Liebe auf den ersten Blick von Sakura-95 (Oder doch nicht? (NaruxHina)) ================================================================================ Kapitel 8: Tanzen ----------------- Kapitel 9 - Tanzen Heute war mein großer Tag. Samstag, der Tag meines Tanzauftrittes. Und der Tag, an dem ich zum ersten Mal vor jemandem tanzte, von dem ich genau wusste, dass er im Publikum saß. Und dieser Jemand war auch noch ausgerechnet Naruto. Die Nervosität brachte mich fast um meinen Verstand, aber ich war mir aus irgendeinem Grund immer noch sicher, dass ich meine Sache gut machen würde. Der Gedanke an Naruto gab mir eine seltsame Kraft, die mir mehr Selbstbewusstsein verlieh. Ich verstand es zwar selbst nicht, aber irgendwie war es so. Ich sprang von meinem Bett auf und stellte mich noch mal vor den Spiegel. Mit einer Bürste fuhr ich mir nochmal durch meine glatten, langen Haare. Ich schnappte mir ein Haarband und knotete meine Haare zu einem normalen Pferdeschwanz zusammen. Danach fummelte ich noch ein wenig an meinem Pony herum. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es inzwischen 14:30 Uhr war. Naruto müsste also jede Minute kommen. Ich hob meine Tasche vom Fußboden auf und verließ schon mal mein Zimmer. Im Flur traf ich auf meinen Vater. „Hallo, Vater“, grüßte ich ihn und blieb neben der Eingangstür, die zum Hof führte, stehen. „Hinata. Ich erwarte dich um 17:00 Uhr zurück, sobald du fertig bist mit dem Tanzen“, sagte mein Vater, so unpersönlich wie immer. Er wünschte mir nie Spaß oder Glück, er sagte einfach, dass ich pünktlich wieder da sein solle. Ich hatte mich schon daran gewöhnt, also machte es mich inzwischen nichts mehr aus. „Ich werde pünktlich zurück sein“, versprach ich ihm. Kaum dass ich zu Ende gesprochen hatte, klopfte es an der Tür. Ich lächelte meinen Vater unsicher an und öffnete dann schnell die Tür. „Hallo, Hinata! Oh, Hyuuga-sama, Sie sind ja auch da! Tagchen!“, grinste Naruto mich und meinen Vater an. Ich lächelte schüchtern zurück. Narutos Begrüßung würde sicherlich nicht gut bei meinem Vater ankommen, aber so schlimm war das nicht. Solange mein Vater mir den Umgang mit Naruto nicht verbot. „Guten Tag. Wie war dein Name noch gleich?“ Mein Vater durchbohrte Naruto mit einem gleichgültigen Blick. Naruto schien das nicht zu interessieren, denn er antwortete breit grinsend: „Uzumaki Naruto. Merken Sie sich meinen Namen lieber, ich denke wir werden uns noch öfter sehen!“ „Aha“, antwortete mein Vater teilnahmslos. Es interessierte ihn nicht die Bohne, was Naruto gerade gesagt hatte, aber ich glaube, seinen Namen würde er bei ihrem nächsten Aufeinandertreffen wissen. „Gehen wir los?“, fragte Naruto mit seinem schönen Lächeln. Ich wurde ein wenig rot und nickte schnell. „Also dann, auf Wiedersehen, Hyuuga-sama!“ Naruto hob die Hand zum Gruß, doch mein Vater machte keine Anstalten ihn zurück zu grüßen. Das machte Naruto nichts aus, wofür ich ziemlich dankbar war. Ich wollte nicht, dass sich mein Vater und Naruto nicht verstanden. Das würde nur wieder Probleme geben. Naruto und ich machten uns auf den Weg zu der Sporthalle, in der der Auftritt stattfinden würde. Der Weg war nicht gerade kurz, aber mit Naruto, der die ganze Zeit über fröhlich herum plapperte, verging die Zeit wie im Flug. Als wir in der Halle ankamen, trennten sich unsere Wege. Ich musste zum Versammlungsraum, in dem sich alle Tänzerinnen trafen, und Naruto musste in die Zuschauerabteilung. Er zwinkerte mir zum Abschied zu, bevor er in der Menschenmenge verschwand. Als ich ihn nicht mehr sehen konnte, öffnete ich die Tür zum Versammlungsraum. Es waren schon fast alle Mädchen da, immerhin begann die Generalprobe in 5 Minuten. Ich setzte mich zu den Mädchen, die sich auf Stühlen niedergelassen hatten. „Hey Hinata!