In eine neue Welt von sleepyhead82 ================================================================================ Kapitel 1: In eine neue Welt ---------------------------- In eine neue Welt Es ist Mitten in der Nacht, kurz nach eins. In einer knappen Stunde geht der Flieger. Ich befinde mich in der Flughafenhalle. Um mich herum herrscht reges Treiben. Viele Menschen scheinen heute einen Nachtflug genommen zu haben. Einige Leute ziehen Koffer hinter sich her, andere Begrüßen sich überschwänglich. Bei manchen fließen Tränen des Abschieds, wieder Andere eilen nur hektisch an mir vorbei. Ich habe mir ein Plätzchen auf einer Bank gesucht, von der aus ich die ganze Halle überblicken kann, und knabbere an meinen Fingernägeln. Eine furchtbare Angewohnheit! Aber ich bin einfach zu nervös um ruhig dasitzen zu können. Zu viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Tue ich wirklich das Richtige? Was, wenn alles Geplante fehl schlägt? Wird Chloe wirklich dort sein und mich in Empfang nehmen? Wann werde ich dann mal wieder hier in Deutschland sein? Werde ich überhaupt jemals zurückkommen? All diese Fragen machen sich in meinem Kopf breit. Doch wenn ich nun kneifen würde, würde ich keine Antworten bekommen. Also versuche ich alle Bedenken schnellstmöglich zu verdrängen und mich auf die Zukunft zu freuen. Meine acht Koffer habe ich schon gestern eingecheckt. Darin ist mein ganzes Leben verstaut. Komisches Gefühl! Schon beim packen war mir mulmig zumute. Es ist schon nicht ganz einfach, sein altes Leben hinter sich zu lassen, auch wenn man denkt, dass man nicht sonderlich daran hängt. Mein Flug wird aufgerufen, jetzt wird es ernst. Schweren Herzens erhebe ich mich und stelle mich in der nicht allzu langen Warteschlange an. Ich erblicke den Securitydienst, der es scheinbar gar nicht erwarten kann, die Leute gründlich zu kontrollieren. Meine kleine Tasche, mit den wichtigsten Dingen die eine Frau so braucht, wie Portemonnaie, Kaugummis, Tampons und Kopfschmerztabletten, lege ich auf das Band zum Scannen. Während meine Tasche durchleuchtet wird, muss auch ich dran glauben. Ein strenger, älterer Mann in Securityuniform fuchtelt mit einem Stab um mich herum. Es piept nichts. Nicht so, wie man das im Fernsehen immer sieht, dass sich Leute bis auf die Unterwäsche ausziehen müssen, bis das Gerät nicht mehr Alarm schlägt. Ich schnappe mir meine Tasche wieder und gehe in die Abflughalle. Ein gutes Dutzend anderer Passagiere warten hier schon. Die Maschine kommt aus Prag, wir steigen nur dazu, daher ist wohl auch die Halle so leer. Ich gehe in die Nähe des Terminaleingangs, wo die Wände nach außen hin verglast sind, und lasse mich auf einen Sitz, mit Blick auf die Startbahn, nieder. Verträumt schaue ich zu, wie innerhalb kürzester Zeit, zwei Flugzeuge abheben. Zwanzig vor Zwei, keine halbe Stunde mehr, bis ich in mein neues Leben starte. Mich überkommen erneut Zweifel. Die selben Fragen, wie vorhin, drängen sich wieder in meinem Kopf. Um mich von der Skepsis abzulenken, öffne ich meine Tasche und hole die letzten E-Mails von Chloe heraus. Alles auf englisch natürlich, aber mittlerweile bin ich sehr gut mit der Sprache vertraut. Mit Sicherheit werde ich noch eine Menge lernen müssen, aber normale Unterhaltungen kann ich problemlos führen. In ein paar Wochen, bin ich bestimmt auch mit Redewendungen und fachlichen Begriffen vertraut. Dann werde ich nicht mehr alle bitten müssen, etwas langsamer zu sprechen. Als ich mit Chloe vor ein paar Tagen wegen der Organisation meines Ankommens telefoniert habe, hat sie eindeutig schneller geredet als sonst und ich konnte alles gut verstehen. Unser erstes Telefonat dagegen, war ein Desaster. Sie musste jeden Satz zwei Mal sagen, oder neu umschreiben, so dass das Telefonat, das eigentlich zehn Minuten hätte dauern können, eine ganze Stunde in Anspruch nahm. Das ist jetzt ein Jahr her. Bei dem Gedanken daran, breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Schließlich schaue ich mir Chloes letzte E-Mail an, die ich, zitternd vor Aufregung, in den Händen halte. Natürlich haben wir nicht immer nur über die Meteoritenfreaks, wie Chloe sie nennt, gesprochen, sondern auch über private Dinge. Sie kennt quasi mein ganzes Leben und ich ihres. In der letzten Mail schrieb sie mir, dass sie ein merkwürdiges Gespräch mit Lex Luthor hatte. Lex ist ein hohes Tier in Metropolis, stinkreich und führt die Firma seines Vaters Lionel Luthor. Er sprach sie auf die vielen verschiedenen Berichte der Meteoritenfreaks an, und wollte wissen, was Chloe glaubt, wo die Ursache dieser ganzen komischen Vorfälle läge. Chloe hatte dazu ausweichend reagiert und macht sich nun sorgen, denn Lex ist absolut skrupellos. Wen er im Auge behält, der hat nicht gut Lachen. Er und sein Vater haben schon einige Morde begehen lassen, aber sind immer davongekommen. Wer sich mit den Luthors einlässt, begibt sich in Machtspielchen von denen normal Sterbliche nicht einmal träumen würden. So etwas gibt es bestimmt nur in Amerika. Chloe selbst ist schon zwischen die Fronten der Beiden geraten und wurde dabei um ein Haar getötet. Eine Wahnsinnsgeschichte! Chloe könnte glatt ein Buch davon schreiben. Außerdem erzählte sie, in ihrer letzen E-Mail, von Clark und Lana. Die Beiden sind ihre besten Freunde und doch leidet sie immer unter ihrer Gesellschaft. Chloe ist schon lange Zeit in Clark verliebt, aber der wiederum in Lana. Obwohl Clark und Lana zwischendurch immer Mal wieder zusammen waren, hatte Lana schließlich Lex Luthor geheiratet. Chloe konnte das nie verstehen. Und so, wie sie ihn mir beschrieben hatte, kann auch ich nicht verstehen, was Lana zu Lex gezogen hat. Er und Clark waren früher sogar befreundet, doch irgendetwas hat sie die Freundschaft beenden lassen. Ich weiß nicht, ob Chloe weiß, was der Grund dafür war. Es ist alles eine sehr verwirrende Angelegenheit und ich bin gespannt, die ganzen Leute die dahinter stecken, kennen zu lernen. Auf Fotos, die mir Chloe geschickt hatte, habe ich sie alle schon einmal gesehen, doch was sind schon Fotos? Dadurch kann ich mir zwar ein optisches Bild machen, aber kennen tue ich diese Personen dadurch trotzdem nicht. Nachdenklich betrachte ich die Zeilen ihrer E-Mail. Ich kann deutlich herauslesen, welch große Sorgen sie sich macht, dass Lex es nun auf sie abgesehen hat. Sie scheint regelrecht Angst zu haben und das besorgt auch mich. Ein Gong holt mich aus meinen Gedanken. Zehn vor zwei, die Passagiere zu meinem Flug werden aufgerufen. Jetzt geht es also los! Schnell packe ich Chloes E-Mails wieder ein und gehe wehmütig durch das Terminal. Ungefähr zwanzig weitere Passagiere betreten mit mir das Flugzeug. Die Stewardessen bieten mir Bonbons an, die ich aber dankend ablehne. Aus Erfahrung kaue ich nur noch Kaugummi. Bei meinen ersten Flügen vor einigen Jahren hatte ich immer das Gefühl, mir platzt der Kopf. Ich musste den ganzen Flug über Bonbons lutschen, nicht nur beim Start und der Landung. Und bei einem acht Stunden Flug gehen Bonbons einfach irgendwann aus. Reihe 14, Platz 3, kein Fensterplatz, macht nichts, ich fliege schließlich mit der Nacht mit, da gibt es sowieso nichts zu sehen. Ich setze mich auf meinen Platz. Neben mir sitzt ein älteres Pärchen, scheinbar aus Prag, ich verstehe kein Wort, aber es klingt interessant, wenn sich die beiden unterhalten. Die Anschnallzeichen leuchten auf. Schon kommt ein Steward und hält die immerwiederkehrende Sicherheitsrede. Ich ziehe ein Kaugummi aus meiner Tasche und fange an, wie wild, darauf herumzukauen. Meine Tasche lege ich unter den Sitz, damit mein Kaugumminachschub immer in Reichweite ist. Der Steward ist mit seinen Sicherheitsanweisungen fertig, er geht zu seinem Platz und schnallt sich ebenfalls an. Sogleich beginnt die Maschine Richtung Startbahn zu rollen. Nach zwei Minuten höre ich die Turbinen aufheulen und ich werde in den Sitz gepresst. Mein Körper fühlt sich an, als würde er das doppelte an Gewicht tragen. So ein Start ist immer wieder toll. Mein Bauch kribbelt und eine Freude breitet sich in mir aus, die mir Hoffnung und Zuversicht spendet. Das Flugzeug hebt ab. Auf nach Amerika! Zwei Stunden später kommt der Bordservice. Ein Nachtsnack wird angeboten. Gerne nehme ich das Käsebrötchen und den Joghurt an, ich neige dazu zu essen, wenn ich aufgeregt bin. Es sind schließlich nur noch sechs Stunden bis ich Chloe endlich persönlich kennen lerne und mein neues Leben beginnen kann. Anstatt einen Kaffee, trinke ich einen O-Saft, in der Hoffnung noch schlafen zu können, damit die Flugzeit schneller vorbei geht. Und tatsächlich, nach dem Essen döse ich ein und schlafe volle fünf traumlose Stunden. Als ich aufwache gehe ich schnell noch einmal auf die Flugzeugtoilette, bevor das Flugzeug mit dem Sinkflug beginnt. Während ich zurück zu meinem Platz gehe, riskiere ich einen Blick nach draußen. Wir haben schon Land unter uns, ich