Shadow of the Black Cat von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 17: Alte Gewohnheiten... -------------------------------- Trains Worte hallen in der Totenstille des Raumes wider. Während die anderen Anwesenden erstarrt zu sein scheinen, ballt Shiki wütend die Fäuste. „Was soll der Schwachsinn! Was sollte Black Cat davon haben, nach all der Zeit plötzlich seine Meinung zu ändern und sich uns anzuschließen? Creed, hörst zu mir überhaupt zu?!“ Creed fixiert Train mit einem zufriedenen Lächeln, offensichtlich begeistert von diesem plötzlichen Situationswechsel. Von Creeds Schweigen scheinbar noch provoziert, geht Shiki einige Schritte auf Train zu. „Na los, spuck's aus! Was hast du wirklich vor?“ Train blickt unbeeindruckt auf die kleine Gestalt vor sich herab und zuckt resigniert die Schultern. „Ganz einfach. Wir haben dasselbe Ziel... Genau wie ihr, will ich Chronos loswerden, das ist alles...“ Creed stößt ein schallendes Lachen aus und schlendert mit ausgebreiteten Armen in die Mitte des Raumes. „Perfekt! Das ist einfach zu perfekt! Ich wusste das es nur eine Frage der Zeit ist, bis du endlich zur Vernunft kommst, Train!“ „Aber Creed, er-...“ Creed wirft Shiki einen tödlichen Blick zu, der diesen einige Schritte zurückweichen lässt. „Wag es nicht mir diesen Moment zu ruinieren, Shiki... Es sei denn du bist darauf aus noch heute dein Leben zu verlieren...“ Train tritt gelassen zwischen die beiden. „Kein Grund gleich so aus der Haut zu fahren... Also was ist jetzt? Sind wir Partner, oder nicht?“ Er nimmt die rechte Hand aus seiner Hosentasche und streckt sie Creed entgegen. Creed fixiert ihn einen Moment, doch Train hält seinem bohrenden Blick stand. Als er schließlich einschlägt, um den Deal offiziell zu machen, geht ein kalter Schauer durch Trains Inneres, doch er hält seine Fassade aufrecht und seine Augen zeigen keinerlei Regung, nur den gleichen undurchschaubaren, kalten Ausdruck. „Jetzt wo wir zusammenarbeiten... willst du uns nicht deinen Plan verraten, Train? Ich bin mir sicher du bist nicht unvorbereitet hierher gekommen...“ Train grinst ihn wissend an. „Was würdest du sagen, wenn ich dir die Chronos-Ältesten auf einem Silbertablett servieren könnte..?“ „Ich denke ich wäre... interessiert...“ „Es gibt nur eine Bedingung... Deine kleinen Freunde hier, sind in diesem Plan nicht vorgesehen... Wir machen das allein... wie in den guten alten Zeiten...“ Ein empörtes Gemurmel erhebt sich im Raum, einige der Apostel sind bei Trains Worten angriffslustig aufgesprungen. Creed gebietet ihnen mit einem ernsten Blick zu schweigen. „Ich fürchte du musst mit deinem Plan etwas mehr ins Detail gehen, Partner...“ Bei dem Wort Partner geht erneut ein leichtes Schaudern durch Train, doch er ignoriert es. „Euer Problem war es, dass ihr immer den offenen Kampf mit Chronos gesucht habt... Die Numbers sind keine einfachen Gegner, doch sie haben eine große Schwachstelle... Sie gehorchen blind den Befehlen der Ältesten...“ Er lehnt sich entspannt an das Ende des Treppengeländers und blickt in die Runde. „Wenn man Chronos Kern zerstört, zerbricht der Rest von ganz allein... Aber um an Chronos Schwachstelle heranzukommen, nützen offene Attacken rein gar nichts... Man muss sie aus dem Hinterhalt angreifen... Chronos muss bereits am Boden liegen, bevor sie überhaupt merken, dass sie fallen! Eine Organisation, die aus den Schatten heraus agiert, kann man nur so bezwingen... Mit den Methoden eines Profikillers...“ Ein dichter Mantel aus Schweigen hat sich über alle Anwesenden gelegt. Lediglich Creed gelingt es nicht ganz seine Begeisterung zu verbergen... „Das heißt, wir werden Chronos infiltrieren... und sie von Innen heraus zu Fall bringen... Und um das zu erreichen, sind wir beide völlig ausreichend... Also, was sagst du Creed?