Shadow of the Black Cat von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Erinnerungen der schwarzen Katze -------------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 13 Erinnerungen der schwarzen Katze „Train, du hast gehört was der Doktor gesagt hat, oder?“ Train nickt Sven zu, der mit einem kleinen schwarzen Kasten, aus dem zwei Antennen ragen, auf ihn zurennt. „Wir sollten sie von zwei Seiten einklammern, und sie dann irgendwie festhalten...“ Während Eve noch immer auf Train einzustechen versucht, schleicht Sven sich von hinten an sie ran. Train behält die Bewegungen seines Partners genau im Auge, um Eves Angriffe so zu parieren, dass Sven ein möglichst leichtes Spiel hat. Doch während Eve mit kaum verminderter Geschwindigkeit kämpft, spürt Train wie ihm jede Bewegung schwerer fällt. Sein ganzer Körper fühlt sich ungewohnt schwer an und obwohl er hektisch nach Luft schnappt hat er das Gefühl als würde er ersticken. Er kann seine Umgebung schon nur noch verschwommen wahrnehmen, und seine Ausweichmanöver gelingen ihm nur dank seiner Jahrelang antrainierten Reflexe. Gerade als er Sven nach Eves Arm greifen sieht, gerät er ins Straucheln und landet unsanft auf dem harten Waldboden. Er blickt auf und sieht wie Eve sich im letzten Moment umdreht und nach Sven ausholt, der blitzschnell den einzigen Knopf auf dem Apparat drückt, wodurch ein rotes Licht aufflammt. Train versucht sich noch einmal aufzurappeln, doch sein Körper will sich nicht bewegen... Stattdessen hat er nur den metallischen Geschmack von Blut im Mund. Er sieht wie Sven krampfhaft Eves Arme festhält, als diese plötzlich ein drittes Schwert aus ihren Haaren formt, das auf Sven zurast. Der denkt jedoch nichtmal daran Eve jetzt loszulassen, auch nicht als die Klinge seine Schulter durchbohrt. Train sieht gerade noch, wie sich der weiße Anzug seines Partner langsam rot färbt, bevor alles um ihn herum schwarz wird... Er erwacht mit einem gequälten Stöhnen. Müde öffnet er die Augen, verdeckt sie aber sofort wieder mit seinem linken Arm, als die grellen Sonnenstrahlen, die das Zimmer durchfluten unangenehm auf seine Pupillen treffen. Völlig reglos bleibt er einige Minuten in dieser Position liegen. Nach und nach dringt auch der monoton pochende Schmerz in seiner Brust und seinem rechten Arm in sein Bewusstsein. Von irgendwo her ist ein lautes Krachen zu hören, wie zersplitterndes Porzellan, gefolgt von einigen Flüchen... Train lässt seinen Arm erschöpft von seinem Gesicht gleiten und sieht sich um. Er kennt den Raum in dem er sich befindet nicht, doch aufgrund des Erste-Hilfe Kastens neben seinem Bett und seiner ordentlich auf dem Nachtisch platzierten Hades, geht er davon aus, dass es sich um eines von Svens Verstecken handeln muss. Mühsam hebt er seinen rechten Arm und betrachtet seine Hand. Die Schnittwunden sind mit einem dicken Duck-Verband versorgt, genau wie sein schmerzendes Handgelenk. Sogar jeder einzelne Finger ist verbunden, und als er vorsichtig versucht sie zu einer Faust zu krümmen, muss er schmerzhaft feststellen, dass das nicht Grundlos der Fall ist... Er versucht sich daran zu erinnern was auf der Lichtung passiert ist... Er und Sven hatten versucht Eve Bewusstsein mithilfe des Senders zurückzuholen... sie hatten sie von zwei Seiten umstellt... und dann... Train fährt geschockt auf, sodass ein stechender Schmerz durch seine Brust schießt und ihm für einen Moment den Atem raubt. Er sammelt sich kurz und schlägt dann hektisch die weiche Decke