Whispers in the Dark (Liley) von EmiLy_RoHan (What Hurts The Most) ================================================================================ Kapitel 4: Alex and Sonny ------------------------- WHISPERS IN THE DARK WHAT HURTS THE MOST LILEY Kapitel 04 Mileys Finger flogen über ihre Tastatur, als sie alles aufschrieb, was sie in den letzten Tagen erlebt und gefühlt hatte. Das tat sie des Öfteren. Es war nicht ganz so ergiebig, wie ein Tagebuch (sie hatte dieses Ideal lange aufgegeben, weil es so viel gab, was sie zu sagen und zu denken hatte), aber es tat wenigstens seinen Zweck. Außerdem konnte sie auf ihren Computer ein Schloss legen, was man selbst mit einer starken Kneifzange nicht öffnen konnte. Ein Passwort. Schon vor Jahren hatte sie es jedoch sein lassen, einfache Namen oder Worte zu verwenden und vertraute nun stattdessen auf eine Zahlenkombination, die niemand in ihrem Leben mit irgendetwas vergleichen konnte. Nicht einmal Jackson hatte es geschafft, ihn zu knacken. Und das sollte etwas heißen. Der Junge ließ sonst nämlich nichts aus, um an Mileys tiefste Geheimnisse zu kommen. Sie grinste in sich hinein. Jackson würde sich freuen, wenn er die Neuigkeiten über Alex heraus fand. Noch heute machte sie die Erinnerung daran, wie Jackson damals eine Abfuhr von der jungen New Yorkerin bekommen hatte, glücklich. Sein dummes Gesicht, als sie ihm klar gemacht hatte, dass niemals etwas zwischen ihnen laufen würde. Nicht einmal in seinen Träumen. Die Brünette kicherte leise und zufrieden. Niemand hatte es je wieder geschafft, Jackson in so einer vollkommenen Art und Weise abzuweisen. Dafür würde sie Alex Russo für immer dankbar sein und bewundern. Sie hatte einfach ein Händchen für die richtigen Worte, was Miley noch nützlich sein konnte. Vor allem in ihrem Kampf um oder gegebenenfalls gegen Lilly. Bis jetzt hatte sie es noch nicht geschafft, diese beiden auseinander zu dröseln. Zu viele Dinge passierten auf einmal und sie wusste immer noch nicht genau, was mit ihr geschah. Wieso sie auf einmal solche Gefühle für die Blondine entwickelte und es ihr nicht einmal etwas ausmachte, dass sie beinahe Sex in der Aula gehabt hatten. Im Stehen. Wie romantisch. Sie seufzte leise in sich hinein. Es war nicht so, dass sie noch Jungfrau war (diese Ehre, das zu ändern, hatte Jake Ryan gerne übernommen), aber sie hatte keine Ahnung, wie sie sich so hatte gehen lassen können. Eigentlich hätte sie Lilly ohrfeigen müssen. Aber was hatte sie getan? Sie hatte sie geküsst. Keine besonders gute Art und Weise, so etwas zu verhindern oder zu vermeiden. Ihr Eintrag platzte auch schon wieder aus allen Nähten. Sie schrieb nicht jeden Tag. Wenn sie keine Zeit oder Lust hatte, dann blieb ihr Computer unberührt. Meistens tippte sie nur das Notwendigste ein und das meistens nur, wenn sie wirklich nicht mehr an sich halten konnte. Am Häufigsten geschah dies, während sie an einem neuen Artikel arbeitete oder im Netz surfte und etwas fand, was sie an etwas bestimmtes erinnerte. Manchmal hatte das etwas mit Lilly zu tun, manchmal nicht. Immer öfter handelte es sich um ganz banale Dinge. Dinge, wie Liebe, Lust und Leidenschaft. Miley rollte mit den Augen. Ja, sicher. Ganz banale, einfache Dinge, die leicht zu umgehen oder zu ignorieren waren. Als ob sie sich damit etwas vormachen konnte. Sie hatte auch einige neue Songtexte geschrieben, die