Little by little von Schwarzfeder (you gave me everything I wasn't dreaming of) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Little by little Prolog ~ When I look back on these days I'll look and see your face ~ “Joey?“ Die sanfte und mitfühlend klingende Stimme schwebte zu ihm herüber. Doch er wollte nicht reagieren. Wollte nicht schon wieder diese Blicke sehen, die ihn ansahen als ob er gleich zusammen brechen würde. Er hörte ein leises seufzen und spürte dann die Hand seines besten Freundes auf seiner Schulter. Sie lag nur da, doch für Joey fühlte sie sich an wie schwerer Marmor. Wie der schwere Marmor vor ihm. “Joey, du wirst noch krank!“ Wieder ignorierte Joey Yugis besorgte Aussage und starrte weiter auf den Stein. “Joey...bitte, du musst morgen fit sein…und du solltest dich ausruhen. Es ist doch erst vier Tage her!“ Nun zuckte Joey zusammen und kniff die Augen zu. Ruckartig drehte er sich um, sodass Yugis Hand von seiner Schulter rutschte. “Lass uns gehen.“ sagte er leise und für den kleineren unerwartet fest. Überrascht blieb Yugi noch kurz stehen bevor er Joey folgte. Yugi warf noch einen letzten Blick zurück und holte dann zu seinem blonden Freund auf. Ließ die beiden Gräber hinter sich im Regen. Sie waren die ersten von einer ganzen Reihe von Gästen gewesen, die an diesem Tag gekommen waren um sich zu verabschieden. Und nun waren sie auch die letzten, die gingen. Yugi ließ sich auf die Rückbank des Taxis sinken, dass schon seit einiger Zeit am Straßenrand auf sie gewartet hatte. Als sein Blick zu Joey glitt entwischte ihm ein seufzen, denn der saß zwar neben ihm, doch dieser unfokussierte, leere Blick sagte genug ohne das Worte nötig waren. “Wohin die Herren?“ fragte die freundliche Stimme des Taxifahrers. Joey ignorierte auch diese und Yugi nannte notgedrungen das Wunschziel. Er machte sich Sorgen. Fürchterliche Sorgen. So hatte er seinen blonden Freund noch nie gesehen. Niemand hatte Joey jemals schon so gesehen, noch nicht einmal Serenity. “Morgen nach der Testamentsverlesung können wir ja noch mal hier her kommen!“, versuchte Yugi seinen Freund wieder zu einem Gespräch zu zwingen. Er wünschte sich eine Reaktion von seinem besten Freund, doch ihn traf nur wieder dieser leere Blick. “Warum sollten wir?“, fragte der Blonde leise und spürbar kalt. Yugi schauderte. “Weil...Ich dachte du möchtest vielleicht noch mal Zeit alleine...bei den beiden!?“ Joey lachte. Es war ein leises und freudloses Lachen. “Yugi, ich brauch nicht mehr dahin. Du weißt genauso gut wie ich, dass es sinnlos ist. Die Gräber sind leer.“ Yugi schluckte hart. Es war zwar die Wahrheit aber Yugi war es nicht gewohnt, dass Joey so emotionslos und monoton sprach. Das passte nicht zu dem eigentlichen Energiebündel. "Ich weiß!“, murmelte er deshalb nun selbst leise und niedergeschlagen. “Sie sind leer und sie werden immer leer sein...kann man nichts machen.“ flüsterte Joey nun leise und starrte hinaus in den Regen. Yugi seufzte, wieder. Er verstand Joey in gewisser Weise. Er hatte auch nicht glauben können was man ihm hatte weis machen wollen und er war auch traurig und schockiert. Aber er ließ sich nicht so hängen wie Joey. Andererseits...er war auch nicht dabei gewesen als es geschah. Er hatte nicht mit dabei sein müssen als Seto und Mokuba Kaiba ihr Leben verloren. Ihm war es nur erzählt worden. Joey nicht. Er war dort gewesen und hatte hilflos und gezwungernermaßen tatenlos zusehen müssen. Yugi konnte bei all seinem Einfühlungsvermögen nicht nachvollziehen wie es Joey gehen musste. Doch er war sich recht sicher, dass man so etwas nicht einfach mal eben so verarbeiten konnte. Irgendwie und irgendwann vielleicht…aber nicht in vier Tagen. -.-.-.- “Soll das ein schlechter Scherz sein?“ Aufgebracht und fast hysterisch raunzte Joey den Rechtsanwalt an. Ließ sich weder von dessen erschrockenem Blick noch von seinen beiden Freunden Duke und Tristan irritieren, die ihn davon abhielten dem Rechtsverdreher an die Gurgel zu gehen. “Was, verdammte Axt, reden Sie denn da? Ich?“, schrie der aufgelöste Junge und durchbohrte den Mann vor sich fast schon. Der fasste sich wieder und setzte seine allwissende Miene auf. “Setzen Sie sich! Sonst muss ich sie des Raumes verweisen!“ Joey japste. “Haben Sie...Wissen Sie eigentlich was sie da gerade gesagt haben? Das kann unmöglich wahr sein! Er hätte nie...ich bin doch völlig unfähig - ich könnte nie...Verdammt, das muss ein schlechter Scherz sein!“ “Es ist kein Scherz! Sie werden hier als Erbe angeführt! Das Testament wurde verfasst als Herr Kaiba sich im Besitz vollkommenen Besitz seine geistigen Kraft war. Irrtum ausgeschlossen; und jetzt setzen Sie sich!“ Völlig entgeistert ließ sich der Blondschopf auf seinen Stuhl fallen. “Ich verlese jetzt weiter: Des Weiteren wird die Villa in den Besitz von Joseph Jay Wheeler überschrieben. Es ist ihm freigestellt ob das Personal weiter beschäftigt wird.“ Joeys Blick wurde leer. Seine Konzentration ging vollends verloren. Er konnte einfach nicht glauben was er eben gehört hatte. Er sollte ab sofort der neue Geschäftsführer der Kaiba Corporation sein? Er? Der mit hängen und würgen eine drei minus in Mathe auf dem Abschlusszeugnis erreicht hatte? Er, der nichts, aber auch gar nichts von komplizierten Computerprogrammen verstand? Wieso? Er würde doch die Firma in den Ruin wirtschaften! Er würde alles was Kaiba in den Jahren aufgebaut hatte zerstören. Wie könnte er? “Ich schlage das Erbe aus!“, warf er überraschend ein. “Wa-Was?“ Nicht nur der Anwalt sah ihn entsetzt an. “Ich hab die Möglichkeit das Erbe auszuschlagen. Das tue ich! Ich will es nicht!“ “A-Aber Joey! Überleg dir das noch mal!“ Yugis zittrige Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit auf den kleineren. “Nein, ich will es nicht!“ Stille. Im Raum herrschte eine drückende Stille, der Joey aber ohne zu zögern stand hielt. “Mr. Wheeler, ist Ihnen klar was dann mit all den Besitztümern geschieht?“ Die ernste und irgendwie Unheil versprechende Stimme des Anwalts drang zu ihm durch. “Alles wird in die Hände des Staates fallen und aufgelöst. Bei allem Respekt - sind Sie sich sicher? Können Sie ermessen was das bedeuten würde?“ Joey schluckte. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher. Wenn alles aufgelöst werden würde...wenn alles - das würde bedeuten, dass alles, was von Kaibas ehemaliger Existenz zeugen würde, nicht mehr da wäre. Wenn er jetzt das Erbe ausschlagen würde, was der großkotzige Geldsack in einem Anfall von geistiger Umnachtung – Joey war sich sicher, dass dies der Fall war, egal was der Anwalt sagte – ihm überschrieben hatte, dann würde alles nicht mehr existieren. Alles würde verschwinden. So wie Kaiba selbst. “Aber ich...ich würde doch alles nur...kaputt machen!“, wisperte er verzweifelt und sah niedergeschlagen auf den edlen Teppich, der das großzügige Büro, indem sie saßen, nur noch edler erscheinen ließ. “Mr. Wheeler, Sie würden zunächst in eine Art Lehre gehen, zudem haben Sie einige Berater an Ihrer Seite! So schnell würden Sie da nichts kaputt machen.“, antwortete der Anwalt nun väterlich sanft. Joey hob seinen Blick und sah den Anwalt flehend an. “Aber...ich bin nur ein...Koch...in Ausbildung“, krächzte er. “Sie schaffen das schon. Da bin ich mir sicher. Manche Dinge entziehen sich selbst bis heute meinem Verständnis, aber ich bin mir sicher, dass Herr Kaiba einen Grund hatte Ihnen all das zu vermachen. Versuchen Sie es einfach!“ “Genau Joey...versuch es erst einmal! Wir helfen dir auch!“ Yugis aufmunternder Blick traf auf Joey. “Joey...vertrau einfach darauf, dass Kaiba wusste was er tat!“ Sein Blick glitt nun zu Duke, der neben Yugi saß. “Kaiba hat oft Dinge getan, die wir nicht nachvollziehen konnten. Und auch wenn es absolut...beknackt scheint. Vertrau in dem Fall einfach auf Kaibas Urteil!“ Joey kniff die Augen zusammen. Er atmete tief durch. “I-Ich...Ich versuch’s...“ flüsterte er leise. Ein hörbares Aufatmen ging durch die kleine Gruppe. Joey setzte sich wieder richtig auf seinen Stuhl “Dann werde ich jetzt weiter verlesen!“ Joey nickte abwesend. Alles was nun kam, nahm er gar nicht mehr war. Seine Gedanken waren bei dem was ihn erwartete. Bei seiner Aufgabe die nun auf ihn wartete...bei seiner Zukunft, die ihm fürchterliche Angst machte. ~ Prolog: Fin ~ lg Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1: ~ Come into my heart Can you feel my desperation deep inside? ~ “Wenn er das glaubt, dann soll er sich einen neuen Konzern suchen. Guten Tag!”, genervt knallte Joey Wheeler den Hörer auf und massierte sich die Schläfen, während er sich zurück in den Stuhl sinken ließ. ”Sir?” Sein Blick glitt zur Tür. ”Ja, Roland?” “Sie werden im Rathaus erwartet. Der Wagen steht bereit.“ Seufzend nickte Joey und suchte seine Sachen zusammen. Unaufgefordert verließ Roland das Büro. Er war auch nach Seto Kaibas Tod der oberste Berater geblieben und für Joey der größte Mentor. Niemand wusste besser als Roland wie Kaiba diese riesige Firma, diesen Weltkonzern zu führen gepflegt hatte und Joey hatte sich mit Antritt seiner neuen Ausbildung geschworen, nichts falsch zu machen und die Firma in Kaibas Sinne weiter zu führen. Roland hatte ihn dabei tatkräftig unterstützt und im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre waren die beiden zu einem eingespielten Team geworden. Roland akzeptierte ihn, ganz im Gegensatz zu allen anderen, sofort und nahm ab der ersten Stunde Rücksicht auf Joey, ohne dass er diesen auflaufen ließ oder zuließ Fehler zu begehen. Joey war Roland sehr dankbar dafür. Und doch war er immer wieder froh, wenn er mal nicht den großen Big Boss raus hängen lassen musste. Das kam nur leider zu selten vor. Nicht nur weil er oft bis tief in die Nacht im Büro saß und arbeitete sondern auch, weil ihn trotz der langen Zeit die nun vergangen war immer noch die Presse verfolgte. Kurz nach dem Tod der Kaiba-Brüder war er verfolgt worden, weil er Augenzeuge war, dann weil er als der überraschende Nachfolger angekündigt worden war und dann weil jeder wissen wollte weshalb Kaiba ihm, einem durchschnittlichen jungen Mann mit durchschnittlicher Intelligenz, durchschnittlicher Herkunft und noch dazu ohne bekannte Verbindung zu Kaiba – Klassenkameraden war keine befriedigende Verbindung, jedenfalls für die Öffentlichkeit – die Firma und all das große Vermögen überschrieben hatte. Joey bekam jedes Mal aufs Neue die Krise wenn er neue Spekulationen der ganzen Möchtegern-Experten hörte. Jeder wollte wissen: Wieso der? Eine nachvollziehbare Frage, auf die er selbst bis heute keine Antwort gefunden hatte. Und mittlerweile glaubte er auch, dass er wohl nie eine Begründung finden würde. Was auch immer Kaiba geritten hatte dies zu tun er würde nie erfahren was. Und doch.. Joey konnte einfach nicht anders als sich aufzuopfern. Er wollte einfach nicht, dass alles verschwand. Er wollte, dass niemand vergaß, schließlich würde er auch nie mehr vergessen können. Seufzend schnappte Joey sich sein PDA und verließ nun selbst das Büro. Er hasste Meetings mit dem Bürgermeister. -.-.-.- Als er die Wohnungstür hinter sich zufallen ließ sah er schon von weitem die ganzen Nachrichten auf seinem AB leuchten. Nun entnervt seufzend warf er seine Jacke auf die Garderobe, warf den Schüssel darauf und ließ seine Tasche fallen. Auf dem Weg ins Wohnzimmer entledigte er sich seiner Schuhe und seiner Krawatte. Nach einem kurzen Blick aus dem Panoramafenster lief er in die Küche und holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank. Wieder ging er in sein Wohnzimmer und ließ sich nun auf einen Sessel sinken. Mit leerem Blick starrte er aus dem Fenster in die Nacht. Er hatte eine fantastische Aussicht und trotzdem sah er sie nicht. All der Luxus und die Großzügigkeit, der ganze technische Schnickschnack, alles wovon er vor drei Jahren nur geträumt hatte zu besitzen, stand nun in dieser Wohnung und es war ihm egal. Von dem Klingeln des Telefons wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Kurz zögerte er, dann blieb er doch sitzen. Um diese Uhrzeit konnte es nur einer seiner Freunde sein, die ihn mal wieder dazu überreden wollten sich mit ihnen zu treffen um dem Stress zu entkommen oder auf andere Gedanken zu kommen. Doch jetzt hatte er einfach keine Kraft mehr auch noch ein solches Gespräch zu führen. Er wusste, dass sich alle nur Sorgen um ihn machten, doch sie verstanden ihn einfach nicht und jedes Mal wenn er versuchte sich zu erklären, das wusste er nur zu gut, endete es damit, dass sie sich nur noch mehr Sorgen machten und er frustriert und aufgebracht doch wieder in die Firma ging. Der AB sprang an. “Hey Joey, ich bin es Duke! Lang nichts mehr gehört was?“ Es herrschte kurzes Schweigen und dann seufzte Duke. “Okay...du wirst wohl wieder nicht drangehen...na ja ich wollte fragen, ob du Lust hast mich in zwei Tagen nach L.A. zu begleiten. Da beginnt die Amerikanische Spiel-Messe und ich wurde als Special-Guest eingeladen. Wegen Dungeon Dice und so, du weißt schon. Ich wollte mich aber auch mal umsehen und gucken was der Markt so bringt. Ich weiß du hast deine Lakaien dafür, aber du musst unbedingt mal wieder raus und ich hab dich einfach ewig nicht mehr gesehen! Außerdem warst du noch nie in L.A. und ich hab gehört, dass der Bürgermeister mal wieder auf deine Unterstützung bei dieser neuen Mall zählt. Lass es dir mal durch den Kopf gehen und ruf mich an, falls es genügend Gründe sind um mit zu kommen. Wenn nicht ruf mich auch an, damit ich dich trotzdem überreden kann! Man sieht sich!“ Das typische klacken in der Leitung, welches durch auflegen erzeugt wurde, ertönte und Joey, der die Luft angehalten hatte, atmete tief aus. “Los Angeles?“, wisperte er in die Dunkelheit und stöhnte auf. Eigentlich wollte er wirklich nicht, aber andererseits hatte Duke wirklich einen guten Grund genannt. Denn im Gegensatz zu Seto Kaiba konnte ein Joey Wheeler sich noch nicht die Frechheit leisten so wichtige Männer wie den Bürgermeister zu versetzen. Er nahm einen tiefen Schluck von seinem Wasser und starrte auf den AB, als ob der Schuld an seiner Misere tragen würde. Dann seufzte er wieder einmal, stand auf und lief ins Schlafzimmer. Auch hier war alles sehr modern und edel wenn auch schlicht gehalten. Er hatte sich nicht dagegen wehren können die Wohnung eingerichtet zu bekommen als er den Wunsch geäußert hatte, nicht in der Villa leben zu wollen. In diesem riesigen Haus hielt er es einfach nicht aus. Es war groß und still und trotz der ganzen Angestellten und der Dekoration wirkte es kalt und leblos und Joey konnte es allein nicht mit Leben füllen. So war er nur eine Woche dort gewesen bevor er in ein Luxusapartment in der Stadt zog. Hier hatte er Ruhe vor den Reportern und hier ließ man ihn in Ruhe, aber hier war es ebenfalls so einsam wie in der Villa und ebenso gefühlt riesig. Oft fragte er sich warum er das alles machte. Warum er zuließ immer mehr zu vereinsamen und sich selbst zu unterjochen obwohl er wusste, dass eigentlich niemand seine Leistungen anerkannte. Denn im Gegensatz zu Kaiba hatte er keine Motivation das durchzuziehen. Kaiba hatte all das für seinen kleinen Bruder Mokuba auf sich genommen und weil er Spaß daran hatte - davon war Joey überzeugt – aber Joey? Klar, Serenity hatte so die Möglichkeit bekommen eine gute Schule zu besuchen und einen spitzen Abschluss zu erreichen und konnte nun ohne irgendwelche Sorgen studieren, aber sonst? Was hatte es sonst gebracht? Nichts. Es hatte ihn viel mehr jede Menge gekostet. Dessen war er sich bewusst und trotzdem auch wenn es ihn jeden Tag mehr kostete machte er es trotzdem obwohl er nicht wusste warum. Jedenfalls nicht genau. Seine Armbanduhr piepste leise. “Ich sollte ins Bett.“ Er stellte seine Wasserflache auf den kleinen Abstelltisch und stand auf. Er war so erschöpft. -.-.-.- Genervt starrte Joey auf die Uhr im Wagen. Nicht nur, dass dieser Großkotz ihn auf die Rückbank verdonnert hatte, nein jetzt ließ er ihn auch noch warten! “Blödes Arschloch!“, grummelte er beleidigt und verschränkte schmollend die Arme. “Von wegen Geschäftspartner, der will mich doch nur ärgern weil ich heute mit Moki unterwegs war!“ Er seufzte und sah wieder auf das Gebäude in dem vor gut einer viertel Stunde und vor 10 Minuten Mokuba rein verschwunden waren. Es war ein Bürogebäude, mitten in der City, aber trotzdem freistehend, mit großzügigem Parkplatz der aber nun nur noch drei Wagen beherbergte, das indem er saß mit gezählt. “Das wird mir zu blöd!“ Nun wirklich sauer stand er auf und stieg entgegen Kaibas Anordnung aus dem Wagen. Er lief über den Parkplatz auf das Gebäude zu und in das Gebäude hinein. Er hielt sich nicht lange damit auf nach den beiden zu sehen. “Kaiba! Verdammt, wo bleibst du? Ich bin nicht dein scheiß Haustier, dass man einfach sitzen und ewig warten lassen kann!“, rief er sauer und lief weiter den Flur entlang. “Kaiba“, rief er wieder entrüstet und sah sich nun doch um. Plötzlich registrierte er eine Bewegung an der Ecke die ihn zusammen zucken ließ und seinen Blick dort hin lenkte. “Was fällt dir eigentlich ein? Ich hab dir gesagt, dass du warten sollst! Wenn du so dringend ins Körbchen willst dann geh zu Fuß!“ Joey baute sich vor Kaiba auf und starrte ihn böse mit zusammengezogenen Augen an. Und wieder einmal ärgerte er sich, dass er so deutlich kleiner als der CEO war. Trotzdem ließ er sich nicht von dessen zischend kalter Stimme beeindrucken. “Weißt du was? Das mach ich auch! Nur um dir heute noch ein Plakat an zu fertigen dass dir eventuell deutlich machen kann, dass ich verdammt noch mal kein Hund bin, du Arsch!“, fauchte er angepisst. “Ja, schön versuch es doch. Und jetzt verschwinde endlich. Ich bin es Leid mich mit einer Flohschleuder wie dir abgeben zu sollen.“, meinte Kaiba überheblich und grinste als Joeys Gesichtszüge entglitten und er japste. “Arschloch!“, krächzte er und drehte sich um. “Ich hab nie verstanden, wie so ein netter Junge aus Mokuba werden konnte. Jetzt bezweifle ich sogar stark, dass er überhaupt mit dir verwandt ist! Du kannst mich mal kreuzweise!“ “Vergiss es!“ Joey sah ihn noch einmal an. “Ich hasse dich, vergiss das lieber nicht!“ Wütend lief er wieder aus dem Gebäude. Sein inneres brannte. Seine Gefühle wirbelten wie in einem Sturm durcheinander und er bekam kaum Luft. Immer schneller werdend lief er über den Parkplatz, holte seinen Rucksack aus dem Auto und stutzte. “Die...Chipkarten?“ Verwundert angelte er danach. Es waren wirklich die beiden Anhänger, die in Form einer kleinen Duel Monsterskarte die Fotos des jeweils anderen Kaiba-Bruders enthielten. Kurz zögerte er, dann steckte er sie mit einem breiten Grinsen in seine Hosentasche und warf die Autotür mit Absicht heftiger zu als nötig. “Hah, Rache ist süß.“, wisperte er und lief weiter zur Einfahrt des Parkplatzes. Es geschah plötzlich. Unerwartet. Auf einmal gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Kurz darauf wurde Joey durch eine Druckwelle von den Füßen gerissen und flog gut einen Meter über den Asphalt. Völlig benommen lag er da und merkte, dass es plötzlich so viel wärmer war. Ächzend drehte er sich um und keuchte. “Scheiße! Was ist hier los?!“ Das Gebäude aus dem er vor nicht einmal fünf Minuten heraus gekommen war brannte. Lichterloh. Der ganze Parkplatz war übersät von den Glassplittern der zerstörten Fenster. Flammen leckten an der Hauswand aus den Fenstern heraus. “Wa-Was...“ er blinzelte. Aus der Ferne konnte er Feuerwehrsirenen hören. “Kaiba...Mokuba...NEIN!“, stolpernd kam er auf die Beine, schüttelte mit dem Kopf und versuchte bei Bewusstsein zu bleiben. Jeder Knochen tat ihm einzeln weh und seine Ohren schienen taub geworden zu sein, bis auf diesen hohen Pfeifton. Aber…die beiden und dieser Geschäftspartner waren noch in dieser Flammenhölle und die Feuerwehr war immer noch nicht da. Er lief nach vorn als es plötzlich wieder eine Explosion gab. Wieder wurde Joey von der Druckwelle umgehauen. Er lag da auf dem Asphalt und konnte sich kaum bewegen. Dumpfe Sirenen rauschten an ihm vorbei. Es ging so schnell. Er konnte kaum etwas wirklich begreifen. “Bleiben Sie liegen!“ Plötzlich war da eine Hand, sie drückte ihn wieder zurück auf den Boden. “Da sind noch...Leute...im Gebäude...“, wisperte er. Der Sanitäter, den Joey nur schwerlich als solchen erkannt hatte, verstand ihn trotzdem. “Wie viele?“, fragte der eindringlich. “Mindestens Drei.“ Joey hörte wie die Information weiter gegeben wurde. Es war laut heiß und voll. Er verstand nichts mehr. Alles was er wusste war, dass Mokuba und Kaiba in dem Gebäude waren, was momentan lichterloh brannte. “Sie müssen...helfen!“ “Ganz ruhig, bleiben Sie liegen, wir machen das schon.“ Der ruhige und vermeintlich sanfte Tonfall machte Joey sauer und endlich kam es. Endlich schoss ihm das Adrenalin durch die Adern und ließ ihn aufspringen. “Mir geht’s gut! Holen Sie Kaiba da raus!“, fauchte er ungehalten und stolperte an dem überraschten Sanitäter vorbei dem fackelnden Haus entgegen. Mittlerweile war es schwarz und einige Trümmer lagen vor dem Eingang. Er hörte es krachen und knacksen. Und der unaufhörliche Rauch brannte in Nase und Kehle. Es war heiß, so unendlich heiß und laut. “Hiroto, hol deine Leute zurück! Das Feuer ist zu stark, es ist zu gefährlich.“ Joey ächzte geschockt und sah den Feuerwehrmann entsetzt an. “Was machen Sie denn da? Da sind noch Leute drin!“, fauchte er entsetzt und lenkte die Aufmerksamkeit der Feuerwehrmänner auf sich. “Was machst du hier? Junge verschwinde! Das ist hier viel zu gefährlich!“ Plötzlich wurden seine Arme ergriffen und er nach hinten gezogen. “Kommen Sie mit, Sie können nicht einfach-“ “SIE KÖNNEN NICHT EINFACH DIE LEUTE STERBEN LASSEN!“, schrie er verzweifelt als er mit ansehen musste wie die Feuerwehrleute aus dem Gebäude heraus rannten und sich in Sicherheit brachten. “WAS SOLL DAS? HILF IHNEN DOCH JEMAND! SIE WERDEN STERBEN!“, schrie er aus voller Kehle. Unerwartet flog sein Kopf zur Seite. “Sie sind schon tot!“ Erstarrt sah er den Sanitäter an und fasste sich irritiert an die prickelnd schmerzende Wange. “Nein, d-das kann nicht sein!“, wisperte er ungläubig. Ein Ohrenbetäubendes Krachen ließ ihn wieder in die Flammen schauen. Es stürzte zusammen. Das Gebäude stürzte zusammen. Staub wirbelte auf und völlig irritiert stolperte er mit dem Sanitäter mit, der ihn immer weiter nach hinten zog. Er nahm die ganzen Leute kaum noch wahr, alles wurde immer leiser und verstummte ganz. Alles was er nur noch hörte waren die nachhallenden Worte des Sanitäters. >Sie sind schon tot!< “Nein...“, wisperte er tonlos. “Nein!“ Alles begann sich vor seinen Augen zu drehen. Ihm wurde schlecht. “Sie können nicht...NEIN!“, schrie er aus voller Kehle. Das war ein schlechter Traum. Das konnte nicht wahr sein. Das war einfach nicht wahr. Er träumte und würde gleich aufwachen. Ganz bestimmt. “Das ist nicht wahr…das kann nicht sein. Das ist unmöglich!“ Joey spürte nichts mehr. Mit leeren Augen starrte er vor sich hin und ließ einfach alles mit sich geschehen. Er bekam einfach nichts mehr mit. Reagierte auf nichts. “Kaiba...ist nicht...tot!“, flüsterte er bevor er vollends das Bewusstsein verlor. -.-.-.- “Nicht tot!“, rief Joey panisch und schreckte auf. Irritiert blinzelnd sah er sich um und musste hart schlucken, als er begriff, dass er wieder davon geträumt hatte. Wieder den gleichen Traum geträumt hatte, der ihn schon seit drei Jahren immer und immer wieder einholte. Er war zwar seltener geworden, doch zeitweise kam es immer noch vor, dass er davon träumte wie die beiden Kaiba-Brüder… Resolut schüttelte Joey mit dem Kopf stand auf und lief ins Bad. Dort wusch er sich mit eiskaltem Wasser das Gesicht. Versuchte seine Gedanken nicht in die Vergangenheit wandern zu lassen. “Ablenkung, ich brauch unbedingt Ablenkung.“, murmelte er vor sich hin während er ruhelos und mit immer noch nassem Gesicht durch die Wohnung lief. Sein Atem ging stoßweise. Mit aller Macht versuchte er sich nicht von den drohenden Erinnerungen übermannen zu lassen. “Ablenkung, wo krieg ich Ablenkung?“ Sein Blick blieb auf dem Telefon liegen. Die Digitalanzeige des Anrufbeantworters blinkte ihm grell entgegen. Höhnte ihm nicht nur die Anzahl der ungehörten Nachrichten entgegen sondern auch die Uhrzeit. Kurz nach fünf Uhr Morgens. Joey fackelte nicht lange. Er griff zu dem kleinen, mobilen Telefon und wählte mit zittrigen Fingern Dukes Nummer. Er brauchte jetzt Ablenkung. Duke hatte sie ihm angeboten, also würde er sie auch annehmen, egal wie spät es war! Unruhig begann Joey wieder hin und her zu laufen. Das ewige Tuten machte ihn nur noch wahnsinniger. Warum ging Duke nicht dran? Der Ab sprang an und Joey presste seinen Daumen auf den roten Hörer nur um gleich darauf wieder zweimal den grünen zu drücken. Wieder dieses eklige Tuten. “Geh schon ran!“, fauchte Joey leise in den Hörer, doch es tat sich nichts. Sieben Mal. Acht Mal. “Herr Gott wer auch immer Sie sind ich hoffe Sie haben die Ausrede der Zeitverschiebung auf Ihrer Seite!“, fauchte ihm eine kratzige und sehr dunkle Stimme endlich entgegen und wie auf Kommando fiel ein großer Teil von Joeys Anspannung ab. “Duke? Ich komme mit, wann fliegen wir?“, überfiel er den anderen fast schon gedankenlos und lief in die Küche um sich einen Kaffee zu machen. “...“ “Duke? Noch da?“ “Ja, ich versuche nur gerade heraus zu finden, ob ich noch schlafe und träume oder ob mein lang verschollener Freund wirklich mit mir spricht.“, hörte er die ehrlich überraschte Antwort. Und nur deshalb wurde Joey grade nicht sauer. Nur minimal. “Haha“, entgegnete der Blondschopf überaus nicht-amüsiert bevor er ein tiefes Seufzen, gefolgt von einem herzhaften Gähnen zu hören bekam. “Okay...gut...bekomme ich auch den Grund, weshalb du mit fliegst und mir das um…zehn nach fünf Uhr Morgens mitteilen musst?“ Joey stockte. Joey wusste, dass Duke ahnte weshalb doch Duke musste eigentlich genauso wissen, dass Joey auf solche Fragen grundsätzlich keine Antwort gab. Deshalb schwieg er sich aus. Duke wieder rum brachte das nur wieder zum seufzen. “Na gut dann nicht. Also eigentlich wollte ich erst Morgen früh fliegen, aber wenn du willst können wir das auch verschieben.“, murmelte Duke einlenkend und durch den Hörer konnte man das Gluckern einer weitern Kaffeemaschine hören. Wieder fackelte Joey nicht lange. “Wir fliegen heute Nachmittag! Ich lass den Firmenjet bereitstellen und wir treffen uns um drei am Flughafen.“, bestimmte der Blondschopf und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Ein kurzes Schweigen folgte bevor Duke nun argwöhnisch wieder etwas entgegnete. “Joey,wirklich alles in Ordnung?“ Und wieder schwieg er sich aus. “Na gut, dann nicht. Bis nachher...und Joey? Ich verlass mich auf dich, okay? Nicht dass du dann plötzlich doch nicht fliegst!“ “Nein, werd ich nicht. Versprochen!“, entgegnete der angesprochener direkt und erntete so nur einen weiteren Seufzer. “Joey, mit so einer Antwort machst du mir nur noch mehr Sorgen. Okay, bis heute Nachmittag!“ “Bis dann!“, verabschiedete sich auch der Blondschopf und legte auf um sich den Reisevorbereitungen zu widmen, die ihm die gewünschte Ablenkung verschaffen würden. -.-.-. Am anderen Ende der Stadt legte ein Schwarzhaariger, junger Mann ebenfalls den Hörer seines Telefons wieder in die Station und seufzte tief. “Duke?“, riss ihn eine leise Stimme aus seinen düsteren Gedanken. Er hob den Kopf und lächelte leicht. “Hey...hab ich dich geweckt?“ Angesprochener schüttelte leicht den Kopf. “Nein, das penetrante Klingeln war laut genug. Wer war es denn?“ “Joey!“ “Joey?“ “Ja...Joey, ich konnte es im ersten Moment auch nicht wirklich glauben...er fliegt mit nach L.A. Er will aber schon heute Nachmittag fliegen.“, murmelte Duke und sah versonnen aus dem Fenster in die langsam erwachende Stadt, die trotzdem noch in Dunkelheit gehüllt war. Im Herbst keine sonderliche Überraschung. “Das ist doch gut, oder? Dann kommt er endlich ein bisschen raus und du musst nicht allein fliegen!“, murmelte der größere und schlang seine Arme liebevoll um den kleineren, der sich vertrauensvoll in die Umarmung schmiegte. “Stimmt wohl...“ “Aber?“ “Ich musste weder drängen noch sonst was! Ich habe gestern Abend einfach nur eine Nachricht auf dem AB hinterlassen und dann ruft er jetzt um diese Uhrzeit an. Freiwillig. So sehr ich mich auch freue, dass er zu gesagt hat. Irgendwie...macht mir gerade das die größten Sorgen!“, murmelte und seufzte frustriert. Und darauf hatte auch sein Gesprächspartner keine Antwort. Kapitel 1: Fin Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2: ~ And I don't want the world to see me Cause I don't think that they'd understand ~ ”Da bist du ja! Ich wollte gerade durchklingeln!”, empörte sich der schwarzhaarige, junge Mann als Joey aus dem Auto ausstieg, dass ihn bis zum Jet, der weit abseits des eigentlich Flugplatzes stand, gefahren hatte. Ein kleines und eigentlich ungewolltes Lächeln schlich sich auf Joeys Lippen und machte ihm nur wieder bewusst wie selten er dies eigentlich tat, da es sich zu einem ungewöhnlichen Gefühl entwickelt hatte wenn er die Mundwinkel nach oben zog. Trotzdem beließ er es diesmal und nickte Duke zu. ”Ich hab es dir versprochen und nun steig ein!”, meinte der Blondschopf freundschaftlich und betrat die kleine Treppe die hoch in den Jet führte. Duke lächelte ebenfalls und stieg seinem Freund hinterher. Er wurde von einer freundlich lächelnden Stewardess begrüßt und setzte sich dann Joey gegenüber, der völlig unbeeindruckt von dem ganzen Prunk um ihn herum direkt nach einem Wasser griff, dass für sie bereit gestellt worden war. Auch wenn Duke Luxus relativ gewohnt war – er verdiente mittlerweile alles andere als schlecht -, so konnte er es nicht lassen sich in dem kleinen Flugzeug umzusehen. Es war mit einem dunklen Teppich ausgelegt, der zwar edel aussah, aber seine genaue Farbgebung beim besten Willen nicht preisgeben konnte. Es war eine Mischung aus grau, blau und irgendwie etwas rotem, aber hässlich fand der schwarzhaarige ihn nicht. Die cremefarbenen und überaus bequemen Sessel passten jedenfalls hervorragend dazu und das schlichte Holz rundete das Bild ab. Schlicht, aber edel und trotzdem merklich vor Reichtum strotzend. ”Wie lange wolltest du eigentlich in L.A. bleiben?” Joeys Frage riss ihn aus seiner Beobachtung und er wandte seinen Kopf zu seinem Gesprächspartner ihm gegenüber. ”Weiß nicht. Die Messe dauert fünf Tage und beginnt morgen Vormittag! Morgen soll ich auch als einer der Ehrengäste vorgestellt werden und dann wollte ich mich ja noch über die ganzen Spiele da erkundigen…drei, vier Tage?”, schätzte er, sah Joey fragend an und versuchte eine Gefühlsregung in dem ihm eigentlich so bekannten Gesicht ab zu lesen. Doch es gelang ihm einfach nicht. Innerlich resignierend lehnte er sich in seinem Sessel zurück und wartete auf Joeys Antwort. Er kannte diese Spielchen. Er kannte sie nur zu gut. Nur waren es eigentlich nicht Joeys Spielchen, sondern die einer anderen Person. Doch er dachte nicht im Traum daran Joey das zu sagen. Er würde Joey nicht sagen, dass er solche Spielchen von Kaiba kannte. Genauso wenig wie er Joey sagen würde, dass der Blondschopf sich mittlerweile in eine fast perfekte Kopie des Eisklotzes verwandelt hatte. Denn Duke befürchtete, dass diese Spielchen und diese Maske mittlerweile nur noch das einzige waren, was Joey ausmachte. Alles andere schien nicht mehr zu existieren. Er sah vor sich nicht mehr den aufgeweckten, blonden, jungen Mann, der gerne mal ein Temperament ausreichend für zwei durchbrechen ließ, den ganzen Tag mit der Sonne um die Wette strahlte und das Leben in vollen Zügen genoss. Er sah nur noch einen jungen Mann in einem braunen Anzug und blonden Haaren, der mit stumpfem Blick auf seinen PDA starrte um die nächsten Termine zu vereinbaren. Der Joey, den er kannte war gestorben, als die beiden Kaiba-Brüder gestorben waren. -.-.-.- “Sir? Wir landen in fünf Minuten. Der Wagen zum Hotel steht bereit.“ Die sanfte und eigentlich leise Stimme der Stewardess riss Duke aus seinem Dämmerschlaf. Er blinzelte und sah wie Joey der jungen Frau zunickte und seinen Laptop zu klappte. Duke grummelte. “Jetzt sag mir bitte nicht, dass du den ganzen Flug gearbeitet hast!? Du beschäftigst äußerst qualifiziertes Personal. Die kommen auch mal ohne dich klar.“, murrte der schwarzhaarige und streckte sich ausgiebig. “Ich brauche keinen Schlaf und ein paar E-Mails kann ich dann doch nicht liegen lassen. Also bitte spar dir diesen Blick!“, wies Joey ihn an und wich dem anderen aber irgendwie schuldbewusst guckend aus. Duke seufzte tief und lehnte sich vor. “Sag nicht noch einmal Ich brauche keinen Schlaf, sonst bekommst du Ärger mit mir!“, meinte er bestimmend und griff kurzer Hand den Laptop. Bevor Joey reagieren konnte, hatte Duke ihn schon neben sich in seine Tasche geschoben. “Hey, was soll-“ “Den bekommst du erst im Hotel wieder. Nachdem wir ein paar Drinks getrunken haben!“, sagte Duke bestimmend und blickte den Blondschopf vor sich beschwörend an. Er hoffte, dass ein bisschen Alkohol seine Wirkung tun und Joey wie früher müde machen würde. Obwohl…müde schien er schon zu sein, er schien es nur nicht zu zulassen. “Duke!“ “Joey! Bitte, nur zwei Stunden! Du wirst noch wie-“, er stockte und merkte zu spät was er hatte sagen wollen. Joey schnaubte abfällig. “Sag es ruhig! Ich werd’ noch wie Kaiba, ich weiß, aber schlimm kann es ja nicht sein. Schließlich hab ich ja jetzt seine Firma am Hals. Also lass mich!“ Duke schnappte geschockt nach Luft. “Sag mal hörst du dir eigentlich selbst zu? Du warst doch früher der, der Kaiba für sein eiskaltes Workaholic-Dasein am meisten verurteilt hat und jetzt bist du selbst einer von denen. Joey, verdammt wach doch mal auf!“ Joey lachte schnaubend auf, dann erhob er sich aus seinem Sessel. “Danke Duke, ich bin schon lange wach!“, zischte Joey kalt und verließ den Jet. Duke registrierte erst jetzt, dass sie bereits gelandet waren und sah Joey tief seufzend nach. Er rieb sich übers Gesicht und starrte auf seine Hände. Es war zum verzweifeln. Joey war nicht nur dabei ein zweiter Kaiba zu werden, er war es schon längst. Vor kurzem hatte er irgendwie noch die Hoffnung gehabt irgendwo diesen heißblütigen Chaoten finden zu können, doch augenscheinlich war da nichts mehr. “Scheiße, Kaiba was hast du ihm angetan?“, fluchte er leise und griff nach seiner Tasche. -.-.-.- “Ein Drink, es bleibt dabei!“, forderte Joey und Duke nickte resignierend. Er zog den störrischen Blondschopf hinter sich her in die Hoteleigene Bar. Doch anstatt Joeys diskretem Hinweis nach zu geben und in eine stillere Ecke zu gehen, steuerte Duke gradewegs auf die Bar zu und setzte sich, dort angekommen auf einen Hocker. “Steh nicht rum wie angewurzelt, setz dich!“ Joey spießte den größeren mit einem missmutigen Blick auf. “Du hast mich schon dazu gezwungen mich umzuziehen und jetzt schleifst du mich direkt an die Bar!“, fauchte der Blonde leise und zupfte zur Unterstreichung an seinem Kapuzenpulli herum, den er mittlerweile nur noch trug, wenn er inkognito unterwegs sein wollte, was mittlerweile so gut wie nicht mehr vorkam, weshalb der Pulli seit bestimmt fünf Monaten nicht mehr zum Einsatz gekommen war, genauso wie all die anderen. “Was hast du? Früher hast du solche Pullis geliebt und hier in L.A. wird dich eh kaum einer erkennen. Zudem sind wir hier in so einem protzenden Luxushotel, dass dich eh niemand ansprechen würde, da es zu indiskret wäre. Blabla..also los, pflanz dich!“, versuchte Duke den anderen zu beschwichtigen und zog ihn leicht näher an den Hocker heran. Der gab sich geschlagen und kletterte auf den Hocker. Duke atmete auf. Dann sah er sich nach dem Barmann um, der aber gerade durch einen Vorhang verschwand. Innerlich zuckte Duke die Schultern und wartete ab. Kurz darauf tauchte er wieder auf, doch diesmal war es anstatt eines schwarzhaarigen, groß gewachsenen Mannes ein relativ junger Mann mit haselnussbraunen Haaren. Schichtwechsel, dachte Duke und bestellte freundlich lächelnd die Drinks für sich und Joey, der desinteressiert auf das Holz der Theke starrte. Dass sie beobachtet wurden bemerkten beide nicht. Genauso wenig den aufgeregten Wortwechsel hinter dem Vorhang. -.-.-.- “Das sind sie! Sie sind hier in L.A.! Duke und Joey!“, flüsterte ein Junge im Alter von 15 Jahren und bemühte sich ruhig zu bleiben. Etwas, was der Person mit der er sprach anscheinend ohne große Mühe gelang. “Wir wussten beide, dass es irgendwann so kommen könnte, also bleib locker! Dich erkennt man nicht, mich genauso wenig. Außerdem ist morgen die Spielemesse. Dass einer von den beiden hier auftaucht war doch zu erwarten.“, meinte die deutlich größere Person leichthin und zog sich die einfache Kapuzenjacke über. “Aber...Aber...Gott, dass ist so plötzlich und so. Hast du gesehen wie er aussieht? So müde und erschöpft. Und so blass. Er hat gar nicht gelächelt. Er hat eigentlich immer gelächelt!“, flüsterte der kleinere nun niedergeschlagen und sah durch den kleinen Spalt im Vorhang in den Barraum. Er hörte ein leises seufzen und drehte sich wieder zu dem Größeren um. “Hey...es ist nicht leicht die Kaiba-Corporation zu leiten und dass er es so erfolgreich tut fordert manchmal Opfer. Das weißt du!“ Traurig sah er zu dem größeren auf griff dann zu seiner Umhängetasche, die am Boden stand. “Ja...ich weiß aber...es ist doch Joey...Er ist doch...Joey“, wisperte der kleinere und lief vor raus, dem Personalausgang entgegen. Er bemerkte nicht, dass sein größerer Gefährte noch kurz einen Blick in den Barraum warf, bevor er dem kleineren folgte. Ich weiß, Kleiner...aber das ist alles nicht mehr, dachte er bei sich und beide verließen das Hotel und wurden von der Dunkelheit, die draußen mittlerweile die Stadt in Beschlag genommen hatte, verschluckt. -.-.-.- “Duke! DU bist der Ehrengast, nicht ich und du trödelst!“, maulte Joey mies gelaunt und sah zum wiederholten Male auf seine Armbanduhr. Seinen PDA sowie sein Blackberry, sein Handy und den Laptop hatte er sich weg nehmen lassen. Er hatte sich sogar wieder dazu überreden lassen normale Kleidung zu tragen. Doch dazu hatte Duke noch nicht einmal sonderliche Überzeugungsarbeit leisten müssen. Die Argumente bequem, du bist viel auffälliger im Anzug, du hast keine Lust, auf ein Mittelpunkt-Dasein, was auf einer Spielemesse dann doch sehr wohl gegeben sein würde, hatten gereicht und Joey war freiwillig in eine dunkelblaue Jeans und einen dunkelgrünen Kapuzenpulli geschlüpft. Er hatte sich sogar zu seinen immer noch sehr geliebten Lederarmbändern und seiner ledernen Armbanduhr hinreißen lassen, die er grade ungnädig in Grund und Boden zu starren versuchte, als ob sie etwas dazu könnte, dass Duke wieder einen Egotrip mit Paranoia gespickt schob. Das äußerte sich mit dauerhaft schlechter Laune, keinem zufrieden stellenden Outfit und keiner Frisur, die ihn standesgemäß würde aussehen lassen können. Im Endeffekt sah es eh wie immer aus. “DUKE!“, fauchte Joey ungehalten und stiefelte nun vollends entnervt ins Bad. Ungeachtet der empörten Ausrufe des größeren, zog er diesen aus dem Bad, schnappte sich seine Tasche und zog Duke dann aus dem Zimmer. “Ich will nicht Schuld an deiner Verspätung sein, also los jetzt!“, schnauzte Joey und schritt energisch voran zum Aufzug, der sie in die Lobby herunterbrachte. Duke schwieg beleidigt. Zupfte aber immer wieder an seinen Haaren herum, während er Joey weiterhin verbissen anschwieg und ignorierte. Seine Art andere zu bestrafen, doch Joey störte das wenig, da er eh seine Ruhe haben wollte. Die hatte er sogar bis kurz vor der Halle in der die Messe stattfinden sollte. Draußen tummelten sich Massen von Menschen. Jung bis alt stand auf dem Bürgersteig und überflutete auch Teile der abgesperrten Straße, durch die sie nun aufgrund der Sondergenehmigung doch hindurch fuhren. Überall standen zu Fleisch gewordenen Comicfiguren rum und alberten mit ihren Freunden. Da traf Zelda auf Spiderman und dort wurde Joker herzlich von Cloud umarmt. Es war paradox und Joey war einmal mehr froh über die verspiegelten Scheiben der Limousine, die sich durch die Leute schlängelte. Denn all diese Menscen machten mit neugierigen Blicken auf das Gefährt nur langsam Platz und es entwickelte sich zu einer wahren Geduldsprobe vorwärts zu kommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch hielt das Auto an dem eigens dafür angelegten Seiteneingang der V.I.P.’s und Joey atmete auf. Er zog sich seine Kapuze auf den Kopf und die Sonnenbrille auf die Nase. Duke beließ es bei der Sonnenbrille und mit schnellen Bewegungen stiegen sie aus. Mit geübten und schnellen Schritten lief Joey im Schutze der großen und bulligen Leibwächter in die Halle während Duke sich mit Absicht Zeit und von den dort wartenden Leuten begaffen und fotografieren ließ. Joey verdrehte die Augen. “Wofür hat der sich denn dann ’ne Sonnebrille überhaupt aufgesetzt?“, brummelte er und zwang sich dazu einmal tief durch zu atmen. “Einige Leute schätzen die Öffentlichkeit mehr als andere, Mr. Wheeler. Oder sollte ich lieber Joey sagen? Unter so alten Bekannten kann man es doch beim Vornamen belassen, nicht wahr?“ Joey erstarrte und verharrte stocksteif, immer noch nach draußen starrend. Er brauchte den Blick nicht zu wenden um zu wissen wer ihn gerade angesprochen hatte. Diese schnarrende Stimme würde er überall wieder erkennen. Schließlich hatte er sie schon oft genug hören müssen und war auch in der letzten Zeit nicht wirklich von ihr verschont worden. “Pegasus!“, stellte er dann trocken fest, als er sich von dem Schreck erholt hatte und versuchte sich etwas zu entspannen. Angesichts der Anwesenheit des so ungeliebten Menschen neben ihm kein leichtes Unterfangen. Mit einem absolut gekünstelten Lächeln wendete Joey seinen Blick nun doch nach rechts und sah sich mit einem geradezu eklig freundlichem Lächeln konfrontiert, dass ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. “Ich hätte Sie hier nicht erwartet!“, schob er hinterher und ignorierte die ihm zur Begrüßung hingestreckte Hand gekonnt. Doch Pegasus ließ sich davon nicht irritieren und lachte leicht auf. “Dasselbe könnte ich auch von Ihnen sagen, Joey. Heißt es doch, Sie seien ein viel beschäftigter Mann und es wäre Ihnen nicht möglich zu etwas so unwichtigem wie solch einer Messe zu erscheinen. Aber ich bin der letzte der Ihnen so etwas verübeln würde. Schließlich ist die Kaiba Corporation ein weltweites Unternehmen. Da fällt eine Menge Arbeit an, nicht wahr?“ Joey grinste freudlos. “Pegasus, bei allem Respekt den ich für Sie aufbringen kann, und das ist beileibe nicht grade viel. Bitte sparen Sie sich Ihre Attitüden. Wir sind keine Freunde und werden auch nie welche sein. Jemand der glaubt mir so dreist die Corporation unterm Hintern weg klauen zu können, kann und werde ich nicht meinen Freund nennen. Ach, wo wir gerade dabei sind, mein Sekretär wünscht wieder von Ihnen eingestellt zu werden. Obwohl ich bezweifle, das er dazu noch fähig ist.“, gab Joey lapidar von sich und bewirkte, dass Pegasus Lächeln auf seinem Gesicht gefror und schließlich ganz erstarb. “Sie sind immer noch so unverschämt wie ich Sie in Erinnerung habe, Wheeler!“, zischte Pegasus freudlos. Nun grinste Joey. “Und Sie immer noch so schmierig falsch und hinterlistig! Schreiben Sie sich hinter die Ohren, dass ich nicht blöd bin und Sie mich nicht einfach so austricksen können!“ Duke trat an Joey heran. Er hatte sein Bad in der Menge zu sehr genossen, weshalb ihm erst im letzten Moment auffiel mit wem Joey sich da unterhielt. Auch Duke erstarb das Grinsen in dem Augenblick, in dem er Pegasus erkannte, doch im Gegensatz zu Joey brachte er noch genug Disziplin auf Pegasus mit einem Nicken zu begrüßen und Joey dann sanft von Pegasus weg zu schieben. Trotz dieses Umstandes ließ der es sich nicht nehmen auf Joeys Aussage noch etwas zu entgegnen. “Ich werde nie verstehen welche Droge Kaiba genommen hat, die ihn dazu veranlasste dir die Firma zu überschreiben!“, rief er ihm hinterher und entlockte Joey ein freudloses Lachen. Duke schob Joey einfach weiter. “Hör nicht auf den! Er ist alt und hat keine Ahnung was er da sagt. Und schlagfertig war das auch nicht!“, versuchte Duke ihn zu beschwichtigen, doch das brauchte Joey gar nicht. Vorsichtig machte er sich von Duke los und lächelte ihn kurz an. Auch wenn dies nicht die braunen Augen des kleineren erreichte, beruhigte es Duke ein bisschen. “Schon gut, ich weiß. Ich bin einfach immer noch so sauer. Wegen dem Idioten hab ich zwei Millionen verloren!“ Duke lachte. “Hey…du arbeitest in Milliardenbereichen. Die zwei Millionen sind da dann doch Peanuts. Außerdem hast du Industrial Illusions doch einen entsprechenden Vergeltungsschlag versetzt. Der will sich doch nur aufplustern, weil er sich gekränkt fühlt. Du bist noch nicht lange im Geschäft und kannst es besser als er!“ Joey seufzte. “Ich weiß…trotzdem. Jedenfalls kann er sich sicher sein, dass er die Kaiba Corp. nur über meine Leiche bekommt.“, sagte Joey fest entschlossen und ging den Gang weiter entlang, den Schildern die zur Halle verwiesen folgend. Duke lachte. “Na da können wir ja froh sein, dass er sich das abgewöhnt hat, was?“, fragte Duke im rhetorischen Ton und schlug Joey freundschaftlich auf die Schulter. Joey nickte nur und gemeinsam betraten sie den abgesperrten Bereich der Halle, indem sich die geladenen Gäste vor der Eröffnung aufhalten konnten. -.-.-.- Joey atmete tief durch und war froh ohne noch weiter großartigen Aufhebens aus dem V.I.P.-Bereich heraus gekommen zu sein. Er war froh, dass sein Gesicht bei den Leuten hier noch nicht all zu bekannt war. Dafür waren die Leute, so hatte Joey das Gefühl, zu ignorant. Er hatte sich lediglich als Joey und guter Freund von mir vorstellen lassen, was Duke ausnahmsweise anstandslos getan hatte. Manchmal konnte sich Joey nicht entscheiden ob Duke es jetzt gut fand, dass Joey Leiter der Kaiba Corp. war, oder nicht. Denn er verhielt sich jedes Mal anders, wenn es darum ging Joey vor zu stellen. Vielleicht kam es ihm auch einfach nur so vor. Oder vielleicht war es für Duke genauso ungewohnt und völlig unpassend, dass er als Leiter der Kaiba Corp. vorgestellt werden müsste. Jedenfalls war es für Joey so. Er sah in sich immer noch diesen absolut durchschnittlichen Jungen, der in diese piekfeine Welt einfach nicht hinein passte. Tief seufzend lief Joey weiter und dankte Duke im Stillen, dass er ihm diese Fluchtmöglichkeit so schnell eröffnet hatte. Joey hatte es irgendwie auch einfach nicht riskieren wollen, dass einer dieser Ignoranten sich über seinen Job näher hätte erkundigen wollen, denn er war immer noch ein recht schlechter Lügner. Er hatte es lediglich gelernt die Wahrheit gut zu verpacken, doch auch das machte er nicht gern. Er lief lieber unerkannt durch die Menge der Jungen und Mädchen jeden Alters, die um ihn herum die Stände inspizierten und sich unter einander so ausgelassen und begeistert über irgendwelche Geschichten unterhielten oder Spielstrategien diskutierten. So unerkannt begann Joey sich nicht nur mehr und mehr zu entspannen sondern auch sich etwas wohl zu fühlen. Noch vor drei Jahren hatte er auch so diesen Jugendlichen gezählt. Da hatte er mit den anderen auch Spielstrategien besprochen. Die neusten Comics und die beste Grafik diskutiert. Und jetzt? Machte er Geld mit dieser fast schon als Wahnsinn zu bezeichnende Euphorie. So tief in seinen Gedanken verstrickt, die zwischen hoch und tief wechselten, sah er den Jungen zu spät, der sich mit hohem Tempo durch die Menge schlängelte und bei jedem freien Wegstück begann zu rennen. Der Junge selbst hatte sein Handy am Ohr und erzählte auf Englisch aufgeregt von irgendwelchen Karten. Noch bevor einer der beiden reagieren konnte, stießen sie zusammen und fielen aufeinander. Der Junge obenauf. Unter ächzen und stöhnen versuchte Joey sich aufzurappeln. “I’m so sorry, it’s my-“ Irritiert davon, dass der Junge nicht weiter sprach sah Joey auf und erstarrte. Augenblicklich wurde ihm schlecht und er glaubte zu fantasieren. Nur waren seine Schmerzen dafür doch zu präsent. Diese dunkelblauen Augen. “Mo...Mokuba!?