The three Wishes von Fairymel ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Ich trottelte langsam neben Jacob her. Er musste sich wirklich Mühe geben, um mit meinen kleinen Schritten noch neben mir gehen zu können. Ich sah stur auf das Meer, während er mir abermals versuchte zu erklären, dass zwischen Tanya und ihm nichts war. Die Lüge kam ihm einfach so über die Lippen, als ob er über das Wetter reden würde. Und da hatte ich ihn mit eigenen Augen gesehen, wie seine Lippen an ihren gestern Abend noch klebten. Und nicht nur gestern Abend … Außerdem was hatte er gesagt, als er unser Treffen gestern abgesagt hatte? Er geht mit seinen Freunden fischen. Das ich nicht lachte. „Bella, Schatz, hörst du mir überhaupt zu?“ „Ja, ja.“, meinte ich nur desinteressiert. Glaubte er wirklich, dass ich ihm nach dieser Lüge noch eine Sekunde zuhören würde? Was wollte er mir denn noch erzählen? Seine erfundenen Geschichten konnte er sonst wo hin stecken! Ich fragte mich, warum ich eigentlich zugestimmt hatte, mich mit ihm zu treffen! Um ihm zu verzeihen? Nein! Bestimmt nicht! „Jacob!“, schrie ich nun fast. „Hör einfach auf mir etwas vorzugaukeln! Es reicht! Wie gesagt, ich hab euch zusammen gesehen! Du kannst nicht das Gegenteil beweisen, dass weißt du genau!“ „Heißt das jetzt, es ist aus mit uns? Ich dachte, du liebst mich …“ Sein Blick hatte wieder diesen einen Blick angenommen, den ich so an ihm liebte. Wie ein süßer Hund blickte er mich an … Ob ich ihn liebte? Ich schüttelte stur den Kopf. Er wollte protestieren, doch ich hielt ihn davon ab. „Du weißt genau, dass ich dich nicht lieben kann, wenn ich weiß, dass du mir nicht treu bist. Du hast mich nie wirklich geliebt, oder?“ Er zögerte. Jetzt hatte ich ihn gefangen. Er hatte nur mit mir gespielt und das fast ein ganzes Jahr. Ich kochte nur so. Wie konnte er nur! „Ich will dich nie wieder sehen!“, schrie ich ihm ins Gesicht und lief davon. Ich wusste, dass dieses Verhaltung kindisch war, aber ich konnte ihm einfach nicht verzeihen. Ich konnte ihm einfach nicht mehr ins Gesicht sehen. Traurig und erschöpft blieb ich schließlich stehen. Das Meer rauschte und schirmte alle anderen Geräusche ab. Ich wollte gerade weiter gehen, als ich ein kleines vasenförmiges Gefäß am Strand erblickte. Vorsichtig hob ich es auf. Das Gefäß war wunderschön. Ganz zart strich ich über die dunkelgrün-goldenen Muster, die auf dem lila Porzellan schimmerten. Ich rüttelte und schüttelte die Vase hin und her um festzustellen, dass vielleicht irgendwas im Inneren erhalten war. Ein kleines Ätzen und Stöhnen drang in meine Ohren. Verwundert schaute ich um mich. Wenn Jacob hier in der Nähe jetzt wäre, würde ich ihm die Augen auskratzen! Doch ich erblickte niemanden. Wieder begann ich es zu schütteln und wieder hörte ich das kleine Stöhnen. Es kam doch nicht von hier drin, oder? Ich starrte zunächst verwirrt, doch dann begann ich an den zierlichen Korken zu ziehen. Mit Mühe und Not löste er sich schließlich und er fiel zu Boden. Ein zarter Rauch floss aus der Vase heraus. Erschrocken lies ich sie fallen und sie landete im weiche Sand. Ich weitete meine Augen, als ich sah, dass sie der Rauch zu einem Körper zusammen schloss. Ich riss meine Augen noch mehr auf, als ich erkannte, wie die Gestalt aussah. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er trug eine weite lange lilafarbige Hose und ein einfaches Hemd. Seine bronzefarbigen Haare waren ganz verwuschelt, als ob er vergessen hätte sie zu kämmen. Aber es stand ihm wirklich gut. Es sah wirklich süß an ihm aus. Aber das wirklich auffallende an ihm waren seine Augen. Er hatte strahlende grüne Augen, in denen man nur so versinken konnte. Als sich unsere Blicke schließlich kreuzten, verbeugte er sich vor mir. „Zu ihren Diensten!“, sagte er mit seiner musikalischen Stimme. Verwundert sah ich ihn an. „Was willst du? Und wer bist du?“ Ein schiefes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Ich bin Edward. Ich komme aus dieser Vase …“ Er sah zu Boden, wo sie lag. „Ein Glück ist sie nicht zerbrochen …“, fügte er leise hinzu. Dann sah er mich wieder an. Da ich nichts sagte, wiederholte er seine Worte: „Zu ihren Diensten!“ „Wie jetzt?“ Er war doch kein Flaschengeist, oder? „Sie haben drei Wünsche frei. Nur drei.“ Ich hätte schreien können! Er wirkliche ein Dschinn! „Ich habe zur Zeit keine Wünsche.“, meinte ich weise und lächelte ihn zart an. Kapitel 1: I. Zwickmühle ------------------------ I. Zwickmühle BPOV: Edward sah mich verwundert an. „Keine Diamanten? Oder Gold?“ Ich musste lachen. Was wollte ich mit Reichtum? So etwas brauchte ich nicht. „Ich brauche keine Diamanten oder Gold.“, sagte ich bestimmt. Langsam nickte er und trat auf mich zu. „Was dann?“ Es waren nur drei Wünsche … ich wollte sie nicht einfach so für Unwichtiges verschwenden. „Ich muss erst mal genau nachdenken.“ „Okay.“, meinte er und sein schiefes Lächeln erschien wieder. „Hast du denn keinen Wunsch, der dir auf dem Herzen liegt?“ Für einen Moment tauchte Jakes Gesicht vor mir auf, aber ich verbot mir diesen Gedanken. „Nicht wirklich.“, log ich. Ich war nie eine gute Lügnerin gewesen, aber Edward verzog noch nicht einmal seine Miene. Der Dschinn kam noch ein Schritt auf mich zu, sodass er nur noch einige Meter entfernt war. „Wie du meinst. Ich werde auf deine Wünsche warten.“ Für einen Moment dachte ich, er würde noch näher kommen, aber es war nicht so. Er löste sich wieder in Rauch auf und verschwand wieder in der Vase. Behutsam hob ich sie auf und steckte sie in meine Jackentasche. Dann machte ich mich auf den Weg zu meinem Truck um nach Hause zu fahren. Als ich die Haustür öffnete, hörte ich von drinnen ein leises Gemurmel. Hatte Dad Besuch? Ich schielte ins Wohnzimmer und bemerke auf dem Tisch eine geöffnete Pizzaschachtel. Außerdem saß Billy neben Dad auf dem Sofa. Wenn Billy hier war, konnte sein Sohn Jacob nicht weit sein! „Hi!“, begrüßte ich sie kurz, als ich schon halb auf der ersten Stufe war. „Hey, Bella! Wo hast du Jacob gelassen?“, fragte Dad verwundert. Ich spielte mit dem Gedanken, nicht zu antworten, entschied mich dann jedoch dagegen. „Er kommt bestimmt gleich.“ Und das war nicht gelogen. Er würde bestimmt kommen. Billy nickte nur mit einem komischen Gesichtausdruck und ich verschwand in mein Zimmer. Oben angekommen, setzte ich mich auf mein Bett. Jake würde bestimmt gleich kommen. Ich war mir sicher, dass er noch einmal mit mir reden wollte. Oder zumindest Dad würde darauf bestehen, wenn er erfahren würde, dass ich Schluss gemacht hatte. Ich seufzte. Schließlich holte ich die Vase hervor und schüttelte sie hin und her. Ich wusste nicht, wie ich sonst Edward herauslocken konnte. Der zarte Rauch erschien und erbaute Edward sich vor mir auf. EPOV: Ich baute mich vor ihr auf und verbeugte mich vor ihr. „Zu Ihren Diensten!“ Doch meine Meisterin antwortete nicht. Ich sah sie an und bemerkte, dass sie traurig auf ihrem Bett saß. Langsam ging ich auf sie zu. Sie sah wirklich traurig aus, aber ich traute mich nicht meinen Arm um meine Meisterin zu legen, um sie so zu trösten. Stattdessen blieb ich ein paar Meter von ihr entfernt stehen und beobachtete sie stumm. „Meisterin, haben Sie einen Wunsch?“, fragte ich vorsichtig. „Nein. Leiste mir einfach nur Gesellschaft.“, wisperte sie leise. Ihre Stimme war nicht mehr so lieblich wie zuvor am Strand. Was hatte sie nur? Ich setzte mich neben ihr auf das Bett. „Wie heißen Sie, Meisterin?“, fragte ich höflich. „Isabella.“, flüsterte sie. „Aber nenn mich Bella.“ „Isabella.“ Ich lies mir ihren Namen auf der Zunge zergehen. „Ein schöner Name.“ „Bella.“, wiederholte sie. Ich lächelte nur. „Erzähl mir was von dir? Wo kommst du her …?“ „Ich komme von dieser Vase.“ Ich grinste breit. „Ja, ich weiß. Aber du warst doch nicht die ganze Zeit in dieser Vase.“, lachte sie. „Stimmt. Ich wurde in Chicago geboren.“ „Als Dschinn?“ Ich nickte. „Wie alt bist du?“ „Siebzehn.“, antwortete ich knapp. „Aber ich bin schon länger als siebzehn Jahre ein Dschinn.“ Leise lachte ich. „Wie lange?“, fragte sie neugierig weiter. „Dieses Jahr ist mein hundertstes.“ Sie riss die Augen auf. Ihre rehbraunen Augen konnte man nun noch besser erkennen. Wie schön sie doch waren. Ich raffte mich schnell wieder, bevor ich noch in ihnen versank. „Ich bin 1901 geboren, Bella. Wir Dschinns altern nicht so schnell wie ihr Menschen.“, erklärte ich ihr. Wieder musste ich lachen. Sie war wirklich sprachlos. „Erzähl mir doch etwas über dich. Mein Leben ist nicht sehr interessant. Ich erfülle jeweils drei Wünschen jedem, der mich findet. In der Zwischenzeit, wenn meine Vase im Meer umher schwimmt, schlafe ich größtenteils.“ „Was möchtest du genau wissen?“ Alles. „Erzähl mir was über deine Familie und über dein Leben hier.“ „Ich lebe mit meinem Dad Charlie hier. Forks ist langweilig, aber ein Glück habe ich meine Freunde hier.“ Sie seufzte. „Über mich gibt es nicht viel zu erzählen, Edward.“ Schade. „Erzähl mir doch bitte, wo du schon alles warst und was sie sich so gewünscht hatten.“ Sie lächelte mich an. Wirklich süß sah sie aus, wenn sie lächelte. „Okay.“ Ich überlegte kurz und begann dann zu erzählen. „Ein Mal war ich in Indien und ein alter König hatte mich gefunden. Sein erster Wunsch war, dass er ein prächtiges Schloss haben wollte, sein zweiter war Gold und Reichtum und sein dritter einen weißen Elefanten.“ Ich lachte leise und fuhr fort. „So weiter ich um die Welt kam, desto langweiliger wurde es. Alle wollten Reichtum, Schönheit oder Ähnliches. Alle. Nur du bist anders. Keiner hat mich länger als eine halbe Stunde behalten.“ Bella grinste breit. Es stand ihr wirklich, wenn sie glücklich war. „Ich bin auch nicht alle.“, sagte sie bestimmt. „Bist du so unausstehlich, dass sie dich nicht länger als eine Stunde behalten wollten?“ „Nein. Meine vorigen Meister hatten einfach zu schnell ihre Wünsche geäußert und du spannst mich auf die Folter.“ Sie wechselte das Thema. „Ist auf deiner langen Reise auch irgendetwas lustig und seltsames passiert?“ „Ja. Das einzige Seltsame bist du, Bella.“ „Ach?“ Ja. Und du bist nicht nur die seltsamste, sondern auch das schönste Mädchen, das ich je begegnet bin. Ich traute mich einfach nicht, ihr dies ins Gesicht zu sagen. Sie lächelte verlegen und ich konnte nicht anders als zurück zu lächeln. „Es gab viele Situationen, die lustig waren. Ein Mal traf ich sogar einen Betrunkenen. Ich glaube, er wusste gar nicht was er tat und lief die ganze Zeit gegen einen Stuhl oder Tisch. Das Einzige, was er sich wünschte war mehr Alkohol … Zum einen habe ich gedacht: Armer Mensch, aber andererseits war er urkomisch, da er sinnloses Zeug redete.“, erzählte ich. Bella lachte laut auf. Ihr Lachen war klar wie eine liebliche Glocke. Es war wirklich Musik in meinen Ohren. Nachdem sie aufgehört hatte zu lachen, fragte sie weiter. „Wirst du für dein Leben lang ein Dschinn bleiben?“ Ich nickte. Es war keine Qual ein Dschinn zu sein. Natürlich war es manchmal langweilig, aber ich hätte wahrscheinlich sonst nie Bella getroffen. Ich war schon wirklich sehr gespannt was sie sich wünschen würde. „Und du, wirst du dein Leben lang ein Mensch bleiben?“, scherzte ich. Amüsiert sah ich sie an und lächelte. „Nein, weißt du, ich verwandele mich nach fünfzig Jahren in eine Hexe.“ Wieder erfüllte sie den Raum mit ihrem Lachen. Ich würde dieses Lachen vermissen, wenn ich weiter reisen musste. Ja, das würde ich. Bella lachte immer noch, als ich leise seufzte. Ich wollte gerade ansetzen um etwas zu sagen, als ich ein lautes Stampfen auf der Treppe hörte. Kurz darauf wurde schon Bellas Zimmertür aufgerissen und ein Junge mit schulterlangen Haaren trat herein. Seine Augen weiteten sich und sein Gesichtausdruck wurde zornig, als er mich sah. „Ach, du behauptest also, ich würde dir Fremd gehen! Aber du amüsierst dich nicht mit diesem Clown, oder was?“, motzte er nun in Bellas Richtung. Bella zitterte leicht neben mir, sodass das Bett vibrierte. „Was willst du?“, knurrte ich den Jungen an. „Was willst du, Clown! Guck doch mal wie du aussiehst!“, sagte er mit einem scharfen Ton. Dann wand er sich an Bella. „Und du, ich dachte du liebst mich?“ Sie schluckte den Klumpen in ihren Hals herunter. „Ich liebe dich nicht.“, würgte sie mühsam hervor. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Vor kurzer Zeit hatte sie noch herzlich gelacht und jetzt weinte sie. Zorn stieg in mir auf. Der Junge streckte seine große Hand nach ihr aus und umfasste ihr Kinn. „Du liebst mich also nicht? Aber du hast Tränen in den Augen, Püppchen. Deine Augen lügen nie!“ An ihren Wangen liefen zahlreiche Tränen herunter. Ich konnte einfach nicht hier rum stehen, ich musste etwas unternehmen! „Lass sie in Ruhe!“, zischte ich. BPOV: Jacob war so … anders. Wo war nur mein Jake geblieben? Die Tränen rasten an meinen Wangen herunter. Ich konnte sie einfach nicht stoppen. „Lass sie in Ruhe!“, zischte Edward neben mir. Er packte Jacob grob am Arm und zog ihn von mir weg. „Was willst du, Clown? Bellalein beschützen?“ „Halt deine Fresse!“, brüllte er nun. „Und was, wenn nicht?“ Jacob blinzelte mit den Wimpern. Normalerweise wäre ich jetzt schon weich geworden. Aber die Liebe, die ich für ihn empfand, verwandelte sich langsam zu Hass. „Dann …“ „Nein, hört auf!“, schrie ich dazwischen. Edward durfte ihm nichts tun. Nicht meinen Jake … Meine Beine fühlten sich wie Pudding an. Wie ein neugeborenes Reh, stand ich wacklig zwischen den Beiden. Ich suchte Edwards Blick. Als sich unsere schließlich kreuzten, versank ich buchstäblich in ihnen. Ein lautes Räuspern brachte mich wieder in die Realität zurück. Jacob umfasste meine Taille grob und zog mich in seine Arme. „Sie gehört mir!“, brummte er laut. Seine starken Arme drückten mich fest an seinen Körper. Vor Schmerz kniff ich meine Augen zusammen. War jetzt der richtige Zeitpunkt etwas zu wünschen, damit alles nicht noch schlimmer wurde? Ich kämpfte in Gedanken mit mir selber und entschied mich für einen Wunsch. Um mich herum argumentierten Edward und Jacob immer noch, doch es brachte uns zu keiner Lösung. Ich öffnete meine Augen und sah zu Edward. Sein bildschönes Gesicht war vor Wut verzerrt. „Edward …“ Meine Stimme war kaum ein Hauch, doch er hörte es. „Ich wün-“ Aber weiter kam ich nicht, denn wieder wurde meine Tür weit aufgerissen. „Was ist hier los?“, fragte Dad ruhig. „Nichts.“, erwiderten Jake und Edward gleichzeitig. Fragend hob Dad eine Augenbraue und grinste breit. „Ihr streitet euch also nicht um meine Tochter?“ Blödmann. Wie konnte er in so einer Situation scherzen?! Keiner der Anwesenden verzog die Miene. „Jetzt kommt schon, Kids, will keiner mir sagen, warum ihr euch streitet?“ „Dad … Jacob versteht einfach nicht, dass es mit uns aus ist …“, piepte ich schließlich. Dad verzog sein Gesicht. Ich wusste genau, dass er Jake sehr mochte und ihn schon heimlich als meinen Zukünftigen ausgewählt hatte. Aber ich wollte ihn nicht. Nicht mehr. Auf einmal fand ich es doch nicht mehr sinnvoll mir etwas zu wünschen. Dad und Jacob würden dann von meinem Dschinn wissen und das war gar nicht gut. Aber was sollte ich sonst tun? Ich befand mich in einer Zwickmühle. Hier kam ich nicht mehr so leicht heraus. „Sir …“, sagte Edward mit ernster Stimme. „Ich weiß, dass wir uns in eine unangenehme Lage befinden. Aber es ist die Entscheidung Ihrer Tochter und nicht Ihre, Sir.“ Ich sah wie Dad versuchte sich zu beruhigen. Seine Stirn glättete sich allmählich. „Komm Junge!“, sagte er zu Jacob. Er folgte Dad ohne Widerspruch aus meinem Zimmer. Ich war überrascht, nein, ich war mehr als überrascht! Als Edward und ich wieder alleine waren, schaute ich zu ihm auf. „Danke.“, wisperte ich. „Bitte.“, sagte er mit fester Stimme. Ich hätte gerne gewusst, warum er mir geholfen hatte und was er genau in diesem Moment dachte. Aber dies würde ich wohl nie erfahren. Kapitel 2: II. Dschinn in der Schule ------------------------------------ II. Dschinn in der Schule BPOV: Nachdem Billy und Jacob endlich nach Hause gegangen sind, täuschte ich ebenfalls Edwards Abschied vor. Aber in Wirklichkeit versteckte ich die Vase in einer Mauernische. Als ich dann wieder ins Haus trat, beobachte Dad mich aufmerksam. Jede einzelne Bewegung von mir wurde von seinem ernsten Blick aufgenommen. „Bella, komm zu mir ins Wohnzimmer.“ Er wollte mit mir also wirklich noch reden. Ich atmete tief ein und aus und folgte ihm ins Zimmer. Ich setzte mich neben ihm auf das Sofa. Dads Blick erdrückte mich fast und ich sah schnell zur Seite. „Du hast also mit ihm Schluss gemacht?“, brummte Dad. Ich nickte. Er würde bestimmt gleich anfangen zu brüllen, deshalb hielt ich schon mal meine Hände bereit, um mir meine Ohren zu zuhalten. Auch Dad nickte jetzt. „Und der Grund?“ „Hat Jacob es dir nicht erzählt?“, flüsterte ich nervös. „Doch hat er. Jake hat mir erzählt, was mit Tanya war. Aber du hättest ihm trotzdem eine Chance geben können …“, sagte er nun weicher. „Ich kann …“ Ich fiel mir schwer den Namen auszusprechen. „… Jacob einfach nicht verzeihen.“, schluchzte ich. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. Überraschender Weise legte Dad mir seinen Arm um meine Schulter. „Schatz. Ich versteh dich ganz gut.“ Seine Stimme war fast so samtig wie die von Edward. „Auch ich konnte deiner M-“, er brach ab. Er meinte Mom. Auch sie hatte Dad betrogen und hatte nun neu geheiratet. Wieder nickte ich. „Wenn du willst, dann lass ich mir immer Ausreden einfallen, wenn er anruft oder dich besuchen will.“, versprach er verständnisvoll. „Danke, Dad.“ Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er lief kurz rot an und nuschelte ein ‚Danke’ hervor. Ich wollte gerade eine Ausrede finden, damit ich so schnell wie es ging wieder in mein Zimmer verschwinden konnte, doch Dad lies mich sie nicht aussprechen. „Wer war eigentlich dieser Junge, der eben gegangen ist?“, fragte er neugierig. „Ähh … Edward.“ „Kenne ich seine Eltern?“, fragte er weiter. Nein, du kennst seine Eltern nicht. Er ist ein Dschinn und wohnt nicht hier in der Gegend, sondern reist die ganze Zeit umher. „Ich glaube nicht. Er wohnt nicht in der Stadt.“, antworte ich. „Ah. Sieht ganz nett aus der Junge.“, meinte er darauf nur. Auf was wollte er nur hinaus? „Dad, ich muss jetzt langsam schlafen gehen, morgen wird ein harter Schultag …“, log ich. „Okay, Bells.“ Daraufhin schaltete er den Fernseher ein und begann die Sportshow aufmerksam zu verfolgen. Bevor ich in mein Zimmer ging, holte ich, so leise wie es ging, die Vase wieder aus der Mauernische. Ich schlich die Treppen hoch, auch wenn es nicht nötig gewesen wäre, da Dad in die Show vertieft war. Ich stelle die Vase auf einen sicheren Platz in meinem Regal. Sie schimmert geheimnisvoll im Lampenlicht. Am liebsten hätte ich Edward wieder rausgelockt, aber ich sollte ihn nicht so viel ärgern. Er war nicht jemand, der mich unterhalten sollte. Er war ein Dschinn. Ich seufzte und zog mir meinen Pyjama an. Morgen wird kein harter Tag, so wie ich es vor Dad behauptet hatte, sondern ein stinklangweiliger. Mit einem letzten Gutenachtgruß verabschiedete ich den Tag und legte mich ins Bett. Ich weinte schließlich leise vor mich hin und schlief dann endgültig ein. EPOV: Bella und ich gingen die Treppenstufen herunter und verabschiedeten uns. Doch in Wirklichkeit verschwand ich in meiner Vase. Sie hat mir versprochen mich nicht so lange in der nächtlichen Kälte zu lassen. Aber nun saß ich schon eine ganze Weile im Dunkeln. Noch immer spielten meine Gedanken um das vorige Geschehen. Dieser Junge, Jacob, hatte mich wirklich zum Kochen gebracht! Wie konnte er nur die hübsche, liebe Bella so anschreien, wo sie doch im Recht war! Außerdem würde ich nie auf den Gedanken kommen, fremd zu gehen, wenn ich mit so einem Mädchen zusammen wäre. Ich verstand diesen Jacob überhaupt nicht! Ich konnte nicht anders, als sie beschützen und auch als ihr Vater kam und so wütend Bella fixierte hatte, musste ich Bella einfach aus der Patsche helfen. Warum er so ohne Widerrede Jacob aus dem Zimmer gebeten hatte, wusste ich nicht. Nicht nur Bella war in diesem Moment überrascht gewesen, auch ich. Bella … Ich war so vielen jungen Frauen oder Mädchen begegnet, aber keine war wie Bella. Sie hatte ihre eigene Art Dinge zu sehen und war einfach nur perfekt. Gerade, als ich an ihr schönes Lachen dachte, bemerkte ich, dass die Vase hoch gehoben wurde. Einen Moment später fühlte ich eine angenehme Wärme, ich war wohl wieder im Haus. Die Vase wurde abgestellt und ein kleines Seufzen drang in die Öffnung des Gefäßes. Am liebsten wäre ich nun heraus gekommen um Bellas Gesichtsausdruck zu betrachten, aber ich durfte es nicht. Nur wenn meine Meisterin mich herausrief, hatte ich die Verpflichtung auch zu erscheinen. Auch ich seufzte, jedoch so leise, dass sie es ja nicht hörte. Das Licht im Zimmer erlosch allmählich und auch ich legte mich zur Ruhe. Die Sonne, die durch das Fenster drang, erreichte auch die Vase und weckte so auch mich. Normalerweise konnte nichts und niemand, außer meine Meisterin, mich wecken. Aber Bella hatte die Vase nicht wieder mit dem Korken verschlossen. Noch immer war ich müde, aber das machte nichts. Ein neuer Tag und vielleicht auch ein Wunsch. Ich fühlte Bellas zartes Schütteln und erschien mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Als Bella mich sah, schnappte sie kurz nach Luft und kurz darauf färbten sich ihre Wangen zartes rosa, sodass ich leise lachen musste. BPOV: Ich schnappte nach Luft. Edward sah noch besser aus als gestern. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und sah zum Anbeißen gut aus. Ich konnte nichts anderes tun, als glotzen. Meine Wangen nahmen ein zartes rosa an und Edward lachte leise. Bestimmt hielt er mich für verrückt. „Zu Ihren Diensten!“, sagte Edward. „Edward, ich habe wieder keinen Wunsch und sieze mich bitte nicht.“, bat ich ihn. „Okay.“, erwiderte er lächelnd. „Edward …“ Ich gewann Edwards Aufmerksamkeit, die ich eigentlich schon vorher hatte. „Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast mit mir zur Schule zu kommen oder ob du lieber hier zu Hause bleiben möchtest, so lange ich weg bin.“ „Ich würde gerne mitkommen, aber wie erklärst du denn Lehrern das?“ „Ich werde mir schon etwas einfallen lassen.“, sagte ich augenzwinkernd. Ich nahm meine Schultasche und ging nach unten. Während ich in die Küche ging, sah Edward sich die Fotos an, die auf dem Kamin im Wohnzimmer standen. „Du sahst süß aus, als du klein warst.“, flüsterte er mir plötzlich ins Ohr. Da ich dies nicht erwartet hatte, erschrak ich, sodass mein Herzschlag für einen Moment aussetzte. Auf Grund Edwards Nähe schlug mein Herz doppelt so schnell weiter. „Hab ich dich erschreckt?“, säuselte er sanft und lachte leise. Seine musikalische Stimme erfülle den ganzen Raum. „Ja, hast du!“, schnauzte ich ihn an und lachte auf. Auf Edward konnte man einfach nicht böse sein. „Wir müssen jetzt wirklich los! Kommst du?“ Er nickte wie ein braver Junge und folgte mir hinaus zu meinem Truck. Den ganzen Weg über beobachtete mich Edward von der Seite. Ich sagte nichts dazu. Normalerweise mochte ich es überhaupt nicht, aber wenn ich nur einen Satz gesagt hätte, hätte ich wahrscheinlich gesabbert. Der Wind wehte Edwards Haare noch mehr durcheinander und ließ ihn noch besser aussehen. Ich fragte mich, wer nicht weich geworden wäre. Vom Weiten erblickte ich meine Freundinnen. Schnell entschied ich mich für einen Parkplatz und wir gingen ihnen entgegen. „Hey, Alice!“, begrüßte ich sie, als sie mich quietschend in den Arm nahm. Wir hatten uns ein Wochenende nicht gesehen und Alice tat so, als wäre es eine Ewigkeit gewesen. Nachdem ich mich von ihrer Umarmung gelöst hatte, begrüßte ich die bildschöne Rosalie. Rosalie erblickte Edward hinter mir und hob die Augenbrauen an. Gerade wollte ich Edward vorstellen, aber Alice plapperte schon los: „Bella, erzähl schon was hast du am Wochenende gemacht? Hast du dich mit Jacob getroffen und mit ihm geredet? Erzähl schon!“ „Samstag hab ich den Tag mit Charlie verbracht und ich habe mich nicht mit Jake getroffen.“ Ich zögerte. Alice sah mich erwartungsvoll an. „Ja…und Sonntag hab ich mit ihm Schluss gemacht…“ „WAS?“, schrieen Rosalie und Alice gleichzeitig. Im gleichen Moment läutete es zur ersten Stunde. „Ich erzähl euch alles in der Cafeteria. Ich muss jetzt los!“ Ich warf Edward einen Blick zu und wir gingen zu meinem Klassenraum. „Du hast aber süße Freundinnen.“, flüsterte Edward neben mir, als wir uns in der hinteren Reihe des Raumes setzten. Ich stutzte. Hatte er gerade süß gesagt? „Halt dich ja von ihnen fern.“, zischte ich leise zurück. War das gerade Eifersucht, die in mir aufstieg? Ich kramte meine Sachen aus der Tasche und öffnete mein Mathebuch. Er fand Alice und Rosalie also süß! „Bella?“, wisperte er. Ich ignorierte ihn voll kommen. „Wer sind Sie?“, hörte ich den Lehrer von vorne sagen. „Oh, entschuldigen Sie, dass ist Edward. Er ist …“ Ich suchte nach Worten. „Zu Besuch hier.“, erklärte ich ihm schließlich. „Ah. Guten Tag, Edward. Schön, dass Sie an meinem Unterricht teilnehmen.“, begrüßte er meinen Tischnachbar und wand sich wieder dem Buch zu. Er notierte Aufgaben an der Tafel, die wir bearbeiten mussten. Ich stöhnte innerlich. So viele Aufgaben und das am ersten Schultag! Sorgfältig schrieb ich alles mit und begann sie zu rechnen. Edward sah mich merkwürdig an. Sein Blick war so eindringlich, dass ich es kaum schaffte ihn nicht anzusehen. Ich versuchte ihn, so gut wie möglich, zu ignorieren. Edward beugte sich zu mir herüber und flüsterte: „Bella?“ Er war mir so nah, dass ich ganz durcheinander wurde. Warum löste er solche Erregungen bei mir aus? „Dein Ergebnis ist falsch!“ „Wenn du mich nervst, dann ist es kein Wunder, dass es falsch ist!“, zischte ich. Ich strich die Aufgabe durch und begann von neuem. „Bella …“ Seine Stimme war sanft und musikalischer denn je. Diesmal drehte ich mich in seine Richtung. Seine Augen glänzten wie zwei Sterne in der Nacht. „Miss Swan?“, rief der Lehrer von vorne und riss mich aus meinen Gedanken. „Ja?“ „Sind sie fertig?“, fragte er. „Äh. N-nein.“ Neben mir lachte Edward leise auf. „Dann arbeiteten Sie weiter!“ Ich nickte brav und beugte mich wieder über mein Heft. Aber auch diesmal war ich mit meinen Gedanken wieder bei Edward. Er fand meine Freundinnen also süß … Aber - STOP – warum war ich eifersüchtig? Er ist ein Dschinn. Seine Aufgabe ist es drei Wünsche zu erfüllen und nichts anderes. Er hatte die Aussage eben nur so geäußert. Es hatte bestimmt keinen Grund. Hoffentlich. Ich schrieb gerade das letzte Ergebnis auf, als ich bemerkte, dass Edward mit geschlossen Augen auf seinem Tisch halb lag. Mir kamen böse Gedanken in den Sinn, was ich mit ihm anstellen könnte, aber wir waren nicht allein hier. Stattdessen tippte ich ihm mit einem Finger auf den Arm und er öffnete seine Lider. Der Dschinn lächelte mich an. „Fertig?“ „Ja, und du?“, antwortete ich. Er nickte und setzte sich aufrecht auf seinen Stuhl. „Seit wann können Dschinns Mathe?“ In meinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Denkst du wirklich, dass ich nur schlafen würde, wenn die Vase auf dem Meer umher schwimmt? Ich lerne auch, na ja, aus Langweile.“, wisperte er. „Was? Du lernst?! Streber!“, kicherte ich. Edward zog eine Schnute und lachte nach einigen Sekunden jedoch auch. Die restlichen Stunden bis zur Mittagspause vergingen recht schnell. Ich musste feststellen, dass Edward wirklich ein Genie war! Er konnte wirklich alles! Aber es war ja kein Wunder, wenn man zu viel Freizeit hatte als ein Dschinn. Gemeinsam traten wir in die Cafeteria. Alle sahen uns an. Nein, nicht alle, nur die Mädchen. Sie sahen auch nicht uns an, sondern Edward. Eine Sekunde später liefen sie auch schon quietschend in unsere Richtung und umzingelten Edward. Lachend ging ich an den Tisch, an dem Alice und Rosalie saßen. Sie waren fast die einzigen Mädchen, die nicht um Edward standen. „Wer ist der Schönling?“, fragte Rosalie lachend. „Edward.“, antwortete ich knapp und fiel wieder in ein albernes Lachen. „Dein Freund?“, fragte nun Alice neugierig. „Ein Freund.“, sagte ich bestimmt. „Ah.“, meinten beide gleichzeitig. „Erzähl uns jetzt, was mit Jacob war.“, forderte Alice auf. Ich wusste, sie brannte schon vor Neugier. Gerade als ich mit meiner Erzählung geendet hatte, tauchte Edward auf. „Danke, dass du mich zwischen diesen wilden Hühnern stehen gelassen hast!“, motzte er mich an. Entschuldigend hob ich die Arme. Er warf mir einen bösen Blick zu und setzte sich auf einen freien Stuhl. Tja. Wenn man so attraktiv war, sollte man auch eine gerechte Strafe erhalten. Kapitel 3: III. Kleiner Streit ------------------------------ III. Kleiner Streit EPOV: Ich riss mich von den kreischenden Mädchen, die um mich standen, los und gesellte mich schließlich zu Bella und ihren Freundinnen. Puh, die bin ich jetzt los! „Danke, dass du mich zwischen diesen wilden Hühnern stehen gelassen hast!“, motzte ich Bella an. Entschuldigend hob sie die Arme. Ich warf ihr einen bösen Blick zu und setzte mich auf einen freien Stuhl. Ich schmollte vor mich hin, aber ich konnte ihr einfach nicht lange böse sein. Ich beobachtete Bella von der Seite. Sie knabberte an ihrem Sandwich herum. Es schien so, als hätte sie keinen Hunger oder als wäre sie in Gedanken versunken. Ich schwang meinen Blick durch die Cafeteria. Eine Reihe von Mädchen sah in meine Richtung. Schnell wendete ich mich von ihnen ab. Ich konnte dieses ständige Geglotzte von den anderen einfach nicht ausstehen. Ich seufzte. Was fanden die Mädchen so toll an mir? Bella war nicht so wie die Mädchen… Wieder richtete ich meinen Blick auf Bella. Sie war einfach anders … einmalig. „Edward? Edward!“, riss mich die blonde Freundin von Bella, die, wie ich mich erinnerte, Rosalie hieß, aus meinen Gedanken. Ich sah auf. „Woher kommst du eigentlich? Bella meinte aus Chicago. Stimmt das?“, fragte sie neugierig. „Ja, das stimmt.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Hattest du schon mal ne Freundin?“, wollte Rosalie weiter wissen. „Nein.“ Mann, ist die neugierig! Die kleine Alice fragte nun weiter. „Und liefen dir da die Mädchen auch so hinterher wie jetzt?“ Alle am Tisch fingen an zu lachen - außer mir. Ich überlegte kurz. Früher, als ich noch die Dschinnfähigkeiten lernte, da waren mir nie, so wie hier, die Mädchen kreischend hinterher gelaufen. Aber das lag vielleicht daran, weil ich in einer anderen Zeit aufgewachsen bin. „Nein, nicht wie hier.“, erwiderte ich. Rosalie hob skeptisch eine Augenbraue. „Was meinst du mit ‚nicht wie hier’?“ „Sie sind nicht wie kreischende Hühner um mich rum gelaufen. Nur ihre Blicke haben mich verfolgt.“, erklärte ich wahrheitsgemäß. „Ohhhhhhh wieeeeeeeeeeeeee süüüüüüüüüüß!“, quietschte Alice. Was soll daran süß sein? Und musste man so quietschen? „Das ist doch das gleiche wie bei Bella! Sie schaut dich auch nur an!“ Bella warf ihr einen tödlichen Blick zu. Alice zuckte leicht zusammen und flüsterte ein kleines ‚sorry’ hervor. Rosalie lachte schallend auf. Ich grinste nur breit und betrachtete wie sich Bellas Wangen von einem zarten Rosa zu einem dunklem kirschrot färbten. Beleidigt wendete sie sich ab. „Kommst du, Edward?“ „Klar.