“ Creed grinst ihn mit funkelnden Augen an, was eine Antwort im Grunde überflüssig macht. Train konnte ihm schon bei den ersten Worten ansehen, dass er angebissen hatte. „Ich wüsste keinen besseren Weg, Chronos zu vernichten...“ Train wendet sich zufrieden an den Rest der Anwesenden. „Ihr habts gehört, Leute. Sieht aus als werdet ihr nicht gebraucht...“ Als Trains Blick mit einem kalten Lächeln auf Shiki ruhen bleibt, kann er die Welle aus Hass die ihm entgegengeschleudert wird fast schon physisch spüren. Auch die anderen Apostel nähern sich ihm bedrohlich, noch immer zu geschockt über seine Dreistigkeit um überhaupt etwas zu erwidern. Trains Lächeln wird noch etwas breiter, als er beschließt noch einen Schritt weiter zu gehen. „Ihr solltet euch nichts vormachen... Im Vergleich zu mir seid ihr alle noch blutige Anfänger...“ Von seinen Augen geht ein bedrohliches Glitzern aus, als er herablassend in die Runde blickt. „... Glaubt nicht ich wäre aus der Übung nur weil ich ein paar Wochen nicht ganz bei der Sache war...“ Er zückt mit einer langsamen Handbewegung seine Hades und streicht mit einem Finger beiläufig über die goldene Verzierung am Lauf der Waffe. „...Ganz im Gegenteil... Ich denke, mal wieder etwas Blut zu sehen, wäre jetzt genau das Richtige für mich...“ Blitzschnell, bevor irgendwer reagieren könnte, richtet er die Pistole auf Shiki. „Wenn jemand von euch Amateuren noch was zu sagen hat, dann soll er ruhig vortreten...“ Die Apostel scheinen für einen Moment wie gelähmt. Selbst Shiki wagt es nicht sich zu rühren, und starrt Train stattdessen nur eiskalt an. Train lässt nach ein paar Sekunden seine Waffe sinken, steckt seine Hände wieder entspannt in die Hosentaschen und wendet ihnen gelangweilt den Rücken zu. „Dacht ich mir... Es ist besser wenn ihr Amateure Chronos einem richtigen Killer überlasst...“ Durch Shikis zu Fäusten geballte Hände läuft ein leichtes Zucken. Es sind nicht nur Trains Worte, die ihn bis aufs Blut reizen... die Tatsache, dass er ihm, in vollkommener Verachtung seiner Fähigkeiten, so offensichtlich den Rücken zudreht und ihm so zu verstehen gibt, dass er nichtmal mit dem Überraschungsmoment auf seiner Seite einen einzigen Treffer gegen Train landen könnte, provoziert Shiki noch um ein vielfaches mehr. Für einen kurzen Moment überwiegt seine Wut, sein sonst eher vernünftiges Wesen. Mit einer blitzschnellen Handbewegung und einigen gezischelten Worten einer anderen Sprache, beginnt seine rechte Hand zu glühen und bildet einen lodernden Feuerball, der im nächsten Moment mit einem unglaublichen Speed auf Trains völlig ungedeckten Rücken zurast. Die Kugel wird auf halber Strecke von einem kaum sichtbaren Schwertschwung erfasst und innerhalb eines Herzschlages in zwei Teile zerschlagen, die sich sofort wie leuchtender Rauch in der Luft auflösen. Creed lässt sein Kotetsu mit einer fließenden Bewegung kreisförmig durch die Luft gleiten, während die unsichtbare Klinge im Bruchteil einer Sekunde die Form eines riesigen, schwarzen Schwertes annimmt,das eine ungewöhnlich bedrohliche Aura auszustrahlen scheint. Die eben noch angriffslustigen Apostel weichen etwas zurück. Creed betrachtet sie herablassend. „Tut mir wirklich Leid, aber es sieht so aus als wäret ihr nun wirklich überflüssig... was heißt, es gibt auch keinen Grund mehr für mich euch nicht zu töten. Ich hoffe ich habe mich deutlich genug ausgedrückt.