seines Bettes beiseite. Mühsam richtet er sich auf und schleppt sich zur Tür. Gerade als er die Hand auf den goldenen Türgriff legen will, bewegt dieser sich von selbst nach unten und die schwere Holztür wird von der anderen Seite nach innen aufgestoßen, sodass Train die metallene Klinge in den Bauch, und die raue Holzoberfläche an den Kopf gerammt wird. Als die kleine blonde Gestalt in den Raum tritt, liegt Train laut fluchend auf dem Rücken, unsicher welche Stelle seines Körpers im Moment am meisten schmerzt. „Du bist selbst schuld wenn du in deinem Zustand schon im Zimmer herumläufst, Train!“ Er erkennt den nörgelnden, belehrenden Tonfall in der Stimme des Mädchens sofort, und setzt sich grinsend auf. „Prinzesschen!“ Bevor Eve die Gelegenheit hat auszuweichen, hat er sie bereits in einer stürmischen Umarmung gefangen, wobei er mit einer Hand ihre ordentlich gekämmten, langen Haare völlig durcheinander bringt. Mit einem empörten Blick, stößt sie ihn von sich weg und funkelt ihn wütend an. „Tu... das... nie wieder, Train! Hörst du? NIE WIEDER!“ Trains Grinsen wird noch etwas breiter, als sie sich schnell umdreht, um die Tür zu schließen, nur damit er ihre leicht geröteten Wangen nicht sehen kann. Plötzlich fällt ihm wieder ein, warum er überhaupt so Hals über Kopf zur Tür gerannt war. „Was ist mit Sven? Geht’s ihm gut?“ Eve sieht ihn mit einem schuldbewussten, traurigen Gesicht an, bevor sie leise antwortet. „Er lebt, wenn du das meinst.... aber er wird wohl noch ein paar Wochen brauchen bis er wieder ganz fit ist... Ich hab ihm diemal viel ärger bereitet...“ Die Augen des Mädchens glänzen leicht und sie fixiert verkrampft den Teppichboden vor ihren Füßen. Gerade als Train den Mund öffnet, um sie etwas aufzumuntern, ertönt erneut ein durch Mark und Bein gehendes, klirrendes Geräusch. Eves Gesicht verzieht sich zu einem angriffslustigen Funkeln, bevor sie die Tür aufreisst und wutentbrannt nach draußen stapft. Train bleibt leicht verwirrt zurück. Als er sich wenig später die Treppe heruntergequält hat, entdeckt er Eve, die leise vor sich hingrummelnd einige Scherben, die wohl mal ein Teller gewesen sind, zusammenkehrt. „Sag mal, Prinzesschen... wenn Sven so schwer verletzt ist, wie kommen wir dann hier her? Sag nicht, dass du ganz allein-...“ Eve wirft ihm einen giftigen Blick zu und deutet mit ausgestrecktem Arm richtung Küche. „Dieses Mädchen hat mir geholfen euch hier herzubringen... sie war es auch, die sich um eure Wunden gekümmert hat... Zuerst dachte ich, sie wäre eine von Creeds Leuten, aber sie hat darauf bestanden mir zu helfen... und letztlich hätte ich es ohne ihre Hilfe wohl auch nicht geschafft...“ Ihre letzten Worte unterstreicht Eve mit einem Gesichtsausdruck, als hätte sie sich eben selbst ein Messer in den Rücken gestoßen. Train blickt in die Küche und entdeckt Kira, die damit beschäftigt ist Teller zu spülen. Doch wirklich erkennen kann er sie erst auf den zweiten Blick. Ohne ihre viel zu große Uniform sieht sie wie ein ganz anderer Mensch aus... Sie trägt Jeans und ein hautenges schwarzes Top. Lange dunkle Haare, die vorher unter der grauen Kappe ihrer Uniform versteckt waren, fallen leicht gewellt über ihren Rücken. Gerade als Train sie begrüßen will, rutscht ihr einer der nassen Teller aus der Hand und landet in dem mit Spülwasser gefüllten Waschbecken. Die Wasserspritzer erstrecken sich über die ganze Wand, und sogar den Boden. Laut fluchend tastet Kira unter der dichten Schicht aus Schaum, nach den Überresten des Tellers. „So geht das schon seit drei Tagen... sie mag vielleicht gut darin sein, Wunden zu versorgen, aber in Sachen Haushalt ist sie eine Katastrophe...