Insanity von woaini (Sasu/Naru) ================================================================================ Kapitel 15: Option ------------------ Kapitel 15 Option „Willst du wirklich nicht ins Wasser?“, frage ich ihn schon zum 60. Mal heute und starre ungeduldig aufs Wasser. Seit zwei Stunden liegen wir hier am Strand und schauen aufs Wasser. Die Sonne scheint. Keine Wolke am Himmel. Wenige Kinder am Strand. Wir haben frei. Sasuke ist verrückt nach dem Meer. Und dennoch bekomme ich ihn einfach nicht dazu in dieses blöde Wasser zu gehen! Seufzend drehe ich mich um. „Ich will ins Wasser, warum willst du nicht?“, quengele ich und zupfe an seinem Arm. Mit großen Augen sehe ich ihn an, versuche ihn zu erweichen, aber er starrt mich durch seine Sonnenbrille nur an. Ich quengele. Er seufzt, schüttelt den Kopf. Frustriert gebe ich auf. „Du kannst bestimmt doch nicht schwimmen….“ Unverständlich für mich. Wieso stellt er sich so stur an? Das ist Wasser, kein Monster. Ich schließe meine Augen, versuche nicht wieder böse zu werden. Er meint es nicht so. An irgendwas stört er sich. Irgendwas hält ihn auf. Tief durchatmen. Alles ist ok. Ich spüre einen Schatten über mir. Erst öffne ich ein Auge, dann das andere. Er steht über mir, sieht mich abwartend an. Habe ich schon einmal erwähnt, dass er unverschämt gut aussieht ohne Shirt? Ich meine, er trägt nur eine Shorts. Und bis eben die Sonnenbrille. Seine dunklen Augen sehen mich intensiv an. Ich werde rot. Mit einer winzigen Kopfbewegung, die man normalerweise nicht mal wahrnehmen würde, nickt er zum Meer. Irritiert lasse ich mir auf helfen, gehe mit ihm zum Wasser hinunter. Stumm starre ich ihn an. Habe ich ihn überreden können? Sprachlos sehe ich zu, wie er langsam, sehr langsam, ins Wasser watet. Er ist bis zum Bauchnabel bereits drin, da dreht er sich noch einmal zu mir um. Wieder dieser auffordernde Blick. Hastig gehe ich auch ins Wasser, erschrecke mich kurz, da das Wasser noch recht kalt ist. „Willst du schwimmen?“, frage ich ihn perplex. Zur Antwort drückt er meinen Kopf kurz unter Wasser. Prustend tauche ich wieder auf. „Was soll das!? Das war gemein!“, ich beginne zu zetern, spritze ihn mit so viel Wasser wie möglich nass. Er spritzt zurück. Und wir liefern uns eine Wasserschlacht. Erst als wir müde werden, beide genug Salzwasser geschluckt haben, hören wir auf. Zufrieden treiben wir rücklings auf dem Meer, schauen uns die paar Wolken an. „Bist du glücklich, Sasuke?“, frage ich ihn und paddele ein bisschen näher zu ihm herüber. Meine Haut brennt. Ich habe bestimmt einen Sonnenbrand. „Ich weiß nicht… Ich will hier nicht weg! Zählt das als glücklich sein?“, fragt er leise und schaut mich an. Ich kichere. Diese Antwort war mal wieder so typisch. „Du hast Sonnenbrand…“, mit einem vielsagendem Blick zieht er mich ans Ufer. Müde lege ich mich wieder auf das Handtuch, mache mir nicht die Mühe mich abzutrocknen oder noch mal einzucremen. Nicht so Sasuke. „Steh auf…“, murmelt er ganz leise und packt unsere Sachen zusammen. „Nein, was machst du?“, ich will nicht gehen. Er ist glücklich und ich bin es auch! Statt mir zu antworten, hebt er mich hoch, trägt mich schließlich bis kurz vor die Herberge. Ich will ihn fragen, was das soll, aber ich genieße lieber seine Aufmerksamkeit. „Wir gehen später wieder hier her. Dein Sonnenbrand tut sonst weh.“, erklärt er kurz und setzt mich ab um unsere Sachen zu holen. Kaum ist er fort, spüre ich meine Haut brennen. Vielleicht ist es doch vernünftiger jetzt eine kleine Pause zu machen. Gemeinsam betreten wir die Herberge, klopfen uns erst einmal am Eingang den Sand von den Beinen. „Ich glaube, ich gehe Iruka besser fragen, was ich wegen meinem Sonnenbrand machen soll… Wartest du kurz?