Little by little von Schwarzfeder (you gave me everything I wasn't dreaming of) ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Kapitel 16: ~ Let it out, let it out Feel the empty Space So insecure find the words and let it out ~ It's much too late to save myself from falling I took a chance and changed your way of life ~ “Keiner mehr da!“, zischte Cullen wütend und trat gegen den verkohlten Reifen. Sie standen vor dem mittlerweile ausgebrannten Wagen, in dem Randon Kaiba und Mokuba entführt hatte. Aufgrund der Seriennummern diverser Einzelteile, war ganz schnell klar gewesen, dass es der gleiche Wagen war. Trotzdem stand Duke am Rande eines weiteren Tobsuchtsanfalls. Der einzige, schwache Trost war, dass keine menschlichen Überreste gefunden worden waren, die hätten Rückschließen lassen, dass die drei tot waren. Denn das Joey nun bei ihnen war stand eigentlich schon außer Frage. Schließlich war er nicht in der Fabrik gewesen. Genauso wenig wie alle anderen. Und was auch immer Randon ausgeheckt hatte, lag die Vermutung am nächsten, dass er jetzt alle drei hatte. “Cullen, wo sind sie jetzt?“, patzte Tristan, der genauso geladen wie Duke neben den FBI-Agenten trat. Der sah Tristan nur kurz an und wandte dann den Blick ab. Duke war sich in einer Ecke seines Verstandes darüber im Klaren, dass Cullen diese Situation auch alles andere als gefiel, weil er schlichtweg bis auf die Knochen blamiert worden war durch dieses Katz-und-Maus-Spiel, doch viel Mitleid konnte er deshalb nicht aufbringen. “Wenn ich das wüsste, würden wir nicht hier stehen. Meine Leute suchen die Gegend ab und suchen nach möglichen Hinweisen. Allerdings wird man hier wohl nicht viel auf Augenzeugen berichte hoffen können! Das einzige noch bewohnte Gebäude steht dort hinten und da sind auch nur noch die wenigsten Apartments bewohnt.“, erklärte er trocken und ging wieder auf sein Auto zu. Tristan folgte ihm doch Duke ließ seinen Blick zu besagtem Gebäude schweifen. Kurz überlegte er, dann folgte er den beiden im Laufschritt. “Und was ist, wenn sie dort drin sind?“, warf Duke ein und lenkt so die Aufmerksamkeit auf sich. “Was ist wenn sie sich dort verschanzt haben? Mehr als Zeit verlieren können wir jetzt auch nicht!“, schob er noch einmal hinterher. Cullen überlegte. Dann fuhr er sich seufzend durchs ergraute Haar. “Es wäre eine Möglichkeit. Allerdings halte ich sie für quasi ausgeschlossen. Es ist davon auszugehen, dass hier nur eine Übergabe oder ein Fahrzeugswechsel stattgefunden hat.“, meinte Cullen dann abwiegelnd und Duke schnaubte. “Und warum wurde der Transporter dann in die Luft gejagt? Das ist doch wie ein Signal, dass schreit: wir sind hier, oder nicht? Und wenn Sie nicht da nachsehen wollen, dann geben sie mir eine Brechstange und ich mache es selbst. Verdammt ich kann hier nicht einfach rum sitzen!“, fluchte Duke und Tristan nickte zustimmend. Cullen maß die beiden jungen Männer mit einem abschätzigen Blick. Dann nickte er. “Ich stelle ihnen drei Männer zur Seite und dann können sie machen, was sie wollen! In einer Stunde sollten alle Formalitäten hier erledigt sein, bis dahin sind sie zurück!“, gab Cullen zur Antwort. Duke atmete zum ersten Mal seit Stunden erleichtert durch. -.-.-.