Vergiss mein nicht von Emmett-the-Cullen (Lily und James) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- So, hier also mal wieder eine Lily-James Geschichte von mir. Die Idee dazu hatte ich schon eine ganze Weile, denn warum sollte James immer hinter Lily her sein? es könnte doch auch mal anders herum laufen, oder? so, genug geredet. hier also der Prolog. ist nicht sonderlich lang, aber das nächste Kap wird länger, versprochen^^ Ungläubig sah sie Remus an. “Er hat was?” “Er hat einen Trank getrunken, der nicht richtig gebraut war und jetzt kann er sich nicht mehr an dich und Sirius erinnern. Auch mich hat er am Anfang nicht erkannt. Poppy hat keine Idee, was da falsch gelaufen ist und wie man das wieder heilen kann. Sie sagt nur, dass ich Glück hatte, dass er mich nicht vergessen hat.” Lily schüttelte leicht panisch ihren Kopf. “Aber er kann doch nicht einfach jemanden vergessen. Ich meine, wir haben doch schließlich dieses Wochenende ein Date!” Sie war immer leiser geworden. Es war einfach unglaublich, im wahrsten Sinne des Wortes. James, der ihr immer hinterher gerannt war, der nie Ruhe gegeben hatte, der sie immer belagert hatte, sollte sich auf einmal nicht mehr an sie erinnern. Und auch an Sirius nicht. Sie sah an Remus vorbei auf den momentan schlafenden James. Außer ihm war niemand im Krankenflügel. Remus konnte deutlich ihre Sorge erkennen. “Weißt du Lily, im Moment kannst du sowieso nichts daran ändern. Vielleicht könntest du dich ein wenig um Sirius kümmern. Ihm scheint es nämlich auch echt nahe zu gehen, dass sein bester Freund ihn einfach so vergessen hat. Vor allem, weil er ja den Trank gebraut hat. Er macht sich schlimme Vorwürfe.” Lily nickte, sah noch mal zu James und verschwand dann aus dem Krankenflügel. Kapitel 1: unerfreuliche Post ----------------------------- Sehr geehrte Miss Evans, wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass Sie ab kommendem Schuljahr das Amt des Schülersprechers übernehmen werden. Ihr Partner ist Mister Potter und Sie werden dementsprechend gemeinsam die Schulsprecherräume im Ostturm beziehen. Ich gratuliere Ihnen herzlich und falls Sie noch Fragen haben sollten, schicken Sie mir eine Eule. Hochachtungsvoll Minerva McGonagall Lilys Löffel fiel klirrend in die Müslischale. Ein paar Milchspritzer verteilen sich auf dem Tisch. Ungläubig starrte sie auf den Brief, den ihr eine Eule aus Hogwarts vor wenigen Minuten gebracht hatte. Lily hatte wie immer ihre Bücherliste erhalten, die sie natürlich schon eifrig studiert hatte, und dann noch diesen Brief. Sie wusste nicht so richtig, ob sie sich freuen sollte oder ob sie weinen sollte. Sie war Schulsprecher, definitiv ein Grund, sich zu freuen. Aber ihr Partner. Potter! Warum musste ihr Schulleiter sie nur so bestrafen? Seufzend nahm sie das Abzeichen in die Hand und betrachtete es. Ihre Mutter hatte sie still beobachtet, konnte sich aber nicht erklären, was ihre Tochter für Sorgen hatte. “Schlechte Nachrichten?” Lily sah auf und blickte in die besorgten, grünen Augen ihrer Mutter. Mit einem aufgesetzten Lächeln sah Lily sie an. “Das kommt ganz darauf an. Ich habe eine gute Nachricht für euch, mit der ich aber auch etwas schlechtes verbinde!” Nun sah auch ihr Vater hinter der Zeitung hervor. “Gute Nachrichten? Was denn?” Lily lächelte leicht und meinte: “Ich bin Schulsprecherin!” Ihre Mutter klatschte begeistert in die Hände und ihr Vater streichelte ihr über den Rücken. “Wir sind stolz auf dich, mein Schatz!” Ihre Mutter war ganz rot vor Freude. “Das sind wirklich gute Nachrichten. Was kann denn daran schlacht sein?” Lily zog einen Schmollmund. “Ganz einfach. mein Schulsprecherpartner wird James Potter werden! Genau der Mensch, den ich am wenigsten mag. Es hätte wirklich jeder machen können, aber nein! Es muss unbedingt Potter sein.” Sie legte ihren Kopf auf den Tisch und seufzte. “Man, ich hätte nicht gedacht, dass er gerade dich zum Schulsprecher ernennt. Aber ich denke, du wirst das prima machen!” Beim letzten Satz klopfte Sirius seinem besten Freund James auf die Schulter und grinste frech. James hatte entsetzt seinen Saft über den Tisch gespuckt, direkt in Peters Gesicht, als er den Brief gelesen hatte. Sehr geehrte Mister Potter, wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass Sie ab kommendem Schuljahr das Amt des Schülersprechers übernehmen werden. Ihre Partnerin ist Miss Evans und Sie werden dementsprechend gemeinsam die Schulsprecherräume im Ostturm beziehen. Ich gratuliere Ihnen herzlich und falls Sie noch Fragen haben sollten, schicken Sie mir eine Eule. Hochachtungsvoll Minerva McGonagall Remus hatte interessiert danach gegriffen und war in schallendem Gelächter ausgebrochen. Er wusste, dass James sich wahrscheinlich fragte, wie irgendjemand nur ihn zum Schulsprecher machen konnte, noch dazu mit Lily. Am lustigsten fand er, dass die beiden nun zusammen wohnen mussten. Remus war sich sicher, dass das für einige lustige Einlagen sorgen würde. Sirius fand eigentlich nur schade, dass James jetzt nicht mehr den gemeinsamen Schlafsaal mit ihm teilen würde. Die Vorzüge dieses Postens waren zu eindeutig, um sich wegen dieser Kleinigkeit aufzuregen. Schulsprecherbad, ein ungestörter Ort, an dem man Streiche aushecken konnte, und er wusste auch, dass James mit Lily zusammen wohnen würde. Das, was sich James für die Zukunft wünschte, war eher eingetreten, als er gedacht hatte. Auch, wenn anders als geplant. Denn eigentlich hatte er gehofft, dass sie beide mal in eine gemeinsame Wohnung außerhalb von Hogwarts ziehen würden und dort mit ganz vielen kleinen Kindern alt und runzlig werden würden. “Komm schon, das machst du doch mit links!” Remus sah - noch immer grinsend - seinen Freund ermutigend an. “Und überleg mal. Vielleicht ist genau das die Chance, ihr zu zeigen, dass du kein so schlechter Kerl bist, wie sie immer denkt.” Ergeben nickte James. Was hätte er auch sonst tun sollen? Er konnte ja schlecht seinem Schulleiter schreiben: “Hey, können Sie es sich nicht noch mal anders überlegen? Ich habe nämlich das Gefühl, dass mich Lily in der Luft zerfetzen wird, wenn wir das erste Mal aufeinander treffen werden, weil ich wie sie Schulsprecher geworden bin. Und ich denke, dass sie sicher annimmt, dass ich da irgendwie meine Finger im Spiel hatte, um ihr auf die Pelle zu rücken.” Er wusste, dass das nicht ging, aber irgendwie hätte er gern etwas getan. Einfach nur warten, ob sie ihn zur Schnecke machen würde, das wollte er irgendwie nicht, auch wenn ihm nichts anderes übrig blieb. Es waren noch knapp zwei Wochen, bis das letzte Schuljahr anfing. Also genug Zeit, sich auf die neue Situation vorzubereiten. Hoffte er zumindest. Kapitel 2: Zugfahrt ------------------- so, da die beiden ersten Kaps ein wenig kürzer waren, hier jetzt also ein etwas längeres^^ ich hoffe, es gefällt euch lg emmett ******************** Hastig rannte sie auf den Zug zu. Dass das gerade in ihrem letzten Jahr passieren würde, dass sie beinahe den Zug verpasste, hatte sie sich nicht träumen lassen. Was musst aber auch dieser verdammte Stau entstehen. Völlig außer Atem kam sie am Zug an. Nach Luft schnappend lehnte sie sich gegen den Zug und versuchte, ihre Atmung in den Griff zu bekommen. Währenddessen lockerte sie ihre Krawatte und knöpfte den obersten Knopf der Bluse auf und versuchte, ihre gefühlte Körpertemperatur zu drosseln indem sie immer wieder an der Bluse zupfte. Auf einmal sah sie neben sich Beine zum Stehen kommen. Dann erschien eine Hand und schloss sich um den Henkel ihres Koffers. Im nächsten Moment verschwand der Koffer aus ihrem Blickfeld. Mühsam versuchte sie sich aufzurichten. Ein wenig überrascht sah sie auf das neutrale Gesicht von James, der ihren Koffer gerade abgestellt hatte. Noch immer nach Luft schnappend nickte sie ihm zu. Sie brachte im Moment einfach kein Wort heraus. Er schien das zu merken und nickte ihr ebenfalls zu. Dann drehte er sich um und ging zu einer Gruppe von Erwachsenen, wo sie auch Sirius, Remus und Peter ausmachte. Anscheinend waren da seine Eltern, die von Peter und die Von Remus. Dass Sirius’ Familie da nicht dabei stand, wunderte sie nicht, schließlich wusste sie ja, dass Sirius seit zwei Jahren bei den Potters lebte. Sie fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht. Mittlerweile hatte sich ihre Atmung normalisiert. Zufrieden schloss sie die Augen. Da hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Verwundert öffnete sie ihre Augen und sah sich um. Und wirklich. Da stand Remus und sprang auf und ab. Sie sollte zu ihm kommen, das konnte sie aus seinen Bewegungen ablesen. Genervt stöhnte sie auf, verdrehte kurz die Augen und stieß sich dann vom Zug ab. “Lily, Gratulation zum Schulsprecherposten.” Remus zog sie in eine Umarmung, die sie lächelnd erwiderte. “Danke Remus, wobei ich nicht weiß, ob ich mich darüber so freuen kann.”, meinte sie grinsend mit einem Seitenblick auf James. Doch bevor der irgendwas sagen konnte, hatte Sirius sie schon hochgehoben und in die Luft geworfen. Erschrocken schrie sie auf und bevor sie Sirius wieder auffangen konnte, wurde sie durch zwei andere Hände wieder aus der Luft geholt. Sachte wurde sie wieder auf den Boden abgestellt und schon schob sich James vor sie. “Wenn du jemanden durch die Luft werfen willst, nimm einen Slytherin, aber lass Lily in Ruhe.” Lily konnte hören, dass James sich Mühe gab, ruhig zu klingen, aber sie konnte deutlich den drohenden Unterton in seiner Stimme ausmachen. Sirius zuckte nur mit den Schultern. “Ist in Ordnung. Wenn mir Schniefelus über den Weg läuft, wird er nicht verschont. Großes Padfood-Ehrenwort.” Feierlich schlug er sich mit der Faust auf die Brust und nickte dann zur Bekräftigung. Sie hörte nur, wie James aufstöhnte. Anscheinend hatte er das nicht gemeint. Vorsichtig sah sie an ihm vorbei. Sirius grinste seinen Freund an und sah dann zu Lily, die er hinter seiner Schulter hervorlunschen sah. “Und Miss Evans? Bereit, ein Jahr meinen besten freund zu ertragen? Ich hoffe doch und wenn nicht, kann ich leider auch nichts dran ändern. Aber wenn du möchtest, gebe ich dir eine Bedienungsanleitung. Wobei ich denke, dass James ziemlich handzahm ist, wenn du da bist! Außerdem wird…” Doch weiter konnte er nicht sprechen, denn James hatte sich auf ihn gestürzt und hielt ihm den Mund zu. “Einfach ignorieren.”, presste er mühsam hervor, denn Sirius wehrte sich nach Leibeskräften. Remis beendete das ganze kopfschüttelnd, als er meinte: “Wir müssen in den Zug, wenn wir ihn nicht verpassen wollen.” Und schon hatte sich Sirius losgerissen und rannte in den Zug. Schnaufend stand James da und sah ihm mit zusammen gekniffenen Augen hinterher. “Na warte Pad. Das bekommst du heimgezahlt!” Und ohne ein weiteres Wort zu sagen, packte er Lilys Hand und zog sie hinter sich her in den Zug “Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so gemütlich sein würde.” Zufrieden ließ James sich in einen Sessel sinken, nachdem er ihren und seinen Koffer in den Gepäckfächern verstaut hatte. Lily sah ihn an und nickte. Ja. Er hatte Recht. Es war wirklich unglaublich gemütlich. Unauffällig betrachtete sie ihn. Vorhin, als er sie einfach so aufgefangen hatte, war ihr zum ersten Mal aufgefallen, dass er ziemlich große Hände hatte und er war in den Ferien unglaublich gewachsen, denn als sie hinter ihm stand, konnte sie nicht über seine Schulter sehen, sonder nur daran vorbei. Dass er groß war, wusste sie, auch dass er ziemlich breite Schultern hatte. Sie wusste auch, dass er muskulös war, denn er ging oft genug mit seinen Freunden im See baden und er hatte die Angewohnheit, sich nach den Quiddichspielen das Trikot vom Körper zu zerren. Weil er so schwitze, hatte er Alice, ihrer besten Freundin weis machen wollen. Doch Lily wusste es besser. Er tat es, damit ihn alle bewunderten. Und er hatte ja auch Erfolg damit. Die Mädchen liefen ihm scharenweise hinterher. Und sie kamen auch scharenweise aus seinem Zimmer. Wobei Remus mal meinte, dass das eher an Sirius als an James lag. Doch das war Lily egal. Sie wollte das eigentlich gar nicht wissen. Jedenfalls war er diese Sommerferien noch ein ganzes Stück gewachsen und auch so schien er sich verändert zu haben. Er sah irgendwie erwachsener aus. Und sie hatte vorhin bemerkt, dass seine Stimme tiefer geworden war. James schien zu merken, dass sie ihn ansah, denn er drehte den Kopf ein wenig in ihre Richtung und sah sie fragend an. Ihr entging das nicht und deshalb murmelte sie: “Du hast dich irgendwie verändert.” Verwundert legte er den Kopf schief und beugte sich ein Stück nach vorn. “Ich habe mich verändert? Wie meinst du das?” Er hatte keine Ahnung, was sie meinte. Schließlich war er immer noch der James von vor sechs Wochen. Sie zuckte mit den Schultern. “Ich weiß nicht. Du bist gewachsen und deine Schultern sind breiter und deine Stimme noch ein wenig tiefer.” Und obwohl sie ihm das gerade alles gesagt hatte, schaffte sie es nicht, ihn dabei anzusehen. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Entspannt lehnte er sich zurück. Ihr waren also Veränderungen an ihm aufgefallen. Sehr interessant. Allerdings sagte er ihr nicht, dass er das interessant fand, stattdessen meinte er: “Ja, zu Hause gibt’s immer viel zu viel zu essen. Und irgendwo musste das ja alles hin.” Lächelnd beobachtete er, wie auch ihr ein Grinsen über das Gesicht schoss. Dann sah sie ihn endlich an und ihre grünen Augen fanden seine braunen. Gott, wie hatte er diese Hexe vermisst. Sein Herz schlug gerade Purzelbäume, als sie ihn so ansah. Es passierte nicht oft, ass sie ihn so friedlich anstrahlten. Und er mochte es, wenn sie es mal taten. “Wie waren deine Ferien?”, fragte er leise. Sie lachte und meinte dann sarkastisch: “Sie waren ziemlich beschissen. Niemand, der mir ständig auf der Pelle hängt. Ich hab mich schon fast ein wenig einsam gefühlt. Aber da ich Glück habe und du ja nun mein Partner bist, wird sich das ja sicher ändern, oder?” Sie grinste ihn frech an und lachte dann richtig. Sein Gesicht war aber auch zu komisch. Er versuchte zwar zu lächeln, aber trotzdem konnte man genau sehen, dass er ein wenig zerknirscht war. “Ha ha.”, meinte er nur trocken und drehte sich dann weg. Natürlich würde er es ändern, wenn sie ihn denn lassen würde. Aber das würde wohl nie passieren, wenn es nach ihr ging. Lilys Herz machte - heute nicht zum ersten Mal - einen gewaltigen Hüpfer, als sie sein Schmollgesicht sah. Und ohne zu wissen, was sie tat, stand sie auf und setzte sich auf seinen Schoß. Dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und murmelte: “Ich hab dich wirklich vermisst.” Mittlerweile sah er sie an. Seine Augen schienen ihm fast aus dem Kopf zu fallen. Und dann legte er zaghaft seine Arme um ihre Taille. Sie lächelte ihn an und meinte dann: “Ja, denn ich hatte keinen zum Anschreien.” Vor Schreck hätte er sie fast wieder losgelassen, denn normalerweise müsste sie jetzt ausflippen, weil er sie ja umarmte, aber dann sah er den Schalk in ihren Augen und er zog sie demonstrativ noch ein wenig näher an sich. “Kannst du dir dieses Jahr nicht jemand anderen aussuchen? Ich finde es ja toll, wenn du mit mir redest, aber normale Lautstärke tut es auch.” Neugierig auf ihre Reaktion sah er sie an. Sie schien zu überlegen, denn sie wiegte den Kopf hin und her. “Mal sehen, wie du dich führst. Demnach entscheide ich dann.” Er wollte gerade protestieren, als sie sich zu seiner Verwunderung noch ein wenig fester an ihn schmiegte und ihren Kopf auf seine Schulter legte. Kapitel 3: Wir haben da noch was zu besprechen... ------------------------------------------------- so, hier also ein neues kap.. ich hoffe, es gefällt euch!! *********************** Völlig apathisch saß James auf seinem Platz in der großen Halle. Sirius neben ihm sah ihn schon leicht besorgt an. “Ist alles in Ordnung mit dir?” Er hatte sich nach vorn gebeugt, um in das Gesicht seines besten Freundes blicken zu können. Der allerdings starre nur weiter vor sich hin und schien absolut nichts von dem mitzubekommen, was um ihn