“, erwiderte ich und folgte Bella zum nächsten Unterricht. Die Pause ging erstaunlich schnell vorüber. Hätte ich wirklich nicht gedacht. Noch schneller jedoch vergingen die Unterrichtsstunden mit Bella. Sie hatte dieses süße Lächeln, wenn sie mich ansah und ich vergaß schnell Raum und Zeit. Doch da war nicht nur dieses Lächeln. Manchmal sah sie traurig aus und manchmal sogar, als ob sie nur körperlich da wäre. Es war seltsam. Sehr seltsam. „Hey, Bella, wir sind dann mal weg.“, verabschiedeten sich Alice und Rosalie nach Schulschluss von Bella. „Okay, ich ruf euch am Abend mal an.“, versprach sie und umarmte beide. Nun waren wir wieder alleine. „Wo sind die beiden hin?“, fragte ich sie. „Warum unternimmt ihr nichts zusammen?“ „Sie treffen sich mit Emmett und Jasper, das machen sie jeden Tag nach der Schule. Die beiden, also Jasper und Emmett sind ja nicht hier auf der Schule, weißt du.“ „Und dich lassen sie alleine?“ „Ich kann ihnen ja schlecht beim Knutschen zu sehen.“, lachte sie, wurde dann aber wieder ernst. „Normalerweise treffe ich mich mit … Jacob.“ Aber jetzt nicht mehr. „Jetzt bin ich ja da.“, versuchte ich sie aufzumuntern. Sie schenkte mir nur ein kleines, doch schwaches Lächeln und begann mit dem zarten goldenen Armband an ihrem Handgelenk zu spielen. Ich blieb genauso ruhig wie sie, warf aber ab und zu einen Blick zu ihr. Mit zwei Fingern drückte sie auf den kleinen braunen Wolf, der am Armband hing. „Bella, was hast du?“, fragte ich sie schließlich vorsichtig. „Nichts.“, sagte sie mit einem kleinen Seufzer. „Nichts.“ „Ah? Ich sehe dir doch an, dass da mehr als nichts ist.“ Wieder seufzte Bella. „Es ist nur wegen Jacob. Ich vermisse …“, sie brach ab und verstummte endgültig. Bella hang wirklich noch an diesem Kerl! „Vergiss ihn!“ Bella schaute mich mit großen Augen an. Hatte ich das gerade laut gesagt? Ups. „Bella, er verdient dich nicht!“, erklärte ich mit ernster Stimme und versuchte ihrem Blick standzuhalten. „Jacob ist ganz anders, als du denkst Bella! Er will dich nur ins Bett kriegen!“ BPOV: „Bella, er verdient dich nicht!“, erklärte er mit ernster Stimme. „Jacob ist ganz anders, als du denkst Bella! Er will dich nur ins Bett kriegen!“ WAS? Ich kniff meine Augen zusammen und funkelte ihn böse an. Jacob würde so etwas nie tun! Er war kein Player! Einen Moment später schlug ich ihm, so fest wie ich nur konnte, ins Gesicht. Doch er verzog noch nicht mal seine Miene. Meine Hand aber schmerzte sehr. „Die Ohrfeige hat gesessen!“, wisperten einige, die in der Nähe standen. Doch ich ignorierte sie vollkommen. „Wie kannst du von Jake so reden!“, knurrte ich Edward an. „Du kennst ihn doch gar nicht!“ In meinen Augen hatten sich wieder Tränen gebildet, die ich mit meinem Handrücken weg wischte. „Er hat mich nie flachgelegt! Nie!“ Alle, die auf dem Parkplatz standen, konnten es hören, doch das war mir egal. „Ich habe gesehen, wie er dich gestern behandelt hat. Das hat mir schon gereicht.“, erwiderte er ruhig. „Du kennst ihn einfach nicht!“, schrie ich laut und rannte weinend zu meinem Truck und fuhr los. Sollte er doch alleine nach Hause finden! EPOV: Weinend lief Bella zu ihrem Truck und fuhr los. Was hatte ich nur getan? War ich nicht der jenige gewesen, der sie nicht zum Weinen bringen wollte? Shit! Shit! Shit! „Sei nicht traurig, ja?“, flüsterte eine hohe Stimme in mein Ohr. Ich hob meinen Kopf und sah ein Mädchen mit blonden glatten Haaren ins Gesicht. Sie trug einen extrem kurzen pinken Minirock und ihr Busen quellte nur so aus ihrem gelben Top hervor. „Ich kann dir mehr bieten, als diese Bella.“ Sie sprach den Namen so aus, als ob sie von einem Insekt reden würde. „Ich bin auch nicht so stur wie sie.“, beteuerte sie. „Ich will so eine wie DICH nicht.“, sagte ich bestimmt und wand mich von ihr ab. „Warum?“, fragte sie und spitzte ihre Lippen. Guck dich doch mal an! „Du gefällst mir einfach nicht.“ „Was denn? Ich dachte, ihr Jungs mögt dieses Outfit?! Mich! Außerdem bin ich doch hübsch, oder?“, säuselte sie mir wieder ins Ohr. Hübsch? Sie? Nein. Bella war tausend Mal hübscher! Ohne zu antworten, ging ich an ihr vorbei. Mit solchen Mädchen konnte man einfach nicht reden. Außerdem hatte ich zurzeit andere Probleme. Diese wilden Mädchen können mir gestohlen bleiben! Ich stampfte an den glotzenden Schülern vorbei und machte mich zu Fuß auf den Weg zu Bellas Haus. Ein Glück war Forks nicht allzu groß, so dass ich nicht so lange brauchte. Angekommen klingelte ich mehr als fünf Mal, doch keiner öffnete. War Bella nicht zu Hause? Langsam machte ich mir Sorgen. Hoffentlich war ihr nichts geschehen … ‚Ich musst irgendwie ins Haus kommen, um sicher zu gehen, dass ihr nichts passiert ist!’, dachte ich im Stillen. Langsam ging ich um das Haus herum und entdeckte, dass Bellas Zimmerfinster offen stand. Geschickt kletterte ich an der Regenrinne nach oben und schlüpfte herein. Bella lag auf ihrem Bett und bewegte sich nicht. Meine Bella … Ich wusste nicht genau, was ich tat, aber plötzlich saß ich neben ihr auf dem Bett und streichelte zart ihren Rücken. Bella rührte sich nicht. Ich strich langsam weiter. „Jacob?“, wisperte sie nach einiger Zeit. Ich zog meine Hand ruckartig zurück. Sie dachte also, ich wäre Jacob … Bevor ich ihr antwortete, wählte ich meine Worte genau, um Bella somit nicht noch einmal zu verletzen. „Bella, ich bin nicht Jacob. Es tut mir übrigens leid. Ich hätte das eben über Jacob nicht sagen sollen … Ich kenne ihn wirklich nicht. Nicht wirklich.“ Langsam drehte Bella sich zu mir um und setzte sich auf. „Schon okay. Ich hätte eben auch nicht so reagieren sollen …“ Ich nickte zögernd. Wäre ich Bella gewesen, hätte ich wahrscheinlich auch so gehandelt. BPOV: Edward nickte zögernd. Ich hätte gerne gewusst, was er in diesem Moment dachte, aber ich traute mich nicht ihn zu fragen. Einen Moment dachte ich wirklich Jacob wäre da gewesen. Aber es war einfach nur ein Traum von mir. Weiter nichts. Doch ich war froh, dass Edward wieder da war. Ich hatte wirklich Angst, dass er nicht mehr kommen würde. Wir sahen uns eine Zeit lang an ohne etwas zu sagen. Ich hielt diese Stille nicht aus. „Edward, ich …“, begann ich und löste mich von seinem Blick. Ich wusste nicht, was ich sagen wollte, aber irgendwie musste ich diese Stille brechen. Meine Finger spielten aufgeregt mit einem Faden, der sich auf meiner Bettdecke gelöst hatte. „Du bist mir nicht böse, oder?“, fragte ich. Wieso griff ich wieder dieses Thema auf? „Nein.“ Er lachte. Verwirrt sah ich ihn an. „Nein?“ Was redete ich für unsinniges Zeug? Er schüttelte den Kopf. Und wieder verstummten wir. Ich muss irgendetwas sagen … „Ich geh mal nach unten und koche für Charlie.“, sagte ich schließlich. Dad würde bestimmt gleich kommen. „Okay. Soll ich dir helfen?“, fragte er. Diesmal war ich es, die lachte. „Du kannst kochen?“, neckte ich ihn. „Denkste du, ein Dschinn kann das nicht?“ Ohne zu antworten ging ich aus meinem Zimmer in die Küche. Glücklich lachte ich auf. Der Streit war verflogen und ich war unglaublich froh darüber. Andererseits sollte ab heute ein neuer Lebensabschnitt für mich beginnen. Ich hatte lange darüber nachgedacht, als ich heute Nachmittag, als Edward wahrscheinlich auf dem Weg nach Hause war, auf dem Bett lag und weinte. Aber jetzt war ich mir sicher: Ich wollte Jacob endgültig vergessen. Ich wollte wieder glücklich sein und lachen. Außerdem wollte ich wieder lieben und geliebt werden. Kapitel 4: IV. Nur gute Freunde ------------------------------- IV. Nur gute Freunde EPOV: Bella gab keine Antwort und ging nach unten. Von unten hörte ich ihr süßes Lachen. Erleichtert atmete ich auf. Alles war wieder in Ordnung. Ich hätte mir selbst nicht verzeihen können, wenn wir immer noch Streit hätten. Nach einer Weile, schlich ich, so leise wie ich konnte, die Treppen hinunter. Bella stand in der Küche und rührte im Topf herum. Es roch wirklich lecker. „Darf ich dir helfen?“ Sie drehte sich zu mir um. „Nein, ich bin jetzt gleich fertig.“ „Was kochst du? Es riecht wirklich lecker.“, fragte ich sie. „Danke.“, sagte sie ohne sich umzudrehen. „Penne mit Hähnchen.“ „Lecker.“ Ich ging näher an sie heran. „Kann ich denn nicht den Tisch decken?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich mach das gleich selber.“ Ich zuckte die Schultern und setzte mich an den Esstisch. Als Bella begann die Teller aus dem Küchenschrank zu nehmen, hielt ich sie davon ab. „Hey!“, rief sie. „Bella … du denkst doch nicht, ich lasse dich alles alleine machen?“ Sie warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte und wendete sich dem Besteck zu. „Du isst doch mit uns, oder?“ „Wenn du willst.“, meinte ich lächelnd. Ich brauchte generell zum Leben nichts essen, aber es schadete auch nicht. „Natürlich will ich.“, antwortete sie und lachte. Ich lächelte vor mich hin und nahm drei Teller aus dem Schrank. Sie wollte mich beim Essen dabei haben! Ich stellte sie auf den Tisch und nahm Bella daraufhin das Besteck ab. Sie verdrehte die Augen und ich konnte nicht anders als lachen. „Hey, Kids!“, begrüßte Bellas Vater uns. Das Lachen blieb mir in der Kehle stecken und ich verstummte sofort. „Guten Abend, Mr. Swan.“ Er nickte mir zu und wand sich an Bella. „Nach dem Essen gehe ich noch zu Billy. Wenn du willst, kannst du hier bleiben.“ In ihrem Gesicht stieg wieder diese Traurigkeit auf. „Danke.“, flüsterte sie. Mr. Swan setze sich an den Esstisch und auch ich setzte mich zu ihm. Bella servierte uns dann das Essen. Es sah einfach nur köstlich aus. „Guten Appetit.“, wünschte Bella uns und wir langten zu. Nach dem Essen begann sie den Tisch abzuräumen. Ich wollte ihr helfen, doch sie ließ es nicht zu. Sie konnte wirklich hervorragend kochen. So gut hatte ich seit langem nicht gegessen. „Du bist die beste Köchin, Bella.“ Sie wurde automatisch rot. Wirklich süß sah sie aus. „D-danke.“ „Bitte.“ „Edward, kann ich dich mal was fragen?“, flüsterte Bellas Dad, als seine Tochter nicht in Reichweite war. „Natürlich.“, erwiderte ich. „Seit ihr …“, er machte eine kleine Pause. „… ein Paar?“ „Nein, Sir. Nur gute Freunde.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Er nickte. „Nur gute Freunde.“, wiederholte er. „Bella.“, er hob seine Stimme. „Ich bin dann mal weg. Habt noch einen schönen Abend!“ „Bis dann, Dad.“, verabschiedete sie sich. Einen Augenblick später war er schon verschwunden. Ich stand auf und machte mich an den Abwasch. Bella warf mir einen bösen Blick zu. „Edward! Ich möchte nicht, dass du mir hilfst!“ Ich ignorierte sie, aber sie umfasste meine Hand. Erschrocken blieb ich still wie eine Statue. Wir waren nicht einmal zwanzig Zentimeter voneinander entfernt. Der zarte blumige Duft, der von Bella ausging, benebelte meine Sinne und hinderten mich klar zu denken. „Edward, bitte.“, hauchte sie. Noch immer hielt sie meine Hand in ihrer. Ich hatte das Verlangen meine Lippen auf ihre zu legen, allerdings war ich immer noch wie versteinert. BPOV: Ich umfasste Edwards Hand und versuchte ihn davon abzuhalten den Abwasch zu machen. Er erstarrte abrupt und sah mich mit einem undeutbaren Blick an. Er war mir so nah, sodass ich seine wunderschönen Augen noch besser erkennen konnte. Sie glänzten ungewöhnlich schön und zogen mich in seinen Bann. Ich konnte einfach nicht weg schauen und mein Herz raste wie verrückt. „Edward, bitte.“, hauchte ich. Noch immer sah er mich, wie versteinert an. Langsam beugte er sich näher zu mir herüber. Mein Herz begann noch schneller und holpriger zu schlagen. Plötzlich war da ein seltsames Gefühl, dass mich durchströmte. Ich schloss meine Augen und spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut. Ganz vorsichtig strichen seine Lippen an meinen, bevor er sie endgültig auf meine legte. Der Kuss, der nicht genommen, sondern geteilt war, war so zart und süß, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. In meinem Bauch flatterten tausende Schmetterlinge. Ich ließ seine Hände los und vergrub meine in seinen Haaren. Sie waren weich und kostbar wie Seide. Ich genoss den Kuss in vollen Zügen. Mein Körper kribbelte an jeder Stelle. Zu früh löste er sich wieder von mir. Seine Augen glänzten noch mehr als zuvor und sein Mund hatte sich zu einem schiefen Lächeln verzogen. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und meine Wangen färbten sich wieder tief rot. Langsam ließ ich ihn los und wand mich zu dem Geschirr zu. Es war einfach nur unglaublich gewesen ihn zu küssen. Einfach nur wunderschön. Ich seifte die Teller und das Besteck ein und spülte es mit kaltem Wasser ab. Edward stand schon bereit mit einem Handtuch da und nahm das Geschirr entgegen. Meine Wangen verloren nicht an Farbe. Sie wollten einfach nicht ihr strahlendes rot ablegen. Ich versuchte nicht zu ihm zu schauen, bemerkte aber, dass er mich beobachtete. Er war doch nur ein Dschinn. Aber konnten Dschinns auch Gefühle entwickeln, oder? Wir waren doch nur gute Freunde, oder? Die Schmetterlinge in meinen Bauch wirbelten immer noch herum und meine Lippen brannten immer noch von dem Kuss. Wieso bewirkte er solche Erregungen bei mir? Noch nicht mal bei Jacob hatte ich mich so gefühlt, wie jetzt. Außerdem kannte ich ihn doch kaum. Konnte ich mich schon in einem so kurzen Zeitraum verlieben? Nein. Eindeutig nicht. Wir waren nur Freunde weiter nichts. Ich beruhigte mich allmählich und mein Herzschlag nahm seine normale Geschwindigkeit wieder ein. Auch meine Gesichtfarbe hatte sich normalisiert. Ich legte das Geschirrtuch weg, da wir fertig waren, und sah Edward an. Sein Blick war neugierig, doch seine Augen glühten. Wieder hatte ich das Verlangen zu wissen, was er dachte. Diesmal traute ich mich auch ihn zu fragen. „Was denkst du gerade?“ „Ich denke an dich.“, meinte er mit einem süßen Lächeln. „An mich?“ Er nickte und ich blickte beschämt zur Seite. Seine Hand legte sich unter mein Kinn und er drehte es so, dass ich ihn ansehen musste. „Ja, an dich. Ich … du bist so abweisend seit dem … Kuss.“ Er sah mich entschuldigend und besorgt an. „Es tut mir leid.“ Ich nickte benommen. „Schon okay.“ Er ließ mich los und atmete erleichtert aus. EPOV: Ich ließ sie los und atmete erleichtert aus. Bella war nicht wieder böse auf mich. Ich wusste auch nicht, was in mich gefahren war, aber das Verlangen sie zu küssen war stärker gewesen als der Gedanke, dass es falsch war meine Meisterin zu küssen. Andererseits war der Kuss unglaublich schön. Die Gefühle, die ich in meinem Körper spürte, hatte ich noch nie gefühlt. In allen Ecken meines Körpers fühlte ich ein seltsames Kribbeln. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich! Ich konnte nicht anders als sie anstarren. Der Kuss war noch immer wie ein Hauch auf meinen Lippen versiegelt. Bellas Blick war eher vorsichtig und ihre Wangen färbten sich bei jeder Möglichkeit sofort rot. „Was machen wir jetzt?“ „Ich denke mal, ich rufe Rose und Alice an.“ Ach ja, Bella hatte ihnen es ja versprochen, als sie sich verabschiedet hatten. „Okay, mach das.“ Wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer. Sie schnappte sich das Telefon wählte eine Nummer und ließ sich auf das Sofa fallen. Ich setzte mich in den Sessel, der daneben stand. „Hey.“, begrüßte Bella ihre Freundin. „Wie geht’s? … Gut … Nichts Besonderes. Ich hab den Nachmittag mit Edward verbracht … Nein, Rose! … Ja …Was? Okay.“ Bella reichte mir das Telefon. „Rosalie will mit dir sprechen.“ Mit mir? O-k-a-y. „Hallo?“ „Hey, Edward. Wie geht es dir?“, fragte sie mich. „Gut und dir?“ „Auch. Bella und du, ihr habt also den Nachmittag miteinander verbracht, oder?“ „Ja.“ Bella sah mich neugierig an. „Was habt ihr gemacht?“ „Nichts Besonderes.“, antwortete ich knapp. Ich konnte ja schlecht erwähnen, dass ich sie getröstet hatte und den Kuss verschwieg ich ihr besser auch. „Ich habe mit Mr. Swan und Bella Abend gegessen und dann haben wir den Abwasch gemacht.“ „Und davor?“ „Hausaufgaben.“, antwortete ich knapp, damit sie die Lüge nicht heraushören konnte. „Ah. Duuuu, Edward, seid ihr ein Paar?“, fragte nun eine andere Stimme, die ich Alice zuordnete. Alice war wahrscheinlich bei Rosalie zu Besuch. „Nein.“ Wieder warf mir Bella fragende Blicke zu. „Nein?“ „Nein, wir sind nur Freunde.“ „Ah.“ Ich reichte Bella das Telefon zurück. „Rose …“, begann sie. „Oh, hi Alice!“ Sie dachten also wirklich, Bella und ich wären ein Paar … Wie kamen sie darauf? Ich beobachtete sie beim Telefonieren. Sie argumentierte mit ihnen noch immer und schnitt zwischendurch Grimassen. Es war als ob man im Theater sitzen würde, so unterhaltsam war Bella. Als sie auflegte, seufzte sie. Ich lachte leise vor mich hin. „Weil du immer in meiner Nähe bist, denken Rose und Alice, dass du mein Freund bist.“, erzählte sie mir. „Ach so. Soll ich wieder in meine Vase zurückgehen?“ Bitte sag nein. Ich konnte es nicht ertragen, sie nicht mehr ansehen zu können. „Nein, bitte nicht.“ Innerlich freute ich mich, doch nur ein kleines gleichgültiges ‚Okay’ kam aus meinem Mund. Sie lächelte mich an und kam auf mich zu. Vorsichtig beugte sich Bella zu mir und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. „Du bist der beste Dschinn der Welt!“ „Danke.“, flüsterte ich. Lauter kam es aus mir nicht heraus. Bellas Nähe brachte meinen Verstand durcheinander. „Bitte.“, wisperte sie zurück und setzte sich wieder auf das Sofa. „Was machen wir jetzt?“ „Ich weiß nicht. Entscheide du.“ Wenn es nach mir ginge, dann würden meine Lippen wieder auf ihren liegen. Aber ich verbot mir daran zu denken, geschweige davon, es umzusetzen. Sie war meine Meisterin und ich würde sowieso bald wieder weiter reisen … „Keine Ahnung. Aber wenn ich an das Telefonat zurückdenke … du hast ja gesagt, wir hätten Hausaufgaben gemacht. Und na ja, wir haben sie ja immer noch nicht fertig. Ich meine, wenn es dir nichts ausmacht, dann machen wir sie.“ „Okay, von mir aus.“ Sie lächelte mich an und ich konnte nicht anders als zurück lächeln. Wir erhoben uns und gingen in Bellas Zimmer. Dort packte sie ihr Hausaufgabenheft aus. „Wir müssen ein Essay in Englisch schreiben und in Mathe drei Aufgaben.“ Sie stöhnte. Wieder lachte ich und zog ihr Mathebuch heraus. „So schwer konnte es ja nicht sein.“ Freundschaftlich zwickte sie mich in die Seite. „Ja, wenn du mir hilfst, ist es nicht schwer.“ Ich nickte und begann die erste Aufgabe. Ich verstand nicht, was Bella daran nicht verstand. Ruckzug war ich fertig. Mit großen Augen sah sie mich an. „Okay … jetzt musst du mir aber erklären, wie du es gerechnet hast.“ Langsam und verständlich erklärte ich jeden einzelnen Schritt und Bella hörte aufmerksam zu. „Wow! Du bist ein Genie, Edward! Danke.“, bedankte sie sich später. „Kein Problem. Dafür sind Freunde doch da.“ Ja, wir waren nur gute Freunde und gute Freunde küsste man nicht. Kapitel 5: V. Liebesgeständnis ------------------------------ V. Liebesgeständnis BPOV: Morgens erwachte ich zu spät, da ich meinen Wecker nicht gestellt hatte. ‚Ich komme zu spät zur Schule!’, realisierte ich. Schnell wählte ich einen grünen lockeren Rock und ein beigefarbiges Top aus und zog mich rasch um. Ich rüttelte an Edwards Vase, aber er erschien nicht. Wo ist er nur? Ich rannte nach unten und sah, dass Edward am Küchentisch saß und mein Frühstück vorbereitet hatte. Wie lieb von ihm. Ich erwiderte sein Lächeln und wand meinen Blick ab, da Edward mehr als heiß heute morgen aussah. Ich setzte mich an den Tisch und schlang meine Cornflakes hinunter. Da er mich beobachtete, färbten sich meine Wangen leicht rosa. Als ich fertig war, stellte ich meine Schüssel neben die Spüle und wand mich an Edward. „Lass uns gehen.“ „Okay. Aber müssen wir dieses mal wieder zur Schule gehen?“, fragte er zuckersüß. Seine Augen glänzten unglaublich schön, so dass ich glatt in ihnen versank. Ja, müssen wir. „Warum fragst du?“ „Weil … ich dachte mir, wir könnten … an den Strand fahren ….“, stotterte er. „Hm. Edward, wir können auch heute Nachmittag an den Strand fahren. Wenn ich jetzt nicht zur Schule komme, machen sich Rosalie und Alice Sorgen.“ „Kannst du nicht die Beiden anrufen und Bescheid sagen?“ Wieso musste seine Stimme heute so verführerisch klingen? Ich wurde fast verrückt. Schnell fasste ich mich und dachte nach. Es war schon eine tolle Idee zum Strand zu gehen, aber dafür die Schule zu schwänzen, war eine andere Sache. Charlie würde davon bestimmt keinen Wind bekommen, also lag es eigentlich nur an mir. Ich sagte schließlich zu und auf Edwards Lippen breitete sich ein süßes Lächeln aus. „Danke.“, flüsterte er. Als wir in La Push ankamen, öffnete er mir die Autotür. Ich war zunächst sehr überrascht – Edward war wirklich ein Gentleman. Er reichte mir seine Hand und half mir aus dem Wagen. Dann führte er mich, immer noch an der Hand haltend, am Strand entlang. Den Picknickskorb hielt ich fest in meiner anderen Hand umschlungen. Ich war so glücklich! Edward und ich am Strand und dann noch Hand in Hand. Es fühlte sich so richtig an, als ob es immer so sein sollte. Wir suchten uns eine schöne Stelle und breiteten unsere Decke aus. Zuerst setzte ich mich, so weit wie die Decke es zuließ, von Edward weg, hin, doch er rückte automatisch näher und zog mich an seine Brust. Wir aßen Erdbeeren mit Schokoladensoße, redeten und lachten viel. Der Tag könnte nicht schöner werden! Gerade als ich so dalag und die strahlende Sonne genoss, schubste Edward mich an der Seite an. Ich richtete mich auf und sah in zwei grüne Augen. „Ich muss mit dir reden, Bella.“ „Worüber?“, fragte ich ihn mit zitternder Stimme und ich bekam sofort ein merkwürdiges Gefühl im Magen. Irgendwas stimmte in diesem Moment nicht. Edward Gesichtausdruck war sehr ernst. „Bella, ich kann nicht länger bleiben!“ Erschrocken sah ich Edward an. Er wand kurz seinen Blick ab und verzog seine Augen zu Schlitzen. Dann aber kam er näher an mich heran, bis wir nur noch wenigen Zentimetern voneinander entfernt saßen. Er umfasste meine Hände fest in seine und sein Blick verankerte sich mit meinem. „Ich muss jetzt los, Bella.“, hauchte er mit seiner unwiderstehlichen süßen Stimme. „Ich kann nicht länger bleiben, denn wenn sich meine Meisterin nichts innerhalb zwei Tagen wünscht, ist es meine Pflicht weiterzureisen.“ „Aber …“, versuchte ich zu protestieren. Meine Stimme war nicht mehr als ein leises Wispern. Edward schüttelte den Kopf. „Es geht nicht anders. Die Zeit ist abgelaufen. Ich muss jetzt los.“ Tränen stiegen mir hoch und ein wässriger Schleier zog sich über meine Augen. „Bitte weine nicht, Bella. Mach es nicht noch schwerer als es schon ist …“ Er zog mich in eine Umarmung. Meinen Kopf vergrub ich in seiner Brust und ließ meinen Tränen freien Lauf. Er hatte nur diesen schönen Vormittag mit mir verbracht, um sich von mir zu verabschieden. Das war so ungerecht! Beruhigend strich er seine Hand über meinen Rücken und flüsterte mir tausend Mal seine Entschuldigungen zu. Wie konnte er mich jetzt alleine lassen, jetzt wo ich ihn fest in mein Herz geschlossen hatte? Meine Tränen durchnässten sein Hemd, aber Edward sagte kein Wort dazu. Warum konnte er nicht einfach bleiben? Es gab nur eine Möglichkeit ihn vom Bleiben zu überzeugen. Ich holte tief Luft. „Edward.“ Ich machte eine kleine Pause. „Edward, ich liebe dich.“ Er starrte mich an, als hätte er einen Geist gesehen. Aber dann glätteten sich seine Züge wieder und wurden wieder ernst. „Bella …“, er seufzte und fuhr fort. „Dschinns können nicht lieben. Ich könnte nie deine Gefühle erwidern.“ Ich erstarrte. Das konnte nicht wahr sein – er hatte … „Du, du hast mich aber geküsst!“ „Ja, das habe ich. Aber das hat noch lange nichts zu sagen.“, antwortete er ruhig. „Edward …“, flüsterte ich. Ich senkte meinen Blick und löste mich von ihm. „Dann geh! Ich will dich nie wieder sehen!“, forderte ich ihn auf und lief davon. Ich schlug meine Lider auf. Edward stand vor meinem Bett und sah mich schmunzelt an. „Guten Morgen, Bella.“ „Morgen.“, erwiderte ich verschlafen und verwirrt. Was machte Edward an meinem Bett, wenn ich schlief? Ich hatte einen sehr komischen Traum gehabt. Edward wollte weiterreisen und ich hatte ihm meine Liebe gestanden … Liebte ich Edward? Ich dachte an gestern Abend zurück. Ich hatte ihn geküsst – nein – wir hatten uns geküsst. Wenn ich sagen würde, der Kuss würde mir nichts bedeuten, dann würde ich lügen. Es war der beste Kuss, den ich je bekommen hatte! Andererseits flatterten immer noch die Schmetterlinge im meinem Bauch, wenn ich nur daran dachte. Warum hatte Edward mich nur geküsst? Liebte ich Edward? Alice meinte immer, dass Träume eine Bedeutung hatten, auch ich glaubte eigentlich daran. Doch diesmal war ich mir nicht so sicher. EPOV: Gähnend stieg ich aus der Vase und bemerkte, dass Bella noch schlief. Sie sah wirklich süß aus. Eine Weile stand ich nur da und beobachtete sie. Plötzlich hörte ich ein leises Murmeln. Sie sprach im Schlaf? Wie interessant! „Edward.“ Hatte sie gerade meinen Namen gesagt? Nein, dass konnte nicht sein. Aber dann hörte ich deutlich meinen Namen. „Edward.“, murmelte sie. „Ich liebe dich.“ WAS? Sie drehte sich um und flüsterte wieder meinen Namen. Ein dickes Grinsen setze sich auf meinen Lippen fest. ‚Sie liebt mich, sie liebt mich, sie liebt mich …’, wiederholte ich es wie ein Gebet in meinen Gedanken. Von einer Sekunde zur anderen schlug sie ihre Augen auf und ich musste schmunzeln, als sie mich verschlafen und verwirrt erblickte. „Guten Morgen, Bella“ „Morgen.“ Sie schwang sich aus dem Bett und verschwand ins Badezimmer. Ich machte ihr Bett und packte ihren Schulranzen, der quer im Zimmer lag. „Ach, Edward! Du bist wirklich zu ordentlich! Kannst du nicht einmal mich alles alleine machen lassen?“ „Nein.“ Ich lachte und stieg die Treppen nach unten, damit sie sich umziehen konnte. Dort setzte mich schließlich auf einen Stuhl und wartete auf sie. Als ich hörte, wie sie in die Küche kam, lächelte ich sie zart an. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie mein Lächeln erwiderte. Wenn Bella in meine Nähe kam, spielten meine Gefühle mehr als nur verrückt. Und ich befürchtete sogar, dass es mit dem Kuss von gestern und mit den Worten, die Bella im Schlaf geäußert hatte, zutun hatte. Liebte ich sie? BPOV: Schnell aß ich mein Frühstück und wir fuhren Richtung Schule. Ich starrte stur nach vorne und grübelte über den Traum nach. Er ließ mich einfach nicht los. „Bist du sauer auf mich?“, fragte Edward mich. Verwirrt sah ich ihn an. „Nein, wieso sollte ich?“ Er zuckte die Achseln. „Du bist so still.“ „Ich bin nur in Gedanken. Ich hatte einen seltsamen Traum …“ „Worum ging es?“ Ein breites Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Außerdem schien er sehr interessiert zu sein. „Nichts Besonderes.“, redete ich mich raus. Für mich war das Thema abgeschlossen und auch Edward ging nicht mehr darauf ein. Wir gingen ins Schulgebäude, als Alice und Rosalie uns entgegen kamen hielten wir an. „Hey, Bella! Hey, Edward!“ „Na, was habt ihr gestern noch so gemacht?“, fragte Alice uns. Ich rankte nach einer Ausrede, doch mir fiel nichts ein. „Stolz und Vorurteil.“, log Edward. „Wir haben den Film dazu geguckt.“ „Ja, genau.“, bestätigte auch ich. Ich konnte wirklich nicht gut lügen, denn man sah es mir an meinem unsicheren Gesichtausdruck an, doch meine beiden Freundinnen erwiderten nichts dazu. Erleichtert atmeten Edward und ich auf, als beide in ihren Klassen verschwunden waren. Die Beiden waren wirklich neugierig! „Bella!“, schrie eine männliche Stimme nach mir. „Bella!“ Ich reckte meinen Kopf und sah mich um. Wer rief mich nur? „Beeeelllllaaaa!“ Die Stimme kam näher. Sam? Was wollte Jacobs Freund hier? „Sam, was ist?“ Atemlos steht er da und war ganz schweißgetränkt. „JacoberistinLebesgefahr!“, sagte er so schnell, dass ich nicht verstand. „Bitte?“ „Jacob. Ist. In. Lebensgefahr.“, wiederholte er so langsam wie es nur ging. „WAS?“ Nein, das konnte nicht sein. „Er sagte, dass er dich noch einmal sehen will, bevor er … er …“ Nein! Nein! Das ist unmöglich! Jacob … MEIN Jacob! „Kommst du?“ EPOV: „Kommst du?“, fragte der Junge, den Bella Sam genannt hatte. Bella schien ganz verwirrt zu sein. Wie als wäre sie geistig nicht anwesend, schaute sie starr auf den Cafeteriatisch. „Bella? Kommst du mit?“ „JA!“ Ich starrte sie an. Sie wollte also wirklich wieder zu diesem Typen gehen! Sie hing immer noch an ihm … also hat ihr der Kuss nichts bedeutet gestern! Das konnte nicht wahr sein! „Edward?“ Bella wollte also, dass ich mitkam. Pah! Das konnte sie vergessen! Stur schüttelte ich den Kopf. „Bella, ich werde bestimmt nicht zu diesem Jacob mitgehen. Vergiss es!“ So hart wie jetzt, hatte ich noch nie mit Bella gesprochen. Am liebsten hätte ich alles zurück genommen. Kapitel 6: VI. Der erste Wunsch ------------------------------- VI. Der erste Wunsch BPOV: Stur schüttelte er den Kopf. „Bella, ich werde bestimmt nicht zu diesem Jacob mitgehen. Vergiss es!“ So hart wie jetzt, hatte er noch nie mit mir gesprochen. Ich fühlte, wie mir die Tränen hochstiegen und wendete mich deshalb schnell ab. „Edward, ich möchte nicht alleine zu J-“ Ich brach ab. Seinen Namen nur auszusprechen, war schmerzhaft. Ich wollte ihn vergessen, aber so einfach war es auch wieder nicht. Er seufzte. „Bella. Ich … Okay, ich werde mit kommen.“ „Danke.“, wisperte ich. Schnell warf ich einen Blick zu Rose und Alice. Sie sahen mich stumm an und dachten bestimmt, dass ich dumm wäre, Jacob noch immer hinterher zu laufen. Es stimmte, ich war dumm, aber wenn er mich noch einmal sehen wollte, bevor er … ich konnte nicht anders. „Kommst du?“, fragte Sam. „Ja.“ Im Schnellschritt gingen wir zu meinem Truck und fuhren Richtung La Push. Während der Fahrt war ich sehr unruhig und meine Hände zitterten leicht. Ich krallte mich an das Lenkrad, sodass Edward es nicht merken konnte. Als wir endlich vor Jacobs Haus hielten, bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Wie versteinert blieb ich im Auto sitzen. Für einen Moment sogar spielte ich mit dem Gedanken umzukehren. „Bella?“, hörte ich Edwards sanfte Stimme. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und blickte in zwei besorgte Augen. Langsam stieg ich aus dem Wagen und trottete Richtung Haus. „Hey, Bella! Wie schön dich hier zu sehen!“, begrüßte mich Jacobs Vater, Billy. Ich nickte ihm schnell zu, da ich Jacob schon sah. Er lag auf einer Couch im Wohnzimmer und war in unzähligen Decken eingebettet. „J-Jacob?“, fragte ich leise und kniete mich auf den Boden neben der Couch nieder. „Bella.“, hauchte er. Er sah schrecklich aus: Unter seinen Augen waren große, dunkle Augenringe, seine Augen waren gerötet, er war nicht rasiert, daraus folgte, dass er einen Bart hatte und auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen. Er war so krank! „Bella.“, wiederholte er leise. „Ich bin ja da.“ Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich seine kalte Hand in meine nahm. „Ich werde sterben, Bella!“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Der Kloß in meinem Hals vergrößerte sich noch mehr. „Nein, das wirst du nicht.“ „Doch. Der Arzt meinte, er könnte mir nicht mehr helfen und ich würde auch zu schwach sein, um mit eigener Kraft gesund zu werden.“ Nein! Das könnte einfach nicht wahr sein! Dicke Tränen kullerten an meinen Wangen herunter. „Alles wird gut, Jake, alles wird gut.