“ Kapitel 2: Fin Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3: ~ Looking back at me I see that I never really got it right ~ Erstarrt sah er den bleichen Jungen an. Sie sahen sich einfach nur an. »Noah? Noah, what happened? Noah, do you hear me?« Erschrocken zuckte der Junge zusammen und nahm sein Handy auf und räusperte sich. “Sorry, ehm Sam, I'll call you later!“, nuschelte der Junge und Joey konnte einen Akzent aus der Stimme hören. Der war zwar kaum wahrnehmbar, aber er war zweifellos da und ihm drehte es nur wieder den Magen um. »Ehm...okay? But you're fine?« “Yes, see ya“, brabbelte er und klappte das Handy zusammen, dann stand er ganz auf und hielt Joey seine Hand hin. Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Nichts war mehr von dem Schreck, der fast schon wie ein Schock ausgesehen hatte und Joey immer noch in seinen Fängen hielt und es ihm außerdem unmöglich machte die Hand zu ergreifen, lag in dem Gesicht des jüngeren. “Sir, I’m very sorry! Can I help you?“, fragte der andere freundlich und riss Joey nun doch aus seiner Starre. “Du...Du bist Japaner!“, stammelte Joey direkt auf seiner Muttersprache los und versuchte sich und sein inneres so weit zu beruhigen, dass er wieder klar denken konnte. Doch es war ihm einfach nicht wirklich möglich. Der Junge vor ihm. Er sah Mokuba so ähnlich. Die gleichen Augen, die gleichen Gesichtszüge, wenn auch markanter und auch wenn die Haare Haselnussbraun und kurz zudem modern gestylt waren. Er sah Mokuba so ähnlich, dass es weh tat. Er hatte eine Jeans und einen gestreiften Pulli an. Der Junge sah aus wie eine etwas gealterte und modifizierte Version von Mokuba. Und trotzdem. Eigentlich konnte er es nicht sein. Mokuba war doch…Mokuba war tot! Das wusste niemand anderes besser als Joey selbst. “Ehm...yes! Meine Eltern waren Japaner, aber ich bin hier geboren.“, antwortete der Junge und hielt ihm unbeirrt mit einem fast schon fest getakertem Lächeln die Hand entgegen. Joey schluckte hart. Er spürte wie er begann zu zittern. Der Blick des Jungen veränderte sich. Joey glaubte kurz etwas wie Schuldbewusstsein darin aufblitzen zu sehen, dann stand nur noch Sorge darin. “Sir, what's wrong? You are pale!“, meinte der Junge besorgt und kniete sich zu Joey. ”Wie...Wie heißt du?”, fragte Joey mit zittriger Stimme und der andere stutze leicht. ”My name is...ehm ich heiße Noah Smith, Sir!”, erklärte der andere und in beiden Sprachen konnte man Akzente der anderen hören. Joey war verwirrt. Mit jedem Wort, was der andere sagte, glaubte er nicht nur Mokubas etwas dunkler gewordene Stimme zu hören. Er merkte, dass es dem Jungen schwer fiel im japanischen zu bleiben und er konnte nicht sagen ob das echt oder gespielt war. Außerdem war Mokuba doch tot! Er könnte nicht einfach plötzlich vor ihm stehen. Mit kurzen, braunen Haaren und sich als Noah Smith vorstellen. Er schüttelte leicht den Kopf und rappelte sich ohne die Hilfe von Noah auf. ”Sch-Schon gut. Tu-Tut mir Leid. Du...Du siehst nur so aus wie...wie jemand den ich kannte.”, stotterte Joey und steckte seine Hände in die Tasche um sein zittern zu verbergen. ”Oh - Ehm, yeah, ich bin das dann ja wohl nicht! Und Ihnen geht es gut? Ich muss nämlich weiter!”, fragte der Junge freundlich und stand wieder auf. Joey nickte stoisch und versuchte zu lächeln. Es fühlte sich an als ob er eine Fratze zog. Doch dem Amerikaner schien das zu genügen und mit einer Abschiedsfloskel drehte er sich um und lief weiter. Plötzlich fühlte Joey sich schmerzlich in die Vergangenheit versetzt. So wie der Junge lief. Mokuba war genauso gerannt als er zu dem Bürogebäude gelaufen war um seinen großen Bruder zu holen. Joey presste seine brennenden Augen zusammen und versuchte den Kloß im Hals zu schlucken. Seine Brust war schmerzhaft zusammengeschnürt und machte es ihm fast unmöglich zu atmen. Ich muss hier weg, dachte er und mit zittrigem Schritt drehte er sich um und lief los. Je näher er dem V.I.P.-Bereich kam desto mehr Tempo legte er zu. Sein Kopf schwirrte. Ihm war so schlecht. Keuchend und leichenblass kam er dort an und rannte Duke fast um. Der blinzelte ihn erschrocken an. ”Joey? Joey, was ist los?”, fragte er äußerst besorgt und versuchte seinen zitternden Freund zu beruhigen. ”Du-Duke...ich will hier weg. Lass uns gehen. Bitte. Ich will hier weg, nur weg. Bitte.”, wisperte der Blondschopf kraftlos und versuchte verschämt sein Gesicht in seinen Händen zu verstecken. Nun war Duke alarmiert. ”Sofort, einen Moment! Geh schon mal vor zum Wagen, er müsste noch da stehen.”, wies Duke den kleineren sanft aber bestimmt an und schob ihn in Richtung der Tür, aus welcher sie vor zwei Stunden, vor Eröffnung der Messe gekommen waren. Joey nickte einfach nur und lief so schnell ihn seine nun wirklich wackligen Beine tragen konnten zum Auto. Er wollte nur weg. Einfach weg von dem Ort an dem er einen Jungen getroffen hatte, der ihm seine Vergangenheit so schmerzlich bewusst gemacht hatte. -.-.-.- “Gott, das weiß ich selbst! Aber bitte wie hätte ich reagieren sollen, häh? Ich hab ihn gestern erst in der Bar getroffen und heute renn’ ich ihn auf der Messe über den Haufen. Ich mein, da waren bestimmt an die dreitausend Leute in der Halle und ich lauf ausgerechnet in Joey rein. Und dann nennt er mich auch noch Mokuba! Ich - ich war...so-“, mit brüchiger Stimme versuchte er dem größeren zu erklären was in ihm vorging, doch irgendwann versagte sie einfach. Niedergeschlagen ließ er sich auf den Stuhl fallen und sah seinen großen Bruder hilfesuchend an. “Er...Er ist so blass geworden und war fürchterlich geschockt. Ich mein, er hat - Wenn Sam mich nicht angesprochen hätte, ich weiß nicht was ich dann getan hätte!“, wisperte er und senkte nun Schuld bewusst seinen Kopf. “Du hättest gar nichts getan, Noah!“, sagte der ältere kühl und bestimmt und schloss seinen Anorak. “Aber-“ “Nichts Aber!“, fuhr der größere seinem Bruder dazwischen und funkelte ihn an. “Du kannst doch nicht bei der ersten Gelegenheit Schwäche zeigen! Du fühlst dich zu sicher, kann das sein? Überleg mal bitte was passieren könnte. Überleg dir das gut und dann sag mir ob es das wert ist?“, sprach der andere fordernd und maß das nun nur noch kleine Häufchen Elend mit einem abschätzigen Blick. “Ja, schon.“, kam dann die verzögerte und deutlich unwillige Antwort, gefolgt von einem tiefen Seufzer. “Nur, er war so blass und durcheinander und – du hättest ihn sehen müssen!“, meinte Noah nun doch wieder nachdrücklich und nun war es an dem Größeren zu seufzen. “Kann schon sein. Trotzdem suchst du nicht weiter seine Nähe, hast du gehört? Es reicht schon, dass er weiß, dass du japanisch sprichst! Wenn er in die ganze Geschichte mit hinein gezogen wird, kommt er nie über den Tod der Kaibas hinweg. Es ist grade genug Gras über die ganze Geschichte gewachsen, da brauchen wir keinen Rasenmäher, hast du verstanden? Also halt dich bedeckt bis sie wieder weg sind.“ Noah seufzte tief und sah seinem Bruder dabei zu wie er sich dazu bereit machte zur Arbeit zu gehen. Er grinste schief und lachte hohl auf. “Wenn man dir zuhört, könnte man wir hätten sie auf dem Gewissen.“, meinte er leise und reizte nun auch seinen großen Bruder zum lachen. “Haben wir etwa nicht?“, antwortete der amüsiert und wuschelte dem kleineren durch die Haare. “Bitte lass es nicht wieder in dem gleichen Chaos enden wie letztes Mal, okay?“ Noah nickte nun verschmitzt grinsend und schloss dann die Tür hinter dem größeren. Kurz lehnte er sich an die Tür und lachte wieder leicht. “Stimmt, im Grunde haben wir sie umgebracht.“, murmelte er leise und nach einem tiefen seufzen schließ sich ein schiefes Grinsen auf seine Lippen. Dann lief er ins Wohnzimmer um seinen besten Freund Sam anzurufen. -.-.-.- “Aber wenn ich es dir doch sage? Er sah aus wie Mokuba! Nur mit braunen, kurzen Haaren und zwei, drei Jahre älter.“, fauchte Joey ungehalten und tigerte im Hotelzimmer auf und ab. Er hatte Duke nach dessen beständigen Drängen hin erzählt was ihm auf der Messe passiert war. “Aber Joey - Du weißt, dass das nicht sein kann. Mokuba ist tot.“, versuchte Duke seinem Freund zu erklären, doch der wollte das gar nicht hören. “Das weiß ich verdammt noch mal auch! Ich sagte: Er sah so aus!“, schrie Joey nun ungehalten und fuhr sich mit zittrigen Händen durch die Haare. Sie drehten sich im Kreis. Die Diskussion und Joeys Gedanken. Alles drehte sich im Kreis und Joey glaubte fast verrückt zu werden. Er wollte schreien und toben und heulen und seinen Frust los werden, doch er konnte und durfte nicht. Nicht vor Duke und nicht vor sich selbst. Er durfte jetzt nicht sein Gesicht verlieren. “Joey-“ “Sprich nicht mit mir als wäre ich verrückt! Ich habe selbst gesagt er sah nur so aus, verdammt. Er heißt Noah Smith und ist hier in Amerika geboren und kann japanisch, weil seine Eltern Japaner waren. Duke, ich bin nicht bescheuert.“, fauchte Joey nun wieder und durchbohrte Duke mit einem bösen Blick. Der seufzte tief. “Aber-“ “Nichts aber! Verdammt...du hättest ihn sehen sollen. Dann würdest du mich jetzt verstehen.“, versuchte Joey sich ein letztes Mal zu erklären, doch als er Dukes Blick sah, wusste er, dass er kein Verständnis erwarten könnte. Eher standen Angestellte einer geschlossenen Einrichtung vor der Tür. “Weißt du was? Vergiss es! Ich geh in die Bar.“, fauchte Joey unwirsch und schmiss wütend die Tür hinter sich zu. Mit stechendem Schritt lief er die Treppen hinunter in die Bar. Er brauchte jetzt einen Drink. Einen starken Drink! Innerhalb weniger Minuten war er in der kaum besuchten Bar. Nicht verwunderlich, da es erst früher Nachmittag war, doch dafür hatte Joey jetzt kein Auge. Er lief zur Bar direkt auf den Mann zu der mit dem Rücken zu ihm gedreht, gerade Gläser ein räumte. “Whiskey!“, orderte er harsch und schob dann doch ein, “Bitte“, hinterher. Als das Glas kurz darauf vor ihm stand, stürzte er es in einem Zug herunter und knallte das Glas unsanft zurück auf den Tresen. Er atmete einmal tief durch und hob den Blick um ein weiteren Drink zu bestellen. Es war noch schlimmer als auf der Messe. Als er in das Gesicht des Barkeepers sah wurde ihm augenblicklich schwindlig. Er keuchte und krallte sich am Tresen fest. Alles drehte sich und er bekam Panik. Die kalten, blauen Augen. Obwohl sie gar nicht so kalt wirkten wie er sie in Erinnerung hatte. Joey würgte. “Oh Gott...“, wisperte er und rutschte vom Barhocker. Stolpernd lief er rückwärts. “Nein...Nein...du...du bist tot...das..“, krächzte er kraftlos und kämpfte dagegen an, dass seine Beine ihm den Dienst versagen wollten. “Sir, what's wrong?“, obwohl die Stimme sanft klang, fühlte sich jedes einzelne Wort an wie ein Schlag ins Gesicht. “Nein...Nein..du-du bist tot...tot...ich hab doch...“, er presste die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Das war zu viel. Einfach zu viel. Erst der Junge, der wie Mokuba aussah und nun ein Mann der trotz schwarzer Haare und wesentlich sanfterer Ausstrahlung aussah wie Seto Kaiba persönlich. “Sir? Sir, what’s the matter? Do you hear me?“, hörte er die verzerrten Worte, dann hörte er nur noch einen spitzen Schrei, wie etwas zu Bruch ging und dann wurde alles schwarz. “Du..bist doch...tot...“, wisperte er. Dann wurde er vollends bewusstlos. Kapitel 3: Fin Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4: ~ What I want to erase What I need to forget ~ “I confine him to bed and he has to stop overexerting himself any further. The injection will reduce the fever in the next hours. Such an experience has to be accomplished with help of a professional. So, as soon as possible you have to seek for medical advice and he should reduce his stress level!” Duke nickte seufzend und sah zu Joey, der immer noch schlafend auf dem Bett lag. Er hatte sich fürchterlich erschrocken, als ein Hotelangestellter mit Joey Huckepack wieder kam. Noch erschrockener war er über die Schilderung des Pagen, der gleich begleitet von einem Arzt, der durch Zufall mit in der Bar gewesen war, ins Zimmer getreten war. Innerhalb kürzester Zeit war Joey versorgt worden. Doch er war von Bewusstlosigkeit direkt in einen tiefen Schlaf hinüber geglitten. Duke hoffte inständig, dass dieser Traumlos sein würde. “Thank you, Doc!“, sagte Duke leise und erntete ein nachsichtiges Lächeln. “You’re welcome. Take care of your friend!“ Duke nickte und begleitete den Arzt hinaus. Dann sah er noch einmal nach Joey, doch der schlief immer noch tief und fest und wenn er den Worten des Arztes Glauben schenken konnte, so würde er das voraussichtlich den ganzen Abend und sogar die Nacht hindurch tun. Duke atmete einmal kurz durch, schnappte sich die Zimmerkarte und verließ das Zimmer. Er wollte den Barkeeper befragen, denn der hatte, laut Page, alles von vorn herein mitbekommen und im Gegensatz zum Pagen müsste er doch einiges mehr wissen. Wenigstens die Ursache! Innerhalb weniger Minuten war er unten in der Bar angekommen in der zu seiner Erleichterung noch recht wenige Gäste saßen. Zielstrebig ging er zur Theke und setzte sich auf einen der Hocker. Kurz bevor er sich bemerkbar machen wollte drehte sich der Barkeeper um und Duke blinzelte überrascht. Der Mann vor ihm sah im ersten Moment aus wie... “Deshalb wohl-“, wisperte Duke und atmete tief durch. Na wenigstens konnte er sich Joeys Überreaktion ein bisschen erklären. Allerdings war bei näherem Hinsehen genauso erkennen, dass der Mann grüne Augen und schwarze Haare hatte. Zudem war Seto Kaiba tot und außerdem konnte sich Duke ebenso wenig vorstellen, dass der Kaiba sich dazu herablassen würde, als Barkeeper in einem Luxushotel zu arbeiten. Aus welchen Gründen auch immer. “Can I help you?“, fragte der Mann vor ihm nun freundlich und Duke wurde aus seinen Gedanken katapultiert. Er lächelte schief. “I’m sorry but I’ve got a question. My friend was here. I suppose 30 minutes ago? Blond hair? He collapsed!“, versuchte er zu erklären und Verständnis zeichnete sich auf dem Gesicht des Barkeepers ab. ”Oh yes, I know! How is he?” Duke grinste schief. Aus irgendeinem Grund war er nervös. Irgendwas an diesem Mann machte ihn nervös und er konnte sich nicht erklären weshalb, denn es gab keinen Grund dazu. Oder erinnerte ihn dieser Mann ebenfalls an Kaiba? Denn einzig bei dem ehemaligen Chef der Kaiba Corp. war es ab und zu vorgekommen, dass ihn Nervosität überrannt hatte. Doch dieser Mann konnte nicht Kaiba sein. Dafür war die Stimme nicht dunkel und schneidend genug! ”Ehm...yes, he has fallen asleep a few minutes ago so I think he's okay for now, thank you. Ehm - I’m here to ask you if you know what happened exactly.” Der Mann verzog entschuldigend lächelnd die Mundwinkel. ”No, I’m sorry! I didn't understand a word he said. He seemed to be puzzled, or more like shocked. And he mumbled and stammered something in japanese, I suppose, so no, I didn't unterstand anything!" Duke seufzte. ”Das hab ich befürchtet.”, murmelte er mehr zu sich als zu seinem Gegenüber und lächelte ihn dann an. ”It's okay, anyway thanks!”, wiegelte er dann wieder deutlich hörbar ab und der Barkeeper nickte ihm zu. Dann ging er zu einem anderen Gast. ”Mist.”, wisperte er frustriert und fuhr sich durch die Haare. ”Gott, Joey...warum ausgerechnet jetzt?” Natürlich erhielt er keine Antwort. Wie auch wenn keiner da war? Mit einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr konnte er erkennen, dass er keinen Erfolg haben würde, wenn er jetzt in Japan anrufen würde. Zumindest ein schlechtgelaunter, und sich noch voll im Tiefschlaf befindlicher Tristan würde ans Telefon gehen. Doch das brachte ihm auch nicht sonderlich viel, außer das alle sich wieder Sorgen machen würden. Gedankenverloren bestellte er sich einen Drink und versuchte eine Lösung für sein Problem zu finden. Immer wieder drehte er sein Glas in den Händen hin und her ohne einen Schluck zu nehmen, während er genauso gedankenverloren auf die caramellene Flüssigkeit sah die sich an den Eiswürfeln immer wieder brach. Irgendwann jedoch, als er merkte erst mal auf keine Lösung kommen zu können, stürzte er den gesamten Drink in einem Zug herunter und atmete einmal tief durch. ”Irgendwie wird es schon klappen.”, versuchte er sich murmelnd selbst Mut zu zusprechen und ließ den Drink auf die Rechnung schreiben. Danach führten ihn seine Schritte wieder zurück in das Zimmer in dem Joey immer noch schlafend auf dem Bett lag. Das Fieber war mittlerweile wirklich gesunken doch sonderlich ruhig war der Schlaf des Blonden trotzdem nicht. Alpträume schienen ihn zu plagen. Doch da Duke beim besten Willen nicht wusste was er hätte tun können setzte er sich einfach auf den Bettrand und schaltete den Fernseher leise ein. Irgendwie musste er sich ablenken und gleichzeitig aber noch für Joey da sein können. Er hatte zwar keinen Sinn für das laufende Programm und konzentrieren konnte er sich erst Recht nicht darauf, doch das englische Geplänkel im Hintergrund gab ihn in seiner akuten Hilflosigkeit wenigstens ein bisschen das Gefühl, dass es so etwas wie Normalität gab. -.-.-.- ”Er ist WAS?”, erschrocken sprang Noah vom Sofa auf. Die Pizza, die sein Bruder Sam und ihm mitgebracht hatte, ließ er nun völlig außer Acht. Genauso wie die erschrockenen Blicke seines besten Freundes, der nicht nur über dessen Reaktion erschrocken war sondern sich mal wieder ärgerte, dass Noah schon wieder japanisch sprach. Eine Sprache die ihm trotz öfteren Hörens immer noch völlig unverständlich war. Muffelig nahm Sam sich ein Stück Pizza und wandte sich demonstrativ wieder dem Film zu. Er wollte gar nicht mehr wissen was die beiden Brüder jetzt schon wieder ausdiskutieren mussten. “Jetzt mach hier nicht so einen Aufriss, ihm geht es gut! Devlin hat es selbst gesagt!“, meinte sein Bruder leichthin und grummelte. Innerlich verfluchte er sich dreimal, Noah das Geschehene erzählt zu haben. Konnte er denn etwas dafür, dass dieser Wheeler so ein schwaches Nervenkostüm besaß? Wohl eher nicht! “Aber...Aber Joey ist umgekippt nur weil er dich gesehen hat und du hast nichts gemacht?“ Entgeistert sahen ihn die dunkelblauen Augen des anderen an und der größere seufzte entnervt. “Hey! Ich hab einen Pagen gerufen, der ihn hoch getragen hat. Ein Arzt war als Gast da und hat ihn direkt untersucht, also reg dich ab und iss die Pizza bevor sie kalt wird!“, herrschte er den kleineren an, der erschrocken zurück zuckte. Dann wurde er noch wütender. “Mathew! Was soll das?“, fragte er knurrig und funkelte den anderen böse an. Der jedoch erwiderte den Blick eiskalt, schnaubte und ging dann ins Bad. Noah blähte empört die Wangen auf. “Di-Did you see that?“, fragte er Sam entsetzt. Der seufzte und nickte. “Yes, but I didn’t understand a word, as everytime. Noah, what’s the matter? You're really surprised? Your brother always behaves like this,nothing new, right? Don’t know why, s'pose he don’t want to speak 'bout it. May be he worries about something or want to show up a brave front, like, Nothing can touch me, you know? So don’t ask me!“, erklärte der Amerikaner leicht frustriert. Wieso sollte er wissen, was in diesem Mathew vorging. Noah war sein Bruder nicht Sam. Noah stockte blinzelnd. “What did you say?“, fragte er und begann zu grinsen. Sam blinzelte nun ebenfalls, aber irritiert. “Sam, you are ingenious!“, rief Noah und lief ebenfalls ins Bad. Einen nun vollkommen verwirrten Freund zurück lassend. “Sometimes I think I’m nuts being a friend of him!“, murmelte Sam resigniert und wand sich wieder, mit einem Köpfschütteln, dem Fernseher zu. “Hey! Du machst dir selbst Sorgen um Joey!“, sagte Noah selbstüberzeugt und lehnte sich mit wissendem Grinsen gegen den Türrahmen des Bads in dem Mathew sich gerade seine Kontaktlinsen aus den Augen holte. “Natürlich!“, meinte dieser sarkastisch und grummelte leise, dann widmete er sich wieder den Kontaktlinsen. Er hasste diese Dinger, aber manchmal waren sie dann doch nötig. “Du kannst mich nicht täuschen, nicht lange jedenfalls. Das weißt du! Und ich weiß, dass du dir Sorgen um Joey machst! Du willst nicht darüber reden!“, stellte der kleinere ungerührt fest und achtete auch nicht das böse funkeln aus den nun blauen Augen des Größeren. “Hast du noch so eine haarsträubende Theorie? Das ist unlogisch, merkst du das nicht, Noah?“, fragte Mathew und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen das Waschbecken. So lag sein Blick direkt auf seinem kleinen Bruder. “Das ist nicht unlogisch wenn man dich kennt! Du machst dir Sorgen um Joey und weil du das nicht zu geben willst tust du so als ob es dich nicht das Geringste anginge. Ich würde sogar wetten, dass du ziemlich erschrocken warst, als Joey vor deiner Nase aus den Latschen gekippt ist. Also glaub nicht, dass du so einfach davon kommst!“ “Sag mal wie redest du eigentlich mit mir?“ “So wie es mir gerade passt!“ “Ich denke, dass es aber mehr als unangebracht ist!“ “Hah, noch ein Beweis! Du versuchst dich um eine Antwort zu bringen! Man Mathew, gib es doch einfach zu!“ “Gar nichts werde ich zu geben! Weil es nichts zu zugeben gibt!“, fauchte Mathew und stieß sich vom Waschbecken ab. Ihm wurde das ganze hier zu dumm. Doch Noah sah im Traum nicht ein, seinen großen Bruder jetzt noch gehen zu lassen. “Oh doch und -“ Ein Klingeln unterbrach den Kleineren und nur kurze Zeit später kam Sam mit dem Telefon in der Hand zu den beiden. “Hey! I don’t know who it is but it seems to be important!“, meinte Sam und reichte dem älteren das Telefon. “Smith?“, fragte der kaum merklich irritierte Mathew und zog dann überrascht eine Augenbraue in die Höhe. “Inspector Barkley!“ Noah zog die Stirn kraus und ließ seinen großen Bruder ohne großes Federlesen aus dem Bad. Nachdenklich sah er seinem großen Bruder hinterher, der in seinem Schlafzimmer verschwand. “Noah? Why's a Cop calling your brother?“, fragte Sam fast schon verstört und brachte Noah zum seufzen. “I don’t know. Sometimes even I don’t know what he is doing.“, murmelte Noah die leise Antwort und seufzte. -.-.-.- “Du kannst mich mal! Aber kreuzweise!“, fauchte Joey aggressiv und war in der ganzen Suite zu hören. Duke ebenfalls etwas sauer und doch irgendwie resigniert saß auf der Couch und hörte sich Joeys Geschimpfe an. “Joey, ich habe nur gesagt du solltest es vielleicht in Erwägung ziehen. Es wäre doch erst einmal nur ein Gespräch und vielleicht hilft es dir.“, versuchte Duke zum wiederholten Mal zu erklären, doch Joey wollte davon erst Recht nichts hören. “Ich habe gesagt: Vergiss es! Geht das nicht in deinen Schädel? Ich bin doch nicht bekloppt! Ich muss zu keinem Psychoarzt!“, rief Joey aufgebracht und stopfte seine letzte Jeans in den Koffer. Er hatte keine Lust mehr auf dieses ganze Theater. Zwei Tage Fieberträume hatten ihm gereicht und nun wollte er wieder nach Hause. Duke hielt diesen Aufbruch für etwas überstürzt. Er hatte zwar nicht unbedingt etwas dagegen, dass sie nun wieder nach Hause fliegen würden, doch er hielt es für ungesund in Bezug auf Joey. Denn seit dem dieser wieder richtig wach geworden war – Duke hielt die Delirien zwischen dem Fieberschlaf nicht für wach, schon allein, weil Joey sich nicht mehr wirklich an irgendetwas erinnerte – bestritt er alles und ließ so gar nichts mehr an sich heran. Als Duke ihn dann auch noch das Gespräch mit einem Psychologen vorgeschlagen hatte, war alles vorbei gewesen. Wutentbrannt hatte Joey ihn angeschrieen und angefangen zu packen. Er hatte sogar schon den Flug gechartert. Seufzend fuhr Duke sich übers Gesicht. “Joey, ich habe nie behauptet, dass du bekloppt bist. Ich meinte nur – vielleicht hilft es dir ja. Ich mein, du hast einen Jungen für Mokuba gehalten und als du diesen Barkeeper gesehen hast bist du sogar aus den Latschen gekippt. Er hat auf den Ersten Blick wirklich Ähnlichkeit mit Kaiba, aber er ist es nicht! Kann es gar nicht sein, mal davon abgesehen, dass du seine Augen für blau gehalten hast obwohl sie sattgrün sind.“, zählte Duke auf und drehte sich zu Joey um, der ihn zornig anfunkelte. “Ich sage dir, sie waren blau!“, fauchte er zischend und schmiss seinen Koffer unsanft in eine Ecke. Dann ging er zum Telefon und bestellte die Rechnung sowie einen Pagen hoch ins Zimmer. “Joey, du warst völlig durch den Wind! Ich hab doch hinterher selbst gesehen, dass sie grün sind.“, sagte Duke nun etwas entnervt und stand auf. “Ich war vielleicht durcheinander, aber ich bilde mir doch keine Augenfarbe ein! Und ich weiß, dass sie es nicht gewesen sein können.“, fauchte Joey nun deutlich gekränkt. Es tat weh, dass Duke ihm nicht glauben wollte und ihn auch nicht verstand. “Joey -“ “Nichts Joey! Verdammt ich war dabei als die beiden gestorben sind! Verstehst du? Ich war DABEI verdammt! Ich hab gesehen wie dieses Gebäude in die Luft geflogen ist! Ich war dabei als dieses verfluchte Haus über ihnen zusammengekracht ist! ICH WAR DABEI!“, schrie Joey und Duke zuckte erschrocken zurück. So eine heftige Reaktion hatte er in Bezug auf dieses Thema nur miterlebt als das Testament verlesen worden war. “Also erzähl mir nichts, verstanden?! Ich weiß dass sie nicht mehr leben! Also lass mich bloß damit in Ruhe!“, sagte der Blonde bestimmt, nahm seine Laptoptasche und schritt an dem Pagen, der vor der Tür stand und gerade im Begriff war zu klopfen da er das Gepäck abholen sollte, vorbei zum Aufzug. “Joey!“, rief Duke ihm hinterher, doch der dachte im Traum nicht daran jetzt stehen zu bleiben. “JOEY!“ Wieder ignorierte der das Rufen und drückte den Knopf in die unterste Etage. -.-.-.- “Einen Kaffee!“, sagte er harsch und knallte seine Tasche unsanft auf den Tresen. Der Barkeeper sah ihn irritiert an. “Excuse me Sir, I didn’t understand, what may I serve you?“, fragte er vorsichtig nach und Joey seufzte. “Please, give me a coffee.“, sagte er nun ergeben und der Barkeeper nickte. Joey nutzte die Abwesenheit um sein Notebook heraus zu holen. Er fuhr ihn hoch und überprüfte die E-Mails. Nur um wieder einen halben Tobsuchtsanfall zu bekommen. “Ist dass denn so schwer?“, fauchte er den Bildschirm an und hakte eine mehr als deutliche und unfreundliche Antwort an den Personalchef der Kaiba Corp. “Your coffee, Sir!“ Joey nickte einfach nur abwesend und starrte die nächste elektronische Nachricht in Grund und Boden. Ebenso abwesend griff er zu der Tasse und nahm einen vorsichtigen Schluck. Dann erst stockte er. Sein Blick wanderte nach oben und blieb im Gesicht des Barkeepers hängen. Der war nicht nur ein anderer als gerade eben noch sondern auch der, bei dem er zusammengeklappt war. Mit zittrigen Fingern stellte er seine Tasse ab und atmete tief durch. “Thank you.“, sagte er leise und sah den anderen direkt an. Der erwiderte den Blick ebenso direkt. Joey erkannte nun, dass Duke Recht gehabt hatte. Der Mann hatte wirklich sattgrüne Augen. Doch trotzdem blieb in ihm die Überzeugung, dass sie tiefblau gewesen waren, als er den Mann das erste Mal gesehen hatte. “You’re welcome.“, sagte der andere und Joey lief ein Schauer über den Rücken. Die Stimme war zwar ähnlich doch trotz der langen Zeit, in der Joey Kaibas Stimme nicht gehört hatte konnte er hören, dass sie nicht ganz die gleiche war. “Ehm...I want to apologize for the incident two days ago.“, sagte Joey wieder leise. Es fiel ihm schwer seine Fassung zu waren. “Never mind.“, kam die höfliche Antwort und Joey stutzte. Da war doch etwas!? “Sie können auch japanisch?“, fragte er überrascht und ein kaum merkliches Lächeln schlich sich auf die Lippen des Barkeepers. “Woran haben Sie es gemerkt?“, fragte er in perfektem japanisch, diesmal ohne jeglichen Akzent. “I-Ihr Akzent im Englischen!“, meinte Joey und musterte den anderen nun unverholen. “Dabei fällt es kaum einem anderen auf. Sie haben ein gutes Gehör, Sir!“ Joey schluckte und blinzelte seinen gegenüber irritiert an. Es fühlte sich seltsam an, solch ein Kompliment zu hören. Aber vielleicht nur, weil er innerlich das Gefühl hatte als ob Kaiba ihm dieses Kompliment gemacht hätte. Joey atmete tief durch. “Danke!“ Der Barkeeper nickte und wollte sich wieder an seine Arbeit machen. Joey schluckte wieder und suchte fieberhaft nach einem Grund den anderen aufzuhalten. Zeit sich um das Warum Gedanken zu machen hatte er keine mehr. “Ha-Haben Sie denn keine Fragen?“, haspelte er und der andere blieb wirklich stehen. “Natürlich, aber ich werde nicht fragen.“, erklärte er ruhig und Joey spürte, dass er leicht errötete. Gleichzeitig verfluchte er sich für diese Blamage seiner selbst. Natürlich würde der Barkeeper nicht fragen. Das wäre unhöflich. “E-Entschuldigen Sie, da...da hab ich nicht dran gedacht.“, sagte er leise und widmete sich seiner Kaffeetasse. “Wenn Sie es mir erzählen möchten, höre ich gern zu!“, bat der andere an und Joey sah verdutzt wieder auf. Dann konnte er nicht anders als leise zu lachen. “Entschuldigen Sie. Ich...Es ist etwas komisch so mit Ihnen zu sprechen. Ich...Ich kannte jemanden - nein, eigentlich kenne ich ihn immer noch, aber...er sah Ihnen sehr ähnlich und wir haben uns nie sonderlich gut verstanden, deshalb ist es etwas irritierend so förmlich angesprochen zu werden.“, versuchte er mit einem verschmitzten Lächeln zu erklären. “Aber werden Sie nicht überall förmlich und höflich angesprochen?“ Wieder blinzelte Joey verdutzt und musste wieder lachen. “Doch natürlich, aber ich wurde nie so höflich von dieser Person angesprochen, dass meinte ich. Jedenfalls möchte ich mich noch mal in aller Form entschuldigen, für vorgestern!“, erklärte Joey und trank wieder einen Schluck Kaffee. Der Barkeeper nickte verstehend und sah nun Joey seinerseits musternd an. “Vielleicht wird Sie es irgendwann tun? Mittlerweile haben Sie es doch weit gebracht, oder?“ Wieder stockte Joey und sein Lächeln gefror, wich einem gequälten Gesichtsausdruck. “Nein, wird er nicht! Er...Er ist tot und außerdem habe ich diese Firma nur...geerbt. Ich führe nur das Werk eines anderen weiter. Da ist keine besondere Eigenleistung bei.“, sagte er stoisch und kippte sich den Rest des Kaffees hinunter. “Soll dass heißen ich sehe ihrem verstorbenen Freund ähnlich?“ Joey nickte leicht. “Ja, aber – wir waren nie Freunde! Er wollte es nicht.“, murmelte er nun leise und atmete wieder tief durch. Dieses Gespräch setzte ihm gerade sehr zu. “Deshalb waren Sie so erschrocken mich zu sehen?“ Wieder nickte Joey und starrte auf seine Hände. Kurz herrschte Schweigen. “Ich mein, ich weiß ja, dass sie nicht er sein können, trotzdem war ich...erschrocken.“, sagte Joey mit leiser Stimme und versuchte diesen dicken Kloß im Hals zu schlucken, der ihn zu ersticken versuchte. “Das kann wohl sein. Aber solange Sie den Unterschied kennen, ist es doch nicht sonderlich schlimm!“, meine der Mann dann und Joey sah irritiert hoch. Irgendwie hatte sich der Tonfall in etwas verändert, doch er konnte nicht benennen in wie weit. “Welchen Unterschied?“, fragte Joey nun fast zaghaft und irgendwie hatte er Angst vor der Antwort. “Der Unterschied? Ich lebe! Er ist tot.“, sagte der andere und trotz des höflich gehaltenen Klangs wirkte die Stimme alles andere als zuvorkommend. Sie wirkte plötzlich hart und kalt. Der letzte Satz bohrte sich in seine Lunge und ließ ihn keuchen. “J-Ja, stimmt.“, krächzte er und klappte seinen Laptop zu. Er wollte hier weg. Sonst würde er ersticken. Mit fahrigen Bewegungen holte er etwas Geld aus seiner Hosentasche und legte es auf den Tresen. Duke müsste mittlerweile ausgecheckt haben. “Der Rest ist für Sie! Ich muss jetzt los, mein Flug geht nachher!“, murmelte er und rutschte vom Hocker. “Vielen Dank, Sir und gute Reise!“, sagte der Barkeeper nun wieder freundlich und jetzt wirkte es, als ob ihn dessen Stimme verhöhnte. Doch Joey konnte in dessen Mimik nichts von Spott erkennen. Genauer gesagt konnte er gar nichts erkennen. Es war als ob der Mann eine Maske trug. “Auf wieder sehen!“, sagte nun auch Joey kühl und beeilte sich um in die Lobby und dann hoffentlich zu Duke zu kommen. Er wollte nach Hause. Er wollte zurück und alles vergessen. Sich wieder in der Arbeit vergraben und alles vergessen, was in L.A. geschehen war. Kapitel 4: Fin Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5: ~ I am cursed, through the worst With a life that's made to burn That's where I shine, where I shine now ~ “Ich sagte, Sie sollen einen genaueren Kostenvoranschlag erstellen! Mit diesen Bezeichnungen kann kein Mensch etwas anfangen und die Zahlen sind zu ungenau!“, herrschte Joey in den Telefonhörer. Er ignorierte die missbilligenden Blicke von Duke, der ihm notgedrungen immer noch gegenüber saß. Sie waren auf dem Rückflug und würden in einer halben Stunde landen. Aus einem ihm unbekannten Grund war Joey betont zielstrebig in der Hotellobby an ihm vorbei und in die Limo gestiegen, die ihn und Joey zum Flughafen hatte bringen sollen. Ebenso zielstrebig und ohne auch nur einen Laut von sich zu geben war er am Flughafen wieder ausgestiegen und war stechenden Schrittes ins Gebäude hinein. Auf Dukes Fragen pflegte der Blondschopf nicht zu reagieren und schon seit dem sie wieder in den Jet gestiegen waren, arbeitete Joey wie besessen. Irgendwann hatte Duke aufgegeben und sich den Sitz in Schlafposition gestellt. Damit er das stetige tippen und die fast schon unverschämten Befehle Joeys, die er immer wieder in sein Handy blaffte, würde überhören können hatte er sich seine Musik angemacht. Doch mit den kleinen Dingern im Ohr, die ihn unablässig mit Musik beschallten konnte er schlecht schlafen. Deshalb und weil er einfach nicht damit klar kam, dass Joey nicht mehr Joey war sondern ein Kaiba-Klon, war Duke gereizt – sehr gereizt. Er war müde enttäuscht und beleidigt. Er verstand seinen ehemals wirklich sehr guten Freund nicht und das machte ihm sehr zu schaffen. Mittlerweile war er froh um das Wissen Joey in einer knappen halben Stunde los zu werden. Es war im unerträglich, dass er einfach nichts dagegen tun konnte und Joey auch nicht mit sich reden lassen wollte. Seufzend wand er seinen Kopf zum Fenster und sah in die Dunkelheit, die sich draußen des Himmels bemächtigt hatte. Er wusste nicht wie spät es jetzt eigentlich genau war. Er hatte durch den unruhigen Schlaf sein Zeitgefühl verloren, doch irgendwie war es ihm auch egal. “Duke?“ Überrascht sah er auf und direkt in Joeys ausdruckslosem Gesicht. Er glaubte einen Funken Unsicherheit in den braunen Augen erkennen zu können, doch er konnte sich auch täuschen. Es war zu dämmrig im Jet. “Ja?“, fragte er leise. Joey atmete einmal tief durch und fixierte Duke dann wieder. “Es würde mir sehr entgegenkommen, wenn du das mit dem…Kreislaufkollaps niemandem erzählst. Und auch alles andere nicht!“, sagte Joey und Duke keuchte. “Kreislaufkollaps? Sag mal hast du sie noch alle? Willst du mir etwas erzählen, dass du alles vergessen willst, was da passiert ist? Das war kein Kreislaufkollaps. Das war ein Nervenzusammenbruch! Joey, du hast eine Beruhigungsspritze bekommen. Außerdem fantasiert, das kannst du nicht einfach so verdrängen. Du kommst offensichtlich nicht mit dem Tod der beiden klar und das musst du aber. Und du kannst es nur wenn du dir Hilfe suchst!“, fauchte Duke ungnädig und ignorierte die erstarrten und immer kälter und abweisender werdenden Gesichtszüge des Blonden. “Außerdem, was willst du mir bitte sagen, hmm? Kannst du nicht wie jeder andere einfach direkt fragen? Oder direkt darum bitten? Wie abgehoben bist du eigentlich mittlerweile?“ Nun wurde es auch Joey zu viel. Er knallte sein Handy unsanft auf den kleinen Tisch und funkelte Duke sauer an. “Jetzt hörst du mir mal zu! Es ist mir egal was war! Das ist alles Vergangenheit! Es ist vorbei und ich will nichts mehr damit zu tun haben. Du verstehst das nicht, das kannst du auch nicht. Aber glaub nicht, dass du dich hier als Psychiater aufspielen kannst! Ich mache was mir gefällt und ich will nicht, dass du auch nur das kleinste bisschen den anderen erzählst, weil sie es auch nicht verstehen. Kaiba und Mokuba sind tot! Das weiß ich und ich komm damit klar, also lass mich einfach meinen Job machen und spar dir deine klugen Sprüche!“ Duke stockte der Atem. Er konnte nicht glauben was Joey grade zu ihm gesagt hatte und wie. Er wollte es eigentlich nicht glauben, doch er wusste leider auch zu gut, dass Joey ihn grade wirklich so zu Recht gewiesen hatte. Wie einen seiner Angestellten. “Weißt du was?“, fragte Duke leise und deutlich hörbar rhetorisch. “Ich gratuliere dir. Du bist wirklich so geworden wie er. Du bist eine perfekte Kaibakopie! Dir brauch ich wirklich nichts mehr zu sagen. Und ich werde dir auch nichts mehr sagen.“, sagte er tonlos und atmete einmal tief durch bevor er sich wieder die Stecker des MP3-Players in die Ohren drückte und Musik anschaltete. -.-.-.- “Duke?“ Überrascht hob der schwarzhaarige seinen Kopf und blinzelte verdutzt, dann breitete sich ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen aus und er begann zu laufen. ”Tristan!”, rief er erleichtert und ließ sich nur all zu gern an den anderen drücken. ”Oh Gott, ich hab dich so vermisst, Tris!”, nuschelte er und ließ es sich nicht nehmen den anderen einem Kuss zu stehlen. ”Ich dich auch!”, wurde ihm dann gegen die Lippen genuschelt und Duke lächelte wieder. ”Bist du deshalb mitten in der Nacht am Flughafen aufgeschlagen?”, fragte er spitzbübisch und grinste schief. “Natürlich! Und? Wie war es in L.A.? Du hast nur ein Mal angerufen, so viel zu tun?“ Duke schluckte und seufzte dann tief. “E-es tut mir Leid, Tris. Ja, ich hatte viel zu tun. Aber lass uns erst einmal nach Hause fahren, okay?“, fragte er leise und sah den größeren bittend an. Der runzelte irritiert die Stirn und nickte dann. “Na gut! Dann lass uns fahren.“, meinte er dann einlenkend und griff nach der Hand des schwarzhaarigen. Schweigend gingen sie durch die Ankunftshalle des Flughafens in der wegen der wirklich späten Stunde kaum noch jemand war. Hier und da vereinzelte Fluggäste oder Bodenpersonal. Als sie nach draußen traten frischte der Wind gerade auf und Duke, der immer noch müde war, fröstelte leicht. Man spürte direkt, dass dies hier nicht mehr L.A. war sondern Japan. Doch das nahm Duke einfach nur so hin und ließ sich zum Auto seines Freundes bugsieren. Wortlos stieg er auf der Beifahrerseite ein und schnallte sich an. Erst als sie auf der Schnellstraße in Richtung Stadt waren begann Tristan wieder ein Gespräch. Jedenfalls versuchte er es. “Bist du so müde?“, fragte er sanft und bekam nur ein brummen zur Antwort. Er seufzte tief und riskierte einen Seitenblick. Duke sah nicht nur müde sondern erschöpft aus und anstatt zu schlafen sah er tief in Gedanken versunken aus dem Seitenfenster. “Duke?“ “Mhm?“ “Was ist mit dir?“ “Nichts!“ “Bist du dir sicher?“ “Nhn!“ “Duke?“ “Tristan!“ “Duke!“ Resigniert seufzend wand Duke seinen Kopf zu dem größeren. “L.A. war schrecklich! Auf der Messe sind wir direkt Pegasus in die Arme gelaufen und nachdem Joey sich abgeseilt hatte kam er zwei Stunden später leichenblass wieder und wollte unbedingt ins Hotel zurück. Nachdem ich ihn eine Stunde lang versucht habe auszupressen hat er erzählt, dass er einem Jungen über den Weg gelaufen ist, der aussah wie Mokuba, trotz der kurzen, braunen Haare. Ich hab ihm versucht klar zu machen, dass das nicht möglich ist aber er ist ausgetickt und dann runter in die Bar.“, erzählte Duke seufzend und war froh es nun doch erzählen zu können. “Da hat er dann Kaiba höchstpersönlich in einem der Barkeeper gesehen und ist zusammen geklappt. Er hat dann eine Beruhigungsspritze bekommen und nachdem er wieder fit genug war zu fliegen hat er direkt wieder alles angeleitet, weshalb wir jetzt schon wieder zurück sind. Im Flieger hat er direkt wieder angefangen zu arbeiten und seine Angestellten rumkommandiert wie Gott persönlich. Und dann meinte er mich auch so behandeln zu müssen. Sagte es käme ihm entgegen wenn ich euch nichts sagen würde. Anstatt direkt drum zu bitten. Das war ein indirekter Befehl! Ich hab ihm dann gesagt was ich davon halte und wir haben uns richtig gezofft.“, erzählte Duke weiter und begann wieder sauer zu werden. Doch diesmal spielte die Enttäuschung eine viel größere Rolle und schnürte ihm langsam die Kehle zu. Tristan fuhr an einen Seitenweg und stellte den Motor ab. Dann wand er sich dem anderen zu und sah ihn an. “Und du hast mich weshalb nicht angerufen?“, fragte er leise und ohne einem wirklichen Vorwurf in der Stimme. Duke lachte heiser auf. “Weil ich euch und vor allem dir keine Sorgen machen wollte!“, versuchte er zu erklären und fuhr sich mit zittrigen Händen durch die Haare. “Tris, es tut mir Leid!“, wisperte er direkt hinterher und versuchte seiner durcheinander wirbelnden Gefühle Herr zu werden. Richtig funktionieren wollte es aber nicht. “Duke, schon gut. Ich mach dir keinen Vorwurf, falls du das jetzt denkst. Komm mal her!“, sagte Tristan sanft und löste den Anschnallgurt des kleineren um ihn dann zu sich zu ziehen. Wie ein kleines Kind drückte Duke sich trostsuchend an Tristan. Der strich ihm sanft über den Rücken. “Er…er ist nicht mehr Joey! In keinster Weise! Er ist ein zweiter Kaiba geworden und das schlimmste ist, dass es ihm bewusst zu sein scheint es ihn aber nicht stört! Ich hab immer mehr das Gefühl, dass Joey bei der Explosion damals mit draufgegangen ist und wir nur noch eine leere Hülle vor uns haben, die darauf programmiert ist zu arbeiten. Ich…Wenn Kaiba nicht schon tot wäre, würde ich ihn eigenhändig erwürgen für das was er Joey angetan hat. Ich…Ich verstehe es nämlich immer noch nicht. Ich verstehe nicht warum Kaiba so entschieden hat. Und das macht mich auch so fertig. Wenn ich wenigstens wüsste warum Joey das machen soll – aber so?“ Zittrig holte Duke tief Luft und versuchte sich wieder etwas zu beruhigen. Dann hob er den Kopf und sah Tristan an. “Wie hältst du das eigentlich aus? Ich mein…Joey und du, ihr kennt euch noch viel länger und seid doch die besten Freunde gewesen. Wenn ich halb verrückt werde…“ Tristan lächelte schief. “Wie ich damit klar komme? Gar nicht! Aber ich weiß auch ehrlich nicht was ich tun soll! Du weißt was passiert ist, als ich versucht habe mit ihm zu reden und wie oft wir alle es versucht haben, aber geholfen hat es nicht. Ich weiß nicht was man tun kann und vor allem nachdem du mir das jetzt erzählt hast. Duke, ich weiß es nicht.“, gab er leise zu und drückte den kleineren wieder an sich. “Ich glaube, wir können nur abwarten und versuchen da zu sein, wenn er uns braucht. Auch wenn es nicht viel ist und uns nicht dabei hilft nicht durchzudrehen.“, fügte er leise hinzu und seufzte schwer. -.-.-.- “Könnten Sie mir sagen wo ich das nächste Hotel finde?“ Verdutzt sah die Stewardess auf, als sie angesprochen wurde. Vor ihrem Schalter stand ein Jugendlicher mit Haselnussbraunen Haaren und einem schiefen Grinsen im Gesicht. Er sah etwas müde aus, doch das war um diese Uhrzeit nichts Verwunderliches mehr. “Natürlich. Wollen Sie noch in die Stadt, denn sonst kann ich ihnen das Hotel hier am Flughafen empfehlen! Es ist sehr preisgünstig!“, sagte sie höflich und lächelte. Der Junge blinzelte sie verdutzt an. “Es gibt jetzt ein Hotel hier m Flughafen?“, fragte er überrascht und jetzt erst fiel der Dame der amerikanische Akzent auf. Sie nickte lächelnd. “Ja, seit knapp einem Jahr. Sie sind etwas länger nicht mehr hier gewesen, oder?“ Der Junge nickte schief grinsend und seufzte dann tief. “Ja, leider! Seit knapp drei Jahren schon nicht mehr!“ “Na aber jetzt sind Sie ja wieder hier. Also möchten Sie in dem Hotel einchecken?“, fragte sie und bekam eine Nicken als Antwort. Sie beschrieb ihm den Weg dorthin und er bedankte sich höflich. Dann verabschiedete er sich und machte sich schnellen Schrittes auf in das Hotel. Als er jedoch dem Ausgang des Flughafens immer weiter näherte wurde er merklich langsamer, bis er drei Schritte vor den Türen ganz stehen blieb. Wenn er jetzt durch diese Türen gehen würde, dann wäre er nach so langer Zeit wieder in Japan. Und das fühlte sich allein bei dem Gedanken so irreal und seltsam an, dass er es für unmöglich hielt weiter zu gehen. Er war schon oft in Flughäfen gewesen. Sogar auf den Flugplätzen, doch das hier war irgendwie etwas anderes. Plötzlich piepste seine Uhr und holte ihn so aus seinen Gedanken. Er sah auf das digitale Ziffernblatt und seufzte. Zwei Uhr Morgens. Er sollte schleunigst in ein Bett kommen, wenn er sein Programm für morgen wirklich so durch ziehen wollte. Er atmete einmal tief durch und ging wieder los, trat mit einem großen Schritt hinaus und stand nun ganz offiziell in Japan. Es war ein seltsames Gefühl. Freude und Wehmut gleichermaßen und wirklich nachvollziehen konnte er seine Gefühle selbst grade auch nicht. Er schüttelte leicht den Kopf und fröstelte als eine kalte Windbö unter dem Vorsprung hindurchfegte. Er spürte den Unterschied zwischen seiner neuen Heimat und dieser hier. Doch es war nicht nur der Temperaturunterschied. Seufzend setzte er sich wieder in Bewegung und steuerte auf das nun sichtbare Hotel zu. Staunend sah er sich in der Lobby um. Es war kein sonderlich großes Hotel. Vermutlich darauf angelegt hauptsächlich Schlafgäste aufzunehmen, die mitten in der Nacht kamen und doch nicht noch bis ins Stadtzentrum fahren wollten. Es wirkte bescheiden, aber nicht schäbig. Ordentlich und zum Wohlfühlen, trotzdem nicht zu privat, so dass man auf Diskretion vertrauen konnte. Also genau richtig für ihn. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen begab er sich zur Anmeldung hinter der ein junger Mann stand und ihn unverholen neugierig musterte. “Hallo, ich würde gern noch ein Zimmer nehmen, ist das möglich?“, fragte der Junge mit den braunen Haaren direkt und bewirkte, dass der Rezeptionist zusammenzuckte. “Ehm ja...natürlich! Für wie lange und wie viel Personen?“, fragte er direkt und brachte den anderen zum lachen. “Entschuldigen Sie dass ich lache, aber – hab ich irgendwas im Gesicht?