“ Train wendet sich wortlos von ihnen ab und geht gelassen auf die große Metalltür am anderen Ende des Raumes zu. Für den Moment ist er froh einen Grund zu haben, nicht in Creeds Richtung sehen zu müssen, denn das kaum merkliche, zufriedene Grinsen auf seinem Gesicht zu verbergen fällt ihm ungewohnt schwer. Creed lässt sein Katana wieder in der Schwertscheide an seinem Gürtel verschwinden und blickt Train mit funkelnden Augen nach. „Wo gehst du hin?“ „Wohin schon? Wir statten Sephiria einen kleinen Besuch ab.“ „Sephiria, he? Schätze es gibt einen Grund, warum Number I zuerst auf unserer Liste steht...nicht wahr?“ Creeds Versuch einen Blick auf Trains Mimik zu werfen scheitert kläglich, als dieser die Tür aufreisst und, leise vor sich hinmurmelnd, nach draußen in die kühle Morgenluft tritt. „Es gibt da allerdings einen Grund...“ Als hinter Creed die schwere Metalltür mit einem lauten Schlag ins Schloss fällt, bleibt in dem großen Raum nur noch eiskalte Stille zurück, durchzogen von einem Schleier Aggression, der die Luft mit einer elektrischen Spannung zu vergiften scheint... Train ignoriert das schwarze Motorrad, das er vor dem Gebäude abgestellt hatte und biegt schweigend in die nächste spärlich erleuchtete Seitenstraße ein. „Wir müssen uns beeilen, wenn wir rechtzeitig an dem Treffpunkt ankommen wollen.“ Creed bleibt verwirrt neben der Maschine stehen. „Warum laufen wir, wenn wir es so eilig haben?“ „Es ist kaputt.“ „Was? Es sieht nicht gerade kaputt aus....“ Train dreht sich energisch um, geht genervt zu dem Motorrad zurück und gibt der Maschine einen gezielten Tritt, sodass sie umfällt und geräuschvoll auf dem Betonboden aufschlägt. „Wie gesagt, es ist kaputt.“ Er lässt den enttäuscht dreinblickenden Creed zurück und geht wütend vor sich hinmurmelnd voraus. „...Mit diesem Spinner auf einem Motorrad... so weit kommt's noch... ich fass es nicht....“ „Hast du was gesagt, Partner?“ „Nein!“ David Carlson ist schlecht gelaunt. Wie immer steht er am hinteren Tor des großen Anwesens im altjapanischen Stil und lauscht wortlos dem leisen Plätschern des kleinen Wasserfalls, der zusammen mit dem Koi-Teich das Zentrum des einige Quadratmeter großen Gartens bildet. Ansonsten ist es um ihn herum annähernd lautlos. Dank der Lage am Stadtrand, direkt am Fluss, ist dieses eine Fleckchen geradezu eine Ruheoase, zwischen dem Lärm des Großstadtrummels. Doch dieses ruhige, immer gleiche Geräusch fließenden Wassers verstärkt seinen Ärger noch und er rückt energisch die dunkle Schusswaffe in seinem Halfter zurecht. David denkt an die Anfangszeit seines neuen Jobs zurück, als er es noch als spannend und gefährlich betrachtet hatte, das private Grundstück eines hochrangigen Mitglieds von Chronos zu bewachen. Nach mehr als sechs Monaten immer ruhigen Herumstehens hatte er von dem vermeintlich aufregenden Job allerdings gestrichen die Nase voll. Ein bitteres Lachen bringt die harte Schutzweste auf seiner Brust in Bewegung, als er darüber nachdenkt. Die schlichte Wahrheit ist nämlich, dass er den unnötigsten Posten auf der Welt bekleidet. Er bewacht eine Person, die wahrscheinlich in keinem Szenario, dass er sich vorstellen könnte, seinen Schutz bräuchte... Traurigerweise, wäre er, falls denn tatsächlich einmal jemand dumm genug wäre, ein Attentat auf Chronos Nummer I zu verüben, vermutlich eher im Weg, als Sephiria tatsächlich zu helfen. Es ist für einen Mann mit seinem Ausbildungsgrad wirklich erbärmlich, aber er weiß selbst, dass es wahr ist. Trotzdem wäre es für ihn die reinste Erfüllung, wenn denn endlich einmal etwas passieren würde. Denn wie jede Nacht in dem letzten halben Jahr verbringt David Carlson die ewigen letzten Stunden seiner Wache damit, darauf zu hoffen, dass endlich einmal etwas passierte, das ihn aus seinem lahmen Alltagstrott herausreisst... Dass dies gerade heute, in den ersten tristen Morgenstunden, einer wie immer ereignislosen Nacht passieren