“, sagte eine der Mädchen. Sie hatte dunkelrote Haare und hellbraune Augen, die neugierig blitzten. Ihr Name war Chizu. „Wer war denn der süße, blonde Typ, mit dem du gekommen bist?“, fragte sie. Die anderen stimmten ihr mit einem Nicken zu. In ihren Augen blitzte dieselbe Neugier. „Ähm…“, murmelte ich ein wenig überrumpelt. „Das… war… ein Freund…“, erklärte ich schließlich stammelnd. Ich fühlte mich irgendwie blöd. Es stimmte doch, was ich sagte. Also brauchte ich gar nicht so nervös zu sein, wenn sie nach ihm fragten. Oder? „Ach, echt?“, fragte eine andere der Mädchen. Sie hatte ganz helle, blaue Haare. Ihre fast schwarzen Augen bildeten einen starken Kontrast zu ihren Haaren. Es handelte sich um Sachiko, die mindestens genau so neugierig war wie Chizu. „Ist er nicht dein fester Freund? Kann ich ihn dann haben?“, fragte sie mit einem Strahlen in ihrem Gesicht. Mein zweifelnder Ausdruck im Gesicht schien sie nicht zu beirren. Ihre Augen funkelten mich voller Begeisterung an. „Also… das… äh… wieso fragst du mich das eigentlich?“ Ich wusste ganz genau, dass dieses Gespräch ziemlich unangenehm werden würde, denn sobald die Mädchen einen süßen Typen sichteten, waren sie sofort aus dem Häuschen und wollten alles über ihn wissen. Und ich hatte wirklich keine Lust, ihnen jetzt von Naruto vorzuschwärmen. Das machte ich sowieso schon oft genug in meinen Gedanken. „Na, er ist ja mit dir befreundet! Liegt doch klar auf der Hand; du verkuppelst mich mit ihm! Ach so, und davor muss ich natürlich noch wissen, wie er so ist! Erzähl mir von ihm!“ Sachiko änderte ihre Sitzposition, um es sich gemütlicher zu machen. Ihre Augen glitzerten immer noch mit einer Intensität, die mir langsam Angst machte. Ich war heilfroh, dass unsere Tanzlehrerin kurz darauf reinkam, denn eine Erwiderung auf Sachikos euphorische Worte wollte ich wirklich nicht geben. Ich und verkuppeln! Nie im Leben. Und ich sage das nicht, weil ich eifersüchtig bin oder so. Ich sage das, weil ich eine totale Niete in so was wäre. Ehrlich. Außerdem… habe ich ja schon einen Freund. Unsere Tanzlehrerin, Sensei Anko, scheuchte uns von den Stühlen und forderte uns auf, uns in einer Reihe aufzustellen. „Aufstehen! Die Generalprobe beginnt jetzt!“, sagte sie mit ihrer strengen Stimme. Eigentlich war sie eine sehr nette Lehrerin. Sie konnte aber auch aufbrausend und streng werden, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf ging. „Och, man!“, maulte Sachiko, als sie von ihrem Stuhl rutschte und sich neben Chizu stellte. „Ich wollte doch noch mehr über den schnuckeligen Typen wissen…“, beschwerte sie sich kleinlaut. Anko überging Sachikos Gequengel und gab kurze Anweisungen zur Aufwärmung. Zuerst waren leichte Dehnübungen angesagt, damit die Muskeln sich entspannten. Danach begannen wir mit dem ersten Teil der Aufführung. Dazu gingen wir in einen benachbarten Raum, der einer kleinen Sporthalle ähnelte. „So“, sagte Anko in den Raum. Ihre Stimme hallte an den Wänden wider. „Jetzt wird die letzte Probe vor dem Auftritt stattfinden. In einer Stunde geht’s los, also bleibt uns noch Zeit für einen ganzen Durchgang. Es muss alles klappen, klar?