“, versuchte ich eher mich, als ihn zu überzeugen. „Nein, das wird es nicht. Ich hab mich schon damit abgefunden, dass ich sterben werde.“ „Nein, nein, nein.“, murmelte ich gedankenverloren vor mich hin. Er durfte einfach nicht sterben! Er war doch so jung … „Bella, ich muss mich bei dir entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich dir das Herz gebrochen habe, es tut mir leid, dass ich mit dir gespielt habe. Ich hätte es nicht tun sollen … Verzeihst du es mir?“ Ich nickte heftig. „Natürlich.“ Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Jetzt müssen wir Abschied nehmen… für immer.“ „Nein! Nein! NEIN! Verlass mich nicht, bitte!“, jammerte ich. „Bitte.“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Abschied, Bella, Abschied. Du bist wirklich ein tolles Mädchen …“ Er machte eine kleine Pause. „Du musst jetzt gehen.“ „Ich bleibe.“, sagte ich bestimmt. „Bitte. Mach es mir nicht schwerer. Wir haben uns verabschiedet und jetzt geh. Es ist besser so! Ich möchte nicht, dass du dabei bist, wenn ich sterbe.“ „Jacob …“, weine ich. „Jacob …“ „Bella, komm.“, hörte ich Edwards Stimme hinter mir. Ich hatte ganz vergessen, dass er auch noch da war. Ich hatte alles um mich herum vergessen und meinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Ich stand schließlich auf, da ich Edward nicht noch mehr quälen wollte. Doch plötzlich stolperte ich und fiel in Edwards Arme. Verwirrt wollte ich mich entschuldigen, aber er drückte mich leicht in eine Umarmung. Meine Tränen machten sich wieder selbstständig, sodass ich gar nicht mehr aufhören konnte. Ich weinte, ich weinte in Edwards Armen. Ich wusste es war unfair gegenüber ihm, er mochte Jacob überhaupt nicht. Aber er sagte kein Wort und strich stattdessen sanft über meinen Rücken. Ich fühlte mich schlecht. Warum hatte ich ihn nur hierhin mitgeschleppt? EPOV: „Bella, komm.“, sagte ich ruhig. Sie sah so traurig aus. Langsam stand sie auf und stolpere in meine Arme. Vorsichtig drückte ich sie in eine Umarmung und sie fing heftig an zu weinen. Sie weinte wegen diesem Jacob und das in meinen Armen. Aber ich sagte kein Wort dazu und strich stattdessen zart über ihren Rücken. Bella hatte so eine weiche Natur, die Jacob nicht verdiente. Außerdem hatte er auch die Tränen nicht verdient. Wieso hang sie so an ihn? Ich verstand es nicht. Mir kam es so vor, als wollten sich Bellas Tränen nicht versiegeln. Wir standen schon eine Weile in unserer Umarmung da, als plötzlich Sam seine Hand auf meine Schulter legte. „Es ist besser, wenn ihr jetzt geht.“ „Aber … Ich habe, ich habe mich noch gar nicht richtig verabschiedet!“, rief Bella aufgeregt aus und setzte sich wieder zu Jacob. Sie küsste seine Hand, seine Wangen, sein Haar – wie widerlich – und erhob sich schließlich wieder. Dann sah sie mich mit einem merkwürdigen Blick an, den ich nicht deuten konnte. „Lass uns gehen.“, wisperte sie leise. „Okay.“ Ich nahm sie an der Hand und führte sie nach draußen. Wortlos stieg sie in den Truck und seufzte dann. „Bella, wie geht es dir?“, fragte ich vorsichtig. Sie schüttelte den Kopf, das verstand ich als ‚nicht so gut’. „Edward, es tut mir leid.“ „Was?“ „Ich habe dich sozusagen in die Höhle des Löwen mitgeschleppt! Du musstest ansehen, wie ich vor Trauer geweint habe. Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht mitnehmen sollen.“ Und wieder brach sie in Tränen aus. Arme Bella. Wieder war Jacob Schuld, dass sie weinte! Konnte er sie nicht einmal mindestens zum Lachen bringen? „Ist schon in Ordnung. Ich bin gerne mitgekommen.“ Ich atmete tief ein. „Für dich tu ich so etwas gerne.“ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und lehnte sich zu mir herüber. Wollte sie mich küssen? Sie streckte einen Arm nach mir aus und zog mich näher. Ihre Umarmung war sanft und freundschaftlich. Ich hatte mich wohl zu früh gefreut. Bella würde mich nicht küssen – worauf ich immer kam… „Sollen wir nach Hause fahren?“, fragte ich einen Moment später. „Okay, können wir. Außerdem machen sich Rose und Alice schon bestimmt Sorgen.“ Sie startete den Motor und nahm den Weg wieder auf, den wir gekommen waren. Doch diesmal fuhr sie im Schneckentempo. „Edward?“ „Ja?“ „Können wir zurückkehren?“ Sie war wieder so traurig. „Warum?“ „Weil ich meinen ersten Wunsch äußern möchte!“, erwiderte sie bestimmt. WAS? Nein, dass konnte sie nicht tun! „Und der wäre?“ Ich wusste genau, was sie sich wünschen wollte. Doch ich wollte es von ihr selber hören, von meiner Meisterin. „Ich sag ihn erst, wenn wir da sind. Ist das okay?“ BPOV: „Ich sag ihn erst, wenn wir da sind. Ist das okay?“, fragte ich vorsichtig. Er nickte nur. Ich bemerkte, dass er wusste, was ich mir wünschen wollte, denn all seine Muskeln waren angespannt und sein Gesichtausdruck war sehr ernst. Der Blick, der mich traf, war nicht mehr so liebevoll wie vorhin. Er wusste es, daran konnte ich nicht zweifeln. Vielleicht würde es für andere der größte Fehler aller Zeiten sein, doch in meinen Augen war es die beste Entscheidung, die ich je in meinem Leben getroffen hatte. Mein Herz raste, als ich das Haus sah, indem Jacob wohnte. Hoffentlich konnte Edward meinen Wunsch erfüllen. Hoffentlich. „Bella? Ich dachte, du möchtest deinen Wunsch äußern?“ Seine Stimme war, im Gegensatz zu seiner Haltung, sehr ruhig und kontrolliert. „Ja … Edward, ich … ich wünsche mir, dass Jacob wieder gesund wird und nicht stirbt.“, sprach ich langsam aus. .„Ich wusste es!“, rief er aus, schnaubte und fluchte ausgiebig. Ich senkte meine Lider. „Wirst du mir den Wunsch erfüllen, Dschinn Edward?“ „Ja, Meisterin.“, sagte er professionell. Er wendete sich von mir ab und schloss seine Augen, sodass seine Züge sich glätteten. Dann nahm er tief Luft und klatschte elegant in die Hände. „Okay, der Wunsch ist erfüllt.“, sprach er mit dem gleichen Ton und wand sich von mir ab. „Heißt das, er wird wieder gesund?“ Tränen sammelten sich in meinen Augen. „Ja, in den nächsten zwei Stunden wird er genesen.“ Er sah mich wieder an. „Und jetzt weine nicht, ja?“ Ich nickte und wischte sie weg. „Danke.“ Er lächelte mich an und strich mit seinem Handrücken über meine Wange. „Kein Problem.“ Seine Hand wanderte zu meinem Arm und strich zart darüber, bis er meine Hand erreicht hatte, die er umfasste. „Bella, du hast so ein gutes Herz. Ich verstehe, warum du diesen Wunsch für ihn benutzt hast. Jemanden zu verlieren ist schwer, besonders wenn man die Person liebt.“ „Ich liebe Jacob nicht mehr.“, flüsterte ich. „Doch, das tust du. Tief in deinem Herzen tust du es.“ Ich nickte. „Vielleicht hast du Recht, aber nicht mehr so wie vorher, Edward. Ich möchte ihn vergessen, mich neu verlieben und glücklich werden.“ Ich traute mich nicht ihn anzusehen. „Bella.“, hauchte er und zog mich in seine Arme. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und Edward schlang seine Arme um meine Taille. „Bist du dir sicher, dass du ihn vergessen willst?“ „Ja, bin ich. Das habe ich schon gestern nach unserem Streit beschlossen. Es ist besser so.“, gestand ich. Er zog mich fester in seine Umarmung, sodass ich noch näher an ihm stand. Sein Duft benebelte meine Sinne, sodass ich gar nicht mehr richtig denken konnte. „Bella.“ Ich sah auf und blickte in seine grünen Augen. Er war mir so nah, nur knapp zehn Zentimeter trennten unsere Gesichter. Ich hatte das Verlangen, diese Lücke zwischen uns zu schließen, doch Edward erledigte das schon für mich. Seine Lippen näherten sich meinen und vervollständigten mich. Wieder stiegen diese merkwürdigen aber schönen Gefühle, wie beim ersten Kuss, in mir auf. Es überwältigte mich, doch ich konnte nicht aufhören. Es war so schön … Kapitel 7: VII. Ich liebe dich ebenfalls ---------------------------------------- VII. Ich liebe dich ebenfalls EPOV: Ich löste seine Lippen von ihren und sah sie an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber in diesem Moment waren alle Worte, die es auf der Welt gab, unwichtig. Es zählte nur, dass wir hier umschlungen standen. Ihre Augen glänzten in der Sonne und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie war nicht erschrocken oder verwirrt. Sie hatte den Kuss genossen, genauso wie ich. „Edward …“, wisperte sie. Fragend hob ich eine Augenbraue. „Danke.“ „Bitte.“ Bedankte sie sich noch mal für den Wunsch oder für den Kuss? Sie kuschelte sich an mich und legte ihren Kopf auf meine Brust. Es fühlte sich so richtig an, doch trotzdem war eine Liebe zwischen uns unmöglich. Ich war ihr Diener und Diener durften einfach keine Beziehung mit der Meisterin aufbauen! Mein Verstand wusste, dass es falsch war, aber mein Körper reagierte anders. Tausend Schmetterlinge flatterten in meiner Magengegend umher und meine Lippen drückten einen zarten Kuss auf ihre Haare. Plötzlich klingte ihr Handy. Verlegen sah sie mich an und nahm ab. „Ja, bitte?“ Während sie telefonierte, beobachtete ich sie genau, hörte jedoch nur halb zu. Immer wieder sagte sie ‚Ja’ und ‚Hm’. Ihr Gesichtausdruck hingegen änderte sich von einem Lächeln zu einem unsicheren Ausdruck, dann zu einem traurigen. Schließlich legte sie auf. „Was ist los, Bella?“, fragte ich sie und zog sie wieder näher an mich heran. „Jacobs Vater hat angerufen und gesagt, dass das Fieber gesunken ist und dass er nicht mehr in Lebensgefahr schweben würde. Doch ich darf Jacob nicht besuchen. Er möchte mich nicht sehen.“ Und schon wieder war sie traurig wegen ihm! „Ach, Edward, ich wüsste nicht, was ich ohne dich getan hätte!“ Sie umarmte mich fest und grub ihr Gesicht wieder in meine Brust. „Hab ich doch gerne gemacht …“, flüsterte ich und drückte sie noch ein wenig mehr an mich. Ich hatte es wirklich gern für sie gemacht, denn ich würde alles tun, um sie nur glücklich zu machen. Natürlich hatte ich zunächst gezögert, aber Bella war so traurig gewesen und es tat mir weh, sie so zu sehen. Andererseits war es auch meine Pflicht, ihren Wunsch zu erfüllen. „Edward?“, unterbrach Bella meine Gedanken. „Ja?“ „Du wirst nicht gehen, bevor ich meinen letzten Wunsch geäußert habe, oder?“ „Nein …“ Warum fragte sie nur? „Gut.“, erwiderte sie knapp. Erleichtert atmete sie aus. „Wieso fragst du?“ „Weil … ich hatte so einen merkwürdigen Traum … da wolltest du gehen und ich hatte noch nicht mal alle Wünsche geäußert …“, gestand sie. Ich lachte auf. „Du träumst von mir.“ Ich schmunzelte. Meine Gedanken wanderten zu heute Morgen zurück. Sie hatte von mir geträumt … und mir hatten ihre Worte, die sie geäußert hatte, wirklich gefallen. „Öhhh … ja.“ Sie verstummte einen Moment. „Amüsiert dich das?“ „Ja.“ Wieder lachte ich. Sie zwickte mich leicht in den Arm. „Lach nur!“ Sie riss sich aus der Umarmung und ging ein paar Schritte zurück. Mein Lachen verstummte, stattdessen machte sich Verwunderung auf meinem Gesicht breit. Sie sah mich von oben bis unten an. „Wenn ich wissen würde, was du so träumst, würde ich mich auch amüsieren! Und ich würde bestimmt auch lachen!“ Sie holte tief Luft und kam einen Schritt auf mich zu. „Ich würde gerne wissen, was du so träumst …“ Ihre Stimme klang sehr verführerisch. Ich sah ihr direkt in die Augen. „Ich träume von meinen Eltern und das jedes Mal. Ich vermisse sie sehr …“, gab ich zu. „Okay, das ist nicht zum lachen ...“ Noch nie hatte ich jemals irgendjemanden erzählt, was tief in meinem Inneren vorging. Doch Bella kam mir so vertraut vor, auch wenn ich sie erst seit kurzem kannte. „Es tut mir leid, dass ich dich eben so angemotzt habe.“, sagte Bella nun kleinlaut. „Schon in Ordnung, Bella.“ Sie nickte und sah mich mit einem undeutbaren Blick an, dann jedoch versuchte sie zu lächeln. „Sollen wir nach Hause gehen? Ich möchte nicht, dass Dad erfährt, was heute so passiert ist! Und Edward … Danke noch mal für alles.“ Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und wartete auf meine Antwort. „Bitte … Lass uns gehen.“, flüsterte ich und gab ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. Meine Lippen kribbelten leicht, als ich mich von ihrer Haut löste. Diese Gefühle waren kein Zufall, denn eins war sicher: Ich liebte sie. Ja, das tat ich. Ich war mehr als nur sicher. BPOV: Nun waren schon zwei Wochen vergangen, seitdem Edward mir meinen Wunsch erfüllt hatte und wir uns geküsst hatten. Wir sind nach Hause gefahren und hatten so getan, als ob nicht geschehen wäre. So als hätten wir uns nicht geküsst oder als hätte es keine andere Zärtlichkeit zwischen uns gegeben. Nicht, dass mir das wichtig wäre … Okay, okay, ich gebe zu, dieser Moment hatte mir etwas bedeutet. Ich habe mich so wohl und geborgen in seinen Armen gefühlt, der Kuss war wunderschön gewesen und tausende Schmetterlinge hatten sich in meine Magengegend verirrt. Es war wie ein schöner Traum, den ich nie im Leben vergessen wollte. Und ja, ich liebte ihn. Aber wie konnte ich es ihm gestehen, wenn er mir dauernd aus dem Weg ging? Noch nicht einmal zur Schule kam er mehr mit. Rose und Alice dachten, er wäre wieder in seine Heimat zurückgekehrt … Edward kauerte von jetzt an in seiner Vase herum und kam nur heraus, um mir abends Gesellschaft zu leisten. Ich wollte ihn andauernd schon fragen, warum er nicht mehr, wie zuvor, den Tag mit mir verbrachte. Aber ich traute mich jedes Mal nicht, denn er blickte mich noch nicht mal richtig an. Er war meist nur körperlich anwesend und tief in Gedanken. Nur ab und zu wechselten wir Worte. Es war erbärmlich. Ich vermisste irgendwie den ‚alten’ Edward, der immerzu lachte und mich beobachtete. Ich seufzte und setzte mich auf. Es war Wochenende und ich wollte mal wieder raus an die frische Luft. Normalerweise hätte ich jetzt Jacob angerufen, doch heute erstickte mich der Gedanke, nur seine Stimme zu hören. Seitdem er wieder gesund war, rief ich ihn jeden Tag an. Jacob war, oder besser gesagt, versuchte nett und freundlich zu sein. In Wirklichkeit nervte ich ihn nur, er hatte keinen Gefallen an meinen Gesprächen. Ich sollte mir abgewöhnen seine Nähe zu suchen, das wusste ich genau. Ich bemühte mich auch es nicht zu tun, allerdings war dies noch schwerer, seit Edward sich von mir abgewendet hatte. Ich legte mein Handy auf dem Nachtisch ab und schwang mich aus dem Bett. Schnell schlüpfte ich in das Badezimmer und wusch mich ausgiebig. Danach öffnete ich den Kleiderschrank und zog eine bequeme Jeans und ein einfaches graues T-Shirt heraus. Warum sollte ich mich auch noch schick anziehen? Ich brauchte und wollte keinen mehr beeindrucken! Am liebsten würde ich mir wünschen, dass Edward mir wieder mehr Aufmerksamkeit schenkt, doch wie würde es aussehen, wenn ich vor ihn treten und sagen würde: ‚Edward, ich wünsche mir, dass du mich mehr beachtest!’ Er würde mich auslachen oder einfach nur für verrückt erklären. Erneut seufzte ich. Warum war das Leben so schwer? Ich zog mir noch eine leichte Jacke an, da es noch draußen frisch war und ging die Treppenstufen hinunter. Unten angekommen, sah ich einen bronzefarbigen Haarschopf. Edward? Was machte er hier unten? Normalerweise steckte er um diese Uhrzeit noch in seiner Vase. „Guten Morgen.“, begrüßte ich ihn und ging Richtung Diele. „Morgen, Bella.“, erklang seine Stimme noch, als ich in meine Schuhe schlüpfte und die Tür zuschlug. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in mir breit. Gerne wäre ich wieder zurück ins Haus gegangen und hätte Edward gefragt, ob er Lust hätte mit mir einen Spaziergang zu machen. Aber ich ließ es sein. Aus welchem Grund auch immer, ich wusste es selbst nicht recht. EPOV: „Guten Morgen.“, begrüßte mich Bella und ging Richtung Diele. „Morgen, Bella.“, erwiderte ich und blieb im Wohnzimmer sitzen. Eigentlich war ich ja nur wegen ihr in der Frühe aus meiner Vase geschlüpft. Jetzt aber traute ich mich nicht, sie zurückzuhalten, damit sie nicht ging. Ich habe mir vorgenommen mit ihr zu reden. In der letzten Zeit war ich wirklich zurückhaltend gegenüber ihr gewesen. Es war besser so. Allerdings auch ungerecht, denn sie sollte den Grund wissen, warum ich es tat. Ich liebte sie vom ganzen Herzen, ja, das tat ich! Aber ich durfte sie einfach nicht lieben, da sie meine Meisterin war! Wieso war ich nur ein Dschinn? Zum ersten Mal in meinem Leben bereute ich es, kein Mensch zu sein. Seufzend stand ich auf und ging in Bellas Zimmer. Eigentlich wollte ich in meine Vase verschwinden, aber plötzlich fiel mir ein Bild auf Bellas Schreibtisch ins Auge. Rosalie, Alice und Bella waren darauf abgebildet. Alle Drei lachten glücklich und trugen in ihren Händen unzählige Einkaufstüten. Bella trug auf ihren Lippen ein atemberaubendes Lächeln, sodass ich glatt dahin schmolz. ‚Edward, nimm dich zusammen!’, wisperte eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf. „Edward?“, hörte ich Bellas Stimme hinter mir. Langsam drehte ich mich um und schaute in ihr verwirrtes Gesicht. Warum war sie so schnell wieder zurückgekehrt? „Bella.“ Schon ihr Anblick brachte mich aus dem Konzept. Kein Wunder, dass ich fast den ganzen Tag in meiner Vase versteckt blieb … Ich nahm meinen Mut zusammen und blickte Bella direkt in ihre schokobraunen Augen. „Wir müssen reden.“, sagte ich bestimmt. „Worüber?“ „Über uns.“ Ich machte eine kleine Pause. Bella sah mich neugierig an. „Bella, ich … ich liebe dich.“ Zunächst sah sie mich mit großen Augen verwundet an, doch dann schlang sie ihre Arme um meinen Hals und umarmte mich fest. „Ich liebe dich ebenfalls.“, hauchte sie leise. Wollte ich nicht gerade mit ihr darüber sprechen, dass eine Liebe zwischen uns unmöglich war? Kapitel 8: VIII. Ich kann nicht, ich darf nicht ----------------------------------------------- VIII. Ich kann nicht, ich darf nicht BPOV: „Ich liebe dich ebenfalls.“, hauchte ich leise. Edward versteifte sich in meiner Umarmung. Was hatte er nur? Ich sah zu ihm auf, löste mich aber nicht ganz von ihm und erblickte seinen ernsten Gesichtausdruck. „Edward?“ „Ich kann nicht.“, sagte er und entzog sich mir. Aber … „Bella, ich … kann einfach nicht!“, stotterte er leise, sodass ich kaum ein Wort verstand. „Was kannst du nicht, Edward?“ Ich war verwirrt. Was war nur mit ihm los? „Das alles hier, Meisterin!“, schrie er nun. „Wir können … wir dürfen kein Paar sein!“ Ich war sprachlos. Er hatte mir doch gerade seine Liebe gestanden oder hatte ich mich verhört? „Bedeutet dir unsere Liebe nichts?“ Ich sah ihm direkt in die Augen. „Liebst du mich denn gar nicht?“, fragte ich verzweifelt. „Ich liebe dich, ich liebe dich von ganzem Herzen, das ist ja das Wahnsinnige!“ „Wieso sagst du dann, dass du das alles nicht kannst?“ Meine Stimme hörte sich schon an, als ob ich weinen würde. „Bella … Bella.“ Er schlang seine Arme um mich und umarmte mich fest. „Weine nicht, ja? Ich würde am Liebsten nie wieder von deiner Seite weichen, aber es ist mir untersagt eine Liebesbeziehung mit dir einzugehen …“ Er seufzte und strich mir über den Rücken. „Vergiss doch einfach diese Regeln! Edward …“, schluchzte ich. Seine Hände wanderten zu meinem Gesicht und strichen zart über meine Wangen, dann beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich. Wie immer regten sich tausende Schmetterlinge in mir und brachten mich um den Verstand. Ich löste schließlich meine Lippen von seinen um nach Luft zu schnappen. Seine Lippen verließen mich jedoch nicht, denn sie bedeckten meine Wangen und meinen Hals mit kleinen, sanften Küssen. Ich konnte nicht anders, als es zu genießen. „Bella …“, hauchte er zwischen den Küssen. Einmal, zweimal, dreimal, viermal … Ich hörte auf zu zählen und drückte mich stattdessen näher an ihn. Der herrliche Duft, der von ihm ausging, benebelte mich, sodass ich nur noch an Edward denken konnte. Aber plötzlich löste er sich von mir und sah mich an. Dabei löste er seine Hände von meinem Gesicht und legte sie auf meine Taille. Seine Augen glänzten wunderschön, sodass ich gleich Hoffnung schöpfte. „Du machst mich so verrückt…“, wisperte er. „…aber wir dürfen es trotzdem nicht!“ Mein süßes Lächeln, das ich ihm vor einigen Sekunden geschenkt hatte, verschwand wieder. Ich dachte, er hatte endlich auf mich gehört und nachgegeben. Aber nein, er beruhte immer noch auf diese dämlichen Regeln! „Edward …“, seufzte ich. Er strich mit einer Hand meine Haare aus dem Gesicht und versuchte mich anzulächeln, doch es gelang ihm nicht. „Du kannst mich jetzt nicht einfach so fallen lassen. Nicht nachdem du mir deine Liebe gestanden hast, nicht nachdem du mich so süß geküsst hast! Das kannst du mir nicht einfach so antun!“, schrie ich fast. EPOV: „Du kannst mich jetzt nicht einfach so fallen lassen. Nicht nachdem du mir deine Liebe gestanden hast, nicht nachdem du mich so süß geküsst hast! Das kannst du mir nicht einfach so antun!“, schrie sie mich fast an. Was hatte ich nur getan? Wenn ich mich jetzt von ihr abwenden würde, dann würde ich ihr das Herz brechen und sie würde mehr als nur traurig sein! Wie konnte ich nur aus dieser Situation herauskommen, ohne ihr weh zu tun? Was konnte ich tun um sie davon zu überzeugen, dass es falsch war mich zu lieben? Ich wusste, die Antwort war ‚Nichts’. Ich konnte nichts dagegen tun, aber ich wollte einfach eine Lösung finden! Ich seufzte. „Bella ….“, flüsterte ich. Eine kleine Träne rollte an meiner Wange herunter. Es war eine Ewigkeit her, seitdem ich das letzte Mal geweint hatte. „Wie du vor ein paar Wochen gesagt hast, wirst du dich neu verlieben und glücklich sein, aber diese Person werde nicht ich sein …“ Ich wollte gerade weiter sprechen, als Bella mir einen Finger auf die Lippen legte, um mich zum Schweigen zu bringen. Sie küsste mir die Träne aus dem Gesicht und nahm meine Hände in ihre. „Ich werde mich nicht neu verlieben können, ich könnte es nicht. Ich verschenke mein Herz nicht an alle, Edward. Für mich ist die Liebe etwas Besonderes, sie umfasst dich wie ein Hurrikan, doch verlässt dich nicht so leicht wie der Wind. Sie ist wie ein Magnet, der dich festhält und der sich am Liebsten nicht mehr von dir lösen möchte. Die Liebe ist der Frühling in einem Körper! Sie blüht zunächst wie eine Blüte auf und entfaltet sich schließlich wie eine Welle im Ozean.“ Sie machte eine Pause und holte tief Luft. „Wieso antwortest du nicht?“ „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du hast bei allem Recht, was du gesagt hast, aber ich kann nichts daran ändern.“, erwiderte ich mit ruhiger Stimme. Sie hatte so verdammt Recht! Ich konnte sie selbst nicht so einfach vergessen und dann verlangte ich es noch von ihr! Es war so absurd. Sie ließ meine Hände los und verschränkte ihre vor der Brust. „Warum bist du so mutlos? Wieso hältst du dich an diese albernen Regeln?“, fragte Bella mich verdutzt. Ja, das fragte ich mich auch. „Weil es meine Aufgabe ist. Ich bin ein Dschinn und habe mich daran zu halten, so wie du also Mensch, dich an Gesetzte deines Staates halten musst.“ „Wie wahr! Aber auch wir Menschen halten uns nicht immer daran. Und ich frage mich, wer dich kontrolliert? Gibt es bei euch auch eine Polizei, die achtet, dass alle Gesetze eingehalten werden?“, schrie Bella verzweifelt. Ich schüttelte den Kopf. Nein, es gab so etwas, wie die Polizei nicht bei uns. Wir waren selbst dafür verantwortlich, dass wir die Regeln einhielten. „Dann …“, begann Bella, aber sie wurden von einem Rufen, das aus der Küche kam, unterbrochen. Ihr Vater war wohl heute etwas früher als sonst von der Arbeit gekommen. „Wir reden noch …“, sagte sie und verschwand aus dem Zimmer. Ich löste mich in Rauch auf und verschwand in meiner Vase, denn dies war der Ort, wo ich hingehörte und bleiben sollte bis meine Meisterin mich heraus rief. BPOV: Während ich die Treppe hinunter ging, versuchte ich die Spannung, die auf mir lag, abzulegen. Wenn Edward mich wirklich liebte, warum wollte er einfach nicht nachgeben? Und ich dachte immer, dass die Liebe keine Grenzen kennt! Schon gar nicht Regeln! Ach, warum hatte ich immer nur Pech in der Liebe? Wieso erwischte ich immer die Falschen? Ich seufzte leise auf und trat in die Küche. „Hey, Dad!“, begrüßte ich ihn und lächelte ihn schwach an. „Hey, Bells. Ich hab meine Dokumente vergessen, an denen ich gestern gearbeitet habe. Hast du sie vielleicht irgendwo gesehen?“ „Öhhh … nein, aber ich kann dir suchen helfen.“, erwiderte ich und sah mich um. „Bells?“ „Hm?“ „Du siehst irgendwie traurig aus. Was ist los?“ „Nichts. Bin nur müde.“, log ich. Dad nickte und fuhr mit der Suche fort. Wir suchten eine Weile bis ich das Dokument unter dem Wohnzimmertisch fand. Dad bedankte sich schnell und fuhr wieder zurück zur Arbeit. Ich hatte einfach nur Lust wieder in Edwards Armen zu liegen, aber andererseits hatte ich auch Angst wieder zurückgewiesen zu werden. Es war wie ein Stich in meinem Herz, wenn ich nur daran dachte. Jedes Mal, wenn er sagte, dass er mich nicht lieben durfte, zog sich mein Herz zusammen und in meinem Hals bildete sich immer ein dicker Kloß. Ich konnte das einfach nicht mehr ertragen. Hätte er einfach nie seine Liebe gestanden! Hätte er mich träumen lassen sollen und mich nie küssen sollen! Dann wäre es nie so weit gekommen, denn ich hätte nie im Leben den ersten Schritt gemacht! Niemals. Traurig trottete ich in mein Zimmer und stellte überraschend fest, dass er wieder in seine Vase verschwunden war. Aber vielleicht war es auch besser so. Edward war so stur und flüchtete vor seinen Gefühlen. Ich sollte ihm erstmal Zeit geben, damit er nachdenken konnte. Ich zog wahllos ein Buch aus meinem Regal und schlug es auf. Sturmhöhe. Wahrscheinlich war dieser Roman genau das, was ich jetzt brauchte. Jedes Mal, wenn ich es las, versank ich darin und ließ alle meine Gedanken hinter mich – Perfekt damit ich abschalten und meine Nerven beruhigen konnte. Ich ging hinaus in den Garten und setzte mich unter einen Baum, der Schatten auf die sonnenbestrahlte Wiese warf. Daraufhin begann ich zu lesen … EPOV: Meine Gedanken umkreisten nur eine Person: Bella. Ich wusste ganz genau, dass es falsch ist, sie zurückzuweisen. Sie hatte es nicht verdient. Aber sollte ich einfach alle Regeln brechen nur um dieses Mädchen glücklich zu machen? Um mich selbst glücklich zu machen? Es würde sich lohnen, keine Frage. Sie würde mehr als nur glücklich und nicht nur sie. Doch ich würde der erste Dschinn sein, der ein Mädchen liebt und die Regeln unbeachtet lassen würde. Man würde über mich reden und für meine Eltern würde es eine Schande sein. Und genau meine Eltern wollte ich auf keinen Fall enttäuschen! Ich seufzte wieder und dachte an Bella, die vermutlich genauso so traurig war, wie ich. Von einer Sekunde zur anderen wurde meine Vase grob hochgehoben, sodass ich erschrak. Kurz darauf folgte ein Lachen, das keinesfalls von Bella stammte, einen kurzen Moment vernahm ich ein wildes Schütteln. Wer immer diese Person war, er hatte nichts Gutes im Sinn. Nach dem Schütteln folgte ein Klopfen. Allerdings antwortete ich auch diesmal nicht. Wusste die Person, dass ich mich hier drin verbarg? Nein, bestimmt nicht. So wie ich Bella kannte, hatte sie es keinem erzählt, das hätte sie nicht getan. Wieder vernahm ich das Lachen, das diesmal jedoch leiser war und die Person begann sich mit der Vase in der Hand zu bewegen. Vermutlich ging er irgendwo hin und … ja, er nahm mich mit! Was sollte nur jetzt mit Bella werden? Ich konnte meine Bella doch nicht einfach so alleine lassen! Nicht genau jetzt, wo sie traurig war und wo ich ihr meine Liebe gestanden hatte! Die Person schwang die Vase hin und her, sodass ich an den Porzellanwänden immerfort gestoßen wurde, aber ich nahm die Schmerzen kaum wahr. Meine Gedanken galten nur Bella, die nun noch trauriger sein würde, wenn ich fort wäre. War es mein Schicksal, dass ich das Mädchen, das ich liebte, traurig machen sollte? Ich dachte immer, ein Dschinn wäre dafür da, Menschen mit den Wünschen glücklich zu machen. Allerdings war ich, wie es aussah, auch für das Gegenteil bestimmt. ‚Bella, Bella, Bella …’, wiederholte ich in meinen Gedanken immer wieder. Ich war tief in Gedanken, als ich bemerkte wie die Vase abgestellt wurde. Sofort schreckte ich auf und versuchte irgendwelche bekannten Geräusche wahrzunehmen. Ich wurde jedoch enttäuscht, denn kein Laut ragte in die Öffnung der Vase. Traurig senkte ich den Kopf und gab mich geschlagen. Wohlmöglich würde ich Bella nie wieder sehen. Kapitel 9: IX. Trauer, Kummer und Tränen ---------------------------------------- IX. Trauer, Kummer und Tränen BPOV: Den ganzen restlichen Tag verbrachte ich noch im Garten und las. Erst als Dad mit zwei Pizzaschachteln in der Tür stand und mich zum Essen herein rief, klappte ich mein Buch zu. Es hatte gut getan mich von allen Gedanken zu lösen und alles hinter mir zu lassen, doch jetzt, da ich wieder in die Realität zurückkommen musste, ahnte mir Böses. Wieder stiegen diese Gefühle von vorhin in mir auf und erstickten mich. Die Traurigkeit raubte mir jeden frohen Gedanken und riss mich in ein tiefes schwarzes Loch. Das Schwarze tränkte mich in Selbstmitleid und ließ mich ertrinken. ‚Wer konnte mir aus diesem Elend nur rausholen?’, jammerte ich in Gedanken. Ich wusste genau wer! Nämlich nur der, der mich in diesen Zustand gebracht hatte, konnte mich wieder heilen. Aber Edward würde nicht so leicht nachgeben, da war ich mir sicher. Aber Selbstmitleid würde mir auch nichts helfen. Denn dies würde mich nur zum direkten Wege zum Kummer leiten. Und Kummer wollte ich schon gar nicht. Ich seufzte und versuchte mich zu beruhigen. In diesem Zustand wollte ich nicht vor Dad treten. Ich wollte einfach nicht, dass er mich wieder fragte, ob ich traurig wäre. Ich konnte ihm einfach nicht auch noch Kummer bereiten! Das wäre unfair … Einige Sekunden stand ich noch an der Terrassentür, bis ich endlich herantrat. Dad wartete schon ungeduldig in der Küche mit der geöffneten Schachtel. Aber kein Biss war von der Pizza genommen worden. „Ich wollte nicht ohne dich anfangen.