worte: Zara und Sarah. Schnell drehen sich die Buchstaben im Kreis doch sie finden immer wieder zu diesen beiden Namen zusammen. Dann sehe ich meine Eltern vor einem Raumschiff und als letztes eine Höhle hinter einem eingefrorenen Wasserfall. Genauso schnell wie es kam, verschwinden der Schmerz und die Bilder wieder. Clark lässt mich los und sieht mich beunruhigt an. “Was ist? Hast du wieder etwas gesehen?” “Da waren Buchstaben die immer wieder meine Namen geschrieben haben. Und meine Eltern, wie sie vor meinem Raumschiff stehen, kurz nach der Landung. Und zum Schluss sah ich einen Wasserfall. Er war gefroren. Dahinter war eine Höhle zu sehen,” beschreibe ich die Bilder und schlucke verunsichert. Clark versucht seine Gedanken zu ordnen. “Das heißt, deine Eltern...” “...wussten wer ich bin. Sie haben mein Raumschiff gesehen. Vielleicht haben sie sogar meinen Namen gekannt. Vielleicht heiße ich deswegen Sarah, der Name ist so ähnlich wie mein kryptonsicher Name. Und vielleicht haben sie Zor gekannt! Er könnte mir diese Höhle hinter dem Wasserfall hinterlassen haben, so wie dein Vater dir die Höhle und den Eispalast hinterlassen hat.” “Aber was hat das mit Chloe zu tun?” wunderte sich Clark. “Vielleicht können wir ihr nur helfen, wenn ich diese Dinge herauskriege,” schlussfolgere ich. “Aber woher weiß Chloe davon?” “Sie ist tot. Du weißt nicht, was nach dem Tod passiert. Vielleicht erschließt sich ihr eine vollkommen andere Welt. Vielleicht ist sie sogar meinen Eltern begegnet, ich weiß es nicht.” Ich bin furchtbar aufgeregt. “Clark, wir müssen diese Höhle finden. Sie ist der Schlüssel zu allen Fragen!” “Das denke ich auch. Hast du eine Idee wo sie liegen könnte?” “Nein. Wie gesagt, das Wasser war gefroren und es sah nach einem Berg aus, einem sehr hohen Berg!” “Ein Gebirge? Oder so wie... die Alpen,” rätselt Clark. “Ja, die Alpen, das könnte doch sein, oder? Es muss in der Nähe von dem Ort sein, in dem ich gelandet bin und die Alpen gehören teilweise zu Deutschland. Dort sollten wir suchen! Vielleicht finden wir dort Zor.” Ich strahle Clark an. Vielleicht lichtet sich die Dunkelheit um mein Ankommen auf der Erde bald und dann können wir Chloe wieder zu uns holen. Clark lächelt eher müde. “Bitte mach dir nicht zu große Hoffnungen. Sonst wirst du nur enttäuscht sein.” Zärtlich streicht er mir über das Gesicht und ich versinke in seinen Augen. Er hat Recht, ich darf mich nicht zu sehr darauf festlegen. Vielleicht hatte die Vision auch eine ganz andere Bedeutung. Und trotzdem habe ich nun endlich wieder eine sinnvolle Aufgabe. Und tief in mir weiß ich, dass meine Vermutungen stimmen. “Sarah?” Clark sieht mich eindringlich an, denn ich habe meinen Gedanken lange hinterher gehangen. “Entschuldigung. Ich mach mir nicht zu große Hoffnungen. Lass uns überlegen, wie wir jetzt weiter machen.” “Hm. Ich wüsste da was.” Er legt erneut seinen Arm um mich. kommt mir ganz nahe und raunt: “Was hältst du davon?” Er schließt die Augen, seine Lippen berühren meine und er gibt mir einen sanften Kuss, den ich sofort erwidere. Wie konnte ich nur so lange auf diese Augenblicke verzichten? Warum habe ich nicht damals gleich um ihn gekämpft? Aber jetzt sind diese Momente um so schöner. Ich sehne mich nach seinem Körper, denn, seitdem wir wieder zusammen sind waren wir uns noch nicht wieder vollkommen nahe. Eben dachte ich noch an Chloe und meine Eltern, aber jetzt? Wenn Clark mich küsst und mir seine Liebe schenkt vergesse ich alles um mich herum. Er ist wie eine süße Droge die mich alles vergessen lässt und ohne die ich nicht mehr könnte. Einige Minuten sitzen wir auf dem Sofa und küssen uns einfach nur leidenschaftlich. Meine Hände gleiten unterdessen durch seine Haare und über seinen Körper. Mein Verlangen nach ihm steigert sich, doch eine Autohupe unterbricht uns schnell. Clark lässt abrupt von mir ab: “Mum ist da!” Er rauscht los und lässt mich einfach sitzen. Oje, wird es jetzt immer so sein, wenn nun auch seine Mum wieder da ist. Duldet sie etwa nicht, wenn wir uns zu nahe kommen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, sie schien so jung geblieben zu sein, sie wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn Clark und ich uns hier auf der Farm auch mal näher kommen. Oder doch? Ich meine, er ist jetzt 24 und hat sein eigenes Leben. Ach, ich werde es ja erleben. Ich seufze kurz, hätte ich diesen Moment doch viel lieber weiter gelebt. Doch dann sause auch ich raus zum Auto. Clark hat schon die erste Kiste in der Hand. “Wer soll das denn alles essen,” fragt er seine Mutter. “Ich dachte, ich fange wieder an einiges für das Talon zu backen. Damit haben wir immer ein bisschen zusätzliches Geld in die Kasse gekriegt. Und falls deine Freunde wieder zu Besuch kommen, möchte ich auch genug da haben.” “Du willst tatsächlich wieder für das Talon backen? Ich dachte du kommst nach Hause um dich zu erholen?” “Das tue ich ja auch, Schatz. Du weißt doch wie gerne ich immer gebacken habe. Es macht mir einfach Spaß. Und ich weiß genau, wie sehr mein Herr Sohn meine Cookies liebt.” Sie lächelt Clark liebevoll an. Der stellt die Kiste zur Seite und drückt Martha. “Ich bin froh das du wieder da bist, Mum!” “Ich auch, Schätzchen. Ich auch.” Es ist schön zu sehen, wie eng die Beiden zueinander stehen. Es erinnert mich an das Verhältnis zu meinen Eltern. Auch ich habe mich mit meiner Mutter so gut verstanden. Sie war wie eine Freundin für mich und ich habe ihre Meinung immer sehr geschätzt. Mein Vater war immer mehr derjenige, der versucht hat mich in die richtigen Bahnen zu lenken. Er war ein ziemlicher Dickkopf und deswegen bin ich auch oft mit ihm aneinander gerasselt, weil ich seine Dickköpfigkeit geerbt habe. Geerbt? Nein, das kann ja gar nicht sein. Meine Mutter hat früher immer gesagt, ich bin genau wie mein Vater, aber eigentlich kann ich es mir ja nur von ihm abgeguckt haben, denn meine Vererbung kommt von einem ganz anderen Teil des Universums. Es ist schon komisch. Wieder eine Sache, die mich an meine wirkliche Herkunft denken lässt. Schnell verdränge ich diesen Gedanken und schnappe mir zwei Kisten vom Auto. Clark hat mittlerweile seine Mutter losgelassen und seine Kiste wieder an sich genommen. Innerhalb weniger Augenblicke haben wir alles ins Haus geschafft. Als es um das Verstauen der Dinge geht, besteht Mrs. Kent darauf, dies allein zu erledigen. Clark und ich setzen uns unterdessen an die Küchentheke und berichten seiner Mum von den neuesten Vermutungen. “Das klingt ja sehr aufregend,” murmelt sie mit dem Rücken zu uns gewandt, während sie eine Mehltüte nach der anderen in eine Vorratsdose kippt. “Und ihr habt jetzt vor, diese Höhle zu finden?” “Ich denke, dass das jetzt erst mal am sinnvollsten ist,” antworte ich. “Und du vermutest, dass du dort diesen Lor...” “Zor,” korrigiert Clark. “.. diesen Zor findest,” vollendet Mrs. Kent. “Ich weiß nicht was ich dort finde, aber vielleicht hilft mir die Sache weiter. Wenn die Visionen wirklich von Chloe gesandt wurden, dann muss es etwas damit zu tun haben, wie ich ihr helfen kann.” Clarks Mutter stellt die Mehlbox zur Seite und dreht sich nachdenklich zu uns um. Wir müssen beide laut loslachen, als wir sie so sehen. “Was ist los? Warum lacht ihr?” “Mum, du siehst aus wie ein Gespenst,” lacht Clark. Ihr ganzes Gesicht ist weiß von Mehl. Sie muss selbst grinsen, schnappt sich schnell eine Mehltüte, reißt sie auf und streut das weiße Puder in unsere Richtung. Die Küche versinkt in einer weißen Mehlwolke. Als sich der Staub gelegt hat, blicke ich Clark an, der von oben bis unten weiß ist. Nur seine blaugrünen Augen leuchten hervor. Selbst die Haare sind weiß. Ich pruste los vor Lachen, auch Mrs. Kent fällt in das Lachen ein und Clark schließlich ebenso. Ich genieße diesen Moment mit jeder Sekunde. Alle schweren Gedanken sind von mir abgefallen. Wann habe ich das letzte Mal so herzlich mit anderen Leuten gelacht? Das ist schon so lange her, ich kann mich nicht daran erinnern. Hier kann ich wirklich zu Hause sein! Wir verbringen den restlichen Nachmittag mit Clarks Mum. Das sauber machen der Küche geht schnell. Das Superspeed hat wirklich viele Vorteile. Die Beiden erzählen mir ein wenig von den Aufgaben auf der Farm, denn ich möchte so gut es geht die Familie unterstützen. Clark erinnert mich daran, dass er nur noch zwei freie Tage hat und dann wieder zur Arbeit gehen muss. Dabei fällt mir ein, dass ich mich dann auch wieder um ein paar neue Storys kümmern muss. Ich habe meinem Chef versprochen, dass er die erste Story bekommt, wenn ich eine Woche hier bin. Doch schließlich kommen wir am Abend wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. “Was hältst du davon, wenn wir es heute Abend ganz gemütlich angehen und uns morgen auf den Weg in die Alpen machen,” fragt Clark mich. “Das ist eine gute Idee. Ich bin jetzt schon todmüde.” “Du hast ja auch einen langen Tag hinter dir,” stellt Clark sanft fest. Er steht auf und stellt sich hinter meinen Stuhl. Sanft massieren seine großen Hände meine Schultern. Ich schließe die Augen und lasse meinen Kopf sinken. “Ich werde jetzt hoch gehen,” höre ich die Mutter meines Freundes sagen. “Gute Nacht, ihr Beiden!” “Gute Nacht,” sagen Clark und ich wie aus einem Mund. Er massiert weiter meinen Nacken. Ein leises Stöhnen entfährt meiner Kehle: “Das tut gut!” Plötzlich spüre ich seinen warmen Atem in meinem Nacken. Kurz darauf küsst er meinen Hals. Ich lehne meinen Kopf zur Seite und genieße seine Liebkosungen. Mit der Hand greife ich nach hinten und fasse in seine Haare. Ein warmes Kribbeln durchflutet augenblicklich meinen Körper. “Ich habe dich vermisst,” flüstert er liebevoll in mein Ohr. Er entfacht wieder dieses unstillbare Verlangen nach mehr in mir. Schnell stehe ich auf und gehe um den Stuhl herum, um ihn richtig küssen zu können. Mit den Händen fahre ich über seine Brust. Ich spüre sein Herz schlagen. “Ich liebe dich,” wispere ich noch halb mit meinen Lippen auf seinen verweilend. Er bestätigt mir die Worte mit einem weiteren wilden Kuss. “Lass uns hoch gehen,” flüstert er geheimnisvoll. Er nimmt mich auf seine Arme und ehe ich mich versehe stehen wir in seinem Zimmer. Behutsam legt er mich auf das Bett und legt sich daneben. Er beugt sich über mich und blickt mir tief in die Augen. Ich erwidere seinen Blick und erkenne die Lust die sich in seinen Augen spiegelt. Ihm ergeht es also wie mir. Ich greife in seinen Nacken und ziehe ihn somit zu mir herunter, um ihn in einen innigen Kuss zu verwickeln. Schnell haben unsere Zungen den Weg zueinander gefunden und verfallen in ein lustvolles, forderndes Spiel. Er schmeckt so gut. Etwas besseres habe ich in meinem ganzen Leben nicht gekostet und ich bin mir sicher, dass ich es auch nie werde. Ich streiche ihm mit einer Hand über den Rücken und lasse sie dann unter sein T-Shirt wandern. Ich will seine Haut direkt auf meiner spüren. Zu lange musste ich darauf verzichten. Clark tut es mir nach. Er streicht an meiner Seite hinab und lässt ebenso seine Hand unter den Stoff meines Tops wandern. Die Berührung hinterlässt ein warmes Kribbeln auf jedem Zentimeter meiner Haut, über die er streicht. “Oh Clark…” säusele ich heiser in den Kuss. Er lässt von meinen Lippen ab und beginnt meinen Hals mit feuchten Küssen zu bedecken. Ich drehe den Kopf zur Seite, um ihm mehr Raum zu geben und stöhne leise auf. Sein warmer Atem pustet in mein Ohr und schon spüre ich, wie er abwechselnd zärtlich an meinem Ohrläppchen knabbert und seine Zunge an meinem Ohr entlang fährt. Ich kann spüren, wie mein Atem automatisch schneller geht. Wohlige Wärme breitet sich in meinem Körper aus. Die Lust, die ich empfinde steigt ins Unermessliche. Auch Clarks Atem geht deutlich beschleunigt. Er legt ein Bein über die meinen und so kann ich seine Härte an meinem Oberschenkel spüren. Ohja, wie sehr habe ich mich danach gesehnt, Ich kann einem langen Vorspiel nicht mehr lange standhalten. Ich will ihn haben, jetzt. Schnell ziehe ich ihm sein T-Shirt hoch. Er hilft mir dabei und lässt es achtlos neben dem Bett fallen. “Jetzt du,” haucht er und sieht mich verlangend an. Ich will meinen Oberkörper heben, doch da hat er mein Top schon zerrissen und mir vom Leib gezerrt. Ich komme ihm ein wenig entgegen und seine Hände suchen hinter meinem Rücken den Verschluss meines BHs, den er gewand öffnet und mir von den Armen streift. Verschmitzt sieht er mich an und lässt dann seinen Blick über meinen Körper schweifen. “Oh Sarah,” raunt er erregt und bedeckt mein Dekoltee mit heißen Küssen. Ich spüre, wie er eine feuchte Spur auf meiner Haut hinterlässt und allmählich zu meinen Brüsten vordringt. Wie er meinen Namen haucht bringt mich um den Verstand. Meine Hände versinken in seinen Haaren. Ich drücke meinen Kopf ins Kissen und schließe genießerisch die Augen, als ich spüre, wie seine Zunge sanft meine Brustwarze umspielt. Ich kann fühlen, wie sie sich sofort, durch seine Stimulierung, aufstellt und seine Zähne ganz sanft daran spielen. Seufzend hauche ich seinen Namen. Eine Hitze und Feuchte breitet sich zwischen meinen Schenkeln aus, die meine Erregung nicht im Entferntesten widerspiegeln können. “Oh Gott, Clark…” stöhne ich lasziv in den Raum. Automatisch beginne ich mich unter seinen Berührungen zu rekeln. “Bitte… ich will dich…. Jetzt!” Fordernd drücke ich ihn ein wenig zurück und öffne seine Hose. Er tut es mir mit meiner nach und so liegen wir kurz darauf völlig nackt auf dem Bett. Ich ziehe ihn augenblicklich auf mich, öffne meine Beine für ihn und so kommt er dazwischen zum Liegen. Er presst sein Becken an meines und reibt sich schwer atmend an mir. Seine Lippen haben die meinen erneut aufgesucht und fordern einen wilden Kuss. Zugleich spüre ich seine harte Erektion an meiner Scham die wunderbar über meine kleine Perle reibt. Sein Spiel treibt unglaubliche Wellen der Lust durch meinen Körper. Es ist eine Qual länger warten zu müssen, ihn nicht in mir spüren zu können. Jedoch ist es eine süße Qual, die mein Verlangen immer weiter steigern lässt. Ich bin nicht mehr wirklich dazu in der Lage, seinen wilden Kuss zu erwidern, zu sehr treiben mich die lustvollen Gefühle, die er durch seine Bewegungen in mir auslöst, an den Rand der Ekstase. Er scheint dies zu spüren, denn er lässt von meinen Lippen ab und schiebt seine Hand zwischen unsere Körper, um sich in Position zu bringen. Und kurz darauf spüre ich wie er sehr langsam in mich eindringt und meine heiße Enge beginnt langsam auszufüllen, immer weiter, bis er mich schließlich vollkommen ausfüllt. Ein lustvolles Stöhnen entringt sich meiner Kehle. Oh Gott, wie sehr habe ich ihn vermisst. Wie wahnsinnig gut fühlt er sich doch an. Meine Finger kratzen sanft über seinen Rücken, als ich höre wie auch er erregt in mein Ohr stöhnt. “Ich hab mich so nach dir gesehnt,” raunt er, als er beginnt sich langsam in mir zu bewegen. Ich hebe ein Bein und schlinge es über seines, unterstütze so seine Bewegungen, indem ich leicht gegen seinen Oberschenkel drücke. Zugleich streichele ich mit einer Hand zu seinem herrlichen Po, der fest und glatt unter meiner Hand liegt. Sanft drücke ich ihn, fordere schnellere und härtere Bewegungen von ihm ein. Sofort reagiert er darauf und ich spüre, wie er fester in mich stößt. “Ohhja….” entfährt es mir heiser. Ich hebe ihm mein Becken entgegen und komme ihm ein wenig in den Bewegungen entgegen. Sein Geruch, seine eigene Erregung, die Geräusche die er von sich gibt, die Berührungen und Bewegungen, all das treibt mich meinem Höhepunkt immer näher. Seine Lippen und Zunge liebkosen meinen Hals, lecken daran entlang und spielen mit meinem Ohr. Ich spüre, wie sich meine Muskeln immer mehr anspannen und meine Sinne noch empfindlicher werden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er es geschafft hat, mich in den Orgasmus zu treiben. Doch plötzlich hält er schlagartig inne und reißt mich blitzschnell herum, dass ich mich kurz darauf auf ihm wieder finde. Wie gemein es ist, wo ich doch so kurz davor stand. Doch dann trifft mein Blick auf den seinen. Ich kann deutlich seine unglaubliche Lust darin erkennen. Seine Hände streichen über meine Seiten und umgreifen fest meine Hüften. Fordernd verhilft er mir in einen wilden Rhythmus, indem er mich in der Bewegung mit den Händen unterstützt. Dann beugt er sich zu mir hoch und umspielt meine empfindlichen Nippel mit der Zunge und seinen Lippen. “Ohhhjaaaa,” wispere ich vollkommen von ihm eingenommen. Meine Bewegungen lassen meine Perle an seiner Scham reiben, ich spüre ihn unglaublich weit in mir und sein zusätzliches Spiel mit meinen Brustwarzen, treibt mich schnell in die vollkommene Ekstase. Alle Muskeln ziehen sich nun in mir zusammen. Unkontrolliert und nahezu atemlos, spüre ich, wie sich alles in mir verkrampft, wie ich mich um ihn zusammenziehe und ihn so noch intensiver spüre. Die Bewegungen kann ich nicht mehr fortführen, mein Körper tut was er will. Ich stöhne etwas lauter auf. Meine Fingernägel krallen sich begierig in seine Brust, was ihn scheinbar auch über die Schwelle treten lässt, denn er keucht heiser auf und sein Gesicht spricht Bände, dafür, was er gerade fühlt. Und sogleich kann ich sein Pulsieren in mir spüren. In stoßweisen Wellen ergießt er sich in mich. Sein Blick fixiert den meinen und wir sehen uns beide erschöpft, aber glücklich und immer noch voller Lust an. Langsam lasse ich mich auf seine Brust sinken. Ich spüre sein Herz darunter hämmern, es steht meinem in nichts nach. Seine Hände streichen sanft über meinen Rücken, während ich meine in seinen Haaren vergrabe. Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und flüstert ein zufriedenes: “Ich liebe dich!” Ich küsse zur Antwort seine Brust: “Ich liebe dich auch!” Wir verbringen noch zwei wundervolle Stunden zusammen und schlafen schließlich eng aneinander gekuschelt ein. Kapitel 9: Leben ---------------- Leben Am nächsten Morgen wachen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Ich könnte eigentlich noch Stunden schlafen, aber Clark weckt mich sanft, indem er zärtlich über meine Wange streicht. Ich öffne die Augen und blicke direkt in die seinen. Liebevoll lächelt er mich an. “Guten Morgen, meine Schlafmütze,” murmelt er sanft. “Morgen,” antworte ich noch völlig verschlafen. “Heute ist der große Tag,” flüstert er. Ich ringe mir ein Lächeln ab. Auch wenn ich mich auf die Suche nach der Höhle freue, habe ich doch zugleich Angst davor Dinge zu erfahren, die mein ganzes Leben verändern werden. Clark scheint meine Gedanken erraten zu haben. “Hab keine Angst! Ich werde bei dir sein. Denk einfach daran, dass wir Chloe damit vielleicht zurückholen können.” Ich nicke sachte, rücke zu ihm und lehne mich an seine nackte Brust, während ich verträumt mit den Fingern darüber streiche. “Wie kommen wir dort hin? Du kannst mich schlecht die ganze Zeit tragen,” überlege ich leise. “Das muss ich auch nicht!” Verwundert sehe ich ihn an. Ich forme eine Frage mit den Lippen doch bevor ich es aussprechen kann, gibt er mir schon eine Antwort. “Du kannst selbst fliegen!” “Aber ich kann nicht fliegen! Das weißt du doch. Sonst hätte ich gestern nicht mit dem Flugzeug kommen müssen,” gebe ich zu bedenken. “Das sah heute Nacht aber ganz anders aus,” grinst er plötzlich. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Was meint er? “Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht. Du hast im Traum gesprochen und plötzlich hast du angefangen zu schweben,” erklärt er sachlich. Ungläubig starre ich ihn an. Es ist mir in Deutschland auch schon einige Male während des Schlafes passiert. Da war ich plötzlich über dem Bett aufgewacht und beim wach werden hinabgestürzt. Clark streicht mir sanft durchs Haar und fährt fort: “So hat es bei mir damals auch angefangen. Aber ich habe Jahre gebraucht, bis ich wirklich fliegen konnte. Deine anderen Kräfte kamen ja aber auch alle so schnell, deswegen vermute ich, dass du schon fliegen kannst, wenn du es nur richtig versuchst!” Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Fliegen! Es war ein unglaublich schönes Gefühl, als Clark mit mir geflogen ist. Aber ich ganz allein? Das kann ich mir nicht vorstellen. “Ich glaube nicht, dass ich...” Er unterbricht mich: “Doch! Und ich weiß auch schon, wie wir es ausprobieren. Aber erst mal sollten wir frühstücken. Was meinst du?” “Das klingt gut,” stimme ich zu. Immer noch schlaftrunken quäle ich mich aus dem Bett und folge Clark ins Bad. Eine halbe Stunde später sitzen wir bei einem kleinen Frühstück mit Toast in der Küche. “Wie willst du mir beweisen, dass ich fliegen kann?” “Das kann ich dir nicht verraten. Du wirst es dann sehen,” spricht er geheimnisvoll. Seine Zurückhaltung macht mich neugierig. Instinktiv esse ich etwas schneller um meine Neugier schneller befriedigen zu können. Hastig kippe ich mir den Kaffee runter. Clark grinst mich an. “Hast du es irgendwie eilig?” Ich fühle mich ertappt, doch dann muss ich lachen. “Ich will einfach nur so schnell wie möglich los!” “Okay!” Er springt vom Hocker auf, reißt mich von meinem herunter und nimmt mich auf den Arm. Dann läuft er schnell zur Tür hinaus, springt ab und binnen Sekunden sind wir in den Wolken. “Clark, was soll das?” frage ich etwas erschrocken über den plötzlichen Aufbruch. Er gibt mir keine Antwort, sondern fliegt bis an die Grenze der Atmosphäre und lässt mich ganz plötzlich los. Ein Schrei entweicht meiner Kehle. Panik überkommt mich. “Nein! Clark, halt mich fest!” kreische ich hysterisch. Ich falle fast genau so schnell Richtung Erde, wie wir hier hoch gekommen sind. Schnell befinde ich mich mitten in den Wolken. Immer noch bin ich am schreien. Ich weiß, dass nichts passieren kann und doch verspüre ich eine Angst vor dem Aufprall. Ich bin durch die Wolken hindurch gefallen, drehe mich mit dem Bauch Richtung Erde und sehe auf die Landschaft unter mir. Ich würde auf einem Feld aufkommen. In schnellen Schritten komme ich dem Boden näher. Noch hundert Meter bis zum Aufprall. Fünfzig. Zwanzig. Zehn. Ich kneife die Augen zusammen, strecke die Arme zu den Seiten aus und warte auf den Aufschlag. Nichts. Ich habe aber auch nicht mehr das Gefühl zu fallen. Was ist jetzt los? Bin ich aufgekommen ohne etwas zu spüren? Vorsichtig öffne ich ein Auge. Der Boden befindet sich einen Meter unter mir. Ich hänge in der Luft. Ich schwebe. Als ich auch mein zweites Auge öffne, höre ich Clarks triumphierende Stimme neben mir: “Siehst du. Du hast es geschafft!” Ich spüre wie er meine Hand ergreift und mich langsam in die Höhe zieht. Wir fliegen nun aufrecht an beide Hände gefasst wieder höher. “Jetzt hast du alle Fähigkeiten,” lacht er mich an. “Tu so etwas NIE WIEDER!“ fauche ich und sehe ihm böse in die Augen. Doch er zieht mich nur eng an sich und sieht mich liebevoll an. Wie soll ich dieser Geste und diesem Blick lange widerstehen können? Als wir in den Wolken eintauchen, geben wir uns einen innigen Kuss, der mich noch mehr beflügelt. Es ist ein überwältigendes Gefühl selbst durch die Lüfte zu schweben. Ich lerne innerhalb von Minuten, wie ich den Flug am besten lenken kann. Rein mit meinen Gedanken kann ich alles steuern. “Unglaublich, wie schnell du das alles lernst,” strahlt mich Clark an und klingt dabei fast etwas neidisch. Er fliegt direkt neben mir, dicht über den Wolken. Wir befinden uns bereits über dem Ozean. “Ich habe Tage gebraucht um meine einzelnen Fähigkeiten kontrollieren zu können. Für das Fliegen habe ich sogar zwei Wochen benötigt!” “Es liegt bestimmt daran, dass ich normaler Weise schon alles beherrschen müsste. Du hast von klein auf neues gelernt und ich musste innerhalb kürzester Zeit mich mit diesen Dingen vertraut machen. Die Fähigkeiten haben ja schon in mir geschlummert, durch dich wurden sie jetzt erweckt.” “Ja, ich weiß. Vielleicht kann uns ja Zor noch mehr dazu erklären,” sinnt er. “Wenn wir die Höhle finden,” zweifele ich wieder in den Gedanken daran. Innerhalb von ein paar Minuten sind wir wieder über Land. Wir überqueren Frankreich und halten uns dann in Richtung Alpen. “Hättest du das nicht schon in Deutschland mit mir machen können? Dann hätte ich mir das Geld für den Flug sparen können,” stelle ich ein wenig frustriert fest, denn ich ärgere mich darüber, das Geld in den Sand gesetzt zu haben. Hier ist es bereits später Nachmittag. Die Sonne steht schon tiefer und als wir die Alpen erreichen, wird es deutlich kühler. Zum Glück kann mir Kälte und Hitze nichts mehr anhaben. Lange fliegen wir die Berge ab. Wir ziehen weite Kreise um die Gipfel und Täler, immer darauf achtgebend, dass uns niemand sieht. “Da, siehst du den Wasserfall da drüben,” Clark deutet auf einen Spalt in einer mit Schnee bedeckten Felswand. “Könnte es der sein?” “Ich weiß nicht, lass uns mal näher heran fliegen!” Als wir uns auf hundert Meter genähert haben, erkenne ich den Wasserfall aus meiner Vision. “Ja, das ist er!” Mein Herz beginnt zu pochen. Es fühlt sich an, als wolle es aus meiner Brust springen. Sollten jetzt tatsächlich meine Fragen beantwortet werden? Vorsichtig fliegen wir an den Rand des Wasserfalls heran. Er ist mächtig und wunderschön anzusehen. Die Strahlen der untergehenden Sonne brechen sich in dem Eisvorhang und präsentieren ein wundervolles Farbspiel. Sachte landen wir hinter dem Wasserfall, wo sich ein schmaler Gang erstreckt, der in den Berg hinein führt. “Es ist wunderschön,” haucht Clark. Er ergreift meine Hand. An den Wänden des Ganges sind Zeichen zu sehen. Ich vermag sie nicht zu deuten. Ab und zu sind ein paar kryptonische Worte zu lesen, wie Hoffnung, Liebe und Leben. Ich selbst kann sie nicht lesen, aber Clark erzählt es mir. Schließlich, nach einigen Metern ist der Gang zuende. “Hier geht es nicht weiter,” stelle ich bedauernd fest. “Es muss weiter gehen, Sarah. Das hier ist definitiv kryptonischen Ursprungs! Aber ich kann nicht durch die Wand sehen.” Clark lässt seinen Röntgenblick über die Felswände gleiten. Ich versuche es ihm nachzutun, habe jedoch genauso wenig Erfolg. “Es muss eine Tür geben, oder einen Schlüssel oder irgendetwas in dieser Art,” überlegt Clark laut. Wir beginnen die Wände abzutasten, doch können einfach nichts finden. Das Licht wird immer dunkler, die Sonne muss fast untergegangen sein. Plötzlich erhellt ein Lichtstrahl die Höhle. Ausgehend von dem Wasserfall, an dem das Sonnenlicht gebündelt wird, wird ein bunter Lichtstrahl quer durch die Höhle an die hintere Wand projiziert. Kurz darauf erscheint eine Hand auf dem Fels. Sie scheint darin eingebrannt zu sein. Ich gehe dort hin und sehe es mir genauer an. Wie von selbst hebt sich meine rechte Hand an und drückt sich auf den Abdruck im Fels. Blendend hell wird nun meine Hand erleuchtet, ich will sie weg ziehen doch eine unbestimmte Macht hält sie fest. Sekunden später ertönt ein Rumpeln und neben mir öffnet sich der Fels. Clark steht schweigend neben mir und beobachtet das ganze. Hinter der Felsentür kommt ein großer Raum zum Vorschein. “Wir haben es gefunden,” flüstert Clark sichtlich beeindruckt. Meine Hand wird nun wieder frei gegeben. Langsam durchschreiten wir die Pforte und stehen in einem, auf magische Weise hell erleuchtetem, Raum. Nein, es ist größer als ein Raum, es ist eine Halle. Von der Größe zu vergleichen mit der Eisfestung von Jor-El. Das also hat mein Vater erschaffen. Unglaublich, dass es noch unentdeckt geblieben ist. Diese Halle unterscheidet sich von dem kleinen Gang, der hierher führte. Die Wände sind silberweiß. Keine Malereien und Zeichnungen sind hier zu finden. In der Mitte wird die Halle durch einige Säulen gestützt. “Zara!” Die Halle erbebt. Erschrocken drehe ich mich um, doch hinter mir steht nur Clark, der mich ebenso erstarrt anblickt. Eine mächtige Stimme hat gesprochen. “Meine Tochter!” Wieder die Stimme. Doch im Gegensatz zu Jor-Els Stimme, klingt sie sanfter und nicht so bedrohlich. Weiterhin lasse ich meine Blicke durch die Halle gleiten. “Nun hast du mich gefunden!” “Ja, Zor,” rufe ich einfach in die Halle. “Und Kal-El. Du hast dich deinem Vater widersetzt,” stellt die tiefe Stimme fest. “Ich habe getan was ich für richtig hielt,” ruft Clark rechtfertigend. “Du hast meinen Weg für richtig erdacht und das danke ich dir, Kal-El. Eine weitere Welt hätte nicht so enden dürfen wie Krypton! Zara, es tut mir leid, was deinen Menscheneltern wiederfahren ist. Aber nur so, konnte ich dich dazu bringen, aus Deutschland fortzugehen und somit Kal-El zu finden!” “Du hast mir meine Eltern genommen? Du? Aber wieso?” Ein Kloß steckt in meinem Hals. Meine Eltern könnten also noch leben? Welches Recht nahm er sich raus, einfach unschuldige Leben zu nehmen? Sofort verspüre ich Hass auf Zor. “Als sich Kal-El gegen seinen Vater entschied, wusste ich, dass die Rasse der Kryptonier noch eine Chance hat. Ich musste euch zusammenführen, denn ihr seid füreinander bestimmt! Ihr werdet unser Volk neu aufleben lassen, in Frieden!” “Wie kannst du von Frieden reden, wenn du dafür Menschen sterben lässt,” frage ich verachtend. “Was sind zwei Menschenleben, gegen ein ganzes Volk? Es ist mir nicht leicht gefallen. Sie waren immer gut zu dir und haben dir Werte vermittelt, wie ich es nicht hätte besser tun können. Doch manchmal muss man das Schicksal einfach selbst besiegeln! Ihr zwei seid nun die Erben Kryptons. Ihr werdet unser Volk in eine neue, bessere Zeit führen.” “Was ist, wenn wir das nicht wollen?” meldet sich Clark zu Wort. “Es spricht doch nichts dagegen, dass ihr das tut. Ihr sollt in Frieden an der Seite der Menschen leben. Und eines Tages werdet ihr den Planeten verlassen, um einen neuen Planeten für unser Volk zu finden. Einen Planeten, den wir uns nicht mit einer anderen Rasse teilen müssen. Die Erde soll unberührt von uns bleiben! Im Moment bietet sie uns jedoch den geeignetesten Platz für einen Neubeginn. Die Menschen ähneln uns äußerlich, wir können unter ihnen verweilen ohne, dass wir befürchten müssen angegriffen zu werden. Hier beginnt der Neuaufbau, wo es enden wird, steht in den Sternen. Aber eines ist gewiss: Ihr seid die neuen Herrscher über die Kryptonier!” Was auch nicht so schwer ist, wenn wir die einzigen sind, denke ich bei mir. Eine leise Ironie schwingt in meinen Gedanken mit. Es ist, als wolle ich mich damit selbst vor dem Bewusstsein meiner Verantwortung schützen. Herrscher über die Kryptonier! Verwirrt blicke ich Clark an. Er wirkt gefasst und denkt über Zors Wunsch nach. Ich kann ihm ansehen, wie er die unterschiedlichsten Ansichten abwiegt. Meine Gedanken springen jedoch hin und her und fallen schließlich auf Chloe. “Musste auch Chloe deswegen sterben?” “Chloe?” wiederholt Zor fragend. “Ja. Wegen ihr bin ich nach Amerika gegangen. Sie war es, die mir den Mut gab mein altes Leben zu beenden. Durch sie habe ich Clark kennen gelernt. Und durch sie bin ich auf diese Höhle gestoßen!” “Nein, ich kenne Chloe nicht. Wie wusste sie von der Höhle? Nur deine Menscheneltern kennen diesen Ort!” “Sie ist tot! Doch ich glaube sie hat mir Visionen geschickt. Und ich glaube, wir können sie wieder zu uns holen. Deswegen bin ich hier. Sag mir, ist es möglich, dass ich Chloe wieder ins Leben zurückholen kann?” “Chloe muss in der Totenwelt der Menschen sein. Sie muss deine Eltern gesehen haben, sonst könnte sie niemals von dieser Höhle wissen. Die Menschen wissen es nicht, aber sie Leben auf einer anderen Sphäre weiter nachdem sie sterben. Dort sind sie körperlos, aber dennoch lebensfähig. Mehr weiß ich darüber nicht. Aber nur so lässt es sich erklären, dass deine Freundin von der Höhle weiß. Manchmal schaffen es die Toten durch Visionen oder Erscheinungen die Lebenden wieder aufzusuchen!” “Das beantwortet nicht meine Frage! Können wir Chloe wieder ins Leben zurückholen?” lasse ich mich nicht beirren. “Es gibt eine Möglichkeit, aber das geht nur kurz nach dem Eintritt des Todes.” “Chloe ist ein halbes Jahr tot,” rufe ich verzweifelt. “Dann werdet ihr keine Chance haben!” “Aber ihr Körper ist unversehrt. Es erscheint, als würde sie nur schlafen. Sag uns, wie es geht!” fordere ich nachdrücklich. “Die Gabe Tote wieder zu beleben, haben nur Kryptonier die füreinander bestimmt sind. Ihr zwei müsst über diese Gabe in großem Ausmaß verfügen!” “Was müssen wir tun?” fragt nun auch Clark. “Ihr müsst euer Blut mit dem des Opfers mischen. Dadurch gebt ihr einen Teil eurer Lebenskraft ab!” “Aber wie sollen wir das tun? Wir kommen nicht so einfach an unser Blut,” widerspreche ich, doch Clark mischt sich ein: “Doch! Das ist das geringste Problem. Lass und jetzt los, Sarah. Wir können ja jederzeit wieder hierher kommen.” Ich nicke ihm zu und wir machen uns schnell und