“, er nickt, setzt sich in Bewegung und steuert eine Bank im Empfangsbereich an. Unsere Tasche mit den Handtüchern stellt er neben sich. Nicht, dass er sich setzen würde. Seine Badehose ist noch immer nass. Er trocknet sich etwas mit dem Handtuch ab, um nicht die halbe Halle voll zu tropfen. Aber dann, bewegt er sich nicht mehr. Steht einfach an der Wand und scheint zu warten. Es sieht etwas seltsam aus. Unnatürlich. Kopfschüttelnd suche ich meinen Ziehvater. Wie immer an der Rezeption am Telefonieren. Noch einmal sehe ich mich meinem Schwarzhaarigen um. „Hast du mich erschreckt, Naruto!“, seufzt Iruka und zieht mich ein wenig zur Seite. „Wo ist denn Naruto?“ Ein viel sagender Blick Richtung Rezeption, mehr kann ich nicht erübrigen. Er lacht leise. „Sonnenbrand?“, lacht er und grinst ein wenig. Er stellt sich neben mich. Muss komisch aussehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen sieht er zu seiner Familie und ich stehe nur doof daneben und starre Löcher in die Luft. Ich antworte ihm nicht. Ich reagiere ja eh kaum. Doch ihn scheint es nicht zu stören. Das wundert mich. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast sagen, dass der Blonde diese unbekümmerte Art von ihm hat, doch andererseits glaube ich kaum, dass Naruto so unbekümmert sein könnte. „Ich hab ihm gesagt, er soll sich regelmäßig eincremen…“, seufzt er und zuckt kurz mit den Schultern. Er will reden. Dann ist er hier aber an der falschen Stelle. Unbeirrt starre ich vor mich hin, als gäbe es ihn nicht. „Er war wahrscheinlich ganz schön aufgeregt und hat es vergessen. Na ja, demnächst wird er vorsichtiger sein!“, lacht er und kratzt sich an der Wange. „Oder du erinnerst ihn dran!“, erwidert er und gibt mir einen kleinen Klaps auf die Schulter. Nicht fest. Aber es reicht um mich einen Schritt nach vorne machen zu lassen. Grummelnd stelle ich mich wieder zurück, sehe aus dem Augenwinkel, wie er amüsiert die Augenbrauen hebt. „Ich wollte sowieso noch mit dir reden, Sasuke-kun. Eigentlich wollten Iruka und ich mit dir reden, aber ich denke so geht es auch…“ Ich sehe ihn ausnahmsweise an. Nicht interessiert, eher… ich weiß es nicht. Was will er mit mir bereden? Will er mir den Kontakt mit Naruto ausreden, weil er erkannt hat, dass ich irre bin? Dass ich verhaltensgestört bin? Dass ich nicht normal bin? Lange sieht er mich an. Ich glaube, er versucht in meinen Augen etwas zu lesen. Aber ich schweige. Er ist ja ganz nett und auch ein Elternteil von dem Blonden, aber… Ich kann nicht normal sein. Betonung liegt auf ‚können’! Seufzend schüttelt er den Kopf. „Reden wir später weiter, Sasuke-kun, wie es scheint, brauchst du noch etwas Ruhe. Du hast übrigens etwas Bräune abbekommen! Um die Nase!“, grinsend deutet er auf meine Nase, oder zumindest auf das Teil zwischen meinen Augen. Ich atme einmal lautstark aus, drehe dann meinen Kopf wieder in eine andere Richtung. Meine Haare tropfen. Sie hängen jetzt einfach herunter. Nicht, dass ich eitel wäre, aber ich sehe wie ein begossener Pudel aus. „Das ist ja interessant…“, murmelt der Silberhaarige neben mir und bestaunt aufmerksam eine meiner langen Haarsträhnen zwischen seinen Fingern. Wann zum Teufel hat er mich angepackt? „Durch das Meerwasser sind deine Haare strohig und werden leicht grau-blau! Siehst du? Wie eine Staubschicht!