es aber wahrscheinlich nie auf eine Hannah-CD schaffen würden. Erstens würde sie sie nie vorschlagen und zweitens hätten ihre Produzenten sicher etwas dagegen, wenn sie von ihren Neigungen in Richtung einer blonden Skaterin sang. Das war kein Material für ihre Zuhörer. Sie hörte das seichte Klopfen an ihrer Zimmertür zunächst nicht, während sie mit ihren Fingern in die Tasten haute, um etwas von dem Stress loszuwerden, den sie seit diesem Morgen mit sich herum schleppte. Es war nicht einmal ganze drei Stunden her, seit Lilly und sie sich in der Aula getrennt hatten. Oliver war so freundlich gewesen, ihre Sachen mitzunehmen. Die Tür schob sich einen Spalt breit auf und immer noch bemerkte die ahnungslose Miley nichts. Schleichende Schritte machten keine Geräusche, während die fremde Person immer näher kam. Erst als jemand hinter ihr sprach und ganz offensichtlich vorlas, was sie eben eingetippt hatte, zuckte sie zusammen und drehte sich blitzschnell um. „'Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken. Was wäre, wenn Oliver nicht rein geplatzt wäre?' Interessant. Miles, gibt es da vielleicht irgendetwas, was du mir sagen willst?“, Alex Russo grinste sie herausfordernd an und kicherte angesichts von Mileys stumm geschlagener Miene. „A-Alex. Hey. Du hier? Schon? Daddy hat gesagt, du wolltest erst morgen kommen.“, Mileys Finger suchten unter Stottern nach der Maus, damit sie das Dokument schließen konnte, bevor Alex noch mehr zu sehen bekam, was sie nicht sehen sollte. „Hey hey hey, Fräulein. Versuch ja nicht, das Thema zu wechseln. Wer ist dieses mysteriöse Mädchen, an das du immerzu denken musst? Kenn ich sie? Lass mich weiter lesen!“, Alex packte die Maus so blitzschnell, dass Mileys Augen erst Zeit brauchten, um sich an den Wechsel ihrer Positionen zu gewöhnen. Alex Russo war immer schon zu neugierig gewesen. „Nein, Alex! Du kennst sie nicht und-“ „Lilly?!“, Alex' Mund stand offen, als sie auf die Überschrift starrte, zu der sie hoch gescrollt hatte. „Ist das nicht diese Schlampe, die dich allein gelassen und dir das Herz gebrochen hat? Und auf einmal fängst du mit dem Miststück was an? Was ist nur los mit dir?“ Miley zog ihre Augenbrauen zusammen. „Sie hat mir nicht das Herz gebrochen. Was redest du da? Und könntest du vielleicht aufhören, in meinen privaten Angelegenheiten herum zu schnüffeln?“, Miley war vielleicht nicht wirklich so wütend, wie sie sich anhörte, aber sie konnte es nicht leiden, wenn man ihre Privatsphäre missachtete. Alex lächelte auf ihre ganz eigene Weise entschuldigend und machte einen Schritt von Mileys Computer weg. Miley seufzte leise, beendete ihr Schreibprogramm und schaltete den Bildschirm aus. Erst jetzt hatte sie Zeit, sich Alex richtig anzusehen. Sie hatte sich verändert, seit sie sie das letzte Mal gesehen hatte. Alex war um einige Zentimeter gewachsen und ihr Gesicht (obwohl immer noch sehr rund) schien um die Seiten etwas schmaler und spitzer geworden zu sein. Ihre Lippen aber waren noch die gleichen. Perfekt für einen Schmollmund und fürs Küssen geeignet. Alex Russo grinste sie an. „Hey, willst du nicht aufstehen und mich vernünftig begrüßen? Ich meine, ich kann auch wieder gehen, wenn dir das lieber wäre und du mit deinen Gedanken über Lilly alleine sein willst.