“, fragte er amüsiert und brachte den älteren zum erröten. “Entschuldigen Sie bitte! Ich war überrascht, dass jemand so junges wie Sie um zwei Uhr morgens hier auftaucht und trotz des eindeutig amerikanischen Aussehens so gut japanisch kann!“, erklärte der Mann verlegen und erntete einen verwirrten Blick. “Amerikanischen Aussehens?“, fragte er verwirrt und sah an sich herunter. Er sah doch aus wie immer, oder? “Ja, doch. Aber meine Bemerkung war nicht negativ gemeint!“ Der jüngere grinste schief und nickte dann einfach. “Wenn Sie das sagen. Also ginge das in Ordnung mit dem Zimmer?“ “Ja, natürlich. Also Einzelzimmer?“, fragte der Rezeptionist und begann in seinem PC herum zu klicken. “Ja, Einzelzimmer.“ “Auf welchen Namen?“ “Smith, Noah!“ Kapitel 5: Fin Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6: ~ Little by little The wheels of your life have slowly fallen off ~ Am nächsten Morgen wurde er durch ein Telefonklingeln geweckt. Müde rieb er sich über die Augen und tastete nach dem Hörer. “Smith?“, nuschelte er und gähnte herzhaft. »Guten Morgen! Sie wollten geweckt werden, Sir!«, sagte eine höfliche, weibliche Stimme auf japanisch. Plötzlich war er hellwach. In Sekunden fiel ihm alles wieder ein und sein Herzschlag verschnellerte sich. “J-Ja, danke! Könnten Sie mir ein Taxi bestellen, das mich in die Stadt bringt?“, fragte er haspelnd. Es war ungewohnt so früh am Morgen japanisch sprechen zu müssen. War er es doch gewohnt mittlerweile fast nur noch in Englisch zu sprechen. Einzig sein Bruder und er benutzten noch oft ihre Muttersprache, wenn auch nur vor Sam oder allein. »Natürlich! Möchten Sie auschecken?« “Nein, erst einmal nicht!“ »Wie Sie wünschen.« “Danke!“, murmelte er zum Abschied und legte auf. Er atmete tief durch und schwang die Beine aus dem Bett. Es war sieben Uhr morgens und somit in L.A. grade mal 10 Uhr abends. Er könnte Sam anrufen und fragen ob sein Bruder immer noch glaubte, dass Noah mit seiner Klasse nach Santa Monica gefahren war. Schließlich hatte er so schon ein verdammt schlechtes Gewissen ihn belogen zu haben, er brauchte nicht auch noch die Sorge ob er jetzt aufgeflogen war oder nicht. Schwermütig schlurfte er ins Bad und nahm sich vor gleich nach einer kurzen Katzenwäsche anzurufen. -.-.-.- “In die Innenstadt, bitte!“, bat Noah höflich, nachdem er sich angeschnallt hatte. Der Taxifahrer nickte und reihte sich in die Schlange der Autos ein, die beeinflusst durch den frühen Verkehr am Flughafen schon eine beachtliche Länge angenommen hatte. Doch davon ließ Noah sich nicht stören. Er kannte es nicht anders. Wenn er in L.A. mit Sam, der schon einen Führerschein und ein Auto besaß, herum fuhr oder doch ein Taxi nahm, war es ebenso. Er seufzte tief und sah aus dem Fenster. Viel hatte sich eigentlich nicht verändert, aber es sah alles so völlig fremd aus. Irgendwie fühlte Noah sich etwas sehr verloren. Vielleicht hätte er Sams Angebot mit zu fliegen doch annehmen sollen. Allerdings hatte sein bester Freund es so schon nicht wirklich verstanden, weshalb es Noah so wichtig war nach Japan zu fliegen. Es hätte alles nur unnötig verkompliziert, wenn Sam wirklich mitgekommen wäre. Und so konnte er ihre Lehrerin im Auge behalten, die sich ja unglaubliche Sorgen um den ach so kranken Noah machte und dafür sorgen, dass sie nicht doch einfach aus lauter Führsorge mal bei Mathew anrief um zu fragen, wie es ihm denn ginge. Noah wollte sich die Konsequenzen gar nicht erst ausmalen, die ihn dann erwarten würden. Sam hatte ihn wenigstens in der Hinsicht beruhigt und er wusste, dass er einen Anruf frühestens morgen früh um fünf Uhr erwarten konnte. Denn dann war es in Los Angeles und Santa Monica erst acht Uhr abends des vorangegangen Tages. Er hasste diese Zeitverschiebung, doch ändern konnte er es nicht und er wartete nur auf die Nebenwirkungen, auch genannt Jetlag. “Sir, wo möchten Sie genau hingebracht werden?“, fragte der Taxifahrer und holte den Teenager so aus seinen konfusen Gedanken. “Ich...bitte bringen sie mich in das Game-Center von Herrn Muto!“, bat er und erntete einen verdutzten Blick. “Das Game-Center? Sie meinen das Center von Herrn Devlin, oder?“, fragte der Mann verwirrt und Noah blinzelte irritiert. “Existiert das von Herrn Muto nicht mehr?“, fragte er mit krächzender Stimme. “Nein, schon seit zwei Jahren nicht mehr. Der Inhaber konnte es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr führen und deshalb hat Herr Devlin es aufgekauft um es zu erhalten und weiter zu führen.“, erklärte er und Noah wurde schlecht. “Steht...Steht denn das Gebäude noch?“, fragte er und rutschte etwas nach vorn, damit der Fahrer sich nicht zu sehr nah hinten drehen musste, schließlich fuhr er das Auto ja immer noch. “Ja, das steht noch. Aber es ist mittlerweile ein Spiel-Treffpunkt für die Kinder geworden. Mein Sohn geht fast jeden Tag dorthin, weil dort ein gewisser Yugi Muto Tipps und Hilfestellungen gibt. Verkauft wird nur in dem großen Geschäft gegenüber.“, erklärte der Mann weiter und bog auf eine andere Straße. “Sie waren wohl lange nicht mehr hier, oder?“ Stoisch schüttelte er seinen Kopf und versuchte den Kloß in seinem Hals herunter zu schlucken. “Seit drei Jahren nicht mehr.“, nuschelte er. “Oh, haben Sie denn dann noch mitbekommen, was mit der Kaiba Corporation und den Kaibas passiert ist?“ Noah krächzte etwas für den Fahrer unverständliches. Der sah kurz durch den Rückspiegel nach hinten und seufzte. “Wahrscheinlich nicht, so wie Sie reagieren. Die Kaibas sind bei einer Explosion ums Leben gekommen und alles was diesem Seto Kaiba gehörte ist in den Besitz eines gewissen Joey Wheelers gefallen.“, erklärte er und reihte sich in die Blechschlange ein, die vor einer roten Ampel stand. “Erzählen Sie bitte weiter.“, wisperte Noah leise und starrte mit leerem Blick auf den Sitz vor ihm. “Na wenn Sie wünschen. Also, niemand weiß weshalb es ausgerechnet dieser Junge geworden ist. Zu dem Zeitpunkt war er schließlich erst 18 Jahre alt und laut Presse nicht der beste Schulabgänger. Er hatte gerade eine Ausbildung zum Koch angefangen. Allerdings war er bei der Explosion mit dabei. Er hat überlebt, weil er zu dem Zeitpunkt auf dem Parkplatz gewesen ist. Wenn auch verletzt. Jedenfalls hat er alles überschrieben bekommen und führt die Firma seit dem. So weit ich das beurteilen kann macht er es sogar Recht gut. Meine Frau arbeitet dort und sie sagte auch wenn der Chef sehr streng ist und dem Herrn Kaiba sehr ähnlich in seiner Verhaltensweise, so macht er täglich Gewinne. Die Firma hat nicht einmal rote Zahlen geschrieben. Selbst kurz nach dem Tod der Kaibas nicht, die Aktien und der Kram sind zwar ganz schön in den Keller gegangen, aber dieser Wheeler hat das Ruder grade rechtzeitig rumgerissen. Er hat mit Hilfe eines Investors ein Computerspiel auf den Markt gebracht, das eingeschlagen ist wie eine Bombe. Mein Sohn ist ganz begeistert davon!“ Noah schluckte wieder hart. “Woher wissen Sie das alles?“, fragte er und versuchte ruhig zu bleiben. Er hatte immer mehr das Gefühl irgendwie erdrückt zu werden. “Na das stand alles ganz groß in den Zeitungen und lief im Fernsehen. Ganz Japan hat wochenlang die Entwicklungen verfolgt. Schließlich ist die Kaiba Corporation für die Japaner ein wichtiger Arbeitgeber und in alle möglichen technischen Vorgänge und Produktionen involviert! Der arme Junge tat mir fast schon Leid so oft und viel wie er verfolgt worden ist. Das der sich einen anderen Wohnort als die Villa ausgesucht hat ist eigentlich nicht verwunderlich. Auch nicht, dass er so zurückgezogen lebt. Ich wollte mein halben Lebenslauf auch nicht gern morgens im Fernsehen erzählt bekommen. Oh wir sind da!“ Das Taxi hielt und Noah sprang fast schon fluchtartig aus dem Taxi. Er kramte fahrig in seiner Hosentasche nach Geld und reichte es dem Mann, der ihn verwirrt ansah, durchs Fenster. “Stimmt so und Danke!“, nuschelte Noah und beeilte sich vom Taxi weg zu kommen. Er fühlte sich mehr als unwohl. Das was der Mann ihm da alles erzählt hatte. Das hörte sich so schrecklich an. Gewissensbisse machten sich in ihm breit, während er sich dazu zwang auf das Haus zu zugehen, in welchem früher der kleine Spieleladen der Mutos gewesen war. Kurz vor der Tür blieb Noah stehen und starrte sie an. Er wusste nicht ob es eine gute Idee war oder nicht. Einerseits wollte er sich davon überzeugen, dass das was der Mann ihm im Taxi erzählt hatte wirklich alles geschehen war und andererseits hatte er Angst davor. Er wollte irgendwie nicht wahr haben, dass ich so viel verändert hatte. In seinen Augen viel zu viel. “Möchtest du zu uns?“ Erschrocken zuckte Noah zusammen und wirbelte unüberlegt herum. Ihm gegenüber standen zwei Leute. Ryo und Yugi. Beide sahen ihn verdutzt an und blinzelten. Noah schüttelte reflexartig den Kopf bevor er doch nickte. “J-Ja, ich...ich wollte mir die Stadt angucken und dann wurde mir dieser Tipp gegeben.“, erklärte er und achtete penibel darauf möglichst viel Akzent mitschwingen zu lassen. “Oh, du kommst nicht von hier?“, fragte nun Ryo und wieder nickte Noah. Sein Herz raste, seine Hände waren schwitzig und er betete, dass er sich nicht verriet. Mittlerweile war er davon überzeugt die größte Schnapsidee des Jahrhunderts gehabt zu haben, doch ändern konnte er es nicht mehr. “Nein, ich...ich bin aus Los Angeles!“, stammelte er und Yugi lächelte ihn freundlich an. “Oh, da ist doch grade diese große Spiel-Messe und dann bist du hier in Japan?“ Noah grinste gequält. “Ich war schon da, ich bin gestern Abend erst hier gelandet!“ “Achso? Na dann komm mal rein!“, meinte Yugi immer noch freundlich und öffnete die Tür die Noah so feindselig angestiert hatte. Eher widerwillig setzte er sich in Gang und betrat den Laden. “Thea? Wir sind wieder da! Und wir haben einen Gast mitgebracht!“, rief Yugi in den noch recht leeren Laden. Noah fühlte sich seltsam fremd hier. Es kam ihm so viel bekannt vor und doch war wieder alles fremd. Sogar die Person, die vor ihm lief und die die ihm folgte erschienen ihm so fremd, dass es weh tat. “Um diese Uhrzeit?“, rief eine weibliche Stimme und riss Noah aus seinen Beobachtungen. Sein Blick wandte sich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war und er schluckte hart, als er Thea aus einem Raum hinter der Theke treten sah. “Oh Hallo!“, begrüßte sie ihn direkt und lächelte ebenfalls herzlich. Noah drehte es den Magen um. “Das ist - wie heißt du eigentlich?“, fragte Yugi nun und wand sich wieder an Noah. Der lächelte schief und atmete tief durch. “Ich heiße Noah!“, meinte er und sah sich dann wieder im Laden um. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren um eine Lösung für diese Situation zu finden. “Hallo Noah!“, sagte Thea und er nickte leicht. “Darf ich mich hier mal umsehen?“, fragte er um etwas Distanz zwischen sich und die anderen zu bekommen. Yugi nickte. “Er kommt extra aus Los Angeles!“, meinte Ryo feixend, aber leise und lehnte sich an den Tresen. “Da waren doch auch Duke und Joey, oder?“, fragte Thea ebenso leise und beobachtete den fremden Gast. Dann seufzte sie. “Ich hab vorhin mit Tristan telefoniert. Er hat mir nichts Genaues verraten, aber Duke und Joey scheinen sich ganz schön gestritten zu haben. Duke war völlig fertig, meinte er. Duke macht sich Sorgen um Joey und hat noch nicht erzählt was alles genau vorgefallen ist. Und Tristan macht sich Sorgen um Duke, weil ihm das so nahe geht.“, erzählte sie im Flüsterton und Ryo seufzte, genauso wie Yugi. “Ich hatte gehofft, dass wenigstens Duke noch Zugang zu ihm findet. Aber wenn ich das jetzt so höre…“, murmelte Yugi und strich sich durch seine Haare. “Er will sich nicht helfen lassen und ich weiß nicht was wir noch tun können. Serenity ist gestern in Tränen ausgebrochen als Joey sie einfach weg gedrückt hat. Er hat sie weg gedrückt! Seine eigene Schwester!“, meinte Thea und stürzte ihr Gesicht in die Hände. Noah schluckte hart. Er tat so als ob er sich ein ausliegendes Fotoalbum ansehen würde, doch er hatte keinen Fokus dafür. Alles was er wahrnahm war das leise Gespräch der drei. Und das half nicht grade ihn wieder zu beruhigen. Es machte alles nur noch schlimmer. Auch wenn er froh war, dass sie ihn offensichtlich nicht wieder erkannt hatten oder auch nur einen Verdacht schöpften so fühlte er sich einfach nicht mehr in der Lage weiter zu zuhören. Er klappte das Buch zu und drehte sich wieder um. “Vielen Dank, ich denke ich werde rüber gehen. Ich wollte mir noch ein paar Karten angucken.“, haspelte er und schob eine Abschiedsfloskel hinterher. Die drei waren zu überrascht von diesem plötzlichen Aufbruch als das sie noch großartig etwas sagen konnten. “Scheiße!“, fluchte Noah leise und fuhr sich mit immer noch zittrigen Fingern durch die Haare. -.-.-.- »Nächste Haltestelle: Städtischer Friedhof« Die sanfte, weibliche Stimme aus den Lautsprechern ließ ihn aufhorchen und seufzend erhob er sich aus seinem Sitz. Er hatte kurz nach einem kleinen Abstecher in dem Spieleladen von Duke die Bibliothek aufgesucht und dort den ganzen Vormittag verbracht um alte Zeitungen zu durchforsten. Zu seinem Schrecken hatte der Taxifahrer nicht übertrieben. Joey war wirklich Wochenlang belagert worden. In allen Zeitungen standen Artikel. Sogar in überregionalen und vor allem in Wirtschaftsmagazinen. Und dabei hatten sie wirklich nichts ausgelassen. Zwar unterschieden sich der Fokus und das Niveau zwischen den Artikeln, aber im Großen und Ganzen war Joey auseinander gerissen worden und so wie es den Presseleuten gefallen hatte wieder zusammengesetzt worden. Es ging von der einfachen Frage des Warums? bis hin zu Mordverschwörungen, die angeblich von Joey höchst persönlich initiiert worden waren. Irgendwann war es Noah zuviel geworden und er hatte sich auf den Weg zum Friedhof gemacht. Er wollte sie sehen. Er wollte die Gräber der beiden sehen. Mit schnellen Schritten lief er den Gehweg entlang, der zum Eingang des großen Ruheortes führte. Nach kurzem suchen fand er das was er suchte. Dann machte er sich auf den Weg und nach einiger Zeit konnte er den kleinen Hügel sehen, der für die Gräber berühmter Persönlichkeiten gedacht war. Noah fand das zwar albern, doch ihm gingen gerade andere Gedanken durch den Kopf als darauf einen zu verschwenden. Je näher er kam, desto schneller wurde sein Herzklopfen. Seine Hände wurden schwitzig und der Kloß in seinem Hals schien ihn von innen her ersticken zu wollen. Trotzdem setzte er weiter einen Fuß vor den anderen. Abrupt blieb er stehen als der normale Weg nicht mehr weiter ging. Doch er brauchte nicht weiter zu gehen. Direkt vor ihm, keine drei Schritte entfernt standen sie. Die beiden Grabsteine, die die Gräber von Seto Kaiba und seinem kleinen Bruder Mokuba Kaiba bezeichneten. Sie waren aus hellem Marmor gefertigt und die Buchstaben herausgeschlagen. Schlicht und edel, genau wie die Blumendekoration. Einen Moment starrte er fast schon apathisch auf die beiden mannshohen Steine. Dann atmete er tief durch und fuhr sich übers Gesicht. “Was haben wir nur getan?“, wisperte er fragend in die drückende Stille. Doch eine Antwort bekam er nicht. Plötzlich hörte er hinter sich gleichmäßiges Steinknirschen. Erschrocken drehte er sich um und sah durch die paar Bäume die hier standen und unsinniger Weise Schatten spendeten, eine Gestalt hier hoch laufen. Sie hatte einen schwarzen Regenschirm gespannt und bewegte sich zielstrebig aber langsam auf ihn zu. Noch war nicht zu erkennen wer es war, doch er legte nicht sonderlich Wert darauf. Schnell und darauf bedacht die kleinen Kiessteinchen auf dem Weg nicht zu sehr zum knirschen zu bringen hastete er hinter einen breiten Stein, der neben dem Grab der Kaiba-Brüder stand. Er war wesentlich breiter und hatte einen ausladenden Kranz obenauf, der es ihm möglich machte sich dahinter zu hocken, mit der guten Chance nicht entdeckt zu werden. Angespannt lauschte er in die Stille. Er hörte wie leichter Regen auf die Blätter der Bäume plätscherte und er hörte, wie das knirschen immer lauter wurde. “Oh scheiße!“, wisperte er leise und betete, dass die Person nicht lange zu bleiben gedachte. Vorsichtig lugte er unter dem Gestrüpp des Kranzes hervor und unterdrückte ein keuchen. Warum ausgerechnet er?, fragte er sich in Gedanken und presste sich noch näher an den Stein. Er durfte auf keinen Fall riskieren, dass Joey ihn entdeckte. Er hatte Noah schon in L.A. getroffen. Es würde nur unnötige und vor allem sehr unangenehme Fragen aufwerfen, wenn Joey ihn hier fand. Noah hörte, wie Joey stehen blieb. Eine für ihn unerträglich lange Zeit blieb alles still. Nichts tat sich. Nur der Regen plätscherte weiter vom Himmel und ließ Noahs Kleidung langsam feucht werden. Irgendwann hörte er, wie wieder Kies knirschte, dann hörte er dumpfe Schritte auf dem Gras. Er hielt die Luft an, als er Joeys Beine keinen Meter von ihm entfernt stehen sah. Ihm wurde schlecht und er presste sich eine Hand auf den Mund. “Du bist ein Arschloch!“, hörte er Joey wispern und musste schlucken. Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung und er konnte nicht anders als den Kopf leicht zu drehen. Dort stand Joey. Der Regenschirm war mittlerweile zugemacht und lag vorne auf dem Weg. Joey selbst stand direkt, ungeachtet der Blumendeko, vor den beiden Steinsäulen. Doch er fixierte nur eine. Die von Seto Kaiba. “Du bist so ein Arschloch weißt du das? Weißt du eigentlich was du mir angetan hast? Du und deine scheiß Firma haben mich zu einer perfekten Kopie deiner selbst gemacht! Ich bin ein kaltes berechnendes Arschloch geworden. Ich streite mit meinen Freunden und arbeite die Nächte durch. Ich tue alles um deine beschissene Firma über Wasser zu halten und du? Egal wie lange ich arbeite. Egal wie viele Millionen ich für dich scheffel. Du verrätst mir einfach nicht warum ich das hier alles tue! Du verdammtes Schwein schweigst dich aus! Du schweigst wie ein Grab!“ Heiße brennende Tränen rannen Noah über die Wangen und seine Hand, die immer noch auf seinem Mund gepresst war. Er hörte die tief gehende Verzweiflung in Joeys Stimme und die noch verzweifeltere Frage nach dem Warum. Er hörte das alles und es bohrte sich tief in seine Brust. Bis es so weh tat, das er nicht anders konnte als seinen Tränen freien Lauf zu lassen. “Du schweigst wie ein Grab, du verdammtes Arschloch und dabei liegst du noch nicht einmal drin! Ich weiß nicht wo du bist. Wo das ist was von dir übrig geblieben ist. Von dir und Mokuba gibt es nicht mehr als die einfache Erinnerung, die immer mehr verblasst. Immer mehr und mehr! Ich sitze jeden Tag in deiner Firma. In deinem Büro und mache deine Arbeit. Beschäftige dein Personal und trotzdem gerät alles mehr und mehr in Vergessenheit. Mokuba ist kaum noch bekannt und selbst du, der ach so tolle und große Kaiba wird mit jedem Tag mehr eine Zahlenstatistik. Jeder geht seinem normalen Leben nach. Und ich? Ich mache das was du von mir verlangt hast. Ich tue all das trotzdem. In der naiven Hoffnung die Zeit anhalten zu können und weiß noch nicht einmal warum! Du bist der einzige der es weiß und du sagst es nicht. Mit keinem einzigen Wort. Weder ein Brief noch sonst irgendwas hab ich gefunden. Nichts! Nichts! Weil du gestorben bist und mich allein zurück gelassen hast. Dabei hast du mich doch immer als Köter beschimpft, als kleinen, unfähigen Hund. Einen Hund lässt man nicht so im Regen stehen, wie du es getan hast! Warum hast du mich allein gelassen? Wieso hast du dich einfach verpisst? Wieso hast du mir nie die Möglichkeit gelassen mich zu entschuldigen? Zu sagen, dass es mir Leid tut, was ich dir damals entgegen geschleudert habe? Wieso hast du dich einfach verpisst? Sag es mir!“ Mit jedem Wort wurde Joeys Stimme kraftloser und leiser und trotzdem verstand Noah jedes Wort als ob Joey direkt zu ihm sprechen würde. Mit nun beiden Händen auf den Mund gepresst versuchte er seines Körpers Herr zu werden, doch er wurde von den stummen Schluchzern geschüttelt, die Joey wohl nie in Besitz genommen hatten. Denn auch jetzt konnte Noah trotz seiner mit Tränen durchtränkten Sicht sehen, dass Joeys braune Augen einfach nur leer waren. Leer und seelenlos. Oh Gott...was haben wir ihm angetan?, dachte Noah und schloss gepeinigt die Augen. Er versank völlig in dem Schwarz, dass von Gefühlen nur so durchtränkt war. Trauer, Verzweiflung und Schmerz vermischten sich miteinander und ergaben ein fast unerträglich bitteren Zustand und über allem lastete ein Gefühl das ihn zu erdrücken versuchte. Tiefe Schuld. Kapitel 6: Fin Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7: ~ Set my sail but then you sink my boat So I begin to swim Bash my foes until I win ~ Er wusste nicht wie lange er da so gesessen hatte und stumm in seine Hände geschluchzt hatte. Sein Zeitgefühl hatte er vollkommen verloren. Irgendwann war Joey gegangen. Er hatte etwas auf jeden Grabstein gelegt und war gegangen. Noah saß noch sehr lange da und vermochte es nicht seine Tränen zu stoppen. Es tat ihm so fürchterlich Leid. Er wollte sich entschuldigen. Bei Joey, der unter dieser Situation zu zerbrechen drohte. Bei Yugi, Ryo und Thea und auch bei Tristan und Duke, dass sie sich vor lauter Sorgen um Joey selbst aufopferten und doch nichts erreichten. Er wollte, dass sie wussten, dass es ihm Leid tat. Das er all das nie gewollt hatte. Und gleichzeitig wusste er, dass er es ihnen nie würde sagen können. Dass er verschweigen musste, was er und sein Bruder getan hatten. Als es zu dämmern begann riss ihn sein Handyklingeln aus seiner Trance. Mittlerweile war seine Kleidung nass, ebenso wie seine Haare. Er war stark unterkühlt und trotzdem spürte er es nicht. Die ganze Zeit starrte er auf die beiden Blumen, die Joey auf die Grabsteine gelegt hatte. Zwei weiße Lilien. Er reagierte nicht auf das Klingeln. Wollte jetzt keinen sprechen. Es konnte schließlich nur Sam sein. Sein Bruder schob grade seine Schicht in der Hotelbar. Irgendwann hörte es auf und Noah atmete auf. Doch kaum eine Minute später begann es wieder zu klingeln. Eigentlich mochte er seinen Klingelton, doch jetzt gerade in dieser Situation empfand er ihn als störend. Als absolut störend und unangenehm. Wut begann in ihm hoch zu kochen und sauer fummelte er sein Handy aus der Jackentasche. “WAS?“, fauchte er sauer in das kleine Ding und bereute es sofort. »DAS könnte ich DICH fragen! Sag mal bist du von allen guten Geistern verlassen? Nicht nur, dass du mich angelogen hast. Du hast deine Klassenfahrt als Alibi benutzt und bist nach JAPAN geflogen! Was verdammt hat dich geritten, weißt du eigentlich wie gefährlich dein kleines Abenteuer werden könnte?« Noah seufzte tief und rieb sich über die immer noch brennenden Augen. Seine Tränen waren mittlerweile versiegt, doch seine Augen taten immer noch weh. “Hey...ich...Mathew es...es tut mir Leid, wirklich! Aber wenn ich mit dir drüber gesprochen hätte dann hättest du es mir verboten! Ich musste das tun!“, versuchte er zu erklären, doch seine Stimme wollte nicht ganz so wie er. Man konnte deutlich hören, wie erschöpft und ausgelaugt er sich fühlte. Für seinen Bruder war es ein leichtes gerade heraus zu finden, dass es ihm alles andere als gut ging. Deshalb wunderte ihn die nächste Frage dann doch nicht all zu sehr. »Wo bist du gerade?« “Auf...Auf dem Friedhof!“, wisperte er heiser und schluckte hart. Tränen wollten sich wieder in ihm hoch kämpfen. »Komm zum Airport, Noah.«, kam die sanfte Aufforderung von seinem Bruder und brachte ihn zum stutzen. “Bi-Bist du etwa hier?“, krächzte er fassungslos. »Natürlich, kurz nachdem du mit Sam telefoniert hast, hat mich deine Lehrerin angerufen, weil sie ein Teil des Gespräches mitbekommen hatte. Sie hat sich Sorgen gemacht und war verständlicherweise irritiert. Ich hab sie beruhigt und dann Sam angerufen und ausgequetscht. Noah, wenn du so was machst, dann solltest du dafür sorgen, dass nicht all zu viele Zeugen anwesend sind. Das hab ich dir schon einmal gesagt, oder?« Noah schluchzte auf und nickte. “Ja...ich-ich weiß!“, brachte er mühsam hervor und rappelte sich auf. Mit schnellen Schritten und ohne einen weiteren Blick auf die Marmorsteine zu riskieren lief er so schnell wie möglich den Weg hinunter zur Busstation. Seinen Bruder die ganze Zeit am anderen Ende der Verbindung. Er war froh, dass dieser es relativ schnell schaffte ihn soweit zu beruhigen, so dass an der Straße selbst nur noch seine roten Augen davon zeugten, dass er bittere Tränen vergossen hatte. Er stieg in den Bus und unterhielt sich nun auf Englisch mit seinem Bruder. Über Nichtigkeiten, die ihn aber von allem, was er gerade erst erlebt hatte ablenkten. So auch von seiner ganzen Umgebung, in der einige Leute ihn interessiert beobachteten. -.-.-.- Erschöpft ließ Joey sich auf seine lederne Couch fallen. Seit er vom Friedhof zurück gekommen war, fühlte er sich ausgelaugt und leer. Er konnte selbst nicht nachvollziehen weshalb er nach so langer Zeit auf den Friedhof gegangen war. Zumal das letzte Mal die Beerdigung selbst gewesen war. Doch seitdem Duke ihn so zurecht gewiesen hatte, fand er nicht mehr die nötige Ruhe ordentlich weiter zu arbeiten. Er fand die einfachsten Fehler nicht und agierte fahrig. Und nachdem er doch mit Serenity telefoniert hatte, weil er nach vier Stunden gemerkt hatte was was er da eigentlich gemacht hatte, war es nur noch schlimmer gewesen. Er war innerlich so unruhig, dass er alle Termine hatte verschieben lassen um sich zurück ziehen zu können. Doch auch dann hatte er nicht eine Sekunde still stehen können und irgendwann hatte er sich seinen Mantel und den Regenschirm geschnappt und war einfach los gelaufen. Irgendwann hatte er an einer roten Ampel stehen bleiben müssen und sein Blick war beim Warten auf ein Blumengeschäft gefallen in dem weiße Lilien im Schaufenster gestanden hatten. Sofort konnte Joey sich an Mokubas Worte erinnern, die er betreffend der weißen Blume mal zu Joey gesagt hatte. Plötzlich hatte er sich an dieses eine Gespräch erinnern können als ob es erst ein zwei Tage her wäre. Mokuba hatte protestiert. Gegen Joeys Behauptung, dass Kaiba außer Kaffee, Mokuba und Arbeit nichts mögen würde. Der kleine Wirbelwind hatte empört die Wangen aufgebläht und gesagt, dass sein großer Bruder sehr wohl einige Dinge hatte, die er mochte. Auf Joeys Frage hin hatte Mokuba kurz überlegt und grinsend Antwort gegeben. Und unter den Aussagen, Joey ärgern, Personal rumschubsen und der weiße Drache waren auch die Worte weiße Lilien gefallen. Joey hatte es in diesem Moment gar nicht so bewusst registriert, weil das Joey ärgern ihm viel zu unverschämt gewesen war. Doch jetzt wurde es ihm bewusst. Weiße Lilien als Lieblingsblume, wie makaber, dachte Joey und versuchte erfolglos zu verdrängen was er dann getan hatte. Wie ferngesteuert war er in diesen Laden, hatte sich zwei Blumen ausgesucht und war ebenso ferngesteuert zum Friedhof gegangen. Sein Verstand hatte ihn unermüdlich angeschrieen umzudrehen, doch seine Beine hatten einfach nicht gehorchen wollen und irgendwann stand er vor den beiden Steinen und alle seine Gedanken hatten den Verstand niedergestreckt und waren mit eigenem Willen über sein Lippen gepurzelt. Es hatte gut getan und gleichzeitig hatte es ihn einiges bewusst werden lassen. Einiges, was er gar nicht hatte wahr haben wollen und jetzt auch versuchte so gut wie möglich zu verdrängen. Denn er wusste nur zu gut, wenn er all diese Gedanken zulassen würde, würden sie ihn beherrschen und vollends vernichten. Denn sie würden ihn in einen Sog ziehen aus dem er nie aus eigener Kraft würde entkommen können. Und seine eigene Kraft war das einzige auf das er noch vertrauen konnte, auch wenn sie auf wackligen Beinen stand. -.-.-.- Schluchzend drückte er sich an die Brust seines großen Bruders. Er war schon vor gut zwei Stunden am Flughafen angekommen und hatte dort wirklich seinen großen Bruder gefunden, der ihn einfach nur angesehen und dann in den Arm genommen hatte. Irgendwie, Noah wusste einfach nicht mehr wie, waren sie auf sein Hotelzimmer gekommen und dort hatte er alles ausbrechen lassen. All die Gefühle und Gedanken waren hervorgebrochen und über seine Lippen gestolpert. Jetzt, war er einfach nur erschöpft und wollte schlafen. Schlafen und vergessen. “Es waren weiße Lilien!“, wisperte er mittlerweile unzusammenhangslos und schniefte leicht auf. “Weiße Lilien...“, murmelte er wieder und ließ sich dann von dem so willkommenen Schlaf gefangen nehmen und entführen in ein Land, das ihm trügerischen Frieden versprach. Mathew jedoch, erlaubte sich nicht seiner eigenen Erschöpfung nach zu geben. Er hätte es auch nicht gekonnt. Viel zu viel schwirrte ihm durch den Kopf. Nachdem er sich versichert hatte, dass Noah tief und fest schlief hatte er ihn auf das Bett sinken lassen und war aufgestanden. Mit gedankenverlorenem Blick sah er hinaus in den schwarzen, Wolken verhangenen Himmel. Er kam einfach auf keinen grünen Zweig in seinem inneren Chaos. Und fast war er froh, dass sie beide morgen früh den ersten Flug zurück nach L.A. nehmen würden. Denn er wusste instinktiv, dass er an der gesamt Situation nichts mehr würde ändern können. Er hatte damals entschieden und nun mussten die Konsequenzen getragen werden. Egal wie sie aussahen und wen sie vielleicht erdrücken würden mit ihrer Last. Das sagten ihm sein Verstand und sein Instinkt. Doch etwas anderes sagte ihm, dass er es so gar nicht wollte und er hatte die starke Vermutung, dass sich da sein Gefühl zu Wort melden wollte. Und so sehr er es nicht wollte und verfluchte. Er spürte, dass dieses Gefühl ihn immer mehr für sich einnahm. Dass es ihn versuchte zu beherrschen und anfing den Wunsch in ihm zu wecken, alles zu verändern und diese Konsequenzen allein zu tragen. Einen Wunsch der nicht nur utopisch war sondern auch unmöglich, wenn er verhindern wollte, dass Noah und er sterben würden. -.-.-.- Erschöpft fuhr Joey sich übers Gesicht. Heute Morgen war er mit Kopfschmerzen aufgewacht. Allgemein war heute ein Tag der eher in die Kategorie lieber nicht aufstehen gehörte. Doch die Zeiten wo er sich vielleicht sogar dazu hatte hinreißen lassen waren vorbei. So war er heute Morgen ungnädig sich selbst gegenüber aufgestanden und in die Firma gefahren. Mittlerweile arbeitete er schon wieder seit sieben Stunden und gleich würde er einen Termin mit zwei Herren haben, die er so gar nicht kannte. Das letzte Mal hatten Sie eine Unterredung vor drei einhalb Jahren, also mit Kaiba noch, gehabt doch der hatte nichts dazu verzeichnet. Jedenfalls hatte seine Sekretärin nichts finden können und irgendwie war es Joey heute auch gelinde gesagt egal. Ein Klopfen ertönte. “Ja?“, fragte er leise und seine Sekretärin streckte den Kopf herein. “Ihr 14 Uhr-Termin ist jetzt da und ich müsste für eine halbe Stunde in die Buchhaltung. Brauchen Sie mich hier?“ Joey schüttelte mit dem Kopf. “Nein, Danke! Schicken Sie die Herren einfach durch!“, meinte er leicht hin und stand auf um sein Hemd etwas zu richten. “Sehr wohl!“, meinte Sie und verschwand kurz. Dann öffnete sie die Tür ganz und ließ zwei edel gekleidete Männer eintreten. Joey wusste nicht woran es lag, doch er hatte sofort ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Da er es sich aber nicht erklären konnte verdrängte er es und begrüßte die Herren freundlich. Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln und der Vorstellerei setzten sich die beiden auf die Plätze. Schnell war klar, dass der kleinere Mann der beiden nicht nur der ältere zu sein schien sondern auch der höher gestellte. Er hatte sich als Yamamura vorgestellt, ein Name mit dem Joey so gar nichts anfangen konnte, zumal der Vorname nicht gefallen war. Der größere und deutlich bulligere hatte sich als Asamoto, Masaya vorgestellt, was dem Blonden genauso viel sagte, nämlich nichts. “Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte Joey direkt und der nun wirklich offensichtliche Boss des Duos grinste. “Sie sind direkt Mr. Wheeler. Das gefällt mir. Deshalb möchte ich auch direkt werden. Uns sind gewisse Informationen zu Ohren gekommen die besagen, dass es nicht mit Rechten Dingen zu geht. Dass Sie die Kaiba Corp. leiten soll laut dieser Informationsquellen nur die Ablenkung sein um jemand anderen zu verstecken! Wir sind an den Personen, die Sie verstecken interessiert und verlangen jetzt Auskunft!“ Joey hatte mit jedem Wort weniger verstanden und blinzelte den anderen nun vollkommen verständnislos an. “Verzeihen Sie, aber ich verstehe nicht ganz. Was wollen Sie wissen?“, fragte er irritiert und irgendwie wurde ihm unbehaglich zumute. “Mr. Wheeler, wir wissen es und Sie wissen es. Wir brauchen doch nicht so um den heißen Brei herum reden.“, meinte der kleinere Mann und rückte etwas näher. Joey runzelte die Stirn und versuchte sein schlucken zu unterdrücken. Er kam sich bedroht vor. “Mr. Yamamura, ich weiß ehrlich nicht wovon Sie sprechen! Vielleicht wollen Sie Ihre Aussage präzisieren?“, fragte er kühl und versuchte seine Fassung zu wahren. Die beiden machten ihn nervös. Irgendetwas sagte ihm er solle sich vor diesen Männern in Acht nehmen und dieses Gefühl war so stark, dass es ihn mehr als nur verunsicherte. Doch dieser Selbstschutzreaktion stand sein Pflichtgefühl im Weg. Sich darüber bewusst war Joey nicht. Yamamura lächelte humorlos und schnippte mit den Fingern. Ebenso unerwartet wie das schnipsen sprang dieser bullige Typ auf und war mit zwei langen Schritten bei ihm. “Was-Was soll-“, wollte er fragen, doch die Hand die ihn im Nacken packte und unsanft auf die Füße zog unterbrach ihn. “Mr. Wheeler wo sind die beiden?“, fragte Yamamura nun unwirsch und Joey schluckte. “Ich weiß nicht wovon Sie reden verdammt und nun pfeifen Sie ihren Schrank zurück!“, zischte Joey und schielte zu dem Schreibtisch. Unter der Platte in der Nähe des Stuhls auf dem er nun nicht mehr saß, war ein kleiner roter Knopf versteckt. Roland hatte ihm die Funktion des Knopfes direkt am Anfang eingeschärft, doch bis jetzt hatte er ihn nie drücken müssen. Und nun kam er nicht mehr dran. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er unvorsichtig gewesen war. “Sie wollen uns also erzählen Sie wüssten nichts von der ganzen Maskerade?“, fragte der kleine Mann höhnisch und erhob sich aus seinem Sessel. Das war anscheinend das Zeichen für den Lakaien ihn irgendwo fest zu pinnen, denn er ließ Joey los und warf ihn dann mit voller Wucht an die Wand, die direkt neben dem Fenster war. Die Pranke landete direkt unter seiner Kehle und brachte ihn zum keuchen. “Also?“ Nun wurde es Joey wirklich zu bunt. Sein Verstand raste und versuchte eine Möglichkeit zu finden aus dieser Situation heraus zu kommen. Die banalen Versuche diese riesige Pranke mit seinen Händen zu lösen brachten nichts außer dem höhnischen Lachen dieses Bodyguards. Denn das, so vermutete Joey, war dieser Mann bloß. “Verdammt...ich weiß nicht wo von Sie sprechen und jetzt lassen Sie mich los!“, fauchte er und versuchte sich frei zu strampeln. Warum war seine Sekretärin bitte ausgerechnet jetzt in der Buchhaltung? “Jetzt hör mir mal gut zu du nichtsnutziger Bengel! Du kannst mir nicht erzählen, dass du als Koch in Ausbildung so plötzlich die Firma alleine leiten kannst! Wir wissen genau, dass das alles nur vorgetäuscht war. Genauso wie wir wissen, dass du dir darüber im Klaren bist, beschattet worden zu sein. Also jetzt los. Sag uns wo dein Boss ist!“, verlangte der andere kühl und erntete aber einen so verständnislosen Blick, dass er nur noch wütender wurde. “Hey, ich weiß noch nicht mal wen Sie suchen! Zumal es mir verdammt schwierig ist mit dieser Bärentatze, die mir die Luft ab schnürt, zu denken. Also sagen Sie mir wen Sie suchen und ich sag es Ihnen.“, fauchte Joey ungehalten. “Na also, geht doch! Dann rück mal raus mit der Information! Wo haben sich die beiden Kaibas versteckt?“ Joey keuchte und sah den anderen entsetzt an. Seine ganzen eher halbherzigen Versuche sich zu befreien stoppten augenblicklich. “Ka-Kaiba?“, fragte er krächzend und versuchte zu schlucken. “Wie lange waren Sie nicht mehr hier? Die Kaibas finden Sie auf dem städtischen Friedhof!“, fauchte er dann ungehalten und versuchte seinen Puls zu beruhigen. Gefühle, die er eigentlich geglaubt hatte, weg gesperrt zu haben, kochten in ihm hoch und ihm wurde wieder schlecht. ”Ich dachte, dass hätten wir hinter uns, Rotzbengel! Wie alt bist du? 21 Jahre? Du guckst wohl immer noch zu viele Heldenfilme, was? Jetzt rück schon raus! Wo sind Sie! Wir wissen, dass die Gräber leer sind!”, fauchte der Mann nun ungehalten. ”I-Ich weiß wirklich nicht wo von Sie sprechen. Sie sind bei der Explosion gestorben! Es konnten keine Leichen gefunden werden, weil alles nur noch Staub und Asche und Geröll war. Das ist vor drei Jahren passiert und jetzt lassen Sie mich los!” ”Du willst uns wirklich verscheißern, oder? Wir haben doch auf dem Friedhof einen Bengel gesehen, gestern. Wir wissen, dass es der kleine Kaiba ist! Genauso wie wir wissen, dass du nur offiziell den Boss gibst!”, fauchte Yamamura und Joey schossen Tränen in die Augen. ”D-Das...Das kann nicht-Ich war doch...Sie sind tot! Ich hab die Explosion gesehen! Das war nie im Leben Mokuba!”, stammelte er und versuchte sich am Riemen zu reißen. Es klappte nicht. Das höhnische Lachen von Yamamura dröhnte in seinen Ohren und er spürte wie sein Körper langsam immer tauber wurde. ”Jetzt pass mal auf. Wir haben den Bengel gesehen. Braune kurze Haare! Er saß hinter dem Grabstein, der neben den Kaibas stand. Du bist doch kurz danach gekommen und hast irgendwas gesagt! Irgendeinen Datenaustausch und nachdem du gegangen bist ist der Bengel zum Flughafen in ein Hotel! Dort hat er sich mit einem anderen getroffen. Wir haben die Fotos der beiden mit den Daten der Kaibas abgeglichen. Es gibt kaum Unstimmigkeiten, also jetzt sag mir wo die beiden heute Morgen hin sind sonst gibt es wirklich Tote!”, befahl er scharf. Joey war völlig erstarrt. ”Sie...Sie leben noch?”, fragte er tonlos und ebenso intentionslos. Er konnte nicht glauben, was der Mann ihm da gerade weiß machen wollte. ”Das habe ich grade gesagt! Wir wissen, dass die beiden Kaibas noch leben und jetzt sag mir wo sie sind!” Kapitel 7: Fin Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8: ~ Break down the walls You've got to cut the ties There's pain pain burning in your eyes ~ Wie leblos hing Joey an der Wand. Einzig die immer noch gegen seinen Hals gepresste Hand des bulligen Typen hielt ihn aufrecht. In seinem Kopf pochten nun nicht nur die Kopfschmerzen, sondern auch die Worte, die dieser Yamamura ihm entgegengeschleudert hatte. Seine Eingeweide drehten und verknoteten sich. Er hatte das Gefühl als ob eine eiskalte Hand sie hin und her drehte und versuchte sie ihm gleichzeitig irgendwie zu entreißen. Auf die Drohungen und die Befehle des kleinen Mannes hörte er gar nicht. Sie drangen noch nicht einmal zu ihm durch. Plötzlich spürte er wie er halb durch den Raum geschubst wurde. Er spürte, dass er mit der Schläfe irgendwo gegen prallte. Dann spürte er etwas warmes sein Gesicht hinunterlaufen, doch den Schmerz nahm er nicht wahr. Apathisch sah er zu dem bulligen Typ hoch. ”Sie leben noch?”, wisperte er ungläubig. ”Boss, ich glaube, der weiß wirklich nichts.”, murmelte plötzlich eine ihm unbekannte Stimme und riss Joey so aus der Trance. Der Lakai hatte zum ersten Mal etwas gesagt und wandte seinen Kopf gerade zu dem kleinen Mann, der auf ihn zu kam. Ohne großartig nach zu denken hob Joey den Kopf und drückte den kleinen roten Schalter unter der Schreibtischplatte. Dieser Asamoto hatte ihn offensichtlich gegen den Schreibtisch gestoßen, also musste er seine Chance nutzen. ”Du sollst nicht glauben, du sollst machen was ich sage! Und jetzt heb ihn hoch und dreh ihm den Hals um! Wenn er wirklich nichts weiß ist er nutzlos!”, fauchte der kleinere direkt. Joey sprang auf die Füße und versuchte sich an dem bulligen Mann vorbei zu drücken, doch der begriff zu schnell und packte ihn wieder am Hals. Doch großartig etwas versuchen konnte er nicht, denn die Tür wurde aufgerissen und aus den Augenwinkeln konnte Joey erkennen wie drei Sicherheitsbeamte und Roland das Büro stürmten. Er spürte wie er aus dem schraubstockartigen Griff befreit wurde und hörte dumpf Rolands Stimme. Er keuchte und hustete, hörte Kampf Tumult und Schreie doch er selbst versuchte sich nur auf das atmen zu konzentrieren. -.-.-.- ”Wie geht es Ihnen Mr. Wheeler?” Joey hob den Blick und lächelte leicht. Seine nun leichenblasse und deutlich besorgte Sekretärin stand vor ihm. ”Etwas besser danke, wie geht es Masayo?”, fragte er leise, weil sein Hals immer noch weh tat. Er war durch das würgen leicht angeschwollen und man konnte schemenhaft blaue Flecke erkennen. Sie lächelte schief. ”Die Ärzte sagen er wird durchkommen, es sah schlimmer aus, als es war!”, erklärte sie sanft und Joey nickte dankbar. Masayo war einer der Sicherheitsmänner die mit ins Büro gestürmt waren. Joey wusste nicht was genau geschehen war, jedenfalls hatte dieser Yamamura plötzlich ein Messer gezückt und es diesem in die Schulter gerammt. Er hatte viel Blut verloren. Durch den Schreck und dadurch, dass ein anderer außer Gefecht gesetzt worden war, hatten die beiden fliehen können. Direkt danach war seine Sekretärin wieder gekommen und hatte sofort den Notarzt alarmiert. Innerhalb von wenigen Minuten hatte es hier nur so vor Sanitätern und Sicherheitsbeauftragten gewimmelt. Joey war in dem Vorzimmer auf die Couch gesetzt worden und einer der Sanitäter hatte ihm direkt vor Ort die Kopfwunde genäht. An der Schläfe hatte er durch den Sturz gegen die Schreibtischkantehatte er sich eine Platzwunde von drei cm zugezogen, die sich quer über seine linke Schläfe zog. Sie endete knapp vor seinem Augenwinkel und der Sanitätsarzt hatte ihm offenbart, dass es wohl eine kleine Narbe bleiben würde. Doch das beschäftigte Joey grade eher weniger. Es störte ihn noch nicht einmal, dass die Polizei hier war. Was ihn störte waren die Fragen, die sie ihm stellten. Er wollte ihnen nicht sagen, weshalb die Männer handgreiflich geworden waren. Er hatte ihnen erzählt den Grund haben sie gar nicht richtig erwähnt. Hätten irgendwelche Leute gesucht und gar nicht genau gesagt wer. Joey war sich im Klaren darüber, dass er gelogen hatte doch kurz zuvor hatte er die Mitteilung bekommen, das aufgrund der Täterbeschreibungen und der Namen, die notiert worden waren nur ein Ergebnis heraus gekommen war. Laut der Infos lag Asamoto, Masaya seit sieben Jahren auf dem städtischen Friedhof. Und die anderen wären aufgrund der Beschreibung nicht in Frage gekommen. Joey atmete tief durch und fragte seine Sekretärin nach Tee, die sofort eilig davon wuselte. Müde rieb er sich durch das Gesicht und streifte dabei das Pflaster, das die nun genähte Wunde verdeckte. “Was eine scheiße!“, murmelte er und stürzte sein Gesicht in seine Hände. So bekam er nicht mit, wie die Fahrstuhltüren sich öffneten. “Joey?“ Irritiert sah er auf. “Duke? Tristan? Was macht ihr hier?“, fragte er leise und blinzelte die beiden verwundert an. Nach dem Streit vorgestern Nacht hätte er mit dem Schwarzhaarigen so schnell nicht gerechnet. “Das...Das könnten wir dich fragen. Ist das Blut?“, fragte Tristan entsetzt und deutete auf den großen Fleck, der genau auf der Türschwelle zwischen Büro und Vorzimmer im Teppich war. Joey nickte müde. “Ja!“, krächzte er und Duke schluckte hart. “Jo-Joey, was ist passiert?“, fragte er leise und setzte sich neben ihn. So fiel sein Blick direkt auf die verpflasterte Schläfe und er wurde noch blasser. “Sind das Würgemale auf deinem Hals?“, fragte er leise und deutete auf einen blauen Fleck, der unter dem Kühlpad, das ein Sanitäter ihm um den Hals gewickelt hatte, hervorlugte. Wieder nickte Joey und Duke keuchte. “Joey, was-“ Joey sah hoch und direkt in Dukes Augen. “Wieso bist du eigentlich hier?“, fragte er direkt. Nicht ohne einen leisen Vorwurf in der Stimme. Duke seufzte und fuhr sich fahrig durch die Haare. “Ich...Wir wollten mit dir sprechen! Ich wollte mich einerseits entschuldigen und andererseits noch mal wegen dem was in L.A. war, reden. Ich glaube wir haben etwas aneinander vorbei gesprochen!“, erklärte er leise und sah Joey ehrlich an. Der grinste schief. “Ich muss mich wohl auch entschuldigen, aber bitte…lass uns das wo anders besprechen, okay?“ Bittend sah er zwischen Tristan und Duke hin und her. Tristan nickte, ebenso wie Duke. “Wenn du gehen kannst?“, fügte Tristan fragend an und deutete auf ein paar Polizisten. Joey nickte. “Ja - und wenn können sie sich immer noch an Roland wenden. Ich will jetzt nicht mehr! Das war mir zuviel.“, sagte er leise und rappelte sich auf. Seine Sekretärin trat auf die drei zu und reichte Joey, nachdem er sein Vorhaben erklärt hatte, seine Jacke. “Bitte sagen Sie Roland Bescheid, dass er sich melden soll sobald das Büro wieder nutzbar ist. Und sie machen, sobald die Polizei Ihnen das erlaubt für heute Feierabend, in Ordnung?“ Verdutzt blinzelte sie und nickte dann leicht lächelnd. “Danke und gute Besserung, Mr. Wheeler!“, sagte sie und er nickte ihr zu. Schweigend folgte er Duke und Tristan zum Aufzug. -.-.-.- “Das ist...krass!“, murmelte Tristan leicht erschlagen. Und Joey lachte trocken auf. Ihm saß ein riesig erscheinender Kloß im Hals und das atmen fiel ihm nicht gerade leicht obwohl die Schwellung zurück gegangen war. Mittlerweile war er zwar froh das wirklich geschehene jemandem erzählt zu haben, doch wirklich besser fühlte er sich nicht. Denn jetzt wurde es real. Genauso wie die Behauptung, dass die beiden Kaibas noch leben würden. Duke seufzte und stand auf. Sie waren in die Wohnung von den beiden gefahren. Joey hatte darauf bestanden, weil er sich in seiner nicht mehr wohl fühlen würde. “Und du glaubst jetzt auch, dass die beiden wirklich noch leben?“, fragte Duke und sah Joey durchdringend an. Der lachte hohl. “Ich weiß nicht was ich glauben soll. Einerseits klingt es für mich unglaublich. Ich mein...ich hab gesehen und gespürt wie das Gebäude in die Luft geflogen ist und andererseits...würden die sich mit Absicht so vermummt und mit falschen Identitäten zu mir durchkämpfen und mich versuchen auszuquetschen, wenn sie nicht davon überzeugt wären? Ich mein - dieser Schrank sollte mich umbringen, nachdem ich ihnen nicht das sagen konnte was sie wissen wollten. Aber – ach scheiße...ich weiß es nicht.“, erklärte Joey und raufte sich die Haare. Duke seufzte und setzte sich Joey gegenüber auf den kleinen Wohnzimmertisch. “Du denkst an den Jungen von der Messe und den Barkeeper, stimmt’s?“, fragte Duke leise und Joey nickte leicht. “Ja. Nachdem ich es einigermaßen begriffen hatte, schossen mir die beiden direkt durch den Kopf!“, wisperte er und presste sich die Handballen auf die Augen. Sie brannten schon die ganze Zeit, doch Joey wollte um keinen Preis zu lassen, dass er hier zusammen brach. Das konnte er sich nicht noch einmal erlauben. “Ich weiß auch nicht was man da glauben soll.“, murmelte Tristan und stand auf. “Ich hol’ noch Tee!“, sagte er leise und Duke ließ ihn nickend durch. Danach sah er Joey wieder an, der stoisch auf seine Hände starrte. “Ich...kann das nicht glauben.