“, lacht er und wuschelt in meinen Haaren herum, als wäre ich ein Kleinkind. Innerlich kurz vorm Durchdrehen greife ich bestimmt nach seiner Hand, werfe ihm einen bösen Blick zu und halte ihn so von meinen Haaren fern. Im selben Moment wird mir etwas bewusst: Ich habe gerade vor einer anderen Person als Naruto völlig normal für einen Teenager reagiert! Ich habe reagiert! Und finde es entsetzlich peinlich! Ich laufe rot an, lasse den Mann los und schnappe mir nur unsere Badesachen um zu flüchten. Weg von ihm. Das wollte ich nicht! Ich wollte nicht normal sein! Argh! Wütend schmeiße ich unsere Tasche neben den Schreibtisch, stehe unschlüssig in meinem Zimmer herum. Wieso konnte ich ihn nicht ignorieren? Das kann ich sonst bei jedem! Und da wuschelt mir dieser komische, silberhaarige, einäugige Typ mal kurz durch die Haare und ich benehme mich plötzlich wie ein absoluter Volltrottel, indem ich ihn aufhalte und ihn dann auch noch böse anstarre! Zur Krönung bin ich dann auch noch rot geworden und geflüchtet. Kurz um: Ich habe absolut untypisch reagiert. Frustriert gehe ich auf den Balkon, starre auf das Meer. Ich würde gerne hier bleiben, schießt es mir durch den Kopf. Nur eine winzige Sekunde. Und doch bleibt dieser Gedanke. Ich wäre gerne immer hier. Beim Meer. Bei ihm. Bei diesen komischen Menschen, die mich zur Verzweiflung bringen, die mich Dinge tun lassen, die ich sonst niemals tun würde. Ich muss einen Sonnenstich haben. Ich schließe meine Augen, lausche den Geräuschen vom Strand. Dem Meer. Stimmen. Die Straße vor der Herberge mit ihren Autogeräuschen. Die Möwen über mir. Irgendwo läuft ein Radio. Ein friedliches Szenario. Ein seltsames Szenario. In all dieser Idylle stehe ich kaputter Mensch. Keiner, der mich dumm anstarrt, der mich für verrückt hält, was ich bin. Niemand, der mich beobachtet, der sich Notizen von meinem Verhalten macht. Keine Regeln. Keine Mauern, weiße, sterile, oder vergitterten Fenster. Keine trüben, schmutzigen Fenstergläser. Wind. Frischer Wind, der mir um die Nase weht. Sonne, die direkt auf meine Haut scheint und sie erwärmt. Farben, so viele Farben und doch strahlen sie alle dasselbe aus. Wärme. Und ich stehe hier. In diesem Bild. Inmitten der Farben. Inmitten des Lärms. Ich bin Teil der Wärme, weil ich sie in jedem Winkel meines Körpers spüre. Ich schließe meine Augen. Sehe die Farben trotzdem vor mir, als hätten sie sich in meine Augäpfel gebrannt. Aber es ist angenehm. Es ist warm. Eine Katze sitzt plötzlich neben mir an der Brüstung des Balkons und leckt sich die Pfote. Sie ist schwarz mit kleinen, weißen Tatzen. Als ich sie anstarre, legt sie den Kopf schief und miaut. Ist das auch normal? Sieht diese Katze etwa nicht, was ich bin? Sie springt auf meinen Balkon, schnuppert erst an mir, ehe sie sich an meine Beine schmiegt und wohl gestreichelt werden will. Von mir? Ich hocke mich vor sie, betrachte sie skeptisch. So langsam tut mir fast das Gesicht weh, so viel Mimik zeige ich in letzter Zeit. Sie legt den Kopf ebenfalls schief und miaut wieder. Ich strecke meine Hand aus, lasse sie noch mal an ihr schnuppern. Wieder schmiegt sie ihr kleines Köpfchen an meine Hand. Und ich folge, streiche ihr über das schwarze Köpfchen, die Ohren und den Nacken. Sie mag es, schließt die Augen und neigt sich mehr gegen meine Hand. Ihr Fell ist warm. Es ist auch schwarz, wie meine Haare, die jetzt angeblich graustaubig sind. Warum ist die Katze schwarz? Warum will sie ausgerechnet von mir gestreichelt werden? Ich kraule sie, höre sie schnurren. Wieso mag sie mich? Sie klettert auf meinen Schoß, zwingt mich dazu, mich auf den Hosenboden zu setzten. Sie rollt sich zusammen, schmiegt sich an die Hand, die sie hinter dem Ohr krault. Wieso kümmere ich mich um sie? Warum streichle ich sie? Warum habe ich mich hingesetzt? Das tue ich doch sonst nie. Normalerweise mag ich doch gar keine Katzen. Liegt es an diesem Ort? Verändere ich mich? „Sasuke, bist du hier?