Watching your Footsteps von -Krone- (Seung-Hyun X Ji-Yong) ================================================================================ Kapitel 1: Number One --------------------- "Gott, das war vielleicht anstrengend!" Seung-Hyun nahm sein Käppi vom Kopf und fuhr sich durch das verschwitze Haar. Ein breites Grinsen krönte sein Gesicht. Das war das letzte Konzert der Tour gewesen und es hatte ihnen Einiges abverlangt, da sie sich für ihre Fans etwas ganz Besonderes ausgedacht hatten. Aber es hatte sich gelohnt. "Und jetzt erstmal zwei Tage Ferien", freute sich Ji-Yong und rempelte den Älteren von hinten an. Einen Moment lang trafen sich ihre Augen, dann begann der Jüngere laut zu lachen und wetzte durch den Flur davon, da er die Rache seines besten Freundes fürchtete. Dieser bekam ihn fast am Schal zu fassen, rannte ihm aber nicht hinterher, sondern schüttelte nur grinsend den Kopf. Ja, es war anstregend gewesen und trotzdem steckte noch soviel Energie in Ji-Yong. Er konnte nichts dagegen tun. Er musste seine Freunde etwas ärgern. Dass Seung-Hyun trotz seiner Erschöpfung darauf ansprang, konnte ihm nur noch mehr Freude bereiten, weshalb sein Lachen laut durch die Gänge schallte. "So ein Kind" "Wem sagst du das..." "Mir tun vielleicht die Füße weh." Endlich waren sie an ihrer Garderobe angekommen und Dae-Sung, der sie als erster betrat, wich geschickt der Mütze aus, die ihm aus der Richtung ihres Leaders entgegenflog und auch Seung-Hyun nur knapp verfehlte. "Meine Rache wird fürchterlich sein!", drohte er an und ließ sich auf seinen Garderobenplatz sinken. Seung-Hyun streckte sich, dass seine Wirbelsäule knackte und ließ seinen Kopf rückwärts über die Stuhllehne hängen, so dass er freie Sicht auf Ji-Yongs Platz hatte, der sich dem seinen schräg gegenüber befand. Gerade wollte er eine weitere Spitze in Richtung des Jüngeren schicken, der lachend hinter dem aufgestellten Schirm verschwunden war, um sich umzuziehen, da blieb sein Blick auf einem in buntes Papier eingewickelten Päckchen hängen. "Hyung, wirst du denn nie müde?", hörte Ji-Yong die Stimme ihres Jüngsten hinter dem Wandschirm sagen. Der Leader wollte ihn gern zurechtweisen, doch in diesem Moment rief Seung-Hyun bereits seinen Namen. "Ji-Yonga?" "Hmm?" "Da liegt was auf deinem Platz." "Ach ja? Was denn?" Von Neugier gepackt zog er sich lediglich eine frische Jeans an und warf sich das T-Shirt nur über die Schulter, um so schnell wie möglich dieses etwas in Augenschein zu nehmen. Als er zu seinem Platz kam, hatten sich Dae-Sung und Young-Bae bereits darum geschart. Ji-Yong schob beide zur Seite und schnappte sich das hübsch verschnürte Päckchen. Sofort schüttelte er es, doch es war nichts als ein leises Rascheln daraus zu vernehmen. "Was kann es wohl sein? Kein Absender? Vielleicht ein Geschenk von einer heimlichen Verehrerin?",neckte Young-Bae und stieß dem Jüngeren in die Rippen. Ji-Yong begann zu grinsen. "Wer weiß?", meinte er nur und setzte sich auf seinen Garderobentisch, um das Papier herunterzureißen. Darunter kam eine einfache weiße Schachtel zum Vorschein, deren Deckel er gespannt lüftete. Allerdings war der Inhalt des Geschenks mehr als enttäuschend. Ein Strauß Rosen könnte wirklich ein romantisches Present sein, jedoch nicht wenn sie nahezu tot waren. Und dies waren sie. Ein Strauß verdorrter Rosen, deren Blüten bereits eine schwarze Farbe angenommen hatten. "Was soll das denn?", flüsterte Dae-Sung. "Vielleicht ein Scherz?", mutmaßte nun Seung-Ri, der ebenfalls hinzugekommen war. Ji-Yong war eigentlich nicht beunruhigt und doch zitterten seine Hände leicht, als er nach dem Zettel griff, der neben dem lag, was einmal Blumen gewesen waren. 