Lost Prince von Ireilas (Krieg auf Aira) ================================================================================ Kapitel 20: Die vergessene Liebe -------------------------------- „Der Himmel…? Dieser Hochnebel…“, Siri drehte sich, spürte wieder dieses Gras unter ihren Füßen. Immerzu kam ihr dieser Ort bekannt vor und doch wusste sie, dass er nicht real sein konnte. „Ich träume wieder…“ Doch dieses Mal war etwas anders. Sie konnte mehr von ihrer Umgebung erkennen, als in den Träumen davor: mittig wieder der weiße Springbrunnen, blaues Wasser. Das Gras gepflegt, seitlich eine Bank aus Stein. Um sie herum hohe Mauern, nur der Himmel, Wolkenverhangen, war sichtbar. Es war ihr schnell klar geworden: sie musste sich in eine Art Garten einer Festung, eines Schlosses, oder ähnlichem befinden. Ehe Siri überlegen konnte, spürte sie wieder den ihr aus Träumen bekannten Mann hinter sich stehen. Lächelnd drehte sie sich um, wollte ihn fröhlich begrüßen – jedoch packte er ihre hochgehobenen Arme und schien aufgeregt: „Gehe nicht!“ „Gehen…?“, Siri blinzelte, in das ihr noch immer undefinierbare Gesicht, „Wohin gehen?“ „Du darfst nicht weggehen!“ „Ja, aber… das ist ein Traum, wohin sollte ich denn gehen wo-“ „Snowwitch.“ „Hä? …Schneehexe?“, das Mädchen befreite sich erstmals aus seinem Griff und seufzte tief: „Haach… ich wünschte du würdest nicht in Rätseln sprechen… kann ich das Gespräch hier nicht irgendwie beeinflussen?“, sie suchte umher, „Immerhin ist das ja mein Tr-“ „…Wenn eine Seele in ihrer Gewalt ist, ist sie für immer verloren!“ Langsam wurde ihr das verwirrende Gespräch zu viel – sie wollte gar nicht mehr wissen, wo sie sich befand, oder wer genau mit ihr redet. Als sie sich „Ich will hier raus.” dachte, nahm der Mann erneut ihre Hand, doch dieses mal sanfter: „Ich weiß es ist verwirrend… aber merk dir meine Worte! Höre auf mich – dieses letzte Hindernis ist unserem Wiedersehen im Weg…”, er griff nach dem türkisen Stein um ihren Hals, „Vergiss nicht, dass er in deinem Besitz ist. Dann werden wir uns schon bald wieder sehen… und dieser Traum wird der Letzte gewesen sein…” „Was? Nein!” Rückwärtsgehend löste sich der Mann in Luft auf und gab Siri das Gefühl, ihn nie wieder sehen zu können. Ehe sie ihm nachlaufen konnte, verwischte nun auch der Garten um sie, bis sie schließlich im schwarzen Nichts stand – und erwachte. Sie öffnete ihre schweren Augen und rieb sie sich murmelnd. Neben ihrem kleinen Schlafplatz lag die längst verglimmte Feuerstelle und auf dessen andere Seite lag Lyze, der noch schlief. Es muss früh gewesen sein, denn für normal war es der Halbengel, der Siri aufweckte – und dabei schon längst die Schlafplätze, also die Decken eingeräumt hatte. So setzte sie sich auf, seufzte einmal tief und begann über diesen besonders merkwürdigen Traum nachzudenken. Es war immer der gleiche Ort gewesen. Immer war der Himmel Wolkenverhangen. Eventuell war dieser Ort doch real… und eine Erinnerung, anstatt Einbildung… Während Siri in ihren Gedanken versunken war, setzte sich auch Lyze auf, der jeden Morgen sich neu zu orientieren schien. Nachdem ihm wieder klar war, wo er sich befand, blickte er zu dem Mädchen hinüber, das scheinbar noch