“ Train wendet sich erschrocken zu Eve um, die plötzlich wie aus dem Nichts an seiner Seite aufgetaucht ist. Sie starrt mit resigniertem Gesicht zu Kira hinüber, während sie an Train gewandt mit faszinierter Stimmer fortfährt, so als würde sie ihm die Fakten über ein seltsames Tier, das sie die letzten Tage erforscht hat, herunterbeten. „Egal was sie anfasst, solange es zerbrechlich ist, schafft sie es auch es zu zerstören... Ich glaube nichtmal, dass sie es mit Absicht macht... Es ist wie in einem Buch, das ich mal gelesen habe... nur dass ihre Hand nicht alles in Gold verwandelt,... sondern in einen Haufen Scherben...“ Kira scheint Eves monotonen Singsang gehört zu haben, denn sie wendet sich mit einer entschuldigenden Verneigung um. „Tut mir wirklich leid, Eve. Ich habs schon wieder getan... Ich werd ganz sicher dafür aufkommen, wenn ich erst-...“ Als sie Train entdeckt, stoppt sie mitten im Satz und lächelt ihn überglücklich an. Eine Woche später... Train stößt ein gelangweiltes Seufzen aus, während er müde dreinblickend durch die altmodische Innenstadt schlendert. Hin und wieder hält er inne, um in einen der kleinen Läden hineinzuspähen, in der Hoffnung etwas Essbares ausfindig zu machen. Allmählich verlieren sich die Geschäfte aber und weichen mehr oder weniger verlassenen Gassen. Normalerweise wäre er wohl einfach wieder umgekehrt, und hätte es am anderen Ende der Kleinstadt versucht, aber die Gegend in die er hier geraten war, kam ihm aus irgendeinem Grund seltsam vertraut vor. Je weiter er richtung Osten geht, desto dreckiger und schmaler werden die Gassen. Neben einem rundlichen alten Hauseingang bleibt er stehen. Er starrt auf die verwitterte Wand neben dem Eingang, wo nur einige wenige Putzreste an die einst helle Fassade erinnern. Am grauen Himmel ist das weit entfernte Grollen eines Donnerschlags zu hören, als die ersten Tropfen des längst überfälligen Sommergewitters auf den trockenen Boden treffen. Die wenigen Menschen die sich noch in der Gegend befinden, eilen hektisch durch die Straße und verschwinden nach und nach in diversen Hauseingängen, während der stetig zunehmende Regen allmählich Trains Kleidung durchnässt und von seinen Haaren tropft. Ein greller Blitz zuckt über den Himmel und taucht die Umgebung für den Bruchteil eines Moments in helles, glänzendes Licht... Alles um ihn herum wirkt für eine Sekunde wie in metallisches Silber gegossen... Wie das silberne Glänzen eines Pistolenlaufs... Der Regen prasselt gleichmäßig auf den grauen Betonboden und lässt ihn fast schwarz erscheinen. Einige Kinder rennen an ihm vorbei, springen in die gerade erst entstandenen Pützen und versuchen sich gegenseitig nasszuspritzen. Sie scheinen etwa in seinem Alter zu sein. Zehn, vielleicht elf Jahre. Er geht langsam an ihnen vorbei, seinen aufgespannten tropfenden Schirm lässig auf eine Schulter gelehnt. Seine katzengleichen, goldenen Augen folgen aufmerksam jeder ihrer Bewegungen. Aber er würde nie auf die Idee kommen sich ihnen anzuschließen... Er kann sich kaum vorstellen, an solchen kindischen Spielen noch gefallen zu finden... er hat Wichtigeres zu tun... Auch wenn es hart ist, aufgeben kommt für ihn nicht in Frage... er wird immer weiter machen... so wie er es immer getan hat. Er hatte die Chance sich zu entscheiden, und er hat sich entschieden weiterzuleben, egal