Haltet Stille in den Hallen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Lührs Zweifel ------------------------ Lührs Zweifel Hier herrschte wieder das einheitliche Grau der Flure, die sie kannten. Colt kam in den Sinn, dass er sicherlich nicht gut auf dieser Basis zurecht käme, denn alles sah irgendwie gleich aus. Über ihren Köpfen knisterten die Beleuchtungselemente und das Licht zuckte über den Wänden. Jesse wedelte mit einer Hand vor Colt Gesicht rum, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Er zeigte auf den Gang runter, der sich am Ende in ein T Gabelte. „Am Ende links.“, flüsterte er und stand langsam aus der Hocke auf. Hier war der Boden aus einem Metall und Colt zuckte zusammen, als Jesse den ersten Schritt machte, der laut hallte. Beide sahen sich erschrocken an. Jesse trug Stiefel, genau wie Colt, während Saber einen leichten Schuh mit einer weichen Sohle trug. Nun packte der Star Sheriff Chef beide Männern am Arm und deutete auf die Fußbekleidung. Er machte ein ernstes Gesicht und schüttelte dann den Kopf. Colt hätte fast laut geseufzt, verstand ihn aber sofort. Er kannte diese Geste schon, auch ohne Worte. Er lehnte sich an die Wand, zog wie in Zeitlupe den ersten Stiefel von seinen rechtem Fuß und stellte ihn dann ordentlich unter dem Leiterschacht. Der Zweite folgte. Unbehaglich schaute er nun auf seine Socken und wackelte mit den Zehen. Zufrieden nickte Saber. Jesse wuschelte sich aus seinen Stiefeln. Ließ sie liegen wo sie waren, den einen stehend, den anderen liegend, und schlich an der Wand entlang auf die kleine T-Gabelung zu. Das Kreide auf Tafel Geräusch durchbrach die Stille und Saber, Colt und Jesse blieben wie angewurzelt stehen. Jesse lugte er vorsichtig um die Ecke und zog sich dann grummelig zurück. Er zeigte drei Finger. Colt zog die Mundwinkel nach unten. Er hatte weder Waffe, noch Munition. Drei Monster bedeuteten drei mal Ärger, den er gerade nicht gebrauchen konnte. „Wo sind die Waffen?“, flüsterte er. „Die große Doppeltür mit dem komischen, schwarzen Zeichen drauf.“ Colt lugte um die Ecke. Die drei Wesen hielten sich praktisch genau davor auf. Eines von ihnen labte sich mit seiner rüsselartigen Zunge an einem Outrider, der noch nicht sehr lange tot sein konnte. Er sah noch verhältnismäßig frisch aus. Die anderen beiden hatten ihre Oberkörper hoch gestemmt und machten dabei Geräusche wie eine Klapperschlange. Nach einer Weile gingen sie wieder tiefer, schlichen umeinander herum und stemmten dann ihre Körper wieder hoch. Sie wackelten mit ihren Köpfen hin und her, rasselten wieder und wiederholten den ganzen Vorgang. Es sah aus wie ein Paarungstanz. „Die sehen beschäftigt aus,“, bemerkte Colt. Er spielte mit einem riskanten Gedanken. Saber schien ihm seine Gedankengänge aus den Augen zu lesen. „Du denkst an ein Ablenkungsmanöver?“ Colt nickte. „Jemand von uns...und damit meine ich nicht mich oder Saber, sollte sie dort weglocken, den gegenüberliegenden Gang runter.“ Jesse machte große Augen. „Du meinst, ich sollte sie weglocken. Wie kommst du darauf, dass das ne gute Idee ist, Kuhtreiber?“ Colt grinste. „Na, Du kennst dich doch hier aus und weißt wohin du am ehesten flüchten kannst oder? Wir würden uns nur hoffnungslos verlaufen.