kann kleine beleuchtete Städte erkennen. An meinem Sitz angekommen, schnalle ich mich an und schiebe mir die nächste Kaugummiportion in den Mund. Ich höre mal wieder schlecht, wie immer wenn ich fliege. Der Pilot hat gerade etwas durchgesagt, vermutlich, dass wir gleich zur Landung ansetzen, denn die Anschnallzeichen leuchten auf. Mein Magen macht sich nun, durch den Sinkflug, bemerkbar. Ganz seicht gleitet das Flugzeug dahin und setzt, ohne große Turbolenzen, auf. Das ging schnell. Dadurch, dass ich keinen Fensterplatz habe, konnte ich nicht einschätzen wie nah der Flughafen ist. Ruckartig bremst die Maschine ab und drückt mich nach vorne in den Gurt. Dann werden die Turbinen leise und das Flugzeug rollt aus. Zehn Minuten später, stehe ich in einem völlig überfüllten Flughafenbus der uns in die Ankommenshalle fährt. ‘Umkippen kann ich hier wenigstens nicht’, lache ich tröstend in mich hinein. In der Halle angekommen schnappe ich mir gleich einen Wagen, auf dem ich meine acht Koffer transportieren kann. Am Band, an dem die Koffer abgeholt werden stehen an die hundert Menschen und warten auf ihre Urlaubskoffer. Bei meinem fünften Koffer, beginnen die Leute mich schief anzugucken. Als ich endlich alle acht Koffer zusammen habe und mit meinem Wagen abdampfe fangen einige an, zu applaudieren. Komischer Humor. Ich spüre, wie ich rot anlaufe und setze meinen Weg, in Schlangenlinien, fort. Dabei grübele ich ärgerlich darüber nach, wieso ich so einen, schwer zu lenkenden, Wagen abbekommen musste. Nach einem schier endlosen Kampf, mit diesem widerspenstigen Gefährt, komme ich endlich in der Empfangshalle an. Beeindruckt bleibe ich stehen und schaue mich um. Wow! Wie riesig hier alles ist. Der ganze Flughafen ist aus Glaswänden. Man kann in alle Räume schauen, abgesehen von den Toiletten natürlich. Ein wahnsinniges Getümmel ist hier, es müssen Tausende von Menschen hier herumlaufen. Wie soll ich nur Chloe finden? Den Gedanken habe ich noch nicht ganz ausgedacht, da fällt mir auch schon Jemand von hinten um den Hals. “Willkommen in Amerika!” höre ich eine bekannte Stimme. Als ich mich umdrehe blicke ich direkt in Chloes blaugrüne Augen. “Hi, bist du gut angekommen?” fragt sie mich mit musterndem Blick. Etwas verdutz schaue ich sie an. Sie sieht haargenau so aus, wie auf dem Foto. Ihre blonden Haare enden kurz über den Schultern, sie trägt eine türkisfarbene Bluse und eine Jeans. An ihrer Schulter baumelt eine riesige, dunkelrote Tasche herunter. “Hi Chloe! Ja, alles super gelaufen!” bestätige ich ihr, glücklich sie nun endlich zu sehen. Chloe strahlt mich an und meint: “Du siehst haargenau so aus, wie auf deinem Foto!” Prustend erwidere ich: “Das Gleiche hab ich auch gerade von dir gedacht!” Lachend fallen wir uns in die Arme. Es ist schön, sie endlich mal real sehen zu können. Alle Zweifel, die ich auf dem Flughafen in Deutschland noch hatte, sind wie weggeblasen. Plötzlich überkommt mich ein seltsames Gefühl. Nachdenklich sehe ich Chloe an: “Ich bin so froh hier zu sein! Ich hab das Gefühl, als würde ich nach Hause kommen! Komisch, oder!” “Hier ist nichts komisch! Außerdem wird das jetzt dein zu Hause!” Mit sanftem Blick legt Chloe mir ihre Hand auf den Arm und scheint eine Reaktion von mir zu erwarten. Ich sehe sie etwas skeptisch an. Das hier, soll ich bald mein zu Hause nennen? Konnte ich denn Deutschland bisher mein zu Hause nennen, wo ich mich dort doch nie wirklich wohl gefühlt hatte? Unwillkürlich muss ich lächeln und strahle sie an: “Ja, das wird es!” “Na, dann gehen wir erst mal raus hier!” schlägt Chloe, scheinbar glücklich über meine Antwort, vor. Ich nicke zustimmend und will mich umdrehen, um mich mit dem Kofferwagen weiter abzuplagen, als mir jemand seine Hand auf die Schulter legt. Erst denke ich, es ist Chloe, aber dann bemerke ich schnell, dass die Hand viel größer ist. “Warte, das erledige ich!” höre ich eine warme, tiefe Stimme zu mir sprechen. Als ich mich umdrehe, blicke ich direkt auf ein rotes T-Shirt, das vielleicht nur zehn Zentimeter von meiner Nase entfernt ist. Verwirrt lege ich meinen Kopf etwas in den Nacken, um zu sehen, wer da mit mir geredet hat. Erst einen Kopf über mir, sehe ich einen jungen Mann, mit dunklen Haaren, großen blaugrünen Augen und einem sinnlichen Mund, der gerade ein Lächeln formt. Das also ist Clark! Auf den Fotos sah er längst nicht so gut aus, wie in echt. Jetzt verstehe ich, warum Chloe so von ihm angetan ist. “Hi, ich bin Clark!” lächelt er mich verschmitzt an und tritt einen Schritt zurück. Sein Blick mustert mich von oben bis unten, dann streckt er mir seine Hand entgegen die ich ihm, zögerlich, schüttele. Wow, dieses Lächeln! Ich wusste ja schon durch die Fotos, dass er mir gefallen würde, aber jetzt ist es wirklich, im Bruchteil einer Sekunde, um mich geschehen. Meinetwegen könnte er ruhig wieder den Schritt näher kommen, den er gerade zurückgetreten war. “Sarah!” stelle ich mich ihm lächelnd vor und wahrscheinlich ist mein Gesicht mal wieder rot angelaufen, vor Scham. “Schön dich kennen zu lernen! Chloe hat schon viel von dir erzählt!” meint er und sieht kurz, über meine Schulter hinweg, zu Chloe. Verwundert sehe ich ihn an und spüre zugleich, dass ich definitiv jeder Tomate Konkurrenz machen könnte: “Von mir? Da gibt es doch nicht viel zu erzählen! Da habt ihr viel interessantere Dinge die ihr berichten könnt!” “Und deswegen bist du jetzt ja auch hier!” mischt sich Chloe abrupt ein und packt mich schnell am Arm, um mich hinter ihr herzuziehen. “Los, nichts wie raus hier, Gefahr im Anmarsch!” Sie deutet, während dem Gehen, mit dem Kopf nach rechts. Clark folgt ihrem Blick, schnappt sich den Kofferwagen und murmelt: “Lex! Bloß weg hier!” Chloe beginnt schneller zu gehen, schließlich läuft sie. Clark schiebt meinen Kofferwagen völlig problemlos neben uns her. Ich bin total verwirrt und zugleich wahnsinnig gespannt, was die Beiden mir gleich zu berichten haben, über diesen plötzlichen Aufbruch und der Flucht vor Lex! Kaum hier angekommen, wird es spannend für mich. Mein ganzer Körper kribbelt vor Aufregung. Was hat das hier zu bedeuten? Auch wenn ich Lex eben nur kurz gesehen habe, habe ich doch die bedrohliche Ausstrahlung gespürt, die von ihm ausgeht. Endlich verlassen wir dieses riesige Gebäude und stehen vor dem Parkplatz des Flughafens. Obwohl es mitten in der Nacht ist, ist die Gegend, von Laternen, hell erleuchtet. Clark stellt den Wagen neben mir ab. Es muss wohl an Clarks Größe liegen, dass er diesen blöden Kofferwagen so einfach schieben kann. Ehrlich gesagt, kenne ich bisher noch keinen Mann, der so groß und trainiert wirkt, wie Chloes Freund. “Ich hol das Auto! Wartet hier!” fordert Clark energisch. Als er weg ist, spreche ich Chloe an: “Was sollte das eben, Chloe! Warum flüchtet ihr vor Lex?” “Sarah, das ist eine etwas längere Geschichte! Kannst du dich an meine letzte E-Mail erinnern?” Sie blickt sich nervös um, während sie mit mir spricht. “Ja, ich hab sie eben vor dem Flug noch mal gelesen! Gibt’s was neues dazu?” frage ich besorgt. Es erschreckt mich, Chloe so ängstlich zu erleben. Chloe geht zu einem leiseren Ton über: “Und ob? Ich vermute, Lex hat es auf mich abgesehen! Aber mehr erzähl ich dir unterwegs, nicht hier!” Meine Freundin scheint sichtlich nervös, sie stellt sich auf Zehenspitzen und versucht den Parkplatz zu überschauen. “Clark, wo bleibst du denn?” murmelt sie leise vor sich hin. Da kommt auch schon ein roter Pick-up um die Ecke und hält vor uns. Clark steigt aus, geht um das Auto herum und beginnt die Koffer auf die Ladefläche zu wuchten. “Schnell, steigt schon mal ein!” Chloe und ich befolgen seine Aufforderung und setzen uns in den Wagen. Unglaublich schnell hat Clark alle Koffer verladen und steigt zu uns in das Auto. Ich kann spüren wie angespannt die Beiden sind und blicke möglichst unauffällig von Einem zum Anderen. Sie haben mich in ihre Mitte genommen und ich fühle mich, als würde ihre Angespanntheit mich einschnüren und mir die Kraft zum Atmen nehmen. Die Luft scheint zum Schneiden dick, ich halte diese schweigsame Atmosphäre nicht mehr länger aus. Neugierig platzt es aus mir heraus: “Was ist los mit euch? Jetzt erzählt schon, was beschäftigt euch so? Ich hoffe es liegt nicht an mir!” “Nein!” entfährt es Clark schroff und er schaut unsicher zu Chloe. “Ich… ich meine, es liegt nicht an dir,” fährt er mit entschuldigendem Ton fort. “Ist okay Clark, sie weiß alles von uns!” erklärt Chloe ihm knapp. Clark verliert kurz die Fahrbahn, als er entsetzt, an mir vorbei, zu ihr rüber sieht. Erschrocken kralle ich meine Finger am Armaturenbrett fest. “Fast!” ergänzt Chloe schnell und sieht ihren Freund eindringlich an. Nach einem kurzen Schlenker und einem lauten Aufquietschen der Reifen, hält Clark wieder sicher die Spur. Er hatte fast die Kontrolle über den Wagen verloren. Irgendetwas musste ihn aus der Fassung gebracht haben. Ich