“, frage ich leicht verzweifelt und schiele in sein Zimmer. Überall habe ich ihn gesucht, doch er war spurlos verschwunden. Gerade will ich meinen Kopf wieder aus dem Türspalt ziehen, da bemerke ich, dass die Balkontüre offen ist und die Gardine ins Zimmer weht. Erleichtert atme ich aus. Er ist auf den Balkon. Alles in Ordnung. Schnell schlüpfe ich in sein Zimmer, schließe die Türe hinter mir und schleiche zum Balkon. Verwundert bemerke ich, dass eine Katze auf ihm herum klettert. Eine kleine Schwarze, die ihm gerade auf die Schulter gekrabbelt ist und ihr Köpfchen an die Wange meines Schwarzhaarigen reibt. Das sieht süß aus. Sein Gesicht wirkt ganz entspannt, er lächelt sogar leicht. Er zeigt so viel Gesichtsmimik. Und das ganz freiwillig. Lächelnd komme ich hinaus, will nicht stören. Fast sofort sieht er zu mir auf, lächelt ein klein wenig. „Ich hab dich schon gesucht!“ Er nickt zaghaft, streichelt dem Kätzchen dem Kopf, welches sich immer noch an seinen Hals und Gesicht schmiegt. Ich hocke mich neben ihn, sehe den beiden zu. „Sie scheint dich sehr zu mögen!“, erwidere ich lächelnd und muss mir ein Lachen verkneifen, als das verspielte, schwarze Kätzchen mit einer abstehenden Haarsträhne meines Schwarzhaarigen spielt. „Gehört sie euch?“, fragt er leise und nimmt sie sich wieder auf den Schoss, um sie zu kraulen. Immer noch lächelnd schüttele ich den Kopf. „Sie könnte aus der Nachbarschaft sein. Wenn du möchtest, frage ich beim Essen mal, ob Iruka sie kennt!“ Plötzlich hält er mir die kleine Katze direkt vors Gesicht. Ihre großen, braunen Augen sehen mich erwartend an. „Sie sieht aus wie du!“, grinst Sasuke und gibt sie an mich weiter. Verdutzt betrachte ich noch einmal die kleine Katze, dann ihn. „Du spinnst… Die sieht aus wie du, nicht wie ich! Da guck!“, sie maunzt zustimmend und wird gleich einmal ausführlich auch von mir gestreichelt und gekrault. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtet er uns. Ich werde wieder rot. „Sie ist wie du: Sie muntert mich auf und erinnert mich ans Meer… Behalte du sie!“ Manchmal wünsche ich mir doch ein kleines Wörterbuch für Sasuke. Ich verstehe ihn einfach nicht. „Wieso warst du traurig?“, frage ich schließlich, nach einiger Zeit des Schweigens, seiner Aussage noch nachsinnierend. Er hebt den Kopf, als wäre er kurz eingenickt. Er schweigt. Wahrscheinlich fällt ihm jetzt erst auf, dass er sich vorhin etwas verplappert hat. Vielleicht hat er auch gedacht, ich gehe nicht darauf ein. „Sag schon, vorher gebe ich ja doch keine Ruhe! Was ist los?“, ich rutsche näher zu ihm, lege einen bettelnden Blick auf und weiß, dass es funktioniert. Er seufzt. Kratzt sich am Kopf. Schon witzig ihn plötzlich so völlig normal neben mir sitzen zu sehen. Wann hat er sich schon mal am Kopf gekratzt in der Klinik? Er scheint ein völlig neuer Mensch geworden zu sein. Oder eben wieder der alte, der echte Sasuke. „Nichts. Mir geht es gut.“, redet er sich heraus und vermeidet es tunlichst mir in die Augen zu sehen. Ich ziehe eine Schmolllippe. „Jetzt sag, sonst werd ich böse!“, drohe ich wie ein kleines Kind und gucke noch eindringlicher in seine Richtung. „Ich habe nur nachgedacht, mehr nicht…“, sagt er schließlich und mustert seine Hand. „Hab ich da Sonnenbrand?“, fragt er irgendwann verwundert und deutet auf seinen gesamten rechten Arm, der wirklich ziemlich rot ist. Ich muss lachen. „Ja, das ist Sonnenbrand! Komm, ich creme dich ein, damit es nicht so brennt!