Das Vermächtnis des Mysteriums von VampirWolfYuriy (Der Moskau-Code) ================================================================================ Prolog: Der Anfang vom Ende --------------------------- Nur vereinzelt zogen kleine Wolkenfetzen über den Horizont und verdeckten kurzeitig das helle blau, dass den Himmel beherrschte. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht und schien erbarmungslos auf die Stadt Moskau hinab. Dennoch wehte ein kühler Wind, der an den Blättern der Bäumen zerrte. Die Straßen waren von regem treiben erfüllt. Menschen streunerten durch die Straßen, sei es zum einkaufen, zum Arbeiten oder auf den Weg nach Hause. Vereinzelt sah man auch schon einige Schüler, die früher aus hatten. Autos befuhren die Straßen und verursachten Lärm. Alles in der Stadt war laut und lebendig. Bis auf einen Ort, der in einer ruhigen Gegend lag. Der Friedhof. Es war der älteste Friedhof in Moskau und auch der unbekannteste. Einige Reihen Gräber säumten das Grundstück, während sie von Wiese umgeben waren. Vereinzelt standen auch Bäume und Büsche fest in der Erde verankert dar. Sie waren leichte Schatten auf den Boden und auf die Gräber. Nur bei einem Grab sah das ganz anders aus. Es war am Ende des Friedhofes am Mauereck. Direkt dahinter standen zwei Bäume, wie stumme Wächter und warfen ihre Dunklen Schatten auf den Stein. Das Grab sah ganz anders aus als die anderen. Während alle normale Gräber waren mit kleinem Steinrahmen und Grabstein, war dieses Vollkommen anders. Es war eine Truhe. Eine Art steinernen Sarg auf dem ein Engel saß. Sein Gesicht blickte auf das Grab hinab, während die Flügel gestreckt waren und zum Himmel hinauf ragten, beinahe so als würde er jeden Moment davon fliegen. Er trug wie es aussah eine Art Kleid. Die Figur war detailbetont gemacht worden, denn man konnte beinahe jede einzelne Falte des Kleides sehen, wie jede Feder der Flügel. Ein einst begabter Künstler. Der steinerne Sarg an sich war einfach gehalten. Doch während der Engel aus hellem Stein bestand, war der Sarg beinahe pechschwarz. Nur eine einzelne Blume stand links neben dem Grab. Diese Blume war mit Absicht dahin gestellt worden. Links war die Seite des Herzens und wenn man jemandem die Linke Seite darbot erwies man ihm Respekt. Im alten Ägypten hatte man immer den Linken Fuß vorgeschoben und auf den Pharao gerichtet als Zeichen der Ehranbietung und so waren auch viele Figuren gehalten worden. Und auch diese Blume sollte Respekt an den Toten Zollen. Eine Person betrat den Friedhof und war schnurstracks an allen Gräbern vorbei gelaufen direkt auf das letzte zu. Davor verharrte sie und schwieg. Enge schwarze Kleidung schmiegte sich wie ein Schatten an den männlichen Körper. Hochgewachsen, schlank aber muskulös. Es war eine schwarze Lederhose, ein hellblaues T-Shirt und eine ebenso schwarze Lederjacke, die bis zur Hüfte ging. Die roten Haare waren zu einem langem Zopf zusammen gebunden, während die Eisblauen Augen auf das Grab gerichteten waren. Der junge Mann brachte immer wieder regelmäßig eine Blume an das Grab. Eine Rose. Rosen waren eigentlich das Zeichen der Liebenden, aber sie hatte noch eine wichtige Bedeutung. Jeder kannte sie aber keine beachtete sie. Ein leises Seufzen entrang sich der Kehle des Rothaarigen. Er wusste nicht mehr weiter. Yuriy war mit den Nerven am Ende. Mit einer eleganten Bewegung ließ sank er in die Wiese. Ein Bein lag bis vom Fuß bis zum Knie im Gras, während er das andere normal stehen ließ und anwinkelte. Leicht senkte er den Kopf und faltete die Hände wie zum Gebet. Leise murmelte er unverständliche Worte, die der Wind, kaum dass sie seine Lippen verließen, davon trug. Die blauen Augen wirkten einen Moment trübe, als der junge Russe über die schwerwiegenden Probleme nachdachte. Er wusste nicht mehr weiter und es würde in Zukunft nicht einfacher werden. Ganz und gar nicht.... Missmutig blickte er auf das Grab und blieb weiterhin in der Knieenden Position. Leicht hob er den Kopf und blickte zu dem steinernem Engel auf, der das Grab bewachte. Seine Gedanken kreisten wild, bis er das himmlische Wesen sah. Nun wo er wieder einmal vor dem Grab stand erinnerte sich wieder an die Geschichte, die ihm immer wieder erzählt wurde. Sie war das beste Beispiel für die Macht, die manche Menschen besassen. Er selbst kannte niemanden mit solchen Kräften. Sie waren selten in dieser Welt und wenn sie jemand besaß schwieg man sich lieber aus um nicht ins Schussfeld zu geraten. Der Krieg tobte im Schatten und niemand bekam davon etwas mit. Auch wenn Geschichten und Legenden kursierten glaubten doch die wenigsten noch an diese. Erneut seufzte Yuriy leise auf. Langsam senkte er den Kopf und schloss die Augen, während er an die Geschichte seine Mentors zurück erinnerte. Es kam ihm vor wie gestern. Als wäre er gestern noch ein kleines Kind gewesen, saß auf seinem Bett und lauschte der Geschichte eines alten Mannes, der alles als wahr abstempelte. Viele Geschichten hatte sich der alte Mann ausgedacht, dass wusste der Rotschopf. Aber viele entsprachen der Wahrheit wie er später heraus gefunden hatte. Die Wahrheit war oft hart und man wollte sie nicht glauben. Man verdrängte lieber alles, da dies bequemer und einfacher war. Menschen waren oft so feige. Aber nicht der Mann. Nicht der Mann aus der Geschichte, die Yuriy so oft gehört hatte. ********************** Rückblick in die Geschichte Anfang ********************** Es war vor einigen Jahren zu Zeiten des Mittelalters. Menschen kamen auf den Scheiterhaufen, da sie sich nicht dem Willen anderer beugten. Sie waren Rebellen egal in welcher Hinsicht. Entweder stellten sie sich mit ihren Worten gegen die Kirche oder gegen die Krone. Kirche und Könige. Sie waren die Zentralen Mächte zu dieser Zeit und wer ihnen im Weg war starb. Man ließ unbequeme Leute im Feuer des Scheiterhaufens oder bei anderen Hinrichtungen sterben. Man Brandmarkte sie als Ketzer oder Hexenmeister. Niemand zweifelte daran, denn dann wäre man selbst getötet worden. Dunkle Zeiten in den Geschichtsbüchern der Menschen. Zeiten, die jeder am liebsten löschen will. Doch zu genau dieser Zeit spielte sich im Untergrund einiges ab. Heute kann man nicht alles nach vollziehen aber einige Sachen sind offen aufgelegt. So auch dieser Fall, der unter kleinen Gruppen heute noch bekannt ist. Ein Beispiel starken Glaubens und wirklicher Macht. Erneut war ein Scheiterhaufen erbaut worden. Menschen tummelten sich auf dem großen Platz. Jeder wollte dem Spektakel beiwohnen. Niemand gab es zu, aber wenn es soweit war, waren dann doch alle anwesend. Beinahe wie ein Innerer Zwang. Der Himmel war von grauen Gewitterwolken verdeckt und die Sonne hatte keine Chance das kalte Land mit ihren Strahlen zu erwärmen. Aber den Menschen würde auch bald so warm werden. Auf einmal begannen die Glocken der Kirche zu läuten. Punkt Zwölf Uhr. Das Gefängnis stand gleich neben dem großen Platz. Trompeten erklangen und schon bildeten die Menschen eine kleine Spalte. Sie standen wie eine Mauer Spalier. Vom Gefängnis bis zum Scheiterhaufen ging diese Gasse. Beinahe wie der Schlund eines Monsters. Die Türen des Gefängnisses öffneten sich und mehrere Personen traten heraus. Zwei Soldaten in ihren dunklen Uniformen und dazwischen lief ein älterer Mann. Seine Hände waren in Ketten gelegt und er wirkte krank. Dunkle Ringe waren unter seinen Augen zu sehen, während