Papillon von Ito-chan ================================================================================ Kapitel 3: Diversion -------------------- Hallo liebe Leser! Es freut mich, dass ihr wieder hierher gefunden habt. Es scheint ja, als würde das Papillon ein längeres Projekt werden. Mir macht es großen Spaß an diesem Projekt zu arbeiten und dabei meine Figuren auszubauen. Allein die Tatsache, dass Will mir so Spaß macht zu schreiben, egal in welcher Laune sollte euch allen zu denken geben. An dieser Stelle entschuldige ich mich direkt schon einmal dafür, dass Alex dieses Mal so gut wie nicht dabei ist und auch für Wills Arschlochverhalten will ich mich vorab entschuldigen. Ansonsten hoffe ich das Beste und freue mich, dass ihr das hier lest. Ich bedanke mich jetzt schon bei euch für's Lesen ^^ Alles Liebe Ito-chan Will seufzte schwer. „Jetzt schau doch nicht so traurig.“ Will blickte auf und sah in zwei strahlende blaue Augen, erblickte den blonden Lockenkopf und seine Phantasie spielte ihm einen Streich. Sofort schob sich das Bild seines ehemaligen Oberkellners, seines ehemaligen Geliebten, vor das Gesicht seines Gegenübers. Er war glücklich gewesen, damals, so viel glücklicher als heute. Das Papillon lief hervorragend, war etabliert und die Gäste kamen gerne, vor allem aufgrund der warmen, freundlichen Atmosphäre. „Hey Will! Wo sind deine Gedanken wieder?“ „Entschuldige. Ich hab nur zu wenig geschlafen...“, murmelte er und goss sich einen Whiskey ein. „Von Whiskey wirst du aber auch nicht wacher, mein Süßer“, lachte Art, kam um die Theke herum und griff selbst nach einem Glas. „Schande, seit du hier arbeitest, komme ich ja kaum noch zum Schlafen“, grinste Will provokant. „Ach nicht?“, hörte er ein leises Lachen und dann das Klirren der Eiswürfel, das Eingießen des Whiskey. Will seufzte schwer. Seit Wochen hatte er nicht mehr in seinem eigenen Schlafzimmer genächtigt, weil er mit seinem neuen Aushilfskellner eine unheimlich heiße Affäre hatte, auch wenn er wusste, dass Art bis über beide Ohren in ihn verliebt war. Er konnte und wollte nicht von dem Mann Ende zwanzig in eine Beziehung gedrängt werden, die ihm sowieso nichts bringen würde. Zu tief saß der Schmerz von Alex verlassen worden zu sein. Er hatte die Fotos von den Wänden genommen, hatte Dinge weggepackt, die ihn an Alex erinnerten und alles hatte er in eine Kiste gesteckt, die er sicher verstaut hatte, oben im Kleiderschrank. Irgendwie konnte er es noch nicht vollständig aus der Wohnung und somit aus seinem Leben entlassen. Alex hatte ihn freigegeben, aber Will hatte die Freiheit nicht gewollt. Er verfluchte den Tag, an dem er mit Alex im Zoo gewesen war, verfluchte den riesigen Stoffpinguin und auch die Tatsache, dass er Alex nicht ganz nah bei sich gehabt hatte, dass er ihn hatte vorlaufen lassen. Er verfluchte sich selbst, weil er Alex nicht hatte beschützen können und er hasste sich dafür, dass er ihm nicht hatte alles geben können, nach dem sich sein Freund sehnte. Der Rollstuhl war für Alex eine Qual gewesen, eine Fessel, die er nie wieder würde ablegen können und so hatte er versucht ihm zu helfen, aber seine Hilfe war die Falsche gewesen. Alex hatte sich immer schrecklicher gefühlt, war vereinsamt und hatte sich nicht nach unten getraut in die Bar, weil er sie zu sehr liebte und dort einfach nicht sein konnte, ohne arbeiten zu können. Er konnte nicht dort hin, gefangen in Bewegungslosigkeit, dem Starren und Mitleid der Gäste ausgesetzt. Will schaute sich wieder einmal in seiner Bar um und seufzte schwer. Er war glücklich gewesen und jetzt war er nur hier, weil er das Gefühl hatte, dass Alex nach Hause kommen könnte. Noch immer hatte Will im Ohr, wie Alex gesagt hatte: „Ich komme erst wieder, wenn ich wieder gehen kann und du weißt, wann das sein wird Will.