“, erklärte er mir, als er meinen verwunderten Blick sah. Ich setzte meine Maske auf, die ich eben geprobt hatte. Sie bestand aus einem künstlichen Lächeln, die Glücklichkeit ausstrahlen sollte, aber meine matten Augen, die nicht einen Moment funkelten, sprachen das Gegenteil aus. Ich hoffte einfach nur, dass Dad von meiner Traurigkeit nichts merkte und dass er sich einfach von meiner Stimme, die nun glockenhell war, ablenken ließ. Dad schenkte mir ein freundliches Lächeln und biss schließlich in seine Pizza. Auch ich widmete mich meinem Essen. Aber meine Gedanken waren natürlich wieder woanders. Bei Edward. Nach dem Essen entschuldigte ich mich und behauptete müde zu sein. In Wirklichkeit wollte ich einfach mit Edward reden. Auch wenn mich die Angst zerfraß, wieder zurückgewiesen zu werden, wollte ich noch einmal versuchen ihn zu überzeugen. Es musste einfach klappen! Mein Herz klopfte mir bis zum Halse, als ich mein Zimmer betrat. Plötzlich traute ich mich nicht mehr, die Vase von meinem Regal zu nehmen und sie zu schütteln, um Edward heraus zu locken. Meine Tränen, die sich in meinen Augen stauten, drohten auszubrechen. Ich wollte einfach nicht vor Edward weinen! Nicht jetzt. Nicht vor Trauer! Nicht jetzt … Mit gesenkten Lidern ließ ich mich auf meinem Bett fallen und beobachtete meine Zimmerdecke. Meine weiße Zimmerdecke. Ich seufzte tief auf und starrte einfach nur weiter. Wenn ich jetzt meine Chance nicht ergreifen würde, vielleicht wollte Edward sich gar nicht mehr umstimmen lassen … Aber … ‚Kein Aber! Beweg dich jetzt und hol die Vase!’, meldete sich eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf. Gesagt, getan. Ich schwang mich auf die Füße und marschierte Richtung Regal. Allerdings warf mich der Schock, der mich traf, mehr als nur um, als ich den Platz sah, wo ich die Vase abgestellt hatte. Der Platz war leer! Er war weg! WEG! Die Tränen, die schon vorhin fast ausbrechen wollten, liefen jetzt ohne Vorwarnung an meinen Wangen herunter. Wie kann er einfach so weg sein?! Er, er war doch eben noch da! Die Vase war doch eben noch da! Ich schluchzte laut auf und gab mich meinen Tränen hin. Nichts konnte mich mehr zurückhalten meinen Schleier von Tränen und Traurigkeit abzulegen. Ich ließ mich einfach fallen. Ich ließ mich in das tiefe, schwarze Loch fallen. Dort wollte ich bleiben – für immer – bis mir Edward ein Seil der Hoffnung zuwerfen würde. EPOV: Ich saß hier fest. Auch wenn ich wollte, konnte ich nicht aus der Vase herauskommen. Denn inzwischen war mir aufgefallen, dass ich mich irgendwo in einem geschlossenen Raum, der ziemlich klein war, befand. Ich konnte also gar nicht hinaus! Mein Körper würde viel zu groß sein für diesen Raum! Und außerdem durfte ich sowieso nur herauskommen, wenn meine Meisterin mich herausrief. Es war ein hoffnungsloser Fall! Ich – Edward Cullen – war gefangen! Niemals konnte ich Bella selbst suchen. Sie musste mich finden oder jemand anderes musste mich freilassen … Es gab keine andere Möglichkeit. Ich seufzte. Bella nie mehr wieder zu sehen, war ein Alptraum für mich. Ihre wundervolle, glockenähnliche Stimme, ihre wunderschönen, braunen, weichen Haare, ihre glänzenden, klaren Augen, ihre zarten Küsse … ich könnte tausende andere Sachen noch aufzählen von ihr. Sie war einmalig! Ich dachte eine Zeit lang weiter an sie, bis mir wieder einfiel, dass sie allein war. Allein. Traurig und allein. Eine Welle von Gefühlen überschwemmte meine vorigen liebevolle Erinnerungen und blies mir Bilder in meine Gedanken, die mich zum Zusammenzucken brachten. Bella war traurig. Unendlich traurig. Das Schlimmste war noch immer, dass sie wegen mir traurig war und ich sie nicht trösten konnte. Ich konnte rein gar nichts tun! Nur warten. Doch das unendliche Warten machte mich verrückt und ließ mich noch mehr in Kummer versinken. Ich war ein Narr gewesen, sie so zurückzuweisen. Hätte ich einfach nur nachgegeben und wäre nicht in meine Vase verwunden, wäre all dies nicht geschehen! Ich verfluchte mich jede Sekunde lautlos und die Traurigkeit zerfraß mich immer mehr. Ich wusste noch ein, noch aus. Es war, als ob ich einen Anker ausgeworfen hätte und deshalb nicht fort konnte. Wird es je einen Funken Hoffnung geben? Was wenn Bella nicht mehr damit klar kommt, dass ich fort war und sich ihr Leben nehmen möchte? Ich schüttelte den Kopf. Diese schrecklichen Bilder durften es einfach nicht geben! Bella würde so etwas nie tun … oder? Tränen sammelten sich in meinen Augen und ein Schauer lief mir über den Rücken. Es war einfach nur schrecklich nicht zu wissen, ob es ihr gut ging und was sie machte. Das erste Mal in meinem Leben befanden sich meine Gedanken im wahren Chaos. Meine Gedanken wechselten sich von einer Sekunde auf der anderen, schrecklich Vorstellungen sausten mir durch den Kopf und verwirrten mich. Machten mir Angst. Mein Kopf war wie eine Feder im Wind. Klar denken konnte ich kaum mehr. Denn wie immer schwebte nur ein Name durch meine Gehirnzellen: Bella. Bella, die Liebe meines Lebens. Ich weinte. Ich weinte wie noch nie in meinem Leben. Meine Tränen waren dick wie noch nie. Ich weinte so viel, dass meine Vase eigentlich schon von einem Tränenmeer gefüllt sein müsste, aber sie tropften stattdessen nur auf mein Hemd und durchnässten es. Ich war ein Tölpel! Nein, ich war ein Depp, ein Idiot, ein Schwachkopf, ein Trottel, ein Esel oder sogar ein Holzkopf! Ich hatte einen Fehler begannen, den Schlimmsten meines Lebens – ich hatte Bella einen Korb gegeben! ICH! Und jetzt leidet Bella unerträglich … Ich schwor mir, dass ich mich Bella neigen und all diese Regeln nicht mehr beachten würde, wenn Bella mich fand. Ich würde ihr gehören. Für immer. BPOV: Das Leben war nur noch eine leere Hülle für mich. Es gab nichts mehr, dass mich glücklich machen konnte. Meine Maske, die Fröhlichkeit ausstrahlen sollte, hatte ich schon eine lange Zeit mit einem trostlosen und monotonen Ausdruck ausgetauscht. Nachts wachte ich meist schreiend und schweißgebadet auf, sogar Tränen verschleierten meine Augen. Es war ein Alptraum, den ich erlebte, doch aus dem ich nie erwachten konnte. Die Mauer, die vor meinem schönen Leben, indem ich immer gelacht hatte, geschoben wurde, wollte einfach nicht verschwinden. In meinem Leben war es schon normal, dass ich meinen helfenden Menschen aus dem Weg ging und mich meist stundenlang in mein Zimmer zurückzog, ohne etwas zu essen oder geschweige davon zu reden. Ich war verstummt, vermutlich auch innerlich. Ich tat was mir gesagt wurde, ich lernte für die Schule, machte den Abwasch und sonst auch alles, doch es war, als ob ich in meiner eigenen kleinen Welt herumschlendern würde, denn die Realität flog nur so an mir vorbei. Ich nahm nichts mehr wahr. Nicht wirklich. Dad sagte nichts zu meinem Verhalten und ich war erleichtert darüber. Meine Freunde? Rose und Alice? Sie wollten den Grund meiner Traurigkeit erfahren und helfen. Aber ich weigerte mich und versank mehr und mehr in Kummer. Nun nach etwa fünf Wochen gaben sie schließlich auf und ließen mich in meinem Abgrund allein. * * * Ich schlug meine Augen auf. Die Sonne war wieder aufgegangen und wieder war eine schreckliche Nacht vorbeigegangen. Ich seufzte und schwang meine Beine aus dem Bett. Heute war eigentlich ein Tag, den ich am meisten liebte. Mein Geburtstag. Doch ohne Edward hatte er keine Bedeutung für mich. Ich freute mich nicht auf die Geschenke oder auf die Feier. Ich freute mich nicht im Geringsten. Es würde schrecklich werden, meine Gäste mit einem gezwungenen Lachen zu begrüßen und dann noch eine fröhliche Stimmung vorzuspielen. Es war nahe zu unmöglich ein kleiner Funken von Glücklichkeit auszustrahlen oder sogar die ganze Zeit mich zu unterhalten. Ich würde schweigend und in Gedanken versunken da sitzen. Meine Gäste würden mich blöd anstarren, aber das war mir egal. Sollen sie doch. „Bells?“, rief Dad mich von unten und riss mich aus den Gedanken. „Ja?“, erwiderte ich mit meiner gleichgültigen und traurigen Stimme. „Komm runter Frühstücken!“, schrie er wieder. „Okay …“, wisperte ich leise und ging ins Badezimmer um mich zu waschen. Mit einer Jogginghose und einem einfachen T-Shirt bekleidet ging ich daraufhin nach unten und betrat schließlich die Küche. „Morgen.“, murmelte ich und setzte mich an den Esstisch. Na ja, eigentlich müsste ich ‚Geburtstagstisch’ sagen, aber ich hatte keinen Geburtstag mehr. Für mich war es nun ein normaler Tag wie jeder andere auch. „Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz!“, sagte Charlie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und küsste meine Wange. Ich hingegen verzog mein Gesicht nicht und stopfte weiter meine Cornflakes in mich rein. Kein ‚Danke’ konnte ich hervorbringen und auch kein kleines Lächeln stahl sich auf meinen Lippen. Mein monotoner Ausdruck überraschte Dad nicht sehr, doch sein Grinsen verschwand natürlich. „Möchtest du nicht deine Geschenke auspacken, Bells?“ „Kann ich später machen auf der Feier.“, wich ich ihm aus. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn nicken und leise seufzen. „Deine Feier beginnt aber jetzt gleich … es ist schon elf Uhr, deine Gäste kommen gleich.“ „Ach, dann pack ich sie mit den anderen zusammen aus.“, murmelte ich. Ich sah, wie er seine Augen verdrehte und wieder nickte. „O-Okay.“ Allmählich trudelten meine Gäste ein. Ich versuchte erst gar nicht ein Lächeln aufzusetzen, da es mir eh nicht gelingen würde. Renée und Phil umarmten mich mit verwirrten Gesichtern, als sie eintraten. Vielleicht erschreckten sie sich vor meiner Maske voller Traurigkeit, vielleicht aber auch, weil ich sie nur halbherzig in den Arm nahm. Rose und Alice verhielten sich wie immer: Sie küssten mich auf die Wange und warfen mir besorgte Blicke zu, die ich ignorierte. Emmett und Jasper hingegen lächelten mich zart an, als wäre nie etwas mit mir geschehen. Sie wollten mich bestimmt aufmuntern und wieder Leben in mich bringen. Doch es war hoffungslos. Wir versammelten uns im Wohnzimmer, wo Dad viele Girlanden und Ballons aufgehängt und einen großen Tisch hingestellt hatte. Auf dem Tisch befand sich eine riesige hellblaufarbige Torte und lauter Teller und Becher. Die Geschenke stauten auf dem Sofa links von mir, aber ich warf keine neugierigen Blicke zu ihnen. Um ehrlich zu sein wollte ich sie erst gar nicht öffnen. Jedoch musste ich das ganze Theater heute mitspielen. Es war ja mein Geburtstag. Leider. Schöne brennende Kerzen waren in der Torte eingestochen und alle warteten, dass ich sie auspustete und mir daraufhin etwas wünschte. Aber ich starrte nur gedankenlos auf den vollen Tisch. „Bella, komm schon, puste jetzt die Kerzen aus!“, forderte mich Mum auf. Ich musste mitspielen. Ich musste den Gästen den Gefallen tun … Also pustete ich alle Kerzen aus. Anstatt eines Wunschs zu äußern, starrte ich auf die Torte. Meine Gedanken waren wie immer nur an einem Namen gefesselt. Edward. Ich stand auf und ging. Ich ging den Weg entlang, den eisernen heißen Weg aus Kohle. Ich fühlte kaum etwas von der Hitze, die meine Füße verbrannte, denn mein Blick war in die Ferne gerichtet. In die ewige Ferne, die, wie es schien, nie endete. Die Sonne, die hoch am Himmel brannte, leuchtete mir den Pfad, den ich durchstreifen musste, um an mein Ziel zu gelangen. Mein Ziel. Mein Ziel meinen Geliebten wieder zu sehn. Meinen Geliebten, den ich, wie es mir vorkam, eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Kapitel 10: X. Trauriger Geburtstag ----------------------------------- X. Trauriger Geburtstag BPOV: „Bella! Bella! Bellaaaaa!“, hörte ich verschiedene Stimmen nach mir rufen. Doch ich lief. Lief einfach weiter ohne halt zu machen. Ich hatte genug, einfach nur da zu sitzen und mitzuspielen! Ich wollte keinen Geburtstag feiern! Ich wollte Edward einfach finden, irgendwo musste er ja sein! Jemand musste ihn doch verschleppt haben, denn alleine einfach so würde er nicht abhauen! So war Edward nicht. Tränen stiegen in mir hoch. Wo war Edward nur? Wo? Plötzlich waren meine Gedanken so klar, wie schon lange nicht mehr seit Wochen. Jemand musste ihn haben. Nur wer? JACOB?! Nein! Er würde mich nie besuchen. Rose, Alice, Emmett und Jasper waren in der Zeit, wo ich im Garten war, im Kino. Mum war noch in Phönix und Dad bei der Arbeit. Es gab einfach keinen, den ich beschuldigen könnte. Keiner von denen konnte Edward verschleppt haben … Und wieder warf sich ein schwarzer Schleier über mich und brachte meine Gedanken durcheinander. Ich rannte weiter. Wieder hörte ich meinen Namen. Ich wollte nicht anhalten. Keiner durfte meine Tränen sehen, die ohne ein Ende an meinen Wangen herunter liefen. Ziellos bewegte ich mich nach vorn bis ich stolperte und schließlich zu Boden fiel. Immer musste ich fallen. Nie konnte ich laufen, ohne hinzufallen. Was war ich doch für ein Tollpatsch! „Bella!“, hörte ich nah an meinem Ohr, eine Stimme flüstern. Es war Charlie, mein Dad. Locker hielt er mein Handgelenk fest und sah mich verwirrt an. „Was ist nur los mit dir?“, fragte er mich besorgt. Ich wollte und konnte nicht antworten. Meine Tränen umgaben meine Augen immer noch mit einer durchsichtigen Mauer und meine Lippen fühlten sich schwer wie Blei an. „Bella?“, kam es wieder von Dad. Ich schüttelte den Kopf, um verständlich zu geben, dass ich nicht antworten wollte. Dad jedoch beharrte noch immer auf eine Antwort. Anstatt zu antworten, schluchzte ich auf und weinte. Egal wie ich versuchte, meine Tränen zurückzudrängen, es gelang mir nicht. Charlie ließ mein Handgelenk los und strich langsam über meinen Rücken um mich zu trösten. CPOV: Ich ließ Bellas Handgelenk los und strich langsam über ihren Rücken um sie zu trösten. Sie sah so traurig aus. Traurig wie schon seit Wochen. Ich wusste nicht, woher diese plötzliche Traurigkeit kam, aber sie war da und riss alle mit in den Kummer. Ich machte mir mehr als nur Sorgen um sie. Sie war meine Tochter. Mein Engel. Mein Sonnenschein. Nun würde ich sie eher wie ein mit Algen bedeckter See beschreiben. Im See befindet sich kein Leben mehr und sieht mehr als nur trostlos aus. Genau so war Bella. Leblos. Jedoch konnte ich nichts dagegen tun, denn sie ließ einfach keinen an sich ran. Ich hatte schon daran gedacht, sie zu einem Spezialisten zu schicken, aber ich machte mir Sorgen darüber, wie meine Tochter dann reagieren würde. Es war sehr schwierig diese Situation zu meistern. Ich musste, zu meinem Bedauern zugeben, dass ich keine Kraft mehr hatte, Bella wieder in die Realität zu befördern und den Schleier von Traurigkeit von ihr zu nehmen. Minuten vergingen bis ihre Tränen versiegt waren und sie zu mir aufblickte. Ihre Augen, unter denen dunkle Ringe ruhten, waren vom vielem Weinen geschwollen. Mit besorgtem und vorsichtigem Blick beobachtete ich sie. Was konnte ich auch anders tun? Eine falsche Bewegung würden ihr nur noch mehr Tränen entlocken. „Dad, es tut mir leid.“, brachte Bella schließlich leise hervor. „Ich hätte nicht weglaufen dürfen …“ Sie zog ihre laufende Nase hoch und machte dabei ein widerliches Geräusch. „Schon in Ordnung.“, meinte ich nickend. Meine Stimme war nun auch leise und traurig zugleich. „Darf ich wissen, warum …“ „I-ich kann nicht einfach Geburtstag feiern und so tun, als wäre ich glücklich!“, gab sie stotternd zu und neigte ihren Kopf. „Du musst!“, sagte ich nun mit ernster und lauterer Stimme, die Bella zusammenzucken ließ. Meine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. „Du kannst deine Gäste nicht einfach nach Hause schicken!“ So etwas konnte sie wirklich nicht machen! Es war ihr Geburtstag und andererseits musste sie endlich wieder unter Menschen kommen! Sie war ja schon halb eine wandelnde Leiche und ich wollte sie einfach nicht verlieren. Ich hatte doch keinen mehr als sie. Keinen. Ohne aufzusehen, nickte sie und ging Richtung Haus zurück. Sie hatte wirklich keine Wahl … „Beeeeeellllaaaa!“, kreischte Alice, als Bella zurück in das Wohnzimmer trat. Alice umarmte sie fest und küsste ihre Wange. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Bella nickte nur abwesend und senkte ihren Blick. Ich schämte mich für Bellas Verhalten. Sie hätte sich mindestens auch bei ihren Freunden entschuldigen können! Langsam schwenkte ich meinen Blick und beobachtete das Schauspiel. Jasper und Emmett standen stumm hinter Alice und Rose. Die beiden jungen Mädchen versuchten Bella nur ein Wort zu entlocken, doch vergeblich. Renée und Phil schauten sich Hilfe suchend an. Mir war die Atmosphäre mehr als nur unangenehm, sodass ich tief Luft holte und Alice unterbrach: „Kids, kommt lasst uns die Torte kosten!“ Verwundert sahen mich alle an. Sogar Bella. „Kommt, kommt!“, forderte ich sie noch einmal auf und schob alle Richtung Tisch. Brav wie die Lämmer folgten sie meinen Anweisungen und griffen sogar nach den Gabeln. Nur Bella nicht. Wie eine Puppe saß sie da und schaute wieder in Gedanken vertieft auf den Geburtstagstisch. Als wäre alles normal, verteilte ich die Tortenstücke und setzte mich schließlich auch hin. Keiner sagte nur ein Wort und schaufelte sich stattdessen den süßen Kuchen in den Mund. Nur Bella nicht. „Bells, die Torte schmeckt köstlich!“, murmelte ich mit vollem Mund in Bellas Richtung, aber sie starrte nur weiter. „Bells!“ Sie hob ihr Blick und sah mich an, oder anders gesagt, es schien eher so, als würde sie durch mich hindurch schauen. Dann tat sie mir einen Gefallen und ergriff die Gabel. Langsam nahm sie ein kleines Stück von der Torte und schob es in den Mund. Lange und gleichmäßig kaute sie, bis es endgültig den Weg durch ihre Speiseröhre fand. Sie aß vielleicht langsam und ohne Teilnahme, aber sie aß. Erleichtert seufzte ich leise auf und widmete mich wieder meinem Teller. „Dad? Soll ich jetzt die Geschenke auspacken?“, fragte Bella, als wir dabei waren den Tisch abzuräumen. Auf Renées Lippen entflammte sich ein Lächeln. Sie dachte nun, dass Bella vielleicht doch Spaß an ihrem Geburtstag hatte, doch ich wusste es besser: Meine Tochter wollte einfach nur, dass diese Feier so schnell wie möglich vorbei war, damit sie in ihrem Zimmer verschwinden konnte. „Klar, Bells.“, erwiderte ich und brachte die schmutzigen Teller in die Küche. Dort stellte ich sie in die Spüle und begab mich daraufhin wieder ins Wohnzimmer. Bella saß auf dem Boden und ringsherum befanden sich ihre sechs Geschenke. Kurz bevor sie nach dem blau eingepacktem griff, blickte sie noch einmal in die Runde. Alle warteten erwartungsvoll auf das Innere der Geschenke. Sie riss sorgfältig das blaue und kleinste auf. Das Geschenk, das ich für Bella gekauft hatte: Zwei silberne kleine Ohrringe und eine passende Kette dazu. Sie lächelte mich gezwungen an und umarmte mich dankbar. Daraufhin griff sie nach dem nächsten, das links neben ihr lag. Zum Vorschein kam ein Gutschein von H&M – eindeutig von Rosalie. Auch sie vermisste Bellas Gesellschaft und wollte mal wieder gerne mit ihr Einkaufen gehen. Verständlich. Die nächsten zwei Geschenke enthüllten einen dunkelbraunen Teddy, der von Emmett stammte, und verschiedene CDs von Renée und Phil. Nur noch zwei lagen da und warteten nur aufgemacht zu werden. Bella füllte ihre Lungen mit frischem Sauerstoff und langte nach dem rosa farbigen Päckchen. BPOV: Alle sahen mich noch immer erwartungsvoll an. Es lagen nur noch zwei Geschenke da. Eins von Jasper und eins von Alice. Ich füllte meine Lungen mit frischem Sauerstoff und langte nach dem rose farbigen Päckchen. Es war hart und schwerer als die vorigen. Alice hatte sich wohl wieder etwas Besonderes ausgedacht. Ich seufzte leise, so leise, dass es keiner hören konnte. Das ewige Spiel, das sich heute abspielte, nervte ziemlich. Ich wollte einfach in mein Zimmer zurück und meine Tränensäcke leeren. Vorsichtig löste ich den Tesafilm und zog das Geschenkpapier herunter. Meine Augen weiteten sich, denn vor mir lag ein Fotoalbum. Ich wollte gar nicht wissen, was sich im Inneren befand, sodass ich es zu den anderen Mitbringsel legen wollte, als Mum mich plötzlich aufhielt. „Schatz, jetzt lass uns doch zusammen reinschauen!“ Das konnte sie jetzt nicht von mir erwarten! Ich schüttelte heftig den Kopf und weigerte mich wie ein kleines Kind. „Bella …“, jammerte Mum weiter und weiter, bis ich durch Charlies warnenden Blick endlich aufgab. Mit zitternden Händen schlug ich die erste Seite auf: ‚Unsere glückliche Zeit’, stand in Alices bester und schönster Schrift geschrieben. Ich traute mich kaum noch hin zu sehen. Wieso nur, wieso? Tausende schöne Bilder waren in diesem Buch eingeklebt worden. Auf jedem strahlten wir mit unserem schönsten Lächeln oder alberten einfach nur herum. Ich wusste, was für Bilder Alice gewählt hatte. Doch musste sie unbedingt alle schenken? Und dann noch jetzt? Tränen flossen aus meinen Augen und tropften auf das Buch herab. Diese Fotos nur anzugucken tat schon weh. Ich war glücklich gewesen. Ich hatte ein schönes Leben gehabt, aber ohne Edward bedeutete mir dies alles nichts. Rein gar nichts. Ich liebte alle meine Freunde und meine Familie, ja, das tat ich. Diese Fotografien brachten mich zum Weinen, weil ich in diesem Moment realisierte, wie auch alle anderen, die ich liebte, mit mir leiden. Ich weinte einfach hemmungslos weiter. Noch nicht einmal, als Jasper das letzte Geschenk auspackte, hörte ich es. Nur die zarte Melodie, die aus der kleinen quaderförmigen Spieluhr. Die Melodie war so lieblich, so schön und doch hatte es ein Hauch von Traurigkeit. Neue Tränen sammelten sich und kullerten erneut an meinen Wangen herunter. Ich konnte und wollte mich nicht beruhigen. Ich wollte weinen und am liebsten nie wieder aufhören. Zwei, nein, vier Arme begangen mich zu umarmen und drückten mich zart. Tränen durchnässten nicht mehr das schöne Fotoalbum, sondern eine rote Bluse, die Rose gehörte. Meine Finger hatten sich an Alice gekrallt und erwiderten den Druck, den sie ausübte. Sogar meine Tränen nahmen mir meine Freunde fort. CPOV: Mit frisch gewaschenem Gesicht und Alice und Rosalie an der Seite stand Bella da. Man sah ihr an, dass sie sich schon besser fühlte. Sie war vielleicht noch immer die, die sie vorher auch war – die traurige Bella – aber ihre Tränen waren versiegt und sie wusste, dass ihre Freundinnen immer für sie da sein würden. Es war ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, das Bella umgab. Ich wusste nicht, ob Bella je wieder die alte werden würde, aber Rose und Alice hofften es umso mehr. Verstehen konnte ich die Beiden nur zu gut. Auch meine glückliche Tochter hatte mir besser gefallen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ist sie zuvor durch die Welt geschlendert, nun war es das komplette Gegenteil. Ich liebe Bella sehr. Nachdem Renée mich wegen diesem Phil verlassen hatte, war sie die Einzige, die mich noch an mein Leben band. Sie war immer meine Hoffnung und mein Sonnenschein, die meine Zeit versüßte. Ich beobachtete, wie Bella und ihre Freunde einen Film in den DVD-Player schoben. Bella machte sich auf dem Sofa bequem und hatte den Teddy, den Emmett ihr geschenkt hatte, auf ihrem Schoß gebettet. Diese Atmosphäre erinnerte mich an die schönen alten Zeiten, als Bella noch ein Kleinkind war. Immer wenn ich ihre Lieblingskassette in den Videorekorder schob, saß sie brav und lachend auf diesem Sofa und hatte ihren Lieblingshasen im Arm. Sie war so süß und glücklich. Ich seufzte. Der Film begann und alle saßen da, wie die Hühner auf der Stange. Auch ich hätte mich als Hahn daneben setzen können, doch um ehrlich zu sein, hatte auch ich keine Lust mehr auf dieses Theater, sodass ich mich entschied abseits in der Küche zu sitzen. Die Zeit verging und kein Laut ragte aus dem Wohnzimmer. Ich dachte schon, sie wären eingeschlafen, als ich plötzlich einen lauten Schrei vernahm, der eindeutig von Bella stammte. So schnell wie ich konnte, rannte ich in das Zimmer und sah, dass meine Tochter wieder mit Tränen in den Augen da stand. Sie stand, um genauer zu sein, vor der Vitrine im Wohnzimmer. In ihrer Hand hielt sie die wunderschöne, lila Vase mit dem dunkelgrünen-goldenen Muster. Ich erinnerte mich genau, wie ich diese Vase in Bellas Zimmer gefunden hatte und sie mitnahm um sie in den Glasschrank zu stellen. Meiner Meinung nach würde sie dort besser passen, als in Bellas Zimmer. Das merkwürdigste an diesem Geschehen war, dass meine Tochter weinte. Wieso weinte sie nun mit der Vase in der Hand? Das machte für mich einfach keinen Sinn. Kapitel 11: XI. Lass mich nie wieder los … ------------------------------------------ XI. Lass mich nie wieder los … EPOV: Zum ersten Mal seit Wochen drang ein Laut in meine Vase. Ich konnte es kaum glauben! Wahrhaftig rangen weibliche Stimmen in die Öffnung. Mein Herz setzte für einen Moment aus und schlug daraufhin doppelt so schnell weiter. Leider konnte ich sie nicht zuordnen, doch trotzdem war ich aufgeregt wie ein kleines Kind. Ich würde vielleicht bald Bella wieder sehen! Ich würde sie sehen … meine Bella. Tränen rannten wieder über meine Wangen und durchnässten mein Hemd. Diesmal weinte ich nicht aus Trauer, diesmal weinte ich vor Freude. Ich musste zugeben, dass ich fast die Hoffnung aufgegeben hatte, aber jetzt war die Vorfreude umso größer. Wieder hörte ich die zarten Stimmen und einen Moment später wurde die Vase schon hoch genommen. Daraufhin folgte ein leises Schluchzen. Das war doch nicht Bella, oder? Ich wollte hier raus! Wollte sie in den Arm nehmen, doch sie hatte mich noch nicht herausgerufen und andererseits waren noch andere im Raum. So ein Mist! Wieder ein Schluchzen. Ich hielt es nicht mehr aus! BPOV: Wir sahen zusammen einen Film an. Ich wusste nicht worum er handelte, da ich nur halb zuhörte. „Bella?“ Alice zupfte an meiner Jogginghose und zwang mich somit zur ihr auf zu sehen. „Ich geh mal auf Klo. Also guckt ja nicht ohne mich weiter!“ Sie drückte auf Pause und rannte Richtung Gästetoilette. Rose saß genervt neben mir und murmelte irgendwas vor sich hin. Mir war es schnurz egal. Der Film sollte einfach so schnell wie möglich zu Ende sein! Meine Freundin seufzte und lief angespannt im Wohnzimmer herum. „Alice, beeil dich doch mal!“ Zum wiederholten Mal drehte sie eine Runde um das Sofa, diesmal jedoch blieb sie von einem Atemzug auf den anderen stehen. „Oh mein Gott!“ Was hatte sie jetzt nur? Gelangweilt zuckte ich die Schultern und wand mich wieder von ihr ab. „Wie schön!“, quietschte Rose. Seit wann quietschte sie? Ich dachte, das konnte nur Alice?! Desinteressiert gab ich ein ‚Was?’ von mir und Rose zeigte mit ihrem Zeigefinger auf die Vitrine. Was war schon in der Vitrine besonderes? Nur Charlies alten Bauernfiguren. Auch die Jungs, die bisher still neben mir saßen, blickten nun auf. Ihre Münder öffneten sich und ihre Augen verwandelten sich in Glupschaugen. Sie fanden die Figuren schön? Verwundert schüttelte ich den Kopf und richtete meinen Blick wieder auf den Fernsehen. Das stumme Bild war unterhaltsamer als meine Freunde. „Bella!“, rief auch Alice, die von der Toilette zurückgekehrt war, mich. „Woher hast du das?“ ‚Die Bauernfiguren gehören meinem Vater!’, hätte ich am liebsten geschrieen, aber ich ließ es sein. „Die Vase hat Bella bestimmt vom Trödelladen gekauft!“, lachte Emmett. Plötzlich war ich ganz Ohr. Vase? Welche Vase? Aufgewühlt richtete ich mich auf und stolperte Richtung Vitrine. Ich konnte meinen Augen kaum trauen! In dem Glasschrank stand wahrhaftig Edwards Vase! Meine Vase … Edward. Er war ganz nah bei mir gewesen und ich hatte ihn nicht bemerkt! Tränen sammelten sich in meinen Augen und flossen über meine Wangen. Ich öffnete die Glastüren und nahm die Vase in meine Hände. So zart und glatt fühlte sie sich unter meinen Fingern an. Laut schluchzte ich auf und ergab mich meinen Tränen. Hätte ich nur ein wenig mehr auf meine Umgebung aufgepasst, dann hätte ich die Vase gesehen. Wie dumm ich nur gewesen war! Ratlos standen meine Freunde um mich und selbst Charlie war aus der Küche gekommen. Ich neigte meinen Kopf und weinte einfach weiter. Ich wollte am liebsten Edward herauslocken, ihn umarmen, ihn küssen, ihn nie mehr loslassen, doch ich war nicht allein. Keiner durfte wissen, dass Edward ein Dschinn war. Tränen tropften in die Öffnung und vermutlich auch auf Edward. Ich wusste nicht wie lange ich schon dastand, aber die Anwesenden sagten kein Wort und warteten bis meine Tränen wieder mal getrocknet waren. „Bella, was ist mit dir?“, fragte Dad mich schließlich verwundert. Ich schüttelte den Kopf. „Nichts. Ich freu mich nur diese Vase wieder gefunden zu haben.“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Sogar mein erstes zartes Lächeln gelang mir seit Wochen wieder. „W-w-arum hast du sie h-hierher gebracht?“, fragte ich stotternd. „Hier im Glasschrank schmückte die Vase das Haus besser als in deinem Zimmer.“, erklärte Charlie und knetete seine Hände. Ein Zeichen dafür, dass er sich unwohl in seiner Haut fühlte. „Ich hätte dich erst fragen müssen. ’Schuldige.“ Ich nickte ihm zu und schenkte ihm ein weiteres Lächeln, um ihm verständlich zu geben, dass ich ihm verzeihe. „Lass uns den Film zu Ende gucken, Bella!“, wechselte Jasper das Thema und zog mich Richtung Sofa zurück. Mit den Händen umklammerte ich noch immer die Vase. Bis heute Abend würde ich sie nicht mehr so leicht loslassen. Anstelle des Teddybären bettete ich die Vase auf meinen Schoß. Der Teddy nahm den Platz für meine Armlehne ein. Innerlich war ich mehr als nur glücklich. Ich hatte Edward wieder! Mein Herz raste schneller denn je und stolperte andauernd. Nur noch eins bis zwei Stunden, dann würde ich mich in seinen Armen wieder finden. Die Zeit verging schneller, als ich dachte. Lächelnd küsste ich Rose und Alice auf die Wange und umarmte Emmett und Jasper zum Abschied. Dann endlich konnte ich zurück in mein Zimmer verschwinden, so dachte ich zumindest. „Bells?“, rief Dad mich, als ich auf der ersten Stufe angelangt war. „Ja?“ „War das eben ein echtes Lächeln gewesen, kein gezwungenes wie sonst?“, in seine Stimme lag etwas Sonderbares. Ein Gemisch aus Glücklichkeit, Erleichterung, Verwunderung und Hoffnung. Ich nickte und schenkte ihm ein weiteres Lächeln. Überraschender Weise umarmte er mich fest, sodass ich kaum Luft bekam. „Daaad!“, ätzte ich Luft schnappend. „Oh, entschuldige.“, grinste er mich an. „Ich geh dann mal nach oben und mache meine Hausaufgaben zu Ende.“, log ich. Ich hatte meine Hausaufgaben schon lange fertig gemacht, aber das musste er ja nicht wissen. „Okay, Bells.“, meinte Charlie und ich verschwand nach oben. Oben angekommen stellte ich endlich die Vase nach Stunden wieder ab und verstaute die Geschenke in der Ecke. Die Vase glänzte geheimnisvoll im Lampenlicht und zwang mich sie noch einmal zu berühren. Vorsichtig strich ich über die zarten Muster und lächelte glücklich. Dann aber fiel mir ein, wie Edward und ich uns aus dem Weg gegangen waren, sodass mein Lächeln gleich wieder erstarb. Wir hatten uns gestritten, oder auf jeden Fall so ähnlich … Er wollte mich nicht. Er hatte mich zurückgewiesen, ein Korb gegeben. Mein Herz wurde schwer und ich seufzte leise auf. Ich hatte Angst, dass er sich nicht so sehr freuen würde, wenn wir uns nun wieder sehen würden. Ein Schauer überzog meine Haut und ließ mich zusammenzucken. Ich wusste, dass ich es nicht lange aushielt ihn nicht herauszulocken, aber die Angst, die mich nun umfasste, hinderte mich. Schließlich atmete ich langsam tief ein und aus und schloss meine Augen. Vorsichtig begann ich die Vase hin und her zu schütteln. EPOV: Ein langsames Schütteln, das hundertprozentig von Bella stammte, nahm ich wahr. Mein Herz machte einen Satz und ich schlüpfte elegant aus der Vase. Mit geschlossenen Augen stand Bella vor mir. Vorsichtig tat ich einen Schritt auf sie zu und umarmte sie zart. Sie roch so unglaublich gut… Ich drückte sie noch näher an mich heran und vergrub mein Gesicht in ihr Haar. Es war wie eine Droge, von der ich nicht genug bekommen konnte. Auch Bella erwiderte meinen Druck und krallte ihre Finger an mein Hemd. Ein Schluchzen war zu hören und Tränen flossen aus ihren schokobraunen Äuglein. Sie hatte mich vermisst! Vielleicht sogar genauso sehr wie ich. „Weine nicht, ich bin ja da …“, flüsterte ich, doch auch in meinen Augen hatten sich unzählige Tränen angesammelt. Es war einfach nur der glücklichste Moment in meinem Leben! „Ich habe dich so vermisst, Liebste!“ Ich drückte Bella zarte Küsse auf das Haar, liebkoste ihren Hals und strich mit meiner Hand an ihrem Rücken rauf und runter. Allmählich trockneten unsere Tränen und wir blickten uns einfach nur an. Ihre Augen glänzten vor Freude und waren so zärtlich, dass ich mich noch mehr zu ihr hingezogen fühlte. „Ich liebe dich.“, wisperte ich und beugte mich zur ihr. Unsere Lippen trafen aufeinander und vervollständigten mich. Ich hatte meine Bella. Ich würde sie nie wieder hergeben! Der Kuss vertiefte sich und mein Körper begann verrückt zu spielen – alles kribbelte nur so in mir. „Ich liebe dich auch, Edward.