“ Colt machte dabei ein unschuldiges Gesicht und Jesse knirschte mit den Zähnen. „ Ich hab da ne bessere Idee“, sagte er. Noch bevor Colt irgendetwas sagen konnte, ergriff er den Cowboy, versetzte ihn einen heftigen Stoß, so das Colt trudelnd und fluchen in den Gang hineingeworfen wurde. Mit einem lauten Poltern knallte er erst gegen die Wand und landetet dann rittlings auf seinen Allerwertesten. Saber stockte der Atem, als er sah, wie Jesse seinen Freund in den Flur schmiß. Reflexartig holte er aus, um seinen Freund noch zu erreichen, doch dieser war längst außer Reichweite. Das Rasselgeräusch verstummte, statt dessen erklang ein Ton, der einem die Fingernägel aufrollte. „Lauf, Cowboy!“, rief Jesse und lachte, als Colt auf die Beine sprang und den Gang hinunter jagte. Saber drehte sich zu Jesse um, wollte ihn erst ergreifen, entschied sich dann aber anders. Nachdem die drei Wesen in einem unglaublichem Tempo an ihm vorbei sprinteten, sprang auch er hinter der Ecke hervor, legte die Zeigefinger an die Lippen und Pfiff, so laut er konnte. Er konnte nur hoffen, dass sie anbissen. Er ärgerte sich. Es hätte ihm klar sein müssen, dass Jesse, der nun schon vor der Waffenkammertür stand, sie benutze , um seine eigene Haut zu retten. Colt sah vor sich eine große Doppeltür und hoffte, sie noch rechtzeitig erreichen zu können, als er hinter sich den lauten Pfiff hörte. Er drehte sich und sah Saber breitbeinig auf dem Gang stehen, die Finger im Mund und das Haar immer noch verklebt. Colt erreichte die Tür, zog dran, heftiger und schnaubte. Verschlossen! Scheiße! Er drehte sich um, sah Saber hinter den drei Wesen, die sich nun ihm zugewandt hatte. Sie blieben zwischen ihm und Saber stehen, erhoben ihre Oberkörper und ihre Zungen schnellten erst in seine Richtung, dann wieder in Sabers. Ihre Fledermausflügelohren flatterten und die dürren Beinchen tasteten unruhig auf den Boden herum, der ihnen verwirrende Signale zusandte, weil sie nun selbst sehr laut waren. Saber gab Colt ein Zeichen, ganz still zu sein, indem er einen Finger auf die Lippen legte. Erst schien es, als wären sie verunsichert, als würden sie nicht mehr wissen, wohin sie nun gehen sollten. Doch dann war es entschieden, zwei wandten sich Colt zu, der größere von ihnen Saber. Beinahe wütend blies das große Wesen mit einem kreischendem, trommelfellzerplatzendem Laut zum Angriff und jagte auf Saber zu. Colt sah die beiden Dinger auf ihn zukriechen und brachte sich in Stellung. Was immer auch passierte, er würde auf keinen Fall auf einer scheiß Outriderbasis in Socken sterben. Sie waren schnell, einer von links, der andere mittig. Colts Konzentration war auf dem Höhepunkt. Er sah nichts mehr, nur noch diese beiden Wesen, die sich nun wie in Zeitlupe bewegten, weil Colt jeder ihrer Bewegungen aufsaugte und in seinem Verstand sortierte. Er war wie in einem luftleeren Raum, in dem keine Zeit mehr existierte. Das linke Wesen sprang, seine Rüsselzunge schnellte hervor. Colt beugte sich zurück, packte mit der linken Hand dieses raue Körperteil und merkte, wie sich kleine, nadelspitze Widerhaken in seine Haut bohrten. Das Wesen schrie aufgebracht auf, wandte sich nach recht und rollte sich so seinem eigenartigem Kollegen in den Weg. Colt riß mit aller Kraft an dem Organ, das mittlerweile von seinem Blut bedeckt war, dann stürzte er sich nach hinten und behielt es in