“, ich ziehe ihn in sein Zimmer, die kleine Katze läuft schon freiwillig mit und macht es sich auf Sasukes Bett bequem. Vorsichtig creme ich ihn den Arm, die Schultern und den Rücken ein, den Rest übernimmt er. Es freut mich, dass er etwas brauner geworden ist. „Was machen wir morgen?“, fragt er leise und dreht sich zu mir um. Bei diesem Anblick schmelze ich mal wieder dahin. Ich halte es nicht länger aus und umarme ihn stürmisch. Endlich wird er unternehmenslustig! Ich fühle mich gleich viel besser, da ich weiß, dass er nicht nur in diesem Zimmer hocken will. Weil er meine Welt sehen will. Weil er Zeit mit mir verbringen will. Die nächsten Tage verbringen wir praktisch rund um die Uhr gemeinsam. Wir essen gemeinsam. Wir liegen am Strand. Wir laufen durch die Stadt. Wir spazieren über den Sand. Wir albern herum. Und ab und an küsse ich ihn auch. Er tut es auch ab und an, meistens in Momenten, in denen ich mit den Gedanken ganz wo anders bin. Noch zwei Tage. Dann muss er wieder gehen. Und ich habe Angst. Klammere mich nur noch mehr an ihn. Ich will ihn nicht zurückschicken. Will ihm nicht ‚Bis irgendwann’ sagen. Ich will bei ihm bleiben, für immer. Seufzend sehe ich ihm nach. Er kauft uns etwas zu trinken. Eigentlich habe ich heute keine Lust auf Sonne und Strand. Er scheint es auch zu merken. Kaum steht er neben mir, da wuschelt er mir durch die Haare. „Sollen wir reingehen?“, fragt er und zieht sich schon seit Shirt wieder über. Er ist braun geworden. Kein Wunder, er ist viel am Strand in der Sonne. Etwas niedergeschlagen nicke ich. Jetzt habe ich ihm den Tag verdorben. „Ich hab eh Hunger…“, murmelt er und sammelt noch seine Muscheln ein. Überrascht sehe ich ihn an, kann nicht anders als zu denken, dass er das wegen mir gesagt hat. Damit ich wieder lache. Damit ich wieder bessere Laune habe. Ich nehme ihn an der Hand, gehe zurück zur Herberge, finde da ein kleines Chaos vor. Gäste stehen Schlange. Leere Teller, lautes Gemurmel, Iruka, der sich bei den Gästen andauernd entschuldigt. „Was ist hier los?“, frage ich Kakashi und weiche einer beleibten Frau aus, die mich fast mit ihrem Messer erwischt hätte. „Der Koch hatte einen kleinen Unfall und nun kann niemand diese hungrigen Mäuler stopfen!“, erwidert der Weißhaarige im Stress und drängelt sich schon weiter. Seufzend kratze ich mich am Hinterkopf. So ein Mist. So etwas ist geschäftsschädigend. Blöd, dass wir nicht kochen können. Kopfschüttelnd drehe ich mich um, „Sieht so aus, als müssten wir uns in der Stadt was holen… Sasuke?“, frage ich verblüfft, denn ich rede gerade mit einer Pflanze. Einer kleinen Palme im Kübel. Wo zum Henker ist Sasuke? Hektisch drehe ich mich um, bange Naiverweise schon, dass einer dieser hungrigen Leute meinen Schwarzhaarigen auf den Tisch gezerrt hat und sich nun eine Scheibe von meinem Freund abschneiden will. Gerade so noch sehe ich einen Schwarzhaarigen durch die Küchentüre gehen. Was zum? Ich drängle mich durch zur Küche. Und tatsächlich: Sasuke höchstpersönlich steht am Herd. Mit einer Schürze, die Haare zusammengebunden mit einem Küchentuch. Sprachlos stehe ich da und sehe ihm zu, wie er die Bestellzettel kurz liest, schnell und professionell kocht, das himmlisch duftende Essen auf einen Teller packt und dann die kleine Serviceklingel betätigt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Iruka betritt die Küche. Ich fange seine Kinnlade auf. Sasuke kocht weiter, lässt sich durch uns gar nicht stören. Kocht teilweise 3 bis 4 Gerichte gleichzeitig. Und das in einer Gelassenheit, dass ich sprachlos bleibe. Und es sieht köstlich aus. Und es riecht abgöttisch. Iruka erwacht, lachend schnappt er sich die Teller, balanciert sie hinaus in den Raum und serviert endlich. Immer mehr Kellner kommen herein, nehmen Teller, bringen Teller und neue Bestellungen. Ich erwache auch. Beschließe, dass Geschirr zu waschen, für Ordnung zu sorgen. Es läuft. Sasuke kocht, wie der Chefkoch persönlich, schnell, punktgenau und vor allem in aller Ruhe und ich helfe ihm hier und da, wo ich eben kann, folge seinen kurzen Anweisungen. ‚Schneid dies.’ ‚Rühr mal um.’ ‚Probier mal.’ ‚Flambier das mal.’ ‚Noch einen Bissen und du kriegst gar nichts mehr!’ Ich kann mir nicht helfen, aber es macht unheimlichen Spaß. Langsam werden wir der Bestellungen auch Herr, die Gäste sind zufrieden, beruhigen sich und auch der Speisesaal wird deutlich leerer. Mein liebster Schwarzhaariger hat uns heute das Leben gerettet. Gerade platziert eben Gedachter das letzte Gericht auf dem Teller, da kommt Iruka wieder herein. Mit weit aufgerissenen Armen kommt er zu uns, drückt erst mich fast tot, dann geht er allen Ernstes zu meinem Sasuke und drückt diesen auch ganz fest an sich. Ich möchte das Gesicht von Sasuke dabei sehen. „Ihr habt uns gerettet! Danke, danke, tausend Dank!“, jauchzt mein Ziehvater und sieht sich in der Küche um. „Wahnsinn, wie ihr das alles geschafft habt! Nicht ein Gast hatte etwas zu meckern gehabt! Im Gegenteil, alle haben das Essen gelobt und wollen wiederkommen! Wie habt ihr das nur geschafft!??“, er hilft beim Aufräumen. Der Schwarzhaarige wischt den Herd ab. Da er nur den Elektroherd benutzt hat, brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. „Eigentlich hat Sasuke ja das alles gemacht. Ich hab nur zwischendurch aufgeräumt. Aber Sasuke hat alles gekocht und so! Das war so cool!“, lache ich und nehme unserem Chefkoch das Tuch vom Kopf. Ich bin stolz auf ihn. Und er hat mich überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass er das tun würde. Dass er das überhaupt schaffen würde. Jeder andere hätte sich unter der Spüle versteckt, wäre in Hektik und Panik ausgebrochen. Doch dieser Irre hier blieb die Ruhe selber. „Sasuke-kun, ich kann dir gar nicht genug danken für heute! Du hast uns echt gerettet und dein Essen war einfach sagenhaft!“, lobt ihn auch Iruka und klopft ihn auf die Schulter. Der Schwarzhaarige nickt nur ganz, ganz leicht. Jeder andere würde sagen, es ist ihm egal, aber ich kann sehen, dass er ein wenig verlegen ist. „Aber sag mal, Iruka, wieso hast du Sasukes Gericht nicht erstmal probiert, ehe du es rausbringst?“, frage ich vorsichtig und stelle mich neben meinen Freund um verstohlen Händchen halten zu können. Der Braunhaarige kratzt sich am Kinn. „Ich hab mir gedacht, da er auch in der Klinik kocht, weiß er schon, was er da tut! Außerdem sah es wirklich ziemlich gut aus und gerochen hat es himmlisch. Die Gäste haben schon angefangen zu sabbern, ehe die ersten Teller rausgingen!“, lacht er und sieht sich verstohlen um. „Haben wir vielleicht noch was da?!“, fragt er und errötet ungemein. Kurz danach knurrt mein Magen lautstark. Tomaten zu verkaufen! Zwei Tomaten und ein Schwarzhaariger, der es nicht verhindern kann, dass sein einer Mundwinkel sich nach oben verzieht. Am nächsten Morgen wache ich auf und mache mich schnell fertig. Schließlich ist dies mein letzter Tag mit ihm. Ein wenig macht mich dieser Gedanke traurig, aber ich will ihm einen schönen Tag machen. Er soll sich heute freuen. Er soll heute viele schöne Erinnerungen mitnehmen. Er soll mich lächelnd in Gedächtnis behalten. Seufzend richte ich mir die Haare. Ich will gut aussehen. Auf dem Flur kommt mir Iruka entgehen. „Naruto, ich möchte dich bitten, heute diese Sachen hier einzukaufen!