“, Miley rollte mit den Augen, dann sprang sie auf. Sie zog Alex in eine feste, Knochen brechende Umarmung und schnaubte leise. „Ich will nicht, dass du wieder gehst und ich will ganz sicher nicht mit meinen Gedanken über Lilly alleine sein. Das hat mir letzte Woche schon genug Scherereien gebracht.“, sie hörte Alex auflachen, bevor sie die Dunkelhaarige wieder losließ. Miley ließ sich auf ihr Bett sinken und lächelte Alex fröhlich an, die sich falsch herum auf Mileys Computerstuhl niederließ. „Wie kommt es, dass Ms. Miley Stewart auf einmal für das andere Team spielt, hm? Haben dich die Erinnerungen an Jake letztendlich doch ans andere Ufer getrieben?“, Alex hatte Jake noch nie leiden können. Miley verübelte es ihr nicht. „Nein. Ich weiß auch nicht.“, sie seufzte resigniert, ließ sich vollends auf ihr Bett sinken und legte einen Arm über ihre Augen. „Es ist einfach alles so verwirrend in letzter Zeit. Und ich weiß nicht, ob das mit Lilly wirklich eine so gute Idee ist.“ Ihr Herz mochte ihr vielleicht auf brutale Weise mitteilen, dass es Lilly wollte, aber ihr Kopf spielte da nicht unbedingt mit. „Na klar ist das keine gute Idee! So, wie du sie mir beschrieben hast... Ich dachte, ihr beide hasst euch so richtig.“, Miley zuckte mit den Schultern und rollte sich auf den Bauch, packte ein Kissen und vergrub ihr Gesicht darin. „Ach komm schon, so schlimm kann das Ganze doch nicht sein.“ „Du hast keine Ahnung.“, Mileys Antwort war halb gedämpft. „Dann erklär es mir doch. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich dir auch ein bisschen helfen. Du weißt doch, wie magisch meine Talente sind, wenn es um Beziehungen geht.“, Miley schickte ihr einen kleinen Blick und erhaschte eine Ecke ihres berühmten Russo-Grinsens. „Ich erinnere mich vage... Wieso bist du überhaupt hier? Streit im Familienidyll der Russos?“, Alex rollte mit den Augen und schnaubte leise. „Anscheinend bin ich nicht die einzige mit Problemen. Habt ihr nicht auch noch Schule? Oder funktioniert das bei euch anders, als bei uns?“ Alex drehte sich langsam auf der Stelle und dachte offenbar einen kurzen Moment nach, bevor sie eine Antwort von sich gab. „Eigentlich nicht direkt Streit mit der ganzen Familie. Max war ganz okay.“, Max war Alex' kleiner Bruder. Miley erinnerte sich lebhaft an ihn. „Wer ist dir dann über die Leber gelaufen? Dein Dad, deine Mom? Justin?“, Justin war Alex' großer Bruder und die Brünette wusste, wie sehr sich die beiden hassten. Na ja, es war nicht direkt Hass. Aber sie hatten immer schon eine besonders ausgeprägte Geschwister-Rivalität gezeigt. „Ich hab es da einfach nicht mehr ausgehalten. Ich musste Mal raus. Und da hab ich gedacht, wieso nicht Kalifornien? Malibu schrie förmlich nach mir. Hast du den Ruf denn nicht gehört? Vielleicht solltest du dir Mal deine Ohren auswaschen, Miles.“, Miley kicherte. „Haha, sehr witzig. Aber jetzt Mal im Ernst, was hast du verbrochen, dass alle so sauer auf dich waren? Ich kenne dich, Alex Schatz.“, Alex setzte einen Schmollmund auf und Miley fühlte sich abermals in ihrer Ansicht über ihre Lippen bestätigt. „Wieso denken immer sofort alle, ich hätte etwas verbrochen? Vielleicht war Justin ja derjenige, der alles falsch gemacht hat!“, Miley ging davon aus, dass ihre Freundin nicht wirklich wütend über diese Tatsache war. Immerhin war Alex Russo stolz darauf, dass sie sich an keine Regeln hielt. „Ich mein ja nur. Du brauchst ja nicht gleich so aus zu flippen. Gott.