“, wisperte er leise und Duke schluckte den Satz, den er gerade sagen wollte wieder hinunter. Erst wollte er hören, was Joey sagen wollte. “Ich mein, wenn sie wirklich aus irgendeinem Grund ihren Tod nur vorgetäuscht haben...warum hat er dann nicht Roland die Firma überschrieben, sondern mir? Er hatte schon immer die besseren Qualifikationen. Ohne Rolands Hilfe wüsste ich selbst heute nicht, was ich machen muss. Und...dann frag ich mich, was es für ein Grund geben kann, dass Kaiba die Firma aufgibt und sich irgendwo ein neues Leben mit einer anderen Identität aufbaut!“, murmelte Joey stockend und starrte weiter auf seine Hände. “Gleichzeitig kommt es mir so unmöglich vor. Ich wurde von der Druckwelle der Explosionen zwei Mal ein paar Meter weiter geschleudert! Ich habe das Gebäude einstürzen sehen. Ich hab das alles mit erlebt und ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man so was überleben kann!“, wisperte er und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. Dann atmete er tief durch und lehnte sich nach hinten an die Rückenlehne der Couch. Er sah Duke direkt an und schwieg einen Moment. Dann griff er unter sein Hemd und holte zwei Anhänger hervor, die an einer schmalen Silbernen Kette befestigt waren. “Und dann frag ich mich, wieso haben sie an ausgerechnet diesem Abend ihre Anhänger abgenommen und im Auto gelassen! Mokuba hat seinen höchstens zum duschen abgenommen und Kaiba hatte seinen auch immer um. Aber ausgerechnet an dem Abend haben sie ihn beide im Auto gelassen. Roland hat mir irgendwann erklärt, dass sie ein paar ältere Versionen des Sicherheitssystems aktivieren oder deaktivieren. Zudem diente er als Schlüssel in die Villa!“, erklärte er ruhig und sah wieder Duke an. “Das macht einen schon stutzig, oder?“, fragte er leise und Duke konnte nun wirklich nicht mehr anders. Er musste nicken. Vorsichtig griff er nach den Anhängern und klappte einen auf. Mokuba sah ihm lachend entgegen und Duke musste schlucken. Er hatte zwar nie den Wahnsinnsdraht zu dem Kleinen gehabt, da waren Joey und Yugi wesentlich eher in Betracht gekommen, doch er hatte den kleinen immer gemocht. Vor allem, weil er oft mit ihnen unterwegs gewesen war. Und auch wenn er nichts auf seinen großen Bruder hatte kommen lassen, er hatte manchmal selbst zu gegeben, das der ach so tolle Kaiba auch seine Macken hatte. Ein kaum merkliches Lächeln schlich sich auf Dukes Lippen und er klappte den Anhänger wieder zu. Dann sah er Joey wieder an. “Und was hast du jetzt vor?“, fragte Duke leise und Joey zuckte mit den Schultern. “Ich...weiß es nicht. Einerseits will ich schon überprüfen ob an der Sache was dran ist. Andererseits-“, er stockte und sah zur Seite. “Du hast Angst!“, sagte Duke leise und Joey nickte leicht bevor er die Augen zusammen kniff. “Ich-Ich weiß nicht was ich herausfinden könnte. Was ist wenn es stimmt? Und was ist, wenn sie trotzdem die bleiben müssen, die sie jetzt sind? Was ist wenn sie doch wirklich tot sind? Dann würden sie für mich noch einmal sterben und ich...ich...das könnte ich nicht stemmen.“, wisperte er heiser und stand auf. Er spürte, wie seine Gefühle begannen sich immer mehr gegen die Mauer zu stemmen, die er irgendwann aufgebaut hatte um eine Chance in der Geschäftswelt zu erringen. Doch diese Mauer bröckelte langsam und nun stemmten sich auch seine eigenen Gefühle gegen ihn selbst. Nach dem Stress und Ereignissen der letzten Tage wurde das langsam einfach zu viel. “Joey!“, sagte Duke leise und stand ebenfalls auf. Als er näher an den Blonden trat konnte er sehen, wie er leicht zitterte, als ob ihm kalt wäre. “Duke, bitte...sag du mir was ich machen kann. Sag du es mir, bitte! Ich weiß es nicht! Ich weiß nicht ob ich es tun soll. Ich bin nicht so stark wie du oder Kaiba!“, bat Joey leise und wand sich wieder um. Duke konnte Tränen in Joeys Augen schwimmen sehen und er wusste, dass Joey sie doch nicht vergießen würde, wenn er nicht dafür sorgte. “Joey, dass stimmt so nicht! Du weißt was du willst! Du hast nur Angst es umzusetzen.“, sagte er leise und Joey schüttelte den Kopf. Bevor er aber etwas sagen konnte hielt Duke ihn davon ab. “Joey, du weißt die Antwort. Du musst dich nur wieder trauen es durch zu ziehen. So wie du dich damals getraut hast die Kaiba Corp. zu übernehmen. Und wenn du das Arsch wirklich findest, dann trittst du ihm in den Allerwertesten und holst ihn zurück, okay?“ Fragend sah er Joey an, der die Augen zusammen kniff. Doch es war zu spät. Tränen rollten über seine Wangen und seine Gefühle durchbrachen die Mauer und überschwemmten ihn. Schluchzend erzitterte er und ging in die Knie. Duke lächelte traurig. Einerseits war er erleichtert, dass Joey es endlich nicht mehr aushielt und es heraus ließ. Andererseits tat es ihm weh Joey so sehen zu müssen. Tristan kam, alarmiert von den Schluchzern ins Wohnzimmer gestürmt und seufzte tief als er Joey sah. Er nickte Duke zu und der kniete sich zu dem Blonden und zog ihn an sich. Erst wollte Joey sich befreien, doch Duke ließ nicht locker und als er dann auch noch spürte, wie Tristan ihm eine Wolldecke um die Schultern legte und ihm ins Ohr flüsterte, er solle es endlich zulassen, brach auch der allerletzte Rest Widerstand zusammen und er drückte sich Trostsuchend an den schwarzhaarigen. -.-.-.- “Er schläft!“, flüsterte Duke leise und schälte sich vorsichtig aus Joeys Umklammerung. Tristan, der neben ihm auf dem Bettrand gesessen hatte atmete erleichtert auf und half Duke dabei. Vorsichtig befreiten sie Duke von Joey und standen auf. Joey grummelte leicht und rollte sich zusammen. Im Schlaf seufzte er einmal kurz auf und kuschelte sich in die Decke. Duke schluckte und drehte den Kopf weg. Diesen Anblick brachte er nicht fertig weiter zu ertragen. Mit hastigen Schritten verließ er das Schlafzimmer und ging in die Küche. Er hörte, dass Tristan ihm folgte. “Willst du auch etwas trinken?“, fragte er fahrig und stellte ein Glas etwas lauter als nötig auf die Arbeitsfläche. Tristan trat an ihn heran und nahm ihm die Flasche sanft aber bestimmt aus der Hand. “Lass mich das machen!“, sagte er ebenso sanft und goss sich und Duke etwas Brandy in die dafür vorgesehen Gläser. “Wie schaffst du das? So ruhig zu bleiben?“, fragte Duke zittrig und starrte Tristan an. Er schien wirklich die Ruhe selbst zu sein. Er brachte es sogar fertig ohne große Mühe zu lächeln. “Vielleicht weil ich weiß, dass du aufgeregt genug für zwei bist? Ich weiß es nicht. Ich schaffe es einfach und wenn ich mich dir so ansehe ist das, denke ich, auch gut so, oder?“, fragte er und drückte Duke ein Glas in die Hand. Der lachte hohl und stürzte die alkoholische Flüssigkeit in einem Zug herunter. Er verzog das Gesicht kurz und stellte das leere Glas dann tief seufzend ab. “Ich kann kaum glauben, dass das hier wirklich passiert!“, sagte er dann leise und kam auf Tristan zu. Der seufzte tief und zog Duke den letzten Schritt zu sich um ihn dann an sich zu drücken. “Ich weiß, ich kann es auch nicht wirklich glauben. Aber rein logisch betrachtet ist es nun mal möglich und das macht es fast noch schlimmer!“, murmelte er leise und nahm nun selbst einen kleinen Schluck aus seinem Glas. Duke kuschelte sich an seine Brust und nickte, selbst auch wieder seufzend. “Klar, die Fragen, weshalb Kaiba ausgerechnet Joey die Corporation überschrieben hat und wieso er es dann eigentlich gemacht hat bleiben, aber ehrlich gesagt ist das so verrückt, dass es auf verquere Weise zu ihm passt. Kaiba ist so unberechenbar gewesen, dass man ihm alles zu trauen kann.“ “Da hast du Recht. Aber wenn das alles so stimmt wie wir es gerade vermuten, dreh ich ihm den Hals um.“, meinte Tristan und trank nun auch den Rest in einem Zug. Duke lachte leise. “Dann musst du dich aber hinten anstellen!“, meinte er schief grinsend und stahl Tristan eine Kuss. Der lächelte leicht. “Das können wir ja ein anderes Mal ausdiskutieren.“, sagte er verschmitzt und strich dem kleineren liebevoll durchs Haar. “Was machen wir jetzt?“, fragte der Gedanken verloren. “Wenn er sich wirklich auf die Suche machen will, können wir ihn nicht allein lassen, er hat selbst gesagt, dass er das nicht allein stemmen kann.“ Duke seufzte tief und nickte. “Ich weiß. Allerdings ist die Sache so heikel, dass ich mich scheue den anderen davon zu erzählen. Eigentlich müssten wir das sogar der Polizei sagen, aber ich kann verstehen, dass Joey es nicht getan hat. Sie hätten uns nichts gesagt und aus allem raus gehalten. Das hätte ihn nur noch verrückter gemacht.“, murmelte Duke und sah dann wieder zu Tristan auf. “Ich denke, er wird erst einmal hier Informationen einholen und sobald er nach L.A. fliegen will werden wir mitfliegen. Ich denke, dass ist wenigstens etwas.“ Tristan brummte zustimmend und sah Duke dann fragend an. “Glaubst du wirklich, er will nach L.A. zurück fliegen?“ Duke zuckte mit den Schultern. “Ich weiß es nicht! Allerdings ist der Punkt, dass dieser Barkeeper verblüffende Ähnlichkeit mit Kaiba hatte und Joey diesem Jungen über den Weg gelaufen ist, der Mokuba hätte sein können, ganz schön schwerwiegend. Ich glaube früher oder später wird er das wirklich machen! Ich mein, die Haare kann man sich schneiden und färben und es gibt auch so was wie farbige Kontaktlinsen. Kaiba hatte zudem noch genug Geld um so etwas in die Wege zu leiten! Es fehlen zwar wirklich einige Indizien auf den Grund, aber ich denke mit dem heutigen Überfall hätten wir eines und deshalb denke ich schon, dass wir uns darauf einstellen sollten, nach L.A. zu fliegen.“, erklärte Duke und gähnte unterdrückt. Tristan nickte wieder und sah auf die Uhr. “Lass uns morgen weiter darüber diskutieren! Es ist spät und morgen beginnt der Sonderverkauf!“, murmelte er und Duke nickte einfach nur. Schweigend verließen sie die Küche und löschten überall das Licht. Dann verschwanden sie in ihrem Schlafzimmer und Ruhe kehrte in die große Wohnung ein. Joey schlief immer noch in dem Bett, das im Gästezimmer stand. Doch sein Schlaf war lange nicht mehr so erholsam wie noch vor einer halben Stunde. Alpträume suchten ihn heim und verzerrten seine Erlebnisse in einer scheußlichen Art und Weise. Kapitel 8: Fin Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9: ~ Oh you feel so trapped and confused Start with nothing you've got nothing to lose ~ “Noah?“, fragte eine dunkle Stimme leise und er hob müde den Kopf. Ein Lächeln schlich auf seine Züge. “Sam!“, krächzte er und setzte sich auf. Mittlerweile waren schon wieder fünf Tage vergangen seit dem er und sein Bruder wieder in L.A. waren. Durch das erlebte in Japan war Noah nun wirklich krank geworden und hütete mit Fieber und Halsschmerzen das Bett. Beiden, Noah und Mathew war sofort klar gewesen, dass ein Teil psychisch bedingt und der andere Teil durch die klatschnassen Klamotten Auslöser dafür gewesen waren. Doch seitdem sie wieder zu Hause waren hatte keiner es gewagt die Erlebnisse in Japan noch einmal anzusprechen. Und Noah hatte das starke Gefühl, dass er es auch gar nicht mehr wollte. Er kam mit seinem schlechten Gewissen nicht klar und wusste gleichzeitig, dass er an der herrschenden Situation nichts würde ändern können und dürfen. Er wollte mittlerweile einfach nur noch verdrängen und so weh es auch tat, die Vergangenheit vergessen. Er hatte ein Leben hier in L.A. und Freunde. “How are you?“, fragte Sam und setzte sich auf den Sitzsack, der neben Noahs Bett stand. Der lächelte schief. “Better than yesterday! Did Miss Jonsohn said something to you?“, fragte er und Sam schüttelte mit dem Kopf, dass seine braunen Locken nur so flogen. “No, she worries, but I think you don’t have to mind it! She worries 'bout everything everytime, doesn't she?“, fragte Sam neckisch und beide lachten. Sie unterhielten sich noch eine Weile über belanglose Sachen bis Sam ihn wieder schweigend ansah und Noah versuchte seinem Blick aus zu weichen. Beide wussten, was Sam wissen wollte, doch Noah wollte nichts erzählen. Ihn drückte zwar auch hier das schlechte Gewissen, doch er brachte es nicht über sich Sam etwas zu erzählen. Zu Mal es ihm ja auch eigentlich verboten war. Irgendwann seufzte Sam schwer. “Noah, honestly you've gotta secret, right?“, fragte er dann ruhig und Noah nickte beklommen. “Sorry, I know it's not fair but I can’t tell you what it is. Please try to unterstand, I beg of you. I would tell you everything, if I could.“, wisperte er und Sam seufzte wieder. “It’s 'bout Japan, right? Something happened there so you had to come to L.A. and now you are confused.“, stellte Sam fest und wieder nickte Noah. Doch diesmal stiegen ihm Tränen in die Augen. Erschrocken stand Sam auf und setzte sich neben ihn. “Noah, is it so bad?“, fragte er und wieder nickte Noah. “It’s the worst thing I’ve ever had to experience, but I'm not able to cope it. And I’m not allowed to tell anyone anything.“, schniefte er und Sam schluckte schwer. In all der Zeit hatte er Noah noch nie so am Boden zerstört erleben müssen. Niedergeschlagen, ja. Aber nicht so. “Damn...Noah!“, sagte er hilflos und zog seinen schluchzenden Freund in eine Umarmung. -.-.-.- “Und ihr seid euch echt sicher?“, fragte Joey zum wiederholtesten Male. Duke stöhnte fast schon genervt auf und Tristan lachte. “Joey wir sitzen schon im Jet, jetzt gibt es eh kein zurück mehr! Und ja sind wir!“, meinte er dann und Joey nickte verlegen lächelnd. “Danke!“, murmelte er und lehnte sich nun vollends zurück. Sie waren jetzt seit einer halben Stunde in der Luft und auf dem Weg nach Los Angeles. Joey hatte nachdem er am nächsten Morgen aufgewacht war und mit Roland gesprochen hatte, alle Termine für die nächsten zwei Wochen verschieben oder absagen lassen. Er hatte sich sogar die Frechheit heraus genommen und den Bürgermeister inklusive Stadtrat zu versetzen und war stattdessen direkt in die nächste Bibliothek und hatte dort Zeitungen gewälzt. Danach war er in die Firma gefahren. Aber nicht um zu arbeiten sondern um in den Archiven nach den Finanzbelegen zu suchen. Dort war er zwischen lauter Zahlen auf etwas gestoßen, dass ihn stutzig gemacht hatte. Etwa fünf Monate vor dem Tod der beiden hatte Kaiba Mokubas Taschengeld, dass bis dato schon sehr hoch war, noch um ein deutliches erhöhen lassen. Zudem war drei Wochen vor der Explosion dann noch eine Zahlung auf ein Auslandskonto erfolgt, die lediglich mit dem Vermerk Privatinvestition angegeben worden war. Eine Spende für Wohltätige Zwecke, die eigentlich nicht außergewöhnlich waren, war Joey auch ins Auge gefallen. Sie wurde als Spende für Flüchtlinge benannt worden. Doch die Organisation an die die Spende gezahlt worden war, hatte trotz redlicher Bemühungen Rolands, der den seltsamen Eifer seines Vorgesetzten nicht nachvollziehen konnte, nicht auffinden können. Und das kam Joey auch seltsam vor. Mit den jeweiligen Kopien war er dann zu Tristan und Duke, die ihm schon am Morgen ihre Zusicherung gegeben hatte Joey zu unterstützen, gegangen und zusammen waren sie dann zur städtischen Feuerwehr gefahren. Nach diesem Gespräch zur Polizei wo Duke sich nach dem damaligen Fall, der als offiziell geschlossen galt, erkundigt hatte. Nach einigem hin und her hatten sie auch davon eine Kopie bekommen. Die Recherchen hatten einige Tage in Anspruch genommen. Vor allem, da die Bank sich erst quergestellt hatte. Doch nach geschickt gesetzten Drohungen hatten sie alles zusammen bekommen was sie brauchten. Joey hatte zu diesem Zeitpunkt erst richtig realisieren können, wie viel seine Macht, die er mittlerweile besaß, bewirken konnte und das war eine Tatsache mit der er nur relativ gut umgehen konnte. Es war ihm noch zu ungewohnt. Nach Sichtung des Materials das sie hatten, war allen dreien nacheinander Punkte aufgefallen die einen bei genauerer Betrachtung stutzig werden ließen. Unter anderem der Punkt, dass Mokuba zwar nie richtig sparsam gewesen war mit dem Geld, das er zur Verfügung gestellt bekommen hatte, doch er war auch nicht verschwenderisch gewesen. Nach der Taschengelderhöhung war er gar nicht mehr ans Geld gegangen und dann hatte er unnatürlich hohe Summen abgehoben. Wo dieses Geld hingekommen war, wussten sie nicht. Und die letzte Abhebung, die gleichzeitig das Konto vollständig geleert hatte, war genau fünf Stunden vor der Explosion erfolgt. Alles in allem schien das ein unerschütterlicher Beweis zu sein, dass definitiv etwas nicht in Ordnung gewesen war. Sie vermuteten alle, dass das das Geld war mit dem sie dann untergetaucht waren. Insgesamt mit ca. 90 Millionen Yen, die fast einer Million US-Dollar entsprachen. Mit jedem Tag war Joey unruhiger geworden. Und nachdem Joey die Fäden gezogen bekommen hatte und die Würgemale kaum noch zu sehen waren, hatte er alles in die Wege geleitet, damit er nach L.A. fliegen konnte. Dass Duke und Tristan nicht überrascht gewesen waren hatte ihn überrascht. Dass sie mitfliegen wollten, hatte ihn fast aus den Socken gehauen und gleichzeitig war er erleichtert und froh darüber gewesen. Er musste nicht allein dadurch und sie schienen ihn ansatzweise zu verstehen. “Und was hast du vor wenn wir gelandet sind?“, fragte Duke und holte Joey so aus seinen Gedanken. Joey seufzte. “Ich suche Noah Smith!“, meinte er schief grinsend und rieb sich über die brennenden Augen. Sie brannten weil er müde war. Die letzten Nächte waren noch unruhiger für ihn gewesen als sie es schon in der Regel waren. Er hatte wegen seiner schweren Gedanken nicht gut schlafen können. Zudem hatte ihm zu gesetzt, dass er die anderen und Serenity kaum an sich ran gelassen hatte. Er verstand, dass sie sich Sorgen machten. Doch er wollte sie und vor allem seine kleine Schwester nicht in Gefahr bringen. Er konnte es gerade eben so mit sich vereinbaren, dass Duke und Tristan bei ihm waren. “Und wie stellst du dir das vor?“, fragte nun Tristan und Joey zuckte mit den Schultern. “Ich werde in die Highschools dort gehen. Mokuba wäre jetzt fünfzehn und ich weiß wie Noah aussieht. Vielleicht finde ich irgendjemanden, der ihn kennt oder mir sagen kann wo ich ihn finde. Ich weiß noch nicht wie das ausgehen wird oder was ich danach tue, aber diesen Barkeeper, will ich mir erst Mal nicht vornehmen. Klar wäre es bei ihm einfacher, aber ich glaube, wenn die beiden es wirklich sind, dann komm ich eher über Mokuba daran, oder?“, erklärte er und Duke nickte überlegend. “Wir beide können uns ja doch den Barkeeper vornehmen. Du hast gesagt er kann japanisch, dass heißt wenn wir dort auftauchen und auf Urlauber machen und belanglos daher reden, könnte er sich vielleicht verraten oder uns weiter helfen!“, murmelte Duke und Joey lachte. “Glaubst du wirklich, dass er sich verraten würde, wenn es wirklich Kaiba ist?“, fragte er und Duke grinste schief. “Nicht wirklich.“, gab er zu und die drei mussten lachen. Ein befreites Lachen war das jedoch nicht. Wer genau hinhörte, konnte den angespannten Ausdruck darin bemerken und ihn auch in den Gesichtern sehen. -.-.-.- “Ich bin hundemüde!“, maulte Tristan und streckte sich gähnend. Sie waren gerade erst gelandet und auf dem Weg ins Hotel. Sie hatten sich nach langen hin und her dazu entschieden doch wieder in das Hotel zu gehen, wo Duke und Joey dem Barkeeper begegnet waren. “Du kannst gleich gerne schlafen!“, brummelte Joey und fuhr sich durchs Gesicht. Er war nervös. Fürchterlich nervös. Er würde nicht in die Bar gehen. Auf gar keinen Fall, aber was wenn er dem Mann trotzdem über den Weg lief? Was würde er dann machen? Ihn direkt fragen? Ignorieren? Oder direkt eine runter hauen? Er konnte sich selbst nicht einschätzen und das beunruhigte ihn, mehr als alles andere. Nervös fuhr er sich über die verkrustete Wunde an der Stirn und bekam sofort von Duke einen Stoß in die Rippen. “Finger da weg! Sonst muss sie wieder zu genäht werden, du Held! Und dann kannst du erst mal ein paar Stunden im Krankenhaus hocken!“, maulte der und Joey grinste ihn entschuldigend an. Dann atmete er tief durch und sah aus dem Fenster. Irgendwann hielt er das aber auch nicht mehr aus und griff in die Minibar der Limousine, die sie vom Flughafen abgeholt hatte. “Aber nicht zu viel!“, ermahnte Duke und Joey nickte abwesend. Er war mit dem Kopf ganz wo anders. -.-.-.- “You think, we really should do that?“, fragte Sam unsicher und sah sich um. “Yes, of course. I’m really sure. Promised!“, sagte Noah schief grinsend und ging wie selbstverständlich durch den Haupteingang. Es war Donnerstagabend, morgen war irgendeine Lehrerkonferenz, sodass sie morgen nicht in die Schule mussten und Noah fühlte sich seit gestern wieder etwas besser. Sam hatte zwar keine Fragen mehr gestellt, aber ihn trotzdem wieder aufmuntern können. Deshalb sah er sich jetzt im Stande seinen Bruder zu besuchen, der diese Woche Spätschicht hatte. “Noah, wait a second.“, rief Sam ihm hinterher und stratzte dem kleineren nach. Manchmal wurde er aus dem anderen doch nicht schlau. Erst zu Tode betrübt und noch dazu krank und jetzt voller Tatendrang. Allerdings war es ihm so lieber, als das er ihn so schluchzend im Arm hatte. Er folgte dem Wirbelwind, wie er ihn innerlich gerne mal nannte und zusammen betraten sie die Hotelbar. Für einen Donnerstagabend war recht viel los, doch Noah ließ sich daran nicht stören und lief auf die Bar zu. In der Ecke waren noch zwei Hocker frei und auf einen setzte er sich. Den strafenden Blick seines Bruders ignorierend. “I knew it! He’s not pleased to see us.“, murmelte Sam und setzte sich nur widerwillig auf den anderen Hocker. “Forget about that!“, meinte Noah leichthin und lächelte seinen großen Bruder an. Der murmelte etwas zu sich selbst. Stellte ein Getränk vor einem anderen Gast ab und kam zu ihnen. “Wat are you two doing here, Noah?“, fragte Mathew pampig und Sam sank in sich zusammen, doch Noah schien das nicht zu stören. “We wanted to pay a visit! So we are here now. Please, give us some tasty drinks, will'ya?“, fragte er und sah den größeren mit einem Dackelblick an, der sich sehen lassen konnte. Sam konnte geradezu mitverfolgen, wie der innere Widerstand dahin schmolz. Er verkniff sich ein lächeln und entspannte sich etwas. “Only one!“, sagte der Barkeeper und Noah bedankte sich lachend. Kurz darauf hatten beide ein Gingerale vor sich stehen und unterhielten sich miteinander. Irgendwann kam der schwarzhaarige wieder zu den beiden und nahm ihn die leeren Gläser weg. “So, that’s it! Sam you can stay overnight but now you've got to get back home! It’s late!“, befahl Mathew und Sam nickte. Noah war zwar nicht ganz einverstanden, aber er fügte sich dem Wunsch seines Bruders und sie verließen die Bar wieder. Noah gähnte herzhaft und rieb sich über die Augen. “I’m a little tired!“, murmelte er und Sam lachte. “Should I give you pickaback ride?“, fragte er schief grinsend und Noah blinzelte ihn verdutzt an. Dann grinste er. “Oh yes!“, sagte er begeistert und sprang Sam direkt auf den Rücken. Der keuchte überrascht auf und lachte dann wieder. “A little gentlier would be nice. I still need my spine, okay?“ Noah lachte und schlang seine Arme um Sams Hals. “Keep quiet, my slave!“, sagte er gebieterisch und dann lachten beide und verließen die Lobby. Dass sie von drei Hotelgästen fast schon entgeistert angesehen und beobachtet wurden bemerkten sie in ihrem Spaß gar nicht. -.-.-.- “Der...Der sieht echt aus wie Mokuba!“, murmelte Duke erschlagen und Joey lachte hohl auf. “Ich hab es dir gesagt! Und dass er hier war hat bestimmt auch einen Grund.“, murmelte er und fuhr sich durch die Haare. Er versuchte sich zu beruhigen und wand sich wieder an den Rezeptionisten. Der tippte allerdings immer noch in seinem PC rum. “Warum bist du ihm nicht nach?“, fragte ihn nun Tristan und Joey seufzte. “Ich weiß nicht in wie weit dieser andere Junge da mit involviert ist. Ich will ihn da nicht auch noch in etwas rein ziehen. Außerdem ist es schon elf. Ich bin völlig fertig und ehrlich gesagt hab ich es nicht über mich gebracht.“, nuschelte er verlegen und nahm den Zimmerschlüssel entgegen. Duke seufzte und drückte Joeys Schulter in einer freundschaftlichen Geste. “Hey, ist doch nicht schlimm. Wir hätten auch reagieren können und Recht hast du auch. Es sollten nicht mehr Leute als jetzt mit rein gezogen werden.“ Joey lächelte leicht und zusammen machten sie sich auf den Weg in ihr Zimmer. Doch Joey ahnte, dass auch diese Nacht nicht sonderlich erholsam werden würde. -.-.-.- “Ich geh dann jetzt los!“, rief Joey und Duke erschien an der Ecke, mit einer Zahnbürste im Mund. Er nickte und brabbelte irgendetwas unverständliches das wie Ruf an wenn was ist klang. Joey nickte und schloss die Tür hinter sich. Sein Herz pochte unerträglich gegen seine Rippen, doch beruhigen konnte er sich nicht. Heute Morgen war er schon Recht früh wach geworden und hatte sich direkt ein Buch geschnappt um nicht über das nachdenken zu müssen, was er geträumt hatte. Irgendwann war er dann aufgestanden, hatte sich geduscht und langsam fertig gemacht. Er hatte sich sogar ein Pflaster auf die Kruste an der Stirn gemacht, Erstens, damit er nicht dran rum kratzte und zweitens weil sie trotz seiner Haare ins Auge stach. Das weiße Pflaster war zwar nicht weniger auffällig, doch es war einfach nur ein Pflaster und würde höchstens zwei Mal einen Blick auf sich ziehen. Joey wollte nicht angeglotzt werden. Zudem machte es wohl keinen guten Eindruck, wenn er hier in einer Highschool nach einer Person fragte wenn seine Schläfe eine solche Wunde zierte. Mit schnellen zielstrebigen Schritten war er an seinem bestellten Taxi angelangt und ordnete dem Fahrer an zur nächstliegenden Highschool zu fahren. Was ihm bevorstand wusste er nicht und konnte er auch nicht ahnen. Doch dass es anstrengend werden würde, damit rechnete er schon. -.-.-.- Unsicher und gleichzeitig suchend schritt Joey durch das leere, fast gespenstisch erscheinende Gebäude. Er war mittlerweile an drei Schulen gewesen, die alle nicht wussten von wem er sprach. Er hatte zwar immer relativ höflich Auskunft bekommen, doch Joey war sich nicht sicher, ob sie ihn nicht einfach angelogen hatten, weil er ihnen suspekt vorkam. Zudem war ihm aufgefallen, dass er sich nicht sonderlich von den meisten Schülern unterschied. Er hatte zwar keinen Rucksack auf, doch die Größe und das Outfit hätten ihn gut und gerne als Schüler durchgehen lassen. Seine Größe passte nämlich im Schnitt auch gut hier rein und das ärgerte Joey fast schon. Doch hier in dieser Schule die er auf Geheiß des Hausmeisters betreten hatte, schien alles ausgestorben. Ungewöhnlich für einen Freitag wo an allen anderen Schulen unterrichtet wurde. Er vermutete, dass der Hausmeister ihm erklärt hatte warum das so war, doch er hatte ihn durch den starken Akzent nicht richtig verstanden. “May I ask you, what you are doing here?“, fragte ihn eine weibliche Stimme und Joey wirbelte erschrocken herum. Eine noch relativ junge Frau stand kaum zwei Meter von ihm entfernt und schien gerade aus der Klasse zu kommen, denn hinter ihr schlug gerade die Tür zu. “Oh, yes. Sorry, to intrude, but I look for a boy. And now I wonder why nobody's in here, can you help me?“, fragte er direkt und merkte gar nicht, dass er vor lauter Nervosität direkt mit der Tür ins Haus fiel. Nicht gerade vorteilhaft für sein Vorhaben. Die junge Frau musterte ihn skeptisch. “Who let you in? The doors were closed!“, sagte sie und ihre Augen verengten sich. Joey seufzte und atmete einmal tief durch. “The janitor. But I didn’t understand him very well. I guess he mentinoned why there are no students in here today but...as I said I didn’t understand!“, sagte er und versuchte zu lächeln. Es misslang gründlich. “Who are you?“, fragte die Lehrerin und Joey schluckte. Er fühlte sich in seine Schulzeit zurückversetzt und das machte ihn noch nervöser als er eh schon war. “My Name is Joey Wheeler!“, sagte er kleinlaut und die Frau sah ihn verdutzt an und bekam dann große Augen. “You...You aren't by any chance the CEO Joey Wheller? From the Kaiba Corp. in Japan?“, fragte sie und wurde mit einem Mal ganz hibbelig. Joey blinzelte erschrocken und nickte perplex. “You-You know me?“, fragte er verdattert und die junge Frau stand ihm plötzlich so nah gegenüber, dass es ihm schon fast etwas zu nah war. “It's for real! Amazing...Ah, I'm sorry. But yes of cousre I know you! One of my students presented a paper about you and your buisness! I was very surprised about it, although he's japanese. So-“ “E-Excuse me! I’m really very pleased about that but can you help me?“, unterbrach er die Dame und sie kicherte leicht. “It’s so surprising, that you are here. I have to tell it Noah. He will be so excited!“, sagte sie ohne auf seine Frage einzugehen, doch diesmal ließ das was sie sagte Joey innehalten. “Noah? You mean Noah Smith?“, fragte er und sein Herz begann zu rasen. Die Frau sah ihn überrascht an. “Yes, I’m his form teacher! You're looking for him?“, fragte sie und Joey nickte. “Oh, what a fortune. Oh...no Ehm - Today the teachers have conferences all day, so the students are off for today! They're all at home, you have to visit him at home!“, sagte sie und lächelte. Joey schluckte und brachte ein schiefes Lächeln zustande. “Oh, thats bad. I’ve lost his adress. Therefore I came to his Highschool!“, brabbelte er und versuchte überzeugend zu klingen. Das war eine glatte Lüge, doch er hoffte sie würde ziehen. “Oh, wait a second!“, sagte sie und verschwand schnell in dem Klassenzimmer aus dem sie gekommen war. Dann kam sie wieder zurück. Diesmal mit einem kleinen Zettel in der Hand. “Here you have it again. But take care this time, okay?“, fragte sie und er nickte lächelnd. “Thank you very much!“, sagte er und nahm den Zettel entgegen. “Never mind! I’m pleased to have met you.“, sagte sie und er grinste schief. Sie verabschiedeten sich und Joey musste versprechen, Noah zu grüßen und noch mal vorbei zu kommen. Er tat es. Allerdings war er so aufgeregt, dass er ihr vermutlich den Himmel auf Erden versprochen hätte. Doch kurz nachdem er wieder das Gebäude verlassen hatte, verschwendete er keinen Gedanken mehr daran. Mit fahrigen Fingern fummelte er sein Handy aus der Hosentasche und wählte Dukes Nummer. “Duke? Ich hab ihn gefunden! Ich hab seine Adresse!“, stammelte er heiser ins Telefon und lief zum Taxi, dass er für dreihundert Dollar den Tag lang gemietet hatte. Der Fahrer hatte zwar irritiert geguckt, doch bei dem Angebot nichts gesagt und versprochen auch nicht weiter zu fragen, als Joey ihn drum gebeten hatte. “Ich fahr da jetzt hin.“ -.-.-.- Nervös sah er zu dem Haus hoch. Es war eine normale Gegend. Nicht wirklich vornehm aber auch nicht heruntergekommen. Einfach durchschnittlich. Er saß jetzt schon bestimmt seit zehn Minuten in diesem Taxi und wagte es nicht sich zu rühren. Er spürte die irritierten und fragenden Blicke durch den Rückspiegel, doch er reagierte nicht darauf. Plötzlich rührte sich etwas in dem Apartmenthaus. Die Tür ging auf und Joey duckte sich reflexartig. Nun wirklich irritiert drehte sich der Taxifahrer nach hinten und sah wie Joey sich auf die Rückbank drückte. Er hielt wirklich den Mund, doch die Fragen sprangen ihm nur so aus den Augen. Joey lächelte ihn entschuldigend an. “He's gone?“, fragte er und der Mann drehte sich um. “Yes, he is some Steps away. He wouldn’t see you!“, sagte der Mann und Joey atmete auf. Dann richtete er sich auf und sah den Barkeeper aus dem Hotel gerade um eine Ecke biegen. Joey schluckte hart und fuhr sich übers Gesicht. Ihm war so schlecht. “Are you okay? You're pale!“, fragte der Fahrer nun doch und Joey nickte. “Yes, I’m just a bit nervous. Ehm...I- Can you wait here?“, fragte Joey nun und der Mann seufzte. “Of course I'll wait! You’ve paid me 150 bugs and promised me another 150 bugs! I'd be nuts to not wait for'ya, you know?“, meinte er und grinste schief. Joey nickte und stieg aus. Langsam und mit Beinen die sich anfühlten wie Gummi ging Joey auf das Apartmenthaus zu. Vor der Eingangstür blieb er stehen und starrte auf die Wohnschilder. An einem blieb er hängen. M & N Smith stand dort und Joey glaubte die Schrift zu erkennen. Er schluckte, doch der Kloß blieb in seinem Hals sitzen. Erschrocken zuckte er dann zusammen als plötzlich die Tür aufging neben der er stand. Eine Frau und ihre kleine Tochter sahen ihn verdutzt an. Bevor er reagieren konnte quietschte das kleine Mädchen begeistert und deutete auf Joeys Pflaster “Mummy look! Look he's a patch too, mommy, do you see it?!“, sagte sie begeistert und deutete dann auf ihr Knie, auf dem auch ein Pflaster zu sehen war. Joey lächelte leicht. Eine Geste, die die Frau ebenfalls zu beruhigen schien. “Yes, sweetie, I see it.“, sagte sie und strich ihr leicht über den Rücken. “But your patch is much cooler then mine!“, meinte Joey dann und grinste. “You have kitten on yours!“, schob er hinterher und sie lachte. “Yeah! I have!“, sagte sie stolz und schlang ihre schmalen Ärmchen um den Hals ihrer Mutter. “Mummy, we've got to show my patch to daddy!“, sagte sie aufgeregt und die Mutter lachte. “Okay, we'll show him your patch!“, meinte sie und verabschiedete sich von dem jungen Mann. Joey selbst winkte dem Mädchen kurz hinterher und schlüpfte dann durch die Tür, die ihm die Frau höflich aufgehalten hatte. Doch die Aufregung, die durch das kleine Mädchen mit ihren Kätzchenpflaster kurz vergessen war, tauchte sofort wieder auf als er die erste Stufe nahm. Für den Aufzug war er zu aufgeregt. Er hatte eh schon einen halben Bienenstock im Bauch. Innerhalb von zwei Minuten war er trotz seiner langsamen Geschwindigkeit im dritten Stock. Mit mulmigem Gefühl im Bauch öffnete er die Tür, die vom Treppenhaus auf den Balkonweg zu den Apartments führte. “1...2...3...“, zählte er wispernd und stand nun vor der Tür, mit der Nummer drei. Ihm wurde wieder schlecht. Ganz ruhig, Joey, redete er sich gut zu und hob die Hand. Eine halbe Ewigkeit stand er so da und rührte sich nicht. Dann holte er tief Luft, kniff die Augen zusammen und drückte den Klingelknopf. Er hörte Gelächter, wie jemand dumpf etwas auf English sagte, dass er durch das Holz nicht verstand und dann ging die Tür auf. Kapitel 9: Fin Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Kapitel 10: ~ Sometimes you wonder if this fight is worthwhile the precious moments are all lost in the tide (yea) they're swept away and nothing is what it seems ~ “Meinst du er kommt klar?“, fragte Tristan leise und sah von seinem Glas auf. Nachdem Joey angerufen hatte, waren sie zurück ins Hotel und dort in die Bar gegangen, da sie nicht im Zimmer rum sitzen wollten. Zudem hatte Duke schon wieder das Bedürfnis nach einem etwas stärkeren Drink gehabt. Tristan hatte da ebenfalls nicht nein gesagt. Er merkte, wie das, was ihm alles wie ein irres, unrealistisches Abenteuer vorkam, langsam an seinen Nerven zerrte. Er vermutete stark, dass es ihm deshalb die ganze Zeit möglich gewesen war die anderen beiden am durch drehen zu hindern. Doch seitdem er gestern Abend diesen Jungen gesehen hatte, von dem Joey erzählt hatte wurde es alles realer und damit irgendwie noch abstruser. Duke seufzte und fuhr sich mal wieder durch seine schwarzen Haare. “Kein Ahnung...ich weiß es ehrlich nicht!“, murmelte er und nahm den letzten Schluck von seinem Drink. Dann hob er die Hand und bestellte ein Wasser bei dem Mann hinter der Bar. Tristan brummte. Ob zur Zustimmung oder einfach nur so war nicht zu sagen. Doch Duke fragte auch nicht. Er seufzte wieder und lehnte sich gegen seinen Freund. “Ich bin müde. Das viele Grübeln erschöpft voll!“, maulte er dann und Tristan lachte leise. Er legte sanft einen Arm um die Schultern des anderen und Duke schloss genießend die Augen. “Ich hoffe er stellt keinen Mist an. Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass wir nur hinderlich wären, wäre ich mitgefahren.“, murmelte er und Tristan nickte leicht. “Hoffen wir einfach drauf, dass er es packt. Er hat ja auch Pegasus letztes Jahr überstanden und den Überfall vor ein paar Tagen ebenfalls. Da wird er wohl mit einem Jugendlichen sprechen können, oder?“ Duke lachte leise. “Stimmt irgendwie. Allerdings ist es nicht irgendein Jugendlicher!“, gab er zu bedenken und Tristan nickte. “Stimmt auch wieder!“ Tristan sah auf, als Dukes Wasser abgestellt wurde um sich zu bedanken, doch der Dank blieb ihm im Hals stecken. -.-.-.- Sie starrten sich an. Sie starrten sich einfach nur an. Noah war blass und Joey ebenfalls. Keiner brachte es über sich etwas zu sagen. “Noah?“, hörte man eine männliche Stimme aus der Wohnung rufen, doch dieser rührte sich nicht. Er starrte immer noch hoch in die braunen Augen, die ihn ebenfalls ansahen. Schritte näherten sich der Tür und plötzlich tauchte ein brauner Lockenkopf auf. Er war ein Stück größer als Noah selbst, doch immer noch kleiner als Joey. Verwirrt sah er zwischen den beiden hin und her. “Sir, can I help you? What do you want?“, fragte Sam als es ihm zu blöd wurde zu warten, bis das Gestarre vielleicht von selbst aufhörte. Joey riss das wirklich aus seiner Trance und sein Blick glitt zu dem, der ihn angesprochen hatte. “Hello. My name is Joey Wheeler. I need to speak with your friend!“, sagte er heiser und Noah erwachte ebenfalls aus seiner Starre. “Nein, Nein du willst nicht mit mir sprechen!“, rief er erschrocken und fast hysterisch und versuchte sich an Sam vorbei zu drücken. Der griff ihn aber reflexartig am Kragen und hielt ihn so zurück. “Noah, what's wrong? What did you say?“, fragte er und Noah zuckte zusammen. “Doy you know him?...Noah?“ Wieder stand der einfach nur erstarrt da. Noah wusste, dass er sich selbst verraten hatte. Doch wie sollte er jetzt da raus kommen, wenn er allein hier war und Sam auch noch von nichts wusste? Panik stieg in ihm auf und er begann zu zittern. Das sahen beide, Sam und Joey. Der war ebenfalls in einer alles anderen als guten Verfassung, doch irgendwo brachte er die Stärke auf trotzdem etwas zu sagen. “Noah, geht es dir gut?“, fragte er leise, aber deutlich und hoffte, dass der jüngere verstanden hatte wie seine Worte jetzt in diesem Moment gemeint waren. Der zuckte nicht nur zusammen sondern drehte sich um. Tränen schwammen in seinen Augen und als er blinzelte rollten sie über seine Wangen. Joey schluckte hart und lächelte leicht. “Geht es dir gut, Noah?“, fragte er noch einmal, doch diesmal um einiges heiserer. Ein Schluchzen entrang der Kehle des kleinen und mit zwei Schritten war er bei Joey und presste sich an ihn. Schluchzend drückte er sein Gesicht in den Pulli des anderen. “Es tut mir so Leid!“, wiederholte er unter Hicksern immer wieder und Joey schlang ebenfalls seine Arme um ihn. Es kam ihm so irreal vor, dass er mit seinen Gefühlen gerade nichts anfangen konnte und trotzdem war er gerade einfach nur froh den anderem im Arm halten zu können. -.-.-.- Duke öffnete verdutzt die Augen, als Tristan sich so versteifte. Sein Blick traf direkt den Barkeeper und nun musste auch er schlucken. Doch anders als Tristan hatte er sich schon darauf vorbereiten können, denn er hatte ihn schon einmal gesehen. “Danke!“, sagte er, absichtlich auch in seiner Muttersprache. Der Barkeeper nickte nur und ging dann wieder. Duke richtete sich wieder komplett auf und sah Tristan an. Der rieb sich übers Gesicht und seufzte tief. “Scheiße, hat der ne Ähnlichkeit!“, flüsterte er und Duke nickte. “Ich hab mir erst nichts dabei gedacht, doch jetzt bin ich skeptisch. Ich bin gespannt was Joey herausfindet.“, murmelte Duke und Tristan musterte ihn. “Du zweifelst gar nicht mehr daran, kann das sein?“, fragte er dann leise und Duke nickte. “Ja, auch wenn ich den Grund immer noch nicht weiß. Ich mein...was wäre Kaiba Grund genug um kampflos aufzugeben, seine über alles geliebte Firma auf einen anderen zu überschreiben, nur um dann ein Leben als Barkeeper in L.A. zu wählen?“, fragte er und Tristan zuckte mit den Schultern. “Ich wüsste keinen, zumal wir schon oft genug mit erlebt haben, wie er solche Typen, die es versucht haben, zur Schnecke gemacht und den Boden mit ihnen aufgewischt hat.“, murmelte er und genehmigte sich einen Schluck Wasser aus dem Glas, das vor Duke stand. Der grinste schief. “Stimmt!“ “Am liebsten würde ich jetzt darüber gehen und ihn dafür zur Schnecke machen!“, brummte der braunhaarige ungnädig und stellte das Wasserglas unsanft ab. Wut begann in ihm hoch zu kochen. Duke seufzte. “Hey, das können wir später immer noch!“, sagte er leise und sah seinen Liebsten bittend an. “Nicht jetzt, später, okay? Ich lass dich auch vor!“, lockte er und reizte den größeren so zum Lachen. “Na gut, aber nur weil du so lieb bittest. Und jetzt lass uns gehen! Ich ertrag die Visage und den Gedanken nichts tun zu dürfen nicht länger!“, brummte er und Duke nickte. Er trank das Wasser aus und stellte das Glas wieder ab. Dann ergriff er die Hand des größeren und zog ihn mit hinaus. Dass sie dabei mit dem Blick des Barkeepers verfolgt wurden, bemerkten sie nicht. -.-.-.- Noah hatte sich beruhigt und sie saßen nun zu dritt auf der Couch im Wohnzimmer des Apartments. Sam kaute eher zur Beschäftigung als aus Hunger an der Pizza herum, die ein verdutzter Pizzabote fünf Minuten nach Noahs Ausbruch gebracht hatte und auch erst der Auslöser dafür gewesen war, dass Sam sie in die Wohnung geschoben hatte. Er vermutete, dass dieser Joey Wheeler etwas mit dem zu tun hatte, weshalb Noah so niedergeschlagen aus Japan wieder gekommen war. Zudem war ihm vorhin auch wieder eingefallen, weshalb ihm der Name so bekannt vorgekommen war. Noah hatte in Wirtschaft ein Referat über ihn und diese Kaiba Corp. gehalten. Trotzdem kam ihm das alles spanisch vor. Denn diese Sprache verstand er genauso wenig wie die momentane Situation. Außerdem ärgerte er sich irgendwie, dass die beiden momentan nur japanisch sprachen, wenn sie denn mal den Mund auftaten. Alles was er zu hören bekommen hatte, war ein Ich erkläre es dir später, von seinem Kumpel. Mittlerweile reifte in ihm der Plan heran sich so schnell wie möglich für einen Japanischkurs ein zu schreiben. So würde er vielleicht irgendwann auch verstehen worüber Noah und sein Bruder ständig stritten. “Du warst auf dem Friedhof, stimmts?“, fragte Joey leise und Noah hob den Kopf. “Woher weißt du das?“, fragte er heiser und Joey schluckte hart. “Aus dem selben Grund warum ich jetzt hier bin und ich vermute sogar aus dem selben Grund weshalb ihr hier seid!“, sagte er und Noah erbleichte. “Hast du deshalb das Pflaster da?“ Joey nickte. Irgendwie fühlte er sich seltsam. Er wusste wer vor ihm saß auch wenn er es nicht ausgesprochen hatte und obwohl er wusste, was das bedeutete, war er einfach nur noch froh, dass es ihm gut ging. Die ganze Wut und Trauer. Die ganzen Vorwürfe und Fragen waren einfach verschwunden. Er verstand es zwar nicht, aber es war ihm gerade ganz Recht. “Warum seid ihr damals gegangen?“, fragte er nun heiser und Noah senkte den Kopf. “Ich weiß es selbst nicht genau. Er sagte, es wäre besser für mich wenn ich nicht zu viel wisse! Ich war erst zwölf!“, murmelte er und schielte dann wieder zu Joey hoch. “Joey, ich hab dich so vermisst und es tut mir so Leid, ehrlich gesagt war ich so naiv zu glauben ihr kämt darüber weg. Aber als ich drüben war…ich hab euch gesehen. Ryo, Yugi und Thea machen sich fürchterliche Sorgen um dich und außerdem hat Duke den Spiele-Laden von Yugis Großvater aufgekauft und dann du am Friedhof und die ganzen Zeitungsartikel und-“ “Du warst ganz schön fleißig, was?“, fragte er leise und der kleinere nickte. “Das heißt ich muss mit deinem Bruder sprechen, wenn ich wissen will, was genau alles passiert ist?“, fragte Joey nun und plötzlich tauchte wieder diese Nervosität auf. Doch diesmal war sie viel schlimmer als noch vor ein paar Stunden. Noah nickte. “Ja, musst du wohl!“, wisperte er und versuchte zu lächeln. Es misslang kläglich. Joey seufzte und wuschelte durch die nun kurzen, braunen Haare. “Hast du dir den Namen >Noah< ausgesucht?“, fragte er leise und der kleinere nickte leicht lächelnd. “Du weißt warum, oder?“ Joey lachte. “Als ob ich das vergessen könnte. Aber nur mal so wie heißt dein Bruder jetzt?“ “Mathew.“, antwortete er leise und Joey zog eine Augenbraue in die Höhe. “Passt nicht zu ihm!“, sagte er trocken und Noah lachte. “Das war eine so unglaublich schwere Umstellung. Ich nenne ihn auch recht selten so!“, gestand der kleinere und atmete einmal tief durch. “Bist du gar nicht sauer?“, fragte er dann und Joey zuckte mit den Schultern. “Weißt du...eigentlich war ich das wirklich. Als sich der Verdacht immer mehr bestätigte, wurde ich auch immer wütender. Aber eigentlich nur auf deinen großen Bruder. Und jetzt...bin ich völlig durcheinander!“, gestand Joey und grinste schief. “Was ist eigentlich passiert, dass du die Wunde an der Schläfe bekommen hast?“, fragte Noah leise und Joey seufzte. “Ich hatte einen Termin mit zwei Männern, die vor drei einhalb Jahren schon einmal bei deinem Bruder waren. Ich habe nachgesehen, weil mir die Namen nichts sagten und die haben mich nach kurzem hin und her direkt gefragt. Ich war völlig verwirrt und konnte ja nichts sagen und dann wollten sie mich…na ja entsorgen, aber ich hab vorher diesen roten Schalter drücken können. Frag mich nicht mehr wie, ich kann mich nicht mehr an jedes genaue Detail erinnern, nachdem ich gegen den Schreibtisch geschmissen wurde.“ Noah nickte und setzte an etwas zu sagen, als das Telefon klingelte. Alle drei sahen auf und Sam stand dann auf. Er ging zum Telefon und sah auf den Display. “It’s your brother!“, sagte Sam tonlos und sah die beiden auf der Couch forschend an. Beide wurden schlagartig blass und Sam grummelte. “Yes?“, sagte er pampig in den Hörer und seufzte. »Where is Noah?«, fragte eine kühle Stimme befehlend und Sam grummelte wieder. “He's tal-“ Weiter kam er nicht, denn der kleinere riss ihm das Mobilteil aus der Hand, bevor Sam irgendetwas sagen konnte, dass Schwierigkeiten machen konnte. “Ha-Hallo!“, rief er hektisch und sah Sam entschuldigend an. Dem riss der Geduldsfaden. “Damn Noah, call me when you're back to normal!“, fauchte er und schmiss das angeknabberte Pizzastück in den Karton zurück. Dann stampfte er sauer aus dem Wohnzimmer. Joey stand auf und nickte fragend in Richtung Flur. Noah nickte bittend. »Was ist denn mit Sam los?«, fragte sein Bruder am anderen Ende und Noah schluckte. “Der ist etwas...ihm hat die Pizza nicht geschmeckt und ich meinte er solle sich nicht so anstellen!“, haspelte der Kleine herunter und hörte dumpf, wie Joey irgendwas mit Sam besprach. Es klang nicht grade erfolgreich. “Was ist denn?“, fragte er ins Telefon und hörte ein seufzen. »Schon gut! Ich wollte nur hören ob alles in Ordnung ist!« Noah runzelte die Stirn und schluckte dann. “Na ja, bis auf das Sam gerade seine fünf Minuten hat ist alles in Ordnung. Du, kann ich später noch mal anrufen? Ich will das eigentlich mit ihm klären.“, bat er und erntete schon wieder ein seufzen. »Mach das, bis dann!« “Bis dann!“, meinte er hektisch und legte auf. Dann stolperte er in den Flur in dem ihn Sam mit einem undefinierbaren Blick ansah. “Your real name is Mokuba Kaiba?