Insanity von woaini (Sasu/Naru) ================================================================================ Kapitel 1: Abwesend ------------------- Insanity Kapitel 1 Abwesend Hätte man mich gefragt, warum ich dies tue, hätte ich wahrscheinlich nur milde gelächelt. Sicher, es klingt für einen normalen Menschen absurd, hier arbeiten zu wollen, oder besser gesagt, ein Praktika für 6 Monate zu machen. Sicher, es kann gefährlich sein. Sicher, es ist außergewöhnlich. Aber es ist meine Entscheidung gewesen. Schon seit ich klein bin, wollte ich mal diese Mauern von Innen sehen, ohne Teilnehmer zu sein, ich wollte die Menschen hinter jenen Mauern sehen. Ich bin Waise. Kannte meine Eltern nie. Ich wuchs im Waisenhaus auf, viele Jahre lang. Die andern Kinder waren nicht sehr nett, machten sich über mein Aussehen lustig. Sie alle waren schwarzhaarig, mit kleinen Knopfaugen. Ich war blond, mit großen, blauen Augen und dann waren da noch jeweils 3 Narben auf meinen Wangen. Wie Katzenhaare. Ich habe sie seit meiner Geburt. Ich habe mich an sie gewöhnt, aber die anderen Kinder nicht. Keiner wollte mich adoptieren. Zu außergewöhnlich. Zu schwach. Ich war alleine. Bis ich meinen heutigen Adoptivvater traf: Iruka. Er ist Lehrer an meiner Schule gewesen und nun ist er mein Vater. Er hat mich gerettet, sonst wüsste ich nicht, wo ich heute stehen würde. Seufzend betrete ich das Gebäude, bereite mich auf den ersten Tag in der Psychologischen Anstalt vor. In der Irrenanstalt. Ich will die Menschen hinter diesen Mauern kennen lernen. Will wissen, ob sie gestört sind, verrückt, oder ob sie wirklich normale Menschen sind mit Problemen, wie ich sie hatte. Ich will sehen, ob ich nicht helfen kann. „Du musst Naruto-kun sein, nicht wahr? Ich bin Maria, nenn mich ruhig so, ich werde deine Leiterin in den nächsten Monaten sein, schön dich kennen zu lernen!“, begrüßt mich eine fröhliche, junge Frau, führt mich ein bisschen herum und plaudert mit mir. Ich werde in die Papierarbeit eingeweiht, bekomme den Aufenthaltsort fürs Personal gezeigt und eine Mensakarte zugesteckt. Kurz vorm nach dem Mittagsessen-, ich hab meine belegten Brötchen von zu Hause gegessen, ich wollte Iruka nicht traurig machen-, habe ich schon eine Frage an meine liebe Maria. „Kann ich mal in den Aufenthaltsort für die Patienten gehen? Ich muss mir doch noch einen aussuchen, den ich die nächsten Monate betreue? Ich bin neugierig, wie die hier so sind!“ Es soll nicht überheblich klingen. Ich bin lediglich neugierig. Erst werden Bedenken geäußert. Es wird sanft auf mich eingeredet, doch ich bleibe stur. So betrete ich leise den Aufenthaltsort. Schnell werfe ich einen Blick auf die hier Anwesenden, schiebe sie eher unbewusst in Schubladen. Einer, der anscheinend Phobien hat. Einer, der mit sich selber redet. Einer, der hypernervös zu sein scheint, vielleicht Verfolgungswahn hat. Einer, der gestört hin und her wippt auf seinem Stühlchen. Und schließlich ein Pfleger, der am Fenster steht und hinaus schaut. Er steht ruhig da. Unbeweglich. Sollte er nicht auf die Leute hier aufpassen? Fragend hebe ich meine Augenbrauen, setzte mich in Bewegung. Neben ihm angekommen, muss ich mich revidieren. Kein Pfleger steht vor mir, er ist Patient, sagt zumindestens die kleine Plakette an seinem Hemd. Überrascht mustere ich ihn. Er sieht so normal aus. Rabenschwarzes Haar, das hinten etwas kürzer ist als vorne. Blasse Haut. Muskulöser Körperbau, soweit ich beurteilen kann. Etwa 17, mein Alter. Was macht er hier? Warum bewegt er sich kaum? Warum scheint er sehnsüchtig und gleichzeitig teilnahmslos hinaus zu schauen? Aus dem vergitterten Fenster, hinaus auf den Horizont? Kopfschüttelnd stupse ich ihn an. „Hallo, ich heiße Naruto, und wie heißt du?