'Sie haben zu lang auf dich warten müssen', stand in krakeliger Schrift darauf geschrieben. Er hob den Kopf und blickte zu Seung-Hyun herüber, einen fragenden Ausdruck in seinen Augen. Er wusste nicht, was er von alle dem halten sollte. "Zeig mal her", bat Seung-Hyun und langte nach dem Zettel, ohne auf eine Antwort zu warten. Er las ihn einmal, las ihn zweimal, dann blickte wieder hoch, direkt in Ji-Yongs verwundertes Gesicht. Ein kaum wahrnehmbarer Schatten der Sorge hatte sich auf das seine gelegt, die ausgelassene Stimmung von eben war wie weggeblasen. "Und kein Absender?", kam es neugierig von Seung-Ri, der sich über die Schulter des Ältesten beugte, um die rätselhafte Nachricht ebenfalls zu lesen. Seung-Hyun drehte das Kärtchen zwischen seinen Fingern, um die Rückseite zu begutachten. "Nein, kein Absender, aber dafür das hier." In der linken Ecke der Karte befand sich die verschmierte Zeichnung eines Auges. "Das ist ja gruselig", flüsterte Seung-Ri und griff nach dem Ärmel Young-Baes, der neben ihm stand und ihm daraufhin einen leichten Knuff in die Seite verpasste. Ohne Proteste hatte Ji-Yong dem Ältesten das Kärtchen überlassen und dessen Reaktion erwartet. Seung-Ris Meinung zu der Zeichnung auf der Rückseite, wie auch die Neckereien mit Young-Bae ignorierend, betrachtete er nur Seung-Hyun. Er bemerkte sie sofort, die Sorge in dessen Gesicht. Aber ihm erschien es zu albern, sich den Abend aufgrund ein paar verrotteter Blumen kaputt machen zu lassen. Seung-Hyun lief bei ihrem Anblick ein Schauer den Rücken herunter, das konnte einfach nichts Gutes bedeuten. Doch ihren Leader schien die Sache nicht einmal halb so sehr zu irritieren. Mit einem verschmitzen Grinsen auf den Lippen ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und wischte die Schachtel mit den stinkenden Rosen von seinem Garderobentisch. "Macht euch keine Sorgen, das ist garantiert nur ein übler Scherz", erklärte er locker und griff nach einem Papiertuch, um sich das vom Schweiß verschmierte Make-up aus dem Gesicht zu wischen. Seung-Hyun war verdattert, wie der Andere so sorglos bleiben konnte. Selbst ihn hatte das makabre Geschenk erschreckt und er war nun wahrhaftig keine Person, die schnell zu ängstigen war. "Ich finde, wir sollten dem Boss Bescheid sagen, oder zumindest den Securityleuten. Vielleicht haben sie ja jemanden gesehen" Mit der Schachtel war für Ji-Yong auch das Thema vom Tisch, aber für seinen Freund allem Anschein nach noch nicht. Er hielt inne, als er gerade dabei war, sich das Augen-Make-up zu entfernen und nahm durch den Spiegel hindurch wieder Blickkontakt zu dem Älteren auf, der noch immer hinter ihm stand. Es war ihm sehr ernst. Der Leader versuchte ein verständnisvolles Schmunzeln aufzusetzen und warf das Tuch, das er noch in der Hand hielt, auf den Tisch. "Hyung, komm schon. Warum willst du so ein Gewese darum machen? Lass uns lieber einen schönen Abend haben. Außerdem..." Er drehte sich auf dem Stuhl herum und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. "...ist