“, flüsterte sie. „Lass mich nie wieder allein.“ Über ihr Gesicht huschte ein trauriges Lächeln. Zärtlich strich ihr über die Wange und nahm ihre Hände in meine. „Mich wirst du nicht mehr so leicht los.“ Ich drückte ihr einen Kuss auf den Handrücken. „Ich will dich nie mehr so traurig machen.“ „Lass mich nie wieder los …“, hauchte sie und beugte sich näher an mich heran. Sie legte den Kopf auf meine Brust und umarmte mich. Wir standen uns so nah wie nie zuvor - sowohl körperlich als auch geistlich. Es war fast so, als ob ein unsichtbares Band uns miteinander verband. „Bella …“, murmelte ich in ihr Ohr. „Wieso liegt in der Ecke in deinem Zimmer so viel Zeug?“ Sie lachte kurz auf und blickte zu mir auf. „Das sind Geschenke. Ich habe heute Geburtstag!“ Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln. „Ein wohl trauriger Geburtstag.“ Ich hätte es wohl nicht sagen sollen, denn Bellas Lächeln erstarb und eine kleine Träne bildete sich in ihrem Auge. Hätte ich sie umarmt und ‚Herzlichen Glückwunsch’ gesagt, wäre diese Träne nicht entstanden. „Ohne dich ist alles doof.“ Es hörte sich wie eine Werbereklame an, doch ich wusste, dass sie es ernst meinte. Wieder drückte ich sie fest an mich. „Ich bin ja jetzt da.“ Ich küsste ihre Wange und schmiegte mich an sie. „Ich habe aber kein Geschenk für dich, Liebste.“, sagte ich nach einige Zeit. „Doch. Du bist mein Geschenk.“, säuselte sie. „Das beste Geschenk, das ich heute bekommen habe!“ Ein Grinsen machte sich auf meinen Lippen breit. Sie hatte mich wahrhaftig vermisst und sie liebe mich noch so sehr wie zuvor. Wie glücklich ich doch war! BPOV: „Doch. Du bist mein Geschenk.“, säuselte ich. „Das beste Geschenk, das ich heute bekommen habe!“ Die anderen waren auch schön, aber Edward wieder zu haben, war immer noch das Beste. Zärtlich drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen und löste mich daraufhin ein Stück von ihm, um ihn anzusehen. Sein breites Grinsen war kaum zu übersehen und seine glänzenden Augen sahen mich direkt an. Er sah glücklich aus. Sehr glücklich sogar. „Ich liebe dich.“, wisperte er zum zweiten Mal heute. Sein Grinsen verschwand nicht. „Ich liebe dich auch!“, erwiderte ich genau so leise. „Wieso grinst du so?“ „Weil ich dich endlich wieder habe und du mir gehörst!“ Seine Stimme war so sanft und lieblich, sodass meine Beine wacklig wie Pudding wurden. Ich nickte nur und schenkte ihm einen weiteren Kuss. „Ich werde immer dir gehören …“ Sein zuckersüßes, schiefes Lächeln erschien auf seinen Lippen und jagte mir einen Schauer über den Rücken. „Edward, darf ich dich etwas fragen?“ Noch immer lächelnd nickte er. „Wieso … Wieso hast du dich um entschieden – wieso möchtest du mich jetzt?“, meine Stimme zitterte leicht. Ich hatte schon ein wenig Angst, seine Antwort zu hören. Doch jetzt musste ich es hören ohne Widerrede. Er sah mich nachdenklich an und umfasste mein Gesicht mit den Händen. „Bella. Ich liebe dich. Sehr sogar. Seitdem ich die letzten Wochen in der Vase gefangen war, habe ich mich entschieden dich nie mehr zurückzuweisen. Ich habe mich entschieden dir zu gehören.“ Verlegen sah ich ihn an, innerlich jedoch jubelte alles vor Glück. Er gehörte mir – Ich gehörte ihm. Es war einfach nur perfekt! Das Schicksal hat es doch mit mir gut gemeint. Fast hätte ich gedacht, dass ich für immer als traurige Gestalt umherwandern müsste … „Bella?“, hörte ich Charlies Stimme, die mich aus den Gedanken riss, und einen Moment später sah ich schon seinen Kopf. Erschrocken hielt ich die Luft an, da Edward und ich noch immer eng umschlungen dastanden. Kapitel 12: XII. Jacob ---------------------- XII. Jacob EPOV: „Bella?“, hörte ich Mr. Swans Stimme und einen Moment später ragte schon sein Kopf durch die Zimmertür hervor. Erschrocken blickte Bella mich an und hielt die Luft an. Für einen Moment zuckte auch ich vor Schreck zusammen, doch keine Sekunde später beruhigte ich mich wieder. „Guten Abend, Mr. Swan.“, begrüßte ich ihn mit ruhiger Stimme, ohne mich von Bella zu lösen, die allmählich in meiner Umarmung versteinert war. Ihre Erregung war deutlich zu fühlen, sodass ich ihr zart zulächelte. „Oh, Hi Edward. Dich habe ich ja gar nicht reinkommen sehen.“ Bellas Finger krallten sich an mein Hemd. „Du bist nicht zufällig durchs Fenster gekommen?“ Charlie grinste breit und hob die Augenbrauen an. Bellas Finger zitterten an meiner Brust und ihr Atem ging unregelmäßig. Ich verkniff mir auf Charlies Bemerkung ein Lachen und erwiderte: „Nein, Sir. Bella hat mich heraus - ähh - hereingelassen.“ Fast hätte ich mich selbst verraten. „Sie haben es sicher nur nicht bemerkt.“ „Ja, da könntest du Recht haben …“, antwortete er nachdenklich und lachte vergnügt. „Ich war viel zu sehr in meine Sportshow versunken gewesen.“ Ich lächelte ihn freundlich an, aber er beobachtete uns nur aufmerksam. Ich verstand nicht recht, was an unserer Umarmung besonders war, doch Bella wurde aufgrund seiner forschenden Blicken immer nervöser. „So ist das also.“, meinte er nach einer kurzen Pause. „Bella können wir mal einen Moment miteinander reden?“ Bella blickte Hilfe suchend zu mir auf und Angst war in ihrem Blick zu erkennen. „Es wird alles gut.“, flüsterte ich ihr so leise zu, wie es möglich war - und löste mich langsam von ihr. Noch ein letzter Blick über die Schulter und Bella hatte das Zimmer verlassen. BPOV: Langsam löste ich mich von Edward, der mich seelenruhig ansah und ‚Es wird alles gut’ zuflüsterte. Bevor ich das Zimmer verließ, warf ich ihm noch einen Blick über die Schulter zu. Wie konnte er nur so ruhig bleiben, wenn mein Dad uns gerade erwischt hatte? Die Tür fiel ins Schloss und Charlie und ich waren allein. Sein Blick, der nun einen strengen Ausdruck angenommen hatte, durchbohrte mich und ließ mich zusammenzucken. „Bella.“, begann er. Seine Stimme hatte einen härteren Ton angenommen als zuvor im Zimmer. „Ich muss mit dir reden …“ „Ja?“ „Jacob hat eben an der Tür geklopft und wollte dich sprechen. Ich weiß auch nicht, warum er nicht angerufen hat, aber er schien sehr aufgewühlt und hatte einen großen Blumenstrauß mit. Und ja, wie versprochen habe ich ihm gesagt, dass du ihn nicht sehen willst und er verschwinden soll. Doch, nun ja, er wollte nicht gehen und sitzt jetzt im Wohnzimmer … er möchte mit dir sprechen. Ich konnte leider nichts dagegen tun.“ Ich war überrascht. Eigentlich hatte ich nun was ganz anderes erwartet … „Oh“, war das einzige, was ich hervor bringen konnte. „Möchtest du jetzt mit ihm sprechen oder nicht?“, fragte Charlie besorgt. „Doch, okay. Ich muss nur Edward Bescheid sagen.“ Ich war ganz durcheinander. Was wollte Jacob nur von mir? Und dann noch mit einem Blumenstrauß? „Ach ja, Edward.“ Oh oh. Jetzt kam das Gespräch, wovor ich am meisten Angst hatte. „Was ist mit ihm?“, fragte ich scheinheilig. Wie zuvor im Zimmer erschien ein breites Grinsen auf seinen Lippen. „Ich dachte, ihr seid nur gute Freunde?“ „Alles kann sich von einem Moment auf den anderen ändern, Dad.“ Er hob eine Augenbraue an und strich mir über meine Haare. „Du musst schon wissen, wen du nimmst, Bells. Doch eine Frage habe ich noch: Ist er der Grund, dass du traurig warst oder hat das was mit der Vase zutun?“ Ich wisch seinen Blick aus, indem ich zur Seite sah. Was sollte ihm nur antworten? Langsam atmete ich ein und setzte schließlich zur Antwort an: „Ja.“ „Das heißt?“ „Beides.“, gab ich zu. „Dad, Jacob wartet unten, wir sollten ihn nicht warten lassen.“ „Ah, okay.“ Er verzog seine Stirn in Falten und machte eine Handbewegung, dass ich mich beeilen sollte. Wie es schien, dachte Charlie immer noch an meine Antwort und den Grund meiner vorigen Traurigkeit. Doch egal auf welche Theorie er kam, er würde mich eh nicht darauf ansprechen. Sogar wenn er vermuten würde, dass Edward ein Dschinn war, würde er es für sich behalten. Ich trat ins Zimmer und sah, dass Edward auf meinem Bett saß und gespannt zu mir blickte. Mit einem kleinen Lächeln schlüpfte ich in seine Arme und gab mich einem Kuss hin. Als sich seine Lippen von meinen lösten, hauchte er mir ein ‚Was wollte dein Dad?’ ins Ohr. „Jacob ist unten im Wohnzimmer und wartet auf mich“, wisperte ich. Schreckartig zuckte Edward zusammen und richtete sich auf, um mir in die Augen zu sehen. „Aber du gehst jetzt nicht runter und willst mit ihm reden, oder?“ „Doch, dass hatte ich vor.“ Ich hielt einen Finger an Edwards Lippen, damit er ja nicht antworten konnte. „Edward, ich möchte, dass du mitkommst.“ Sein skeptischer Blick traf mich, allerdings achtete ich nicht darauf und stand auf. „Kommst du?“ Er seufzte auf, gab aber auf und folgte mir die Treppe herunter. EPOV: Im Wohnzimmer angekommen, umfasste ich Bellas Hand und fixierte Jacob. Dieser saß auf dem Sofa und hatte seinen Kopf geneigt. Seine zuvor schulterlangen Haare hatte er zu einem kurzen Schnitt schneiden lassen und sein schwarzes Hemd war ganz zerknittert. Auf seinem Schoß ruhte ein Strauß lauter weißer Rosen. „Hey Jacob.“, begrüßte Bella ihn. Vorsichtig hob er seinen Kopf an und blickte zuerst mich, dann Bella an. „Hey.“, erwiderte er träge. Er sah irgendwie mitgenommen und traurig aus. Aber was wollte er nur von meiner Bella? „Herzlichen Glückwunsch, Bella!“, sagte er mit festerer Stimme. Jacob stand auf und reichte ihr die Rosen. Für einen Moment war alles still. Bella umfasste mit der einen Hand den Strauß, mit der anderen hielten wir uns immer noch fest. „Dein Freund?“, fragte er daraufhin und deutete auf mich. Bella nickte nur und umklammerte meine Hand fester. „Ah. Sehr erfreut dich kennen zu lernen.“ Der Hund sah mich kurz an und wand sich wieder an meine Geliebte. „Mindestens ist einer von uns glücklich nach unserer Trennung …“ Was will der denn wieder? Sie doch nicht zurück gewinnen, oder? Pah! Das kann er vergessen! „Was willst du?!“, schnaubte ich und zog Bella näher an mich heran. „Nichts. Ich wollte nur kurz mit Bella reden …“, er schien traurig zu sein, doch mir war es egal. Er sollte einfach die Finger von ihr lassen! „Jacob, es reicht!“, hörte ich Charlies Stimme hinter mir. „Du solltest jetzt besser gehen.“ „Ich werde nicht gehen, bevor ich nicht mit Bella gesprochen habe.“ „Und ich werde Bella nicht alleine mit dir in einem Raum lassen!“, erinnerte ich ihn. „Okay, dann geh ich. Bis bald, Bella.“, verabschiedete er sich und verschwand. „Du hättest nicht so unfreundlich sein sollen!“, meinte Bella zu mir, als wir wieder alleine waren. „Und ich lasse mir meine Freundin nicht wegnehmen …“ Ich legte meine Lippen auf ihre und ließ meinen Gefühlen freie Bahn. „Edward, Jake will mich doch gar nicht zurück bekommen.“, flüsterte sie mir ins Ohr. Will er doch! Wie traurig er war und an gekrochen kam mit dem Blumenstrauß! Aber es laut sagen, wollte ich nicht. Sonst würde Bella wieder traurig werden und das wollte ich auf keinen Fall. „Lass uns schlafen legen. Heute war ein langer Tag für dich gewesen.“, sagte ich also stattdessen und drückte ihr ein Kuss auf die Stirn. „Okay, aber bitte geh nicht zurück in deine Vase.“, bat sie mich und ich konnte nur den Kopf schütteln. Schnell machte sie sich Bett fertig und wir legten uns hin. Ihr Kopf lag auf meine Brust und meine Arme hatten sie fest umschlungen. So schliefen wir gemeinsam ein. „Guten Morgen, Schatz.“, weckte ich Bella mit einem Kuss. Sie reckte und streckte sich und brummte. Sie war so süß! „Schule!“ Sie stöhnte auf und kuschelte sich tiefer in meine Arme. „Lass uns noch ein wenig länger schlafen …“, murmelte sie schläfrig. Vorsichtig löste ich ihre Arme von mir und setzte mich auf. „Bella, wir müssen uns wirklich jetzt fertig machen.“ „Du kommst mit?“, fragte sie nun und schien auf einmal hellwach zu sein. Ich nickte und beugte mich zu einem Kuss zu ihr herunter. Als sich unsere Lippen von einander lösten, glitzerten ihre Augen vor Glück und ich konnte einfach nur lächeln. Bella machte sich schnell fertig und gemeinsam nahmen wir unser Frühstück ein. Charlie war schon bei seiner Arbeit, sodass wir allein waren. Vielleicht war das auch besser so. Denn wenn er wüsste, dass ich die ganze Nacht bei Bella verbracht hatte, würde Bella sich wieder unwohl fühlen. BPOV: In der Schule angekommen, umfasste ich sofort wieder Edwards Hand und strahlte über das ganze Gesicht. Meine Fröhlichkeit war unübersehbar und genau so sollte es auch sein! Die Mädchen, an denen wir vorbei kamen, glotzten mir eifersüchtig hinterher. Ich hatte Edward! Er gehörte mir! Mir … Ich konnte kaum selber glauben, denn heute Morgen, als ich erwachte, kam es mir so vor, als wäre alles nur ein schöner Traum gewesen. Aber als ich Edwards Stimme hörte, hätte ich vor Glück in die Luft springen können. Alles hatte sich wirklich ereignet. „Hey Bella!“, quietschte Alice wie üblich in meine Richtung und drückte mir einen Moment später einen Kuss auf die Wange. Ihr Blick blieb daraufhin aber bei Edward hängen und nicht nur ihr Blick, auch Rosalies. „Das war also der Grund deiner Traurigkeit!“, lachte Rose glücklich und gab Edward einen Klatsch auf die Schulter. „Welcome back!“, begann Alice mit ihrer Singsangstimme zu trällern. Edward grinste mich nur an und gab mir einen zarten Kuss auf meine Nasenspitze. „Ich liebe dich.“, wisperte er und drückte meine Hand kurz. Ich war auf Wolke sieben und nichts und niemand konnte mich so schnell da runter holen – so dachte ich zumindest. „Bella?“, hörte ich eine Stimme mich rufen. Überrascht drehte ich mich um und sah Jacob da stehen. Wie gestern trug er ein ungebügeltes Hemd und eine hellblaue, verwaschene Jeans-Hose. Sein Blick war träge und kein Lächeln war auf seinen Lippen zu finden. Pure Traurigkeit war von seinem Gesicht zu lesen. „Jacob?“ „Bella.“, wiederholte er leise und trat einen Schritt näher heran. Edward reagierte sofort mit einem animalischen Knurren und ließ mich zusammenzucken. „Ich will nichts Böses. Ich will nur mit Bella reden.“ „Lass sie in Ruhe!“, zischte Edward lautstark und zog mich beschützend in seine Arme. „Edward, bitte. Lass ihn mit mir reden.“, verlangte ich flehend und blickte in seine hasserfüllten Augen. Er knurrte noch einmal und lockerte jedoch seine Umarmung. „Beeil dich.“, flüsterte er und drehte sich Richtung Schulgebäude. Eine Zeit lang beobachtete ich das Davongehen meiner Freunde und schaute daraufhin zurück zu Jacob. Ich nannte nur seinen Namen und schon rollten Tränen an seinen Wangen entlang. Er weinte. Er weinte wahrhaftig. „Was ist los?“, fragte ich ihn verwirrt und trat einen Schritt auf ihn zu. Schnell wischte er sich die Tränen aus den Augen und zog seine laufende Nase hoch, aber immer noch bildeten sich weitere Tränen. Vorsichtig strich ich über seine Schulter, versuchte ihn zu tröstet, aber sein Schluchzen hörte einfach nicht auf. „Jacob …“, wisperte ich, auch wenn es nicht nötig gewesen wäre, da eh keine Schüler mehr hier waren. Der Unterricht hatte schon längst begonnen. „Was ist mit dir?“ Er schüttelte den Kopf und weinte weiter. Ich hatte noch nie einen Jungen so schlimm weinen sehen und schon gar nicht Jake. „Ich muss zum Unterricht.“ „NEIN!“, schrie er nun und hielt mein Handgelenk fest. „Geh nicht …“ Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Sonst war er immer gut drauf, lachte und lässt sich nie unterkriegen. „Was ist los?“, wiederholte ich. „Ich …“, er brach ab und ließ sich von den Tränen in ein salziges Meer treiben. „Bella, du bist so glücklich. So glücklich mit deinem Freund. Und ich …“ „Jacob.“ „I-ich hatte nie Glück in der Liebe. Vielleicht ist es auch meine Schuld – hätte ich nicht mit den ganzen Mädchen gespielt, hätte ich vermutlich auch meine Richtige gefunden …“, sagte er unter Tränen. „Es tut weh, Bella. Es tut weh, wenn ich sehe, dass ich dieses Glück auch gehabt haben könnte.“ „Jake.“ „Ich bitte dich, Bella, bitte verzeih mir zum zweiten Mal. Ich hätte nie mit dir spielen dürfen. Nie.“ Wieder wischte er sich die Tränen weg. „Ich möchte, dass du so glücklich bleibst. Für immer.“ Kurz huschte ein Lächeln über seine Lippen. Einen Moment später hatte er sich schon umgedreht und war verschwunden. Noch nicht mal Zeit zum Antworten hatte er mir gelassen. Kapitel 13: XIII. Der zweite Wunsch ----------------------------------- XIII. Der zweite Wunsch BPOV: Mit gemischten Gefühlen klopfte ich an die Tür des Klassenzimmers und trat ein. „Entschuldigen Sie die Verspätung, aber …“, setzte ich an, doch der Lehrer gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich mich setzten sollte. Ich schaute zu Edward, der in der hinteren Reihe saß und sein Gesicht tief in ein Buch vergraben hatte. Noch nicht einmal, als ich mich neben ihn setzte, schaute er auf. Ob er wohl sauer auf mich war? Langsam nahm auch ich mein Schulbuch, Notizblock und Stifte heraus. „Du kommst spät.“, brummte Edward leise, ohne mich anzusehen. „Ja.“, erwiderte ich kurz gebunden. „Was müssen wir machen?“ „Kapitel vier und die Aufgaben dazu.“ Er war eindeutig verstimmt und daran war nur Jacob schuld. Seufzend schlug ich das Kapitel im Buch auf und begann zu lesen, doch konzentrieren konnte ich mich nicht im Geringsten. Immer wieder gingen mir Jakes Worte durch den Kopf. Immer wieder. Ich glaubte keinen Falls daran, dass er mich zurück gewinnen wollte, denn dafür war er wirklich zu traurig gewesen. Er war einfach nur traurig, dass er nie so ein Glück, wie ich, erlebt hatte. Er tat mir leid. Natürlich hatte er auch selber Schuld. Hätte er nie mit den Mädchen gespielt, hätte er bestimmt auch eine schöne Beziehung haben können, aber trotzdem. Er tat mir leid. Am liebsten würde ich ihn jetzt mit einem Mädchen verkuppeln, aber das würde schwierig werden. Ich seufzte leise auf, leise genug, dachte ich zumindest. „Was ist los, Bella?“, fragte Edward verwundert. Ich schüttelte den Kopf, Edward jedoch legte seine Hand auf meine und verlangte eine Antwort. „Später …“, murmelte ich. „Später.“ Ich wusste nicht, wie ich ihm erklären sollte, was da eben mit Jake gelaufen war. Edward würde einfach wieder denken, dass er mich zurück haben wollte und so. Aber um ehrlich zu sein, würde ich als Außenstehender auch so denken. Ich wünschte, Jacob würde genauso glücklich wie ich werden … Die Stunden vergingen im Schneckentempo und ich wurde immer nervöser. Endlich klingelte es zur Mittagspause. Meine Hand ergriff Edwards und ich führte ihn nach draußen. „Gehen wir nicht in die Cafeteria? Kein Hunger?“ „Nein, ich will – ich muss mit dir reden, Edward.“, sagte ich mit bestimmter Stimme und zog ihn weiter. Edward antwortet nicht und ließ sich hinaus führen. Noch nicht mal sein übliches Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen, vermutlich ahnte er schon, was nun kam. Draußen angekommen, setzten wir uns auf eine Bank und ich ergriff seine Hände. „Edward …“, wisperte ich und küsste ihn sanft. „Lass mich bitte nun ausreden, unterbrich mich bitte nicht.“ Er nickte, doch öffnete einen Moment später seinen Mund. „Aber …“ Ich drückte einen Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Du wolltest wissen, was Jacob wollte, und ich erzähle es dir nun … Er hat sich nur zum zweiten Mal bei mir entschuldigt.“, flüsterte ich. „Er war traurig, weil ich so glücklich war und er nie so Glück je empfunden hatte. Mehr war da nicht, er ließ mich noch nicht einmal darauf antworten.“ Ich nahm meinen Finger von seinen Lippen und sah ihn einfach nur an. „Hmpf. Und das glaubst du ihm?!“, zischte er. „Er will dich nur wieder auf seine Seite ziehen und uns auseinander bringen.“ „Ich wusste, dass du so reagieren würdest, Edward, aber das genau will er nicht. Glaube mir doch.“, sagte ich mit kleinlauter Stimme. „Wie es aussieht hat er dich schon in seinem Zwange gefangen. Überzeugt hat er dich also schon!“ Warum hatte ich es ihm nur erzählt? Ich wollte auf keinen Fall nun einen Streit anfangen. „Denke, was du willst.“, wisch ich ihm aus und drückte mich sachte an seine Brust. Seine Hände zogen mich näher an ihn heran und verankerten sich an meine Taille. „Ich liebe dich.“, flüsterte er in mein Ohr und drückte mir einen Kuss auf mein Haar. „Mehr als mein Leben …“ EPOV: „Ich liebe dich.“, flüsterte ich in ihr Ohr und drückte ihr einen Kuss auf das Haar. „Mehr als mein Leben …“ Bella verstand einfach nicht, was Jacob wirklich vorhatte. Ich seufzte innerlich. Beschützen wollte ich sie doch nur, mehr nicht. Meine Bella. „Lass uns nun in die Cafeteria gehen.“, entschloss ich nach einiger Zeit und ergriff ihre zarte Hand. Als meine Augen ihre trafen, erblickte ich kleine Tränen schimmern. Langsam beugte ich mich zu ihr vor und küsste die salzigen Tropfen fort. Meine Lippen wanderten weiter, bis ich ihre Lippen auf meinen fühlte. Der Kuss, der dann folgte, war so süß wie eine Erdbeere, vielleicht noch süßer. „Ich liebe dich.“, hauchte Bella schließlich, als wir uns von einander lösten. „Du bist mein Leben.“, antwortete ich schlicht und ergriff wieder ihre Hand. Zusammen gingen wir mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht in die Cafeteria, wo uns Bellas Freundinnen erwarteten. „Bella!“, kreischte Alice laut. „Wo wart ihr beiden denn so lange?“ „Müssen wir nun auch noch um Erlaubnis fragen, wenn wir …“, setze Bella an. „In die Besenkammer verschwinden?“, vervollständigte Rosalie den Satz. Beleidigt warf Bella ihr einen tödlichen Blick zu. „Nein, wir waren draußen …“ „Kuscheln?“ Alle lachten auf, außer Bella. „Reden.“ Bella wand sich genervt von ihnen ab. „Lass uns etwas zu essen holen, Edward.“ Da ich immer noch lachte, zwickte mich Bella in die Seite. „Das ist nicht lustig.“ Belustig schaute ich sie an und unterdrückte mein Lachen. Jetzt erst merkte ich, dass ein tiefes Rot Bellas Gesicht überzogen hatte. Wie nahmen ein Tablett und Bella stellte ein Stück Pizza, eine Schüssel frischem Salat und eine Flasche Sprudel drauf. Darauf schlenderten wir zurück und setzten uns neben Rosalie und den anderen. „Da kommen die Turteltäubchen wieder.“, lachte Rosalie. Bella jedoch verzog noch nicht einmal ihre Miene und trank genüsslich aus ihrer Flasche, ich aber konnte mein Grinsen nicht verstecken. Das Gefühl, das mich in diesem Moment durchströmte, war unglaublich. Ich konnte es nicht wirklich beschreiben, aber es machte mich glücklich. Bella und ich waren ein Liebespaar und würden es auch bleiben. Darüber hätte ich laut eine Ballade singen können, aber ich ließ es besser sein, um Bella nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen. Belustigt sah ich ihr beim Essen zu. Es sah wirklich süß aus, da sie nur kleine Bisse und Schlucke nahm und ernsthaft davon überzeugt war die anderen zu ignorieren, die über uns redeten. Immer wieder zog sich ein rosafarbiger Schleier über Bellas Gesicht, was mich zum Grinsen brachte. „Ich liebe dich.“, säuselte ich ihr bestimmt schon zum tausendsten Mal ins Ohr und nahm ihre linke Hand in meine. Das Stück Pizza, das in ihrer anderen Hand war, legte sie zur Seite und sah mich schließlich an. Bellas Augen funkelten glücklich und sie beugte sich zu mir um mich zu küssen. „Süüüüß!“, quietschten Rose und Alice gemeinsam und lachten daraufhin laut auf. Auch die anderen Schüler, die in der Cafeteria saßen, schauten eifersüchtig in unsere Richtung und begannen zu tuscheln. Mir machte es nichts aus, aber meine Freundin vergrub ihren hochroten Kopf an meine Brust. „Edward, lass uns schnell raus gehen!“, bat sie mich leise. Mit einem kleinen Lachen stimmte ich ein und führte sie nach draußen. „Was ist denn so schlimm daran gewesen?“ „Alles. Rose, Alice und alle anderen.“, sagte sie verzweifelt. „Wenn du wirklich mit mir zusammenbleiben möchtest, musst du das weiterhin ertragen, Schatz …“ „So sieht es aus.“, seufzte sie und kuschelte sich an mich. Es tat gut, sie in meinen Armen zu halten und zu wissen, dass sie sicher war. Eine Zeit lang standen wir einfach nur da, bis Bella ihren Kopf hob und mich ansah. „Ich habe mir über meinen zweiten Wunsch Gedanken gemacht, Edward.“ Neugierig sah ich sie an und versuchte von ihrem Gesicht den Wunsch abzulesen, aber es gelang mir nicht. „Bitte.“ „Ich … Sei mir nicht sauer, aber …“, sie stoppte und holte tief Luft. „Meinen Wunsch werde ich wieder nicht für mich äußern!“ WAS? BPOV: „Ich … Sei mir nicht sauer, aber …“, ich stoppte. Ich wusste einfach nicht, wie ich es ihm erklären sollte. Schließlich holte ich tief Luft. „Meinen Wunsch werde ich wieder nicht für mich äußern!“ Die Sprachlosigkeit war in Edwards Gesicht abzulesen und meine Angst, dass er wieder so arg reagieren würde, vergrößerte sich. „Was genau meinst du damit?“ „Ich …“, ich suchte nach den richtigen Worten, „Habe mir wirklich sehr lange darüber Gedanken gemacht, okay, eben in der Cafeteria, aber ich bin mir sicher, dass ich diesen Wunsch wieder nicht für mich benutzen werde.“ „Und für wen dann?“ Seine Stimme schien kontrolliert, war jedoch nicht mehr so lieb wie zuvor. „Jacob?“ Er schien in meinen Ohren eher wie eine Frage, als eine Aussage. Als wäre ich mir nicht wirklich sicher, doch ich war mir sicher. Hundertprozentig. „Jacob?! Wieso?“, seine Wut war unübersehbar. Meine Hände begannen zu zittern und meine Stimme schien so klein und zerbrechlich, als wäre ich ein verschrecktes Kind. „Er verdient den Wunsch … Edward.“ „Verdient er NICHT!“, schrie er nun und packte mich erregt. „Edward! Er verdient es die Liebe seines Lebens zu finden, genauso wie ich dich gefunden habe!“ Seine Gesichtzüge glätteten sich; gerne hätte ich gewusst, was in diesem Moment in ihm vorginge, aber ich wollte und konnte seine Gedanken nicht stören. Er schüttelte seinen Kopf und nahm mich zart in seine Arme. „Du hast so ein gutes Herz, Bella. Niemand hätte je seine Wünsche so gewählt, wie du es tust. Selbstloser geht es wirklich nicht.“ Er küsste meine Wange und strich über mein Haar. Erleichtert atmete ich aus. Edward akzeptierte also meinen Wunsch, warum auch immer. „Edward, ich wün-“, wollte ich gerade beginnen, als die Schulglocke läutete. „Später.“, versprach Edward. „Nein, jetzt. Bitte.“ Später würde er sich noch dagegen entscheiden und meinen Wunsch nicht erfüllen. Er nickte und trat einen Schritt von mir weg. „Ich wünsche mir, dass Jacob die Liebe seines Lebens findet und glücklich wird.“, sagte ich bestimmt und fühle, wie ein Hauch der Erleichterung mich durchstreift. Edward klatschte, wie beim ersten Mal, elegant in die Hände und der Wunsch war erfüllt. JPOV (JacobPOV): Ich schlenderte wie verloren durch Forks und dachte nach. Dachte über Bella und die Liebe nach. Bella war so unglaublich glücklich gewesen, als ich sie von weitem gesehen hatte. Sie und ihr Freund waren auf Wolke sieben gewesen und er hatte sie sogar zart auf ihre Nasenspitze geküsst. Verliebter ging es erst gar nicht. Natürlich war es mehr als nur unfreundlich gewesen, die Beiden zu stören, aber ich musste Bella einfach sprechen. Edwards Reaktion auf mich war verständlich. Ich, als Exfreund von Bella, war der, der sie unglücklich gemacht hatte; ich war der Feind. Er glaubte, ich wollte sie zurückgewinnen und sie auseinander bringen. Doch falsch gedacht. Ich wollte keines von beiden, sondern mich noch einmal entschuldigen für meine miesen Taten. Es tat weh, Bella glücklich zu sehen. Es tat weh, da ich nie so ein Glück empfunden hatte. Nie. Und das war ganz allein meine Schuld. Ich seufzte. Kein Wunder, dass ich geweint hatte. So traurig, wie in dieser Situation war ich nie gewesen. Ach, hätte ich doch nie mit all den Mädchen gespielt, hätte ich mich wirklich verliebt und wahrscheinlich auch die fürs Leben gefunden. Ich war verdammt noch mal ein Esel gewesen! Leise fluchte ich vor mich hin und ging weiter. Zum sechsten Mal kam ich schon an Bellas Schule vorbei. Die Schulglocke läutete und wie meine Uhr mir verriet, war Schulschluss. Ein weiterer Tag, an dem ich die Schule geschwänzt hatte. Dad würde mich umbringen, wenn es noch mehr werden würden. Ich blieb stehen und betrat das Schulgebäude. Traurig blickte ich an den glücklichen Paaren vorbei und schaute direkt in die grelle Sonne. Geblendet vom Licht schwang ich meinen Blick wieder auf die Schüler. Langsam gewöhnten sie meine Augen und der Schleier der Blindheit fiel von mir ab. Erst jetzt erkannte ich, dass ein Mädchen mit schulterlangen, blonden Haaren tränenverströmt auf mich zulief. Na ja, eigentlich nicht direkt auf mich zu, aber da sie wegen den vielen Tränen nichts sah, lief sie direkt in meine Arme. Verwirrt fing ich sie auf und keinen Augenblick später sahen mich zwei mit Tränen gefüllt Augen an. Kapitel 14: XIV. Deep in Love ----------------------------- XIV. Deep in Love BPOV: Gerade als Edward und ich aus dem Schulgebäude traten, sah ich Jacob. Allein war er jedoch nicht, denn ein Mädchen war bei ihm. Ihre blonden, schulterlangen Haare schimmerten wunderschön in der Sonne und um ihre sportlich-schlanke Taille lagen behutsam seine Hände. Das war sie! Edward drückte meine Hand ein wenig und deutete mit dem Kinn in Jakes Richtung. Er glaubte es also auch. Jacob und die Liebe seines Lebens hatten sich zum ersten Mal getroffen! Ich könnte vor Freude im Kreis tanzen! Warum die Beiden sich aber so nah gegenüber standen, wusste ich in diesem Moment nicht. Anstatt sie weiter zu beachten, gingen wir einfach weiter zu meinem Truck und fuhren nach Hause. Es war besser, wenn Jake nun selbst seinen Weg finden würde, das Mädchen näher kennen zu lernen und sie für sich zu gewinnen. Schon hatte ich die Haustür geschlossen, schlang Edward seine Arme um mich und drückte mich gegen die Wand. Zunächst war ich ziemlich überrascht, aber schon einen Moment später sah ich seine leuchtenden Augen und sein glückliches Lächeln auf den Lippen. Er näherte sich langsam meinen Lippen, doch zu langsam für mich. Mit einer schnellen Bewegung hatte ich ihn genau da, wo ich ihn wollte, noch nicht einmal ein Blattpapier hätte Platz zwischen uns gefunden. „So hungrig heute?“, hauchte er mir in mein Ohr und seine Lippen begannen von da aus, eine Linie zu ziehen bis zu meinem Mund. Statt einer Antwort nahm ich mir den Kuss, den ich mehr als nur genießen wollte. Wie immer begann sich in meiner Magengegend ein Strudel lauter Gefühle auszubreiten. Schmetterlinge, die bestimmt größer waren, als ein Brötchen, tummelten sich und versuchten in allen Richtungen meines Körpers zu gelangen. Die Gefühle waren so stark, dass ich mich fast überwältigt fühlte, denn sie schwappten über mich, wie eine riesige Welle. Doch ich genoss es, ich liebte es, wie Edward meine Gefühle aufwühlen konnte. Viel zu früh löste er sich von mir. „Und wie sehr ich hungrig bin … du schmeckst besser als alles, was ich je gekostet habe!“, kicherte ich und küsste ihn noch einmal. Der Druck, den ich gegen die Wand, ausübte, wurde immer stärker. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die dünne Wand bald nachlassen würde und wir beide in die Küche fallen würden. Wieder lösten sich seine Lippen von meinen. „Lass uns was vernünftiges Essen, Schatz, später bin ich gar nicht mehr übrig vom ganzen Naschen.“, lachte Edward. Ich schmollte und verzog die Schnute. Dieser Dschinn hielt wohl nichts von kuscheln! Ohne auf meine Antwort zu warten, zwang er sich aus unserer Umarmung und wieder war eine große Lücke zwischen uns entstanden. Daraufhin nahm er meine Hand und zog mich Richtung Küche. „Du hast doch angefangen mich zu küssen!