versuche mich wieder entspannt zurückzulehnen und lasse vom Armaturenbrett ab. Verwundert sehe ich Clark an, der sich wieder ganz auf die Straße konzentriert. Was hat das alles zu bedeuten? Wovor hat Clark Angst? Offensichtlich ist da etwas, das er verbergen will? Was könnte das sein? Ich wende meinen Kopf und sehe Chloe verbittert an. Nachdrücklich sage ich ihren Namen. Es reicht mir, ich will wissen, was hier gespielt wird. Schließlich gibt Chloe nach: “Okay, Sarah! Lex ist mir auf den Fersen. Ich denke, er vermutet, dass ich ebenso ein Freak bin, wie all die Anderen. Aber ich bin es nicht! Ich trage die Meteoritensubstanz in mir und wurde deswegen vor zwei Jahren von einem Arzt entführt, der für Lex gearbeitet hat. Aber ich habe keine besonderen Fähigkeiten mehr! Ich hatte tatsächlich eine Gabe, ich konnte Andere heilen, aber ich habe Jemanden gefunden, der mich davon befreien konnte!” “Warum hast du mir nichts davon erzählt?” frage ich sie enttäuscht. Wie konnte sie mir das verheimlichen? Ich dachte die ganze Zeit, sie würde immer ehrlich zu mir sein. “Ich dachte, es ist nicht von Bedeutung. Schließlich wollte ich es ja immer los werden,” verteidigt sie sich. Nicht von Bedeutung? Natürlich war das von Bedeutung. Als meine Freundin hätte sie mir davon erzählen müssen. Ich stoße einen beleidigten Seufzer aus und sehe angestrengt zur Frontscheibe hinaus. “Hast du ihr von 33.1 erzählt?” fragt Clark monoton dazwischen, während er angestrengt auf die Fahrbahn schaut. Chloe presst die Lippen zusammen und nickt Clark zu. “33.1? Das Projekt von Lex? Wo er die Freaks erforscht?” frage ich sicherheitshalber nach. Was sollte das damit zu tun haben? “Genau das!” nickt Clark bestätigend. “Wir nehmen an, dass er Chloe entführen will, um rauszufinden was sie für Fähigkeiten hat! Und was er dann mit ihr macht.... wissen wir nicht!” Ich höre seine Betroffenheit heraus und bemerke, wie er schlucken muss, bevor er fortfährt: “Wir vermuten, Lex will Menschen erschaffen, die unbesiegbar sind, um eine Art Armee mit ihnen zu gründen! Er hatte bereits ein Projekt namens “Ares”, dort hatte er schon Menschen erschaffen, die viele Fähigkeiten verschiedener Freaks besaßen! Doch das Projekt scheiterte zum Glück!” “Aber Lex hat dich doch einst gerettet Chloe, als Lionel Luthor dich umbringen wollte! Ich versteh das nicht!” wende ich mich verzweifelt an Chloe. Was sind das für Komplizierte Verstrickungen? Wie kann Lex Chloe so etwas antun? Meine Gedanken lassen sich nicht sortieren, ich bin völlig perplex. Clark beginnt aufgeregt zwischen der Fahrbahn und mir hin und her zu blicken: “Du verstehst das nicht, weil du Lex nicht kennst! Er war mal mein Freund, aber er hat sich geändert, er ist skrupellos und machtgierig. Er ist besessen von den Meteoritenfreaks. Er war auch mal besessen von mir. Als ich ihm das Leben rettete, konnte er nicht aufhören nach dem wie und warum zu graben, bis er damit unsere Freundschaft zerstört hat!” Clark sagt das mit so viel Hass in der Stimme, dass ich ihm nachfühlen kann, was alles Schreckliches geschehen sein musste. Jetzt weiß ich also auch, wie es zum Ende ihrer Freundschaft kam. Doch warum ist Lex so besessen von Clark und den Freaks? Und wenn er so skrupellos und machtgierig ist, wie sollte Chloe ihm dann jemals entkommen? Der Gedanke beunruhigt mich dermaßen, dass es automatisch aus mir heraus platzt: “Aber so wie ihr mir Lex beschreibt, wird er dich früher oder später kriegen, Chloe!” “Ja,” haucht Chloe und ich höre die Angst in ihrer Stimme. Verdammt! Ich muss irgendetwas sagen, um sie aufzubauen. Der Satz eben, war nicht gerade sehr einfühlsam von mir gewesen. Sicherlich weiß Chloe, dass Lex sie kriegen wird und muss das nicht auch noch von mir hören. “Aber du hast Freunde, die dir zur Seite stehen. Und ich werde das auch tun!” versuche ich ihr Hoffnung zu schenken. Sanft nehme ich ihre Hand und drücke sie. Chloe schaut mich an und ich kann sehen, wie ihr die Tränen über das Gesicht laufen. “Mensch Chloe, warum begibst du dich in solche Gefahr, um mich vom Flughafen abzuholen?” frage ich sie vorwurfsvoll. “Weil du meine Freundin bist,” bekomme ich zur Antwort. Chloe sieht mich völlig verstört an, als wäre es nicht selbstverständlich. Jetzt weiß ich, warum ich das Gefühl hatte zu Hause zu sein. Weil meine einzige, wirkliche Freundin, die ich je hatte, Chloe ist. Chloes Tränen und ihre Aussage lassen mich nicht kalt. Im Gegenteil, ich muss dagegen ankämpfen, dass auch mir Tränen in die Augen steigen. Es ist ein Moment entstanden, der Worte überflüssig macht. So sitzen wir nun im Wagen und keiner schafft es, auch nur noch ein Wort über die Lippen zu bringen. Clark tut so, als würde er sich höchst intensiv auf die Straße konzentrieren. Chloe und ich halten uns noch immer an der Hand und genießen einfach das Gefühl der tiefen Freundschaft. Ich hatte bisher nie gemerkt wie viel mich mit ihr verbindet. Egal was jetzt auch kommen wird, ich bin mir schon jetzt hundertprozentig sicher, keinen Fehler damit gemacht zu haben, hierher gekommen zu sein. Und ich würde meiner Freundin beistehen, egal was kommen wird. Ich werde darum kämpfen, dass Lex sie nicht in die Finger bekommt. Zwei Stunden später kommen wir in Smallville an. Nach ein paar Kurven hält Clark am Straßenrand und bricht das Schweigen. “Da wären wir!” ‘Talon‘, lese ich auf einem Leuchtschild. Das Talon ist ein Cafe das Lana gegründet hat und nun Miss Kent gehört. Über dem Geschäft liegt Chloes Wohnung. Wir steigen aus dem Auto und gehen direkt in das Cafe, denn nur hierüber kommt Chloe in ihre Wohnung. Nachdem wir uns an einigen Tischen vorbeigeschlängelt haben, kommen wir an einer Treppe an, die neben dem Tresen, hinauf zu Chloes Apartment, führt. Chloe öffnet die Tür, die direkt oben am Treppenabsatz liegt und lässt mich eintreten. Ich gehe drei Schritte vorwärts und stehe mitten vor einer nett eingerichteten Kochnische. Zu meiner linken steht ein Sofa mit einem Tisch, vor einem winzigen Kamin. Rechts von mir führt eine Art Durchbruch in einen weiteren Raum. Ich drehe mich einmal um mich selbst, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dann fällt mein Blick auf Clark, der, ganz Gentleman, meine ersten Koffer nach oben getragen hat, ohne auch nur außer Atem zu sein. Er ist wirklich erstaunlich! Wahrscheinlich ist er als Farmersohn einfach gut trainiert. Ich spüre, wie meine Blicke ihn immer wieder heimsuchen. Er hat etwas an sich, das mich regelrecht dazu zwingt, ihn anzusehen. Doch Chloes Stimme lässt meinen sehnsüchtigen Blick von Clark abwenden und auf sie richten. “Was haltet ihr davon, wenn wir im Talon noch einen Cappuccino zusammen trinken? Hier oben kann ich dir auch später alles zeigen, Sarah!” Chloe sieht uns erwartungsvoll an. “Du solltest wissen, Chloe ist Cappuccinosüchtig,” wendet sich Clark grinsend an mich. “Sie kommt keinen Tag ohne mindestens drei davon aus!” Ich lasse meinen Blick verschmitzt zwischen ihm und Chloe hin und her wandern. Was er sagt, passt zu ihr, so aufgedreht wie sie immer wirkt. Dann meine ich, um auf Chloes Vorschlag zu reagieren: “Ich würde unheimlich gerne noch ein bisschen mit euch quatschen. Ich muss schließlich wissen wo ich hier gelandet bin!” Fragend sehe ich Chloe an, doch dann wandern meine Augen wieder wie von selbst zu Clark. Er hat so unergründlich tiefe, blaugrüne Augen, die mich darin versinken lassen. Ich blinzele schnell, um den Blick abwenden zu können. Warum muss ich ihn nur die ganze Zeit so anstarren? Was ist los mit mir? Ich bin doch sonst nie so auf Männer fixiert. Gespannt warte ich seine Reaktion ab und bete, er würde noch bleiben. “Okay, ich bleib auch noch ein Weilchen!” lenkt er schließlich ein, nachdem ich meinen Blick verkrampft an ihm vorbei gelenkt habe. Dann wendet er sich an Chloe: “Zeig Sarah schon mal alles, ich trage noch schnell die anderen Koffer hoch und mache uns drei Cappus fertig!” ‘Juchhu, er bleibt noch,’ denke ich und mein Herz vollführt Saltos vor Freude. Ich räuspere mich kurz und sehe Chloe an, in der Hoffnung, dass sie meine Gedanken nicht erraten würde. Dann blicke ich kurz Clark hinterher, der die Wohnung verlässt. “Und?” überfällt mich Chloe, kaum dass Clark außer Sichtweite ist. Sie hakt sich bei mir ein und guckt mich fragend an. “Was, und?” frage ich verwirrt. Was will sie von mir? “Was sagst du zu ihm! Verstehst du mich jetzt?” Schwärmerisch sieht sie zur Tür und lauscht seinen Schritten, als er die nächsten zwei Koffer hochbringt. Sie zieht mich etwas von der Tür weg und sieht mich auffordernd an. “Chloe, ich kenn ihn doch noch gar nicht richtig! Aber er scheint okay zu sein,” flüstere ich leise, darauf bedacht, nicht von ihm gehört zu werden. Ich versuche mich absichtlich zurückzuhalten in meiner Beurteilung, doch in Wirklichkeit schlägt mein Herz gerade selbst bis zum Hals. “Okay?” fragt Chloe ungläubig nach und schüttelt missbilligend