Für eine Handvoll One-Shots von _Delacroix_ (eine "Hollows"-Fanfiction) ================================================================================ Tomate ------ Tomate „Dad.“ Edden blickte von seiner Zeitung auf, hinter der er sich nach dem Essen versteckt hatte und runzelte die Stirn. Eigentlich war Glenn doch aus dem Alter heraus, wo er mit treuem Hundeblick und einem leidigen „Dad“ um Taschengeld betteln musste. Misstrauisch musterte er seinen Sohn über den Rand der Zeitung hinweg und wartete darauf, dass dieser mit der Sprache herausrückte. Einer Gehaltserhöhung würde er jedenfalls in keinem Fall zustimmen. „Dad, ich habe doch bald Geburtstag“, fuhr Glenn fort und Edden sah sein Konto bereits in den roten Zahlen untergehen. Das war ja schlimmer als er angenommen hatte. Sein Sohn wollte über sein Geschenk reden und wenn er den Unterton in Glenns Stimme richtig beurteilte, konnte es nur in die Richtung: „neues Auto“ gehen. „Hmm“, murrte er als Zeichen seiner Zustimmung, während er den Artikel über Trent Kalamack scheinbar interessiert ins Auge fasste. Wenn er so tat, als wäre er nicht bei der Sache, würde Glenn vielleicht einfach aufgeben. Doch Fehlanzeige. Der Junge fuhr stur seine Schiene weiter: „Ich weiß jetzt was ich mir wünsche.“ „Hmm“, murrte Edden nun resignierend und wechselte die Seite ohne seinen Sohn auch nur eines Blickes zu würdigen. So sehr er ihn liebte, er würde ihm kein Auto, Boot, Hausboot oder Einfamilienhaus kaufen. „Ich möchte eine Paradiesapfelpflanze“, eröffnete der reichlich nervös auf seinem Stuhl herum rutschende Glenn und Edden legte die Zeitung endgültig zur Seite. „Du willst was?“ „Eine Paradiesapfelpflanze“, wiederholte sein Sohn ohne mit der Wimper zu zucken. „Rachel hat so eine und die sind toll. Ich würde auch zwei nehmen. Ganz wie du willst, Dad.“ Damit erhob er sich und lief eilig in Richtung Tür davon. Aus dem Flur hörte Edden noch ein: „Sorry, ich muss los“, dann war sein Sohn auch schon verschwunden. 'Eine Paradiesapfelpflanze also?' Was auch immer das sein sollte, teuer war es vermutlich nicht. Also würde er schauen, ob er eine für seinen Sohn bekommen würde. „Vampirische Hexenkunst, Morgan, Jenks und Tamwood. Tamwood am Apparat, was kann ich für Sie tun?“ hauchte die Stimme des lebenden Vampirs in den Hörer. „Edden hier, ist Rachel da?“ fragte Edden, während er das Sandwich misstrauisch beäugte. Glenn hatte darauf bestanden ihm eines seiner „Spezial-Sandwichs“ abzugeben und er war sich nicht ganz sicher wie spezial dieses Spezial-Sandwich wirklich war. „Edden? Es ist gerade ganz schlecht. Rachel ist ähm beim Kartenspielen.“ erklärte Ivy mit einem Unterton, der nichts Gutes verheißen konnte. „Beim Spielen? Und wieso kannst du sie dann nicht einfach kurz holen?“ „Sie ist der Preis.“ Mit einem Stöhnen biss Edden in das Sandwich, dass für Glenns Verhältnisse sogar gut schmeckte. „Ich muss aber dringend mit ihr reden. Ich brauche eine Paradiesapfelpflanze und im Baumarkt gibt es sie nicht.