was es kostet oder wie hart es ist... Solange er sein Ziel vor Augen hat, wird er weitermachen... Ein Mädchen mit langen blonden Zöpfen springt in eine tiefe Wasserlache direkt neben ihm. Seine Schuhe und ein Hosenbein werden völlig durchnässt, doch dank seiner schnellen Reflexe bleibt die braune Papiertüte in seinem Arm unversehrt. Das Mädchen murmelt ihm eine Entschuldigung zu, bevor sie sich wieder zu ihren Freunden gesellt. Er sieht ihr schweigend hinterher. Er biegt in die kleine Gasse ein, die er vor nur wenigen Wochen zum ersten Mal gesehen hat... Er hat erst seit kurzem die Erlaubnis das Haus zu verlassen, um kleine Aufgaben, wie Einkaufen zu erledigen... Er ist sich nicht ganz sicher, ob das wirklich eine für ihn positive Entwicklung darstellt, schließlich könnte es einerseits bedeuten, dass Zagine eine Art Vertrauen zu ihm Entwickelt hat, oder aber, dass er ihn immernoch so weit unterschätzt, dass er ihm nichtmal einen Fluchtversuch zutraut... dass er ihn immernoch für so schwach hält... Aber im Grunde ist es wahr, er würde nicht fliehen, obwohl er in letzter Zeit einige wirkliche Chancen gehabt hätte... Anfangs hatte er jede Gelegenheit genutz, hatte sogar mehrere amateurhafte Versuche gestartet, Zagine zu töten... Aber er weiß inzwischen selbst, dass er im Grunde nie auch nur den Hauch einer Chance gehabt hatte. Doch seit einiger Zeit hatte sich das Blatt gewendet, er hatte sogar das Gefühl, Zagiene würde ihm absichtlich Gelegenheiten zur Flucht verschaffen... als wollte er ihn testen. Doch er hat in den letzten Wochen zu viel gelernt, als dass er jetzt einfach aufhören könnte. Er war stärker geworden, soviel war sicher, und er will noch um einiges stärker werden als er es im Moment ist... stärker als Zagine selbst... um irgendwann in der Lage zu sein, sich dafür zu rächen was er seiner Familie angetan hatte... Und um das zu erreichen muss er weiterhin trainieren, weiter lernen... Auch wenn es ihm schwerfällt jeden Tag mit dem Mann zu verbringen, der sein ganzes Leben durcheinander gebracht hat, der seine Eltern getötet hat und der den Lauf seiner Waffe auch auf ihn gerichtet hat... Als er sich dem runden Hauseingang nähert bleibt er stehen. Eine dunkle Gestalt kauert neben dem Eingang, den Rücken an das Mauerwerk gelehnt, in einen alten, zerfetzten, schwarzen Mantel gekleidet. Einige rote Blutspuren ziehen sich über den hellen Putz der Fassade. Als er die Person erkennt, die da vor ihm auf der nassen Straße kauert, wie ein getretener Hund, rutscht ihm die Tüte mit den Einkäufen aus der Hand. Einige Äpfel rollen lautlos über den durchnässten Untergrund und bleiben in einer tiefen, dunkelroten Blutlache zu seinen Füßen liegen. Er hat das Gefühl als wäre das Geräusch des prasselnden Regens einfach ausgeblendet, als er völlig reglos auf Zagines bleiches, eingefallenes Gesicht starrt. Die langen, grau-blonden Haare des Mannes fallen tropfend in dessen Gesicht, sodass nur sein linkes, leicht geöffnetes Auge und sein, zu einem Lächeln verzogener, schmaler Mund zu sehen sind. Zagines Waffe liegt etwa einen Meter vor ihm in einer Pütze. Sein ganzer Körper zittert während er zu dem Mann hinuntersieht, den er in den letzten Wochen als nahezu unbesiegbar angesehen hatte, und der jetzt in dieser erbärmlichen Pose vor ihm im Dreck sitzt, nichteinmal in der Lage einen einzigen Muskel zu rühren. „W-warum?“ Die Hand des Jungen schließt sich fester um den Griff des Regenschirms. „Woher kommt all das Blut? Warum liegst du hier auf dem Boden?