- Ihm war kalt. Eiskalt. Joey konnte nicht glauben, was Kaiba ihm da grade gesagt hatte. Er wollte es sogar gar nicht glauben. Doch die Worte hallten immer noch in ihm nach, als ob sie in eine leere Höhle gerufen worden wären, deren Echo nicht schweigen wollte. Ihm wurde schlecht und er zwang sich krampfartig ruhig weiter zu atmen. Allerdings verlangte ihm dass auch alle Kraft und Beherrschung ab, die er noch besaß. Ich wollte, dass du versagst! So etwas konnte auch nur Seto Kaiba sagen. Aber war dem eigentlich bewusst, was er damit anrichtete? Dass er alle Bemühungen, die Joey auf sich genommen hatte in den Dreck zog? Dass er auf all den schlaflosen Nächten einen Mist gab? Dass er damit auf allen Emotionen, die Joey seit damals mit sich herum schleppte, herum trampelte und als nichtig abstempelte? Als vergebens? Joey fühlte sich schlagartig leer. Kaiba hatte ihm verbal in den Magen geschlagen und somit alle Luft aus ihm heraus gezwungen. Plötzlich hatte Joey das Gefühl nichts mehr zu sein. Nichts mehr zu bedeuten. Und es tat so weh. Die Leere fühlte sich mit immer mehr Schmerz. Verzweifeltem Schmerz, bei dem er einfach nicht mehr wusste wohin damit. Alles tat einfach nur noch weh. Joey wollte wieder bewusstlos werden. Wollte dass er umfiel und dann in seinem Bett aufwachte und feststellen konnte, dass das alles ein schlimmer Alptraum war. Doch nichts geschah. Alles was passierte, war, dass der Schmerz nur noch mehr anwuchs und ihn immer mehr vereinnahmte und übermannte. Alles was er fühlte war dieser Schmerz. Er merkte weder, dass sein Gesicht alle Farbe verloren hatte, noch dass er Kaiba mit leeren Augen anstarrte. Auch die stummen Tränen spürte er nicht. Da war nur...dieser schreiende Schmerz und diese eisige Kälte. -.-.-.- “Mr. Devlin, we gotta go back!“, rief ihm einer der Männer zu, die Cullen ihnen zur Seite gestellt hatte, doch Duke schüttelte fast wie ein trotziges Kind den Kopf und setzte das Brecheisen an der nächsten, eigentlich verschlossenen Tür an. “There are just three apartments left, at least! Cullen can wait!“, fauchte er und die Tür sprang auf. Mit einem lauten Knall prallte sie gegen die Wand im Haus und Duke betrat die Wohnung. Plötzlich hatte er ein seltsames Gefühl. Dieses Apartment wirkte anders als die unzähligen anderen, die sie schon abgesucht hatten. Bei näherem Hinsehen, konnte er erkennen, dass der Staub verwischt war. Als ob jede Menge Leute hier lang gelaufen wären und auch etwas entlang geschliffen worden war. Hastig gab er das Handzeichen und ging leise den Flur weiter entlang. Die erste Tür die er aufstieß, verbarg ein winziges Bad hinter sich. Er atmete tief durch und sah zu dem Agenten, der auf Dukes Wink hin nach ihm in die Wohnung gekommen war und auch gleich zur nächsten Tür gegangen war. Der Mann nickte Duke kurz zu und stieß die Tür auf. “We've got them!“, rief der plötzlich und Duke schoss wieder Adrenalin durch die Adern. Mit zwei Schritten war er an der Tür und erkannte wirklich die drei vermissten. Mokuba schlief auf Kaibas Schoß, der sah ihn überrascht an, doch Dukes Blick blieb auf Joey hängen. Mit leeren Augen starrte er einfach vor sich hin und stumme Tränen rannen über seine Wangen Wut mischte sich in seine Aufregung. Doch bevor er reagieren konnte sagte Kaiba von sich aus etwas. “Those responsible are in the next room!“ Der Agent stürmte direkt los und rief seinem Kollegen direkt irgendwas auf Englisch zu, was Duke grade einfach nicht aufnehmen konnte. Er spürte, wie Tristan in den Raum gerannt kam und direkt auf Joey zustürmte, doch wieder mischte Kaiba sich ein. “Auf dem Fensterbrett liegt der Schlüssel, macht uns hier los!“, befahl er harsch und Duke knurrte. “Was hast du mit ihm gemacht? Was hast du Joey angetan?“, fauchte er direkt und lief nun seinerseits auf Kaiba zu. Blinde Wut lenkte ihn und wenn Mokuba nicht in seinen Armen gelegen hätte, wäre er wohl richtig auf Kaiba los gegangen. So erntete der lediglich einen Kinnhaken. “Duke!