“, sagt er leise und drückt mir eine Einkaufsliste in die Hand. Leicht verwirrt kratze ich mich an der Wange. „Na gut, dann geh ich Sasuke holen und dann gehen wir zusammen los…“ Sein Blick spricht Bände. „Nein, eigentlich wollte ich, dass du allein einkaufen gehst!“, lächelnd sieht er mich an und ich verstehe nur Bahnhof. „Aber…“, ich will protestieren, werde aber von meinem Ziehvater gleich unterbrochen. „Wir würden gerne mal mit deinem Sasuke alleine reden, also tu mir den Gefallen und sei nicht zu neugierig und gehe. Je schneller du dich beeilst mit den Einkäufen, desto schneller bist du wieder hier!“, ein Klaps auf die Schulter und schon werde ich Richtung Flur geschubst. Und ich fühle mich irgendwie veräppelt. Wieso darf ich nicht dabei sein? Wieso wollen sie plötzlich mit Sasuke allein reden? Warum störe ich? Was habe ich denn getan? Ich bin wütend. Ich mache mir Sorgen. Das ist bestimmt kein schöner Morgen. Ich beeile mich besser. Er ist spät und das mag ich nicht. Ich warte und warte, genieße wie immer eigentlich die leichte Morgenbrise auf meinem Balkon. Wieso kommt er heute so spät? Hat er verschlafen? Es klopft an meiner Tür. Er klopft nie an. Ich werfe einen Blick über die Schulter. Schon wieder dieser Silberhaarige. Seufzend lehnt er sich neben mich an die Balkonbrüstung. „Schönen guten Morgen, Sonnenschein!“, lächelt er und sieht mich schief an. Ich seufze. Nicht schon am frühen Morgen! „Falls du dich wunderst, wo unser Sonnenschein ist, der ist gerade zum Einkaufen geschickt worden! Ach und warum? Warum erfährst du schon noch, komm erst mal mit hinein!“, immer noch lächelnd schiebt er mich förmlich in mein Zimmer. Meine Sachen habe ich schon gepackt und die Tasche unter meinem Bett versteckt. Insgesamt schweigen wir uns 10 Minuten lang an, dann kommt Narutos anderer Elternteil und anscheinend sind wir somit komplett. Ich sitze auf meinem Bett. Falte meine Hände vor meinem Gesicht zusammen und sehe die beiden abwartend an. „Ehm, na gut, fangen wir einfach an, okay? Wir wollten einmal mit dir alleine sprechen, da wir wissen, dass Naruto sich einfach zuviel in die Sache hineinsteigern würde und da wir wollen, dass du dich entscheidest und nur du, haben wir ihn erstmal weggeschickt.“ Beide lehnen sich an meinem Schreibtisch. Schön, dass die Fronten geklärt sind. Abwartend sehe ich sie an. Denke ja nicht daran, etwas zu erwidern. „Also, fangen wir an!“, lacht Iruka peinlich berührt, weil ihn wohl die Stille, die von mir ausgeht irritiert. „Weißt du, am Anfang haben wir uns schon ein bisschen Sorgen gemacht, als du her gekommen bist. Wir haben dich bisher immer nur kurz erlebt und das war meistens zu einer Zeit, in der du etwas… verstört warst. Wir konnten uns zwar vorstellen, dass du bei unserm Naruto dich anders verhältst, aber wir wussten eben nicht, ob du normal bist. Sprich, ob es so gut wäre, dich hier in unserem kleinen Betrieb zu haben. Verstehe das bitte nicht falsch!“, immer mehr reitet sich der Brünette in die Misere. „Was Iruka eigentlich sagen will, ist, dass er überrascht war, wie normal du doch eigentlich bist!“, hilft der Silberhaarige ihm aus der Klemme. Und ich muss tatsächlich die Augenbraue heben. Ich kriege sie auch erst nach dem sechsten Versuch wieder in eine normale Position. Verblüfft werde ich angestarrt. Oh ja, ich habe mich bewegt. Oder wie mein Meer sagen würde, ich habe Emotionen gezeigt. „Na ja, bis auf die Tatsache, dass du ein bisschen eigenbrötlerisch bist und eben kein Wort zu uns sagst, warst du doch völlig normal. Du hast gegessen, gelacht, wenn du meintest keiner sieht dich, du hast mit unserem Sohn im Wasser geplanscht und auch sonst hätte keiner dir angesehen, dass du innerlich ein wenig anders bist. Also nicht anders, eben…-“, wieder redet sich der Brünette um Kopf und Kragen und sein Freund, Mann (?!), muss ihn retten. „Was Iruka meint ist, dass du keinerlei Schwierigkeiten gemacht hast und dass du uns an dem einem Abend wirklich aus der Patsche geholfen hast!