Lost Prince von Ireilas (Krieg auf Aira) ================================================================================ Kapitel 30: Fehlschlagende Verhandlungen ---------------------------------------- „Prinz Vilior…“, Siri nickte misstrauisch, sie wollte sich nicht einmal vor dem adeligen Vampiren verbeugen. „…Ich dachte, ich wäre dich losgeworden.“, er seufzte und schritt ein wenig im Raum umher, „Nun dann, rede schnell, meine Freunde sind nicht gerade geduldige Gesellen.“, sein Blick wanderte leicht zu Avrial, der Furah noch immer gefangen hielt. „Noch ein Arcaner, nehme ich an?“ Siri ging nicht auf seine Frage ein. Zwar waren sie und Avrial noch immer umzingelt, aber sie wusste, dass sich die Rebellen nicht rühren würden, ehe es ihnen Vilior nicht befehlen würde – sie sah hinüber in die Ecke, wo eine kleine Gruppe von Kindern dicht aneinander gedrängt stand. „Was-“, sie deutete auf die Kleinen, stoppte aber dann, als ihr ein blondes Mädchen einen traurigen Blick zuwarf. „Diese Kinder?“, ein junger Rebelle stellte sich zu ihnen, ehe er sprach. „Wir befreiten sie aus einem Lager von Dämonen. Wie Tiere wurden sie in einem kleinen Käfig gehalten.“, er lächelte, „Sie suchten ein besonderes Kind, welches angeblich genau zu unserer Zeit leben soll.“ Ohne auf die Rebellen zu achten, ging Siri voran, auf das blonde Mädchen zu. Avrial blieb zurück und lauschte dem Jungen. „Ich kenne diese Legende… dem Kind wird die Weisheit der ganzen Welt, ganz Aira nachgesagt. Habt ihr es unter den Kindern gefunden?“ „Nein.“, der Rebelle lachte, „Wie denn auch? Es gibt tausende Kinder. Aber wir wollen es auch gar nicht finden; wenn die Existenz des Kindes bekannt wäre, wäre es in noch größerer Gefahr.“ „Aira…“, Siri beugte sich hinab und ließ der Kinderschar ein wenig Platz. Das blonde Mädchen reagierte. In ihren großen blauen Augen spiegelte sich der gleiche verträumte Blick wie der von Lyze wieder. Fröhlich streckte Siri die Arme nach ihr aus: „Aira! Du bist es doch, oder? Ich kenne deinen großen Bruder, ich kenne Lyze!“ „Lyze?“, das ängstliche Mädchen drehte sich endlich Siri zu und wischte sich lächelnd eine Träne weg. Sie kannte Siri zwar nicht, doch war es ihr schon viel Wert, dass sie den Namen ihres Bruders genannt hatte. Ganz im Vertrauen verließ sie die Kinderschar und trat hinüber zu Siri. „Dieses Kind.“, meinte Vilior, „Hat den Namen Aira. Die Eltern sind daran schuld, dass es gejagt wurde. Jemand, der den Namen unserer Welt trägt, ist logischerweise die erste Vermutung, das auserwählte Kind zu sein.“ „Sei still.“, Siri drehte sich wütend ihrem Prinzen zu, „Du hast keine Ahnung. Aira hat ihre Eltern nie kennen gelernt. Sie hat gerade mal erfahren, dass einer ihrer Brüder noch lebt!“ „Wie tragisch. Ihr Schicksal erinnert an deines.“, er lächelte, „Vielleicht findest eines Tages auch du einen verlorenen Bruder…?“ „Vilior!“, Siri schritt an ihn heran, wobei die Rebellen von Avrial abließen und sich ihr zuwandten, „Vilior, du musst zurück nach Azamuth. Es war grausam, was dein Vater getan hat, aber irgendwann muss doch Gras über diese Sache wachsen – lass nicht zwei Völker für die Tat eines Mannes büßen-“ „Darüber wird nie Gras wachsen!“, er trat dicht an Siri heran, „Du weißt nicht, wie es ist, mit einem gebrochenen Herzen bis ans Ende deiner Tage leben zu müssen!“ „Ich schon.“, Avrials Stimme klang leise aus dem Hintergrund. „Dann weißt du auch, wie ich mich fühle.“ „In der Tat, ja.“, er sah zu Vilior auf, „Wir, mit gebrochenen Herz, leiden ewig. Ich selbst lebe in einem Schloss einer Insel, dessen Volk mich hasst; und dennoch ziehe ich nicht weg… weil meine Frau in diesem Schloss einst lebte. Nur dort fühle ich mich geborgen.