es bestimmt nur ein Streich. Vielleicht sogar von einem von euch!" In einer Sache war Ji-Yong sich sicher: er würde niemandem den Gefallen tun, sich zu fürchten. Dae-Sung schaute etwas beleidigt drein, als ihr Leader gerade ihn bei seiner Vermutung ansah und wandte sich ab, seinem eigenen Platz zu. "Warum immer ich?" Seung-Ri und Young-Bae begannen zu lachen. Ihr Ältester ärgerte sich ein wenig, dass offenbar keiner seine Befürchtungen für voll nahm, stimmte aber um des lieben Friedens willen in das Gelächter mit ein. Wie aufgesetzt es sich anhörte, schien nur er selbst zu bemerken, die Anderen waren schon wieder am Rumalbern, als wäre überhaupt nichts passiert. Seufzend bückte er sich nach der Schachtel um sie in den nächsten Mülleimer zu werfen. Da dieser allerdings nur ein kleiner Papierkorb war und das Päckchen nicht ganz hineinpasste, musste er einmal kräftig nachtreten. Seung-Hyun dachte darüber nach, ober er womöglich doch überreagiert hatte und die ganze Situation nicht annähernd so furchteinflößend war, wie er sie empfand, als auch er hinter dem Schirm verschwand, um sich seiner Kleidung zu entledigen. Vielleicht hatte Ji-Yong ja recht und es handelte sich wirklich nur um einen Streich, versuchte er sich einzureden, aber dennoch blieb ein schaler Nachgeschmack zurück. Und wenn es nun doch... "Seung-Hyun Hyung, was ist mit dir, willst du noch etwas Trinken gehen?", schallte die Stimme Dae-Sungs zu ihm herüber und unterbrach ihn in seinen düsteren Grübeleien. Scheinbar hatte er darüber eine Diskussion zum weiteren Verlauf des Abends verpasst. "Eigentlich nicht. Von mir aus können wir gleich nach Hause und uns dort etwas machen." "Gut, dann steht es drei zu zwei, wir gehen nicht mehr aus!" "Uuuuh, Hyung!", kam es in beleidigtem Tonfall von ihrem Leader. "Immer musst du gegen mich sein!" "Sei nicht beleidigt. Du wärst so oder so wieder der Erste, der auf dem Tisch einschläft", feuerte der Ältere zurück und trat fertig umgezogen wieder in den Raum. Ji-Yong streckte ihm die Zunge heraus, doch wollte er jetzt nicht anfangen, sich kindisch zu streiten. Sie hatten bestimmt noch Bier im Kühlschrank. Das sollte ihm reichen. Die gesamte Gruppe packte eilig noch den letzten Rest ihrer Sachen zusammen und machte sich dann auf den Weg zum Hinterausgang, begleitet von einigen Staff-Mitgliedern. Sie alle unterhielten sich ausgelassen über das Konzert und von überall her erschallte Lob für die gelungene Performance. In ihrem Appartement angekommen ging es für jeden erst einmal unter die Dusche. Young-Bae durchsuchte den Kühlschrank nach etwas, das man zum Kochen verwenden könnte, doch es sah schlecht aus. Letztlich beschloss er auf Drängen Dae-Sungs und Seung-Ris einfach etwas zu bestellen. Sie waren alle sehr hungrig und ein Bringdienst würde wohl am schnellsten Abhilfe schaffen. Währenddessen befanden sich Seung-Hyun und ihr Leader gemeinsam im Bad. Ji-Yong duschte, während der Ältere, der bereits fertig war, mit einem Handtuch um die Hüften gelegt am Waschbecken stand und sich die Zähne putzte. "Hyung, du wärst mir beim vorletzten Song im Konzert beinah auf die Füße getreten. War das Absicht?", fragte er, nicht ohne ein Grinsen auf den Lippen und spülte sich das Shampoo aus den Haaren. Er mochte es, Seung-Hyun Dinge zu fragen, wenn dieser den Mund voller Schaum hatte. "Natschhhl!!", versuchte dieser