“, Alex streckte ihr die Zunge raus. „Aber ich weiß wirklich nicht, ob ich deine Hilfe im Fall Lilly wirklich will. Ich glaube nicht, dass aus uns etwas wird. Dafür ist sie viel zu engstirnig und stur.“ Alex lächelte. „Ach was, das kriegen wir schon hin. Also du stehst auf sie... Wann hast du deine Meinung denn geändert?“, Miley dachte genau darüber nach. Ja, wann hatte sie das erste Mal darüber nachgedacht? Es lohnte sich nicht, sich etwas vor zu machen. Das erste Mal hatte sie es erwogen, als sie und Lilly sich auseinander gelebt hatten. Als Miley herausgefunden hatte, dass Lilly in der Tat lesbisch war. Sie hatte sich selbst natürlich gefragt, ob Lilly sie jemals mehr gemocht hatte, als nur wie eine beste Freundin. Und natürlich waren ihre Gedanken auch unweigerlich zu ihren eigenen Gefühlen gewandert. Aber Lilly richtig angesehen hatte Miley erst, als sie dieses Lied gesungen hatte. „Despite the lies that you're making. Your love is mine for the taking. My love is just waiting. To turn your tears to roses“, Miley erinnerte sich an diese Zeilen. Sie erinnerte sich an jedes einzelne Wort. Sie sang nicht, sie sprach sie nur. Ganz, ganz leise. Aber Alex würde sie hören. Es war unvorstellbar, dass jemand diese wundervollen Worte nicht hören würde. Es war undenkbar. „Was ist das, ein Gedicht?“, Alex war ganz still geworden. Etwas, was für sie mehr als untypisch war. Miley setzte sich auf und starrte aus dem Fenster. Dann wanderte ihr Blick wieder zu der Freundin, die da auf ihrem Stuhl saß und sie fasziniert musterte. „Dieses Lied hat Lilly für mich geschrieben. Zumindest denkt Oliver das... Angeblich, als sie erfuhr, dass meine Mutter gestorben ist. Du erinnerst dich. Dieser Autounfall auf dem Weg nach Hause. Zwei Tage, nachdem wir uns kennen lernten.“, Alex nickte langsam, erhob sich und setzte sich neben die Brünette, deren Blick glasig geworden war. „Und deswegen glaubt Oliver also, dass Lilly in dich verliebt ist? Wow.“, Alex war nicht besonders gut darin, Leute zu trösten und Miley hatte das nie von ihr erwartet. Aber sie war für Miley da gewesen. In ihrer dunkelsten Stunde. Hatte mit ihr telefoniert und war sie einmal besuchen gekommen. Fast so wie heute und Miley erinnerte sich schmerzlich. Miley ächzte ungehalten und vergrub ihr Gesicht in den Händen, stellte die Ellbogen auf ihre Oberschenkel und ächzte noch ein bisschen mehr. „Ich werde einfach nicht schlau aus ihr! Erst ist sie für mich da und tröstet mich, dann küsst sie mich auch noch und im nächsten Moment ist sie der größte Arsch, den es gibt! Das macht mich noch wahnsinnig!“ Alex kicherte leise und legte eine Hand um Mileys Schultern. „Komm schon, Stewart. Reiß dich ein bisschen zusammen! Lilly will bestimmt keine Psychopathin zur Freundin!“, Alex stocherte in Mileys Bauch rum, bis die Brünette zusammen zuckte und ein kleines Lachen entfahren ließ. „Hör auf, Alex! Du weißt, wie kitzelig ich bin.“, Miley schmollte ein bisschen und fiel zurück aufs Bett. Alex wippte mit ihren Füßen vor und zurück und Miley fragte sich, ob aus ihr und Lilly wirklich je etwas werden konnte. „Und du meinst wirklich, du kannst mir da mit Lilly helfen?“ Sie war hin und her gerissen. „Irgendwie kriegen wir sie schon dazu. Und wenn ich ein bisschen in meine magische Trick-Kiste greifen muss. Es wird schon alles glatt gehen, Miles.