“ Alle Mädchen nickten. Ich versuchte, mich zu konzentrieren und das mulmige Gefühl in meinem Bauch zu ignorieren. Ich war ziemlich nervös, wollte aber nicht, dass es mir beim Auftritt Probleme bereitete. Schließlich würde Naruto zusehen und vor ihm wollte ich mich nicht blamieren. Jedes Mädchen stellte sich auf ihre Position. Anko legte eine CD auf. Langsam erfüllte das Lied, zu dem wir tanzen sollten, den Raum. Sanfte Basstöne vibrierten im Boden. Die Mädchen bewegten sich langsam und elegant, dem Rhythmus des Liedes folgend. Sobald mich der Beat des Liedes erfasst hatte, war mein Kopf leer. Ich bewegte mich wie in Trance, nur auf den Rhythmus achtend. Ich vergaß alles um mich herum; die Musik hatte völlige Kontrolle über mich genommen. Das passierte immer, sobald ich mit dem Tanzen begann. Ich war total entspannt und konzentriert. Das funktionierte aber nur, wenn ich keinem Druck ausgesetzt war, also ich wusste, dass keine zuschauen würde, der sich später um mich lustig machen könnte. Da im Moment nur Sensei Anko und die Mädchen im Raum waren, war es leicht für mich, meinen Part reibungslos über die Bühne zu bringen. Der langsame Beat des Liedes schlug nach einigen Sekunden schlagartig um; die Bässe schlugen nun im schnellen Rhythmus. Der vibrierende Boden veranlasste die Mädchen dazu, schneller zu tanzen und sich wieder dem vorherrschenden Rhythmus anzupassen. Meine Beine bewegten sich automatisch schneller, als das Lied an Tempo gewann. Es war wie ein immerwährender Drang, mit dem Rhythmus im Einklang zu sein. Ich fühlte mich frei und entspannt. Deshalb liebte ich das Tanzen so sehr. Es war eine der wenigen Dinge, bei denen ich mich frei fühlte. Frei in dem, was ich tat. Als das Lied ausklang, ließ ich mich erschöpf auf einen Stuhl fallen, der an einer Wand stand. Ich war ziemlich außer Puste, weil ich immer meine ganze Energie ins Tanzen steckte. Diese Entladung fühlte sich aber gut an. Das brauchte ich manchmal, um die ganzen Gefühle, die in mir brodelten, mal raus zu lassen. Bei dem Auftritt gleich müsste ich aber wieder bei vollen Kräften sein, deshalb durften wir uns noch eine Viertelstunde ausruhen. Ich hoffte, dass Sachiko nicht wieder mit ihren Fragen über Naruto ankommen würde und anscheinend hatte ich diesmal Glück, denn sie schien zu erschöpft zu sein, um jetzt daran zu denken. Ich atmete tief durch und trank einen Schluck von der Wasserflasche, die ich mitgenommen hatte. Langsam kehrte die Nervosität zurück, die ich während der Generalprobe verdrängt hatte. Es war aber nicht so schlimm, weil ich wusste, dass ich es konnte. Auch wenn Naruto zusah und damit der Druck entstand, es richtig machen zu müssen. Ich wusste, dass Naruto sich nicht über mich lustig machen würde, auch wenn ich etwas falsch machte. Diese beiden Punkte gaben mir die Sicherheit, dass gleich alles gut gehen würde. Ich entspannte mich wieder ein wenig. Die Uhr zeigte an, dass uns noch 5 Minuten blieben, bis wir auf die Bühne mussten. „Na, Hinata, schon aufgeregt?“, fragte eine Stimme in die Stille hinein. Ich spürte einen leichten Windhauch, der nach Bruno Banani-Parfum roch, als sich jemand auf dem Stuhl neben mir niederließ. Rika, ein weiteres Mädchen aus meiner Tanzgruppe, lächelte mich freundlich an. „Ein bisschen“, erwiderte ich und lächelte zurück. Ich fand Rika ziemlich nett. Sie war stets freundlich und hilfsbereit und nie bösartig oder gemein. Jedenfalls hatte ich sie noch nie so erlebt. „Also, ich bin total aufgeregt“, erwiderte Rika. „Mein Freund ist heute da und er wird zuschauen. Ich habe total Angst, irgendwas falsch zu machen“, gestand sie mit einem hilflosen Lächeln. Als Rika das sagte, fühlte ich mich irgendwie mit ihr verbunden. Sie hatte dieselben Bedenken wie ich, als Naruto gefragt hatte, ob er bei dem Auftritt dabei sein durfte. Meine Ängste waren inzwischen verschwunden, doch Rika machte sich immer noch Sorgen, was man unschwer an ihrem nervösen Blick erkennen konnte. Ich lächelte Rika aufmunternd an. „Mach dir nicht so viele Gedanken darum. Ich bin mir sicher, dass du deine Sache gut machen wirst. Und wenn du doch einen kleinen Fehler machst, was soll‘s? Dein Freund wird es dir auf keinen Fall übel nehmen, oder? Bleib einfach locker und denke nicht daran, alles richtig machen zu müssen. Denk einfach an den Spaß, den du beim Tanzen hast.