Lost Prince von Ireilas (Krieg auf Aira) ================================================================================ Kapitel 17: Die Idee -------------------- Neben dem alten Schloss Ikanas führte ein schmaler Weg zwischen den Felsen vorbei, bergab, quer auf die andere Seite der Insel. Auf diesem Pfad lag auch der Bauernhof, der den Arcaner und dessen drei Putzfrauen versorgte. Heute blieb er allerdings unbesucht, denn die Reise ging weiter, bis zum weiten Strand hinab. Hier waren Lyze, Siri und Avrial völlig ungestört, da die sandige Bank von den Felsen und Hügeln des Berges umgeben war und nur dieser eine schmale Weg zu ihm führte – praktisch ein privater Strand. Noch immer war das Wasser trüb-schwarz und schien durch die einkehrende Nacht noch finsterer; die Gischt peitschte regelrecht gegen die Klippen und wirbelte den Sand auf und ab. Die Arme verschränkt stand Lyze da und ließ Avrial nicht aus den Augen. Neben ihm standen Siris Stiefel, denn mit Schuhen steht es sich schlecht im Meer. Da deutete Avrial auf ihre Kleidung: „Die da auch.” „Hä?” „Du kannst mit Kleidung nicht gut schwimmen, sie zieht dich runter.” „Ja aber…!”, sie fuchtelte erklärend mit den Händen umher, „Das kann nicht dein Ernst sein!” „Wieso nicht?” „Hallo!? Ich bin eine Frau!” „Na und?” „Vielleicht werde ich nicht gerne von Kerlen angegafft!?” „Ja aber, du kennst uns doch.” „Na du bist mir ein schöner Gentleman-” „Hör mal, du hast Unterkleidung an. Das… hoffe ich zumindest. Und damit mein Zauber wirken kann, darfst du nun einmal keine langen, oder schweren Kleider tragen. Also verschwende bitte nicht noch mehr Zeit, in Ordnung?” Nach einen langem und wirklich zähen Stöhnen fand sich Siri schließlich mit der Situation ab. „Na schön.”, sie warf einen schnellen Blick zum Halbengel, „Lyze – umdrehen!” Noch immer Arme verschränkt stand er da, kehrte dem Mädchen seufzend den Rücken zu. „Einen Augenblick-”, er deutete auf Avrial, „Warum muss er sich nicht umdrehen?” „Weil ich derjenige bin, der auf Siri die Magie anwenden muss, Noshyru.”, er schmunzelte, „Stört dich das?” „Hey ihr zwei!”, die Stimme vom Mädchen klang leicht sauer, „Lasst den Quatsch, ich will endlich anfangen!” Während die zwei mit streiten beschäftigt waren, hatte Siri ihr Kleid ausgezogen und zu den Stiefeln geworfen. Sie stand in Unterwäsche da, stellte sich dabei vor, sie sei im Bikini und verdeckte dabei trotzdem ihren Körper schützend mit den Händen. Auf ihren Ausruf von vorhin, drehten sich beide wieder in ihre Richtung. Selbstverständlich war dies dem prüden Mädel noch unangenehmer als vorhin, weshalb sie leicht nervös auf und ab sprang: „Verdammt Lyze, dreh dich gefälligst um!” „E-entschuldige!”, blitzartig wechselte er die Richtung, „Ich warte einfach dort hinten, in Ordnung?”, so ging er ab, zu den Felsen im Hintergrund. „Beeil dich bitte, mir wird kalt!” Prüfend schaute der Arcaner um sie und der Umgebung her, er sicherte die Lage und ob alle Vorbereitungen getroffen waren. Dann hob er beide Hände – rückte seinen Hut zurecht – und richtete sie schließlich auf Siri. „Stillhalten.” Nun schloss er die Augen und drehte die Handflächen nach oben. Nach und nach spürte Siri, wie Kräfte