die Wangen eingefallen wirkten. Sein Gang war beinahe schwankend und er lief etwas gebeugt. Doch als er die Menge war nahm ging eine Veränderung durch den Mann. Sofort straffte sich sein Körper. Jeder Muskel schien hart zu werden, während er eine gerade Haltung annahm. Alle Müdigkeit schien von ihm ab zu fallen und er wirkte um einige Jahre jünger. Seine braunen Augen blitzten auf. Ein klarer Verstand schien in seinem Kopf zu Leben, doch das wäre bald vorbei. Erhobenen Hauptes lief er zwischen den Soldaten die Gasse entlang auf den Ort seines Todes zu. Kraftvolle Schritte und ein ebenso schwungvoller Gang. Die Schultern straf und der Blick gerade aus. Er hatte sich mit dem Schicksal abgefunden und nahm es an. Aber er würde nicht alleine gehen. Kurz ließ er den Blick umher schweifen, bevor er auf den Scheiterhaufen geschubst wurde. Schnaubend sah er die beiden Wächter an, bevor er auf die Spitze stellte und sich mit dem Rücken an den Pfahl stellte. Fest zurrten die Soldaten die Fesseln um seine Handgelenke und er stand wehrlos dar. Doch noch immer sah man keine Angst oder Furch. Nur eine grimmige Gewissheit und Ruhe. Der Papst persönlich und der König standen neben dem Priester, der den Tod geweihten die letzte Ehre erwies und ein Gebet für ihn sprach. Die Worte des Pfarrers verstummten und alle Augen richteten sich auf den älteren Mann auf dem Scheiterhaufen. „Wollt ihr noch etwas letztes sagen?“ fragte der Papst, während die kalten Augen seinen Feind fixierten. „Ja....ich spreche einen Fluch aus. Ich werde nicht alleine gehen. Noch bevor sich der heutige Tag zum ersten mal Jährt werdet ihr gestorben sein wie ich.“ Die Stimme des Todgeweihten klang Rau, aber Kraftvoll und hart. Keine Spur Unsicherheit war ras zu hören. Nur Entschlossenheit, Ruhe und eine beunruhigende Art von Gewissheit. Hunderte von Leuten standen auf dem Platz, doch war es Totenstill auf dem vollen Platz, als diese Worte erklangen. Stummes Entsetzen ging durch die Reihen der Menschen, während sie ängstliche Blicke austauschten. Die Angst war beinahe zum greifen. Die Unruhe wurde stärker und nach und nach erhoben sich leise Stimmen. Gemurmel wurde Laut. Zufrieden sah der Mann auf den König und den Priester, welche beide geschockt wirkten, bevor der König kalt schnaubte. „Spar dir deine Letzten Züge. Du bist der letzte der verfluchten Störenfriede!“ zischte er aufgebracht, doch der andere lächelte nur. „Der letzte? Vielleicht der letzte in dieser Stadt, vielleicht der letzte in diesem Land, aber nicht der letzte mit den Idealen die ich vertrete. Es werden andere kommen, die unsere Traditionen fortführen. Wir sterben nie!“ „Verbrennt ihn!“ schrie der Papst und die Feuer wurden entzündet. Schnell breiteten sich die Flammen über das Öl getränkte Holz aus und setzten alles in Brand. Holzscheitel für Holzscheitel fing Feuer, bevor es auf die Kleidung des Mannes überging. Schließlich sogar setzte es dessen Haare und Haut in Brand. Sie zerfrassen ihn bis auf die Knochen hindurch. Die Flammen züngelten bis hinauf zum Himmel, doch nicht ein Schrei entrang sich der Kehle des Sterbenden. Nicht ein Todesschrei oder Laut. Doch manche bildeten sich ein, ein kaltes und letztes Lachen gehört zu haben. Nur wenige Wochen darauf starb der Papst angeblich an einem Herzinfarkt. Und nur wenige Tage, bevor sich der Todestag des Mannes zum ersten mal Jährte starb auch der König. Der Fluch des letzten hatte sich erfüllt. Beide Feinde hatte er mit Jenseits genommen. Sein Ziel hatte er erreicht. *********************** Rückblick in die Geschichte Ende ********************** Leises Glocken geläut riss Yuriy aus den Gedanken. Langsam hob er den Kopf und blickte zur kleinen Kirche, die rechts neben dem Friedhof stand. Mit einer eleganten Bewegung erhob er sich und stand nun ruhig vor dem Grab. Er musste zu geben, dass es eigentlich kein Grab war. Denn in diesem befand sich weder eine Leiche noch die Asche. Dieses Grab war als Andenken errichteten worden. Als andenken für den Mann der im Feuer der Inquisition starb und durch seinen Fluch getötet hatte. Natürlich glaubten nur die wenigsten, dass es der Fluch war. Damals waren unruhige Zeiten und schon immer bekriegten sich Menschen um machtvolle Positionen. Das war meistens das größte und erste Ziel der Menschen. MACHT! Aber in seinen Augen war das falsch. Yuriy hatte ganz andere Ziele. Er wollte keine Macht haben, er wollte nicht mal Reich sein. Er kam mit seinem Leben wie es war bisher sehr gut zurecht. Auch wenn er im Moment schwer wiegende Probleme hatte. Er brauchte endlich jemandem zum Reden. Unruhig glitt sein Blick umher, bevor er sich in Bewegung setzte. Seine Schritte führten ihn vom Grab weg, direkt zur der kleinen Kirche, deren Glocken langsam erstarben. Die blauen Augen glitten musternd über das Bauwerk. Sie war auch schon sehr alt und man sah ihr die Zeit an, die an ihr vorbei gegangen war. Die Steine waren grau und dreckig, manche sogar Kaputt. Gläser waren zerbrochen oder notdürftig gerichtet. Schnaubend ging der junge Russe weiter. Kraftvollen Schrittes eilte er über den kleinen Kiesweg und kam am Hölzernen Tor an. Dieses Viertel war nie sonderlich Reich gewesen, daher wurde die Kirche nicht renoviert. Auch war sie unwichtig, aber nicht für ihn. Daher kam er oft hier her. Vor allem, wenn er sich mit IHM treffen wollte. Pater Mirov. Zwar war der Priester nicht für diese Kirche zuständig, aber hier konnte man unbehelligt reden. Genau das was Yuriy brauchte. Er hatte ein mieses Gefühl. Langsam ging er auf die Türe zu und öffnete sie. Wie immer gab sie ein leises Knarren von sich, doch ignorierte es der Rotschopf wie gewöhnlich. Was sollte er auch sonst tun? Neugierig sah er sich um. Auch wenn er diesen Ort schon beinahe in und auswendig kannte sah er sich doch immer wieder gerne um. Er wusste selbst nicht woran das lag, aber sie gefiel ihm. Der leicht dunkle Raum wirkte bedrohlich. Die Decke war hoch und die Torbögen reich verziert. Ein Andenken aus der Gothik. Doch wenn die Sonne zur Abendszeit durch das linke Altarfenster fiel wurde alles in buntes Licht getaucht, da dieses das einzig bunte war. Dieser kurze Anblick gefiel Yuriy sehr, wohl vor allem, da er ihn viel zu selten sah. Ruhigen Schrittes ging er an den Reihen der leeren Bänke vorbei auf den Altar zu. Angespannt lauschte er und sah sich um, doch lag alle still und leblos wie immer dar. Yuriy war sich sicher, dass hier niemand war. Er war alleine. Vollkommen Alleine und genau das störte ihn. Langsam ließ er sich auf der Stufe zum Altar nieder. Die Kleidung rieb leise an einander, doch das war dem blauäugigen egal. Seine Gedanken kreisten. Seit Tagen schleppte er schon einen Traum mit sich herum. Seit Nächten suchte ihn der selbe Alptraum immer und immer wieder auf, bevor er schreiend und schweißnass erwachte. Voller Angstschweiß. Es war aber nicht irgendein Alptraum. Er sah den Pater Mirov. Mirov war für Yuriy wie ein Vater. Der alte Mann hatte sich immer rührend um ihn gekümmert. Gedanken versunken zog Yuriy seinen Geldbeutel aus der Tasche und öffnete ihn. Dort blickte er auf das Foto, dass er immer bei sich trug. Es zeigte Yuriy im alter von 18 Jahren. Es war sein Geburtstag und der alte Mann hatte ihm eine Kette geschenkt. Die Wertvollste Kette, die er je hatte bekommen können. Es war ein Geschenk und ein Fluch zugleich, denn damit war eine Aufgabe an ihn übergegangen, die hart war. Am Anfang zu hart vielleicht...Leicht schüttelte er den Kopf und verdrängte alle Gedanken. Das musste warten. Er brauchte nun einen klaren Kopf. Er packte den Geldbeutel weg und dachte erneut an seinen Traum zurück. Die Angst, die der Pater hatte war seine gewesen. Er hatte sie gespürt. Er spürte sogar, wenn er aufwachte wie sein Herz raste. Die Unruhe, wenn er sich aus dem Bett schwang und versuchte sich abzulenken. Natürlich hatte er den Pater angerufen und ihn gebeten, dass er auf sich achten sollte. Deutlich erinnerte er sich an der seltsame Gespräch. Erst jetzt bemerkte Yuriy, dass daran mehr komisch war. *********************** Rückblick Telefonat Anfang ********************** Pater Mirov saß in seinem Lieblingssessel direkt vor dem Kamin. Neben ihm auf dem Tisch dampfte frischer und heißer Kaffee, während er ein Buch in den Händen hielt und las. Die blauen Augen flogen nur so über die Seiten, als das Telefon klingelte. Seufzend legte er das Buch beiseite und nahm den Hörer ab. “Peter Mirov?