“ Der Mann zu seinen Füßen grinst noch etwas breiter. „Es sieht ganz danach aus, als wäre letztlich auch ich einer von den schwachen Menschen geworden...“ „Nein.... du kannst nicht sterben... nicht hier... und nicht jetzt! Wenn du jetzt stirbst, stehe ich wie ein Idiot da, weil ich dich zu meinem Vorbild gemacht habe! Ich sollte derjenige sein der-... Nur dafür wollte ich stärker werden! Nur dafür hab ich so hart gearbeitet!“ Der Schirm gleitet aus seinen zitternden Händen. Die schweren Regentropfen fallen auf seinen Kopf, durchnässen seine Haare und laufen an seinen Wangen herunter. „...Dein Vorbild? Ich habe deine Eltern getötet und trotzdem betrachtest du mich als dein Vorbild? Du solltest dir eins merken, Kleiner...“ Ein gequältes Husten durchfährt seinen Körper und Blut rinnt an seinem Mundwinkel herunter. „... Mach dich von niemandem abhängig... verlass dich nur auf dich selbst... Wenn du besser sein willst als ich, dann musst du dein Leben allein bestreiten... Um zu überleben, musst du stärker werden... stärker als alle anderen... nur du allein... Train Heartnet...“ „Hey? Ich rede mit dir! Du bist doch Train Heartnet, nicht war?“ Train schreckt aus seinen Gedanken auf und starrt in das bärtige Gesicht eines kleinen alten Mannes, der mit einem dunklen Regenmantel bekleidet vor ihm steht. Die runden Gläser seiner Brille sind mit Regentropfen gesprenkelt, weshalb er sie wohl bis auf die Spitze seiner gekrümmten Nase vorgeschoben hat, um darüber hinwegsehen zu können. „Doch, doch! Ich bin mir ganz sicher! Selbst ein seniler Kauz wie ich könnte diese unheimlichen Augen nicht vergessen! Du bist es!... Hmpf,.. Unsereins hört ja einige Geschichten, aber ich dachte mir schon, dass einer wie du nich so schnell ins Gras beißt...“ Er wirft dem völlig durchnässten Train einen abschätzenden Blick zu. „Hmm,... naja, wenn wir weiter hier im Regen stehn, wird der Teufel uns noch beide holen!“ Der kleine Mann weist auf den rundlichen Hauseingang und winkt Train mit einer, in einem alten schwarzen Lederhandschuh bekleideten Hand zu sich. An seinem Handgelenk baumelt eine schmale, goldene Kette, mit einem großen Anhänger daran, einem ovalen Metallstück, in dessen Mitte ein kreisrundes Loch eingedrückt ist. Train blickt verblüfft auf. „Diese Kette... sag nicht du bist... der alte Fogey?“ Der Mann dreht sich mit einer griesgrämigen Miene um. „Und wie oft hab ich dir gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst? Keinen Respekt vor dem Alter, diese Jungen Leute!... Jetzt beweg dich schon, bevor wir uns hier den Tod holen...“ Train folgt dem Alten in den düsteren, feuchten Flur des Hauses, vorbei an einigen dunklen Türen, an denen nochimmer die angelaufenen, goldenen Ziffern der inzwischen unbewohnten Apartments hängen. Er lässt den Blick über die vom Schimmel zerfressenen Tapetenreste schweifen und erinnert sich daran, wie er diesen Gang das letzte Mal entlanggegangen war... Der Alte hält vor einer der Türen grummelnd inne und sucht leise vor sich hinfluchend nach dem Schlüssel. „Kaum zu glauben, dass du noch immernoch hier wohnst...“ „Wo sollte jemand wie ich auch sonst hin?... Ich bleibe hier, bis zum bitteren Ende!... Auch wenn meine Geschäfte als Informant inzwischen Vergangenheit sind, solange ich hier bin, schnappe ich doch noch das ein oder andere auf... zum Beispiel, dass Zagines nichtsnutziger Lehrling es schließlich bis zu den Chronos Numbers geschafft hat...