Mondsüchtig von irish_shamrock (oder Rotkäppchen mal anders (eine Luna Lovegood Geschichte)) ================================================================================ Kapitel 1: Wer bist du? -----------------------   ○  M o n d s ü c h t i g  ○   Oder: Rotkäppchen mal anders... Hallo, mein Name ist Luna, Luna Lovegood. Ich bin zwölf Jahre alt und im zweiten Jahr auf Hogwarts und ... ich bin etwas Besonderes! Das hatte meine Mutter immer gesagt. Sie sagte: »Luna, du bist etwas besonderes, du bist einzigartig!« Leider kann ich mich nur sehr schwach an sie erinnern, obwohl ihr Tod erst drei Jahre her ist. Es ist, als würde sie langsam aus meinem Gedächtnis verschwinden. Durch ihren Verlust bin ich wohl jetzt so, wie ich bin. Ich bin nicht einsam, auch wenn es oft so aussieht. Ich habe Freunde, nur, nicht gerade viele. Es gibt da ein Mädchen in meinem Jahrgang, eine Gryffindor, mit ihr verstehe ich mich eigentlich ganz gut, aber sonst ... Ich bin eine Ravenclaw, und Ravenclaws sind klug! Ich bin klug, auch wenn ich merkwürdig erscheine. Die meisten Menschen halten mich für verrückt, sie nennen mich Loony, was nichts anderes als »verrückt« bedeutet. Aber das stört mich nicht, denn sie wissen ja nicht, was mir passiert ist und warum ich so bin, wie ich bin. Und da wären wir wieder beim Anfang dieser Geschichte. Ich bin sehr stolz darauf eine Lovegood zu sein! Mein Vater hat seine eigene Zeitung: den Klitterer! Und meine Mutter experimentierte gern, doch das wurde ihr zum Verhängnis. Trauriger Weise ... Ich weine oft, das gebe ich zu, doch tue ich es leise, im Stillen und nur für mich. Mom fehlt mir und Daddy manchmal auch, schließlich ist er der Einzige, der mir noch geblieben ist. Es klingt vielleicht seltsam, aber ich glaube, dass ich nicht allein bin. Nein, auch andere sind allein, oder gleichermaßen seltsam. Harry Potter zum Beispiel. Und dann noch dieser lustige, rothaarige Junge, der immer bei ihm ist. Meine Freundin, die aus dem Haus Gryffindor, ist die Schwester des lustigen Jungen. Wir unterhalten uns oft, sie und ich. Sie erzählt mir von ihrer Familie, den Weasleys. Dass sie das einzige Mädchen von sieben Kindern sei und ihre Mom deshalb besonders besorgt um sie ist. Ich höre ihr zu, ich mag es, wenn sie erzählt, dann habe ich das Gefühl, das jemand meine Gegenwart zu schätzen weiß. In meinem zweiten Jahr an der Schule für Hexerei und Zauberei passierte jedoch etwas Merkwürdiges. Ein neuer Lehrer wurde eingestellt, um den Schülern die Verteidigung gegen die dunklen Künste beizubringen. Ich fand ihn sehr nett, da auch wir Unterricht bei ihm hatten. Dennoch überkam mich jedes mal, wenn der Vollmond hell in den Ravenclaw Turm schien, ein eigenartiges Gefühl. Oft wachte ich auf, weil ich meinte, dass sich etwas im verbotenen Wald herumtrieb. Doch ich wagte nicht, irgendjemandem davon zu erzählen, da das gesamte Hogwarts mich ja sowieso schon für komplett irre hielt. Bis auf Professor Filius Flitwick, Ravenclaws Hauslehrer. Den mag ich auch! Zauberkunst gehört deshalb auch zu meinen Lieblingsfächern. Oh, und Kräuterkunde mag ich ebenfalls. Aber kommen wir wieder zu dem, was ich vermutete: Seit acht ganzen Monaten ging ich nun meiner Theorie nach und zwar, dass dort draußen irgendwo, irgendetwas herumschleicht! Am Tag vor dem nächsten Vollmond, es war ein Samstag, ging ich in den verbotenen Wald und besuchte die Thestrale. Diese pferdeähnliche Wesen, mit ledernen Flügeln, waren ziemlich furchterregend, wie Skelette! Ab und zu fütterte ich meine neuen Freunde. Diese sagten zwar nie etwas, doch schien sie meine Gesellschaft nicht zu stören. Bald hatten sie so viel Vertrauen zu mir, dass sie sich von mir berühren ließen. Sie fühlten sich ledern und kalt an, aber das machte mir nichts aus. Dann jedoch wurde die Herde unruhig. Erschrocken wandte ich mich um und erkannte eine hochgewachsene Gestalt, die geradewegs auf mich zuschritt. »Luna? Miss Lovegood?