vor ihm wach geworden war. „Uhm… hast du schlecht geschlafen, Siri?” „Was..? Ach, nein.” „Dann vielleicht schlecht geträumt?” „Auch nicht.”, sie senkte den Kopf und hatte somit verraten, dass hierbei etwas nicht stimmen konnte. Nur seufzend stand der Halbengel auf, beutelte seinen Schlafplatz aus und faltete ihn anschließend klein zusammen. „Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst. Irgendwann erzählst du es mir sowieso – ich kenne dich doch.” Und wie aufs Stichwort begann Siri, die langsam auch wach wurde, zu reden: „Ich hatte wieder diesen Traum, zum dritten Mal.” „Na also.”, Lyze packte nur mehr schmunzelnd die Decke in die Tasche. „Im ersten Traum verriet mir die Person, wo sich der türkise Stein befand, wenn du dich erinnern kannst. Beim zweiten Mal bekam ich den Hinweis, am Ziel zu sein… und jetzt warnte mich der dritte Traum.” „Und vor was?”, er zog an der Decke, auf der Siri saß, „Steh mal auf.” Nickend erhob sie sich und ging ein wenig zur Seite: „Ich weiß auch nicht, die Person faselte was von ‚Ich soll nicht weggehen’ und ‚Sie wird deine Seele verschlingen’.”, anschließend zuckte Siri mit den Schultern. „Aha… keine Ahnung.” Abermals seufzte Siri und lehnte ihren Kopf gegen einen Baum: „Dann sind wir schon zwei.” Alles war eingepackt und zur Weitereise bereit. Wie sonst auch ging Lyze voran und gab die Richtung vor, doch schon nach ein paar Metern war ihnen ein Strauch im Weg, dessen Ast mal wieder auf Siri zurückschnalzte; so wechselten sie wieder die Position und die junge Frau ging voran. Hier und da raschelte und knisterte es bedrohlich hinter, vor, oder neben den Beiden, doch immer konnte Lyze genau sagen, dass es sich hierbei um irgendein Waldtier handelte. Siri hatte beim Geräusche erkennen Probleme, weshalb sie bei jedem kleinen Knistern aufschreckte – und dem Halbengel bei seiner Diagnose einfach vertrauen musste. Nach einer Weile des durch den Wald Kämpfens konnte Siri etwas durch die Büsche blitzen sehen, weshalb sie vorerst stehen blieb. Direkt hinter ihr blieb jetzt auch Lyze stehen und sah an ihrer Schulter vorbei: „Was hast du denn?” „Da vorne ist etwas… sieht aus wie… eine alte Mauer?”, sie drehte sich zu ihm, „Kann das schon Destercity sein?” „Nein… das kann nicht die Stadt sein, wir sind noch nicht so lange auf den Beinen.”, er zwängte sich an Siri vorbei, hindurch auf die andere Seite. Dort drüben angekommen, blieb er angewurzelt stehen und blickte fassungslos im Halbkreis. „Lyze?”, sie zwängte sich nach, „Ist alles in Ordnung? Keine Dämonen oder gefährliche Raubtiere..?” Auch sie blieb stehen, neben Lyze und sah überwältigt umher. Alles was sie hervorbringen konnte, war ein „Wow”. Vor ihnen lag eine gewaltige Ruine. Alte, umgestürzte Säulen, Steinmauern, zerbröselte Häuser und Wege. Einzig ein riesiger, hoher Turm im Zentrum schien ganz geblieben zu sein. Nur kurze Zeit später schüttelte Lyze den Kopf, drehte sich von diesem Anblick weg: „Lass uns weitergehen. Hier gefällt es mir nicht.” „Weiter?”, Siri blickte zu ihm, anschließend zur Ruine, „Meinst du rundherum? Wäre es nicht leichter, direkt hindurch zu gehen? …Außerdem könnten wir hier bleiben und auf Avrial warten-” „Nein.”, Lyze ging zurück, „Wir