“, Tristan hielt ihn fest, doch auch in dessen Blick lag Wut. Kaiba fasste lediglich nach seinem Kinn. Sprechen tat auch er nicht. In diese Situation kam Cullen und riss wieder das Kommando an sich. -.-.-.- Sam war völlig durch den Wind. Er hatte völlig sein Zeitgefühl verloren. Er wusste weder, wie lang er hier schon saß, noch was jetzt eigentlich grade los war. Niemand hatte sich noch bei ihm gemeldet. Er saß hier im Hotel fest und wusste einfach nichts. Die Handys waren aus, oder es ging niemand dran. Er erreichte also auch niemanden. Er lief auf und ab und suchte fieberhaft nach irgendeiner Lösung, als plötzlich die Tür aufgemacht wurde und Mathew mit einem immer noch schlafenden Noah auf dem Arm ins Zimmer kam. Sam erstarrte. Mathew sah abgekämpft und erschöpft aus. Begleitet wurde er von einem ihm unbekannten Polizisten, doch das kümmerte Sam grade wenig. “Mathew, what happened? Why does nobody call me? What’s about Noah?“, bestürmte er den größeren direkt, doch der schüttelte nur leicht den Kopf. “Sam, not now. Noah is okay. He's just sleeping. Please take care of him. I’ve got to talk to someone. I'll explain it later to you!“ Sam ließ sich eigentlich nicht gerne einfach so abspeisen, auch wenn er eine Menge Respekt vor ihm hatte, doch eigentlich herrschte auch nicht so eine Ausnahmesituation. Und eigentlich sah Mathew, oder auch Seto, wie er angeblich hieß, auch nicht so abgekämpft und müde aus. “Okay, but only one question! Where is Joey?“, fragte er trotzdem noch. Mathew stockte kurz, legte Noah dann ganz auf das Bett und richtete sich wieder auf. “He's in the hospital and stays there for tonight! He has no severe injuries, but Taylor and Devlin want to be sure. This officer will stay here with you, please do what he instructs.“, erklärte er trocken und wandte sich dann um. Sam sah ihm nach. Beobachtete, wie er dem Polizisten zu nickte, der ebenfalls nickte. Dann ging Mathew durch die Tür, Noah und ihn mit dem fremden Polizisten zurücklassend um irgendwohin zu verschwinden. Sam schluckte, bevor er sich zu Noah setzte. Er erinnerte sich daran, sich oft gewünscht zu haben einmal Teil eines Abenteuers wie in einem Film zu sein. Jetzt bereute er diesen Wunsch. -.-.-.- Es war mitten in der Nacht. Draußen war es dunkel, da der Himmel bewölkt war, war weder der Himmel selbst noch Sterne oder der eigentlich gegenwärtige Vollmond zu sehen. Hier in dieser Höhe herrschte ein starker Wind, Joey konnte ihn draußen leise pfeifen und an den Fassaden rütteln hören. Tristan hatte gesagt es sähe auch verdächtig nach Regen aus. Doch Joey kümmerte das wenig. Sein Blick ging unfokussiert aus dem Fenster. Er saß auf dem Bett und war wach. Die Ärzte hatten ihm ein Beruhigungsmittel gespritzt und ihn mit Schmerzmitteln voll gepumpt, weshalb es ihm grade eigentlich gut ging. So hatte er Duke und Tristan glaubhaft vor machen können es ginge ihm wirklich gut und das wäre alles nur der nachlassende Stress gewesen. Doch in Wahrheit hatte er einfach nur seine Ruhe gewollt. Er war sich nicht sicher, ob Tristan oder Duke oder vielleicht sogar beide nicht doch etwas ahnten, aber er hatte seine Ruhe bekommen, weshalb ihm das alles im Grunde egal war. Das was ihn jetzt beschäftigte, war seine Situation. Seine emotionale Situation. Denn plötzlich war der Druck weg. Die Polizei hatte genug Material um Pegasus und die anderen beiden für Jahrzehnte weg zu sperren. Da es sich eigentlich sogar um ein internationales Verbrechen