« Ich erkannte diese geschmeidige Stimme sofort. »Oh! Professor. Was machen sie hier?« »Das Gleiche könnte ich dich fragen, Luna!« Professor Lupin sah ein wenig böse aus. »Ich füttere Thestrale!«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Thestrale also, ja?«, hakte der Professor nach und ich nickte beflissen. »Ja, aber auf einmal wurden sie unruhig, so etwas tun sie sonst nie!«, erklärte ich und sah zu dem Mann auf. »Es ist Gefährlich, wenn du hier allein herumstreichst!«, mahnte der Professor. »Gefährlich?«, verwundert legte ich den Kopf leicht schräg. »Du weißt nie, wer - oder was - hier herumstreunt!«, meinte Lupin und sah eindringlich zu mir herunter. »Bis jetzt ist mir noch nichts passiert!«, gab ich fast trotzig zurück. »Ich meine es ernst, siehst du!« Er deutete auf etwas, das vor ihm in den Sand gedrückt war. Es sah aus wie riesige Tatzen. »Oh!«, machte ich erstaunt. »Ich wusste gar nicht, dass es auf Hogwarts Bären gibt!« »Bären?«, leise lachend schüttelte Professor Lupin den Kopf. »Bären? Nicht nur Bären, pass auf, dass dir keine Dementoren begegnen!« Die hatte ich ja fast vergessen. »Aber ich dachte, dass Professor Dumbledore dafür gesorgt hat, das sie nicht auf das Gelände dürfen?« Ein mulmiges Gefühl überkam mich bei seinen Worten. »Oh, das hat er auch!«, bestätigte mir Professor Lupin. »Allerdings halten sie sich nicht immer daran!« Dann wurde das Gespräch zwischen dem Professor und mir unterbrochen. Ein schwarzer Schatten zog unsere Aufmerksamkeit auf sich, der mich automatisch zurückweichen ließ. »Keine Angst, Luna, das ist nur Professor Snape und kein Dementor. Auch wenn sie sich manchmal ähneln!«, scherzte Professor Lupin. Seine Strenge wich einer plötzlichen zuvorkommenden Heiterkeit, als er sich nach seinem Kollegen umwandte. »Ah, Severus!« »Was hat Lovegood hier zu suchen, Lupin?«, zischte der Professor für Zaubertränke und bedachte mich mit einem eindringlichen Blick. »Nun, die kleine Luna füttert Thestrale.«, antwortete Professor Lupin und lächelte mir zu. »Lovegood, verschwinden Sie!«, donnerte Snape. Die Thestrale scheuten und traten den Rückzug an, traurig sah ich ihnen nach. Als ich den Wald verließ hörte ich noch, wie Snape mit Professor Lupin stritt. In der Vollmondnacht dann, wollte ich es wissen. Doch bevor ich mich nach draußen schlich, hatte ich den Nachmittag in der Bibliothek verbracht und alle Bücher gewälzt, die etwas mit Thestralen zu tun hatten. Denn ich ließ mich nicht von meiner Vermutung abbringen. Professor Lupin hatte sehr müde ausgesehen. Ob er krank war? Als letztes griff ich nach einem Buch, welches sich mit Werwölfen befasste. Eine Abbildung zeigte einen Pfotenabdruck, der dem von heute Mittag sehr ähnlich war. Das Buch beinhaltete ebenso den Verwandlungsprozess, sowie Symptome und auch, wie die Tage vor der Verwandlung, an Vollmond, aussahen. Alles in allem konnte ich mir zusammenreimen, dass das Geheule, welches ich immer hörte, doch keine Illusion gewesen war. Und um mir selbst den Beweis dafür zu erbringen, büxte ich aus dem Ravenclaw Turm aus, huschte still und leise die große Treppe herunter und schließlich aus dem Schloss. Es war sehr kalt draußen. Sehr kalt. Der Vollmond wanderte mittlerweile bis über die Bäume des verbotenen Waldes. Dann hörte ich etwas, das wie ein Röcheln klang, dem erst ein Flüstern, dann ein Krächzen folgte. Ich schlich zu der Lichtung und sah, dass Professor Lupin auf dem Boden kauerte und über ihn beugte der schlimmste Lehrer Hogwarts'. »Ich habe dir gesagt, dass du den Trank nehmen sollst!