den Kopf. “Er ist fantastisch und er kümmert sich im Moment rührend um mich! So schrecklich die ganze Sache mit Lex auch ist, wenigstens hat sie einen Vorteil, sie hat Clarks Beschützerinstinkt für mich geweckt!” schwärmt Chloe verträumt. Oh nein! Chloe liebte ihn tatsächlich noch viel zu sehr! Es tat mir leid, zu wissen, dass ihre Liebe wohl immer unerwidert bleiben würde. “Machst du dir etwa noch Hoffnungen? Ich denke er hat dir schon gesagt, das mehr als Freundschaft nie zwischen euch sein wird!” frage ich behutsam nach. “Ja, ich weiß! Aber ich kann doch nichts gegen meine Gefühle tun! Und ist es verboten, wenn ich einfach nur seine Nähe genieße?” fragt sie mich mit gequältem Gesichtsausdruck. “Nein, natürlich nicht! Aber ich will nicht, dass du enttäuscht wirst, weil du dir falsche Hoffnungen machst,” versuche ich eine Rechtfertigung zu finden. “Quatsch, ich hab das im Griff,” lenkt Chloe selbstsicher ein, doch ich kann spüren, dass sie dabei ist, sich selbst etwas vorzumachen. “Komm, ich zeig dir kurz dein neues Heim,” beendet sie abrupt das Thema. Ich beschließe, es hiermit auf sich beruhen zu lassen und folge ihr brav. Sie führt mich einmal durch das ganze Apartment. Es ist klein, aber reicht vollkommen für uns aus. Jeder hat sein eigenes kleines Zimmer. Das Bad ist schön groß mit einer Wanne, in der man auch duschen kann. “Wo bleibt ihr denn!” höre ich Clark von unten rufen, nachdem ich jede Ecke der Wohnung gezeigt bekommen habe. “Wir kommen!” meldet sich Chloe neben mir lauthals zu Wort. Sofort gehen wir runter. Clark wartet an einem Tisch, auf dem die Cappuccino verteilt stehen. Ich bemerke, wie er uns mit seinen Blicken fixiert und ein Lächeln auf seinem Gesicht erscheint. Sein Lächeln fesselt mich dermaßen, dass ich Mühe habe mich davon loszureißen. Ich muss mich auf die Treppe konzentrieren, damit ich nicht hinunter purzele, bei seinem Anblick. Doch schließlich schaffe ich es, heile unten anzukommen und wir setzen uns zu ihm. Ich schaue mich kurz im Raum um. Das Talon ist sehr gemütlich eingerichtet, ein bisschen im ägyptischen Stil. “Zucker?” fragt mich Clark, der mir gegenüber sitzt, und reicht mir den Streuer. “Danke,” murmele ich und starre auf das Gefäß mit den weißen Körnchen. Langsam nehme ich den Zuckerstreuer, mit leicht zittrigen Händen, entgegen und berühre dabei zufällig seine Hand. Schnell wende ich meinen Blick, von dem Streuer, ab und sehe Clark ins Gesicht. Er lächelt mich wieder an. Während ich mir den Zucker in die Tasse kippe versinke ich in seinen Augen und merke gar nicht, dass ich den halben Inhalt des Streuers schon in meinen Cappuccino versenkt habe. “Du magst es wohl besonders süß!” grinst Clark mich, mit hochgezogenen Augenbrauen, an. Sein Blick deutet erstaunt auf meine Tasse. Erschrocken drehe ich den Zuckerstreuer um und reiche ihn an Chloe weiter. Wenn ich mich weiter so dämlich benehme, wird es nicht lange dauern, bis die Beiden merken was in mir vorgeht. “Das hält mich länger wach,” stammele ich, nach einer Erklärung suchend. Was für ein Quatsch! Innerlich bete ich, dass das Thema gewechselt wird. “Du hast sicher einen Jetlag oder so,” versucht Clark eine Begründung, für meine übertriebene Vorliebe für Süßes, zu finden. Ich nicke verlegen. Er muss ja nicht wissen, dass ich auf dem Flug hierher gut geschlafen habe und jetzt fit bin, auch wenn es noch mitten in der Nacht ist. Aber so ist das Thema wenigstens beendet und ich muss mich nicht noch weiteren Peinlichkeiten aussetzen. “Also, erzählt mal, was gibt es hier in Smallville so alles?” frage ich die Beiden, um für Gesprächsstoff zu sorgen, und versuche hauptsächlich nur noch Chloe anzusehen. “Tja, also, was hältst du davon, wenn ich dir morgen alles zeige?” fragt sie mich. Die Idee gefällt mir. Mit Chloe durch Smallville tigern, mir von ihr zeigen lassen, was hier alles so angesagt ist und vielleicht auch noch ein paar neue Leute kennen lernen. Ich male mir den Tag schon genau aus, als mir einfällt: “Aber morgen ist Montag, musst du nicht arbeiten?” Fragend sehe ich sie an, doch Chloe winkt sofort ab: “Ich hab morgen frei, weil ich heute in der Redaktion war!” “Super, ich freu mich,” mache ich meinem Glück begeistert Luft. Wir sitzen noch bis morgens um sechs im Talon und schlurfen einen Cappuccino nach dem nächsten. Ich erfahre alles über Clark und seine Familie. Dass sein Vater gestorben ist, seine Mutter Senatorin von Kansas ist und er selbst die Farm bewirtschaftet. Chloe gibt ein paar Storys zum Besten, die sie gemeinsam mit Clark erlebt hat und dann im Daily Planet veröffentlichen konnte. Plötzlich springt Clark auf, nachdem er einen Blick auf die Uhr geschmissen hat. “Schon sechs! Ich muss längst zu Hause sein!” “Und ich muss dringend für kleine Reporterinnen!” scherzt Chloe und erhebt sich ebenfalls. “Ciao Clark, sehn wir uns morgen? Ich muss jetzt wirklich hoch,” murmelt sie und tritt nervös von einem auf das andere Bein. Ohne eine Antwort abzuwarten, zischt sie die Treppe hoch und verschwindet in der Wohnung. Verwirrt sehe ich ihr hinterher. Was war denn das jetzt für ein plötzlicher Abgang? Langsam schweift mein Blick durch das Cafe und bleibt schließlich auf Clark ruhen. “Hm, dann liegt es jetzt wohl an mir, dich raus zu bringen,” meine ich schulterzuckend. Clark nickt mir knapp zu und geht zum Ausgang. Ich folge ihm und mustere seinen Körper ausgiebig von hinten. ‘Nicht schon wieder,’ rüge ich mich selbst und konzentriere mich darauf, genauestens den Boden zu begutachten, auf dem ich gehe. Vor seinem Auto verabschiedet er sich von mir. Er steht mir, mit einem Schritt Abstand, gegenüber und meint: “Schön, das Chloe jetzt noch Jemanden hat, der auf sie aufpasst!” Mit aufgesetztem Lächeln, atme ich tief durch. Ich hatte mir etwas anderes gewünscht, das er sagen sollte. Zum Beispiel: ‘War ein schöner Abend!’ Oder: ‘Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.’ Auch wenn ich versuche, mit einem Lächeln, meine Enttäuschung zu überspielen, muss er spüren, was ich denke, denn schnell fügt er hinzu: “Ich meine, toll dass du bei uns bist! Es war eine schöne Nacht. Aber, du musst wissen, ich mach mir wirklich große Sorgen um Chloe! Normalerweise kann sie allein auf sich aufpassen, aber wenn Lex seine Finger im Spiel hat, bin ich vorsichtig. Ich kann leider nicht immer auf sei Acht geben, darum bitte ich dich jetzt darum! Tust du das?” Das klingt doch schon ganz anders, auch wenn er mir damit eine große Verantwortung zuschiebt. Sein sanftmütiger Blick verstärkt nur seine Bitte und lässt mich dahin schmelzen. “Na klar, das hab ich doch schon gesagt. Mir liegt wirklich viel an Chloe. Ich würde genauso wenig zulassen, dass ihr etwas geschieht wie du! Vertrau mir!” Fordernd sehe ich ihn an und erwarte eine Antwort. “Das tue ich! Weißt du, ich schätze dich! Es bedeutet viel sein Leben hinter sich zu lassen und völlig neu anzufangen. Ich hab das nie geschafft. Ich glaube, du wirst Smallville gut tun und Smallville dir. Außerdem hast du hier schon Freunde gefunden!” lächelt er besänftigend und kommt einen Schritt näher. Freunde? Meint er sich damit? Mir wird ganz merkwürdig zumute und in meinem Bauch scheint gerade eine ganze Armee Schmetterlinge unterwegs zu sein. Er steht direkt vor mir, näher noch, als vorhin am Flughafen. Langsam beugt er sich zu mir hinab und nimmt mich in den Arm. Kurz stelle ich mich auf Zehenspitzen, um mein Kinn über seine Schulter schieben zu können. Es ist ein überwältigendes Gefühl, das mich überkommt, als er mich an sich drückt. Clark strahlt eine ungeheure Kraft und Geborgenheit aus. Genüsslich atme ich seinen Geruch ein, der meine Nase umschmeichelt und mein Hirn aussetzen lässt. Ich begreife, dass mich das selbe Schicksal erwartet wie Chloe, zumindest was Clark betrifft. Es würde wohl kaum eine Frau geben, die ihn nicht lieben könnte. Er sieht so verdammt gut aus, scheint liebevoll und loyal zu sein. Und dann ist da diese Ausstrahlung die ihn umgibt und es fast nicht zulässt, sich von ihm abzuwenden. Was ist nur mit mir los? Noch nie zuvor hat ein Mann solche Gefühle in mir geweckt. Oder liegt es vielleicht an meinem allgemeinen Befinden? Lasse ich mich zu schnell zu solchen Gefühlen hinreißen, weil ich einen neuen Lebensabschnitt begonnen habe und alles hier fremd ist? Ich bin ratlos. Viele dieser Fragen gehen mir durch den Kopf, als er sich von mir löst. “Bis dann,” wispert er und geht um das Auto herum, zur Fahrertür. Kurz hebt er noch einmal seine Hand zu Abschied. “Bye,” hauche ich und lasse das Gefühl, von seiner Umarmung, in mir nachwirken. Ein paar Minuten später liege ich im frischbezogenem Bett. Trotz der neuen, ungewohnten Umgebung schlafe ich schnell ein. Doch zwei Stunden später erwache ich durch einen Schrei. Ich richte mich auf und lausche. Der Blick auf den Wecker verrät mir, dass es bereits kurz nach acht ist. Ein erneuter Ruf durchdringt die Stille. Er