zu kontern, doch das einzige, was er erreichte, war, dass ihm weißer, nach Menthol schmeckender Schaum über das Kinn lief. Energisch spuckte er ins Waschbecken und wischte sich über den Mund. "Natürlich!", setzte er erneut an. "Das war mein Plan von Anfang an, ich wollte dich vor hunderten von Fans lächerlich machen, wie immer!" Er lachte und stellte sich die Situation weiter vor. Ji-Yong wäre gestolpert, er hätte ihn auffangen können und für den Bruchteil einer Sekunde hätte er ihn in den Armen gehalten. Ihre Blicke hätten sich getroffen und dann... Das Publikum wäre ausgerastet. Auf eine positive Art und Weise. "Aha, sowas habe ich mir gedacht! So, ich bin jetzt fertig." Seung-Hyun hörte, wie das Wasser abgedreht und der Duschvorhang zur Seite gezogen wurde. Dieser Junge hat kein bisschen Schamgefühl im Körper, dachte er, als Ji-Yong wie Gott ihn geschaffen hatte aus der Dusche stieg und nach einem Handtuch griff, um sich die Haare trocken zu reiben. Durch den beschlagenen Spiegel konnte Seung-Hyun einen Blick auf den schmalen Rücken erhaschen und musste einen Moment gegen den Drang ankämpfen sich umzudrehen, und das Bild ohne den milchigen Dampfschleier auf dem Spiegel genießen zu können. "Äh, Ji-Yonga, soll ich vielleicht rausgehen?" "Wieso, ist dir vielleicht etwas peinlich?", fragte der Angesprochene und drehte sich um, ein freches Grinsen auf den Lippen. 'Er weiß nicht, was er da tut, er will dich nur ärgern!', hämmerte es in Seung-Hyuns Kopf. Kurz musste er die Augen schließen, um sie davon abzuhalten, zu tief zu wandern. Dann spürte er eine Hand durch seine Haare wuscheln. "Ich wusste gar nicht, dass du so prüde bist!", frotzelte Ji-Yong und dann war er auch schon aus dem Badezimmer. Ein Schwall kalter Luft traf auf Seung-Hyuns Haut und ließ ihn frösteln. Er musste sich zusammenreißen. Was er Ältere nicht wusste, war, dass auch Ji-Yong eine derartige Bühnenszene um Kopf herumgegangen war. Allerdings hätte ihn die Reaktion tausender Fangirls eher interessiert, als die Arme des Älteren, die seinen Körper umschlangen. Er hatte sie schon so oft gespürt, dass dieses Gefühl nahezu selbstverständlich für ihn geworden war. Umso mehr amüsierte es Ji-Yong, dass Seung-Hyun es wirklich zu vermeiden schien, ihn anzusehen, als er aus der Dusche stieg. Sie lebten seit beinahe vier Jahren zusammen und schliefen im selben Zimmer, ab und an sogar im selben Bett und trotzdem schien ihm die Situation peinlich zu sein. Er konnte gar nicht anders, als sich seinem Freund zu nähern und ihn noch etwas zu triezen, bevor er aus dem Bad verschwand. "Worüber freust du dich denn so?", kam es dem Leader aus dem Flur entgegen. Young-Bae hatte soeben das Essen entgegen genommen und war damit auf dem Weg ins Wohnzimmer. "Ach über nichts", antwortete Ji-Yong mit einem noch breiteren Grinsen und verschwand in ihrem Zimmer, um sich umzuziehen. Achtlos warf er das Handtuch auf sein Bett und zerrte die Boxershorts und das T-Shirt, welche er zum schlafen trug, unter dem Kissen hervor. Als er gerade fertig geworden war, ging die Tür auf und Seung-Hyun trat ein. Der Jüngere drehte sich zu diesem um und ging schnurstracks auf ihn zu. "Beeil dich Hyung, ich hab Hunger", warf er ihm entgegen und zupfte im Vorbeigehen an dessen Handtuch, welches daraufhin gefährlich von den Hüften des Älteren rutschte. In stummer Verzweiflung