“ Es trat eine Weile Stille ein. „Prinz Vilior.“, sprach Avrial weiter, „Ihr seid in Desteral, weil Ihr Euch an diesem Ort Eurer Freundin nahe fühlt. Doch geht in Euch selbst, fragt Euch, ob dies die richtige Entscheidung ist.“, er machte einen Schritt nach vor, „Begeht nicht den gleichen Fehler wie ich… sperrt Euch nicht eine halbe Ewigkeit in Eurer kleinen Welt ein.“ Auch wenn Furah neben ihm darüber nur prusten konnte, so schien Avrial den Prinzen endlich erreicht zu haben. Der Vampir hatte den Kopf gesenkt und fing das erste Mal an zu überlegen, worüber Siri sichtlich erleichtert war. „Deine Heimat.“, schallte plötzlich aus dem Hintergrund, „Wirst du nie wieder sehen!“ Rebellen, als auch Siri und Avrial sahen überrascht zum Eingang, als eine Schar von Engeln hereinstürmte – sofort stellten sich die Rebellen vor den Prinzen, um den Engeln keinen Durchgang zu lassen. Links standen nun die Rebellen, rechts die Engeln, mittig Siri und Abseits die beiden Arcaner. Als die Gruppe von Engeln stehen geblieben war, trat auch ihr Anführer, ein Engel mit langem Flechtzopf hervor. „Das ist nicht möglich… wie habt ihr dieses Versteck gefunden?“, wollte Prinz Vilior wissen. Der Engel schmunzelte darauf nur, er machte einen Schritt zur Seite um jemanden vorzulassen: „Wir hatten einen guten Informanten.“ Siri traute ihren Augen nicht. „Lyze?!“ Der Halbengel trat hervor, mit gesenktem Blick. „Es tut mir leid…“, ehe er fragend zu dem Mädchen an Siris Seite sah. Im Gesicht des Kindes breitete sich ein überglückliches Lächeln aus, ehe es die Seite wechselte und Lyze weinend in die Arme lief. „Ooch, wie rührend.“, der Anführer der Engel seufzte, „Hebe dir deine Sentimentalität für später auf, Noshyru.“ „Wie kannst du nur so gefühlskalt sein?!“, mischte Siri hinzu, „Die zwei glaubten, sich verloren zu haben!“ „Das taten sie, ja.“, der Engel ging voran, auf Siri zu, „Aber er ist auch daran Schuld, dass wir einiges länger brauchten, um das Versteck des Schattenprinzen zu finden.“, der Engel zog sein Lichtschwert aus dem Gürtel, hielt es Siri vor die Nase. „Ein Mensch, der blind macht, bist du. Weder ein Dämon, noch einer deines Gleichen.“, er stieß sie gewaltsam zur Seite: „Und jetzt aus dem Weg, oder ich töte dich als nächstes!“ Die Rebellen gingen in Kampfstellung, um Vilior vor den Engeln zu verteidigen, ehe abermals Schritte den Gang entlang zu hören waren: Dämonen. „Tarrence?“, Siri setzte sich auf. Der Ritter schmunzelte, als er mit seinen Kriegern den Raum betrat. „…Es war nicht schwer, euch zu finden. Ihr habt uns praktisch direkt zu ihm geführt.“ „Du bist uns gefolgt!“ „Kluges Mädchen.“, er deutete auf den Anführer der Engel, der sichtlich nicht erfreut über den Besuch der Dämonen war, „Verschwindet Engel, ihr habt mit dieser Sache nichts zu tun.“ „Oh, ein Gentleman unter den Dämonen.“, der Engel verschränkte die Arme, „Er spricht zuerst, bevor er aufschlitzt.“ Nun standen links die Rebellen, mittig beim Eingang die Dämonen, rechts die Engeln, mittig Siri und abseits die beiden Arcaner. „Eure Hoheit.“, Tarrence verbeugte sich tief vor dem Prinzen, „Kehrt mit uns nach Azamuth zurück.“ „Was?“, Siri verstand die Welt nicht mehr, „Du wolltest ihn die ganze Zeit zurückholen? Ich dachte, du willst ihn umbringen!“ „Das würde ich niemals tun.“, Tarrence stand auf und sah zu ihr. „Ich wollte es dir die ganze Zeit erklären, Siri. Doch hast du mir nie die Möglichkeit dazu gegeben und bist geflohen…“ Mitten ins Wort hob Vilior die Stimme: „Ich gehe nicht zurück.“, er sah zu Tarrence, dann zu Siri, „Ich sagte es bereits und ich bleibe bei meinen Worten.“ „Eure Hoheit.