“, begann ich zu protestieren. „Und an die Wand hast du mich auch gedrückt!“ Ich hörte mich wie ein kleines Kind an, aber das war mir egal. „Hab ich das?“, fragte Edward scheinheilig und hob eine Augenbraue an. Allmählich waren wir in der Küche angekommen. Ich wusste, dass es nun nichts nützte weiter zu quengeln, aber gemein war er trotzdem. JPOV: Verwirrt blickte das Mädchen zu mir auf. Unserer Blicke trafen sich und wunderschöne grüne Augen mit orangen Sprenkeln um die Pupille sahen mich an. Wie fasziniert sah ich sie einfach an und regte mich nicht. „’Schuldigung.“, murmelte sie und rückte einen Schritt zurück. Erst jetzt merkte ich, wie nah wir uns gestanden hatten. Meine Hände verschwanden von ihrer Taille und schon fühlte ich mich, als ob etwas fehlen würde. Sie war, im Gegensatz zu mir, ziemlich klein und maß bestimmt um die 1.60 Meter. Außerdem war sie schön, wunderschön sogar. Die Tränen auf ihren Wangen schimmerten in der Sonne und ich hatte das Bedürfnis, sie wegzuwischen. Langsam hob ich meine Hand an und fing eine Träne mit einem Finger auf. Erschrocken zuckte sie zusammen, aber auch ein kleines ‚Danke’ huschte über ihre Lippen. Ihre Stimme war klar und erinnerte mich an ein Flötenspiel. Aber es konnte auch sein, dass ich es mir nur einbildete, denn ich konnte vor Bewunderung an nichts mehr anderes denken, als an sie. „Warum weinst du?“, fragte ich schließlich. Genau in diesem Moment jedoch kam von Richtung Schule ein lautes Gebrüll. Zwei Jungen, die noch nicht einmal ansatzweise so groß waren wie ich, kamen keinen Augenblick später auf uns zu gerannt. Instinktiv fasste das Mädchen mich an die Hand und zog mich hinter sich her. Von diesen Jungen lief sie also weg? Mit einem Ruck blieb ich stehen. Denen wollte ich mich stellen! „Wir müssen weiter! Komm!“, schrie sie mich an und zerrte an einer Hand. „Nein, Süße. Wenn wir uns heute den Beiden nicht stellen, werden sie morgen hinter dir auch herlaufen. Das kann nicht so weiter gehen.“, sagte ich bestimmt. Ihre Mundwinkel zuckten und konnten sich nicht zwischen einem Lächeln oder einem traurigem Ausdruck entscheiden. „Vertrau mir, wenn ich in deiner Nähe bin, bist du in Sicherheit.“ Kurz schenkte ich ihr noch einen aufmunterten Blick und wand mich schließlich zu den Jungen um. Noch ein paar Schritten, dann würden wir uns gegenüberstehen. Die Kleine umfasste den Ärmel meines Hemdes und rückte einen Schritt näher an mich heran. Der zarte, süße Duft, der von ihr ausging, ragte in meinen Nasenlöchern und ich musste mich sputen, ihn nicht gierig in mich aufzuziehen. „Hey Sammy-Baby!“, begrüßte der blonde sie. „Was wollt ihr von ihr?“, brüllte ich und fixierte sie mit meinem Blick. „Halt dich daraus, okay?!“, schnauzte der andere braunhaarige Junge mich an. Ich machte einen Schritt auf die Beiden zu und spannte meine Muskeln an. „Packt sie nur einmal an, dann bekommt ihr es mit mir zu tun. Sagt also nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!“ „Du hältst dich also für etwas Besonderes? Dich bekomme ich mit einem Schlag K.O.!“, gab der blonde nur so an. „Komm jetzt, Sammy-Baby. Wir regeln das unter Freunden.“ Automatisch krallte sie sich noch fester an mich. Also waren sie keinesfalls Freunde. „Verschwindet!“, schrie ich nur. „Ohne sie gehen wir nicht!“ Irgendwie kam mir diese Situation sehr bekannt vor. Gestern als ich mit Bella reden wollte, da war es so ähnlich abgelaufen. Ich wollte mit Bella reden und Edward und Charlie wollten, dass ich gehe. Schnell schüttelte ich den Kopf und ließ die Bilder verschwinden. Sekunden später riss der eine Junge an ihrem Arm. Mit einer galanten Bewegung schlug ich ihn mit der Faust über die Gürtellinie. „Ich hab doch gesagt, fass sie nicht an!“, erinnerte ich ihn, als er jammernd seinen Bauch umfasste. „Komm, lass uns verschwinden! Gegen den haben wir keine Chance!“, jammerte der Getroffene und sie rannten los. Nur weg von hier, hieß es nun. Als sie außer Rechweite waren, umarmte ich sie. „Jetzt werden sie dir nichts mehr tun.“, versprach ich ihr. Sie hob ihren Kopf und schon lösten wir uns wieder. „Du hättest dich wegen mir aber nicht in Gefahr bringen sollen!“ „Gefahr?“, ich lachte. „Was wollten sie eigentlich von dir?“ „Ich … ich habe den einen von denen geärgert.“, gestand sie. „Wir haben eben in Biologie lebendige Frösche untersucht. Mike, also der blonde, hatte grad nicht hingesehen, da hab ich ihm den Frosch hinten in sein T-Shirt gesteckt.“, kurz kicherte sie auf. „Er hat so wild herumgewackelt, dass es aussah, als ob er tanzen würde. Es sah wirklich komisch aus. Natürlich haben alle im Klassenraum gelacht und das war ihm ziemlich unangenehm.“ Ich lachte mit ihr, doch dann fiel mir etwas auf: „Und wie kam er dann auf dich? Ich meine, wie konnte er wissen, dass du es getan hast. Gesehen hat er es doch nicht.“ „Sabrina hat mich verraten!“, knurrte sie böse auf. „Als Mike dann wusste, dass ich es getan hatte, haben sie mich nach dem Unterricht die ganze Zeit wie ein Ball hin und her geschubst bis ich weggerannt und dir in die Arme gelaufen bin.“ Kein Wunder, dass sie so geweint hat. „Danke für alles.“ „Gern geschehen.“, sagte ich und sah ihr direkt in die Augen. „Wie heißt du eigentlich?“ „Samantha. Und du?“ „Jacob.“ Sie lächelt mich zart an. Sie war so süß. Ich grinste. Ein Mal konnte sie zerbrechlich und ängstlich sein, ein anderes Mal mutig und frech. Und sogar süß und zahm, konnte sie sein. EPOV: Bella und ich hatten zusammen gekocht und waren daraufhin nach oben gegangen um Hausaufgaben zu machen. Schnell erledigten wir auch diese und lagen schließlich gemütlich auf Bellas Bett. Ihren Kopf hatte sie auf meine Brust gelegt und meine Arme lagen fest um ihre Mitte. „Was denkste du, was Jacob gerade macht?“, fragte sie mich und kuschelte sich näher an mich. „Ich weiß nicht genau, aber bestimmt denkt er an dieses Mädchen.“, erwiderte ich. Sicher war ich mir wirklich nicht, aber möglich könnte es sein. Doch um Bella glücklich zu machen, würde ich alles in die Richtung sagen. „Ich hoffe es. Sehr sogar.“, sie seufzte, dann hob sie ihren Kopf und küsste mich. „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch. Du bist mein Leben.“, flüsterte ich sanft zurück und schenkte ihr einen weiteren Kuss. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen würde. Allerdings nach dem letzten Wunsch müsste ich wohl oder übel weiter reisen und meine Bella alleine lassen … Ich ließ das Bild der Traurigkeit in meinen Gedanken verblassen und richtete mich auf. „Bella, ich muss jetzt zurück in meine Vase, bevor dein Dad kommt.“ „Wieso denn?“ Ihre Verwunderung war an ihrem Gesicht abzulesen. „Wenn ich jeden Abend da bin, denkt dein Vater noch, dass ich kein zu Hause hätte.“, lachte ich. „Okay.“, gab sie nach und beugte sich noch einmal für einen Kuss zu mir vor. JPOV: Wieder standen wir uns nur gegenüber und sahen uns an. Bald würden unsere Wege sich trennen und ich würde sie nie wieder sehen. Doch dies konnte ich nicht zulassen. Ich wollte sie einfach noch besser kennen lernen „Kann ich dich noch zu einer Tasse Kaffee einladen?“ Kurz überlegte sie, aber sie lächelte und dies nahm ich als gutes Zeichen wahr. Keinen Moment später nickte sie schon zustimmend: „Okay, von mir aus.“ Ich lächelte sie an und gemeinsam nahmen wir den Weg zu einem Café um die Ecke auf. Gentleman-like öffnete ich die Tür und ließ sie als erstes eintreten, dann setzten wir uns an einen Tisch, der klein und rund war. Heute war es um diese Uhrzeit schon ziemlich voll und die Kellner rannen von einem Tisch zu dem anderen. Leise Musik spielte im Hintergrund und eine angenehmer Kaffee- und Schokoladengeruch lag in der Luft. Samantha schaute in die Getränkeliste und grübelte, was sie bestellen sollte. Ich hingegen beobachtete sie. Sie schaute auf und unsere Blicke kreuzten sich. Ein leichter Schleier ließ sich auf ihren Wangen nieder und ließen sie erröten. „Was wählst du?“, fragte sie, ohne ihren Blick abzuwenden. Ihre Augen, die so wunderschön waren, fingen mich wie in einem Käfig ein und ich konnte, wollte auch nicht, hinaus. „Ich nehme einen Cappuccino, und du?“ „Eine heiße Schokolade. Ich mag Kakao lieber als Kaffee.“ Sie lächelte. Ihre Hände lagen auf dem Tisch und ich musste mich sputen meine nicht auf ihre zu legen. Der Kellner kam und wir bestellten. Noch nicht einmal schaute sie zu ihm auf und das machte mich glücklich, denn er sah nicht mal schlecht aus. Ihr Blick galt nur mir. „Gehst du auch auf meine Schule?“, fragte sie und riss mich aus den Gedanken. Schnell fasste ich mich. „Nein, ich gehe auf die Schule im Reservat. In La Push.“ „La Push, ist das nicht dieser Ort am Strand?“ Sie war wohl nie dort gewesen. „Ja, genau.“, antwortete ich. „Wenn du magst, können wir zusammen mal am Strand spazieren gehen.“ Es war sowohl eine Einladung, als auch eine Herauforderung. Aber sie ging ganz gelassen darauf ein. „Mal sehn.“ Wir redeten über belangloses Zeug und tranken aus unseren Tassen, aber trotzdem langweilte ich mich nicht wie sonst. Sie war anders. Anders als die Mädchen, die ich je kennen gelernt hatte. Der Cafébesuch neigte sich zum Ende und es hieß Abschied nehmen, denn länger konnte ich sie auch nicht aufhalten. Wir standen einfach nur auf der Straße und sahen uns an. Keiner wagte sich, sich als erstes zu verabschieden. Ich wollte sie nicht gehen lassen, das war klar, aber wie es bei Samantha stand, war andere Sache. „Wir sehen uns bestimmt noch mal.“, begann sie schließlich. „Ja, bestimmt.“ „Danke, dass du mich eingeladen hast. Der Nachmittag war schön mit dir, Jacob.“ „Ja, fand ich auch.“, stimmte ich zu. Ich hatte Angst, wie sie reagieren würde, aber ich tat es einfach. Langsam beugte ich mich zu ihr und küsste ihre Wange. Sie errötete leicht und lächelte. „Bis dann.“, flüsterte sie nur noch und drehte sich um. „Bye.“, rief ich ihr hinterher und sah ihr nach. Ab diesem Zeitpunkt an wusste ich, dass ich schlaflose Nächte haben würde, weil ich an sie denken würde. Warum? Weil ich sie liebte. Kapitel 15: XV. Ein ungutes Gefühl ---------------------------------- XV. Ein ungutes Gefühl BPOV: Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlug, tastete ich mit einer Hand neben mir, aber ich fand niemanden. Doch dann fiel mir ein, dass Edward gestern Abend in seiner Vase verschwunden war. Seufzend richtete ich mich auf und ging auf direktem Weg zu meinem Regal. Ungeduldig nahm ich die Vase und rüttelte leicht an ihr. Keine Sekunde später erschien auch schon mein Engel. Edward. Glücklich ihn wieder zusehen, umarmte ich ihn stürmisch und küsste ihn ausgehungert. Er flüsterte mir sanft ein ‚Guten Morgen’ zu und löste sich dann aus meiner Umarmung. „Lass uns heute etwas Besonderes machen!“, flüsterte er in mein Ohr und grinste mich an. „Also meinst du, wir sollen die Schule schwänzen oder meinst du nach der Schule?“, fragte ich unsicher und zog ihn wieder zu mir zurück. „Das erste.“, lachte er, aber ich verzog das Gesicht. „Bitte.“ Ich wusste nicht, ob seine Idee klug war. Dies alles erinnerte mich an meinen Traum. Edward und ich waren zum Strand gefahren und er … er wollte mich verlassen … für immer. Vielleicht würde mich Edward nun noch nicht verlassen, da ich meinen letzten Wunsch noch nicht geäußert hatte, aber ich hatte tief im inneren trotzdem Angst davor. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein, wir müssen zur Schule.“, erwiderte ich bestimmt und versuchte ihn zu trösten, indem ich mich an ihm kuschelte. Er hingegen drückte mich einige Zentimeter von sich weg und sah mich ernst an. „Bitte.“, wiederholte er und in seinem ersten Gesicht leuchteten nun zwei Augen. Liebe strahlte förmlich aus ihnen. Sein Anblick löste bei mir unglaublich Gefühle aus, die ein Lächeln auf meinem Gesicht zauberte und ich schließlich nachgab. Glücklich küsste er mich und meinte daraufhin, ich sollte mich schleunigst anziehen und dann zum Frühstück nach unten kommen. Keinen Augenblick später, hatte er schon den Weg nach unten genommen. Noch immer mit Angst schälte ich mich aus meinem Pyjama und ging zum Kleiderschrank. Die Angst jedoch wühlte alles in mir auf und war drauf und dran wie ein Vulkan zu explodieren. Mein Blut schwappte von einem Blutgefäß in die andere und beschleunigte sich nach jedem Pulsschlag in mir. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und meine Hände begannen unkontrolliert an zu zittern. Mühsam schlüpfte ich in meine Jeanshose und in meine rote Bluse. Mein Haar band ich mir zu einem Pferdeschwanz zusammen, der mir aufgrund meiner zitterten Hände nicht gut gelang. Um mich zu beruhigen, atmete ich langsam ein und aus, aber trotzdem normalisierte sich mein Atem nicht. Doch in meinem Zustand konnte ich wohl kaum zu Edward gehen. „Bellaaa?“, rief er schon aus der Küche. Seine Stimme hörte sich ziemlich ungeduldig an und doch lag etwas Liebliches darin. „Ich bin fast fertig!“, log ich und tupfte mir mit einem Taschentuch über meine Stirn. Alle Signale, die von meinem Körper ausgingen, zeigten mir, dass heute besser sein würde, zur Schule zu gehen, aber ihn enttäuschen wollte ich nicht. Nach einigen Minuten hatte ich es endlich geschafft meinen Puls zu senken und mich Richtung Küche zu bewegen. Lächelnd stand er da und sah mich nur von oben bis unten an. Ich wusste nicht, ob er erkannte, dass ich mehr als nur aufgewühlt war, sein Blick jedoch schien amüsiert. „Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?“, lachte er und löste mit einer Bewegung mein Haargummi. Er kämmte kurz mit seinen Finger durch meine Haare und küsste dann meine Wange. „Jetzt gefällst du mir besser.“ Erleichtert, dass ihm nur dies aufgefallen war, atmete ich aus und machte mich an mein Frühstück. Die Flocken meines Müslis schmeckten in meinem Mund nicht so wie sonst. Sie hinterließen einen eigenartigen Geschmack, der etwa nach Vergammelten schmeckte. Eigentlich waren es die gleichen Flocken wie sonst, aber vermutlich bildete ich mir das ganze nur ein. Schon hatte ich meine Schüssel in die Spüle gestellt, schlang mein Freund seine Arme um meine Taille und küsste meinen Nacken. „Lass uns jetzt gehen!“, säuselte er mir ins Ohr. „Wohin gehen wir?“, fragte ich, aber eigentlich wollte ich das nicht im Geringsten wissen. Mein Verstand hatte nämlich die Meinung, dass heute kein guter Tag zum Ausgehen sein würde. Heute würde irgendetwas schief laufen … „Das ist eine Überraschung …“, wisperte er und drehte mich zu ihm um. „Ich hasse Überraschungen!“, maulte ich und zwängte mich aus seinen Armen. Mit einer schnellen Bewegung hatte er mich zurück in die Umarmung geholt und küsste mich. Meine Gedanken spielten in dem Moment, wo seine Lippen auf meine trafen, nur noch um meinen Geliebten… Wir nahmen meinen Truck und ich ließ mich von Edward führen. Er wusste wohl genau, wohin er wollte. Eine Zeit lang fuhren wir Landstraßen entlang, auf den Wiesen saßen Kühe und die Sonne schien prall auf deren Köpfe. Wo immer Edward mich hinbringen wollte, ich war dort noch nie gewesen. Schließlich bat er mich anzuhalten und wir stiegen gemeinsam aus. Wir befanden uns noch immer im ländlichen Raum, doch was mein Freund hier wollte, war andere Sache. Er grinste mich nur belustigt an, als ich mich verwundert umsah. Hand in Hand wanderten wir auf den Wiesen, auf denen wir vermutlich gar nicht drauf durften, aber ein Glück erblickte ich keine Kuh oder ähnliches, denn denen wollte ich nicht zu nah kommen. Das Gras roch frisch, wie als würde es erst vor kurzem gemäht worden sein. Ich wusste nicht, wohin ich meinen Blick wenden sollte, denn überall war es grün. „Schau da.“, flüsterte Edward mir ins Ohr als wir auf einem kleinen Hügel angelangt waren. Ich sah herab und erblickte … eine wunderschöne Blumenwiese. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, denn so viele Blumen auf einmal hatte ich noch nie gesehen. Edward schloss meinen offenen Mund und lachte leise. Dann strich er mit seiner freien Hand über meine Wange und fuhr schließlich die Konturen meines Gesichtes nach. Als ich zu ihm aufblickte, erkannte ich, dass seine Augen wieder voller Liebe glänzten. „Die Überraschung ist dir gelungen.“, wisperte ich und lehnte mich ein Stück nach vorne. Nun waren nur noch einige Zentimeter zwischen unseren Lippen vorhanden. „Ich weiß.“, sagte er nur, als seine Lippen auf meinen trafen. Ich war glücklich. Mehr als nur glücklich. In diesem Augenblick verstand ich meine vorige Angst überhabt nicht. Es würde nichts Schlimmes passieren. Warum denn auch? Edward und ich liebten uns und nichts und niemand konnte uns auseinander bringen. Wir lösten uns von einander und schnappten nach Luft. „Ich liebe dich …“, hauchte ich in sein Ohr und lehnte mich an seine perfekte Brust. Seine Hand strich mir zart über mein Haar. „Ich dich auch. Mehr als alles auf der Welt …“ Mein Herz hüpfte wie verrückt in meiner Brust. Was könnte es schöneres geben, als mit seinem Freund einen schönen Tag zusammen zu verbringen? Rein gar nichts, da war ich mir sicher. Allmählich waren wir von dem Hügel mitten auf die blühende Wiese gegangen und saßen nun zwischen duftenden Blühten. Edward hielt meine Hände und wir sahen uns nur schweigend an. Die Stille umgab uns wie ein dichter Nebel. Aber es tat gut nichts zu sagen, denn unsere Blicke sprachen für sich selbst. Ein roter Schmetterling landete auf unsere zusammen geschlungenen Hände, als wollte er symbolisieren, dass wir für ewig zusammen gehörten und nie mehr loslassen sollten. Der Wind, der sanft mein Haar hin und her wehte, kitzelte mich an meinem Nacken und ließen Edwards Haare attraktiver aussehen denn je. Mein Herz aber schlug nicht so ruhig, sondern holprig, als wäre ich gerade eine lange Strecke gelaufen. Der Grund jedoch war ein anderer. Es war Edward, der mein Herzschlag beschleunigte und meine Wangen erröten ließ. Auch wenn zwischen uns ein relativ großer Abstand bestand, fühlte ich durch seine Finger eine gewisse Wärme und Zärtlichkeit, die mich aufwühlte und alle Prozesse in meinem Körper antrieb. Das Lächeln auf unseren Lippen verschwand keinen Augenblick und das Leuchten in unseren Augen verstärkte sich nur. Es kam mir vor, als ob ich zwei Sterne erblicken würde, deren Glanz jedoch nur mir galt. „Bella …“, säuselte Edward nun leise und der Nebel aus Stille zog sich ein wenig zurück. Mein Lächeln wurde zarter. „Ja?“ Er wartete einen Moment bis er weiter sprach und seine Hände begangen mit meinen Fingern zu spielen. „Was wird mit uns nach deinem letzten Wunsch?“ Diese Frage hatte ich in diesem Augenblick nicht erwartet. Abrupt nahm ich meine Hände aus seinen und strich mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Edward sah mich weiterhin nur an, ich jedoch wand meinen Blick ab. Ich wollte einfach nicht an den letzten Wunsch denken oder geschweige davon an die Zeit ohne ihn. „Bella …“, kam seine Stimme nun besorgt und seine Hände versuchten meine wieder zu umfassen. Ich ließ es zu und lehnte mich an ihm. „Ich weiß es nicht, Edward, ich weiß es nicht!“ Meine Stimme hörte sich an, als würde ich weinen. Zärtlich legte er seine Hände auf meine Taille und zog mich näher heran, so dass ich nun auf seinem Schoß saß. Der Gedanke von ihm Abschied nehmen zu müssen, war einfach nur schrecklich. Aber … was wäre wenn … „Weine nicht, Süße, nicht heute, wenn wir so einen schönen Tag miteinander verbringen.“ Ich hob meinen Kopf an, ließ meine Gedanken hinter mich und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss, der sehr intensiv war, und ein Schauer lief mir über den Rücken. „Edward!“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir. Überrascht lösten wir uns voneinander und ich blickte in tiefschwarze Augen. Seine Augen waren nicht das einzige, was mir sofort auffiel. Er trug dieselbe Kleidung, wie Edward, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Er trug eine weite, lange, schwarze Hose und ein einfaches grünes Hemd. Er war eindeutig ein Dschinn. Edward schien genauso überrascht zu sein wie ich. Noch nicht mal er hätte einen anderen Dschinn hier erwartet. Nur … was wollte er hier? „Hey Avan.“, begrüßte mein Freund ihn schließlich. „Können wir ein paar Worte miteinander wechseln?“, fragte Avan und strich sich mit einer Hand über seine blonden Haare. „Klar.“ Edward warf mir noch einen Blick zu und stand schließlich auf. EPOV: Ich erwiderte den Kuss und ließ meine Gefühle freiem Lauf. Es war so schön sie ganz nah bei mir zu haben und zu wissen, dass sie mich liebte. „Edward!“, hörte ich plötzlich und löste sofort meine Lippen von Bellas. Vor mir stand ein Dschinn. Avan. „Hey Avan.“, begrüßte ich ihn und erkannte, wie in seinen Augen Wut tobte. „Können wir ein paar Worte miteinander wechseln?“, fragte Avan und strich sich mit einer Hand über seine blonden Haare. Ich warf Bella noch einen Blick zu und stand schließlich auf. Langsam folgte ich Avan, bis wir weit genug entfernt waren, damit sie uns nicht mehr hören konnte. Er sah mich musternd von oben bis unten an und hob seine Augenbrauen an. „Wie geht es dir, alter Freund?“ Nur um mir diese Frage zu stellen, wollte er bestimmt nicht mit mir reden, dass wusste ich genau. Der wirkliche Grund lag mir auf den Lippen. „Gut und dir?“, erwiderte ich so freundlich wie möglich. Früher waren wir zusammen zur Schule gegangen und waren beste Freunde gewesen, doch das war früher. Er hatte sich verändert und was Avan nun vorhatte, gefiel mir überhaupt nicht. „Auch. Wie ich sehe, hast du eine sehr schöne Meisterin.“ Ich hielt den Atem an und ahnte schon was er sagen würde. „Sie ist doch deine Meisterin, oder?“ Ich nickte bloß und sah ihn an. Seine Augen begangen wütend an zu funkeln. „Und da machst du dich einfach so an sie ran?!“ „Ich mache mich nicht an sie ran.“, antwortete ich bestimmt und versuchte ruhig zu bleiben. „Du kennst die Regeln!“, schrie er nun. Ja, ich kannte die Regeln. Seht gut sogar, aber ich liebte Bella. „Du weißt, dass es verboten ist mit der Meisterin eine Beziehung einzugehen!“ Ich nickte. „Ich weiß es, Avan.“ „Und trotzdem knutscht ihr wie verrückt rum? Du spinnst komplett!“ Ich schüttelte den Kopf und war die Ruhe selbst. „Avan, ich liebe sie. Ich liebe sie über alles!“ „Das gibt dir trotzdem kein Recht mit ihr eine Beziehung einzugehen!“, wütend schlug er mir ins Gesicht. Meine Wange schmerzte unerträglich, aber ich rührte mich nicht. „Lass mich einfach, okay? Ich kann ihr nicht noch einmal das Herz brechen. Nicht noch einmal!“ Mit diesem Worten wand ich mich von ihm ab und ging zurück zu Bella. Kapitel 16: XVI. Schwarze Sonne ------------------------------- XVI. Schwarze Sonne BPOV: Mein Blick war immer noch auf die beiden Dschinns gerichtet. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass dieser Fremde meinen Edward geschlagen hatte! Und Edward hatte sich nicht mal gewehrt… Mit schnellen Schritten ging er auf mich zu und umarmte mich kurz, dann aber zog er mich weg. Weg von der wunderschönen Blumenwiese, weg von dem anderen Dschinn… Ich schlug die Augen auf. Immer wieder schwirrte dieser Moment, der sich vor ein paar Wochen abgespielt hatte, in meinem Kopf. Jedes Mal wollte ich Edward fragen, was sich eigentlich an dem Tag zwischen den Beiden abgespielt hatte, aber jedes Mal traute ich mich nicht. Ich wusste nicht recht, warum ich mich nicht traute, aber vielleicht war es einfach nur Edward selbst. Edward war so … Seit dem Tag auf der Blumenwiese war er so ernsthaft geworden. Natürlich war er immer noch zärtlich und lieb, aber seine Züge verrieten mir immer wieder aufs Neue, dass etwas nicht stimmte. Irgendwas verheimlichte Edward mir, aber erzählen wollte er es mir auch nicht. Warum auch immer. Zart schlangen sich von hinten zwei warme Arme um meine Taille, gefolgt von Lippen, die an meinem Nacken kleine Küsse hinterließen. Meine Gedanken ließ ich fallen und genoss einfach seine Nähe und die zarten Berührungen. „Bella.“, hauchte er in mein Ohr. Eine Gänsehaut zog sich über meinen Rücken und ich klammerte mich automatisch an seinen Händen, die an meinem Bauch lagen. Die Gänsehaut entstand nicht nur aufgrund des Hauches, der mein Ohr streifte, nein, es war noch etwas anderes, das mir einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. In seiner Stimme lag etwas Seltsames. Etwas was ich nicht genau zuordnen konnte. Es schwankte zwischen Wut, Liebe und Trauer. Genau dies erschreckte mich zutiefst. „Alles in Ordnung?“, fragte er nun. Der Tonfall von eben war wie vom Winde weg geweht. Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah in seinen grünen Augen. „Ja…“, erwiderte ich kurz gebunden und küsste ihn kurz, wand mich dann aber aus seinen Armen. Erschöpft und verwirrt lass ich mich auf das nächstgelegenen Sofa fallen. Die letzten Tage waren einfach nur anstrengend gewesen. Wieder und wieder musste ich mich zurückziehen und in Ruhe noch mal durchatmen. Natürlich könnte ich ihn auch fragen, was dieser andere Dschinn mit meinem Freund besprochen hatte, aber ich wollte Edward einfach nicht wütend machen. Denn genau dies war er am Abend nach unserem schönen Nachmittag gewesen. Ich seufzte. Er hatte nicht mal mehr gelächelt. Nicht einmal. Und das nur wegen diesem…ja…Dschinn. Ein stechender Schmerz zog sich durch meinen Körper und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich wollte einfach nicht weinen, aber ich tat es trotzdem…Ein Glück konnte Edward es nicht sehen, da ich meine Hände mein Gesicht bedeckten. Ich hatte wirklich gedacht, dass ich nicht mehr weinen würde, jetzt da ich Edward wieder gefunden hatte und er nun mir gehörte. Doch ich hatte wohl oder übel falsch gedacht! Pech gehabt, Bella! Wieso musste immer wieder ein Problem oder Hindernis auftauchten? Konnte das Schicksal es nicht einmal mit Edward und mir gut meinen?! JPOV: Wieder dachte ich an Samantha. Eigentlich dachte ich jede einzelne Sekunde an sie, aber genau in diesem Moment verursachte ihr Name nicht nur Glücksgefühlte, sondern auch Angst. Wochenlang waren wir nun ausgegangen, hatten Spaß gehabt und viel gelacht, aber nicht mehr. Niemals sind wir uns mehr näher gekommen. Nie konnte ich sie wieder in den Arm nehmen oder sonst was dergleichen. Mein Herz sehnte sich mehr als nur nach Nähe, es sehnte sich nach Liebe. Ich hatte nicht die geringste Ahnung wie Samantha für mich empfand. Und genau dies war auch der Punkt, der mir Angst einjagte. Wenn ich ihr sagen würde, dass ich sie lieben würde, wie würde sie nur reagieren? Schon seit Tagen hatte ich mir vorgenommen sie anzurufen und mich erneut zu verabreden, aber immer wieder hielt mich meine innerliche Angst davon ab. Natürlich schrieben wir uns fast täglich eine Sms, aber per Nachricht wollte ich sie nicht zu einem schönen Abend einladen. ‚Ruf sie doch an!’, kam immer wieder von meinem Dad oder von meinen Freunden, wenn ich mit ihnen darüber sprach, aber es war leichter gesagt, als getan. Sie war anderes als Bella. Ich konnte Samantha einfach nur als ziemlich durchgeknallt, aber auch als sehr einfühlsam und lieb beschreiben. Manchmal konnte sie auch zickig wie ein Biest sein. Ein Lächeln schlich sich auf meinen Lippen. Genau weil sie so war, liebte ich sie. Sie war nicht so normal und rundum lieb wie Bella. Samantha war einfach nur außergewöhnlich! Denn halben Tag verbrachte ich mir damit Gedanken zu machen, wie und wo ich Samantha meine Gefühle offenbaren könnte. Ein Glück fiel mir etwas ein. Eigentlich war es Zufall gewesen, denn ich lief in meinem Zimmer nervös hin und her, hörte leise Musik. Plötzlich ertönte eines meiner Lieblingslieder und meine Gliedmaßen bewegten sich rhythmisch zur Melodie. Genau in diesem Moment wurde mir klar, was ich mit Samantha heute machen würde. Ich musste sie nur noch anrufen und alles vorbereiten. Grinsend wählte ich ihre Nummer. Mein Herz schlug schnell und unregelmäßig gegen meine Brust. „Hi Jake.“, ertönte Samanthas liebliche Stimme am anderen Ende. „Hey Sammy!“, begrüßte ich sie. Ich hörte mich an wie immer, aber in mir hatte sich eine gewaltige Welle von Gefühlen und auch Angst angesammelt, die zu überfluten drohten. „Wie geht’s es dir?“, fragte sie mich kurz darauf. „Recht gut, und dir?“ Mein Hände begannen an zu zittern. Gleich würde ich sie fragen … „Auch gut…“ Ich strich mir mit meiner freien Hand über den Nacken. „Ich wollte dich fragen …“, ich stockte. Jetzt war der Augenblick gekommen, sie zu fragen, oder einen Rückzug zu machen. „…ob du heute Zeit hättest?“ Ohne zu überlegen bejahte sie und Erleichterung machte sich in mir breit. „Wie wäre es mit heute Abend um neunzehn Uhr?“, in meiner Stimme schwebte ein leichtes Zittern mit und ich hoffte, dass sie es nicht bemerkte. „Klar! Holst du mich ab?“ Nun war ich derjenige, der mit ‚Ja’ antwortete. Schnell verabschiedete ich mich und legte schließlich auf. Alles in mir jubelte! Sie schien glücklich zu sein, mich heute zu sehen, und jaaaa ich hatte ein Date mit ihr! Mindestens sah ich es als Date. Grinsend duschte ich mich schnell, da ich nicht mal mehr vier Stunden bis zu Treffen hatte, und entschied mich für eine sauberes, schwarzes Hemd und eine dunkle Jeanshose. Jetzt musste ich nur noch alles vorbereiten … BPOV: Noch eine Weile saß ich im Wohnzimmer und schirmte meine Gesicht mit meinen Händen ab. Meine Tränen waren allmählich getrocknet und meine Nerven hatten sich beruhigt. Ich wusste, dass Edward immer noch am selben Platz stand, wo ich ihn stehen gelassen hatte, denn ich spürte seine Anwesenheit. Gleich würde ich meine Hände wegnehmen und in seinen ausdruckslosen Augen sehen und seine ernste Miene betrachten. So war es in letzter Zeit immer gewesen und ich wusste, dass es sich auch nicht so schnell ändern würde. Immer stand er einfach nur da und sah mich an. Nie sprach er ein Wort, nie umarmte er mich, um mich zu trösten. Nie. Langsam nahm ich meine Hände herunter und öffnete meine Augen. Edward war keine fünf Meter aufrecht und ohne jegliche Gefühlsregung von mir entfernt. Es war wie ein Stich in mein Herz. Blut tropfte herab und keiner fing es auf. Keiner war da, um meine Wunde zu schließen. Erst zögerte ich, dann aber stand ich auf und ging einen Schritt auf ihn zu. Immer noch keine Regung. Wieder einen Schritt. Jetzt, wo ich nah genug an ihm dran war, erkannte ich, dass er mich nicht mal ansah. Sein Blick war in die Ferne gerichtet. Weit, weit weg. Ich wollte weinen und nie mehr aufhören, aber ich hielt mich zurück. Tränen machten hässlich und helfen würde es mir auch nicht. Es war so aussichtslos. Ein weiterer Schritt und ich stand dicht vor ihm. Nun spürte ich seinen Atem, der flach und ruhig ging. Ich musste nur noch meine Arme ausstrecken und mich an ihn lehnen, dann wäre ich wieder so nah bei ihm, wie ich es zuvor gewesen war. Doch wollte ich dies auch? Keine Frage, ich liebte ihn, jedoch hielt mich seine passive Art davon ab in eine Umarmung zu schlüpfen. Er nahm mich nicht wahr. Er spürte nicht mal, dass ich keinen Zentimeter mehr vor ihm stand und dass ich nun brauchte. Es war so, als ob ich nicht existieren würde…als ob er mich nicht lieben würde. Die zurückgehaltenen Tränen rollten nur wasserfallähnlich an meinen Wangen herunter. Noch nicht einmal das merkte er! Er merkte nicht, dass ich, seine Freundin, weinte. Aufgewühlt lief ich an ihm vorbei, die Treppen hoch in mein Zimmer und drehte den Schlüssel um. Allein wollte ich nun sein, traurig und allein. JPOV: Ich sah auf die Uhr und drückte das Gaspedal noch ein wenig runter. Es war schon kurz nach neunzehn Uhr und ich hatte noch immer nicht Samantha abgeholt! Hätte ich nicht so viel geträumt und so getrödelt, wäre ich pünktlich bei ihr gewesen. In Gedanken tadelte ich mit mir selbst, atmete aber erleichtert auf, als ich endlich ihr Haus erreichte. Ich konnte nicht beschreiben, wie aufgeregt ich war, aber das brauchte ich auch nicht, denn wohlmöglich sah man es mir schon an. Ich klingelte und Samanthas Mutter öffnete mir. Ich wurde abrupt rot. „I-ist ihre T-tochter da?