der Hand. Ein weiterer ohrenbetäubender Schrei zerschnitt die Szene. Das Wesen krümmte sich und Colt nahm am Rande wahr, dass er ein Stück der Zunge des Wesens in der Hand hatte, das sich nun zuckend darin windete. Dann überkam ihm der Schmerz und nun war es an ihm, zu brüllen. Der Schmerz brach in seinem Brustkorb aus, jagte unter seinem Rippenbogen her und bohrte sich bis in seine Schulter, wo die Zunge des anderen Wesens fast wieder durchbrach. Colt wurde schwarz vor Augen und das letzte, was er sah, war Lührs grinsendes Gesicht, das hinter dem Wesen auftauchte. Lühr war in den Leitergang geschlichen, nachdem sie sah, wie eines der Wesen, die sie im Stillen Crawler nannte, aus dem Schacht hinaus kroch und sich dann um die nächste Ecke begab. Augenblicklich war Angst in ihr eingezogen. Vor ihrem geistigem Auge sah sie ihren Kommandanten schon tot am Boden des Schachtes liegen, zusammen mit diesen nichtsnutzigen Star Sheriffs und sein Blut würde sich mit ihres vermischt haben. Das war fast die schlimmste Vorstellung von allen. Lühr hatte schweißgebadet mit einer Taschenlampe in den Schacht geleuchtet, doch sie hatte am Boden nichts gesehen außer etwas Schmutz, Staub und irgendwas, das wie ein altes Brot aussah. Mit allem Mut, den sie sammeln konnte, stieg sie den Schacht hinab. Zuerst sah sie den blonden Star Sheriff an sich vorbei laufen, verfolgt von einem Crawler, der sehr groß und sehr schnell war. Dann hörte sie den Schrei des anderen, den des Kuhtreibers. Nur Jesse konnte sie nicht sehen. Verdammt. Diese beiden hatten ihn bestimmt zu zweit überwältigt und dann ....Lühr schauderte. Sie wandte sich in den Gang, aus dem sie immer noch den Kuhtreiber brüllen hören konnte, gefolgt von einem lang gezogenen, herzzerreißendem Jaulen, das in einem ersticktem Schluchzen überging. Ja, soll er doch leiden, dachte Lühr als sie um die Biegung schritt und den Cowboy am Boden liegen sah. Er hatte es mit zwei Crawlers zu tun, nur eines war irgendwie orientierungslos, es rieb sich die Schnauze am Boden und eine grün-gelbliche Flüssigkeit bildete eine größer werdene Pfütze. Das Andere allerdings hatte den Cowboy zu Boden gezwungen. Es hatte seine Zunge unterhalb seines Rippenbogens durch den Raumanzug gebohrt und Lühr konnte deutlich die pulsierenden, pumpenden Kontraktionen des Organs erkennen. Verzweifelt versuchte Colt das Ding aus seinem Körper zu ziehen, doch mit jeder Sekunde wurde er schwächer. Kaum Sekunden später glitten seine Hände von dem Rüssel ab und blieben regungslos am Boden liegen. Lühr grinste ihm ins Gesicht. Etwas in den madenartigem Hinterteil des Wesens füllte sich, und zwar schnell, mit Colts Blut. Gut so, dachte Lühr, die sich desinteressiert umdrehte, um vielleicht doch noch zur Waffenkammer zu gelangen. Sie erschrak, als sie plötzlich in Jesses eisblaue Augen blickte. „Aus dem Weg!“, fauchte er und legte seine Waffe im Anschlag. Er feuerte drei heftige Salven, die dem Wesen den Hinterleib aufrissen. Colt frisches Blut vermengte sich mit dem Lebenssaft der Kreatur, die sich hochwarf und mit einem lauten Schrei seine Zunge aus den lebloses Körper des Mannes zog. Dann kippte es zuckend zur Seite. „Wo warst du?“Lühr konnte kaum fassen, das sie ihren Kommandanten ohne weitere Verletzungen einfach wieder gefunden hatte. „Die Frage ist wohl eher, was du hier tust. Verdammt, was ist mit dem anderen. Mit Fireball?