“, begann abermals Tarrence, „Ihr habt keine Wahl, Azamuth braucht einen Leiter!“ Vilior sah wütend zur Seite. „Das habt ihr… mein Vater macht seine Sache doch ausgezeichnet…“ „Euer Vater…“, Tarrence klang kläglich, „…ist gestorben.“ Wie eine Veränderung der Welt hallten seine Worte durch den Raum. Die Dämonen sahen sich entsetzt untereinander an, sie wussten nicht, dass diese Nachricht in dem Brief, den ihr Anführer bekam, stehen würde. „Du lügst!“, waren Viliors erste Worte, bevor er Charakter wechselnd weiterfragte: „…Wie ist das passiert?“ „Der König lag bereits seit Wochen krank im Bett. Er starb vor zwei Tagen, er hatte aufgehört zu atmen… ich konnte es nicht dem Volk sagen, vor allem nicht den Kriegern; ohne einem König würden sie völlig außer Kontrolle geraten.“ „Der König ist also tot…“ Siri sah auf die andere Seite, wo sich im Gesicht des Anführers der Engel ein schadenfreudiges Lächeln ausbreitete. „Dann steht dem Friede nichts mehr im Wege.“ Im nächsten Moment hob er die Hand, worauf hin die erste Reihe der Engel ihre Armbrüste mit dessen Lichtpfeilen zog. „Nein!“, obwohl die Rebellen den Schattenprinz hätten verteidigen können, stellte sich Siri breit in die Mitte der beiden kriegerischen Gruppen. Vielleicht hatte sie mit ihrem Handeln ein weiteres Blutvergießen verhindert: Wenn die Engel auf die Rebellen geschossen hätten, um den Prinzen zu töten, hätten wiederum die Dämonen eingegriffen und die Engel bekämpft. Die Rebellen hätten dann zurückgeschlagen, denn sie wollten Vilior weder tot, noch zurück in Azamuth sehen. „Aus dem Weg!“, der Engel mit dem langen Zopf sah zornig zu Siri. Sie aber schüttelte nur den Kopf: „Du hast recht, dem Frieden steht nichts mehr im Wege – sofern Prinz Vilior zurück in sein Land kehrt. Du hast Ritter Tarrence gehört: Wenn es keinen obersten Leiter in Azamuth gibt, gerät alles außer Kontrolle.“, sie breitete sie Arme aus, „Wenn du also den Prinzen töten lässt, wird der Krieg erstrecht weitergehen – und zwar Dämonen gegen Engel.“ Lyze, der mit seiner Schwester abseits bei den Engeln stand, konnte verstehen, was Siri meinte. Auch Avrial hätte es nicht besser sagen können; und selbst Furah kam ins überlegen, was dieser bevorstehende Krieg dann für seine Freiheit in Desteral bedeuten würde. Leider aber, kam keiner der Beteiligten dazu, ihr Wort mit den anderen zu teilen. Denn dieser einzelne Engel, der ausgerechnet der Anführer einer Gruppe sein musste, war so engstirnig, dass er nicht einsehen wollte, um den Frieden wiederherstellen zu können, den Schattenprinzen am Leben lassen zu müssen. So führte eines zum anderen: „Dummes Geschwätz!“, meinte er, „Egal ob mit König oder ohne, Dämonen werden sich nie ändern! Und nun zur Seite Mädchen. Aus dem Weg!“, er schritt dieses Mal nicht auf sie zu. Ungeduldig wartete er eine ganze Minute ab, doch Siri rührte sich mit trotzendem Blick nicht zur Seite. Lyze wollte schon seine Position verlassen und ihr helfen, doch Aira neben ihm gab dem Halbengel das Gefühl, etwas ganz Dummes zu machen, sollte er sich von ihr wegbewegen. „Erschießt sie!“, deutete der Engelanführer, doch seine Leute schauten sich untereinander fragend an – keiner wollte diejenige erschießen, die doch eigentlich die Wahrheit aussprach. Tarrence wollte seine Dämonen nicht eingreifen lassen: er genoss die Show, dass sich die Engel gegeneinander stellten. „Erschießt sie, auf der Stelle!“, egal wie laut der Engel auch wurde, niemand wollte auf ihn hören. So schritt er selbst zur Tat: er riss einem Mitengel die Armbrust aus der Hand, zielte noch schnell auf Siri und drückte kalt ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)