“ klagte er mit halbvollem Mund und schob einen Stapel Akten zur Seite. Er sollte aufhören Geschenke auf den letzten Drücker zu beschaffen. Wäre er gleich nach Glenns seltsamer Ankündigung einkaufen gegangen, hätte er jetzt kein Problem. Noch zehn Stunden bis zum Frühstück X und Glenn erwartete vermutlich bereits seine Pflanze oder war gerade im Land der Träume was vermutlich sogar wahrscheinlicher wahr. Trotzdem wollte er seinen Sohn nicht enttäuschen. „Eine Paradiesapfelpflanze“, wiederholte Ivy mit leichtem Unglauben in der Stimme. „Das ist doch kein Problem, die gibt es in jedem Inderlandershop.“ Edden knallte den Hörer auf die Gabel und biss herzhaft in den Rest Sandwich, bevor er aus dem Büro stürmte. Er musste eine Pflanze kaufen. „Sie wünschen?“ fragte die junge Hexe mit den rosa gefärbten Stachelhaaren, die in alle Richtungen gleichzeitig zeigten und musterte Edden von oben bis unten. Vermutlich kauften hier für gewöhnlich keine Menschen ein. In der gläsernen Vitrine lagen einige größere Stücke Rotholz mit Preisschildern, die Eddens Magen ernsthafte Schmerzen zufügten. Offensichtlich hatten Hexeneltern auch ein schweres Los zu tragen. Ein 2345 Dollar-Los um genau zu sein. „Ich möchte Paradiesapfelpflanzen für etwa 25 Dollar“, erklärte er und die Augen der Hexe wurden größer. „Sicher?“ fragte sie überrascht, lief aber schon zu einem der unzähligen Regale und holte zwei kleine, grüne Pflanzen hervor, die nicht besonders ungewöhnlich aussahen und genauso gut auch Unkraut aus dem Vorgarten sein konnten. Das waren also Glenns besondere Pflanzen? Edden schüttelte den Kopf. So genügsam war sein Sohn noch nie gewesen. Während die Hexe die Pflanzen abrechnete – Sie kosteten weit weniger als von Edden vorgegeben - musterte er die kümmerlichen Pflänzchen. Und diese Dinger sollten toll sein? Irgendwie schien ihm dabei etwas zu entgehen. Die Verkäuferin lächelte breit, als er auf die Verpackung verzichtete und die grünen Dinger einfach per Hand aus dem Laden trug. Vielleicht hatten Rachel und ihre Freunde doch einen guten Einfluss auf den Jungen Zwei Monate waren vergangen, seit er Glenn die Pflanzen geschenkt hatte und nun hatte er die Quittung bekommen. Sein Sohn war für zwei Wochen weg und er sollte das Grünzeug gießen. Edden fühlte sich lächerlich, als er die kleine Plastekanne mit Wasser füllte und durch das Wohnzimmer in Richtung Schlafzimmer stapfte, wo Glenn seine Paradiesäpfel aufbewahrte. Warum auch immer er die Pflanzen neben sein Bett stellen musste. Manche Dinge musste ein Vater einfach nicht verstehen. Leise öffnete er die Tür und blickte sich im Zimmer um. Hier war er nicht mehr gewesen, seit er seinem Sohn beim Einzug geholfen hatte. Er erinnerte sich an das Gewicht des großen Doppelbettes und an den Kleiderschrank, der sich partout nicht hatte aufbauen lassen wollen. Es waren drei sehr anstrengende Tage gewesen, doch er war stolz, dass sein Sohn inzwischen auf eigenen Beinen stand und höchstens noch ab und zu zum Frühstück vorbei kam um mit ihm zu reden. Sein Blick schweifte durch das Zimmer und blieb an den Pflanzen hängen, die in den letzten Monaten ein gutes Stück gewachsen waren. Groß waren sie geworden und an ihren Ästen hingen dick und schwer- Edden wurde leichenblass. 'Tomaten!' schoss es ihm durch den Kopf. Sein Sohn hatte Tomaten in seinem- Er hatte Tomaten angefasst! Die Welt um ihn herum begann sich zu drehen und der ehemalige Soldat spürte, wie ihm die Beine weg glitten, als er in Ohnmacht fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)