“ Lühr schritt zwei Schritte zurück. Er sah zornig aus. „Dem geht’s gut, der ist noch oben.“ „Du hattest eine Anweisung, Lühr. Wie wäre es, wenn du dich in Zukunft daran halten würdest.“ „Aber da kam so ein Ding und ich...“, sie schüttelte den Kopf. Er machte nicht den Eindruck als würde er ihr zuhören wollen. Stattdessen betrachtete er fasziniert den leblosen Körper des Cowboys. Langsam ging er auf ihn zu und legte zwei Finger an seinen Hals. „Der lebt noch. Gut. Wir nehmen ihn mit. Wer weiß, wozu das noch gut ist.“ Er packte ihn grob an einem Fuß und wies Lühr an, den anderen zu nehmen. Gemeinsam zogen sie ihn den Gang hinunter. *** Saber konnte sich in Sicherheit flüchten, indem er in einem Raum rannte und sich dann, wie er es schon zuvor von Jesse gelernt hatte, nicht rührte. Das Wesen verzog sich, nachdem es unendlich lange vor der Tür herumgelungert hatte. Sein Herz klopfte und er konnte kaum etwas dagegen tun, das sich Tränen unter seinen Lidern schoben. Wo war Colt, wo war Jesse und Fireball war auch noch da. Er hatten den Kontakt zu April verloren, hatte keine Waffe und war völlig Orientierungslos. Nachdem er wie wild von einem Gang in den nächsten gehetzt war, konnte er sich kaum noch zurück erinnern, wie er wieder zurück kam. Zudem war dieses Wesen nicht das einzige, dem er begegnet war. Zwischenzeitlich waren mindestens fünf hinter ihm her gewesen und er konnte von Glück sagen, dass eine der vielen Räume hier offenstand. Nun hockte er in einem Raum, den man wohl als eine Art Gemeinschaftsstube bezeichnen konnte. Hier standen viele Stühle, einige Unterhaltungsgeräte, die nun wie tot dastanden und es gab sogar einen großen Fernseher. Von wegen, Outrider haben keinen Spaß, dachte er, als er seinen Blick durch den Raum schweifen lies. Es war ein Klappern, dass ihm fast das Herz stehen lies. Er verharrte mitten in der Bewegung und starrte zu dem Schrank, von woher das Geräusch kam. Hastig suchte er mit den Augen die Umgebung ab. Es musste etwas geben, mit dem er sich verteidigen konnte. Etwas..... Die Schranktür öffnete sich ein Stückchen. Saber wich zurück, fasste den Türknauf und wollte ihn schon drehen, als sich eine kleine, blaue Hand durch den Spalt hervortastete, die einen Blaster hielt. „Ganz ruhig, hier ist kein Monster,“, flüsterte er und hoffte, dass er gehört wurde. Der Blaster wurde zurückgezogen und zwei große, blau-lila Augen blickten ihn aus einem schmutzigem Gesicht an, dass von grünlich lockigen Haaren umrahmt wurde. Saber hob beide Hände, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. „Alles ok, hier ist nichts. Nur ich.“, sagte er. „Du bist ein Star Sheriff, oder?“, fragte das schmutzige Gesicht und Saber setzte ein sonniges Lächeln auf. „Wir sind dem Hilferuf gefolgt. Ich bin Saber Rider, meine Kollegen sind auch da..Ich habe sie allerdings verloren und ich weiß nicht wirklich, wie ich zurück kommen kann.“ Er machte ein zerknirschtes Gesicht. Das schmutzige Gesicht nickte, als würde er schon verstehen. „Wie heißt du denn?“, fragte Saber im besten Plauderton, den er unter diesen Umständen hinkriegen konnte. Es machte ihn nervös, dass der Outrider eine Waffe hatte, die womöglich noch geladen war, während seine nicht einmal mehr genug Kraft hatte, um eine Fliege von der Wand zu schießen. „Ich heiße Liko.