handelte würden die Ermittlungen wohl auch recht lange dauern mit allem was dazu gehörte, sodass er sich sicher sein konnte in nächster Zeit wohl erst einmal von der Seite aus in Ruhe gelassen zu werden. In der Firma selbst sorgte Roland für alles, was getan werden musste. Duke hatte sich mit diesem in Verbindung gesetzt und alles nötige erklärt. Joey war sich fast sicher, dass Duke ihm alles erzählt hatte, doch auch das war Joey eigentlich sogar egal. Deshalb konnte er ohne schlechtes Gewissen jetzt hier in diesem Bett sitzen und aus dem Fenster starren. Aber genau dieser Punkt störte ihn grade am meisten. Denn es machte ihm irgendwie nur zu deutlich, dass im Grunde doch jetzt alles verloren hatte. Die Firma gehörte nicht mehr ihm. Wenn er die Aussage von Yamamura richtig verstanden hatte, hatte sie ihm auch nie ganz gehört und anscheinend sollte sie ihm auch nie wirklich gehören. Denn warum sonst, hätte Kaiba von ihm gewollt, dass er versagte? Bei dem Gedanken zog sich wieder ein spitzer Stich durch seine Brust und er schluckte hart. All die Monate hatte er sich krumm gemacht nur um eben das nicht zu tun. Weil er geglaubt hatte einem ihm unbekannte Erwartung erfüllen zu müssen, die ihn alles und noch mehr gekostet hatte und dann musste er sich so etwas anhören? Das er hatte versagen sollen? Dass er die Erwartung an ihn eben nicht erfüllt und alles umsonst gewesen war? Gerne hätte er Kaiba irgendwie deutlich gemacht, wie weh ihm das tat, doch ob er das wirklich wollte oder einfach nur aus Verzweiflung wollte, wusste er nicht zu sagen. So tief in seinen Gedanken verstrickt merkte er erst, dass seine Zimmertür geöffnet wurde, als der Lichtstrahl vom Flur ins dunkle Zimmer und direkt auf ihn fiel. Verdattert drehte er sich um und konnte erst gar nichts erkennen. Dann merkte er, wie jemand ins Zimmer kam und die Tür wieder hinter sich schloss. Joey rieb sich über die Augen um die blinden Flecken, die durch die Blendung entstanden waren wieder weg zu bekommen. Dann fixierte er die Person die nun vor ihm stand. Irgendwie war er schon überrascht. Andererseits irgendwie auch nicht. “Was willst du hier?“, fragte Joey völlig ruhig. Er war grade froh um die ganzen Medikamente, die ihm verabreicht worden waren. “Mit dir reden!“, antwortete Kaiba und reizte Joey doch zu einem Lachen. “Meinst du nicht, dass es dafür etwas spät ist?“ “Vielleicht!“ Joey seufzte und zog seine Beine an den Oberkörper. Ihm wurde schon wieder so schrecklich kalt. “Setz dich!“, nuschelte er und nickte zu dem Stuhl, der direkt neben seinem Bett stand und auf dem Duke bis vor einiger Zeit noch gesessen hatte. Wortlos tat der größere es sogar und Joey spürte die ganze Zeit über den Blick auf sich liegen. Nach kurzem schweigen wandte Joey dem anderen sein Gesicht zu und sah ihn an. Zwar war immer noch kein Licht im Raum, doch die Straßenlichter von Los Angeles reichten aus um Joey Kaibas Gesicht gut erkennen zu lassen. “Erklär es mir! Was hast du dir in deinem Hirn ausgedacht? Was hattest du dir eigentlich gedacht? Wie sollte ich versagen? Erklär es mir…ich verstehe es nicht!“, wisperte Joey hörbar müde auch wenn sein Blick wach und diesmal klar war. Kaiba atmete tief durch und strich sich seinerseits über seine Augen. “Ich wusste, dass du dich herausgefordert fühlen würdest und die Kaiba Corp. übernehmen würdest. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass du sie so gut weiter führen würdest. Eigentlich dachte ich, dass dir alles aus den Händen gleiten würde und die Firma nach und nach zu einem sinkenden Schiff werden würde. In solchen Fällen gibt es immer gewisse Optionen, die ein Vorstand ergreift um die Firma doch noch zu retten. Abstoßung von Tochterfirmen. Aufgabe von Abteilungen. Ich hatte nie vor, ein komplett neues Leben zu beginnen. Ich hätte es mir zurück geholt. Und die Firma auch.“ Joey lachte leise und trocken auf. “Ein Zeitspiel. Das war alles ein Zeitspiel für dich!?“, fragte er leise und Kaiba nickte leicht. “Kann man so ausdrücken.“ “Und ich hab dir dann also einen dicken Strich durch die ganze Rechnung gemacht, ja?“ Wieder nickte Kaiba und wieder lachte Joey auf, diesmal freudlos. “Tja, unterschätze niemals einen Joey Wheeler!“, hauchte er leise und drückte sein Gesicht in seine Knie. Ihm war so kalt. So fürchterlich kalt. “Whe-“ “Jetzt kannst du ja wieder ganz normal weitermachen! Dadurch, dass du wieder da bist, wird der Umsatz bestimmt noch wesentlich mehr steigen. Ich wünsch dir viel Glück!“, flüsterte Joey und wickelte seine Arme um seine Beine. Ihm war so schrecklich kalt. “Wheeler...die Firma gehört mir nicht mehr.“, sagte Kaiba leise und Joey riss erschrocken den Kopf hoch. “Wa-Was? Aber...wie...dass...“, stammelte er und reizte Kaiba zu einem minimalen Lächeln. Es war kein Grinsen. Es war ein Lächeln. “Was auch immer Pegasus und die anderen Idioten dazu bewogen hat zu glauben, dass ohne meine Unterschrift nichts geht. Es stimmt nicht. Ich habe damals alle Vollmachten und Besitzrechte an dich überschrieben. Du bist immer noch der CEO.“, erklärte er und Joey wurde schlecht. “Und was ist wenn ich das gar nicht will?“, warf er direkt ein. “Was ist, wenn ich es gar nicht will? Wenn ich mich weigere? Wenn ich sie einfach aufgebe?“ Stille. Joey starrte Kaiba an und der starrte zurück. Überrascht. Ungläubig. Irritiert. “Wieso?“, fragte er dann und Joey lachte trocken auf. “Wieso? Jetzt fragst du mich wieso? Kaiba, ich wollte sie nie! Ich hab das alles nie gewollt! Ich habe nie davon geträumt, diese Verantwortung zu tragen. Du hast mir all das einfach auf's Auge gedrückt. Du hast einfach veranlasst ich soll das alles bekommen. Ohne eine Begründung oder Vorkehrungen wie ich das alles machen soll und schaffen soll und leiten soll. Was du von mir erwartest und wie die ganze Scheiße eigentlich funktioniert und dann darf ich mir auch noch anhören, dass du eigentlich von mir erwartest, dass ich versage…Weißt du wie scheiße ich mich grade fühle?“ Es brach hervor. Plötzlich fühlte er wieder diesen stechenden Schmerz, der eigentlich von den Medikamenten betäubt worden war. Er setzte sich auf und starrte Kaiba direkt an. “Du ahnst nicht, was ich in den letzten Jahren deinetwegen durch gemacht habe! Du weißt gar nichts!“, schrie er plötzlich und Kaiba stand auf. “Wheeler, beruhig dich, du-“ “Mich beruhigen? Ich soll mich beruhigen“, kreischte er hysterisch und kletterte vom Bett. Er tapste mit wackligen Beinen auf Kaiba zu und beschimpfte ihn dabei. “Du Arschloch. Du verdammter Penner. Du arrogantes Arschloch! Du nichts wissender Idiot! Du hast mir weh getan! Ich werde mich nicht beruhigen! Ich werd dir sagen, was du mir angetan hast!“, schrie er Kaiba entgegen und holte zum Schlag aus. Dass Kaiba den abfing und sein Handgelenk festhielt, störte ihn weniger. Auch das der zweite Schlag mit der anderen Faust ins Leere ging. “Du kratzt einfach ab und lässt mich dabei auch noch zu sehen! Gibst mir dann auch noch deine Firma und ich soll sie dann plötzlich weiter führen. Nicht genug, dass diese verdammten Paparazzi mein eh schon beschissenes Leben dann plötzlich auseinander pflügen und-und meine Schwester belagern, nein ich soll auch noch dafür sorgen, dass die Firma nicht untergeht, während die Aktien immer weiter fallen. Hätte ich nicht die Idee mit dem Videospiel gehabt, dann wäre dein Plan aufgegangen, du Trottel. Ist dir eigentlich klar, was du angerichtet hast? Was du vor hattest? Du wolltest mich zu dem Verantwortlichen machen, der die Kaiba Corp. in den Ruin gewirtschaftet hat! Vor allen! Vor den ganzen. verdammten. Welt! Du Arschloch!