“ Mit einem lauten Knarren stößt er die schwere Tür auf, schaltet das Licht in seiner Wohnung an und gebietet Train mit einem erneuten Grummeln hinein. „Aber Zagine wusste von Anfang an was er tat... Jaja, der hat den Killer in dir gesehen, Junge! Und wie man so hört, machst du dem alten Zagine inzwischen alle Ehre!...“ Er lässt ein ersticktes Lachen hören, während er sich mit leicht zitternden Händen bemüht ein Feuer in dem kleinen Kamin am Ende des Raumes zu entzünden. Train lässt sich derweil auf einem der abgewetzten Ledersessel fallen. „All diese Geschichten sind längst Vergangenheit... ich habe Chronos verlassen...“ Die Streichhölzer rutschen aus der Hand des Mannes und sein Lachen erstirbt augenblicklich. Für einen Moment herrscht eiskalte Stille, während der Greis angestrengt nachzudenken scheint, bis er sich schließlich räuspert. „... Chronos verlassen? Heißt das, du bist hierher zurückgekommen um dich zu verstecken?“ „Tss, wohl kaum... Man könnte sagen, ich bin auf der Durchreise... Bis vorhin war mir nichtmal bewusst, dass es mich ausgerechnet hierher verschlagen hat. Ich hatte eigentlich nicht vor, nochmal hier her zu kommen.“ Der alte Kauz bemerkt überrascht, dass Train grinst. „Ich war mir nichtmal sicher, ob mein Gedächtnis mir keinen Streich spielt, bis ich den Anhänger an deiner Kette gesehen hab... Ich frage mich wie oft du mir damals wohl die Geschichte erzählt hast, wie das Ding dir das Leben gerettet hat...“ „...du meinst... während meiner Zeit als Profikiller? Als eine 9mm Kugel direkt-...“ „..-direkt auf dein Herz geschossen wurde, und in dem Anhänger stecken blieb!“ Der alte Mann setzt ein schiefes Grinsen auf, während Train sich die Seele aus dem Leib lacht. „Und was hast du jetzt vor? Chronos hat dich wohl nicht einfach so gehen lassen?“ „Nope, aber das geht klar. Fürs erste sind sie mit wichtigerem beschäftigt... ich schätze du hast auch schon davon gehört... Von Creed und seinen Aposteln... Bis sich die Lage beruhigt hat, haben sie keinen Grund einen einfachen Sweeper zu verfolgen.“ „...Sweeper also... Hmm, wirklich schade, du hattest Talent... Kein sehr elegantes Ende für einen Killer wie Black Cat...“ „.. Aber ein eleganter Start für den Sweeper Train Heartnet...“ Der Alte schweigt und mustert Train nachdenklich, bis er sich schließlich erhebt und zu einem kleinen Schrank läuft. Als er zurückkommt hält er einen goldenen Schlüssel in der Hand, den er wortlos vor Train auf den Couchtisch legt. „Was ist das?“ „Ich dachte mir, wenn du schonmal da bist, willst du vielleicht einen Blick in Apartment Nummer 16 werfen..?“ „Train ist WAS?? -Autsch!“ Sven zuckt mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen, die Hand jedoch nochimmer wütend zur Faust geballt. Eve und Kira beobachten seinen Wutausbruch schweigend. „Was zur Hölle ist an >Wir verhalten uns unauffällig und vermeiden es gesehen zu werden< so schwer zu verstehen?! Ernsthaft, es ist jedes Mal dasselbe mit diesem Vollidioten!“ „Sven, du solltest dich nicht so aufregen, deine Wunden könnten-...“ „Du hast recht Eve! Seine Wunden sind noch nicht einmal richtig verheilt! Wenn er wieder irgendetwas Blödes anstellt und in einen Kampf verwickelt wird, ist er geliefert!! Und dieser Trottel stellt IMMER etwas Blödes an!!“ Eve macht einen empörten Eindruck, angesichts dieser dreisten Verdrehung ihrer eigentlichen Aussage. „Du scheinst dir wirklich Sorgen um ihn zu machen, was Sven?“ Sven starrt Kira einen Augenblick mit zusammengepressten Lippen an. „Tss... versteh mich bloß nicht falsch! Ich meine... Es ist nur... dass... äh...