“, frage ich ihn freundlich, lächle breit. Ich bekomme keine Antwort. Er reagiert nicht einmal. Blinzelt nicht mal. So was hab ich auch noch nie gesehen. Es scheint so, als würde er gar nicht registrieren, dass ich neben ihm stehe. Als wäre er in einer anderen Welt. Ich lege meinen Kopf schief, warte einfach, denn irgendwann muss er mich beachten. Was wohl passieren würde, wenn ich ihn plötzlich berühren würde? Oder kitzeln? Pieksen, kneifen, beißen, streicheln? Seufzend lehne ich mich neben ihn an die Wand, mustere noch mal die Insassen, dieses ‚Gefängnisses’. Ziemlich seltsame Typen hier. Scheint so, als wären die alle nicht wirklich an Genesung interessiert. Sie wollen nur ihre Pillen und Tropfen, ihre Beruhigungsspritzen und Therapien, Ihre Sitzungen und ein warmes Bett für die Nacht. Hilfloser Haufen alter Männer. Hier sind nur Männer. Zuviel Gefahr mit einer Frau im Stall. Mein Augenmerk richtet sich wieder auf den Jungen neben mir. Er erscheint mir normal. Furchtbar normal, als würde er hier nicht hingehören. Er wäre der perfekte Schulschwarm. Ein Weiberheld sondergleichen. Und dennoch ist er in jungen Jahren in einer Klapse? Kein guter Lebenslauf. Seufzend betrachte ich ihn weiter. Kaum zu glauben, dass er hier gelandet ist. Er beachtet mich nicht. Weder auf meine Nähe, noch auf meine Berührungen oder Worte. Was er wohl dort draußen sieht? Wieso starrt er aus dem Fenster? Ein Klingeln ertönt und ich höre Stühle scharren, die Patienten stehen ächzend aus ihren Positionen auf, setzten sich in Bewegung. Anscheinend ist die Pause vorbei. Auch die Gestalt neben mir setzt sich in Bewegung, fast lautlos. Ich hätte ihn übersehen, hätte sein schwarzes Haar, das vorne wirklich länger ist, nicht ganz leicht meine Wange gestreift. Ganz normal geht er, nicht mit hängenden Schultern, wie der Rest. Nicht mit gesenktem Kopf. Aufrecht und gerade, sicher und dennoch irgendwie elegant. Er sieht niemanden direkt an. Er sieht durch alle hindurch. Ist einer von ihnen, aber nicht unter ihnen. Er kann einem Leid tun. Ich habe Mitleid mit ihm. Ich möchte wissen, was genau ihn zu diesem Leben hier drin gebracht hat. Wieso er hier ist. Wieso er sehnsüchtig hinaus aus dem Fenster in die Welt schaut, anstatt einen Schritt vor die Tür zu tun. Was mag in seinem Leben schief gelaufen sein? Maria kommt in den nun leeren Raum. „Na, Naruto? Alles klar? Was sagst du zu unseren ‚Sorgenkindern’?“, fragt sie freundlich und dennoch leise. Man will ja niemanden beleidigen, nicht wahr? Lächelnd setzte ich mich mit ihr hin. „Es scheinen viele einfach fertig mit den Nerven zu sein. Aber alle scheinen relativ freundlich zu sein. Oder besser gesagt harmlos. Aber was ist mit dem Jungen?“ Neugierig betrachte ich ihr Gesicht. Es sah kurz so aus, als wäre sie erschrocken gewesen. „Welchen Jungen meinst du, Naruto? Der, der meint, die Aliens kommen und überfallen ihn?“, sie lacht, will aber eigentlich nur ablenken. Ich stütze meinen Kopf gelangweilt ab, schaue ihr direkt in die Augen. „Ich rede von dem Schwarzhaarigen, der die ganze Zeit da am Fenster gestanden hat. Ich hab versucht mich mit ihm zu unterhalten, aber er hat überhaupt nicht reagiert. Wer ist das und warum ist er hier?“ Seufzend betrachtet sie die Tischplatte. „Naruto, du solltest lieber nach jemand anderen fragen. Weißt du, ich betreue den Jungen seit mehr als 10 Jahren und es ist eigentlich nur schlimmer mit ihm geworden. Es tut weh, deswegen möchte ich nicht, dass du dich nur auf ihn konzentrierst, okay?“, sie tätschelt meine Hand. Über 10 Jahre hier in dieser Klapse?? Das hieße dann ja, dass jener Schwarzhaarige hier schon mit 7 Jahren herumgehangen hat! Was ist das denn für eine Kindheit? Kein Wunder, dass sich sein Zustand nicht bessert! „Wie heißt er? Warum ist er hier?