Memoire d'une fleur von Chimi-mimi (Wichtelgeschichte für Sydney ^.^) ================================================================================ Kapitel 1: Memoire ------------------ Mit einem leisen, kaum vernehmbaren Seufzer trat Robin an die Reling der Thousand Sunny und betrachtete den atemberaubenden Sternenhimmel vor sich. In Gedanken versunken stand sie mit verschränkten Armen da. Jedes Mal, wenn sich die Zerstörung Oharas jährte, kamen diese unglaublichen Alpträume, die sie nicht schlafen ließen. Normalerweise vertrieb sie sich die Nächte im Aufenthaltsraum und las ein bisschen, denn sie wollte die neugierigen Fragen der Nachtwachen vermeiden, doch wenn Zorro Wache hielt, genoss sie lieber die kalte Luft. Er stellte keine Fragen, ignorierte sie. Dafür war sie dem Schwertkämpfer dankbar. Auch in dieser Nacht beachtete er sie nicht, konzentrierte sich auf den weiten Ozean, der sie umgab. Robin warf ihm einen kurzen Blick zu und erlaubte sich ein kleines Lächeln. Sie war dem Schwertkämpfer wirklich dankbar für sein Schweigen. Ein leichter Wind kam auf und die Kälte darin jagte ihr ein kurzes Schaudern über den Rücken. Sie schlang die Arme um den Oberkörper und unterdrückte ein leichtes Gähnen. Vielleicht konnte sie ja jetzt endlich schlafen, zumindest ein wenig. Noch einmal die raue Seeluft einatmend wandte Robin sich ab. Doch im gleichen Moment drehte sie sich wieder um. Ein Schiff, ein Piratenschiff. Woher kamen die so schnell? Mit einer eleganten Handbewegung nutzte sie die ihr eigenen Teufelskräfte und läutete die kleine Alarmglocke. Sie spürte, wie der Schwertkämpfer kampfbereit an ihre Seite glitt. “Feindliche Piraten! Haltet euch bereit!“, drang seine laute Stimme an ihr Ohr, doch da war noch etwas. Da sprach jemand, leiser, kaum noch hörbar, war das etwa… „Voyage dans le passé“ Wo war die Thousand Sunny? Robin sah über ihre Schulter, doch sie konnte nur Zorro, der suchend nach seinen Schwertern griff, entdecken. Sie musterte ihre Umgebung genau, doch sie waren… Sie waren nirgends. Um sie herum war es nur grau. „Hey, wo sind meine Schwerter?“, vernahm sie die leicht gereizte Stimme des Schwertkämpfers, „Ich hatte sie doch gerade eben noch.“ Die Archäologin ignorierte das wütende Gebrummel und trat einen Schritt von ihm weg. Fasziniert strich sie mit den Fingern über eine Wand aus reiner Luft. Was war das? Zwar war nichts da, wirklich nichts, doch trotzdem konnte sie etwas spüren. Ein leichtes Kribbeln kroch über ihre Fingerspitzen. Konnte es reine Energie sein? Um sie herum begann alles aufzuleuchten. Fasziniert trat Robin zurück an Zorros Seite. Zusammen betrachteten sie schweigend, wie sich vor ihren Augen Bilder aufbauten. „Kuina…“, er war sich wohl kaum bewusst, dass er ihren Namen ausgesprochen hatte, als seine alte Freundin vor ihren Augen lebendig wurde und gegen sein jüngeres Ich kämpfte. Robin warf einen kurzen Blick auf ihn, doch aus seinem Gesicht konnte sie nichts herauslesen. Alles, was sie über Kuina und Zorros Kindheit wusste, hatte sie von Nami erfahren. Aus diesem Grund konzentrierte sie sich auf die Bilder vor ihnen, nahm sie in sich auf und erfuhr mehr, als die Navigatorin ihr je hätte erzählen können. „Das sind Erinnerungen, deine Erinnerungen“, stellte Robin fest. „Ach nee?“ „Warum bekommen wir diese Einblicke? Hat es etwas mit…“, die Archäologin unterbrach sich selbst, sie wurde blass und musste schlucken. Das war Ohara, vor ihren Augen entstand Ohara, ihre Heimat. Doch das war nicht real, es konnte nicht real sein, die Insel wurde zerstört, die Menschen auf ihr wurden getötet, der Buster Call hatte alles, was sie geliebt hatte, vernichtet. Sollte sie das jetzt etwa noch einmal erleben? Robin schloss die Augen, das konnte sie sich nicht wieder ansehen. Ihr reichten ihre Träume schon voll und ganz. „Schau dich hier mal um“, erklang Zorros Stimme dicht an ihrem Ohr. Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, öffnete sie ihre Augen und erstarrte. Das konnte nicht sein. Sie waren auf Ohara. Fassungslos machte Robin einen Schritt dahin, wo vorher diese prickelnde Energie war. Nichts. Was war hier geschehen? „Erinnerst du dich noch an die Worte, die, kurz bevor wir hierher gekommen sind, gefallen sind?“, wandte sie sich an Zorro. Der zuckte aber nur mit den Achseln und sah sich um. „Voyage… Eine Reise in die Vergangenheit, das war es“, murmelte sie leise vor sich hin und ging ein paar Schritte weiter. „Hey, willst du mir nicht sagen, wo wir sind?“, nicht sonderlich gut gelaunt holte Zorro auf und sah sie grimmig an. „Auf der Insel Ohara im Westblue“, ohne ihn weiter zu beachten lief sie den Weg entlang, den sie in ihrer Kindheit so oft gegangen war, „Er steht noch… Der Baum der Allwissenheit.“ Zielsicher strebte sie auf die alte Bibliothek zu, blieb aber plötzlich so ruckartig stehen, dass Zorro fast in sie hineingelaufen wäre. „Was soll denn das?“ Robin sah auf ihre alten Freunde, sich selbst, Spandine und die CP9. „Ich erinnere mich daran, das… das war kurz vorher, kurz vor dem Buster Call“, zitternd betrachtete sie die Szene, die vor ihr lag, „Sie müssen weg von hier.“ Ohne sich um ihren unfreiwilligen Begleiter zu kümmern, rannte sie zu dem alten Mann vor ihr: „Professor, Professor! Hören Sie, Sie müssen fliehen, bitte, bitte retten Sie sich!“ Mit Tränen in den Augen stand sie vor ihm, doch er sah sie nicht. Ihr war bewusst, dass er es nicht konnte, dass sie Ohara nicht retten konnte. Trotzdem rüttelte sie den Professor an den Schultern, schlug auf ihn ein. „Flieht doch… Bitte flieht!“ „Wie lange willst du noch damit weitermachen?“ Sie drehte sich zu Zorro um: „Ich kann doch nicht tatenlos zusehen, wie sie noch einmal sterben.“ „Sie sind tot. Niemand kann zweimal sterben“, antwortete er mit einem gelassenen Schulterzucken. „Soll ich lieber zuschauen, wie der Buster Call die Insel hier zerstört?“ „Ja.“ „Das kann ich einfach nicht, Spandine muss aufgehalten werden.“ „Hast du vorhin nicht gesagt, dass das hier nur Erinnerungen sind?“ Zorro deutete auf den Baum und die Archäologen, die sich davor versammelt hatten. „Ich… Mutter!“, vollkommen in der Bewegung erstarrt hielt sie inne, als sie die Frau am Rande bewusst wahrnahm. „Mutter?“, verblüfft über die Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen schaute der Schwertkämpfer hin und her. Erschüttert ließ sich Robin auf die Knie fallen. Die Tränen liefen ihr die Wangen runter, als sie Olvia betrachtete. „Sag, Zorro, was würdest du tun, wenn Kuina vor deinen Augen, hier und jetzt, sterben würde?“ „Nichts. Ich könnte doch so oder so nichts ändern…“, er wich ihrem drängenden Blick aus. Schweigend sah Robin auf die Erde und berührte sie sacht: „Nichts…“ „Akzeptiere es einfach“, mit einem Seufzen ließ Zorro sich im Schneidersitz neben ihr nieder, „Es sind Erinnerungen. Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren einen Weg zurück zu finden.“ „Robin! Zorro!“ “Eine Teufelsfrucht“, immer noch kniete Robin vor dem großen Baum. „Hä?“ „Wir sind sicher durch einen Teufelsfruchtnutzer hier. Das, was ich, als wir das Schiff entdeckten, gehört habe, war eine Attacke.“ „Sehr hilfreich…“ „Wir müssen eine Möglichkeit finden die Kraft der Teufelskraft zu neutralisieren…“, nachdenklich stand Robin auf und tigerte hin und her. „Was passiert mit uns, wenn der Buster Call ausgeführt wird?