“, Miley wunderte sich nicht mehr über die vielen Übergänge zur Magie, die Alex von sich gab. Sie hatte lange aufgehört, ihre Freundin zu hinterfragen. Sie würde ja doch nie eine vernünftige Antwort erhalten. „Ich hoffe, du hast Recht und wir kriegen das ganze schnell durch. Ich will sie nur noch ohrfeigen, wenn das ganze erstmal vorbei ist und sie mir gehört.“, Miley gähnte leise. All dieser zusätzliche Stress hatte sie ausgelaugt. Lilly war eindeutig nicht gut für sie. „Das könnte sie dir übel nehmen und wir wollen eure gerade neu aufgeblühte Beziehung doch nicht gefährden. Ich finde, du solltest mit den Ohrfeigen erst noch eine Weile warten. Aber das ist nur meine Meinung.“, Miley schubste sie leicht und rollte mit den Augen. „Ist ja schon gut. Erstmal muss ich ja mit ihr zusammen sein. Wir haben noch Zeit.“, obwohl sie diese Tatsache mehr als alles andere hasste. Sie wollte Lilly am liebsten jetzt zur Rede stellen. Zu ihr fahren, sie gegen eine Wand oder Tür pressen und einfach... „Hey, Miles. Miles, Miley!“, ein Zwicken brachte sie zurück in die Gegenwart und sie schnellte hoch. Alex Russo schaute sie leicht verwirrt an. Wenngleich auch weniger besorgt. „Hast du überhaupt irgendetwas von dem gehört, was ich gerade gesagt habe?“ Miley wurde rot. Sie wusste ganz genau, woran sie gedacht hatte und was sie gehört hatte. Und das betraf nicht Alex. Ganz besonders nicht Alex. „Tut mir Leid. Ich hab nur... nachgedacht.“, Alex rollte mit den Augen und fuhr sich leicht durch die dunkelbraunen Haare. „Also, was hast du gerade gesagt?“ Miley räusperte sich leise und verschränkte ihre Finger im Schoß. „Ich wollte dich gerade dazu bewegen, mit mir zum Strand zu gehen. An der frischen Luft kommen die Ideen meistens schneller und leichter. Und vielleicht sehen wir ja auch deine kleine Freundin, hm?“, Miley seufzte und zuckte mit den Schultern. Alex hatte vermutlich recht. Mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit befand sich Lilly am Strand. „Wenn du unbedingt willst. Aber wir reden nicht mit Lilly! Das kannst du vergessen! Ich will mit der nicht reden! Oliver hat gesagt, ich soll ihr heute erstmal ein bisschen Abstand lassen.“, und was Oliver sagte, stimmte die meiste Zeit über. Zumindest was Lilly betraf. Er war ein Experte in Sachen Lilly und Miley hatte sich immer schon darauf verlassen. Alex schmollte. „Na schön. Ruiniere mir halt meinen Spaß. Darin bist du ja am besten. Ich erinnere mich noch genau.“, Miley schnaubte, stand auf und schlenderte belustigt zum Schrank. „Oh und nimm gefälligst den heißesten Bikini, den du hast, klar? Wir wollen Lilly doch zeigen, was sie alles verpasst.“ Alex wackelte herausfordernd mit den Augenbrauen und Miley kicherte. „Dann würde ich sagen, auf zum Strand.“ •◘○ Tawni Hart wusste schon immer, wer die Hübscheste, Beste und Tollste war. Nämlich sie selbst. Daran hatte sie nie gezweifelt und keiner hatte sie je danach gefragt. Es war einfach eine Tatsache. Jeder kannte und respektierte sie. Und jeder erkannte sie als eine Art Regel an. Leg dich nicht mit Tawni an. Und als sich das alles änderte, wusste Tawni plötzlich nicht mehr, wer die Beste und Tollste war. Natürlich war sie immer noch die Hübscheste. Das war natürlich weiterhin keine Frage. Niemand konnte ihr wallendes, blondes Haar und ihre feinen Gesichtszüge übertreffen. Auch nicht die Neue. Aber irgendwie schien diese Neue immer witziger und toller zu sein als sie. Sie konnte