“ „Okay, ich werd’s versuchen“, sagte Rika dankbar. Kaum, dass unser Gespräch beendet war, klatschte Anko in die Hände und scheuchte uns aus dem Proberaum. „Es geht los! Seid ihr bereit?“, fragte sie und sah jede Einzelne von uns eindringlich an. Alle nickten eifrig. Anko wünschte uns viel Glück und schickte uns auf die Bühne. Als wir eintraten, versuchte ich ruhig zu bleiben und mich nicht über die große Zuschauerzahl zu erschrecken. Meine Versuche entpuppten sich als nicht sehr erfolgreich, weil mein Herz für einige Sekunden stehen blieb, als ich die vollen Zuschauerplätze sah. Ich beruhigte mich aber schnell wieder; ich kannte es ja schon, so viele Menschen bei unseren Auftritten zu sehen. Dran gewöhnen konnte ich mich aber trotzdem nicht. Die Mädchen stellten sich in der richtigen Reihenfolge auf und auch ich positionierte mich da, wo ich hingehörte. Es herrschte eine große Unruhe im Saal, da die Musik noch nicht lief und noch nicht alle bemerkt hatten, dass es gleich losging. Das gab mir die Zeit, noch ein wenig durch die Reihen zu gucken. Gleich in der ersten Reihe blieb mein Blick hängen – an Naruto. Er erwiderte meinen Blick und lächelte mich mit einem Augenzwinkern an. Die Wärme, die sich dadurch in mir breit machte, fühlte sich gut an. Natürlich erinnerte ich mich wieder daran, dass es falsch war, dieses Gefühl zu haben, wenn der Grund Naruto war, doch es war mir, wie so oft, egal. Es wurde ruhiger im Saal, als die Beleuchtung schwächer wurde und langsame, sanfte Töne aus einem Lautsprecher drangen. Die Mädchen neben mir begannen, sich zu bewegen und auch ich setzte mich in Bewegung. Wie in der Probe vergaß ich alles um mich herum und achtete nur auf den Rhythmus des Liedes. Der Beat unter meinen Füßen war alles, was in diesem Moment wichtig war. Dass Naruto mir zusah, war mir nicht mehr bewusst, so wie ich all die anderen Zuschauer ausblendete. Ich fühlte mich leicht und unbeschwert. Inzwischen waren jegliche Geräusche von den Zuschauerplätzen verstummt. Alle achteten gebannt auf mich und die anderen Tänzerinnen, was mir natürlich erst auffiel, als wir mit unserer Choreographie fertig waren. Ich schloss während des Tanzens zwar nicht meine Augen, aber es war so, als ob ich blind wäre und nichts sehen würde. Alles war nur noch verschwommen. Nur die Musik zählte. Als das Lied ausklang und die Bässe leiser wurden, kehrten meine Sinne langsam zurück. Ich machte die letzten Schritte und blieb dann, wie die anderen Mädchen, in meiner letzten Pose wie in einer Starre stehen. Jetzt, wo das Lied vorbei war und ich mich nicht mehr bewegte, fiel mir wieder ein, wie viele Leute ich da vor mir hatte. Ich spürte, wie mein der Schlag meines Herzens bei dem Gedanken, dass Naruto auch zugesehen hatte, ein wenig schneller wurde. Ich versuchte nicht jetzt daran zu denken, um nicht in Nervosität und Verlegenheit auszubrechen. So kurz vor dem Ende dieser Veranstaltung wäre es nicht sehr vorteilhaft, sich daneben zu benehmen. Ich versuchte also, an nichts zu denken und einfach nett zu lächeln. Ich verzog meine Lippen ein wenig und es gelang mir tatsächlich, ein Lächeln daraus zu machen. Die Zuschauer waren inzwischen von ihren Sitzen aufgesprungen und klatschten begeistert. Rika und Chizu, die während des Auftrittes neben mir getanzt hatten, nahmen mich an die Hand, zählten leise bis drei und verbeugten sich dann, womit sie mich ebenfalls ein wenig herunterzogen. Nachdem wir uns ein zweites Mal verbeugt hatten, verließen wir die Bühne. Im Versammlungsraum wartete Anko. Sie schüttelte jedem von uns die Hand und beglückwünschte uns zu unserer Leistung. „Sehr schön habt ihr das gemacht“, murmelte sie jeder von uns zu. Als sie damit fertig war, ließ ich mich auf einen Stuhl fallen. Ich war total ausgepowert, aber zufrieden. Alles hatte super geklappt, ich hatte mich nicht vor Naruto oder den anderen Zuschauern blamiert. Ich kramte aus meiner Tasche eine Wasserflasche heraus, von der ich einen großen Schluck nahm. „Hey, Hinata!