herum passierte. Sogar Remus sah stirnrunzelnd zu James. Es war noch nie vorgekommen, dass James so still war. Wirklich NOCH NIE! Und sogar Peter, der sonst nichts mitbekam, schien es aufgefallen zu sein, dass sein Freund irgendwie komisch war. “Vielleicht solltet ihr ihn lieber zu Poppy schaffen, nicht, dass es was ernstes ist. Was niemand von den dreien sah, war das wissende Grinsen, welches sich auf Lilys Gesicht geschlichen hatte. Wenn sie gewusst hätte, dass James so reagieren würde, hätte sie es vielleicht sogar gelassen, aber so hatte sie ihm, kurz bevor sie ausgestiegen waren, noch schnell einen Kuss auf die Wange gedrückt. Und schon war sie aus dem Abteil verschwunden, einen total verwirrten James zurücklassend. Und bis jetzt schien sich dieser Zustand nicht verbessert zu haben. Und gerade eben gab Professor McGonagall bekannt, wer die diesjährigen Schulsprecher waren, aber nicht einmal da bewegte er sich oder zeigte irgendeine Regung. James, der normalerweise nie genug Applaus haben konnte, zuckte noch nicht mal mit der Wimper. Und das schien jetzt doch einigen aufzufallen. Sogar Professor McGonagall sah überrascht und besorgt zum Gryffindortisch. Erst als Sirius ihn unsanft in die Seite stieß, schrak er auf und sah sich verwirrt um. Dabei begegnete er dem belustigten Blick von Lily. Er verdrehte nur kurz die Augen, grinste dann und flüsterte, so, dass es zumindest die verstanden, die um sie herum saßen: “Lily, das von Vorhin, das müssen wir noch mal ausgiebig besprechen!” Dabei verengten sich seine Augen ein ganz klein wenig. Lily konnte sich schon vorstellen, was er da besprechen wollte, was sie natürlich ganz und gar nicht wollte, aber im Moment zuckte sie einfach nur locker mit den Schultern und tat so, als wäre es ihr egal. “Was war denn mit dir los? Du warst ja völlig weggetreten!” Sirius hatte sich neben seinen besten Freund fallen lassen, sobald sie den Gemeinschaftsraum betreten hatten. Lily war unterwegs zu Professor McGonagall, um sich die Passwörter für die Schulsprecherräume abzuholen. James hatte in den Gemeinschaftsraum gehen sollen und sich hinsetzen, denn ihre Hauslehrerin war der Ansicht gewesen, das James noch nie in so einer schlechten Verfassung gewesen sei, wie eben. Doch James gab Sirius keine Antwort. Stattdessen starrte er einfach in das Feuer, das im Kamin brannte. “JAMES!”, brüllte Sirius jetzt und rüttelte seinen Kumpel an den Schultern. Noch einmal tief Luft holend sah James endlich auf und meinte dann mit belegter Stimme: “Lily hat mich geküsst. Im Zug. Auf die Wange. Ich…” Noch immer ungläubig schüttelte er den Kopf und sah wieder in die Flammen. Neben sich hörte er ein Prusten. Verwundert sah er wieder auf und starrte Sirius an, der sich die Hand vor den Mund gepresst hatte. Um nicht lauf loszulachen. Als ob Lily Evans James auf die Wange küssen würde. Also ob sie ihm so nahe kommen würde. Geschweige denn ihn so nah an sich heran lassen würde. James konnte deutlich erkennen, dass Sirius ihm nicht glaubte. Eingeschnappt verschränkte er die Arme vor der Brust und grummelte irgendwas vor sich hin. Doch bevor Sirius irgendeine Bemerkung machen konnte, schwang das Portrait zur Seite und Lily kam in den Gemeinschaftsraum. Sie steuerte direkt auf James zu, der sie mit großen Augen ansah. “Also, das sind die Passwörter für unsere Räume. Im Übrigen werden wir nicht hier sein, sondern ein paar Portraits weiter sozusagen. Kommst du?” Sie hatte ihm eine Liste gereicht, die er sich gleich angesehen hatte. Jetzt stand sie vor ihm und sah ihn erwatungsvoll an. Als er aber keine Anstalten machte, aufzustehen, seufzte sie nur und streckte ihm ihre Hand hin. “Komm schon Potter. Ich will heute noch ins Bett. Und du weißt leider noch nicht, wo wir nun untergebracht sind.” Lily ignorierte die verwunderten und überraschten Gesichter um sie herum, denn niemand hätte je erwartet, dass sie ihm ihre Hand anbot. Als James ihre Hand sah, sprang er sofort auf, griff danach und zog sie hinter sich her aus dem Gemeinschaftsraum, die ungläubigen Blicke seiner Freunde gar nicht bemerkend. “So, wo müssen wir jetzt hin?” Neugierig sah James Lily an, die ein leichtes Lächelnd auf den Lippen hatte. Es war wirklich faszinierend. Vielleicht konnte sie es ja zu ihrem Vorteil nutzen, dass James relativ willenlos war, wenn sie ihm ein gewisses maß an Aufmerksamkeit zukommen ließ. Doch James schien noch etwas anderes im Sinn zu haben außer zu den Schulsprecherräumlichkeiten zu kommen. Als Lily sich nämlich in Bewegung setzen wollte, hielt er sie zurück und wirbelte sie herum, dass sie jetzt direkt vor ihm stand und an die Wand gepresst wurde. “So Lily. Ich glaube, wir haben noch etwas wichtiges zu besprechen. Du weißt, was ich meine. Ich sage nur Zugfahrt.” Mit großen Augen sah Lily zu James auf, der nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt stand und sie frech angrinste. Seine Augen allerdings verrieten ihn. Er war nervös, schließlich wusste er nicht so recht, was Lily als nächstes tun würde. Sie könnte ihn schlagen, ihn verfluchen, sie könnte ihn aber auch wieder küssen, was ihm ehrlich gesagt die liebste Möglichkeit war. “Ich wüsste nicht, was es da noch zu besprechen gibt!”, meinte sie leise und besuchte Entschlossenheit und Nachdruck in ihre Stimme zu legen. James’ Grinsen wurde breiter, denn er hatte sehr deutlich gemerkt, dass Lily sich ihrer Sache gerade nicht sehr sicher war. “Oh ich denke, da gibt es eine Menge zu besprechen. Ich meine, ich kann dir gern vor Augen führen, was ich dazu zu sagen hätte.” Sie musste schlucken. Hatte sie sich zu weit aus dem Fenster gelehnt? War er jetzt sauer? Sie wollte ihn doch nur ein klein wenig foppen. Doch bevor sie irgendwas sagen oder tun konnte, hatte sich James schon nach vorn gebeugt und küsste sie auf die Wange. Überrascht und fassungslos riss sie die Augen auf. Zum einen, weil er sie einfach so geküsst hatte und zum anderen, will er sie auf die Wange geküsst hatte. Auf die Wange wohl gemerkt und nicht auf den Mund. James schien zu ahnen, was sie dachte und flüsterte: “Irgendwann wirst du ich richtig küssen wollen und dann werde ich mich garantiert nicht mehr zurückhalten.” Ein freches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und Lily kam nicht umhin, ihm in Gedanken recht zu geben. Denn sie musste sich eingestehen, dass dieser kleine Kuss von ihm bei ihr für Herzrasen sorgte. James richtete sich wieder auf und meinte dann ein Lächeln unterdrückend - er war völlig fasziniert von ihrer Reaktion, denn sie hatte ihn nur angestarrt und nichts gesagt oder getan - “Wo müssen wir denn nun hin, Miss Evans?” Lily schüttelte kurz ihren Kopf um wieder klare Gedanken fassen zu können und räusperte sich dann. “Hier lang.” Noch immer hielt James ihre Hand fest und so zog sie jetzt ihn - etwas atemlos - hinter sich her zu einem Portrait , auf dem viele Blumen abgebildet waren. Bei genauerem Hinsehen konnte man deutlich einige Feen erkennen, die um die Blumen herumschwirrten. “Feenstaub!”, meinte Lily und schon schwang das Portrait zur Seite. Ohne weiter darüber nachzudenken, zog sie James hinter sich her und betrat den Aufenthaltsraum der Schulsprecher. Kapitel 4: home sweet home -------------------------- So, hier also nach längerer Pause ein neues Kap zu dieser FF ^__^ ich hoffe, es gefällt euch. ich möchte hier mal all meinen lieben und fleißigen Kommischreibern danken, die mich immer wieder ermutigen, weiter zu machen!! Vielen Dank! So, nun also das nächste Kap! glg Emmett ************************** Überrascht sah sie sich um. Sie hatte ja mit einigem gerechnet, aber dass ihre gemeinsamen Räume einer kleinen Wohnung glichen, hatte sie nicht erwartet. James hinter ihr stieß einen leisen Pfiff aus. “Alle Achtung. Ich muss sagen, hier gefällt es mir.” Ein Lächeln schlich sich übe ihr Gesicht. Er hatte Recht, es war wirklich schön hier und auch ihr gefiel die Wohnung. Langsam ging sie weiter und sah sich alles genau an. Ihre Räumlichkeiten bestanden aus einem kleinen Wohnzimmer, wo sogar eine kleine Kochzeile integriert war. Ihr Zimmer lag genau neben dem von James und gegenüber war eine Tür, an der Bad stand. James, der mittlerweile an ihr vorbeigegangen war, öffnete sie und trat in den Raum. Sie folgte ihm und staunend stellte sie sich neben ihn. Das war purer Luxus! Sie hatten eine gigantische Dusche, die Wanne war keine richtige Wanne, sondern glich mehr einem Pool und auch so war alles nobel in den Gryffindorfarben eingerichtet. Begeistert drehte er sich zu ihr und strahlte sie an. “Das ist einfach unglaublich! Ich wohne mit DIR zusammen in DIESER Wohnung! Ich liebe mein Leben.” Er legte einen Arm um ihre Schulter, zog sie an sich und strahlte sie an. Der leichte Rotschimmer, der sich über ihr Gesicht zog, brachte ihn zum Schmunzeln. Ihm war mittlerweile mehr als klar, dass er ihr nicht mehr völlig egal war, sonst würde sie nie und nimmer so auf seine Nähe reagieren! Wie vorhin die Sache mit dem Kuss; wo sie ihn nur angestarrt hatte und eigentlich schon fast unfähig war, etwas zu tun oder zu sagen. Und als er ihr gesagt hatte, dass sie sich irgendwann richtig küssen würden, hatte sie ihn in keinster Weise widersprochen. Lily gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf, weshalb sie sich langsam aus seiner Umarmung schob und nuschelte: “Ich glaube, ich sehe mir jetzt mal mein Zimmer an.” Sie strich sich ein paar Strähnen nach hinten und verschwand auf wackligen Beinen aus dem Bad. Ein wenig bedauernd sah er ihr nach, war aber noch immer viel zu fasziniert von ihrer Reaktion, als dass er wirklich enttäuscht gewesen wäre. Sie war ihm heute näher gekommen, als all die letzten Jahre, in denen er um sie geworben hatte. Er machte sich fast schon Hoffnungen, dass es Wirkung gezeigt haben könnte, allerdings konnte man sich bei Lily ja nie sicher sein, weshalb er sich selbst sagte, dass er es langsam angehen wollte, um sie nicht wieder zu verschrecken. So ging er ihr hinterher und betrat wie sie sein eigenes Zimmer. Auch hier war es unglaublich gemütlich. Er hatte einen Kamin im Zimmer, der bereits brannte, einen Schreibtisch, ein riesiges Bett und einen gigantischen Schrank. Als erstes ging er zum Bett und ließ sich darauf fallen. Genüsslich schloss er die Augen, als er in die weichen Kissen sank. Erst als es leise klopfte, öffnete er sie wieder und richtete sich auf. Lily stand in der Tür und sah ihn fragend an. “Wie machen wir das mit dem Bad? Wer geht wann?” Im ersten Moment wusste er nicht, was sie meinte, denn mit den Jungs war er auch manchmal zu mehreren im Bad, bis ihm einfiel, dass er nun das Bad mit einem weiblichen Wesen teilen sollte. “Äh… wie ist es dir denn am liebsten? Ich meine, mir ist es egal, ich brauch nicht so lange im Bad.” Er hob beide Augenbrauen und wartete auf ihre Entscheidung. Lily lächelte leicht und meine: “Dann geh ich zuerst und du kannst länger schlafen. Soll ich dich dann wecken, wenn ich fertig bin?” Neugierig sah sie ihn an. Er nickte und meinte: “Wenn du das machen würdest, wäre das wirklich lieb von dir.” Lächelnd sah er seine Lieblingshexe an und stellte zum wiederholten Male fest, dass sie leicht rot wurde. “Gut.”, murmelte sie. “Da wünsch ich dir eine gute Nacht, James.” Schon war sie verschwunden und ließ einen verblüfften James Potter zurück. Noch nie, wirklich noch nie hatte sie ihn bei seinem Vornamen genannt! Das würde wohl ein interessantes Schuljahr werden! Verschlafen richtete er sich auf und versuchte seine Umgebung auszumachen. Da er keine Brille aufhatte, war das eigentlich ein recht sinnloses Unterfangen. Doch er war sich sicher, dass er durch Lilys Stimme geweckt worden war. Und im nächsten Moment hatte er die Brille auf. Lily, die auf seiner Bettkante saß und seine Bemühungen gesehen hatte, dass er etwas erkennen wollte, hatte sich seine Brille vom Nachttisch gefischt und sie ihm aufgesetzt. Kaum, dass er etwas sah, weiteten sich seine Augen. Da vor ihm saß sein rothaariger Engel und lächelte ihn leicht an. “Guten Morgen, Schlafmütze!”, begrüßte sie ihn. Sie hatte ihn nicht gleich erweckt, als sie sein Zimmer betreten hatte. Stattdessen hatte sie ihn gemustert. Im Schlaf wirkte er so friedlich und lieb, als könnte er kein Wässerchen trüben. Die Haare, die so schon immer wild von seinem Kopf abstanden, waren jetzt noch unordentlicher als so schon und da er oberkörperfrei schlief, konnte sie seine Muskeln erkennen, die unter der verrutschten Bettdecke hervorschauten. Und nun, als seine braunen Augen sie verwundert und erfreut ansahen, konnte sie nicht anderes, als zu lächeln. Manchmal war es anscheinend sehr einfach, jemandem eine Freude zu bereiten. “Du solltest aufstehen. Du hast noch eine halbe Stunde, dann müssten auch die anderen beim Frühstück sein.” Er nickte und robbte aus dem Bett. Dass Lily gerade die Luft wegblieb, bemerkte er gar nicht. Wie auch, wenn er dabei war, sich seine Sachen für den Tag zu suchen. Kaum, dass er aufgestanden war, wurde ihr ganz anders. Ihren Körper durchfuhr eine Hitze, ihre Finger kribbelten und ihre Nackenhärchen stellten sich auf. Jetzt, wo sie sozusagen seinen ganzen Körper sah, fing ihr Herz an zu rasen. Die schwarzen Boxershorts, die er trug, machten ihn in ihren Augen unglaublich sexy und als er sich umdrehte, starrte sie ihn noch immer an. Ihm entging dieser Blick nicht und er fragte sich, ob sie ihn wohl jemals angesehen hatte, wenn er mit Sirius und Remus im schwarzen See baden gewesen war. Da dies anscheinend nicht der Fall gewesen war, verkniff er sich ausnahmsweise jedes Kommentar und ging einfach ins Bad, um zu duschen. Er brauchte wirklich nicht lange. Lily, die auf ihn gewartet hatte, sah ihn erleichtert an, als er aus dem Bad kam. Er hatte endlich etwas an. Er schnappte sich seine Tasche und trat dann neben sie. “Hast du gewartet?” Etwas ungläubig sah er auf sie hinunter und stellte erfreut fest, dass sie nickte. “Gut, wenn du magst, können wir los.” Ungläubig wurden sie von allen angesehen, war es doch eigentlich unmöglich, dass Lily Evans und James Potter mal gemeinsam zum Frühstück kommen würden. James, dem das Gegaffe auf den Keks ging, ließ sich leicht murrend neben Sirius nieder und grummelte ein guten Morgen. Es war ihm einfach unangenehm, denn Lily konnte das auch gut falsch verstehen und dann würde sie nicht mehr morgens auf ihn warten und mit ihm gemeinsam herkommen. Sirius, dem das Unbehagen seines Freundes nicht entgangen war, klopfte ihm auf die Schulter und meinte: “Morgen Prongs. Und, kennst du schon unseren Stundenplan oder weißt du auch noch nichts?” James sah kurz auf und schüttelte den Kopf. Dann sah er fragend Lily an, die sich ihm gegenüber gesetzt hatte. Er war sich nicht sicher, ob es an Alice lag, die zwischen ihr und Frank saß oder ob sie sich auch so hier her gesetzt hatte. Wobei ihm letzteres zwar lieber gewesen wäre, musste er sich doch eingestehen, dass er froh sein konnte, dass sie überhaupt hier saß. “Nein, wir wissen auch noch nichts.”, beantwortete Lily seine stumm weitergeleitete Frage. Sirius nickte und widmete sich wieder seinem Essen. Remus, der auf der anderen Seite von James saß, sah von seinem Buch auf und blickte ihn neugierig an. “Und, wie sind eure Räume?” Lily lächelte. Eigentlich hatte sie ja gedacht, dass Sirius diese Frage stellen würde. Dass Remus nun fragte, ließ sie leicht grinsen. Vielleicht hoffte er ja, dass er da einen ruhigen Zufluchtsort finden würde, wenn er mal in Ruhe lernen wollte. James’ Kopf fuhr herum und er begann Remus ganz genau zu beschreiben, was alles in ihrer Wohnung zu finden war. Ungläubig verdrehte Lily ihre Augen. “Weißt du was? Zeig ihnen doch einfach, wo und wie wir wohnen. Das ist viel einfacher.” Ein wenig überrascht sahen sie alle an, die die kleine Unterhaltung zwischen Remus und James verfolgt hatten. Das war ihnen schon gestern aufgefallen. Lily schien sich verändert zu haben, denn vor den Ferien hätte sie nie und nimmer zugelassen, dass die Rumtreiber in ihre Privatsphäre eindringen konnten, vor allem nicht James und nun sah es fast so