“, fragte der enttäuscht und der kleinere zuckte erschrocken zurück. Dann schluckte er hart und nickte. Sam schnaubte. “Thank you, that you’ve trust me so much!“, sagte er ironisch und drehte sich um. “Sam!“, rief er flehend, doch Sam reagierte nicht und öffnete die Tür. “Lass ihn, ich glaube er braucht fünf Minuten für sich!“, meinte Joey sanft und hielt den kleineren zurück. Der sah ihn an. Mit Tränen in den Augen. “Aber…er ist doch mein bester Freund!“, sagte er heiser und Joey seufzte. Er überlegte kurz und nickte dann. “Na gut! Zieh dich an, wir gehen ihm nach!“, meinte er und der kleinere nickte schnell. In Windeseile schlüpfte er in seine Schuhe und seine Jacke. Dann griff er nach seinem Schlüssel und zusammen verließen sie die Wohnung. Draußen konnte Joey sehen, dass Sam gerade an dem Taxi vorbei stampfte. “Das muss ich ja auch noch bezahlen.“, murmelte er und drängte den kleineren zur Eile. Unten angekommen bezahlte Joey schnell das Taxi und schickte es mit einem Dank weg. Dann liefen sie in einigem Abstand Sam hinterher. Oft sahen sie ihn gerade um eine Ecke verschwinden. “Zum Glück weiß ich wo er wohnt!“, murmelte er und Joey nickte. “Kann es sein, dass-“ “Na wen haben wir denn da? Wir haben endlich die Vögelchen gefunden, die wir die ganze Zeit schon suchten?“ Es kam so plötzlich und überraschend, dass Joey keine Zeit mehr hatte zu reagieren. Er spürte nur einen stumpfen Schlag in den Nacken und ging zu Boden. Bewusstlos war er noch nicht, doch bewegen konnte er sich auch nicht mehr richtig. “JOEY!“, rief ihn jemand und dunkel erinnerte er sich an etwas. Die Schmerzen betäubten gerade alles. “Lassen sie ihn los!“, rief die Stimme und er spürte wie er auf die Füße gezogen wurde. “Wir haben also den kleinen Kaiba gefunden! Von wegen du weißt nicht wo sie sind!“, fauchte Yamamura und Joey schüttelte benommen den Kopf. Es ging nicht wirklich, weil er eine große Hand im Nacken hatte, die ihn fest hielt. Adrenalin schoss ihm durch die Adern und automatisch griff er unter seinen Pulli. Er riss an der silbernen Kette und sah den blassen Jungen keine zwei Meter vor sich an. “Run!“, rief er und warf ihm die Kette zu. Noah trat nach hinten aus und befreite sich so aus dem Griff des kleinen Mannes. Er fing die Kette und lief. “RUN!“, rief Joey noch einmal. Etwas weiter weg konnte er Sam um die Ecke schießen sehen. “Watch him and run!“, rief Joey ihm zu. Er konnte nicht erkennen ob Sam die Situation verstand, aber er griff sofort nach Noahs Hand und zog ihn mit um die nächste Ecke. “Halt ihn fest, ich lauf den Gören nach!“, hörte Joey Yamamura rufen und spürte wieder einen Schlag in den Nacken. Dann wurde alles schwarz. -.-.-.- Nachdenklich polierte er die Gläser. Seitdem er bei seinem kleinen Bruder angerufen hatte, hatte er ein ungutes Gefühl. Doch er konnte es sich nicht logisch erklären. Seufzend stellte er das Glas wieder auf das Glasboard und überlegte ob er nicht noch einmal bei ihm anrufen sollte. Plötzlich hörte er, dass irgendwo in der Nähe ein Tumult ausbrach. “Stay here!“, wies er seinen Arbeitskollegen an und lief in die Lobby. Er glaubte seine negative Ahnung bestätigt. In der Lobby standen einige Hotelgäste wie erstarrt und sahen auf die drei Menschen, die sich am Eingang zum Hotel um etwas stritten. Ihm wurde schlecht als er sie erkannte. Sam, sein kleiner Bruder und einen Mann, den er bis jetzt nie hatte vergessen können. Doch bevor er reagieren konnte, mischten sich zwei Pagen ein und plötzlich war der Mann verschwunden. Er lief hinaus auf den Bürgersteig, wo ebenfalls ein paar Passanten standen. “Was ist hier los?“, fragte er seinen kleinen Bruder. Der zuckte zusammen und sah ihn mit Tränen in den Augen an. Noah war völlig außer Atem und hielt etwas in der Hand, dass Mathew geglaubt hatte nie wieder zu sehen. “Sie...Sie haben Joey!“, schluchzte sein kleiner Bruder. Kapitel 9: Fin Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Kapitel 11: ~ Where I've become so numb without a soul my spirit sleeping somewhere cold until you find it there and lead it back home wake me up inside ~ “Es hat geklopft!“, murrte Duke und Tristan stöhnte auf. Das passte ihm grade gar nicht in den Kram. Er seufzte tief, bevor er vom Bett rutschte und richtete sich sein Shirt. Mit einem kurzen Blick zu Duke, der ebenfalls an seiner Kleidung rumfingerte, lief er zur Tür und öffnete sie. “Heilige Scheiße!“, keuchte er und Duke, der ihm gefolgt war lugte an Tristans Schulter vorbei. “Das…ist wirklich eine Überraschung.“, murmelte der Kleinere. Dann grinste er schief und zog seinen Freund aus dem Weg. “Wollt ihr nicht rein kommen?“, fragte er dann überzogen freundlich, was ihn einen schiefen Blick von Tristan einbrachte. “Wo kriegst du denn jetzt diese Gleichgültigkeit her?“, fauchte Tristan und Duke lachte. “Das ist Galgenhumor, mein Lieber.“, verbesserte er und wandte sich dann an die drei Gäste. “Ihr seid es also wirklich.“, stellte er fest und der Kleinste in der Runde nickte. “J-Ja!“, wisperte er und sah sie Schuld bewusst an. Mit rot unterlaufenen Augen, die noch dazu verdächtig glitzerten. “I-Ich…es-“, setzte er an, doch sein großer Bruder unterbrach ihn. “Für solche Floskeln haben wir jetzt keine Zeit!“, sagte er harsch und Tristan grollte auf. “Jetzt hör mir mal gut zu, Kaiba! Wir haben jedes Recht wenigstens eine Entschuldigung zu hören. Also sei lieber froh, dass ich dir nicht schon längst eine über gezogen habe. Es ist sowieso ganz schön mutig hier plötzlich aufzutauchen, also wag es ja nicht dich aufzuspielen.“, fauchte er spitz und funkelte den anderen an. Der hob in so typischer Manier eine Augenbraue, dass Duke lachte. “Du hättest Schauspieler werden sollen und kein CEO, ich hab dir den Barkeeper letzte Woche voll und ganz abgekauft!“, meinte er spöttisch, griff leicht nach Tristans Hand um sie festzuhalten, falls der sich genug provoziert fühlte um Kaiba seine Faust näher vorzustellen, bevor er wieder zum Kleinsten von ihnen sah. “Mokuba, was ist passiert, dass ihr jetzt so plötzlich hier auftaucht und eure Deckung fallen lasst? Und wo ist Joey? War er nicht bei dir? Er wollte dich eigentlich besuchen, nachdem er die Adresse rausgefunden hat.“, eindringlich fragend sah er ihn an und Mokuba schluchzte auf. Sam, der zwar mal wieder nichts verstand, aber spürte, dass sein Freund jetzt unbedingt Beistand brauchte, drückte sanft dessen schmale Schulter und nickte ihm auffordernd zu. Der Kleine atmete schniefend durch und hob dann die Hand. In ihr lag die Kette mit den beiden Anhängern. “Joey wurde entführt! Von den gleichen Männern, die dafür gesorgt haben, dass wir unseren Tod vorgetäuscht haben und von den gleichen Männern, die ihn im Büro überfallen haben.“, erklärte er mit zittriger Stimme und Duke wurde leichenblass. “Da-Das kann unmöglich...wie-was wollen sie von ihm?“, fragte Tristan heiser, doch Mokuba zuckte nur mit den Schultern. “I-Ich weiß es nicht. Joey hat mir einfach die Kette zu geschmissen, als sie uns abgreifen wollten und ich bin weg gelaufen. Sam hat mich direkt zum Hotel mit gezogen, weil er dachte, es wäre vorerst das beste.“, erklärte er und die Blicke wanderten zu Sam. Der blinzelte verdutzt und sah zwischen den drei anderen hin und her. “Noah, what did you say?“, fragte er leise und Mokuba musste schief grinsen. “I said, that you've rescued me!“, erklärte er und Duke glaubte zu verstehen. "Er kann nur englisch?“, fragte er trotzdem, doch Mokuba nickte und bestätigtes so Dukes Vermutung. “Was machen wir jetzt?“, stellte Tristan die Frage in den Raum und sah dabei zu Kaiba, der eher teilnahmslos wirkend an der Seite stand. “Ich würde vorschlagen auf eine Forderung warten! Ich denke, es geht wie auch vor drei Jahren um die Kaiba Corporation, allerdings scheinen die Entführer zu glauben, dass sie mit Wheeler nicht alle Schlüssel in der Hand haben um die Firma zu übernehmen. Sonst hätten sie nicht so einen Aufstand vom Zaun gebrochen, also wird Wheeler höchst wahrscheinlich das Druckmittel sein um irgendetwas zu erzwingen.“, erklärte er monoton und sah sich um. “Hat er den Laptop mitgebracht?“, fragte er und Duke nickte stirnrunzelnd. “Ja, er geht nie irgendwo ohne ihn hin.“, meinte er und verließ den Raum. Kurz darauf kam er wieder. In der Hand eine schwarze Tasche. Eher widerwillig überreichte er sie Kaiba. Der griff ohne groß zu überlegen zu und setzte sich dann auf eine Couch. Beide, Duke und Tristan wussten mit der Situation nichts anzufangen. Sie hatten zwar stark damit gerechnet richtig zu liegen, aber nicht, dass die beiden plötzlich vor ihnen stehen würden und es von sich aus zu gaben. Zu dem war Joey auch noch entführt worden und so plötzlich wie Kaiba angeblich gestorben war, saß er plötzlich wieder vor ihnen. Es war alles noch viel zu surreal um emotional reagieren zu können. Tristans Blick huschte zwischen Mokuba, Sam und dem schon längst in seiner Arbeit vertieften Kaiba hin und her. Dann seufzte er tief und wand sich an die Jugendlichen. “Hey, willst du dich nicht auch setzen?“, fragte er so sanft wie es ihm gerade gelang und Mokuba sah ihn aus großen Augen an. Dann nickte er zaghaft und zog Sam mit sich auf die andere Couch die in dieser Sitzgelegenheit stand. “Wollt ihr was trinken? Do you want something to drink?“, fragte er und Sam nickte leicht. “Yes, thank you!“, sagte er und Tristan organisierte etwas aus der Minibar. Duke indes setzte sich auf die Armlehne und musterte Kaiba von der Seite. “Was machst du jetzt da? Hilft uns das in Bezug auf Joey?“, fragte er argwöhnisch und Kaiba nickte leicht. “Wird es müssen. Wir können ja wohl schlecht zur Polizei gehen. Aber Wheeler hat anscheinend alles beibehalten, also müsste...“, murmelte er und tippte wie wahnsinnig auf der Tastatur umher. Eine Weile hörte man nur die Tasten in der angespannten Stille klackern. “Wie bist du eigentlich auf die beknackte Idee gekommen, dass ausgerechnet Joey deine Firma bekommt? Ich hab schon kaum glauben können, dass ihr tot seid und bei der Aufforderung zur Testamentsverlesung zu erscheinen hab ich fast an meinem Verstand gezweifelt nur um da dann sowas zu hören?“ Kaiba erlaubte sich bloß ein grinsen, sagte aber nichts. Duke grummelte. -.-.-.- “Hast du ihm auch wirklich Bescheid gegeben?“, fragte eine dunkle, männliche Stimme. “Ja Boss! Er sagte, er komme gleich!“, antwortete eine andere. Joey glaubte die beiden zu kennen, doch der dumpf pochende Schmerz hinter seinen Schläfen, machte ihm das denken nicht gerade leichter. Sein Nacken brannte höllisch und seine Bewegungsfreiheit war aufgrund der Fesseln an Händen und Füßen ebenfalls maßgeblich eingeschränkt. Seine Arme waren taub. Das Kribbeln zog sich bis in seine Fingerspitzen und seine Beine konnte er auch kaum spüren. Joey stöhnte leicht, doch der Laut wurde von einem Knebel aus rauem Stoff verschluckt. Er spürte, wie Panik in ihm aufwallte, doch er zwang sich ruhig zu bleiben und durch die Nase zu atmen. Er durfte auf keinen Fall abdrehen. Das hatte Roland ihm in einem Spezialtraining so gesagt und gezeigt, nur für den Fall, dass... und genau dieser Fall schien nun offensichtlich eingetreten zu sein. Doch er hätte sich nicht träumen lassen, dass er doch so eingeschränkt war von ein paar simplen Fesseln und den Schmerzen. Joey atmete einmal tief durch und versuchte sich dann um zu sehen. Leichtes Licht fiel durch die Türritze und das Schlüsselloch, zudem drang noch etwas dämmriges Tageslicht, durch ein vor Staub und Dreck kaum als solches erkennbares Fenster. Ekel kroch in ihm hoch, als er erkennen konnte, dass er ebenso in irgendwelchem Dreck lag. Er schloss die Augen und zwang sich ruhig zu bleiben, dann sah er sich weiter um. In einer Ecke konnte er Sandsäcke ausmachen. Sie lagen mehr schlecht als Recht gestaplet dort rum. An der gegenüberliegenden Wand standen Säcke mit weißem Pulver und Farbeimern daneben. Er runzelte die Stirn. Wo er sein könnte wusste er nicht, und eine Idee hatte er auch nicht. Andererseits waren die Stimmen im Hintergrund für ihn gerade wichtiger. Vielleicht konnte er so erfahren wo sie ihn hingeschleppt hatten. “Ich höre das Auto! Los geh und mach das Tor auf!“, wies der eine Mann an und Joey vermutete, dass es der kleine Mann des zweier Gespanns war, der sich als Yamamura vorgestellt hatte. Joey war überzeugt, dass er nicht so hieß, schon allein wegen der Indizien, die er noch in Japan herausgefunden hatte, allerdings wusste er keinen anderen Namen und im Grunde war es für den Moment unwichtig ob er wirklich Yamamura hieß oder sich eine fremde Identität angeeignet hatte. Zum einen waren seine Schmerzen dafür zu präsent, als das es ihn wirklich interessierte und zum anderen sollte er sich wenn überhaupt über anderes Gedanken machen. Wo er war oder wie er hier vielleicht rauskam, zum Beispiel. Er lauschte angestrengt und hörte noch schwere und immer dumpfer klingende Schritte. Dieser angebliche Asamoto musste wohl los gegangen sein um wem auch immer ein Tor zu öffnen. Eine kurze Zeit lang herrschte Stille, dann näherten sich wieder Schritte. Doch diesmal waren es mehrere. Joey wusste nicht zu sagen, ob es zwei oder drei Personen waren, doch er speicherte sich im Hinterkopf, dass sie erst über Stein oder Betonboden liefen und dann ein Gerüst zu bestiegen schienen, dass aus Metall war. Betonböden und Gerüste. Wo wurde so etwas benutzt? Sein Blick ging wieder zu den Sandsäcken. Eine Fabrik...was ein Klischee, schoss es dem Blonden durch den Kopf und er musste grinsen, was allerdings durch den Knebel dann verhindert wurde. “Wo ist er?“, fragte eine Stimme und Joey riss entsetzt die Augen auf. Er kannte diese Stimme. Er würde sie überall wieder erkennen. Aber es konnte doch nicht wirklich sein, dass... “Er ist noch bewusstlos, aber wir haben ihn hier eingesperrt. Geknebelt und gefesselt. Er wird sich nicht bewegen können!“, erklärte Yamamura und Joey hörte wie sich Schritte der Tür näherten. Sein Herz raste und er kniff die Augen zusammen. Panik begann wieder in ihm hochzukochen. Er hatte keine Möglichkeit zu fliehen, geschweige denn sich überhaupt zu wehren. “Also hat er den Wisch noch nicht unterschrieben?“, fragte wieder eine Stimme und Yamamura bestätigte. “Dann wollen wir mal sehen ob wir das Vögelchen nicht doch wach bekommen!“, meinte nun wieder die erste Stimme amüsiert und Joey versuchte sich darauf zu konzentrieren seinen Puls und seine Atmung zu beruhigen. Doch angesichts des Wissens, dass er die Person und ihre Methoden nur zu gut kannte, kam es ihm unmöglich vor. “Geht darein und verbindet ihm die Augen! Dann weckt ihr ihn und setzt ihn hier auf den Stuhl! Er soll den Wisch unterschreiben! Ich werde keinen weiteren Ton sagen, weil er mich kennt! Und los jetzt!“ Joey lachte innerlich auf. Als ob das was nützen würde. Er wusste doch schon mit wem er es zu tun hatte. Hoffentlich waren Mokuba und dieser Sam entkommen. Joey betete, dass es so war. Dann hörte er die Tür aufgehen. -.-.-.- Dukes Blick wanderte nach Ablenkung suchend durchs Zimmer. Tristan versuchte sich mit Zeitung lesen zu beschäftigen, auch wenn er nur englische Exemplare zur Verfügung hatte. Sam und Mokuba schliefen. Mokuba hatte Sam einiges erklärt, doch sonderlich viel Neues war es zumindest für Duke nicht gewesen. Allein die Information, dass Sam wohl seitdem die Kaiba-Brüder in L.A. untergetaucht waren Mokubas bester Freund war erklärte für Duke zumindest dessen hiersein und seine Verwicklung in den ganzen Schlamassel. Deshalb wunderte Duke es auch kaum, dass der Teenager sich fast schon erschlagen fühlte von all dem, was er sonst eigentlich nur aus dem Fernsehen kannte. Es war nicht so, dass Duke nicht an er Schwelle der Überforderung stand, aber zumindest war es nicht unbedingt etwas neues für ihn, dass irgendein größenwahnsinniger Spinner meinte sich die ach so tolle Kaiba Corpporation unter den Nagel reißen zu wollen, weshalb er sich recht bedackt hielt während die beiden Teenager redeten und irgendeinen Streit klärten. Duke hatte diesen Streit zuvor nicht mitbekommen und ihn interessierte es auch im Grunde nicht wirklich. Ihn interessierte allein Joey. Deshalb machte Kaiba ihn gerade auch so wahnsinnig. “Du sitzt jetzt schon seit zwei Stunden davor! Kaiba, was machst du da?“, fragte Duke harsch und sah ihn sauer an. “Dein toller Freund hat Daten verschoben. Das was ich suche finde ich nicht! Ganz einfach!“, entgegnete Kaiba gereizt und hob den Blick. “Was suchst du denn?“, fragte Tristan genervt, und ließ die Zeitung sinken, doch bevor Kaiba antworten konnte stand Duke auf und griff zum Telefon. “Das dauert mir alles zu lange. Ich ruf die Polizei!“, meinte Duke dann und Kaiba lachte höhnisch auf. “Der du dann lang und breit erklären willst, dass hier zwei Personen sind, die eigentlich nicht mehr leben, weil sie offiziell tot sind und mit falscher Identität hier leben und jetzt aber ihre Deckung aufgegeben und sich alten Bekannten gezeigt haben, weil deren Freund sich hat entführen lassen. Und im Grunde genommen geht es eigentlich nur eine Firma, oder wie?", höhnte Kaibe und massierte sich seine Schläfen. "Warum denn nicht? Solange sie dann richtig nach Joey suchen und nicht auf einen blöden Bildschirm starren?" "Wie clever, Devlin! Ich hab dir eigentlich mehr zu getraut! Glaubst du wirklich, dass sie ihn suchen würden und nicht eher deine Arzt kontaktieren?“ Duke knurrte. “Mokuba hat Sam in der Zeit auch schon das meiste erzählt. Es geht hier um Joey verdammt. Und der hat deinetwegen schon genug durchgemacht!“, fauchte Duke, doch er knallte den Hörer wieder auf. “Sam weiß auch nicht alles, weil Mokuba nicht alles weiß, also reg dich ab!“, herrschte Kaiba und Duke explodierte innerlich. “Jetzt pass mal auf, du Schnösel…deine selbstgefällige Art ging mir schon damals gegen den Strich. Dann machst du dich aus irgendeinem Grund aus dem Staub und überlässt Joey aus einem ebenfalls unbekannten Grund deine Firma! Und jetzt ist er wegen dem ganzen Scheiß in Lebensgefahr und DU hast nichts Besseres zu tun als diesen Laptop zu durchforsten? Was suchst du da eigentlich? Die neusten Zahlen, was Joey dir erwirtschaftet hat?“, fauchte er und baute sich vor Kaiba auf. Der sah ihn einfach nur an. Mit ausdruckslosem Gesicht. Dann schnaubte er. “Die Zahlen kenne ich bereits. Ich hab das hier gesucht!“, meinte er gleichgültig und drehte Duke den Laptop so hin, dass er auf den Bildschirm gucken konnte. “Was ist das?“, fragte Duke immer noch deutlich gereizt und starrte den Bildschirm an. Ein kleines Fenster war geöffnet, dass nach einem Passwort fragte, der Rest des Bildschirms war schwarz. “Wenn ich das Passwort habe, dann kann ich dort auf ein verstecktes Dokument zu greifen. Weißt du, welche Passwörter Wheeler benutzt?“ Duke schüttelte den Kopf. “Nein. Im Grunde alles mögliche. Er merkt es sich indem er irgendwas in Verbindung zu uns benutzt. Meistens Namen, aber manchmal auch Zahlenkombinationen. Für die Villa hat er zum Beispiel Mokubas Geburtstag benutzt!“, erklärte er nachdenklich und blickte dann zu Tristan. “Hast du ne Idee?“ “Nein, ich weiß nur, dass er für den PC selbst immer Zahlenkombis genommen hat und im Internet Spitznamen von uns. Also müsste dass eine Zahlenkombination sein!“, erklärte er und stellte sich neben Duke. Kaiba atmete tief durch. “Das schränkt es zwar ein, aber wie viele? Es sind bis zu 16 Zahlen möglich und die jeweiligen Kombinationen sind endlos.“ “Nicht mehr als acht! Ein Geburtsdatum hat oft komplett acht!“, warf plötzlich Mokuba ein und die drei sahen überrumpelt auf. Mokuba lächelte müde. “Er hat mir mal erzählt, dass er sich nicht mehr als acht Zahlen auf einmal merken kann!“, murmelte er und rieb sich über die Augen. Er war durch Dukes Gekeife wieder wach geworden. “Das heißt Geburtstage wären eine Möglichkeit. Hat Wheeler eine Freundin?“, fragte Kaiba und sah Devlin erwartungsvoll an. Der lachte hohl. “Das hast du jetzt nicht wirklich gefragt, oder? Er hat ja noch nicht mal uns wirklich an sich ran gelassen, da nimmt er sich doch keine Freundin!“, patzte er höhnisch und grinste dann freudlos. “Oder hattest du Zeit für ein Mädchen, dass dir ständig im Nacken sitzt und dir die Ohren voll heult, du hättest so wenig Zeit?“, setzte er hämisch hinterher und schnaubte noch ein weiteres Mal. “Also nicht! Wann hat seine Schwester Geburtstag?“, fragte er und Tristan nannte einlenkend das Datum. Zugang verweigert. Passwort nicht korrekt, verkündete eine rote Schrift und Kaiba verengte die Augen. “Mit wem von euch hatte er den engsten Kontakt?“ “Mit Duke!“, meinte Tristan überlegend, doch Duke schüttelte den Kopf. “Wir hatten zu oft Meinungsverschiedenheiten!“, warf er ein und sah sich um. “Wo ist sein Blackberry? Da hat er alle möglichen Daten drin!“ “In der Laptoptasche!“, meinte Tristan und zog wirklich das kleine schwarze Gerät aus einer der kleineren Vordertaschen. “Ich weiß nicht…versuch mal Mokubas Geburtstag!“, warf Duke ein und Mokuba blinzelte irritiert. “Nein, das glaub ich nicht! Vielleicht eher Yugis, oder Theas?“, meinte der und schälte sich aus den Decken. Kaiba probierte es alle drei. “Sind es auch nicht!“, murmelte er dann. Er gab Joeys Geburtstag ein, der dasselbe Ergebnis brachte. Sie probierten einige Geburtstage durch und gingen dann auf Daten über, an denen etwas Besonderes geschehen war, doch der Zugriff wurde immer verwehrt. Irgendwann wachte Sam ebenfalls davon auf. Er sagte dazu nichts, auch wenn Mokuba es ihm erklärte. Er sah einfach zu. Irgendwann seufzte er und zögerte kurz bevor er doch etwas einwarf. “Perhaps, it is the date where Noah and Mathew died? I mean, on this day his whole life's turned upside down in seconds.“, meinte er und erntete irritierte Blicke. Sam zuckte mit den Schultern. “Das glaub ich nicht.“, murmelte Duke und sah Tristan fragend an. “Versuch es!“, forderte Mokuba auf und Kaiba gab es ein. -.-.-.- Joey keuchte als er brutal an den Haaren in die Höhe gezogen wurde. Der Laut wurde auch diesmal vom Tuch verschluckt. Er bekam eine saftige Ohrfeige, die seinen Kopf zur Seite riss. Dann öffnete er die Augen. Er sollte schließlich eh aufwachen und wollte nicht riskieren, dass iese Hohlkopf da vor ihm noch rabiater wurde. “Boss, er ist jetzt wach.“, sagte der Lakai von Yamamura und Joey lachte innerlich auf. Gott ist der dämlich, der merkt auch gar nichts, dachte Joey und funkelte den Mann sauer an. Yamamura erschien in seinem Blickfeld und grinste gehässig. “Dann wollen wir dich mal blind machen.“, schnarrte er und Joey sah noch das Tuch bevor es über seinen Augen lag. Unsanft schnürte Yamamura es fest. Joey stöhnt auf, weil es schmerzhaft über die noch recht frische Wunde an seiner Schläfe scheuerte. Er spürte, dass sie wieder aufriss. Das Pflaster musste also irgendwann abgefallen sein. “Hoch mit dir!“, befahl der kleine Mann und wenn er gekonnt hätte, dann hätte Joey gelacht. Wie soll ich aufstehen, wenn ich verschnürt bin, wie ein Paket?, höhnte er in Gedanken. Doch das aufstehen erledigte der Lakai äußerst hilfsbereit. An den Haaren zog er ihn nun auf die Füße und warf ihn sich dann wie einen Sandsack über die Schulter. Joey wurde aus dem Raum getragen und irgendwo hingebracht. Auf die Geräusche konnte er sich nicht konzentrieren. Er musste sich mit aller Macht dazu zwingen sich nicht sein Frühstück noch mal durch den Kopf gehen zu lassen, denn dass würde ihn ersticken. Der Knebel saß zu fest. Joey wurde auf einen Stuhl gesetzt und dort festgehalten. Er spürte, nachdem die Übelkeit langsam nachließ, wie seine Füße an die Stuhlbeine befestigt wurden und wie dann sogar der Knebel gelöst wurde. Überrascht und irgendwie dankbar schnappte er nach Luft. Doch daran verschluckte er sich erst einmal und hustete. “Was-Was wollen Sie?“, fragte er heiser und versuchte das schmerzhafte kratzen in seiner Kehle zu ignorieren. Jetzt erst merkte er, daass er ganz schön Durst hatte. “Eine Unterschrift! Na gut eigentlich zwei, aber das kann dir egal sein.“ Joey runzelte die Stirn. “Was unterschreibe ich dann? Mein Testament?“, fragte er sarkastisch und bekam amüsiertes Lachen zu hören. “Schlaues Bürschchen!“, raunte ihm Yamamura direkt ins Ohr und Joey lief ein eiskalter Ekelschauer über den Rücken. “Sie sollten sich entweder einen Termin beim Zahnarzt besorgen oder eine gute Zahnpasta, das ist eklig.“, murrte er und drehte den Kopf zur Seite, bevor er einmal tief durch atemete um irgendwie ruhig bleiben zu können. Diesmal erntete er nicht nur Gelächter sondern auch einen schmerzhaften Schlag auf den Hinterkopf. “Mach den Mund nicht zu weit auf, du Rotzgöre! Jetzt unterschreib, sonst ergeht es dem Jungen schlecht!“, raunzte Yamamura und Joey keuchte. “Sie haben…“, weiter sprach er nicht. Das Grinsen brauchte er auch nicht sehen. Er wusste wen dieser Typ meinte. Sie mussten Mokuba und Sam noch erwischt haben und um ihn jetzt hier gefügig zu bekommen hatten sie ihn mitgenommen. Aber wo war Mokuba jetzt und was war mit Sam? “Was haben sie mit Sam gemacht?“, fragte er heiser und es herrschte kurz Stille. Dann fuhr ihm jemand mit etwas kaltem über die Kehle. Nun rasten ihm mehrere kalte Schauer über den Rücken und Verzweiflung wallte in ihm auf. Es fühlte sich an wie ein Schlag in den Magen. “Er wusste von gar nichts! Sie hätten ihn einfach laufen lassen können.“, krächzte Joey, doch wieder lachten sie nur. “Das ist doch langweilig. Wir müssen im Training bleiben. Und jetzt unterschreib!“ Seine Fesseln um die Handgelenke wurden gelöst und ihm ein Kugelschreiber in die Hand gedrückt. Die andere Hand wurde von irgendwem festgehalten. Joeys Blick fokussierte die schneeweißen Blätter vor sich. Doch die schwarz gedruckten Worte darauf konnte er nicht entziffern. Seine Sicht war zu verschwommen. -.-.-.- Zugang gewährt. Passwort korrekt Stille. Sam seufzte und ließ sich zurück in die Couch sinken. “Es ist wirklich…“, wisperte Mokuba erschüttert. Duke fuhr sich fahrig durch die Haare, drehte sich weg und verließ das Zimmer. “Ich hoffe, dir ist klar, was das bedeutet, Kaiba!“, sagte Tristan, folgte Duke und verschwand dann ebenfalls im Zimmer nebenan. Kaiba sagte nichts. Verbissen starrte er auf den Bildschirm auf dem sich nun jede Menge Dateien nach einander aufbauten. Mokuba ließ sich neben ihn sinken. “Seto?“, fragte er zaghaft und sein großer Bruder zuckte zusammen. Mokuba hatte diesen Namen seit Jahren nicht mehr in den Mund genommen und nun purzelte er dem Kleinen so plötzlich über die Lippen, das es ihn erschreckte. Auch für Mokuba war das Aussprechen ungewohnt, doch ihm machte das etwas weniger aus. “Bitte! Du musst Joey helfen, ja? Er hat so viel für uns getan. Auch für die Kaiba Corp.! Bitte hilf ihm!“, bat der Kleine. Kaiba sah ihn einfach an. Dann seufzte er tief und nickte. “Ich werde es versuchen, Mokuba!“, sagte er leise und sanft und zauberte so seinem kleinen Bruder ein Lächeln aufs Gesicht. “Kann ich dir helfen, großer Bruder?“, fragte er leise und Kaiba nickte, dann deutete auf das Telefon. “Das brauchen wir gleich! Wir müssen einen alten Bekannten wieder auf den Plan rufen!“, meinte er und Mokuba stand auf um das Gerät zu holen. Kaiba konzentrierte sich wieder auf den schmalen Computer. Er musste das Dokument finden, in dem er alle Daten versteckt untergebracht hatte, die ihnen jetzt helfen würden. Doch er verfluchte sich innerlich schon zum wiederholtesten Male, dass er so gründlich dabei vor gegangen war. Denn mit jeder Minute, die er länger brauchte, wurden die Überlebenschancen des Blonden geringer. Denn egal was sie vorhatten...Seto wusste, was tun würden, wenn sie hatten was sie wollten. Denn er kannte ihre Gegner. Jedenfalls deren bevorzugten Methoden. Kapitel 11: Fin Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Kapitel 12: ~ Haven’t you seen? The ruins of our world ~ “Seto! Das kannst du nicht machen! Wir können doch nicht...du sagtest doch...wie...Bitte, sag, dass das ein schlechter Scherz ist, bitte!“, wisperte Mokuba schwach und sah seinen großen Bruder flehend an. Der seufzte schwer. “Mokuba, wir werden das nicht weiter ausdiskutieren. Ich hab mich dazu entschieden und wir ziehen das jetzt durch!“, sagte er bestimmend und Mokuba zuckte zusammen. Ungläubig starrte er seinen großen Bruder an. “Du kannst doch nicht von mir verlangen, dass ich meinen Tod vortäusche und dann wie ein Feigling irgendwo auf einem anderen Kontinent ein neues Leben anfange!“, fauchte er ungehalten und versuchte gar nicht erst zu verhindern, dass sich Tränen in seinen dunkelblauen Augen sammelten. “Mokuba, du verstehst nicht was auf dem Spiel steht.“, versuchte Kaiba einzulenken, doch bewirkte nur das Gegenteil. Mokuba sprang auf und funkelte seinen Bruder sauer an. “Dann erklär es mir! Verdammt wenn du sagst, dass ich es nicht verstehe, dann erklär es mir!“, verlangte er und wischte sich nun doch unwirsch die Tränen von den Wangen. Kaiba seufzte und fuhr sich mit Zeigefinger und Daumen über die Nasenwurzel. “Mokuba, es ist besser, wenn du so wenig wie möglich weißt.“, versuchte er den kleinen abzuwimmeln und erhob sich aus dem Sessel. Er hatte seinen kleinen Bruder vorhin zu dieser eigentlich kurz geplanten Unterredung ins Wohnzimmer gebeten. Und eigentlich hatte der CEO gehofft sein Bruder würde, so wie sonst auch, einfach auf seine Worte vertrauen und seinem Vorhaben zustimmen. Andererseits war diese Bitte, oder eher Anweisung, des Größeren nicht grade in der Kategorie Räum dein Zimmer auf, bleib nicht so lange auf, spiel nicht so oft Computerspiele anzusiedeln. “Seto, ich soll ganz offiziell sterben und du willst mir nicht sagen weshalb?“, fauchte Mokuba und schluchzte unterdrückt. “Du scheinst nicht zu wissen, was das für mich bedeutet oder? Ich muss das alles hier zurück lassen. All meine Freunde! Yugi, Ryo Tristan, Thea…Duke! Und vor allem Joey! Wieso? Sag mir wieso!“, verlangte er krächzend. Er spürte, wie sein inneres Chaos sich immer mehr seines Verstandes bemächtigte. Er wollte aber nicht ausgerechnet jetzt seinen Gefühlen nachgeben. Mokuba wollte wissen, weshalb Seto etwas so unmögliches und schreckliches von ihm verlangte. “Mokuba, es muss sein! Das ist die letzte Möglichkeit die wir jetzt haben.“, sagte Kaiba leise und Resignation schwang mit in der Stimme. “Wieso?“ “Weil wir einen viel zu mächtigen Feind haben!“, sagte Kaiba leise und Mokuba sah ihn ungläubig an. “Seit wann ist denn ein Feind stärker oder mächtiger als du?“, fragte Mokuba irritiert und schniefte. “Seit er der Yakuza angehört. Wenn meine Informationen stimmen und leider stimmen sie zu oft, dann haben wir den Clan der Yamaguchi-gumi am Hals. Mittlerweile ist die Gefahr zu groß geworden. Meine Mittel reichen nicht mehr aus. Gestern, der Mann, der hier wahr…er ist kein Banker. Er arbeitet beim FBI und ist Verantwortlicher im Zeugenschutzprogramm. Seine Informanten haben ihm mehrfach angetragen, dass die Kaiba Corp. aufgrund der Technologie und der übermäßigen Gewinne in den Fokus geraten ist. In den letzten acht Monaten hatte ich hauptsächlich so viel zu tun um die Kaiba Corp. und dich zu beschützen.“, sagte er leise und sah seinen kleinen Bruder direkt an. Man mochte viel von Kaiba behaupten und in vielen Andichtungen, sah er keinen Nachteil, doch es gab nunmal Situationen die selbst seine Möglichkeiten überstiegen und diese war eine davon. Eine äußerst gefährliche noch dazu. Er mochte zielstrebig und zuweilen sogar machtbesessen sein, aber...selbst er würde nicht alles für die Firma riskieren. Vieles, ja...aber nicht alles. Mokuba schniefte immer noch, doch mittlerweile hatte er sich wieder auf das Sofa gesetzt und starrte auf seine Knie. “Deshalb hast du immer seltener gesagt, dass es dich stört, dass ich so viel mit den anderen unternehme?“, fragte er dann irgendwann und Kaiba seufzte leise. Eine Geste der Schwäche, die er sich nur vor seinem kleinen Bruder erlaubte. “Ja. Weil ich – auch wenn ich das nicht gern offen sage – weiß, dass sie um jeden Preis für dich einstehen würden. Das ist auch ein Punkt. Sie werden irgendwann auch in den Fokus geraten, Mokuba. Wir sind im Zugzwang und mittlerweile ist der einzige Zug den wir noch machen können ohne uns oder andere in Lebensgefahr zu bringen, der den wir machen werden. Auch wenn ich weiß, dass es viel verlangt ist.“ Mokuba nickte leicht. Dann hob er seinen Blick und sah seinen großen Bruder flehendlich an. “Also müssen wir wirklich…sterben?“, fragte er heiser und Kaiba nickte leicht. “Was wird dann aus der Kaiba Corp.?“, fragte er dann und wieder nickte Kaiba. “Da hab ich mir schon etwas überlegt, aber das ist noch nicht ausgereift und auch da ist es besser wenn du so wenig wie möglich weißt.“, sagte Kaiba und Mokuba seufzte tief und verzweifelt. “Das ist so scheiße!“, fluchte er hilflos und Kaiba seufzte wieder. Dann erhob er sich und setzte sich neben seinen kleinen Bruder. Er zog ihn sacht aber bestimmt in eine Umarmung und bewirkte, dass Mokuba nur wieder in Tränen ausbrach. “Ich will eigentlich nicht sterben!“, schluchzte er dumpf in den Pulli seines großen Bruders und der strich ihm tief durchatmend über die schwarze Mähne. “Ich weiß, Mokuba…ich weiß!“ -.-.-.- “Und ich will das aber so! Mir ist der Nachname egal, aber ich will diesen Vornamen und keinen anderen.“, verlangte Mokuba lautstark. Kaiba massierte sich die Schläfen. “Das kannst du nicht ehrlich wollen! Mokuba, das willst du nicht wirklich!“, versuchte er dem kleineren zu suggerieren, doch sein eigener Unglaube schwang so stark in der dunklen Stimme mit, dass es alles andere als nachdrücklich oder überzeugend rüberkam. “Seto, ich will diesen Namen und Basta!“, sagte Mokuba störrisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Da würde er nicht mit sich reden lassen. “Mokuba!“ “Nichts Mokuba! Ich zieh das alles schon mit dir durch, also lass mir diesen Namen!“ Kaiba seufzte tief. “Mokuba, du weißt genau wie ich zu diesem Bengel stehe. Du kannst mir doch nicht - “ “Und wie ich das kann! Ich will Noah heißen, sonst erzähl ich Joey von allem!“, drohte der Kleine nun und brachte seinen großen Bruder zum schnauben. Doch bevor er wirklich etwas sagen konnte mischte sich der dritte Anwesende in diese Diskussion ein. “Mr. Kaiba, der Name ist in Amerika nicht ungewöhnlich. Er ist genauso häufig wie der für sie angedachte Nachname.“, sagte der Mann ruhig und Kaibas Aufmerksamkeit glitt zu ihm herüber. “Mr. Cullen, bei allem Respekt, Sie wissen nicht, womit ich den Namen jedes Mal in Verbindung bringen muss.“, versuchte er sich zu erklären und Mokuba schnaubte. “Toll, du bestimmst, dass und wie wir sterben und ich darf aber nicht mal meinen eigenen Namen bestimmen?“, fragte er sarkastisch und ließ sich schmollend auf den Stuhl zurück sinken. Kaiba seufzte tief. Drei Mal. Dann strich er sich fahrig durch die Haare und nickte. “Dann mach. Mach was du willst!“, patzte er und Mokuba grinste schief. “Ich hab dich lieb, großer Bruder!“, sagte er leise und lächelte Kaiba dankbar an. -.-.-.- “Wartet hier!“, murrte Kaiba harsch und stieg aus. Joey schnaubte und lehnte sich nach vorne zu Mokuba. “Womit hast du mich noch mal in dieses Auto locken können?“, hörte er den Blondschopf gleichermaßen genervt wie belustigt fragen, dann schmiss er die Tür zu. Er sah einmal kurz zurück und sah die blonde Nervensäge lachen. Dann drehte er sich um und schritt zielstrebig auf das Gebäude zu. Wenn er nur daran dachte, was hier in einer halben Stunde geschehen würde, wurde ihm ganz schlecht. Seto Kaiba war es eigentlich gewohnt alles im Alleingang ohne ein kleinstes Problem zu bewältigen, aber jetzt? Jetzt war alles anders. Jetzt lief er auf dieses eigens für diesen Zweck ausgesuchte Gebäude zu. Seinem eigenen Tod entgegen und es war das seltsamste Gefühl überhaupt. Wenn er es nicht besser wissen würde, dann könnte man behaupten er hatte Angst. Doch Seto Kaiba wusste es nun mal besser und sagte, es war keine Angst, die er da verspürte. Es war einfach nur Unbehagen. Und solange er dies niemandem erzählen würde, war es gerade eben noch zulässig. Schließlich starb man nicht jeden Tag. Und auch wenn er wusste, dass alles so akribisch wie nur irgend möglich vorbereitet worden war, irgendetwas konnte immer schief gehen. Der beste Beweis, saß in seinem Auto auf der Rückbank. Joey Wheeler. Er hatte eigentlich geglaubt, den Blonden so nicht wieder zu sehen und als er Mokuba am Park abgeholt hatte, hatte der schwarzhaarige Sturkopf einfach bestimmt, dass Joey mitfahren sollte. Er war so überrumpelt und fassungslos gewesen, dass ihm einfach keine passende Ablehnung eingefallen war. Und ganz tief irgendwo in seiner Brust, spürte er den unverschämten und zu verfluchenden Wunsch, sich noch ein einziges Mal mit diesem Tölpel von Köter zu streiten. Kaiba wusste, dass es unverantwortlich war. Zumal Wheeler einfach immer und überall ein nicht einschätzbarer Gefahrenfaktor war. Für die geplante Aktion ein unglaublich gefährliches Risiko. Tief durchatmend und darauf vertrauend, dass sein kleiner Bruder ausnahmsweise Mal wusste, wie er Wheeler dazu verdonnern konnte im Auto zu warten, ging er durch die Tür und den dunkeln Gang entlang. “Mr. Kaiba?“ Kaiba blieb stehen und wandte sich um. Hinter ihm stand Cullen. “Gut, kommen Sie mit wir müssen Ihnen noch letzte Instruktionen geben!“ Kaiba nickte wortlos und folgte ihm. Konzentriert hörte er dem Fachmann zu. Er hatte sogar schon alle nötigen technischen Geräte angelegt, als sein Bruder in den Raum geführt wurde. Der lächelte ihn entschuldigend an und Kaiba schnaubte sauer, sagte aber nichts. Ebenso stumm sah er dabei zu wie Mokuba eine gekürzte Einweisung bekam. Dann zog Mokuba sich um und legte die Schutzwesete an. “Gut, Ihr Bruder wird mit Jackson voran gehen und die erste Sprengung auslösen. Wenn wir im Tunnel sind lösen wir die zweite aus. Sobald Sie im Wagen sitzen, starten sie Ihn und fahren zum Flughafen, dort wartet der Jet.“ Kaiba nickte und sah dabei zu wie dieser Jackson noch einmal die Auslöser überprüfte. Es waren unscheinbare kleine Knöpfe, die dafür sorgen würden, dass das Gebäude sprichwörtlich in die Luft flog. Geplant war ein Brand und durch die Erschütterungen und die Hitze würde das eh schon baufällige Gebäude einstürzen und so alle Beweise vernichten. Die Brandermittler würden in ihren Bericht schreiben, dass die Leichen entweder verbrannt und durch die vielen Trümmer nicht mehr auffindbar oder durch die Explosionen in Stücke gerissen worden waren. Eigens für diesen Zweck wurde ihre Kleidung in der Nähe eines der Sprengkörper deponiert. Kaiba atmete tief durch. “Kaiba! Verdammt, wo bleibst du? Ich bin nicht dein scheiß Haustier, dass man einfach sitzen und ewig warten lassen kann!“ Die Stimme ging allen vier Anwesenden durch Mark und Bein. “Mokuba, er sollte im Auto bleiben!“, fauchte er nun wirklich wütend und Mokuba wurde blass. “Ich wollte doch nur -“ “Wer ist das?“, wurde die kleinlaute Anmerkung von Cullen unterbrochen. “Ein Hund, der nicht weiß was gut für ihn ist!“, fauchte Kaiba und riss sich den Ohrstöpsel ab, mit dem er eigentlich mit Cullen in Verbindung bleiben sollte. “Ich bin gleich wieder da!“, sagte er harsch und ließ die drei zurück. Er brodelte. “Kaiba“, rief dieser Volltrottel schon wieder und brachte ihn an den Rand eines Tobsuchtsanfalles. Er sah den blonden Wischmopp schon von weitem. Blond war zu auffallend in der Dunkelheit und deshalb sah der Besitzer dieser Mähne ihn auch erst als er an der Ecke des abbiegenden Flures ankam. “Was fällt dir eigentlich ein! Ich hab dir gesagt, dass du warten sollst! Wenn du so dringend ins Körbchen zurück willst, dann geh zu Fuß!“, zischte er und bewirkte lediglich, dass Wheeler sich vor ihm aufbaute und mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihm hinauf starrte. Kaiba war der böse Blick egal, er musste diese nervende Töle loswerden - Und zwar jetzt gleich! “Weißt du was? Das mach ich auch! Nur um dir heute noch ein Plakat an zu fertigen dass dir eventuell deutlich machen kann, dass ich verdammt noch mal kein Hund bin, du Arsch!“, fauchte Wheeler zurück und hätte Kaiba Zeit gehabt, hätte er vielleicht den verletzten Unterton in der Stimme des Kleineren heraus gehört, doch so sprang er einfach darauf an. Der einzige Gedanke, der ihn beherrschte war, dass Wheeler verschwinden sollte. Und zwar sofort. “Ja, schön versuch es doch. Und jetzt verschwinde endlich. Ich bin es Leid mich mit einer Flohschleuder wie dir abgeben zu sollen.“ Er musste zugeben, dass seine Beleidigungen auch schon Mal mehr gehabt hatten, doch er hatte einfach keine Zeit und die beabsichtigte Wirkung verfehlten diese Worte trotzdem nicht. “Arschloch!“, krächzte der kleinere ihm entgegen und drehte sich um. Endlich. “Ich hab nie verstanden, wie so ein netter Junge aus Mokuba hatte werden können. Jetzt bezweifle ich sogar stark, dass er überhaupt mit dir verwandt ist! Du kannst mich mal kreuz weise!“, fauchte er im weiter gehen und Kaiba schlich ein Grinsen auf die Lippen. “Vergiss es!“, sagte er leichthin und eher unbewusst. Seine Nerven lagen blank. Er wollte den anderen aus dem Gebäude haben, sonst ging sein Plan nicht auf. Sonst würde heute vielleicht wirklich eine Person sterben. Und genau diese Person durfte nicht sterben. Als Wheeler sich ein letztes Mal umdrehte, konnte er es erkennen. Er sah diese Verletztheit. Ausgelöst durch seine Worte und war so irritiert von dieser Tatsache, dass ihm auch auf die Entgegnung des anderen nichts mehr einfiel. “Ich hasse dich! Vergiss das lieber nicht!“, fauchte er ihn an und verschwand dann endgültig. Einerseits erleichtert und andererseits völlig irritiert, sah er seinem ehemaligen Klassenkameraden hinterher. Wheeler war aus dem Gebäude raus und würde nicht wieder kommen. Und...Er hatte seine letzte Auseinandersetzung bekommen. Doch etwas stimmte nicht. Irgendetwas war grade ganz falsch gelaufen. Er hörte vorne die Tür zu knallen. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. Er hatte keine Zeit für solch ein Kindertheater. Mit schnellen Schritten lief er zurück zu dem Raum indem er gerade noch gewesen war. Ein wenig begeisterter Cullen sah ihm entgegen. “Das war ein unnötiges Risiko! Das ist er immer noch!“ Kaiba schnaubte lediglich. “Das weiß ich selbst, aber er ist gegangen und jetzt lassen Sie uns bitte auch gehen, ich habe keinen Grund weiter Zeit zu verschwenden.“, zischte er und drehte sich zu der Luke, die in den übergroßen Schacht führen würde. “Ihr Bruder ist schon im Wagen, die erste Zündung werden wir auch auslösen. Der Zivilist muss so weit weg wie möglich sein, damit er sich möglichst wenig verletzt.“, sagte Cullen neutral, doch Kaiba hörte den angespannten Ton heraus und er nickte einfach. Mit wenigen, geschickten Handgriffen stieg Kaiba in den Luftschacht und war kurz darauf auch schon in der Kanalisation der Stadt. Er wollte nicht wissen, wie er hier her kam. Er wusste nur, dass die Sprengung alles hier zerstören würde, sodass nicht der kleinste Hinweis auf einen Schacht zurück bleiben würde. “Halten Sie sich die Ohren zu!“, wies Cullen ihn an und Kaiba befolgte es. Wenn auch Zähne knirschend. Trotzdem war der Krach gewaltig. Er spürte wie der Boden erbebte und innerhalb von Sekunden breitete sich eine unangenehme Hitze aus. So wie geplant. Mit zielstrebigen Schritten lief er weiter zu dem Ausstieg. Ohne großartig Zeit zu verschwenden stieg er die Leiter hinauf. Cullen folgte. Kaiba stieg in den Wagen. Cullen zündete die zweite Explosion, die wesentlich größer angelegt und dem entsprechend auch lauter war. Kaiba ließ den Motor an. Achtete nicht auf Mokuba der leise in seine Pulliärmel schluchzte und fuhr los. Er konnte schon die Sirenen hören und als in die Straße einbogen, in der das nun lichterloh fackelnde Gebäude stand, sah er auch direkt die Sackgasse. Ein Feuerwehrwagen stand quer auf der Fahrbahn und Kaiba war gezwungen zu halten. Mokuba sah irritiert auf und keuchte dann. “Oh Gott!“, hörte er seinen kleinen Bruder wispern und folgte dem Blick des jüngeren. Sein Blick fiel automatisch auf den Parkplatz. Es war ein heilloses durcheinander von Feuerwehrmännern und Sanitätern. Doch das was den beiden direkt ins Auge stach, war der reglos auf dem Boden liegende Joey. Sie konnten sehen, wie ein Sanitäter sich neben ihn kniete und ihn anscheinend versuchte anzusprechen. Dann gab der irgendeine Information weiter und wandte sich wieder an den Blondschopf. Mokuba schluchzte auf und Kaiba sah weg. Er musste das nicht sehen. Er wollte das nicht sehen. Im Rückspiegel konnte er erkennen, wie dass andere Auto, was Cullen fuhr, dicht hinter ihm ebenfalls hielt. Also könnte er auch nicht zurück. Er deutete den Rückwärtsgang an, doch Cullen schüttelte den Kopf und Kaiba schnaubte. Eigentlich wollte er hier weg, aber er konnte sich denken, was in dem Kopf des Mannes vorging. Sie mussten vortäuschen Gaffer zu sein, denn normale Bürger würden stehen bleiben und gucken. Nur Leute, die etwas zu verbergen hatten flohen von einem Tatort. “Seto, bitte…ich will das nicht sehen.“, schluchzte sein kleiner Bruder und drehte den Kopf vom Parkplatz weg. Seine Hand fand den Weg in das weiche, schwarze Haar und sacht strich er drüber. Durch die Flammen, die sie zwar nicht erreichen würden, dennoch sehr beeindruckend waren, konnte man alles erkennen, als ob es taghell sei. Kaiba atmete tief durch und sah wieder zu dem Sanitäter. In diesem Moment sprang Joey auf und rannte nach vorn auf das Gebäude zu und Kaiba sah ungläubig dabei zu. Er hatte schon immer gewusst, dass dieser Dummkopf absolut geistig umnactet sein musste, doch für lebensmüde hatte er ihn nicht gehalten. Er beobachtete, wie der Sanitäter ihm nachrannte. Dann kamen die Feuerwehrmänner wieder aus dem Haus raus. Wheeler wedelte mit den Armen und stemmte sich gegen die Männer, die ihn festhielten. Dann kassierte er eine Ohrfeige. Kaiba wusste, was er daraus schließen konnte. Wheeler schien unter Schock zu stehen. Den Schock bekam Kaiba allerdings auch, als das Gebäude plötzlich einstürzte. Der Krach war fast so ohrenbetäubend wie die Explosionen zuvor und Staub kam sogar bis zu ihnen hinüber. Er sah gerade noch wie Cullen eine Lichthupe machte und dann zurücksetzte, dann war es nur noch staubig und nebelig. Kaiba reagierte einfach nur. Völlig mechanisch setzte auch er zurück und drehte dann. Auf geplanten Umwegen fuhr er zum Airport. Der einzige Gedanke, der ihn beherrschte war, dass Seto und Mokuba Kaiba nun offiziell tot waren. Die Personen, die gerade aus dem staubigen Jeep stiegen hießen Mathew und Noah Smith. -.-.-.- “Meinst du es geht ihm gut?