“ Dann hatte er ihn verlassen und war seitdem nicht mehr nach Hause gekommen. Alex war immer jemand gewesen, der seine Worte ernst gemeint hatte und auch jetzt hielt er sie ein. Was er wohl machte? Will seufzte und stürzte den Whiskey. Wenn das so weiter ging, würde er noch Alkoholiker werden, aber im Grunde wusste er, dass er das nicht sein wollte. Er sah immer wieder „Alkoholleichen“, die aus seiner Bar stolperten. Er wollte wissen, wie viel und wann er trank und es so selten halten, wie möglich. Alex war mehrere Jahre fort, es war Zeit ihn völlig zu vergessen, aber das konnte er einfach nicht. Er wollte es nicht und sehnte sich doch danach es vergessen zu machen, nie wieder fühlen zu müssen, was er gefühlt hatte und Alex aus seinem Herzen drängen zu können. Jede Nacht sah er Alex' Gesicht im Traum, sah ihn lachen, ihn auf sich zukommen und dann wenn er ihn gerade an sich ziehen wollte, hörte er den Aufschrei, das Quietschen der Reifen, sah Alex durch die Luft wirbeln. „Will, hilf mir doch...“, erklang, dann erwachte er schreiend und schweißgebadet. Jedes Mal, erneut. „Hey Süßer...“, hörte er ganz nah an seinem Ohr, spürte erst jetzt, dass Art sich ganz nah an ihn presste und seinen Nacken koste. „Was machst du da schon wieder? Wir arbeiten...“, murmelte Will leise. „Ich arbeite doch...“, säuselte Art. „Woran diesmal?“, lachte Will. „Daran meinen Chef zu verführen Süßer“, wurde in seinen Nacken gemurmelt. „Und wenn dein Chef lieber richtig arbeitet?“, lachte Will nun. „Wäre es keine Arbeit deinen Kellner glücklich zu machen und er ist später aktiv und freundlich zu den Gästen. Wenn er jetzt unbefriedigt bleibt, kannst du davon ausgehen, dass er weniger freundlich zu deinen wunderbaren Gästen ist“, summte Art verführerisch. „Ach Art, du findest es nur geil, auf dem Billiardtisch vor der Schicht vernascht zu werden...“, seufzte Will. „Du kennst mich schon viel zu gut Will“, grinste Art anrüchig. „Ach ja? Art, ich denke, wir sollten Arbeiten, immerhin macht die Bar in zwei Stunden auf“, seufzte Will und machte sich ans Obst schneiden. „Ich könnte mich aber nach einem kleinen Intermezzo viel besser konzentrieren...“, argumentierte Art. „Dann mach's dir halt selbst“, meinte Will trocken und schnitt einige Limetten auf. Heute konnte er nicht mit Art ein kleines Intermezzo auf dem Billiardtisch einlegen, dazu war die Erinnerung an Alex heute viel zu präsent. Es ging einfach nicht, weil er selbst ein Stück weit enttäuscht wäre, wenn er sich daran erinnern würde, wie wunderbar es mit Alex gewesen war und dann merkte, wie anders es mit Art war, der so völlig anders war als Alex, den er so sehr geliebt hatte, nein eigentlich auch jetzt Jahre später noch liebte. „Wenn du unbedingt willst...“ Art wollte es und eben darum, würde er Wills Aufforderung mit Freuden nachkommen. „ART!“, donnerte Will, „Du hast gefälligst auch zu Arbeiten, sonst feuer ich dich!“ „Wieso das denn? Ich bin dein bester Oberkellner mit noch ganz anderen Qualitäten...“, Art grinste weiterhin siegesgewiss. „Weil du verdammt jeden Tag der Ansicht bist, dass du mich mal wieder in eine deiner Phantasien einbauen kannst und wehe ich sage nein, dann machst du so lange weiter, bis du deinen bescheuerten Willen hast. Aber verdammt ICH habe hier das Sagen.“ „Jawohl Chef“, noch immer grinste Art, griff sich in den Schritt und lachte dreckig, „Ich kann nichts dafür, dass mein Chef so verdammt heiß ist. Das ist allein er selbst Schuld.“ „Ach wirklich. Da vorne steht der Besen, du fegst jetzt den Eingangsbereich“, kommentierte Will die Sache trocken. „Wie du meinst...