auf sie einzuwirken schienen, sie schaute dabei hinab und sah, wie das Wasser stieg – nein, Moment; sie kam dem Wasser näher, bis sie das Gleichgewicht verlor und hineinfiel. Danach senkte Avrial die Arme. „H-habe ich was falsch gemacht?”, Siri griff sich verlegen auf den Nacken, „Tut mir leid – fang noch mal an, wenn ich aufgestanden bi-”, da fiel sie wieder ins Wasser, „Was zum…? Ich kann nicht aufstehen!”, sie sah um sich her. Zufrieden wandte sich der Arcaner in Lyzes Richtung: „Du kannst herkommen, Noshyru. Es ist vorbei!” Nickend stand er von seinem Fels auf und kam herüber, dann zog er eine Augenbraue hoch: „Sie sieht doch aus wie immer… Hm?”, er schaute genauer hin, „Was ist denn das!?” „Was?”, Siri schaute nervös um sich, „Was ist was?? Oh HEI-”, sie griff nach ihren einstigen Beinen und konnte nur eine große, blaue Flosse hervorziehen. „Eine Nixe?” „Nein, eine Meerjungfrau. Da besteht ein kleiner Unterschied, Noshyru.” „Verschone mich mit deinen ‚Lehren’… warum denn ausgerechnet das?” „Na ja, Siri in einen Fisch verwandeln… das konnte ich ihr doch nicht antun.” „Mag sein, aber-” „Ich finde es klasse!”, als sich die zwei Männer zu ihr drehten, planschte sie mit der Flosse umher. Noch immer hatte sie oben herum nur ihre Unterwäsche an, dies schien sie aber gar nicht mehr zu stören. „Ich wollte schon immer mal wissen wie es ist, eine Ni- äh Meerjungfrau zu sein! Und… jetzt kann ich wirklich unter dem Wasser atmen?” Avrial nickte. „Ja, wie ein Fisch. Aber sei bei Sonnenaufgang in der Nähe dieses Strandes; wenn die Wirkung aufhört, willst du wohl kaum mitten im Meer sein…” „Es gibt ne Zeitbegrenzung?” „Ich gab so viel Zeit, wie es mir möglich war. Mehr wollt ihr sicher auch nicht verschenken – schließlich habt ihr noch viel vor. Also: Finde den Wassergott, bringe ihn zur Vernunft und sei bei Sonnenaufgang wieder am Strand. Kriegst du das hin, Siri?” „Na ja, ich…”, sie war sich unsicher, „Ich denke schon…” „Gut, fantastisch – wir lassen dir deine Kleidung da… und ein Handtuch.” „Wie meinst du das?”, Lyze drehte sich wieder einmal misstrauisch zu dem Magier, „Wir lassen sie alleine ins Meer schwimmen?” „Ja, natürlich; ich glaube nicht, dass du hinterher schwimmen kannst.” „Das meine ich auch nicht! Was ist, wenn Siri da unten etwas passiert?” „Ist schon gut, Lyze!”, Siri lächelte zu ihm, „Ich werde es schon schaffen. Mach dir keine Sorgen, okay?” Da klopfte ihm Avrial auf die Schulter. „Die Nacht ist kalt in Ikana. Ich gehe zurück ins Schloss… du kannst natürlich hier draußen warten, aber erwarte keine aufregenden Ereignisse.” „Ach Quatsch.”, Siri begann langsam ins offene Meer zu schwimmen, „Lyze, bleib bei Avrial. Eventuell könnt ihr zwei euch endlich besser kennen lernen…?” „Hach, okay…” „Schau nicht so böse…”, spaßig stupste der Arcaner gegen Lyzes Schulter, „Sie ist dabei, abzutauchen. Gehen wir zurück?” Wortlos, einfach nur mit einem Nicken, folgte er dem Magier. Auch wenn Siri ihn verteidigte, so hatte Lyze noch immer kein Vertrauen in ihn gefunden. Sei es, weil er nun wirklich übervorsichtig war, oder der unauffindbare Grund irgendwo tief in seiner Vergangenheit lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)