“ “Pater....ich bin es. Yuriy...“ erklang die Stimme des jungen Russen, was ein Lächeln auf die schmalen Lippen des älteren Mannes zauberte. “Mein Sohn. Es ist lange her. Schön, dass du dich bei mir meldest, aber wenn du das tust, dann stimmt etwas nicht oder?“ Ein leises Seufzen war durch die Leitung zu hören und Yuriy schwieg einen Moment bevor er fortfuhr. „Ja....“ meinte er leise. „Ich habe eben....geträumt. Aber versteht das bitte nicht falsch. Ich will nicht Kindisch klingen oder einfälltig, aber passt bitte auf euch auf..“ Leicht spannten sich die runzeligen Finger um den Hörer, während sich die blauen Augen verengten. „Einen Traum?“ hackte er nach. “Ja....einen Traum..“ erwiderte der blauäugige, was den alten Mann ergebens Seufzen ließ. „Ich werde auf mich aufpassen, mein Sohn. So wie du auf dich aufpassen solltest...“ Er schloss einen Moment die Augen. “Achte gut auf dich Yuriy. Achte auf dich...“ Damit legte er auf. Langsam wante er sich dem Kamin zu und kniete sich davor. Seufzend hob er ein Stück Holz auf und warf es zum anschüren in die Flammen. „Auf dich kommen noch schwere Zeiten zu Yuriy. Pass auf dich auf, nicht dass du dich im Strudel der Geschehnisse verlierst...“ *********************** Rückblick Telefonat Ende ********************** Verwirrt hatte Yuriy das Handy angestarrt und es schließlich wieder eingesteckt. Als er den Traum erwähnt hatte, war der Pater seltsamerweise unruhig geworden. Das war etwas, dass der Rotschopf nicht verstanden hatte. Vielleicht war es ja auch nur seine Einbildung gewesen. Schnaubend schüttelte er den Kopf. Auf sein Gefühl konnte er sich doch bisher immer verlassen. Nachdenklich blickte er zur Decke auf. Er hoffte Mirov würde bald kommen. Er hatte ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und war hier her gekommen. Es konnte ja sein, dass der Pater sie nicht abgehört hatte. Dann würde er wohl kaum hier her kommen. Aber Yuriy hatte das schlechte Gefühl, dass etwas anders war. Etwas schlimmes, dass er lieber nicht wissen wollte. Doch wurde er aus den Gedanken gerissen als sein Handy klingelte. Murrend zog er es aus der Tasche und ging ran. „Ivanov?“ “Yuriy. Gut, dass ich dich erreiche. Es ist wichtig“ Deutlich erkannte der Rotschopf die Stimme am anderen Ende. Es war die von Jonny Marlon. Er war ein Polizist. Schon alleine der Anruf gefiel Yuriy nicht. Sein Unbehagen wuchs und er spannte sich an. “Was ist los Jonny?“ „Yuriy....ich...es tut mir Leid. Pater Mirov...er ist Tod“ meinte er leise. Seine Finger krallten sich eng um das Handy, während er zudrückte. Gepeinigt schloss er die Augen und senkte den Kopf. “Er würde ermordet oder?“ hackte Yuriy nach kurzem Schweigen. Angespannte Stille herrschte am anderen Ende. “Verdammt Yuriy...woher weißt du das?!“ keuchte Jonny. Yuriy schwieg nur und öffnete traurig die Augen. Sein Ziehvater war Tod. Ein schmerzliches Seufzend entrang sich der Kehle des Russen, während er zur Decke aufsah. „Yuriy...bist du noch dran?“ “Ja....ich bin dran..“ murmelte er nur. “Yuriy...komm her. Wir müssen reden. Dringend“ Damit legte er auf und der Rotschopf hörte das Monotone Tüten, dass nun an sein Ohr drang. Nur langsam ließ er das Handy sinken und drückte den Anruf Weg. Ergebens schloss er die Augen. Es begann also doch. Und er konnte nichts tun. Er hatte nichts getan. Yuriy verfluchte sich einen Moment selbst. Er hatte die einzige Person verloren, die ihm etwas bedeutet hatte und der er vertrauen konnte. Eine Innere Kälte durchdrang den jungen Russen und die Verzweiflung wuchs. Genauso wie die Ratlosigkeit. An wen sollte er sich nun wenden? Alleine würde er das nicht schaffen. Niemals.... Kapitel 1: Tod -------------- Am Abend bevor Yuriy auf dem Friedhof ist: Der Himmel hatte sich pechschwarz verfärbt, während die Sterne am Himmel glänzten. Der Mond war noch nicht ganz voll, aber dennoch strahlte er in einem sanften Licht, dass auf die Erde nieder ging. Die Wolken waren dunkel und kaum zu erkennen, nur wenn sie sich vor die winzigen Pünktchen schoben, die Sterne waren. Obwohl es Mai war und der Tag angenehm warm, war die Nacht wieder kühl geworden. Die 30 Grad waren wieder auf Zehn hinab gefallen. Aber davon nahm der Pater Mirov keine Notiz. Er war eben erst von einer letzten Balsamierung nach Hause gekommen. Müde seufzte er leise. Kurz vor Mitternacht. Er war mit seinen 75 Jahren einfach zu alt um so lange zu arbeiten. Er schloss auf und betrat seine Wohnung. Mit einer gewöhnten Handbewegung nach rechts drückte er den Schalter und nur wenige Augenblicke später ging das Licht an und erhellte den Gang. Mirov ging weiter und betrat das Wohnzimmer als sein Telefon klingelte. Leider war der alte Mann zu langsam und nach dem dritten Klingeln ging sein Anrufbeantworter ran. „Bei Pater Mirov. Ich bin leider nicht zu Hause. Hinterlassen Sie mir eine Nachricht und ihre Nummer. Ich werde mit Sicherheit zurück rufen.“ Erklang seine eigene Stimme, die auf dem AB merkwürdig abgehackt und mechanisch klang. Er hasste diese Technik. Er hasste seine eigene Stimme, da sie sich in seinen Ohren schrecklich anhörte, aber das war ihm ja schon bekannt. Ton aufnahmen klangen immer schrecklich, wenn man sich selbst hörte. Doch wurde der alte Mann abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Diese Stimme! Seine Augen weiteten sich und er griff Instinktiv nach seinem Kreuz. Die runzeligen Finger schlossen sich fest um das Silber, beinahe als suche er halt. Das konnte nicht sein! Es war zu früh! Viel zu früh! Doch erinnerte er sich an Yuriys Anruf vor ein paar Tagen. Er hatte gewusst, dass es beginnen würde. Er kannte den Anrufer und er war sich sicher, dass er zu dem Treffen musste um das diese Person gebeten hatte. Aber er hatte ein seltsames Gefühl. Erneut musste er an Yuriys Warnung denken. //Verzeih mir kleiner.....aber ich glaube nicht, dass es heute schon soweit ist//. Der Blick seiner blauen Augen schweifte zur Uhr. „Noch drei Stunden...