können auch woanders auf ihn warten.” Etwas stimmte nicht. Siri merkte, dass sich Lyze beim Anblick dieser Ruinen nicht wohl fühlte. „Kennst du diesen Ort?” „Ich kannte ihn; bevor er so aussah wie jetzt. Lass uns einfach zurückgehen und einen anderen Weg einschlagen, in Ordnung?” Gerade als Siri ein „Ok!” nickte, riss der Halbengel seine Augen auf und lief an ihr vorbei. Als Siri mitbekam, was überhaupt los war, kam er bereits beim Geschehen an: Dämonen! Sie verfolgten scheinbar jemanden, quer durch die Ruinen. „Hey, warte!”, sie lief ihm zwar nach, versteckte sich aber hinter einem Steinbrocken und lotste zum Kampfgeschehen hervor. Es waren zwei Dämonen – ein Schwertkrieger und ein großer Typ mit Hammer gewesen. Wie sollte Lyze gegen zwei von denen ankommen? Immer wieder sah Siri, wie er Schwerthieben und dem großen Hammer auswich. Hier und da wehrte er sich mit seinem erschienenen Lichtschwert, doch die meiste Zeit nutzte er nur seine Geschwindigkeit aus. Natürlich wusste Siri, dass sie ihm helfen musste; aber wie? Sie entdeckte neben sich einige Steine liegen, die sie nacheinander nahm und auf die Dämonen zur Ablenkung warf: „Verschwindet!” Beim siebten Steinchen werfen hörte sie ein Stückchen weiter weg eine Person völlig aus der Puste atmen. Geduckt kroch sie rüber, schaute hinter einen weiteren Fels: Es war eine junge Frau, etwa im selben Alter, die erschöpft und verängstigt am Boden saß. „Hey-” Siri kam zu ihr, „Geht es dir gut? Du brauchst keine Angst mehr zu haben, wir sind jetzt da.” Das Mädchen mit den langen, seidigen schwarzen Haaren schaute zu Siri und nickte dankend. Sie schien von einer adeligen Familie zu kommen: ihr Kleid war detailliert schwarzweiß verziert, ihr Haarreif mit Juwelen ausgeschmückt und ihre Haut blass. Durchaus war Siri über ihren Anblick verwundert, während sie noch einmal zum Kampfgeschehen schaute, fragte sie: „Was macht jemand wie du an so einem Ort?”, sie drehte sich wieder zu ihr, „Woher kommst du?” Das gefundene Mädchen spielte nervös mit ihren Händen, stammelte leise: „Ich… habe etwas gesucht… aus meiner alten Heimat…” „Alten Heimat?”, kaum hatte Siri ihre Frage beendet, waren Schreie zu hören. Sie sah erneut zum Kampfgeschehen und stellte fest, dass Lyze die zwei Dämonen in die Flucht geschlagen hatte. Nur mehr mit hochgezogener Augenbraue stand sie aus ihrem sicheren Unterschlupf auf und schaute fragend zum schnaufenden Halbengel. Er aber hob die Schultern und konnte auch keine Antwort darauf geben, wieso zwei überlegene Dämonen einfach so weglaufen – denn es gab kein Erdbeben, Katastrophe oder sonstige Gefahr, weit und breit Stille. So entschloss er sich den Kampf sein zu lassen und zu seiner Reisegefährtin zu kommen. „Mein Name ist Siri.”, lächelte sie zu der sitzenden jungen Frau, bot dabei ihre Hand als Hilfe zum Aufstehen an, „Wie ist deiner?” „…Limiu.”, der Name kam nicht aus ihrem Mund. Siri drehte sich um, als sie den Halbengel zögernd stehen sah. Auch das adelige Mädchen schien sehr überrascht, bevor sich ein überglückliches Lächeln in ihrem Gesicht ausbreitete – „Lyze!”, dann von selbst aufstand und ihm wortwörtlich in die Arme fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)