“, frage ich etwas strenger, als gewollt. Die arme Frau vor mir ist den Tränen nahe. Sie ist eigentlich eine sehr liebe Frau. So die typische Mutter. Besorgt, beherzt, führsorglich, man fühlt sich bei ihr geborgen. Gequält schließt sie die Augen, atmet tief durch. „Herrgott noch mal, Naruto! Warum ist er hier, ja warum wohl! Du hast ihn doch gesehen! Sag mir nicht, dass du es nicht bemerkt hast! Sasuke lebt doch schon kaum mehr in unserer Welt! Er spricht nicht, er berührt keinen, er beachtet niemanden, seine ganze Entwicklung ist stehen geblieben, weil er sich total von dieser Welt abgekapselt hat!“ Sie versucht ihre Fassung wieder zu bekommen. Ich versuche sie zu verstehen, dennoch bin ich nicht gesättigt. „Wieso hat er sich abgekapselt?“ Sie schnieft leise, kramt aus den Weiten ihrer Tasche ein Taschentuch heraus und putzt sich die Nase. „Naruto, wirklich, frag mich nach jemand anderem!“, fleht sie. „Ich hab dich aber etwas zu Sasuke gefragt!“, murre ich, ziehe eine Schnute. Wieder seufzt sie, sieht mich mit feuchten Augen an. „Du lässt wohl nicht locker, bevor ich es dir sage, oder? Na gut… Aber behalt das ja für dich. Vor etwas mehr als 10 Jahren hat es in Sasukes Familienhaus gebrannt. Sasuke ist vor dem Feuer wohl in den Keller geflüchtet und sich da versteckt. Irgendwann hat er wohl durch die Lücken in der Decke sehen müssen, wie seine Eltern verbrannten… Sein großer Bruder hat ihn dann, bevor das ganze Haus zusammengebrochen ist, gefunden und gerettet, aber…. Seit jenem Tag… Er hat kurze Zeit bei seinem Bruder gelebt, aber sein Bruder sagte, Sasuke wäre nicht zu ertragen. Er würde weglaufen, sich verstecken, oder schreien. Aber dann auch wieder kein Wort reden und zittern, sobald man ihn anfassen wollte. Deshalb ist Sasuke hier. Sein Bruder hat ihn hierher abgeschoben. Sich kaum mehr gemeldet, aber das liegt auch an Sasuke, er will keinen Kontakt zu seinem Bruder. Er will niemanden sehen. Wir können ihn noch hier behalten, bis er 18 Jahre alt ist, dann holt ihn sein Bruder hier raus, hat er gedroht. Ich glaube, sollte dies der Fall sein, wird schlimmes passieren, richtig schlimmes, meine ich… Aber sag niemanden, dass ich das gesagt habe, verstanden? Itachi zahlt uns hier eine ganze Menge, deswegen sind die Chefs auch ziemlich auf seiner Seite…“ Nachdenklich nicke ich, bin aber immer noch nicht satt. „Und was ist, wenn sein Bruder Schuld an Sasukes Trauma ist? Vielleicht hat er ja noch mehr gemacht, als bloß zugeschaut!“, spekuliere ich wild, vertiefe mich die nächste Stunde mit Maria in die fiesesten Spekulationen, angefangen von den Illuminaties, zu den Freimaurern und immer und immer wieder zurück auf den großen Bruder von dem Schwarzhaarigen. Am nächsten Morgen betrete ich das Gebäude mit gemischten Gefühlen. Ich bin aufgeregt. Ich will den Schwarzhaarigen wiedersehen. Ich will mich um ihn kümmern, die nächste Zeit. Will mit ihm reden und sehen, ob er nicht doch auf die Außenwelt reagiert. Ob er auf mich reagiert. Es regnet. Der Himmel ist ganz düster. Es ist kalt. Maria sitzt im Aufenthaltsort, kümmert sich um ihren Papierkram. Ich helfe ihr den weiteren Vormittag, bin etwas stiller als sonst, aber das auch nur wegen der vielen Arbeit. Als es zum Mittagessen klingelt, stehe ich auf, gehe in die Mensa, dort, wo Patienten essen. Ich halte Ausschau nach einem gewissen schwarzhaarigen Schopf, entdecke ihn bald. Gemütlich betritt er den Raum, starrt apathisch vor sich her, so wie immer. Nur dieses Mal wird ihm der Weg versperrt von einem grauhaarigen Zausel. „Was schaust du so, heh? Geh mit deinen Geistern weg, sonst setzt es was! Mir machst du nichts vor, Kleiner, ich kann sie sehen!“, sprach’s und schubste den armen Sasuke. Vorsichtig betrete ich das Szenario, will-, nur zur Sicherheit-, bereit sein einzuschreiten. Doch Sasuke beachtet ihn nicht einmal, eigentlich so wie immer. Er geht an dem alten Mann vorbei, wortlos. Der Zausel bemerkt nun mich, schreitet auf mich zu. „Junge, du bist neu hier!“, begrüßt er mich, schlingt einen Arm um mich und zieht mich in eine stille Ecke. Mist, ich konnte nicht entkommen. „Ich muss dir was erzählen! Es geht um diesen Seelensauger!