«, fauchte Snape. »Hab' ich doch!«, ächzte Lupin, sich krümmend. »Aber nicht rechtzeitig!« Ein Zischen hallte durch die Nacht. »Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?« Worte der Verteidigung waren zu hören. Ich vermochte nicht zu sagen, wie lang Professor Lupin noch diese Schmerzen ertrug, doch das, was Snape dann preisgab, ließ mich aufhrochen: »Sie sofort aus dem Wald schicken und nicht erst warten, bis es mir zu bunt wird! Du weißt, dass ich dich nicht leiden kann und dir nur deshalb helfe weil -« Snape hielt in seinem Redeschwall inne, und auch vom Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste kam nicht ein Laut mehr. Er krümmte sich weiterhin, warf sich leise wimmernd von einer Seite zur anderen. »Es ist zu spät!«, japste Lupin, dann bäumte er sich auf. Professor Snape schien so erschrocken, dass er augenblicklich zurück wich. Ich war so gebannt von dieser Szenerie, dass ich gar nicht darauf achtete, wohin ich schritt. Ich trat, aus Versehen, auf einen Ast und das Knacken ließ Professor Snape sofort herumwirbeln. Dieser sah alarmiert zu der Stelle, wo ich stand. Eiligst wich er vor dem zurück, was sich vor ihm befand. Sein Zauberstab spendete nur spärlich Licht, als er diesen in meine Richtung hielt. Ich sah noch, wie Snape im Begriff schien, etwas zu sagen, doch da heulte Professor Lupin hinter ihm auf. Es war beängstigend, und doch erkannte ich das Jaulen sofort: Das war es, was ich seit Monaten hörte! Remus John Lupin mutierte zu einem angstauslösenden Wesen. Seine Kleidung zerbarst. Aus dem Rücken des Professors drang bereits Fell, seine Hände verformten sich zu Klauen, das Gesicht wurde mit Pelz bedeckt, während sich seine Ohren spitzten. Erneut brüllte er auf. Professor Snape schoss auf mich zu, da mich der Werwolf erspähte. »Lovegood, Sie dummes Kind!«, brüllte Snape und warf sich vor mich, da Professor Lupin zum Sprung auf mich angesetzt hatte. Professor Snape murmelte einen Zauber, der eine Barriere zwischen uns und dem Werwolf schuf. Diesem Ausspruch folgten Worte, die ich jedoch nicht verstand. Ein Kreis aus Licht umfing den Wolf und zog sich langsam um diesen zusammen. Dann begriff ich: Ein Bannkreis »Verschwinden Sie!« Snape wirkte hetzt, angespannt und von Angst erfüllt. Ich kauerte mich verängstigt auf dem Boden zusammen, unfähig auch nur eine Bewegung zu tun. »Ich kann den Kreis nicht länger aufrecht halten, hauen Sie endlich ab!«, donnerte der Professor erbost. »Ich ... ich kann nicht!« Angst hielt mich so gefangen, wie es der leuchtende Kreis um den Werwolf tat. »Ich meine es ernst, er wird uns Beide töten, wenn Sie nicht sofort in die Spur kommen!«, drängte Snape lautstark. Dann bemerkte ich etwas. Es war höchst seltsam, denn der Blick des hundeähnlichen Wesens war nicht so blutrünstig, wie er hätte sein sollen. Das vermutete ich zumindest. »Lassen Sie ihn, Professor!«, bat ich. Snape sah mich an, als hätte ich wirklich meinen Verstand verloren. »Er ist nicht böse!«, sagte ich. Snapes Blick heftete sich auf mich. Unglauben zierte sein Gesicht. »Er hat nur Angst, er fürchtet sich!«, gab ich mutiger wider, als ich mich fühlte. »Was will ein kleines Mädchen schon über diese alles zerfleischenden Wesen wissen?! Meinen Sie, Sie wüssten mehr darüber als ich?!« Sein Brüllen war dem des Werwolfes nicht unähnlich. Ich schüttelte den Kopf, richtete mich auf und zog meinen Umhang fester um meinen klammen Leib. »Sehen Sie sich ihn doch mal genau an!«, erlaubte ich mir zusprechen. Zu meiner Überraschung, leistete Snape meinen Worten Folge. »Er ist ein wildes, unberechenbares Tier!