ließ sich Seung-Hyun auf sein Bett fallen. Er fragte sich schon seit geraumer Zeit, wie lange das noch gut gehen würde und derartige Aktionen Ji-Yongs ließen ihn zu dem Entschluss kommen, dass es mit seiner Beherrschung bald vorbei sein könnte. Warum musste sowas ausgerechnet ihm passieren? Kurz tauchte wieder das Bild von Ji-Yongs nacktem Rücken vor ihm auf, von seinem breiten Grinsen, doch er versuchte es schnell wieder zu vertreiben. Und da auch sein eigener Magen wütend zu knurren begann, zog er sich schließlich an und gesellte sich zu den anderen ins Wohnzimmer um das wohlverdiente Abendessen zu sich zu nehmen. Es war fast eine Selbstverständlichkeit, dass die Jungs ihm den Platz neben Ji-Yong auf der großen Couch freigehalten hatten. "Bier, Hyung?" Ji-Yong hielt ihm eine offene Dose hin, doch Seung-Hyun wehrte ab. "Nein, danke, ich trink lieber Cola. Was habt ihr überhaupt bestellt?" Wie aufs Stichwort kam Young-Bae aus der Küche, auf den Händen balancierte er zwei riesige Pizza-Kartons und mehrere Getränkedosen. "Das ist schlecht für die Figur, aber gut für die Seele", konstatierte Dae-Sung und öffnete einen der beiden Kartons. "Guten Appetit", wünschte er, dann löste er das erste Stück aus der Pizza und zog dabei lange Käsefäden hinter sich her. Ji-Yong hatte leider absolut keine Ahnung, was er seinem Freund Tag für Tag antat. Er war derart sorglos in seinem Umgang mit ihm, dass er dessen Blicke und wie zufällig erscheinende Berührungen nie bemerkte. Aber vielleicht war es besser so. Daher änderte sich auch nichts an seinem Verhalten, als sich der Ältere neben ihm niederließ. "Moralapostel!", zischte er ihm entgegen, als dieser das Bier ablehnte und nahm genüsslich einen Schluck aus der Dose. Das Gefühl des kühlen Alkohols, der seinen Rachen entlang lief, war angenehm und mit ihm zusammen schmeckte die Pizza noch um einiges besser. Auf Dae-Sungs Aussage hin musste Ji-Yong allerdings kurz husten. "Was erzählst du da? Bei dem ganzen Work-out, das du jeden Tag durchziehst, solltest du dir um deine Figur die wenigsten Gedanken machen, Dae-Sungi." "Du hast leicht Reden, Ji-Yong", wies ihn Young-Bae gleich darauf zurecht. "Du kannst doch alles in dich reinstopfen und nimmst kein Gramm zu." Dies war wohl oder über die volle Wahrheit, weshalb Ji-Yong sich nun etwas beleidigt zurücklehnte und stumm sein Stück Pizza beseitigte. "Er hat recht, andere Leute müssen für ihre Figur hart arbeiten", motzte Dae-Sung und stopfte sich wie zur Bekräftigung den Rest seines Stücks auf einmal in den Mund. Seung-Hyun grinste in sich hinein. Diese Diskussion hatten die beiden nicht zum ersten Mal und er vermutete, dass von Dae-Sungs Seite auch eine kleine Portion Neid mit hineinspielte, doch solange alle das noch mit Humor nehmen konnten, war das kein Grund zur Sorge. Er griff nach einer Dose Cola Light und öffnete sie, schrie aber entrüstet auf, als die Hälfte des Inhalts sich schäumend über seinen Schoß und den Tisch ergoss. "Verdammt, was für eine Sauerei, kann mir jemand bitte mal die Servietten geben?" Notdürftig trocknete er sich wieder ab, dann konnte er sich endlich wieder auf sein Abendessen konzentrieren. Eine Stunde später saßen alle fünf fest in Decken gekuschelt vor ihrem großen Fernseher, Seung-Ri, Ji-Yong und Dae-Sung hielten Controller in der Hand. Sie hatten sich für einen gemütlichen Ausklang