“ Sein Blick fällt auf Eve. „...Jaa, ich mache mir lediglich Sorgen um Eve! Mit solchen Aktionen ist er ein schlechtes Vorbild für sie! Das kann ich nicht einfach so dulden!!“ Kira und Eve werfen sich vielsagende Blicke zu, die Sven jedoch schlicht ignoriert. Nach einigen angespannten Sekunden, versucht Kira die Situation zu retten. „Okay, ich denke ich werde trotzdem in die Stadt gehen und mich nach ihm umsehen... der Regen scheint ja inzwischen nachzulassen. Du und Eve, bleibt hier und wartet, vielleicht kommt er ja in der Zwischenzeit von selbst zurück.“ Sie verschwindet in den Flur und Eve wendet sich mit wütendem Gesicht zu Sven um, kaum dass die Tür hinter Kira ins Schloss gefallen ist. „Du glaubst nicht wirklich, dass ich jemanden wie Train als Vorbild betrachten könnte, oder Sven?!“ Das gefährliche Funkeln in Eves Augen lässt Sven nicht wirklich viel Spielraum, bei der Suche nach der richtigen Antwort auf ihre Frage... „...97...98....99...100!“ Er landet völlig verschwitzt und keuchend auf dem Bauch, seine Arme fühlen sich wie Blei an und obwohl der geflieste Boden unter ihm hart und staubig ist, bleibt er einfach liegen. Er kann keinen Muskel mehr rühren, von aufstehen ganz zu schweigen... „Nicht schlecht, Kleiner. Wenn du das so einfach wegsteckst, würde ich sagen du machst gleich nochmal 100 Liegestützen...“ Trotz seiner schmerzenden Arme ballt er seine Hände zu Fäusten und richtet sich mühsam auf. „Vergiss es! Du hast gesagt, wenn ich 100 schaffe, kann ich Pause machen und endlich was essen!... Das Frühstück ist schon über 9 Stunden her!“ Er wirft Zagine einen trotzigen Blick zu, der kann darüber allerdings nur müde Lachen. „Tss... Selbst in dieser Lage, scheinst du den ganzen Tag nur ans Essen zu denken... Ich frage mich, ob ich darüber lachen, oder es eher bewundern soll... Aber du bringst mich da auf eine Idee...“ ... Er sitz in dem kleinen Hof hinter dem Haus und betrachtet die Wolken die am blauen Himmel vorbeiziehen. Der ganze Platz ist quadratisch und an jeder Seite schließt eine gemauerte Hauswand an. In seiner Mitte, von einigen spärlichen Gräsern und Moos umwachsen steht der große Kirschbaum, an dessen Stamm er sich anlehnt. Er trägt nicht viele Früchte, nur ganz oben in der Baumkrone, der einzige Teil der die Häuser ringsherum überragt, sind einige rote Kirschen zu entdecken. Sein Magen knurrt. Er sitzt jetzt schon seit über einer halben Stunde hier im Halbschatten und wartet, so wie Zagiene es ihm aufgetragen hat... Plötzlich geht die alte Holztür, der einzige Weg, um aus diesem Hof herauszukommen, auf und Zagine tritt auf ihn zu, mit einem Pizzakarton in der Hand. Der Duft der frischen Pizza lässt ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber er versucht sich nichts anmerken zu lassen. Zagine schreitet über den Hof, direkt auf den Baum zu. Dort angekommen, hebt er die Pizza und wirft sie ohne ein Wort in die Baumkrone, wo der Karton in einigen Ästen hängen bleibt. „W-warum hast du das gemacht?“ Zagine grinst ihn kalt an. „Du sagtest, dass du Hunger hast, nicht wahr? Also hab ich dir was besorgt... du musst es dir lediglich holen...“ Sein Bauch knurrt beim Gedanken an die Pizza noch etwas lauter, also geht er ohne zu zögern auf den Baum zu. Doch Zagine hält ihn zurück. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich es dir so einfach mache?“ Er zieht mit einer Hand ein Paar silberne Handschellen hervor und fesselt ihm damit die Arme auf den Rücken. „Wenn du an die Pizza rankommen willst, musst du es tun ohne deine Arme zu benutzen.