ohne Verabschiedung auf den Rückweg, um unser Glück bei Chloe zu versuchen. Als wir wieder in Smallville ankommen, ist es gerade Mittagszeit. Wir gehen in die Küche des Kenthauses wo wir auf Martha treffen. Sofort steigt uns ein leckerer Geruch in die Nase. “Hallo Mum! Hm, das riecht aber lecker,” begrüßt Clark seine Mutter. “Hallo ihr Beiden! Wo kommt ihr denn her?” Sie dreht sich zu uns um und wendet dem Herd den Rücken zu. Erwartungsvoll und mit einem Lächeln im Gesicht sieht sie uns an. “Wir waren bei meinem Vater,” erkläre ich zaghaft. “Deinem Vater?” “Ja, meinem leiblichen Vater! Wir haben ihn gefunden,” füge ich hinzu und erzähle kurz von unserer Begegnung. Während Clark und ich uns an den Küchentresen setzen hört uns Mrs. Kent genau zu. Ab und an dreht sie sich dem Herd wieder zu und rührt in ihren Töpfen. “Und ihr meint, ihr könnt Chloe jetzt... wiederbeleben?” fragt sie etwas skeptisch. “Auf jeden Fall werden wir es versuchen, Mum! Heute Nacht werden wir sie zu uns holen und es ausprobieren.” Martha schaut Clark argwöhnisch an. “Muss das unbedingt hier sein? Was ist wenn es jemand bemerkt?” “Mum, es wird niemand bemerken. Wir werden nachher noch Oliver anrufen, vielleicht können uns die Jungs dabei unterstützen.” “Wie sollen sie euch denn unterstützen?” Clarks Mutter runzelt die Stirn. “Wir müssen uns mit Kryptonit schwächen, um unser Blut mit Chloes mischen zu können. Wir werden relativ hilflos sein. Also brauchen wir jemanden, der uns den Rücken deckt, falls irgendetwas passieren sollte.” “Um Gottes Willen, Clark! Was meinst du soll passieren?” Mrs. Kent hält sich fassungslos die Hand vor den Mund. “Ich weiß es nicht, Mum. Es ist ja nur vorsichtshalber.” Zweifelnd sieht sie uns an. Ein kurzes Schweigen hält sich im Raum. Schließlich ergreift Martha wieder das Wort: “Ihr habt doch sicher Hunger, oder? Bevor wir das heute Nacht durchstehen, sollten wir uns gut stärken!” “Wir?” fragend sieht Clark seine Mutter an. “Ich werde natürlich bei euch bleiben. Niemand kennt dich besser als ich, mein Schatz. Vielleicht braucht ihr meine Hilfe.” Sanft streicht Miss Kent ihrem Sohn über den Arm und lächelt ihn an. Clark lächelt zurück, steht von seinem Hocker auf und umarmt seine Mutter. “Ich bin froh, dass du wieder hier bist, Mum.” Ein bisschen überflüssig vorkommend, gehe ich hinüber zum Küchenschrank und hole drei Teller heraus. Ich spüre wie gut es Clark tut, dass seine Mutter wieder bei ihm ist. Er ist genauso ein Familienmensch wie ich es immer war. Als die beiden bemerken wie ich bereits den Tisch decke, lassen sie voneinander ab und helfen mir. Ein paar Minuten später sitzen wir am Tisch und essen gemeinsam Mrs. Kents leckeren Braten mit Kartoffeln und Mais. “Hm, das hab ich echt vermisst,” schmatzt Clark seiner Mutter entgegen. “Das kann ich mir vorstellen. Ich will gar nicht wissen wovon du dich die letzten Monate ernährt hast,” grinst sie ihn an. “Mrs. Kent, sie kochen wirklich gut! Sehr lecker!” Mein Lob könnte ich mir aber eigentlich auch sparen. Im Vergleich zu mir kocht jeder gut. Außer Nudeln, Pizza und Tütenfertigsachen bringe ich es zu nichts am Herd. Aber das muss ich ja nicht jedem auf die Nase binden. Clark wird es noch früh genug bemerken. Eine halbe Stunde später räumen wir den Tisch ab. “Kinder, seid ihr so lieb und würdet ihr den Abwasch übernehmen? Ich will noch schnell in die Stadt. Ich hab mir überlegt, ob ich neben dem ‘Talon’ auch noch für andere Geschäfte wieder Kuchen backe. Da wollt ich mal bei einigen nachfragen!” “Das ist eine gute Idee,” stimmt ihr Clark nickend zu. “Kein Problem, Mrs. Kent. Machen wir doch gerne,” beantworte ich ihre Frage. “Danke! Ihr seid zwei Schätze!” Sie schnappt sich ihre Tasche und eine Minute später hören wir ein Auto davonfahren. “Deine Mum ist wirklich toll, Clark!” “Ja, das ist sie,” murmelt Clark gedankenversunken. “Was ist los, worüber denkst du nach?” Mir ist nicht entgangen, dass er plötzlich etwas bedrückt wirkt. “Über heute Nacht. Meinst du, wir werden es schaffen?” “Du meinst Chloe zurückholen?” Clark nickt sachte. “Ich weiß es nicht. Eigentlich spricht vieles dafür, aber man weiß ja nie! Ruf doch erst mal Oliver an,” schlage ich vor. “Das hätte ich fast schon wieder vergessen,” schüttelt Clark den Kopf. Er greift in seine Hosentasche und zieht sein Handy hervor. Sekunden später hat er Oliver in der Leitung. Er schildert ihm kurz die Situation und endet mit: “Dann bis nachher!”, bevor er auflegt. “Sie sind gegen Mitternacht da,” wendet er sich wieder an mich. Ich nicke ihm nur zu. Dann räume ich die letzten Sachen vom Tisch und lasse Wasser in die Spüle. Clark holt unterdessen ein Handtuch aus dem Schrank. Plötzlich überkommt mich wieder dieser bekannte unsägliche Schmerz im Kopf. Ich sehe Chloe vor mir. Sie lächelt. Dann sehe ich Lex, wie er das Gefängnis verlässt. Und als letztes sehe ich Lana mit Kryptonit in der Hand. Als die Vision vorbei ist, hält mich Clark auf dem Boden kniend in seinen Armen. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich zusammengesackt bin. “Hast du wieder etwas gesehen?” Besorgt sieht er mich an. Mir steigen Tränen in die Augen. Ich konnte bei dieser Vision die Gefühle der Leute spüren. Bei Chloe war es Freude, bei Lex war es Rachedurst und bei Lana abgrundtiefer Hass und Neid. “Sag etwas,” fleht mich Clark an. Nach Luft ringend versuche ich ihm zu berichten: “Ich sah Chloe, wie sie lacht!” “Dann hat sie dir eine Nachricht geschickt, dass wir sie so heilen können, wie wir es vor haben?” fragte Clark erleichtert nach. “Ja,” hauche ich und schlucke die Tränen runter, die sich in meinen Augen sammeln wollen. “Das ist großartig!” Über Clarks Gesicht breitet sich ein Strahlen aus. Ich sage ihm nichts von den anderen Dingen die ich gesehen habe. Für mich ist nun klar, dass nicht Chloe mir die Visionen schickt. Ich scheine eine Art Fähigkeit entwickelt zu haben, die Clark fremd ist. Im Moment möchte ich ihn damit nicht belasten. Er drückt mich an sich und zieht mich sanft hoch. Glücklich meint er: “Das heißt, wir werden Chloe bald wieder haben. Sie wird weiterleben können!” Ich versuche meine Sorgen zu verdrängen und lächle Clark an. Er bemerkt nichts von meinen Gedanken. “Ja, sie wird ganz normal hier weiterleben. Wir werden wieder ihre Artikel im ‘Daily Planet’ lesen und sie mit ihrer Cappuccinosucht aufziehen können!” Schnell umarme ich Clark, damit er nicht sieht, wie mir doch noch eine Träne über die Wange läuft. Ich spüre die Erleichterung in ihm und seinen starken Druck, mit dem er mich an seinen Körper zieht. Es ist besser, wenn er nicht weiß, was noch auf uns zukommen wird. Jedenfalls noch nicht. Schnell waschen wir das Geschirr und die Töpfe ab. Clarks Stimmung ist jetzt sichtlich gestiegen. Während er munter zu Scherzen aufgelegt ist, gebe ich mein Bestes um nicht aufzufallen. Übermütig klatscht er mir den Schaum vom Abwaschwasser auf die Nase und lacht wie ein kleines Kind. “Lass das,” herrsche ich ihn an und bereue es sofort. Verdutzt hört er auf zu lachen und sieht mich fragend an. “Was ist los mit dir? Du bist so ruhig seit deiner Vision. Du solltest dich auch freuen!” “Tut mir leid, mir geht’s nicht so gut. Diese Visionen und der Flug in die Alpen. Das hat meinem Körper viel Kraft gekostet. Ich bin einfach k.o.!” “Entschuldige. Daran habe ich nicht gedacht,” antwortet er sofort mit einem schlechten Gewissen. “Macht nichts. Ich will ja kein Spielverderber sein, aber zu Scherzen bin ich gerade nicht so aufgelegt,” erkläre ich nun etwas ruhiger. Clark streicht mir sanft den Schaum von der Nase und wischt ihn an seiner Jeans ab. Dann streckt er mir die Arme entgegen. “Komm mal her!” Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und falle in seine Arme. Sanft küsst er meine Stirn und umschlingt mich dann fest, während er sich zu mir hinab beugt und seinen Kopf seitlich an meinen drückt. “Clark,” flüstere ich nun in sein Ohr. Er löst sich wieder etwas und sieht mich fragend an. “Egal was passiert, ich will dass du weißt, dass ich dich immer lieben werde. Immer!” erkläre ich wehmutig. Diese Vision eben, hat mir doch ziemlich zugesetzt und ich mache mir große Sorgen, wie es wohl weitergehen wird. “Das weiß ich.” Er zieht die Augenbrauen zusammen und sieht mich verwundert an. “Was hast du denn? Du bist nicht nur müde. Es ist noch etwas anderes, oder?” “Nein! Nein, ich bin nur fertig,” lächele ich tapfer. Clark erwidert das Lächeln: “Ich werde dich auch immer lieben!” Langsam beugt er sich zu mir, schließt die Augen und gibt mir einen wunderschönen, liebevollen Kuss. Als sich unsere Lippen wieder voneinander lösen, meint er: “Weißt du was? Ich lass dir ein Bad ein. Dann kannst du mal abschalten.” “Gute Idee,” erwidere ich mit einem Lächeln. Clark geht hinauf ins Bad. Unterdessen räume ich das saubere Geschirr weg und lasse das Spülwasser ab. Als ich fertig bin, folge ich ihm hinauf. Ich öffne die Badtür und mir zieht eine warme, wohl duftende Wolke entgegen. Im Raum sind Kerzen aufgestellt, die Wanne ist schon halb gefüllt. Clark steht neben der Wanne und hält seine Hand unter den Wasserstrahl. “Ich hoffe die Temperatur ist so okay für dich!” Ich gehe zu ihm und schlinge ihm von hinten die Arme um die Brust. Keine Sekunde könnte ich mehr ohne ihn leben, wird mir in diesem Moment wieder klar. Ich genieße seine Nähe und atme seinen herrlichen Geruch ein, der mich immer wieder in seinen Bann zieht. Langsam dreht Clark sich zu mir um. “Bitte sei ehrlich zu mir,” verlangt er plötzlich. “Da ist noch mehr, als du mir sagst. Was hast du noch in deiner Vision eben gesehen?” Ich wende mich von ihm ab, drehe ihm den Rücken zu und schlinge meine Arme um meinen Körper. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, wenn ich ihm das wirklich verschweigen will. “Nichts. Es ist so wie ich dir gesagt habe,” meine ich trotzig. “Und warum kannst du mir das nicht ins Gesicht sagen und mir dabei in die Augen sehen? Bitte! Wir haben einander versprochen ehrlich zueinander zu sein!” Ich atme laut aus. Was soll ich jetzt sagen? Er hat Recht, wir wollten uns nie etwas verheimlichen. Aber wenn ich ihm von den Bildern erzähle, dann wird er wieder furchtbar belastet sein. Egal. Ich muss ihm die Wahrheit sagen, vielleicht können wir ja die Zukunft beeinflussen, wenn wir beide sie schon kennen. Ich drehe mich wieder zu ihm und gehe einen Schritt auf ihn zu. “Du hast Recht. Ich habe mehr gesehen als nur Chloe.” Ich schaue ihm tief in die Augen. Der Kerzenschein spiegelt sich darin wieder. “Was hast du gesehen?” Besorgt blickt er mich an. “Die Vision war so intensiv. Sie kam nicht von Chloe. Es war als hätte ich in die Zukunft gesehen,” versuche ich zu erklären. “Meinst du, du hast eine Fähigkeit bekommen, die ich nicht habe?” fragt Clark ruhig. “Ich weiß es nicht.” Ich schüttele sachte den Kopf und senke den Blick. Ein kurzes Schweigen tritt ein, dann blicke ich wieder auf. “Hör zu Clark, ich sah Lex, wie er aus dem Gefängnis entlassen wird. Und ich konnte seine Gefühle spüren. Er will Rache nehmen, an uns beiden. Er weißt jetzt auch von meinen Fähigkeiten. Und dann war da Lana, sie hielt einen Meteoritenstein in der Hand. Ich konnte ihren Hass und Neid spüren. Sie wird versuchen uns auseinander zu bringen.” Mir steigen Tränen in die Augen. “Deswegen warst du eben so merkwürdig.” Er streicht mir sachte eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich nicke und schließe die Augen, um meine Tränen zu unterdrücken, doch es bleibt ihm nicht unbemerkt. Sanft drückt er mich an seine Brust. “Hey…. ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas geschieht. Oder hast du etwas konkretes gesehen, das die Beiden vorhaben?” “Nein,” hauche ich an seine Brust. “Ich habe nur ihre Gefühle gespürt. Und das macht mir Angst!” “Du brauchst keine Angst haben. Wir haben immer noch die Justice League hinter uns und bald auch wieder Chloe. Zusammen sind wir stark genug, um gegen Lex anzukommen.” Es klingt, als würde er es wirklich ernst meinen. Vielleicht habe ich mich getäuscht. Er scheint selbstsicherer zu sein denn je. Sanft fast er unter mein Kinn und hebt es zu sich an, um mir in die Augen zu schauen. “Hast du gehört?” Zaghaft nicke ich und schlucke meine Tränen hinunter. “Ich werde niemals zulassen, dass dir etwas geschieht. Und Lana wird bei mir nie wieder eine Chance haben. Du bist die Frau, mit der ich zusammen sein will. Wir haben eine Bestimmung. Und niemand wird uns daran hindern sie zu erfüllen!” In diesem Augenblick spüre ich eine unheimliche Macht, die von ihm ausgeht. Er scheint sich seinem Schicksal gefügt zu haben. Es ist nicht mehr der Clark, den ich noch vor einem halben Jahr kennen gelernt habe. Fragend sehe ich ihn an. “Du meinst...” “Wir werden tun was dein Vater von uns verlangt,“ nickt Clark. “Wir können hier in Ruhe auf der Erde weiterleben, aber irgendwann müssen wir einen neuen Planeten für unser Volk finden. Bis dahin, werden wir alles tun, damit die Menschen hier ungestört Leben können. Und davon werde ich mich nicht von einem Lex Luthor abhalten lassen!” Mir läuft ein leichter Schauer über den Rücken. Clarks Stimme ist von Bestimmtheit und Macht beherrscht. Erschrocken weiche ich etwas zurück und sehe ihn zweifelnd an. Er will tatsächlich ein neues Volk gründen. Wie kommt er plötzlich zu dieser Überzeugung? Er bemerkt wie er auf mich gewirkt hat und fährt in ruhigerem Ton fort: “Sarah, durch mich sind hier so viele Menschen in Gefahr geraten. Ich habe so viel gut zu machen. Ich will nicht, dass noch mehr Menschen unter meiner Anwesenheit leiden und werde alles dafür tun, um das wieder in Ordnung zu bringen, das durch mich erst entstehen konnte. Dazu gehört auch Lex für immer hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ohne mich und die Meteoriten wäre er vielleicht nie so geworden. Erst wenn er außer Gefecht gesetzt ist, werde ich mich unserem Schicksal zuwenden. Ich möchte mit dir unser Volk wieder neu aufbauen. Egal wann, wie und wo das sein wird.” Noch immer blicke ich ihn zweifelnd an: “Clark, ich...” “Nein. Sag nichts! Vielleicht klingt das alles etwas merkwürdig für dich. Aber mir ist klar geworden, dass wir den Menschen nur schaden. Wir...” “Clark,” unterbreche ich ihn nun nachdrücklich. ”Wir schaden den Menschen nicht! Im Gegenteil, wir können so viel Gutes bewirken. Wir haben Fähigkeiten, mit denen wir ihnen helfen können. Wir sind bei ihnen aufgewachsen. Ich fühle mich nicht wie eine Kryptonierin, sondern wie ein Mensch. Und ich dachte immer, dass… du das genau so siehst.” Beim letzten Satz gerate ich etwas ins Stocken. “Das tue ich auch!” “Aber wieso redest du dann so bestimmt davon, unser Volk retten zu wollen?” “Sarah, wir werden alle Menschen die wir lieben irgendwann verlieren. Willst du jedes Mal machtlos daneben stehen und zusehen, wie uns wieder einer verlässt?” Er blickt mich durchdringend an. “Außerdem sind in der Vergangenheit viele Feinde unseres Volkes hier aufgetaucht. Sie haben Menschen getötet um mich zu finden. Ich will nicht ständig jemanden in Gefahr bringen, nur weil ich hier weiter leben will. Ich weiß um meine Herkunft jetzt seit über acht Jahren und habe begriffen, dass ich mich meinem Schicksal nun nicht mehr ganz verschließen kann.” “Aber..” versuche ich zu protestieren, doch komme nicht weit, denn Clark spricht einfach weiter. “Ich habe ja nicht gesagt, dass ich sofort gehen will, aber irgendwann werden wir das tun müssen. Und bis dahin...”, sein Ton wird ganz sanft, “...werde ich dafür sorgen, dass dir nichts zustoßen wird. Weil ich dich über alles liebe.” Ich versuche zu verstehen, was er meint, doch es fällt mir nicht so leicht. Er scheint mehr zu wissen, als er mir sagt. “Clark, was du da sagst macht ja Sinn, aber wieso siehst du das auf einmal so? Dem Wunsch deines Vaters, die Menschheit zu unterwerfen, hast du dich verweigert. Was auch völlig richtig ist. Aber ich dachte immer, du willst ein völlig normales Leben führen?” “Genau das ist es ja. Wie kann ich auf der Erde ein normales Leben führen, wenn ich hier doch nicht normal bin? Wenn wir aber irgendwann losziehen und unter Kryptoniern weiterleben, deren Werte wir selbst vermitteln können, dann werden wir normal sein, weil alle um uns herum wie wir sind. Verstehst du? Wir haben die Möglichkeit ein neues Volk aufzubauen, dem wir nach unseren Vorstellungen Werte vermitteln können, menschliche Werte. Und zugleich verfügen wir weiterhin über unsere Fähigkeiten. Dann könnten wir uns fühlen, wie du dich hier gefühlt hast, als du deine Fähigkeiten noch nicht hattest. Normal. Wir müssen uns nicht mehr verstecken oder Geheimnisse daraus machen.” Jetzt verstehe ich worum es ihm geht. Er musste sein ganzes Leben irgendwie als Außenseiter leben. Ich hatte das glücklicherweise nicht. Und seit ich meine Fähigkeiten habe brauchte ich diese kaum. Clark jedoch wurde immer wieder in irgendwelche Geschichten reingerissen, in denen er seine Fähigkeiten einsetzen musste. Ich verstehe nun welche Sehnsucht ihn dazu treibt, die Erde verlassen zu wollen. Aber eines begreife ich noch nicht: “Du sagtest eben, wir müssten zusehen wie die Menschen, die wir lieben, sterben. Was meinst du damit?” “Mein Vater ist gestorben und jetzt Chloe. Es werden noch mehr Menschen dazu kommen die wir sterben sehen werden. Es wird sich immer wiederholen,” erklärt er traurig. “Wiederholen? Wie meinst du das? Auch ein Mensch verliert seine Eltern und Freunde irgendwann.” “Aber wir werden immer wieder neue Freunde finden und sie sterben sehen. Und wir müssen ständig umherziehen, damit es nicht auffällt.” Er beißt sich auf die Lippen als hätte er etwas gesagt, dass er eigentlich nicht wollte. Völlig verwirrt blicke ich ihn an. Was ist jetzt bitte sein Problem? “Was soll nicht auffallen? Clark, ich versteh einfach nicht was du meinst!” Plötzlich kommt mir ein Gedanke: “Warte! Heißt das etwa, dass wir... Ich meine... wir leben...” “...länger,” vollendet er meinen Satz nickend. Wir leben länger?! Was soll das heißen? Wie lange? Tausend Gedanken rauschen durch meinen Kopf. “Woher weißt du das?” “Als wir bei deinem Vater in der Höhle waren, hat er mit mir gesprochen. Seine Stimme war einfach in meinem Kopf. Er wollte mich von seinem Wunsch, ein neues Volk zu gründen, überzeugen. Dabei erwähnte er, dass wir genug Zeit dafür hätten.” “Was bedeutet ‘genug Zeit’?” “Jahrhunderte!” “Jahrhunderte? Aber wir altern doch ganz normal, äußerlich sieht man doch keinen Unterschied zu Menschen!” Ich bin völlig perplex. Was er da sagt, hat eine so gewichtige Bedeutung die ich nicht richtig greifen kann, die nicht in meinen Kopf will. Es ist unvorstellbar. Jahrhunderte! “Sarah, ich weiß nicht genau wie es funktioniert, dazu müssten wir zurück in die Höhle und Zor dazu befragen. Aber im Moment gibt es noch genug andere Dinge um die wir uns kümmern müssen.” “Warum hast du mir nicht gleich davon erzählt,” frage ich vorwurfsvoll. “Vielleicht aus dem selben Grund, warum du mir nicht gleich von deiner Vision erzählt hast. Ich wollte dich nicht gleich verrückt machen, wo wir doch im Moment andere Sorgen haben.” Ich muss lächeln. Er denkt manchmal fast wie ich. “Du hast Recht. Ich wollte dir keinen Vorwurf dafür machen. Tut mir leid. Tatsächlich mache ich mir jetzt aber unnutze Gedanken darüber. Jahrhunderte sagtest du?” frage ich noch einmal skeptisch nach. Er nickt mir mit aufeinander gepressten Lippen zu. “Das muss ich erst mal sacken lassen,” stelle ich seufzend fest. Ich setze mich auf den Wannenrand. Clark kniet sich vor mich und nimmt meine Hand. “Wenn wir die Sache mit Chloe überstanden haben, sollten wir irgendwann noch mal darüber reden, was wir später tun werden.” Er blickt mir tief in die Augen. “Zeit genug haben wir ja,” antworte ich sarkastisch. Daraufhin lächelt er mich an und gibt mir einen sanften Kuss auf die Hand. “Sei nicht böse,” bittet er leise. “Ich bin nicht böse, Clark. Das sind einfach nur Dimensionen, derer ich mir erst mal richtig bewusst werden muss. Seit einem halben Jahr versuche ich mein Leben in irgendwelche Bahnen zu lenken, aber ständig passiert etwas neues, das mich wieder meilenweit von meinem Weg abtreiben lässt. Und ich bin ehrlich gesagt noch immer ziemlich verdutzt, dass du dich so schnell für deinen Weg entschieden hast.” “Das ist ganz einfach. Ich wollte immer normal sein. Jetzt habe ich eine Möglichkeit gefunden, wie ich es sein kann. Auch wenn es ein langer Weg sein wird, er wird sich lohnen. Doch ich werde ihn nur mit dir gemeinsam gehen.” “Ohne mich könntest du auch schlecht ein neues Volk gründen,” grinse ich ihn frech an. Er atmet erleichtert aus und lächelt mich an. “Heißt das, du könntest dir das auch vorstellen?” “Was? Eine neue Heimat finden oder das kryptonische Volk neu gründen,” frage ich neckisch. “Beides!” Ich gebe ihm einen langen zärtlichen Kuss und lasse meine Hände dabei durch seine Haare gleiten. Dann sehe ich ihm tief in die Augen: “Für das ‘gründen‘ können wir ja schon mal üben,” wispere ich und fahre dabei mit den Händen über seine Brust, die sich durch den warmen Wasserdampf deutlich unter seinem T-Shirt abzeichnet. Wenn ich mir vorstellen kann, die Erde und alles Vertraute zu verlassen, dann nur mit ihm. Ich mache mich langsam mit dem Gedanken vertraut. Wenn es wirklich so ist, dass uns ein längeres Leben gegeben ist, dann kann ich mir auch vorstellen mit ihm einen neuen Platz, für die Kryptonier, zu finden. Er musste Angst gehabt haben mir von seinem Vorhaben zu erzählen. Gut das es nun raus ist, wer weiß wie lange er es sonst mit sich rumgeschleppt hätte. Er strahlt mich an und umarmt mich überschwänglich. Ich spüre seine Erleichterung. Durch seinen Schwung kippe ich hinten über und wir fallen rücklings in die mittlerweile volle Wanne. So anstrengend diese Diskussion jetzt war, so groß war auch ihre Bedeutung. Ich weiß nun, dass er es wirklich nicht ernster mit mir meinen könnte. Ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit macht sich in mir breit, während wir laut lachend in der Wanne liegen. Nachdem wir uns beruhigt haben, stelle ich ernst fest: “Das ist das erste Mal, dass ich dich so habe lachen sehen!” Er sieht mich mit fragendem Blick an, lächelt dann und gibt mir als Antwort einen sanften Kuss. Dann rappelt er sich aus der Wanne und streckt mir die Hand entgegen. “Komm! Ich glaube nicht, dass du mit Klamotten baden wolltest,” grinst er. Mit Bedacht zieht er mich hoch und ich komme direkt vor ihm zum Stehen. Er sieht an mir herab und beginnt mir langsam die Bluse, die triefend nass an mir herunterhängt, aufzuknöpfen. Sanft streicht er sie mir an den Armen herab. Er braucht nichts zu sagen, sein Blick, der mich so unheimlich liebevoll mustert, verrät alles. Er beugt sich zu mir und liebkost meinen Hals und sofort huscht ein heißer Schauer über meinen Rücken. Ich fahre ihm sanft mit den Fingern am Rücken entlang, während ich meinen Kopf etwas zur Seite zu lehne, um ihm mehr Spielraum zu geben. Da hören wir plötzlich eine Stimme. Wir lassen sofort voneinander ab. Jemand ruft Clark. Fragend sehen wir uns an. “Lana,” erkennt Clark die Stimme. Im Nu ist er vor mir verschwunden und lässt die Badtür offen stehen. Ich sehe, wie er sich schnell umgezogen hat und dann nach unten geht. Sofort fällt mir das Bild von Lana ein, dass sich vor ein paar Minuten noch in meinem Kopf eingebrannt hatte. Auch ich laufe schnell in Clarks Zimmer, ziehe mich um und gehe hinunter. Ich höre noch, während ich auf der Treppe bin, wie sie ihn fragt: “Bist du allein?” Dann fällt ihr Blick auf mich und sie verzieht ihr Gesicht. Entsetzt sieht sie Clark an: “Sie wohnt bei dir?” “Lana,” antwortet er ihr, “Sarah ist...” “Ich weiß was sie ist! Lex hat es mir gesagt. Sie ist mehr als deine Freundin. Sie ist auch vom Krypton, nicht wahr?” Hasserfüllt sieht sie mich an. “Du warst bei Lex?” Clark ist schockiert. “Ich habe ihm gesagt, dass ich die Scheidung will. Er hat sich furchtbar aufgeregt. Er scheint mich tatsächlich noch immer zu lieben und das nach all dem was passiert ist.” Sie legt eine Pause ein und schüttelt den Kopf. Dann fährt sie fort: “Er meinte ich will mich nur scheiden lassen, um mit dir zusammensein zu können. Aber er sagte, ich hätte keine Chance mehr bei dir, weil sie,” sie zeigt auf mich, ”auch eine Kryptonierin ist! Clark, ist das wahr? Du weißt wie sehr ich dich liebe. Empfindest du wirklich rein gar nichts mehr für mich?” Das ist doch wohl die Höhe. Die hat vielleicht Nerven. Wie kann sie Clark nur so etwas fragen und das, wo ich auch noch direkt daneben stehe? Unser beider Blicke fallen auf Clark. Jetzt fällt die Entscheidung. Ich bin mir jedoch sicher, wie seine Antwort ausfallen wird, gerade nachdem, was wir eben im Bad besprochen haben. Clark sieht uns abwechselnd mit verzweifeltem Gesichtsausdruck an. Er scheint völlig überfordert zu sein. Er schluckt, bevor er eine zögerliche Antwort gibt. “Lana, ich...” Noch einmal sieht er mich mit zusammengekniffenen Augen an. “Ich liebe dich... nicht mehr,” wendet er sich wieder an sie. Erleichtert atme ich aus. Doch warum hat er so lange gezögert? Lana steigen unterdessen Tränen in die Augen. “Warum hast du dann mit mir geschlafen, als ich zurückgekommen bin? War ich nur Ersatz für sie?” Abfällig deutet sie mit dem Kopf zu mir. Geschockt klappt mir der Unterkiefer runter. Bitte was? Er hat mit ihr.... Nein, das kann nicht sein. Meine ganze Welt scheint gerade in Trümmer zu zerfallen. “Clark, du hast...” stottere ich den Tränen nahe. “Nichts habe ich. Sarah, wirklich. Das stimmt nicht, es war so wie ich es dir erzählt habe. Sie lügt!” Energisch schüttelt er den Kopf. “Bitte glaub mir,” fleht er mich an. “Ich erkenne dich nicht wieder, Clark. Früher, hättest du so etwas nie getan,” sind Lanas letzte Worte, bevor sie sich abrupt umdreht und das Haus verlässt. Schweigend sehen wir ihr nach. Dann fällt mein entsetzter Blick wieder auf ihn. Längst haben sich die Tränen einen Weg in meine Augen gebahnt. “Sarah, wirklich. Ich hatte nichts mit ihr. Ich weiß nicht warum sie das sagt!” Hilflos sieht er mich an. “Ich schon! Sie versucht uns mit aller Macht auseinander zu bringen,” mutmaße ich und versuche ihm zu glauben. “Aber, so ist Lana nicht. Sie würde nie..” wispert er verwirrt. “Weißt du noch was ich dir erzählt habe?” unterbreche ich ihn. “Sie sagte, sie wird alles daran setzen dich wieder zu bekommen! Und sie weiß nun auch über mich bescheid. Das heißt, meine Vision wird bald eintreten!” “Ja, aber Lana würde so etwas nie tun. Sie würde sich meine Liebe niemals so erkämpfen. Das ist nicht ihre Art,” gibt Clark nachdrücklich zu verstehen. “Weißt du, was sie alles erlebt und durchgemacht hat, seitdem sie mit Lex verheiratet ist? Vielleicht ist sie eine ganz andere dadurch geworden,” gebe ich zu bedenken. Nachdenklich sieht mich Clark an. “Du hast Recht,” nickt er schließlich einsichtig. “Sie hat sich wahrscheinlich wirklich geändert.” Lanas Auftritt hat einen bitteren Nachgeschmack bei uns hinterlassen. So richtig weiß nun keiner von uns mehr, wie er mit dem anderen umgehen soll. Kann ich Clark wirklich glauben? Oder hat Lana etwa die Wahrheit gesagt? Dieses Miststück hat es doch tatsächlich geschafft, einen Keil zwischen Clark und mich zu treiben. Sie ist ihrem Ziel schon ein Stück näher gekommen. Nach unserem Gespräch im Bad, war ich mir so sicher mit Clark und jetzt? Sie hat es geschafft, dass ich nun alles anzweifele, was er mir gesagt hat. Schweigend sitzen wir nun in der Küche, jeder hat ein Glas mit Saft vor sich. Vorsichtig ergreift Clark das Wort: “Du glaubst ihr doch hoffentlich nicht? Ich habe sie zurückgewiesen als sie damals zu mir kam. Frag Oliver! Ich habe ihm von der ganzen Sache erzählt. Da war nichts!” beteuert er nachdrücklich. Ich spüre wie er mich anstarrt, ich jedoch sehe steif auf mein Glas. “Selbst wenn etwas war, Clark, wir waren nicht mehr zusammen. Du warst dir zu dieser Zeit deiner Gefühle nicht sicher,” murmele ich leise, als wolle ich mich selbst mit diesen Worten trösten. “Doch! Gerade dadurch wusste ich doch, dass ich nur dich will!” Ich schweige. “Bitte, sag irgendwas,” wispert er flehend. Ich überlege einen Moment, bevor es aus mir herausplatzt: “Warum hast du eben so verzweifelt zwischen uns hin und her geguckt? Warum hast du so lange gezögert, Lana zu sagen, dass du sie nicht liebst?” “Ich... Ich...” “Siehst du! Du tust es schon wieder,” werfe ich ihm vor. “Was?” “Du stotterst rum, anstatt direkt zu antworten!” “Sarah, ich wollte Lana nicht verletzen. Auch wenn ich sie nicht mehr liebe, bedeutet sie mir noch etwas. So lange Zeit habe ich sie geliebt, das vergisst man nicht so schnell. Ich will ihr nicht noch mehr weh tun, dass habe ich schon so oft getan.” Seine Stimme schlägt von Verzweifelung in Traurigkeit um. Abschätzend sehe ich ihn an. Er sieht mir unverhohlen in die Augen. “Du sagst die Wahrheit,” stelle ich ruhig fest. “Natürlich. Wäre da etwas gewesen, hätte ich dir davon erzählt. Wir wollten uns doch nichts verheimlichen. Sarah, ich liebe dich! Glaub mir das doch bitte. Und ich liebe dich mehr als irgendjemanden sonst, auch mehr als ich Lana je geliebt habe. Wieso vertraust du mir da nicht?” Verzweifelt sieht er mich an. Tränen sammeln sich in seinen Augen, die mich wissen lassen, dass ich ihn mit meinem Misstrauen wirklich verletze. Wieder denke ich an Lanas Worte, die sie im ‘Talon’ an mich gerichtet hat: “Ich will, dass du weißt, dass ich um ihn kämpfen werde! Ich bin längst nicht so harmlos wie ich aussehe! Ich werde dir das Leben hier zur Hölle machen und ihn mir zurückholen.” Ich gehe zu Clark und nehme ihn in den Arm: “Clark, ich vertraue dir. Ich hätte ihr fast geglaubt, es tut mir so leid!” In unsere Umarmung hinein, sagt er mit zitternder Stimme: ”Sarah, ich würde so etwas nie tun!” “Ich… weiß. Ich weiß!” beruhige ich ihn sanft. Dann lasse ich ihn los und sehe ihm in die Augen: “Wir dürfen keine Rücksicht auf Lanas Gefühle nehmen. Sie hat sich verändert! Sie ist nicht mehr die Lana, die du mal geliebt hast.” “Das habe ich jetzt auch gemerkt. Und ich kann nicht glauben, dass sie zu so etwas fähig ist. Lex hat scheinbar ganze Arbeit geleistet.” “Schieb nicht alles auf Lex, Clark. Es ist allein ihre Entscheidung gewesen, uns auseinander zu bringen, damit wird Lex nichts zu tun haben. Im Gegenteil, er will uns vernichten und Lana für sich haben. Wenn sie auch eben gelogen hat, den Teil, das Lex sie noch immer liebt, den glaube ich ihr.” Clark nickt nachdenklich. Im Laufe des restlichen Tages, sprechen wir noch viel über die letzten Geschehnisse. Clark kommt einfach nicht darüber hinweg, wie sehr sich Lana verändert haben muss. Ich spüre, dass sie ihm nicht so egal ist, wie er vielleicht denkt und das beunruhigt mich. Ach wäre doch Chloe nur hier, sie wüsste bestimmt einen Rat. Chloe… Nur noch wenige Stunden und wir werden sie hoffentlich wieder bei uns haben. Da wir bis zur Nacht nichts mehr zu tun haben, setze ich mich an Clarks Laptop und versuche eine kleine Story zu schreiben, die mein Chef in spätestens einer Woche haben will. Ich sitze auf dem Sofa im Wohnzimmer vor dem leeren Bildschirm, mir fällt einfach nichts ein. Zu viele andere Gedanken düsen durch meinen Kopf. Schon drei Anläufe habe ich genommen und immer wieder gelöscht. Dabei sind schon vier Stunden vergangen. Clark ist unterdessen draußen und hackt Holz. Es ist bereits dunkel und er hat sich Licht aus der Scheune geholt. Ich stehe auf, gehe zum Fenster und schaue dabei zu, wie er ein Holzstück nach dem anderen spaltet. Dann sehe ich wie er nach seinem Handy greift. Plötzlich überkommt mich ein Schwindel und direkt danach ein Schmerz der sich durch meinen ganzen Körper zieht. Im ersten Moment denke ich, dass ich wieder eine Vision bekomme, aber dann erkenne ich den Schmerz wieder. Ich fühle, wie meine Beine unter mir nachgeben und sich meine Glieder verkrampfen. So fühlt es sich an, wenn Kryptonit in der Nähe ist! Ich falle zu Boden und sehe im Fall noch, wie Clark mit Superspeed von der Farm läuft. “Clark!”” versuche ich zu rufen, aber nur ein leises Flüstern kommt über meine Lippen. Warum läuft er so plötzlich davon? “Na, bist du etwa hilflos, Sarah?” Das ist Lanas Stimme. Als sie meinen Namen ausspricht, legt sie allen Hass in dieses eine Wort. Ich versuche mich umzudrehen, aber ich schaffe es nur meinen Kopf ein wenig zu drehen, bis ich Lana in den Augenwinkeln sehen kann. Das ist es! Das Bild aus meiner Vision. Sie steht dort, mit einem Meteoritenstein in der Hand, ganz in schwarz gekleidet. “Clark kann dir jetzt nicht helfen. Er muss seine Mutter retten! Arme Mrs. Kent. Ich habe sie immer