des Abends entschlossen noch eine Runde Mario-Cart zu spielen. Seung-Ri hatte sich lauthals beschwert, als Ji-Yong ihm das Gamepad aus der Hand gerissen und ihm Peach zugeteilt hatte und alle hatten herzhaft gelacht und beteuert, wie gut das passen würde. Doch er rächte sich indem er die erste Runde haushoch für sich entschied. Irgendwann hatte Seung-Hyun den Controller aus der Hand gelegt, ein Kissen in Ji-Yongs Schoß gedrückt und sich darauf gelegt, um ein wenig zu dösen. Nun lag er mit angewinkelten Beinen auf der Couch und hörte dem Gewitzel und den Frotzeleien der anderen zu und genoss, dass der Jüngere ihm gedankenverloren durch die Haare strich, während er versuchte, Dae-Sung zu überrunden. Eigentlich war Ji-Yong ziemlich gut in Mario-Cart. Neben Musik hören, mixen und produzieren war das Spielen von Videospielen eine von seinen Lieblingsbeschäftigungen. Doch heute Abend verlor er nahezu jedes Mal. Die ersten Spiele liefen noch wunderbar und außer Seung-Ri konnte ihm niemand das Wasser reichen. Aber irgendwann wurde es spät, der Alkohol machte ihn müde und als Seung-Hyuns Kopf sich in seinen Schoß bettete, was für den Jüngeren ebenfalls nichts Außergewöhnliches war, da wollte sich seine Hand einfach nicht mehr an den Controller klammern und sich auf das Rennen konzentrieren. Zuerst war er nur wieder und wieder mit den Fingerknöcheln oder dem Handrücken gegen das weiche schwarze Haar seines Freundes gestoßen. Nach einer gewissen Zeit jedoch hatte sich ein Finger nach dem anderen von den Tasten gelöst, um sich tiefer in die Strähnen zu graben. Es endete darin, dass er Yoshi zum dritten Mal abstürzen ließ und verlor. "Hyung! Du bist nicht bei der Sache. Wenn du gegen uns spielst, dann richtig!", beschwerte sich Dae-Sung und wandte sich ihren beiden Freunden auf dem Sofa zu. "Sorry, aber Bier macht müde. Spielt doch allein weiter, ja?" Seung-Ri drehte sich bei diesen Worten um und grinste triumphierend. "Also wirst du doch mal müde." Ji-Yong allerdings gab nur ein schwaches Nicken von sich. Seine Augen waren noch immer auf den Fernseher gerichtet. Sie sahen ihn nicht. Sie starrten ins Leere und in dieser Leere erschien Seung-Hyun. Die Hände des Leaders gruben sich tiefer in die kräftigen Haarsträhnen und durchkämmten sie ein ums andere Mal. Seltsamer Weise, gab ihm dies ein Gefühl von Sicherheit und Halt, wie er es sonst nie gespürt hatte. Seung-Hyun spürte, wie der Jüngere ein wenig absackte und sich näher an ihn kuschelte, nachdem er endlich den blöden Controller aus der Hand gelegt hatte. Er drehte seinen Kopf leicht um einen Blick auf das Gesicht seines besten Freundes zu erhaschen und der müde doch gleichzeitig glückliche Ausdruck daran war so niedlich, dass er lächeln musste. Es war schön hier zu liegen, fest an Ji-Yong gekuschelt und die Nähe einfach nur zu genießen. Die Finger, die über seinen Kopf strichen, ließen sein Herz ein wenig schneller schlagen und die Schmetterlinge in seinem Bauch wie wild durcheinander fliegen. Am liebsten hätte er den Moment für immer festgehalten, eingefroren. Lächelnd gab er sich dem Genuss und seinen Träumereien hin. Er bemerkte kaum noch, wie Ji-Yongs Handbewegungen immer langsamer und fahriger wurden oder wie er schließlich ruhig atmend zur Seite rutschte, dass sein Kopf auf der Brust Seung-Hyuns zu liegen kam. Und als die anderen Drei schließlich