“ murmelte er leise. Noch drei Stunden sollte er sich gedulden? Das war eigentlich, das letzte, was er wollte. Aber er hatte eben keine Wahl. Langsam ließ er sich in den Sessel gleiten. Mit zittrigen Fingern griff er nach einem Bilder rahmen. Das gleiche Bild, was auch Yuriy hatte. Der Rotschopf als kleiner Junge und er selbst in jüngerer Verfassung. Pater Mirov hatte zufrieden in die Kamera gelächelt, während der Junge eher skeptisch reinsah. Leise seufzte Mirov auf. Yuriy....der kleine war für ihn wie ein eigener Sohn gewesen, den er nie hatte. Schon als er ihn das erste mal gesehen hatte, war er von den blauen Augen fasziniert gewesen. So rein und tief wie das Meer. Auch wenn sie damals von Einsamkeit gezeichnet waren, da er seine Eltern verloren hatte. Ein kleines 4-jähriges Kind. Auf dieses schockierende Erlebnis hatte Yuriy alles vergessen. Seine Erinnerungen an seine Eltern und die ersten Lebensjahre. Als wollte er alles verdrängen, damit ihn niemand mehr damit verletzen konnte. Es war traurig mit anzusehen. Kinderseelen konnten so leicht zerbrechen. Er hatte damals auch geglaubt, dass Yuriy brechen würde. Aber der Rotschopf war zäh gewesen und hatte sich durch gekämpft. Er hatte nicht nach gegeben. Er kämpfte sich durch dieses harte Ding, dass sich ein Leben nannte. So hatte er den kleinen Jungen bei sich aufgenommen. Er hatte ihn nicht adoptieren dürfen als Pater, aber er durfte ihn behalten und groß ziehen. Damals war er überglücklich gewesen. Diese blauen sollten wieder mit einem Lächeln strahlen. Langsam schloss der alte Mann die Augen als er zurück dachte. Yuriy war wirklich ein Wildfang gewesen. Eigentlich war er das heute noch. Niemand konnte den rothaarigen zähmen. Er war wie ein Wolf, der sich aufkämpfte, egal wie schwer es war und weiter machte. Damals war er ein verängstigtes Welpe und heute war er ein starker Wolf. Mirov war Stolz auf seinen Ziehsohn. Er war ein starker, junger Mann geworden. Es war schade, dass ihm nicht mehr viel Zeit mit Yuriy gegönnt war. Manchmal war das Schicksal gemein. Aber auf der anderen Seite waren die 20 Jahre, in denen er Yuriy an seiner Seite hatte wundervoll. Egal, was die Papiere sagten. Yuriy sein Sohn. Seelisch waren sie verbunden, das spürte er. Auch wenn sie nicht Blutsverwandt waren. Yuriy war sein Sohn.... Lange dachte er an alte Geschichten zurück, bevor ihn das läuten der Uhr aus den Gedanken riss. Er musste los, am Ende kam er zu spät. Mühsam erhob sich. Allmählich spürte der Pater sein wirkliches Alter. Auch wenn er als junger Mann beinahe athletisch war und sich heute noch fit hielt. Er war alt, da biss die Maus keinen Faden ab. Seine Knochen waren zerbrechlich geworden und seine einstmalige Kraft nahm immer mehr ab. Dennoch musste er nun los. Er schüttelte alle Gedanken ab und verließ die Wohnung. Zum Glück war doch noch etwas Zeit und der Treffpunkt nicht zu weit weg. Schnellen Schrittes eilte er zu dem Treffpunkt. Die Aufregung schien ihm beinahe Flügel zu verleihen. Sein Blick glitt kurz zum Himmel. Mittlerweile war der Himmel von dunklen Wolken bedeckt und er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war bis es anfing zu regnen. Typisch. Normal hatte der Wetterbericht so gut wie nie recht, aber immer dann wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte, musste es regnen. Leise grummelte der alte Mann und richtete den Kragen seiner Jacke. Der Wind war kühl und glitt unter die Kleidung. Er war wie ein eiskalter Mantel. Leicht schüttelte sich der ältere. //Brrr.....ist das Kalt. Ich hätte doch eine dickere Jacke anziehen sollen...// Immer wieder sah er sich um. Das schlechte Gefühl nahm mit jedem Schritt zu. Mit jedem Stück dem er sich seinem Ziel näherte. Seine Finger schlossen sich wie von selbst erneut um das Kreuz an seiner Brust. Sein Halt war Gott und der Unerschütterliche Glaube. Er wusste selbst nicht wieso er solche Unsicherheit, ja beinahe Angst verspürte. Er kannte die Person, die angerufen hat und es schien endlich Zeit zu werden. Leise seufzte Mirov auf und wandte den Blick vom Himmel ab und blickte wieder auf die Straße. Seine Schritte waren auf dem Pflaster deutlich zu hören, da es rund herum toten still war. Weder fuhren hier Autos noch war irgendein Mensch unterwegs. Was ja nicht verwunderlich war. Nacht um halb drei waren eben alle im Bett. Und wenn er selbst hätte schlafen können, wäre er vermutlich nun auch zufrieden schlafend in seinem Bett. Murrend zog er sich den Mantel enger um den Körper. Es war kalt und er wollte am liebsten zurück ins Bett, aber das Glück hatte er nicht. Das treffen mit IHM war wichtiger. Sein Blick glitt zum Himmel als er die ersten Tropfen spürte. //Super...nun fängt es auch noch an zu regnen....// Er konnte das nicht gebrauchen und so lief er schneller. Nach gut Zehn Minuten kam er endlich am Treffpunkt an. Unsicher glitten seine Blicke umher, doch nahm er nur Schatten wahr. Das schlechte Gefühl in ihm wurde immer stärker und war beinahe körperlich spürbar. Yuriy....was er wohl gerade tat? Es war schon spät also konnte es sein, dass der Rotschopf gerade schlief. Er schlief und....träumte. Den Traum, der seinen Tod zeigte? Der die Wahrheit werden könnte? Sicherlich lag es nur an Yuriys Anruf, den er abgewimmelt hatte, dass er so unruhig war. Träume wurden nicht immer wahr, dass wusste er. Auch wenn es bei Yuriy hin und wieder der Fall war. ZUFALL! Aber er wusste, dass es anders war, denn... Ein leises Geräusch ließ ihn zusammen zucken und herum fahren. Sein Körper zitterte und er krallte sich erneut um das Kreuz. Sein Halt, der unter seinen Fingern zu brechen schien. Auch wenn die Kette heil war wie immer, spürte er, dass sein Glaube sinnlos war. Die Silluette, die er sah, war nicht die Person, die es hätte sein sollen. Der Schatten war größer und breiter. Nie und nimmer, die Person, die klein und zierlich war. Das genaue Gegenteil....Panisch weiteten sich seine Augen als er etwas aufblitzen sah. Ja....es war soweit. Er hatte eigentlich gehofft, dass er noch Zeit hatte. Dass er noch das andere erledigen konnte, aber wie es aussah konnte er doch nichts mehr tun. Doch würde er nicht aufgeben. Niemals! Ein Ruck ging durch seinen Körper, er drehte sich um 180 Grad und rannte den Weg zurück den er gekommen war. Ihm war klar, warum er hier her bestellt worden war. Menschenleer....niemand würde hier schnell seine Leiche finden und wenn doch, war der Mörder zumindest sicher, dass niemand die Tat sah. Er war vollkommen in Sicherheit...Doch Mirov gab nicht nach. Er musste leben und wenn es nur für seinen Ziehsohn Yuriy war. Er wollte den kleinen Leben sehen. Wie er völlig erwachsen wird, wie er sich verliebt, seine Rolle akzeptiert und einnimmt. Aber dem würde wohl nicht so sein. Auch wenn er wusste, dass er sterben würde. Einen Versuch war es wert oder? Seine Schritte halten Laut wieder in dem verlassenen Viertel in dem war. Nur wenige Augenblicke später hallten die schnelleren Schritte seines Verfolgers. Er war eben alt und schwach. Auch wenn er in jungen Jahren fit gewesen war, hatte er doch seit vielen Jahren seine Vitalität vernachlässigt. Und das war nun wohl die Strafe dafür. Der andere war jünger und schneller. Er würde ihn einholen. Sehr bald sogar, wenn er nicht endlich auf Menschen traf. Langsam ging dem Pater die Luft aus. Immer schwerer fiel ihm das Atmen und die Sicht verschwamm vor seinen Augen. In diesem kurzen Moment stolperte er über seine eigenen Füße und knallte hart zu Boden. „Yuriy....“ murmelte der alte Mann leise. Er konnte ihn doch nicht alleine lassen... “Hab ich dich endlich....alter Mann“ hörte er eine kalte Stimme. Langsam drehte sich Mirov und musterte den Mann vor sich. Er kannte die Stimme...nur woher? Die Person vor ihm trug einen langen dunklen Mantel und die Kutte war tief ins Gesicht gezogen, so dass man nur Schatten sah. //Wer ist das?