“ „Genau!“, lacht der Brünette und wird rot. Wenn sie mich loben wollten, warum darf Naruto dann nicht hier sein? Langsam verliere ich die Geduld. Auf leerem Magen und extremen Naruto-Entzug an meinem letzten Tag hier, bin ich nicht all zu gut gelaunt, solche ‚Gespräche’ führen zu müssen. „Weißt du, Iruka und ich haben ein wenig nachgedacht. Bald wirst du 18. Nicht wahr? Was willst du dann machen? Bleibst du in der Anstalt?“, es nervt mich sogar langsam, dass sie immer abwechselnd sprechen. So Mustereltern, die die Sätze des anderen beenden. Mir dreht sich der Magen um. Was wollen die überhaupt von mir? Was geht es die an, was ich wann machen will? Ist doch mein Leben! „Bei uns wird in einem Monat eine Stelle in der Küche frei. Obwohl, weniger frei, wir haben einfach eine Person zu wenig! Momentan ist unsere Pension noch nicht richtig eröffnet. Wir haben ein paar Gäste hier, aber weil wir noch einen Teil renovieren müssen, ist die Eröffnung erst nächsten Monat. Und ein Koch wird benötigt, du hast es ja gesehen, eine Kleinigkeit passiert und wir stehen den Abend ohne Koch da. Das geht so nicht. Deswegen wollten wir nicht nur einen Koch einstellen, sondern einen haben, der hier in der Pension wohnt und somit auch im Notfall sofort zur Stelle wäre.“, dieser Iruka redet mir zu schnell, wenn er aufgeregt ist. Ich brauche eine Weile um mit seinem Tempo und den Worten aufzuholen. Bloß nichts anmerken lassen. „Und da du anscheinend vom Kochen etwas verstehst und du auch sonst hier hervorragend zu Recht kommst, dachten wir uns, wir fragen dich mal, ob du Interesse an dem Job hättest!“, beendet der Weißhaarige und grinst. „Du würdest natürlich einen Arbeitsvertrag bekommen, Gehalt, Urlaub, Überstunden ausbezahlt und Kosten für Verpflegung und Wohnen werden dir auch nicht extra berechnet!“, quasselt Iruka hastig weiter und holt wahrscheinlich nicht mal Luft dabei. Und mir wird schwindelig. Das geht mir irgendwie zu schnell. Kopfschüttelnd stößt sich Kakashi vom Tisch ab, kommt zu mir um seine Hand auf meine Schulter zu legen. „Weißt du, ich glaube nicht, dass du verrückt bist. Ich glaube auch nicht, dass du normal bist, aber ich glaube, dass du genau in diese kleine Pension passen würdest! Auch wenn du immer versuchst böse oder gelangweilt zu gucken, mich legst du nicht rein!“, er verwuschelt mir wieder die Haare. Gott, wie ich das hasse! Knurrend greife ich nach seiner Hand, zerre sie aus meinen Haaren und sehe ihn böse an. Und er lacht nur. „Siehst du, mich legst du nicht rein! Ich erkenne viel zu viel von mir in dir, als ich in deinem Alter war!“, lacht er und setzt sich neben mich. Ich richte mir meine Haare, knurre jedes Mal, wenn er seine Hand hebt und sie auch nur in die Nähe meines Gesichtes kommt. Iruka fängt an zu lachen. Dieses Lachen erinnert mich an Naruto. Er lacht genauso. „Also, was hältst du davon, wenn wir dir einen halben Monat Bedenkzeit geben? Wir geben dir den Arbeitsvertrag einfach mit, und wenn du hier anfangen willst, schickst du ihn uns einfach unterschrieben zurück und um den Rest kümmern wir uns!“, redet Kakashi munter weiter und wedelt mit einem Stapel Papiere vor meinen Augen herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)