aus, als wäre es noch nie ein Problem gewesen, dass sie Zeit miteinander verbrachten. Doch lange konnten sie sich nicht wundern, denn ihre Hauslehrerin kam mit den Stundenplänen an den Tisch und verteilte die Stundenpläne, nach denen sich Sirius vorhin erkundigt hatte. Genervt stöhnte eben dieser auf, als der das bis zum Rand vollgeschrieben Blatt Pergament in der Hand hatte. “Das darf doch einfach nicht wahr sein!”, jammerte er und ließ seinen Kopf auf den Tisch sinken. Aber auch Lily konnte sich ein Stöhnen nur schwer verkneifen, als sie sah, wie dieses Jahr ihr Unterricht aussehen würde. Nicht nur, dass sie Verwandlung und Zaubertränke mit den Slytherins wie die letzten Jahre zusammen hatten, jetzt kam auch noch Kräuterkunde dazu, was sie mit diesem Haus zusammen hatten. Der Rest war ganz in Ordnung, zumal sie viel mit den Ravenclaws hatten, wo viele Leute dabei waren, mit denen Lily für ihre Prüfungen und schweren Hausaufgaben lernte und zusammenarbeitete. Auch James war das aufgefallen, denn der finstere Blick, mit dem er auf seinen Stundenplan sah, sprach Bände. “Ach kommt schon, so schlimm ist das doch gar nicht!”, versuchte Lily sie aufzumuntern, doch James grummelte nur: “Lass es, Lily, ich habe gesehen, dass du auch nicht gerade sehr begeistert von dem hier bist!” Er hob sein Blatt an und wedelte damit vor ihrer Nase herum. Ergeben nickte sie und versuchte es dann noch einmal mit: “Aber es ist unser letztes Jahr, das war eigentlich zu erwarten gewesen. Oder etwa nicht?” “Ja, war es!”, stimmte Remus ihr zu und sah seine Freunde aufmunternd an. “Kommt schon, das letzte Jahr packen wir auch noch.” James und Sirius nickten ergeben und machten sich mit den anderen auf zu ihrer ersten Unterrichtsstunde in ihrem letzten Schuljahr. Kapitel 5: alles anders ----------------------- So richtig wusste keiner, was die neue Sitzordnung zu bedeuten hatte. James hatte Lily wie jedes Jahr einen Sitzplatz neben sich angeboten und heute hatte sie doch tatsächlich eingewilligt und saß nun in wirklich jedem Fach neben ihm. Nicht, dass es ihn nicht gefreut hätte, aber er wusste nicht so recht, wie er mit der neuen Situation umgehen sollte. Er hatte über die Jahre gelernt, mit einer widerspenstigen, schreienden und wütenden Lily klarzukommen, aber wie sollte er sich einer freundlichen, lächelnden und handzahmen Lily gegenüber verhalten? James war jedoch nicht der einzige, der sich seine Gedanken über diese Veränderung machte. Alice, Sirius, Remus und sogar Peter schauten immer wieder unauffällig zu dem Schulsprecherpaar, das einträchtig neben einander saß und keine Anstalten machte, in eine Auseinandersetzung zu geraten. Nach der dritten Unterrichtsstunde hatte Sirius genug und schnappte sich James am Mantel und zog ihn in ein leeres Klassenzimmer. “Ok, Prongs. Ich habe mir das jetzt eine Weil mit angesehen. Und ich glaube dir jetzt auch, dass sie dich geküsst hat, aber was genau ist das jetzt zwischen euch? Kannst du mir das bitte erklären? Ich meine, ich bin dein bester Freund und will nur dein Bestes, aber wenn ich ehrlich bin, verstehe ich das eben nicht wirklich, was hier abgeht. Was um alles in der Welt ist denn mit Evans passiert? Sie hat dich noch nicht angeschrien, sie hat dich noch nicht geschlagen, beschimpft, verflucht, sie hat…” Weiter kam er nicht, denn James hielt ihm den Mund zu. “Ist gut, Pad, ich weiß, was du meinst und wenn ich ehrlich bin, ich habe nicht den blassesten Schimmer, was das alles bedeuten soll. Ich habe ja gestern noch gedacht, dass sie mich verarschen will, aber sie wehrt sich in keinster Weise gegen mich und heute früh hat sie auf mich gewartet, nachdem sie mich wie vereinbart geweckt hat. Und das auch wirklich vorsichtig. Nicht mit kaltem Wasser oder so. und nun hat sie sich sogar freiwillig neben mich gesetzt! Pad, echt ich glaube immer noch, ich träume, ich meine, wir reden hier schließlich von Lily!” Sirius sah die vor Freude geröteten Wangen seines besten Kumpels und musste lächeln. Ja, manchmal war James so einfach zufrieden zu stellen. Und das alles nur wegen Evans. “Das heißt also, dass dieses Jahr besser werden wird, was deine Chancen bei ihr betreffen, oder?” Neugierig zog er eine Augenbraue in die Höhe und sah ihn forschend an. “Ich weiß es nicht, allerdings bin ich guter Dinge, was das angeht!”, meinte er grinsend und zog Sirius hinter sich her aus dem Klassenzimmer, weil sie zur nächsten Stunde mussten. Was meinst du, wollen wir unsere “Wohnung” einweihen und mit ein paar Freunden eine kleine Feier machen? Lily musste lächeln, als sie seine kleine Nachricht las, die er ihr sachte zugeschoben hatte. James fragte sie also wirklich ob sie zusammen ihre “Wohnung einweihen wollten. Sie schnappte sich ihre Feder und schrieb: Klar gern, wie genau hast du dir das vorgestellt? Was verstehst du unter ein paar? Sachte und vom Lehrer unbemerkt schob sie ihm den Zettel wieder zurück. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er die Nachricht las und dann seine Antwort darunter setzte. Dass sie und James zwar nicht vom Lehrer aber von einigen Mitschülern und Freunden beobachtet wurden, bemerkten sie beide nicht. Ihre ganze Aufmerksamkeit lag auf dem Stück Pergament, dass James ihr gerade wieder zuschob. Also konkrete Vorstellungen habe ich jetzt noch nicht, ich dachte, da lassen wir uns gemeinsam was einfallen. Aber unter ein paar verstehe ich: Sirius, Alice, Remus, Peter, Frank und Sirius Freundin, die er an dem Tag haben wird. Wenn er keine hat, auch gut. Was meinst du, wollen wir das an einem Wochenende machen und dafür dann eine Mahlzeit ausfallen lassen? Wir könnten auch die Wohnung ein wenig partymäßig herrichten. Das Lächeln, dass sich auf Lily Gesicht beim Lesen gelegt hatte, ermutigte James ein wenig und er hoffte, dass sie einverstanden war. Als er ihre Antwort las, musste er sich ein Lachen verkneifen. Ich kenn mich mit magischer Deko aber nicht aus und ich bezweifle, dass du das so machen willst, wie bei einer Muggelparty mit Luftschlangen, Luftballons und Partyhüten. Aber die Leute sind ok und die Idee mit dem Wochenende ist genial, so haben wir genügend Zeit alles vorzubereiten. Das mit dem Essen wirst dann wohl du übernehmen müssen, denn ich weiß bis heute nicht, wie du es immer schaffst, heimlich die ganzen Berge von Lebensmitteln ranzuschaffen. Allem Anschein nach hatte Lily keine Ahnung, dass Zaubererpartys sich nicht grundlegend von der Deko der Muggel unterschieden, sondern lediglich ein wenig aufgepeppt wurden. Wie zum Beispiel das mit den Luftschlangen und dem Konfetti. Das hatten sie auch, nur dass es sich durch einen Zauber von allein im Raum bewegte. Genau das schrieb er ihr auch und stellte belustigt ihren leichten Rotschimmer fest, der sich über ihr Gesicht zog. Lily konnte das aber wirklich nicht wissen, denn sie hatte sich immer zurückgezogen, wenn irgendwelche Partys gefeiert wurden. So was war einfach nicht ihr Ding. Sie hatte lieber ihre Ruhe und las ein Buch. Dass sie sich in den letzten Wochen ein wenig verändert hatte, zeigte sich auch hier mehr als deutlich. Sie griff noch mal zur Feder und schob ihm dann den Zettel zurück. Gut, ich würde sagen, die Details können wir uns ja dann heut abend überlegen. Wenn du magst setzen wir uns zusammen und überlegen uns alles weitere. Er spürte, dass ihre Blicke auf ihm ruhten und so nickte er schließlich. Sie hatte ihm hier gerade angeboten, Zeit zusammen zu verbringen. Abends, versteht sich. Dieses Angebot würde er unter keinen Umständen ausschlagen. Vielleicht konnten sie ja dann auch schon anfangen mit dem Vorbereiten der einzelnen Sachen, denn wenn er Sirius richtig einschätzte, und davon ging James aus, würde er seinem besten Freund nicht sehr lange die Wohnung vorenthalten können. Zufrieden lehnte er sich zurück. Der erste Unterrichtstag war geschafft und James saß vor einem riesigen Berg Pergament, der seine Hausaufgaben für den nächsten Tag waren. Lily neben ihm schrieb noch am Ende ihres letzten Aufsatzes. Ihr rotes Haar hatte sie nach hinten zu einem Zopf gebunden und einige Strähnen hatten sich gelöst, die ihr nun ins Gesicht hingen. Lächelnd beobachtete James seine Schulsprecherpartnerin bei ihrer Arbeit. Sie konnte nicht mehr sehr lange brauchen, denn ihre Gesichtszüge wirkten bereits entspannt und zufrieden. Tatsächlich legte sie wenige Augenblicke später ihre Feder weg und atmete erleichtert auf. Manchmal konnten die Lehrer einem den Tag aber auch verderben. James hatte eigentlich vorgehabt, sofort mit ihr die Planung der kleinen Fete zu besprechen, hatte sich dann aber umentschieden, als er den Berg an Arbeit gesehen hatte, der auf ihn wartete. Dass Lily sowieso nicht eher mitgemacht hätte, bis alles erledigt gewesen wäre, tat noch sein übriges. Also hatten sie sich gemeinsam an die Arbeit gemacht und nun mehrere Stunden schweigend nebeneinander gesessen und gearbeitet. Er hoffte nur, dass es nicht jeden Tag so werden würde, denn sonst hatte er keine Gelegenheit, Lily zu beweisen, dass sie ihn von sich aus küssen wollte. Denn nach ihrer Aktion am ersten Abend und den weiteren Reaktionen heute war er sich sicher, dass sie etwas für ihn empfand. Nun musste er ihr nur noch beweisen, dass es so war und dann würde sie ihn vielleicht endlich erhören und seine feste Freundin werden. Dann würde er ihr eines Tages einen Heirats… nein, soweit wollte er noch nicht denken, es galt sie erst mal zu überzeugen. Vorher brauchte er sich gar keine Gedanken über weitere Schritte Richtung gemeinsamer Zukunft zu machen. Lily riss ihn aus seinen Gedanken, als sie ihn fragte: “Wollen wir jetzt essen gehen? Ich glaube, wir sind schon ziemlich spät dran.” Sie stand hinter ihm und deutete auf die Tür. James nickte und folgte ihr aus dem Zimmer. Dass Lily nun ruhig und gelassen neben ihm her in Richtung großer Halle lief und keine Anstalten machte, ihn anzuschreien oder wegzuschicken, zauberte ihm ein breites Grinsen ins Gesicht, was Lily nicht entging. “An was denkst du gerade?” “Wieso fragst du?” “Wenn du so grinst, bedeutet das in der Regel nichts Gutes.” “Ich habe eigentlich an dich gedacht und dass ich es schön finde, dass du mich mal nicht anschreist, sondern einfach so neben mir zur Großen Halle gehst. Dass du mich nicht wegschickst und dass wir uns bis jetzt doch echt gut verstehen. Ich finde, das ist ein guter Grund zum Grinsen, meinst du nicht? Neugierig sah er sie an und stellte erfreut fest, dass auch sie jetzt lächelte. Ihr Nicken versetzte ihn in Hochstimmung. “Ja, das ist ein Grund zum Grinsen. Ich muss aber auch zugeben, dass du dich irgendwie verändert hast und ich dieses neue Ich von dir mag. Man kann fast sagen, ich könnte mich daran gewöhnen.” Sie fing an zu lachen. Dass sie mal zugeben würde, dass James Potter erträglich war, hätte sie nie für möglich gehalten. Doch es war so und es war noch nicht einmal schlimm für sie, das zuzugeben. Vielmehr freute sie sich über das überraschte und glückliche Lächeln, das sich gerade auf sein Gesicht legte. Sie kamen in der Halle an und wieder lagen fast alle Blicke auf ihnen. Lily und James war es beiden unangenehm und sie waren mehr als froh, als sie sich zwischen ihre Freunde setzten, die sie ein wenig abschirmten, doch auch die warfen immer wieder verwunderte und neugierige Blicke in Richtung Lily und James, die sich gegenüber saßen und die anstehende Vertrauensschülerversammlung planten. “Gut, was meinst du? Nehmen wir das nächste Wochenende? Oder willst du noch warten?” Fragend sah James Lily an, die über ein Blatt Pergament gebeugt saß und alles mitschrieb, was wichtig war. “Ich denke, desto schneller desto besser, denn Sirius und so werden dir oder uns keine Ruhe lassen, bis sie alles gesehen haben, oder? Wie oft hat er dich denn heute schon gefragt?” Schmunzelnd meinte James:” Heute hat er mich schon drei mal gefragt, wann er endlich sieht wie und wo wir wohnen. Ich habe fast das Gefühl, er ist neugieriger, als ich es war.” “Na dann haben wir ja schon das Datum und die Leute. Müssen wir uns nur noch überlegen, was alles an Verpflegung da sein muss, denn Sirius und Frank werden sicher einen gesunden Hunger mitbringen. Oder irre ich mich da?” Bemüht, nicht laut loszulachen, presste Lily ihre Lippen fest zusammen, denn wie jeder andere im Schloss wusste auch sie, dass Sirius ungelogen für eine ganze Quidditchmannschaft essen konnte, was er im letzten Jahr bei einem Wettessen zwischen den Häusern bewiesen hatte. Gryffindor hatte mit Abstand gewonnen. Da konnte auch Goyle aus Slytherin nicht viel ausrichten. Selbst Peter und Frank hatten nach vier beziehungsweise fünf Portionen aufgegeben. Goyle hatte sechs geschafft und Sirius unglaubliche neun. Ein wenig fassungslos hatten alle zugesehen, wie er alles in sich hinein schaufelte, denn jeder normale Durchschnittsesser hätte nicht einmal die Hälfte einer Portion geschafft. Zumindest hatte James das gesagt, der nach einem Teller aufgegeben hatte. Und da war er weiter gekommen, als manch anderer. Alice hatte Sirius nach dem Essen gefragt, wie er so viel essen konnte. Sirius schien nicht ganz zu verstehen, was sie meinte, denn er sie sah sie fragend an, zuckte mit den Schultern und meinte: “Also ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll. Soviel war das nicht. Ein leichtes Sättigungsgefühl hatte ich nach dem achten Teller. Der letzte war eigentlich nur, weil es so unglaublich lecker geschmeckt hat. Und mal ehrlich Alice. So groß waren die Portionen doch nun nicht. Fünf Steaks, vier Kartoffeln, etwas Gemüse pro Teller. Das ist ist nun wirklich nicht die Masse. Das musst du schon zugeben.” Todernst hatte er sie angesehen und wie ein Lehrer gewirkt, der seinem Schüler eine total einfache Aufgabe stellte, die dieser aber nicht lösen kann. Dass ihn alle entsetzt und fassungslos angesehen hatten, war ihm entweder entgangen oder er hatte es gekonnt ignoriert. Seitdem jedenfalls gab es immer Unmengen von Essen auf jeder Party, was auch immer weg ging. James nickte nur und murmelte: “Schreib einfach auf: Essen für Sirius besorgen. Dann wissen die Hauselen schon bescheid.” Lily nickte und notierte sich ihren Stichpunkt auf der Liste. Kapitel 6: Fesselspielchen -------------------------- “Alter. Ich habe ja mit einigem gerechnet, aber dass ihr beiden in so einem Luxus lebt, ist echt der Wahnsinn. Ich meine, ihr habt jeder einen eigenen Raum, ein eigenes Bad und zu diesem Luxusgemeinschaftsraum hier muss ich ja nun auch nichts mehr sagen!” Sirius lies sich in einen Sessel fallen und schaute sich noch immer erstaunt und ein wenig fassungslos um. “Komm schon Pad. Wenn ich daran denke, was du dir alles ausgemalt hast!” Remus beobachtete kopfschüttelnd seinen Freund. Denn genau der hatte die ganze restliche Woche die tollsten Spekulationen angestellt, wie es wohl in der gemeinsamen Wohnung seines besten Freundes und dessen Angebeteten aussah. Seine harmloseste Variante war ein schlossähnlicher Innenraum und das schärfste war ein Pornokeller. Bei letzterem hatte Lily ihm dann aber doch in die Schranken gewiesen und gemeint, dass sie hier in Hogwarts wären und nicht bei Sirius zu Hause. Er hatte nur trocken gelacht und Augen verdrehend James angesehen. Alice, die neben Frank stand und sich auch alles genau ansah, fing auf einmal an zu grinsen. “Das ist also das Liebesnest unserer Schulsprecher.” Zweideutig wackelte sie mit den Augenbrauen und sah Lily herausfordernd an. Die zuckte nur mit den Schultern und meinte dann frech grinsend: “Das hier ist garantiert nicht unser Liebesnest. Das würden wir nie jemandem zeigen, nicht wahr, James?” Doch James konnte nicht antworten, denn er war gerade damit beschäftigt, wieder gleichmäßig Luft zu bekommen, nachdem er sich an seinem Butterbier bei Lilys Worten verschluckt hatte. Aber nicht nur James sah sie fassungslos an, jeder, der das mitbekommen hatte, starrte auf die rothaarige Schulsprecherin, der das völlig egal zu sein schien. Stattdessen wandte sie sich jetzt an Sirius und meinte: “Hier, du hast doch sicher Hunger. Ich eröffne einfach das Buffet!” Mit