// Angestrengt verengte er die Augen und versuchte was zu erkennen. „Wer....wer bist du?“ Die Stimme zitterte und war kaum mehr als ein Flüstern, dennoch verstand der andere was der Pater sagte „Ich bin dein Tod..“ Damit schlug er die Kutte zurück. Noch im selben Moment erstarrte der alte Mann, während seine vor schock geweiteten Auge auf seinem gegenüber ruhte. „DU?!“ Seine Stimme überschlug sich bei dem Wort und zeigte deutlich wie schrecklich das für ihn war. //Das konnte nicht sein...das ist nicht wahr....wieso?// “Ich werde dein Geheimnis brechen....ich werde heraus finden, was das Juwel bedeutet....Ich werde es finden und nutzen. Für meine Ziele....egal, wen ich aus dem Weg räumen muss. Und wenn es dein Yuriy ist...“ Damit hob er den Dolch. Die Klinge war gewellt und Silberglänzend. Der Griff war schwarz und nur ein kleiner Saphir blitzte darin auf. „Leb wohl...Mirov“ Damit stach er zu. Tief in das Herz des sitzenden Mannes. Doch der nahm das kaum wahr. Der Pater saß auf dem Pflaster und sah auf. Doch seine Augen blickten nicht in die des Mörders, er sah nicht die Klinge. Er sah Yuriy vor sich, dessen blaue Augen sich in seine bohrten. „Yuriy..“ hauchte er leise und hob die Hand um die Yuriys zu ergreifen. Genau in dem Moment in dem er sie berührte, starb er. Mit einem seligem Lächeln auf den Lippen. Er hatte nur noch Yuriy, der ihm wichtig war und im Moment des Todes durfte er ihn sehen. Am anderen Ende in Moskau: „NEIN!“ Mit einem Schrei auf den Lippen erwachte Yuriy und saß aufrecht im Bett. Erneut hatte er diesen Traum und sah wie sein Ziehvater, Pater Mirov starb. Er konnte ihm nicht helfen, er war gelähmt. Doch immer, wenn der andere den Dolch hoch hob, konnte er sich bewegen. Er hielt Mirov die Hand hin, wollte sie ergreifen und ihm helfen, aber es war ihm nicht vergönnt. Leise seufzte der Rotschopf auf und strich sich die schweißnassen Haare zurück. Seit einigen Tagen quälte ihn nun dieser Traum. Gepeinigt schloss er für einen Moment die Augen, bevor er sich aus dem Bett schälte. Ein leises Gähnen kam über seine Lippen, bevor er sich streckte. Wie von selbst tapste er zum Fenster und blickte hinaus. Es war noch immer nacht...Drei Uhr. Ein seltsames Gefühl stieg in dem blauäugigem auf. Er wollte heute zum Friedhof und das alte Grab ehren. Das Grab auf dem kein Name stand, auf dem Friedhof, der keinen Namen trug. Er wollte um Hilfe bitten für Pater Mirov und dass dieser nicht sterben würde..... Ruhig sah er aus blauen Augen hinaus. Die Wolken hatten sich geöffnet und der Regen fiel auf die Erde hinab. Er fiel auf die Pflanzen und die Straße. Immer mehr Wassertropfen kamen zusammen und bildeten kleine Rinnsale. Die Tropfen perlten von den Blättern der Bäume und den Fenstern ab. Ein wunderschönes Schauspiel, wie Yuriy jedes Mal dachte, wenn er dem Regen zu sah. Er liebte dieses Wetter, da ihn viele wunderschöne Erinnerungen damit verbanden. Doch ahnte er noch nicht, dass das Wasser sich an einem anderen Ort mit dem Blut des toten Paters vermischte und die Spuren verwischte. Er löschte alles weg....und einen Moment hoffte Yuriy, dass es auch ihn weg spülen würde. Ihm ruhe gab, damit er nicht mehr nachdenken musste, damit das schlechte Gefühl verschwand. Heute Abend würde er erneut zu Pater Mirov gehen....“Sicher ist sicher...“ murmelte er leise und want sich vom Fenster ab in dem sich einen Augenblicklang der alter Pater spiegelte. Der alte Mann lächelte sanft, bevor er verschwand. Ein letzter Blick auf seinen Sohn, den er liebte.... Kapitel 2: Verschleiherte Geschehnisse -------------------------------------- Hi Leute, es geht endlich weiter. ICh finde es etwas langweilig, aber es muss nun mal sein. ^^ Viel spaß Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte auf die Stadt hinab. Die Straße war abgesperrt und einige Polizisten standen Wache, während zwei Männer über die männliche Leiche gebeugt waren. Einer kniete direkt neben dem Toten. Seine silbernen Haare waren zu einem Zopf gebunden, während er eine schwarze Kleidung und die blauen Augen auf die Leiche gerichtet waren. „Das ist verdammt blutig...“ gestand Garland und sah zu seinem Partner. Der Orangehaarige nickte, wobei er Garlands stechenden Blick aus grünen Augen erwiderte. „Das hab ich dir ja von Anfang an gesagt...“ versicherte Brooklyn grinsend. „Was ist mit der Tatwaffe?“ fragte Garland und lenkte so von dem Thema ab. „Warum steckt sie noch in der Leiche?“ „Du möchtest doch immer alles unverändert vorfinden, wenn du einen Tatort besichtigst...“ erwiderte Brooklyn. „Alles ist fotografiert und vermessen. Wir können den Dolch jederzeit entfernen“ „Gut...“ Garland zog Plastikhandschuhe aus der Jackentasche, streifte sie mit routinierten Bewegungen über und beugte sich zu dem Toten hinunter. Die Hand war bereits nach der Stichwaffe ausgestreckt, bevor er kurz inne hielt. Doch dann schüttelte er jeden Gedanken ab und zog die Klinge langsam heraus. Es kam kein Blut mehr hervor, wofür Garland dankbar war. Er konnte zwar Leichen und Blut sehen, aber er hasste es. Das war etwas, dass er wohl nie los werden würde. Musternd glitten Garlands blaue Augen über die Klinge. „Das ist eine merkwürdige Klinge.“ Die Klinge war gewellt und silberglänzend. Der Griff war schwarz und nur ein kleiner Saphir blitzte darin auf. „Das ist eine selbstgemachte Waffe oder? So was hab ich noch nicht gesehen, wenn ich ehrlich bin...“ murrte Garland. „Wir werden nachforschen...“ erwiderte Brooklyn. „Und was?“ „Das Lächeln...“ Damit deutete der Größere auf die Leiche. Das scheinbar unauslöschlich in seine Züge geschriebene Lächeln faszinierte und irrierte den Russen gleichermaßen. „Ich glaube nicht, dass es ein zufälliger Gesichtsausdruck ist. Es ist nicht das Ergebnis im Todeskampf zuckender Nerven. Das ist...na ja....echt?“ Unsicher zuckte Garland mit den Schultern. „Er war ein Priester, ein tiefgläubiger Mensch. Vielleicht hat er sich auf die Wiederauferstehung gefreut, oder dass er seinem Gott begegnet“ „Dafür dass er sich gefreut hat sieht es aber so aus, als wäre er weggelaufen und gejagt worden...“ „Da hatte er eben noch Hoffnung zu Überleben, aber als es so weit war, hat er sich mit seinem Schicksal abgefunden...“ Leise schnaubte Garland und widmete sich nun wieder der Waffe. Die Kling war blutverschmiert und sehr schwer. //Ob das echtes Silber ist?// dachte Garland, bevor er die Klinge weiter gab. Ein Polizeifotograf machte ein paar Aufnahmen von der Waffe, bevor er Garland sie in eine bereitgelegte Plastiktüte steckte, die er Brooklyn gab. „Das Ding ist wirklich schwer...“ schnaubte der Orangehaarige. „Wenn das wirklich Silber ist...war das kein Raubmord oder so...solch ne Waffe kostet ne Stange Geld...“ meinte er nachdenklich. “Auf jedenfall ist der Mörder kein Spaßvogel. Dafür ist das Ganze zu ernst und der Dolch zu wertvoll.“ Brooklyn nickte bei Garlands Worten, doch dann fiel ihm etwas auf. „Hey.....was ist das?“ murmelt er und hob den Beutel mit der Klinge. Er drehte sie leicht „Schau mal...Wenn man die Klinge dreht sieht man Gravierungen“ „Was?“ Sofort trat Garland zu seinem Freund und warf einen Blick auf die Waffe. „Tatsache...“ Deutlich erkannte man nun eine Schlange, die sich auf dem Griff rekelte und als Brooklyn den Dolch in das Licht der Sonne hielt, blitzten die Augen der Schlange auf. Erstaunt, fast andächtig saugten sich die grünen Augen fest. //Wow...