“, flüstert er mir zu und bespukt mich versehentlich mit seiner Spucke. Ich will hier weg. Ich will nicht mit ihm reden. „Weißt du, der tut nur so harmlos! Er ist echt gefährlich! Er kann dir mit seinem Blick die Seele aus dem Leib saugen und seine beiden letzten Opfer helfen ihn dabei!“, flüstert er, will mir Angst machen. „Opfer? Welche Opfer?“, frage ich halb interessiert nach. Es gefällt mir nicht, wie er über Sasuke redet. Man kann einem Menschen gar nicht die Seele aus dem Leib saugen. Egal, was aus Sasuke geworden ist, er konnte und wird niemanden die Seele rauben. Wo seine eigene Seele doch verschwunden ist. „Na die Geister! Die sind immer über seiner Schulter! Ein Mann und eine Frau! Siehst du sie nicht? Ich kann sie dir genau beschreiben! Hab ich auch schon bei der Verwaltung gemacht, ich hab sogar eine Skizze angefertigt und ihnen gegeben, aber sie haben nur meine Pillendosis erhöht. Die glauben mir nicht, aber ich weiß, dass ich Recht habe! Dieser Kerl ist der Teufel!“, mit ausgestreckten Finger zeigt er auf den Schwarzhaarigen, der gelangweilt in seinem Salat stochert. Ein anderer schreit hysterisch bei dem Wort Teufel auf, reißt sich die Kleider vom Leib und kreischt, dass die Aliens wieder kommen würden um ihn zu holen. Bizarr. Die Atmosphäre wirkt todernst und dann ist da dieser Verrückte. Ich löse mich von dem Mann, lasse ihn und seine Wahnvorstellung von Geistern und Seelensaugern an mir abprallen. Ich muss nachdenken. Das kann ich hier nicht. Nicht, wenn dieser alte Mann hier ist. Nicht, wenn der Flitzer hin und her rennt und immer wieder ‚Aliens!’ schreit. Nicht, wenn ich mit ansehen muss, wie einsam Sasuke dahinten aussieht. Niemand sitzt bei ihm. Niemand redet mit ihm. Niemand beachtet ihn. So wie wir für ihn Niemande sind, ist er für uns einer. Wir verstehen seine Welt nicht. Sprechen seine Sprache nicht. Sehen seine Farben nicht. Seufzend suche ich Maria, will mir etwas zu tun geben, damit diese Gedanken nicht länger meinen Verstand vernebeln. „Siehst du, er reagiert nicht…“, murmelt sie, als ich ins Büro eintrete. Grummelnd setze ich mich, nehme danken den Kakao an, den man mir reicht. „Ich konnte nicht mal mit ihm reden, weil so ein alter Zausel mir seine Schwachsinnsideen präsentieren musste… Wieso hassen ihn eigentlich so viele hier?“, seufzend stütze ich meinen Kopf ab, mustere die eigentlich noch junge Frau. „Früher war er noch nicht so schlimm, da hat er reagiert auf Dinge… Er hat auch manchmal einfach angefangen zu weinen, aber als er in die Pubertät kam, tat er dies tagsüber nicht mehr… Er zog sich einfach zurück. Die Patienten, die den Sasuke von damals noch kannten, mieden ihn, oder sind entlassen worden, gesund natürlich. Den Neuen ist Sasuke unheimlich. Er erinnert sie zu sehr an das junge Leben, dass sie hatten. Sie sehen seine Probleme nicht, sie sind nur darauf konzentriert, ihre Wut auf ihn zu laden, damit es ihnen besser geht…“ Man merkt, dass sie schon Jahre hier ist. Sie weiß, wie der Hase läuft. „Weint er immer noch manchmal? Bei der Therapiestunde?“, frage ich neugierig. Kopfschüttelnd werde ich angesehen. „Deine Neugierde ist schrecklich, Naruto…. Er weint nicht mehr. In den Therapiestunden schweigt er, starrt auf die Tischfläche, rührt sich nicht. Nur nachts ist er irgendwie anders… Im Schlaf, meine ich….“, sie lässt den letzten Satz im Raum unbeendet stehen. Von einem Fieber gepackt rutsche ich näher zu ihr, will mehr erfahren. „Was passiert denn, wenn er schläft?!“ Maria legt die Blätter zur Seite, sieht mich ein paar Sekunden schweigend an. Ja, ich bin neugierig und nervig. „Er schläft tief und fest. Ist ruhig, wälzt sich nicht umher. Bewegt sich kaum. Nur kommen die ganze Nacht Tränen aus seinen geschlossenen Augenlidern. Er weint und weiß nichts davon, denke ich…“, ihre Stimme ist leise, ruhig, bedauernd. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)