“ Joey schluchzte auf. Er zitterte und schrie Kaiba an. Es tat so weh. Ihm war so kalt. “Ich musste meine Lehre zum Koch aufgeben. Ich musste meine Schwester auf ein Internat schicken, weil sie plötzlich nicht mehr sicher war. Ich musste auf einmal Tag und Nacht lernen, damit deine Firma nicht doch noch abstürzt. Dann musste ich Tag und Nacht arbeiten. Mich bei Leuten beliebt machen, die ich vorher und jetzt immer noch nicht ausstehen konnte und kann. Plötzlich drehte sich alles um mich und jeder wollte etwas von mir und ich wusste aber ganz genau, dass es nicht um mich sondern nur um das ging, was ich plötzlich hatte. Ich konnte nicht mehr mit meinen Freunden einfach nur durch die Stadt gehen. Ich konnte gar nichts mehr. Ich war einfach nicht mehr ich! Ich bin nicht mehr ich und alles nur wegen dir und deiner beschissenen Firma! Alles nur weil ich...“ Joey brach ab. Sein schluchzen erstickte seine Stimme. Der innere Schmerz drohte ihn zu überwältigen. Joey konnte nicht mehr. Er war erschöpft. “Und-Und dann...und die ganze Zeit bleibt diese eine Frage. Die Frage, die du mir nie irgendwie beantwortet hast. Wieso ich? Und-Und du...Du sagst dann ich hätte versagen sollen? Ich wusste die ganze Zeit nicht was du von mir wolltest. Und aus lauter Angst hab ich einfach weiter gemacht. Ich...Ich wollte nicht, dass die Corporation aufgelöst wird. Dass ihr in Vergessenheit geratet. Dass ihr Statistik werdet. Ich wollte nicht, dass die anderen vergessen. Ich wollte nicht, dass alles kaputt geht. Und dann sagst du mir, dass genau das passieren sollte...scheiße...das ist so unfair...das ist gemein. Das ist grausam!“ Joeys Beine gaben nach. Er hatte keine Kraft mehr. Nicht ein Fünkchen Kraft. Von Schluchzern geschüttelt ging er in die Knie und kniff die Augen zusammen. Dass er nicht völlig auf den Boden sank, lag allein daran, dass Kaiba immer noch seine Handgelenke festhielt. “Warum?“, fragte der nun leise. “Warum hast du das alles gemacht, wenn du es nicht wolltest?“, fragte er leise und Joey schluchzte nur stärker. “Weil...Weil ich dich...ich konnte dich nie ausstehen. Deine blasierte Art…deine Arroganz. Ich konnte sie nicht ausstehen. Aber...ich habe dich nie wirklich gehasst.“, presste er zwischen den Schluchzern hervor. Wie geschlagen zuckte Kaiba zusammen. “Ich...habe dich nie wirklich gehasst. Ich kann dich immer noch nicht wirklich ausstehen...aber...ich hasse dich nicht...ich hasse dich einfach nicht und genau das...hab ich...hab ich aber gesagt...genau das!“ Wie ein Film lief Kaiba die Situation, die Joey meinte, vor dem inneren Auge ab und ihm wurde schlecht. “E-Es tut mir Leid.“, flüsterte Kaiba und sah wieder zu dem zitternden Bündel Mensch herunter, der einmal Joey Wheeler gewesen war. Jetzt schien nichts mehr von diesem Menschen übrig geblieben zu sein und das war seine Schuld. Weil er nicht richtig geplant hatte. Weil er sich gründlich verrechnet hatte. Weil er vergessen hatte, dass sie keine Computer sondern Menschen waren. Weil er Joey Wheeler unterschätzt hatte. Kapitel 16: Fin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)