“, Zorro betrachtete Spandine, wie er den Knopf der goldenen Tele-Schnecke betätigte. Ruckartig drehte sie sich zu ihm hin und folgte seinem Blick: „Wie meinst du das?“ „Können wir dabei sterben?“ „Ich… ich weiß es nicht.“ “Robin, du musst leben!“ Mit Tränen in den Augen sah sie zu, wie ihr jüngeres Ich von Sauro gegen ihren Willen mitgenommen wurde. Einen Moment lang sah sie ihnen hinterher, bevor sie wieder Nico Olvia betrachtete. „Mutter…“, unwillkürlich trat Robin näher heran und strich sanft über die Wange der älteren Frau. Als diese zum Baum der Allwissenheit eilte, flüsterte die Strohhutpiratin ihr nur leise hinterher: „Warte, tu das bitte nicht…“ Ächzend stand Zorro auf und klopfte sich die Hose ab: „Sie ist tot, okay?“ „Ich weiß, ich weiß es ja, aber ich hätte damals doch bei ihnen bleiben sollen…“ Genervt stöhnte der Schwertkämpfer auf: „Kapier es, sie wollten, dass du lebst und das schaffst du vielleicht nicht mehr lange, wenn wir hier nicht bald raus kommen.“ Schweigend wandte Robin sich ab und lief den Weg zurück, den sie gekommen waren. Erst, als sie eine laute Explosion vernahm, sah sie noch einmal zurück und betrachtete den in Flammen stehenden Baum der Allwissenheit. Sie wandte sich wieder nach vorne und hielt direkt auf das Meer zu. „Bist du irre? Willst du direkt getroffen werden?“ „Ja.“ „Robin, Zorro? Hey, wacht auf!“ “Klasse Plan.“ „Ich bin mir sicher, wenn wir das Gleiche erleben, was die anderen erleben musste, dann…“, Robin konnte nicht zu Ende sprechen, denn genau in dem Moment explodierte einen Bombe neben ihnen. Ruckartig setzte Zorro sich auf und sah sich um. Das war die Thousand Sunny. Sie waren zurück. „Ab dem Zeitpunkt, an dem es keine Erinnerungen mehr gibt, musste diese Illusion enden“, flüsterte Robin kaum hörbar neben ihm. „Na endlich! Wir haben schon gedacht, ihr wollt gar nicht mehr aufwachen“, stellte Nami mit einem breiten Grinsen fest. „Was ist denn mit euch passiert? Hm? Als wir an Deck kamen, lagt ihr total leblos da. Wir haben gedacht, ihr wärt tot. Sogar Chopper hatte euch schon aufgegeben.“ „Wir…“, setzte die Archäologin mit gesenktem Blick an. „… Wir waren nur ohnmächtig, die haben uns wohl irgendwie überwältigt“, unterbrach Zorro sie. „Soll das heißen, du hast mein Robin-Häschen nicht beschützt?! Was bist du für ein Mann?“, wütend verpasste Sanji ihm einen Tritt. „Ach, lass mich doch…“, Chopper ignorierend stand der Schwertkämpfer auf und verzog sich an Deck, um seine Ruhe zu bekommen. Etwas verwirrt sah Robin ihm hinterher, bevor sie sich den stürmischen Fragen ihrer Kameraden stellte. Nachdem sie allen versichert hatte, dass es ihr wirklich gut ging, zog sie sich zurück in ihre Kabine, legte sich in ihr weiches Bett und schloss die Augen. Erst durch Namis fröhliches „Guten Morgen!“ am nächsten Tag wachte sie wieder auf. Mit einem Lächeln erwiderte sie den Gruß. Auch die anderen Crew-Mitglieder begrüßten sie fröhlich und doch noch etwas besorgt, doch Robin konnte ihnen versichern, dass sie sich sehr wohl fühlte. Als sie raus auf das Deck trat, entdeckte sie Zorro sofort. Er war am Trainieren. Leise trat die Archäologin neben ihn und sah auf das Meer hinaus. „Ich hatte heute Nacht wieder Träume“, sie wusste, dass er verstehen würde, „Ich weiß, dass ich es akzeptieren muss, auch wenn es mir noch schwer fällt.“ „Ich hätte versucht, sie zu retten“, kaum hörbar sagte er diese Worte und Robin verstand sofort, was ihr sagen wollte. Lächelnd lauschte sie eine Weile auf das rhythmische Schlagen der Schwerter, dann wandte sie sich wieder ab: „Danke.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)