“ „Aber das ist unmöglich!“ Zagine wendet ihm den Rücken zu und geht richtung Ausgang. „Wenn du wirklich so hungrig bist, wird dir sicher was einfallen... Und denk gar nicht daran einfach abzuhauen... ich werde die Tür hinter mir verriegeln... Du solltest dich beeilen,... sie schmeckt nur halb so gut, wenn sie erst kalt geworden ist...“ Train starrt aus dem Fenster in den kleinen Hof hinunter, wo noch immer der alte Kirschbaum steht. Er kommt ihm seltsam klein vor... Er hatte damals ganze zwei Tage gebraucht um an die verdammte Pizza zu kommen... und als er sie endlich hatte, war sie nicht nur kalt, sondern auch nicht mehr sehr frisch... Er sieht sich in dem kleinen Zimmer um. Ein schlichtes Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch... Alles ist genau wie damals, als wäre seitdem kein Mensch mehr hier gewesen... der einzige Unterschied, ist die dicke, graue Staubschicht die den gesamten Raum bedeckt. Train schlendert gemächlich durch das Zimmer, das er immerhin einige Monate lang bewohnt hatte. An dem Schreibtisch hält er inne... Er öffnet die oberste Schublade und tastet darin herum. Als er den kleinen Hohlraum, ganz hinten in der Schublade entdeckt muss er unwillkürlich lächeln. Gerade als er seinen Fund herausziehen will, lässt ihn ein altbekanntes Geräusch aufschauen... Das metallische Klicken, wenn eine Pistole entsichert wird... „Kramst du in Erinnerungen, Black Cat?“ Ein großer Mann in einem dunkelgrauen Anzug und mit schwarzen, langen Haaren steht im Türrahmen und richtet seine Waffe auf Train, der sich allerdings wenig beeindruckt zeigt. „Und wer genau bist du?“ Der Andere grinst. „James Damien... Chronos' Kopfgeldjäger, wenn man so will... Ich bin eigentlich wegen einem wesentlich kleineren Fisch in der Stadt, doch dann bekam ich den Tipp, das sich Black Cat hier aufhält... Ich würde sagen heute ist mein Glückstag...“ Train zieht seine Hades aus dem Halfter und lehnt den Lauf der schweren Waffe an seiner Schulter an. „...Glückstag? Wohl kaum...“ Der Kopfgeldjäger drückt ab, doch Train wehrt den Schuss mit einer blitzschnellen Bewegung seiner Hades ab. „Ich rate dir einfach von hier zu verschwinden... Ein Kampf würde nur damit enden, dass du geschlagen wirst...“ Train wirft ihm einen scharfen Blick zu, der seinen Gegenüber ein Stück zurückweichen lässt. Doch zu Trains bedauern, kehrt das Selbstbewusstsein des Jägers schnell wieder zurück. „... So einfach wirst du mich nicht los, Black Cat... Gut möglich, dass dies die letzte Chance für jemanden wie mich ist, dich zu schnappen... die Gerüchte besagen, dass die legendäre Number XIII nicht mehr lange zu leben hat...“ Die Überzeugung die in seinen Worten mitschwingt, lässt Train aufhorchen. „Was meinst du damit?“ Der Schwarzhaarige lächelt ihn kalt an. „Ich bin nicht der Einzige der auf der Jagd nach dir ist... es heißt die Schlange ist ebenfalls auf deinen Kopf aus...“ „...Schlange? Wovon redest du? Wer-..“ Ein Schuss schneidet ihm das Wort ab, doch weder er selbst, noch der Kopfgeldjäger haben einen Finger gerührt. Wie in Zeitlupe sinkt der Kerl im grauen Anzug in die Knie und fällt schließlich nach vorne auf den rauen Holzboden. Auf seinem Rücken breitet sich langsam ein roter Blutfleck aus. Train blickt durch die Tür und entdeckt Kira, die mit erhobener Waffe auf den Toten zu ihren Füßen herabsieht. Ein kaltes Lächeln umspielt ihre Lippen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)