“, sagte der junge Outrider, der nun schon mit beiden Beinen aus dem Schrank gekrochen war und sich langsam aber sicher aus der Hocke hocharbeitete. „Hallo Liko. Wir versuchen zu helfen, wo wir können.“ „Es war kein Hilferuf,“, sagte er unvermittelt. Saber sah ihn fragend an. „Was? Was meinst du?“ „Es war kein Hilferuf,“, wiederholte er. „Es war eine Warnung. Niemand sollte der Basis zu nahe kommen.“ Liko sah ihn traurig an. „Tut mir leid, dass ihr nun doch hier seid.“ Saber seufzte. „Wo wir nun schon mal hier sind, werden wir euch auch rausholen. Wie kommen wir zurück zur Waffenkammer?“ Liko sah ihn überrascht an. „Es wird Kommander Blue nicht gefallen, wenn ich einen Star Sheriff zur Waffenkammer bringe.“ Saber dachte kurz nach, glaube dann, den rettenden Einfall zu haben. „Kommander Blue ist tot, Liko.“ Likos Miene hellte sich tatsächlich für einen Moment auf. „Oh, tatsächlich? Nun ja, er hat es verdient. Er war ein echt übler Typ, weißt du?“ Saber lachte trocken auf. „Wem sagst du das..., magst du mich nun vorsichtig zur Waffenkammer bringen? Dann werde ich dafür sorgen, dass noch alle rauskommen.“ Saber sah auf seine Waffe. „Ist die noch voll?“ Liko betrachtete die Waffe und zuckte dann mit den Schultern : „Ganz ehrlich? Ich hab keine Ahnung. Ich bin Kontrolltechniker und habe keine Ahnung von Waffen. Nimm du sie lieber, ich treff bestimmt nicht mal nen Wal, wenn er auf dem Flur liegen würde.“ Saber fiel ein Stein vom Herzen. Dankbar nahm er die Waffe an sich, kontrollierte sie und entsicherte sie schließlich mit einem Augenzwinkern. Jesse war müde, seine Knochen taten ihm weh und der Cowboy war verdammt schwer. Er hatte fast das Gefühl, als ob er immer schwerer wurde. Er schleppte ihn bis in die Waffenkammer, verriegelte diese von innen und setzte sich dann erschöpft auf einen Stuhl. Lühr betrachtete ihn besorgt. Er war sehr blass. „Geht es dir gut?“, fragte sie. Jesse zog die Stirn kraus. „Ob es mir gut geht? Was denkst du wohl? Es geht mir beschissen, Herzchen. Meine Schulter tut höllisch weh...“ „Lass mal sehen.“, bat sie und ging auf ihn zu. Vorsichtig zog sie sein Hemd über die Schulter nach unten. Jesse verzog schmerzhaft das Gesicht. Seine Wunde war stark gerötet und sie strahlte eine unglaubliche Hitze aus. Das Gewebe drumherum war geschwollen. „Nun, Frau Doctor?“, fragte Jesse in einem aufgesetzten Patiententon. „Werde ich durchkommen,hm?“ „Damit vermutlich schon, dich werden andere Dinge das Leben kosten.“, antwortete Lühr. „Was allerdings mit dem da wird,kann ich auch nicht sagen.“ Sie deutete auf Colt, der bleich wie eine Wand war. Kalter Schweiß stand in winzigen Perlen auf der Stirn. Seine Lippen waren blutleer. Jesse würdigte ihm einen kalten Blick und zuckte dann die Schultern. „Wenn er überlebt ist gut, wenn nicht, Pech für mich. Ansonsten habe ich noch den Kleinen, Fireball. Ich hoffe, er ist immer noch da, wo wir ihn zurück gelassen haben.“ „Wo willst du mit ihnen hin? Wir können froh sein, wenn wir selbst wieder rauskommen.