kommt aus Chloes Zimmer. An das Versprechen denkend, das ich Clark gab, laufe ich in ihr Zimmer. Niemand ist zu sehen. Nur Chloe, die im Bett liegt, jedoch völlig verschwitzt und sich hin und her wälzend. “Nein!” schreit sie laut. Schnell bin ich bei ihr und schüttele sie an den Schultern. “Chloe! Aufwachen, du träumst nur!” sage ich erst sanft, dann immer nachdrücklicher. Immer wieder ruft und schreit sie. Doch endlich gelingt es mir sie zu wecken. Ich nehme sie in den Arm und streichele ihr über das Gesicht. Sie zittert am ganzen Körper. “Es ist alles gut! Ich bin bei dir,” versuche ich sie zu beruhigen. Sie muss etwas Furchtbares geträumt haben. Hoffentlich würde das nicht jede Nacht so gehen! Chloe weint und lehnt sich an mich, ihre Hände klammern sich an mir fest. “Seit Tagen habe ich immer den selben Traum,” erzählt sie mir mit zitternder Stimme, nachdem sie sich etwas beruhigt hat. “Im Traum wache ich auf und zwei Männer stehen um mich herum. Sie knebeln und fesseln mich und nehmen mich mit. Und niemand ist da der mir hilft!” Chloes Lippen beben vor Angst. Gequält sieht sie mich an, sucht nach Trost in meinen Augen. “Aber jetzt bin ich da! Und keiner kann kommen und dich nachts holen, ohne dass ich es mitkriege,” beruhige ich sie mit seichtem Tonfall. Sie schaut mich an und ein kurzes Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht, das sofort wieder erlischt. “Sarah, ich habe Angst! Ich weiß, was Lex den Leuten angetan hat, die er für sein Projekt nutzt. Entweder sind sie in der Irrenanstalt, in Belle Reve, oder… tot!” Das letzte Wort kommt nur noch als heiseres Wispern aus ihrem Mund. Ich wusste, seit ich hier bin, dass meine Freundin Angst hat. Aber jetzt wird mir erst bewusst, wie schrecklich für sie die ganze Situation wirklich ist. “Chloe, Clark und ich werden nie zulassen dass dir etwas geschieht! Und dein Cousine, ähm, Lois, nicht wahr? Sie wird doch auch bald kommen, hast du mir gesagt,“ versuche ich sie aufzubauen. Chloe hatte mir in der Nacht berichtet, dass ihre Cousine im Moment in Europa bei ihre Schwester ist, aber in den nächsten Tagen zurück kommen würde. “Ja, sie kommt in zwei Tagen. Aber gegen die Luthors sind wir doch machtlos!” schluchzt sie und beginnt wieder zu weinen. “Wir werden alles dafür tun, dich zu beschützen. Du hast gute Freunde. Hast du mal mit Lana geredet?” frage ich vorsichtig nach. Ich hoffe, dass Lana eventuell Lex umstimmen kann, schließlich ist sie immer noch seine Frau. “Ja, aber über solche Dinge redet sie nicht mit Lex, er macht sowieso was er will, meint sie,” erklärt Chloe, ihre Tränen hinunter schluckend. “Warum zum Teufel ist sie nur mit ihm zusammen?” frage ich mich laut und versuche Chloe damit vom Traum abzulenken. “So wie du sie mir geschildert hast, ist sie eine selbstbewusste Frau, die nicht im Schatten eines solchen Mannes stehen sollte. Schon gar nicht, wenn ihr Herz eigentlich einem Anderen gehört,” fahre ich fort. “Das sind Dinge, Sarah, die wir nicht verstehen können. Lana hat Lex aus einem sehr wichtigen Grund geheiratet. Weißt du, Erpressung ist bei den Luthors Gang und Gebe.” Chloe sieht mich ernst an und wischt sich die Tränen von der Wange. “Du meinst Lex erpresst Lana mit etwas und deswegen hat sie ihn geheiratet?” Ich bin entrüstet, was muss das für ein Mensch sein, der sich Liebe erpresst? “Sie hat mir das anvertraut und ich musste ihr versprechen es niemanden zu sagen! Es ist nicht Lex, der sie erpresst, sondern Lionel. Sie sagte, es sei um Clark zu schützen. Doch sie kann es Clark nicht sagen,” erklärt Chloe und wirft damit tausende Fragen bei mir auf. “Meinst du, Lionel hat gedroht Clark etwas anzutun, wenn sie Lex nicht heiratet?” frage ich verwirrt. Anders kann ich es mir nicht erklären, wenn Clark davon nichts erfahren soll. “Das glaube ich,” nickt meine Freundin bestätigend und bittet mich anschließend: “Aber sag Clark nichts davon. Er hat sich damit abgefunden, Lana verloren zu haben.” “Aber Chloe, warum bist du nicht ehrlich zu ihm?” frage ich verständnislos nach. “Ich musste es Lana versprechen! Clarks Leben hängt davon ab! Soll ich sein Leben aufs Spiel setzen, nur damit er die Wahrheit erfährt? Ich hab dir erzählt, wie skrupellos die Luthors sind, sie würden nicht zögern einen Menschen zu töten, selbst wenn er ihnen nahe steht!” Eindringlich blickt Chloe mich an. “Du hast recht! Tut mir leid, ich wollte dir nichts vorwerfen,” entschuldige ich mich, Sie hat ja Recht. Das Clark zu erzählen, wäre ein viel zu großes Risiko. Meine Gedanken fallen auf Lana. Wie schrecklich muss es für sie sein, mit Lex zusammen zu sein, nur um den Menschen, den sie wirklich liebt, zu beschützen. Das ist wirklich wahre Liebe. Wie würde Clark wohl reagieren, wenn er wüsste, das Lana ihn noch liebte? Würde er ihr diese Sache überhaupt glauben? Und wie fühlt sich Chloe wohl, wenn sie sich den Liebeskummer ihrer Freunde anhören muss? Für sie muss es doch genauso furchtbar sein, wie für Lana und Clark. Sie kennt den Hintergrund ihrer Trennung und zugleich ist sie selbst unglücklich in Clark verliebt. Mitleidig sehe ich meine Freundin an, doch dann reißt sie mich aus meinen Gedanken: “Was meinst du, schlafen können wir doch sowieso nicht mehr, lass uns frühstücken und dann zeig ich dir die Stadt!” “Okay!” stimme ich ihr zu und versuche, all die Fragen aus meinem Kopf zu vertreiben, um mich auf den kommenden Tag freuen zu können. Heute werde ich die Stadt kennen lernen, in der ich, wenigstens die nächsten Monate, verbringen werde. Nachdem wir Beide uns im Bad fertig gemacht haben und Chloe mir Tipps gegeben hat, was ich hier in Kansas am besten für Klamotten trage, gehen wir runter ins Talon, um zu frühstücken. Noch während ich die Treppe hinunter gehe, sehe ich Clark mit einer Frau an einem der Tische sitzen. Er wirkt angespannt und zugleich traurig. Die Frau ist unheimlich hübsch, hat lange dunkle Haare, einen asiatischen Hauch und ist elegant gekleidet. Als ich näher komme, meine ich sie zu erkennen. Das muss Lana sein! Clark scheint nichts um sich herum wahrzunehmen. Er starrt nur sie an. Jemand ergreift von hinten meinen Arm, Chloe zieht mich zurück. Sie hat meinen Blick zu den Beiden registriert. “Ist das... Lana?” frage ich sie zögernd und wende den Blick nicht von dem Pärchen ab. Chloe lächelt müde und nickt. “Lass die Beiden jetzt allein. Es sieht wichtig aus, was sie sich zu erzählen haben!” Kurz nachdem Chloe ausgesprochen hat, steht Lana auf und verlässt das Talon in schnellen Schritten, ohne Clark noch eines Blickes zu würdigen. Clark bleibt reglos sitzen und starrt einfach nur in die Luft. So muss ein Mensch aussehen, dem gerade das Herz gebrochen wurde. Er tut mir unendlich leid. Am liebsten würde ich zu ihm gehen und ihm Trost spenden, doch dazu kenne ich ihn zu wenig. Chloe zieht mich an einen Tisch und bestellt sogleich ein Frühstück für uns. Ich sitze mit dem Rücken zu Clark und hätte mich so gerne umgedreht, um zu sehen ob er noch da ist. Schließlich gebe ich vor, auf Toilette zu müssen, um einen Blick auf Clarks Tisch zu erhaschen. Und tatsächlich sitzt er noch immer dort, genauso wie vor zehn Minuten. Als ich von der Toilette zurückkomme, traue ich meinen Augen nicht. Clark sitzt an unserem Tisch, neben meinem Platz. Ich atme einmal tief durch, bevor ich zurückgehe und begrüße ihn locker, als hätte ich ihn bis eben noch nicht gesehen. Langsam lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen und frage völlig unbefangen: “Hey Clark! So früh schon wieder auf den Beinen?” “Hi! Klar! Die Tiere auf der Farm können sich ja nicht selbst füttern. Ehrlich gesagt, hat mein Bett mich heute gar nicht zu Gesicht bekommen,” erklärt er grinsend. Sein Gesicht wirkt nun wieder entspannter. Ich vermute, er hat Chloe schon kurz von dem Gespräch mit Lana berichtet. Zu gerne hätte ich es auch gewusst, aber ich weiß auch, dass es mich nichts angeht. “Sarah, wir haben eine kleine Planänderung,” beginnt Chloe plötzlich hektisch und ich muss mich sehr darauf konzentrieren, sie noch verstehen zu können.. “Ich hab gerade einen Anruf bekommen, ich muss in die Redaktion! Wäre es auch okay, wenn Clark dir alles zeigt?” ‘Clark,‘ hallt es in meinen Ohren nach. Na klar wäre das okay. Wie konnte sie das nur fragen? So viel Glück kann ein Mensch doch nicht haben. Ein Tag nur mit Clark allein. Fantastisch! Ich räuspere mich und versuche mir nichts anmerken zu lassen. “Klar, wenn du Lust und Zeit hast,” wende ich mich an ihn direkt. “Naja, also...” Verlegen oder vielleicht auch hilflos sieht Clark Chloe an. Was ist los? War das noch nicht abgesprochen? Warum stottert er jetzt so? Soll meine Freude etwa nur von kurzer Dauer sein? “Selbstverständlich hat er Zeit! Oder Clark?” Chloe lacht Clark mit einem bezaubernden Strahlen an. Mir wird klar, diese Idee war ihr gerade spontan gekommen und sie hat Clark damit einfach überrumpelt. “Also, ... Ich...” stottert