einer ausladenden Handbewegung deutete sie auf den Berg von Essen, der hinter ihr stand und nur darauf wartete, verschlungen zu werden. Sie hatte sich nicht in Sirius getäuscht. Kaum hatte sie das Essen auch nur erwähnt, war er nicht mehr auf seinem Platz, sondern hatte Stellung vor dem Tisch bezogen, wo er sich bereits die verschiedensten Sachen schmecken ließ. Sachte schob er sic in Richtung Lily. Die Party war bereits in vollem Gange und so würde es niemandem weiter auffallen, wenn sie sich unterhalten würden. Vorsichtig tippte er ihr auf die Schulter und lächelte, als sie sich zu ihm umdrehte. Ihre grünen Augen sagten ihm, dass sie schon mit ihm gerechnet hatte. “Hast du mal eine Minute?”, fragte er unsicher. Doch sie nickte und sah ihn erwartungsvoll an. Er atmete tief durch und griff nach ihrer Hand, um sie dann hinter sich her zu ziehen. “Wo gehen wir hin?”, fragte sie, als er sie aus den Räumen führte und mit ihr ein Stück durch die Gänge ging. “Ich brauch frische Luft.”, murmelte er und schritt weiter voran. Dass sie nicht die geringsten Anstalten machte, sich ihm zu entziehen, ließ sein Herz höher schlagen. “James, was ist los?” Er hörte deutlich ein Lachen in ihrer Stimme. Er wurde langsamer und drehte sich schlussendlich um. “Lily, bitte. Ich meine, ich finde es toll, wie es im Moment zwischen uns ist, aber ich verstehe es nicht. Wenn ich daran zurückdenke, wie du mich vor den Ferien behandelt hast und eigentlich die ganzen letzten Jahre. Und von jetzt auf gleich ändert sich das. Wie gesagt, ich finde das wirklich klasse und um nichts auf der Welt will ich, dass sich das ändert, aber wieso auf einmal?” sie sah die Ratlosigkeit in seinem Blick. Anscheinend hatte er sich darüber schon so seine Gedanken gemacht. Mit seinen braunen Augen sah er sie jetzt an und schien ihn ihren die Antwort zu suchen. Sie war noch nie gut darin gewesen, Blickkontakt zu halten, also wandte sie sich ab und biss sich auf die Lippen. “Ich dachte einfach, dass es für uns beide besser ist, wenn wir gut miteinander klar kommen. Und ich muss ja auch zugeben, dass du nicht ganz so schlimm bist, wie ich immer dachte. Ich finde dich sehr sympathisch.” Unsicher sah sie ihn von der Seite an. Sie konnte seinen Blick, mit dem er sie jetzt ansah, nicht im Mindesten deuten, aber er nickte schließlich und lächelte leicht. Du findest mich “sympathisch”? Da hoffe ich mal, dass du nicht so schnell einen anderen Kerl sympathisch findest, denn wenn du mit allen so umgehst…” Er lies den Satz absichtlich offen. Lily verdrehte nur ihre Augen und schüttelte ihren Kopf. “Selbst wenn ich jemanden mehr als dich mögen würde, er hätte nie eine Chance gegen dich! Und das in mehrerlei Hinsicht.” Kaum hatte sie diesen Satz gesagt, drehte sie sich rum und rannte. Verwirrt sah James ihr nach. “Was bitte war das denn?”, fragte er in die Stille hinein und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Was um alles in der Welt hatte sie denn jetzt damit wieder gemeint? Und wieso war sie weggerannt? Seufzend setzte er sich auch in Bewegung und ging zurück zu ihrem Gemeinschaftsraum. Er hörte Sirius schon von weitem lachen und Lilys entsetzten Aufschrei. Dann ihre Stimme. Es klang, als würde sie sich streiten wollen. James beschleunigte seine Schritte und öffnete die Tür. Das Bild, was sich ihm bot, war aber auch zu komisch. Da saß Lily, gefesselt an einen Stuhl, Sirius anschreiend, dass er sie wieder losbinden sollte und er stand lachend vor ihr, als wäre es das natürlichste der Welt, dass sie irgendwo gefesselt zu finden war. “Was soll das werden?”, frage James, während er auf Lily zuging, um sie loszubinden. Doch Sirius gab ihm keine Antwort auf die Frage, sondern meinte nur: “Ich wette mit dir, dass sie dort so schnell nicht mehr runter kommt!” Belustigt sah er zwischen James und Lily hin und her. James war stehen geblieben und schüttelte kurz den Kopf. “Wieso soll sie dort nicht so schnell runter kommen?” Wieder bekam er keine direkte Antwort. “Gut Prongs, versuch sie loszubinden.” Mit einer ausladenden Handbewegung zeigte er auf die noch immer gefesselte Lily. Jetzt lagen alle Augen auf ihm. Unsicher runzelte er die Stirn und trat näher. Doch nichts passierte. Er ging zu ihr, sah sie fragend an, doch sie zuckte nur mit den Schultern. Anscheinend hatte auch sie nicht den blassesten Schimmer, warum sie ewig hier sitzen bleiben sollte. Er war jetzt bei ihr angekommen und begann die Fesseln zu lösen. Hinter sich hörte er, wie Sirius scharf die Luft einzog und er drehte sich um. “Ist alles in Ordnung Pad?” Er war komplett verwirrt, denn was war so schwer oder unglaublich daran, dass er Lily losband? Hatte er irgendwas nicht mitbekommen, dass sie nicht losgebunden werden durfte? Lily, die nun endlich ihre Fesseln losbekommen hatte, richtete sich auf und murmelte ein Danke. Jetzt sah auch sie ihre Freunde an. Ihre Augen funkelten vor Wut. “Was bitte sollte das?” Doch auch sie bekam keine Antwort, sondern wurde nur von allen angestarrt. Ok, hier lief ganz eindeutig was schief und sie konnte nicht sagen, was es war. Ihr fiel nichts ein, was das Ganze erklären konnte. Ihr Blick wanderte zu James, der noch immer neben ihr stand. Sein Blick war auf seinen besten Freund geheftet, der ihn leicht grinsend ansah. Und von Sekunde zu Sekunde wurde dieses Grinsen breiter. Bis er schließlich laut anfing zu lachen. Lily konnte sehen, dass James langsam aber sicher wütend wurde. Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte und seine Augen wurden um einiges dunkler. Normalerweise kannte sie den Ausdruck nur, wenn James Slytherins begegnete. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf den Arm und als er sie ansah, schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Er verstand, was sie meinte und atmete tief durch. Es war aber auch zum Verrücktwerden. Wusste Sirius doch, dass es nichts gab, was James so sehr hasste, als wenn man ihn auslachte. Und was tat sein bester Freund in diesem Moment? Er lachte ihn aus. Zumindest empfand er es als das. Sirius, der sah, dass James wütend wurde, riss sich zusammen und versuchte, James zu versöhnen. “Lass uns eine Runde gehen. Vielleicht fällt dir ja ein, warum ich so gelacht habe.” Und schon war er aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden. James, der unbedingt eine Erklärung haben wollte, folgte ihm, denn für ihn war noch immer nicht klar, was hier gerade passiert war, dass alle Lily und ihn so anstarrten. ************************** So, was denkt ihr? was ist passiert, dass Sirius so lachen musste und die anderen sie alle so angestarrt haben? glg Kapitel 7: Unglaublich, aber wahr --------------------------------- “Ehrlich! Ich glaube kaum, dass der Zauber auch wirklich richtig funktioniert hat! Überleg doch mal. Das würde dann ja bedeuten, dass Lily Evans in mich verliebt ist!” Ungläubig schüttelte James den Kopf. Als würde das jemals der Fall sein. Auch wenn dieses Jahr bereits total anders war, als alle vorhergehenden, dass das eintreten sollte, konnte er sich einfach nicht vorstellen. Klar, sie mochte ihn mittlerweile und sah ihn sicher auch als einen Freund, aber mehr? So schön es auch klang, irgendwie wollte sein Gehirn diese Information nicht so recht akzeptieren. Schließlich war es doch wirklich mehr als verständlich, dass er seine Zweifel hatte. “Nenn mir einen, nur einen einzigen vernünftigen Grund, weshalb das nicht gehen sollte!” Sirius sah seinen besten Freund skeptisch an. “Ganz einfach, Pad, wir reden hier von Lily!” Sein Blick sagte, dass das doch völlig logisch war. “Eben! Und das würde auch erklären, wieso sie sich so anderes als sonst verhält!” “Meinst du echt, dass sie sich in mich verliebt hat?” James wusste nicht so richtig, ob er seinem besten Freund das glauben konnte, so schön der Gedanke auch war. Jahrelang hatte sie schließlich immer wieder versucht, ihm vom Gegenteil zu überzeugen. “Oh ja, das denke ich. Frag sie doch einfach!” “Ja, klar, geh ich hin und frage: Hey, Lily, na wie siehts aus, hast du dich in mich verliebt? Sehr realistisch, Pad, wirklich!” Der Sarkasmus war deutlich zu hören, James konnte es sich aber auch einfach nicht verkneifen. Sirius lachte bellend. “Ja, stell dir mal vor, so was könntest du machen und ich möchte mit dir wetten, dass ich die Antwort auf die Frage auch schon kenne!” Bedeutungsvoll wackelte er mit den Augenbrauen. “Komm schon, Pad, wir beide wissen….” “Nein, fang nicht wieder so an.”, unterbrach Sirius ihn. ”Ich will kein Zögern sehen. Du wirst Lily einfach mal fragen, was sie so zu der Sache zu sage hat! Und zur Not benutzt du Veritaserum.” James verdrehte nur die Augen. “Wir beide wissen, dass das verboten ist und wir beide wissen auch, dass ich Lily niemals zu etwas zwingen würde, was sie nicht will!” Sirius atmete geräuschvoll aus. Ja, das wusste er wirklich, schließlich kannte er James lange genug um sagen zu können, dass er Lily niemals wehtun würde oder sie zu etwas nötigen würde, was sie selbst nicht wollte. So war Miss Evans auch um jedes Date gekommen. James fuhr sich durch die Haare. “Und du bist wirklich der festen Überzeugung, dass sie mich mag?” So richtig konnte sich James das einfach nicht vorstellen. “Ja, meine ich. Remis hat den Spruch gesagt. Gut, ich musste ihn zwar zwingen, aber im Endeffekt hat er es dann doch getan. Und die anderen waren schließlich dabei und jeder wurde ja vorher eingeweiht. Na gut, jeder außer Lily.” Sirius lächelte spitzbübisch. “Weißt du, was wir jetzt machen? Wir gehen zurück zu deiner Angebeteten und dann knöpfst du sie dir vor. Lass dir was einfallen, Prongs. Du wirst es schon aus ihr herauslocken können.” Ohne dessen Antwort abzuwarten, packte Sirius James am Umhang und zog ihn einfach mit sich. Lily hatte sich wutschnaubend vor Alice aufgebaut. Wenigstens ihre beste Freundin sollte endlich ehrlich zu ihr sein. Was bitte war das gewesen? Warum hätte James sie nicht losbinden sollen? Oder besser gesagt nicht können? Keiner wollte ihr eine Antwort auf diese Frage geben. Also musste sie wohl härtere Geschütze auffahren. Doch Alice sah sie nur entschuldigend an und meinte: “Frag James. Ich bin mir sicher, dass Sirius ihm alles erklärt hat.” “WAS ERKLÄRT, ALICE?” Langsam aber sicher fiel es ihr schwer, ruhig zu bleiben. Sie war reingelegt worden und sie mochte es nicht, wenn man sie veralberte. Ihre grünen Augen sprühten Funken, als Alice erneut den Kopf schüttelte. “Nein, ich habe versprochen, dass ich nichts sage. Das Ganze war Sirius’ Idee. Eigentlich wollte er dich nur etwas ärgern, aber dass James dich losbinden konnte, hatte einfach keiner so wirklich erwartet.” “Wirklich Lily, das Beste ist, wenn du mit James über die ganze Sache redest. Wenn wir uns da reinhängen würden, gäbe das nur Stress. Ich bin mir sicher, dass er so schnell wie möglich mit dir darüber sprechen will, denn ….” Doch Alice kam nicht mehr weiter, denn in dem Moment schwang das Portraitloch auf und James und Sirius betraten das Zimmer. Allerdings waren die Gesichtsausdrücke der beiden völlig unterschiedlich. James schien völlig in Gedanken versunken zu sein, während Sirius grinste, als hätte er den Witz des Jahrtausends gehört. Sofort trat Lily vor James. “Also? Alice meinte, du erklärts es mir!”, Herausfordernd sah sie ihren Gegenüber an, der sie erschrocken anschaute. “Was?”, fragte er verwirrt. “Mir will keiner erklären, was das vorhin sollte.” Abwartend sah Lily zu James auf, dessen Ausdruck sich jetzt änderte. Von völlig in Gedanken wechselte es in nachdenklich. Seine Augen schienen jede ihrer Bewegungen registrieren zu wollen. Doch auch James gab ihr keine richtige Antwort, sondern meinte: “Ich denke, wir reden später darüber. Jetzt bin ich nicht dazu in der Lage.” So schlimm?, schoss es Lily durch den Kopf und ihr Gesicht schien genau das zu sagen. James atmete tief durch, strich ihr kurz über ihr rotes Haar und meinte dann: Später, ich verspreche dir, ich erklär es dir. Aber nicht jetzt, denn ich muss mich erst mal beruhigen. Und nein, es ist nichts schlimmes.” Dann drehte er sich um und verschwand in seinem Zimmer. Verwirrt sah Lily ihm hinterer. Was bitte war heute nur los? Sie drehte sich wieder zu ihren Freunden und sah sie herausfordernd an. “Also, ich möchte JETZT eine Antwort haben und es wäre wirklich sehr nett, wenn ich die auch bekommen würde!” Doch Sirius schüttelte nur den Kopf. “Glaub mir Lily, es ist besser, wenn James mit dir darüber redet.” Er sah Remus an, der zustimmend nickte. “Sirius hat Recht, Lily. Es ist nichts schlimmes. Zumindest nicht für James.” Sein Lächeln war engelsgleich, doch Lily spürte, dass Remus ihr sagen wollte, dass es wohl auf die Augen des Betrachters ankam ob die Sache schlimm war oder nicht. Lily holte tief Luft und nickte ergeben. Gut, musste sie eben warten, bis sie mit James alleine war. Der saß mittlerweile in seinem Zimmer und dachte über alles nach. Wenn er mit Lily darüber reden wollte, musste er schließlich auch Beweise haben, um seine These zu untermauern. Als erstes fiel ihm da die Zugfahrt ein. Lily war von sich aus zu ihm gekommen und hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und sich an ihn gekuschelt. Dann der Kuss, kurz bevor sie aus dem Zug verschwunden war. Ihre Reaktion auf seinen Wangenkuss war auch sehr interessant. Denn wusste doch jeder, dass James ihr nicht gerade sehr nahe kommen durfte. Und dann dass sie ihn immer so liebevoll weckte. Und sie saß in jedem Fach neben ihm! Ungläubig schüttelte er den Kopf. Konnte es wirklich sein, dass seine kleine Eisprinzessin aufgetaut war? Plötzlich fiel ihm nach etwas ein. Was hatte sie heute zu ihm gesagt? Selbst wenn ich jemanden mehr als dich mögen würde, er hätte nie eine Chance gegen dich! Und das in mehrerlei Hinsicht. Keiner hätte eine Chance gegen ihn? Und das in mehrerlei Hinsicht? Sein Herz begann zu rasen. Sirius MUSSTE einfach Recht haben. Und dann war ja noch die Sache mit dem Fesseln und dieser Zauber, weswegen er dann noch mit seiner Lieblingshexe reden wollte. Auf Remus’ Können war immer Verlass gewesen. Nie im Leben wäre ein Zauber bei ihm schief gegangen. Ein breites und glückliches Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus. Ja, Sirius hatte definitiv Recht. Er konnte es selbst kaum glauben, aber im Moment war er fest davon überzeugt, dass es stimmte. Lily Evans war in ihn verliebt. Schnell stand er auf und ging wieder in den Gemeinschaftsraum. Er musste sich unbedingt bei seinen Freunden bedanken. Und vielleicht konnte ihm ja einer noch einen Tipp geben, wie er am Besten so ein Gespräch anfangen sollte. Zumal er mit Lily diskutieren würde, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie es so einfach zugeben würde. Am Ende wusste sie selbst noch nicht, was mit ihr los war. Lily seufzte. Sie mochte es eigentlich, wenn ihre Freunde um sie waren, doch heute hätte sie sie alle am liebsten weggehext. Sie war furchtbar nervös, schließlich wusste sie nicht so richtig, was sie erwarten würde, wenn sich James endlich dazu entschließen sollte, mit ihr zu reden. Sie sah auf, als seine Zimmertür aufging. Dass er breit grinsend aus dem Zimmer kam und sich zu Sirius gesellte, der ihn nicht minder gut gelaunt angrinste, machte es nicht besser für Lily. Wieder schaute sie Alice hilfesuchend an, die nun endlich ein Einsehen zu haben schien und sich zu ihr setzte. Sie legte einen Kopf auf Lilys Schulter und flüsterte: “Gut, ich erzähle dir kurz, was los war, aber du musst mir schwören, ruhig zu bleiben!” Sie spürte, wie Lily nickte. “Gut, pass auf. Sirius hat Remus gezwungen, einen Zauber auf dich zu legen. Man hätte ihn leicht mit neu Gegenspruch lösen können, doch das wollte Sirius nicht so schnell machen. Der Spruch, mit dem er dich belegt hat war, dass dich nur derjenige losbinden kann, den du liebst.” Alice spürte, wie sich Lily augenblicklich versteifte. Sie hob ihren Kopf und sah zu ihrer Freundin hoch, die auf einmal ganz blass war. “Lily, alles in Ordnung?” Lily nickte leicht. Dann drehte sie sich zu ihrer Freundin. “Ich … das… oh Gott.” Sie schüttelte leicht den Kopf. “Ich meine, ich weiß, dass er mir wichtig ist und dass ich ihn definitiv mehr mag, als sonst jemanden, aber ich dachte, verliebt sein ist toll! Wenn ich da an mich denke! Mir ist immer schwindlig, wenn er da ist und mein Bauch fühlt sich auch voll komisch an.” Ihr Blick sagte deutlich, dass sie auf diese Gefühle verzichten konnte. Alice sah sie überrascht an und begann dann, leicht zu grinsen. “Lily! Das Gefühl, was du grad beschrieben hast, das sind die sogenannten Schmetterlinge im Bauch und dass dir in seiner Gegenwart schwindlig ist, macht nur noch deutlicher, dass du voll auf ihn stehst!” Sie wackelte leicht mit den Augenbrauen. “Oh Gott!”, meinte die noch einmal und fasste sich an die Stirn. Sie schloss kurz die Augen und holte tief Luft. Doch auf einmal durchzuckte sie es. Erschrocken riss sie die Augen auf und sah Alice an. “Aber dann weiß er ja jetzt…” Sie brach ab. Ja, jetzt wusste James, was mit ihr los war. Und er wollte dann mit ihr darüber reden. Unsicher huschte ihr Blick zu dem Marauder, der gerade Peter ärgerte, in dem er ihn mit einem Partyspießer in die Wange piekte. “Alice, was soll ich denn jetzt tun?”, fragte sie leicht panisch. Noch nie hatte sie sich so unwohl wie jetzt gefühlt. Ihr Puls lag nicht mehr im gesunden Bereich und auch ihre Hände waren furchtbar feucht. Ja, was sollte sie jetzt nur tun? Kapitel 8: Stop touching ------------------------ Fast schon panisch sah sie Alice hinterher, die als letzte die Schulsprecherräume verließ. Die Party war Lilys Meinung nach viel zu schnell vorbei gewesen. Denn nun war sie mit James alleine und das Gespräch war unausweichlich. Ihr Blick huschte zu ihm. Da stand er, mit dem Rücken zu ihr am Buffet und goss sich gerade noch ein Glas Kürbissaft ein. Am liebsten hätte sie die Stille, die im Moment zwischen ihnen herrschte, unterbrochen, doch sie wusste nicht so richtig, was sie ihm sagen sollte. James hatte sein Glas mittlerweile ausgetrunken und es abgestellt. Langsam drehte er sich um und sah in die großen grünen Augen von Lily, die ihn fragend und auch ein wenig ängstlich ansahen. Er holte noch einmal tief Luft und ging dann auf sie zu. Da sie noch immer auf der Couch saß, ließ er sich einfach neben ihr nieder. „Willst du noch immer darüber reden?