“, stammelte ich aufgeregt. Sie nickte freundlich und drehte sich um. Genau in diesem Moment trat auch Samantha in den Flur. Mir blieb glatt der Mund offen stehen. Sie sah so … so wunderschön aus. Ihre Haare ruhten in leichten Wellen auf ihren Schultern. Sie trug ein hellblaues, langärmliges Oberteil und einen weißen, knielangen Rock. Auf ihren Lippen lag ein zartes Lächeln und ihre grünen Augen strahlten mich förmlich an. Ich war hin und weg. „Viel Spaß euch beiden!“, wünschte ihre Mutter uns noch und verließ den Flur. Ich sah sie zunächst nur an, dann fand ich jedoch meine Stimm wieder. „Sorry, dass ich zu spät bin.“, entschuldigte ich mich verlegen und lächelte leicht. „Macht doch nichts!“, erwiderte sie lachend und schnappte sich ihre Handtasche. „Lass uns gehen.“ Sie nahm meine Hand in ihre und zog mich Richtung Straße. Ihre warme, sanfte Hand, die meine umschlungen hatte, fühlte sich so richtig an… „Wohin geht es?“ „Lass dich überraschen!“, flüsterte ich geheimnisvoll und schenkte ihr mein süßestes Lächeln. Sie errötete leicht und nickte schließlich nur. Ich würde gerne wissen, was sie genau in diesem Moment dachte und ob sie dieses Treffen auch als Date sah…aber ich hatte einfach nur Angst die Situation nun zerstören, jetzt wo alles so gut lief. Ich führte sie zu meinem Auto und startete den Motor. Innerlich betete ich, dass sie sich freuen und dass heute alles glatt laufen würde. Mein Herz bebte, als ich in La Push am Strand hielt. Samantha sah mich verwundert an. Sie war noch nie hier gewesen, doch irgendwann musste wohl das erste Mal sein. Wir stiegen aus und instinktiv nahm ich Samanthas Hand in meine, sie hatte zum Glück nichts dagegen einzuwenden. „Gehen wir am Strand spazieren?“, fragte sie mich lächelnd. ‚Sie ist so süß’, schoss es mir doch den Kopf und ich nickte. Der sanfte Wind streichelte unsere Wangen und wehte durch unser Haar. Die Sonne warf einen Schein aus Licht auf uns und ließ unsere Augen glänzen. Der Sand unter unseren Füßen schmiegte sich an unseren Schuhen, als wäre er Teil unseres Körpers. Wir gingen einfach nur am Strand entlang, bis wir zu dem Platz gelangten, wo ich etwas vorbereitet hatte. Samanthas Augen weiteten sich für einen Moment, dann sah sich mich an. Kein Wort ragte aus ihr heraus und ich musste einfach nur lächeln. Ich hatte ein kleines Strandpicknick vorbereitet. Es war nichts Besonderes, aber auch nicht das, was sie erwartet hätte. Und andererseits grenzte es auch an…Romantik. Genau das, was ich normalerweise nicht war. Wir setzten uns und sprachen kein Wort. Wir sahen nur auf die dunkelblaue Wolldecke herab auf der wir saßen. Irgendwie fand ich es plötzlich peinlich. Peinlich deshalb, weil ich Samanthas Reaktion nicht erwartet hatte. Was sie wohl jetzt über mich dachte? „Wirklich eine süße Idee.“, wisperte sie leise und sah auf. Unsere Blicke trafen sich. „Hat dies alles einen Anlass?“ Ihre Wangen nahmen einen zarten rosafarbigen Ton an. Einen Anlass? Eine große Pause entstand, bis ich endlich nickte und mich ab wand. „Und welchen, wenn ich fragen darf?“, sie klang sie lieb wie immer, aber in ihrer Stimme lag etwas anderes. Hoffnung? Ich schüttelte meinen Kopf und drehte mich mit dem Rücken zu ihr. Scheiße war mir das unangenehm! Ich hatte das alles nicht so geplant. Eine, ihre, Hand legte sich auf meine Schulter und schon sprudelte alles aus mir heraus: „Scheiße Mann, ich wollte heute einen schönen Abend mit dir verbringen, picknicken, tanzen und dir meine Liebe gestehen!“ So schnell ist alles gesagt hatte, wollte ich es auch wieder zurücknehmen…doch es war zu spät. Ich versteinerte mich und blieb einfach nur sitzen. Auch ihre Hand blieb da wo sie war. Zart und unschuldig lag sie da und rührte sich nicht. Mein Herz hämmerte wie wild in meiner linken Brusthälfte und drohte heraus zu springen. Angst, die aufgrund ihrer Stille auftrat, überrollte mich und machte sich in jeder Ecke in meinem Körper breit. „Ich liebe dich auch, Jake…“, flüsterte sie leise in mein Ohr. Es war so, als ob sie ein Schlüssel für die Schmerzen in meinem Körper hatte und nun durch diese einfachen Worte das Schloss öffnete und alle Qualen hinausließ. Ich fühlte mich so frei, so glücklich. Langsam drehte ich mich um, nahm ihr Gesicht in meine Hände… Es war so richtig, so gut, so schön und einfach nur perfekt. „Wir können das, was du dir vorgenommen hast, auch noch machen…“, hauchte sie noch, bevor ich sie küsste. BPOV: Ich lag auf meinem Bett und hatte unzählige Stunden nur geweint. Nicht ein einziges Mal hatte ich Edward vor meiner Tür gehört. Nicht einmal, hatte ich ihn sehen. Was immer er die ganze Zeit getan hatte, er hatte auf keinen Fall an mich gedacht… Ich seufzte und strich zum aber tausendsten Mal über die Muster von Edwards Vase. Ich vermisste ihn. Ich vermisste ihn sehr. Es war nicht so, dass er nicht da war. Vermutlich saß er sogar unten im Wohnzimmer, aber er war nicht er selbst. Nicht so aufmerksam und zärtlich…nicht Edward. Ein leises Klopfen an meiner Zimmertür rüttelte mich aus meinen Gedanken wach. Edward? Kapitel 17: XVII. Die Wahrheit ------------------------------ XVII. Die Wahrheit BPOV: Ich rief ‚Herein’, doch keiner trat in das Zimmer. Also stand ich auf und öffnete sie. Vor mir stand Avan. Er trug immer noch dasselbe, wie beim ersten Mal, als ich ihn gesehen hatte, seine Haltung zeigte, dass er reden wollte. Aber was wollte er hier? Die entscheidende Frage aber war: Was wollte er von mir? Ich ließ ihn ins Zimmer und setzte mich anschließend auf mein Bett. Er hingegen blieb vor der geschlossenen Tür stehen. „Du weißt, warum ich hier bin.“ Es war keine Frage. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Nein, weiß ich nicht.“, erwiderte ich und betrachtete seine Züge. Sie waren ernst und man sah ihm an, dass er keinen Spaß verstand. „Ich bin wegen Edward hier.“ Sein Blick wanderte von meinem Kopf zu meinen Füßen herab. „Hat Edward dir erklärt, dass es nicht üblich ist, dass ein Dschinn und die Meisterin ein Paar sind?“ Ich nickte. „Oho, Edward ist gut!“ Verwirrt blickte ich ihn an. Ich hätte eher gedacht, dass er wütend werden würde, wie bei Edward, aber nein, Avan lachte. Er lachte lauthals los. „Er hat dich wirklich um den Finger gewickelt, der Charmeur! Du liebst ihn, oder? Er sieht gut aus, oder?“ Wieder brachte ich nur ein Nicken hervor. Was sollte ich auch sonst sagen. „Pah!“ Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Das einzige, wobei ich mir sicher war, war, dass er nichts Gutes im Sinn hatte. „Was willst du?“, schrie ich ihn an. „Was ich will?! Ich möchte dir das wahre Gesicht von Edward zeigen. Ich möchte dir die Wahrheit über deinen Liebsten erzählen!“ Welche Wahrheit meinte er? „Was meinst du?“ „Immer wieder schafft Edward es ein Mädchen unter seine Gewalt zu bekommen!“, wieder lachte er, diesmal lauter. „Was meinst du mit wieder?“ „Er versucht es bei jeder seiner Meisterinnen! Und alle verlieben sich in ihn!“ „Was?“ Ich verstand nicht, was Avan damit sagen wollte. Ich verstand nur Bahnhof. „Du liebst ihn, stimmt’s? Er liebt dich nicht, mein Engel. Er benutzt dich nur!“ Das glaubte ich ihm nicht! Niemals! Man sah Edward an, dass er nicht mit mir spielte. Er liebte mich und damit basta! Heftig schüttelte ich den Kopf und warf ihm einen wütenden Blick zu. „Er liebt mich!“, sagte ich bestimmt und hielt seinem Blick stand. „Ja, klar. Er liebt dich, Baby. Aber nur in deinen Träumen. Tief im Inneren weiß du, dass er dich manchmal wie Luft behandelt und in anderen Moment, als wärst du sein Ein und Alles.“ Er grinste. „Sag jetzt nicht, dass er dir immer seine volle Aufmerksamkeit geschenkt hat.“ Meistens … Nein. Eigentlich immer … bis auf … heute. „Also was ist?“ Wie ein Affe im Zirkus, grinste er mich immer noch an. Da ich aber nicht antwortete, fuhr er fort. „Seine nächste Aussage wird sein, dass du dir alles wünschen darfst, was du nur willst. Und weißt du, warum?“ Ich blieb stumm. Stumm wie ein Fisch. Die Puzzleteile in mir lagen verstreut und wollten nicht zusammen passen, obwohl sie eigentlich gemeinsam ein vollständiges Bild bilden würden. „Er möchte, dass du ihn frei wünscht oder zumindest, dass er ein Mensch wird. Dies möchte er aber nicht, damit ihr zusammen sein und euch weiter lieben könnt. Nein. Er möchte tun und lassen, was er will und nicht mehr an den elenden Regeln der Dschinns gebunden sein.“ Seine Stimme war so kalt. So unendlich kalt und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich war hin und her gerissen. Hatte Avan Recht? Hatte Edward wirklich nur das Ziel, frei zu sein? „Du glaubst mir nicht - Oh, entschuldige - ich meine, du willst mir nicht glauben, oder?“ „Warum sollte ich dir glauben?“, würgte ich mühsam aus mir heraus. „Ich warne schon das sechste Mädchen, Isabella.“, erklärte er sanfter. „Jedes Mal reagiert ihr so absurd und glaubt Edward aufs Wort. Ich weiß, wie er denkt, ihr jedoch nicht. Ich kenne Edward, ihr nur eine begrenzte Zeit lang. Mir wird immer bewusst, wann Edward nur Theater spielt, du aber nicht. Weißt du, was ich meine?“ Seine Stimme war voller Zuversicht, Wärme und Zärtlichkeit. Für einen Moment lang glaubte ich ihm, dann aber spielten sich die schönen Momente, die ich mit Edward erlebt hatte, in mir ab. Er liebte mich, sehr sogar. Oder? Ich wusste nicht, warum ich im letzten Augenblick noch zögerte und meinen eigenen Gedanken nicht glauben schenkte. Vielleicht, weil in Avans Worte auch Wahrheit steckte. Edward hatte sich heute merkwürdig verhalten und ich kannte ihn wirklich nicht gut. Über seine Vergangenheit wusste ich kaum etwas und über sein Leben insgesamt auch nicht. „Als ich euch vor drei Wochen auf der Wiese getroffen hatte, habe ich Edward noch einmal ausdrücklich gewarnt, dass er mit seinem albernden Spielen aufhören und dich endgültig in Ruhe lassen soll. Aber er ist so eigensinnig und möchte einfach nicht auf mich hören…“ Er seufzte. „Sag mir, was du denkst.“, forderte Avan mich nun auf und sah mir direkt in die Augen. „Ich denke, dass du …“ Ich wollte ihm wirklich sagen, dass ich seinen Worten keinen Glauben schenkte, aber im selben Moment öffnete sich meine Tür und Edward kam mit wütendem Gesicht hereingestürmt. Er knurrt förmlich und stellte sich beschützerisch vor mich. „Verschwinde, Avan!“ „Ich bin sowieso fertig. Denk an meine Worte, Isabella.“ Er warf mir noch einen letzten Blick zu und verließ den Raum. Edward schnaubte noch einmal und drehte sich schließlich zu mir um. „Was hat er dir erzählt?“ Seine Stimme war so rau und voller Zorn erfüllt. Ich hätte mindestens gedacht, dass er mit mir sanfter sprechen würde. „Nichts Besonderes.“, log ich. Ich hätte es ihm sagen können, aber was wäre, wenn Avan Recht hatte? Edward würde es eh ausschlagen und behaupten, dass er mich lieben würde. So würde ich wohl nie erfahren, ob er wirklich nur frei sein wollte. „Bella! Lüg mich doch nicht an!“, schrie er nun und hatte mich an den Schultern gepackt. Er begann mich wütend hin und her zu schütteln, als würde er damit erreichen, dass Worte aus meinem Mund herauspurzeln würden. „Lass mich!“, versuchte ich mich zu wehren und drückte meine Hände gegen seine Brust. Seufzend ließ er mich los und strich sich mit der Hand durch seine verwuschelten Haare. „Ich weiß, dass ich dich nicht zwingen kann, es mir zu sagen, aber Avan möchte uns auseinander bringen …“ Ich sah ihn an, aber sein Blick war in die Ferne gerichtet. Wieso schaute er mich nicht an? „Ich liebe dich.“, flüsterte ich. „Ich liebe dich auch.“, er sagte es so, als würde er es nicht so meinen. Als würde er es nur sagen müssen. Normalerweise hatte er mich auch in solchen Momenten umarmt, aber diesmal nicht. Noch nicht einmal einen weichen Blick hatte er mir zugeworfen. Vielleicht hatte Avan ja doch Recht. Edward liebte mich gar nicht. Avans POV: Isabella war wirklich nicht leicht zu überzeugen gewesen, aber ich war mir sicher, dass ich bestimmt Zweifel hinterlassen hatte. Es war nicht so, dass ich Edward nicht leiden konnte und ich mich nicht freute, dass er sich verliebt hatte, aber er hatte sich eindeutig in die Falsche verliebt. Er hätte jede andere nehmen können, nur nicht seine Meisterin! Normalerweise war Edward auch nicht einer, der unbeachtet jede Regel brach, deshalb verstand ich ihn auch nicht. Okay, er liebt sie, vielleicht sogar sehr, aber das war noch lange kein Grund so zu handeln, wie er es getan hatte. In diesem Fall war meine Aufgabe gewesen Edward zur Vernunft zu bitten, doch er wollte ja nicht hören. Kein Wunder, dass ich nun auch noch seiner Freundin eine große Lüge auftischen musste! Er hatte es nicht anders verdient. Wenn Isabella es ihm erzählen würde, wäre mein Plan, diese Beziehung zu beenden, natürlich aufgeflogen. Allerdings glaubte ich nicht im Geringsten, dass sie nach meinen Worten, die nicht gerade gerecht gewesen waren, es ihm ausplaudern würde. Sie schien verwirrt zu sein. Verwirrt und unsicher. Vielleicht hatte sich Edward ja nach unserer Begegnung seltsam verhalten. Wer weiß. Sicher war ich mir aber, dass ich das richtige getan hatte. BPOV: Ich stürmte ohne weiter nachzudenken aus dem Zimmer. Aus dem Zimmer und die Treppe hinab. Würde er mich lieben, hätte er mich umarmt. Würde er mich lieben, hätte er mich geküsst. Würde er mich lieben, hätte er mir liebe Worte zugeflüstert. Würde er mich lieben, hätte er ganz anders gehandelt. Er liebt mich nicht, das war Tatsache. Ich lief einfach nur weiter, hinaus aus dem Haus, die Straßen entlang. Der sanfte Wind streichelte mein Haar, aber es war nicht dasselbe, wie Edward es abertausende Male getan hatte. Die Sonne küsste meine Wangen, aber es löste nicht die Gefühle aus, die ich bei Edward so genossen hatte. Alles um mich herum, das, was ich zuvor so gerne einfach nur angeschaut hatte, verwandelte sich in eine Welt, die mich nicht mehr glücklich machen konnte. Ich rannte wie in Trance in den Wald hinein. Ich bemerkte, dass ich hinter mir keine weiteren Schritte hörte, ich hörte rein gar nicht. Erschöpft und heulend blieb ich stehen. Edward war mir nicht gefolgt. EPOV (Sicht ab XVI. Schwarze Sonne): Es war schon eine Weile her, dass Bella und ich Avan auf der Wiese getroffen hatten, aber noch immer verharrten meine Gedanken an seinen Worten. Ich wusste, dass er Recht hatte, trotzdem konnte ich Bella nicht so einfach verlassen. Ich liebte sie wahrhaftig und nachdem, was wir gemeinsam erlebt hatten, konnte ich ihr eine endgültige Trennung nicht zumuten. Dauernd musste ich über meine Beziehung mit Bella nachdenken. Irgendwie musste es doch eine Lösung geben. Eine Lösung, dass Bella und ich ohne weitere Probleme zusammen sein konnten. Ich trat ins Wohnzimmer und sah Bella. Zart schlang ich von hinten meine Arme um ihre Taille und hinterließ kleine Küsse auf ihrem Nacken. Ich genoss ihre Nähe und entspannte mich sofort. „Bella.“, hauchte ich in ihr Ohr. Ich bemerkte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Automatisch klammerte sie sich an meinen Händen. Augenblicklich atmete ich ein und füllte meine Lunge mit frischem Sauerstoff. Ich hatte seltsam geklungen, sodass Bella dementsprechend reagiert hatte. Bella sollte keinesfalls an meinen Sorgen teilhaben. „Alles in Ordnung?“, fragte ich nun wieder in meinem üblichen Tonfall. Sie drehte sich zu mir um und sah mich direkt an. „Ja …“, erwiderte sie kurz gebunden und küsste mich kurz. Dann wand sie sich aus meinen Armen. Gerne hätte ich sie zurück in meine Arme gezogen, aber sie ließ sich auf das nächstliegende Sofa fallen. Sie bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen, sodass ich ihren Gesichtsausdruck und somit auch nicht ihre möglichen Gedanken entziffern konnte. Ich hätte zu ihr hingehen können, sie umarmen können, aber irgendwie schaffte ich es nicht, mich zum Sofa zu bewegen. Sie schien so zerbrechlich, so abwesend. Ich hatte alles falsch gemacht die letzten Tage. Ich war ihr nicht so nah gekommen, wie sonst. Nie hatte ich ihr nur die magischen drei Wörter zugeflüstert, weil ich gedacht habe, dass es nicht der richtige Zeitpunkt für dies gewesen sei. Aber vielleicht lag es auch einfach nur an mir, da ich tief in Gedanken war. Und das immer. Ich bemerkte einfach nicht mehr, was um mich herum abspielte. Das einzige, was in diesem Moment zählte, waren meine Gedanken. Ich wusste, dass es nicht richtig war und ich mich mehr um meine Freundin kümmern musste, aber eine Lösung für unsere Beziehung zu finden, war auch nicht unwichtig. Lange stand ich im Wohnzimmer, bis ich bemerkte, dass Bella das Zimmer verlassen hatte. Suchend sah ich mich in der Küche um, bis ich schließlich nach oben ging. Zunächst zögerte ich Bellas Zimmer zu betreten, dann aber erkannte ich eine mir bekannte Stimme. Avan. Ich stürmte nahezu hinein und sah, wie Avan selbstbewusst und wohl auf Antwort wartend vor Bella stand. „Verschwinde, Avan!“, knurrte ich und stellte mich vor Bella. „Ich bin sowieso fertig. Denk an meine Worte, Isabella.“, sagte er noch und warf ihr einen letzten Blick zu, dann verließ er den Raum. Ich kochte vor Wut. „Was hat er dir erzählt?“, fragte ich Bella, als ich mich zu ihr umgedreht hatte. Was wollte Avan von Bella? Was hat er ihr erzählt?! „Nichts Besonderes.“, antwortete sie nur und sah mich weiterhin an. „Bella! Lüg mich doch nicht an!“, schrie ich nun und packte sie an den Schultern, begann sie zu schütteln. Egal, was Avan zu ihr gesagt hatte, ich werde es schon herausbekommen! Ich werde Avan… „Lass mich!“, sagte sie klagend und drückte gegen meine Brust, um sich aus meinem Griff zu befreien. Erst jetzt bemerkte ich, wie grob ich zu ihr gewesen war und ließ sie seufzend los, anschließend strich ich aufgewühlt durch meine Haare. „Ich weiß, dass ich dich nicht zwingen kann, es mir zu sagen, aber Avan möchte uns auseinander bringen …“ …und dafür würde er alle möglichen Mittel verwenden. Ich fixierte einen Punkt an Bellas Schreibtisch. Ja, er würde alles tun. Alles, um uns auseinander zu bringen. „Ich liebe dich.“, flüsterte sie. Gedankenverloren stammelte ich die drei Worte. Es hörte sich falsch an. Falsch und gelogen. Kein Wunder, dass sie kaum darauf aus dem Zimmer lief. Warum machte ich immer alles falsch? Kapitel 18: XVIII. Entscheidungen --------------------------------- XVIII. Entscheidungen BPOV: Zusammengekauert saß ich auf dem humushaltigen Waldboden und wartete. Ich wartete nicht auf Edward, nicht wirklich. Sondern viel mehr auf einen Hoffnungsschein, der mir zeigen würde, dass doch noch Liebe in meiner Beziehung vorhanden war. Es war eher unwahrscheinlich, aber so einfach konnte ich nicht aufgeben. Ich wollte es nicht, obwohl die Situation einfach nur aussichtslos schien. Allmählich war es kühler geworden. Der zuvor noch warme Wind war nun zu einem kalten Hauch übergegangen. Die Blätter, um mich herum begannen, wie aus Zauberhand, auf und ab und im Kreis zu tanzen. Es war nicht so, als würde ich dieses Gewirbel des Laubes genießen, eher fand ich es unheimlich. Durch das Rauschen der Blätter verblassten alle Geräusche um mich herum und das war gut so. Ich wollte nichts hören und am liebsten auch nichts fühlen. Doch die Gefühle würden bleiben, wohlmöglich ewig. Vielleicht sollte ich ihn vergessen, aber es war nicht so einfach, wenn man ihn über alles liebte. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und wünschte, dass ich hier im Wald erfrieren würde. Aber wie es nicht anders zu erwarten war, erfror ich nicht. Ich hörte keinen kommen, aber auf irgendeiner Art und Weise fühlte ich es. Ich hob meinen Kopf an und blickte in zwei grüne Augen. Sie strahlten nicht, sie waren kalt und doch glaubte ich, dass ich Sorge in ihnen sah. Ich liebte dieses Grün, egal, ob die Person mir Schmerzen zufügte oder nicht, ich liebte sie. „Bella?“, sagte die sanfte Stimme. Ich antwortete nicht. Ich hatte keinen Grund dazu, lieber wollte ich hier bleiben. Er legte mir seine warme Jacke um die Schultern. Der Duft, der davon ausging, drang in meine Nase und kroch bis zu meiner Lunge. Es fühlte sich so an, als würde dieser feine Geruch meine Lunge von Atemzug zu Atemzug mehr zerstören. Wieso taten erst, wenn eine Wunde tief im Herzen geschlagen wurde, die schönen Dinge, die man sonst sehr genossen hatte, weh? Ich wollte schreien und nie wieder aufhören. Die Qualen zerdrückten mich und zerrissen jede einzelne Faser in mir. Edward trat näher an mich heran. Seine kühle Hand strich über meine Wange. Er war wohl lange durch den Wald gelaufen, um mich zu finden. Aber hatte er das nur getan, damit mein Vater sich nicht Sorgen machte oder weil er seine Lüge standhalten wollte? Er drückte mich an seine Brust. Ich fühlte nichts, ich war leer. Doch dies war eine Lüge. Eigentlich fühlte ich mich bei ihm geborgen. Geborgen und sicher. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“, flüsterte er in mein Ohr. Sein Atem streichelte meine Haut. Ich musste mich nahezu sputen mich nicht enger an ihn zu drücken. Es war eine Folter ihm nahe zu sein, da er nichts für mich empfand, aber auch eine Höllenqual ihm fern zu bleiben, weil ich ihm mein Herz geschenkt hatte. „Lass uns nach Hause gehen.“, wisperte er weiter und sah mich fragend an, dann beugte er sich noch einmal über mich. Er wollte mich küssen – das war das einzige, was ich noch denken konnte. Schnell wand ich meinen Kopf zur Seite und kniff instinktiv die Augen zu. Ich wollte ihm nicht in die Augen sehen, nicht nach diesem misslungenen Kuss. Leise hörte ich ihn seufzen, dann zog er mich an meiner Hand hoch, damit ich wieder aufrecht stand. Aber eigentlich wollte ich ja nicht nach Hause. Er nahm, wie selbstverständlich, meine Hand. Kam es ihm nicht seltsam vor, jemanden zu küssen, zu umarmen und Händchen zu halten, wenn man die Person nicht liebte? Ich könnte keinen fremden Jungen, bei dem ich keine Gefühle empfand, nur auf dieser Weise nahe stehen. Meine Gedanken begangen sich allmählich im Kreis zu drehen. Vielleicht sollte ich mich einfach damit abfinden, dass ich einen Freund hatte, der mich nicht liebte. Vielleicht sollte ich mich einfach nur mit ihm amüsieren und an mich denken. Nein. In der Liebe gehörten immer zwei. Mist! Mein Leben lag schon auf der Müllhalde. Glücklich würde ich nicht mehr so schnell werden … EPOV: Nachdem Bella aus dem Zimmer gestürmt war, saß ich noch einige Zeit da, bis ich mich endlich entschloss ihr zu folgen. Als ich aber aus der Haustür trat, war es natürlich schon zu spät gewesen. Sie war schon über alle Berge. Natürlich hätte ich sie sofort hindern können davon zu rennen, aber ich musste erst mal meinen eigenen Fehler verdauen. Es war meine Schuld, dass unsere Beziehung eine Schwachstelle hatte und ich war auch derjenige, der alles wieder gerade biegen musste. Aber bevor ich mit ihr reden konnte, musste ich sie zuerst finden. Ich sah zunächst nach rechts und links. Wo konnte sie nur hingegangen sein? Ich entschied mich schließlich erst mal durch die Stadt zu gehen und sie dort zu suchen. Nach kurzer Zeit jedoch wurde mir klar, dass sie hier nicht sein könnte. War sie zu Alice oder zu Rosalie gegangen? Ich stand ratlos da und überlegte. Schade, dass meine Dschinn-Fähigkeiten mir dabei nicht helfen konnten. Schließlich ging ich ratlos los und fand mich im dunklen Wald wieder. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Bella hier rein gegangen war, da sie doch bestimmt Angst vor den Tieren, die hier hausten, hatte. Trotzdem trat ich weiter einen Fuß nach dem anderen und folgte dem schmalen Pfad. Fast hätte ich gedacht, dass meine Augen mich täuschen würden, als kaum drei Meter vor mir Bella zusammengekauert hockte. Es schien ihr kalt zu sein. Langsam trat ich auf sie zu, bis ich vor ihr stand. Sie sah zu mir auf und unsere Blicke kreuzten sich. Ein Moment konnte ich nur in ihr dunkles Braun sehen, dann aber viel mir ihre Traurigkeit auf. „Bella?“, sagte ich sanft. Sie erwiderte nichts, aber das brauchte sie auch nicht. Ich legte ihr meine warme Jacke um die Schultern, sodass sie nicht mehr allzu fror. Daraufhin trat ich näher zu ihr und bückte mich. Zärtlich strich ich über ihre verweinte Wange. Es brach mir das Herz, sie so zu sehen. Sie hatte wieder wegen mir geweint. Ich wollte sie nicht mehr traurig machen, dass hatte ich mir geschworen, aber ich hatte es nicht eingehalten. Sehnsüchtig ihre Nähe wieder zu fühlen, drückte ich sie an meine Brust. Am liebsten wollte ich jetzt weinen und ihr sagen, dass ich sie über alles liebte, aber ich tat es nicht. Irgendwie, aus welchem Grund auch immer, wollten diese Worte nicht aus meinem Mund kommen. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“, flüsterte ich stattdessen in ihr Ohr. Ich merkte, wie sie mit ihr selbst kämpfte. Ich wusste nicht genau worüber, aber sie tat es. „Lass uns nach Hause gehen“, wisperte ich weiter und sah sie fragend an und beugte mich dann über sie. Ich wollte sie küssen. So leidenschaftlich küssen, wie früher. Allerdings drehte sie, bevor meine Lippen ihre treffen konnte, ihren Kopf zur Seite. Enttäuscht biss ich fest die Zähne zusammen. Es war meine Schuld, redete ich mir ein. Ich hätte nicht so abwesend zu ihr sein sollen. Ich seufzte leise und zog Bella dann nach oben. Wir sollten nach Hause gehen und dort reden. Vielleicht würden dann sinnvolle Worte aus mir heraussprudeln. Vielleicht. Aber ich hatte falsch gedacht. Meine Hoffnung, die ich noch einst geschöpft hatte, war verschwunden. Bella wollte nicht über unsere Beziehung sprechen. Ich wollte ihr Zeit geben, aber Zeit bedeutete auch, dass sie sich mehr von mir abwenden konnte. Es war nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Avan hatte mich komplett aus der Bahn geworfen. Er hatte vielleicht mit seinen Worten Recht gehabt, aber trotzdem konnte ich mich von Bella nicht einfach so trennen. Die Liebe hat keine Grenzen, oder? Ich hoffte, dass Bella bald wieder zu mir finden wird und sich nicht mehr zurückzieht. Ich hoffte es so sehr. AvanPOV: Ich hatte die beiden von weitem beobachtet. Bella saß eine Weile einfach nur da und war traurig gewesen. Wenn ich ehrlich war, tat sie mir nicht leid. Vielleicht hörte es sich so an, als wäre ich herzlos, aber das war ich nicht. Ich hatte Gefühle, die ich jedoch tief in meinem Inneren verborgen hatte. Ich wartete einfach wieder auf den Tag, wo ich sie wieder sehen konnte. Das schönste Mädchen, das ich je getroffen hatte: Lia, die Schwester von Edward. Aber ob Edward noch immer mit unserer Beziehung einverstanden war, war ich mir nicht sicher. Doch mir war es eigentlich auch egal. Lia gehörte zu mir und keiner konnte sie mir wegnehmen. Ich starrte weiter in Richtung Bellas Haus. Ich sah, wie Edward versuchte mit Bella zu reden, aber irgendwie wehrte sie sich. Es war recht so. Genauso sollte es sein. Bella hat meinen Worten wahrhaftig glauben geschenkt. Das war gut. Sehr gut. Ich war gespannt, wie es mit dem beiden weitergehen würde. Gespannt, ob Bella ihn wegschicken würde. BPOV: Ich folgte Edward, wortlos. Wortlos und gedankenlos. Ich verbot mir geradezu weiterhin nachzudenken. Es brachte mir eh nichts. Zu Hause angekommen, führte er mich ins Wohnzimmer. Meine Hand ließ er nicht los. „Bella, wir müssen miteinander reden.“ Sein Ton war so, als würde er mit seinem Arbeitsgeber sprechen. Ernst und emotionslos. „Ich will nicht reden.“, erwiderte ich leise. Was wollte er mir denn noch sagen? Ich wusste ja schon, dass er mich nicht liebte, mehr gab es nämlich auch nicht zu sagen. „Ich möchte aber. Bitte, Bella … ich ertrag es einfach nicht, wenn wir uns anschweigen und so tun, als wären würde zwischen uns nicht stehen.“ Ich schüttelte nur traurig den Kopf. Reden war nun wirklich das letzte, was ich tun wollte. „Okay. Vielleicht ein anderes Mal.“, er seufzte und ließ meine Hand los. Im selben Moment kam es mir so vor, als würde etwas fehlen. „Ich lass dir Zeit, Liebste.“ Seine Stimme war voller Liebe und Schmerz. Diese Gefühle waren aber wohl nur gespielt. Eindeutig. Noch einmal warf er mir einen Blick zu und verließ den Raum. Allein zu sein war zumindest besser, als ständig seine Nähe zu genießen und andererseits zu versuchen ihm so fern, wie nur möglich, zu bleiben. Die einzige Möglichkeit allem ein Ende zu machen, war der letzte Wunsch. Er könnte meine Zukunft bestimmen. Und ich wusste in diesem Moment genau was, was ich mir wünschen würde. Kapitel 19: XIV. Der dritte Wunsch ---------------------------------- XIV. Der dritte Wunsch BPOV: Ich wusste, was ich mir wünschen würde, aber einfach würde es nicht werden. Ganz und gar nicht. Das Problem war, dass ich Angst hatte. Angst, dass ich meine Gefühle mich überschwemmen würden und ich meinen Entschluss nicht ausführen konnte. Ich würde nicht ihm wehtun, sondern mir selbst. Innerlich wollte ich schreien, von außen her, wollte ich ernst und gefasst wirken. Doch wie sollte dies funktionieren, wenn ich jetzt schon von dem Wasserfall heruntergespült wurde und keinen Halt fand? Am liebsten wollte ich diesen Gedanken herunter schlucken und nicht mehr bis Morgen daran denken, denn Morgen sollte es soweit sein. Morgen sollte Edward … Ich brach meinen Gedanken ab, da die Haustür sich augenblicklich öffnete. Charlie war nach Hause gekommen. „Hey Dad!“, begrüßte ich ihn und zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Er lächelte glücklich zurück und begrüßte mich ebenfalls. Seitdem ich das letzte Mal so traurig gewesen war, wollte ich Charlie nicht noch einmal meine Sorgen teilen lassen. Er sollte denken, dass mit Edward und mir alles reibungslos verlief. „Was hast du heute gekocht?“, fragte er mich und legte seine Jacke auf die Lehne des Sofas. Ich hatte das Kochen ganz uns gar vergessen. „Ich habe heute nichts gekocht, da ich mir dachte, dass wir eine Pizza bestellen.“, log ich und griff schon nach dem Telefon. „In Ordnung.“, erwiderte Dad grinsend. „Wo ist Edward, oben?“ Ich schüttelte den Kopf. „Er ist heute bei seinen Verwandten.