das Gefühl nicht genau beschreiben, was sie ihr gab. Aber Tawni fühlte sich von ihr bedroht. Etwas, was ihr in ihren siebzehn Jahren Leben noch nie widerfahren war. Diese Neue hatte viele Ideen, versprühte überall gute Laune und stahl ohne rot zu werden oder weiter darüber nachzudenken ihr Rampenlicht und Tawni konnte sagen, dass sie davon nicht besonders entzückt war. So Random! gehörte ihr und niemandem sonst. Mit der Zeit gewöhnte sich Tawni an ihre neue Gesellschaft. Schlussendlich musste sie es ja, immerhin hatte sie ihr ja auch noch die Hälfte ihrer Garderobe gestohlen. Aber sie musste zugeben, dass diese Neue gar nicht mal so schlecht war, wenn man sie erst einmal kennen lernte. Allein diese Erkenntnis brachte Tawni selbst fast zur Weißglut. Sie gab sich gern damit zufrieden, dass die andere lustiger oder lebhafter war. Die Blondine selbst genoss immerhin ihre übertrieben gespielte Langeweile und wollte nicht jede Sekunde ihres Lebens wie ein Witz im Mittelpunkt stehen. Nein, sie stand konstant im Rampenlicht, weil sie die Hübscheste war. Und an diesem Gedanken hielt sie fest. Für diesen Gedanken lebte sie und dafür arbeitete sie. Hübscher zu sein, als dieser Eindringling. Und Tawni war zufrieden damit. Und über die zwei Jahre, die Tawni mit ihr zusammen arbeitete, entwickelte sich zwischen ihnen fast so etwas ähnliches wie eine Freundschaft. Ebenfalls eine völlig neue Erfahrung. Sie pflegte keine Freundschaften, nur Bekanntschaften und wichtige Kontakte. Tawni wusste nicht, wie dieses Mädchen es geschafft hatte, ihren Schale zu knacken, aber irgendwo tief in ihr drin war sie froh über die Tatsache, dass sie es getan hatte. Tawni war jetzt neunzehn und sie wusste genau, dass sie nach einem weiteren Jahr mit diesem Mädchen wohl völlig offen sein würde. Sie fürchtete sich vor diesem Tag. Und das war die neue Tatsache, die sie sich für sich selbst festgelegt hatte. Sie war die Hübscheste, das war keine Frage, aber den Titel der Tollsten und Besten hatte sie abgegeben. Vielleicht nicht in ihrer eigenen Vorstellung (immerhin war sie Tawni Hart), aber Sonny Munroe hatte ihr die beiden anderen Titel abgelaufen. Sie hatte geschafft, was noch niemand sonst geschafft hatte. Und dafür hatte sie Tawnis Respekt und Freundschaft gewonnen. Eben diese Sonny Munroe saß in ihrer und Tawnis Garderobe und besah sich selbst im Spiegel. Langes, dunkelbraunes Haar, einen Mund, der im Moment ein breites Grinsen trug, weil sie eine neue Idee gehabt hatte, und tiefe schokoladenbraune Augen, die sie anlachten. Sonny seufzte erleichtert, als sie sich in ihrem Stuhl zurück lehnte und das begutachtete, was sie in den letzten Tagen auf die Beine gestellt hatte. Sie war nie stolzer gewesen und ihr Spiegelbild sagte ihr außerdem, dass sie nie zufriedener mit sich gewesen war. Sonny war niemand, der sich gern selbst lobte. Die meiste Zeit über übte sie Selbstkritik und konnte nur schwer mit Komplimenten umgehen. Aber sie konnte nicht umhin, diese Idee als äußerst intelligent und geschickt anzuerkennen. Und sie war von ganz alleine darauf gekommen. Ihr Lächeln wurde noch einen Tick breiter. „Könntest du vielleicht aufhören, dich selbst im Spiegel an zu starren? Du wirst ohnehin nie so schön sein wie ich.