“ Lühr klang verärgert. Sie konnte kaum glauben, dass Jesse selbst in so einer Situation daran bedacht war, die Star Sheriffs, die ja immerhin gekommen waren, um zu helfen, für seine Zwecke zu verwenden. Jesse schnaufe. „Lühr, auch wenn diese Basis im Arsch ist, heißt das nicht, das der Krieg vorbei ist. Wenn das ganze hier zu ende, wird alles letztendlich genau so weitergehen, wie bisher. Nur diesmal ohne die Star Sheriffs. Wir werden uns davon erholen, die nicht.“, gab er zurück. „Und nun werden wir alle Waffen einsammeln, die wir tragen können, den Kleinen holen und dann zurück kommen, um von hier aus den den Hangar zu gelangen. Es ist nicht weit.“ Lühr ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie merkte, wie sie wirklich wütend wurde und konnte nichts daran ändern. „Mit zwei verletzten Menschen kommen wir nicht sehr weit, Jesse.“ „Lass das nur meine Sorge sein, ich wette, Fireball ist schon so weit wieder auf dem Damm.“ *** Fireball war soweit wieder auf dem Damm, aber er machte sich wahnsinnige Sorgen. Gut eine dreiviertel Stunde war es nun her, dass Lühr verschwunden war. Er wusste nicht, ob er gehen oder bleiben sollte. Über den Com konnte er weder April, noch sonst wen erreichen. Sein Bein schmerzte noch, aber er konnte ganz gut laufen. Er war so nervös, ständig lief er in den Raum humpelnd auf und ab und wusste nicht, ob er gehen oder bleiben sollte. Wenn er blieb, waren vielleicht seine Freunde in Gefahr, wenn er ging, kamen sie vielleicht gerade dann und mussten dann nach ihm suchen. Verdammt, es war zum aus der Haut fahren. Er drehte sich wieder auf dem Absatz um, sammelte seinen Mut und ... ....sprang völlig erschrocken zur Seite, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde und Jesse und Lühr in den Raum traten. Lühr holte Luft um etwas zu sagen, aber Jesse fuhr ihr ins Wort. „Colt ist schwer verletzt. Saber habe ich verloren. Wir müssen weg hier.“ Fireball starrte ihn an und schien nicht zu begreifen. Jesse meinte fast, er könnte Zahnräder in seinem Kopf knacken hörte. „Was ....was ist mit Colt und Saber?“ Jesse packte ihn am Kragen seines Anzuges :“Nun hör mal zu, Colt muss sofort in ein Krankenhaus, sonst ist er tot und Saber....“ Jesse ließ den Kopf hängen. „Ich hab ihn verloren. Ich weiß nicht, ob er noch lebt oder tot ist.“ Er gab seiner Stimme den verzweifelten Unterton, den er benötigte. Fireballs Augen wurden groß wie Teller. Jesse erlebte einen Hauch von Mitgefühl in seiner Magengegend. Der Kleine war echt geschockt jetzt. „Hör zu, wir müssen jedenfalls jetzt erst mal Colt raus schaffen, weil er sonst stirbt. Hast du das verstanden?“, fragte er sanft. Fireball nickte automatisch. „Kannst du gehen?“, wollte Jesse wissen und sah nach seinem Bein. Fireball nickte wieder. „Gut, hier sind Waffen. Nimm sie. Fireball, hörst du? Nimm sie!“ Jesse drückte ihm eine Waffe in die Hand. Sie war schwer und holte ihn wieder in die Realität zurück. Verwirrt blickte er den blauhaarigen ins Gesicht. „Wir gehen zurück zur Waffenkammer, von da aus ist es nicht weit zum Hangar. Das schaffen wir auch mit Colt. Lühr, du bleibst immer in seiner Nähe. Ich will nicht auch noch, dass ihm was passiert hier.