“ Mein Vater nickte und verließ das Wohnzimmer. Manchmal fiel es mir ziemlich schwer meine Geheimnisse von ihm fern zuhalten. Aber ich musste es tun – es ging nicht anders. Schnell bestellte ich die zwei Pizzen und setzte mich anschließend. Eigentlich wollte ich hinauf in mein Zimmer gehen, aber dort war Edward und ihm wollte ich jetzt nicht begegnen. Edward … Ich seufzte leise und bei dem Gedanken an den letzten Wunsch lief mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich musste es einfach tun, auch wenn es mir schwer fiel. Auch wenn es das Ende bedeuten würde. Ich hatte mich in mein Zimmer zurückgezogen. Zuvor hatten wir die Pizzen schweigsam gegessen. Ich war tief in meinen Gedanken versunken gewesen und Dad verfolgte aufmerksam seine Sport Show. Es war auch gut so, dass wir uns nicht unterhalten hatten, da ich wohlmöglich nicht ansprechbar gewesen wäre. Immer wieder hatte ich mir die Szene, die wohl geschehen wird, vor Augen geführt. Es würde ein Schlamassel, einfach nur schrecklich und eine Qual werden. Das letzte besonders. Als ich ins Zimmer gekommen war, war Edward nicht da gewesen. Entweder war er irgendwo draußen oder in seiner Vase. Ich hoffte, dass er in seiner Vase sein würde, denn morgen früh wollte ich ihn wecken. Seufzend legte ich mich schlafen und schloss die Augen. Ich wollte mich ausruhen und Kräfte für morgen sammeln. Ich wollte, doch meine Gedanken, die ziemlich durcheinander waren, hinderten mich daran. Die Sekunden vergingen. Die Sekunden wurden zu Minuten. Die Minuten zu Stunden. Nach einer Zeit begann ich Abschied von Edward zu nehmen. Gedanklich natürlich. Denn morgen würde Edward gehen. Für immer… Ich schluchzte auf, hielt mir aber dann den Mund zu, damit Dad nicht hörte, dass ich weinte. Edward war mir egal. Er sollte ruhig wissen, dass er mein Herz gebrochen hatte. Schon war der Gedanke gebildet worden, sogleich durchzog ein Stich meinen Körper. Edward war mir nicht egal, er würde mir nie egal werden. Ich würde ihn so sehr vermissen. So sehr… EPOV: Ich saß hellwach in meiner Vase und lauschte Bellas leises Schluchzen. Wieder war ich hin und her gerissen. Sollte ich sie nun trösten oder weinen lassen? Ich wollte ihr Zeit lassen, aber … brachte sie mich in diesem Augenblick? Ein gefühlloser Kauz war ich nicht, denn ich litt mit ihr. Ihr Schluchzen wurde lauter und ich brauchte keinen Moment länger nachzudenken, als ich aus der Vase hinaus glitt und meine Arme um Bella legte. Sanft zog ich sie nah an mich heran und strich ihr unzählig Mal über den Rücken. Sogar meine Liebe gestand ich ihr. Komisch, dass mir diese drei Worte erst nach all den Wochen über den Lippen kamen. Ich hatte sie die ganze Zeit geliebt. Ihre Finger krallten sich an mein Hemd, ihr Kopf lehnte an meiner Brust, so wie früher. Es war fast so wie früher, als wir noch glücklich waren. „Ich liebe dich, Bella.“, flüsterte ich sanft zum wiederholten Mal. Ich küsste ihr Haar und drückte sie noch ein bisschen näher an mich. Ihre Tränen wurden jedoch nicht weniger, sondern noch mehr. Immer mehr. Was war nur mit ihr? „Bella?“ Sie wand ihren Kopf hin und her. Wie ein Kopfschütteln oder auch so, als würde sie gegen sich selbst kämpfen. Allmählich machte ich mir ziemliche Sorgen. „Was ist los?“ „Ich werde dich vermissen.“, wisperte sie und sah mich an. Ihre Augen waren vom Weinen geschwollen und gerötet. „Ich werde nicht gehen.“, flüsterte ich zurück. „Ich bleibe bei dir.“ Kurz schloss sie ihre Augen und neue Tränen quollen hervor. „Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, Edward!“, weinte sie und legte schließlich ihre Lippen auf meine. Der Kuss brachte mich buchstäblich zum Schmelzen, da er voller Liebe und Leidenschaft war. „Ich liebe dich auch.“, erwiderte ich zwischen den darauf folgenden Küssen. „Du bist mein Leben.“ Ich war glücklich, so glücklich, wie lange nicht mehr. Auch Bella schien glücklich zu sein, denn unsere süßen Küsse wurden mit ihren salzigen Tränen vermischt. Sie vergoss Freudentränen. Alles würde wieder gut zwischen uns werden. Wir würden wieder ein Paar sein, bei dem man merkte, dass sie sich liebten, so unendlich sehr liebten. „Bleib bei mir!“ flüsterte sie in mein Ohr, als sich unsere Lippen lösten. „Lass mich nicht allein.“ Ihre Stimme klang verzweifelt und ängstlich. „Du bist mein Engel … ich werde dich nie verlassen. Nicht solange ich lebe.“, versprach ich ihr. Wieder wimmerte sie leise und für einen Moment kam es mir so vor, als würde sie mir nicht glauben, allerdings nickte sie und küsste meine Wange. Solange der letzte Wunsch nicht ausgesprochen wurde, würde ich für sie da sein. Und vielleicht grübelte Bella auch eine Möglichkeit, dass ich bleiben konnte. „Lass uns schlafen.“, sagte ich leise. Wie früher legten wir uns hin und schliefen in einer Umarmung ein. BPOV: Letzte Nacht hatte ich mich von Edward verabschiedet. Ich wusste nicht, wie er es empfunden hatte, aber wie es schien, hatten ihm meine Tränen nichts ausgemacht. Immer noch lag ich seinen Armen. Es fühlte sich so schön an ihm wieder nahe zu sein, aber andererseits trug es dazu bei, dass ich Schwierigkeiten hatte mich wieder von ihm zu lösen. Langsam beugte ich mich zu ihm und drückte ein Kuss auf seine Lippen. Verschlafen öffnete er seine Augen und augenblicklich klopfte mir mein Herz bis zum Hals. Es waren nicht nur seine grünen Augen, die mein Herz zum Rasen brachteN, nein, auch die Erkenntnis, dass der Wunsch in den nächsten Minuten folgen würde, brachte mich aus der Fassung. „Guten Morgen, Süße.“, seine Stimme glich einer Melodie und war wohl tief in einen Topf mit Zucker getunkt worden, denn genauso süß hörte sie sich an. Ich verstand nicht, wie seine Stimme sich so anhören konnte, obwohl er mich nicht liebte. Hatte Edward früher einmal Theater gespielt? „Morgen.“ Ich sah ihn an. Er sah glücklich aus. Genauso glücklich wie letzte Nacht, als wir uns geküsst hatten. „Edward … ich …“ Mist! Ich konnte es einfach nicht aussprechen. „Ich wün-“ Ich wünschte, du könntest für immer bei mir bleiben… „Ja?“, fragend sah er mich an. Es war seltsam. Eigentlich wollte ich mir etwas wünschen, wenn wir nicht mehr im Bett lagen, aber … ich konnte nicht mehr warten, wenn er mich so weiter lieb ansah, könnte ich ihm nicht widerstehen. „Ich wünsche mir ein Glas Wasser.“, mit zittriger Stimme sprach ich es aus. Mein Herz schlug unregelmäßig und holprig. Es war raus. Ich hatte es wirklich gesagt. Ungläubig starrte Edward mich an, dann brach er in lautes Gelächter aus. Glaubte oder verstand er nicht, dass dies mein letzter Wunsch war?! „Das war doch nicht dein dritter Wunsch, oder?“ Ich nickte nur und hielt meine Tränen so gut wie möglich zurück, indem ich blinzelte. Emotionen, die ich zuvor noch gehört und bemerkt hatte, waren von einer Sekunde zur anderen wie weggespült. Edward stand auf und sah mir noch einmal tief in die Augen und klatschte dann in die Hände. Er hatte es wirklich getan, er hatte meinen Wunsch erfüllt. Er würde … bald verschwinden … für immer. Einen Atemzug später hielt er in der Hand ein Glas Wasser, dass er mir daraufhin reichte. Sein Gesicht war wie versteinert, sein Blick streifte mich kaum. Meine Hände zitterten in meinem Schoß. Ich zwang mich aufzustehen, obwohl meine Gliedmaßen sich wie Beton anfühlten. Als ich kaum einen Meter vor ihm stand, stiegen mir die Tränen, die ich versucht hatte zurückzuhalten, hoch. Edward sah zu Boden. Er sah nicht traurig aus, nein, seine Gefühle waren in einem Käfig gesperrt worden und konnten aus der eisernen Maske einfach nicht entkommen. Oder er hatte keine Emotionen, er war gefühllos. Vielleicht war er auch einfach nur enttäuscht, weil ich ihn nicht zu einem Mensch gemacht hatte. Ohne nachzudenken, schüttelte ich ihm das Glas Wasser ins Gesicht. Ich handelte meinen Gefühlen gerecht. Er hatte mir wehgetan, mir das Herz aus der Brust gerissen. Erschrocken blickte er mich an. Ich konnten aus seinen Zügen lesen, dass er nicht nur erschrocken war, sondern auch traurig. Traurig? „Warum? Warum nur, Bella?“ Das Wasser tropfte von seinem Kinn hinab, an seinem Hals herunter. Aber das war nicht das einzige, was an seinen Wangen floss. Auch Tränen hatten sich allmählich aus seinen Augen gelöst. „Warum?“ Ja, warum? Warum hatte ich es getan? Weil Edward mich nicht liebte. Das war die Antwort dazu, aber ich konnte es nicht aussprechen. Ich konnte es einfach nicht, da ich heulend am Boden kniete und mein Gesicht mit meinen Händen verdeckt hatte. Es war vorbei. Ich würde ihn nie wieder sehen. Nie wieder. Plötzlich fühlte ich, wie Edward sich neben mich gekniet und mich umarmt hatte. Auch er heulte, so stark wie ich. Hatte ich einen Fehler begangen? Liebte Edward mich doch? Die Bestätigung erfolgte, als Avan erschien. Aus heiterem Himmel öffnete er meine Zimmertür und trat hinein. Hätte er nicht laut gelacht, hätten Edward und ich ihn nicht bemerkt. Er lachte und lachte, hielt sich sogar den schmerzenden Bauch. „So gut hatte ich schon lange nicht mehr gelacht!“, grinste er schließlich, als er sich wieder gefasst hatte. Edward und ich sahen uns zunächst nur an. Sein Ausdruck spiegelte seine momentanen Gefühle wieder: Liebe und Schmerz. Doch dann veränderte es sich und ich sah, wie Wut in ihm zu sprudeln begann. Die Wut war nicht an mich gerichtet, sondern sie war aufgrund Avans Anwesenheit hervorgetreten. „Ich bringe dich um!“, brüllte Edward und stand abrupt auf. Er schritt auf Avan zu und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht „Du hast Bella gestern mit deinen Worten dazu getrieben, dass sie mich wegschickt!“ Seine Tränen flossen noch immer, als er dies aussprach. Sein linkes Auge begann sich leicht zu verfärben, aber er ließ sich nichts anmerken, dass es schmerzte. Das Grinsen blieb. „Habe ich nicht. Frag sie doch!“, forderte er meinen Freund auf und lachte erneut. Beide sahen mich, die heulend auf dem Boden saß, an. Ich war nicht imstande nur ein Wort über das Gespräch zwischen Avan und mir zu erzählen. „I-ich liebe dich.“, sagte ich stattdessen, mein Stimmorgan war kaum lauter als ein Hauch. Edwards Blick, der eben noch voller Hass erfüllt war, wurde zärtlich. Er umarmte mich liebevoll und flüsterte: „Ich liebe dich auch, Bella. Ich habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben. Egal was Avan gesagt hat, es stimmt nicht. Egal, was er behauptet hat, er log.“, sein Atem streifte meine Haut und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Dann sah er zu mir auf und ich erkannte, dass seine Augen Aufrichtigkeit ausstrahlten. Er log nicht...er liebte mich wirklich. „An dem Tag, als wir ihn gemeinsam getroffen haben, hatte er mich zur Ordnung gerufen und wollte, dass ich unsere Beziehung beende.“ Er holte tief Luft. „Ich werde es nie tun, Bella. Niemals.“ Seine Worte erfüllten mein Herz mit Wärme und brachen mich dazu, dass ich laut aufschluchzte. Ich hatte alles falsch gemacht. Ich hatte Edward nicht vertraut, ich hatte Avans Worten glauben geschenkt. Ich hatte alles falsch gemacht. Edward würde wegen meiner Dummheit gehen müssen. Gefühle, die sich schon lange nicht in mir entwickelt hatten, traten zum Vorschein. Es war ein Zerren und Reißen, das nicht aus dem Herzen hervor trat, sondern tief aus jeder einzelnen Zelle sickerte. Es war Selbsthass, das mich innerlich schreien ließ und auffraß. Ich war die Schuldige. Ich war die, die diese missliche Lage verursacht hatte. Ich war die Dumme. Die Dumme, die Edward zwang nun zugehen. Aufgelöst klammerte ich mich an meine große Liebe. An meine Liebe, die mich bald verlassen würde. Und sie würde mein Herz mitnehmen. „Wie süß!“, meinte Avan vergnügt. „Da habe ich aber eine Liebe zerstört!“ Noch einmal lachte er, dann hörte ich, wie sein Lachen langsam vertilgte. Er hatte den Raum verlassen. Anstatt noch einmal wütend zu werden, blieb Edward eng umschlungen bei mir und küsste mich. „Es tut mir leid …“, nuschelte ich leise vor mich hin, als ich mich wieder an seine Brust drückte. Kapitel 20: XX. Der Abschied ---------------------------- XX. Der Abschied EPOV: Es war nicht Bellas Schuld, sondern ganz allein Avans. Ich wäre am liebsten noch einmal aufgestanden und hätte ihn zu Tode geprügelt, aber das hätte auch nichts daran geändert, dass ich gehen musste. Meine Trauer wäre geblieben, egal, was ich getan hätte. Die Wut, die in mir brodelte, wurde sowieso von all den übrigen Gefühlen, die ich empfand, überspült. Ich liebte Bella, ich wollte sie nicht alleine lassen … Ich wollte nicht gehen. Eine Zeit lang saßen wir gemeinsam weinend in Bellas Zimmer. Ich wollte sie nicht loslassen, denn die Erkenntnis, dass ich dies bald nie wieder tun konnte, hinderte mich daran. Wieder und wieder küsste ich sie und sprach ihr Worte der Liebe ins Ohr. Bellas Wünsche waren so überraschend und ungewöhnlich gewesen, wie noch nie. Ich hätte vieles von ihr erwartet, aber nicht das. Sie würde mir immer im Herzen bleiben. Sie, Bella, die ich über alles auf der Welt liebte. Ich würde sie nie vergessen. „Musst du jetzt gehen?“, schluchzte Bella verzweifelt. Ich wischte ihr die Tränen von den Wangen und sah sie zärtlich an. Tränen standen wieder in meinen Augen. „Ja …“, ich seufzte. „aber … was hältst du davon, wenn wir uns erst einen schönen Tag machen und dann …“ … Abschied nehmen. Es kam mir nicht über die Lippen, es war einfach zu schmerzhaft. „Darfst du das denn überhaupt? Also noch bleiben?“ Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich hätte ich nach dem Wunsch in meiner Vase verschwinden müssen und Bella hätte mich in den nächsten Fluss oder Meer werfen müssen. Doch all die Regeln interessierten mich nicht. Ich konnte vielleicht nicht für immer bei ihr sein, die nächsten Stunden konnte ich aber bleiben. Man sagte, dass Dschinns nach etwa achtzehn Stunden, wenn die drei Wünsche ausgesprochen waren, selbstständig in die Vase zurückkehrten und erst von dem nächsten Meister wieder herausgelockt werden konnte. Also hatte ich noch ein bisschen Zeit mit Bella, die ich auch nutzen würde. Bella nickte nur und kuschelte sich erneut an mich. Sie lehnte sich an mich und murmelte etwas an meiner Brust, was ich jedoch nicht verstand. Die Zeit verging schneller, als wir gedacht hatten. Den halben Tag hatten wir gekuschelt und hatten alles um uns herum vergessen. Ich wollte aber nicht, dass unser letzter Tag nur aus so etwas bestand. Unser letzter Tag sollte etwas Besonderes werden. Bella sollte diesen Tag niemals vergessen. Die verbleibenden Stunden sollten einmalig werden, ewig in ihren Gedanken weilen. Und ich wollte nicht nur ein Traum oder eine schöne Erinnerung für sie sein, sondern etwas Außergewöhnliches. Sie sollte merken, dass ich sie liebte und das für alle Zeit. Bella zog sich im Moment um. Ich hingegen lief ungeduldig in der Küche hin und her. Der Sekundenzeiger der Uhr rückte immer weiter und sie kam nicht. Unsere gemeinsame Zeit lief davon und andererseits war ich ziemlich nervös. Würde es so klappen, wie es mir vorgestellt hatte? Endlich hörte ich ihre Schritte auf den Stufen, die nach unten führten. Mit einem ehrlichen Lächeln sah ich sie an. Bella sah wunderschön aus. Bei jedem Schritt flatterte ihr knielanges blaues Kleid und ihr Haar fiel in leichten Wellen auf ihre Schultern. Auf ihrem Gesicht jedoch strahlte ein Lächeln, das von Liebe getränkt war. In diesem Moment vergaßen wir beide, dass ich in wenigen Stunden schon nicht mehr hier sein werde. In diesem Moment zählten nur wir. Unsere Liebe. Ich reichte ihr meine Hand und führte sie die letzten Treppen hinab. Unten angekommen, drückte ich ihr einen Kuss auf die Schläfe und zog sie in eine kurze Umarmung. „Wohin gehen wir?“, fragte sie zum wiederholten Mal, aber ich schüttelte nur den Kopf, um ihr verstehen zu geben, dass ich auch diesmal nichts verraten würde. Ich grinste und sah, dass ihre Augen glänzten. Selbst wenn sie Überraschungen nicht mochte, war sie glücklich. Glücklich, weil wir zusammen waren. Noch. Das kleine Wort ‚noch’ zerstörte alles in mir. Das Grinsen erlosch wie eine Flamme bei einem kalten Luftzug und mein Herz zog sich zusammen wie eine vertrockne Pflaume in der Sonne. Schnell wand ich mich von meiner Freundin weg und schloss für einen Augenblick meine Augen. Ich musste mich beruhigen. Der Abend sollte nicht traurig werden, er sollte nicht voller Tränen sein, er sollte nicht schon voller Schmerz anfangen. Wir sollten das letzte Mal glücklich sein. Miteinander. Unregelmäßig atmete ich mehrmals ein und aus, bis ich mich einigermaßen wieder gefasst hatte. Dann drehte ich mich zurück zu Bella, die mich verwirrt ansah. „Lass uns gehen.“, wisperte ich und nahm ihre Hand in meine. Bevor wir uns in Bewegung setzten, neigte sie sich zu mir und überbrückte den Abstand zwischen uns. Sie drückte einen sanften Kuss auf meine Lippen. „Ich weiß, dass du traurig bist, Edward, für mich ist es auch nicht einfach, aber lass uns in den nächsten Stunden alles hinter uns lassen und nicht an den … Abschied denken.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Es fiel ihr wirklich nicht einfach, sie litt genauso wie ich, trotzdem versuchte sie mich mit ihren Worten zu trösten und mir Kraft zu geben. Ich nickte und drückte liebevoll ihre Hand. Kurz darauf fuhren wir Richtung La Push. La Push war nämlich der Ort gewesen, an dem wir uns das erste Mal kennen gelernt und gesehen hatten. Es war schön hier, aber wenn ich so nachdachte, rief es Gedanken wieder wach, die ich versucht hatte, zu verdrängen. Die ersten beiden Wünsche, die wirklich nicht gerade nach meinem Geschmack waren, waren für Jacob gewesen. Er wohnte hier in der Gegend und war, soweit ich wusste, mit einem Mädchen namens Samantha zusammen. Sie hatten durch Bella ihr Glück gefunden. Glück, das ich bald nie mehr empfinden konnte. All das, was Bella sich gewünscht hatte, war so außergewöhnlich gewesen, wie ich es noch nie erlebt hatte. Sie würde nicht nur ewig in meinen Gedanken bleiben, weil ich sie liebte, sondern auch weil sie einzigartig war. Genau in diesem Atemzug musste ich an Bellas Gesichtsausdruck denken, als ich das erste Mal aus der Vase schlüpfte. Erstmal hat sie sich so fest geschüttelt, dass ich glaubte, dass es irgendein Irrer diesmal mein Meister sein würde. Was jedoch noch überraschender gewesen war, war, dass sie mich, also samt der Vase, fallen gelassen hatte. Ich landete relativ weich im Sand und glitt, vom Aufprall verwirrt, hinaus. Sie sah überrascht aus, wenn ich ehrlich war, ziemlich überrascht. Ihre Augen weiteten sich und sie betrachtete mich vorsichtig. Mich amüsierte es sehr, dass sie zum einen bildhübsch war, denn die meisten, die ich traf, waren eher durchschnittlich, und zum anderen, dass sie mich ansah, als wäre ich nicht real. Ihre Miene sah lustig aus, aber auch so süß. Am liebsten hätte ich sie direkt nach ihrem Namen gefragt – aber das ging wohl schlecht, da sie meine Meisterin war und ich mich anständig verhalten musste. Als sich unsere Blicke anschließend kreuzten, war, dass erste, was mir in den Sinn kam, dass ich sie küssen wollte. Es war unglaublich, aber wahr. Schon in den ersten Sekunden war ich von ihr verzaubert gewesen, schon in den ersten Sekunden wollte ich sie nie wieder verlassen, schon in den ersten Sekunden hatte ich mich ihn sie verliebt. Ich hatte mich verliebt, obwohl es mir in diesem Moment noch nicht richtig klar war. Erst jetzt im Nachhinein erkannte ich es, dass ich mich schon von Anfang an zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Gerne hätte ich es Bella jetzt erzählt, doch es würde nur unnötige Hoffnung und Tränen hervorrufen. Würde nur ein Funken Licht über uns erscheinen, hätte ich die Chance ergriffen und ihr die Worte zugeflüstert. Es war fast stockdunkel und die Sonne war nur noch ein gedämpfter, winziger Punkt am Horizont. Gleich würde sie wie ein Tropfen im Meer versinken und die Dunkelheit würde sich breit machen. Doch das war gut so, denn ansonsten könnte ich ihr nicht das zeigen, was ich vorhatte. Bella parkte in der Nähe des Strandes und wir stiegen aus. Nach einem Kuss, gingen wir Hand in Hand entlang der Straßen, bis wir einen schmalen Weg, der hoch zu einem Felsen führte, nahmen. Die neugierigen Blick, die Bella mir zuwarf, erwiderte ich mit einem Lächeln. Hoffentlich würde es ihr gefallen. Wir kamen unserem Ziel immer näher und nicht nur ich wurde nervös, sondern auch meine Freundin. Heimlich musste ich trotzdem dauernd lächeln, da ich ihre nervöse Art süß fand. „Wir gehen zu einem Leuchtturm?“, fragte Bella plötzlich, als sie das helle Licht sah, dass hin und her schwankte. Ich nickte. „Gefällt es dir?“ Sie zuckte mit den Achseln. „Kommt drauf an, was wir dort machen.“ Dann aber lachte sie und umarmte mich stürmisch. Sie wusste genau, was wir machen würden. Und ich? Ich freute mich, dass es ihr so gefiel. Schon hatten wir den Turm erreicht, rannte Bella, ohne auf mich zu warten, die Treppen hinauf. Rasch folgte ich ihr. Den Augenblick, wo sie oben an der Reling stand, wollte ich ja nicht verpassen. Oben angekommen lehnte Bella am Geländer und sah sich die Aussicht an. „Es ist wunderschön!“, hauchte sie glücklich. Ja, das war es. Von hier oben konnte man hinab zum unendlich weitem Meer herab sehen, das vom Licht des Leuchtturmes belichtet wurde. Die Wellen schimmerten zart und präsentierten eine außergewöhnliche Vorstellung. Schaute man aber hinauf zum Himmel, erblickte man tausende glänzende Sterne. So viele, die unmöglich zum Zählen wären. Die Sternenbilder waren, wenn man genau hinschaute, genau zu erkennen. Es war traumhaft schön. Noch nicht einmal ich hatte so etwas je gesehen. Zärtlich schlang ich meine Arme von hinten um Bellas Taille. „Ich liebe dich.“, wisperte ich in ihr Ohr. „Ich liebe dich auch.“, sagte sie genauso leise. Daraufhin drehte sie sich zu mir um. Im gedämpften Licht erkannte ich, dass auf ihren Wangen Tränen funkelten. „Es ist so schön hier! So wunderschön. Danke, Edward.“ „Bitte.“ Für dich würde ich alles tun. Leidenschaftlich küssten wir uns und Gefühle, die ich bald nie wieder in mir spüren würde, überschwemmten mich. Ich fühlte mich federleicht. Glücklich und federleicht. Die Menschen sagten wohl dazu, dass wir auf Wolke sieben schweben würden, mir kam es aber so vor, als würde ich noch höher sein. Das einzige, was mich auf den Boden hielt, war der Stein der Tatsachen. Ich würde in weniger als einer Stunde von der Wolke fallen und Bella mit mir. Ich könnte nie wieder dort oben zurückkehren, weil ich weit weg sein würde. So weit, dass die Wolke mir nicht folgen konnte. Nach Luft schnappend löste sich Bella von mir. Anschließend lächelte sie mich an. In ihren Augen erkannte ich ein Glitzern, das mir zeigte, wie glücklich und verliebt sie war. Auch ich lächelte und beugte mich abermals zu ihr hinab, um sie zum wiederholten Mal zu küssen. „Willst du noch ein bisschen hier bleiben?“, fragte ich sie, als wir uns kurz darauf wieder in die Augen sahen. Sie nickte und wand sich wieder Richtung Meer. Unsere Hände waren ineinander geflochten, sodass sie mich mitzog und wir dicht nebeneinander standen. So schauten wir uns die Sterne und das rauschende Meer an, bis es Zeit war zu gehen. Bevor ich endgültig verschwand, machten wir noch einen Spaziergang am Strand. Es war stockdunkel, doch das war gut so. Gut, weil uns keiner sah und auch, weil wir nun unsere Gefühle, die wir zuvor noch tief in unserem Herzen versteckt und weggeschlossen hatten, freien Lauf lassen konnten. Wir weinten. Wir gingen spazieren und weinten in der Stille. BPOV: Die Idee zum Leuchtturm zu gehen, war großartig und einmalig gewesen. Nie würde ich den Moment vergessen, als ich oben stand und wir gemeinsam das schimmernde Meer und die leuchtenden Sterne angesehen hatten. In diesem Augenblick wurde mir erst bewusst, wie viel Glück ich eigentlich mit Edward gehabt hatte. Kein anderer Junge würde mich je so liebevoll behandeln. Nie mehr würde ich jemanden kennen lernen, der mir so wichtig war, wie Edward. Ich glaubte nicht, dass ich mich jemals wieder verlieben würde. Nicht so, nicht wie ich Edward liebte. Der Abschied rückte immer näher und somit auch die Tränen, die wir auf unserem Spaziergang am Strand vergossen. Keiner von uns sagte etwas. Stumm und weinend ließen wir zu, dass der Sand in unsere Schuhe sickerte. Unser Schuhwerk wurde schwerer, unsere Schritte langsamer. Die feinen Luftzüge wehten uns durch die Haare und ließen sie im Wind flattern. Hätte es jetzt geregnet und das Meer stürmisch die Wellen am Strand geschleudert, so würde das Wetter meine Gefühle ziemlich gut beschreiben. Allerdings blieb der Himmel unveränderbar klar und das Meer bewegte sich in gleichmäßigen Strömungen. Die Sterne und der Mond leuchteten uns den Weg. Den Weg zu dem Ort, an dem wir uns das erste Mal getroffen hatten. Allmählich kam es mir vor, als wäre ich in einem elenden Teufelskreis geraten. Ich fühlte mich hin und her gerissen, meine Empfindungen spielten verrückt, mein Kopf war wie leer gefegt. Ich wollte Edward nicht gehen lassen, aber es gab keinen Ausweg. Wir befanden uns in einer Sackgasse, aus der so wohl ich, als auch Edward nicht entkommen konnten. Er musste gehen. Für immer. Die Dunkelheit um uns bedeckte uns mit einer undurchlässigen Decke. Hier konnte keine Hoffnung hindurch dringen und ebenso kein Seil konnte erscheinen, um uns zu retten. Es war keine Erkenntnis, die mir dies weiß machte, vielmehr eine Feststellung. Es gab keinen Notausgang, keinen Knopf, der alles rückgängig machen konnte. Wir waren unserem Schicksal ausgeliefert, unserem Abschied. Wir kamen an der Stelle an, an der ich die Vase gefunden hatte. Es war das erste Mal gewesen, dass ich ihn gesehen hatte, und es würde auch das letzte Mal sein. Schweigend blieben wir stehen, mein Blick war auf unsere Hände gerichtet. Nie wieder würde ich seine sanfte, warme Hand in meiner fühlen. Langsam hob ich meinen meine Augen und erblickte zwei im Dunkeln leuchtende Augen. Sie erschienen dunkel, obwohl sie in Wirklichkeit die Farbe von zwei kräftigen Kiwis hatten. Nie wieder würden sich diese schönen Augen, die mich jedes Mal um meinen Verstand brachten, mit meinen kreuzen können. Ich beugte mich vor und küsste ihn. Nie wieder würde ich diese sinnlichen Lippen, die mir tausende Schmetterlinge in meiner Magengegend bereiteten, mehr berühren können. Seine starken Arme schlangen sich um meine Taille. Nie wieder würde ich seine mit Liebe erfüllte Umarmung, die mir Geborgenheit und Sicherheit spendete, mehr spüren. Ich würde ihn mehr als nur vermissen. Ich würde ohne ihn sterben! „Ich wünschte mir, dass du hier bei mir bleibst … für immer!“, hauchte ich leise und schluchzte. Genau dies hätte ich anstelle des dritten Wunsches äußern sollen, doch dafür war es nun zu spät. Edward drückte mich fest an sich. „Ich werde immer bei dir bleiben.“ Für einen Moment brach er ab, dann fügte er mit brüchiger Stimme hinzu: „In deinem Herzen, Bella, dort werde ich immer sein. Egal was passiert.“ Es war ein vages Versprechen. Natürlich würde er immer in meinem Herzen bleiben, aber trotzdem würde es nie mehr so sein, wie es einmal gewesen war. „Es ist nicht dasselbe.“, jammerte ich kaum hörbar. „Ich weiß, ich weiß.“, versuchte er mich zu beruhigen, aber auch er weinte wie ein Wasserfall. „I-ich … ich möchte am liebsten gar nicht gehen.“ Wir weinten eine Weile und ließen unsere Kleidung durch unsere Tränen durchweichen. Das Weinen brachte nichts, dennoch zeigte es dem jeweiligen Partner Gefühle und Worte, die nicht ausgesprochen wurden, weil sie durch jeden einzelnen Buchstaben noch mehr Schmerzen hinzufügen würden. „Es ist Zeit... ich muss jetzt gehen.“, sagte Edward mit schwacher Stimme. Ich blickte zu ihm auf, sah ihn jedoch nur verschwommen vor mir, da sich einen Tränenschleier um meine Linse gelegt hatte. Ich nickte zögernd, dann aber zitterte ich am ganzen Leib und klammerte mich an seinen Hemd. „N-nein.“, war das einzige, das sich über Lippen traute. Er küsste mich, lange und innig. Nach den Worten „Ich liebe dich“ löste er sich in Rauch auf und verschwand endgültig in seiner Vase. Nun war es meine Aufgabe ihn ins Meer zu werfen, doch ich war nicht imstande mich zu bewegen. Er war weg. Weg … Und ich hatte noch nicht einmal die Möglichkeit gehabt mich richtig zu verabschieden. Vielleicht war es trotzdem besser, dass er so schnell verschwunden war, denn kurze Abschiede sollten eigentlich dazu führen, dass man weniger trauerte. Allerdings hatte es bei mir keinen Unterschied gemacht. Ich war trotz allem am Boden zerstört. Ich fühlte mich leer, als würde etwas Entscheidendes fehlen. Tränen verströmt sank ich in den Sand. Die Vase, die vor mir lag, ergriff ich vorsichtig. Wie beim ersten Mal erkannte ich, dass das Gefäß wunderschön war. Ich strich über das dunkelgrün-goldenen Muster, das auf dem lilafarbigen Porzellan schimmerte. Immer und immer wieder. Ein letztes Mal drückte ich sie an meine Brust, dann warf ich sie, umgeben von unzähligen Tränen, ins rauschende dunkle Meer. Der Epilog folgt dann in den nächsten Tagen xD Hab übrigens gegoogelt und herausgefunden, dass es keinen Leuchtturm gibt, der direkt in der Nähe des Strandes liegt. Der Leuchtturm ist auf einem Felsen mitten auf dem Meer xD und ich hatte nicht vor Bella und Edward noch mit dem Boot fahren zu lassen haha Freu mich auf eure Reviews Epilog: Epilog -------------- Ich hoffe diesmal, dass die meisten ein Kommentar dalassen xD Am Ende ist mir eure Meinung sehr wichtig :) Epilog Der Traum heute hatte mir wirklich zu schaffen gemacht. Normalerweise träumte ich nie so etwas Verrücktes und ich weinte auch nicht beim Erwachen. Ich hatte geträumt, dass ich in einen Dschinn, namens Edward, verliebt gewesen war und trotz unserer innigen Liebe, musste er gehen und es war meine Schuld gewesen. Ob der Traum eine Bedeutung hatte? In der Cafeteria traf ich mich mit Alice und Rosalie. Sie erzählten mir, dass wir zwei neue Schüler hätten. Mir war es eigentlich egal. Da dieser Traum mich immer noch beschäftigte. Würde ich wirklich irgendwann die wahre Liebe treffen, so wie es mir mein Traum gezeigt hatte? Seufzend versuchte ich den Schwärmereien der beiden zu zuhören. Ich würde nie so geliebt werden. Es war doch nur ein Traum – es war nicht die Realität. Nachdem wir etwas gegessen hatten, machte ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Kurs. Ich schaute nicht genau hin, wo lang ich lief, weil mich meine Füße automatisch führten. Doch das erwies sich als fataler Fehler, denn ich stieß mit jemandem zusammen und landete prompt mit dem Hinter auf den Boden, als wäre das nicht genug, waren auch meine Bücher, die ich in meiner Hand getragen hatte, auf den Boden gefallen. Toller Mist! „Entschuldige, ich habe nicht auf den Weg geachtet. Habe ich dir wehgetan?“, fragte eine männliche Stimme mir gegenüber. Ich schaute nicht auf und sammelte auf Knien meine Bücher auf, als mir zwei große Hände halfen. „Nein, schon okay. Ich habe auch nicht auf meine Umgebung geachtet. Danke.“, sagte ich und erhob mich langsam und nahm dem Mann die Bücher ab, die er mir hinhielt. Als ich ihn dankend anlächeln wollte, erstarrte ich und hätte die Bücher fast wieder fallen lassen. Vor mir standen Edward und Avan. Jedoch stand Avan etwas abseits und schaute sich um, während ich immer noch Edward anstarrte. „Edward?“, rutschte es mir einfach raus. Es war lächerlich zu glauben, dass dieser Typ denselben Namen wie der Dschinn in meinem Traum hatte. Es war ja schon ein Schock, dass er genauso aussah wie mein Edward. Und auch Avan sah dem hinterhältigen Avan so ähnlich. Edward, der mir gegenüber stand, hatte indessen ein sanftes Lächeln auf den Lippen aufgelegt. „Woher kennst du meinen Namen? Kennen wir uns etwa?“ Nachwort An dieser Stelle möchte ich euch danken, dass ihr meine Story gelesen habt :) Meine lieben Reviewschreiber waren die besten! Ein besonderer Dank geht an meine Beta zeyni Ohne sie wäre diese ff wohl nicht so toll geworden und es hätte nur so von schlimmen Fehlern gewimmelt xD haha Liebe Grüße, Fairymel Edit: Es wird keine Fortsetzung geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)