“ Art wirkte geknickt und trottete davon. Sein Blick wanderte zum Billiardtisch. Komisch, genau auf dieses Möbelstück war Will so fixiert. Auf einem der Tische oder in den Lagerräumen hatte Will kein Problem damit gehabt, ihn zu vernaschen, aber sein Schlafzimmer und der Billiardtisch waren ein Tabu. Aber genau dorthin wollte Art, in Wills Schlafzimmer, in Wills Leben. Will seufzte und massierte sich müde die Schläfen. Sein Kopf hämmerte, dennoch er hatte keine Zeit dazu sich jetzt unprofessionell zu verhalten. Art war Fegen gegangen und würde sich so vielleicht etwas ablenken lasen können, um wenigstens bis nach der Arbeit mit seinem Intermezzo warten zu können. Langsam drehte er sich zu dem Billiardtisch um. Alex und er hatten ihn damals aufarbeiten lassen, weil sie kurz vor der Eröffnung festgestellt hatten, dass er recht große Schäden hatte und so unbenutzbar war. Als der Tisch nach der Aufarbeitung wieder im Papillon gestanden hatte, war Alex mit einem sehr süffisanten Lächeln auf Will zugekommen. „Will?“, hatte er nahe an dessen Ohr gehaucht. Er hatte nur genickt und sich wieder in die Kühltasche gebückt, die zu seinen Füßen stand. „Lass doch unser Mittagessen da drin... Ich hab da was Besseres...“ „Was kann denn noch besser sein, als ein gemeinsames Mittagessen mit der Liebe meines Lebens?“, hatte Will lachend geantwortet. „Hmmm...“, Alex schien zu überlegen, „Nun ja... wir haben da einen Billiardtisch in der Bar...“ „Wir spielen jetzt kein Billiard Alex“, hatte Will gelacht. „DAS hatte ich auch nicht vor, nur... er steht da so neu und muss doch dringend eingeweiht werden...“ Jetzt erst hatte Will verstanden, dass Alex mehr wollte. „Hmmm... Das klingt verlockend.“ Will würde Art nie auf dem verdammten Billiardtisch vernaschen. Niemals! Mit Alex hatte er es viel zu oft auf eben diesem getan, wenn sie es nach einem langen Arbeitstag einfach nicht mehr bis hoch ins Schlafzimmer geschafft hatten. Will sehnte sich noch immer nach Alex, aber er würde ihn wohl nie wieder sehen und genau das machte Will in gewisser Hinsicht fertig. Er konnte das nicht. Er wollte das nicht und er sehnte sich nach mehr, als einfach nur irgendeinen Ersatz für Alex zu finden. Auch an diesem Abend bekam Art seinen Willen nicht. Erneut steuerte Will mit ihm aufs Gästezimmer zu. Art kannte den Grund nicht und doch wollte er ihn kennen, weil er sonst nicht erfahren würde, warum Will ihn einfach nur als Affäre sah. Dennoch ließ er sich auch an diesem Abend von Will befriedigen und doch spürte er auch diesmal wieder, dass es zwischen ihnen rein körperlich blieb, nicht emotional wurde und Will nicht recht Rücksicht auf Arts wirkliche Bedürfnisse nahm. Am nächsten Mittag, machte Art „Frühstück“ für sie beide und setzte sich auf einen der Stühle in der Küche. Es war der hin zur Tür. Leise seufzend nahm er seine Kaffeetasse hoch, nahm den Duft des frischen Kaffees war und schloss die Augen, als er den bitteren Geschmack wahrnahm. „Was zur Hölle tust du da?“, hörte er plötzlich Wills schneidende Stimme. „Kaffee trinken?“, fragte Art leise und gelassen, „Setz dich doch, ich hab Frühstück gemacht.“ „DAS meinte ich nicht!“ Art schaute sich unsicher um. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht? „Was habe ich denn diesmal falsch gemacht?“, fragte er leise und Tränen schimmerten in seine Augen. „Was du falsch gemacht hast? Ich hab dir gesagt, wenn du unbedingt Frühstück machen musst, dann sollst du im Wohnzimmer decken!“, donnerte Will. „Jetzt reg dich doch nicht auf. Ich wollte doch lediglich mal...“ Da unterbrach ihn Wills Hand, die flach auf den Tisch schlug. „Du verstehst mich nicht! Du respektierst nichts! Es interessiert dich nicht, was ich sage! Es geht hier um meine Freiräume!