“ Ich warf die Flasche in meine Tasche zurück und sah auf. Naruto sah mich mit einem breiten Grinsen an. Er setzte sich auf den Stuhl neben mir. „Du hast das super gemacht, echt jetzt!“ „Danke, Naruto…“, murmelte ich verlegen. Bestimmt wurde ich in diesem Moment wieder rot, aber ich konnte es nicht wirklich sagen, weil mir von der ganzen Tanzerei ziemlich heiß geworden war. „Gehen wir, oder hast du noch was zu tun?“, fragte er. „Ja, klar. Ich sage den Mädchen nur kurz tschüss, dann können wir gehen“, erwiderte ich und stand auf. Ich stellte mich zu den Mädchen, die sich in einem kleinen Kreis zusammengefunden hatten und über irgendwas heftig diskutierten. „Mädels?“, fragte ich leise in die hitzige Besprechung. Rika, die sich nicht sehr an dem Gespräch zu beteiligen schien, drehte sich zu mir um. „Hinata! Bitte, sag diesen Schnatter-Tanten, dass dein toller Freund noch zu haben ist, sonst hören die nie auf zu diskutieren!“ Sie sah mich kläglich und hilflos an. Ich konnte ihrem Blick nur mit einer verwirrten Miene erwidern. Worum ging es denn hier eigentlich? „Hey, was ist denn los?“, fragte ich ein wenig lauter, um die drei Streithähne zu übertönen, damit sie mir auch zuhörten. Sie drehten sich schlagartig zu mir um und bombardierten mich alle gleichzeitig mit unzähligen Fragen. Ich konnte kein Wort von dem Redeschwall der Mädchen verstehen. Als ich einen kurzen Blick zu Rika warf, konnte ich nur Verwirrung und Verständnislosigkeit in ihren Augen lesen. Genau so fühlte ich mich auch gerade. Worüber diskutierten die drei denn? „So, jetzt beruhigt euch mal bitte! Was geht hier vor?“, startete ich einen weiteren Versuch, Ordnung in die Sache zu bringen. Diesmal klappte es zum Glück auch. Sachiko, Chizu und Yuki, die eigentlich eher verschlossene Person aus unserer Gruppe, verstummten für kurze Zeit. Dann nahm Sachiko das Wort an sich: „Hinata, sag, hat der süße blonde Typ eine Freundin?!“, fragte sie energisch. „Natürlich hat er eine! So wie er aussieht!“, gab Yuki gereizt zurück. Chizu jammerte vor sich hin. Ich starrte die drei Mädchen einige Sekunden sprachlos an. Ihr Gesprächsthema war also tatsächlich Naruto gewesen? Doch als ich ein wenig näher darüber nachdachte, kam es mir gar nicht mehr so absurd vor. Sachiko und Chizu waren ja schon von Anfang an Fans von ihm gewesen, warum sollte dann auch nicht Yuki denken, dass er ein toller Kerl war. Sie hatte zwar mit ihrer Annahme unrecht, aber ihre Äußerung zeigte klar, dass sie genau dasselbe von ihm hielt wie Chizu und Sachiko. Wie überhaupt alle Mädchen, kam es mir plötzlich in den Sinn. Alle Mädchen, die Naruto sahen, waren sofort Feuer und Flamme für ihn. Jede war angetan von ihm. Und genau dasselbe war mit mir passiert. Auch ich fand ihn von Anfang an anziehend. Verwunderlich war es nicht, dass er all das Aufsehen auf sich zog. Aber der ganze Trubel um seine Person interessierte ihn nicht. Er wollte nichts mit diesen Mädchen zu tun haben, nur ich war eine Ausnahme. Und das freute mich. Es freute mich zu sehr. Wobei wir wieder bei meinem Freund Kiba waren, den ich in letzter Zeit sehr vernachlässigt hatte. „HINATA!“, unterbrach eine genervte Stimme meine Gedanken. „Was ist jetzt? Hat er eine Freundin?