Clark wieder und sieht verlegen zwischen Chloe und mir hin und her. “Ach, komm schon Clark. Trübsal blasen kannst du auch später noch,” lächelt Chloe ihn aufmunternd an. “Du hast Recht. Warum nicht?” lenkt er ein und ringt sich anschließend ein Lächeln ab, das er nur mir schenkt. “Super, dann hau ich jetzt ab. Bye, bis heut Abend!” Damit schnappt sich Chloe ihre Tasche und stürzt aus dem Café. Als sie weg ist, ergreife ich das Wort. Ich will nicht, dass Clark etwas tut, wozu er eigentlich keine Lust hat. Auch wenn ich mich über einen Tag mit ihm freuen würde, es bringt mir auch nichts, wenn er dadurch nur schlechte Lauen bekommt. “Hör zu, ich kann mir denken wie es dir jetzt geht. Ich hab dich eben mit Lana gesehen und … naja…es sah nicht gut aus! Wenn du keine Lust hast, dann ist das okay!” “Ist schon in Ordnung! Ein bisschen Ablenkung wird mir jetzt bestimmt gut tun,” sagt er nachdenklich. Dann wird er energischer: “Außerdem müssen wir Chloe hinterher! Du weißt, ich versuche, so gut es geht, auf sie aufzupassen!” Ich nicke und greife sofort nach meiner Tasche: “Okay, dann los!” Zwei Minuten später sitzen wir in Clarks Pick-up. “Du musst genug Abstand halten, Clark,” sage ich als er, hinter Chloe, Smallville verlässt. “Das Auto ist nicht gerade unauffällig!” “Ja,” haucht er geistesabwesend. Ich bin mir sicher, er hat überhaupt nicht mitbekommen, was ich eben sagte. Er scheint total in Gedanken versunken zu sein. Eine Weile tue ich mir sein Verhalten an, dann ertrage ich diese betrübte Atmosphäre, die ihn umgibt, nicht mehr: “Okay! Sorry, aber ich halt es nicht länger aus! Ich weiß es geht mich nichts an, aber was hat dir Lana gesagt, das dich so runterzieht?” “Du hast Recht! Es geht dich nichts an!” sagt er verbittert und sieht mich kurz missbilligend an. Das hat gesessen. Schluckend presse ich die Lippen aufeinander. Diese Seite hatte ich bisher noch nicht kennen an ihm gelernt. Es hätte mir klar sein müssen, dass er auch anders kann. Niemand ist immer nur nett. Ich lasse seine Worte noch ein paar Minuten sacken und denke darüber nach, ob es eine gute Idee war, heute mit ihm loszuziehen. Doch so einfach lasse ich mich nicht einschüchtern. Ich seufze leicht, bevor ich erneut bei dem Thema ansetze. “Ich weiß wir kennen uns kaum, aber manchmal hilft es, wenn man einfach drüber redet,” versuche ich zu erklären. Clark sieht mich kurz an, holt Luft und formt Worte mit den Lippen. Doch dann schaut er wieder zurück auf die Fahrbahn. Gerade noch rechtzeitig hat er die Kurve gekriegt und nichts zu meiner Bemerkung gesagt. Respekt! Ich stelle fest, dass er eine ziemlich harte Nuss ist und scheinbar sehr verbohrt sein kann. Er scheint zu überlegen, aber spricht kein Wort mit mir. Ich traue mich kaum noch, zu ihm hinüber zu blicken, doch aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ihm Tränen über die Wangen laufen. ‘Okay, es ist besser, nicht weiter nachzuhaken,’ rüge ich mich. Angestrengt schaue ich aus dem Seitenfenster, um ihn nicht sehen zu müssen. Ich fühle mich furchtbar Fehl am Platz, hilflos und unsicher. Wie soll ich mich jetzt verhalten? Soll ich doch etwas sagen, ein ganz anderes Thema anfangen? Nein, ich ziehe es vor zu Schweigen und warte ab, was passiert. Ganz plötzlich, nach zweieinhalb Stunden des Schweigens, sagt Clark mit heiserer Stimme: “Sie hat gesagt, dass sie keinerlei Gefühle mehr für mich hat, nicht mal freundschaftlich. Und Smallville verlassen wird, noch heute!” Entsetzt sehe ich ihn an. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich komme mir völlig blöd vor, weil ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll. “Das.... Das tut mir so leid,” wispere ich und greife im Affekt nach seiner Hand, um sie zu drücken und ihm somit Trost zu spenden. Es tut mir wahnsinnig weh, ihn so traurig und verletzt zu sehen. Er muss Lana noch unheimlich lieben. Clark lässt es zu, dass ich seine Hand drücke, die er auf seinem Bein abgelegt hat, und erwidert den Druck. Ich bin froh, denn die Geste von mir hätte auch nach hinten losgehen können. Mir ist völlig bewusst, was ich gerade tue und ein warmer Schauer durchfährt meinen Körper, ausgelöst durch die Berührung. Zugleich ist mir aber auch klar, dass diese Geste nichts zu bedeuten hat, was meinem Herzen einen leichten Stich versetzt. Aber warum trifft mich diese Bedeutungslosigkeit so? Mache ich mir etwa Hoffnungen? Was für ein Unsinn! Ich tröste Clark schließlich gerade, weil die Liebe seines Lebens endgültig mit ihm Schluss gemacht hat. Ich kann mir doch unmöglich Hoffnungen machen, dass er meine Hand drückt, weil ihm etwas an mir liegt. Wir kennen uns doch gar nicht! Erleichtert bemerke ich, dass wir angekommen sind. Clark erlöst mich von meinen widersprüchlichen Gefühlen, indem er meine Hand loslässt und ich sie zurückziehen kann. Er sucht einen Parkplatz und wir sehen, wie Chloe im Gebäude des Daily Planet verschwindet. Schnell steigen wir aus und gehen in einen Park, der direkt gegenüber von Chloes Arbeitsstätte liegt. Gemütlich schlendern wir einen der Parkwege entlang, von dem aus wir einen guten Blick zum Daily Planet haben. “Du liebst sie noch immer, obwohl sie schon seit zwei Jahren mit Lex verheiratet ist?” greife ich das Thema wieder auf, auch wenn es vielleicht ein Fehler ist. Sanft sehe ich Clark an und versuche in seinem Gesicht zu lesen. Er nickt schließlich zögerlich und schüttelt dann wiederum den Kopf. Nachdenklich sieht er mich an, während wir langsam immer weiter gehen. “Ich weiß es nicht! Ich liebe sie seit ich denken kann! Aber es ist so viel zwischen uns passiert, dass ich nicht mehr weiß, ob ich vielleicht einfach nur den Gedanken an früher hinterher hänge. Sie bedeutet mir auf jeden Fall noch etwas, aber ob es noch die Liebe ist, die es damals war, kann ich schon gar nicht mehr beurteilen!” Ich höre ihm aufmerksam zu und nicke verständnisvoll. Wenn man so lange einen Menschen geliebt hat, dann weiß man vielleicht wirklich irgendwann nicht mehr, ob es noch Liebe ist. Ich kann dieses Gefühl kaum nachvollziehen, ich hatte noch nie eine Beziehung, die länger als ein halbes Jahr angedauert hat. Auf einmal sprudelt es nur so aus Clark heraus. Geduldig höre ich ihm zu und unterbreche ihn nicht. Er erklärt, dass er sich Lana nie richtig offenbaren konnte, weil er sie sonst in Gefahr gebracht hätte. Doch schließlich hatte sie herausgefunden, was er vor ihr verborgen hielt. Obwohl sie es akzeptierte, konnten sie nicht mehr zusammen sein, weil Lana von Lionel erpresst wurde, Lex zu heiraten. Das ist auch der Grund, warum sie nun endgültig Smallville verlässt. Ich muss schlucken. Genau das, hat mir auch Chloe berichtet. Ob Clark weiß, womit Lana erpresst wurde? Wenn ja, warum wusste Chloe noch nicht davon, dass Clark informiert ist? Alles war so kompliziert und verwirrend. Ich halte mich aus der Sache raus und frage nicht nach. Es scheint mir so, als hätte Clark noch mehr auf dem Herzen. Und mit meiner Vermutung liege ich richtig. Clark fährt unbeirrt fort. Er erzählt, dass sein Vater seinetwegen gestorben ist. Und dass er der Grund dafür ist, dass Chloe jetzt von Lex verfolgt wird. Was soll das alles zu bedeuten haben? Wieso gibt Clark sich für alles die Schuld? Das kann doch unmöglich wahr sein. “Ich weiß, das klingt alles sehr merkwürdig für dich. Aber ich kann dir nicht mehr dazu sagen, sonst würde ich dich auch in Gefahr bringen,” erklärt er abschließend. “Weiß denn überhaupt jemand den Grund dafür, dass das alles deine Schuld sein soll? Ich meine, du hast ja scheinbar ein Geheimnis, dass keiner erfahren soll!” erwidere ich ehrlich und mir fällt wieder die Situation ein, als Clark gestern beim Fahren fast die Kontrolle über den Wagen verloren hat. Wie war das noch, was Chloe da meinte? Dass ich FAST alles über sie weiß? Also musste Chloe in Clarks Geheimnis eingeweiht sein. Die ganze Sache verwirrt mich. “Ja, aber nur sehr wenige wissen es. Die, die es selbst irgendwie herausgefunden haben,” erklärt Clark ruhig und sieht mich durchdringend an. Ich bemerke den Wink mit dem Zaunpfahl und meine schnell: “Hör zu Clark! Egal was auch immer für ein Geheimnis das ist, ich erwarte nicht von dir, dass du es mir sagst! Ich finde es toll, dass du mir so viel anvertraust, obwohl wir uns eigentlich noch fremd sind! Und ich habe den Eindruck, dass du schon genug Sorgen mit dir herumschleppst. Ich wünschte ich könnte dir dabei helfen, dir alles zu erleichtern, aber das kann ich wohl nicht!” “Das kann niemand,” sagt er traurig und blickt zu Boden. “Das ist mein Schicksal und ich allein muss damit klar kommen!” Plötzlich wirkt er unheimlich bedrückt, als würde die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern ruhen. “Das musst du nicht! Du hast Freunde die dich unterstützen. Was ist zum Beispiel mit Chloe?” frage ich ihn aufmunternd. “Das stimmt, auf Chloe kann ich mich immer verlassen. Wenn ich sie brauche ist sie