“ „Ja genau, es geht IMMER um deine Freiräume! Deine Freiräume und nicht meine! Ich hab es gut gemeint! Ich... verdammt, Will. Ich...“, Tränen liefen unkontrolliert seine Wangen hinab, „Ich streng mich doch schon so sehr an und dennoch ist es nicht genug. Ich weiß nicht was dich so fertig macht und was dich so kaputt macht, aber verdammt Will. Ich... ich will es verstehen. Ich will wissen, warum ich nicht mit ins Schlafzimmer darf, warum ich dich nicht auf dem beschissenen Billiardtisch verführen darf und ich will wissen, warum du ständig durch mich hindurch siehst!“ „Art, du bist eine Affäre. Das hier hat NICHTS zu bedeuten. Es ist rein körperlich“, donnerte Will, auch wenn es ihn traurig machte, dass er einen anderen Menschen zum Weinen brachte. Auch Alex hatte wegen ihm geweint. „Dennoch muss ich wissen, warum ich bestimmte Dinge nicht tun darf, sonst läuft das hier nicht friedvoll“, seufzte Art und stand langsam auf. „Danke.“ Will wirkte auf einmal viel entspannter. Als er Art in der Küche hatte sitzen sehen, hatte er einen Moment gedacht, dass Alex zurück nach Hause gekommen war. „Es war die Tatsache, dass ich hier gesessen habe, oder?“, fragte Art leise. „Art, ich warne dich...“ Wills Augen blitzten gefährlich auf. „Verdammt Will, was soll das eigentlich? Was... sag mir doch einfach was es ist...“, flüsterte Art mit tränenerstickter Stimme. Er wollte nicht weinen, aber die Tränen liefen seine Wangen hinab, tropften gen Fußboden, wenn sich ihre Spuren verloren. „Art... es ist nichts weiter, als dass ich...“ „Als dass ich hier bestimmen will, was wie gemacht wird und ich frühstücke nun einmal lieber auf dem Sofa und schlafe mit meinen Liebschaften im aufgeräumten Gästezimmer. Das ist einfach so...“, vollendete Art den Satz. „Weißt du eigentlich, dass ich etwas für dich empfinde Will, dass du mir etwas bedeutest, von dem du wahrscheinlich nicht einmal etwas wissen willst, aber dass einfach Fakt ist? Verdammt sag mir die Wahrheit! Ich muss es einfach wissen, damit wir beide miteinander umgehen können“, schrie er. „Will, ich halte das nicht mehr aus! Ich... ich kann nicht...“ Art schob sich an ihm vorbei und wollte den Raum verlassen... „Alex!“, verzweifelt schallte der Name durch die Küche. Ich kann nicht... Die selben Worte hatte Alex gesagt, kurz bevor er für immer gegangen war. Er hatte gesagt, dass er nicht anrufen könne und jetzt sagte Art diesen Satz und Will war der Name eines anderen Mannes über die Lippen gerutscht. „Wer ist Alex?“, fragte er leise. „Das geht dich einen Dreck an!“, antwortete Will barsch. „Ach ja, einen Dreck? Dafür denkst du aber oft an ihn. Er ist es, der dich aus dem Schlaf hochfahren lässt ja? Es ist SEIN Bett und SEIN Stuhl und SEIN vermalledeiter Billiardtisch und es sind SEINE beschissenen gelben Sitzpolster richtig? Es ist alles SEINS und du willst mir nicht einen Bruchteil davon geben, weil er sonst aus deinem Leben verschwindet richtig?“, brüllte Art nun seinerseits. Es tat ihm weh, beim Namen eines anderen genannt zu werden. „Und wenn es so ist, was bedeutet es schon? DU hast mich wenigstens, du spürst mich wenigstens, bei dir kann ich sein, er ist... er ist nicht mehr da und kommt nie wieder hierher zurück“, erklärte Will und goß sich ein Glas Wasser ein, nur um einen Schluck zu nehmen. „Ist er...?“ Unausgesprochen stand das Wort tot zwischen ihnen und Will schüttelte den Kopf. „Nein, er wird nur nicht mehr nach Hause kommen...“ „Und warum kannst du dann nicht einfach anfangen mich in dein Leben zu lassen und mich zu lieben?“, fragte Art, doch Will blieb ihm die Antwort schuldig... Danke für's Lesen ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)