// „Hm...Ein Mörder der einen Sinn für Humor hat?“ grinste Garland und riss Brooklyn aus den Gedanken. „Aber ein mieser Humor...“ erwiderte er nur. „Naja....an diesem Mord ist eben nichts normal“ schnaubte er nur und strich sich die Haare zurück. „Habt ihr den Bereich um den Fundort der Leiche nach Spuren abgesucht?“ „Ja, aber ohne Erfolg. Es gibt keine Spuren....“ „Verdammt...“ „Wem sagst du das...“ Brooklyn gab die Klinge an die Spurensicherung ab und nickte Garland zu. Der Silberhaarige ging zu den anderen Wachmännern und redete mit ihnen. Er wollte wissen wie und vor allem wer die Leiche entdeckt hatte. So erfuhr er, dass es ein morgendlicher Jogger namens Bryan Kutzenov war. Doch was niemand wusste war, dass er vor der Polizei noch jemand anderen angerufen hatte. Nämlich seinen Freund Yuriy, derjenige der dem Pater am nahsten stand. „Guten Tag Herr Kutzenov. Ich bin der Leiter der Gruppe. Nennen Sie mich einfach Garland“ Der Silberhaarige hatte eine angenehme Ausstrahlung und zog so viele in seinen Bann, was ihm nur gelegen kam. Immerhin war er freundlich und fing so die Leute ein. Der erste Schritt auf dem Weg zur Beschaffung von Information. Bryan nickte nur und sah den Anderen an „Sie haben also die Leiche gefunden?“ „Ja...ich gehe jeden morgen hier joggen und dann sah ich den Pater...“ meinte er leise. Kurz glitt sein Blick zur Leiche, bevor er wieder den Polizisten ansah. „Ihren Worten und dem Blick....entnehme ich einfach mal, dass Sie den Toten kannten.“ Langsam nickte der Angesprochene „Ja....ich bin ein Mönch und wohne in dem nahen Kloster. Er hat uns oft dort besucht, daher kenne ich den Pater.“ „Sehr gut. Können Sie uns etwas über den Toten erzählen? Hatte er Verwandte?“ „Nein. Nicht wirklich jedenfalls. Er hat vor vielen Jahren einen Freund von mir aufgenommen als wir klein waren. Er durfte ihn nicht adoptieren, zog ihn aber auf“ „Also einen Ziehsohn, ok. Ich brauch den Namen damit ich diese Person informieren kann“ „Nicht nötig. Ich hab Yuriy schon angerufen. Er ist mein bester Freund und daher wollte ich es ihm sagen, bevor er es durch einen Fremden erfährt...“ Verständnisvoll nickte Garland, während er innerlich den Kerl vor sich erwürgen wollte. Aber auf der anderen Seite war er froh. So sparte er es sich das dem Angehörigen mit zu teilen. Er hasste das... „Geben Sie einem meiner Leute ihre Adresse. Dann melden wir uns wieder bei Ihnen, wir brauchen Ihre Aussage...“ „In Ordnung..“ nickte Bryan und wandte sich ab. Er würde nicht gehen, im Gegenteil. Er würde auf Yuriy warten. Sein Freund würde ihn sicherlich brauchen... Brooklyn besah sich die Leiche noch mal, als etwas glänzte. Er zog einen Handschuh an und griff nach dem Gegenstand. Überrascht erkannte er eine kleine Kette mit einem Kreuz. Es war Silber und hatte kleine Verzierungen. Irgendwie erinnerte es ihn an die Klinge. //Idiot...// schallte er sich im Gedanken und erhob sich. Diese Kette schien ihm wichtig zu sein. Der Pater hatte sie wohl in der Hand gehalten. Wenn es Verwandte gab sollte er diesen danach fragen. Doch auf einmal ging ein Blitzlicht auf und Brooklyn zuckte zusammen. Überrascht sah er auf und erstarrte. EIN REPORTER! //Verfluchtes Pack...die stören immer// Knurrend gab er auf den jungen Mann zu „Hey! Sieh da! Das ist ein Tatort!“ knurrte er auf und fixierte die Person. Erneut blitzte es auf, bevor sich die Person zu Brooklyn drehte. Der junge Mann hielt die Kamera in der Hand und lächelte Brooklyn unschuldig an. Das Gesicht hatte Aristokratische Züge, helle Haut und wurde von blau-grauen Haaren umrahmt. Die roten Augen blitzen leicht im Sonnenlicht auf. „Guten Morgen, ich bin Kai Hiwatari und Freischaffender Reporter“ Brooklyn knurrte und kam auf den jungen Russen zu „Sie haben hier nichts zu suchen. Die Presse ist noch nicht zu gelassen. Geben Sie mir die Kamera!“ Kai hielt die Kamera fest „Nein, die ist Privateigentum. Sie können sie mir nicht...ARGH! Diese Kette! Das ist ja unglaublich!“ keuchte Kai und fischte sich die Kette aus Brooklyns Fingern. Er ließ die Kette durch seine Finger gleiten, während sich seine Augen regelrecht an dem Gegenstand festsaugten. Er kannte diese Symbole nur zu gut. „Ist das vom Toten? Haben Sie schon einen Verwandten informiert? Kann ich mit dem reden?“ sprudelte es wild aus dem Rotäugigen hervor, was Brooklyn nur starren ließ. //Ist der noch ganz dicht?// schoss es ihm durch den Kopf. „Brooklyn?“ rief eine Stimme und riss den Polizisten aus den Gedanken „Der Ziehsohn des Paters ist da. Er heißt Yuriy Ivanov und wohnt hier in Moskau. Wir sollten mit ihm reden...“ meinte Garland, während er zu den Beiden hin zu trat. „Und wer ist das?“ „Das ist ne plaudernde Nervensäge.“ „Ich bin Kai Hiwatari. Freut mich Sie kennen zu lernen“ unterbrach der Russe die Beiden einfach und lächelte charmant. „Ich wollte einige Fotos und Interviews machen. Ich bin von der Presse.“ Garland schwieg einen Moment bevor er nickte „Gut, kommen Sie mit. Unser Fotograf ist schon weg und ich will noch Bilder von Herrn Ivanov machen und schreiben Sie mit was er sagt. Sicher ist sicher. Aber Sie geben uns dann die Kamera und den Block verstanden? Sie kriegen es in einigen Tagen wieder“ Murrend schwieg Kai einen Moment bevor er nickte „Ok...“ So gingen die Drei an der Leiche vorbei und auf die Absperrung zu. Dort stand Yuriy, der von Bryan in ein Gespräch verwickelt wurde. Der Rotschopf allerdings sah auf die Leiche seines Ziehvaters hinab und hörte seinem Freund kaum zu, der ihm gut zu redete und ihm beistehen wollte. So legte er sanft eine Hand auf die Schulter seines Freundes „Ich bin für dich da...“ „Ich weiß...“ meinte Yuriy nur, während er die Augen nicht von dem alten Mann abwenden konnte. Dort lag sein Ziehvater, die Person die er liebte und nicht verlieren wollte. Er wusste, dass es eines Tages so weit war, aber er hatte nicht gedacht, dass es so früh so weit sein würde. Doch das Erschreckenste war, dass es genauso aussah wie in seinem Traum. Die gleiche Straße, die Lage...sogar das Lächeln des alten Mannes. Mirov hatte die Hand nach ihm ausgestreckt und lächelnd seinen Namen gesagt. Und die Züge des alten Mannes waren in einem Lächeln erstarrt. Vater.....Innerlich zerbrach er fasst daran. Es tat ihm weh....Traurig schloss er die Augen und fing sich. Nun würde er sich der Polizei stellen müssen. So hob er den Blick und sah auf. Dort kamen ihm drei Leute entgegen. Er würde das Gespräch schnell hinter sich bringen und dann würde er den Mörder seines Vaters suchen... “Herr Ivanov?“ Yuriy nickte als der Silberhaarige ihn ansprach. “Guten Tag. Ich bin Garland und das ist mein Partner Brooklyn. Wir Leiten die Untersuchungen in dem Mordfall.“ Yuriy nickte nur. Sein Blick kreuzte sich kurz mit dem des Kleinsten der Drei. Der junge Mann hatte rote Augen und ein ruhiges Lächeln auf den Zügen. Doch dann wandte er sich den beiden Polizisten zu. Widerwillig ließ er ein kurzes Gespräch über sich ergehen, bevor die beiden Kai die Kamera und das Blatt abnahmen, wo er mitgeschrieben hatte und gingen. Seufzend sah Yuriy ihnen nach. Die Polizisten wollten ihm weder die Fotos noch die Mitschriften geben. Innerlich war er nahe dran, die beiden Kerle zu erwürgen, doch dann wurde er aus den Gedanken gerissen. „Herr Ivanov?“ Yuriy hob den Blick und sah den Rotäugigen an „Was?