da,” lenkt er mit einem Lächeln ein. “Siehst du, und ich werde dich auch unterstützen! Und wenn es nur so viel ist, dass du jemanden zum Reden hast, so wie jetzt!” Clark sieht mich dankbar an. Es scheint, als würde die Last, die eben noch auf seinen Schulter ruhte, von ihm abfallen.. “Ja, du hast recht. Ich wusste nicht wie es einen erleichtern kann, wenn man Jemanden zum Reden hat. Klar kann ich mit meiner Mom oder Chloe über meine Probleme sprechen, aber eben auch nicht über alles, weil einige Dinge sie selbst betreffen! Ich würde sie nur verletzen oder in Gefahr bringen. Aber dir kann ich alles erzählen. Du weißt zwar jetzt, dass ich ein Geheimnis habe, aber du weißt nicht was es ist! Und ich glaube dir, dass du es auch nicht rausfinden willst, wenn ich das nicht möchte. Ich vertraue dir, obwohl … ich dich kaum kenne und… ich begreife nicht warum das so ist? Warum tust du das für mich?” Er beginnt zu einem zweifelhaften Ton überzugehen. “Würdest du für mich nicht das Selbe tun? Sind wir nicht Freunde? Auch wenn ich erst einen Tag hier bin, habe ich das Gefühl dich schon viel länger zu kennen! Komisch, oder?” Plötzlich kann ich meine Gedanken ganz offen mitteilen. Seitdem ich Clark das erste Mal gesehen hatte, fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Dieses Verlangen hat sich von Minute zu Minute gesteigert. Auch jetzt, ist dieses Gefühl da, dass mich magisch zu ihm zieht. Etwas dergleichen habe ich noch nie erlebt und ich finde einfach keine Erklärung dafür. Ich versinke gerade in seinen Augen, als mich seine Stimme wieder in die Realität zurückholt. “Das geht mir auch so! Ich meine… ich habe auch das Gefühl dich schon zu kennen. Du kamst mir von Anfang an so vertraut vor. Ich fand das merkwürdig, deswegen war ich mir nicht sicher vorhin, ob ich mit dir allein den Tag verbringen sollte. Schließlich sind wir hier in Smallville und es wäre nicht das erste Mal, dass jemand Gedanken beeinflussen kann!” Abschätzend sehe ich ihn an. Habe ich gerade richtig gehört? Er traut mir zu, ihn mit irgendwelchen Fähigkeiten zu manipulieren? Ich bin schockiert über diese plötzliche Sinneswandlung. Mein Körper beginnt zu beben. Wut und unglaubliche Enttäuschung überkommen mich. Wie kann er nur so von mir denken? “Wenn du das wirklich glaubst, dann sollten wir das mit der Freundschaft wohl vergessen!” sage ich schnippisch und wende mich ab. “Nein!” Er packt mich am Arm und dreht mich zu sich um. Wir stehen uns so eng gegenüber, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüren kann. Seine Hände umfassen meine Schultern, ich kann die Wärme spüren die davon ausgeht. “Du verstehst nicht! Ich spüre, dass wir ... dass du... dass es etwas Anderes zwischen uns ist. Es ist... Ich weiß nicht was es ist, aber ich spüre,... dass es etwas Gutes ist!” Er lächelt mich besänftigend an und sieht mir tief in die Augen. “Ja, dass denke ich auch,” wispere ich und schlucke eine Träne hinunter, um zu verbergen, wie sehr er mich eben verletzt hat. Dann bemerke ich, wie sich sein Mund leicht öffnet. Langsam beugt er sich zu mir und schließt die Augen. Plötzlich kribbelt es in meinem Bauch, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich zerspringe fast vor Aufregung und fixiere seine sinnlichen Lippen mit meinem Blick. Sollte er tatsächlich das tun wollen, was ich mir so sehr wünschen würde? Immer näher kommt er und fast berührt sein Mund den meinen. Nun schließe auch ich die Augen vollends. Ich bin mir sicher, dass gleich ein Moment sein wird, den ich niemals vergessen werde. Sein warmer Atem prickelt angenehm auf meiner Haut. Da höre ich einen Schrei! Beide werfen wir unsere Blicke in die selbe Richtung. Eine junge Frau wird, von einem Mann, mit einem Messer bedroht. Er hält ihr die Waffe an den Hals. “Oh, mein Gott!” entfährt es mir und entsetzt schaue ich Clark an. “Hey!” ruft Clark drohend, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. “Lass die Frau los!” Scheinbar ohne lange nachzudenken, rennt er zu dem Geschehen hinüber. Ich bin beeindruckt, wie selbstlos er eingreift. Sicher, er hat eine stattliche Figur, die Anderen durchaus Respekt einflößen kann. Dennoch ist es mutig von ihm, in solch einer Situation einzugreifen. Schließlich ist der Mann bewaffnet. “Noch einen Schritt und sie ist tot!” warnt der Täter Clark. Um seine Drohung noch zu unterstützen, drückt er das Messer stärker an den Hals der Frau. Unruhig trete ich von einen Fuß auf den Anderen und beobachte die Situation aus der Entfernung. “Bleiben sie ruhig! Was wollen sie?” fragt Clark ganz ruhig. Er hat seine Hände angehoben und versucht eine beschwichtigend Geste darzustellen. “Gerechtigkeit!” entfährt es dem Mann verbissen. Und er holt mit dem Messer aus, um es in den Körper der Frau zu rammen. Doch innerhalb von Sekundenbruchteilen schreit er auf und lässt das Messer fallen. Ein heller Lichtstrahl hat seine Hand getroffen. Ich habe nicht gesehen woher der Strahl genau kam, aber es war aus Clarks Richtung. Im Nu ist Clark bei ihm und schlägt ihn zu Boden. Regungslos bleibt der Mann liegen. “Alles okay?” fragt Clark besorgt und sieht die Frau an. “Ja, danke, “ antwortet diese knapp, dreht sich um und rennt davon. “Hey! Warten sie!” Aber Clarks Ruf bewirkt nichts, die Frau ist weg. Kopfschüttelnd sieht er ihr hinterher, dann kommt er zu mir zurück gelaufen. “Lass uns hier verschwinden,” fordert er mich in barschem Ton auf. “Clark, warum hat er das Messer fallen gelassen? Hast du den Lichtstrahl gesehen? Was war das?” sprudelt es aus mir heraus, seinen Ton ignorierend. Ich bin aufgeregt und ein bisschen geschockt. Außerdem erleichtert, dass ihm nichts zugestoßen ist. Ein mittelschweres Gefühlschaos hat sich in mir ausgebreitet. Denn ich denke zugleich an die Situation, die entstanden wäre, wäre dieser Vorfall nicht dazwischen gekommen. Ein Kuss. Noch immer kann ich das Gefühl zurückholen, das Clarks Atem auf meiner Haut ausgelöst hat. “Welchen Lichtstrahl?” fragt Clark, aber wartet keine Antwort ab. “Wahrscheinlich hat er sich selbst am Messer geschnitten und es deswegen fallen gelassen! Keine Ahnung. Los, lass uns zum Auto gehen!” Warum ist Clark plötzlich so distanziert? Er wirkt wieder, als würde er diese schwere Last tragen. Ist das sein Geheimnis? Dieser mysteriöse Lichtstrahl? Er hätte ihn sehen müssen! Er verschweigt mir die Wahrheit, das weiß ich. Aber es ist okay, er hat mir erklärt, warum er sein Geheimnis wahren muss. Und vielleicht würde er irgendwann mit der Wahrheit rausrücken, wenn er keine Gefahr mehr darin sah. Also tue ich so, als würde ich ihm die Geschichte mit dem ‘am Messer schneiden’ abnehmen und gehe mit ihm zum Auto. Es herrscht nun eine komische Situation zwischen uns. Fast hätten wir uns geküsst, wäre nicht dieser Überfall gewesen. Wir steigen ins Auto und schweigen uns an. In mir tobt ein Sturm der Gefühle, am liebsten würde ich Clark fragen, wie es jetzt mit uns weiter geht. Aber ich habe ebenso den Eindruck, dass der Kuss eine einmalige Sache gewesen wäre, zu einem schwachen Zeitpunkt von ihm. Ein bisschen scheint es mir, dass er genau dasselbe denkt und sich auch nicht durchringen kann, es anzusprechen. Ich halte diese Ungeklärtheit nicht mehr aus. “Clark?” hauche ich fragend. Ich schaue ihn nicht an, sondern sehe aus dem Seitenfenster. Den Mut, ihn anzusehen, kann ich im Moment nicht aufbringen. Aber warum? Habe ich Angst enttäuscht zu werden? Will ich nicht, dass er sieht, wie ich empfinde? “Ja?” höre ich ihn sagen. “Sollen wir das vergessen, was gerade fast passiert wäre?” frage ich vorsichtig, mit heiserer Stimme. Ich würde den Kuss am liebsten nicht vergessen sondern zu Ende bringen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass Clark nicht das Selbe denkt. “Ich… ich weiß es nicht? Es ist etwas in mir, dass ich bisher noch nicht kannte!” An seinem Tonfall kann ich erraten, dass er mich ansieht. Er klingt verunsichert, aber liebevoll. Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe. Seine Worte lassen einen warmen Schauer über meinen Rücken laufen. Plötzlich spüre ich seine Hand auf meinem linken Arm. Fast wäre ich zusammen gezuckt. Automatisch halte ich die Luft an. “Schau mich doch an,” sagt er nachdrücklich. Schweren Herzens wende ich ihm mein Gesicht zu. Es fällt mir schwer, ihm in die Augen zu schauen. “Ich weiß nicht, was da eben passiert ist, aber es war ehrlich von mir… und nicht, weil ich gerade diese Sache mit Lana hinter mir habe! Du bedeutest mir viel, es wird mir von Minute zu Minute klarer, aber ich kann mir nicht erklären warum. Es ist, als würde ich dich ewig kennen und dich jetzt, nach langer Zeit, wieder sehen. Als wenn wir uns in einem anderen Leben schon einmal gekannt... geliebt hätten!” Er wählt seine Worte mit Bedacht und spricht langsam und deutlich. Aufrichtig sieht er mir dabei in die Augen. Er beschreibt genau das, was auch in mir vorgeht. Erleichtert hole ich Luft. “Das ist das selbe Gefühl, das auch in mir ist! Als ich dich am Flughafen das erste Mal sah, da warst du mir auf eine Art so vertraut, als hätte ich irgendetwas gesucht und jetzt gefunden. Ich...” Ich will ihm nicht sagen, dass ich ihn liebe, nicht jetzt. Dazu ist es noch viel zu früh. Eigentlich kann ich gar nicht sagen, ob es überhaupt Liebe ist. Vielleicht habe ich mich auch viel zu sehr in etwas verrannt. Liebe war ein zu schweres Wort, von dem man nicht nach einem Tag sprechen sollte. Fragend sieht er mich an, als würde er ahnen, was ich sagen wollte. Doch er scheint zu wissen, dass ich den Satz nicht vollenden kann und meint sanft: “Lass uns erstmal warten, wie sich alles entwickelt, was meinst du? Vielleicht finden wir ja noch heraus, warum wir uns so fühlen!” Clark sagt das mit wenig Überzeugung, aber ziemlich entschieden, so dass ich ihm gar nicht widersprechen kann. Gleichzeitig streichelt er mir, mit einem wundervollen Lächeln im Gesicht, über den Arm und ich genieße seine ehrlich gemeinte Berührung. “Ja, das ist wohl das Beste,” stimme ich ihm flüsternd zu. Wir verbringen den Rest des Tages in Metropolis und schleichen um das Gebäude des Daily Planet. Schließlich setzen wir uns in ein Cafe, essen Eis und trinken Cappuccino. Dann gehen wir um den Häuserblock spazieren. Plötzlich fällt mir ein: “Woher willst du eigentlich wissen, dass Chloe nicht im Daily Planet etwas geschieht? Du müsstest sie eigentlich auf Schritt und Tritt verfolgen, um völlig sicher zu gehen, dass nichts passiert. Das ist unmöglich!” “Nein, ich weiß, dass ihr nichts geschieht. Sie ist gerade auf dem Weg zum Ausgang, sie hat Feierabend!” erklärt Clark sachlich. “Hast du ihr eine Wanze untergejubelt?” frage ich belustigt und muss lachen. “Quatsch! Das ist nur so ein Gefühl!” erklärt er mit einem Grinsen im Gesicht. Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich hin abschätzend an. Wieso starrt er so auf das Gebäude? Eine Minute später verlässt Chloe den Daily Planet durch die Drehtür. Skeptisch schaue ich Clark an: “Nur so ein Gefühl, hm?” Er ist wirklich ein wenig unheimlich, muss ich feststellen. Und doch fühle ich mich in seiner Gegenwart absolut sicher und geborgen. Clark hebt die Augenbrauen und guckt mich unschuldig an. “Hat das vielleicht etwas mit deinem Geheimnis zu tun?” frage ich ihn mit vorwurfsvollem Unterton. Er kneift die Augen zusammen und guckt mich abschätzend an. “Nein, wie kommst du darauf?” Abweisend geht er davon und setzt sich ins Auto. Ich folge ihm und versuche ihn zu besänftigen, nachdem wir Beide eingestiegen sind. “Hey, ist okay, ich komm damit klar, dass du mir das nicht sagen willst! Ich werde dich auch nicht noch mal danach fragen. Aber tu mir einen Gefallen und denk dir nicht noch mal eine so blöde Ausrede aus.” “Du hast Recht. Tut mir leid! Ich bin es gewohnt immer Ausreden zu erfinden, um zu verbergen, dass ich ein Geheimnis habe,” erklärt er sanft. “Jetzt bist du aber schon mal so weit, dass du mir wenigstens anvertraut hast, dass du etwas verbirgst. Zugegeben, es wird mir nicht leicht fallen, nicht zu wissen was es ist. Aber wie gesagt, mach dir keine Sorgen, ich werde nicht versuchen es herauszufinden. Ehrlich!” Mit einem Lächeln versuche ich meinen Worten Nachdruck zu verleihen. “Ich weiß! Und ich bin dir dafür sehr dankbar!” Er lächelt mich ebenfalls an und mir kullert ein großer Stein vom Herzen. Ich dachte, ich hätte es mir mit meiner Neugier jetzt verscherzt, aber zum Glück ist Clark nicht nachtragend. Mich überkommt das Gefühl, trotzdem noch etwas sagen zu müssen, und so meine ich: “Weißt du, ich mag dich wirklich sehr und ich würde es bereuen, wenn wir uns wegen dieser Sache streiten würden! Ich kann mir vorstellen, dass dir diese Heimlichtuerei schwer fällt und du am liebsten ein ganz normales Leben führen würdest, aber das ist ja scheinbar nicht möglich! Also machen wir das Beste draus, hm?” Clark sieht mich nachdenklich an und nickt dann sachte: “Okay, versuchen wir es!” Wir fahren los und unterhalten uns über die Machenschaften von Lex. Clark erzählt mir noch mehr über Lex Familie und was sein ehemaliger Freund alles in den letzten Jahren verbrochen hat. Das alles lässt mein Hirn auf Hochtouren arbeiten und ich gebe zu bedenken: “Wir können aber Chloe nicht ewig beschatten! Das ist unmöglich! Du musst eure Farm bewirtschaften, das macht sich nicht von allein. Und ich werde hoffentlich bald einen Job hier haben. Wir können nicht garantieren, dass ihr nichts zustößt! Wir müssen eine andere Lösung finden!” “Was meinst du, worüber ich die letzten Tage nachdenke! Mir ist nur leider noch nichts eingefallen, also müssen wir wenigstens noch so lange weiter machen, bis wir eine Lösung gefunden haben,” erklärt er bedrückt. “Was ist mit Lois? Chloe erzählte mir, dass Lois Vater ein hohes Tier bei der Armee ist! Vielleicht hat sie irgendwelche Verbindungen, die uns hilfreich sein könnten!” “Oh ja, Sarah, die hat sie! Und darin sehe ich auch unsere einzige Chance!” Clark grinst mich verschmitzt an. “Warum grinst du so?” frage ich, ein wenige genervt, dass ich ihm alles aus der Nase ziehen muss. “Das kann ich dir jetzt nicht erklären, gehört zu meinem Geheimnis,” erklärt er demonstrativ und sieht mich kurz ernst an. “Mensch, dein Geheimnis nimmt ganz schöne Größen an,” stelle ich bitter fest. Clark lässt einen durchdringenden Blick auf mir ruhen und runzelt die Stirn. “Ich weiß,” sage ich und verdrehe genervt die Augen. “Ich hake nicht weiter nach!” “Gut,” nickt er und grinst selbstgefällig. Schon halten wir vorm Talon. Chloe hat bereits eingeparkt und ist im Cafe verschwunden. “Ach, Clark,” fällt mir ein, nachdem ich aus dem Auto gestiegen bin. “Kannst du mir noch deine Handynummer geben, falls doch mal etwas passieren sollte!” Ich beuge mich etwas in das Auto hinein, während Clark hinter dem Steuer sitzen bleibt und mich ansieht. “Ja, klar.” Er sagt mir die Nummer und ergänzt: “Und wenn irgendwas passieren sollte, ruf bitte zuerst mich an, bevor du die Polizei verständigst, ja? Das ist ganz wichtig, vertrau mir! Und vergiss das nie!” “Okay, ich weiß zwar nicht was das bringen soll, aber... Ich vertraue dir!” Ich kann mir schon denken, dass das etwas mit seiner Heimlichtuerei zu tun hat und unterdrücke jegliche Fragen. “Was das bringt, wirst du sehen, wenn es so weit ist! Obwohl ich natürlich hoffe, dass es nie soweit kommen wird,” erklärt er nachdrücklich. “Ich auch,” sage ich etwas befangen. “Sehen wir uns morgen?” frage ich dann und kann den hoffnungsvollen Tonfall nicht unterdrücken. “Mal schauen, Lois kommt ja morgen, da werden wir uns bestimmt sehen!” Er schenkt mir noch ein Lächeln, das ich augenblicklich erwidere. “Also dann bis Morgen,” verabschiede ich mich von ihm. Ich will mich wegdrehen und die Tür schließen, doch etwas in mir zwingt mich dazu, noch einmal zu ihm zu sehen und so murmele ich verlegen: “Ach und… Clark, … es war ein schöner Tag!” “Ja, das… fand ich auch,” nickt er zufrieden. Mit diesen Worten zaubert er ein Strahlen auf mein Gesicht. Plötzlich schnallt er sich ab und steigt aus. Er geht noch einmal um das Auto herum und kommt zu mir. Ich drehe mich ihm erwartungsvoll zu. Was hat er jetzt vor? Ganz nahe tritt er an mich heran und sieht mir tief in die Augen. Oh Gott, was tut er nur? Ich versinke in seinen Augen. Mein ganzer Körper ist angespannt und zugleich durchflutet ihn ein angenehmes Kribbeln. Langsam beugt sich Clark zu mir herab und schließt mich fest in seine Arme. “Es ist schön, dass du hier bist,” flüstert er sanft in mein Ohr. Ich drücke meinen Körper fest an seinen und wünschte, dieser Moment würde nie enden. Dieses vertraute Gefühl, wenn ich in seinen Armen liege ist einfach überwältigend, doch weiß ich nicht, wodurch es entsteht. Ich spüre deutlich, dass uns mehr verbindet als Freundschaft und diesmal bemerke ich auch, dass Clark scheinbar das Selbe empfindet. “Dann bis Morgen,” hauche ich und löse mich schwerfällig aus seiner Umarmung. Ich warte noch, bis er ins Auto steigt und davon fährt. Mit einem warmen Gefühl im Bauch gehe ich ins Talon und ein Dauergrinsen scheint sich in meinem Gesicht eingebrannt zu haben. “Hey, Sarah, da bist du ja,” ruft Chloe mir zu als sie mich sieht. “Wow, bist du jetzt erst mit Clark zurückgekommen?” fragt sie erstaunt und sieht mich verwirrt an. Ich nicke verliebt und bin noch immer am Grinsen. “Scheint ja gut gewesen zu sein,” bemerkt meine Freundin und kann sich ein leichtes Lachen nicht verkneifen. “Ja, das war es,” stimme ich ihr verträumt zu. “Na, dann hat unser Charmebolzen jetzt auch dein Herz erobert, oder?” Erwartungsvoll guckt sie mich an. Ich übergehe die Frage jedoch und lenke ab. “Chloe, ich bin total müde! Die letzte Nacht war kurz, ich hau mich jetzt aufs Ohr!” “Warte, ich komme mit!” Eine halbe Stunde später liegen wir Beide in unseren Kojen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)