“, fragte er. James konnte einfach nicht aus seiner Haut. Er mochte Lily viel zu sehr, als sie zu irgendwas zu zwingen und wenn es ein Gespräch mit ihm war, dabei gab es im Moment nichts, was ihm wichtiger war, als endlich alles zu klären. Doch Lily nickte nach kurzem Zögern. „Ja, ich denke, wir sollten auf alle Fälle reden.“ James fiel auf, dass ihr Stimme leicht zitterte. „Gut.“ Er lehnte sich ein wenig zurück und sah sie neugierig an. „Wieviel weißt du denn?“ Er war sich nicht sicher, ob irgendjemand mit Lily geredet hatte, aber ihrem Blick nach zu urteilen, wusste sie bereits, worum es sich handelte. „Alice hat mir erklärt, worum es sich bei dem Zauber handelt.“ Unsicherheit lag in ihren Augen. Keiner von beiden sagte etwas, denn beide fanden nicht die richtigen Worte. „Stimmt es denn?“, wollte James nach einer Weile wissen. Er konnte einfach nicht anders. Sollte sie ihn wieder anschreien, wenn sie wollte, aber er musste es einfach wissen. Genau beobachtete er das Mädchen vor sich. Jede ihrer Regungen nahm er in sich auf. So sah er, dass Lily leicht rot wurde und sich nervös auf der Unterlippe herum biss. Seinem Blick wich sie aus. Seufzend fuhr James sich durch die Haare. Na toll, Lily kneifte. War es denn wirklich so schwer, ihm eine eindeutige Antwort zu geben? Wobei er ja fest davon überzeugt war, dass es so war, doch er wollte es einfach aus ihrem Mund hören. Lily, die merkte, dass sie es James unabsichtlich schwer machte, sah ihn entschuldigend an und knetete ihre Hände durch. Ja, sie sollte es ihm endlich sagen und sie sollte auch endlich dieses Bedürfnis stillen, dass sie heimlich schon lange Zeit hatte. Nicht zum ersten Mal blieb ihr Blick an seinen Lippen hängen. Wie hatte er so schön gesagt? Irgendwann wirst du ich richtig küssen wollen und dann werde ich mich garantiert nicht mehr zurückhalten. Wie Recht er damit hatte. Schon an diesem Abend hatte sie stark an sich halten müssen, um ihn nicht wieder zu sich zu ziehen. Sie senkte wieder ihren Blick und nickte schließlich. „Ja, es stimmt.“ Wie eine Wand stand jetzt ihre Aussage im Raum. James hatte unbewusst die Luft angehalten und schaute mit großen Augen auf seine Lily, die ihn wieder nicht ansah. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht und liebevoll griff er ihr unter das Kinn, um sie mit sanfter Gewalt dazu zu bringen, ihn endlich anzusehen. „Und warum sagst du mir das nicht, Lily? Du weißt, was ich für dich empfinde!“ Obwohl er es nicht wollte, war trotzdem ein kleiner Vorwurf in seiner Stimme mit. Ihre grünen Augen sahen ihn unglücklich an. „Ich weiß nicht. Ich …“ Sie brach ab und wich wieder seinem Blick aus. „Lily, sieh mich an.“, forderte er und strich ihr mit dem Daumen über die Wange. Ihre Augen richteten sich wieder auf seine. Ja, das Braun war wirklich das, was sie so sehr liebte. Und so holte sie noch einmal tief Luft, um James zu zeigen, dass sie es wirklich ernst meinte. Schnell beugte sie sich nach vorn und ihre vollen Lippen kamen auf seinen zum Liegen. Sie hörte, wie James scharf die Luft einzog, doch bevor sie sich von ihm lösen konnte, hatte er bereits seine Arme um ihre Taille gelegt und sie zu sich auf den Schoß gezogen. Lily, die nicht so richtig wusste, was sie machen sollte, legte zaghaft ihre Arme um seinen Hals und schob sich näher an ihn. Ja so hatte sie es sich immer gewünscht. Auch wenn sie in letzter Zeit immer auf Taff gemacht hatte, war die eigentlich ein schüchterner Mensch. Doch James ließ ihr keine Zeit zum Schüchtern sein. Sanft strich seine Zunge über ihre Lippen und wollten mit ihrer spielen. Unsicher ging Lily auf das Spiel ein. Doch desto mehr James sie reizte, umso mutiger wurde sie und wurde lockerer. Ja, James zu küssen, war einfach nur der Wahnsinn. Auch James ging es nicht anders. Als Lily ihre Lippen auf seine gelegt hatte, dachte er, ihm würde das Herz stehen bleiben. Doch wie er es ihr bereits zu Beginn des Schuljahres gesagt hatte, wenn sie ihn küssen wollte, würde er sich nicht zurückhalten. Wie auch? Viel zu lange hatte er auf diesen Augenblick warten müssen. So zog er sie schnell an sich und gab sie nicht mehr frei. Er spürte, dass Lily noch vorsichtig war, doch er wollte nicht vorsichtig sein. Er wollte ihr zeigen, wie sehr er sie begehrte und wie tief er für sie empfand. Und dass sie auf sein Spiel einging und endlich mutiger wurde, beflügelte ihn gerade zu. „Ich frage mich, ob James das wirklich gebacken bekommen hat!“ Sirius saß nachdenklich beim Frühstück und rührte in seinem Kaffee. Remus neben ihm sah auch mehr als skeptisch aus. „Ja, so wie ich James kenne, kann das ganz schön in die Hose gegangen sein. Auch wenn er gestern echt euphorisch war, Lily könnte ihn trotzdem nicht die Wahrheit sagen oder das Ganze verdrehen.“ Seine Stirn war gerunzelt und gespannt sah er zur Tür. Doch noch immer war von den beiden Schulsprechern nichts zu sehen. Alice, die den Maraudern gegenüber saß, legte den Kopf etwas schief. „Wie schätzt ihr Lily denn ein? Wenn sie sich erst mal ein Ziel gesetzt hat, dann weicht sie nicht mehr davon ab. Und sie hat gestern zugegeben, dass sie ihn mag! Sie wird also mit Sicherheit...“ Doch was Lily mit Sicherheit tun würde, konnte Alice nicht mehr sagen, denn in dem Moment spuckte Sirius seinen Kaffee über den Tisch. Angewidert sah Remus ihn an und folgte dann seinem geschockten Blick. Auch seine Augen weiteten sich überrascht. Da liefen doch tatsächlich Lily und James Hand in Hand zum Gryffindortisch. James hatte seine und ihre Schultasche über die Schulter geschmissen. Ihn schienen die Blicke der anderen, die beide mit erstaunten, ungläubigen und auch fassungslosen Blicken anstarrten, nichts auszumachen. Lily dagegen fühlte sich nicht wirklich wohl. Sie mochte die allgemeine Aufmerksamkeit nicht besonders, aber darauf zu verzichten, mit James gemeinsam und nun endlich als „Paar“ zum Frühstück zu gehen, wollte sie auch nicht. So ließ sie es stillschweigend über sich ergehen und war froh, als sie sich endlich neben Alice setzten konnte und ihre beste Freundin und James, der sich auf ihre andere Seite setzten, sie ein wenig von den anderen abschirmten. Das bedeutete aber nicht, dass Lily ihre Ruhe hatte, denn nun galt Sirius' ungeteiltes Interesse seinem besten Freund und dessen augenscheinlich festen Freundin. „Hatte ich Recht?“ Seine Augen leuchteten, als er sah, dass sich James leicht zu Lily beugte und ihr einen tröstenden Kuss auf die Schläfe gab. Ihre grünen Augen strahlten zu ihm hoch und beide ignorierten sie Sirius' Frage. Doch er dachte nicht daran, einfach aufzugeben, also beugte er sich leicht nach vorn und fragte etwas lauter und mit mehr Nachdruck: „Hatte ich Recht?“ Seufzend drehte sich James zu seinem Kumpel. „Ja, Mister Superschlau hatte Recht.“ Ein Grinsen konnte er sich aber nicht verkneifen. Mister Superschlau richtete sich stolz auf, schlug sich feierlich auf die Brust und sah dann stolz in die Runde: „Und wieder einmal hat das Gute gesiegt!“ Lily zog eine Augenbraue nach oben. „Wo hast du das denn her?“ Sirius rollte nur mit den Augen und murmelte etwas, das stark nach „Frauen! Haben einfach keine Ahnung!“, klang. Doch Lily lächelte leicht und legte eine Hand auf seine. Aus ihren grünen Augen sah sie ihn freundlich an. Leise meinte sie dann: „Danke Sirius.“ „Ich glaube es einfach nicht! Lily Evans bedankt sich! Und das auch noch im Zusammenhang mit Jmaes! Dass ich das noch erleben darf.“ Gespielt gerührt strich er sich eine imaginäre Träne aus den Augenwinkeln und grinste dann: „Immer wieder gern.“ James verdrehte nur stöhnend die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Doch auch Remus konnte sich augenscheinlich nicht verkneifen, einen Kommentar abzugeben. „Sag mal Prongs, wie oft werden wir dich da jetzt noch zu Gesicht bekommen? Einmal im Monat? Zwei Mal?“ Doch bevor James etwas sagen konnte, meinte Lily: „Ihr hattet ihn ja die letzten Jahre, jetzt gehört er mir.“ Und schon schwenkte sie ihren Zauberstab. Im ersten Moment wusste keiner, was sie damit bewirken wollte, doch als Alice los prustete und lachend ihren Kopf in ihren Händen vergrub, wussten sie, dass irgendwas passiert sein musste. „Lily? Was genau hast du getan?“, fragte James unsicher. Normalerweise lachte Alice ihn nicht aus, doch so wie sie gerade auf der Bank hing und sich die Seele aus dem Leib lachte, musste es etwas ziemlich extremes zu sein. „Nichts weiter.“ Ihre grünen Augen sahen ihn liebevoll an und kurz gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. „Können wir das nochmal machen?“, fragte James leise und sah auf Lilys Lippen, die sich sofort zu einem Lächeln formten. Schnell griff sie nach seinem Hemd, zog ihn zu sich und ihre Lippen fanden seine. „Seid ihr endlich fertig?“ Sirius hatte seinen Kopf auf seine Hand abgestützt und sah den beiden dabei zu, wie sich sich küssten. So sehr er sich auch für seinen Freund freute, er wollte nur wissen, was Lily gezaubert hatte, dass Alice so lachen musste. Sich grummelnd von ihr lösend meinte James: „Du gönnst einem auch gar nichts, oder?“ Er drehte sich zu seinem Freund und wollte ihm gerade mitteilen, dass es nicht sehr nett von ihm war, ihn beim Küssen zu stören, da begann auch Sirius bellend zu lachen. Remus, dem nun auch aufgefallen war, was Lily getan hatte, wandte sich dezent ab und biss sich auf die Lippen, um nicht laut los zu lachen. Unsicher runzelte der Sucher der Gryffindor die Stirn und sah seine Freunde skeptisch an. „Ok, was ist jetzt wieder so lustig? Ach ich weiß, Lilys Zauber! Und?“ Sein Blick lag auch Sirius, der sich kaum noch halten konnte. Wortlos deutete er auf James' Krawatte. Anfassen und Füttern verboten. Privateigentum von Lily Evans. James' fassungsloser Blick lag auf dem leuchtend gelben Schriftzug, der schön blinkte. Dann sah er zu Lily, die in aller Ruhe in ihr Brötchen biss und so tat, als wäre nichts gewesen. Was genau passiert eigentlich, wenn man James eigentlich trotzdem anfasst?“, fragte Alice. Sie wusste, dass der Schriftzug nicht das Einzige war, was der Zauber beinhaltete, dafür kannte sie ihre Freundin zu gut. Lily sah auf und das Funkeln in ihren Augen war schon Zeichen dafür, dass wirklich mehr dahinter steckte. „Fass ihn doch an!“, meinte sie freundlich lächelnd und deutete auf ihren Freund. Doch Alice hob abwehrend die Hände. „Nein danke, ich sitze leider zu weit von James entfernt. Vielleicht kann Peter ja aushelfen!“ Bittend sah sie den pummeligen Jungen an, der neben James saß. Da dieser nicht wirklich etwas von dem Gespräch mitbekommen hatte, sah er nur verwirrt und fast schon hilflos auf. „Was?“, quiekte er erschrocken. „Du sollst James mal an den Arm fassen!“, meinte Sirius ungeduldig. „Wozu?“, fragte er leise. „Mach es einfach.“ Herausfordernd sah Sirius ihn an. Da dieser dem Blick nicht standhalten konnte, senkte er einfach den Blick und kam der Aufforderung nach. Kaum hatte er den Arm mit den Fingerspitzen berührt, schrie er auch schon erschrocken auf: „AUA!“ Panisch rutschte er so weit wie möglich von seinem Freund weg. Fassungslos sahen alle auf die Stelle, wo Peter eben noch gesessen hatte. „Er hat einen Stromstoß bekommen!“ Alle Augen waren jetzt auf Lily gerichtet, die nur mit den Schultern zuckte und meinte: „Ich teile nicht.“ Dann stand sie auf, hielt James ihre Hand hin und sagte: „Wir müssen los, Verwandlungshausaufgaben rufen! Du wolltest mir schließlich helfen.“ Ihre grünen Augen blitzen ihn vergnügt an, während sie wartete, bis er aufstand. Sie traten aus der Halle und James beugte sich leicht zu ihr. „Du hast mich echt mit so einem Zauber belegt! Ich muss schon sagen, ich bin geschockt, Miss Evans!“ Gespielter Vorwurf war aus seiner Stimme zu hören. Das faszinierte Leuchten seiner Augen verriet ihn aber und Lily sagte: „Das war die rache. Wenn Sirius MICH mit einem Zauber belegt kann ja wohl ich DICH auch mit einem belegen!“ Schnell stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. „Hm, wenn ich dafür mit Küssen en masse entschädigt werde, lass ich mich gern verhexen.“ Und schon lagen seine Lippen wieder auf ihren. Kapitel 9: neue Probleme ------------------------ „Weißt du eigentlich, dass du mir jetzt was schuldest?“ James zog Lily in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. Sie kuschelte sich mit geschlossenen Augen an ihn und murmelte: „Nein, was denn?“ Sie standen mitten im Gang und beide störte es nicht im Mindesten, dass sie von allen angestarrt wurden. „Tja, theoretisch dürftest du mich jetzt nicht mehr anschreien!“ Wieder gab er ihr einen Kuss und beugte sich dann zu ihrem Ohr: „Lily, möchtest du nächstes Hogesmeadwochenende mit mir ausgehen?“ Er lehnte sich leicht zurück und schaute in das grinsende Gesicht seiner Freundin. „Hm. Ich denke, da kann ich jetzt unmöglich nein sagen, was meinst du?“ „Das Gleiche.“ Und schon hatte er wieder seine Lippen auf ihre gelegt, während sie sich in seine Arme kuschelte. „Ach komm schon, so schlimm ist das doch gar nicht!“ Remus legte James tröstend den Arm um die Schulter. „So schlimm ist das nicht? Da bin aber anderer Ansicht! Ich sage nur Schniefelus!“ Ein leichtes Zittern durchfuhr seinen Körper. „Komm schon James, jetzt wo du mit Lily zusammen bist, solltest du dich wirklich zusammenreißen! Ich denke nämlich, dass sie nicht besonders erfreut wäre, wenn du hin wieder irgendwie verhext.! „Schon, aber ich hasse dieses Fach einfach und irgendwie muss man sich ja motivieren!“ Er fuhr sich durch die unordentlichen Haare und sah nun noch strubbeliger aus. Remus seufzte leise. „Dann nimm Lily als Motivation. Denn wenn sie sauer ist, weißt du ja, wie sie drauf ist!“ Ergeben nickte James und betrat mit seinem Freund die Kerker. „MR. BLACK UND MR. POTTER!