gemocht, aber manchmal muss man Prioritäten setzen!” “Was hast du mit ihr gemacht?” frage ich panisch, doch meine Stimme ist nur ein leises Wispern, denn der Schmerz, der durch meine Glieder fährt ist nahezu unerträglich. “Sagen wir mal so, sie hat ein paar Probleme mit dem Auto!” Dreckig lachend kommt Lana auf mich zu. Sie fesselt meine Hände und klebt mir mit Tapeband zwei Meteoritensteine an den Körper. “Los aufstehen,” fordert sie. Doch ich kann mich nicht rühren. Schließlich ergreift sie meine Beine und schleift mich hinter sich her. Sie zerrt mich die Tür hinaus und die Verandastufen hinunter. Ich nehme die Schmerzen durch die Stufen kaum wahr, da sowieso mein ganzer Körper von Krämpfen geschüttelt wird. Ich habe das Gefühl, jeden Moment bewusstlos zu werden. Doch leider bekomme ich alles mit. Sie hievt mich in ihren Kofferraum und schließt ihn. Ich liege im Dunkeln. Muss mich nun auf meinen Hörsinn verlassen, der aber durch das Kryptonit geschwächt ist. Sie startet den Motor und fährt los. Es ist heiß im Kofferraum und ich bekomme ganz schlecht Luft. Lana hat mir zuvor Tape über den Mund geklebt, ich kann nicht mal mehr nach Hilfe rufen. Eine Weile fährt sie durch die Gegend. Sie hört dabei irgendeinen schlechten Radiosender, der nur Countrymusik spielt. Wir sind bestimmt eine halbe Stunde unterwegs. Dann hält sie an. Die Musik verstummt. Ich höre Türen klappen, aber der Kofferraum öffnet sich nicht. Plötzlich setzt sich der Wagen wieder in Bewegung. Er scheint immer schneller zu werden. Er gerät stark ins Holpern. Mein Kopf wird gegen die Kofferraumdecke geschlagen. Plötzlich ist keine Fahrbewegung mehr zu spüren. Einige Sekunden vergehen, in denen der Wagen sich vorn über neigt. Dann ein ruckartiger Aufschlag. Augenblicke später dringt Wasser in den Kofferraum. Ich bekomme Panik. Nervös versuche ich von den Fesseln los zu kommen, doch ich habe keine Chance. Ich reibe mit meinem Mund am Kofferraumboden um mir das Tape abzustreifen und tatsächlich gelingt es mir. Das Wasser wird immer mehr. Mit den Knien haue ich verzweifelt gegen die Decke, doch ich bin einfach zu schwach um auch nur irgendetwas zu bewirken. “Hilfe! Clark! Hilfe!” Ich kann nur noch schreien. Wenigstens dazu bin ich wieder im Stande, die Todesangst muss mich ein wenig beständiger gegen das Kryptonit machen. “Hilfe!” Meine Stimme verlässt mich wieder. Es ist zu spät. Niemand wird mich finden. Das Wasser ist nun überall. Ich hebe den Kopf um einen letzten Atemzug zu tun. Dann tauche ich unter und versuche noch einmal mit letzter Kraft den Kofferraum aufzutreten. Vergebens. Ich ergebe mich meinem Schicksal. Um mich herum wird alles schwarz. Lana hat gewonnen! Da sehe ich einen Lichtschein vor mir. Eine Tür geht auf und ich erkenne die Umrisse von zwei Menschen, ein Mann und eine Frau. Holen sie mich jetzt hier raus??? Wer ist das? Sie winken mir zu und strecken die Hände nach mir aus. Sind das etwa meine Eltern? Ich kann es nicht deutlich genug erkennen. Da schließt sich die Tür wieder, und alles wird wieder dunkel um mich herum. Ein kurzer Druck auf meiner Brust weckt mich. Wieder. Und noch einmal. Ich versuche Luft zu holen, doch irgendetwas hindert mich daran. Mir wird schlecht. Ein erneutes Drücken. Ich liege auf einem harten Untergrund. Ich versuche erneut nach Luft zu ringen, doch die Übelkeit wird immer schlimmer. Plötzlich kommt mir etwas hoch. Wasser. Schnell drehe ich den Kopf zur Seite uns spucke das Wasser aus. Gierig schnappe ich nach Luft. Endlich! Ich kann wieder atmen. Als ich die Augen öffne sehe ich etwas verschwommen. Ein junger Mann beugt sich über mich. Es ist nicht Clark. “Sarah!” Die Stimme kenne ich doch. Ich blinzele um mir den Schleier vor den Augen zu vertreiben. Es ist AC. Innerhalb von Sekunden geht es mir besser und ich richte mich auf. “AC, was machst du denn hier?” hauche ich verwundert. “Wir waren auf dem Weg zu euch. Ich hab die Jungs gebeten mich einmal am Kratersee rauszulassen. Du weißt ja, ich brauche ab und zu mal etwas Wasser um mich herum. Und als ich da so umhergetaucht bin, hörte ich ein lautes Platschen. Ich bin sofort in die Richtung geschwommen und sah gleich das Auto. Ich meinte eine Stimme zu hören. Dann hab ich dich im Kofferraum gefunden. Ich hab dich rausgezogen und an Land gebracht. Erst da sah ich das Kryptonit an dir und habe es weggeschmissen. Sei froh, dass du kein Mensch bist, sonst wärst du jetzt schon tot. Du hättest dich mal sehen sollen, Leichenblass und blaue Lippen, dein Herz hat nicht mehr geschlagen. Also hab ich versucht dich wiederzubeleben und... scheinbar ist es mir gelungen” erläutert er ausführlich. Ich muss schlucken. Wenn er nicht zufällig hier gewesen wäre… “Du hast mir das Leben gerettet, AC. Danke. Wenn du nicht gewesen wärst...” “Wo ist denn Clark,” unterbricht er mich. “Er ist doch eigentlich für das Retten zuständig?” “Ich weiß es nicht,” schüttele ich hilflos den Kopf. Wir stehen beide auf und blicken über den See. “Lana sagte nur, sie hätte dafür gesorgt, dass Mrs. Kent Schwierigkeiten mit dem Auto bekommt. Ich denke Clark ist zu ihr gelaufen,” erkläre ich leise. “Lana?” AC sieht mich verstört an. “Lana Luthor?” “Ja. Sie hat das alles getan,” bestätige ich nickend. “Entschuldige wenn ich falsch liege, ich kenne Lana nicht besonders, eigentlich nur aus Erzählungen und ihr würde ich so etwas eigentlich nicht zutrauen.” “Das hat ihr wohl keiner zugetraut,” murmele ich erbost. In Gedanken verfallen, stehen wir noch einige Momente am Ufer. Es ist zwecklos jetzt nach Clark zu suchen, er könnte überall sein. “Hast du ein Handy,” frage ich AC. “Guck mich an! Glaubst du, ich habe hier noch irgendwo ein Handy versteckt?” Er streckt die Arme zu den Seiten. Erst jetzt fällt mir auf, dass er nur mit einer Badeshorts bekleidet ist. Ich trete einen Schritt zurück. AC kann sich durchaus sehen lassen. Er hat einen sehr durchtrainierten Körper. “Nein, sorry! Aber ich muss Clark irgendwie erreichen.” “Dann würde ich sagen, läufst du mal zurück zur Farm. Ist doch ein Katzensprung für dich. Wenn er nicht dort ist, kannst du ihn von da aus anrufen,” schlägt AC vor. “Du hast recht. Bis gleich!” Ich laufe sofort los. Bäume, Autos, Straßenschilder fliegen an mir vorbei. Ich muss einmal an dem See vorbeilaufen, um zur Farm zu kommen. Da ich so ziemlich keinen Orientierungssinn habe, halte ich mich an den Straßen entlang. Nach wenigen Augenblicken komme ich an. Der Pick-up ist nirgends zu sehen. Scheinbar sind sie noch nicht da. Ich stürme ins Haus. “Clark! Mrs. Kent!” Keine Antwort. Ich stürze mich auf das Telefon. In meiner Hast vertippe ich mich einige Male, ehe ich endlich ein Tuten höre. Es kommt mir ewig vor, bis Clark den Anruf annimmt. “Hallo?” höre ich seine tiefe Stimme. “Clark? Ich bin’s. Wo bist du?” frage ich schnell und schaffe es nicht, die Panik in meiner Stimme zu unterdrücken. “Im Krankenhaus!” antwortet er gedämpft. “Wie geht’s deiner Mum?” frage ich sofort besorgt, als ich höre wo er ist. “Es scheint alles okay, so weit, nur ein paar Kratzer! Moment mal, woher weißt du..” fragt er irritiert. “Ich komme!” unterbreche ich ihn eilig. Ich knalle das Telefon auf seine Station und laufe los. Wenig später habe ich das Krankenhaus erreicht. Auf dem Korridor kommt mir Clark entgegen. Ich laufe zu ihm und springe ihm in die Arme. “Gott sei Dank ist alles gut gegangen,” sage ich erleichtert. Clark schiebt mich ein Stück von sich weg und sieht mich fragend an. “Was ist los, Sarah. Ich habe ein paar Mal versucht dich zu Hause anzurufen. Warum bist du nicht...” “Clark, Lana hat das alles inszeniert. Sie hat dafür gesorgt, dass du weit weg bist, um mich umbringen zu können!” “Was redest du da?” Clark sieht mich verwirrt an. “Lana hat das Auto präpariert, damit du deiner Mutter zur Hilfe kommst. In der Zeit hat sie mich entführt und im See versenkt. Wäre AC nicht zufällig dort gewesen, dann würde ich jetzt nicht vor dir stehen. Deswegen konnte ich auch nicht ans Telefon gehen, Lana hat versucht mich...” Clark lässt mich nicht weiter reden. Er drückt mich fest an sich. “Du bist ja noch ganz nass!” stellt er verstört fest. Seine Umarmung wird daraufhin noch stärker. “Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir war!” Seine Stimme beginnt zu zittern. Ich löse mich aus der Umarmung und sehe ihm tief in die Augen. “Mach dir keine Vorwürfe. Lana hat das perfekt geplant. Das wichtigste ist, dass es deiner Mutter gut geht!” “Ja, sie hat zum Glück nur ein paar Kratzer abbekommen. Die Bremsen haben versagt. Sie wäre fast eine Klippe hinunter gestürzt. Ich konnte den Wagen gerade noch rechtzeitig stoppen!” Nach einer kurzen Pause meine ich: “Clark, Lana meint es ernst. Ihr Plan wäre fast aufgegangen. Niemand hätte gewusst, dass sie es war. Wir müssen aufpassen!” Seine Gesichtszüge sehen verkrampft aus. Ich hebe meine Hand und streiche ihm sanft über die Wange. Langsam stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um ihm ein wenig entgegen zu kommen und einen Kuss geben zu können. Seine Lippen fühlen sich warm an. Aber er erwidert den Kuss nicht. “Was ist los?” Clark schluckt: “Wie kann sie sich nur so geändert haben?” Ich zucke mit den Schultern. Warum beschäftigt er sich so sehr mit Lana? Ich spüre, wie die Eifersucht in mir hochkommt. Er erwidert meinen Kuss nicht, sondern denkt lieber an sie. Es ist, als wenn er mir einen Stich ins Herz versetzt. Enttäuscht lasse ich von ihm ab und drehe mich um. Da sehe ich Mrs. Kent um die Ecke biegen. Schnell laufe ich zu ihr. “Mrs. Kent, alles in Ordnung?” “Ja, es ist alles gut gegangen, danke, Sarah!” Eine halbe Stunde später sind wir wieder auf der Farm. Da der Pick-up erst mal in die Werkstatt muss, haben wir ein Taxi genommen. Von weitem sehen wir, dass in der Scheune Licht brennt. Als wir vor fahren, sehen wir Olivers Auto. “Die Jungs sind schon da,” stellt Clark überrascht fest. Ich frage mich, ob er mir überhaupt richtig zugehört hat. Schließlich habe ich ihm doch gesagt, dass AC mich gerettet hat. Da müsste ihm doch klar sein, dass die League da ist. Das Taxi hält. Clark und ich steigen aus, während Martha dem Fahrer Geld in die Hand drückt. Dann reiche ich ihr die Hand, um ihr beim aussteigen zu helfen. “Danke Sarah, dass geht schon,” lächelt sie mich müde an. Clark sieht derweil auf seine Uhr und meint erschrocken: “Es ist ja schon halbzwölf! Wir müssen bald anfangen, wenn wir Chloe noch diese Nacht zurückholen wollen!” Ohne sich umzublicken läuft er Richtung Scheune davon. Wir sehen ihm hinterher, dann sieht mich Martha verwundert an und fragt: “Willst du nicht mit gehen?” Ich schüttele den Kopf und antworte ihr: “Ich mache uns erst mal einen Kaffee, damit wir wach bleiben!” “Den kann ich doch machen,” bietet sie mir an, doch ich lehne dankend ab und schlage ihr vor mir zur helfen. Irritiert blickt sie mich an, lässt es dann aber gut sein und geht mit mir ins Haus. Als wir in der Küche stehen kläre ich sie auf: “Mrs. Kent, ich möchte Sie um Rat bitten. Draußen wollte ich nichts sagen, Clark hätte es hören können, jetzt wird er mit den Jungs beschäftigt sein.” Auch wenn ich denke, dass Clark nun nichts mitbekommt, halte ich meine Stimme bedeckt. Erstaunt sieht sie mich an und meint: “Sarah, dass klingt ja ernst. Was ist denn los?” Ich erzähle ihr von dem Vorfall mit Lana und dass Mrs. Kents Unfall kein Zufall war, sondern auch von Lana geplant wurde. Schockiert verfolgt sie meine Erläuterungen, sieht mich entsetzt an und meint: “Das klingt aber so gar nicht nach Lana!” Nachdrücklich füge ich hinzu: “Glauben Sie mir, so war es aber! Sie würde alles tun um wieder mit Clark zusammenzukommen. Ob sie es nun wirklich von sich aus getan hat oder ob sie unter irgendeinem Einfluss stand, weiß ich nicht. Fakt ist, sie wollte mich umbringen. Und das Erschreckende an der ganzen Sache ist: seitdem sie hier heute aufgetaucht ist, habe ich dass Gefühl, dass Clark doch mehr für sie empfindet als er zugeben will” Mir steigen Tränen in die Augen. Seitdem ich Clark im Krankenhaus getroffen habe, wirkte er abweisend auf mich. All seine Gedanken schienen die ganze Zeit auf Lana konzentriert. Ich habe Angst, dass er mich verlassen wird. Seine Pläne, die er mir noch heute Nachmittag erzählt hatte, scheinen dahin zu sein. Mrs. Kent schweigt nur und sieht mich nachdenklich an. Mit schluchzendem Ton sage ich: “Ich habe Angst Clark zu verlieren!” Sie sieht mich mitleidig an, kommt einen Schritt auf mich zu und drückt mich fest an sich. Die Tränen überwältigen mich nun und ich fange lauter an zu weinen. Martha streicht mir liebevoll über den Kopf und hält mich einfach nur fest. Alle Gefühle steigen noch einmal in mir empor, die Todesangst in dem Kofferraum, die Eifersucht auf Lana und die Angst Clark zu verlieren. Ich fühle mich einfach nur elendig und Verzweifelung hat den Platz in meinem Herzen erkämpft. Plötzlich lässt mich Mrs. Kent los und sieht an mir vorbei. Dann höre ich Clarks besorgte Stimme hinter mir: “Was ist passiert? Ich erstarre und blicke in Marthas Gesicht. Diese sieht ihren Sohn eindringlich an und meint: “Ich glaube ihr habt da etwas zu klären, bevor ihr Chloe zurück holt. Ich werde so lange hoch gehen, mich umziehen!” Sie dreht sich um und geht die Treppe hinauf. Clark kommt zu mir und nimmt Marthas Platz ein. Ich spüre, wie ich ein wenig zittere. Als er mir ins Gesicht sieht, scheint er zu erschrecken. Dann fragt er zögerlich: “Ich habe dein Schluchzen gehört. Was… was ist los?” Enttäuscht sehe ich ihm in die Augen. Kann er sich denn überhaupt nicht denken, wie es mir geht? “Sarah, sag was,” bettelt er leise. Ich versuche tief durchzuatmen, um mich etwas zu beruhigen, bevor ich ihm eine Antwort gebe. Dann platzt es ärgerlich aus mir heraus: “Clark, Lana hat mich fast umgebracht! Ich hatte Todesängste. Und das einzige worüber du die ganze Zeit nachdenkst ist, wie Lana zu so etwas im Stande ist. Hast du auch nur mal einen Augenblick darüber nachgedacht, wie ich mich gerade fühle?” Verdutzt sieht er mich an, zeigt aber keine weitere Regung im Gesicht. Da er ja scheinbar nicht in der Lage ist mir zu antworten, rede ich mich weiter in Rage: “Heute Nachmittag erzählst du mir noch, du willst einen neuen Planeten finden, um mit mir das kryptonische Volk neu zu gründen und jetzt hab ich das Gefühl, es wäre dir fast nicht aufgefallen, wenn ich tot gewesen wäre. Nein, stattdessen machst du dir nur Sorgen um Lana. Ich weiß wirklich nicht was ich davon halten soll, Clark. Es tut verdammt weh!” Ich drehe ihm den Rücken zu und gehe ein paar Schritte durch die Küche während ich weiterrede: “Ich weiß nicht warum Lana das getan hat, oder ob sie vielleicht irgendwie manipuliert worden ist. Wir können das gerne versuchen gemeinsam herauszufinden. Aber dass du so auf sie fixiert bist, anstatt dich erst mal um mich zu kümmern, wo ich dich doch eben so dringend gebraucht hätte, das verstehe ich nicht. Ich glaube du redest dir selbst ein, dass du sie nicht mehr liebst!” Ich atme einmal tief durch bevor ich zur entscheidenden Frage komme: “Sag mir die Wahrheit, Clark, liebst du mich überhaupt? Oder bist du nur mit mir zusammen, weil unsere Väter das so vorgesehen haben? Weil du dich deinem Schicksal stellen willst!” Ich drehe mich wieder zu ihm um und sehe, wie er in sich zusammengesackt, mit traurigem Blick und Tränen in den Augen vor mir steht. Er schluckt, bevor er mir eine Antwort gibt. Seine Stimme ist zittrig und leise: “Ich liebe dich, vom ersten Tag an als ich dich sah! Alles was ich heute Nachmittag gesagt habe, meine ich von ganzem Herzen. Ich liebe Lana wirklich nicht mehr! Mir liegt noch sehr viel an ihr, das weißt du, aber es ist keine Liebe. Ich mache mir einfach nur Sorgen um sie. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sie es war die das alles getan hat. Vielleicht hat sie eine Doppelgängerin oder wurde irgendwie beeinflusst, von wem oder was auch immer.” Er macht eine Pause und kommt auf mich zu, dann ergreift er meine Hände und sagt sanft: “Ich wollte dir nicht wehtun. Du hast so einen starken Eindruck auf mich gemacht, ich dachte es wäre alles wieder okay für dich. Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt und das wird sich auch nicht ändern. Und mit unserem Schicksal hat das überhaupt nichts zu tun!” Ein Träne verlässt sein linkes Auge doch er zuckt nicht ein bisschen mit den Wimpern, sondern blickt mir tief in die Augen. Ich spüre, wie er sein Verhalten bereut und dass er absolut aufrichtig ist. Zögernd trete ich einen Schritt näher an ihn heran und gebe ihm einen Kuss. Diesmal erwidert er ihn auch und ich spüre die Liebe die er mit seinem Kuss zu mir schickt. Glücklich sehe ich ihn an und sage nachdrücklich: “Ich hatte wirklich Angst, dich zu verlieren!” Mit einem unwiderstehlichen, erleichterten Lächeln beruhigt er mich: “Du wirst mich nicht verlieren!” Dann gibt er mir einen weiteren leidenschaftlichen Kuss. Meine Zweifel sind nun vollends von mir abgefallen, als ich mich fest in seine Umarmung drücke. Zufrieden kann ich mich nun wieder auf Chloes Rettung konzentrieren. Zehn Minuten später sitzen wir zu siebt und mit zwei Litern Kaffee in der Scheune. Nachdem Clark und ich beschrieben haben, wie die Wiederbelebung von Chloe funktionieren müsste, planen wir den genauen Ablauf. “Ich würde sagen wir gehen nicht alle zum Friedhof um Chloe zu holen, das wäre zu auffällig,” sinniert Oliver. “Ich denke Clark, Viktor, Bart und ich gehen und bringen sie hierher. AC, du wartest hier mit Sarah und Mrs. Kent!” AC nickt Oliver zu und sieht dann Martha und mich an. Er ist einverstanden mit Olivers Vorschlag. Auch für mich ist es in Ordnung hier zu warten. Ich muss nicht unbedingt dabei sein, wenn eine Leiche ausgebuddelt wird. Mrs. Kent scheint die selben Gedanken zu haben wie ich und guckt etwas beruhigter, als sie hört, dass sie hier warten soll. Für AC, Mrs. Kent und mich heißt es nun: warten. Die Anderen sind schnell aufgebrochen, bewaffnet mit Schaufeln und Harken. Ich bitte Martha das Bleikästchen zu holen, in dem die Kents immer einen Meteoritenstein aufbewahren, falls sie aus irgendwelchen Gründen mal einen brauchen. Mit ihm werden Clark und ich uns schwächen müssen, damit wir unser Blut mit Chloes mischen können. Ich bin aufgeregt und hoffe, dass alles so verlaufen wird, wie wir uns das vorstellen. Unruhig gehe ich in Clarks Loft hin und her, wie ein Tiger im Käfig. “Nun setzt dich endlich hin,” bittet mich AC etwas genervt. “Ich kann ja verstehen, dass du nervös bist, aber mit deinem Hin- und Hergerenne machst du mich ganz verrückt,” fügt er besänftigend hinzu. Er sitzt lässig auf dem Sofa und schlürft seinen Kaffee. Ich setze mich ihm gegenüber auf einen Hocker und will mir einen Kaffe nachschütten, da nimmt mir AC die Tasse weg und meint belehrend: “Du bist schon hibbelig genug. Wenn Chloe dein Blut bekommt, kann sie die nächsten zwei Jahre nicht mehr schlafen!” Er grinst mich schief an. Jetzt muss auch ich lächeln. Er hat ja recht. Von den zwei Litern Kaffee habe ich mittlerweile einen Liter ganz allein getrunken. Ich seufze und blicke mich in der Scheune um. Irgendwie muss ich mich beschäftigen, bis die Jungs mit Chloe eintreffen. Ich könnte ein schönes Strohlager herrichten, auf das wir Chloe dann ablegen, überlege ich. Schon springe ich auf und gehe zu den Strohballen hinüber. “Was hast du jetzt schon wieder vor? Kannst du nicht mal zwei Minuten still sitzen,” fragt AC nun sichtlich genervter. “Nein, kann ich nicht,” maule ich zurück und wende mich ganz meinem Vorhaben zu. Ich zerfleddere ein paar Strohballen und forme ein schönes Strohlager. Ringsherum stapele ich ein paar Ballen als Begrenzung. Sehr schön, so kann es bleiben. Plötzlich steht AC neben mir und fragt neugierig: “Soll das für Chloe sein? Sollten wir sie nicht lieber ins Haus bringen?” “Nein,” kläre ich ihn auf, “Mrs. Kent möchte nicht, dass wir das im Haus tun. Sie hat ja auch Recht. Wir wissen nicht was geschehen wird, wenn wir Chloe zurückholen. Es ist besser, wir machen es hier!” AC schmeißt sich auf das Stroh und streckt sich darauf aus. Zufrieden meint er: “Bequem ist es jedenfalls!” “Mein Gott, du hast aber auch die Ruhe weg,” stelle ich beeindruckt fest. “Warum sollte ich auch nervös sein? Ich kenne Chloe nicht halb so gut wie du und ich spiele auch keine tragende Rolle bei ihrer Wiederbelebung. Ich kann also völlig entspannt sein. Außerdem habe ich meine gute Tat für heute ja schon erledigt,” zwinkert er mir zu und spielt damit auf meine Rettung an. Er rappelt sich wieder auf und geht ohne ein Wort zu verlieren an mir vorbei, die Treppe hinunter und aus der Scheune. “Wo willst du hin?” rufe ich ihm hinterher. “Für kleine Jungs,” höre ich ihn sagen, dann ist er nicht mehr zu sehen. Dafür kommt Mrs. Kent zurück in die Scheune. In der Hand hält sie das besagte Kästchen mit dem Kryptonit. Sie kommt die Treppe hinauf und stellt das Kästchen auf dem Schreibtisch ab, der gegenüber des Sofas steht. Dann dreht sie sich zu mir und meint in besorgtem Ton: “Sie sind jetzt schon eine Dreiviertelstunde weg. Eigentlich müssten sie doch schon längst wieder hier sein.” Kaum dass sie ausgesprochen hat, höre ich ein Auto auf die Straße zur Kentfarm einbiegen. Ich laufe hinüber zum Fenster und versuche in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch außer die Scheinwerfer sehe ich nichts, es ist einfach zu dunkel. Dicke Wolken verhängen den Himmel und lassen den Mondschein nicht hindurch. Ich versuche mein Glück mit dem Röntgenblick und tatsächlich lässt er mich Olivers Auto erkennen. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sehe in den Wagen hinein. Zwei Personen sitzen vorne im Wagen, eine liegt hinten auf der Rückbank. Das muss Chloe sein, denn sie bewegt sich nicht. Aber wo sind Bart und Clark? Da tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Erschrocken fahre ich herum. Mein Blick fällt auf ein Skelett, dass nun direkt vor mir steht und “Buh!” macht. Ein kurzer Schrei entringt sich mir. Ich kneife die Augen zusammen und schüttele ein wenig meinen Kopf. Als ich die Augen wieder öffne, steht Bart vor mir. Vor lauter Erschrockenheit hatte ich wohl vergessen den Röntgenblick abzustellen. “Musst du mich so erschrecken, “ blaffe ich ihn an. “Entschuldigung,” lacht er, “aber es war gerade einfach zu verführerisch! Hättest mal dein Gesicht sehen sollen!” Ich kneife die Augen zusammen und meine ironisch: “Sehr lustig!” Bart lacht weiter. Ich lasse ihn stehen und laufe schnell die Treppe hinunter. Ich höre wie er ein Gespräch mit Mrs. Kent beginnt. Doch mich interessiert nur noch Chloe. Vor der Scheune treffe ich auf Clark. Er blickt in Richtung des ankommenden Autos. “Clark, hat alles geklappt,” frage ich während ich mich neben ihn stelle. Er wendet sich zu mir und antwortet ruhig: “Ja. Keiner hat etwas bemerkt.” “Und Chloe?“ frage ich drängelnd. “Sie sieht aus, als würde sie schlafen,” meint er nachdenklich. Das Auto nähert sich und hält vor uns an. Oliver und Viktor steigen aus und öffnen die hinteren Türen. Tatsächlich liegt Chloe dort, als wäre sie eben erst eingeschlafen. Clark geht zu ihr, zieht sie vorsichtig aus dem Auto und nimmt sie liebevoll auf den Arm. Mittlerweile steht auch AC wieder bei uns. “Ich habe ihr ein Lager in der Scheune fertig gemacht. Da kannst du sie ablegen,” kläre ich meinen Freund auf. Er nickt mir stumm zu und wir folgen ihm in die Scheune. Dort legt er Chloe sanft auf dem Strohbett ab. Sie sieht so friedlich aus. “Dann lasst uns keine Zeit verlieren,” fordert uns Oliver auf. Ich sehe Oliver an, der Mrs. Kent nach dem Kryptonit fragt. Ich bin unheimlich aufgeregt. Meine Knie zittern. Ich blicke zu Clark und bemerke, dass es ihm ebenso geht wie wir. Wir nehmen beide auf den Strohballen neben Chloe platz, so dass wir uns gegenüber sitzen und sie zwischen uns haben. Dann spüre ich einen leichten Schmerz im Körper. Mrs. Kent hat das Kästchen geöffnet. Oliver kommt zu uns hinüber, ein Messer in der Hand haltend und schneidet Chloe vorsichtig in die Handfläche bis ihr kaltes Blut langsam hinaustropft. Dann reicht er Clark das Messer. Er nimmt es in die rechte Hand und versucht sich damit in die linke Handfläche zu ritzen, doch das Messer hinterlässt nicht mal einen Kratzer. “Du musst mit dem Stein näher kommen, Mum,” bittet er seine Mutter mit etwas schwacher Stimme. Mrs. Kent tritt mit sorgenvoller Miene einige Schritte auf uns zu, bis sie direkt neben uns steht. Der Schmerz wird größer, ich spüre, wie ich meine Muskeln nur noch sehr schwer unter Kontrolle halten kann. Clark verzieht sein Gesicht. Er presst seine Kiefer aufeinander und kneift die Augen zusammen, als er mit dem Messer in seine Handfläche schneidet. Leise stöhnt er auf, als er den Schnitt macht. Ein dünner Blutsaal tropft von seiner Hand. Dann reicht er mir das Messer. Die Schmerzen in meinem Körper, die durch das Kryptonit hervorgerufen werden sind nun nebensächlich. Ich konzentriere mich nur auf den Schnitt den ich tun muss. Leicht zögernd ritze ich mir die Handfläche auf. Es sind unsägliche Schmerzen, doch ich schaffe es, mich unter Kontrolle zu halten und atme die Luft scharf ein, während die ersten Rinnsaale von Blut warm über meine Hand laufen. Ich lasse das Messer fallen. Clark greift mit seiner verletzten Hand nach meiner und hält sie beide über Chloes Wunde. Unsere Hände fühlen sich warm an und ich habe das Gefühl, dass sie immer wärmer werden. Plötzlich glimmt ein seichter Lichtstrahl auf. Er besteht aus einem warmen Gelbton und umschließt unsere Hände. Das Licht breitet sich aus, es sieht aus wie eine große Kugel die stetig wächst. Immer größer wird sie. Die ersten Lichtstrahlen beginnen meinen Körper zu erreichen. Ich sehe Clark durch diesen Lichtschein hindurch an. Sein Blick ist auf unsere Hände gerichtet. Schließlich umhüllt uns die Lichtkugel gänzlich. Ich kann nicht mehr hinaus blicken. Sehe nicht mal mehr Mrs. Kent, die eben noch genau neben uns stand. Mein Blick geht zurück auf unsere Hände. Ich sehe, wie sich unser Blut vermischt und in kleinen Tropfen hinab fällt. Als es in Chloes Schnittwunde trifft, erleuchten die Bluttropfen ebenfalls in einem gelben Lichtschein, der sich etwas vom restlichen Licht abhebt. Der Lichtstrahl breitet sich in Chloes Wunde aus und bedeckt langsam ihren ganzen Körper. Ihre Wunde schließt sich. Nur noch ein heller Lichtstrich ist zu sehen, der schließlich auch verloschen ist. Noch einmal leuchtet ihr Körper blendend hell auf, ebenso die Lichtkugel, die uns umgibt. Dann, mit einem kurzen explosionsartigen Knall ist es dunkel um uns herum. Clark lässt meine Hand los und sackt zusammen. Nur Augenblicke später, geht es mir ebenso. Einige Sekunden vergehen, bis wir uns wieder aufrichten können. Der Schmerz in meinem Körper ist verloschen. Ich blicke auf meine Handfläche, die sich beginnt zu schließen. Da höre ich Clark erschrocken rufen: “Sarah!” Ich sehe auf und stelle fest, dass sich Clark bereits erhoben hat und kniend neben seiner Mutter sitzt. Schnell überfliege ich mit einem Blick das Loft. Mrs. Kent liegt bewusstlos auf dem Boden, neben ihr liegt das leere Bleikästchen. Etwas weiter hinten liegen ebenfalls AC, Bart, Viktor und Oliver. Schnell laufe ich zu ihnen. Sie alle sind bewusstlos, aber es ist kein Kratzer an ihnen zu sehen. Verzweifelt sehe ich zu Clark hinüber: “Clark, was ist passiert?” “Ich weiß es nicht. Vielleicht ist eine Druckwelle entstanden,” überlegt er deutlich beunruhigt. Da bewegt Martha die Hände. Wenig später öffnet sie die Augen und versucht sich aufzurichten. “Was ist...” stammelt sie leise. Sie verzieht kurz ihr Gesicht vor Schmerz und reibt sich den Kopf. “Mum, alles in Ordnung,” fragt Clark besorgt. “Ja. Ja, ich denke schon, Schätzchen,” flüstert sie und ringt sich ein Lächeln ab. Dann kommen auch die Anderen wieder zu sich. Oliver bestätigt schließlich Clarks Theorie mit der Druckwelle. Da fällt mein Blick auf einen durchsichtigen Stein. Ich nehme ihn hoch und halte ihn Clark entgegen: “Clark, schau was mit dem Kryptonit geschehen ist!” Er kommt näher und nimmt es an sich. Mehrmals wendet er es in seiner Hand. Schließlich meint er: “Das gleiche ist auch passiert, als ich damals mit meinem Raumschiff im Sturmkeller eingesperrt war.” Plötzlich ertönt ein leises Wispern und Stöhnen. Clark lässt den Stein sofort fallen und dreht sich zu Chloe um. Sofort stehen wir bei ihr. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich. Die Blässe ihrer Haut verschwindet. Langsam bekommt sie wieder Farbe im Gesicht. Ich greife nach ihrer Hand, sie fühlt sich warm an. Da schlägt sie ihre Augen auf. Chloe blinzelt ein paar mal und versucht sich dann aufzurichten. “Wo bin ich? Was ist passiert?” fragt sie mit schwacher Stimme. Verdutzt sieht sie sich um. Clark und ich lächeln uns glücklich an. Wir haben es geschafft. Zehn Minuten später sitzen wir mit Chloe im Haus. Ich habe ihr erst mal Sachen von mir zum Anziehen gegeben, damit sie aus ihrer muffigen Kleidung herauskommt. Sie wirkt noch sehr matt und scheint sehr irritiert zu sein, von dem was passiert ist. Noch haben wir ihr nichts erzählt. Wir wollten sie erst mal ins Warme bringen, bevor wir ihr alles berichten. Aber jetzt sitzen wir in der Küche am Tisch und Chloe platz fast vor Neugier. “Jetzt erzählt endlich, was ist passiert?” Sie blickt Clark und mich eindringlich an. Als wir nicht sofort antworten, schweift ihr Blick über den Rest der Anwesenden. “Ich warte!” “Chloe,” stammele ich in ruhigem Tonfall, “kannst du dich an nichts mehr erinnern?” “Das letzte woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich einen Schuss gehört habe. Dann hat mich nur noch völlige Dunkelheit umgeben. Und als Nächstes bin ich in der Scheune aufgewacht. Also, was habt ihr gemacht? Es ist ja scheinbar alles gut gegangen. Wo ist Lex jetzt?” Sie sieht neugierig von Einem zum Anderen. Dann stutzt sie und wendet sich an Mrs. Kent: “Mrs. Kent, wann sind sie denn eigentlich gekommen, ich dachte sie sind noch in Washington. Clark hat gar nicht erzählt, dass sie wiederkommen.” Martha schluckt und sucht nach einer passenden Antwort. Doch Clark ergreift das Wort und versucht Chloe schonend aufzuklären: “Chloe, seit der Sache auf dem Feld ist ein halbes Jahr vergangen.” Sie sieht ihn entsetzt und fragend zugleich an. Wortlos formt sie ein ‘warum’ mit den Lippen, doch sie bringt keinen Ton hervor. “Du wurdest von Lex erschossen. Er sitzt deswegen im Gefängnis. Ich war bei deiner Beerdigung, Chloe,” fährt Clark aufgewühlt fort. Chloe sieht ihn irritiert an. Dann sagt sie zweifelnd: “Das kann nicht sein, Clark. Ich... ich...” “Chloe,” mische ich mich nun ein, “ich bin nach deinem Tod sofort zurück nach Deutschland gegangen. Seit gestern bin ich erst wieder hier. Dann bekam ich sofort Visionen, von denen ich dachte, dass du sie mir geschickt hast. Was du aber wohl doch nicht warst, wenn du dich an nichts erinnern kannst. Jedenfalls waren wir deswegen an deinem Grab und haben festgestellt, dass dein Körper noch völlig intakt ist. Durch die Visionen haben wir dann meinen richtigen Vater, Zor, gefunden, der uns erzählte, dass wir in der Lage seien Menschen wiederzubeleben, allerdings nur direkt nach Eintritt des Todes. Aber da du irgendeine Fähigkeit hast, deinen Körper selbst nach dem Tod zu erhalten, ist es uns gelungen dich zurückzuholen. Es stimmt, Chloe, vor einer Stunde hast du noch auf dem Friedhof gelegen!” Chloe sieht mich geschockt an. Ihr steigen Tränen in die Augen. Schließlich meint sie: “Das ist nicht das erste Mal, dass ich von den Toten auferstehe. Es muss zu meiner Fähigkeit gehören, die ich von dem vielen Kryptonit habe.” Verängstigt fügt sie hinzu: “Was ist, wenn ich nie richtig sterben werde?” “Chloe,” mischt sich nun auch Oliver energisch ein, “darüber solltest du nicht nachdenken. Jetzt zählt erst mal nur wie es weiter gehen wird. Wir haben noch einige Dinge rauszufinden. Zum Beispiel, was mit Lana los ist!” “Lana? Wieso, was ist mit ihr,” fragt Chloe zögernd und wischt sich die Tränen von den Wangen. Ich stehe auf, weil ich das Thema Lana für heute nicht mehr ertragen kann und gebe vor auf Toilette zu gehen. In der Zeit berichten ihr die Anderen von den Geschehnissen mit Lana. Als ich zurückkomme erzählt AC gerade, wie er mich aus dem Kofferraum gezogen hat. Ich gehe hinüber zum Kühlschrank und nehme mir eine Glaskanne mit Apfelsaft hinaus. Noch während ich die Kühlschranktür schließe, überkommt mich wieder dieser stechende Schmerz im Kopf. Doch diesmal ist es schlimmer, als die Male zuvor. Meine ganze Kraft scheint aus meinem Körper zu entweichen. Ich lasse die Kanne los, die sofort auf dem Boden zerspringt. Kurz darauf geben meine Beine nach. Im nächsten Augenblick spüre ich, wie ich auf dem harten Boden falle, diesmal ist Clark nicht zur Stelle um mich aufzufangen, er scheint vom Gespräch zu abgelenkt zu sein. Ich halte mir den Kopf. Dieser Schmerz, dieser unerträgliche Schmerz. So war es bisher noch nie gewesen. Und ich sehe keine Bilder vor mir. Was ist nur los? Endlich kniet Clark neben mir. Sanft hebt er mich hoch und trägt mich zum Sofa. Ich sehe wie sich seine Lippen bewegen, aber ich kann nichts hören. Besorgt blickt er mich an. Was passiert mit mir? Ich habe Angst. Clark legt mich auf das Sofa und setzt sich zu mir. Liebevoll streicht er mir über die Haare. Noch einmal verstärkt sich der Schmerz. Ich schreie panisch, doch ich kann mich nicht hören. Dann wird alles schwarz um mich. Wenige Augenblicke später sehe ich ein Licht. Ziemlich klein ist es, doch es scheint näher zu kommen. Es ist schwach. Ich sehe mich um und es dauert eine Weile bis ich bemerke, dass ich mich unter der Erde befinde. Es ist wie eine Art Kerker. Vor mir sind Gitterstäbe. Das Licht kommt noch näher. Schließlich erkenne ich eine Fackel. Vor mir bleibt eine Gestalt stehen. Sie trägt die Fackel in der Hand. Langsam schließt sie das Schloss auf, das vor dem Gitter hängt. Zitternd sitze ich auf dem Boden. Er fühlt sich kalt an. Kurz blicke ich an mir hinunter. Ich trage einen schwarzen Anzug, aber er ist total zerschlissen, als hätte ich ihn Monate lang Tag und Nacht getragen. Irritiert hebe ich die Hände und schaue sie mir an. Sie sind knochig, alt und faltig. Die Gestalt kommt zu mir in die Zelle. Das Licht der Fackel erhellt nun das Gesicht. Ich muss die Augen zusammen kneifen um es erkennen zu können. Es ist Lex. Er lächelt, aber Hass ist in seinem Lächeln verankert. Irgendetwas sagt er, doch ich kann nichts hören. Dann zieht er ruckartig eine Pistole, richtet sie auf meinen Kopf und drückt ab. Alles ist wieder dunkel. Nichts ist zu hören oder zu sehen. Dann spüre ich eine Hand auf meiner Wange. Es kostet mich Kraft, die Augen zu öffnen. Mein Blick fällt auf Clark, der mich besorgt anblickt und schließlich lächelt. Ich bin wieder im Wohnzimmer der Kents. “Sarah!” Clarks Stimme klingt noch weit weg, obwohl er direkt neben mir sitzt. “War das wieder eine Vision?” Ich blicke mich um. Die anderen stehen alle um das Sofa herum, auf dem ich liege. Ich spüre wie das Blut in meinen Kopf strömt und ich rot anlaufe. Es ist mir nach wie vor unangenehm im Mittelpunkt zu stehen. Besonders wenn so viele Leute anwesend sind. “Hey?” Clark streicht mir zärtlich einige Haarsträhnen von der Stirn. “Alles in Ordnung?” Ich richte mich langsam auf und nicke. Seine Stimme kann ich wieder klar hören. Mrs. Kent reicht mir ein Glas Wasser, das ich dankend annehme. “Es war anders als bei den Anderen,” wispere ich in die Runde, nachdem ich mich etwas gefangen habe. Alle sehen mich gespannt an. “Was meinst du?” Clark kräuselt die Stirn und zieht die Augenbrauen verwundert zusammen. “Ich war im Körper eines alten Mannes. Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich sah, was er gesehen hat.” “Was denn,” fragt Oliver haltlos. “Ich war im Dunkeln. Eine Fackel kam auf mich zu. Dann habe ich gesehen, dass es eine Art Kerker war. Die Fackel wurde von Lex getragen. Er hat etwas zu mir gesagt, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Dann hat er die Pistole auf mich gerichtet und abgedrückt.” Meine Stimme zittert bei der Erzählung. Hastig nehme ich noch einen Schluck von dem Wasser. “Woher weißt du, dass es ein alter Mann war, wenn du ihn nicht sehen konntest,” hakt Oliver nach. “Ich habe an mir hinunter geguckt. Ich trug einen abgewetzten schwarzen Anzug. Und meine Hände waren faltig und alt,” erkläre ich. Martha zuckt zusammen. Erschrocken hält sie sich die Hand vor den Mund und flüstert: “Lionel!” Ein Schweigen tritt ein. Jeder hat wohl den gleichen Gedanken wie sie. “Meinst du Lex hat seinen Vater umgebracht,” fragt AC in die Stille hinein und wendet sich damit an mich. Verzweifelt sehe ich ihn an: “Ich weiß es nicht! Die letzten Visionen waren aus der Zukunft. Vielleicht ist er noch am leben. Dann müssen wir schnell rausfinden wo er sich befindet!” Clark mischt sich wieder ein: “Im Moment kann Lex nichts dergleichen tun. Er sitzt im Gefängnis und dort ist er erst mal machtlos. Wir haben also ein bisschen Zeit um Lionel zu finden!” “Denk an meine letzte Vision, Clark. Lex kommt bald frei, warum auch immer,” erinnere ich ihn. Die anderen sehen mich bei diesen Worten schockiert an. Alle haben damit gerechnet, dass Lex länger hinter Gittern bleibt. “Du meinst...,” beginnt Oliver den Satz ohne ihn zu beenden, weil sowieso jeder weiß was er sagen würde. Ich nicke ihn an: “Ja, Lex wird frei kommen. Und das bald. Und dann wird er sich rächen!” “Das müssen wir verhindern,” klinkt sich Chloe hektisch in das Gespräch ein. Sie scheint wieder völlig fit zu sein. “Wie denn? Wir wissen nicht warum Lex frei kommen wird,” wirft Clark ein. “Lionel könnte überall sein,” beteiligt sich nun auch Viktor an der Diskussion. “Uns bleibt nur, rauszufinden warum Lex frei kommen wird. Und dann müssen wir uns ununterbrochen an seine Fersen hängen,” beginnt Oliver einen Plan zu schmieden. “Ich glaube nicht, dass wir etwas davon mitbekommen, wenn Lex frei gelassen wird. Er wird das so organisieren, dass er uns überraschen kann,” zweifele ich. “Aber das ist unsere einzige Chance. Entweder wir versuchen ihm auf der Spur zu bleiben, oder wir haben schon jetzt verloren,” sagt Oliver bestimmt. Unsere Diskussion führt bis in die Morgenstunden. Letztendlich haben wir uns geeinigt. Die Justice League heftet sich an Lex Fersen und versucht möglichst viele Informationen über ihn herauszufinden. Unterdessen kümmern sich Chloe, Clark und ich um Lana. Vielleicht kommen wir durch sie der Sache auch etwas näher. Und Mrs. Kent versucht Kontakt zu Lionel aufzunehmen. Sie hat mittlerweile genug Kontakte zu mächtigen Leuten, die auch Dinge in Erfahrung bringen können, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt wären. Kapitel 10: Rache ----------------- Rache Gegen Mittag quälen wir uns müde aus den Betten. Oliver und seine Jungs sind noch gefahren, bevor wir uns schlafen gelegt haben. Chloe hat im Gästezimmer übernachtet. Um kurz nach eins sitzen wir zu viert am Küchentisch und essen eine leckere Kürbissuppe, die uns Mrs. Kent gemacht hat. “Ach Clark,” unterbricht Martha plötzlich die müde Stille beim Essen. “Ich wollte heute noch mal nach Metropolis fahren. Ich treffe mich dort mit einem guten Bekannten, der mir vielleicht helfen könnte Lionel zu finden. Kannst du mir das Auto von der Werkstatt abholen? Am besten gleich nach dem Essen.” “Klar, Mum,” bestätigt er ihr träge und schlürft einen Löffel von der Suppe. Dann kehrt wieder die selbe Ruhe wie zuvor ein. Wir sind alle geschafft von der vergangenen Nacht. Zudem haben wir auch nur vier Stunden Schlaf bekommen. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Nur hier und da hört man mal ein leises schlürfen. Ein paar Minuten später räumen wir wortlos unsere Teller ab. “Ich geh dann mal,” gibt uns Clark bescheid. Sein Blick wirkt sehr matt. Leichte Augenringe zeichnen sich bei ihm ab. “Kommst du mit,” wendet er sich hoffnungsvoll an mich. Ich schüttele den Kopf und sage ihm, dass ich seiner Mutter beim Abwasch helfe. Mit einem flüchtigen Abschiedkuss braust er davon. Nachdem Chloe, Mrs. Kent und ich alles abgewaschen und wieder ordentlich verstaut haben, trennen sich unsere Wege. Chloe begibt sich unter die Dusche, zum dritten Mal seit sie wieder bei uns ist, und Mrs. Kent geht raus zu den Koppeln, um nach dem Rechten zu sehen. Als ich so allein in der Küche stehe, kommt mir ein Gedanke. Erst verwerfe ich ihn, weil es Clark furchtbar wütend machen würde, aber dann greife ich doch nach meiner Jacke und düse los. Binnen Sekunden stehe ich vor dem ‘Talon’. Wenn ich Glück habe, werde ich hier auf Lana treffen. Sie wird noch denken, ich sei tot. Ich bin auf ihren Blick gespannt, wenn sie mich sieht. Einen Augenblick verweile ich noch vor dem Eingang, um meine Gedanken zu sortieren. Eigentlich wollte ich eine erneute Begegnung mit ihr vermeiden. Andererseits will ich aber auch herausfinden, ob ich mit meiner Vermutung, was mit ihr sein könnte, recht habe. Ich denke nämlich mittlerweile, dass es nicht Lana ist, sondern eine Art Doppelgängerin. Den Gedanken trage ich noch nicht lange mit mir herum. Letztendlich erst, seitdem sie mich im See versenkt hat. Und nachdem mir so viele Leute gesagt haben, dass Lana zu solchen Dingen nicht im Stande wäre, bin ich mir jetzt relativ sicher, dass es sich tatsächlich nicht um die richtige Lana handeln kann. Dazu kommt dieses Gefühl beobachtet zu werden. Immer mal wieder ist es aufgetaucht und ich spürte eindeutig, dass nichts böses darin lag. Könnte es nicht sein, dass das Lana war? Sicher wäre ich die letzte zu der sie Kontakt aufnehmen würde, aber womöglich bin ich einfach sehr empfänglich für so etwas. Ich meine, schließlich hatte ich auch diese Visionen. Vielleicht hat sich einfach jemand ihres Körpers bemächtigt. Aber der Grund, der ist mir noch absolut schleierhaft. Falls ich jetzt auf sie treffen sollte, werde ich erst mal kontrollieren, ob sie nicht unter dem selben Einfluss steht, dem auch Chloe vor einem halben Jahr ausgesetzt war. Und wenn das nicht der Fall ist, dann werde ich sie mir so richtig vorknöpfen. Entschlossen betrete ich nun das ‘Talon’. Es ist nicht sehr voll. Ein paar Jungendliche sitzen in den gemütlichen Ecken des Lokals und trinken ihre Cappuccinos. Ich lasse meinen Blick über den Raum schweifen, doch hier ist nichts von Lana zu sehen. Gut, dann werde ich wohl oder übel in ihre Wohnung gehen müssen. Langsam steige ich die Treppe hinauf, die zu ihrer Wohnung über dem Café führt. Vor der Tür bleibe ich stehen. Soll ich klopfen? Nein. Ich entscheide mich dazu, mir erst mal einen Überblick zu verschaffen. Es wird sinnvoll sein, zu wissen was auf mich zukommt. Ich konzentriere mich auf den Raum hinter der Tür. Mein Röntgenblick setzt ein. Alles ist unverändert. Es sind noch die selben Möbel aus den Tagen als ich damals hier war. Schließlich sehe ich Lana auf dem Sofa sitzen. Sie scheint einen Laptop vor sich auf dem Schoß zu haben. Ohne zu klopfen greife ich nach dem Türgriff. Die Tür ist nicht verschlossen. Ich gehe hinein. Eine gewisse Anspannung überkommt mich nun. Hoffentlich war es kein Fehler allein hierher zu kommen. Erst als ich die Tür hinter mir schließe blickt Lana auf. Ihr Gesicht spricht Bände. Ihr Unterkiefer klappt runter und sie sieht mich völlig verdutzt an. Dann kneift sie die Augen zusammen und kräuselt die Stirn. Hasserfüllt zwängt sie sich ein leises “Du!” heraus. Sie braucht einige Augenblicke um sich zu fangen. Doch dann platzt es nur so aus ihr heraus: “Du solltest auf dem Grund des Sees liegen. Wie hast du es geschafft da raus zu kommen? Mein Plan war perfekt!” “Scheinbar nicht perfekt genug,” kontere ich selbstbewusst und bin im nächsten Augenblick bei ihr. Bevor sie sich versehen kann, habe ich sie vom Sofa hochgerissen. Ihre Hände krallen sich in meine Oberarme. Aber sie hat nicht die geringste Chance mir etwas entgegenzusetzen. Während ich sie mit der linken Hand am Arm festhalte, greife ich mit der rechten um ihr Kinn. Ich bohre meine Finger zwischen ihre Kiefer, damit sie den Mund öffnet. Sie versucht sich kurz zu weigern, aber als ich den Druck verstärke, öffnet sie knurrend den Mund. Panisch sieht sie mir dabei in die Augen. Doch die ganzen Bemühungen sind umsonst, ich kann nichts an ihren Zähnen erkennen, wie es damals bei Chloe der Fall gewesen war. Sie wird also zumindest in dieser Hinsicht von niemandem beeinflusst. Ich lasse von ihr ab du gebe sie frei. Entsetzt tritt sie einige Schritte vor mir zurück und reibt sich die Wangen. “Was soll das”, mault sie mich an. Eins muss ich ihr lassen, mutig ist sie, wenn man bedenkt wie unterlegen sie mir gerade ist. Oder sollte ich eher sagen, naiv? Ich trete wieder einen Schritt näher auf sie zu und sie geht im selben Moment einen Schritt zurück. Schließlich steht sie direkt vor einer Wand. “Wer bist du,” frage ich scharf mit zusammengekniffenen Augen. “Wer soll ich schon sein, du Schlampe,” kriege ich motzig zu hören. “Jedenfalls nicht die, für die du dich ausgibst!” Mein Ton wird nun drohend. Ich habe genug von dem Spielchen. Ehe sie auch nur reagieren kann wird sie von mir an die Wand gedrückt. “Jetzt sag schon! Wer bist du?” Herrisch drücke ich sie immer stärker gegen die Wand. Sie grinst mich frech an und spuckt mir ins Gesicht. Das reicht! Mit Wucht ziehe ich sie einmal an mir vorbei, lasse sie los und sie kracht gegen den Couchtisch, neben dem sie dann kurz liegen bleibt, bevor sie versucht sich aufzurappeln. Dann läuft sie schnell in die Küchennische. Ruhigen Schrittes folge ich ihr und wische mir ihre Spucke von der Wange. Im nächsten Moment wirbelt sie herum und versucht mit einem Küchenmesser auf mich einzustechen. Ich fange den Angriff mit der Hand ab. Die Klinge landet genau in meiner Handinnenfläche, so dass ich diese umgreifen kann. Die scharfe Kante kann mir nichts anhaben, sie dringt keinen Millimeter in mein Fleisch. Ich reiße ihr das Messer aus der Hand. Völliges Entsetzten spiegelt sich in Lanas Gesichtsausdruck. Ich ziehe sie zu mir heran, drehe sie, so dass sie mit dem Rücken vor mir steht und halte nun ihr das Messer an den Hals, nachdem ich den Griff statt der Klinge erfasst habe. Drohend, aber ganz ruhig frage ich: “Zum letzten Mal! Wer bist du?” Ich kann ihren schnellen Herzschlag hören und spüre ihr Zittern am ganzen Leib. Doch eine Antwort bekomme ich nicht. Sachte drücke ich das Messer auf ihre Haut, nur damit ihr klar wird, dass ich es ernst meine. Jetzt hab ich sie da, wo ich sie haben wollte. Panisch beginnt sie zu reden: “Schon gut. Ich bin..” Doch sie wird jäh unterbrochen. Die Wohnungstür springt auf. Clark steht zwischen den Türpfosten. “Sarah, nein,” ruft er erschrocken und hebt seine Hände zur Beschwichtigung. “Tu das nicht!” “Clark, das ist nicht Lana! Jemand hat sich ihren Körper genommen!” Ich werde nervös. Fast hätte ich gewonnen, fast hätte sie mir gesagt wer sie ist. Jetzt wird Clark alles vermasseln. Verdammt! “Nimm das Messer runter,” verlangt Clark ganz ruhig. “Nein,” widerspreche ich ihm energisch. “Wenn du ihr was antust, weißt du nicht was mit Lana passiert!” Ich höre nun den Ärger in seiner Stimme. Mein Gott, was glaubt er eigentlich. Ich habe nicht vor ihr etwas anzutun, ich drohe ihr nur, damit sie mit der Sprache rausrückt. Aber das kann ich ja jetzt wohl schlecht sagen, dann wird sie nie reden. Dieser Idiot! Widerwillig lasse ich das Messer sinken. Erleichtert atmet Lana aus. Ich blicke zu Clark hinüber, auch sein Gesicht entspannt sich und er nickt mir dankend zu. Doch im nächsten Augenblick reißt er die Augen weit auf und zielt mit seinem Hitzblick auf etwas. Ich spüre noch, wie mich bekannte Schmerzen überkommen und sehe wieder nach vorne zu Lana. Sie hält einen Meteoritenstein in der Hand, den sie in der kurzen Zeit aus irgendeiner Schublade gezogen haben muss. Ihre andere Hand greift nach der meinen, die noch immer das Messer umfasst und entreißt es mir. Clarks Hitzeblick trifft auf das Kryptonit. In dem Moment, in dem der Stein zersplittert, spüre ich einen starken Ruck in meiner Brust. Alles passiert gleichzeitig, so schnell kann ich der ganzen Sache nicht folgen. Ich sehe wie Lana zwei Schritte zurück taumelt und mich anstarrt. Im nächsten Augenblick wird mir bewusst was geschehen ist, als ich an mir herunter blicke. Das Messer ragt aus meinem Oberkörper. Noch bevor der Stein zersplittert ist, hat Lana es mir in die Brust gerammt, das war dieser Ruck den ich verspürt hatte. Jetzt erst fühle ich die unbeschreiblichen Schmerzen die dadurch ausgelöst werden. Ich falle auf die Knie. Ein metallischer Geschmack breitet sich in meinem Mund aus. Es ist Blut. Die Geräusche um mich herum werden dumpf. Ich sehe wie Clark Lana zur Seite schubst, sie gegen den Schrank stößt und Lana bewusstlos zu Boden sackt. Dann ist Clark bei mir und greift nach dem Messerschaft, der aus meiner Brust ragt. Ein weiterer Schmerz durchzieht plötzlich meinen Körper, meine Brust. Ein schreckliches Ziehen und Brennen. Clark ist direkt vor mir. Ich muss husten und Blutspritzer landen dadurch in Clarks Gesicht. Leise höre ich mein eigenes Röcheln. Er hat mir das Messer aus dem Körper gezogen und lässt es zu Boden fallen. Krampfhaft sieht er mich an und sagt etwas, doch ich kann ihn nicht mehr hören. Ich sehe nur noch die Angst in seinen Augen. Die panischen Blicke. Schließlich drückt er mich an sich. Ich fühle seine Wärme, während in mir die Kälte Einzug hält. Sein Atem wärmt meinen Hals. Der Schmerz in meiner Brust flammt nun noch einmal richtig auf. Ich versuche nach Luft zu ringen, doch es gelingt mir nicht richtig einzuatmen. Dann, von einer Sekunde auf die andere, lässt der Schmerz nach. Erneut versuche ich krampfhaft Luft zu holen und diesmal gelingt es mir wieder. Hastig atme ich ein und aus. Mein Blick wird wieder klarer. Ich kann Clarks beruhigende Stimme hören: “Sarah, alles wird gut. Gleich ist es vorbei.” Ich fühle mich unheimlich sicher bei ihm. Jedes seiner Worte lässt mich immer mehr entspannen, auch wenn ich seine Besorgnis noch deutlich heraushöre. Schließlich kehrt meine Kraft zurück. Ich rücke etwas von Clark ab und sehe an mir hinunter. Alles ist voller Blut, aber die Wunde hat sich geschlossen. Als ich Clark ansehe, ist sein ganzes T-Shirt mit meinem Blut besudelt. In seinem Gesicht sind rote Spengler. Erleichtert lächelt er mich an und schließt mich erneut in den Arm. An seiner starken Umarmung spüre ich, welche Angst er gehabt haben muss. “Mach das nie wieder,” flüstert er voller Sorge, sieht mir tief in die Augen und streicht mir über die Wange. Sachte nicke ich ihm zu und senke meinen Blick. “Sarah, ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren. Ich liebe dich,” sagt er nachdrücklich, wischt mir mit dem Daumen etwas Blut von den Lippen und küsst mich zärtlich. Dann erheben wir uns. Lana liegt noch immer bewusstlos neben dem Schrank. “Clark, sie wollte mir gerade etwas sagen, als du kamst. Es ist nicht Lana. Irgendwer hat die Kontrolle über ihren Körper. Ich war kurz davor es rauszufinden!” Hoffnungsvoll sehe ich ihn an. “Du meinst, jemand benutzt ihren Körper?” Clark sieht mich nachdenklich an. Ich nicke hektisch. “Ja, und fast hätte ich erfahren, was genau dahinter steckt. Wir dürfen sie nicht mehr unbeobachtet lassen. Am besten bleiben wir hier, bis sie aufwacht. Vielleicht werden wir dann alles herausfinden.” Clark ist einverstanden. Er legt sie behutsam auf das Sofa. Während wir darauf warten, dass Lana erwacht, erzählt er mir, dass er gerade vorbei gefahren ist als ich das ‘Talon’ betreten habe. Er hätte sich schon gedacht, dass ich früher oder später einen Alleingang starten werde, aber dass es so endet hätte er nicht vermutet. Es vergehen noch einige Minuten bis Lana erwacht. In der Zeit wäscht sich Clark mein Blut aus dem Gesicht. Ich suche unterdessen in Lanas Sachen nach einem frischen Pulli, da meiner von oben bis unten mit Blut besudelt ist. Wir können ja schlecht später so blutbeschmiert nach Hause fahren. Ich ziehe mir gerade einen pastellblauen Rollkragenpullover über, da höre ich ein leises wimmern. Sofort stehe ich neben dem Sofa. Lana, oder wer auch immer sie ist, erwacht. Stöhnend reibt sie sich den Kopf. Ich rufe augenblicklich Clark, der eine Sekunde später neben mir steht. Als Lana uns beide erblickt richtet sie sich ängstlich auf und weicht auf der Couch zurück. “Wer bist du wirklich?” fragt Clark mit drohendem Ton. Lana sieht ihn zögerlich an und bringt keinen Ton heraus. “Wenn du uns jetzt die Wahrheit sagst, lassen wir dich gehen. Ansonsten werden wir dich der Polizei vorführen und du wirst den Rest deiner Tage in ‘Bel Reeve’ verbringen,” mische ich mich zornig ein. “Ich.. Ich…” Lana schluckt bevor sie leise fortfährt. “Mein Name ist Dana Dawson, ich…” “Dana Dawson,” unterbricht Clark sie. “Die Dana Dawson vom ‘Inquisitor‘?” “Du kannst dich an mich erinnern,” fragt sie leicht schwärmerisch. “Natürlich,” antwortet Clark deutlich ruhiger, “du arbeitest eine Etage unter mir und verwaltest die Kleinanzeigen. Wir haben mal zusammen in der Kantine gegessen, dein Freund hatte sich gerade von dir getrennt.” “Ja, genau! Du hast mich so lieb getröstet. Ich konnte das nicht vergessen. Aber immer wenn wir uns danach begegnet sind, hat dir ein kurzes ’Hallo’ schon gereicht. Ich habe alles versucht um mehr aufzufallen, aber nichts hat genutzt. Also habe ich recherchiert und herausgefunden, dass Lana deine große Liebe war.” “Und da hast du dir gedacht, mal eben in ihrem Namen Morde zu begehen, um an Clark ran zu kommen,” wettere ich sie wütend an. Irritiert blickt sie zu mir, aber fährt dann unverhohlen fort: “Ich habe begonnen einen Plan zu schmieden. Ich wollte durch Lana mit dir zusammenkommen, Clark. Aber ich wusste noch nicht genug über euch. Also bin ich, in Lanas Körper, zu Lex Luthor ins Gefängnis gegangen. Er hat mir alles über dich und Sarah verraten, auch eure Fähigkeiten.” “Und unsere Schwäche,” flüstert Clark. Dana nickt und redet unbeirrt weiter: “Letzte Woche habe ich Lana abgefangen und sie aus ihrem Körper vertrieben. Ihre Seele wandert nun körperlos umher. Lange Zeit habe ich mein Geheimnis für mich behalten und es nie ausgenutzt. Aber in diesem Fall… Ich wollte doch nur mit dir Zusammensein, Clark!” Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie tut mir sogar ein bisschen leid. Sie hat aus Liebe gehandelt und damit eigentlich alles nur noch schlimmer gemacht. “Dana, ich bin mit Sarah zusammen und sehr glücklich. Du hättest bei mir nie eine Chance gehabt, auch nicht als Lana. Gib Lanas Körper frei und lass uns in Ruhe, dann wird dir nichts geschehen, das verspreche ich dir.” Clark sieht sie mit großen Augen an und wartet auf eine Antwort. “Ihr werdet mich wirklich gehen lassen, trotz allem was ich getan habe?” “Das werden wir,” bestätige ich ihr noch einmal. Plötzlich erleuchtet ihr Körper kurz in einem bläulichen Licht. Dann sackt sie wie leblos in sich zusammen und rutscht fast vom Sofa. Ich fange sie auf und schiebe sie zurück auf die Sitzfläche. Dana hat Lanas Körper verlassen. Clark und ich stehen abwartend neben dem Sofa. Nichts passiert. Da überkommt mich wieder dieses Gefühl beobachtet zu werden. Kurz darauf erleuchtet Lanas Körper in einem seichten Orangeton, dann schlägt sie die Augen auf. Kurz blickt sie sich um, dann erhebt sie sich abrupt und fällt mir um den Hals. “Ihr habt es geschafft! Danke!” Freudestrahlend sieht sie mich an, dreht sich dann zu Clark und umarmt ihn. Völlig verdattert sehen wir sie an, während sie sich auf das Sofa plumpsen lässt und hektisch erzählt: “Ich habe tagelang versucht, dass du mich bemerkst, Clark, aber du hast nichts mitgekriegt. Vor einer Woche hat sie mich aus meinen Körper verdrängt, seit dem bin ich entweder dir oder Dana gefolgt. Dann warst du ein paar Tage weg und ich habe mitbekommen, dass Sarah wiederkommt. Also habe ich mich des Öfteren an ihre Fersen gehängt, denn ich wusste mittlerweile durch den Besuch bei Lex, bei dem ich Dana auch gefolgt bin, dass Sarah die selben Fähigkeiten hat wie du. Ich habe gehofft, dass ihr irgendwie meine Anwesenheit spürt und du hast es tatsächlich gemerkt!” Den letzten Satz richtet sie an mich. “Ich weiß gar nicht wie ich dir danken kann.” Ich lächele sie an: “Du musst mir nicht danken. Ich möchte einfach nur, dass wir in Frieden miteinander leben können. Ich weiß, dass du noch etwas für Clark empfindest. Bitte lass das nicht zwischen uns stehen,” antworte ich ihr bedrückt. Clark sieht uns verlegen an. Ihm ist es sicherlich peinlich, dass wir in seiner Anwesenheit über ihn sprechen. “Sarah, es ist okay für mich, dass ihr zusammen seid. Damit kann ich leben.” Sie kommt erneut einen Schritt auf mich zu und umarmt mich freundschaftlich. Dabei flüstert sie: “Und euer Geheimnis ist bei mir sicher!” Eben noch hat sie mir ein Messer in den Körper gerammt und nun stehen wir hier und umarmen uns. Smallville ist wirklich verrückt. Jetzt, wo ich Lana das erste Mal so richtig vor mir stehen habe, fällt all mein Zweifel und die Eifersucht von mir ab. Die echte Lana ist eine sehr nette, warmherzige junge Frau, die zudem sehr sympathisch und clever ist. Mein Bild von ihr hat sich um hundertachtzig Grad gedreht. Clark sieht uns irritiert an. Für ihn muss es eine seltsame Situation sein, wie seine Ex und seine Aktuelle miteinander Freundschaft schließen. Ich spüre wie hilflos er sich gerade vorkommt. Dann beginnt er zu stottern: “Schön, dass… schön, dass es dir wieder gut geht, Lana. Wir… wir unterhalten uns ein anderes Mal, ja? Sarah, komm wir müssen gehen.” Er packt mich am Arm und zerrt mich hinter sich her, während ich es geschehen lasse. “Tschüß,” ruft Lana uns hinterher, “und danke noch mal!” Eine Minute später steigen wir in den Pick-up. Verwundert sehe ich ihn an und frage: “Clark, was sollte der plötzliche Abgang?” Er startet nervös den Motor und antwortet etwas scharf: “Wie würdest du dir vorkommen, wenn dein Ex und ich auf einmal Freundschaft schließen?” “Clark, wir haben nicht Freundschaft geschlossen. Lana hat sich nur für die Hilfe bedankt!” “Nein. Das kam mir anders vor. Ihr werdet euch noch richtig befreunden, ich spüre das. Und daran muss ich mich erst mal gewöhnen. Gib mir einfach ein bisschen Zeit, okay!” Ich lächele ihn sanft an, muss mir ein leises Lachen verkneifen, beuge mich zu ihm rüber und gebe ihm einen Kuss. “Ist okay.” Ich verstehe zwar nicht warum er so ein Aufsehen um alles macht, aber vielleicht muss er wirklich erst mal damit klar kommen, dass sich zwischen Lana und mir vielleicht eine Freundschaft entwickeln könnte. Eine halbe Stunde später stehen wir mit Chloe an ihrem offenen Grab. Es war ihr Wunsch hierher zu kommen. Auf dem Weg zum Friedhof berichteten wir ihr kurz von der Sache mit Lana. Chloe war erleichtert, dass alles wieder seinen alten Gang zu nehmen scheint. Doch jetzt steht sie hier und sieht beeindruckt auf ihren Grabstein. Ihr Sarg liegt geöffnet in der Tiefe vor unseren Füßen. Man kann ihr ansehen wie unheimlich ihr diese Situation ist. Sie schluckt häufig und ich erkenne Tränen in ihren Augen. Mit leiser, zerbrechlicher Stimme murmelt sie: “Unglaublich, dass ich ein halbes Jahr da unten lag.” Ich spüre wie sie beginnt zu zittern und nehme sie in den Arm. Sie drückt ihren Kopf an meine Schulter und beginnt hemmungslos zu weinen. Mich nimmt das so sehr mit, dass auch ich die Tränen nicht unterdrücken kann. Leise kullert mir eine Träne über die Wange. Clark steht neben uns und sieht uns etwas hilflos an. Nur sein Blick verrät, dass auch ihm die ganze Situation zusetzt. Schweigend stehen wir einige Minuten so dar. Wir warten bis Chloe sich beruhigt hat. Schließlich löst sie sich von mir und wischt ihre Tränen mit den Fingern fort. Dann versucht sie ein Lächeln aufzusetzen, mit dem sie sagt: “Danke! Ohne euch läge ich jetzt noch dort unten.” “Nein Chloe,” schüttele ich den Kopf, “dafür brauchst du uns nicht zu danken. Ohne mich wärst du dort gar nicht erst gelandet. Es war das Mindeste was wir für dich tun konnten.” Chloe sieht mich eindringlich an, als wolle sie etwas sagen, doch Clark kommt ihr zuvor: “Chloe, lass uns zur Polizei gehen. Wir müssen dich wieder melden, sonst … sonst existierst du nicht mehr, zumindest nicht auf dem Papier.” Chloe nickt Clark zögerlich zu: “Du hast Recht. Begleitet ihr mich?” Ihre Stimme zittert noch immer ein bisschen, “Natürlich. Komm!” Clark legt seinen Arm um Chloes Schultern und schiebt sie vom Grab weg. Gemeinsam gehen wir zur Polizei. Eine Woche ist vergangen. Wir haben Chloe in den letzten Tagen geholfen, wieder ins Leben zurückzufinden. Es war nicht sehr einfach, der Polizei vorzugaukeln, dass wir nicht wüssten, warum Chloe so plötzlich auferstanden ist. So richtig haben sie uns die Sache nicht abgenommen und wollten Chloe untersuchen lassen. Doch als dabei nichts herausgefunden wurde, haben sie die Sache auf sich beruhen lassen. Lana hat Chloe bei sich in der Wohnung aufgenommen und ihr, ihr altes Zimmer wieder überlassen. Jeden Tag waren wir mit den Beiden zusammen. Clark kann mittlerweile gut damit umgehen, wenn er mit uns zusammen ist. Er verhält sich mir gegenüber völlig normal, auch wenn die Beiden dabei sind. Er hält keinen Abstand von mir, sondern hält Händchen und küsst mich ohne Rücksicht auf Chloe und Lana zu nehmen. Und für die Beiden scheint es auch in Ordnung zu sein. Mrs. Kent hat leider noch nichts über Lionel Luthors Verschwinden, geschweige denn einen möglichen Aufenthaltsort, erfahren. Wir alle sind vollkommen ratlos. Ich mache mir Sorgen, wegen meiner Vision. Ob er überhaupt noch am Leben ist? Die Justice League hat inzwischen Lois von Chloes Wiederkehr berichtet. Lois hat sich sofort bei Clark gemeldet. Sie wird in einer Woche nach Smallville kommen. Clark hat die Woche wieder beim ‘Inquisitor’ gearbeitet. Dort hat sich Dana Dawson noch einmal bei ihm entschuldigt. Sie wird Metropolis verlassen und nach Texas gehen, um noch einmal neu anzufangen. Chloe wurde sofort wieder beim Daily Planet eingestellt. Wahrscheinlich wird sie demnächst stellvertretende Chefredakteurin. Und ich hatte endlich genug Zeit eine Story für meinen Chef in Deutschland zu schreiben. Er meinte in einer E-Mail, das wäre die beste Geschichte gewesen, die er je von mir bekommen hat. In den letzten Tagen hat sich mein Leben in Smallville etwas eingespielt. Martha und Clark haben mir jede Menge Dinge gezeigt, die ich auf der Farm tun kann. Es macht viel Spaß. Das Leben hier ist auch ohne Abenteuer ganz anders als in Deutschland. Bei Zor waren wir nicht noch einmal. Das hat Zeit. Clark und ich haben die Zeit genossen, möglichst normal zu leben. Es ist Abend. Draußen ist es bereits dunkel. Clark und ich sitzen auf dem Sofa im Wohnzimmer und sehen Nachrichten. Der erste Abend, an dem wir in dieser Woche allein sind. Mrs. Kent ist mal wieder unterwegs. Dafür, dass sie zurück auf die Farm gekommen ist, weil ihr die Arbeit zu anstrengend geworden ist, ist sie jetzt trotzdem noch ganz schön viel unterwegs. Clark steht auf und geht zum Kühlschrank hinüber. “Willst du auch etwas trinken,” ruft er mir fragend zu. “Nein, danke,” rufe ich zurück und lege die Füße auf das Sofa. Lächelnd kommt er mit einem Glas Wasser in der Hand zurück und meint: “Das ist der erste Abend seit Ewigkeiten, an dem ich einfach nur auf dem Sofa sitze und Fernsehen gucke. Das bin ich gar nicht mehr gewohnt.” Er stellt das Glas vor sich auf dem Tisch ab und setzt sich neben meine Füße. Er zieht sie zu sich auf den Schoß und beginnt sanft meinen linken Fuß zu massieren. Dabei sieht er auf den Bildschirm des Fernsehers. Ich genieße seine Berührungen und bin in Gedanken überall, nur nicht bei den Nachrichten. Ganz plötzlich richtet sich Clark erschrocken auf und lässt von meinen Füßen ab. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen und folge seinem Blick auf die Mattscheibe. Gebannt verfolgen wir den Bericht. “Das ist unmöglich,” murmelt Clark beunruhigt. Auch ich kann kaum glauben, was ich da höre. Der Sprecher berichtet: “Lex Luthor, Besitzer von Luthor Corp, wurde vor wenigen Minuten aus dem Gefängnis von Metropolis entlassen. Nachdem der Milliardär wegen Mordes angeklagt und für lebenslänglich verurteilt wurde, konnte er sich nun für einen Betrag von 250 Millionen Dollar Kaution freikaufen. Diese Möglichkeit ergab sich dadurch, dass Chloe Sullivan, das mutmaßliche Opfer Luthors, auf unerklärliche Weise wieder aufgetaucht ist. Somit ist seine Verurteilung hinfällig und Luthor kann nur noch wegen versuchten Mordes haftbar gemacht werden.” Während der Nachrichtensprecher berichtet, werden im Hintergrund Fotos von Lex und Chloe eingeblendet. Wie erstarrt sehen wir auf den Bildschirm und schweigen einige Momente, während das Wetter bereits eingeblendet wird. Schließlich löst sich Clark aus seiner Starre und wendet sich mir zu: “Jetzt wissen wir, warum du diese Vision von ihm gehabt hast. Da hätten wir auch von selbst drauf kommen können. Dadurch, dass Chloe noch lebt, konnte er sich problemlos frei kaufen.” “Dieses Strafsystem hier ist doch zum kotzen!” fluche ich und stehe empört auf. Ich gehe hinüber zum Fenster und starre in die Dunkelheit, während Clark den Fernseher ausschaltet. Dann kommt er zu mir und schließt mich von hinten in die Arme. “Mach dir keine Sorgen, er wird uns nicht noch mal so in die Enge treiben,” versucht er mich zu beruhigen. Ich drehe mich zu ihm um. Tränen bahnen sich einen Weg über meine Wangen, denn in mir kommt das Gefühl wieder hoch, dass ich während meiner Vision von ihm verspürt hatte. Traurig blicke ich Clark in die Augen und meine ernst: “Clark, du hast nicht gespürt welch ein Hass ihn antreibt. Er wird keine Ruhe geben, ehe er uns hat!” Clark nimmt mich erneut in die Arme und drückt mich an sich. Er scheint zu wissen, dass er mich nicht trösten kann, also schweigt er und hält mich einfach nur fest. Nach einigen Augenblicken löse ich mich aus Clarks Umarmung und gebe ihm einen sanften Kuss. Dann sage ich ihm entschlossen: “Du hast Recht! Er wird uns nicht kriegen. Diesmal sind wir vorbereitet. Er…” Ich kann nicht weiter sprechen. Eine Vision kündigt sich an. Der Schmerz durchzieht erst meinen Kopf, dann erstreckt er sich durch den ganzen Körper. Eine Woche blieb ich von Visionen verschont. Dafür fühlt es sich jetzt umso intensiver an. Clark hält mich fest, bevor ich zusammensacken kann. Schnell legt er mich auf das Sofa. Dann umgibt mich Dunkelheit und die ersten Bilder brennen sich in meinen Kopf. Ich sehe Lois vor mir. Gefesselt und geknebelt sitzt sie auf einem Stuhl. Der Raum in dem sie sich befindet, sieht nach einer Blockhütte aus. Dann sehe ich Lex, der aus einer dunklen Ecke hervor tritt. In seiner Hand hält er eine Pistole. Er hält sie Lois an die Schläfe, reißt ihr den Knebel vom Mund und fragt sie etwas. Lois spuckt ihm vor die Füße und sieht ihn angeekelt an. Dann springt eine Tür auf. Clark betritt den Raum. Lex dreht sich zu ihm und sagt etwas. Dann drückt er ab und Lois sackt leblos zusammen. Clark entreißt Lex die Waffe, stößt ihn nieder und zielt auf ihn. Dann endet die Vision. Ich öffne die Augen und blicke in Clarks besorgtes Gesicht. Ich spüre, wie mir kalter Schweiß auf der Stirn perlt. Sofort fragt er, was ich gesehen habe. Ich muss mich erst sammeln, bevor ich ihm antworten kann. ‘Nicht schon wieder so etwas schreckliches,’ rast es mir durch den Kopf. Clark bemerkt, wie sehr mich die Vision mitgenommen hat. Behutsam nimmt er mich in den Arm. “So schlimm?” fragt er ruhig. Sachte nicke ich mit dem Kopf. Ich beschreibe ihm stockend, was ich gesehen habe. Je mehr ich erzähle, desto fassungsloser wird er. Dann meint er geschockt: “Wir müssen Lois warnen! Sie darf nicht hierher kommen!” “Wie denn? Sollen wir ihr einfach sagen, dass ich Visionen habe und darin gesehen habe, wie sie stirbt?” frage ich sarkastisch und füge hinzu: “Das wird sie nicht interessieren. Clark, du kennst Lois besser als ich, meinst du, sie würde auf uns hören?” Clark nickt bestätigend und meint: “Nein, du hast Recht, sie tut was sie will. Und auf dich ist sie sowieso nicht gut zu sprechen, sie wird uns einen Vogel zeigen.” Es kehrt betretenes Schweigen ein. Während Clark noch überlegt, was wir tun könnten um diese Situation zu vermeiden, bin ich schon einen Schritt weiter in Gedanken. Alle Visionen sind eingetroffen, ich glaube nicht, dass sie sich verhindern lassen. Aber wir können uns vorbereiten, wenn wir wissen was geschehen wird. Ich werde morgen sofort ein kleines Bleikästchen anfertigen lassen, in dem ich einen winzigen Meteoritenstein lagern kann, den ich immer mit mir tragen werde. Damit könnten wir Lois zurückholen, wenn wir in dieser Situation stecken, die ich eben sah. Wir müssen uns nur verletzen können, um unser Blut zu vermischen und sie so vor dem sicheren Tod retten zu können. Schließlich hat genau das bei Chloe auch schon funktioniert. Ich beschließe Clark davon nichts zu sagen. Der sieht mich auf einmal mit großen Augen an und fragt bedrückt: “Glaubst du ich werde abdrücken? Meinst du ich werde Lex erschießen?” Ich lächele ihn an und sage beruhigend: “Ich denke, du wirst das Richtige in dieser Situation tun!” “Was ist schon richtig? Ich hätte schon oft die Chance gehabt Lex zu töten, vieles wäre dann nicht geschehen, hätte ich den Mumm dazu gehabt,” sagt er verbittert. “Aber du hast es nicht getan. Weil du nicht so bist wie Lex! Und dafür liebe ich dich.” Clark ringt sich nun ein leichtes Lächeln ab und meint: “Manchmal redest du wie mein Vater.” “Dein Vater war wohl ein kluger Mann,” stelle ich witzelnd fest. Aber es gelingt mir nicht Clarks Gedanken von der Vision abzulenken, denn er fragt besorgt: “Und was machen wir jetzt mit Lois?” “Ich habe schon eine Idee. Aber du musst mir vertrauen, denn ich kann dir nicht sagen was es ist. Vielleicht würde es sonst schief laufen,” antworte ich ihm. Er kneift die Augen zusammen, sieht mich abschätzend an und antwortet dann mit fester Stimme: “Ich vertraue dir. Wenn du sagst, wir können das verhindern, dann mache ich mir keine Sorgen darum!” Schließlich beugt er sich zu mir hinüber und gibt mir einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Ich genieße es, wie seine Lippen mit meinen spielen und seine Zunge sich immer wieder einen Weg zu meiner bahnt. Immer intensiver werden unsere Küsse. ‘Wir sind allein,’ geht es mir durch den Kopf. In den zwei Wochen die wir wieder zusammen sind, hatten wir wenig Zeit uns so nahe zu sein. Ich ergreife die Chance und schwinge mich auf seinen Schoß. Tief blicke ich ihm in die Augen. Er versteht sofort was ich will. Er kennt mich ganz genau und ich mache kein Geheimnis darum, dass ich ihn will. Weitere, intensivere Küsse folgen. Ich sauge sanft an seinen Lippen und unsere Zungen verfangen sich in einem immer wilder werdenden Kampf. Meine Hände gleiten immer wieder über seine Brust, seine Schultern hinauf und in seine Haare. Mein Verlangen steigt ins Unermessliche. Eine Hitze breitet sich in meinem Körper aus, die danach lechzt, gelöscht zu werden, aber erst, nachdem sie auf dem Siedepunkt angekommen ist. Und dafür werde ich sorgen. Ich ziehe ihm sein T-Shirt über den Kopf, was er sofort mit sich machen lässt. Auch er scheint einen solchen Augenblick regelrecht herbeigesehnt zu haben. Leicht zurückgelehnt sitzt er unter mir und sieht mich herausfordernd an. Gott, wie ich diesen Blick von ihm liebe. Sofort ziehen sich heiße Schauer durch meinen Körper. Ich beiße mir sachte auf die Unterlippe, während ich meinen Blick an seinem Oberkörper entlang wandern lasse. Ich bedecke seinen Körper mit zarten Küssen. Er fährt dabei mit einer Hand durch meine Haare, mit der Anderen streicht er mir über den Rücken. Entspannt lehnt er sich ganz zurück und schließt die Augen. Ich höre ein leises Seufzen, dass sich ihm entringt. Meine Küsse führen von seinem Hals, über die Brust hinunter zu seinem Bauch. Ich richte mich wieder auf und öffne langsam seinen Gürtel. Clark sieht mich an und zieht eine Augenbraue hoch. Ich lächele verschmitzt und öffne die Knöpfe seiner Hose ohne seinem Blick auszuweichen. Plötzlich packt er mich an den Hüften und schubst mich von sich hinunter, so dass ich neben ihm auf dem Sofa lande. Er steht auf, zieht sich die Hose aus, drückt mich sanft der Länge nach auf der Sitzfläche nieder und legt sich neben mich. Während er mir sanft gehauchte Küsse auf den Hals gibt, öffnet er meine Bluse. Ich lehne meine Kopf zur Seite um ihm mehr Platz für seine Liebkosungen zu geben. Seine weichen, sinnlichen Lippen lösen eine Gänsehaut auf meiner Haut aus. Wohlig schnurrend rekele ich mich unter ihm. Nachdem er mir das Oberteil ausgezogen hat, knöpft er auch meine Hose auf. Ich spüre, dass ich nicht länger nur seinen Zärtlichkeiten ausgesetzt sein will. Ich will ihn endlich wieder ganz spüren. Zu groß ist meine Erregung bereits. Jede Stelle meines Körpers die er berührt, brennt wie Feuer vor Verlangen nach ihm. Mit Kraft schubse ich ihn von mir. Verwirrt sieht er mich an, als er neben mir sitzt. Ich entledige mich meiner Hose und meines Slips. Dann schwinge ich mich erneut auf seinen Schoß. Seine Erregung ist schon deutlich unter mir zu spüren und macht mich unendlich an. Ich drücke mein Becken fest auf das seine und bewege es fordernd vor und zurück. Die Reibung schenkt mir ein unheimliches Glücksgefühl und ich spüre wie ich immer feuchter werde. Mein Atem wird schneller und lauter. Clark stöhnt ebenfalls leise auf, öffnet mir derweil den BH und schmeißt ihn achtlos neben das Sofa. Seine Lippen suchen meine Brüste auf. Zärtlich lässt er seine Zunge um meine aufgestellten Brustwarzen kreisen und saugt sanft daran. Leise keuchend lehne ich mich ein wenig zurück und werfe den Kopf in den Nacken, als er mich so wunderbar verwöhnt. Ich drücke seinen Kopf fester zu mir, indem ich ihm fest in die Haare greife. Er lässt mit seinen Berührungen ein warmes Kribbeln durch meinen Körper strömen. Seine Liebkosungen genieße ich eine ganze Weile und bewege mich derweil immer weiter auf ihm. Ich spüre, wie er immer härter unter mir wird und dieses Gefühl macht mich immer heißer. Langsam erhebe ich mich schließlich etwas, um ihm seine Shorts hinab zu ziehen. Dann lasse ich mich wieder auf ihn hinab, umfasse seine Erektion und lasse ihn dabei in mich eindringen. Ein leises Stöhnen entringt sich mir und auch Clark stöhnt heiser auf, als meine Hitze ihn umschließt. Langsam bewege ich mich auf ihm. Mit jeder Bewegung spüre ich ihn tiefer in mir und meine kleine feste Perle reibt sich stimulierend an seiner Scharm. Die Hitze in mir steigt unbarmherzig an und ein unersättliches Gefühl des Verlangens breitet sich in mir aus, das nur noch durch einen gigantischen Höhepunkt gestillt werden kann. Clark streicht mit den Händen über meinen Rücken, hinab zu meinem Po, den er fordernd knetet und an dem er meinen Rhythmus unterstützt, während er den Kopf etwas zurückgelehnt hat und die Augen geschlossen hält. Meine Bewegungen werden ein wenig wilder. “Oh Clark…“ hauche ich lasziv in den Raum. Es ist einfach unbeschreiblich, ihn so stark in mir zu spüren. Wie sehr habe ich es vermisst ihn so zu fühlen. Seine Hände gleiten wieder hinauf zu meinen Hüften und umfassen diese fest. Er versucht meine Bewegungen zu steuern. Doch ich beginne mit ihm zu Spielen. Immer wieder halte ich mit meinen Bewegungen inne, will das Offensichtliche hinauszögern. Schließlich erhebe ich mich ganz von ihm und keuche erregt auf, als seine Härte aus mir gleitet. Fragend sieht er mich an. Ich knie mich neben ihm auf das Sofa, stütze mich mit den Händen an der Rückenlehne ab und sehe ihn auffordernd an. Er grinst mich an und versteht sofort. Clark weiß, was meine Lieblingsstellung ist, die, bei der ich ihn am intensivsten in mir spüre. Er steht auf, streicht mit seinen Händen sanft über meinen Po, stellt sich dann hinter mich und dringt langsam in mich ein. “Ohhhjaa…” keuche ich auf, als ich ihn immer weiter in mir spüre. Er beginnt sich erst langsam in mir zu bewegen, doch seine Stöße werden schnell immer stärker. Mir wird immer heißer als er mich so vollkommen ausfüllt. Meine Finger krallen sich in der Rückenlehne des Sofas fest. Ich höre seinen schnellen Atem, nicht vor Anstrengung, sondern vor Erregung, was mich ebenso geil macht. Mit jedem seiner Stöße stöhne ich laut auf. Ich kann nicht anders, ich muss meine Gefühle einfach herauslassen. Er soll wissen, wie sehr es mir gefällt. Plötzlich hält er inne. Nun zögert er es scheinbar selbst hinaus. Ich richte mich etwas auf. Mit der rechten Hand greife ich nach hinten in seine Haare, während er meinen Nacken mit zarten Küssen liebkost. Ich lehne meinen Kopf etwas zur Seite, schließe die Augen und genieße alle seine Berührungen. Seine linke Hand spielt mit meiner Brust, knetet sie leicht, während er nun mit der Rechten beginnt, meinen intimsten und zugleich empfindlichsten Punkt, sanft zu stimulieren. Die Wärme breitet sich nun als eine einzige Hitzewelle in meinem Körper aus. Er weiß genau, was er tun muss, damit ich genauso auf meine Kosten komme wie er. Mein Herz beginnt immer schneller zu rasen und ich ringe regelrecht nach Luft. Ich kann deutlich spüren, wie er mich meinem Höhepunkt immer näher treibt. “Beweg dich..” hauche ich heiser vor Lust. Er leistet dem augenblicklich Folge und stößt sich sanft in mich, während er seine anderen Berührungen nicht unterbricht. Wenige Augenblicke später zieht sich alles in mir zusammen, kurze intensive Krämpfe durchziehen meinen Unterleib. Für Sekunden habe ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Ich stöhne laut, fast schreiend, auf, als mich die Welle des Orgasmus dermaßen mit reißt. Clark stößt währenddessen noch einige Male kräftig in mich und dann spüre ich, wie auch er seinen Höhepunkt erreicht hat. Deutlich fühle ich sein Pulsieren in mir und dann die heißen Schwälle, mit denen er sich in mich ergießt. Sein Becken hält er fest an meines gepresst und auch er stöhnt nun leise auf. Nach unserem Liebesspiel lassen wir uns wieder erschöpft und glücklich auf dem Sofa nieder. Ich setze mich erneut auf seinen Schoß und küsse ihn sanft. Dann sehe ich ihm tief in seine wundervollen Augen und raune ein leises: “Ich liebe dich!” Clark lächelt mich an und antwortet ruhig: “Ich liebe dich auch.” Dann drückt er mich fest an sich, seufzt leise, streicht mir sanft über den Kopf und wiederholt kaum hörbar: “Ich liebe dich auch.” Plötzlich hören wir Schritte auf der Veranda. “Deine Mutter,“ flüstere ich erschrocken. Mit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an. Ich springe auf. In Windeseile ziehen wir uns an. Eine Sekunde später stehen wir angezogen im Wohnzimmer. Schon geht die Tür auf und Mrs. Kent steht im Flur. Ich gehe ihr entgegen und begrüße sie. “Hallo Mrs. Kent!” “Hallo Sarah. Ihr seid ja mal zu Hause,” stellt sie verwundert fest. “Ja,” stammele ich ohne zu wissen was ich darauf antworten soll. Ob sie ahnt was wir hier gerade gemacht haben? Martha schaut an mir vorbei. “Schätzchen, was hast du da,” wendet sie sich an Clark. Ich drehe mich um und sehe Clark an. Er steht zwei Meter hinter mir und hat eine Hand hinter dem Rücken versteckt. Ich bin neugierig und versuche mit dem Röntgenblick herauszufinden, was er dort verborgen hält. Oh, nein, jetzt fällt es mir auch auf. Ich habe meinen BH ganz vergessen wieder anzuziehen. Clark wird rot und sieht mich bestechend an. Schnell drehe ich mich wieder Mrs. Kent zu. Ich muss mir etwas einfallen lassen, um sie abzulenken. “Mrs. Kent, ich glaube sie haben das Licht am Wagen nicht aus gemacht!” Ich öffne die Tür und schaue hinaus. Sie folgt meinem Blick. Ich spüre einen kurzen Windzug in meinem Rücken und kurz darauf noch einmal. “Nein, es ist aus,” meint Martha und dreht sich wieder um. Ich lasse die Tür zufallen und drehe mich auch wieder herum. “Hm, da hab ich mich wohl vertan,“ meine ich belanglos und zucke mit den Schultern. Clark steht immer noch an Ort und Stelle, aber er versteckt nichts mehr hinter seinem Rücken. Die Ablenkung hat geklappt, er konnte den BH wegbringen, deswegen auch der Luftzug in meinem Rücken. Er ist schnell hinter uns vorbeigesaust. Martha sieht uns irritiert an und sagt: “Ihr verheimlicht mir doch etwas!” “Nein,” mischt sich nun Clark ein, “wir haben nur gerade Nachrichten geguckt und sind noch etwas geschockt! Hast du nicht gehört, Mum? Lex wurde auf Kaution entlassen.” lenkte Clark sofort gekonnt ab. Martha hält sich geschockt die Hand vor den Mund und flüstert: “Das kann doch nicht sein. Er ist wegen Mordes verurteilt wurden, da können die ihn doch nicht auf Kaution frei lassen!” “Das Urteil wurde aufgehoben, weil Chloe noch am Leben ist,” kläre ich sie auf. Mrs. Kent geht in die Küche und lässt sich auf einen Stuhl sinken. “Was ist das für ein Land, in dem sie Mörder frei lassen, nur um Geld zu kassieren?” Hilflos sieht sie uns abwechselnd an. “Mum, es bringt jetzt nichts sich darüber aufzuregen. Sarah hatte wieder eine Vision. Wir wissen, was Lex tun wird. Vielleicht können wir ihn aufhalten,” versucht Clark seine Mutter zu beruhigen. “Was für eine Vision, Sarah?” fragt sie nun mich. Ich sehe fragend zu Clark, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich es seiner Mutter wirklich sagen soll. Sie würde sich doch nur Sorgen machen. Clark nickt mir zu. Also berichte ich Martha kurz, was ich in meiner Vision gesehen habe. Fassungslos hängt sie an meinen Lippen und meint, nachdem ich geendet habe: “Das ist ja schrecklich! Wie wollt ihr das verhindern?” “Verhindern werden wir es nicht können, denke ich. Meine Visionen sind bisher alle so eingetreten, wie ich sie vor Augen hatte. Aber ich weiß was wir tun können, um die Auswirkungen rückgängig zu machen. Ich habe es auch schon Clark gesagt, ich werde es für mich behalten, damit nichts schief gehen kann. Ich denke je weniger davon wissen, desto sicherer ist es, dass Lois am Leben bleibt!” Mrs. Kent nickt nachdenklich. “Gut, Sarah, wenn du das sagst, wird es wohl stimmen. Schließlich verdanken wir es auch dir, dass wir über Lex’ Machenschaften bescheid wissen,” spielt sie auf meine Visionen an. “Schon, aber Lionel Luthor konnten wir bisher nicht helfen. Oder haben Sie noch etwas herausgefunden,” frage ich sie. Enttäuscht schüttelt sie den Kopf und meint: “Nein, leider nicht. Meinst du, er ist schon tot?” “Ich glaube nicht. Ich habe immer nur gesehen, was in der Zukunft geschieht. Und da Lex bisher im Gefängnis saß, kann er Lionel nichts angetan haben. Aber da er jetzt frei ist, rechne ich damit, dass er seinen Vater bald umbringen wird.” “Hoffentlich können wir ihn noch finden,” klinkt sich nun Clark wieder ins Gespräch ein. Ich sage dazu nichts, denn ich möchte den Beiden nicht ihre Hoffnung nehmen. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht daran, dass wir ihn finden werden. Wir könnten ewig suchen. Die Bilder aus meiner Vision haben viel zu wenig hergegeben, als das ich auch nur annähernd sagen könnte, wo er ist. Er kann überall sein. Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren. Es sei denn, Lex erzählt es uns höchstpersönlich und das ist wohl eher unwahrscheinlich. Martha und Clark scheinen zu ahnen was ich denke und beenden das Thema. “Habt ihr schon was zum Abendbrot gegessen,” sieht uns Mrs. Kent fragend an. “Nein, aber ich habe eigentlich auch keinen Hunger,” antworte ich ehrlich. Marthas Blick fällt auf Clark, der daraufhin mich ansieht und mir zustimmend zunickt. “Gut, dann brauch ich nichts mehr machen. Ich hab nämlich schon gegessen,” erzählt Martha nickend. “Sie hätten auch nichts machen müssen, wenn wir Hunger gehabt hätten. Wir sind alt genug uns selbst zu versorgen,” grinse ich und füge hinzu: “Auch wenn man das Clark nicht zutraut!” Clark blickt mich böse an während seine Mutter lacht. “Hey, macht euch nicht über mich lustig,” sagt er trotzig. “Ach, der Herr versteht wohl keinen Spaß,” ertönt plötzlich eine Stimme hinter uns. Wir drehen uns erschrocken um und sehen eine Gestalt in der dunklen Küche stehen. Sie muss durch die Hintertür in der Küche eingetreten sein. “Was ist? Hab ich euch erschreckt,” Chloe tritt näher und grinst. “Ich dachte immer, euch kann man nicht überraschen. Da kann ich mir ja jetzt einen drauf einbilden, was?” scherzt sie. “Chloe, was machst du hier,” fragt Clark verwundert. “Ich habe das von Lex gehört und dachte, wir spekulieren mal darüber wie es jetzt weitergehen soll,” erklärt sie und wendet sich an Mrs. Kent: “Hallo, Mrs. Kent. Entschuldigung, ich wollte sie nicht erschrecken.” “Ist schon in Ordnung Chloe,” winkt sie ab. “Was haltet ihr davon, wenn wir zusammen in die Küche gehen und ich uns einen schönen Kaffee koche,” wendet sich Martha nun an uns alle. Clark und ich nicken ihr zu, während in Chloes Augen abzulesen ist, wie sie darüber denkt. Ich glaube, ich habe Chloe noch nie länger als eine Stunde ohne irgendeinen Kaffee gesehen. Wir haben am Tisch platz genommen und diskutieren eine Weile darüber wie wir uns nun verhalten sollen, jetzt wo Lex wieder alle Türen offen stehen. Chloe erzählen wir jedoch nichts von der Vision mit ihrer Cousine. Sie hat schon genug Angst, dass Lex sie wieder verfolgen und umbringen wird. Doch mit ein bisschen Einfühlungsvermögen, gelingt es uns ihr das auszureden. Sie sieht ein, dass es das letzte wäre, was Lex tun würde, weil er sonst sofort wieder unter Verdacht geriete. Deutlich entspannter lehnt sie sich nach dieser Feststellung zurück. Mitten im Gespräch horcht Clark plötzlich auf. Ein Auto kommt. Wir hören eine Tür klappen. Clark geht zum Fenster und sieht hinaus. “Oliver,” stellt er verwundert fest. Kurz darauf steht Oliver in der Tür. “Hallo, allerseits. Haltet ihr schon Krisensitzung?” “So was in der Art,” antworte ich ihm, stehe auf und begrüße ihn mit einer Umarmung. “Wie kommen wir zu der Ehre, dass sich Mr. Queen hier so schnell wieder blicken lässt?” frage ich ihn aufgesetzt. “Ich dachte, bevor ihr vor Sehnsucht verkommt, lasse ich mich mal wieder blicken,” grinst er frech. “Ach herrje, sind wir heut aber bescheiden,” mischt sich nun auch Chloe wieder ein. Sie geht ebenfalls zu ihm und wird von ihm gedrückt. Er sieht sie an und meint ganz ernst: “Schön dich wieder so fit zu sehen, Chloe!” Sie lächelt ihn dankbar an und man könnte meinen, ein leichtes Knistern in der Luft zu hören, als sich die beiden in die Augen blicken. Etwas beschämt lassen die beiden die Blicke voneinander, als sie merken wie Clark und ich uns angrinsen. “Möchtest du auch einen Kaffee, Oliver?” bricht Mrs. Kent das Schweigen. “Sehr gern, Mrs. Kent,” nickt Oliver. Erneut nehmen wir am Tisch platz. “Also, jetzt mal im Ernst,” beginnt Oliver, “habt ihr schon irgendetwas beschlossen?” “Nein. Wir können im Moment nichts tun, außer abwarten was passiert,” antwortet ihm Clark. “Abwarten? Das ist nicht dein Ernst, Clark! Ihr wollt Lex doch wohl nicht alle Zeit der Welt lassen, um einen neuen Plan zu schmieden? Wir müssen etwas tun,” fordert Oliver. “Was willst du denn machen? Ihn umbringen?” frage ich Oliver sarkastisch. “Mit ihm reden,” kontert er. Stutzig sehe ich ihn an. Clark, Chloe und Mrs. Kent blicken ihn ebenso verdutzt ins Gesicht. Nach einer kurzen Pause fragt Chloe: “Worüber willst du mit ihm sprechen?” “Das habe ich mir noch nicht so richtig überlegt. Aber vielleicht lässt er ja irgendwie mit sich reden. Vielleicht können wir einen Kompromiss finden. Ich glaube nicht, dass er Lust auf diese ewigen Spielchen hat,” meint Oliver. Ich schüttele den Kopf und sage leise: “Da wäre ich mir nicht so sicher.” “Einen Versuch wäre es doch wert, oder? Vielleicht kann uns Lana helfen. Ihr würde er niemals etwas antun,” vermutet Oliver. “Nein,” erhebt Clark energisch das Wort, “wir werden keinen Anderen da mit reinziehen. Lana erst recht nicht! Ist das klar?” Clark scheint außer sich zu sein, dass Oliver einen solchen Vorschlag gemacht hat. Ich muss ihm allerdings zustimmen: “Clark hat recht, Oliver. Wir dürfen Niemanden mehr in die Sache reinziehen. Es ist schon genug Schlimmes geschehen. Noch sind wir einigermaßen glimpflich davon gekommen. Aber kannst du dafür garantieren, dass wir noch einmal so ein Glück haben werden?” Oliver senkt seinen Blick und schüttelt den Kopf. “Ich finde die Idee mit Lex zu reden gar nicht so schlecht,” wirft Chloe ein. “Vielleicht kann man ja wirklich alles irgendwie regeln!” “Chloe, seit wann bist du so naiv? Lex wird sich niemals mit Kompromissen zufrieden geben. Wenn, dann will er alles für sich,” erinnert Clark sie. “Lasst mich doch wenigstens versuchen, mit ihm zu reden! Vielleicht wird er etwas verraten, oder doch auf einen Kompromiss eingehen,” entgegnet sie verzweifelt. “Du willst mit ihm reden? Ich dachte du hättest Angst, dass er dir etwas antut?” wundere ich mich. “Nein, ihr habt doch selbst gesagt, wenn mir etwas zustoßen würde, wäre er sofort wieder im Knast,” kontert sie. Mrs. Kent nimmt einen großen Schluck ihres Kaffees und wendet sich sorgenvoll Chloe zu: “Chloe, denk an die Sache mit Lionel. Lex hat ihn verschwinden lassen. Das selbe könnte er auch mit dir tun. Wenn du verschwindest, würde die Polizei ihn nicht gleich wieder in Gewahrsam nehmen. Er könnte dich also ohne Probleme verschwinden lassen, ohne dafür belangt zu werden.” Chloe haut mit der flachen Hand auf den Tisch und meint ärgerlich: “Was für eine Möglichkeit haben wir denn dann noch, als einfach nur zu warten?” Alle schweigen. Clark greift unter dem Tisch nach meiner Hand und drückt sie. Er denkt bestimmt an die Situation mit Lois, die uns noch bevor steht. Er weiß, dass wir nicht nur rum sitzen und abwarten werden. Doch er wird den Anderen auch nicht erzählen, was wir schon wissen. Genauso wie ich, versucht er die Anderen möglichst nicht zu belasten. Manchmal spüre ich einfach genau, was er gerade denkt. In vielen Dingen sind wir uns sehr ähnlich. Plötzlich durchdringt ein Klingeln die Stille. Chloe zieht ihr Handy aus ihrer Jackentasche und hebt ab: “Ja?” Sie lauscht in die Leitung und sieht dabei angestrengt an uns vorbei. Ich höre eine Männerstimme. Sie kommt mir bekannt vor, doch ich habe sie noch nicht oft gehört. Ich konzentriere mich auf die Stimme und es gelingt mir schnell die Worte deutlich zu verstehen: “…bei dir bedanken. Ich weiß zwar nicht wie du das gemacht hast, aber dass du wieder lebst, hat mir sehr geholfen! Du wirst es noch bereuen wieder auferstanden zu sein, denn du wirst all deine Freunde sterben sehen.” Chloe fällt der Stimme am anderen Ende ins Wort: “Was willst du, Lex?” “Nichts, wie gesagt, ich wollte nur danke sagen!” Dann legt er auf. Entsetzt sieht uns Chloe an. Oliver hakt sofort nach, schließlich hat er kein Wort verstanden: “Das war Lex? Was hat er gesagt?” Auch Martha sieht Chloe gespannt an. “Er hat sich bedankt, dass er dank mir wieder frei ist. Und dass ich es bereuen werde, weil….” sie muss schlucken und eine kurze Pause einlegen bevor sie fortfährt: “…weil ich alle meine Freunde sterben sehen werde!” Martha hält sich entsetzt die Hand vor den Mund. Auch Oliver ist sichtlich geschockt und stellt fest: “Das war die Kampfansage. So schnell habe ich damit nicht gerechnet.” Erneut kehrt betretenes Schweigen ein. Ich blicke Clark an. Sollten wir ihnen nicht doch von meiner Vision mit Lois erzählen? Diesmal scheint Clark nicht zu verstehen, was ich von ihm will. Also entschließe ich mich dazu Oliver und Chloe einfach davon zu berichten. Danach kriege ich nur einen genervten Blick von Clark zu sehen, weil er nicht damit einverstanden gewesen ist es den Beiden zu sagen. Und Oliver meint nur: “Warum habt ihr uns das nicht gleich gesagt? Wir müssen überlegen wie wir das verhindern können!” “Wir werden es nicht verhindern können, Oliver. Meine Visionen sind immer so eingetreten, wie ich sie vorhergesehen habe. Aber ich habe schon eine Lösung für die ganze Sache.” Wie zuvor schon Clark und Mrs. Kent, erkläre ich nun auch Chloe und Oliver, dass ich schon einen Weg gefunden habe, zu verhindern dass Lois stirbt. Die beiden sehen mich skeptisch an. Besonders Chloe gegenüber plagt mich ein schlechtes Gewissen, zu verlangen dass sie mir in dieser Sache vertrauen soll. Als sie mir das letzte Mal bei so etwas vertraut hat, wurde sie erschossen. Und diesmal ist ihre eigene Cousine davon betroffen. Doch letztendlich geben sich die Beiden damit zufrieden. Wir beschließen nun erst mal bis zu der besagten Situation abzuwarten und zu sehen, was danach geschieht, denn im Moment sehen wir keine andere Möglichkeit. Chloe verlässt dann bald gemeinsam mit Oliver die Farm. Mrs. Kent geht daraufhin sofort ins Bett. Ich spüre wie beunruhigt sie alle sind und hoffe, dass alles so klappt wie ich mir das vorstelle. Wenig später liegen auch Clark und ich im Bett. Während Clark sofort einschläft, liege ich noch eine ganze Weile wach und grübele über das Bevorstehende nach. Am nächsten Morgen wache ich neben Clark auf. Er liegt hinter mir und hat seine Arme um mich geschlungen. Vorsichtig drehe ich mich zu ihm um. Ich sehe ihn an und stelle fest, wie friedlich und glücklich er im Schlaf aussieht. Sanft streiche ich durch seine Haare, die total zerzaust sind. Ein seichtes Lächeln umspielt seinen Mund. Ich könnte mich immer wieder neu in ihn verlieben, wenn ich ihn so sehe. Schläfrig öffnet er seine Augen und blickt mich an. Sein Lächeln verstärkt sich. Ich beuge mich zu ihm und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn. “Ich liebe dich so sehr,” flüstere ich. Er rutscht ganz eng an mich heran und drückt mich an seine nackte Brust. “Ich liebe dich auch,” haucht er zärtlich in mein Ohr. Eine Zeit lang bleiben wir so liegen und genießen einfach nur die Nähe des Anderen. Doch dann wagt Clark einen Blick auf den Wecker und schreckt auf: “Oh Gott, es ist schon kurz nach sieben! Ich müsste längst beim ‘Inquisitor’ sein!” Er wirft die Decke zurück und springt aus dem Bett. Im Nu stehe ich vor ihm und schubse ihn zurück auf das Bett. Er sieht so verdammt gut aus, als er so vor mir liegt. Seine Muskeln zeichnen sich deutlich auf seinem Bauch ab. Er turnt mich noch immer genauso an, wie am Anfang unserer Beziehung. In Situationen wie dieser gerade, vergesse ich manchmal alles um mich herum. Clark sieht verwirrt zu mir auf und fragt: “Was soll das?” Ich knie mich über ihn und gebe ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Sanft streiche ich mit den Fingern über seine Brust. Ich merke wie schwer es ihm fällt mich zurückzuweisen. Doch schließlich greift er nach meinen Händen und hält sie fest. Mit einem Ruck befreit er sich unter mir und liegt plötzlich selbst auf mir. Nun ist er es, der mich küsst. Ich genieße es, wenn er die Oberhand gewinnt. Doch gleich darauf rappelt er sich auf und meint während er sich ein T-Shirt über den Kopf zieht: “Du weißt, ich würde auch viel lieber hier bleiben, aber das Geld verdient sich nicht von allein!” Ich stehe auch auf und gehe zu ihm. Sanft streiche ich ihm über die Wange und grinse ihn frech an: “Arbeite nicht zu viel! Du wirst hier noch gebraucht!” Verschmitzt beiße ich mir auf die Unterlippe. Er versteht meine Anspielung und antwortet gespielt arrogant: “Keine Sorge, dafür bin ich immer fit genug. Ich freue mich auf nachher!” Er grinst mich ein letztes Mal an, dann lässt er mich stehen und düst los. Am liebsten hätte ich ihn jetzt bei mir behalten, doch mir ist klar, dass er arbeiten gehen muss, sonst könnte er die Farm nicht mehr halten. Während Clark beim ‘Inquisitor’ ist, setze ich mich an den Laptop und tippe eine Story für meinen Chef. Doch immer wieder gehen meine Gedanken zu meiner letzten Vision über. Ich klappe den Laptop zu, schnappe meine Jacke und mache mich auf den Weg nach Metropolis. Dort werde ich mir eine kleine Bleidose besorgen, in der ich einen Meteoritenstein aufbewahren kann, um ihn immer bei mir zu tragen. So war mein Plan und je eher ich ihn erledigt habe, umso besser bin ich auf die Situation mit Lex und Lois vorbereitet. Mrs. Kent ist mal wieder fleißig mit Backen beschäftigt. Kurz verabschiede ich mich von ihr und zwei Minuten später stehe ich in der Innenstadt von Metropolis. Als ich zurück zur Farm komme bitte ich Martha einen Kryptonitstein in die Dose zu legen und mir diese dann wieder zu geben. Ich schätze Mrs. Kent wirklich sehr. Ohne Fragen zu stellen hat sie getan, um was ich sie gebeten habe. Diese Frau ist einfach unglaublich. Mit ihrer liebevollen Art kann man sie nur ins Herz schließen. Es ist noch nicht spät, also beschließe ich Chloe anzurufen und zu fragen, ob sie Lust hat irgendwo einen Kaffee trinken zu gehen. Doch Chloe ist gerade beim ‘Daily Planet’ und kann nicht weg. Also frage ich Mrs. Kent, ob ich etwas auf der Farm helfen kann. Tatsächlich hat sie einige Aufgabe für mich. Also beginne ich Heu- und Strohballen in der Scheune zu stapeln. Dann fahre ich mit dem Pick-Up ein paar Ballen hinaus zu den Rindern auf die Weide. Hier war ich erst einmal, als mir Clark alle Aufgaben auf der Farm gezeigt hat. Nachdem ich das Heu und Stroh ein bisschen verteilt habe, fahre ich zurück zur Scheune und miste die Pferdeboxen aus. Shelby begleitet mich die ganze Zeit. Immer wieder kommt er zu mir und will gestreichelt werden. Plötzlich höre ich Schritte hinter mir, die zum Stehen kommen. Shelby beginnt zu knurren. Schnell fahre ich herum. Ich ahne nichts Gutes. “Charmanter Hund,” ertönt plötzlich eine männliche Stimme. Es ist Lex. Zum ersten Mal stehe ich ihm allein gegenüber. Instinktiv weiche ich ein paar Schritte zurück. Er trägt einen schwarzen Mantel und eine Sonnenbrille, die er jetzt absetzt und in seiner Jackentasche verschwinden lässt. “Shelby ist nur bedeutend schlauer als so mancher Mensch,” erwidere ich auf seinen Kommentar. Lex setzt ein falsches Lächeln auf und atmet dabei laut aus. “Sarah? Richtig?” Ich gehe nicht auf seine Frage ein, sondern frage ihn möglichst selbstsicher: “Was willst du hier?” Wieder lächelt er selbstverliebt: “Ich wollte mich nur mal richtig vorstellen und sehen, wem ich es zu verdanken habe, dass ich fast auf Ewig hinter Gittern gelandet bin.” “Gut, dann kannst du ja jetzt gehen,” blaffe ich ihn an. “Nicht so schnell!” Er hebt besänftigend die Hand und kommt einige Schritte auf mich zu. Bevor ich mich von ihm in die Enge treiben lasse, laufe ich an ihm vorbei zum Scheunentor. Er kann mir so schnell nicht folgen und braucht eine Weile, bis sein Blick wieder auf mich fällt. “Hm, dass du schnell bist, wusste ich schon. Aber angesichts dessen, dass du Clarks Freundin bist, gehe ich stark davon aus, dass du auch die restlichen seiner Fähigkeiten hast. Du bist doch bestimmt vom selben Planeten wie er,” mutmaßt er. “Ich würde nicht ausprobieren, dass herauszufinden,” rate ich ihm zornig. “Nein! Das habe ich auch nicht vor,” winkt er ab. “Wie gesagt, ich wollte nur mal sehen, mit wem ich es zu tun habe, bevor wir zum nächsten Schritt kommen.” “Egal wie dein nächster Schritt auch aussehen soll, wir werden nicht zulassen, dass du noch Irgendjemanden etwas antust.” Ich spüre, wie ich beginne zu zittern. Lex darf auf keinen Fall merken, wie sehr er mich beunruhigt. “Ich habe nicht vor Irgendjemanden etwas anzutun. Ich habe vor mich an euch zu rächen! An dir, an den Justice und vor allem an Clark!” Lex’ Miene ist todernst und eiskalt, als er seine Rachegelüste offenbart. “Warum hast du es so auf Clark abgesehen? Ihr wart mal befreundet und er hat dir mehr als nur einmal das Leben gerettet!” Lex zuckt kopfschüttelnd mit den Schultern und meint zornig: “Clark hat mich die ganze Zeit nur hinters Licht geführt! Er war nie ehrlich zu mir. Und dann hat er angefangen gegen mich zu arbeiten. Dabei hätten wir ein großartiges Team sein können. Er mit seinen Fähigkeiten und ich mit meinen finanziellen Möglichkeiten. Wir hätten die Welt besser machen können. Doch er hat sich immer mehr von mir abgewandt und es letztendlich sogar geschafft, dass meine eigene Frau mich verlässt.” “Dass Lana dich verlassen hat, hast du allein zu verantworten. Ich weiß nicht was alles zwischen euch abgelaufen ist, aber Liebe war es bestimmt nicht. Clark hat damit nichts zu tun,” wehre ich seine Anschuldigungen ab. “Clark ist an allem Schuld. Ständig hat er mir dazwischen gefunkt. Durch ihn weiß ich, dass es wahre Freundschaft nicht gibt. Ich hätte für ihn alles getan, aber er hat mir immer nur Vorwürfe für mein Handeln gemacht. Doch im Gegensatz zu mir hatte er es immer einfach. Er hatte tolle Eltern, die ihm immer den richtigen Weg gezeigt haben. Und welcher Weg wurde mir gezeigt? Nein! Clark hat mich im Stich gelassen und das wird er bezahlen!” droht er verächtlich. Lex blickt eiskalt zu mir hinüber. Ich spüre, dass nicht nur Hass in seiner Stimme mitschwingt, sondern auch Traurigkeit und Enttäuschung. Ihm muss unheimlich viel an Clark gelegen haben, dass seine Gefühle so sehr in Hass umschlagen konnten. Fast tut er mir ein bisschen leid wäre er nicht so bedrohlich. Lex wirft mir einen letzten Blick zu, dann geht er eilig an mir vorbei und verlässt die Farm mit seinem Porsche. Stutzig sehe ich dem Wagen nach und gehe das Gespräch noch einmal in Gedanken durch. Dann sehe ich, wie Martha angelaufen kommt. “Sarah, ist alles in Ordnung? War das gerade Lex?” fragt sie nach Luft ringend. Ich nicke sprachlos. “Was hat er gewollt?” fragte sie hektisch. Ich schüttele sachte den Kopf und sage: “Er hat mich vorgewarnt!” Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf. Hätte sich Lex an mir rächen wollen, hätte er es eben tun können. Er hätte nur Kryptonit gebraucht und ich wäre ihm hilflos ausgeliefert gewesen. Er muss etwas Anderes beabsichtigt haben. Will er mich verunsichern, mich vielleicht gegen Clark aufhetzen? Ich durchschaue einfach nicht, was Lex mit seinem Besuch bezweckt hat. “Vorgewarnt?” holt mich Mrs. Kent aus meinen Gedanken zurück. “Ja, er sagte er wolle nur sehen, mit wem er es zu tun hat,” erwidere ich und verrate nichts vom Rest des Gespräches. “Sarah, bist du sicher, dass er nichts mit seinem Besuch beabsichtigt hat?” hakt Martha nach. “Ich weiß es nicht, Mrs. Kent. Er war irgendwie komisch. Aber ich kenne ihn auch nicht gut genug, als das ich ihn einschätzen könnte! Keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte!” “Du solltest Clark davon berichten,” legt sie mir ans Herz. “Nein. Ich will ihn nicht unnötig beunruhigen,” wehre ich ab. “Sarah, lass nicht zu, dass Lex zwischen euch steht. Fang nicht an Clark etwas zu verheimlichen, dass hat sich bisher noch nie bewährt.” Sie lächelt mich an, reibt kurz über meinen Arm und geht zurück ins Haus. Martha hat Recht, ich darf Clark nichts verheimlichen. Ich beschließe es ihm sofort zu sagen und laufe los. Kurz darauf stehe ich neben Clarks Schreibtisch beim ‘Inquisitor‘. Erschrocken sieht er von seinem Computer auf. “Was machst du denn hier,” fragt er mich. Verwundert zieht er seine Augenbrauen hoch. “Lex war auf der Farm,” antworte ich schnell. “Was?” Entsetzt sieht mich Clark an. “Was wollte er? Geht’s dir gut?” “Ja, mit mir ist alles in Ordnung.” Ich berichte Clark von der Begegnung mit Lex. “Was meinst du was er damit bezwecken wollte?” frage ich ihn nervös. “Das klingt so, als wolle er Mitleid erhaschen. Vielleicht will er versuchen dich auf seine Seite zu ziehen,” überlegt Clark laut. “Clark, dass ist lächerlich! Ich…” “Nein,” unterbricht mich Clark ernst, “das ist nicht lächerlich! Er hat es auch damals geschafft Lana zu sich zu holen.” Ich höre den zweifelhaften Unterton heraus. “Du glaubst nicht wirklich, dass ich mich jemals auf Lex’ Seite stellen würde?” frage ich ihn enttäuscht. Er sieht mich nur hilflos an und bringt keinen Ton heraus. Fragend blicke ich in seine Augen. Dann fällt mir nicht mehr ein, als nachdrücklich zu sagen: “Clark, ich liebe dich!” “Ich weiß, aber ich habe schon so viel mit Lex erlebt, da ist nichts unmöglich,” erwidert er. Das war jetzt wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Zweifelt er wirklich die Stärke meiner Gefühle für ihn an? Es reicht. So einen Mist höre ich mir nicht länger an. Ich lasse ihn sitzen und laufe in Superspeed davon. Kurz vor Smallville holt er mich ein. “Sarah, jetzt warte,” ruft er hinter mir her. Ich bleibe mitten auf der Straße stehen, drehe mich um und sehe ihn mit tränenerfüllten Augen an. “Es tut mir leid. Ich bin ein Idiot,” entschuldigt sich Clark. Wütend fahre ich ihn an: “Du weißt was unsere Väter uns gesagt haben. Wir sind füreinander bestimmt. Wie kannst du nur glauben, dass ich dich verlassen würde um mich auf Lex’ Seite zu stellen? Ich liebe dich, wie ich nie zuvor einen Menschen geliebt habe! Bevor ich mit Lex gemeinsame Sache machen würde, würde ich mich eher umbringen! Es tut verdammt weh, wenn du so etwas von mir denkst!” Tränen bahnen sich einen Weg über meine Wangen. Clark kommt zu mir, nimmt mich in den Arm und drückt mich an sich. Leise sagt er: “Es tut mir so leid. Ich liebe dich. Ich habe einfach nur Angst dich zu verlieren. Wir dürfen uns nicht wegen Lex streiten.” Liebevoll sieht er mich an und wischt die Tränen mit seinen Daumen aus meinem Gesicht. Dann beugt er sich zu mir hinab. Seine Lippen berühren fast meine, als uns eine Hupe jäh unterbricht. Ein alter schwarzer Ford steht vor uns auf der Straße und will durch. Rasch gehen wir beiseite. Clark hebt entschuldigend seine Hand. Auf dem Rasenstreifen stehend, lächelt mich Clark versöhlich an. “Lex wird es nicht schaffen, sich zwischen uns zu stellen,” versichere ich ihm und blicke ihm dabei tief in die Augen. Mit einem Kuss besiegelt er meine Worte. Es ist später Nachmittag als Clark auf die Farm zurückkehrt. Er war noch einmal zur Arbeit gegangen, nachdem wir uns auf der Straße versöhnt hatten. Kaum ist er zur Tür hereingekommen, klingelt sein Handy. Er gibt mir einen flüchtigen Kuss zur Begrüßung und geht an sein Telefon. “Hallo Chloe,” begrüßt er sie auf der anderen Seite der Leitung. Ich kann mich nicht beherrschen und höre mit. Chloe redet noch schneller als sonst. Sie scheint ganz aufgeregt zu sein. “Hi Clark! Es gibt Neuigkeiten. Ich hab euch doch erzählt, dass ich Chancen hätte stellvertretende Chefredakteurin zu werden und… ja, was soll ich sagen? Ab heute bin ich es!” “Hey Chloe, das ist ja großartig,” gratuliert ihr Clark strahlend. “Bist du beim ‘Planet‘?” “Ja, es wurde mir gerade mitgeteilt,” antwortet sie stolz. “Warte, wir sind gleich da,” sagt Clark und klappt sein Handy zu. Er sieht mich kurz an und läuft los. Kurz darauf stehen wir in der Redaktion des ‘Daily Planet‘. Chloe kennt die Auftritte von Clark schon in und auswendig und erschreckt sich nicht, als wir plötzlich neben ihr stehen. Sie dreht sich zu uns und strahlt uns glücklich an. “Hey Chloe, herzlichen Glückwunsch,” gratuliere nun auch ich ihr und nehme sie in den Arm, um meiner Freude noch mehr Nachdruck zu verleihen. Auch Clark drückt sie daraufhin an sich und meint: “Ich wusste schon immer, dass du irgendwann aufsteigen wirst. Pass auf, nicht mehr lange und du sitzt hier auf dem absoluten Chefsessel!” Chloe winkt ab und meint: “Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel es mir bedeutet, endlich die erste Hürde genommen zu haben. Ich habe teilweise schon an mir selbst gezweifelt.” “Das musst du nicht, Chloe. Ich habe immer an dich geglaubt. Dein Name wird bald jedem Journalisten ein Begriff sein,” motiviert Clark sie. Sie lächelt ihn liebevoll an und sagt: “Clark, das ist echt lieb von dir. Aber jetzt lasst uns feiern. Kommt, ich gebe einen aus!” Am nächsten Tag wache ich ziemlich spät auf. Meine Hand tastet auf die andere Bettseite doch sie ist leer. Clark ist bestimmt schon auf der Arbeit. Langsam hebe ich meinen Kopf um auf den Wecker zu blicken. Plötzlich dreht sich alles und ein drückender Schmerz breitet sich hinter meiner Stirn aus. Schnell lasse ich den Kopf wieder auf das Kissen sinken. Okay, wir waren gestern ziemlich spät zu Hause. Ich glaube, ich habe etwas zu viel getrunken. So genau weiß ich auch nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin. Ich nehme einen zweiten Anlauf, um auf den Wecker zu blicken. Die Digitalanzeige ist leicht verschwommen, aber so wie es aussieht ist es schon halb elf. Stöhnend quäle ich mich aus den Federn und tapse über den Flur ins Bad. Eine Dusche wird mir jetzt bestimmt gut tun. Eine Stunde später stehe ich in der Küche und mache mir einen Toast. Niemand ist da. Am Kühlschrank hängt ein Zettel. ‘Bin bei Nell in Metropolis. Komme erst spät nach Hause, Martha’, steht darauf. Nell ist Lanas Tante, bei der diese aufgewachsen ist. Martha ist schon lange mit ihr befreundet. Ich esse in Ruhe meinen Toast und gehe dann hinaus, um nachzusehen was ich auf der Farm tun kann. Langweilig wird es hier nie. Irgendetwas muss immer getan werden. Ich bin gerade dabei einen Zaun direkt vorm Haus zu reparieren, als ein silberner Porsche vorfährt. Ich gehe auf den Wagen zu, der einige Meter vor mir zum stehen kommt. Lex steigt aus. “Muss ich jetzt jeden Tag mit deinem Besuch hier rechnen? Tut mir leid, dass ich keinen Kaffee gemacht habe,” rufe ich ihm ironisch entgegen. “Ich wollte dir nur etwas zeigen,” entgegnet er im milden Ton. Er hält einen großen Umschlag in der Hand und streckt ihn mir entgegen. “Hier, das wird dich interessieren,” meint er mit ernstem Gesicht. Ich habe nach wie vor Respekt vor ihm, schließlich könnte er jeden Moment einen Meteoritenstein zücken, also reagiere ich abweisend auf ihn. “Mich interessiert nichts, was von dir kommt,” sage ich ruhig, drehe mich um und gehe zurück zum Zaun. Ich höre wie er in den Wagen steigt und davon fährt. Neugierig drehe ich mich um und sehe dem Porsche hinterher. Dann fällt mein Blick auf den Umschlag, der Mitten auf dem Hof liegt. Zögernd gehe ich zu ihm und hebe ihn auf. Der Umschlag ist dünn. Er ist nicht verschlossen. Ich blicke forschend hinein. Es scheinen Fotos darin zu stecken. Meine Hand greift hinein und zieht mehrere schwarzweiß Fotos heraus. Ich werde stutzig als ich das erste Bild ansehe. Was soll das? Hektisch sehe ich mir eine Aufnahme nach der Anderen an. Nein, das kann nicht wahr sein! Die Fotos zeigen Clark und Lana. Sie scheinen in der Wohnung über dem ‘Talon’ aufgenommen wurden zu sein. Verzweifelt suche ich nach einem Datum auf den Bildern. Doch ich finde nichts. Mir fällt auf, dass Clark auf den Fotos Klamotten trägt, die er auch die letzten Tage trug. Die Aufnahmen zeigen die Beiden in eindeutigen Positionen. Sie küssen sich auf einigen Bildern und auf anderen sieht man sie zusammen auf dem Bett liegen. Geschockt lasse ich die Bilder fallen. Noch einmal werfe ich einen Blick in den Umschlag. Ein kleiner Zettel liegt noch darin, auf dem handschriftlich geschrieben steht: ‘Diese Fotos sind vor zwei Tagen entstanden! Lex’. Kann das wirklich wahr sein? Sind die Fotos echt? Wenn nicht, versteht Jemand sein Handwerk wirklich gut, denn Clark trägt eindeutig die selbe Kleidung wie vor zwei Tagen! Aber wie sollte jemand solche Fotos in der Wohnung machen können? Ich bin total verwirrt. Was soll ich jetzt tun? Clark zur Rede stellen? Wenn tatsächlich an der Sache etwas dran wäre, würde er es doch sowieso abstreiten. Also beschließe ich Lex aufzusuchen. Ich lasse den Umschlag fallen und laufe los. Es dauert nicht lange und ich habe Lex in seinem Porsche eingeholt. Er fährt viel schneller als es auf dieser Straße erlaubt wäre. Von hinten nähere ich mich seinem Wagen, greife nach ihm und halte ihn an der Stoßstange fest. Doch die Stoßstange hält dem Zug des Wagens nicht stand und nach einem kurzen Ruck halte ich sie in der Hand während der Porsche weiter rast. Doch gleich darauf tritt Lex auf die Bremse und kommt zum Stehen. Er muss mich und den Verlust seiner Stoßstange bemerkt haben. Ich laufe ihm entgegen, während er aussteigt und zum Heck des Porsches geht. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob Lex mir gefährlich werden könnte, greife ich ihn am Schlafittchen und drücke ihn gegen sein Auto. Zornig frage ich ihn: “Was haben diese Fotos zu bedeuten?” Ich spüre den Respekt den er meinen Kräften entgegenbringt. Zögernd antwortet er: “Sarah, ich wollte dir nur zeigen, wer Clark wirklich ist. Er ist ein Lügner, der Anderen etwas vorspielt. Er ist nicht der, für den du ihn hältst. Er…” “Du lügst,” fahre ich ihm ins Wort. “Clark würde so etwas nie tun!” “Ich denke, die Fotos sprechen für sich,” meint Lex mitleidig. “Die Aufnahmen sind gefälscht! Das ist für Jemanden wie dich ein Kinderspiel!” Zornig sehe ich ihn an und drücke ihn noch stärker gegen das Auto. “Welchen Sinn würde es für mich machen, dir gefälschte Fotos zu zeigen? Ich will nicht, dass noch einmal Jemand auf ihn rein fällt, so wie ich damals!” Er bestärkt seine Worte indem er mich eindringlich ansieht. “Du versuchst mich auf deine Seite zu ziehen,” mutmaße ich. “Was hätte ich davon? Deine Kräfte sind denen Clarks zwar ebenbürtig, aber besiegen könntest du ihn auch nicht,” streitet er ab. Ich lasse ihn los und trete einige Schritte zurück. Lex richtet sich wieder auf und rückt seinen Mantel zurecht. “Du willst mir also weiß machen, völlig uneigennützig zu handeln,” frage ich ihn skeptisch. “Nein. Es ist für mich eine Genugtuung zu sehen, das Clark Kent nicht noch einmal Jemanden so täuschen kann wie mich!” “Ich glaube dir kein Wort,” sage ich verbittert. “Das habe ich auch nicht anders erwartet. Glaub was du willst. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.” Damit wendet er sich von mir ab, steigt in den Wagen und fährt mit quietschenden Reifen davon. Noch eine Weile bleibe ich auf der Straße stehen. Die Welt um mich herum scheint still zu stehen. Kein Lüftchen rührt sich mehr, keine Autos kommen vorbei. Gedanken rasen durch meinen Kopf, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Sollte Lex wirklich die Wahrheit sagen? Betrügt mich Clark tatsächlich mit Lana? Sind die Beiden so abgebrüht und hintergehen mich? Es gibt einige Dinge, die dem ganzen einen Sinn geben würden. Clarks merkwürdiges Verhalten, wenn es um Lana ging. Er hat eine Weile gebraucht, um mit uns gemeinsam etwas unternehmen zu können, ohne dabei verlegen zu wirken. Er hat viel beim ‘Inquisitor’ gearbeitet, obwohl er sich die Zeit eigentlich selbst einteilen könnte. Die Fotos, die so verdammt echt aussahen. All diese Dinge lassen mich zweifeln, ob Lex tatsächlich lügt. Was ist, wenn er die Wahrheit sagt? Wenn Clark wirklich nicht so ist, wie er vorgibt zu sein? Wenn er in Wirklichkeit noch immer Lana liebt und mich nur für irgendetwas benutzt? Noch nie habe ich an so etwas gedacht, denn ich hatte immer das Gefühl, dass Clark mich wirklich liebt. Doch jetzt, wo ich genauer über all das nachdenke, würde alles einen Sinn ergeben! Vielleicht wusste er schon, wie man Chloe zurückholen konnte und hat mir nur seine Unwissenheit vorgegaukelt, um meine Unterstützung zu bekommen. Ebenso wie bei der Sache mit Lana. Und zum Kampf gegen Lex und als Hilfe auf der Farm würden meine Fähigkeiten auch von Nutzen sein. Hat er seine Liebe nur gespielt? Ist er nur deswegen zu mir zurück gekommen? Ich ertrage diesen Gedanken nicht! Lauthals beginne ich zu weinen. Wie konnte ich nur auf ihn reinfallen? Wenig später bin ich zurück auf der Farm. Die Fotos wurden vom Wind über den ganzen Hof verteilt. Ich sammele sie ein, gehe ins Haus und lege sie auf den Küchentisch. Dann packe ich meine wichtigsten Sachen zusammen und schreibe einen Zettel mit den Worten: ‘Ich hasse dich!’. Diese Nachricht lege ich zu den Fotos auf den Tisch. Ich werfe mir die Tasche über die Schultern und gehe los, dazu entschlossen erst mal in ein Motel zu ziehen. Am nächsten Tag steht Chloe vor meiner Zimmertür. "Hey Sarah, was ist los mit dir?" fragt sie mich neugierig und drängelt sich an mir vorbei, in mein sparsam eingerichtetes Zimmer. Sie lässt sich auf das Bett plumpsen, wirft ihre Tasche neben sich und sieht mich abwartend an. Als ich jedoch nichts von mir gebe, brabbelt sie los: "Clark hat mir erzählt, dass du einfach weg warst, als er nach Hause kam. Er hat mir das hier gezeigt." Sie kramt in ihrer riesigen quietschgelben Handtasche und zieht den Umschlag mit den Fotos daraus hervor. Ich schüttele enttäuscht den Kopf und meine: "Und jetzt hat Clark nicht mal den Mut dazu, selbst hierher zu kommen, um mit mir zu reden. Er schickt dich vor, wie armselig ist das denn?" "Sarah, Clark weiß nicht, dass ich hier bin. Ich habe eben erst herausgefunden, wo du untergekommen bist. Hör zu, ich kann verstehen was du von ihm denken musst. Deswegen dachte ich, es sei besser erst selbst herzukommen, bevor ich Clark deinen Aufenthaltsort verrate." "Schon klar, Chloe. Das hätte ich jetzt auch gesagt." werfe ich ihr zornig an den Kopf. Chloe steht auf und geht auf mich zu. Ich merke wie ärgerlich sie ist als sie sagt: "Jetzt hör mir mal zu! Clark liebt dich mehr, als jeden Anderen auf dieser Welt. Niemals würde er tun, was auf den Fotos zu sehen ist. Ebenso wenig würde Lana das machen. Ich weiß nicht woher die Fotos stammen, aber sie sind definitiv nicht echt! Sarah, überleg doch mal was ihr in der kurzen Zeit schon alles durchgemacht habt. Ihr wart bei euren Vätern und beide sagten ihr seid füreinander bestimmt. Und denk mal darüber nach, wie ihr mir das Leben gerettet habt. Das geht doch nur wenn sich zwei Kryptonier wirklich lieben. Würde Clark Lana noch lieben, dann würde ich nicht hier vor dir stehen!" Chloe hat recht. Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Doch mir fällt etwas ein, das ich sofort anspreche: "Aber diese Aufnahmen wurden vor drei Tagen gemacht. Vielleicht haben sich seine Gefühle mittlerweile geändert. Das du lebst, ist keine Garantie, dass Clark mich liebt." "Sei doch nicht so verbohrt, Sarah!" fährt mich Chloe nun laut an. "Clark sitzt auf der Farm und ist völlig am Ende. Kannst du dir vorstellen, wie er sich gerade fühlt. Jemand versucht euch auseinander zu bringen und er kann nichts dagegen tun. Das hat er nicht verdient. Warum kannst du ihm nicht vertrauen?" "Weil einfach alles einen Sinn ergibt! Er hat sich die letzten Tage merkwürdig verhalten, besonders wenn er mit Lana und mir gemeinsam unterwegs war." erkläre ich. "Das ist ihm nicht zu verdenken, wenn du mit deinem Ex und ihm unterwegs wärst, würdest du dich auch nicht ganz normal verhalten können." hält Chloe zu Clark. "Er hat viel mehr gearbeitet als sonst, wobei er sich die Zeiten doch einteilen könnte." werfe ich als nächstes ein. "Weil er die Tage, als er bei dir in Deutschland war, nachholen muss." argumentiert Chloe. "Und die Fotos? Die sehen so echt aus. Wie soll man so etwas fälschen können? Clark trägt genau die Klamotten auf den Bildern, die er auch wirklich in den letzten Tagen an hatte. Chloe, es spricht so viel dafür!" "So ein Quatsch! Die Bilder lassen sich für Profis ganz einfach fälschen! Überleg doch mal, sie sind schwarzweiß damit sie möglichst real wirken und kleine Differenzen nicht auffallen. Sarah, denk noch einmal in Ruhe darüber nach. Du wirst merken, es kommt einfach nur darauf an, von welcher Seite du es sehen willst. Du wurdest von Jemandem extrem verunsichert. Aber denk an Clark. Glaubst du ganz, ganz ehrlich, er würde dir so etwas antun?" Sie sieht mir tief in die Augen. Tränen laufen nun über meine Wangen. Ich muss schlucken und lasse den Kopf sinken. "Chloe, die Bilder. Ich habe die Bilder von Lex!" Als ich sie ansehe blicke ich in ein entsetztes Gesicht. Ungläubig schüttelt sie den Kopf und meint: "Das kann doch nicht wahr sein. Wie kannst du dich von Lex so beeinflussen lassen? Es ist doch ganz klar, was er damit bezwecken wollte. Du…. Du…. da fällt mir nichts mehr zu ein!" Chloe schnappt sich ihre Tasche, verlässt verärgert das Zimmer und lässt mich, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, stehen. Verdammt, ich habe Clark so unrecht getan. Was wird er von mir denken, wenn er erfährt, wie schnell ich auf Lex reingefallen bin? Ich muss sofort zu ihm. Schnell packe ich meine Tasche, zahle mein Zimmer an der Rezeption und laufe zur Farm. Von Weitem schon sehe ich Clark an seinem Scheunenfenster stehen. Ich laufe in die Scheune hinein und hinauf in sein Loft. Blitzschnell dreht er sich um. Überrascht sagt er meinen Namen: "Sarah!" Es tut mir in der Seele weh, als ich die Tränen in seinen Augen sehe. Wie konnte ich nur so dumm sein und ihn so verletzen? Ich lasse meine Tasche fallen, laufe auf ihn zu und wir fallen uns in die Arme. "Clark es tut mir so leid, ich wollte das nicht! Ich liebe dich so sehr." flüstere ich während er mich ganz fest an sich drückt. "Hauptsache, du bist wieder bei mir." wispert er mit zittriger Stimme in mein Ohr und drückt meinen Kopf fest an seine Brust. Ich möchte ihm nichts verheimlichen, also erzähle ich ihm, von wem ich die Fotos habe. Enttäuscht sieht er mich an und fragt: "Wie konntest du Lex das nur glauben?" Clark so enttäuscht zu haben, versetzt mir einen Stich ins Herz. Traurig antworte ich ihm: "Ich weiß auch nicht. Auf einmal hat alles zusammen gepasst. Er hat gar nicht viel dazu gesagt." "Wahrscheinlich war es genau das. So konntest du dir die verrücktesten Gedanken machen. Sarah, mit Lex ist nicht zu spaßen. Psychospielchen hat er schon in die Wiege gelegt bekommen. Nur so ist er so erfolgreich geworden." erklärt Clark. "Glaub mir Clark, so etwas wird mir nicht noch einmal passieren. Zum Glück hat Chloe mir die Augen geöffnet." sage ich erleichtert. "Chloe?" Clark sieht mich fragend an. "Ja, sie hat mich im Motel gefunden und mir ordentlich den Kopf gewaschen." bestätige ich. "Das kann man so sagen." klingt plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um. Chloe ist nun auch auf der Farm angekommen und kommt die Treppe zum Loft herauf. "Ich hoffe du hast wirklich daraus gelernt, Sarah." Eindringlich sieht sie mich an. Ich nicke ihr mit einem schlechten Gewissen zu. "Naja," fährt sie mit deutlich besserer Laune fort, "jetzt wissen wir zumindest, was Lex vor hat." "Was meinst du?" wundert sich Clark. "Entweder er wollte Sarah auf seine Seite holen, oder er wollte dich, Clark, aus der Reserve locken, damit du einen Fehler machst. Vielleicht hätte er Sarah auch irgendwie hörig machen können und somit darauf gewartet, dass du dich freiwillig stellst um sie zu befreien. Auf jeden Fall hat er nicht vor Sarah etwas anzutun!" "Meinst du?" frage ich etwas verwirrt. "Ich habe damals auf dem Feld Lex' ganzen Plan durcheinander gebracht. Er müsste mich hassen und er sagte mir selbst, dass er Rache will!" "Vielleicht versucht er das Selbe wie damals mit Lana, oder?" mutmaßt Chloe. "Lex war doch schon immer auf alles neidisch was Clark hat. Womöglich hat er sich in den Kopf gesetzt euch auseinander zu bringen um dir Sarah wegzunehmen, Clark. Er hat es schließlich schon einmal geschafft dir die Freundin zu nehmen." wendet Chloe sich an Clark. Der sieht mich besorgt an. Ich lege meinen Arm um seine Hüfte und beruhige ihn indem ich sage: "Clark, du weißt wie sehr ich dich liebe. Du müsstest mir schon sehr weh tun, dass ich dich verlasse. Und wenn das jemals passieren sollte, wäre Lex der Letzte bei dem ich landen würde! Ich weiß wie gefährlich er ist." "Er hat es dieses Mal schon fast geschafft einen Keil zwischen uns zu treiben. Woher willst du wissen, dass er es nicht noch einmal schafft?" fragt Clark mich unsicher. "Weil ich jetzt weiß, was er vor hat. Und ich kann ihn jetzt besser einschätzen. Die letzten zwei Tage hat er mir einen Einblick in seine Machenschaften gegeben, dadurch dass er bei mir war. Vorher kannte ich ihn ja gar nicht, außer über eure Erzählungen oder die Telefonate. Jetzt kann ich ihn besser durchschauen. Vielleicht war das ganze Theater ja doch zu was gut." versuche ich es positiv zu sehen. "Sarah hat Recht, Clark," mischt sich Chloe wieder ein. "Lex hat sich durch diese Aktion offenbart. Wir kennen nun seinen Plan. Er hat bestimmt nicht damit gerechnet, dass sein Hinterhalt fehl schlägt. Wahrscheinlich denkt er jetzt, dass Sarah nichts mehr von dir wissen will. Das könnte ein Vorteil sein!" "Nein, das glaube ich nicht. Er wird spätestens Morgen herausgefunden haben, das sein Plan nicht aufgegangen ist. Und dann wird er sich etwas neues einfallen lassen." ist sich Clark sicher. "Ich denke es bringt nichts, jetzt weitere Vermutungen anzustellen." werfe ich ein. "Wir müssen einfach die Augen offen halten und auf jedes kleinste Zeichen achten, dass von Lex ausgeht. Sonst machen wir uns nur selbst verrückt!" Die beiden sehen mich kurz an und stimmen mir mit einem einsichtigen Kopfnicken zu. Chloe wirft daraufhin einen Blick auf ihre Uhr und meint erschrocken: "Es ist ja schon halb vier. Lois' Flieger landet in einer halben Stunde in Metropolis, ich wollte sie doch abholen." "Lois?" fragen Clark und ich wie aus einem Mund. Geschockt sehen wir uns an, denn uns beiden fällt mit ihrem Namen sofort meine letzte Vision ein. "Ich denke sie kommt erst in ein paar Tagen?" meint Clark und sieht Chloe nervös an. "Sie hat einen früheren Flieger bekommen. Deswegen kommt sie schon heute." erklärt Chloe. Dann wird es nicht mehr lange dauern, bis Lex Lois erschießt, geht es mir durch den Kopf. Unruhig sehe ich Clark an. Er erwidert hilflos meinen Blick. "Weißt du was, Chloe? Wir werden schon mal zum Flughafen vorlaufen. Du kommst dann einfach mit dem Auto nach." schlägt Clark vor und überspielt damit zum Glück unsere Nervosität. Chloe hat davon scheinbar nichts mitbekommen. Sie hat offensichtlich verdrängt, dass Lois bald von Lex entführt werden könnte. "Sollte ich nicht besser hier bleiben? Lois ist bestimmt noch immer nicht gut auf mich zu sprechen." werfe ich ein. Chloe sieht mich fragend an. "Ich habe dir doch mal erzählt, dass wir irgendwie keinen glücklichen Start miteinander hatten. Lois ist so…zickig." erkläre ich Chloe die daraufhin nur grinsen muss. "Typisch Lois! Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Aber keine Sorge, sie ist nicht nachtragend. Komm doch mit." bittet mich Chloe. Da ich Chloe heute nicht noch einmal enttäuschen möchte, gebe ich nach. Wir warten noch bis Chloe ins Auto gestiegen ist und davon fährt, dann machen Clark und ich uns auf den Weg zum Flughafen. Am Flughafen angekommen setzen Clark und ich uns noch in ein kleines Café das direkt an der Flughafenhalle liegt, schließlich haben wir noch zwanzig Minuten Zeit bis Lois landet. Wir bestellen uns beide einen Cappuccino und überlegen wie es jetzt wohl weiter geht. Doch schnell kommen wir mal wieder zu dem Schluss, uns nicht weiter den Kopf zu zerbrechen, weil es ja sowieso nichts bringt. Also wechsele ich das Thema, weil mich schon seit Tagen noch etwas anderes beschäftigt: "Meinst du wir sollten noch mal zu Zor fliegen?" "Warum sollten wir? Ich denke es ist sinnvoller jetzt hier zu bleiben, schließlich wird Lois uns bald brauchen." gibt Clark zu bedenken. "Ja, ich weiß. Aber vielleicht kann Zor erklären, warum ich diese Visionen habe. Clark, ich will nicht mein Leben lang in die Zukunft sehen können. Was ist wenn ich Dinge sehe die sich nicht verhindern lassen? So wie mit Lionel zum Beispiel. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass er nicht mehr am Leben ist!" Clark greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand und drückt sie. "Sobald wir die Sache mit Lois durchgestanden haben, werden wir zu Zor gehen. Ich kann mir vorstellen wie furchtbar diese Visionen für dich sein müssen. Du weißt, dass du mir alles anvertrauen kannst, ja? Egal was es ist! Wenn du die Bilder mit Jemanden teilen kannst, hilft dir das bestimmt etwas. Versprich mir, dass du mir weiterhin alles anvertraust." Ich nicke zögerlich. Es ist ein Versprechen, das ich ihm eigentlich nicht geben kann. Was ist, wenn ich etwas Schlimmes mit ihm voraussehe? Davon würde ich ihm niemals erzählen. Um aber einer Diskussion zu entgehen, verdränge ich einfach diesen Gedanken und blicke auf die Uhr. "Lois Flieger muss schon gelandet sein." mache ich Clark aufmerksam. Sofort hebt Clark seine Hand um eine Kellnerin zu rufen. Während Clark zahlt, trinke ich meinen letzten, mittlerweile kalten, Schluck Cappuccino, stehe auf und ziehe mir die Jacke über. Ich blicke aus der Cafétür hinaus in die Flughafenhalle. War das eben Lex der vorbei gegangen ist? Erschrocken laufe ich zur Tür hinaus und blicke mich in der riesigen Halle um. Kurz darauf steht Clark hinter mir. "Was hast du?" fragt er mich beunruhigt. "Lex." murmele ich. "Hast du ihn gesehen?" "Ich weiß nicht genau. Er könnte es gewesen sein," antworte ich nervös. "Komm." Ich nehme Clarks Hand und ziehe ihn hinter mir her durch die Menschenmengen. "Wir müssen zur Empfangshalle. Lois müsste schon dort sein!" Eine böse Ahnung überkommt mich. In der Empfangshalle angekommen, halten wir sofort Ausschau nach Lois. Doch von ihr ist nichts zu sehen. Nachdem wir sie nach zwanzig Minuten immer noch nicht gefunden haben, gehen wir zum Serviceschalter und fragen nach ihr. Sie war definitiv in dem Flieger, das wird uns bestätigt. Also lassen wir sie ausrufen, in der Hoffnung, dass wir sie einfach irgendwie verpasst haben. Doch auch daraufhin ist nirgends eine Spur von ihr zu finden. An ihr Handy geht sie auch nicht. "Wir müssen sie suchen." schlage ich ungeduldig vor. Wir trennen uns und suchen den ganzen Flughafen ab, auch die Bereiche, in denen wir eigentlich keinen Zutritt hätten. Jetzt kann ich den Röntgenblick endlich mal wieder für etwas Sinnvolles einsetzen. Schließlich treffen wir uns wieder vor dem Café. Beide ohne Erfolg. "Wir hätten besser aufpassen müssen." mache ich mir Vorwürfe. "Garantiert hat Lex sie jetzt." Sofort steigen Tränen in meine Augen. Auch wenn ich Lois nicht sonderlich leiden kann und schon wusste was auf sie zukommt, das hat sie wirklich nicht verdient. Vielleicht hatte ich doch immer noch die Hoffnung alles verhindern zu können. Clark drückt mich an sich und sagt mit beruhigender Stimme: "Wir werden sie finden!" Nachdem wir uns damit abgefunden haben Lois nicht mehr am Flughafen zu finden, rufen wir Chloe an um ihr zu sagen, dass sie umdrehen kann. Da Chloe schon am Telefon wissen will, warum sie nicht mehr zum Flughafen kommen muss, beschließen wir sie auf dem Weg zu treffen. Kurz darauf stehen wir neben ihrem Auto auf der Straße Richtung Metropolis. Chloe hat mit dem Wagen am Seitenstreifen gehalten und auf uns gewartet. "Rutsch rüber, Chloe. Ich fahre, dann kann dir Sarah auf dem Rückweg alles erklären." meint Clark. Chloe klettert hinüber auf den Beifahrersitz und dreht sich nach hinten um, denn dort habe ich Platz genommen. Während Clark den Wagen wendet, beginne ich Chloe zu berichten. Sie ist völlig außer sich, als sie von Lois Entführung erfährt. "Ich hätte niemals gedacht, dass Lex sie sich so schnell schnappt! Was hat er davon? Lois war fast ein halbes Jahr in der Schweiz." überlegt Chloe laut. "Vielleicht wird er versuchen, mich mit ihr anzulocken." mutmaßt Clark. "Nein, er will etwas von ihr wissen." mische ich mich ein, dabei an meine Vision denkend. "Ich konnte deutlich sehen, dass er eine Antwort von ihr wollte, deswegen hat er Lois als Drohung die Waffe an den Kopf gehalten. Mit deinem Auftreten wird er nicht rechnen. Sonst hätte er dafür gesorgt, dass er Kryptonit in der Hütte hat." Den Rest der Strecke zurück nach Smallville herrscht Schweigen. Jeder grübelt darüber nach, wo wir Lois jetzt suchen könnten. Eine Stunde später sind wir zurück auf der Farm. Wir gehen in die Scheune und sinnieren darüber wie es weiter gehen soll. Ich bekomme eine Idee, die nicht ganz ungefährlich sein könnte. Trotzdem weiß ich im Moment keine andere Möglichkeit, um Lois' Entführungsort ausfindig zu machen. Also schlage ich Clark und Chloe meinen Einfall vor: "Lex denkt doch wahrscheinlich noch, dass seine Intrige gelungen ist und ich Clark verlassen habe. Zumindest wenn er uns auf dem Flughafen nicht zusammen gesehen hat. Ich könnte zu ihm gehen und versuchen sein Vertrauen zu gewinnen, indem ich ihm sage, dass ich mich rächen will, für das was Clark mir angetan hat. Vielleicht kann ich ihn so mit seinen eigenen Mitteln täuschen und herausfinden wo Lionel und Lois stecken." "Nein." wirft Clark gleich ein. "Das kommt gar nicht in Frage. Du setzt dich nicht einem solchen Risiko aus. Das werde ich auf keinen Fall zulassen!" "Da muss ich Clark zustimmen, Sarah. Das wäre viel zu gefährlich. Allerdings, " fügt Chloe leise hinzu, "könnte es tatsächlich funktionieren." "Chloe!" Clark sieht sie entsetzt an. "Diesen Gedanken kannst du dir aus dem Kopf schlagen! Sarah wird bestimmt nicht zu Lex gehen!" "Das entscheide ich immer noch selbst, Clark." werfe ich ein. Clark sieht mich daraufhin an, als hätte ich ihm ein Brett vor den Kopf geschlagen. Unsicher lächelt er mich an und fragt: "Das ist jetzt nicht dein Ernst?" "Clark, ich sehe im Moment keine andere Möglichkeit, um Lois Versteck zu finden. Sie könnte überall sein. Bis wir den Ort gefunden haben, könnte es zu spät sein. Ich muss so schnell wie möglich Lex Vertrauen gewinnen. Ich denke er hält mich für ziemlich naiv, dass könnte ich ausnutzen." "Und wie willst du das anstellen?" fragt Chloe. "So wie ich eben sagte. Ich werde ihm sagen, dass ich mich rächen will. Dann werde ich sein Spielchen mitspielen. Ich frage ihn, ob ich auf sein Schloss ziehen kann und dann werde ich mich in aller Ruhe dort umsehen. Wir werden ihn mit seinen eigenen Mitteln schlagen." Clark sieht mich voller Sorge an und meint dann: "Sarah, der Plan könnte tatsächlich gelingen. Aber wenn er dich durchschaut, dann..." Clark schluckt nervös bevor er weiter reden kann: "Wer weiß was er dann mit dir anstellen wird. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustößt." Ich lächele ihn an und meine ernst: "Clark, mir wird nichts zustoßen. Ich werde vorsichtig sein." "Dann solltest du dich jetzt so schnell wie möglich auf den Weg machen, Sarah." rät mir Chloe. Ich nicke ihr zu und stehe auf. Auch Clark erhebt sich und kommt auf mich zu. Liebevoll schließt er mich in seine Arme. "Ich lass euch mal allein." murmelt Chloe. Sie geht rasch die Treppe hinunter und verlässt die Scheune. Clark lässt mich los und streicht mir zärtlich mit seiner Hand über die Wange. Er sieht mir tief in die Augen und flüstert: "Ich liebe dich." Ich spüre, dass dies einer dieser Augenblicke ist, die man sein ganzes Leben nicht vergisst. Clark beugt sich zu mir und zieht meinen Kopf sanft zu sich. Als seine Lippen meine berühren, habe ich das Gefühl, das tausende Schmetterlinge in meinem Bauch flattern. Sein Kuss lässt mich alle unsere Sorgen vergessen. Es steckt so viel Liebe darin. Ich wünschte dieser Moment würde nie vergehen. Als unsere Lippen sich wieder trennen, lächelt er mich kurz an, doch ich spüre seine Zweifel. Nun bin ich es, die die Hand auf seine Wange legt. Ich fühle seine Bartstoppeln die in meiner Handinnenfläche kitzeln. Er schmiegt sein Gesicht an meine Hand, schließt kurz die Augen und scheint die Berührung zu genießen. Leise wispere ich: "Ich liebe dich auch, Clark." "Versprich mir, dass du auf dich aufpasst." fordert er. "Das werde ich!" Ich lächele ihn an und gebe ihm noch einen kurzen Kuss. Dann wende ich mich von ihm ab. "Meldest du dich?" ruft er besorgt hinter mir her. Ich drehe mich um und sehe ihn traurig an. "Nein, Lex darf nicht mitbekommen, dass wir Kontakt haben. Ich werde mich erst melden, wenn ich etwas herausgefunden habe. Wir sehen uns dann spätestens in der Hütte." Hilflos blickt mich Clark an. Ich schnappe meine Tasche, die noch von vorhin hier steht, als ich aus dem Motel zurückkam. Draußen verabschiede ich mich noch kurz mit einer Umarmung von Chloe. Als ich die Farm verlasse, kann ich spüren, wie Clark mir aus dem Scheunenfenster hinterher blickt. Auf dem Weg zum Luthorschloss, versuche ich meine Angst vor dem Kommenden zu unterdrücken. Gegenüber Clark ist es mir gelungen, mich furchtlos zu zeigen. Aber in Wirklichkeit sieht es ganz anders in mir aus. Ich habe Angst, dass Lex merken wird, dass ich ihm etwas vorspiele. Dass ich nicht herausfinden werde wo sich Lois und Lionel aufhalten. Und dass ich Clark nie wieder sehen werde. Mir wird bewusst, dass mein Plan mit dem Kryptonitstein und dem Bleidöschen nicht so sicher ist wie ich dachte. Schließlich weiß ich gar nicht, ob ich auch den Weg zu der Hütte finden werde. Oder wo ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt bin. Ein schreckliches Gefühl überkommt mich, eiskalt läuft es mir den Rücken herunter. Was ist, wenn Lex mich irgendwo festhält, während er Lois umbringt? Wenn ich das alles doch nicht verhindern kann! Zweifel überkommen mich mehr als je zuvor. Doch nun ist es zu spät. Ich stehe bereits vor den Toren des Anwesens und der Pförtner spricht mich an. "Was kann ich für sie tun, Miss?" Aus meinen Gedanken gerissen starre ich den Mann an. Ich hatte gar nicht bemerkt, schon so weit gekommen zu sein. "Ähm, ich…" Ich räuspere mich um mich wieder zu sammeln, bevor ich fortfahre: "Ich möchte zu Lex Luther. Mein Name ist Sarah Fort. Es ist dringlich." "Einen Moment bitte. Warten Sie hier." Der Pförtner verschwindet kurz hinter der Mauer. Dort muss ein Pförtnerhäuschen sein durch das er Kontakt zu Lex aufnehmen kann, denn schnell kommt er wieder und bittet mich herein. Er begleitet mich zu den Türen des Schlosses. Dort empfängt mich eine Hausdame, die mich durch endlose Korridore des Schlosses führt, bis sie eine Tür öffnet hinter der sich ein großer Raum erstreckt. "Mr. Luthor? Miss Fort!" kündigt mich die Frau an. Ich atme einmal tief durch, bevor ich den Raum betrete. Jetzt bin ich in der Höhle des Löwen, denke ich mir. Hinter einem Schreibtisch sitzt Lex, der sich erhebt als ich den Raum betrete. "Danke Mrs. Bure." wendet sich Lex an die Hausdame, die daraufhin den Raum verlässt und die Tür hinter sich schließt. "Sarah." spricht er mich nun an. "Was kann ich für dich tun?" Ich bemühe mich möglichst gedemütigt zu geben und sage: "Lex, du hattest recht. Clark hat die ganze Zeit nur mit mir gespielt. Ich kann es nicht ertragen noch in seiner Nähe zu sein. Ich weiß nicht was ich jetzt tun soll!" Ich spüre regelrecht wie triumphierend Lex in sich hinein lacht. Doch im gespielt netten Ton fragt er: "Und was erwartest du jetzt von mir?" "Du sagtest, du willst nicht, dass Clark noch einmal Jemanden so hinter das Licht führt wie dich. Aber er hat es getan. Ich kann jetzt nachvollziehen, warum du solch einen Hass auf ihn hegst. Ich hasse ihn für das, was er mir angetan hat." grummele ich mit bitterem Ton. Lex lächelt mich sanft an und kommt auf mich zu. Ich versuche weiter meine Rolle ernsthaft zu spielen. Lex steht mir nun direkt gegenüber. Er streckt seine Hand aus und berührt tröstend meinen Arm. Es kostet mich alle Mühe diese Berührung zuzulassen, doch ich muss noch ernsthafter wirken. Ich beginne zu weinen, lasse meine Tasche fallen und schmeiße mich spontan an seine Brust, um vorzutäuschen, dass ich mich bei ihm ausweine. Zögernd legt er seine Arme um mich und streicht über meinen Rücken. "Dafür wird Clark bezahlen." sagt er trocken. Deutlich höre ich heraus, dass Lex denkt er hätte sein Ziel erreicht, nämlich mich auf seine Seite zu ziehen. Ich weiche einen Schritt von ihm zurück und sehe ihn mit tränenden Augen an. "Ich werde dir helfen, Lex! Er wird für das, was er uns angetan hat, leiden." Lex nickt zustimmend und fragt dann: "Weißt du schon, wo du jetzt unterkommst? Bei Chloe vielleicht?" Ich schüttele energisch den Kopf: "Auf keinen Fall. Sie wohnt mit Lana zusammen und ehrlich gesagt denke ich, dass sie über die ganze Sache Bescheid weiß. Nein, zu ihr gehe ich bestimmt nicht. Sie hat mich genau so hintergangen, wenn sie mir nichts von der Sache erzählt hat." "Du könntest hier wohnen." schlägt Lex vor. Jetzt habe ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. Gespielt überrascht antworte ich: "Lex, das ist wirklich nett von dir, aber ich denke ich werde erst mal in einem Motel unterkommen!" "Sei nicht albern, Sarah. Das Geld kannst du dir sparen. Ich lasse dir ein Zimmer herrichten." Er geht zu seinem Schreibtisch und tippt eine Nummer in sein Telefon. Dann hebt er den Hörer an sein Ohr und sagt: "Richten Sie bitte ein Zimmer für Miss Fort her. Sie wird auf unbestimmte Zeit hier nächtigen." Er legt auf und sieht mich an. "Das ist doch nicht nötig." tue ich peinlich berührt. "Doch. Wir müssen jetzt zusammenhalten. Trinkst du Scotch?" Lex geht zu einem Teewagen auf dem zwei Gläser und eine Karaffe Scotch stehen. Er gießt sich ein Glas ein, während er auf meine Antwort wartet. "Nein, ich trinke keinen Alkohol." verneine ich. Er lächelt mich an und prostet mir zu. "Du weißt nicht, was dir entgeht." meint er und nimmt einen Schluck aus seinem Glas. Dann fällt sein Blick auf meine Tasche. Skeptisch hakt er nach: "Ist das alles, was du mitgenommen hast?" "Nur das Nötigste. Ich wollte einfach nur noch weg." erkläre ich. "Hm, kann ich verstehen." grinst er. "Komm, ich zeig dir mal dein Zimmer. Dann kannst du erst mal deine Sachen verstauen." Er stellt sein Glas zur Seite, schnappt sich meine Tasche und geht voran. In der zweiten Etage des Schlosses liegt das Zimmer in dem ich erst einmal unterkommen soll. Es ist sehr geräumig und verfügt über ein eigenes Bad. "Fühl dich wie zu Hause. Wenn du mich suchst, ich bin in der Bibliothek." Damit lässt er mich allein. Ruhig schaue ich mich in dem Raum um. Mit dem Röntgenblick versuche ich Kammaras oder ähnliches zu erspähen, doch ich kann nichts entdecken. Ich lasse mich auf das Bett sinken und starre an die hohe Decke. Was Clark jetzt wohl macht? Ob er sich sorgt? Ich vermisse ihn schon jetzt. Die schlimmste Begegnung mit Lex habe ich nun hinter mir. Er hat mir die Geschichte abgekauft, dass war das wichtigste. Nun muss ich nur noch weiter gut schauspielern. Es ist eine Frage der Zeit, bis ich herausgefunden habe, wo er seine Opfer versteckt hält. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Es ist kurz vor sieben. Draußen wird es schon dunkel. Jetzt erst spüre ich, wie hungrig ich bin. Ich entschließe mich dazu wieder zu Lex zu gehen. Nachdem ich mich zwei Mal im Schloss verlaufen habe, finde ich endlich den Raum wieder, in dem ich vorhin mit ihm war. Zaghaft klopfe ich an. "Ja bitte." ertönt Lex Stimme. Ich öffne die Tür und trete ein. Als Lex mich sieht hellt sich sein Gesicht auf. Ich stelle fest, dass er ein viel besserer Schauspieler ist als ich. Hoffentlich durchschaut er mich nicht doch noch. "Du kommst genau richtig, Sarah. In fünf Minuten wird das Abendessen serviert. Hast du Hunger?" "Und wie." antworte ich zur Abwechselung mal ehrlich. Lex lächelt mich an und meint: "Sehr schön. Ich habe selten Gesellschaft beim Essen. Komm, ich zeige dir das Esszimmer." Er führt mich über den Flur in ein kleineres Zimmer. Hier steht nur ein großer Tisch, der bereits gedeckt ist. "Darf ich bitten?" Lex deutet auf einen Stuhl an der Stirnseite des Tisches, auf dem ich mich setzen soll. Er stellt sich dahinter und schiebt den Stuhl an den Tisch, während ich mich setze. Dann nimmt er mir gegenüber platz. Ich komme mir albern vor, denn uns trennen mit Sicherheit drei Meter von einer Tischseite zur anderen. Andererseits bin ich auch ganz froh ihm nicht zu nahe zu sein. Nachdem wir vom Personal mit Essen und Wein bedient wurden, bleiben wir wieder allein im Raum zurück. "Schmeckt es dir?" fragt Lex ernsthaft interessiert. "Es ist köstlich." antworte ich ihm. Es stimmt, so etwas leckeres habe ich schon lange nicht mehr gegessen. "Sarah, nun mal ehrlich." Lex Ton wirkt verständnisvoll, doch ich höre das Bedrohliche deutlich heraus. "Wenn du dich wirklich gemeinsam mit mir gegen Clark wenden willst, musst du mir über alles die Wahrheit sagen." Oje, jetzt wird es ernst. Ich darf mir nun keinen Fehler erlauben. Ich blicke Lex tief in die Augen, sofern das auf dieser Entfernung überhaupt möglich ist, und nicke ihm zu . "Du weißt, dass ich alles über Clark weiß. Durch Chloe habe ich all das erfahren, was er mir die ganzen Jahre verheimlicht hat. Sei ehrlich zu mir. Hatte ich mit meiner Vermutung recht, dass du ebenso kein Mensch bist und über die selben Fähigkeiten verfügst?" "Ja." antworte ich knapp. Damit habe ich noch nicht viel riskiert, Lex dachte sich das ohnehin schon. Nur ein leichtes Zucken seines Mundwinkels verrät, dass sein Verdacht nun bestätigt ist. Er wirkt so selbstverliebt und unbeeindruckt dabei. Seine Reaktion schürt meinen Respekt vor ihm. Er ist wirklich verdammt schwer einzuschätzen. "Und du kommst aus Deutschland, nicht wahr? Deine Aussprache verrät dich." lächelt Lex. "Ja, ich habe Chloe im Internet kennen gelernt. Dadurch bin ich vor einem halben Jahr erst hier her gekommen," erkläre ich. "Bist du in Deutschland mit einem Meteoritenschauer auf die Erde gekommen, so wie Clark hier in Smallville?" "Ich weiß es nicht. Ich wusste, bis ich Clark kennen gelernt habe, nicht einmal dass ich Kryptonierin bin. Ich habe mein ganzes Leben wie ein normaler Mensch gelebt," erkläre ich. "Aber was war denn mit deinen Fähigkeiten?" wundert sich Lex. "Die habe ich auch erst hier bekommen." antworte ich ehrlich. "Aber warum? Wieso hattest du nicht schon in Deutschland deine Fähigkeiten?" fragt Lex. Ich habe den Eindruck, dass er leicht gereizt ist, weil ihm meine Antworten nicht reichen. "Ich weiß es nicht, Lex. Für mich war das anfangs auch alles komisch. Ich hatte mir mein altes Leben zurückgewünscht. Aber mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Vielleicht werde ich irgendwann herausfinden, warum ich hier bin." Bewusst tue ich unwissend. Lex muss nicht wissen, dass wir Kontakt zu unseren Vätern haben und dass uns bekannt ist, warum wir auf die Erde geschickt worden. Ich gebe mich traurig. Meine Stimme hat begonnen zu zittern und Tränen steigen in meine Augen. Lex erhebt sich von seinem Stuhl und setzt sich neben mich. Sanft streicht er mir über den Arm und nimmt meine Hand. "Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass dich das noch so berührt." sagt er ruhig. "Lex, ich habe 24 Jahre als normaler Mensch gelebt und dann kam ich hier her und alles wurde anders. Und das Schlimmste ist: ich weiß nicht warum. Wie würdest du dich denn da fühlen? Bisher war Clark an meiner Seite, er hatte das selbe Schicksal zu erleiden wie ich. Aber jetzt? Jetzt bin ich völlig allein." Lex legt seine Hand unter mein Kinn, dreht meinen Kopf zu sich und sagt mit gefühlvoller Stimme: "Du bist nicht allein. Solange du hier bist, werde ich für dich da sein." Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken. Wenn Lex tatsächlich nur eine Rolle spielt, spielt er sie verdammt gut. Fast erscheint es, als würde er ernst meinen, was er sagt. "Danke." hauche ich. Er lächelt mich an und meint: "Wir haben jetzt den gleichen Gegner. Du würdest für mich das selbe tun." Ich sehe in seine Augen, sie spiegeln keine Lügen wieder. Ich nicke ihm zu und erwidere sein Lächeln. "Magst du Billard?" fragt er mich plötzlich. "Ja, aber das habe ich ewig nicht mehr gespielt." antworte ich etwas überrascht. "Hast du Lust auf eine Partie?" Auffordernd blickt er mich an. "Warum nicht?" lenke ich ein. "Schön." freut er sich und steht auf. Ich folge ihm zurück in die Bibliothek, in der rechts neben der Tür ein großer Billardtisch steht. Er geht zur Wand und reicht mir einen Que. Dann legt er die Kugeln zurecht und stößt an. Insgesamt spielen wir drei Runden. Nebenbei reden wir über alles Mögliche. Er fragt mich über mein Leben in Deutschland aus und ich ihn über seine Geschäfte. Ich spüre, dass er mir nur das erzählt, was auch für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Lex trinkt nebenbei einige Scotchs. Ich merke wie er immer lockerer wird. Also werde ich mutiger und frage auch nach seinem 33.1 Projekt. Verbittert meint er dazu nur, dass die 'Justice League' ihm das komplett zerstört hat, während er im Gefängnis saß. Dann lenkt er plötzlich ein und meint, er hätte viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Und dabei hat er festgestellt, dass er, obwohl er weiß, dass er vieles falsch gemacht hat, trotzdem Rache will. Lex wirkt bedrückt, als er das berichtet. Er sei wohl von Natur aus böse, meint er. Dieses Kommentar nehme ich zum Anlass, ihn auf seinen Vater anzusprechen. "Du bist nicht von Natur aus böse, Lex. Du hast auch gute Seiten an dir, so wie jetzt gerade zum Beispiel. Das Böse hast du deinem Vater zu verdanken. Clark hat mir erzählt wie skrupellos er sein kann." "Ja, ich habe viel von meinem Vater. Aber der hat mich schon lange im Stich gelassen. Clark war ihm immer wichtiger als ich." wütend sieht er mich an. "Dann ist das auch ein Grund, warum du schlecht auf Clark zu sprechen bist." stelle ich fest. "Mein Vater stand schon seit Jahren nicht mehr zu mir. Geliebt hat er mich nie. Auch Sorgen hat er sich keine um mich gemacht." Mir fällt die Vergangenheitsform auf, in der er spricht. "Was ist mit deinem Vater jetzt? Mrs. Kent sagte mir, er sei spurlos verschwunden." hake ich vorsichtig nach. "Ich weiß es nicht. Er hat sich seit Monaten nicht mehr bei mir gemeldet. Es ist mir auch egal!" Damit ist für ihn das Thema beendet. Lex hat an diesem Abend viel mit mir gesprochen. Ich habe zwar noch nichts hilfreiches aus ihm herausgekriegt, aber schon mehr als ich mir für den ersten Tag erhofft hatte. Zum Ausklang des Abends setzen wir uns an den Kamin. Lex trinkt weiterhin seinen Scotch, während ich mich mit Rotwein begnüge, den einzigen Alkohol den ich mir ab und zu gönne. Kurz vor zehn will ich mich schließlich ins Bett verabschieden. "Ich bin müde, Lex. Ich werde jetzt schlafen gehen." Ich stehe auf und gehe langsamen Schrittes zur Tür. "Warte Sarah!" ruft Lex mir nach, steht auf und zieht mich am Arm herum. "Es war ein schöner Abend mit dir. Deine Gesellschaft tut mir gut." Er lächelt mich an. "Ja. Ich bin auch froh hier zu sein. In einem Motel hätte ich mir nur unnötig den Kopf zerbrochen, weil ich allein gewesen wäre." bestätige ich ihm. "Es bedeutet mir viel, dass du zu mir gekommen bist." flüstert Lex nun. Er ist mittlerweile ziemlich angetrunken und sein Atem beißt mir in der Nase. Ich bemerke wie er mir immer näher kommt. Nur noch eine handbreit trennt unsere Gesichter. "Lex, ich werde jetzt hoch gehen." versuche ich mich der Situation zu entziehen. Doch Lex zieht mich nun vollkommen zu sich und drückt seine Lippen auf meine. Ein eisiger Schauer durchfährt mich schlagartig. Ich stoße ihn von mir und frage ärgerlich: "Lex, was soll das?" "Es tut mir leid, Sarah." entschuldigt er sich und fügt hinzu: "Ich habe wohl zu viel getrunken. Ich wollte dich nicht bedrängen." Ich lenke ein, damit er nicht auf falsche Gedanken kommt bezüglich meinen Gefühlen zu Clark und meine sanft: "Gib mir noch etwas Zeit, ja?" Er nickt und wünscht mir noch eine gute Nacht, bevor ich auf mein Zimmer gehe. Als ich im Bett liege sind meine Gedanken sofort wieder bei Clark. Ich vermisse ihn so sehr. Hoffentlich tut er nichts unüberlegtes und kommt hier her. Ich habe heute schon so viel erreicht. Lex scheint mir meine Geschichte wirklich abzunehmen. Eben war er zwar leicht betrunken, aber er hat versucht sich an mich ranzumachen. Er muss sich seiner Sache sehr sicher sein. Ich hoffe nur, dass er durch meine Zurückweisung nicht doch noch Verdacht schöpft. Deswegen sagte ich ihm, er solle mir Zeit geben, so klingt es, als wäre ich nicht abgeneigt. Aber was ist, wenn es noch einmal zu einer solchen Situation kommt. Ich darf ihn nicht zu oft abweisen. Werde ich es schaffen, Lex vorzuspielen, dass ich etwas für ihn empfinde? Kann ich mich überwinden ihn zu küssen, um glaubwürdig zu sein? Viele solcher Gedanken rasen durch meinen Kopf, bevor ich einschlafen kann. Am nächsten Morgen bin ich schon früh wach. Um sieben verlasse ich mein Zimmer und gehe hinab in das Esszimmer. Unter meiner Bluse trage ich die Kette mit der kleinen Dose und dem Meteoritenstein. Ich habe sie, seit Martha mir das Kryptonit hineingelegt hat, nie abgenommen. Irgendwie fühle ich mich damit sicherer, obwohl mich das Kryptonit umbringen könnte, wenn es in die falschen Hände gerät. Im Esszimmer ist alles leer. Kein Platz ist gedeckt und keine Speisen aufgetischt. Ist die Frühstückszeit etwa schon vorbei? Verwundert drehe ich mich um und gehe in Richtung Bibliothek. Ich klopfe an die Tür. Keiner antwortet. Zögerlich öffne ich die Tür und werfe einen Blick in den Raum. Auch hier ist niemand zu finden. Ich überlege kurz, ob ich die Gelegenheit nutzen sollte um etwas rumzuschnüffeln, aber schnell rüge ich mich selbst. Es könnte ein Test von Lex sein, um zu gucken ob ich ehrlich war. Gut. Auf dieses Spielchen lasse ich mich gern ein. Ich gehe zurück in mein Zimmer. Ein Telefon steht dort auf meinem Nachttisch. Ich schnappe es mir und rufe beim Personal an, um nach Lex zu fragen. Er ist bereits geschäftlich unterwegs, wird mir mitgeteilt. Ob das stimmt oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Wer weiß wo er sich rum treibt. Vielleicht bei Lionel oder bei Lois. Mist, ich hätte ihn beobachten sollen. Nervosität macht sich in mir breit. Aber ich kann jetzt sowieso nichts tun. Also verlange ich nach einem Frühstück. Anstatt in dem leeren Esszimmer allein an diesem großen Tisch zu frühstücken, ziehe ich es vor in der Bibliothek am Kamin etwas zu essen. Während ich dort sitze, lasse ich meinen Röntgenblick durch das Zimmer schweifen, doch ich kann nichts auffälliges finden. Das wäre auch zu einfach gewesen. Nach dem Frühstück nehme ich mir die Zeit das Schloss etwas genauer anzusehen. Ich streife durch die vielen Gänge und lasse meinen Blick durch die geschlossenen Türen fallen. Doch nirgends entdecke ich etwas Verdächtiges. Clark sagte mir Mal, Lex hätte einen Raum angelegt, in dem nur Dinge zu finden waren, die mit Clark zu tun hätten. Einen solchen Raum kann ich allerdings nicht finden. Selbst im Keller ist nichts auffälliges zu sehen. Es gibt nur eine einzige Tür im ganzen Schloss, die meine Aufmerksamkeit erregt. Sie befindet sich im Erdgeschoss. Diese Tür vermag ich mit meinem Röntgenblick nicht zu durchschauen. Handelt es sich hier vielleicht um den Raum, den Clark meinte? Da ich kein Risiko eingehen will, versuche ich nicht die Tür zu öffnen. Überall sind hier Kameras aufgestellt. Es wäre ein leichtes für Lex mich zu durchschauen, wenn er sieht wie ich umherschnüffele. Ich habe geschlagene zwei Stunden gebraucht um mich im ganzen Schloss umzusehen. Mittlerweile ist es zehn Uhr. Ich beschließe meinen Laptop aus dem Zimmer zu holen und mich damit in die Bibliothek zu setzen. Hier lasse ich mich auf der Hochebene über der Eingangstür nieder. Von dort aus kann ich den ganzen Raum überblicken. Wie gerne würde ich jetzt Clark anrufen oder ihm wenigstens eine E-Mail schicken. Aber ich habe Angst, dass Lex es irgendwie herauskriegen könnte. Also versuche ich die nächste Story für meinen Chef zu schreiben. Nach einer halben Stunde öffnet sich die Tür. Lex tritt ein. Ich klappe meinen Laptop zu und gehe die Treppe hinunter zu ihm. “Hallo Lex,” begrüße ich ihn fröhlich. Sein Gesicht wirkt angespannt. “Hallo Sarah,” begrüßt er mich beiläufig und stürzt zu seinem Schreibtisch. “Was ist los,” frage ich verwundert über sein Verhalten. “Mein Dad, er wurde tot aufgefunden,” sagt Lex wie unter Schock. “Was?” Verwirrt sehe ich ihn an. Ist Lex wirklich geschockt oder tut er nur so? Er hat Lionel doch selbst umgebracht, ich habe es deutlich in meiner Vision gesehen. “Man hat ihn gerade am Ufer des Kratersees gefunden. Er wurde erschossen!” Lex Stimme ist zittrig. Jetzt riskiere ich alles. Ich muss die Wahrheit erfahren und frage: “Lex, wie hast du das gemacht?” Langsam dreht er sich zu mir um und sieht mich stutzig an: “Was gemacht?” “Ich weiß, dass du es warst,” beschuldige ich ihn nun. “Was… wie kommst du denn darauf? Ich bringe doch nicht meinen eigenen Vater um,” streitet er ab und ist dabei sichtlich beunruhigt. Ich trete näher auf ihn zu und nehme seine Hand, damit er sich durch meine Anschuldigung nicht bedroht fühlt. “Lex, ich habe gesehen, dass du ihn gefangen gehalten und erschossen hast. Und ich kann es verstehen. So wie er dich behandelt hat.” “Sarah, ich weiß nicht woher du…” stammelt er, doch ich unterbreche ihn: “Du hast gestern von mir verlangt ehrlich zu sein. Ich habe dir alles verraten was ich weiß. Nun sei auch ehrlich zu mir! Wenn wir gemeinsam Rache nehmen wollen, dann müssen wir alles voneinander wissen!” Lex sieht mir tief in die Augen, als suche er nach irgendeiner Antwort darin. Er grinst mich an und meint: “Entweder bist du abgebrühter als ich dachte, oder du spielst mir gerade etwas verdammt gut vor! Bist du wirklich hier um dich an Clark zu rächen oder willst du mich ausspionieren!” Er zieht seine Hand von meiner weg. Entsetzt sehe ich ihn an und meine: “Wieso sollte ich dich ausspionieren? Lex, ich wäre verrückt so etwas zu tun. Du kennst meine Schwäche und könntest mich jederzeit umbringen!” “Das könntest du mich genauso,” gibt er zu bedenken. Erneut greife ich nach seinen Händen: “Ich könnte dir niemals etwas antun, Lex. Hier, …” Ich hole die Kette unter meiner Bluse hervor und lege sie Lex in die Hände, “in der Schatulle ist Kryptonit. Nimm du sie. Damit schenke ich dir mein ganzes Vertrauen!” Lex sieht mich verwundert an und sagt erstaunt: “Du meinst es wirklich ernst!” Ich nicke verlegen und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Langsam blühe ich in meiner Rolle richtig auf. “Wieso trägst du Kryptonit mit dir rum?” fragt er stutzig. “Clark und ich haben festgestellt, dass wir mit unserem Blut heilen können. Aber um das tun zu können, müssen wir uns erst verletzlich machen und das geht nun mal nur mit Kryptonit,“ erkläre ich. Lex sieht auf das Döschen und klappt es langsam auf. Sofort überkommt mich der Schmerz, den das Kryptonit in meinem Körper auslöst. Ich stöhne auf und sinke auf die Knie. “Lex! Mach die Dose zu,” wispere ich. Lex sieht auf mich herab und klappt die Dose wieder zu. Dann hängt er sich die Kette um den Hals. Er zieht mich hoch und meint: “Ich vertraue dir!” Ich lächele ihn an. “Aber woher willst du wissen, dass ich meinen Vater umgebracht habe,” hakt er nach. “Ich habe manchmal Visionen aus der Zukunft. Und da habe ich es gesehen. Er war in einer Art Kerker gefangen und du hast ihn in den Kopf geschossen,” erkläre ich ehrlich. Lex sieht mich nachdenklich an, dann nickt er: “Es stimmt. Ich habe ihn umgebracht. Er wusste, dass ich durch Chloes Gedanken alles über Clark erfahren hatte. Nachdem mein Vater monatelang untergetaucht war, kam er zu mir und hat mir gedroht mich umzubringen, falls ich Clark nicht in Ruhe lasse. An dem Tag, an dem wir uns nachts auf dem Feld begegnet sind und ich Chloe niedergeschossen habe, habe ich ihn eingesperrt. Die ganze Zeit, während ich im Gefängnis saß, haben meine Leute dafür gesorgt, dass er verpflegt wird. Gestern Nacht, nachdem du ins Bett gingst, bin ich zu ihm gegangen. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst, völlig nutzlos. Ich hätte ihn sowieso nie wieder frei lassen können.” Ich bin entsetzt welch eine Kälte in seiner Erzählung mitschwingt. Als wäre Lionel irgendein Tier. Ich quäle mir ein Lächeln auf die Lippen. “Clark wird geschockt sein, wenn er von Lionels Tod erfährt. Er war eine wichtige Person in seinem Leben. Damit haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen,” sage ich bewusst herzlos. “Du bist ja fast so skrupellos wie ich,” wundert sich Lex. “Naja, ich kannte deinen Vater nicht, also kann ich ihm auch nicht nachtrauern, oder? Außerdem ist mir jedes Mittel recht um Clark zu verletzen,” sage ich kühl. Lex atmet erleichtert aus und meint: “Wir werden ein unschlagbares Team werden, Sarah!” Ich grinse ihn an und nicke. Ist das der passende Augenblick alles auf eine Karte zu setzen? Lionel ist tot, wer weiß wie schnell es Lois ebenso ergehen wird. Ich riskiere es und spreche ihn auf Lois an. “Lex, ich hatte noch eine zweite Vision mit dir. Ich habe gesehen wie du Lois Lane gefangen hältst. In einer Blockhütte oder so. Du hast sie erschossen und daraufhin… hat Clark dich erschossen.” Mir gelingt es Tränen in die Augen steigen zu lassen. Lex sieht mich entsetzt an. Natürlich weiß ich nicht, dass Lex erschossen wird, aber so verleiht es der ganzen Sache mehr Nachdruck. “Clark erschießt mich?” stöhnt Lex sichtlich betroffen. Ich nicke: “Lex, du musst mir sagen, wo diese Hütte ist! Ich bin die einzige die dich vor Clark beschützen kann!” “Weißt du wann das geschehen wird?” fragt er hektisch. “Nein,” antworte ich wahrheitsgemäß. “Ich muss doch nur Meteoritengestein mit in die Hütte nehmen,” sagt er nachdenklich. “Ja, das würde Clark schwächen. Aber du hast kein Kryptonit dabei. Und meine Visionen sind unveränderlich! Du wirst definitiv von Clark erschossen. Lex, bitte sage mir: Wo ist diese Hütte?” “Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann nicht riskieren, dass du Lois befreist. Es ist zu wichtig.” Er sieht mich noch immer nachdenklich an. “Was willst du denn von Lois, das wichtiger ist als dein eigenes Leben? Ich meine, es ist mir egal wenn sie stirbt, ich kann sie nicht leiden, aber lohnt es sich dafür selbst umzukommen?” Verzweifelt sehe ich ihn an. “Lois Lane hat Verbindungen zu sehr einflussreichen Leuten! Sie weiß über Dinge bescheid, von denen selbst der Präsident nichts erfährt. Es tut mir leid, Sarah, aber mehr kann ich dir im Moment noch nicht dazu sagen.” “Lex bitte. Sag mir wo die Hütte ist, ich kann dich nicht einfach sterben lassen!” Ich falle ihm um den Hals. Dann überkommt mich der Schmerz vom Kryptonit. Lex hat die Dose geöffnet. Ich sinke an ihm herunter und bleibe vor seinen Füßen liegen. “Was soll das Lex? Ich dachte du vertraust mir,” wimmere ich. “Sarah, es tut mir leid. Du bist noch keine 24 Stunden hier, ich kann dir das alles noch nicht ganz abnehmen. Gerade jetzt, wo du unbedingt wissen willst wo ich Lois verstecke. Ich wünschte ich könnte dir das alles glauben.” “Du kannst mir das glauben,” versuche ich ihn zu überzeugen. Lex legt das Kryptonitsteinchen neben mich und geht zu einer Regalwand. Dahinter befindet sich ein begehbarer Tresor, das hatte ich schon mit meinem Röntgenblick gesehen. Er drückt einen Knopf unterhalb eines Regalbrettes und die Wand öffnet sich. Aus dem Tresor holt er einen größeren Meteoritenstein und steckt ihn mir in die Hosentasche. Sofort verstärkt sich der Schmerz in meinem Körper und ich keuche auf. Lex nimmt den kleinen Kryptonitstein wieder an sich und legt ihn zurück in die Dose. Dann beugt er sich noch einmal zu mir runter und streichelt mir zärtlich über die Wange: “Es tut mir wirklich leid, Sarah, wenn du tatsächlich ehrlich zu mir warst. Ich hoffe du wirst mir das hier verzeihen!” “Dazu werde ich nicht kommen, Lex. Du rennst gerade in deinen Tod!” “Das werden wir sehen,” lächelt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich auf den Weg macht. Da liege ich nun, völlig hilflos. Den Stein, den ich für Lois Rettung bestimmt hatte ist beim völlig Falschen gelandet. Lois wird in wenigen Minuten sterben und ich kann nichts tun. Nein. So darf das nicht enden. Plötzlich wird alles schwarz, und ich erliege der Kraft des grünen Steins und werde ohnmächtig. Als ich wieder zu mir komme, nehme alle meine Kräfte zusammen. Jede Bewegung schmerzt wie tausende Messerstiche. Da ich nicht weiß, wie lange ich bewusstlos war, muss ich mich jetzt umso mehr beeilen. Ich schiebe meine Hand in die Hosentasche. Als ich den Stein berühre, habe ich das Gefühl, dass mein Hand abstirbt. Doch ich muss ihn einfach herauskriegen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich das Kryptonit aus der Tasche gezogen habe. Mit letzter Kraft schmeiße ich es in eine Ecke des Raumes. Nach einigen Sekunden, ist der Schmerz aus meinen Gliedern gefahren. Schnell stehe ich auf und renne zum Telefon. Ich wähle Chloes Nummer. “Chloe Sullivan,” meldet sie sich am anderen Ende der Leitung. “Chloe, ich bin es, Sarah! Hör zu, Lex ist auf dem Weg zu Lois! Er hat mir nicht gesagt, wo er sie versteckt hält, aber er hat seinen Porsche genommen. Kannst du ihn ausfindig machen?” “Ja, das müsste ich hinkriegen! Gib mir ein paar Minuten,” antwortet sie hektisch. “Chloe ich komme zu dir! Bist du im Planet?” frage ich sie aufgeregt. “Ja,” antwortet sie beiläufig. Als ich wenige Augenblicke später neben ihrem Schreibtisch stehe, telefoniert sie schon wieder mit dem Nächsten. Sie winkt mir kurz zu, während sie Lex’ Daten an ihren Gesprächspartner durchgibt. Scheinbar wird er durch sein GPS ausfindig gemacht. Ein paar Minuten vergehen, bis Chloe den Hörer auf das Telefon knallt, ihre Jacke schnappt und los läuft: “Ich hab ihn,” ruft sie während ich hinter ihr her laufe. “Chloe, ruf Clark an, er ist schneller als wir,” rufe ich ihr zu. Während wir zu ihrem Auto laufen, gibt sie Clark über den Ort bescheid, wo Lois gefangen gehalten wird. Sie ist irgendwo kurz vor Metropolis versteckt. Clark kennt den Ort und macht sich direkt dorthin auf den Weg, während ich mit Chloe mitfahre, da ich mich hier überhaupt nicht auskenne. Zehn Minuten sind wir unterwegs als wir an einem Waldrand ankommen. Wir fahren noch zwei, drei Kilometer einen Waldweg entlang als Chloe anhält. Sie springt aus dem Wagen und deutet nach vorne. “Hier muss es sein! Das ist doch Lex Porsche, oder?” Chloe ist sichtlich nervös. “Chloe, in welche Richtung ist es jetzt?” frage ich sie drängend. “Richtung Norden,” zeigt sie nach rechts. Ich lasse sie stehen und rase davon. Da höre ich einen Schuss. Er kommt aus der Richtung, in die ich laufe. Endlich kommt eine Blockhütte vor mir zum Vorschein. Die Tür steht offen. Als ich eintrete, finde ich genau die Situation aus meiner Vision vor. Lois sitzt schlaff auf dem Stuhl, an ihrer Schläfe rinnt Blut hinab. Links neben der Tür liegt Lex, vor ihm steht Clark, die Waffe auf Lex gerichtet. “Clark, tu das nicht,” rufe ich. Kurz blickt Clark mich an, dann drückt er ab. Ich springe zwischen die Kugel und Lex, will sie abfangen, doch die Kugel durchschlägt meine Brust. Während ich zu Boden falle sehe ich Clarks geschockten Blick. “Sarah!” Er stürzt zu mir, fällt vor mir auf die Knie, verzieht sein Gesicht und keucht auf. Ich kann ihm deutlich ansehen, dass sein Körper von Schmerz gepeinigt wird, ebenso wie meiner. Ich ringe nach Luft, versteh nicht, was hier gerade passiert. Da kommt Chloe zur Tür hineingestürzt. Sie verschafft sich einen kurzen Überblick. Dann kommt sie zu mir gelaufen und beugt sich über mich hinweg. Sie greift hinter meinen Rücken zu Lex. Innerhalb von Sekunden verschwindet meine Atemnot, die durch den Durchschuss entstanden ist. Die Wunde in meiner Brust schließt sich langsam. Auch Clark erholt sich sofort. Als ich aufstehe, sehe ich, was der Grund für meine Schwäche war. Lex muss gerade die Dose mit dem Kryptonit geöffnet haben, als ich mich vor ihn geworfen habe. Daher wurde auch Clark so plötzlich von Schmerz durchzogen. Chloe hat die Situation sofort erfasst und das Döschen zugeklappt. Jetzt erst sehe ich, dass Lex ein Einschussloch auf der Stirn hat. “Oh mein Gott,” wispere ich. Ich knie mich neben ihn und fühle seinen Puls. Er schlägt noch. Die Kugel hat mich durchschlagen und ist dann noch in Lex Kopf eingedrungen. Zum Glück scheint sie nicht mehr genug Kraft gehabt zu haben um tief einzudringen. Sein Herz schlägt und er atmet noch schwach. Ich blicke hinter mich. Chloe ist bereits dabei Clark mit dem Meteorit in die Hand zu ritzen. “Sarah, schnell, bevor es zu spät ist,” fordert sie mich auf dazu zu kommen. Je näher ich komme, desto größer werden wieder die Schmerzen, die durch das Meteoritengestein ausgelöst werden. Ich halte mich mit letzter Kraft auf den Beinen. Während sie mir die Hand aufritzt, sehe ich mir Lois an. Es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter als ich sie so leblos genau vor mir sehe. Die Kugel hat ihren Kopf durchschlagen. Erst jetzt sehe ich, wie auf beiden Seiten das Blut ihr Gesicht herabfließt. Chloe führt Clark und meine Hand zusammen. Dann dreht sie Lois Kopf sanft zur Seite und tritt einige Schritte zurück. Wie bei Chloes Wiederbelebung, umgibt nun wieder ein gelber Lichtstrahl unsere Hände. Wir heben sie über Lois Kopf. Langsam rinnt unser Blut an unseren Händen herab, bis die ersten Tropfen sich lösen und direkt in Lois Schusswunde fallen. Das Licht breitet sich aus, beginnt unsere ganzen Körper zu umgeben. Auch Lois Wunde leuchtet auf. Der Schein breitet sich über ihren ganzen Körper aus. Schließlich beginnt sich ihre Wunde langsam zu schließen. Noch einmal werden die Lichter blendend hell. Mit einem lauten Knall wird alles dunkel. Clark und ich fallen auf die Knie. Ich bin total erschöpft und erleichtert zugleich. Ich blicke hinüber zu Chloe, die sich gerade aufrappelt. Die Druckwelle muss sie umgehauen haben. Langsam erhebt sie sich, geht hinüber zu Lex und lässt den Meteoritenstein in das Döschen zurückfallen. Allmählich kehren meine Kräfte zurück. Doch anstatt aufzustehen, krabbele ich schnell auf Lex zu. Reglos liegt er an der Wand gelehnt. Seine Augen sind geschlossen. Chloe tritt zurück und geht hinüber zu Lois. Ich nehme mich zusammen und versuche mit dem Röntgenblick Lex’ Wunde näher zu erfassen. Die Kugel ist tatsächlich nicht weit eingedrungen. Sie hat seine Stirn durchschlagen und ist in ihr stecken geblieben. So wie es aussieht, ist sie nicht in sein Gehirn gedrungen. Clark kniet sich plötzlich neben mich. Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich. Einerseits bin ich froh Clark wieder zu sehen, andererseits bin ich zornig, dass er tatsächlich abgedrückt und Lex niedergeschossen hat. “Wie konntest du nur,” zische ich Clark an, während ich meinen Blick auf Lex gerichtet halte. Er gibt keine Antwort. Ich spüre seinen irritierten Blick. “Wir können ihn nicht hier sterben lassen, Clark. Er muss ins Krankenhaus!” Ich wende meinen Blick von Lex ab und sehe Clark an. Sein Gesicht ist starr, seine Kiefer fest aufeinander gepresst. Endlich bringt er etwas hervor, stockend und leise: “Wieso bedrückt dich das so?” “Was?” frage ich. “Wenn Lex sterben würde. Er hat uns schon so viel angetan, es wäre vielleicht wirklich besser, wenn wir ihn einfach sterben lassen!” Geschockt sehe ich Clark an. Ich kann zwar verstehen, dass er so denkt, aber letztendlich dachte ich immer, Clark wäre niemals fähig jemanden so etwas anzutun. Scheinbar habe ich mich getäuscht. “Clark, kannst du ihn ernsthaft hier sterben lassen? Das ist doch gar nicht deine Art. Auch wenn er es verdient hätte, in ihm steckt noch etwas Gutes. Da bin ich ganz sicher! Wir dürfen ihn nicht sterben lassen!” Clark antwortet nicht. Stattdessen schnappt er sich Lex und läuft mit ihm davon. “Wo sind denn Clark und Lex hin?” höre ich Chloes fragende Stimme hinter mir. Ich drehe mich um, stehe auf und gehe zu ihr und Lois. “Ich hoffe er bringt ihn ins Krankenhaus,” antworte ich zweifelnd. “Heißt das, er lebt noch?” fragt sie verwundert. “Die Kugel ist nicht weit eingedrungen. Dadurch, dass sie erst mich getroffen hat muss sie an Kraft verloren haben. Aber was ist mit Lois?” lenke ich von Lex ab. “Sie atmet wieder,” meint Chloe erleichtert und streicht ihrer Cousine sanft über den Kopf. “Kannst du mir helfen sie loszubinden?” fragt Chloe. Ich nicke, gehe hinter den Stuhl und richte meinen Blick auf Lois Fesseln. Mit dem Hitzeblick gelingt es mir die Stränge durchzubrennen. Lois Arme fallen sofort schlapp nach vorne. Sie droht vom Stuhl zu kippen. Schnell hält Chloe sie fest, bevor Lois vollkommen hinunterrutschen kann. Ich helfe Chloe und lege Lois sanft auf den Boden. Mit dem Röntgenblick durchleuchte ich sie. Ihr Herz schlägt wieder und auch sonst sieht alles normal aus, sie muss nur noch aufwachen. Plötzlich steht Clark wieder in der Tür und sieht auf Lois hinab. “Ist alles in Ordnung mit ihr?” fragt er besorgt. “Ja, sie ist noch bewusstlos, aber sonst scheint alles okay zu sein,” antworte ich ihm beruhigend. Dann frage ich nach Lex. “Ich habe ihn im Krankenhaus auf einem Flurbett abgelegt. Wir dürfen nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden. Er wurde gleich gefunden und in den OP-Saal gebracht. Ich denke wir werden bald in den Medien erfahren, wie es ihm geht,” erklärt Clark. Ich gehe zu ihm und nehme ihn kurz in den Arm. “Danke. Ich weiß wie schwer dir das gefallen ist,” lächele ich ihn an. “Du hattest Recht. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist. In diesem Moment eben, hätte ich ihn wirklich sterben lassen. Aber das bin nicht ich. Ich hätte es mein Leben lang bereut,” erklärt er nachdenklich. “Hättest du ihn nicht ins Krankenhaus gebracht, hätte ich es getan. Aber dann wäre wohl Streit vorprogrammiert gewesen und Lex hätte wieder zwischen uns gestanden,” sage ich traurig. “Ich verspreche dir, Lex wird nie wieder zwischen uns stehen. Ich werde es nicht zulassen und du darfst das auch nicht,” sagt er mir nachdrücklich und sieht mir dabei tief in die Augen. Zur Bestätigung gebe ich ihm einen langen, sanften Kuss. “Ich unterbreche euch nur ungern,” wirft Chloe plötzlich ein, “aber wir sollten zusehen, dass wir hier weg kommen!” Clark und ich lassen voneinander ab. “Was schlägst du vor?” fragt Clark Chloe. “Könnt ihr Lois erst mal bei euch aufnehmen, Clark?” “Natürlich,” bestätigt Clark. “Dann lauft ihr beiden schon mal mit ihr vor,” bittet Chloe uns. “Ich komme mit dem Auto nach!” “Nein, ich fahre bei dir mit, Chloe, dann musst du nicht allein fahren,” schlage ich vor. Chloe strahlt mich an: “Super! Dann lasst uns!” Clark hebt Lois sachte hoch, nimmt sie auf seine Arme und ist im nächsten Augenblick weg. Chloe und ich machen uns auf den Weg zum Wagen. Anderthalb Stunden später sind wir auf der Farm. Als wir anhalten sehen wir schon Lois aus dem Haus auf uns zu laufen, gefolgt von Clark. Wir steigen aus und gehen in ihre Richtung. Sofort schmeißt Lois sich um Chloes Hals. “Chloe, ich bin so froh dich wieder zu sehen,” sagt sie erleichtert und drückt Chloe so fest an sich, dass diese nach Luft ringen muss. “Und ich erst! Fast hätte Lex uns beide auf dem Gewissen gehabt,” röchelt Chloe und versucht sich aus Lois Umarmung zu lösen. Die beiden sehen sich ernst an und verfallen dann in ein herzliches Lachen. “Ach Cousinchen,” meint Lois, “die Welt wird uns so schnell nicht los!” Nun ergreift Clark das Wort: ”Ich habe Lois schon berichtet, dass Lex sie nur mit der Waffe niedergeschlagen hat und sich dabei zufällig ein Schuss gelöst hat der ihn getroffen hat.” Alles klar, dass war der Wink mit dem Zaunpfahl, damit wir uns nicht verplappern und uns womöglich noch widersprechen. Chloe springt sofort darauf an: “Ja, unglaublich nicht wahr. Da hat es doch glatt mal den Richtigen getroffen.” “Allerdings,” bestätigt Lois. Dann wendet sie sich an mich: “Sarah, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich war nie freundlich zu dir und du bist so ein Risiko für mich eingegangen.” Verwirrt sehe ich sie an. “Clark hat mir erzählt, wie ihr mich gefunden habt. Das habe ich nur dir zu verdanken. Es tut mir leid, dass ich damals so blöd war.” Sie stellt sich mir gegenüber und streckt mir fragend die Hand entgegen: “Frieden?” Ich muss unwillkürlich lächeln und nehme ihre Hand: “Frieden!” Sie strahlt mich an, zieht dann ihre Hand weg und steckt die Hände in die Hosentaschen. “Gut, dann hätten wir das ja geklärt. Aber glaub nicht, dass wir deswegen jetzt dicke Freundinnen sind,” meint sie trocken und blickt in die Runde. Lois ist wirklich merkwürdig, eben noch so dankbar und eine Sekunde später wieder total distanziert. Naja, daran muss ich mich wohl jetzt gewöhnen. “Bleibst du jetzt wieder hier?” frage ich sie. “Ich habe schon drüber nachgedacht, ehrlich gesagt. Wenn mich der ‘Planet’ wieder nimmt, dann kann ich mir das durchaus vorstellen,” grinst sie. “Das wäre ja super,” freut sich Chloe. “Wie man’s nimmt,” fügt Clark leise hinzu. “Och Smallville,” wendet sich Lois an Clark, “wenn du mich nicht hier haben willst, hättest du mich wohl kaum gerettet. Gib zu, dir liegt mehr an mir als du zugeben willst.” Mit einem Lächeln sieht sie Clark auffordernd an. Gespannt sehe ich zu ihm hinüber, was er wohl auf Lois’ Bemerkung erwidern wird. “Das ist nur meine soziale Ader,” grinst Clark sie an. Daraufhin versetzt Lois ihm einen Klaps auf den Oberarm. “Kommt, lasst uns rein gehen, ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen,” meint Clark und wir folgen seinem Vorschlag. Die nächsten zwei Stunden verbringen wir im Haus der Kents und berichten Lois von den letzten zwei Wochen. Wie genau wir Chloe zurückgeholt haben lassen wir allerdings außen vor, denn schließlich weiß Lois nichts von unserem Geheimnis. Wir berichten ihr lediglich, dass die Justice League uns dabei geholfen hat und erstaunlicher Weise reicht Lois das als Erklärung aus. Wahrscheinlich vermutet sie, dass es hauptsächlich ihnen zu verdanken ist, dass Chloe wieder lebt. “Lois,” wechselt Chloe dann das Thema, “was wollte Lex denn von dir?” Lois sieht sie mit großen Augen an, dann meint sie: “Das habe ich mich auch gefragt. Wisst ihr, er hat immer gesagt ich solle ihm alles über das Armeeprojekt F13 sagen. Dass ich schließlich wüsste, was genau dahinter steckt und so. Aber ich habe keine Ahnung was er damit meinte. Wirklich!” “Wie kommt Lex denn darauf,” frage ich erstaunt. “Vermutlich denkt er, dass ich durch meinen Vater gut über alles informiert bin, was in der Armee läuft. Aber ich hab echt keine Ahnung,” wehrt Lois erneut ab. “Was könnte Lex jetzt schon wieder so interessieren? Er ist doch gerade erst aus dem Gefängnis gekommen. Man sollte meinen nach einem halben Jahr Knast wäre er mal zur Besinnung gekommen,” wirft Chloe ein. “Lex und zur Besinnung kommen? Chloe, das kannst du vergessen. Er wird niemals aufhören alles an sich reißen zu wollen,” holt Clark Chloe aus ihren naiven Gedanken zurück. “Er hätte wohl kaum seinen eigenen Vater erschossen, wenn er sich geändert hätte,” erinnere ich. “Er hat was?,” fragt Lois ungläubig. Auch Chloe und Clark sehen mich verwundert an. “Ach ja, ich habe euch ja noch gar nicht davon erzählt. Lex hat es mir heute Morgen gestanden. Er hat Lionel in eine Art Kerker gesperrt, weil er drohte Lex umzubringen. Die ganze Zeit während Lex im Knast saß, hat Lionel dort vor sich hinvegetiert, wurde nur ab und zu von Lex’ Leuten verpflegt. Letzte Nacht hat er ihn erschossen. Lex meinte, Lionel wäre nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen. Er ist eiskalt.” Die drei sehen mich fassungslos an. Nach einigen Momenten des betretenen Schweigens ergreift Chloe als erste wieder das Wort: “Dann hat sich deine Vision also bestätigt,” stellt sie fest und sieht dann erschrocken zu Lois hinüber, die sofort nachhakt: “Was für eine Vision?” Ich überlege kurz, ob ich mich rausrede, entscheide mich dann aber die Wahrheit zu sagen. Schließlich haben die Visionen nicht zwanghaft etwas mit meinen Fähigkeiten zu tun. Lois kann also ruhig davon wissen. “Ich hatte in letzter Zeit Visionen von Dingen, die tatsächlich eingetreten sind. So auch die Sache mit Lionel,” erkläre ich knapp. Lois sieht mich abschätzend an. Sie nickt kurz, bevor sie weiter nachfragt: “Was waren das noch für Visionen?” “Unter anderem habe ich dich gesehen, wie du von Lex gefangen gehalten wurdest.” “Das heißt, du kannst das Gesehene nutzen um es zu verhindern,” fragt Lois. “Nein, verhindern kann ich es scheinbar nicht, aber ich kann mich darauf vorbereiten und dementsprechend handeln. Da ich von deiner Entführung durch Lex wusste, wussten wir, dass wir Lex nachspionieren müssen, um raus zu finden wo du bist. Hätte ich die Vision nicht gehabt, hätten wir nie erfahren, dass er dich hatte. Dann wärst du jetzt vielleicht schon tot.” “Dann muss ich dir wohl noch mal danken,” meint Lois. “Du musst mir gar nicht danken. Du hättest das selbe für mich getan,” antworte ich überzeugt. Lois sieht mich zweifelnd an und meint dann ganz abrupt: “Natürlich hätte ich das, kein Frage!” Dabei spüre ich genau, dass das wohl eher nicht der Fall gewesen wäre. Ich muss mir ein Schmunzeln verkneifen, denn ich hätte es Lois nicht übel genommen, hätte sie nicht das selbe für mich getan. Sie verfügt schließlich nicht über irgendwelche Superkräfte. Etwas peinlich berührt guckt sie mich an, als würde sie hören was ich denke und fügt hinzu: “Ich hätte das für jeden getan!” “Schon klar, Lois,” meint Clark mit ironischem Unterton und erntet dafür einen bitterbösen Blick von ihr. “Also, wie soll es nun weitergehen?” lenkt Chloe uns vom Thema ab. Nachdem keiner etwas sagt, meine ich vorsichtig: “Also mich würde interessieren, was mit Lex ist!” Alle Drei blicken mich abrupt an. Besonders Clarks Blick bohrt sich in meine Augen. “Sarah, kannst du mal mitkommen?” bittet er mich und steht auf. Fragend sehe ich ihn an: “Wieso? Wohin denn?” Ich bemerke wie sich Lois und Chloe Blicke zuwerfen. “Bitte, komm einfach mit. Ich muss etwas mit dir besprechen,” antwortet Clark ruhig. Da ich schon ein wenig neugierig bin, was diese Geheimnistuerei nun soll, erhebe ich mich und folge ihm hinauf in sein Zimmer. Nachdem ich eingetreten bin schließt er die Tür hinter mir, bleibt davor stehen und sieht mich an. “Clark, was soll das?” frage ich ihn ruhig. Jetzt erst bemerke ich seinen zornigen Blick. “Das frage ich mich auch,” fährt er mich plötzlich an. Instinktiv gehe ich einen Schritt zurück und sehe ihn erschrocken an. “Clark, was hast du?” druckse ich leise. Ich verstehe nicht warum er so wütend ist. “Seitdem du bei Lex warst, scheinst du dich ja sehr für ihn zu interessieren,” bemerkt Clark nun etwas ruhiger und kneift abschätzend die Augen zusammen. “Jetzt sag nicht du bist eifersüchtig,” stelle ich etwas belustigt fest. Damit habe ich wohl ins Schwarze getroffen. Clark senkt verlegen seinen Blick zu Boden und seine Körperhaltung scheint sich etwas zu entspannen. Dann ergreift er wieder das Wort: “Du schienst so bedrückt zu sein, als du gemerkt hast, dass er fast gestorben wäre. Und jetzt willst du schon wieder wissen wie es ihm geht. Dabei haben wir all diese schrecklichen Dinge, die wir erlebt haben, nur ihm zu verdanken. Was hat er mit dir gemacht?” “Nichts!” sage ich verzweifelt und füge hinzu: “Clark, ich muss zugeben, Lex war sehr nett zu mir, aber mit Sicherheit nur um mehr aus mir rauszukriegen und um mein Vertrauen zu erhaschen. Doch da war etwas, das mich glauben lässt, dass er noch etwas Gutes in sich hat. Wahrscheinlich weiß er es selbst nicht, aber ich bin mir ganz sicher.” “Lex hat seinen eigenen Vater umgebracht. Er hat nicht davor zurückgeschreckt seine alten Freunde gefangen zu nehmen und umzubringen. Er ist dermaßen kaltblütig, dass ich ihm keinerlei gute Taten zutraue. Nein, Lex hat nicht einen Funken Gutes in sich,” streitet Clark verständnislos ab. “Doch, das hat er. Und ich glaube wir sind die Einzigen, die ihn dazu bringen können, diese gute Seite wieder hervorzuholen,” äußere ich meine Vermutung. Clark runzelt die Stirn. “Nein. Ich werde nichts der gleichen tun. Ich habe Jahre lang versucht Lex ins Gewissen zu reden, es hilft nichts,” blockt Clark ab. “Gut, ich kann dich nicht dazu zwingen. Aber ich gebe ihn noch nicht auf,” sage ich entschlossen. “Warum tust du das für ihn? Du warst niemals mit ihm befreundet. Du kennst nicht einmal seine gute Seite, die ich noch kennen gelernt habe.” Clark scheint an meinem Sturkopf zu verzweifeln. “Vielleicht gerade deswegen,” antworte ich. “Ich glaube an das Gute im Menschen, genauso wie du. Auch wenn du die Hoffnung aufgegeben hast, bitte gib mir noch eine Chance und vor allem Lex!” Clark seufzt, dann hebt er seine Hand und streicht mir sanft über die Wange: “Sarah, du weißt, ich liebe dich mehr als alles Andere, aber ich zweifele langsam an deiner Liebe zu mir!” “Was sagst du da?” antworte ich geschockt. “Natürlich liebe ich dich, das weißt du ganz genau. Wie kannst du nur so etwas denken?” Ich nehme seine Hand von meiner Wange und drücke ihm einen Kuss darauf. Dann gehe ich wieder einen Schritt auf ihn zu und lege meine Hände auf seine Brust. Eindringlich sehe ich ihm in die Augen. “Clark, wir wollten nicht zulassen, dass Lex zwischen uns steht. Wenn du mich nicht unterstützen willst ist das okay für mich, aber bitte, lass es mich wenigstens versuchen,” bitte ich ihn. “Wie genau hast du dir das denn vorgestellt? Willst du zu ihm hinspazieren und ihm sagen: Hallo Lex, ich werde jetzt mal die gute Seite aus dir rauskitzeln? Unterschätz Lex nicht, du weißt wie unberechenbar er ist.” “Ich weiß noch nicht genau was ich mache. Erst mal will ich einfach wissen wie es ihm geht. Und wenn ich sein Vertrauen gewinnen kann, dann bin ich schon einen ganzen Schritt weiter,” meine ich zuversichtlich. Clark drückt mich an sich und flüstert: “Auch wenn ich nicht viel davon halte und es ziemlich riskant finde, ich werde dir nicht im Weg stehen! Aber versprich mir, dass du auf dich aufpasst!” “Ich verspreche es dir.” Ich lächele ihn erleichtert an und gebe ihm einen langen Kuss. Als sich unsere Lippen wieder trennen höre ich wie unten der Fernseher eingeschaltet worden ist. Beide lauschen wir dem Nachrichtenbericht der an unsere Ohren dringt. Dabei sehen wir uns tief in die Augen. “Lex Luthor wurde heute im Metropoliskrankenhaus auf einem Flurbett bewusstlos aufgefunden. Dem Pressesprecher zufolge hatte er eine Schusswunde die sofort operiert wurde. Momentan liegt Luthor im Koma. Die Ärzte sind jedoch optimistisch und vermuten, dass Luthor in den nächsten Tagen erwachen wird. Wie Luthor in das Krankenhaus gekommen ist, ist noch völlig unklar. Wenn jemand einen Hinweis hat, oder Lex Luthor kurz vor der Tatzeit, gegen 15.00Uhr, gesehen hat, kann sich mit der Polizei von Metropolis, unter der eingeblendeten Nummer, in Verbindung setzen….” “Er lebt,” flüstere ich erleichtert und sehe weiterhin in Clarks Augen. Ich vermag nicht seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Er scheint… enttäuscht. Nein, ich kann nicht glauben, dass er Lex den Tod gewünscht hätte. “Clark, was ist los? Hast du gehofft, dass er es nicht schafft?” Clark atmet schwer aus bevor er antwortet: “Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht!” Ich nicke nachdenklich, dann nehme ich ihn in den Arm und lehne meinen Kopf an seine Schulter. Auch wenn es mir schwer fällt es zu akzeptieren, verstehe ich warum Clark so fühlt. Ich möchte ihm mit meiner Umarmung zeigen, dass es okay für mich ist, doch während er mich erleichtert an sich drückt überkommt mich wieder der bekannte Schmerz im Kopf. Langsam breitet er sich vom Hinterkopf bis nach vorne über die Stirn aus, bis sich die ersten Bilder einer neuen Vision in meine Augen brennen. Ich sehe Lex in einem Café. Es ist das ‘Talon’. Er sitzt an einem Tisch und lacht ausgelassen. Sein Gesicht wirkt vollkommen entspannt und freundlich. Kein bisschen streng und unnahbar, wie ich ihn bisher kenne. Dann schwenkt mein Blick herum. An dem Tisch sitzen noch mehr Personen, alle lachen. Ich sehe Clark, dem Lex freundschaftlich auf die Schulter klopft. Rechts neben Lex sitzt Lana, daneben Chloe. Auch Oliver, AC, Bart und Viktor sind dabei, sie haben einen Tisch dazu geschoben. Ich selbst sitze neben Clark und auf der anderen Seite neben mir hat Lois Platz genommen. Dann hört die Vision schon wieder auf. Als ich die Augen öffne blicke ich direkt in Clarks besorgtes Gesicht. Er hat mich auf den Arm genommen und steht mit mir mitten im Zimmer. “Du kannst mich runter lassen,” flüstere ich mit einem Lächeln. Vorsichtig setzt mich Clark wieder ab. Glücklich sehe ich ihn an. Er kräuselt die Stirn und meint: “Was hast du gesehen? Du siehst so erleichtert aus!” “Alles wird gut werden,” meine ich zufrieden und schildere ihm kurz was ich gesehen habe. “Ich kann das nicht glauben. Das ist unmöglich,” erwidert Clark zögerlich. “Clark, ich weiß nicht wie es zu so einer Situation kommen kann, aber es wird definitiv geschehen. Wir müssen so schnell wie möglich ins Krankenhaus,” fordere ich ihn auf. “Erst mal müssen wir wieder runter zu Chloe und Lois,” bremst er mich. “Ich denke heute werden sie sowieso niemanden mehr zu Lex lassen. Lass es uns morgen versuchen.” “Du kommst mit?” frage ich verwundert. “Ich weiß wie viel dir daran liegt und deine Vision hat mich neugierig gemacht,” entgegnet Clark. Strahlend falle ich ihm um den Hals: “Du weißt gar nicht wie sehr ich dich liebe,” sage ich ihm leise ins Gesicht. Er lächelt mich an und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss. Zwei Minuten später sind wir wieder unten bei Lois und Chloe, die auf dem Sofa vor dem Fernseher Platz genommen haben. Aufgeregt berichten sie uns von dem Nachrichtenbericht. “Wir werden Morgen zu Lex gehen,” unterbreche ich die beiden. Verwirrt sehen sie mich an. “Sarah, meinst du, das ist eine gute Idee?” fragt Chloe stutzig. “Lex ist doch noch nicht mal aufgewacht,” gibt Lois zu bedenken. “Das ist egal. Ich wäre am liebsten da, wenn er aufwacht. Wisst ihr, ich hatte eben eine Vision, als wir oben waren.” Nun erzähle ich auch den beiden was ich gesehen habe. Sprachlos sehen Lois und Chloe mich an. “Ähm, wow… warte mal…,” stockt Chloe, “Du willst uns sagen, Lex wird unser Freund werden?” “Zumindest sah es so aus,” bestätige ich. “Wir wissen nichts Genaues,” mischt sich nun Clark ein und lässt sich auf das Sofa neben Lois nieder, “Aber wenn die Vision tatsächlich so eintritt, kann es nur von Vorteil sein, wenn wir die Ersten sind die Lex nach dem aufwachen sieht!” “Ja, das klingt einleuchtend,” stimmt Lois zu. “Sollen wir auch mitkommen?” “Nein!” winke ich schnell ab. “Ich denke mehr als zwei Personen werden sie sowieso nicht zu ihm lassen und es wird besser sein, wenn er erst mal nur uns beide sieht!” “Okay,” nickt Lois. “Tja, dann werde ich mich mal aus dem Staub machen. Ihr sagt mir bescheid, wenn ihr mehr wisst, ja?” Sie sieht Clark auffordernd an. “Natürlich. Aber wo willst du denn jetzt hin?” wundert sich Clark. “Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du erst mal hier auf der Farm unterkommen willst.” “Nicht nötig. Ich werde bei Chloe schlafen und dann sehen wir weiter. Komm Cousinchen, lass uns abhauen, damit sich die Beiden seelisch auf ihren Besuch bei Lex einstellen können,” grinst sie uns an und springt vom Sofa auf. Chloe erhebt sich nun ebenfalls und drückt Clark, der auch aufgestanden ist, an sich. Dann kommt sie zu mir und nimmt mich in den Arm: “Passt auf euch auf. Und kommt gleich bei mir vorbei, wenn ihr bei Lex wart,” bittet sie mich. Ich nicke stumm. Dann kehren uns die beiden den Rücken zu und verlassen das Haus. “Und danke noch mal!” ruft Lois beim rausgehen. Als die Beiden weg sind, legt Clark seinen Arm um meine Hüfte und meint: “Und jetzt?” Ich ziehe ihn eng an mich heran und streife sanft durch seine Haare. Dabei mustere ich jeden Zentimeter seines Gesichtes. “Hast du wirklich geglaubt, Lex hätte eine Chance bei mir?” spiele ich auf seinen kleinen Eifersuchtsanfall an. Das Thema behagt ihm gar nicht, sein Gesicht wirkt sofort angespannt. “Du hast mir zumindest das Gefühl gegeben,” erwidert er. Sanft schiebe ich ihn zurück, bis er sich auf das Sofa fallen lässt. Ich setze mich auf seinen Schoß und sehe ihm tief in die Augen. “Du brauchst dir niemals Sorgen machen, dass ich einen Anderen lieben könnte, hörst du? Niemals!” Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen und sehe ihn erneut an: “Ich liebe dich, Clark Kent, und das wird sich nie ändern!” Er greift mir in den Nacken und drückt meinen Kopf zu sich um in einen minutenlangen Kuss zu verfallen. Epilog: Epilog -------------- Am nächsten Morgen wache ich in Clarks Armen auf. Unglaublich, dass ich gestern noch im Luthorschloss erwacht bin, es kommt mir schon viel länger her vor. Ich atme tief ein und nehme mit jedem Atemzug Clarks Geruch auf. Als ich die Augen öffne blicke ich direkt in sein Gesicht. Er ist schon wach und sieht mich an. “Guten Morgen,” wispert er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich ziehe meinen Arm unter der Decke hervor und streiche über Clarks Wange. Er ist so unglaublich schön. Jeden Morgen frage ich mich erneut, womit ich so einen wundervollen Freund verdient habe. Ich lächele ihn an. “Woran denkst du? Du siehst so glücklich aus!” fragt er leise. “Das bin ich auch,” entgegne ich. “Weil ich dich habe! Ich liebe dich!” Clark lächelt mich an, zieht seinen Arm unter mir weg und beugt sich über mich: “Ich liebe dich auch!” Dann drückt er mir einen Kuss auf die Lippen. Wir verbringen noch einige zärtliche Minuten im Bett bevor wir aufstehen. Um zehn sitzen wir endlich in der Küche und machen uns ein ausgiebiges Frühstück. Martha ist nebenbei schon wieder fleißig mit Backen beschäftigt. Nach dem Essen erledigen wir schnell alle Farmarbeiten. Dann machen wir uns auf den Weg ins Krankenhaus. Dort angekommen, fragen wir am Empfang nach dem zuständigen Arzt. “Mr. Luthor liegt auf Zimmer 331. Sein Arzt heißt Dr. Geads.” Clark bedankt sich und wir gehen hinauf in den dritten Stock. “Zimmer 331, na hoffentlich ist das nur ein blöder Zufall,” mache ich Clark auf die Zahl aufmerksam. Der nickt nur stumm mit dem Kopf. Ich spüre wie viel Überwindung es Clark kostet, mit hierher zu kommen. Er ist sichtlich angespannt. Als wir die dritte Etage erreicht haben, kommt uns direkt der behandelnde Arzt entgegen. “Dr. Geads? Wir möchten zu Lex Luthor! Können Sie uns etwas zu ihm sagen?” frage ich ihn. “Darf ich fragen wer sie sind? Gehören sie zur Familie?” entgegnet Dr. Geads. “Nein, soweit ich weiß hat Lex keine Familie mehr. Wir sind gute Freunde von ihm. Mein Name ist Sarah Fort und das hier ist Clark Kent. Bitte sagen sie uns, wie es ihm geht!” Der Arzt ringt kurz mit sich bevor er meint: “Also schön! Mr. Luthor wurde angeschossen. Eine Pistolenkugel hat sich in seinen Schädel gebohrt. Glücklicherweise war sein Gehirn kaum betroffen!” “Kaum?” hakt Clark nach. “Ja. Die Kugel ist in der Stirnplatte stecken geblieben und nicht in sein Hirn eingedrungen. Allerdings hat der Druck der Kugel beim Eindringen einen Teil seines Hirnes beschädigt.” “Inwiefern?” frage ich sorgenvoll. “Mr. Luthor wird sein Gedächtnis vollkommen und unwiderrufbar verloren haben. Es tut mir leid, wenn Sie ihn besuchen möchten und er aufwacht, wird er Sie nicht mehr kennen.” “Wann können wir zu ihm?” frage ich nervös. “Wenn Sie möchten sofort. Wir rechnen damit, dass er jeden Moment erwacht,” erwidert Dr. Geads und führt uns in Lex Zimmer. “Ich werde Sie jetzt allein lassen,” meint er leise und verlässt den Raum. Clark und ich gehen hinüber an Lex Bett. Er liegt schlafend auf dem Rücken, ein Verband ist um seinen Kopf gewickelt. Er wirkt blasser als sonst, aber absolut friedlich. Seine Atmung ist flach, doch er wird nicht künstlich beatmet. Nur an seinen Armen sind Kanülen und Schläuche angebracht, die zu drei verschiedenen Tröpfen führen. Ich werfe einen kurzen Blick zu Clark, der nun auch besorgt Lex Gesicht betrachtet. “Das erklärt auch deine Vision,” spielt er leise auf Lex Gedächtnisverlust an. Ich nicke ihm zu. Dann setze ich mich auf die Bettkante während Clark sich einen Stuhl heran zieht. “Clark,” mache ich ihn aufmerksam und deute auf Lex Hand, die sich ein wenig bewegt hat. Ich greife danach und lege sie in meine. Dann flüstere ich: “Lex, kannst du mich hören?” Die Hand gibt einen leichten Druck. Aufgeregt blicke ich auf sie hinab. “Sarah, er wacht auf,” deutet Clark an und blickt Lex ins Gesicht. Ich folge seinem Blick und sehe plötzlich direkt in Lex geöffnete Augen. Lex blinzelt leicht, er ist noch deutlich benommen. Dann formt sein Mund ein Wort. Es dauert lange, bis er etwas heraus bringt, doch schließlich fragt er mit schwacher, heiserer Stimme: “Wer sind Sie?” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)