“, die leise Frage riss ihn aus seinen Gedanken und er sah von seiner Zeitung auf. Vor ihm saß sein kleiner Bruder. Mit kurzen, haselnussbraun gebleichten Haaren und knabberte lustlos an seinem Toast herum. Ein Anblick an den er sich irgendwie nicht gewöhnen konnte. Wie an so vieles. Seine morgendliche Zeitung war auf einmal englisch. Er selbst hatte nun schwarze Haare und würde ab jetzt farbige Kontaktlinsen tragen. Und die Behausung in der sie nun wohnten war ein relativ kleines Apartment, mitten in L.A. Jedenfalls war es vergleichsweise klein, wenn man bedachte, was er vorher gewohnt gewesen war. Er wusste, dass diese Umstellung lange und anstrengend werden würde. Zu Mal es seinem kleinen Bruder alles andere als gut ging. Sie waren schon zwei Wochen hier und Mokuba weigerte sich partout eine Schule auszusuchen. Zudem schlief er schlecht und versuchte sich über Fernseher und Internet immer wieder darüber zu informieren, wie es dem Blondschopf ging. Kaiba wusste, dass der diesen Zwischenfall überlebt und die Kaiba Corp. übernommen hatte. Ein Umstand den Mokuba immer noch nicht glauben konnte, doch Kaiba würde da in keinster Weise mit sich reden lassen. Weshalb er ausgerechnet der Person, der er so gar nichts zutraute seine Firma überschrieben hatte ging nur ihn etwas an. Außerdem würde keiner seine Gründe verstehen können. “Er lebt, also geht es ihm gut!“, antwortete er verspätet und sah auf die Uhr. “Sam kommt gleich.“, merkte er an und stand auf. Mokuba brummte. Sam war der Zeitungsjunge. Kaiba hatte sich direkt drei Tage nach Ankunft und Einzug eine Zeitung abonniert, die Sam austrug. Vor sechs Tagen waren Mokuba und er sich über den Weg gelaufen und hatten sich gut verstanden. Seitdem schaute Sam jeden Tag vorbei. Und auch wenn das noch so ein Umstand war, den Kaiba so gar nicht akzeptieren wollte - diese offene, amerikanische Art, die er laut Cullen übernehmen sollte - so hoffte Kaiba insgeheim, dass Mokuba durch diese Freundschaft motiviert sich an der gleichen Schule anmelden wollen würde. Es war nicht die schlechteste Schule und würde den Kleinen ablenken und zudem erleichtern sich in die Situation einzuleben. Ein für ihn unmögliches Unterfangen. Es war ja schon ein Ding der Unmöglichkeit, dass er arbeiten gehen würde. Das arbeiten an sich war nichts Negatives. Nur der Job an sich. Als Barkeeper? Cullen hatte ihn da zwar auf Anweisung reinmanövriert, aber Kaiba würde sich da wieder raus ziehen. Er sah gar nicht ein vollkommen nach der Pfeife anderer zu tanzen und das hatte er auch von Anfang an nie vorgehabt. Er hatte seine eigenen Pläne. Und die würde er auch sofort anfangen umzusetzen, sobald das geschah, was Kaiba erwartete. Das Wheeler versagte. Kapitel : Fin Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13: ~ I'm strong on the surface, not all the way through I've never been perfect but neither have you ~ “Kaiba, hast du jetzt endlich etwas?“, kam die deutlich gereizte Frage und Mokuba dreht sich verwundert um. Hinter ihnen stand Duke und starrte wütend auf den Rücken seines großen Bruders. Der schnaubte. “Gleich!“, gab der ebenso gereizt Antwort und Mokuba seufzte. “Duke, wir-“ “Ich hab sie, Mokuba gib mir das Telefon!“, wurde er befehlend unterbrochen und beide sahen nun wieder zu dem älteren. Wortlos und leicht verdattert reichte Mokuba das Gerät weiter und sah gespannt dabei zu, wie Kaiba eine Nummer aus den Zahlen und Buchstaben, die völlig wirr über den Bildschirm verteilt waren, heraus las und in das Tastenfeld eingab. “Was machst du da? Du sagtest doch, keine Polizei! Wieso telefonierst du denn dann?“ “Ich rufe auch nicht solche Stümper an. Wir brauchen richtige Ausrüstung und die kann uns hier nur einer geben.“, erklärte Kaiba und sprach dabei als ob Duke ein Idiot wäre, dem man alles hundertfach erklären müsste. Der wurde dadurch nur wieder so wütend, dass Mokuba vorsichtshalber aufstand und zu dem schwarzhaarigen trat. “Duke, bitte-“ Wieder wurde Mokuba unterbrochen. Doch diesmal vom klopfen an der Tür. Irritiert sahen sie beide dorthin. “Zimmerservice“, drang durch die Tür. “Hast du etwas bestellt?“, fragten Duke und Mokuba unisono. Kaiba ließ den Hörer argwöhnisch sinken, als beide ebenso gleichzeitig die Frage des anderen verneinten. Mit schnellen Schritten war er an der Tür und riss sie auf. Er kannte den Jungen vor sich. Er gehörte schon seit zwei Jahren zum Hotelpersonla, sodass mach sich sicher sein konnte einen Ahnungslosen vor sich zu haben. Die verdutzte Frage, “What'ya doin' here, dude?“, bestätigte es nur. Duke schob sich an Kaiba vorbei. “He's an acquaintance of mine. We only just happened to meet us here!“, erklärte er fahrig und starrte auf das Silbertablett, das schon Ekel erregend klischeehaft mit einer ebenfalls silbernen Haube abgedeckt worden war. Der Hotelangestellte nickte nur und drückte Kaiba das Tablett in die Hand. “I see, so...see'ya!“, sagte er, unterdrückte ein Gähnen und ging den Flur hinunter zum Aufzug. “Wir haben alle nichts bestellt.“, sagte Duke leise und starrte die Haube an. Kaiba schnaubte. “Dir muss doch wohl klar sein, was das hier bedeutet.“, sagte er und schloss die Tür wieder. Mit schnellen Schritten ging er zum Tisch, stellte das Tablett neben den Laptop und hob die silberne Haube vom Tablett. -.-.-.- “Warum können wir ihn nicht einfach umbringen?“, fauchte eine erzürnte Männerstimme. Dessen Besitzer erntete eine belustigt höhnisches Lachen. “Sind Sie wirklich so beschränkt, oder ist Ihnen das wirklich nicht klar? Wenn wir ihn jetzt umbringen, dann haben wir kein Druckmittel mehr sobald Kaiba hier auftaucht! Er muss sehen, dass dieser Taugenichts da drüben noch atmet. Sobald er sich in unserem Wirkungsbereich befindet können Sie mit ihm machen was Sie wollen! Obwohl ich eine Idee habe, die wohl sehr unterhaltsam sein müsste.“ Joey kämpfte mit sich. Panik versuchte ihn immer wieder zu überwältigen, doch gleichzeitig wusste er, dass er jetzt nicht durchdrehen durfte. Sonst würde die Schlinge, die sich eh schon immer weiter zu zog, direkt an seiner Kehle liegen. Jetzt hatte er immer noch die leise Chance, dass Kaiba in den letzten drei Jahren nicht seinen Verstand abgeschaltet hatte. Kaiba war momentan seine einzige Chance. Und obwohl sich allein bei dem Gedanken, dass alles von diesem Egoisten abhing, sein Magen umdrehte, weigerte Joey sich auf zu geben. Er hieß schließlich immer noch Joey Wheeler und er hatte sich schon vor Jahren etwas geschworen. Ein Joey Wheeler gab niemals auf! Egal was sich ihm in den Weg stellte. Er hatte es sogar geschafft die Kaiba Corp. zu leiten und aus mehr als nur einer Krise zu reißen. Also musste es auch einen Weg geben das jetzt zu überstehen. Irgendwie. Joey versuchte so gut es ging durch zu atmen. Er hatte zwar wieder den Knebel umgebunden bekommen, doch diesmal saß der lange nicht mehr so stramm wie vorher noch. Joey konnte zwar nicht klar und deutlich sprechen, doch das musste er momentan ja auch nicht. Er saß wieder in diesem Raum, aus dem ihn der Lakai heraus geholt hatte. Mittlerweile lag sein Gesicht zum Glück nicht mehr in dem Dreck, doch besser ging es ihm trotzdem nicht. Sein Kopf schmerzte. Die Wunde pochte dumpf an der Schläfe. Zwar hatte es aufgehört zu bluten und mittlerweile war alles verklebt, doch das war angesichts seiner tauben Glieder, die durch die Fesseln an Händen und Füßen in unangenehmer Weise verursacht wurden, ein mehr als schwacher Trost. Müde ließ er seinen Kopf gegen die Wand hinter sich sinken und starrte die weißen Säcke vor sich an. Er wusste immer noch nicht wofür die waren, doch es war ihm lieber diese anzustarren, als die Augenbinde zu tragen. Als er an das schwarze Stück Stoff dachte, verzogen sich seine Lippen zu einem freudlosen Grinsen. Schließlich hatte Joey diesen Stoff nur umgebunden bekommen, um zu verhindern, dass er Pegasus als solchen erkannte. Ein Vorhaben dass sich so sinnlos erwies wie… Joey fiel kein Vergleich ein, der diese Idiotie deutlich gemacht hätte. Er hatte Pegasus’ Stimme direkt erkannt und auch jetzt hörte er ihn nur zu deutlich. Anscheinend war diesen Typen da nicht klar, dass die Tür alles andere als isoliert oder Schalldämpfend war. Oder sie dachten, er wäre wieder bewusstlos? Aber selbst wenn, war das alles hier eine sehr fragwürdige Vorgehensweise. Entweder fühlten sie sich siche oder sie waren Stümper. Joey tendierte eher zu letzterem, denn er hielt generell das gesamte Vorgehen dieser Leute für sehr stümperhaft und zudem auch sehr klischeeorientiert. Schon allein auf die Idee zu kommen einfach so in die Kaiba Corp. zu stürmen und ihn dort aus zu fragen. Anstatt ihn irgendwo ab zu fangen oder ihn in der Wohnung zu überraschen, wo er wirklich ungeschützt gewesen wäre. Joey seufzte innerlich auf. Das alles erinnerte ihn sehr an diese Actionfilme, in denen irgend jemand wegen Geld und Macht - schließlich ging es auch hier um nichts anderes - jemanden entführte und den Helden, mit der emotionalen Bindung zu dieser Person, dazu brachte diese Macht und das Geld wirklich ab zu geben. Nur war er in diesem Fall kein hübsches Mädchen, das vor Angst heulte und zitterte und genauso wenig hatte er eine emotionale Bindung zu Kaiba, die über Verachtung oder Hass hinaus ging. Alles was diesen höchstens dazu veranlassen könnte so ’heldenhaft’ zu agieren wäre, dass er käme um sich selbst die Firma wieder unter den Nagel zu reißen. Doch dazu würde er Joey gar nicht zwingen müssen. Er würde es freiwillig und nur zu gern tun. Nachdem er seine Faust in dessen blasierte Fresse gerammt hatte. Joey war wütend. Jedes Mal, wenn er daran dachte, was Kaiba ihm aufgezwungen hatte, wuchs der Hass nur noch mehr und zerfraß ihn innerlich wie loderndes Feuer. Er wusste nicht und konnte nicht einschätzen was er tun würde sobald er ihn zu Gesicht bekommen würde. Denn dieses Mal wüsste er, dass er Kaiba vor sich hatte. Den Mann, der ihn ohne mit der Wimper zu zucken angelogen und seit drei Jahren ausnutzte und alles zerstört hatte, was ihn ausmachte. Er schnaubte abfällig als er daran dachte, dass er in all der Zeit ein schlechtes Gewissen gehabt hatte. Denn an die vermeintlich letzten Worte seinerseits konnte er sich noch so gut erinnern, als ob er sie gerade erst ausgesprochen hätte. Ich hasse dich! Vergiss das lieber nicht! Und jedes Mal wenn ihm dieser Satz wieder durch den Kopf hallte, zog sich seine Brust schmerzhaft zusammen und seine Augen begannen zu brennen. -.-.-.- Fünf Augenpaare fixierten das Tablett. Tristan war von Mokubas erschrockenem Schrei alarmiert wieder zu ihnen gekommen und Sam war ebenfalls aufgeschreckt. Vor ihnen lag ein blutverschmiertes Stück Stoff. Darüber zerstreut waren blonde Haarsträhnen und jeder der anwesenden wusste ohne Worte wem das gehörte. Kaiba wendete den Umschlag und fixierte dann den Teller mit Salat. Unter diesem Teller hatte der Umschlag gelegen, in dem das Stückchen Stoff und die Haare sowie ein Zettel gewesen waren. “Le-Lebt er noch?“, durchbrach Mokubas zittrige Stimme die drückende Stille und Duke funkelte ihn wütend an. “Natürlich! Joey kann nicht tot sein, es liegt doch noch keine Forderung vor, oder was steht auf dem Zettel?“ Ungeduldig riss der schwarzhaarige dem größeren besagten Zettel aus der Hand und öffnete ihn. “Die Wahrheit ist durchsichtig wie Glas! Du hast es verschmutzt und den Besitzer verärgert! Reinige es und entschädige ihn, sonst klebt fremdes Blut daran!“, las er vor und Duke schluckte hart. “Egal was der Schwachsinn bedeutet - das Blut spielt auf Joey an!“, krächzte er und ließ zittrig den Zettel auf den Tisch fallen. Dann sah er zu Tristan. Doch der war einfach nur blass. “Glas ist das Stichwort!“, murmelte Kaiba und nahm den weißen Zettel auf. “Es geht um Wahrheit, Lüge, die Firma und Wheeler.“, sagte er weiter und starrte wieder auf die Beilage zu dem Zettel. Eine drückende Stille breitete sich aus die eine ganze Zeit anhielt. Dann durchbrach klopfen plötzlich dieses Stille und vier Personen zuckten erschrocken zusammen. Vier Augenpaare wandten sich zur Tür. Kaiba atmete lediglich tief durch und schob sich an seinem kleinen Bruder vorbei. “Kaiba, wer ist das?“, fragte Tristan argwöhnisch. “Die Unterstützung, die wir für diesen Mist hier benötigen!“, sagte er schlicht und öffnete die Tür. -.-.-.- “Ihre Idee sagt mir sehr zu! Du hast ihn gehört, bereite alles vor und schaff das Wasser ran.“, befahl eine Stimme harsch und riss Joey aus seinen Gedanken. Wasser? Er bemerkte, dass er nicht aufgepasst hatte. Er hatte nicht mitbekommen worüber Pegasus mit diesen Mafiosi-Verschnitten gesprochen hatte. Somit waren ihm eventuell wichtige Details durchgegangen. Wenn er gekonnt hätte…Joey hätte sich in den Allerwertesten gebissen. Verdammt, schoss es ihm durch den Kopf. Doch dann hörte er es klirren. Sehr laut klirren. Und es war kein kleines Glas Wasser, welches gegen eine Wand geschmissen worden war. Joey wusste nur zu genau wie sich das anhörte, hatte er es doch oft genug gemacht. Es war großes Glas. Als ob eine große Fensterscheibe eingeschmissen worden wäre. “Was macht ihr Stümper da?“, hörte er eine Stimme schreien und wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte er wohl sicherlich gelacht. Der schrill hysterische Ton hörte sich an, als ob seine alte Lehrerin ihn und Tristan mal wieder angeschnauzt hätte. Joey atmete tief durch. “Yamamura, sorgen Sie dafür, dass ihre Männer hier nicht alles zerstören. Schließlich brauchen wir hier keine Zeugen. Und der Krach in einer angeblich stillgelegten Glasfabrik würde genügend auf den Plan rufen!“, fauchte Pegasus und Joey musst grinsen. Er konnte sein Glück, dass er trotz dieser gelinde gesagt unglücklichen Situation hatte, kaum fassen. Glasfabrik also. Ausgefallener als gedacht, aber Fabrik ist und bleibt Klischee. Pegasus du bist ein Trottel! “Jawohl, Sir“, brummte dieser Yamamura und man konnte eilige Schritte sich entfernen hören. Joey seufzte. Dieser Yamamura schien kein gesondert hohes Tier in seiner Organisation – Joey vermutete die Yakuza - zu sein, eher etwas wie der Arsch vom Dienst! Nach oben in den Arsch kriechen und schleimen, dass man den Katastrophenschutz alarmieren wollte und nach unten hin treten, als ob Kakerlaken über den Boden krabbeln würden. Anders konnte der Blondschopf sich nicht erklären, weshalb er sich ihm gegenüber so herrisch benommen hatte, aber vor Pegasus kuschte. Vielleicht ist das hilfreich, dachte Joey und grübelte weiter über Möglichkeiten der Flucht. Er weigerte sich strikt zu glauben oder auch nur zu denken, dass er bald sterben würde. -.-.-.- “Ich hätte nicht erwartet dich je wieder zu sehen und dann kommt so etwas!“, sagte ein mittlerweile stark ergrauter Cullen und musterte seinen Gegenüber argwöhnisch. Dann glitt der Blick des Mannes über die anderen Anwesenden und er seufzte tief. “Nun gut, ich werde euch helfen. Aber ich will, dass ihr diesmal wirklich mitspielt und nicht so wie die Geschichte vor drei Jahren.“, sagte Cullen und Mokuba senkte betroffen den Kopf. Duke räusperte sich. “Bei allem Respekt, aber wer sind Sie?“, fragte er nun und Kaiba schnaubte. “Ich dachte Wheeler wäre der einzige, der nicht zu hören kann. Ich habe es gerade erwähnt oder nicht?“, merkte er hochnäsig an und Duke grollte. “Mit dir habe ich nicht gesprochen!“, fauchte er und sah wieder Cullen an. Der lächelte kaum merklich. “Offiziell bin ich Privatdetektiv, inoffiziell arbeite ich beim FBI im Zeugenschutzprogramm. Ich selbst bin so etwas Ähnliches wie ein Eraser. Sprich die Leute, die ich vor irgendwem schützen soll "sterben" meistens und tauchen irgendwo anders unter neuer Identität wieder auf.“, erklärte er freigiebig und Tristan stutzte. “Und das erzählen Sie jetzt einfach so? Sie werden uns doch nicht einfach später töten, oder?“, fragte er skeptisch und Cullen lachte. “Ihr wollt etwas von mir, also kann und werde ich erwarten, dass ihr schweigt. Außerdem kann ich ebenso schnell verschwinden, wie ich irgendwo auftauche.“, sagte er und ließ seinen Blick wieder zu Kaiba gleiten. “Jetzt aber genug geplaudert! Ich brauche einen Stadtplan, ein Telefon, was man nicht zurück verfolgen kann und Papier.“, befahl er und Mokuba sprang auf. “Ich hole es!“, rief er und verschwand aus dem Zimmer. Duke stand seufzend auf. “Und Sie können Joey da wirklich raus holen?“, fragte er immer noch argwöhnisch. “Wenn wir herausfinden wo er ist und wie viele Gegner wir in dieser Aktion wirklich gegen uns haben sollte das machbar sein.“, erklärte Cullen geschäftig und holte ein kleines Notebook aus der Tasche, mit der er hier aufgetaucht war. Innerhalb von wenigen Minuten, in denen Duke und Tristan vor Überraschung schweigend zugehört hatten, war er von Mokuba und Kaiba ins Bild gesetzt worden und innerhalb noch weniger Minuten hatte er das Kommando an sich gebracht und mit versierten Handgriffen und Planungen, tüftelte dieser Mann etwas zusammen, dass Tristan und Duke das Gefühl vermittelte, dass endlich effektiv etwas getan wurde. -.-.-.- “Alles ist vorbereitet, so wie gewünscht. Der Bote wird gleich den nächsten Umschlag weg bringen. Wir brauchen nur noch ein Stück Stoff!“ Dumpf klangen die Worte an seine Ohren. Joey war erschöpft und völlig übermüdet. Ihm fielen immer wieder die Augen zu, doch durch die Schmerzen konnte er nicht wirklich schlafen. Seine Wahrnehmung war mit jeder Stunde, die er an der kalten Wand gelehnt hatte und die körperlichen Strapazen hatte ertragen müssen, stetig unzuverlässiger und verzerrter geworden. Mittlerweile konnte er noch nicht einmal mehr sagen welche Tageszeit, geschweige denn welcher Tag war. Er wusste nicht ob er in den ihm so kurz wirkenden Phasen, die er schlief oder ohne Bewusstsein war, wirklich so kurz waren, wie sie ihm erschienen. Er hörte ein Murmeln und dann wurde die Tür aufgezogen. Ein Lichtstrahl traf direkt in sein Gesicht und seine Augen, die sich an Dunkelheit gewöhnt hatten, begannen wie auf Kommando noch mehr zu schmerzen. Er stöhnte dumpf auf und versuchte sein Gesicht weg zu drehen. “Na so was, das Vögelchen ist ja wach.“, höhnte ihm die Stimme des Lakais entgegen. Er hörte die schweren Schritte auf sich zu kommen doch großartig reagieren konnte er gar nicht mehr. Er spürte wie eine Hand ihn im Nacken packte und er keuchte. Dann ertönten Geräusche, die er beim besten Willen nicht zuordnen konnte. Er spürte etwas Kaltes an seiner Seite, hörte etwas ratschen. Dann wurde Stoff gegen seine blutverklebte Stirn gepresst und über die Wunde gerieben. Übelkeit, die von dem unbändigen Schmerzempfinden ausgelöst wurde, wallte in ihm hoch und er würgte trocken. “Hey, nicht kotzen!“, maulte ihn die dunkle Stimme an. Joey gehorchte ihm zwar nicht, doch sich übergeben wollte er auch nicht. Er biss mit letzter Kraft die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Übelkeit an. Als plötzlich etwas Kaltes über seine Schläfe fuhr, zuckte er zusammen. Er spürte wie warmes Blut sich wieder den Weg über die Schläfe durch sein Gesicht bahnte, doch auch da gegen wusste Joey sich nicht zu wehren. Der Schmerz war einfach überall. “So brav auf einmal?“, höhnte ihm der Lakai entgegen, Joey schnaubte und schielte nach oben, doch er sah nur schemenhaft die Hünengleiche Gestalt. Dann spürte er einen dumpfen Schlag im Nacken und er verlor den Kampf gegen seinen Körper. -.-.-.- Duke streckte sich gähnend und rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. Mittlerweile war es neun Uhr morgens und er hatte nur wenig und sehr unruhig geschlafen. Cullen hatte sie irgendwann ins Bett geschickt mit der Anmerkung, dass er sie völlig übermüdet nicht gebrauchen konnte. Mokuba hatte sich mit Sam zusammen Joeys Bett geteilt. Sie hatten noch leise eine Zeit miteinander gesprochen, weshalb sie auch jetzt noch schliefen. Genau wie Tristan neben ihm. Der schwarzhaarige atmete ein Mal tief durch und stand auf. Mit fahrigen Griffen suchte er sich frische Klamotten zusammen und verschwand im Bad. Er hoffte, dass eine kurze Dusche seine Nerven beruhigen würden. Doch 15 Minuten später wusste er es besser. Seine Nerven lagen immer noch so blank wie noch vor einigen Stunden. Resigniert seufzend bestellte er Kaffee und etwas zu Essen für Sam und Mokuba, die sich höchst wahrscheinlich wieder weigern würden zu Sam nach Hause zu gehen. Genauso wie heute Nacht. “Wie weit seid ihr?“, fragte Duke direkt und ohne übliche Begrüßung als er das Wohnzimmer betrat. Kaiba wandte sich zu ihm um. “Relativ. In der Nachricht sind einige Hinweise versteckt, die nur auf bestimmte Gebäude schließen lassen. Cullen besorgt gerade eine Bestätigung der ermittelten Gebäude.“, murmelte der größere. Duke fiel erst jetzt auf, dass Cullen wirklich nicht da war. Innerlich zuckte er mit den Schultern und musterte dann wieder Kaiba. Dass dieser gerade so bereitwillig Antwort gegeben hatte, auch wenn die eher spärlich ausgefallen war, war Duke irgendwie suspekt. Kaiba hatte eigentlich nie Antwort gegeben. Nach einiger Zeit umrundete Duke das Sofa und ließ sich neben Kaiba fallen. Der reagierte darauf nicht sondern musterte weiter den Bildschirm des Laptops. Eine Zeit lang herrschte Stille in der Duke nach dachte. Er konnte schließlich in diesem Moment nichts anderes tun als zu warten. Irgendwann seufzt er in die Stille hinein. “Eigentlich würde ich dir immer noch gern eine reinhauen, aber dummerweise…bring ich es nicht über mich. Vermutlich weil du immer noch nicht gesagt hast, weshalb du all das überhaupt durchgezogen hast.“, erklärte er frei heraus und bewirkte, dass Kaiba aus lauter Verwunderung den Kopf hob und seinen Nebenmann musterte. Argwohn lag in den nun wirklich blauen Augen, doch Duke grinste nur freudlos. “Ich frage mich ob du dir bewusst bist, dass du uns und allen voran Joey eine Antwort schuldest!“, sagte er und nun schwang etwas von der Wut mit, die immer in ihm aufzukochen begann wenn er an Joey und das, was der hatte durchmachen müssen, dachte. “Ich frage mich außerdem ob du dir bewusst bist, dass du mit dem Scheiß Joey jeden Tag mehr zerbrochen hast. Zu Mal er mit ansehen musste, wie ihr gestorben seid und nie erfahren hat warum ausgerechnet er deine Firma bekommen hat. Ich dachte du bist so clever? Schon Mal was von Stift und Papier gehört?“, fauchte Duke nun wirklich wütend, doch er verschränkte die Arme vor der Brust um sein eigentliches Vorhaben nicht aus dem Auge zu verlieren. “Joey hätte ohne mit der Wimper zu zucken zu gestimmt euch zu helfen, auch wenn ihr beide euch auf den Tod nicht ausstehen könnt. Er hätte es gemacht! Wenn er nur gewusst hätte warum.“ In Dukes Stimme lag nichts anderes mehr als Wut, Unverständnis und lauter Vorwurf. Kaiba sah ihn weiterhin einfach nur an. Erlaubte sich keine Reaktion und das machte Duke nur noch wütender. “Jetzt verdammt noch Mal sag mir ob dir dass alles eigentlich bewusst war? Ob dir bewusst war, was du Joey antust!?“ Kaiba wandte den Kopf und massierte sich die Nasenwurzel. “Es war nie geplant, dass er die Explosion mit ansieht. Mokuba hat an diesem Abend eigenmächtig gehandelt und ich bin Wheeler nicht mehr los geworden.“, antwortete er dann trocken und Duke sprang auf. “Und weshalb hat dein kleiner Bruder das gemacht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet Mokuba Joey etwas absichtlich antun würde. Nur weil Joey diese Explosion mit ansehen musste hat er ein so unglaublich schlechtes Gewissen und Pflichtgefühl entwickelt, dass er sich selbst absolut aufgeopfert und innerlich vernichtet hat. Joey war schon immer so! Er hat, wenn es hart auf hart kam für jeden eingestanden. Sogar für dich, weil du Mokubas Ein und Alles bist. Deshalb hat er auch erst –“ “Hältst du endlich mal die Klappe, Devlin?“, unterbrach Kaiba ihn plötzlich unwirsch und Duke blinzelte erschrocken. Mit solch einer Reaktion hatte er jetzt doch nicht gerechnet. Kaiba durchbohrte ihn fast mit seinem Blick und stand nun selbst auf. “So war das gar nicht geplant!“, fauchte er und Duke wich zurück. “Dein toller Freund hat nämlich einen verdammten Strich durch die ganze Rechnung gemacht. Dass er all das getan hat was er nun getan hat war gar nicht geplant! Also wirf mir nicht vor, dass Wheeler jetzt –“ Weiter kam Kaiba nicht. Er bekam Dukes Faust ab bevor er reagieren konnte. Sein Kopf flog zur Seite und er schmeckte etwas Metallisches. Vorsichtig tastete er an seinen Mundwinkel und verzog kaum merklich das Gesicht vor Schmerz. Dann wandte er sich wieder um. Duke funkelte ihn wutentbrannt an. Purer Hass blitzte aus den grünen Augen und Kaiba war überrumpelt. “Das war es also alles für dich? Eine Rechnung? Du bist ein verdammtes Arschloch, Kaiba! Joey, Mokuba, Tristan und die anderen – wir waren also alle nur Zahlen in deiner Rechnung, ja? Ich kann es kaum glauben. Bist du wirklich so ein gefühlskalter Klotz, dass du all die Tränen, Ängste, die ganzen Emotionen ebenfalls als Zahlen irgendwelcher kranken Statistiken siehst? Das ist doch vollkommen krank!“, fauchte er. Dukes Stimme strotzte nur so vor Hass und Kälte. Am liebsten würde er gerade solange auf das Etwas vor sich einprügeln, bis es ihm besser ging. Doch der letzte Funken Verstand schrie ihn an, dass es eine mehr als nur schlechte Idee wäre, wenn er Joey immer noch retten wollte. Nur deshalb hielt er sich zurück. Trotzdem sprühte die Luft zwischen ihnen nur so vor Aggressivität und in genau diesem Moment schritt Cullen wieder ins Zimmer. Er hob irritiert eine Augenbraue. “Was ist denn hier passiert?“, fragte er skeptisch, doch bevor er eine Antwort bekommen konnte klopfte es wieder an die Tür. Kapitel 13: Fin Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14: ~ Heaven's gates won't open up for me With these broken wings I'm fallin' ~ “Roomservice!“, rief eine weibliche Stimme und Cullen wandte sich um. “Hat jemand was bestellt?“, fragte er skeptisch und Duke nickte fahrig. “Ja, ich. Kaffee und Frühstück für Sam und Mokuba!“, murmelte er und drängte sich dann an dem Mann vorbei zur Tür. Er öffnete sie und nahm der Frau das große Tablett einfach ab. Die sah zwar verdutzt drein, da es eigentlich üblich war zu servieren, doch Duke schickte sie dankend weg. Der schwarzhaarige schmiss mit dem Fuß die Tür hinter sich zu und stellte das Tablett ab um sich Kaffee einzuschenken, doch Cullen mischte sich ein und nahm ihm die Tasse wieder ab. “Nicht, das könnte vergiftet sein!“, murmelte der ältere. Duke sah ihn an als ob er geisteskrank wäre. “Werden hier jetzt alle paranoid oder was?“, fauchte er angenervt. Cullen ließ sich davon nicht stören und nahm sich das Tablett vor. Nach drei Handbewegungen zog er einen Umschlag unter dem Brötchenkorb hervor und hielt ihn in die Höhe. “Ist die Frau auch eine langjährige Angestellte?“, fragte Cullen neutral. Kaiba nickte bloß. Duke hingegen grabschte direkt nach dem Umschlag und riss ihn auf. “Bist du denn des Wahnsinns, Junge? Du kannst nicht einfach den Umschlag – “ Cullen brach von allein ab als Duke der Inhalt in die Hand rutschte. Duke keuchte. “D-Das ist…ein Stück von seinem Pulli!“, krächzte er heiser und starrte das vor Blut fast schon triefende Stück Stoff an. Cullen atmete einmal tief durch und griff dann seinerseits nach dem Umschlag. “Da ist noch ein Zettel drin!“, murmelte er und zog das ebenfalls blutige Schriftstück heraus. “Der Zettel muss vom Stoff Blut aufgenommen haben.“, murmelte er dann und entfaltete das Blatt. Duke starrte immer noch auf den Stoff. Das grün war eigentlich nicht mehr zu erkennen, alles war rot – schwarz und glänzte stumpf. “Diesmal sind es klare Anweisungen. Sie wollen Mokuba und Sie, Kaiba. Um 12 Uhr Mittags. In der Glasfabrik in Silverlake...verdammt ist das weit.“, fluchte Cullen und sah auf seine Armbanduhr. Seine Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Grinsen. “Wir können in Aktion treten!“ -.-.-.- “Du willst Mokuba wirklich mit darein nehmen? Wie unverantwortlich bist du eigentlich?“, fauchte Duke und versuchte Kaiba mit seinem Blick zu durchbohren, doch der ließ sich in keinster Weise davon beeindrucken, geschweige denn stören. Mokuba schon. “Duke, mir wird nichts passieren und wenn ich Joey damit helfen kann, dann werde ich das machen!“, sagte der kleinere bestimmt und atmete einmal tief durch. Dann mischte sich Cullen ein. “Seid ihr soweit? Wir sind in 10 Minuten da. Meine Männer haben schon Stellung bezogen. Sobald es zwölf ist steigt ihr beiden aus dem Wagen aus, Brandon wird vorne im Wagen sitzen bleiben und euch ein Zeichen geben. Devlin und Taylor, Sie kommen mit mir mit!“, brummte er und man konnte deutlich den Missmut aus der Stimme des Mannes hören. Er hatte darauf bestanden, dass die beiden mit dem Kumpel des Kleinen im Hotel bleiben würden. Doch der hatte mit einem durchaus geschickten Ablenkungsmanöver dafür sorgen können, dass Duke und Tristan eine Zeit lang unerkannt hatten mit fahren können, so dass es nicht mehr möglich gewesen war um zu kehren um sie wieder raus zu schmeißen. Mokuba und Tristan nickten. Duke starrte einfach nur nach vorn und brummte. Kaiba gab keine Reaktion von sich. In angespanntem Schweigen verlief die Fahrt weiter. Kurz vor dem Ziel jedoch warf Tristan eine Frage in die Runde. “Und was ist, wenn das alles eine Falle ist und Joey in Wirklichkeit in der Glasfabrik in South Gate ist?“, fragte er leise und starrte Cullen an. Der schüttelte mit dem Kopf. “Nein, Brandon“, er deutete auf den Mann neben sich, der gleichzeitig das Auto fuhr, “war heute morgen dort. Die Fabrik war sauber.“, brummte der und Tristan nickte. “Wir sind da.“, murmelte dann Brandon nuschelnd und fuhr auf ein leeres Fabrikgelände. Überall lagen kaputte Scherben. Leere Fensterfassungen und Säcke mit weißem Pulver standen kreuz und quer verteilt- Diese leer gefegte Fabrik war nicht nur der Inbegriff von ausgestorben und dreckig sondern auch wieder Mal das Klischee schlecht hin. Tristan schnaubte. “Ich hab irgendwie das Gefühl, dass die Typen zu viele Mafia-Filme sehen.“, murrte er und Kaiba lachte höhnisch auf. “Taylor, hast du es immer noch nicht verstanden? Wir haben es mit der Yakuza zu tun!“, meinte er und verzog die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. Tristan brummte. “Na und? Müssen die sich alle an irgendeinen Kodex halten, oder was? Außerdem würde ich dann eher etwas typisch asiatisches und nicht so typisch Italienisch alla Beton an den Füßen erwarten.“ Kaiba lachte trocken auf. “Wer sieht hier zu viele Filme?“, fragte er nun deutlich spottend, doch bevor Tristan antworten konnte, mischte Cullen sich ein. “Könnten die Herren ihre angespannten Nerven nicht ihr verdammtes Mundwerk kontrollieren lassen, sondern einfach die Klappe halten und tun was ich gesagt habe?“, fauchte er leise und öffnete die Tür. “Devlin, Taylor! Raus aus dem Wagen und mitkommen!“, befahl Cullen scharf und die beiden befolgten die Anweisung. Wenn auch mit knirschenden Zähnen. Cullen warf die Tür zu und Mokuba hörte wie sich die drei über den Hof entfernten. Sein Blick suchte den seines großen Bruders. “Wir schaffen das, ne?“, fragte er dann leise und ein kaum sichtbares Lächeln huschte über Setos Lippen. “Natürlich Mokuba!“, sagte er leise und brachte ihn damit zum lächeln. “Stranson, Bericht!“, forderte Cullen leise, nachdem er mit seinen beiden unfreiwilligen Begleitern in der vorgesehenen Deckung angekommen war. “Bis jetzt alles ruhig! Die Fabrik ist ausgestorben. Noch nicht einmal Ratten, konnten wir finden. Wir vermuten, dass die Entführer mit irgendeinem Fahrzeug hier hin kommen um dann in den Hollywood Hills zu verschwinden.“, murmelte ihm sein Untergebener zu und Cullen nickte verstehend. “Wie viel Zeit noch?“, fragte er und starrte auf seine Armbanduhr. “Noch genau 138 Sekunden, Sir!“ Wieder nickte Cullen und wandte seinen Blick zu den anderen beiden. “Wenn Ihnen das Leben Ihres Freundes lieb ist, dann bleiben Sie – egal was hier passiert – hier in der Deckung, verstanden?“, fragte Cullen. Doch bevor einer der beiden etwas sagen konnte quietschten Reifen, augenblicklich stank es nach verbranntem Gummi und plötzlich schoss der Transporter, indem die beiden Kaiba–Brüder noch saßen, vom Hof. Zurück blieben irritierte und völlig überrumpelte FBI-Agenten und ein noch viel entsetzterer Cullen. “D-Das…“, versuchte er, doch er brachte den Satz nicht weiter. “Das war nicht geplant oder?“, fragte Tristan irritiert und löste die eigentlich nötige Reaktion in Cullen aus. “Verdammt, NEIN WAR ES NICHT!“, schrie er und sprang auf. “Johnson Bericht! Stranson, Funkverbindung aufbauen. Edwards GPS orten, SOFORT!“, bellte Cullen die Befehle über den Hof und plötzlich brach ein heilloses Durcheinander aus. Duke und Tristan blieben beide in der Deckung hocken und sahen sich nervös an. “Sir, kein Funk möglich!“, brüllte es irgendwo her. “Kein GPS-Signal ortbar!“, rief ein anderer und Cullen rastete aus. “Was ist hier los?“, schrie er und seine Männer blieben stehen. “Sir, allem Anschein nach, wurden die beiden von Brandon entführt. Alle möglichen Ortungssignale wurden ausgeschaltet!“ “Was ist mit den Transmittern in den Westen?“, fauchte Cullen ungehalten. “Der letzte wurde gerade zerstört!“, sagte einer der Männer und Duke keuchte. “Cullen, was soll das heißen?“, fragte er heiser. Der drehte sich um und funkelte Duke grimmig an. “Dass wir einen Maulwurf im Team hatten und unseren einzigen Trumpf verloren haben!“, sagte er fast schon hasserfüllt. Tristan schluckte hart. “Scheiße, was ist denn jetzt mit Joey?“ -.-.-.- Wie auf glühenden Kohlen lief Sam im Hotelzimmer hin und her. Es war halb eins und eigentlich wollte Noah sich sofort melden, wenn Joey befreit worden war. Cullen selbst hatte geschätzt, dass es höchstens eine dreiviertel Stunde dauern würde. Gerechnet hatte der FBI–Agent mit 20 Minuten, doch die waren nun schon um. Sam wurde unglaublich nervös. Als es dann auch noch so plötzlich klopfte, schrak er heftig zusammen und starrte fast schon panisch auf die Holztür “Who’s there?“, rief er und eine weibliche Stimme antwortete ihm. “Roomservice! I’ve got a message for Mr. Devlin!“, antwortete sie und Sam stolperte zur Tür. Vor ihm stand eine Hotelangestellte. Er hatte sie schon öfter hier gesehen, weshalb er auch keinen Verdacht schöpfte. Er starrte direkt die Nachricht an. “Where is Mr. Devlin?“, fragte sie Sam und der schluckte. “He's in the bathroom, taking a bath. I'll pass it to him?“, schlug er nervös vor. Die Frau blinzelte ihn verdutzt an. Dann nickte sie. “That’s nice, thank you!“, sagte sie lächelnd und Sam nahm den Kuvert an. Er verabschiedete sich und warf die Tür zu, dann stolperte er zum Sofa und ließ sich darauf sinken. Mit fahrigen Fingern öffnete er den Umschlag und ihm fiel ein Brief entgegen. Er faltete ihn auf und starrte auf die Zeilen. Eigentlich hatte Sam erwartet japanische Schriftzeichen zu sehen, schließlich waren die anderen beiden Nachrichten in diesen Hieroglyphen verfasst worden, doch diese war in Englisch verfasst und die Worte raubten ihn dem Atem. “Damn!“, krächzte er und stolperte auf das Telefon zu. Mit zitternden Fingern gab er die Nummer ein, die ihm Duke vor dem allgemeinen Aufbruch zugesteckt hatte. “Du-Duke? We’ve got a big problem!“, stammelte er in den Hörer. -.-.-.- “Das war also eine Falle, ja?“, fragte Kaiba fast schon in einem Plauderton, während er Mokuba, der sich zitternd an ihn drückte, in einer beruhigenden Geste über den Rücken strich. Sie beide hatten nur noch den Pulli und ihre Hose an. Den Rest hatte dieser Brandon im Silverlake versenkt. Brandon selbst lachte nun leise auf und sicherte seine Pistole wieder, mit denen er überhaupt erst erreicht hatte, dass seine beiden Geiseln im Laderaum still hielten. Jetzt, bei voller Fahrt und doppelt gesichertem Verschluss an den Türen, würden sie nicht mehr fliehen können. “Natürlich war das eine Falle!“, sagte er nun leise und sah durch den Rückspiegel nach hinten. Die Ladefläche des absolut geschlossenen Transporters war so umgebaut worden dass bis zu acht Polizisten, vollbewaffnet, Platz finden konnten. Von der Fahrerkabine wurde er mit einem metallenen Gitter abgetrennt. Sie konnten also miteinander kommunizieren, doch irgendetwas anstellen, geschweige denn befreien würden sie sich nicht können. Genau das, was Brandon beabsichtigt hatte. “Jungs, ich kann euch versichern, dass hier heute nicht euer Leben verlieren werdet!“, sagte er dann und fuhr auf den Highway. Mokuba regte sich. “Wirklich?“, fragte er leise und Brandon schmunzelte leicht. “Ich weiß zwar nicht, was mit morgen ist, aber heute auf keinen Fall!“ Kaiba schnaubte und Mokuba schluchzte auf. “Welch ein Trost.“, sagte Kaiba höhnisch. Brandon lugte wieder nach hinten. “Besser als keiner.“, murmelte er als Antwort und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr. -.-.-.- “Das darf nicht war sein! Verdammt!“, fluchte Duke und versuchte sich zu beruhigen. Suchend sah er sich um. Cullen und seine Leute versuchten gerade eine groß angelegte Suchaktion zu starten, doch anscheinend hatten sie dabei irgendwelche Probleme. “Sam, thank you for calling me!“ Mit diesen Worten wandte er sich erst einmal wieder Sam zu. “Please stay in the room, I’ll give the mobile to Tristan. Explain him what happened exactly, okay?“, bat er und Sam bejahte. Er drückte Tristan sein Handy in die Hand und lief zu Cullen. Der fauchte in sein eigenes Handy. “Cullen!“, rief Duke und versuchte die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zu lenken. Es kostete ihn mehrere abschätzige Blicke und einen bösen Kommentar bis er das bekam, was er brauchte. “Sam hat eine Nachricht bekommen. Das alles war eine groß angelegte Falle! Laut dieses Zettels sind sie in South Gate! Wenn dieser Brandon wirklich ein Maulwurf ist, passt das!“, sagte er so beherrscht wie möglich und bewirkte einen erneuten Wutanfall von Cullen. “Aufbruch!“, schrie er und wieder herrschte Chaos. Offensichtlich hatte die Tatsache, dass einer ihrer Kameraden ein Verräter war, sie sehr erschüttert und so ein stückweit ihre Konzentration verlieren lassen. Duke seufzte. Wenn das einen von den dreien das Leben kostet bring ich Cullen eigenhändig um, dachte er sich und sah wieder zu Tristan. -.-.-.- “–müssten gleich hier sein.“ Eine dunkle Stimme drang durch den dichten, schwarzen Nebel zu ihm vor. “Hat lang genug gedauert.“, murmelte eine andere. Unwillkürlich wandte Joey seinen Kopf leicht um die Person aus zumachen, doch allein der Ansatz tat so weh, dass er gepeinigt aufstöhnte. “Ach was, Dornröschen wird pünktlich zum Showdown wach, nein wie süß!“, höhnte die Stimme wieder und Joey erkannte sie als die des kleinen Mannes, der sich Yamamura nannte. Blinzelnd versuchte er seine Augen zu öffnen. Bei seinem Rechten funktionierte es relativ gut. Wenngleich das Licht es wieder tränen ließ. Das linke klebte und machte seine Sicht leicht schummrig. Mein Blut, schoss es Joey durch den Kopf und er versuchte tief durch zu atmen. Es tat zwar weh, doch er wurde etwas wacher. Dadurch registrierte er aber nur, dass er gefesselt an einem Haken hing, der selbst über einem großen gläsernen Wasserbecken schwebte. Solch ein Wasserbecken hatte er das letzte Mal bei einer Zauberershow gesehen, wo drei miteinander gefesselte Zauberer sich hatten hineinfallen lassen. Dummerweise wusste er nicht, wie die drei Männer sich von ihren Fesseln befreit hatten. Panik stieg in ihm auf. Ruhig bleiben, Joey! Bleib ruhig, Alter, versuchte er sich selbst gut zu zusprechen. Doch klappen wollte das nicht. Er hatte Angst. Fürchterliche Angst. Egal wie klischeebesessen diese Typen alle waren. Er war trotzdem in echter Gefahr und das wurde ihm jetzt erst richtig bewusst. Alles war echt. Sein Blut, seine Schmerzen und die Gefahr in der er sich befand. Scheiße, dachte er und kniff die Augen zusammen. Verzweifelt versuchte er gegen die Panik anzukämpfen in die seine Angst sich immer mehr versuchte zu verwandeln. Doch viel Kraft hatte er dafür auch nicht. Seine Arme schmerzten fürchterlich und lenkten ihn von seinem Vorhaben zu sehr ab. Seine Handgelenke waren aufgescheuert, von dem Seil, das um sie gewickelt worden war. Er konnte sein warmes Blut auch da spüren. Verwundern tat ihn das nicht. Schließlich hing sein ganzes Gewicht mit dem Seil um seine Handgelenke an dem Haken. Entfernt konnte er ein Motorengeräusch ausmachen, dass sich nach Lastwagen oder Transportfahrzeug anhörte. Er öffnete wieder seine Augen. Vor ihm lief ein schwarz vermummter Mann durch die Halle und öffnete ein Tor. Herein kam ein schwarzer Transporter. Unscheinbar, doch Joey spürte, dass er alles andere als so unwichtig war wie er wirkte. Ein Mann stieg aus und entsicherte seine Waffe. Dann lief er zur Tür des Laderaums. “Los, raus da!“, befahl eine herrische Stimme und er hörte dumpfes Tapsen. Seine Augen wurden groß als er Mokuba um die Ecke kommen sah. Seine Augen waren rot, doch sonst konnte Joey aus der Entfernung nicht erkennen wie es Mokuba ging. “Jo-Joey!“, krächzte der Kurze und Joey wünschte sich, dass Mokuba ihn nicht so hätte sehen müssen. Dann kam noch jemand um die Ecke und Joey blieb kurzzeitig das Herz stehen. Lauter Gefühle wirbelten durcheinander und vermischten sich mit dem Schmerz. Er keuchte in seinen Knebel und starrte schwer atmend den jungen Mann an, von dem er geglaubt hatte er wäre vor drei Jahren gestorben. Er wurde von dessen blauen Augen fixiert. Joey kniff seine Augen zusammen. “Der nächste Versuch von Täuschung sollte etwas effektiver und cleverer durchgeführt werden, Kaiba!“, höhnte Yamamura schräg hinter ihm und Joey ahnte, dass die beiden auf einer Art Podest standen. Und zwar hinter ihm. In Joey stieg das Gefühl ungebändigter Hilflosigkeit auf. Er realisierte wie ausgeliefert er allem war. Jeder konnte ihn sehen und er selbst konnte sich nicht einmal bewegen. Sein Leben hing von einem kranken Typen ab, der garantiert hinter ihm stand mit einer Fernbedienung in der Hand, die per Knopfdruck den Haken herunterkippen ließ. Wenn all dass hier wirklich ein Film wäre…er würde lachen. Doch jetzt war ihm alles andere als zum lachen zu Mute. Denn das hier war echt. “Ach was rede ich denn da? Eine nächste Chance wird es ja gar nicht geben.“, höhnte Yamamura weiter und Joey riss die Augen wieder auf. Allerdings folgte auf diesen Schock die alberne Erkenntnis wie naiv er eigentlich war. Er hätte doch damit rechnen müssen, dass wenn Pegasus und Yamamura hatten was sie wollten, sie alle Beweise vernichten würden, sprich ihn und die anderen beiden umbringen. So wie sie es mit Sam auch schon getan hatten. “Was macht sie da so sicher?“, fragte eine eiskalte Stimme und Joey brauchte ihn nicht an zu sehen um zu wissen, dass es Kaiba war. Und diesmal war es wirklich seine Stimme! Eins zu eins die gleiche. “Etwa dieses kleine, technische Gerät in ihrer Hand?“. fragte er nun ebenfalls höhnisch. Joey hätte Kaiba am liebsten geschlagen. Dieser Arsch spielte in solch einer Situation immer noch? “Das und“, Yamamura schnippte mit den Fingern und der Fahrer des Transporters hielt Mokuba seine Pistole an den Hals. Joey starrte den Kleinen an. Dem liefen wieder stumme Tränen übers Gesicht, doch einen Laut gab er nicht von sich. “Das!“, vollendete der Mann hinter Joey seinen eh schon spärlichen Satz. “Was wollen sie eigentlich? Wofür der ganze Aufwand, wenn sie ihn schon haben?“, fragte Kaiba kalt und nickte abwertend in Joeys Richtung. “Glaubst du wirklich, wir sind so blöd? Die Kaiba Corporation kann rechtskräftig nur mit der Unterschrift von Wheeler und dir in unseren Besitz übergehen!“ Joey war nicht der einzige dessen Gesicht Unglaube zeichnete. Mokuba sah ebenfalls verwirrt drein und sogar Kaiba selbst schaute für Sekunden irritiert. Dann zeichnete sich ein höhnisches Grinsen auf seinen Lippen ab und er kam näher. “Ihnen kann man aber auch wirklich nichts vormachen, wo ist der Wisch?“ Entsetzen kroch durch Joeys taube Glieder und er sah Kaiba geschockt an. Was war denn jetzt mit dem los? Wenn Kaiba unterschrieb, dann wären sie alle drei tot! Joey keuchte. So ein Idiot. Was hat ihm so den Verstand vernebelt? Er vernahm Schritte hinter sich, die sich entfernten und dann sah er aus seinen Augenwinkeln, wie der Lakai von Yamamura eine Treppe hinunter stieg und dann vollends in Joeys Sichtfeld trat. Wortlos trat er auf Kaiba zu und reichte ihm das Papier, welches Joey schon unterschrieben hatte. Er sah wie Kaiba zu griff und Joey schloss die Augen. Er konnte und wollte nicht sehen, was Kaiba da tat. Er hatte seine Existenz ausgelöscht und verdeckt weiter gelebt. All der Aufwand und jetzt gab er einfach so nach? “JETZT!“, schrie plötzlich jemand. Irritiert riss Joey die Augen wieder auf und plötzlich schossen aus allen Ecken, schwarz vermummte Gestalten. Joey sah wie der Geiselnehmer von Mokuba ihn geschickt und schnell, flach auf den Boden drückte und sich vor ihn stellte. Er sah, wie Kaiba den Lakai angriff, hörte Geschrei und plötzlich löste sich der Druck auf seine Arme. Er glaubte zu schweben. Spürte wie er frei fiel und kam auf einer Wasseroberfläche auf. Wasser rauschte um ihn herum und schlug über seinem Kopf zusammen. Alles war kalt und raubte ihm die Luft zum atmen. Er spürte die Schmerzen. Fühlte, dass Wasser seinen Knebel durchtränkte und dass er Wasser schluckte. Kapitel 14: Fin Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Kapitel 15: ~ And I'll leave this life behind me Say it if it's worth saving me ~ “JOEY!“, schrie Mokuba entsetzt und versuchte sich aus dem beschützenden Griff Randons zu befreien. Yamamura hatte den Knopf gedrückt und Joey war gefesselt in den Wasserbehälter gestürzt. “Nicht, bleib hier!“, zischte Randon ihm zu. Dann rief er seinen Männern irgendetwas zu. Mokuba sah, wie einer der Leute nach seinem Revolver griff. Er lud ihn und schoss in das Glas. Doch es entstand nur ein kleines Loch. Dann kam ein anderer dazu und schlug mit voller Wucht gegen die Stelle. Sie riss weiter. Zu dritt schlugen sie noch einmal dagegen und der Riss vergrößerte sich noch mehr. Mit lautem Geklirr gab das Glas dann dem Druck nach und das Wasser überschwemmte die Halle. Joeys lebloser Körper wurde ebenfalls heraus gespült und blieb mitten auf dem Hallenboden liegen. “JOEY!“, rief Mokuba wieder und riss sich nun doch los. Nicht darauf achtend, dass er barfuß durch die Scherben rannte. Er ließ sich neben seinen blonden Freund fallen und holte diesem den nassen Knebel aus dem Mund. Dann wurde er auch schon wieder zur Seite gezogen. “Seto, er atmet nicht!“, schluchzte Mokuba und sah sich Hilfe suchend nach Randon um. Der kam auf sie zu. “Können Sie Mund–zu–Mund–Beatmung?“, fragte der geschäftig. Kaiba nickte einfach nur. Randon kniete sich ebenfalls hin, zog ein Messer und löste die Handfesseln. Dann sah Mokuba seinem Bruder still weinend dabei zu wieder versuchte Joey zu beatmen. Die Sekunden zogen sich unerträglich in die Länge. Plötzlich kam wieder Bewegung in den vorher leblosen Körper. Hustend, krächzend und panisch nach Luft schnappend versuchte Joey zu atmen, doch das Wasser, was er spuckte behinderte ihn dabei. Instinktiv versuchte er sich auf die Seite zu drehen, doch seine Schmerzen machten das unmöglich. Gepeinigt verzog er das Gesicht und hustete wieder. Kurzerhand griff Randon zu und schob die Hand in Joeys Nacken und hob seinen Kopf leicht an. Dann drehte er ihn vorsichtig auf die Seite. Immer noch vom Husten geschüttelt krümmte Joey sich. Doch offensichtlich schien er wieder etwas Luft zu bekommen, denn seine Lider öffneten sich flatternd. “Joey!“, wisperte Mokuba und kniete sich neben Joeys Kopf. Der versuchte ihn zu fokussieren und lächelte schwach. “Moki...“, krächzte der und der kleinere lachte leise. “Du sollst mich doch nicht so nennen!