“, Tawnis Stimme schwebte an Sonnys Ohren und sie nahm eine leicht rötliche Farbe an, bevor sie sich an ihre gute Freundin wandte. „Ich habe mich nicht angestarrt. Ich habe nur nachgedacht. Und, freust du dich nicht auch schon auf den großen Band-Contest in einer Woche?“, Sonny konnte es ehrlich gesagt kaum erwarten und saß schon seit einer Woche wie auf glühenden Kohlen. Die Blondine schickte ihr nur einen milde gelangweilten Blick. „Nein. Das einzige, was mich interessiert, sind die Band-Mitglieder. Vielleicht ist ja ein ganz Süßer für mich dabei.“, Tawni lächelte in den Spiegel, schickte sich selbst einen Handkuss und griff nach ihrem Lieblingslippenstift Coco Moco Coco. „Und vielleicht findest du ja auch endlich einen, der dich und dein übertriebenes Grinsen ertragen kann.“ Sonny rollte mit den Augen. „Haha. Sehr witzig. Also ich bin ja eher gespannt, was für Musik die so spielen.“, fast niemand wusste darüber Bescheid, aber die Brünette war gar nicht auf der Suche nach einem Freund. Tawni konnte das natürlich nicht verstehen. In ihrem Leben drehte sich alles um ihr Aussehen, Männer und Geld. Und das Rampenlicht. „Solange es gut klingt und nicht so ein Geschrei ist, kann ich damit leben. Ich werde bei den Auswahlen einfach das tun, was ich am besten kann, fabelhaft aussehen.“, die Blondine verteilte den Lippenstift sorgfältig und lächelte selbstzufrieden. „Du wirst sowieso die ganze Arbeit machen. Immerhin war es ja auch deine Idee.“ „Und ich freue mich schon darauf!“, Sonny sprang auf und drehte sich grinsend im Kreis. Sie konnte es nicht erwarten und eine ganze Woche bedeutete so viele Tage. Tawni rollte mit den Augen und gab einen verächtlichen Ton von sich. Dann machte sie eine Handbewegung in Richtung Brünette und fuhr sich durch die Haare. „Wenn du schon so viel überschüssige Energie hast, kannst du dich auch nützlich machen. Besorg mir doch ein Joghurteis aus der Cafeteria, ja? Du weißt schon, laktosefrei und pink. So wie immer.“, Sonny keine weitere Beachtung schenkend, sondern sich ihrer Fanpost zuwendend, stellte Tawni den Lippenstift zurück an seinen besonderen Platz und lächelte selbstgefällig. Sonny seufzte und zuckte mit den Schultern, bevor sie fröhlich grinsend die Garderobe verließ und den Gang entlang hüpfte. Nichts würde ihrer Stimmung heute einen Dämpfer geben. Niemand konnte sie heute besonders verärgern. Die Cafeteria war klein und nicht besonders voll. Die Lunch Lady Brenda stand wie immer hinter ihrem Tresen und verteilte an alle das widerliche Essen. Und wie immer bekam die Besetzung von MacKenzie Falls eine Extrawurst. Oder viel eher einen Extrahummer. Es war kein Geheimnis, dass Brenda MacKenzie Falls bevorzugte, aber Sonny hatte nie verstanden, wieso. Immerhin war ihre Show, So Random!, die lustigste, die es im Fernsehen zu sehen gab. Und niemand wusste so genau, worum es in MacKenzie Falls wirklich ging. Ein einfaches Teen-Drama wie viele andere. Eigentlich nichts besonderes. „Na, wie geht’s euch so in Chuckle City?“, Sonny rollte mit den Augen. Sie war inzwischen an der Joghurtmaschine angekommen und hatte wirklich keine Lust, sich mit ihm zu unterhalten. Genervt drehte sie sich um, schickte ihm einen herablassenden Blick. „Was willst du, Chad?“, Chad Dylan Cooper. Hauptdarsteller von MacKenzie Falls und einer der nervigsten und aufgeblasensten Menschen, die Sonny je das Pech hatte, zu treffen. Gegen ihn war Tawni richtig wohltätig. „Hast du nicht einen Auftritt in Jerksville oder so?