den Fernseher und die Playstation abschalteten und die leeren Getränkedosen und mit Tomatensoße verschmierten Pappkartons in die Küche brachten, waren beide selig eingeschlafen. "Sollen wir sie aufwecken?", flüsterte Seung-Ri und machte schon Anstalten, ihren Leader an der Schulter zu berühren, doch Young-Bae hielt ihn davon ab. "Die Couch ist groß genug, lass sie hier schlafen", erklärte er, griff nach einer auf dem Boden liegenden Decke und legte sie über die Beine Seung-Hyuns. Nachdem sie die beiden tief Schlafenden im Wohnzimmer zurückgelassen hatten, fanden sich Young-Bae, Dae-Sung und Seung-Ri gemeinsam in der Küche ein. So sehr ihr Jüngster auch protestierte, war Young-Bae unnachgiebig und zwang ihn und Dae-Sung, noch ein wenig das Chaos, das sich in den letzten Tagen angesammelt hatte, zu beseitigen. Nach zehn Minuten gab Dae-Sung jedoch auf und verabschiedete sich für diese Nacht. Die zwei Zurückgelassenen arbeiteten somit schweigend allein weiter. Bis Seung-Ri die Stille nicht mehr aushielt. "Hyung, findest du nicht auch, dass Ji-Yong und Seung-Hyun manchmal etwas komisch sind?" Der Ältere zog seine Augenbrauen unter Unverständnis zusammen und blickte sein Gegenüber fragend an, während er die letzte Tasse in die Spülmaschine räumte. "Was meinst du?" "Naja...", gab Seung-Ri nach Worten ringend zurück und fuhr sich durch den Nacken. "...sie sind zwar beste Freunde, aber sie kennen sich doch genauso lang wie wir und trotzdem sind sie sich so... nah." Besser konnte er es einfach nicht beschreiben, denn bis jetzt hatte er nichts vollkommen Intimes zwischen den beiden Älteren beobachtet und trotzdem konnte er jedes Mal spüren, dass irgendetwas Besonderes zwischen ihnen war. Young-Bae selbst konnte über die Verwirrung seines jungen Freundes nur lächelnd den Kopf schütteln. "Bist du eifersüchtig?", fragte er, um ihn ein wenig zu triezen und schloss die Maschine. Der Jüngere hob abwehrend die Hände. "N-nein, natürlich nicht. Ich meine ja nur..." Die Hand seines Freundes unterbrach ihn. Sie legte sich auf seine Wange und in einer schnellen Geste fuhr ihr Daumen streichelnd über seinen Wangenknochen. In der nächsten Sekunde war sie wieder verschwunden und Young-Bae bereits auf dem Weg zur Tür. "Mach dir um sowas keine Gedanken. Das ist schon alles so in Ordnung. Und jetzt, lass uns endlich schlafen gehen, ja?" "Mh...ja, OK." Es war schon weit nach Mitternacht, als Seung-Hyun aufwachte, weil sein Nacken schmerzte. Ji-Yong hatte im Schlaf die Beine so verdreht, dass diese kein bequemes Kissen mehr abgaben. So vorsichtig er konnte, rappelte er sich hoch und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Dann gähnte er herzhaft und drehte sich zu seinem schlafenden Freund um. Seung-Hyun wollte so schnell es ging in sein eigenes Bett, aber er wollte den Jüngeren auch nicht einfach hier im Wohnzimmer liegen lassen. Kurz entschlossen schlug er die Deckenberge, in denen Ji-Yong sich verknotet hatte, zur Seite und schob einen Arm unter seinen Nacken, den anderen unter die Knie. Mit unerwartet wenig Anstrengung gelang es ihm, den schmalen Körper anzuheben und in ihr gemeinsames Schlafzimmer zu tragen, wo er ihn vorsichtig auf seinem Bett ablegte. Einen Moment blieb er neben ihm auf der weichen Matratze sitzen und betrachtete das vom diffusen Licht des Mondes beschienene Gesicht Ji-Yongs. Wenn