“ „Ich hab Bilder und die Mitschrift“ grinste er frech und hob den Block leicht an. So konnte man im Licht leicht den Durchdruck der Schrift auf dem dahinter liegenden Blatt sehen. „Ich hab eine zweite Kamera dabei gehabt. Ich kann Ihnen alles geben, aber....ich verlange etwas dafür“ Yuriy spannte sich an und musterte sein Gegenüber. „Und was?“ „Ich will bei der Sache dabei sein. Ich habe noch eine Überraschung für Sie...“ Damit zog er die Kette aus der Tasche und hielt sie dem Blauäugigen hin. Dieser sah überrascht auf das Kreuz, bevor er es sofort an sich nahm. „Ok, gehen wir zu mir in die Wohnung“ Breit grinste Kai und nickte. Yuriy kam seinem Ziel, vielleicht Hinweise auf den Mörder zu finden, näher, während Kai seinem eigenem Ziel näher kam. Er wollte seine Story und die bekam er auch....Doch wussten die Beiden nicht, dass sich nun die Räder des Schicksals hatten angefangen zu drehen und die schrecklichen Ereignisse nun erst begannen. Denn das war erst der Anfang... Kapitel 3: Hinweise ------------------- Endlich geht es weiter^^ dank meiner Beta: SchwarzerTod und der Zweiten beta^^ Zum Latein: Ich kann KEIN Latein. Null, nichts... Also wenn jemand Latein kann und der Satz stimmt nicht. Bitte melden. Ich werde es dann sofort ändern^^ Danke Regen trommelte gegen das Fenster, ein monotones Klopfen der Natur. Die Sonne stand zwar hoch am Himmel, aber durch die dicken, schwarzen Wolken die sie verdeckte, wirkte der Tag kalt und leer. In den Häusern der Stadt brannte Licht und so auch in Yuriys Wohnung. Leise seufzte der Russe und betrat mit zwei Gläsern das Wohnzimmer in dem Kai sich befand. Der Raum hatte helle, fast weißliche Wände. Gegenüber der Tür waren zwei große Fenster und ebenso in der Wand daneben. So fiel normal viel Licht in den Raum. In dem Eck bei den Fenstern standen ein Sofa und zwei Sessel, in deren Mitte ein Tisch stand. Alles war in Schwarz gehalten. An den Wänden stand ein Schrank von knapp einem Meter, auf dem ein Telefon stand. Und an der letzten freien Wand stand ein schwarzes Regal, voll mit Büchern und daneben eine Vitrine. Der junge Reporter stand direkt vor der Vitrine und fixierte die Gegenstände. Sein Blick lag auf dem Foto, auf dem Yuriy als kleiner Junge mit dem toten Pater abgebildet war. Der Rotschopf stellte die Gläser auf den Tisch „Das Bild wurde damals aufgenommen als der Pater mich bei sich aufnahm.“ Überrascht sah Kai zu Yuriy. „Ich dachte, Priester dürfen keine Kinder adoptieren.“ Der Rotschopf nickte bei den Worten. „Ja, aber er hat mich bei sich aufgenommen und aufgezogen. Er war wie ein Vater. Damals hat er mir gesagt, er zieht mich auf wie sein eigenes Kind. Ich war da eher skeptisch, was man wohl an meinem Gesicht sieht“ Amüsiert sah der Rotschopf das Bild an. Damals hatte er dem Pater nicht vertraut und bezweifelte, dass diese halbe Adoption gut gehen würde… Doch wurde alles anders. Er lernte, Mirov zu vertrauen und ihn zu lieben wie einen Vater. Doch das war nun vorbei. Er war tot. Traurig wandte er den Blick ab. „Sehen wir uns lieber Ihre Informationen an…“, lenkte Yuriy ab und setzte sich in einen der Sessel. Kai nickte und sah die Vitrine ein letztes Mal musternd an. Sie bestand aus drei Etagen. Ganz unten waren Drachenfiguren. Die meisten waren grau oder silbern. Dazwischen waren aber auch bunte mit vereinzeltem Glitzer drauf. Yuriy schien diese Wesen zu mögen. Egal ob die bekannten europäischen Drachen mit Krallen und Flügeln oder die östlichen, die eher Schlagen glichen vom Körper her. Im mittleren Regal waren ägyptische Sachen. Angefangen bei einer Büste einer Frau mit typisch ägyptischen Kopfschmuck. Daneben standen zwei Schneekugeln in denen jeweils eine Gottheit abgebildet war. Links Anubis und rechts Osiris. Dazwischen lagen einige Ketten und andere kleine Figuren. Ganz oben in der Mitte stand das Bild. Daneben lag und stand alles Mögliche. Einige Ketten und Figuren, die aber nichts Bestimmtes betraf. Sogar eine Elfenfigur glitzerte im Licht der Lampen. Gerade als er sich abwenden wollte fiel ihm eine spezielle Kette auf. Silber, der Anhänger wie die Kette. Der Anhänger war ein Kreuz, wenn auch kein gewöhnliches. Alle vier Seiten waren gleich lang. Es war untypisch, aber das Symbol war noch älter als das richtige Kreuz. Um das Kreuz war ein Kreis gezogen und in der Mitte ruhte ein blauer Stein. Er sah wunderschön aus… Kais Blick glitt kurz zu Yuriy, der eben aus dem Glas trank und einen Blick aus dem Fenster warf. Dabei fiel Kai der silberne Ring auf. Er war schwarz-silber und nach oben hin leicht eckig. An der Seite war das Kreuz mit gleich langen Schenkeln. Und oben war eine Krone zu sehen, in deren Mitte ein normales Kreuz war. Das gleiche Kreuz. Zufall? Langsam wandte sich Kai ab und kam auf den Sitzenden zu. Er nahm Platz und seufzte wohlig. Der Sessel war wunderbar weich und bog sich jeder Bewegung entgegen. „Also Yuriy… Ich darf doch Yuriy sagen, oder?“ Vom Angesprochenen kam nur ein Nicken. „Hast du einen Laptop oder so? Dann könnten wir uns die Bilder besser ansehen…“ „Ja, ich hol ihn schnell“ Damit erhob sich Yuriy und verließ das Zimmer. Seine Schritte waren stark und kräftig, doch auf dem blauen Teppich waren sie dennoch kaum zu hören. Seufzend ging er in sein Arbeitszimmer und beugte sich neben den Schreibtisch. Den Laptop hatte er immer in der Tasche eingepackt, damit er ihn sofort rumtragen konnte, wenn nötig. Für alles andere hatte er ja seinen PC auf dem Schreibtisch. Die blauen Augen glitten zum Bildschirm, den er sogar angelassen hatte. Eine Nachricht war reingekommen. So brachte er den Laptop zurück und stellte ihn auf dem Tisch auf. Sein Zeigefinger tippte auf den Knopf und der kleine Computer fuhr hoch. „Ich bin gleich wieder da. Ich muss kurz noch was erledigen..“ Kai nickte kurz, bevor Yuriy den Raum erneut verließ. Schnell eilte Yuriy zurück in sein Arbeitszimmer. Er hatte so eine Ahnung von wem die Nachricht war, auch wenn er hoffte, dass er sich täuschte. Mit einer fließenden Bewegung setzte er sich auf den Stuhl und sah nach dem Absender. Fluchend erstarrte er. Verdammt! Das war von einem der anderen Templer. Nachdenklich biss Yuriy sich auf die Lippe. Kurz glitt sein Blick zur Türe. Kai konnte kurz einen Moment warten. Der Orden hatte gerade oberste Priorität. Also würde er kurz antworten. Seine Finger glitten über die Tastatur als er antwortete. Seine blauen Augen waren stur auf den Bildschirm gerichtet, wobei sich wie immer seine Augenbrauen etwas zusammen zogen. Die Anspannung war deutlich in seinen Zügen zu erkennen. » Yuriy…. Es tut mir Leid um Pater Mirov. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns sofort treffen. Du kennst das Amt deines Ziehvaters und wir haben einige Dinge zu klären. Beeil dich bitte… Es peretoles (mögest du ewig leben) Cherubim« »Cherubim, ich kenne die Angelegenheit und ich hasse es, sie zu verschieben. Aber ich habe jemanden hier, der mir helfen und Antworten besorgen kann. Allerdings ein Zivi und Reporter. Bei mir dauert es also noch etwas. Bitte um Verzeihung… Es peretoles Yuriy« Der Rotschopf fuhr den PC herunter und erhob sich langsam. Etwas Zeit hatte er noch, bevor er zum Orden musste. Ja, ja. Ein hoch auf die Technologie. Natürlich teilten sie sich auch Nachrichten auf altem Wege und oft mit Geheimschriften mit, aber E-Mails waren doch die schnellere Variante. Und nun musste er zurück zu Kai. Dann kam er an neue Sachen ran. Immerhin wollte die Polizei nicht mit ihm reden. Mit federnden Schritten eilte Yuriy so zurück… Derweil hatte Kai sich beschäftigt. Er war neugierig und konnte nicht warten, bis sein Gastgeber zurück kam. Außerdem brauchte er Gewissheit. So drehte er den Laptop zu sich und wollte die eigenen Dateien öffnen. Allerdings verlangte der PC ein Kennwort. //Verdammt…das war ja so klar…// Fluchend starrten rote Augen auf den Bildschirm. Ein Passwort. Dafür kannte er diesen Yuriy zu wenig. Hm…. er könnte es allerdings aber auch einfach versuchen und etwas eingeben. Nachdenklich strich er sich die Haare zurück. Er fing einfach mal mit etwas Einfachem an. »Templer« »Falsche Eingabe. Bitte Passwort eingeben« „Wäre ja auch zu einfach…“, seufzte Kai. Er testete noch einige Dinge. Vielleicht täuschte er sich doch und Yuriy war ganz normal. Es gab genug Leute, die Sachen von Templern sammelten und sich dafür interessierten. Aber es war einen Versuch wert. Missmutig zog der junge Russe eine Schnute, während sein Blick durch das Zimmer glitt. Wer würde schon einen Hinweis im Zimmer verstecken um das Passwort zu knacken? Leise seufzte Kai und strich sich durch die Haare. Es war zum verrückt werden. Nachdenklich erhob er sich und schritt zum Regal. Seine roten Augen glitten über die Figuren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass zwischen den Ketten und den anderen Figuren auch Ritter standen. Normale Ritter, aber auch andere. Sie trugen zwar den metallischen Schutz, die Rüstung, aber über diesen trugen einen weißen Überwurf, auf dem ein rotes Kreuz abgebildet war. Das gleichschenklige Kreuz, auch besser bekannt als das Tatzenkreis. Tempelritter-Figuren. Sein Blick wanderte weiter zum Bücherregal. Er fand einige normale Bücher über Wissenschaften, einige Romane über Vampire, andere widerum drehten sich sogar um Verschwörungstheorien und Geheimbünde. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Yuriy schien wohl ein Fan von so was zu sein. Kopf schüttelnd nahm er Platz, doch dabei fiel etwas klirrend zu Boden. Überrascht bückte sich der Russe hinab und hob den Schlüssel auf. „Das ist Yuriys Schlüssel....“, seufzte Kai und legte ihn wieder weg. Murrend sah er den Schlüssel an. Was hatte er denn erwartet? Dass es Templer wirklich gab? Dass er einem begegnet war und dieser sich so offen zeigte? Nur weil da eine Kette und ein Ring zusammen passten. Er übertrieb es immer mit seiner Fantasie, das wusste er. So hatte er auch schon öfter im Job Ärger bekommen. Er liebte Verschwörungstheorien und war ein Fan der Templer. Er selbst besaß einige Schmuckstücke mit dem Wappen und etliche Bücher darüber. So gesehen hatte er die gleichen Sachen wie Yuriy und er selbst war ja auch kein Templer. Und Yuriy war wohl ebenso wie er... Leise Schritte erklangen und Kai sah auf, wobei er unschuldig lächelte. „Ich wollte schon mal den PC hochfahren und die Kamera anschließen, tut mir Leid…“ Im ersten Moment wirkte der Rotschopf überrascht, doch dann nickte er „Schon ok. Immerhin wäre das ja nur in meinem Sinne… aber ich nehme mal an, dass du am Passwort gescheitert bist“, grinste der Russe frech, wobei die blauen Augen amüsiert glitzerten. Er überbrückte den letzten Abstand und nahm wieder im Sessel platz, drehte den Laptop zu sich und gab das Passwort ein. Leider konnte Kai nicht erkennen, was es war. Missmutig plusterte er kurz die Wangen auf, besann sich aber eines Besseren und zog seine Kamera aus der Tasche. „Ich hoffe, du hast die Software dafür…“, meinte Kai unsicher, doch sein Gegenüber lächelte nur. „Keine Sorge… Ich kenn mich damit aus.“ Leicht wanderte Kais Augenbraue nach oben, während er zusah, wie Yuriy die Kamera anschloss. Eine Fehlermeldung erschien auf dem Desktop, was Kai schnauben ließ. War ja klar. Er hatte immerhin die neuste Digi-cam. Er hatte nichts anderes erwartet. Doch dann kam die Überraschung. Der Rothaarige tippte etwas auf der Tastatur ein, bevor ein leises PING erklang die Bilder angezeigt wurden. Perplex starrte Kai auf den Bildschirm, bevor er zu Yuriy sah. Dabei war er sich so sicher gewesen ihm nun eins auswischen zu können. „Du kennst dich aber verdammt gut damit aus…“, meinte er ruhig. „Natürlich. Das ist mein Job.“ „Dein Job?“ „Japp, ich bin Informatiker.“ „Ah…daher.“ „Genau… nun widmen wir uns den Bildern.“ lenkte Yuriy ab und rief eines nach dem anderen auf. Unweigerlich musste Yuriy schlucken. Es war schon nicht einfach gewesen den Toten zu sehen, aber die Bilder waren keinen Deut besser. Es tat weh, den alten Mann so zu sehen. In Yuriys Erinnerung war er immer sehr kraftvoll und voller Freude gewesen. Nun war alles weg gefegt. Das Gesicht war blass, die Haare standen wirr ab, Blut war rundherum um den Mann und dann dieses Lächeln auf den Lippen. „Irgendwie unheimlich oder?“, platzte es Kai heraus, während er die Leiche musterte. „Ob er sich auf den Tod gefreut hat?“ „Nein!“, kam es so schnell dass Kai aufsah. „Du wirkst ziemlich sicher. Was weißt du?“ „Ich kenne den Pater. Er war kein Mensch, der sich auf den Tod freut. Er hat ihn akzeptiert ja… aber ich denke… er hatte jemanden vor Augen, der ihm wichtig war… er hat sich gefreut, diese Person ein letztes Mal zu sehen…“ Musternd ruhten die roten Augen auf Yuriy. „Hm… vielleicht…“ Es kam nur ein Nicken als Antwort. Was sollte er denn seinem Gegenüber erzählen? Das er einen Traum hatte in dem er zugesehen hatte, wie sein Zieh-Vater starb? Würde ja auch jeder glauben. Wenn das jemand wüsste, käme er sicherlich umgehend in die Anstalt. Aber so war es nun mal... Doch verdrängte er die Gedanken und widmete sich den Bildern. Überraschenderweise waren auch Bilder der Mordwaffe dabei. „Du hast ja wirklich alles fotografiert…“ Ein breites Grinsen wurde ihm geschenkt. „Ein Profi macht immer alles. Man darf nichts Wichtiges vergessen. Oft bemerkt man dann erst im Nachhinein, was wirklich wichtig ist. Daher das oberste Gesetz: »Stets alles aufnehmen und scheint es noch so unwichtig«.“ „Sehr einleuchtend… ja... und nützlich.“ Musternd starrten die blauen Augen das Bild der Waffe an. Es weckte etwas in ihm… Er hatte das Gefühl, diese Waffe zu kennen. Sie schon mal irgendwo gesehen zu haben. Nur wo? Wann? Und wieso fiel es ihm nicht ein, wo es nun so wichtig war? „Die Waffe sieht religiös aus oder? Hatte der Pater mal Streit mit der Kirche für die er arbeitete?“ Überrascht hob Yuriy den Blick. „Nein… er war immer sehr treu und hielt sich an die Regeln.“ Nur dass er Templer und so eigentlich gegen die Kirche aktiv war. //Tja….die Wahrheit war nicht immer nur das was man sah//, zitierte Yuriy innerlich ein Satz von dem Pater. Moment… Die Wahrheit war nicht immer das, was man sah? Die Wahrheit… Die Waffe… Mit einem Mal erinnerte er sich sofort daran WO er die Waffe gesehen hatte. Aber das war unmöglich. Oder? „Nichts ist unmöglich.“, erklang Kais Stimme, die Yuriy zusammenzucken ließ. „Was?“ „Ich sagte, nichts ist unmöglich. Vielleicht hat Herr Mirov das Negative nur vor dir versteckt und du weißt es nicht… Kann ja sein.“ Langsam nickte der Angesprochene nur. Aber er wusste, dass Kai Recht hatte. Sein Ziehvater hatte Geheimnisse und Probleme von denen er nichts wusste. Immerhin war er nun tot… und Yuriy hatte KEINE Hinweise. Eigentlich hatte er einen, nämlich die Waffe, aber die führte in eine Sackgasse. Er kam in der Richtung nicht weiter. Das war zum verrückt werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)