«, fauchte er dennoch. Knapp rang ich nach Atem, schob mich an ihm vorbei und hielt auf den Werwolf zu. Dieser war bereit, mich zu attackieren. Das gesträubte Fell zeigte seine Kampfbereitschaft. Die Ohren waren auf bedrohliche Weise angelegt, die Zähne gefletscht. »Ist schon gut!«, sagte ich und war um Ruhe und Sanftheit in meiner Stimme bemüht. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. Der Wolf knurrte, doch ich stellte mich ihm tapfer. Dann wandte ich mich zu Snape um: »Bitte, Professor, er mag es nicht, wenn man ihn gefangen hält!« »Sie dummes, verrücktes Kind!«, grollte er, ließ jedoch den Zauberstab sinken. »Bitte, wenn Sie unbedingt sterben wollen!« Professor Lupin bemerkte das Tun des Mannes. Die Augen des Tiers nahmen jede noch so kleine Regung wahr. Die Laute, die Professor Lupin von sich gab, ähnelten einem Wimmern, Schniefen und aufgeregtem Schnüffeln. Der leuchtende Kranz verschwand, jedoch hielt sich Snape immer noch in Position, mich retten zu können, wenn er musste. Langsam tappste der große Hund auf mich zu. Angespannt schluckte ich an meiner trockenen Kehle. Ich hatte Angst und wusste, dass dieser Umstand dem Werwolf , mit seiner feinen Nase, durchaus bekannt war. Als dieser versuchte, an meinem Bein zu schnuppern, wich ich zurück. Zu meinem Erstaunen, und auch zur Verwunderung Professor Snapes, entwich dem Hund ein winselndes Fiepen. »Oh!«, keuchte ich auf und streckte vorsichtig meine Finger nach dem struppigen Fell. »Nicht!«, brüllte Professor Snape warnend, doch da langte ich bereits in den leicht borstigen Pelz, wurde mutiger und bald schon tätschelte ich den Kopf meines wölfischen Lehrers. Remus Lupin setzte sich auf die Hinterpfoten und legte seine Vorderpfoten zu meinen Füßen ab. »So ein Braver!«, lobte ich und sah, wie seine buschige Rute hastig hin und her schwang. »Es ist alles gut, Professor!« Professor Lupin fiepte, erschien mir nun nicht länger furchterregend, sondern wie ein großer Beschützer, während Professor Snape meine Worte grollend quittierte. »Hier, geben Sie ihm das, wenn er wieder der Alte ist!«, schnappte Snape und warf mir ein Bündel Kleider zu. »Sollte er Sie trotzallem zerfleischen, weiß ich nichts davon und auch nicht, dass Sie ihr Bett verlassen haben!« Damit ging der Professor einfach fort. Ich saß wohl die ganze Nacht bei ihm, erzählte ihm belangloses Zeug. Versuchte mich, und ihn, abzulenken, zu besänftigen. Wir beide schienen einander zu beschützen. Als der Mond vorüber zog und die Sonne langsam ihre ersten Strahlen schickte, verschwand Professor Lupin plötzlich und ließ mich allein auf dem Waldboden sitzend zurück. Dass er nach dem Bünde Kleidung schnappte, war mir entgangen, umso erschrockener war ich, als der Mann hinter einem der Bäume hervorkam. »Nein, nicht Luna, keine Angst!«, bat Professor Lupin und hob beschwichtigend die Hände. »Oh, Sie sind wieder normal!«, sagte ich leichthin und zuckte mit den Schultern. »Normal? Was heißt schon normal, wenn man ein Werwolf ist?«, fragte er. Zwischen seinen Brauen bildete sich eine Falte, während er mich betrachtete. »Ich weiß es nicht, aber es ist nicht schlimm!« Wieder hob ich die Schultern. »Hast du keine Angst gehabt? Vor mir? Vor ihm?« Sorge spiegelte sich in seinen Augen. Ich wand den Kopf. Professor Lupin setzte sich neben mich, blickte der aufgehenden Sonne entgegen. Er schwieg, und ich nahm dies zum Anlass, weiterzusprechen: »Ich weiß wie es ist, wenn man anders ist als andere!« Nun, da ich um das Geheimnis Professor Lupins wusste, wurde es mir etwas leichter ums Herz. Meine Worte ließen lächeln, sodass kleine Falten um seinen Mund entstanden. »Ich weiß, Luna.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)