würde, hätte er nicht erwartet. Vor allem aber, hätte er nicht erwartet, dass dieses Ereignis von einem kaum hörbaren Klingeln eingeläutet werden würde. Dem leisen Geräusch, dass ihn an das Klirren der metallenen Anhänger am Halsband seines Hundes erinnert, folgt ein plötzlicher Schauer, der seinen ganzen Körper durchläuft, als ein eiskalter Pistolenlauf seine Schläfe berührt. Obwohl er diese Situation bereits in hundert Trainingseinheiten simuliert hatte, schafft er es nicht, auch nur einen Muskel zu rühren. Die Aura, die seinen stillen Angreifer umgibt, scheint ihn förmlich zu lähmen. „Nur keine Panik... Ich töte dich schon nicht... Ich bin nur hier um Sephiria ein kleines Geschenk vorbeizubringen...“ David bemerkt überrascht, dass die leise Stimme neben ihm ungewohnt jung klingt und wagt es, dank dieser Erkenntnis, der Person neben sich den Kopf zuzuwenden. Für einen Moment blickt er direkt in ein paar ernster, gelbgoldener Augen, die ihn eindringlich fixieren, während der dunkelhaarige junge Mann, der ihm noch immer seine auffällige glänzende Pistole an den Kopf hält, ihm mit beinahe lautlosen Worten zuflüstert. „Manchmal ist es das beste einfach liegen zu bleiben... merk dir das...“ Bevor David auf diese, für ihn völlig unsinnigen Worte antworten kann, lässt ihn ein lautes Kichern zusammenzucken. „Du hast es wirklich eilig, was Train... Ich muss sagen, mir gefällt dein Eifer...“ Obwohl David Carlson nur ein unwichtiger Torposten, also eines der kleinsten Lichter Chronos', ist, erkennt er den großen, schlanken Mann, der aus dem Dickicht hervortritt sofort. „Cr..Creed Diskenth...“ Creed sieht gut gelaunt auf ihn hinab. „Ein Fan, wie ich sehe... wie wärs mit einem Autogramm..?“ Seine Hand wandert mit jedem Schritt, den er auf den Security zugeht näher an den Griff seines Schwertes heran und ein breites Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. „Lass ihn, Creed.“ Mit scheinbar eingefrorenen Gesichtszügen wandert Creeds Blick auf Train, als er jedoch das dunkle Funkeln in dessen Augen entdeckt, scheint sein Argwohn sofort im Keim zu ersticken. Train greift grob nach dem Kragen des Uniformierten und setzt den Lauf seiner Waffe direkt auf der Naht der Schutzweste an. „Ich bin etwas aus der Übung, also ist doch nur fair, wenn ich den hier als kleine Aufwärmung bekomme...“ Davids Herz schlägt mit einer solchen Geschwindigkeit in seiner Brust, das er nichts anderes tun kann, als sein eigenes,bleiches Spiegelbild in den Augen seines Gegenübers anzustarren und so entgeht es ihm nicht, dass in dem Moment, indem sich der Schuss, durch das direkte Aufliegen auf seinem Körper gedämpft, in sein Fleisch bohrt, ein leichtes Lächeln über die Züge des Schützen flackert. David hatte es in seinem Leben schon mit vielen gefährlichen Typen zu tun gehabt und die meisten von ihnen hatten ebenfalls versucht ihn umzubringen... Aber er konnte sich nicht daran erinnern, bei einem von ihnen je einen solch zufriedenen, ja fast schon belustigten Gesichtsausdruck gesehen zu haben... David spürt wie der pochende Schmerz sich rasend von der Wunde auf seinen ganzen Körper zu verteilen scheint. Als der dunkelhaarige seinen Kragen loslässt, sackt er augenblicklich auf dem Boden zusammen. Er schließt die Augen, um das Stechen, das die Steine unter seinem Rücken verursachen auszublenden, als einige Worte durch seinen Kopf wandern. Manchmal ist es besser einfach liegen zu bleiben... Dieser Rat kam ihm jetzt in der Tat sehr hilfreich vor... Während er unterbewusst noch bemerkt, dass die zwei Personen sich auf das Tor zubewegen, beschließt David Carlson an diesem tristen Morgen, diesem einen Rat zu folgen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)