“ „Ouch, du tust mir Unrecht, Sonny. Kann ich nicht ein bisschen Zeit mit meiner besten Freundin verbringen?“, Chad schlang einen Arm um Sonnys Schulter und drückte sie in seine Seite. Die Brünette runzelte ihre Stirn und schnaubte leise. „Chad, wir sind keine Freunde. Hast du das schon wieder vergessen?“, Sonny entfernte den Arm von ihrer Schulter und wandte sich wieder der Maschine zu, schnappte sich einen Becher. Laktosefrei und pink. Wieder rollte sie mit den Augen. „Oh ja, richtig. Wir sind Feinde, dass du mir das nie vergisst!“, er deutete mit einem Finger auf sie und machte ein zischendes Geräusch. „Du bist der Teufel, Sonny Munroe. Wie sonst könntest du dem unwiderstehlichen Charme von Chad Dylan Cooper stand halten.“ Sonny zog ihre Augenbrauen hoch und füllte den ersten Becher mit Joghurteis. „Wirklich, Chad? Ist das so?“, sie hörte ihn lachen und lächelte in sich hinein. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn zitierte, aber bei ihr schien ihm das seit einiger Zeit seltsamerweise egal zu sein. „Soll ich dich noch einmal fragen oder willst du mir lieber freiwillig erzählen, was du von mir willst?“ Sie stellte das Joghurteis für Tawni auf den Tresen neben ihr und schnappte sich einen eigenen Becher. Sie war unschlüssig. Sollte sie Kirsche oder Erdbeere nehmen? Chad räusperte sich leicht und trat neben sie, lächelte sie an. Eingebildet, wie Sonny es von ihm gewohnt war. „Na ja, da unsere beiden Shows auf demselben Set liegen, haben ich und die anderen uns überlegt, wir wollen dabei sein, wenn ihr in Chuckle City eure Band auswählt. Du weißt schon, damit sie unsere Background-Musik spielen können. Na, was hältst du von dieser Idee, Sonny?“, die Angesprochene entschied sich für Kirsche und füllte ihren Becher. „Ich denke nicht, dass das eine so gute Idee ist, Chad. Ich meine, ihr habt doch sicher ganz andere Maßstäbe für eure Band, als wir. Ihr mit eurem Drama.“, sie setzte das letzte Wort mit ihren Fingern in Anführungszeichen und lachte leicht auf. „Alles, was ich tun muss, ist Marshall zu fragen.“, Marshall Pike, Produzent von sowohl MacKenzie Falls als auch So Random!. „Und ich will wirklich nicht, dass wir die ganze Zeit auf Kriegsfuß stehen. So wie sonst. Immerhin müssen wir ja zu einer Entscheidung kommen, hm? Aber mach dir keine Sorgen, ich bin derjenige, der für uns entscheidet. Und du kennst meinen guten Geschmack.“ Sonny knirschte mit den Zähnen, packte ihren Joghurt und sah Chad wütend ins Gesicht. Sie hatte sich vorgenommen, heute einen wundervollen Tag zu erleben und sich von nichts erschüttern zu lassen. Aber Chad Dylan Cooper wollte ihr ihren Tag vermiesen und er hatte es beinahe geschafft. „Schön. Meinetwegen könnt ihr dabei sein. Aber wenn du meine Entscheidungen nicht respektierst, dann... dann kannst du was erleben!“, sie schnaubte, umrundete ihn und ging ohne ein weiteres Wort. Eingebildeter Chad. Dummer, eingebildeter Chad. Sie knallte Tawnis Joghurt wütend vor ihr auf den Tisch und verschwand rauchend in ihrer Umkleidekabine. Tawni sah ihr milde interessiert nach. Vielleicht waren sie mehr schlecht als Recht Freundinnen geworden, aber das bedeutete nicht, dass Tawni ihr nachlaufen musste, wenn etwas nicht stimmte, richtig? Die Blondine nahm einen Löffel ihres Joghurteis. Er schmeckte bitter. Schmeckte er vielleicht nach schlechtem Gewissen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)