“, donnerte Slughorn und deutete mit ausgestrecktem Zauberstab auf die beiden Schüler, die sich krampfhaft ein Lachen verkniffen. „Was habe ich eben gesagt? Was soll alles in den Schlaftrunk für traumlosen Schlaf?“ Sofort fuhren die beiden ertappt auseinander. „Ähm...“, stotterte Sirius. Hilfesuchend sah er zu James, der schnell in sein Buch schaute. „Professor.“, meinte er und lächelte: „Als würden Sie nicht wissen, was in den Trank...“ „POTTER!“, donnerte er. „ICH WEIß, WAS HINEIN SOLL! DIE FRAGE IST, OB SIE DAS AUCH WISSEN!“ „Ähm... ja, also alle notwendigen Zutaten, wie feingehackte Affodilwurzel, Wermutsud, Baldrianwurzel und Nesselwurz.“ Einen Moment sah Slughorn aus, als wollte er dem jungen Potter einen Fluch aufhalsen, entschied sich jedoch anders und drehte sich herum. „So, wie Ihnen Mr. Potter – zu meiner großen Überraschung – richtig gesagt hat, kommt Baldrian herein. Und das ist wichtig! Warum?“ Er sah sich in der Klasse um. Zwei Hände waren oben. Er entschied sich gegen die Gryffindor und nahm stattdessen den Schüler aus seinem Haus. „Mr. Snape?“ „Baldrian sorgt dafür, dass man nicht träumt. Wenn man aber Nieswurz nimmt, was sich sehr leicht mit dem richtigen Kraut verwechseln lässt, wird daraus ein Trank, der jeden geliebten Menschen vergessen lässt.“, schnarrte er mit seiner öligen Stimme. „Richtig. Zehn Punkte Mr. Snape.“ Dann wandte sich der Zaubertränkelehrer wieder an den Rest der Klasse. „SO, dann holen Sie sich jetzt die Utensilien und werden diesen Trank brauen. Er deutete auf den Vorratsschrank und alle Schüler sprangen sofort auf, um sich ihre Materialien zu besorgen. Eine viertel Stunde später blubberten die Tränke vor sich hin und immer wieder rühren sie im Uhrzeigersinn den köchelnden Sud. Sachte beugte sich Sirius zu James und flüsterte: „Wenn ich jetzt dieses eine Kraut bei Schniefelus in den Topf haue, was denkst du, passiert dann?“ Seine Augen leuchteten, als er das fragte. James grinste nur schwach. „Dann ist Lily auf 180 und ich habe nichts mehr zu lachen. Resigniert seufzend ließ sich Sirius in seinem Stuhl zurück sinken. „Hast ja Recht, Prongs.“ Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, den Slytherin, der eben an ihm vorbei ging, finster anzusehen: „Na Schniefelus? Wann hast du dir das letzte Mal die Haare gewaschen?“ Der Slytherin blieb kurz stehen, stützte seine Hand auf dem Tisch ab und meinte: „Na Black, wie lange ist denn der letzte Crucio von Papa her?“ Bevor irgendjemand etwas tun konnte, hatte Snape eine gebrochene Nase und eine aufgeschlagene Lippe. Und zusätzlich war er auf dem Weg in den Krankenflügel. „Mr. Black, würden Sie die Freundlichkeit besitzen, mir zu erklären, wie Mr. Snape zu seiner gebrochenen Nase kommt?“ Wütend schaute McGonagall auf ihren Schüler, der mit finsterer Mine und zusammengepressten Lippen vor ihr saß und sich nicht rührte. Normalerweise war sie es gar nicht gewohnt, dass er nichts sagte. Also musste es etwas sein, über das er nicht reden wollte. Von Slughorn hatte sie nur erfahren, dass es eine Auseinandersetzung gegeben hatte, die den jungen Black ziemlich aus der Bahn geworfen hatte. Sie selbst hatte das auch gemerkt, denn Sirius, der zu den besten in diesem Fach gehörte, hatte die ganze Zeit einfach nur still auf seinem Platz gesessen und vor sich hin gestarrt. Die besorgten Blicke von Potter hatte er entweder ignoriert oder nicht bemerkt. Und sein bester Freud schien nicht weiter in der Wunde bohren zu wollen, denn er hatte kein einziges Mal versucht, ihn anzusprechen oder aufzumuntern. James hatte sogar den ganzen Unterrichtsstoff für den jungen Black mitfgeschrieben. „Mr. Black!“, meinte sie noch einmal, doch Sirius schüttelte nur stumm den Kopf. Seufzend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. „Wenn Sie mir nicht erklären, wie es zu diesem Vorfall gekommen ist, sehe ich mich gezwungen, Ihnen Strafarbeiten und Punktabzug zu geben.“ Der abwesende Blick wandelte sich und auf einmal lag in den dunklen Augen von Sirius unglaubliche und unbändige Wut. Doch noch immer sagte er nichts. McGonagall schüttelte leicht den Kopf und versuchte es noch ein letztes Mal: „Ich bitte Sie, wir beide wissen, dass ich nichts davon halte, dass Sie sich mit Mr. Snape prügeln, doch da mir Miss Evans versichert hat, dass... Moment.“ McGonagall überlegte kurz. „Ja, Miss Evans sagte, dass Sie völlig zu Recht und noch viel zu zart zugeschlagen hätten.“ Sie konnte sehen, dass Mr. Black gerade aus allen Wolken fiel. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass die Schulsprecherin sich für ihn einsetzen würde. Nach kurzem Zögern rappelte er sich auf und meinte mit vor Wut zitternder Stimme: „Mr. Snape schien es amüsant zu finden, wie meine Familie mit mir umgeht.“ McGonagall konnte sich denken, worum es ging und nickte seufzend. „Gut, Mr. Black. Gehen Sie jetzt in Ihren Gemeinschaftsraum. Ich werde von einer Strafarbeit absehen, ziehe Ihnen aber fünfzehn Punkte ab. Dafür verlange ich aber, dass Sie diese morgen wieder aufholen.“ Man konnte deutlich sehen, dass der Blackspross nicht wusste, wie ihm gerade geschah. Schnell nickte er und verschwand eilig aus dem Zimmer, bevor es sich seine Hauslehrerin noch einmal anders überlegen konnte. Kaum hatte er den Gemeinschaftsraum betreten, steuerte er sofort auf seine Freunde zu, die bereits in einer Sesselgruppe sitzend auf ihn warteten. Doch statt irgendwas zu sagen, hockte er sich vor Lily und zog sie einfach in seine Arme. Und um die Überraschung perfekt zu machen, legte Lily ihre Arme um seinen Hals und zog ihn fest an sich. Alle hörten, dass Sirius irgendwas zu ihr sagte, doch keiner verstand, was genau er ihr ins Ohr raunte. Doch Lily lächelte leicht und nickte schlussendlich. Dann lösten sie sich wieder voneinander und sahen sich verschwörerisch an. Dann reichte er ihr seinen kleinen Finger und sie hackte ein. Jeder wusste, dass sie sich eben ein Versprechen gegebene hatten, doch niemand wusste so recht, wie er das eben einschätzen sollte. Stirnrunzelnd hatte James das Ganze beobachtet und zog seine Freundin schnell in seine Arme, als Sirius sie wieder frei gegeben hatte. Lily lachte leise, fand sie James Besitzansprüche einfach nur niedlich. Schnell drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen und kuschelte sich in seine Arme. Sirius setzte sich neben seinen besten Freund und lächelte leicht. Ja, wer hätte gedacht, dass sich Lily mal so für ihn einsetzen würde? Der nächste Morgen kam unerbittlich und hätte Lily gewusst, was heute auf sie zukommen würde, wäre sie einfach nur im Bett geblieben und hätte die Vorhänge schnell wieder zugezogen. So aber sprang sie auf und kam keine halbe Stunde später in der großen Halle an, wo die Rumtreiber bereits frühstückten. „und, was liegt heute an?“, fragte ein wesentlich besser gelaunter Sirius. James neben ihm zuckte mit den Schultern und meinte mit vollem Mund: „Schauberkränge un an Fege maischer Eschöffe.“ Lily sah angewidert zu ihrem Freund, doch Sirius seufzte nur schwer. „Ich hasse Zaubertränke einfach.“ James neben ihm nickte und murmelte irgendwas zustimmendes. Dann nippte er an seinem Kürbissaft und wollte gerade von seinem Brötchen abbeißen, als ihm ganz komisch wurde. Er hatte urplötzlich das Gefühl, zu glühen und vor seinen Augen verschwamm die Sicht. Kurz schüttelte er seinen Kopf, um das Gefühl des Unwohlseins wieder loszuwerden, doch es wurde einfach nicht besser. Schnell trank er noch einen Schluck und atmete tief durch. Doch es wurde einfach nicht besser, ganz im Gegenteil, er hatte das Gefühl, als würde Lava durch seine Adern fließen. Hastig knöpfte er sich die obersten Knöpfe seines Hemdes auf und fächelte sich Luft zu. Lily, die neben ihm saß, bemerkte das und sah ihn besorgt an. „James, ist alles in Ordnung mit dir?“ Mit glasigem Blick sah er zu ihr und keuchte. Lily runzelte die Stirn. Sie sah seine Atemnot, den Schweiß, der ihm auf der Stirn stand und auch seine ungesunde Gesichtsfarbe. Vorsichtig berührte sie ihn am Arm. „James?“ In dem Moment, wo sie ihn berührte, durchzuckte es sie. „JAMES, DU GLÜHST!“, schrie sie. Sirius sah erschrocken auf und auch er bemerkte, dass mit seinem Freund was nicht stimmte. „Los, sofort zu Pooy!“ Zusammen mit Lily wuchtete er sich James auf die Schultern und sie rannten nach oben in den Krankenflügel. Kapitel 10: vergessene Welt --------------------------- “Weiß Poppy schon, was es sein könnte?” Ängstlich sah Lily zu Sirius auf, der gerade aus dem Krankenflügel kam. Mit ernster Mine schüttelte er den Kopf. “Nein, bis jetzt hat sie keine Idee, was mit James los ist. Was hat Gonny denn gesagt?” “Sie wollte sofort James’ Eltern informieren.” Seufzend fuhr sich Sirius mit beiden Händen durch die Haare. “Ich weiß einfach nicht, was passiert ist! Gestern war noch alles in Ordnung. Und niemand hat ihn…” “MR. BLACK!”, donnerte auf einmal Poppy hinter ihm und stürmte auf ihn zu. Sofort fuhr er herum und sah sie erschrocken an. “Ja?” “WAS HABEN SIE SICH NUR DABEI GEDACHT?” Wutschnaubend baute sie sich vor ihm auf und funkelte ihn bitterböse an. “Wobei denn?”, fragte er völlig verständnislos. “Sie haben ihm einen Trank verabreicht!” Einen kurzen Moment runzelte Sirius die Stirn und überlegte, was genau die Krankenschwester damit meinte. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. “Ja, stimmt, er kam gestern noch mal zu mir, weil er höllische Kopfschmerzen hatte und einfach nicht einschlafen konnte! Da hab ich ihm einen Schlaftrank gegeben.” “Und was für einen, wenn ich fragen dürfte?” Noch immer war ihre Wut deutlich zu spüren. Lily sah nervös von einem zum anderen. “Was hat denn der Trank mit James’ Verfassung zu tun?”, fragte sie unsicher. Nun wandte sich Poppy ihr zu. “Nun Miss Evans, der Trank war gepanscht. Oder um es deutlicher auszudrücken, er war falsch zusammengebraut. Irgendetwas stimmt nicht mit der Zusammensetzung oder den Zutaten. Und ich benötige nun die Phiole, um herauszufinden, was das Problem ist.” Wieder sah sie zu Sirius, der einen Moment brauchte, um die stumme Aufforderung zu verstehen. Dann lief er los, um die leere Phiole zu holen, denn sie müsste noch bei ihm im Müll liegen, wenn die Hauselfen sie noch nicht weggeräumt haben. Etwas atemlos kam er im Krankenflügel an und ging sofort zu Poppys Büro. Wortlos reichte er ihr das leere Gefäß und sah zu James, der jetzt schlafend in einem der Krankenbetten lag. Lily saß auf einem Stuhl neben dem Bett und strich ihm gerade eine Strähne aus der Stirn. Seufzend fuhr sich Sirius mit der Hand über das Gesicht. Er konnte es einfach nicht glauben. Er sollte seinen Freund vergiftet haben? Aber das war doch einfach unmöglich, schließlich hatte er sich den Trank erst gestern geholt! Gestern, nachdem sie noch eine Weile zusammengesessen hatten und Sirius irgendwann bewusst wurde, dass er nach dem Tag ohne Hilfe nicht schlafen konnte. Schnell war er noch einmal in den Krankenflügel gegangen, wo er sich von Poppy einen Schlaftrunk für traumlosen Schlaf und einen Schalftrunk für schöne Träume geholt hatte. Dass er dabei noch einmal auf Snape getroffen war, als er den Krankenflügel betreten hatte, hatte seine Laune nicht gerade gefördert. Poppy hatte ihm schnell beide Tränke gereicht und war dann noch einmal zu Snape gewuselt, um sich seine Nase anzusehen, denn der Trank, den er bekommen hatte, schien noch nicht die gewünschte Wirkung zu zeigen. Er wollte gerade den Krankenflügel verlassen, als Poppy ihn noch einmal zurückrief. “Mr. Black? Wenn Sie schon mal hier sind, dann können Sie mir auch kurz helfen, schließlich ist das hier Ihre Schuld!” Sie deutete auf die gebrochene Nase von Snape. Seufzend und widerwillig drehte Sirius noch einmal um und ging zu ihr. Vor Snapes Bett blieb er stehen und sah angewidert auf den Slytherin hinunter. “Stellen Sie das noch einmal ab. Sie werden beide Hände benötigen!” Sie nickte Richtung Nachttisch und sah ihn auffordernd an. Nicht wirklich begeistert tat Sirius, was sie von ihm verlangte und als er beide Hände frei hatte, sah er sie fragend an. “Sie werden jetzt Mr. Snape festhalten, während ich ihm noch einmal die Nase breche, sie ist nämlich falsch zusammen gewachsen. Wir wollen ja nicht, dass bleibende Schäden entstehen, nicht wahr?” Sirius hatte schon einen passenden Spruch auf den Lippen, schluckte ihn aber herunter, als er den Blick der Krankenschwester sah. Er wickelte sich seinen Umhang um die Hände und packte Severus an den Schultern. Dann nickte er Poppy zu, die ihren Zauberstab schwang, während Severus am Nachttisch festklammerte und vor Schmerz aufkeuchte. Sirius wusste, dass er die Zähne zusammen biss, denn der Slytherin wollte sich vor dem Gryffindor keine Blöße geben. Sirius nahm mit Genugtuung zur Kenntnis, dass es seinem absoluten Hassobjekt schwer fiel, ruhig sitzen zu bleiben. Er konnte deutlich spüren, wie der Körper des jungen Mannes angespannt war und kein Muskel entspannt war. Sirius war sich fast zu hundert Prozent sicher, dass das nicht nur mit den Schmerzen zu tun hatte. Nein, der Slytherin musste Qualen durchleiden, weil ein Löwe ihn berührte. Innerlich johlte Sirius vor Freude, dass er Severus Snape ärgern konnte, ohne es selbst zu provozieren, sondern weil er darum gebeten wurde. “So, jetzt trinken Sie das und diesmal lassen Sie den Verband, wo er ist, denn sonst werde ich Ihnen die Nase noch einmal brechen müssen.” Sie sah ihn mitleidig an und wuselte dann nach einem kurzen Nicken zu Sirius wieder in ihr Büro zurück. Erleichtert trat der einen großen Schritt zurück und lächelte spöttisch auf Snape herab. “Da scheint ja jemand auf Schmerzen zu stehen. Gut zu wissen, Schniefelus!” Damit wandte er sich ab und wollte gerade aus dem Krankenflügel gehen, als Snape ihn zurückrief. “Hast du nicht was vergessen? Süße Träume!”, rief er und schmiss ihm die beiden Phiolen mit dem Schlaftrank zu. Diesmal war er es, der ein spöttisches Lächeln auf den Lippen hatte. Geschickt hatte Sirius die beiden Gefäße aufgefangen und sie stirnrunzelnd betrachtet. Schniefelus gab ihm seine Schlaftränke? Was bitte war denn mit dem Slytherin passiert? Nicht, dass sein Gehirn was abbekommen hatte, dachte Sirius im Stillen, doch dann fiel ihm ein, dass er sich bei seinem Mitschüler darüber keine Sorgen machen musste, denn wo nichts war, konnte ja schließlich auch nichts kaputt gehen. Und dann war er auf schnellstem Weg wieder in den Gemeinschaftsraum gewesen. Ja, und vor dem Zu-Bett-gehen hatte James ihn abgefangen und ihn um Schmerzmittel gebeten. Am ende hatte er ihm den Schlaftrunk für traumlosen Schlaf gegeben und war dann in seinen Schlafsaal verschwunden. Da Sirius Tränke hasste, hatte er seinen verbleibenden auf den Nachttisch neben seinem Bett gestellt und war dann Merlin sei Dank in einen traumlosen Schlaf geglitten und hatte nicht Gebrauch von der Phiole machen müssen. Den noch vollen Trank reichte er Poppy auch noch, die ihn entsetzt ansah, als sie die Flaschen erkannte. “Mr. Black, das sind doch die, die Sie sich gestern geholt haben!”, meinte sie mit erstickter Stimme. Ihre Hautfarbe wurde aschfahl. Sollte sie etwa ihren eigenen Schüler vergiftet haben? Doch Madame Pomfrey wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie auf einmal Lily rufen hörte. “Madame Pomfrey! James wacht auf!” Sofort war die Krankenschwester neben ihm und begann ihn zu untersuchen. Lily war in der Zeit zu Sirius gegangen, der noch immer in der Bürotür stand. Mit besorgter Miene beobachtete sie ihren Freund, der sich nur schwerfällig aufrichten konnte und ziemlich müde aussah. “Sirius, was ist nur mit ihm passiert?”, flüsterte sie. Sirius sah zu ihr hinunter und sah, dass sie sich nervös auf der Unterlippe herum biss. “Ich weiß es nicht, Lily. Ich wünschte, ich könnte dir eine gute Erklärung geben.” Sie wandte ihren Kopf und jetzt sahen ihre grünen Augen ihn verzweifelt an. “Es ist doch nichts ernstes, oder? So wie er vorhin aussah, war das keine einfache Vergiftung!” Unsicher legte Sirius einen Arm um ihre Schulter und zog sie sachte an sich. “So schnell lässt sich ein James Potter nicht vergiften!”, meinte er bestimmt und nickte