“ Ich blickte sie geistesabwesend an. „Nee“, murmelte ich und wandte mich von ihnen ab. „Tschüss, allerseits“, hängte ich noch an und ging zurück zu Naruto. „Können wir?“, fragte er. Auf mein Nicken hin machten wir uns auf den Weg. Naruto überschüttete mich mit Lob, woraufhin mein Gesicht natürlich wieder aussah, als hätte ich einen Sonnenbrand oder eine Tomate ins Gesicht geklatscht bekommen. „Wann hast du deinen nächsten Auftritt?“, fragte Naruto, als er mit seinen Lobbekundungen fertig war. „Weiß ich noch nicht“, antwortete ich. „Sensei Anko sagt uns immer erst immer eine Woche vorher Bescheid, ob wir einen Auftritt haben oder nicht. Damit wir nicht zu nervös sind während dem Üben.“ „Ach so. Ich krieg‘ beim nächsten Mal doch wieder eine Eintrittskarte, oder?“ „Klar, wenn du möchtest!“ „Cool.“ Naruto grinste mich an, was ich mit einem schüchternen Lächeln erwiderte. ~*~ Der Rest des Tages verging schnell. Ich machte meine Hausaufgaben, las ein Buch und half meiner kleinen Schwester Hanabi bei einem Schulprojekt. Abends saß ich in Kissen gekuschelt auf meinem Bett und überlegte, wie ich den Sonntag verbringen sollte. Ich konnte ja mal Temari, Sakura und Tenten anrufen und fragen, ob sie Zeit hatten, etwas zu unternehmen. Ich hatte mich schon eine Zeitlang nicht mehr mit ihnen außerhalb der Schule getroffen. Ich schnappte mir mein Handy, das vor mir auf dem Bett lag, und tippte Sakuras Nummer ein. Gerade als ich die Verbindung herstellen wollte, begann mein Handy zu klingeln. Auf dem Display erschien ein Foto von Kiba. Ich kratzte nervös an meiner Lippe herum. Ich hatte den ganzen Tag fast gar keinen Gedanken an ihn verschwendet! Ich hatte ihn vergessen, schon wieder. Ich drückte schnell auf den grünen Knopf, mit dem ich das Gespräch annahm, und klemmte mein Handy ans Ohr. „Hallo, Kiba“, sagte ich. „Hallo, Süße“, ertönte es aus dem Lautsprecher. „Wie geht’s dir?“ „Gut“, erwiderte ich, obwohl sich ein unbehagliches Gefühl in meinem Bauch breitgemacht hatte. „Und dir?“ „Auch. Warst du heute mit Naruto bei deinem Auftritt?“ Mir stockte für einige Sekunden der Atem. Kiba hatte die Frage mit einem auffällig beiläufigen Ton gestellt. Wollte er mir indirekt einen Vorwurf machen? Ich konnte es verstehen. Ich hatte statt meinem festen Freund einen Jungen eingeladen, den ich erst seit einer Woche kannte. Da war es klar, dass er sich verraten fühlte. „Ja, war ich…“, antwortete ich zaghaft. „Kiba, sei bitte nicht sauer, aber wenn du dagewesen wärst, dann wäre ich bestimmt total nervös gewesen und hätte jeden Schritt falsch gemacht…“, versuchte ich, mich zu erklären. „Und bei Naruto? Ist es bei ihm anders?“ Das war’s. Ich saß eindeutig in der Tinte. Wenn ich versuchen würde, das zu erklären, wäre ich genau so erledigt, als wenn ich einfach gar nichts sagte. Also entschied ich mich für die stille Variante. Es hatte sowieso keinen Sinn. „Hinata. Liebst du mich immer noch so sehr wie am Anfang?“, fragte Kiba plötzlich. Seine Stimme hatte einen leicht enttäuschten und vorausahnenden Unterton. „Ja, das tue ich!“, beteuerte ich und hatte das Gefühl, dass es wirklich stimmte. Kiba war der Junge, dem mein Herz gehörte! Das musste er doch spüren, oder? „Ich will dich nicht verlieren…“, murmelte ich ins Handy. „Du musst es mir beweisen.“ Kiba klang sehr ernst, während er diese Worte äußerte. Ich blinzelte einige Male verwirrt. „Und wie?“ „Du sollst Naruto sagen, dass er sich von dir wegsetzen soll und dass du keine Zeit mehr für ihn hast.“ Ich musste das erst mal verdauen. Kiba wollte tatsächlich, dass ich Naruto die Freundschaft kündigte. Er stellte mich vor die Wahl: Kiba oder Naruto. Und genau davor hatte ich mich immer gedrückt: Mich zwischen einen von den beiden entscheiden zu müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)