er schlief, hatte es den frechen Ausdruck verloren, der es sonst den ganzen Tag über zu zieren schien, er sah so unschuldig aus, fast wie ein Engel. Und dieses Mal konnte er dem Drang nicht mehr wiederstehen, er hob die Hand und streichelte sanft über die heißen Wangen seines Freundes. Dann fuhren sie durch das halblange Haar, strichen es aus seiner Stirn. Fast hätte Seung-Hyun sich vorgebeugt, um den Anderen zu küssen, doch er konnte sich gerade noch zurückhalten. Minuten später lag er in seinem eigenen Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt an die Decke starrend und dann war er auch schon wieder eingeschlafen. Dass Seung-Hyun irgendwann unter ihm erwachte und sich von ihm löste, störte Ji-Yong nicht im Geringsten. Er gehörte zu den Menschen, deren Schlaf nur durch Ereignisse größeren Ausmaßes gestört werden konnte (Laster, der durch Schlafzimmerwand rast etc.), daher war es nicht verwunderlich, dass er, selbst als seine Freund ihn von einer Schlafstätte zur anderen trug, völlig ruhig und in Träumen versunken blieb. Nur als dessen Fingerspitzen über seine Wangen bis in sein Haar hinein glitten, schaffte es diese Berührung, tief in sein Unterbewusstsein zu dringen und den Jüngeren leise Unverständliches murmeln zu lassen. In dieser Nacht schlief er wahrhaftig seelenruhig. GRANDIOSES ABSCHLUSSKONZERT! Am gestrigen Abend gab die berühmte YG-Band Big Bang ihr Abschlusskonzert der diesjährigen Tournee durch Korea. Es ist der letzte angekündigte Auftritt in diesem Jahr und das letzte von acht Konzerten in großen koreanischen Städten. Das Gerücht, dass für das Ende des Jahres noch eine Mini-Tour durch Japan geplant sei, dementierte ein Sprecher von YG Entertainment. Big Bang, in diesem Jahr beliebter als je zuvor, landeten im letzten Herbst einen #1-Hit mit ihrem Cover auf en beliebten Kultsong „Sunset Glow“ (Original: Lee Mun-Sae, 1987) und auch das Album "Remember" toppte bereits in den ersten Tagen nach seiner Veröffentlichung die Charts. Dementsprechend gut war das Konzert im Main Stadium besucht. Schon Stunden vor offiziellem Einlass warteten aufgeregte, zumeist weibliche Fans vor der Halle auf ihre Stars. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung!“, sagt Eun-Mi (17) und ihre Augen strahlen dabei. Die Stimmung ist ausgelassen und gespannt zugleich. Die Fans freuen sich auf die Vorstellung. Als um acht Uhr die Schleusen geöffnet werden, sind die Massen nicht mehr zu halten, Eun-Mi ist ganz vorn mit dabei. „Ich will sie ganz nah bei mir haben!“ Eine Stunde später beginnt das Konzert. Die Band fährt großes Geschütz auf: Eine Lasershow ist erst der Anfang. Big Bang singen zwei Stunden lang, tanzen, performen. Unterbrochen wird die Show wie üblich von humoristischen Einlagen und kleinen Videos. Die Fans sind begeistert. Als besonderes Bonbon performten Big Bang einen Song zusammen mit der noch nicht debütierten Girlgroup 2NE1, die angeblich im Mai diesen Jahres ihre erste Single veröffentlichen sollen. Um die Beziehung zwischen den beiden Bands ranken sich schon jetzt unzählige Gerüchte. „Es war wundervoll, ich werde mich mein Leben lang an diesen Abend erinnern“, sagt Eun-Mi, als das Konzert vorbei ist und genauso wird es vielen anderen Fans auch gehen. Wir sind gespannt auf das nächste Projekt. Big Bang figthing! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)