“, tadelte er schwach und erinnerte so beide an einen altbekannten Dialog. Joey lachte leicht, doch das endete wieder in einem Hustenanfall. “Scheiße, mein Hals–“, wisperte er schwach und ließ seine Lider wieder zufallen. Er fühlte sich so müde. Er wollte, dass die Schmerzen aufhörten. Dass er nichts mehr fühlen, denken oder verstehen musste. “Wir müssen hier weg.“, mischte sich nun wieder eine Stimme ein. Joey reagierte darauf nicht. Mokuba aber drehte sich irritiert um. “Wieso? Wohin?“, fragte er und Randon seufzte leicht. “Wir haben euch zwar gerettet, aber nur aus Eigennutz! Wie gesagt, heute werdet ihr nicht sterben. Nicht durch die Hand unserer Leute, doch wir sind nicht die Polizei also los jetzt!“, bestimmte er und Mokuba blinzelte. “Wir kommen mit, aber nur mit einer ungefähren Erklärung!“, verlangte Kaiba nun und Joey zuckte erschrocken zusammen. Er hob den Blick und sah Kaiba an. “Du hast eine Erklärung gar nicht verdient!“, krächzte er und lenkte so die Aufmerksamkeit wieder auf sich. “Mir hast du schließlich auch nie eine gegeben.“, schob er hinterher und hustete wieder. Kaiba schnaubte. “Wheeler, nicht jetzt!“, verlangte Kaiba und Joey lachte leise krächzend. “Ja...natürlich. Bei dir muss alles...nach...deiner Pfeife tanzen...Weißt du was?...Du bist immer noch ein Arschloch!“, wisperte er. Dann fielen ihm wieder die Augen zu. “Danke, dass höre ich nicht zum ersten Mal!“, schnaubte Kaiba und erhob sich. Dann wandte er sich wieder an Randon. Doch bevor er etwas sagen konnte ertönte schon Mokubas fragende Stimme. “Joey?“ Der Blonde regte sich nicht. “Joey!“, rief Mokuba leicht panisch und rüttelte an der Schulter des Blonden. Doch es kam immer noch keine Reaktion. “Seto, was hat er?“ -.-.-.- Duke starrte angespannt auf die Straße. Sie waren jetzt schon für seinen Geschmack viel zu lange unterwegs. Doch das Ziel schien immer noch nicht in die gewünschte Nähe zu kommen. South Gate war nämlich am anderen Ende vom Los Angeles–County. “Wir sind gleich da!“, brummte Cullen und bog in eine Seitenstraße ab. Der war genauso gereizt wie Duke. Tristans Stimmung war zwar nicht wesentlich besser, doch er kam mit der herrschenden Situation etwas besser klar als Duke. Zumindest dem Anschein nach. Vermutlich, weil er seinen Freund neben sich schon fast brodeln hören konnte vor lauter Wut. Sie bogen wieder ab, doch diesmal wieder auf ein Firmengelände. Auch hier herrschte Totenstille. Mit zwei Unterschieden. Hier stand zwischen den Säcken und den Fenstern noch Farbeimer rum und je näher der Wagen dem ersten Tor kam, desto feuchter wurde der Boden. Hier und da konnte man sogar noch blasse, fast getrocknete Reifenspuren sehen. Dann fuhren sie sogar durch eine Pfütze. Duke hatte kein gutes Gefühl dabei. Der Motor war noch gar nicht abgestellt, da sprang Duke kopflos aus dem Wagen und lief zu dem Sperrangelweit offenen Tor. Schon weitem sah er das Wasser und jede Menge Scherben. Vor einer metallenen Brüstung standen Überreste eines riesigen Glasbeckens, dass Duke an ein riesiges Aquarium erinnerte. “Devlin!“, brüllte ihm Cullen hinterher, doch der hörte nicht, sondern starrte nur betäubt auf eine blutige Stelle am Boden, die Trotz des leichten Wasserspiegels immer noch gut zu erkennen war. Wessen Blut ist das?, schoss ihm durch den Kopf und er sah rot. Wutschäumend drehte er sich zu dem heran rennenden Cullen. “Da ist Blut! DA IST VERDAMMMT NOCH MAL BLUT!“, schrie er und versuchte gar nicht erst sich irgendwie zurück zu halten. Cullen funkelte Duke wütend an. “Es hätte Ihres sein können! Was fällt Ihnen ein einfach so los zu stürmen?“, ereiferte der Angegriffene sich und Duke schnaubte verachtend. “Jede Menge fällt mir ein!“, zischte er kalt. -.-.-.- Seto atmete tief durch und sah sich noch einmal um. Sie saßen in irgendeiner leer stehenden Wohnung. Eigentlich saß nur er. Der immer noch bewusstlose Joey lag neben ihm auf dem Bett und in seinen Armen lag ein ebenfalls betäubter Mokuba und schlief. Randon hatte in der Halle innerhalb kürzester Zeit alle möglichen Nachweise vernichtet. Bis auf das Wasser und das Becken, würden mögliche Nachfolger nichts mehr finden. Sie waren in den gleichen Truck verfrachtet worden, mit dem Randon sie hergebracht hatte. Doch diesmal hatte er mit hinten gesessen und unter der Bedingung, dass sie Mokuba betäuben würde, hatte Randon ihm eine weitest mögliche Erklärung versprochen. Mokuba, der diesem Mann vertraute, hatte direkt zu gestimmt und war an Seto gelehnt eingeschlafen. Joey war weiterhin bewusstlos geblieben. Randon hatte dessen Wunde an der Schläfe provisorisch versorgt und ihn aus den nassen Sachen befreit und in eine Decke gewickelt. So lag er immer noch nun vor ihm auf dem Bett, mit nichts als feuchten Shorts, einem fremden, weißen Oberhemd und der Decke bekleidet auf dem Bett. Mit dem einzigen Unterschied, dass Joey wieder gefesselt war. Ebenso wie Kaiba. Durch die Verstrebungen des Kopfendes hatte Randon nach der Ankunft hier ein paar Handschellen geführt und jeweils eine Hand der beiden in einer Schelle eingeschlossen. Der Schlüssel dazu lag gute acht Schritte entfernt auf dem Fensterbrett. Sobald Mokuba, der immer noch schlafend mit dem Kopf auf Kaibas Beinen lag, aufwachen würde, könnten sie sich problemlos befreien. Sie durften nur nicht zu laut werden, da drei Personen zwei Räume weiter, ebenfalls gefesselt und betäubt, saßen. Kaiba hatte seinen eigenen Augen nicht trauen könne, als er nicht nur den angeblichen Yamamura mit seinem Lakaien gesehen hatte, sondern auch einen bewusstlosen Pegasus. Mit den Beweisen, die Randon ihm in die Hand gegeben hatte, konnte nachgewiesen werden, dass Pegasus von Anfang an seine Finger maßgeblich mit im Spiel hatte. Eine Tatsache, die selbst ihn in gewisser Weise erschütterte. Denn als sie aus dem Transporter ausgestiegen waren, hatte der nicht auf dem Podest hinter Wheeler gestanden. Allerdings lag die Vermutung nahe, dass er sich das Schauspiel von einem anderen Punkt aus angesehen hatte um notfalls fliehen zu können, doch selbst das hatte nichts gebracht. Denn trotz dieser affigen Nummer mit dem Riesen-Planschbecken war keiner entkommen. Selbst Yamamuras und Pegasus' Handlanger hatten schlussendlich in Reih und Glied einen anderen Transporter bestiegen und waren irgendwo hin gebracht worden. Seto legte keinen großen Wert darauf zu erfahren wohin. Sein Blick glitt wieder zu dem Bett neben sich. Sogar Wheeler hatte in den zwei einhalb Jahren gegen Pegasus gestritten und gesiegt und jetzt? Es hatte wirklich danach ausgesehen, dass alle drei sterben würden. Hätte Randon sich da nicht eingemischt, wäre es auch wirklich so gekommen. Kaiba atmete einmal tief durch und strich sich fahrig durch die Haare. Er spürte wie der Druck immer mehr nachließ. All die Anspannung fiel immer mehr ab und das hinterließ selbst bei ihm gravierende Spuren. Wieder wanderte sein Blick wie von einem Magneten gelenkt zu Joey. Kaiba konnte nicht anders. Denn wenn er all das bedachte, was er jetzt wusste, dann konnte er einfach nicht anders als diesem eigensinnigen und absolut ungehorsamen, dickköpfigen Menschen Respekt zu zollen. Zwar hatte Joey wirklich alles falsch gemacht, was er auch nur hatte falsch machen können, um Setos Plan zu durchkreuzen, doch andererseits war es zu einem viel besseren Ergebnis gekommen. Ein unbewusstes, und wenn gewusst, ungewolltes Lächeln schlich sich auf Kaibas Lippen und er seufzte. “Böser Hund!“, flüsterte er leise. -.-.-.- “Wo gab es eine Explosion?“, fragte Cullen knurrig in sein Mobiltelefon und horchte angespannt dem kurzen und präzisen Bericht. “Eine Streife ist vor Ort? Die sollen nichts anrühren!“, herrschte er und stieg in seinen Wagen. Tristan und Duke, saßen schon seit einer Stunde wieder dort drin. Sie hatten nicht helfen können und wollten es auch gar nicht. Ihr Vertrauen in Cullen und vor allem in dessen Fähigkeiten, hatte einen tiefen Knacks von diesem Vorfall am Tor erfahren. Doch sie konnten trotzdem nichts anderes tun als auf diesen zu warten. Er hatte die einzige Bemächtigung, die sie brauchten um überall hin zu kommen. Zudem besaß er trotz allem noch ein kriminalistisches Wissen, dass sie beide nicht hatten. Duke sah auf, als er einstieg. “Ich bin unterwegs.“, sagte der und schmiss das Handy auf die Armatur. “In Los Angeles gab es eine Explosion. In einem relativ abgelegenen Wohngebiet mit vielen leeren Wohnungen. Es ist der Transporter, mit dem Randon abgehauen ist. Menschen waren aber nicht drin! Das ist die nächste Spur die wir haben.“, erklärte er betont ruhig. Doch beide, Tristan und Duke, konnten die innere Anspannung heraus hören. “Dann fahren sie los.“, sagte Tristan leise und Cullen startete wortlos den Wagen. -.-.-.- Ein Knall. Ein Ohrenbetäubender Knall riss ihn aus seiner Bewusstlosigkeit. Es war ein nur zu ähnlicher Knall, den er schon vor Jahren einmal hautnah miterlebt und gehört hatte und der ihn auch danach nie wirklich los gelassen hatte. Er wollte erschrocken in die Höhe schießen, doch er kam nicht sonderlich weit. Seine schmerzenden Glieder ließen das nicht zu. Gepeinigt stöhnte er auf und drehte sich auf die Seite, in der Hoffnung, es könnte besser werden. “So ein Wecker macht dich dann also doch wach?“ Joey riss die Augen auf und schloss sie wieder, gepeinigt stöhnend. “Haha...“, wisperte er und versuchte seine Augen nun langsam zu öffnen. Sein Blick war zwar leicht verschwommen, doch die blauen Augen und das selbstgefällige Grinsen erkannte er auch so. “Das bringt dich also nicht aus der Ruhe? Was hat das zu bedeuten? Du schuldest mir Antworten, also mach den Mund auf!“, verlangte Joey. Doch er versuchte gar nicht erst sich auf zu richten. Er spürte, dass dies nur noch mehr Schmerzen verursachen würde. “Antworten auf welche Fragen, Wheeler?“, fragte Kaiba. Joey fühlte sich gelinde gesagt verarscht. Hatte er nicht grade zwei Fragen gestellt? War nicht klar, was Joey wissen wollte? Es waren schließlich so viele Fragen! Kaiba war doch sonst so schlau, konnte er sich das wirklich nicht denken? Joey schnaubte und fixierte den schwarzhaarigen wütend. “Du weißt, genau was ich meine!“, zischte er, versuchte aber dabei so ruhig wie möglich zu bleiben. Denn wenn er jetzt seinen Emotionen nachgab, hätte das nur Nachteile. Er wusste und spürte, dass er innerlich eh auf einem seidenen Faden balancierte. Dieses ganzen Strapazen, der letzten Tage und eigentlich sogar schon Wochen hatten ihren Tribut gefordert und Joey wusste, dass es nur noch einen kleinen Schubs brauchte und er würde zwangsläufig fallen. Ungebremst, irgendwohin. Doch er wollte nicht, dass es in Kaibas Gegenwart geschah. Kaiba hatte schon zu viel gesehen und vereinnahmt. “Randon ist ebenfalls Mitglied der Yakuza! Allerdings arbeitet er wirklich unter dem Befehl der Yamaguchi-gumi und ist als Mittelsmann hier in Amerika. Dass die Kaiba Corp. übernommen werden sollte, war ein abweichender Plan von Yamamura, wie er sich nennt. Pegasus ist angeblich in Kontakt mit ihnen getreten und wollte mit deren Hilfe und Mitteln die Corporation übernehmen und das Geld diesen Leuten zu schustern. Mokuba und ich haben unseren Tod vorgetäuscht um dem zu entgehen, da wir, laut Plan so oder so umgebracht werden sollten. Es hat funktioniert, die beteiligten Yakuza haben geglaubt, dass sie nicht mehr an die Firma kommen werden ohne zu viel Aufsehen zu erregen und haben den Plan auf Eis gelegt! Pegasus hat auf eigene Faust einen Versuch gestartet, den du vereitelt hast. Nachdem Yamamura dann wieder in Aktion getreten ist, weil er Mokuba durch Zufall entdeckt hat, wurde der Wakagashira* des Clans auf die Aktivitäten aufmerksam und hat sich dann durch Randon eingemischt. Sie haben uns aus Eigennutz daraus geholt. Die Kaiba Corp. scheint aus irgendwelchen Gründen wichtig zu sein. In dem Ordner sind Beweise, keine Ahnung ob echt oder gefälscht, die Yamamura und den Lakaien als Yakuza überführen und für alles von der Explosion bis zu der Aktion vorhin verantwortlich machen. Pegasus ist ebenfalls von Anfang an involviert. Ende.“ Joey blinzelte. Dann lachte er hohl auf. “Mit anderen Worten ihr habt jetzt also die Möglichkeit wieder zurück zu kommen, ja?“, fragte er schnippisch und Kaiba nickte leicht. “Und weshalb bitte hast du einfach aufgegeben?“, fragte er fauchend und setzte sich nun doch auf. Seine stechenden Schmerzen ignorierend. “Warum hast du nicht einfach direkt am Anfang die Yakuza platt gemacht? Verdammt Kaiba, du bist doch so ein Übermensch! Du hast doch bis jetzt jeden wieder auf seinen Platz verwiesen. Du hast jeden fertig gemacht und ausgerechnet bei den ach so bösen Yakuza ziehst du den Schwanz ein und stirbst einfach? Und als ob das nicht genug wäre...Nein, du überschreibst mir auch noch die Firma! Was sollte der Scheiß? War das etwa alles geplant? Alles so geplant? Von Anfang an?“, fauchte er Kaiba an. Dass der ihn allerdings ungerührt fokussierte und nichts zu sagen hatte, machte Joey fast hilflos in seiner Wut. “Mach den Mund auf, du blasierter Schnösel! Sag es mir! Sag mir, was du dir dabei gedacht hast!“ “Wheeler, ich bin kein Übermensch!“, stellte Kaiba fest und sein Blick glitt zu dem immer noch schlafenden Mokuba. “Gerade du solltest wissen, was für einen Grund ich hatte, dass so durch zu ziehen!“ Joey japste. “Aber...Ich...Ich versteh das nicht. Es waren im Großen und Ganzen doch nur drei Leute! Es waren nur drei. Die ganzen Handlanger kann man doch nicht als wirkliche Bedrohung sehen.“ “Meine Informationen besagten etwas anderes!“ “Ach ja? Und was bitte?“, fragte Joey direkt und diesmal schwang unüberhörbar Verletztheit mit. Etwas was Kaiba wieder auf sehen ließ. Es herrschte eine Zeit lang Stille in der sie sich beide einfach nur anstarrten. Etwas was Joey noch viel mehr anstrengte und aufwühlte als das Gespräch selbst. “Dass die Yamguchi-gumi geschlossen agiert. Ein halbes Jahr hab' ich mich damit rum geschlagen und trotzdem wurde die Schlinge immer enger, und ich meine nicht um meinen Hals.“, sagte Kaiba dann leise und Joey konnte kaum fassen, dass so etwas wie Erschöpfung aus ihr heraus zu hören war. “Na...Na gut, aber – wieso...wieso ich?“, fragte der Blondschopf dann zögerlich und leise. Wieder schwieg Kaiba eine ganze Weile. “Aus einem ganz einfachen Grund...ich wollte eigentlich, dass du dich so verhältst wie ich es von dir gewohnt war. Dass du das nicht machst, konnte ich nicht ahnen und ich hätte nie damit gerechnet.“, erklärte er dann kryptisch und Joey schluckte hart. Er verstand die Antwort nicht, doch er traute sich auch kaum noch mal nach zu fragen. Andererseits...wollte er endlich eine Antwort. Die Antwort auf die Frage, die ihn seit Anfang an nicht los ließ. Wieso er? Anscheinend stand ihm sein Unverständnis ins Gesicht geschrieben, den Kaiba grinste leicht und atmete dann tief durch. “Ich wollte, dass du das tust, was du immer getan hast.“ “Was...Was soll das sein?“, fragte Joey krächzend und bereute die Frage fast schon wieder, als er Kaibas ungnädigen Blick vor sich sah. “Ich wollte, dass du versagst!“ Und Joey fiel. Kapitel 15: Fin Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Kapitel 16: ~ Let it out, let it out Feel the empty Space So insecure find the words and let it out ~ It's much too late to save myself from falling I took a chance and changed your way of life ~ “Keiner mehr da!“, zischte Cullen wütend und trat gegen den verkohlten Reifen. Sie standen vor dem mittlerweile ausgebrannten Wagen, in dem Randon Kaiba und Mokuba entführt hatte. Aufgrund der Seriennummern diverser Einzelteile, war ganz schnell klar gewesen, dass es der gleiche Wagen war. Trotzdem stand Duke am Rande eines weiteren Tobsuchtsanfalls. Der einzige, schwache Trost war, dass keine menschlichen Überreste gefunden worden waren, die hätten Rückschließen lassen, dass die drei tot waren. Denn das Joey nun bei ihnen war stand eigentlich schon außer Frage. Schließlich war er nicht in der Fabrik gewesen. Genauso wenig wie alle anderen. Und was auch immer Randon ausgeheckt hatte, lag die Vermutung am nächsten, dass er jetzt alle drei hatte. “Cullen, wo sind sie jetzt?“, patzte Tristan, der genauso geladen wie Duke neben den FBI-Agenten trat. Der sah Tristan nur kurz an und wandte dann den Blick ab. Duke war sich in einer Ecke seines Verstandes darüber im Klaren, dass Cullen diese Situation auch alles andere als gefiel, weil er schlichtweg bis auf die Knochen blamiert worden war durch dieses Katz-und-Maus-Spiel, doch viel Mitleid konnte er deshalb nicht aufbringen. “Wenn ich das wüsste, würden wir nicht hier stehen. Meine Leute suchen die Gegend ab und suchen nach möglichen Hinweisen. Allerdings wird man hier wohl nicht viel auf Augenzeugen berichte hoffen können! Das einzige noch bewohnte Gebäude steht dort hinten und da sind auch nur noch die wenigsten Apartments bewohnt.“, erklärte er trocken und ging wieder auf sein Auto zu. Tristan folgte ihm doch Duke ließ seinen Blick zu besagtem Gebäude schweifen. Kurz überlegte er, dann folgte er den beiden im Laufschritt. “Und was ist, wenn sie dort drin sind?“, warf Duke ein und lenkt so die Aufmerksamkeit auf sich. “Was ist wenn sie sich dort verschanzt haben? Mehr als Zeit verlieren können wir jetzt auch nicht!“, schob er noch einmal hinterher. Cullen überlegte. Dann fuhr er sich seufzend durchs ergraute Haar. “Es wäre eine Möglichkeit. Allerdings halte ich sie für quasi ausgeschlossen. Es ist davon auszugehen, dass hier nur eine Übergabe oder ein Fahrzeugswechsel stattgefunden hat.“, meinte Cullen dann abwiegelnd und Duke schnaubte. “Und warum wurde der Transporter dann in die Luft gejagt? Das ist doch wie ein Signal, dass schreit: wir sind hier, oder nicht? Und wenn Sie nicht da nachsehen wollen, dann geben sie mir eine Brechstange und ich mache es selbst. Verdammt ich kann hier nicht einfach rum sitzen!“, fluchte Duke und Tristan nickte zustimmend. Cullen maß die beiden jungen Männer mit einem abschätzigen Blick. Dann nickte er. “Ich stelle ihnen drei Männer zur Seite und dann können sie machen, was sie wollen! In einer Stunde sollten alle Formalitäten hier erledigt sein, bis dahin sind sie zurück!“, gab Cullen zur Antwort. Duke atmete zum ersten Mal seit Stunden erleichtert durch. -.-.-.- Ihm war kalt. Eiskalt. Joey konnte nicht glauben, was Kaiba ihm da grade gesagt hatte. Er wollte es sogar gar nicht glauben. Doch die Worte hallten immer noch in ihm nach, als ob sie in eine leere Höhle gerufen worden wären, deren Echo nicht schweigen wollte. Ihm wurde schlecht und er zwang sich krampfartig ruhig weiter zu atmen. Allerdings verlangte ihm dass auch alle Kraft und Beherrschung ab, die er noch besaß. Ich wollte, dass du versagst! So etwas konnte auch nur Seto Kaiba sagen. Aber war dem eigentlich bewusst, was er damit anrichtete? Dass er alle Bemühungen, die Joey auf sich genommen hatte in den Dreck zog? Dass er auf all den schlaflosen Nächten einen Mist gab? Dass er damit auf allen Emotionen, die Joey seit damals mit sich herum schleppte, herum trampelte und als nichtig abstempelte? Als vergebens? Joey fühlte sich schlagartig leer. Kaiba hatte ihm verbal in den Magen geschlagen und somit alle Luft aus ihm heraus gezwungen. Plötzlich hatte Joey das Gefühl nichts mehr zu sein. Nichts mehr zu bedeuten. Und es tat so weh. Die Leere fühlte sich mit immer mehr Schmerz. Verzweifeltem Schmerz, bei dem er einfach nicht mehr wusste wohin damit. Alles tat einfach nur noch weh. Joey wollte wieder bewusstlos werden. Wollte dass er umfiel und dann in seinem Bett aufwachte und feststellen konnte, dass das alles ein schlimmer Alptraum war. Doch nichts geschah. Alles was passierte, war, dass der Schmerz nur noch mehr anwuchs und ihn immer mehr vereinnahmte und übermannte. Alles was er fühlte war dieser Schmerz. Er merkte weder, dass sein Gesicht alle Farbe verloren hatte, noch dass er Kaiba mit leeren Augen anstarrte. Auch die stummen Tränen spürte er nicht. Da war nur...dieser schreiende Schmerz und diese eisige Kälte. -.-.-.- “Mr. Devlin, we gotta go back!“, rief ihm einer der Männer zu, die Cullen ihnen zur Seite gestellt hatte, doch Duke schüttelte fast wie ein trotziges Kind den Kopf und setzte das Brecheisen an der nächsten, eigentlich verschlossenen Tür an. “There are just three apartments left, at least! Cullen can wait!“, fauchte er und die Tür sprang auf. Mit einem lauten Knall prallte sie gegen die Wand im Haus und Duke betrat die Wohnung. Plötzlich hatte er ein seltsames Gefühl. Dieses Apartment wirkte anders als die unzähligen anderen, die sie schon abgesucht hatten. Bei näherem Hinsehen, konnte er erkennen, dass der Staub verwischt war. Als ob jede Menge Leute hier lang gelaufen wären und auch etwas entlang geschliffen worden war. Hastig gab er das Handzeichen und ging leise den Flur weiter entlang. Die erste Tür die er aufstieß, verbarg ein winziges Bad hinter sich. Er atmete tief durch und sah zu dem Agenten, der auf Dukes Wink hin nach ihm in die Wohnung gekommen war und auch gleich zur nächsten Tür gegangen war. Der Mann nickte Duke kurz zu und stieß die Tür auf. “We've got them!“, rief der plötzlich und Duke schoss wieder Adrenalin durch die Adern. Mit zwei Schritten war er an der Tür und erkannte wirklich die drei vermissten. Mokuba schlief auf Kaibas Schoß, der sah ihn überrascht an, doch Dukes Blick blieb auf Joey hängen. Mit leeren Augen starrte er einfach vor sich hin und stumme Tränen rannen über seine Wangen Wut mischte sich in seine Aufregung. Doch bevor er reagieren konnte sagte Kaiba von sich aus etwas. “Those responsible are in the next room!“ Der Agent stürmte direkt los und rief seinem Kollegen direkt irgendwas auf Englisch zu, was Duke grade einfach nicht aufnehmen konnte. Er spürte, wie Tristan in den Raum gerannt kam und direkt auf Joey zustürmte, doch wieder mischte Kaiba sich ein. “Auf dem Fensterbrett liegt der Schlüssel, macht uns hier los!“, befahl er harsch und Duke knurrte. “Was hast du mit ihm gemacht? Was hast du Joey angetan?“, fauchte er direkt und lief nun seinerseits auf Kaiba zu. Blinde Wut lenkte ihn und wenn Mokuba nicht in seinen Armen gelegen hätte, wäre er wohl richtig auf Kaiba los gegangen. So erntete der lediglich einen Kinnhaken. “Duke!“, Tristan hielt ihn fest, doch auch in dessen Blick lag Wut. Kaiba fasste lediglich nach seinem Kinn. Sprechen tat auch er nicht. In diese Situation kam Cullen und riss wieder das Kommando an sich. -.-.-.- Sam war völlig durch den Wind. Er hatte völlig sein Zeitgefühl verloren. Er wusste weder, wie lang er hier schon saß, noch was jetzt eigentlich grade los war. Niemand hatte sich noch bei ihm gemeldet. Er saß hier im Hotel fest und wusste einfach nichts. Die Handys waren aus, oder es ging niemand dran. Er erreichte also auch niemanden. Er lief auf und ab und suchte fieberhaft nach irgendeiner Lösung, als plötzlich die Tür aufgemacht wurde und Mathew mit einem immer noch schlafenden Noah auf dem Arm ins Zimmer kam. Sam erstarrte. Mathew sah abgekämpft und erschöpft aus. Begleitet wurde er von einem ihm unbekannten Polizisten, doch das kümmerte Sam grade wenig. “Mathew, what happened? Why does nobody call me? What’s about Noah?“, bestürmte er den größeren direkt, doch der schüttelte nur leicht den Kopf. “Sam, not now. Noah is okay. He's just sleeping. Please take care of him. I’ve got to talk to someone. I'll explain it later to you!“ Sam ließ sich eigentlich nicht gerne einfach so abspeisen, auch wenn er eine Menge Respekt vor ihm hatte, doch eigentlich herrschte auch nicht so eine Ausnahmesituation. Und eigentlich sah Mathew, oder auch Seto, wie er angeblich hieß, auch nicht so abgekämpft und müde aus. “Okay, but only one question! Where is Joey?“, fragte er trotzdem noch. Mathew stockte kurz, legte Noah dann ganz auf das Bett und richtete sich wieder auf. “He's in the hospital and stays there for tonight! He has no severe injuries, but Taylor and Devlin want to be sure. This officer will stay here with you, please do what he instructs.“, erklärte er trocken und wandte sich dann um. Sam sah ihm nach. Beobachtete, wie er dem Polizisten zu nickte, der ebenfalls nickte. Dann ging Mathew durch die Tür, Noah und ihn mit dem fremden Polizisten zurücklassend um irgendwohin zu verschwinden. Sam schluckte, bevor er sich zu Noah setzte. Er erinnerte sich daran, sich oft gewünscht zu haben einmal Teil eines Abenteuers wie in einem Film zu sein. Jetzt bereute er diesen Wunsch. -.-.-.- Es war mitten in der Nacht. Draußen war es dunkel, da der Himmel bewölkt war, war weder der Himmel selbst noch Sterne oder der eigentlich gegenwärtige Vollmond zu sehen. Hier in dieser Höhe herrschte ein starker Wind, Joey konnte ihn draußen leise pfeifen und an den Fassaden rütteln hören. Tristan hatte gesagt es sähe auch verdächtig nach Regen aus. Doch Joey kümmerte das wenig. Sein Blick ging unfokussiert aus dem Fenster. Er saß auf dem Bett und war wach. Die Ärzte hatten ihm ein Beruhigungsmittel gespritzt und ihn mit Schmerzmitteln voll gepumpt, weshalb es ihm grade eigentlich gut ging. So hatte er Duke und Tristan glaubhaft vor machen können es ginge ihm wirklich gut und das wäre alles nur der nachlassende Stress gewesen. Doch in Wahrheit hatte er einfach nur seine Ruhe gewollt. Er war sich nicht sicher, ob Tristan oder Duke oder vielleicht sogar beide nicht doch etwas ahnten, aber er hatte seine Ruhe bekommen, weshalb ihm das alles im Grunde egal war. Das was ihn jetzt beschäftigte, war seine Situation. Seine emotionale Situation. Denn plötzlich war der Druck weg. Die Polizei hatte genug Material um Pegasus und die anderen beiden für Jahrzehnte weg zu sperren. Da es sich eigentlich sogar um ein internationales Verbrechen handelte würden die Ermittlungen wohl auch recht lange dauern mit allem was dazu gehörte, sodass er sich sicher sein konnte in nächster Zeit wohl erst einmal von der Seite aus in Ruhe gelassen zu werden. In der Firma selbst sorgte Roland für alles, was getan werden musste. Duke hatte sich mit diesem in Verbindung gesetzt und alles nötige erklärt. Joey war sich fast sicher, dass Duke ihm alles erzählt hatte, doch auch das war Joey eigentlich sogar egal. Deshalb konnte er ohne schlechtes Gewissen jetzt hier in diesem Bett sitzen und aus dem Fenster starren. Aber genau dieser Punkt störte ihn grade am meisten. Denn es machte ihm irgendwie nur zu deutlich, dass im Grunde doch jetzt alles verloren hatte. Die Firma gehörte nicht mehr ihm. Wenn er die Aussage von Yamamura richtig verstanden hatte, hatte sie ihm auch nie ganz gehört und anscheinend sollte sie ihm auch nie wirklich gehören. Denn warum sonst, hätte Kaiba von ihm gewollt, dass er versagte? Bei dem Gedanken zog sich wieder ein spitzer Stich durch seine Brust und er schluckte hart. All die Monate hatte er sich krumm gemacht nur um eben das nicht zu tun. Weil er geglaubt hatte einem ihm unbekannte Erwartung erfüllen zu müssen, die ihn alles und noch mehr gekostet hatte und dann musste er sich so etwas anhören? Das er hatte versagen sollen? Dass er die Erwartung an ihn eben nicht erfüllt und alles umsonst gewesen war? Gerne hätte er Kaiba irgendwie deutlich gemacht, wie weh ihm das tat, doch ob er das wirklich wollte oder einfach nur aus Verzweiflung wollte, wusste er nicht zu sagen. So tief in seinen Gedanken verstrickt merkte er erst, dass seine Zimmertür geöffnet wurde, als der Lichtstrahl vom Flur ins dunkle Zimmer und direkt auf ihn fiel. Verdattert drehte er sich um und konnte erst gar nichts erkennen. Dann merkte er, wie jemand ins Zimmer kam und die Tür wieder hinter sich schloss. Joey rieb sich über die Augen um die blinden Flecken, die durch die Blendung entstanden waren wieder weg zu bekommen. Dann fixierte er die Person die nun vor ihm stand. Irgendwie war er schon überrascht. Andererseits irgendwie auch nicht. “Was willst du hier?“, fragte Joey völlig ruhig. Er war grade froh um die ganzen Medikamente, die ihm verabreicht worden waren. “Mit dir reden!“, antwortete Kaiba und reizte Joey doch zu einem Lachen. “Meinst du nicht, dass es dafür etwas spät ist?“ “Vielleicht!“ Joey seufzte und zog seine Beine an den Oberkörper. Ihm wurde schon wieder so schrecklich kalt. “Setz dich!“, nuschelte er und nickte zu dem Stuhl, der direkt neben seinem Bett stand und auf dem Duke bis vor einiger Zeit noch gesessen hatte. Wortlos tat der größere es sogar und Joey spürte die ganze Zeit über den Blick auf sich liegen. Nach kurzem schweigen wandte Joey dem anderen sein Gesicht zu und sah ihn an. Zwar war immer noch kein Licht im Raum, doch die Straßenlichter von Los Angeles reichten aus um Joey Kaibas Gesicht gut erkennen zu lassen. “Erklär es mir! Was hast du dir in deinem Hirn ausgedacht? Was hattest du dir eigentlich gedacht? Wie sollte ich versagen? Erklär es mir…ich verstehe es nicht!“, wisperte Joey hörbar müde auch wenn sein Blick wach und diesmal klar war. Kaiba atmete tief durch und strich sich seinerseits über seine Augen. “Ich wusste, dass du dich herausgefordert fühlen würdest und die Kaiba Corp. übernehmen würdest. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass du sie so gut weiter führen würdest. Eigentlich dachte ich, dass dir alles aus den Händen gleiten würde und die Firma nach und nach zu einem sinkenden Schiff werden würde. In solchen Fällen gibt es immer gewisse Optionen, die ein Vorstand ergreift um die Firma doch noch zu retten. Abstoßung von Tochterfirmen. Aufgabe von Abteilungen. Ich hatte nie vor, ein komplett neues Leben zu beginnen. Ich hätte es mir zurück geholt. Und die Firma auch.“ Joey lachte leise und trocken auf. “Ein Zeitspiel. Das war alles ein Zeitspiel für dich!?“, fragte er leise und Kaiba nickte leicht. “Kann man so ausdrücken.“ “Und ich hab dir dann also einen dicken Strich durch die ganze Rechnung gemacht, ja?“ Wieder nickte Kaiba und wieder lachte Joey auf, diesmal freudlos. “Tja, unterschätze niemals einen Joey Wheeler!“, hauchte er leise und drückte sein Gesicht in seine Knie. Ihm war so kalt. So fürchterlich kalt. “Whe-“ “Jetzt kannst du ja wieder ganz normal weitermachen! Dadurch, dass du wieder da bist, wird der Umsatz bestimmt noch wesentlich mehr steigen. Ich wünsch dir viel Glück!“, flüsterte Joey und wickelte seine Arme um seine Beine. Ihm war so schrecklich kalt. “Wheeler...die Firma gehört mir nicht mehr.“, sagte Kaiba leise und Joey riss erschrocken den Kopf hoch. “Wa-Was? Aber...wie...dass...“, stammelte er und reizte Kaiba zu einem minimalen Lächeln. Es war kein Grinsen. Es war ein Lächeln. “Was auch immer Pegasus und die anderen Idioten dazu bewogen hat zu glauben, dass ohne meine Unterschrift nichts geht. Es stimmt nicht. Ich habe damals alle Vollmachten und Besitzrechte an dich überschrieben. Du bist immer noch der CEO.“, erklärte er und Joey wurde schlecht. “Und was ist wenn ich das gar nicht will?“, warf er direkt ein. “Was ist, wenn ich es gar nicht will? Wenn ich mich weigere? Wenn ich sie einfach aufgebe?“ Stille. Joey starrte Kaiba an und der starrte zurück. Überrascht. Ungläubig. Irritiert. “Wieso?“, fragte er dann und Joey lachte trocken auf. “Wieso? Jetzt fragst du mich wieso? Kaiba, ich wollte sie nie! Ich hab das alles nie gewollt! Ich habe nie davon geträumt, diese Verantwortung zu tragen. Du hast mir all das einfach auf's Auge gedrückt. Du hast einfach veranlasst ich soll das alles bekommen. Ohne eine Begründung oder Vorkehrungen wie ich das alles machen soll und schaffen soll und leiten soll. Was du von mir erwartest und wie die ganze Scheiße eigentlich funktioniert und dann darf ich mir auch noch anhören, dass du eigentlich von mir erwartest, dass ich versage…Weißt du wie scheiße ich mich grade fühle?“ Es brach hervor. Plötzlich fühlte er wieder diesen stechenden Schmerz, der eigentlich von den Medikamenten betäubt worden war. Er setzte sich auf und starrte Kaiba direkt an. “Du ahnst nicht, was ich in den letzten Jahren deinetwegen durch gemacht habe! Du weißt gar nichts!“, schrie er plötzlich und Kaiba stand auf. “Wheeler, beruhig dich, du-“ “Mich beruhigen? Ich soll mich beruhigen“, kreischte er hysterisch und kletterte vom Bett. Er tapste mit wackligen Beinen auf Kaiba zu und beschimpfte ihn dabei. “Du Arschloch. Du verdammter Penner. Du arrogantes Arschloch! Du nichts wissender Idiot! Du hast mir weh getan! Ich werde mich nicht beruhigen! Ich werd dir sagen, was du mir angetan hast!“, schrie er Kaiba entgegen und holte zum Schlag aus. Dass Kaiba den abfing und sein Handgelenk festhielt, störte ihn weniger. Auch das der zweite Schlag mit der anderen Faust ins Leere ging. “Du kratzt einfach ab und lässt mich dabei auch noch zu sehen! Gibst mir dann auch noch deine Firma und ich soll sie dann plötzlich weiter führen. Nicht genug, dass diese verdammten Paparazzi mein eh schon beschissenes Leben dann plötzlich auseinander pflügen und-und meine Schwester belagern, nein ich soll auch noch dafür sorgen, dass die Firma nicht untergeht, während die Aktien immer weiter fallen. Hätte ich nicht die Idee mit dem Videospiel gehabt, dann wäre dein Plan aufgegangen, du Trottel. Ist dir eigentlich klar, was du angerichtet hast? Was du vor hattest? Du wolltest mich zu dem Verantwortlichen machen, der die Kaiba Corp. in den Ruin gewirtschaftet hat! Vor allen! Vor den ganzen. verdammten. Welt! Du Arschloch!“ Joey schluchzte auf. Er zitterte und schrie Kaiba an. Es tat so weh. Ihm war so kalt. “Ich musste meine Lehre zum Koch aufgeben. Ich musste meine Schwester auf ein Internat schicken, weil sie plötzlich nicht mehr sicher war. Ich musste auf einmal Tag und Nacht lernen, damit deine Firma nicht doch noch abstürzt. Dann musste ich Tag und Nacht arbeiten. Mich bei Leuten beliebt machen, die ich vorher und jetzt immer noch nicht ausstehen konnte und kann. Plötzlich drehte sich alles um mich und jeder wollte etwas von mir und ich wusste aber ganz genau, dass es nicht um mich sondern nur um das ging, was ich plötzlich hatte. Ich konnte nicht mehr mit meinen Freunden einfach nur durch die Stadt gehen. Ich konnte gar nichts mehr. Ich war einfach nicht mehr ich! Ich bin nicht mehr ich und alles nur wegen dir und deiner beschissenen Firma! Alles nur weil ich...“ Joey brach ab. Sein schluchzen erstickte seine Stimme. Der innere Schmerz drohte ihn zu überwältigen. Joey konnte nicht mehr. Er war erschöpft. “Und-Und dann...und die ganze Zeit bleibt diese eine Frage. Die Frage, die du mir nie irgendwie beantwortet hast. Wieso ich? Und-Und du...Du sagst dann ich hätte versagen sollen? Ich wusste die ganze Zeit nicht was du von mir wolltest. Und aus lauter Angst hab ich einfach weiter gemacht. Ich...Ich wollte nicht, dass die Corporation aufgelöst wird. Dass ihr in Vergessenheit geratet. Dass ihr Statistik werdet. Ich wollte nicht, dass die anderen vergessen. Ich wollte nicht, dass alles kaputt geht. Und dann sagst du mir, dass genau das passieren sollte...scheiße...das ist so unfair...das ist gemein. Das ist grausam!“ Joeys Beine gaben nach. Er hatte keine Kraft mehr. Nicht ein Fünkchen Kraft. Von Schluchzern geschüttelt ging er in die Knie und kniff die Augen zusammen. Dass er nicht völlig auf den Boden sank, lag allein daran, dass Kaiba immer noch seine Handgelenke festhielt. “Warum?“, fragte der nun leise. “Warum hast du das alles gemacht, wenn du es nicht wolltest?“, fragte er leise und Joey schluchzte nur stärker. “Weil...Weil ich dich...ich konnte dich nie ausstehen. Deine blasierte Art…deine Arroganz. Ich konnte sie nicht ausstehen. Aber...ich habe dich nie wirklich gehasst.“, presste er zwischen den Schluchzern hervor. Wie geschlagen zuckte Kaiba zusammen. “Ich...habe dich nie wirklich gehasst. Ich kann dich immer noch nicht wirklich ausstehen...aber...ich hasse dich nicht...ich hasse dich einfach nicht und genau das...hab ich...hab ich aber gesagt...genau das!“ Wie ein Film lief Kaiba die Situation, die Joey meinte, vor dem inneren Auge ab und ihm wurde schlecht. “E-Es tut mir Leid.“, flüsterte Kaiba und sah wieder zu dem zitternden Bündel Mensch herunter, der einmal Joey Wheeler gewesen war. Jetzt schien nichts mehr von diesem Menschen übrig geblieben zu sein und das war seine Schuld. Weil er nicht richtig geplant hatte. Weil er sich gründlich verrechnet hatte. Weil er vergessen hatte, dass sie keine Computer sondern Menschen waren. Weil er Joey Wheeler unterschätzt hatte. Kapitel 16: Fin Kapitel 17: Kapitel 17 / Final ------------------------------ Kapitel 17 ~ In every loss In every lie In every truth that you'd deny And each regret And each goodbye was a mistake too great to hide And your voice was all I heard That I get what I deserve ~ “Sag mal...kannst du dir vorstellen, wie es jetzt weiter gehen soll?“, durchbrach Dukes leise Frage die schon seit Stunden herrschende Stille zwischen ihm und Tristan. Nachdem sie beide sich dazu hatten durchringen können, Joey doch allein zu lassen, hatten sie sich in den Warteberreich zurück gezogen. Da es mitten in der Nacht war und hier oben auf der Station nur die gut betuchten Patienten lagen, hatten sie den Raum für sich. Etwas was Duke dieses eine Mal schätzte. Tristan seufzte tief und strich sich mit einer Hand durch die eh schon zerzausten, braunen Haare. Dann sah er hinunter zu Duke, der mit seinem Kopf auf dessen Schoß lag. “Ich weiß es nicht. Ich glaube eigentlich nicht! Es gibt so viele Optionen, die in Frage kommen. Kaiba könnte seine Firma zurück verlangen, aber sie könnten genauso gut auch hier in L.A. bleiben. Aber eine Möglichkeit ist so unrealistisch wie die andere. Vor allem kommt es ja auch drauf an, was Joey will!“, erklärte er dann und seufzte tief. Er war müde. Doch genauso wie Duke konnte er trotz des dämmrigen Lichts nicht schlafen. Duke nickte leicht. “Das glaub ich irgendwie auch.“, nuschelte er leise und drückte seine Wange etwas mehr gegen Tristans Bein. Wieder schwiegen sie eine Zeit lang, in der nichts geschah. Sich nichts regte und auch nichts zu hören war, bis auf den Sekundenzeiger der Uhr über der Tür. Dann hörten sie den leisen Gong des Aufzuges, und wie die Türen sich öffneten. Leise, bedachte aber entschlossene Schritte wurden hörbar und Tristans Blick glitt durch eine der Sichtscheiben hinaus auf den Flur. Auf dem Flur war es um einiges heller als im Warteberreich, weshalb er sofort erkannte, wer da den Flur entlang ging. “Das darf doch nicht-“ Duke setzte sich alarmiert auf und auch ihm blieb kurz die Luft weg. “Wie dreist kann man eigentlich sein?“, hörte er Tristans Frage und spürte, wie der andere aufstehen wollte, doch Duke hielt ihn auf. “Nicht, warte!“, sagte er leise und erntete einen fassungslosen Blick. “Was wieso?“, fragte Tristan deutlich angesäuert und Duke seufzte. “Entweder Joey schläft oder nicht. Wenn er schläft wird Kaiba eh gehen. Wenn nicht...ich denke die beiden müssen mit einander sprechen! Ich bin auch unglaublich sauer auf ihn und das wird auch länger noch so bleiben, aber Joey muss endlich reden und in dieser Situation ist es wohl am besten, wenn er das mit Kaiba tut, schließlich hat der es zu verantworten. Außerdem sah der auch so aus als ob er nicht zum auslachen hier wäre.“, erklärte Duke sich und atmete tief durch. Bittend, fast flehend sah er seinen Liebsten an. Der grummelte bevor er sich nach langem zögern wieder zurück lehnte. “Ich befürchte, dass du Recht hast.“, gab er dann grummelnd zu. Duke lachte leise. “Ich wünschte, ich hätte es nicht!“, murmelte er dann und lehnte sich an Tristan. Der legte seine Arme um den älteren und zog ihn noch näher. “Aber wenn es zu viel wird, dann greifen wir da ein!“, bestimmte Tristan noch und wieder verfielen sie in Schweigen. So lange bis dumpfes schreien bis zu ihnen vor drang. Sofort waren beide auf den Füßen und stürmten zu Joeys Zimmer. Je näher sie beide kamen, desto mehr hörten und verstanden sie Joeys Worte. Kurz bevor sie die Tür dann erreichten blieb plötzlich Tristan stehen und hielt den kleineren fest. “Nicht!“, sagte er leise. Duke sah irritiert zwischen ihm und der Tür zu Joeys Zimmer hin und her. Dann schluckte er hart und nickte leicht. Er hatte verstanden. Joey ließ endlich das raus was ihn all die Zeit beschäftigt hatte. Duke hatte gerade selbst gesagt, dass Joey endlich reden sollte. Und es wäre unter Garantie nicht gut, wenn sie ihn jetzt unterbrechen würden. Sie konnten jetzt einfach nur hier stehen und warten. -.-.-.- Seto stand immer noch starr da und hielt Joeys Handgelenke fest. Mittlerweile war der nur noch am schluchzen. Er unterdrückte es sogar nicht mehr. Er zitterte am ganzen Leib und schluchzte wie ein kleines Kind. Seto spürte fast körperlich wie sehr er dem anderen weh getan hatte. Doch er wusste beim besten Willen nicht, wie er jetzt handeln sollte. Er war noch nie in so einer Situation gewesen und er hätte sich auch nie vorstellen können in so eine Situation zu kommen. Doch einfach weiter hier rum stehen, das konnte er doch auch nicht machen. Joey hatte ihm vorgeworfen grausam ihm gegenüber gewesen zu sein und mittlerweile hielt er sich selbst auch dafür. Er war dem kleineren wirklich grausam gegenüber gewesen, doch wenn er sich nicht bald einfallen ließ, wie er Joey dazu bringen konnte sich zu beruhigen, dann konnte er sich gleich mit seinem verhassten Adoptivvater auf eine Stufe stellen. Seto schluckte hart und kniete sich langsam zu Joey hinunter. Der merkte das noch nicht mal. Er sank nur einfach weiter gen Erde, da der Halt ebenfalls weiter herab sank. “Joey!“, forderte Seto leise. Und wenn man genau hinhörte, konnte man Unsicherheit mitschwingen hören. Er war den Umgang mit Menschen nicht in solch einer Form gewöhnt. Denn Joey war weder ein Kunde in seinem jetzigen Job noch glich er einem Geschäftspartner aus seinem alten Leben. Wenn er selbst sich nicht so dagegen gesträubt hätte, dann wäre Joey so etwas wie ein…Freund. Doch eigentlich tat man das, was er getan hatte einem Freund gar nicht an. Das wusste sogar Seto selbst. Er hatte Joey einfachnur als Schachfigur betrachtet. Wie einen Bauern, den man zur Not opfern konnte um an das ersehnte Schachmatt zu kommen. Doch was das für Konsequenzen für Joey hatte...da hatte er nie auch nur einen Gedanken dran verschwendet. Und die Konsequenz war das, was vor ihm zitternd auf dem Boden lag und nur noch von ihm festgehalten wurde. Etwas sagte ihm, dass er es wieder in Ordnung bringen musste. Dass er verantwortlich war und diese Verantwortung auch übernehmen musste. Wieder schluckte der Schwarzhaarige hart und sprach Joey noch einmal an. Diesmal deutlich flehender. Doch auch diesmal reagierte Joey nicht wie eigentlich gewollt. Er zitterte nur und verkrampfte noch mehr. -.-.-.- Sam schreckte aus seinem eh schon leichten Schlaf als es an der Tür klopfte. Es war mitten in der Nacht, dass sagte ihm ein Blick auf die Uhr. Ein weiterer Blick verriet ihm, dass Noah immer noch schlief. Auch wenn Sam wusste, dass er eigentlich Mokuba hieß, so weigerte sich Sam innerlich irgendwie ihn jetzt einfach so zu nennen, auch wenn er um die ganze Vergangenheit von >Mokuba Kaiba< wusste. Der Polizist, der ihm erklärt hatte, er sei zum Schutz der beiden hier hin abkommandiert worden stand auf und auch Sam rutschte aus dem Bett. “Shall I open the door?“, fragte er mit, vom Schlaf, rauer Stimme. Der Polizist zögerte kurz und nickte dann leicht. Es klopfte wieder und Sam tapste schnell zur Tür der Suite. “One moment, please!“, rief er laut und wartete, bis der Mann sich in den toten Winkel der Tür gestellt hatte. Dann öffnete er auf das Zeichen des Mannes hin die Tür. Ein deutlich erschöpftes und auch aufgelöstes Mädchen stand davor und sah ihn flehendlich an. “So-Sorry, to disturb you so late at night, but...they said this is my brother's room! Where is he?.“, sagte sie leise und Sam konnte hören, dass Englisch nicht ihre Muttersprache war. “Who is your brother?“, fragte er argwöhnisch und das Mädchen begann zu schniefen. “His name is Joey Wheeler. I’m Serenity, his younger sister!“, erklärte sie und Tränen begannen in ihren Augen zu schwimmen. Doch bevor er irgendetwas sagen konnte, stürzte Noah an ihm vorbei und fiel dem Mädchen in die Arme. “Serenity!“ -.-.-.- Ihm war so kalt. So schrecklich kalt. Warum konnte es nicht einfach aufhören? Er war schließlich so müde. Konnte er nicht einfach einschlafen oder vielleicht sogar ohnmächtig werden? Er wollte aufwachen aus diesem Alptraum. “Joey, bitte...“ Er hörte Kaibas Stimme, doch wirklich zu ihm durchdringen tat sie nicht. Ihm war zu kalt. Er spürte, wie er weiter nach unten sackte. Merkte, dass der Halt langsam nach ließ und ihm wurde nur noch bewusster, wie kraftlos er mittlerweile war. Wieso konnte er denn nicht einfach einschlafen? Es kam plötzlich und genauso unerwartet. Arme schlangen sich um ihn und zogen ihn an einen warmen Körper. Joey hatte keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren und selbst wenn er gewollt hätte, die Kraft hätte ihm auch gefehlt. So ließ er es einfach zu. Und als er sich von der Überraschung erholt hatte spürte er wie sich die Wärme immer mehr ausbreitete. Plötzlich begann seine Haut wärmer zu werden. Diese Wärme ging von von den Händen aus, die auf seinem Rücken lagen und breitete sich immer weiter aus. Bis sie sogar begann sich langsam aber stetig auch in sein inneres zu fressen. Sein zittern wurde weniger und damit auch sein schluchzen. Auf ein Mal war es so viel leichter auf zu hören. Auf einmal war es ganz leicht. Auf ein Mal war ihm warm. Und dann hörte er die Worte des anderen. “Joey, es tut mir Leid!“, sagte er und er hob den Kopf leicht. Vor lauter Tränen konnte er kaum etwas erkennen und trotzdem… Auf ein Mal war alles ganz einfach. Joey lächelte leicht. “Okay!“, wisperte er und ließ sich gegen den anderen sinken. Dann übermannte sie ihn endlich. Die Dunkelheit nach der er sich so gesehnt hatte. Doch diesmal war sie nicht wie gewohnt einfach nur dunkel und schwarz. Diesmal war sie dunkel, schwarz und…warm. -.-.-.- “Es...Es hat aufgehört!“, flüsterte Tristan leise und Duke lauschte selbst in die Stille. Dann atmete er erleichtert durch und seufzte tief. “Ja, hat es.“, nuschelte er und strich sich fahrig übers Gesicht. Tristan tat es ihm gleich. Dann drehte er sich weg und ging den Flur entlang. Doch er lief an dem Warteberreich vorbei und ging auf die Fahrstühle zu. Aber selbst an denen lief er auch vorbei. Duke lief ihm nach. “Tristan, wo willst du hin?“ Der antwortete nicht sondern riss die gläserne Tür auf, die ihn auf eine Art Terrasse führte. Sie war überdacht, was im Moment von Vorteil war, da es begonnen hatte zu regnen. Mit ebenso fahrigen Fingern fischte Tristan etwas aus seiner Hosentasche und Duke seufzte tief. Er wollte gar nicht wissen wo Tristan die wieder her hatte. “Tu es nicht!