“ Lühr starrte Jesse an, als habe er ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht, dann kniff sie die Lippen zu einer engen Linie zusammen, packte Fireball am Arm und führte ihn hinaus. Jesse grinste den beiden hinterher. Alles lief einfach bestens..einfach nur bestens. Nun musste er nur noch dafür Sorgen, dass Lühr die Nerven behielt. Das ganze war ein furchtbarer Alptraum. Die Waffe, die Jesse ihm gegeben hatte, lag wie Blei in seiner Hand. Jede Bewegung, jeder Schritt den er tat, brannte in seinem Bein, aber das Wissen, dass Colt verletzt und Saber fort war, brannte noch mehr. Jetzt, wo er in einem Leiterschacht versuchte, mit dem blauhaarigem und dessen seltsame Gehilfin Schritt zu halten, überkam ihm der tröstende Gedanke, dass er vielleicht wirklich nur träumte. Er sah nach unten und direkt in Lührs Gesicht, die in diesem Moment nach oben schaute um sich zu vergewissern, dass der Kleine mitkam. Irgendwo dann krochen sie aus dem Schacht wieder hinaus. Jesse half ihn, stütze ihn, als er hinaus stieg und betrachtete ihn dabei mit einem Gemisch von Mitgefühl und Sorge. „Alles ok? Schaffst du es noch? Es ist nicht mehr weit.“, wollte er ihn beruhigen. „Wo ist Colt?“ Jesse lächelte. „Komm, da gleich um die Ecke, Kurzer.“ Jesse ging voraus und erst jetzt bemerkte Fireball, dass er keine Schuhe trug. Hier unter dem Schachteinstieg standen auch Colts Stiefel, die er nun an sich nahm. Das grobe Leder war kühl. Er beobachtet mit anerkennendem Staunen, dass Jesse sich mit gezogener Waffe um die Ecke legte, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann winkte er den beiden und ging vor. Keine Gefahr in diesem Gang. Fireball wollte grade hinter ihm her, als Lühr ihn am Arm fasste. Fragend drehte er sich um. „Ich will, dass du weißt, dass ich wirklich dankbar bin, dass ihr hier seid. Es tut mir alles sehr Leid.“, flüsterte sie. *** Colt war tatsächlich schwer verletzt. Der Innenraum seines Anzuges war mit Blut getränkt und sein Puls war flatterhaft. Er hatte Fieber bekommen und Fireball konnte nur hoffen, dass sein Kreislauf noch so lange halten würde, bis er in einem Krankenhaus ankam. „Wir müssen ihn sofort bringen,“ Fireballs Stimme zitterte. Er hatte damit nicht gerechnet. Damit nicht. Colt war eindeutig der zähste von ihnen. Jesse hockte sich neben Fireball und legte ihn beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Gedanken, er schafft das schon. Sobald wir in einem Flieger stecken, bringen wir ihn nach Yuma.“ Lühr stand neben ihn und schauderte. Jesse stand auf und suchte im Raum nach Munition, und kleinen Waffen, die er in den Hosenbund stecken konnte. Er durchstöberte die Regale, nahm mal diese, mal jene Waffe. Überprüfte sie, legte sie wieder beiseite und nahm sich mit einem zufriedenem Gesichtsausdruck die nächste. Lühr hatte sich neben Colt und Fireball gesetzt und wünschte sich, sie hätte etwas mehr Mut. In den letzten 20 Minuten hatte sie ihrem Kommandanten mindestens zwei mal die Pest an den Hals gewünscht. Ein recht ungewöhnliches Gefühl für sie. Sie war ihm sonst doch treu und loyal ergeben. Er war doch ihr Mensch. Ihm machte sie Kakao, wenn er schlechte Laune hatte, ihn verteidigte sie vor allen anderen, wenn etwas schief gelaufen war und ihn würde sie auch wieder mit nach Hause bringen. „Gehen wir,“, sagte er nun hinter ihr und gab ihr zwei keine, handliche Waffen in die Hand. Mit einem Kopfnicken deutete er auf Colt und Fireball. „Hilf ihm, ich werde euch Schutz geben.“ So verließen sie den Raum, Jesse vorneweg, Colt zwischen seinem Freund und Lühr, die ihren eigenen, gefährlichen Gedanken nachhing Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)