“, bat er leise doch Tristan schüttelte den Kopf und klopfte sich eine Zigarette aus dem Päckchen. Duke seufzte tief und stellte sich neben ihn. Die Tür fiel hinter ihnen zu und bis auf das Rauschen des Regens, der auf die Stadt niederprasselte und das Schnippen des Feuerzeugs war nichts zu hören. Es dauerte nicht lange und Duke stieg der beißende Geruch des Zigarettenrauchs in die Nase, doch jetzt würde er sich nicht davon stören lassen. Er konnte verstehen, dass Tristan grade etwas Ablenkendes brauchte und so sehr er es auch hasste, wenn der größere dies in einer Zigarette fand, so sehr verstand er jetzt auch, dass es momentan wohl auch nichts anderes gab. Tristan nahm zwei tiefe Züge und stieß den Rauch wieder aus. Dann hatte er sich soweit wieder gefangen, dass er langsam einen klaren Kopf bekam. Seufzend nahm er einen dritten Zug und drückte die grade erst angefangene Zigarette an der Wand neben sich aus. Dann zog er Duke an sich und schlang seine Arme um ihn. “Tut mir Leid.“, flüsterte er ihm ins Ohr und Duke lachte leise. “Ich liebe dich!“, entgegnete er und nun lächelte auch Tristan. “Ich dich auch!“ -.-.-.- “Also...Also ist alles in Ordnung, ja?“, fragte Serenity zaghaft und sah den Jungen, der sich als Noah vorgestellt und dann auch gleich darauf gesagt hatte, er wäre eigentlich Mokuba, direkt an. Der nickte leicht. Mit Hilfe von Sam und dem Polizisten hatte sie in der letzten Stunde erfahren, was ihren großen Bruder wirklich davon abgehalten hatte sie anzurufen, obwohl er es so fest versprochen hatte. Und nachdem sie sich jetzt endlich wieder ein kleines bisschen hatte fangen können, konnte sie auch gut nachvollziehen, weshalb ihr Bruder bei dem letzten Telefonat so durch den Wind gewesen war. Tief durchatmend lehnte sich das Mädchen, das sogar schon eher eine junge Frau geworden war, zurück und strich sich durch ihre kurzen, braunen Haare. Sie hatte sie vor einem halben Jahr in einer Phase absoluten Heimwehs einfach komplett abschneiden lassen und gefallen an solch kurzen Haaren gefunden, sodass sie sie so kurz gelassen hatte. Ihr Blick glitt wieder zu dem Jugendlichen, der neben ihr saß und sie seufzte wieder tief. “Und Joey geht es wirklich gut?“, fragte sie noch einmal nach. “Sam, hat doch gesagt, er hat mit Duke und Tristan telefoniert, also wird das stimmen! Ich bin mir ganz sicher, dass es ihm wirklich gut geht!“ Serenity lächelte leicht und nickte dann. Wenn sie das so sagten, dann würde es auch stimmen. Schließlich war ihr großer Bruder hart im nehmen. Sie atmete tief durch und sa Mokuba wieder an. “Es ist so seltsam, dass du jetzt neben mir sitzt! Ich war bei deiner Beerdigung!“, nuschelte sie und Mokuba lächelte traurig. “Es tut mir ehrlich Leid!“, gab er leise zurück und Serenity schüttelte leicht den Kopf. “Schon gut...Was...Was hältst du davon, wenn wir uns Kaffee oder so bestellen und reden? Es ist jede Menge passiert und jetzt könnte ich eh nicht mehr schlafen und Joey kann ich erst nachher besuchen, wenn die Besuchszeit anfängt. Und ich denke bis dahin werden Duke und Tristan sich schon gut um ihn kümmern!“, sagte sie dann ebenso leise und Mokuba grinste schief. “Warum nicht!?“ -.-.-.- Murrend drehte er sich zur Seite. Die Sonne blendete ihn frech mit einem ihrer vorwitzigen Strahlen mitten ins Gesicht. Als jedoch aufgrund seiner Bewegung jemand anderes grummelte, stockte er und blinzelte irritiert. Er sah schwarzen Stoff und spürte ruhigen Atem an seinem Nacken. Erschrocken setzte er sich auf und japste. “Ka-Kaiba?“, krächzte er irritiert und griff sich an den Hals. Er hatte Halsschmerzen und sein Kopf war auch nicht richtig schmerzfrei, doch irgendwie...ging es ihm trotzdem gut. Obwohl ihn blaue Augen eingehend musterten. Orientierend ließ Joey seinen Blick durch den Raum gleiten. Er saß auf der Erde. An eine Wand gelehnt. Obwohl, an Kaibas Brust gelehnt traf es eher. Der saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt und sah ihn immer noch musternd an. Als er sich richtig aufrichtete rutschte eine Jacke von seinen Schultern und Joey blinzelte nun noch irritierter. “Was...Was ist passiert?“, fragte er leise um seine Stimme nicht zu sehr zu beanspruchen. Kaiba sah ihn ungläubig an, bevor ein schiefes Grinsen sich auf seine Lippen schlich. “Guten Morgen, Wheeler!“, sagte er und ein leises Amüsement schwang in der Stimme mit. Joey atmete tief durch und versuchte sich auf den letzten Tag zu konzentrieren. Nur langsam und dunkel begann sich etwas zu regen, doch diesmal konnte er mit etwas besserem Abstand darauf zurück sehen. Trotzdem seufzte er schwer und rappelte sich dann auf. Er ließ sich auf den Stuhl neben seinem Bett fallen und sah Kaiba an. “Ich hab dir also endlich alles an den Kopf geworfen.“, stellte er fest und Kaiba nickte leicht. “Wie spät haben wir?“, fragte Joey dann direkt und nun rappelte sich auch der andere auf. “Irgendwas um neun Uhr morgens!“, gab er dann zur Antwort und Joey nickte brummend. Es war eine durch und durch seltsame Situation, was nicht zu letzt daran lag, dass Joey sich einfach nur seltsam fühlte. Er spürte, dass er sich so etwas wie eine Erkältung zu gezogen hatte, doch innerlich. Er hatte das Gefühl völlig ruhig zu sein. Rein logisch betrachtet hätte das eigentlich gar nicht möglich sein können, war er doch gestern und heute Nacht noch voller Wut auf den anderen gewesen. Doch jetzt wo er alles los geworden war, jetzt wo er endlich all seine Gedanken dem entgegen geworfen hatte, der ihm das angetan hatte... Jetzt ging es ihm gut. Er sah zu Kaiba auf, der immer noch diesen seltsamen, musternden Blick auf Joey liegen hatte. Eine Zeit lang sahen sie sich einfach schweigend an. Doch dann begann sich ein Lächeln auf seine Lippen zu schleichen. Es wurde immer breiter bis es zu einem Lachen heran wuchs. Einem Lachen, dass für ihn so unglaublich befreiend war. Auf Kaiba musste er wirken, als ob er verrückt geworden wäre, doch das war ihm egal, denn er konnte lachen. Ehrlich lachen. Und von Herzen. Aus einem Grund, den Joey noch nicht verstand hatte er das Gefühl, dass er irgendwann wieder Joey sein konnte. Auch wenn noch lange nicht alles geklärt war. Auch wenn eigentlich noch nichts wirklich geklärt war. Joey hatte das Gefühl, dass er bald wieder er selbst sein würde und das ließ ihn sich freuen. Das ließ ihn so lachen. Das ließ ihn auf die Zukunft hoffen. Kapitel 17: Fin Epilog: Epilog -------------- Epilog ~ I'll always keep you inside, you healed my Heart and my life... And I know you try ~ Ein rascheln ließ ihn vom Frühstück aufsehen und so konnte er beobachten wie sein gegenüber die morgendliche Zeitung sorgfältig zusammenfaltete. Joey entkam ein seufzen und er ließ die Stäbchen sinken. “Könntest du das Ding endlich mal weglegen?“, fragte er leicht beleidigt und bekam ein schnauben zur Antwort. “Dich interessiert also nicht, was die Presse über die Folgen der Verurteilung zu sagen hat?“ Ein leichtes Schmunzeln zog sich über die Lippen des Blonden und er schüttelte den Kopf. “Nein, nicht, seit dem es nicht mehr muss.“, sagte er und man konnte einen leicht stichelnden Unterton ausmachen, der Kaiba dazu bewog eine Augenbraue hochzuziehen. “Was? Zeitung lesen war nie meine Lieblingsbeschäftigung! Manchmal hab ich sogar andere lesen und mir dann das wichtigste erzählen lassen. Das macht der Bürgermeister auch so.“, verteidigte Joey sich ob dieses Blickes und deutete dann ablenkend auf Setos Schale. “Und jetzt iss, der Reis ist sicherlich schon kalt.“ “Muss das sein?“ “Ich bin euer persönlicher Koch, natürlich muss es, außerdem hast du doch gleich wieder deine Firma zu leiten, also hör auf zu meckern.“, murrte Joey und stand auf. Er musste Mokuba und Sam wecken, denn bald würde die Schule beginnen und die beiden mussten ebenso frühstücken. Man konnte ein leises seufzen hören, als Joey den Raum verließ. Kaiba griff nach seinen Stäbchen und begann, wie angewiesen, zu essen. Jeder der ihre Dynamik früher gekannt hatte, hätte geglaubt sich in eine andere Dimension verlaufen zu haben, doch bei ihm selbst hatte sich nach über acht Monaten der Gewöhnungseffekt eingestellt. Er hatte sich an alles was geschehen war und sich wieder verändert hatte gewöhnt, seit dem sie damals vor acht Monaten ihre falschen Identitäten wieder hatten aufgeben können. Das bedeutete für sie beide nicht nur, dass sie wieder nach Hause, nach Japan zurück konnten, sondern in seinem speziellem Fall sogar, dass er seine Firma wieder zurück bekam. Und das ohne großen Widerstand.   -.-.-.-.-.-.-   “…Mr. Wheeler?“ Joey zuckte zusammen, obwohl es ihn nicht überraschte, dass der Anwalt ihn ansprach. Es war der gleiche, der ihm damals gesagt hatte, dass er ab jenem Zeitpunkt CEO der Kaiba Corp. wäre. “Ja?“, fragte Joey leise um seine unruhige Stimme zu verbergen. Wenn der Anwalt und gleichzeitige Notar den Eindruck gewinnen würde, dass er nicht in Vollbesitz seiner geistigen Kräfte wäre, würde sein Vorhaben hier nicht durchführbar werden. Aber er wollte es hinter sich haben. Jetzt sofort. “Haben Sie alles verstanden? Wenn Sie diesen Vertrag unterschreiben, bleibt Ihnen nichts mehr! Nicht einmal ihr Handy!“, betonte der Rechtsbeistand eindringlich um noch ein letztes Mal die Ausmaße zu verdeutlichen. Doch damit rannte er bei Joey nur offene Türen ein. “Ja, ich habe alles verstanden, wo muss ich unterschreiben?“, fragte er wieder leise und griff nach dem Kugelschreiber, der schon bereit gelegt worden war. Der Anwalt seufzte leise und sah kurz zu Kaiba hinüber, der neben seinem Klienten saß und alles stumm beobachtete. Mittlerweile waren 3 Wochen vergangen seit bekannt war, dass die Kaiba-Brüder nie gestorben waren und die Öffentlichkeit begann sich daran zu gewöhnen. Doch trotzdem hatte die Situation etwas wahrlich Befremdliches. Er schob die Unterlagen zu dem jungen Mann, der im Moment eher den Eindruck eines übermüdeten Jungen machte und deute auf die Zeilen, die einer Unterschrift bedurften. Und obwohl er sah, wie die bleichen und schmalen Finger sich zitternd um den Stift schlangen konnte man an dem bestimmten Schwung, mit der jede Unterschrift gesetzt wurde, die geübte Handhabung erkennen. Joey Wheeler war es gewöhnt Verträge zu unterschreiben. Doch dieser hier war etwas anderes. Dieser Vertrag überschrieb sämtliches Hab und Gut an den ehemaligen Besitzer sowie alles erworbene und in der Abwesenheit, des Vorbesitzers erwirtschaftete Vermögen. Somit war Mr. Wheeler nach geleisteter Unterschrift nun praktisch mittellos. Er hätte selbst nicht einmal mehr die Mittel seine im Moment geleisteten Dienste seines Anwaltes zu zahlen, wenn nicht Kaiba ihm die vollständige Bezahlung zugesichert hätte. Joey legte den Stift weg und schob die Blätter stumm an Kaiba weiter. Es fühlte sich seltsam an. Er hatte gehofft, diese immense Last, die die letzten Jahre auf seinen Schultern gelegen hatte los zu sein, aber ihm war einfach nur nach heulen zu Mute. Er war erschöpft. Müde. Er wollte und konnte einfach nicht mehr und hatte gehofft, wenn die Ablösung jetzt ganz offiziell wurde, dass es vorbei war. Aber es war nichts vorbei. Der Effekt, den Kaibas Entschuldigung auf ihn gehabt hatte, war schon lange verflogen und mittlerweile wusste er auch warum er sich so fühlte, doch besser machte es das alles nicht. Er wusste nicht was er noch tun sollte und wollte darüber auch eigentlich nicht nachdenken, denn das hätte nur zu einem erneuten Nervenzusammenbruch geführt. Da war Joey sich sicher. Er war einfach ausgebrannt. “Damit ist es amtlich. Ich werde die Papiere so schnell wie möglich abliefern.“, ertönte die sonore Stimme des Mannes, der bis vor ein paar Sekunden noch sein Anwalt gewesen war. Jetzt war er es nicht mehr. Jetzt war er alles los. Jetzt war er allein. Joey erzitterte und ihm wurde schon wieder so schrecklich kalt. “Vielen Dank!“, sagte Kaiba gewohnt höflich und stand auf. Und allein deswegen tat nun auch Joey das. Er sagte nichts, nickte nur und griff mit zittrigen Fingern ebenfalls nach seiner Jacke. “Dann wünsche ich noch einen angenehmen Tag, Mr. Kaiba, Mr. Wheeler?“ Wieder nickte Joey nur und hört ebenso nur mit halbem Ohr zu wie die Männer sich verabschiedeten. Dann stakste er hinter Kaiba her, durch das Vorzimmer und raus aus der Kanzlei. Es war kühl draußen und nieselte leicht. Joey blieb stehen. Plötzlich fiel ihm ein, dass er in den Wagen vor seine Nase ja gar nicht mehr einsteigen sollte. Schließlich gehörte ja auch der Wagen nun Kaiba. Joey blinzelte kurz und fingerte dann sein Handy aus der Jackentasche. “Hier!“, murmelte er kaum hörbar und reichte es Kaiba einfach nur hin. “Sei nicht albern. Steig ein!“, brummte Kaiba und machte auf der Beifahrerseite die Tür auf. Seit dem die Diagnose gestellt worden war hatte Joey sich eh nicht mehr hinter ein Steuer gesetzt, weshalb Kaiba auch hierhin gefahren war, aber aus einem unbestimmten Grund überraschte Joey diese Geste jetzt. “Steig ein, Wheeler!“, sagte Kaiba noch ein weiteres Mal und sein Blick zeigte deutlich diese Entschiedenheit dahinter. “Warum?“ Kaiba schnaubte leicht und umrundete den Wagen. “Weil wir beide wissen, dass du nirgendwo hin kannst, weil du nichts hast und deinen Freunden nicht auf der Tasche liegen willst. Und jetzt steig ein, Mokuba wartet sicherlich auf uns.“ Joey verstand es rein verbal, aber die Bedeutung erschloss sich ihm nicht. Deshalb blinzelte er den neuen alten CEO nur an. “Wheeler, wenn du wirklich dachtest, nach der Unterschrift setze ich dich auf die Straße oder sorge dafür, dass deine Schwester nach dem Semester von der Uni fliegt, dann…weiß ich nicht was ich davon halten soll.“ Joey blinzelte wieder. “Jetzt komm schon, es regnet und es ist kalt. Steig ein, Joey!“ Es klang fast etwas sanft. Eine leichte Gänsehaut schob sich über seine Arme. Dann machte er einen leichten Schritt und stieg ein. Im Auto war es wärmer als draußen.   -.-.-.-.-.-.-   Joey hatte stumm einfach die nötigen Papiere unterschrieben und direkt vom Anwalt und Notar beglaubigen lassen und so schnell wie der Blonde CEO geworden war, war er es plötzlich nicht mehr. Ohne wenn und aber. Kaiba hatte sich sonst etwas ausgemalt. Dass Joey eine ewig lange Liste an Bedingungen auspacken würde, oder Anteile fordern würde, oder irgendetwas Derartiges. Aber nichts. Er hatte noch nicht einmal die Forderung nach einer Entschädigung oder den Wunsch einer Weiterfinanzierung des Studiums seiner kleinen Schwester geäußert. Nichts dergleichen. Und genau das war auch der Punkt, der Seto persönlich klar gemacht hatte, wie viel es Joey Wheeler gekostet hatte, all die Jahre mit solchen Schuldgefühlen durch die Gegend zu laufen, die ihn tagtäglich dazu gebracht hatten, weiter zu kämpfen obwohl er eigentlich nichts mehr zu geben hatte. Es hatte ihn ausgebrannt. Vollkommen. Das war auch die schlussendliche Diagnose des Arztes gewesen, der Joey untersucht hatte. Burn Out. Was das bedeutete wurde erst in den Tagen und Wochen nach der Diagnose klar. Denn nun war es an Seto Schuldgefühle zu haben. Und das war eine völlig neue Erfahrung für ihn, denn diese gingen tiefer als die Schuldgefühle, die er hatte, wenn er eine Verabredung mit Mokuba verschieben musste. Eigentlich hatte er gedacht, dass es nie etwas geben würde, dass ihn sich verantwortlicher fühlen lassen würde, als sein kleiner Bruder. Schon allein, wenn man bedachte, dass er aus diesem Verantwortungsgefühl heraus diese ganze Scharade überhaupt erst begonnen hatte. Doch an dem Punkt, als sein Verstand begann wirklich zu begreifen und zu erfassen, was sein Zeitspiel von Joey gefordert hatte, fühlte er sich verantwortlich und schuldig zu gleich. So war es für ihn nur logisch zu veranlassen, dass Serenitiy Wheeler weiterhin sorgenfrei studieren konnte sowie eine gute ärztliche Versorgung für ihren Bruder einzufordern. Und Devlin genauso wie der ganze restliche Verein, befand, dass es ‘das mindeste wäre, dass er für Joey zu tun hatte.‘ Er konnte es ihnen noch nicht einmal übel nehmen, denn an dem Morgen als er mit dem Kleineren im Arm am Boden des Krankenzimmers aufgewacht war und dieser nach seinem aufwachen so angefangen hatte zu lachen, hatte er kurz die ernstliche Sorge, dass es letztendlich doch um Joeys Verstand geschehen und dieser verrückt geworden war. Das war zwar nicht der Fall und mittlerweile hatte Joey sein damaliges Verhalten erklärt und auf leicht obskure Art war es für Seto sogar verständlich. Doch sie alle konnten nicht in Joeys Kopf schauen und in dieser Situation hatte es wirklich danach ausgesehen. Immer wieder hatte der Blonde in den seltsamsten und vor allem sogar unpassendsten Situationen angefangen zu lachen. Als seine kleine Schwester sich ihm mit verheulten Augen um den Hals warf. Als der Arzt fragte wie es Joey ginge und noch einige andere Situationen. Selbst der Arzt hatte kurzeitig schlimmeres als ein Burn Out vermutet und auf bittere Art war Kaiba froh gewesen, dass es dann schlussendlich doch ‘nur das‘ gewesen war. Aber selbst diese Erleichterung  hatte sich in den Wochen danach verloren, denn während die Presse sich überschlug um die ganze Geschichte mit der „Rückkehr von den Toten“ möglichst gewinnbringend auszuschlachten und er beschäftigt damit war die Pflichten seines neuen alten Jobs wieder auf zu nehmen, fühlte er sich dazu gezwungen auch den ausgebrannten Joey zu beaufsichtigen und zu betreuen und das war die fast schwerste Aufgabe. Denn dieser wurde von Alpträumen in die Schlaflosigkeit getrieben, an der selbst Medikamente nichts zu ändern vermochten, denn Joey behauptete steif und fest, dass die Schlaftabletten ihn nicht vor Alpträumen schützten und er behielt sogar Recht, denn selbst wenn er sie Wheeler irgendwie unterjubelte, schlief der nicht durch. Immer wieder rissen Schreie oder nächtliches Gepolter, ausgelöst durch Joeys fast verzweifelte Ablenkungsmanöver Seto aus dem Schlaf und dann galt es für den kleineren da zu sein, denn unter Tabletteneinfluss war er eine Gefahr für sich und alle die in der Wohnung schliefen. Zeitweise quartierte er sogar Mokuba aus, damit der es zum einen nicht derart mitbekam und zum anderen, damit sein Bruder genug Schlaf für die Schule fand. “Was guckst du so düster?“ Leicht erschrocken ruckte Setos Kopf hoch und sein Blick traf die blauen Augen seines kleinen Bruders. Ein schiefes lächeln umspielte seine Lippen, während sein Blick zu den anderen beiden glitt, die den Raum betraten. “Ich musste grade an etwas denken.“, murmelte er leise und beobachtete, wie Joey mit einem kaum merklichen Lächeln auf den Lippen Sams Ausführungen über die Eigenarten des japanischen Frühstücks lauschte. Der junge Amerikaner war jetzt seit einem Monat hier. Mokuba und auch Joey hatten ihn bekniet, damit der beste Freund seines Bruders für ein Austauschjahr hier her hatte kommen dürfen und auch wenn Sams ständige Anwesenheit Seto an seine Zeit als Mathew Smith erinnerte, hatte er notgedrungen zugestimmt. Und mittlerweile hatte er sich sogar daran gewöhnt. “Und an was?“, fragte Mokuba neugierig und setzte sich links neben seinen großen Bruder an den Tisch. “Nicht so wichtig!“, wiegelte der seine Frage nun ab und deutete nun seinerseits auf die bereitstehenden Schalen, sowie den am Rand stehenden Reiskocher. “Iss, der Wagen fährt in einer halben Stunde.“ Mokuba lachte leise, nahm sich seine Schale und öffnete den Reiskocher. Seto wusste, dass sein kleiner Bruder dieses von Joey eingeführte Frühstücksritual genoss, auch wenn er es nur unterschwellig immer mal wieder hatte durchscheinen lassen. Deshalb ließ er selbst es auch zu und gestand dem Blonden in dem Punkt sogar auch eine gewisse Handhabe über Seto selbst zu. Denn es hatte geholfen. Das kochen.   -.-.-.-.-.-.-   Ein rumpeln riss ihn aus seinen wirren Träumen. Er wusste nicht ob er froh sein sollte oder es doch verfluchen. Denn es klirrte leise und das konnte nur eines bedeuten. Joey war trotz der Schlaftablette, die Seto ihm persönlich in den Tee gemischt hatte, wieder aufgewacht. Tief seufzend zog er die Decke von seinen Beinen und wankte aus seinem Schlafzimmer. Früher hatte er Witze drüber gemacht Wheeler mit einem Hund gleichzusetzen. Heute bereute er es, denn mittlerweile traf es leider sehr oft zu. Er musste auf den Blonden genauso achten wie auf einen Welpen. Und dabei legte Joey es nicht mal drauf an. Er konnte einfach nicht anders. Seine Psyche spielte seinem Körper immer wieder Streiche und obwohl er nichts mehr brauchte als Ruhe fand Joey sie nicht. Leicht irritiert die Nase rümpfend folgte er dem Geruch in die Küche. Das roch als ob Joey diesmal die Einkäufe von vor zwei Tagen dazu nutzte um sich wach zu halten und gleichzeitig abzulenken. Ein seufzen entwich Kaibas Lippen und als er in die Küche kam sah es aus als ob der Kühlschrank seinen Inhalt quer durch die Küche gekotzt hätte. Selbst auf dem Boden standen offene Verpackungen und Töpfe herum. Offensichtlich war dem Blonden der Beutel Reis umgefallen, doch anstatt die verteilten Körner zusammen zu fegen, ließ er sie liegen und verlieh dem Chaos so unbewusst den letzten Schliff. “Joey?“ Der angesprochene zuckte zusammen, wie sonst auch, wenn man ihn ansprach. Seto konnte sich nicht mehr erinnern, wann Joey sich einmal einfach nur umgedreht hatte. “Was tust du da?“ Ein Lächeln breitete sich auf den schmalen und bleichen Lippen des jüngeren aus und erreichte doch nicht seine braunen Augen. “Ich koche!“, erklärte er das offensichtliche und rührte dann weiter in einem großen Topf herum. “Das sehe ich. Aber warum?“ “Na weil wir doch irgendwas essen müssen? Und ich wollte ja eigentlich eh Koch werden, also kann ich ja auch für euch kochen! Wir sollten morgens auch am besten zusammen Frühstücken und davon ab musst du dann nichts bestellen oder jemanden einstellen oder so. Möchtest du was? Das Curry braucht noch was, aber ich hab die Misosuppe schon fertig und Katsudon und im Backofen ist auch noch was!“, erklärte der Blonde fast etwas fröhlich. Wäre es nicht drei Uhr morgens, würde das alles nur ein Bild eines etwas übereifrigen jungen Mannes abgeben und nichts, was einen vor Sorge und fast schon Hilflosigkeit am liebsten einen Arzt rufen lassen wollte. “Das ist eine gute Idee, aber Joey, du solltest-“ Ein flehentlicher Blick traf ihn und er brach ab. Wenn er in dieses Gesicht sah, sah er nur zu genau, dass Joey wusste was er sollte…aber nicht konnte. Wenn es nicht der müde Ausdruck in den Augen und die weißliche Blässe mit den leicht eingefallenen Wangen tat, dann machten nicht zuletzt die tiefen, dunklen Augenringe klar, dass Joey schlafen musste. Kaiba atmete tief durch. “Du solltest erst die Sachen, die fertig sind wieder in den Kühlschrank räumen, sonst werden sie schlecht.“, murmelte er resigniert und stellte die Kaffeemaschine an. Er wusste jetzt schon, dass es wieder eine lange Nacht und ein noch längerer Tag werden würde. Doch er wagte es nicht sich zu beschweren, denn all das hier waren Auswirkungen von dem, was er zu verantworten hatte. Und egal wie oft die Presse behaupten mochte, er sei der eiskalte und knallharte Geschäftsmann, jetzt hier in diesem Moment war er bloß ein Mensch, der zusehen musste und nicht mehr ausrichten konnte, als in einem Topf voll Curry zu rühren.   -.-.-.-.-.-.-   So kam es, dass Seto am nächsten Morgen aus einer Vielzahl an Gerichten zum Frühstück auswählen konnte. Zwar waren es alles eigentlich Sachen, die eher unüblich waren, selbst für Japaner. Denn selbst die aßen nicht unbedingt Katsudon zum Frühstück. Oder Curry. Aber während Seto selbst sich eine Schüssel Reis und Misosuppe genommen hatte, war Joey auf der Couch im Wohnzimmer zusammengerollt und unter Setos wachsamen Blick eingeschlafen. Das war der erste von vielen Tagen gewesen an dem er von sich aus, einen Tag Urlaub genommen und Kleinigkeiten vom Wohnzimmer aus geregelt hatte. Denn sein Pflichtgefühl Joey gegenüber hatte das Pflichtgefühl als CEO schlicht überrollt. Er versuchte gar nicht erst es vor sich selbst zu erklären, er nahm es einfach nur hin, sah es als gegeben und es zahlte sich aus. Joey schlief den ganzen Tag lang und selbst wenn dieser aus dem Schlaf schreckte bekam Seto nur einen kurzen Blick aus den übermüdeten, braunen Augen bevor sie sich wieder schlossen und Joey weiterschlief. Das war eigentlich schon Grund genug für einen Urlaubstag. Denn danach ging es, wenn auch stolpernd, bergauf. Zwar verschob sich der Tagesablauf immer mehr in die Nacht, doch solange das Ziel erreicht wurde, war es Seto einerlei, wann das passierte. Hauptsache war, dass Joey schlief und sich so erholte. Seto konnte mittlerweile selbst nicht mehr genau sagen, wie er in der Zeit die Arbeit erledigt bekam, auch wenn er wusste, dass er nur das wichtigste tat, aber…das Ergebnis zählte. Und dieses Ergebnis war, dass  Joey Wheeler Stück für Stück und Schritt für Schritt wieder zu sich selbst zurück fand. Kaiba war klar, dass es eine erwachsenere und gereiftere Version von Joey Wheeler sein würde, doch es wäre unnatürlich gewesen, wenn die ganzen Ereignisse keinen Einfluss mehr gehabt hätten. Denn dafür waren sie zu einschneidend und grundlegend. Schließlich hätte sich niemand der ansatzweise Betroffenen jemals träumen lassen, dass Joey Wheeler und Seto Kaiba nach dem Schulabschluss mehr als einmal freiwillig miteinander interagierten, geschweige denn zusammen wohnten. Die beiden selbst am wenigsten. Doch es war eine Tatsache, die eingetreten und vor allem von grade diesen beiden nicht geändert wurde. Joey fühlte sich nämlich schlichtweg nicht in der Lage für etwas anderes als Arztbesuche die Wohnung zu verlassen und Seto Kaiba kam es vor wie ein Verrat an sein Pflichtgefühl und seiner Verantwortung, wenn er auch nur drüber nachgedacht hätte Joey allein zu lassen. Denn auch wenn die ärztlich angeordneten Stunden-Gespräche bei einem Psychiater nach zwei Monaten begannen Wirkung zu zeigen, so war es für Joey selbst eher die Gewissheit, die ihm half zu genesen, nur einen Raum weiter gehen zu müssen und dann selbst zu sehen und notfalls sogar zu spüren, dass Seto Kaiba am Leben war.   -.-.-.-.-.-.-   Er schrak hoch. Spürte, dass sein Herz raste. Sah die Dunkelheit und bekam Panik. Blind tastete er zur Seite zur Lampe und auch wenn kurz nach dem Klick der Raum von Licht geflutet wurde, konnte er die Panik nicht eindämmen. Selbst diese Atemtechniken vom Psychodoc wollten nicht helfen. Die Angst saß zu tief. Denn diese allgegenwärtige Müdigkeit sorgte mit den ständigen Alpträumen dafür, dass er Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinander halten konnte. Was war wirklich passiert, was war nur eine der Horrorfantasien? Joey wusste es nicht. Er riss die Decke von sich und stolperte aus dem Bett, durch den Flur ins Bad. Er musste sich beruhigen, denn sonst würde er wieder eine schlaflose Nacht mehr haben. Das würde allen auffallen. Er wollte ihnen keine Sorgen machen und nicht zuletzt wollte er einfach endlich mal schlafen. Hastig drehte er das kalte Wasser auf und warf sich eine Handvoll davon ins Gesicht. Es erzielte den gewünschten Effekt, dass er aus der Gedankenschleife rausgerissen wurde. Seine Atmung beruhigte sich etwas und sein Herzschlag passte sich dem an. Aber die Unruhe blieb. Müde blinzelte Joey sein Spiegelbild an. Er sah so ausgemergelt aus, dass ihm nur einmal mehr klar war, weshalb er mit Serenity in der letzten Zeit nur noch telefonierte. Er war so blass, dass die eigentlich nur rosa schimmernde Narbe an seiner linken Schläfe hervorstach, als ob sie angemalt war und seine Augenringe waren mittlerweile wirklich Ringe, die ihn aussehen ließen, als sei er mehr tot als lebendig. Zwar hätte Kaiba ihm ohne mit der Wimper zu zucken Flugtickets bezahlt, doch er würde seine kleine Schwester nur mit seinem Zustand erschrecken. Er wollte nicht, dass sie wusste wie es ihm ging. Er wollte auch nicht, dass seine Freunde es wussten. Burn Out. Das war viel mehr als eine Diagnose und ein Zustand. Es war die Hölle und auch wenn er wieder etwas mehr schlief als noch vor zwei Wochen, war es doch nicht genug. Er wollte endlich schlafen. Ruhig schlafen. Doch das war anscheinend zu viel verlangt, denn seine Psyche gaukelte ihm immer wieder vor, dass alles nur ein Traum gewesen wäre und er immer noch diese Firma leiten müsste obwohl er es gar nicht wollte. Der Doc meinte, dass es die langjährigen Versagensängste seien, die da endlich hervorbrechen würden, doch das benannte grade mal das Problem. Es löste nichts. Denn eigentlich bräuchte er sie rein logisch nicht mehr haben. Schließlich lebte Kaiba und kümmerte sich um alles. Sogar um Joey kümmerte er sich. Ohne sich zu beschweren. Ohne etwas zu fordern oder ihm Vorwürfe zu machen oder als schwach zu betiteln. Joey vermutete, dass Kaiba Schuldgefühle hatte, die das begründeten doch im Moment hatte er eh keine andere Möglichkeit als diese Fürsorge anzunehmen und zu akzeptieren. Schließlich hatte er gar nicht die Voraussetzungen geschweige denn die Kraft um es irgendwie anders zu gestalten. Er war auf Kaiba angewiesen, vollkommen. Und nur solange Joey wusste, dass Kaiba lebte, wusste er, dass er für den Moment sicher war. Aber diese Alpträume… Joey erzitterte und presste die Augen zusammen. Dann drehte er das Wasser ab und ging sich mit dem Ärmel durchs Gesicht. Er sollte schlafen. Er musste schlafen. Schlaf war wichtig um zu genesen, sagte der Doc. Doch wie schlafen, wenn einen ständig diese Angst einholte und Alpträume bescherte? Joey raufte sich die Haare und blieb stehen. Der Flur war genauso dunkel wie der Rest der Wohnung. Man könnte meinen, dass er allein hier war, so still lag sie da. Und obwohl es immer noch die gleiche Wohnung war wie vor einem Jahr, so machte sie ihm grade nur Angst. Stille bedeutete Einsamkeit und dabei war er doch gar nicht allein. Hastig und doch ungelenk drückte er die Tür zu Kaibas Schlafzimmer auf. Joey schluckte hart, als er den unwesentlich älteren Mann dort liegen und schlafen sah. Aber er hörte ihn leise atmen und das beruhigte ihn ungemein. Eine Weile stand Joey einfach nur da und lauschte dem Atmen des anderen. Es beruhigte ihn so unglaublich. Kaiba lebte und kümmerte sich um alles. Auch um Joey. Und solange Kaiba lebte und da war. So lange musste Joey auch keine Angst haben. Müde rieb er sich über die Augen und schlich leise zum Bett. Er würde die Nacht wohl nicht wieder einschlafen, aber solange könnte er zumindest bleiben und dem anderen beim atmen zuhören. Also legte sich Joey neben ihn auf die Decke und zog die Beine an. Es war warm hier und ruhig, aber nicht still. Joey schloss die Augen und lauschte dem ruhigen Atem und fühlte sich sicher. Hier war er sicher.   -.-.-.-.-.-.-   Das war die Erklärung, des Jüngeren gewesen, die er abgegeben hatte, nachdem er an einem Morgen aufwachte und Joey zusammengerollt, neben sich auf der Decke schlafend, vorfand. Joey fühlte sich sicher, wenn er ihn atmen hören konnte. Und auch wenn das eine der größten Umstellungen und Duldungen für Seto bedeutete, so ließ er es stumm zu, dass Joey sich nachts zu ihm schlich. Es zeigte nämlich die größte Wirkung. Die Sicherheit, dass jemand da war sorgte dafür, dass sich ein generelles Sicherheitsgefühl bei Joey einstellte und er immer öfter auch hinaus ging. Etwas, dass nicht nur seine Freunde beruhigte sondern auch Seto selbst, auch wenn der es offen nicht zugab. Sowieso gab er nicht viel von dem preis, was sich über die Zeit gedanklich und vor allem auch emotional in ihm abspielte. Manchmal hatte er zwar das Gefühl, dass Joey ihn durchschaute, aber sie beide schwiegen sich darüber aus. Nur selten, in kurzen und stillen Momenten kam es zu einem Austausch, der über oberflächliche Terminabsprachen oder tägliches Alltagsgerede hinaus ging und grade diese Momente bekam niemand anderer mit, denn das geschah nur zwischen den beiden. Seto war überzeugt, dass niemand wissen musste wie genau es Joey ging, wenn der es nicht preisgab und Joey schien es ähnlich zu sehen, was ihm natürlich nur entgegenkam. Seto vermutete, dass die Jahre, die Joey in dem Posten als CEO verbracht hatte ein umfassendes Verständnis in dem Jüngeren erzeugt hatte und das schaffte langsam nicht nur eine Basis des gegenseitigen Vertrauens sondern sogar einer angehenden Freundschaft. Und ganz anders, als Muto es damals immer versucht hatte mit Worten und Taten fest zu machen geschah es zwischen Joey und Seto einfach. Sie brauchten keine Worte um Tatsachen zu beschreiben. Sie benutzten sie lieber um Meinungsverschiedenheiten auszutragen, die sich mit Joeys Fortschritten immer mehr einschlichen. Sie waren nicht ganz wie vorher, schon allein wegen Joeys Verständnis für Setos Situation, welches grade in solchen Streitigkeiten bemerkbar wurde, aber sie hinterließen zumindest das Gefühl von etwas vertrautem und insgeheim, so sehr es Kaiba nervte sich damit auseinandersetzen zu müssen, half es gleichzeitig auch seine eigenen Schuldgefühle langsam abzubauen. Denn wenn Joey Wheeler wieder anfing sich zu behaupten, dann…ja, dann gab es einen Vorgeschmack auf die Genesung.   -.-.-.-.-   “Das ist aber wichtig!“, beharrte er auf seiner Meinung, aber erntete nur eine hochgezogene Augenbraue. “Jetzt guck nicht so, ich mein das ernst!“ “Was soll denn bitte so wichtig daran sein, meinen Geburtstag zu feiern, mhmm?“, fragte er leicht herablassend und entlockte nun Joey ein schnauben. “Es ist wichtig, weil es Moki wichtig ist! Ja, ich weiß du musst diese blöde Mall-Besprechung halten und dann noch in die Konferenz, aber es geht doch um wenigstens eine Stunde!“ Kaiba knurrte unwillig, weil Joey ihm so den Wind aus den Segeln nahm. Er hielt nicht viel von seinem Geburtstag und noch weniger davon ihn mit einem Kuchen und irgendetwas anderem zu feiern. Und bis jetzt hatte es Mokuba eigentlich auch gereicht seinem großen Bruder zu gratulieren und dann beim Geschenke auspacken zu zusehen. Bis jetzt hatten sie nie einen Kuchen danach essen müssen. “Nur eine Stunde! Wir kommen auch ins Büro, zur Mittagspause!“ Das war ein Kompromiss mit dem man fast schon leben konnte, aber trotzdem legte Seto eigentlich keinen großen Wert darauf. “Es ist noch nicht mal ein wichtiger Geburtstag!“, entgegnete er deshalb aber bekam einen bösen Blick zur Antwort “Jeder Geburtstag ist wichtig und ich verlange auch gar nicht, dass du eine Party schmeißt und Yugi und die anderen einlädst, es geht nur um Kuchen, ein Geschenk und Mokuba!“ “Und dich!“ Joey zuckte zusammen und ein leicht ertappter Ausdruck zuckte kurz über seine Mimik, bevor er wieder hinter einer aufgesetzten Entrüstung verschwand. “Ja und? Ich werde den Kuchen doch auch backen und wieso sträubst du dich überhaupt so?“, fauchte Joey ungehalten. Kaiba sah ihn einfach nur an. Da war etwas, das merkte er; aber Joey würde nicht verraten was es war, dass wusste Seto nur zu gut. Er drückte seine Lippen aufeinander. “Eine Stunde und danach fliegt ihr raus!“ Joey blinzelte und lachte dann. “Na geht doch, du Eisklotz!“, tadelte er und drehte sich zur Tür. “Ich hab’s geschafft Moki~“, rief er, weshalb Mokuba – mit Handy am Ohr – ins Wohnzimmer lugte. “Ist ja toll, aber nenn‘ mich nicht so!“   -.-.-.-.-.-   “Du isst ja garnichts!“ Die ruhige Stimme holte ihn schon wieder zurück und er sah Joey direkt an. “Was beschäftigt dich so?“, fragte der Kleinere immer noch ruhig und begann abzuräumen. Entfernt konnte man hören, wie Mokuba und Sam ihre Sachen zusammen suchten. Sie mussten in absehbarer Zeit in die Schule, auch wenn sie im Moment etwas mehr Zeit hatten, weil sie gefahren wurden. Seto hatte es veranlasst nachdem der Prozess offiziell begonnen hatte. Denn in dieser Zeit hatte die Presse es verstärkt grade auch wieder auf den kleinen Kaiba abgesehen um an ein Interview zu kommen, dass durch die Kaiba Corp. eigentlich rigoros verweigert wurde, nachdem eine generelle Stellungnahme veröffentlicht worden war. Mittlerweile war der Prozess, durch das Urteil vor zwei Wochen durchgestanden, denn nun war eben jenes gefällte Urteil nicht nur gesprochen sondern auch rechtskräftig. Somit sollte das Aufheben, das darum gemacht wurde sich auch bald wieder legen.  “Hey…Eisklotz!“ Seto brummte unwillig. Er wollte nicht unbedingt sagen was ihn beschäftigte. Joey seufzte, stellte den Teller hin und setzte sich neben den größeren. “Warum denkst du denn grade jetzt daran? Es ist durchgestanden und endlich vorbei!“ Ein leiser Vorwurf schwang in Joeys Stimme mit, doch er konnte es ihm kaum verübeln. Joey wollte nicht an den Prozess denken, der ihn wieder so viel gekostet hatte, dass nicht nur seine Freunde einen Rückfall befürchtet hatten. Selbst der Psychiater, der diese Art der Konfrontation mit dem Geschehenen zu Beginn noch befürwortete hatte, begann leise Bedenken zu äußern und auch wenn Joey oft eine harte Maske gezeigt und sich stark gegeben hatte, so konnte man an dem zuvor wieder normal laufenden Schlafrhythmus des Jüngeren sehen, dass es ihm eben nicht gut ging. Kurz nach der ersten Befragung des vertretenden Staatsanwaltes schlief Joey das erste Mal seit Wochen nämlich wieder bei Kaiba. Am Fußende. Zusammengerollt wie ein Hund. Sie sprachen nicht darüber, aber aus lauter Hilflosigkeit, weil Seto nicht verhindern konnte, dass Joey als einer der Hauptbelastungszeugen aussagen musste, sorgte er mit lauter Fadenscheinigen Gründen dafür, dass Joey Nachts nicht mehr alleine schlafen musste.   -.-.-.-.-.-   Joey knibbelte an seinen Fingern. Das tat er immer, wenn er unruhig war und versuchte nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Eigentlich müsste es ihm gut gehen. Eigentlich müsste alles gut sein, denn er hatte große Fortschritte gemacht. Das sagte auch sein Arzt. Aber er saß hier in seinem Bett und starrte auf die gegenüberliegende Wand und knibbelte an seinen Fingern. Letzte Nacht war es wieder passiert. Er hatte Panik bekommen und hatte erst wieder schlafen können, als er Kaiba atmen hörte. Und obwohl es ihn beruhigte und Kaiba, wie sonst auch, nichts sagte, nagte die Scham an ihm. Bis auf das aller erste Mal, als Kaiba ihn am nächsten Morgen schlafend neben sich vorgefunden hatte und eine Erklärung forderte, die Joey ihm widerwillig auch gab, hatte Kaiba nichts mehr dazu geäußert. Zwar war es danach nicht wirklich oft vorgekommen, denn allein das Wissen, dass Kaiba es anscheinend duldete und diese Option notfalls bestand, reichte ihm um sich zu beruhigen. Aber jetzt…jetzt war es anders. Er war mittlerweile 22 Jahre alt und doch war er nicht in der Lage eine Nacht allein durch zu schlafen, nachdem der Staatsanwalt ihn befragt und so an alles geschehene erinnert hatte. An sich eigentlich nichts schlimmes, aber es hatte ihn Nerven gekostet, die er im Moment nicht hatte. Und obwohl er nicht der Angeklagte war und der Staatsanwalt sowie sein Anwalt, der der Befragung auf Kaibas Anweisung hin der Befragung beigewohnt hatte, ihm beide versichert hatten, dass es nur um eine lückenlose Beweisführung ging, war es für Joey fast zu viel. Die Blicke der beiden Männer kamen ihm anklagend vor, obwohl sie es nicht waren und die Bemerkung, dass er sich eventuell gefallen lassen musste als psychisch labil und unzurechnungsfähig bezeichnet zu werden, hatte sein übriges getan, denn…im Grunde hätte der gegnerische Anwalt ja dann Recht. Joey war psychisch labil. Im Grunde müsste nur jemand kommen und ihm sagen, Kaiba wäre nicht mehr da und es wäre vorbei mit ihm. Er wusste, dass er eine ungesunde Fixierung auf Kaiba entwickelt hatte, denn von dessen Anwesenheit hing quasi sein ganzes Seelenheil ab, aber er hatte die Kraft nicht diese Fixierung zu lösen und ganz heimlich sogar das Gefühl, dass er nicht wollte. Denn auch wenn sie mittlerweile so etwas wie einen Alltag hatten, der zum einen eine zusätzliche Sicherheit für Joey darstellen sollte und es auch tat und zum anderen dafür sorgte, dass Kaiba wieder geregelte Arbeitszeiten hatte, so genoss Joey trotzdem irgendwie auch die Aufmerksamkeit und dieses Privileg bei Kaiba bleiben zu können. Denn Joey war so mit Mokuba der einzige, der das hatte. Denn der hatte wieder, ganz Geschäftsmann, viel seines alten Gebarens angenommen. Nur bei Joey und Mokuba war er anders. Und das wollte Joey so. Es war nicht so, dass sie nicht stritten, bei weitem nicht, doch selbst diese Auseinandersetzungen waren anders. Nicht mehr so vorsätzlich beleidigend und verletzend. Es ging mittlerweile mehr darum einen Nenner zu finden anstatt dem anderen weh zu tun oder zu erniedrigen. Duke hatte einmal gescherzt, dass sie ja im Grunde eigentlich schon eine Beziehung führen würden. Doch Joey wusste, dass es nicht die gleiche Beziehung war wie Duke und Tristan sie hatten. In der Beziehung zwischen Seto und ihm ging es um nichts Sexuelles. Für Joey ging es viel mehr um die Sicherheit und das Vertrauen, dass er zwischen ihnen wähnte. Und trotzdem…jetzt in diesem Moment saß er nur da und versuchte sich an dieses Gefühl der Sicherheit zu erinnern, dass ihm gestern geholfen hatte einzuschlafen. Aber es war nicht da. Es konnte sich nicht einstellen. Fahrig raufte Joey sich die Haare. Wenn Duke Recht hätte, dann wäre das alles kein Problem. Dann könnte er jetzt einfach rüber gehen und sich zu Kaiba ins Bett legen. Aber jetzt wagte Joey es nicht, denn er forderte tagtäglich schon so viel, dass er nicht noch mehr fordern wollte. Wenn es Kaiba nämlich irgendwann zu viel wurde… Joey wollte gar nicht dran denken. Er zuckte leicht zusammen als die Tür aufging und ausgerechnet Kaiba herein kam. Gut, es hätte sonst auch nur Mokuba sein können, weil Sam erst nächsten Monat kommen würde, aber Mokuba schlief schon und das hatte er eigentlich auch von Kaiba gedacht. “Meine Heizung funktioniert nicht!“, brummte der Ältere dunkel, löschte das Licht und legte sich einfach neben Joey ins Bett. Wortlos zog er die Decke über sich und drehte sich auf die Seite. Den Rücken zu Joey gewandt. Der saß einfach nur da und hielt den Atem an. Er wusste, dass es grade passiert war und doch kam es ihm unglaublich vor. Er schluckte vernehmlich und sah einfach nur weiter den Rücken an, der sich regelmäßig etwas hob und senkte. Kaiba atmete. Er atmete ruhig. Hier direkt neben ihm. Joey stiegen Tränen in die Augen. Er wusste nicht warum Kaiba es getan hatte, aber er war unglaublich erleichtert. Langsam rutschte er selbst aufs Laken und so unter die Decke. Es war nicht so, dass diese klein war, aber bis jetzt hatten sie nie eine Decke geteilt und die Wärme die von dem vermeintlichen Eisklotz zu ihm rüber kroch, schien Joey wie eine Umarmung zu umhüllen. Er ließ sich davon einlullen und schloss die Augen, Kaibas Atem lauschend. Es beruhigte ihn. Und er spürte die Müdigkeit. Die bleierne Schwere. “Danke!“, wisperte er in die Nacht. Und plötzlich war es ganz einfach einzuschlafen.   -.-.-.-.-.-.-   Einmal war es eine angeblich kaputte Heizung, ein anderes Mal die Unlust das Bett frisch zu beziehen. Er wusste, dass er sich lächerlich machte und fühlte sich auch lächerlich, aber Joey dankte es ihm. “Ist es wirklich vorbei?“, fragte Seto ruhig und beobachtete Joey genau. Der schluckte und senkte seinen Blick auf seine Hände. Er wusste worauf Seto anspielte, denn wegen des Prozesses hatte Joey seinen eigentlich geplanten Ausbildungsbeginn verschoben. “Irgendwann wird es ganz vorbei sein.“, entgegnete Joey schwach und atmete tief durch. Er hätte selbst am wenigsten erwartet, dass er sogar nach acht Monaten noch an vielen Sachen so zu knabbern hatte und wünschte sich manchmal selbst, dass er stärker wäre. So stark wie er immer behauptet hatte zu sein. Doch er war es nicht. Nicht mehr zumindest. Das musste er erst wieder erreichen. Seto nickte nur leicht und griff nach seinem Kaffee. Er sagte nichts, denn es gab seiner Meinung nach nichts zu sagen. “Du fragst gar nicht?“ “Wonach?“ “Wann es sein wird?“ “Wieso sollte ich?“ “Ich weiß nicht…weil es schon acht Monate sind?“ “Und wenn es acht Jahre wären, ich bin es dir schuldig.“, sagte er ruhig und fast emotionslos. Da war er wieder. Einer dieser kurzen, stillen, kleinen Momente, wo sie ganz offen sprachen. “…Also machst du das alles nur mit, weil du…dich schuldig fühlst?“ Joeys Stimme zitterte. Ganz leicht. “Nicht nur.“, gab er offen zu und sah Joey wieder direkt an. In den braunen Augen flackerte es unruhig. Kaiba wusste nicht wann genau es passiert war, aber irgendwann hatten die braunen Augen des anderen wieder begonnen Emotionen wider zu spiegeln. “Warum noch?“ Das war eine gute Frage, auf die es mehr als nur eine Antwort gab. Und jede wäre genauso gut und genauso unpassend wie die andere gewesen. Doch für Joey gab es wohl im Moment nur eine Antwort, die ihn wieder beruhigen könnte. “…Weil ich es möchte!“, sagte Seto deshalb fast sanft und sah zu, wie das braun kurzzeitig schlichte Überraschung zeigte, bevor es fast wie warme Schokolade dahin schmolz. “Okay…“, murmelte Joey, strich sich leicht durch die Haare und stand dann auf. Und schon war er wieder weg. War er vorbei, dieser Moment. “Wir sind dann weg, bis heute nachmittag!“, rief Mokuba und sein Kopf schob sich durch den Türspalt. “Ist gut, passt auf euch auf und bis dann!“, sagte Joey lächelnd und stapelte weiter benutztes Geschirr. “Okay!“ Mokuba lächelte seinen großen Bruder noch einmal an, bevor er wieder im Flur verschwand und Sam zur Eile rief. Kurz darauf schallte in gebrochenem japanisch ein Abschiedsgruß durch den Flur und die Tür fiel ins Schloss. “Wann gehst du?“, fragte Joey leise und beschäftigte seine Finger mit dem Reiskocher. Kurz überlegte Seto. “Gar nicht!“, brummte er dann wie beiläufig und sah wieder auf die Zeitung, die heutige Schlagzeile zum bestimmt vierten Mal begutachtend. Er musste nicht hinsehen um zu wissen, dass Joey stockte. Joey sagte auch nichts sondern räumte lediglich den Rest des Frühstücks weg. Erst als er den Raum verließ und seine Schritte in Richtung Küche lenkte, konnte Seto das leichte Lächeln auf den Lippen des anderen ausmachen und es zeigte ihm, dass er richtig entschieden hatte. Es war alles definitiv anders gekommen, als er geplant hatte. Und es hatte wesentlich größere Opfer gefordert als beabsichtigt, aber auch wenn es jetzt so gekommen war, war er bereit die Konsequenzen zu tragen und die Verantwortung zu übernehmen. Er war zwar wieder CEO seiner Firma und hatte sein altes Leben zurück, doch mittlerweile hatte er eine Lektion verinnerlicht, die ihn jetzt dazu brachte überzeugt und überzeugend sagen zu können, dass er wirklich nicht wie sein Adoptivvater geworden war. Manchmal gab es wirklich wichtigeres als Macht und Arbeit. Denn manchmal war es wichtiger sich um sein Umfeld zu kümmern und dafür zu sorgen, dass durch die Arbeitswut nicht mehr kaputt ging als man eigentlich verantworten wollte. Er hatte Joeys Leben von heut auf Morgen verändert und dadurch Stück für Stück zerstört und jetzt war es an ihm, es ihm Stück für Stück wieder zurück zu geben. Nicht nur weil er es ihm schuldig war. Nicht nur, weil er sich für Joey verantwortlich fühlte. Und auch nicht nur, weil so etwas wie eine Freundschaft entstanden war, die so etwas quasi bedingte. Sondern zu aller erst, weil er es selbst wollte. Und deshalb würde er es tun. Solange bis es Joey wieder wirklich gut gehen würde… und darüber hinaus.  Schritt für Schritt und Tag für Tag. Woche für Woche, Monat für Monat. Und Jahr für Jahr. ~ I'll always keep you inside, you healed my Heart and my life... And you know I try. ~ Epilog: Fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)