noch einmal bekräftigend. Doch Lily konnte deutlich sehen, dass auch er sich Sorgen machte, denn seine grauen Augen lagen ebenfalls nervös auf seinem besten Freund. Etwas abgehetzt und deutlich übermüdet betraten James’ Eltern den Krankenflügel. Lily sah sofort, von wen James was geerbt hatte. Sein Vater hatte das selbe zerzauste Haar und seine Mutter besaß die selbe unglaublich braunen Augen. Sie war den beiden schon ein paar Mal auf dem Bahnsteig begegnet, doch erst jetzt musterte sie sie mit Neugierde. “Poppy, was ist passiert?”, fragte James’ Mutter und sah auf ihren im Moment wieder schlafenden Sohn. “Das weiß ich noch nicht, nur soviel, dass er irgendwie vergiftet wurde. Leider kann ich die Auswirkungen noch nicht so richtig einschätzen, denn er war nur kurz munter und erzählte, dass er dringend etwas erledigen müsse, aber nicht mehr wisse, as es sei.” “Wie konnte James denn vergiftet werden?” Beiden Elternteilen war klar, dass es siech hier um etwas ernstes handeln musste, denn sonst hätte man sie nie und nimmer von ihrer Arbeit geholt. “Ich befürchte, dass mir dieser schreckliche Fehler unterlaufen ist.”, flüsterte sie und begegnete den ungläubigen Blicken der Potters. “Du hast ihn vergiftet?” Man konnte deutlich hören, dass Mr. Potter das für äußerst unwahrscheinlich hielt. “So sieht es aus.” Jeder Anwesende merkte, dass Poppy an sich und ihren Fähigkeiten zweifelte. Noch nie war es ihr passiert, dass sie einen Schüler in Gefahr gebracht hatte. Ganz im Gegenteil. Sie war immer die, die alle zusammen flickte, egal, was passiert war und wie schlimme eine Verletzung war. Mit den Nerven am Ende drehte sie sich schließlich zu Sirius und Lily herum. “Ich bitte Sie, wieder in Ihren Gemeinschaftsraum zu gehen. Im Moment können Sie sowieso nichts für Mr. Potter tun. Wenn es ihm besser geht, lasse ich es Sie wissen.” Beide Schüler nickten und gingen unter den interessierten Blicken von James’ Eltern aus dem Krankenflügel. Besonders Lily hatte ihre Blicke gespürt. Unsicher sah sie zu Sirius hoch, der sie angrinste. “Keine Angst, Lily, die beiden mögen dich! Sie haben James ja auch immer wieder animiert, nicht aufzugeben!” Ein kleines Lächeln breitete sich auf Lilys Lippen aus. “Wirklich?” Er nickte. “Wirklich.” Zufrieden verschränkte sie die Arme hinter dem Rücken. “Sirius? Magst du mir ein bisschen was über die drei erzählen?” “Was willst du denn wissen?” “Keine Ahnung. Was dir eben gerade einfällt! Ich möchte gern mehr über ihn und seine Familie erfahren!” “Warum? Damit du weißt, in was für eine Sippschaft du einheiratest?”, fragte er laut lachend. Mit hochroten Wangen sah Lily strafend zu ihm auf. “Sirius Black! Ich warne dich, keine dummen Kommentare!” Und doch sah er deutlich das leichte Lächeln, dass auf ihren Lippen lag. Und so erzählte er ihr von Geburtstagen und allen möglichen Festtagen, an denen sich die Familie traf und wie sie feierten. Er erzählte von Quidditchspielen, die er mit James und dessen Vater besucht hatte und er erzählte ihr auch davon, dass er jetzt bei ihnen wohnte, weil seine Familie fanatische und rassistische Reinblüter waren. Mittlerweile saßen sie schon lange im Gemeinschaftsraum und Lily spürte bei jedem Wort, wie sehr Sirius an seinem besten Freund hing, der für ihn wie ein Bruder war. Schon bevor sie sich näher mit den Rumtreibern beschäftigt hatte, war Lily aufgefallen, wie eng die beiden befreundet waren, doch wie nah sie sich wirklich standen, wurde ihr erst jetzt bewusst. Sie würden füreinander sterben, wenn es notwendig war und sie konnten sich blind auf den anderen verlassen. Bis zum Mittagessen saßen sie da und unterhielten sich. Beide hatten keine Kraft und Lust gehabt, dem Unterricht am Vormittag beizuwohnen, so dass sie noch immer da saßen, als die Schüler nach und nach in den Gemeinschaftsraum kamen, als es Mittagspause war. Remus setzte sich zu den beiden und reichte ihnen verschiedene Pergamente. “Hier, der Unterrichtsstoff von heute.” Während Lily ihm die Seiten abnahm, berichtete Sirius in Kurzfassung, was sie wussten. Ungläubig schüttelte auch Remus den Kopf. “Das kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass sie ihn vergiftet hat! Wir reden hier schließlich von Poppy.” Da ihm die Schwester jeden Monat half, war es logisch, dass er eine sehr hohe Meinung von ihr hatte, doch auch die anderen beiden wussten, dass er Recht hatte. “Und was machen wir nun?”, fragte Lily, die es hasste, wenn sie im Unwissenden war. Vor allem, wenn es um Menschen ging, die ihr sehr am Herz lagen. Remus zuckte mit den Schultern. “Ich kann ja noch mal schnell im Krankenflügel vorbeischauen!” Und schon war er wieder aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden. Kaum hatte Remus den Zweiwegespiegel aktiviert, war Sirius wie von der Tarantel gestochen in den Krankenflügel gerannt. Lily, die im ersten Moment nicht wusste, was auf einmal los war, folgte ihm kurz nachher, als sie sich zusammen gereimt hatte, dass Remus sich gemeldet haben musste. Da Lily aber keinen einzigen Geheimgang kannte, dauerte es eine ganze Weile, bis sie endlich am Ziel war. Und jetzt stand sie hier und konnte nicht fassen und begreifen, was Remus ihr da gerade versuchte zu erklären. Poppy hatte also Recht gehabt. Nach wie vor ungläubig sah sie Remus an. “Er hat was?” “Er hat einen Trank getrunken, der nicht richtig gebraut war und jetzt kann er sich nicht mehr an dich und Sirius erinnern. Auch mich hat er am Anfang nicht erkannt. Poppy hat keine Idee, was da falsch gelaufen ist und wie man das wieder heilen kann. Sie sagt nur, dass ich Glück hatte, dass er mich nicht vergessen hat.” Lily schüttelte leicht panisch ihren Kopf. “Aber er kann doch nicht einfach jemanden vergessen. Ich meine, wir haben doch schließlich dieses Wochenende ein Date!” Sie war immer leiser geworden. Es war einfach unglaublich, im wahrsten Sinne des Wortes. James, der ihr immer hinterher gerannt war, der nie Ruhe gegeben hatte, der sie immer belagert hatte, sollte sich auf einmal nicht mehr an sie erinnern. Und auch an Sirius nicht. Sie sah an Remus vorbei auf den momentan schlafenden James. Außer ihm war niemand im Krankenflügel. Remus konnte deutlich ihre Sorge erkennen. “Weißt du Lily, im Moment kannst du sowieso nichts daran ändern. Vielleicht könntest du dich ein wenig um Sirius kümmern. Ihm scheint es nämlich auch echt nahe zu gehen, dass sein bester Freund ihn einfach so vergessen hat. Vor allem, weil er ja den Trank gebraut hat. Er macht sich schlimme Vorwürfe.” Lily nickte, sah noch mal zu James und verschwand dann aus dem Krankenflügel. Sie wollte gerade um die Ecke biegen, als sie stockte. Moment, was hatte Remus da gerade gesagt? Sofort drehte sie sich um und rannte zu dem Marauder. „Du hast gerade gesagt, dass Sirius den Trank gebraut hat! Wie kommst du denn bitte da drauf?“ Die Verwirrung war ihr geradezu ins Gesicht geschrieben. Remus seufzte. „Nun, wir haben doch gestern diesen Trank gebraut, erinnerst du dich? Und Poppy meinte, dass Slughorn ihr die gelungenen und korrekt gebrauten Tränke immer gibt. Die anderen entsorgt er. Und gestern hat Sirius allem Anschein nach Nieswurz in den Trank getan. Zumindest sagen das Slughorns Unterlagen. Und er war da der Einzige, dem das passiert ist.“ Vor Entsetzen schloss Lily ihre Augen. „Aber wir konnte Slughorn ihr dann diesen verdammten Trank geben?“ Ihre Stimme überschlug sich fast. „Er meinte, er muss die Reagenzgläser vertauscht haben. Ihm tut das schrecklich leid, aber im Moment könne er nichts machen.“ Auch wenn Remus sich bemühte, ruhig zu klingen, spürte Lily, dass er außer sich war. „Und wo ist Sirius jetzt?“, fragte sie leise. Sie hatte eine vage Vorstellung, wie sich der Marauder gerade fühlen musste. „So wie er aussah, ist er aufs Klo.“ Lily nickte und sah noch einmal auf James, der sich zusammengerollt hatte und jetzt selig und entspannt vor sich hin schlummerte. Seufzend wandte sie sich von ihrem Freund ab und machte sich auf den Weg zum nächstgelegenen Jungenklo. Als sie davor stand, konnte sie bereits deutlich die Würgegeräusche hören. Noch einmal tief Luft holend öffnete sie die Tür und konnte in einer der geöffneten Kabinen die Schuhe von Sirius ausmachen. Mit wenigen Schritten war sie bei ihm und trat hinter ihm. Wieder erfasste ihn eine Welle und er übergab sich. Lily beugte sich ein wenig nach vorn und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Normalerweise hatte er sie in letzter Zeit immer zu einem Zopf gebunden, doch der hatte sich gelöst und nun hing ihm das schulterlange Haar ins Gesicht. Lily strich ihm mit der anderen hand über den Rücken. „Ist gut, alles ist gut!“, flüsterte sie und legte ihre kühle Hand in seinen schweißnassen Nacken. Stöhnend richtete er sich etwas auf und robbte nach hinten. Dann rappelte er sich mühsam auf und taumelte zum Waschbecken, wo er seinen Kopf einfach unter das laufende Wasser hielt und sich frisch machte. Lily trat neben ihn und wartete, bis er fertig war. Wortlos reichte sie ihm eines der Handtücher und sah ihn an. Als Sirius ihrem Blick begegnete, sah sie mit Schrecken, dass ihm heiße Tränen über die Wangen liefen. Sofort schlang Lily ihre Arme um den bebenden Körper, während Sirius in sich zusammen sackte und etwas tat, was Lily niemals gedacht hätte. Er krallte sich an ihr fest und ließ seinen Tränen freien Lauf. Zwischen einzelnen Schluchzern würgte er immer wieder ein paar Wörter hervor. “..meine Schuld… zu blöd….. Mein Freund… vergessen! … kann er nicht machen! ….. Brauche ihn doch, ist meine Familie und…..” Lily verstand nicht mal die Hälfte von dem, was er sagte und doch wusste sie, dass Sirius gerade ohnmächtige Angst hatte, dass sich sein Bruder, sein Seelenverwandter, sein Gegenstück, seine einzige Familie, die er hatte, sich nicht mehr an ihn erinnern konnte. “Sirius, ich weiß noch nicht wie, aber ich verspreche dir, wir werden ihn dazu bringen, sich wieder an uns zu erinnern!” Dass Auch Lily Tränen über die Wangen liefen, hatte sie erst gar nicht bemerkt, doch jetzt, wo Sirius’ Daumen die Flüssigkeit wegwischte und seine großen grauen Augen sie dankbar, aber trotzdem ängstlich ansahen, spürte auch sie die große Verzweiflung, die sich in ihr breit machte. Was, wenn sich James wirklich nie wieder an Sirius und sie erinnern konnte? Kapitel 11: Veränderungen im Stillstand --------------------------------------- Zwei Tage waren nun bereits vergangen und noch immer gab es keine Änderung an James’ Zustand. Er war zwar aus dem Krankenflügel entlassen worden, doch weder Lily noch Sirius schien er zu kennen. Auch die anderen Schüler, die von der Sache natürlich erfahren hatten, waren bestürzt. Alle bis auf die Slytherins. Noch nie hatte man sie in letzter Zeit so ausgelassen gesehen. Am schlimmsten traf es aber Lily und Sirius, denn immer wieder waren sie Opfer der Spötteleien der Schlangen, dass es ja furchtbar sein musste, wenn sich der angeblich beste Freund nicht mehr an einen erinnern konnte oder dass einer der größten Reinblüter das Schlammblut vergessen hatte. So kam es, dass Lily am dritten Tag völlig aufgelöst in ihrem Zimmer saß und heiße Tränen ihre Wange herunter liefen. Remus und Alice, die beide bei ihr saßen, wussten sich langsam auch keinen Rat mehr, denn sowohl Sirius als auch Lily waren mit ihren Nerven am Ende. Das hatte sogar schon Professor McGonagall bemerkt. “Mr. Lupin, ich bitte Sie, nehmen Sie sich der beiden an. So geht das nicht weiter. Nur weil Mr. Potter im Moment nicht ganz er selbst ist, dürfen sich die beiden nicht so gehen lassen.” Auch wenn ihre Wortwahl sehr speziell ausgefallen war, die Sorgen um ihre beiden Schüler hatte er deutlich in ihren Augen ablesen können. Jetzt saß er also hier und versuchte, auf die weinende Hexe vor ihm einzureden. “Lily, du musst dich zusammenreißen! Du weißt doch, dass sowohl Poppy als auch Dumbledore alles tun, was sie können. Und sogar Slughorn tut, was er kann.” Seine Hand strich immer wieder über ihren Rücken, der wie der Rest ihres Körpers bebte. Auch Alice tat, was in ihrer Macht stand, um die rothaarige Hexe zu beruhigen. “Lily, du bist sonst immer so stark gewesen! Nun lass dich davon mal nicht aufhalten! Und ich bin mir sicher, James hält es nicht lange ohne dich aus, dann hängt er dir wieder an den Fersen und dann hast du ihn wieder.” Lily schniefte und wischte sich eine Träne weg. “Und was, wenn nicht? Ihr habt Slughorn doch gehört gehabt! Wenn man den Trank trinkt, vergisst man geliebte Menschen!” Wieder schluchzte sie auf. “Es tut mir wirklich Leid.”, murmelte auf einmal eine tiefe und traurige Stimme hinter ihr und zwei Arme legten sich um ihre Schultern, bevor sie an einen warmen Körper gezogen wurde. Sofort lehnte sie ihren Kopf an Sirius’ und ihre Hände fanden auf seinen Armen Platz. Es war in den letzten Tagen nicht das erste Mal, dass sie sich tröstend umarmten. Leise meinte sie mit geschlossenen Augen: “Du kannst doch nun wirklich nichts dafür Sirius! Alles, was passiert ist, war Zufall. Ein dummer und unglücklicher Zufall. Aber ich weiß, dass es ganz sicher nicht deine Schuld ist.” Jetzt drehte sie sich ein wenig in seinen Armen und sah ihm fest in die Augen. “Sirius, wehe, du redest dir weiter ein, dass es deine Schuld ist. Das ist es nicht, hörst du? Und es gibt keinen Grund zu verzweifeln. Alice hat Recht. James hat uns geliebt. Er kann also nicht lange ohne uns leben. Und wir werden es ihm erleichtern, indem wir so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen! Wir werden ihn einfach zwingen, sich wieder an uns zu erinnern. Ihm wird nichts anderes übrig bleiben.” Grüne Augen sahen auffordernd und entschlossen in graue, die auf einmal wieder voller Tatendrang zu sein schienen. “Du hast Recht, Lily. Wir werden ihm einfach so auf den Keks gehen, dass er sich wieder an uns erinnert! Du bist genial!” Begeistert gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und stand auf. “Lass uns sofort damit anfangen!”, meinte er und sah zum ersten Mal seit drei Tagen wieder zuversichtlich und euphorisch aus. Lily lächelte. “Vielleicht sollten wir uns vorher überlegen, wie wir die ganze Sache angehen wollen.” Sirius legte den Kopf schief und grinste frech: “Na ganz einfach. wir weichen ihm nicht mehr von der Seite. Einer von uns wird immer um ihn herum sein.” Remus und Alice, die bis jetzt geschwiegen hatten, mischten sich jetzt ein. “Ähm, Sirius, ich glaube nicht, dass es James hilft, wenn du zum Stalker wirst.”, erklärte Remus ruhig. Verwirrt sah ihn Sirius an. “Wenn ich was werde? Ist das giftig? Kann man das essen?” Mit hochgezogener Augebraue drehte er sich zu dem ruhigen Marauder und wartete gespannt auf eine Erklärung. Doch Lily war schneller. “Das bedeutet, dass James das Gefühl hat, dass er verfolgt wird und das nicht als angenehm empfindet.” “Genau und dann wird sich James mit Sicherheit nicht an euch erinnern, das garantiere ich euch!”, sagte Alice. Seufzend lies sich Sirius auf das große Sofa fallen. “Und was machen wir dann?” “Ihr könnt euch beim Essen immer zu ihm setzen, im Unterricht sitzt ihr ja auch zusammen! Dann könntet ihr gemeinsam Hausaufgaben machen. Und ganz wichtig. Erzählt ihm, was ihr zusammen erlebt habt. Irgendwelche Dinge, die euch verbinden. Ich denke, das würde am ehesten funktionieren.” Nachdenklich rutschte Lily zu Sirius und sah ihn fragend an. Es dauerte einen Moment, aber schlussendlich nickte er. “Ja, so machen wir das. Dann mal auf, Lily, gehen wir ihn suchen, ich bin mir sicher, er ist auf dem Quidditchfeld!” Sirius hatte Recht. Kaum waren sie draußen, sahen die beiden eine Person seine Runden im Stadion drehen. “Ich setz mich auf die Tribüne.”, erklärte Lily und verschwand zu den Rängen, während sich Sirius auf seinen Besen schwang und zu James flog. “Hey, Prongs! Wieder fleißig am trainieren?”, rief er ihm schon von weitem zu. Angesprochener stoppte seinen Besen und sah zu der Stimme. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Züge. “Dann bist du also wirklich im meinem Team und du hast mich nicht veralbert.” James konnte einen exzellenten Spieler sofort erkennen, sobald er auf dem Besen saß, hatte Sirius aber nicht geglaubt, als im dieser gesagt hatte, dass sie zusammen spielten. Er auf der Position des Treibers, während James Sucher war. “Ich habs dir doch gesagt. Einem alten Mann kann man ruhig auch mal was glauben.”, witzelte er und erkannte das Grinsen, mit welchem James ihn immer angesehen hatte. “Und, wie oft hast du ihn heute schon gefangen?”, fragte Sirius und sah ihn neugierig an. Stolz grinste James: “Sieben Mal. Ich muss sagen, dass ich selbst ganz überrascht von mir bin.” “Ich nicht. Du warst schon immer der beste Sucher, den es gibt.” James sah an Sirius’ Gesicht, dass er es ernst meinte. “Remus hat gesagt, dass wir immer zusammen neue Spielzüge geübt haben, nachdem wir sie uns gemeinsam ausgedacht haben.” Fragend zog James eine Augenbraue nach oben und sah, dass Sirius nickte. Auch entging ihm nicht, dass sein Gegenüber kurz traurig wurde. Allerdings verschwand der Ausdruck genauso schnell, wie er gekommen war. “Gut.”, meinte James und versuchte das beklemmende Gefühl, das er bekommen hatte, als er Sirius’ traurige Gesicht gesehen hatte, zu ignorieren. “Dann wollen wir mal sehen, was für Züge wir heute fliegen.” Aufgeregt leuchtende braune Augen sahen ihn erwartungsvoll an und sofort nickte Sirius begeistert. “Wir sollten Lily nicht vergessen!”, meinte Sirius, als sie gemeinsam das Spielfeld verließen. Überrascht zog James eine Augenbraue nach oben. “Remus meinte, sie mag kein Quidditch.” “Doch, mag sie, sie hat nur Angst, dass dir was passieren könnte.”, lachte Sirius und winkte Lily, die noch immer auf der Tribüne saß, zu ihnen. James schnaubte nur. “Als ob mir was passieren könnte.” Sirius grinste wissend und wartete auf Lily. Ein wenig außer Atem kam sie neben ihnen zum Stehen und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Mit geröteten Wangen und leuchtenden Augen sah sie zu James. “Das war toll!” James grinste leicht und fragte: “Spielst du auch?” Erschrocken sah ihn Lily an. “Was? Nein, ich habe zu große Angst, mich da drauf zu setzen!” Sie deutete auf den Besen, den James in der Hand hielt. Einen Moment überlegte James, dann meinte er: “Weißt du was? Wir fliegen einfach mal zusammen eine Runde. Du setzt dich vor mich und ich halte dich schön fest. Dann kann dir nichts passieren. Wir schweben auch nur einen Meter über dem Boden.” Erwartungsvoll sah er auf die hübsche Hexe vor ihm und irgendwie wollte er nicht, dass sie ablehnte. Er hatte viel mehr das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und zu beschützen. Was war das nur? Er kannte sie doch überhaupt nicht und trotzdem schien sie ihm völlig vertraut zu sein. Er war so mit sich beschäftigt gewesen, dass er den kurzen Blickwechsel und das Nicken zwischen Sirius und Lily nicht bemerkt hatte, aber als Lily ihre Hand auf seine legte und seinem Vorschlag zustimmte, konnte er nicht anders, als sich tierisch zu freuen und sofort auf seinen Besen zu springen. Das enorme Herzklopfen schob er einfach auf die Tatsache, dass er gleich wieder fliegen würde, denn immer wenn er sich in die Lüfte erhob, machte sein Herz einen Hüpfer und das Adrenalin schoss durch seinen Körper. Vorsichtig half er Lily, sich auf den Besen zu setzen und eine sichere Sitzposition zu finden. Dann legte er einen Arm um ihre Hüfte, die andere legte er auf den Besenstiel. “Halt dich fest.”, murmelte er in ihr Ohr, bevor er sich sachte vom Boden abstieß. Sofort lagen ihre Hände auf seinem Arm sie lehnte sich etwas fester an ihn. Nur zu deutlich konnte James spüren, dass sie sich auf dem Besen verkrampfte. “Lily, du brauchst keine Angst haben, dir kann nichts passieren.” Sie nickte zwar, aber ihre Körperspannung blieb die Selbe. Er schüttelte kurz belustigt den Kopf, verstärkte dann aber den Druck seines Armes ein wenig mehr und zeigte ihr so, dass er sie fest hatte und ihr wirklich nichts passieren konnte. Sirius, der den beiden von unten einen Moment zugesehen hatte, wandte sich langsam zum Gehen. Er wollte Lily ihre Zeit mit James gönnen und so ging er allein in den Gemeinschaftsraum. Auf dem Weg dahin wurde ihm bewusst, wie viel James früher für solch einen Moment mit Lily gegeben hätte. Und auch das Date hätte er unter keinen Umständen verpasst. Lieber wäre er gestorben, als Lily warten zu lassen. Und nun, wo sie zugesagt hatte, fand keines statt. Was Sirius auch beschäftigte, war, dass Lily ihm nicht sagen wollte, dass sie seine feste Freundin war. Leiber sah sie James dabei zu, wie er mit anderen Mädchen flirtete. Zumindest mit denen, die den Umstand, dass er sich momentan nicht an Lily erinnern konnte, schamlos ausnutzten. “Und, wie wars?”, wurde er von Remus begrüßt. Zufrieden setzte sich Sirius neben ihn. “Noch kann er sich nicht erinnern, aber ich möchte mal behaupten, dass wir auch ein zweites Mal beste Freunde werden können.” Sirius hatte wirklich den Eindruck gehabt, dass James ihn mochte, auch wenn er noch nicht die Tiefe ihrer Verbindung zueinander erkannte. “Wo ist James jetzt?” Remus war seit dem Vorfall mehr als besorgt um seine besten Freunde, denn wer wusste, ob da nicht noch mehr auf sie zu kommen würde? “Der ist gerade draußen und fliegt eine Runde mit Lily. Wobei ich eher sagen würde, dass sie eine Runde schweben.” Ein klein wenig missbilligend schüttelte er den Kopf und wollte gerade anfangen, wieder vom Fliegen zu schwärmen, als Alice, die nicht weit entfern saß, fragte: “Hab ich das richtig gehört? Unsere Lily ist auf einen Besen gestiegen?” Sirius nickte, während Alice ehrfürchtig nickte. Schon allein diese Geste zeigte, wie sehr sie ihren Schulsprecherpartner liebte. Konnten sie nur alle hoffen, dass die Bemühungen von Lily und Sirius nicht umsonst waren. “Siehst du? So schlimm war es doch gar nicht, oder?” Sachte war James wieder gelandet und hatte Lily sicher auf dem Boden abgesetzt. Etwas steif kletterte sie herunter und atmete tief durch. Dann schüttelte sie den Kopf. “Nein, war es nicht, aber trotzdem werde ich wohl kein so leidenschaftlicher Flieger werden, wie du.” Ein entschuldigendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während James nur mit den Schultern zuckte. “Dafür werde ich wohl nie so eine Leseratte werden, wie du es bist!”, meinte er grinsend. Lily lächelte ihn auch an, doch auf einmal gefror ihr Lächeln und mit großen Augen sah sie ihn an. “Woher weißt du das?”, fragte sie. James, der ebenfalls vom Besen gestiegen war, sah sie fragend an. “Woher weiß ich was?” “Woher weißt du, dass ich so gern lese?” James öffnete den Mund und wollte ihr eine Antwort geben, als er ihn einfach wieder schloss. Verwirrt runzelte er die Stirn. Lily hatte Recht? Woher wusste er das? “Ich habe keine Ahnung!”, murmelte James leise und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Doch Lily winkte nur glücklich lächelnd ab. “Mach dir keinen Kopf, James, lass uns lieber rein gehen, es wird langsam dunkel und es müsste Abendessenzeit sein.” Sie hielt ihm ihre Hand hin und zu ihrer Freude ergriff er sie sogar. Sirius und Remus schauten nicht schlecht, als sie sahen, dass Lily und James Hand in Hand die große Halle betraten. Auch einige andere Schüler schienen es bemerkt zu haben und zeigten auf sie. James entging das nicht. Er beugte sich leicht zu Lily und fragte: “Was genau ist deren Problem?” Er hatte zwar kein Problem mit Aufmerksamkeit, aber diese hier war seltsam. Er hatte das Gefühl, als wären einige Schüler enttäuscht, andere wiederum schienen sich wirklich zu freuen. Als er zu Remus und Sirius ging, die ihn ebenfalls neugierig ansahen, seufzte er. “Ok, was genau sollen diese Blicke bedeuten?” Er hatte Lily losgelassen, als diese sich setzte. Remus runzelte die Stirn und sah dann Lily fragend an, die nur den Kopf schüttelte. Sofort kam von den beiden Maraudern ein resigniertes Seufzen. “Hallo? Redet mal bitte jemand mit mir?”, forderte James, der sich - noch immer auf eine Antwort wartend - neben Lily gesetzt hatte und zu einem Brötchen griff. Remus seufzte noch einmal und fing dann an zu erklären. “Also Prongs. Es ist so. Lily hier ist deine große Liebe. Das weiß jeder in Hogwarts. Au!” Entsetzt sah er zu Lily, die ihn getreten hatte. Jetzt schüttelte sie den Kopf und sah ihn bittend an. Sie wollte nicht, dass Remus es ihm erzählte, denn sie wollte ihm keine Gefühle aufzwingen. Doch Remus ignorierte ihren stummen Protest einfach und fuhr unbeirrt fort: “Und bevor du diesen Trank getrunken hast, hat du ganze sechs Jahre um sie gekämpft. Was sich am Ende auch ausgezahlt hat, denn seit diesem Schuljahr…” Er ließ den Satz offen und sah James bedeutungsschwer an. Der allerdings schaute nur Lily an. “Wieso hast du mir das nicht gesagt?”, fragte er leise. “Weil ich mich nicht aufdrängen wollte. Ich will nicht, dass du dich gezwungen fühlst.” Lily konnte ihm nicht in die Augen sehen. James sah völlig verzweifelt aus. Unsicher fuhr er sich durch die Haare und sah dann von Lily zu Remus und wieder zurück. “Also noch mal im Klartext. Ich bin dein fester Freund. Und ich kann mich nicht an dich erinnern, weil…” Er machte eine kurze pause, um nachzudenken. “Weil ich diesen Tranke getrunken habe.” Remus hatte ihm erklärt, was passiert war, als er aus dem Krankenflügel entlassen wurde. Lily sah weiter auf die Tischplatte nickte aber. “James, ich…du musst nicht…ich meine, wir können auch einfach alles so lassen, wie es die letzten Tage war.”, meinte sie leise und biss sich auf die Lippe. Wenn sie ehrlich war, wollte sie auf keinen Fall, dass es wie die letzten Tage war. Sie wollte in seinen Armen liegen und nicht Angst haben müssen, dass er auf einmal mit einer Anderen loszog und nach Hogesmeade oder woanders hin ging. Und James sah das genauso. Wenn Remus nämlich wirklich Recht hatte, dann wusste er, weshalb er sich nicht an sie erinnern konnte. Er liebte sie von ganzem Herzen. Und er wusste auch, dass sich seine Lehrer viel Mühe gaben, ihm zu helfen. Es war also nur noch eine Frage der Zeit und dann würde er sich wieder an alles erinnern. So hoffte er zumindest. Und wenn es soweit war, wollte er Lily noch in die Augen sehen können. “Nein, wenn ich dein Freund bin, dann ändert das einiges.” Er beugte sich nach vorn und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann wandte er sich um und begann nachdenklich an seinem Brötchen herumzuknabbern. Auch eine Woche später hatte sich noch nichts geändert. Die Lehrer, die mittlerweile schon beim Ministerium vorgesprochen hatten und noch auf Antwort warteten, wussten sich keinen richtigen Rat, auch wenn James einen vollkommen normalen Eindruck machte. Wann immer er zu Poppy ging und sie ihn fragte, was er über seine Freunde wisse, erzählte er ihr Dinge, die am entsprechenden Tag passiert waren. Nur ab und zu wusste James Dinge, die er eigentlich nicht hätte wissen dürfen. Dumbledore, der bei jeder dieser Sitzungen dabei war, bemerkte diese Kleinigkeiten. Mit geschickten Fragen versuchte er, tiefer in diese Erinnerungen einzudringen, aber es gelang ihm kein einziges Mal. Was allerdings nicht nur Dumbledore, sondern auch Madame Pomfrey auffiel war, mit was für einer Hingabe und Begeisterung er immer von Sirius und Lily erzählte. Er selbst schien das gar nicht zu merken, aber das Leuchten in seinen Augen und seine heftigen Bewegungen, wenn er von den beiden sprach, ließen die Erwachsenen hoffen. Der Schulleiter unterhielt sich natürlich auch mit James’ engsten Freunden. So wusste er auch, dass das Fehlen der Erinnerung James nicht gut tat. Von Remus wusste er, dass James immer ziemlich niedergeschlagen war, wenn Lily keine Zeit für ihn hatte und dass er sich am liebsten in der Nähe von Sirius aufhielt. Und er hatte auch erfahren, dass James krampfhaft versuchte, sich an die Vergangenheit mit seinen Freunden zu erinnern. So gab es auch ein paar Lücken, was die Freundschaft zu Remus anging. Er hatte leicht schmunzeln müssen, als er sah, dass remis sich auf eine bestimmte Art darüber freute, dass James auch Teile von ihm vergessen hatte, denn es zeigte ihm, dass James ihn als wichtig für sich ansah. Einmal hatte der junge Mann ihn seufzend angesehen und leise gefragt: “Professor, wann ist James wieder der Alte? So anstrengend wie er manchmal auch sein konnte, jetzt ist es noch schlimmer.” Der Schulleiter wusste, dass es allen Freunden nicht gefiel, dass James solche Probleme mit seinem Gedächtnis hatte und dass sie manchmal nicht wussten, wie sie reagieren sollten, denn es gab Dinge, die eigentlich für alle selbstverständlich waren und dann gab es James, der diese Sachen einfach nicht wusste. Dumbledore hatte nur bedauernd den Kopf schütteln können. “Ich weiß es nicht, aber ich verspreche Ihnen, dass ich weiter alles versuchen werde, damit Sie Ihren alten Freund bald wieder haben.” Ein müdes Lächeln war über sein Gesicht gehuscht und Remus hatte sich dankend verabschiedet. Und so passierte es, dass ein ganzer Monat verging und noch immer niemand eine sinnvolle Lösung für James’ Problem gefunden hatte. Müde sah Lily von dem Buch auf, in dem sie gerade las. Noch ein Absatz und dann würde endlich ihre Verwandlungshausaufgabe zu Ende sein. Sie wusste, dass James sie schon lange fertig hatte und bei einem Teil hatte er ihr auch geholfen, doch jetzt, wo er und Sirius Quidditchtraining mit dem Rest der Mannschaft hatten, musste sie sich eben alleine durchkämpfen. Remus, der neben ihr saß, brütete selbst noch über seinem Aufsatz für alte Ruhnen. “Ich habe keine Lust mehr.”, grummelte Lily und lehnte sich in ihrem Stuhl erschöpft zurück. Remus sah lächelnd auf. “Du hast es doch fast geschafft. Und du hast James versprochen, dass der Aufsatz fertig ist, wenn er vom Quidditch zurückkommt.” Ergeben nickte Lily. Sie hatte sich von James das Versprechen abnehmen lassen, den Aufsatz noch vor dem Abendessen fertig zu schreiben. Dafür würde er dieses Wochenende für sie kochen. Konnte sie nur hoffen, dass es die Schache wert war und James wirklich wusste, was er da tat, wenn er die einzelnen Zutaten zusammen schmiss. Also tauchte Lily erneut ihre Feder in die Tinte und machte sich an die Arbeit. “Ich bin stolz auf dich!” Zufrieden lächelnd küsste James Lily auf die Stirn. Das war mittlerweile zur Gewohnheit geworden. Denn auch wenn ihm jeder - unabhängig von einander - sagte, dass Lily die Liebe seines Lebens war, solange er sich nicht wirklich daran erinnern konnte, wollte er ihr keine falschen Hoffnungen machen. Wobei er schon zugeben musste, dass er sie unglaublich gern hatte. Sie versüßte ihm den Tag. Sobald er sie sah, hatte James das Gefühl, die Sonne würde aufgehen und ihr lachen war Musik in seinen Ohren. Doch trotzdem wollte er nichts überstürzen. Und Lily schien damit kein Problem zu haben, sie machte eher den Eindruck, als würde sie sich darüber freuen. Außerdem wusste er, dass sie genauso gern in seiner Nähe war, wie er in ihrer. “Danke!” Freudig strahlte sie ihn an und ihre grünen Augen, die er irgendwie unglaublich schön fand, leuchteten, als sie ihn ansah. “Jetzt musst nur noch du dein Versprechen halten und dann sind wir quitt.” “Dann hoff mal, dass du da lebend wieder raus kommst!”, grinste Sirius, der Lily gegenüber saß und gerade eine Hähnchenkeule verspeiste. Lily sah ihn nur missbilligend an. “Ich kann dich ja vorkosten lassen.” Sirius lachte nur und widmete sich weiter seinem Essen, während James leicht rot wurde. “Kochen hat nichts mit Zaubertränken zu tun!”, versuchte er sich zu verteidigen. Remus lachte leise. “Bist du dir da sicher, James? Lass dir auf alle Fälle von Lily helfen, wenn nötig.” James brummelte nur etwas unverständliches und spießte dann seine Kartoffel auf, als wäre sie ein gefährlicher Feind. Lily neben ihm lachte ebenfalls. “James, ich vertrau dir. Und in Zaubertränke bist du ja mittlerweile viel besser geworden.” “Das glaubst aber auch nur du!”, flötete Sirius. James’ strafende Blicke ignorierte er einfach. “Weißt du was? Ich habe genug. Ich muss eh noch mal zu Poppy. Wir sehen uns dann im Gemeinschaftsraum.”, sagte James und stand auf. Schnell noch einen Kuss auf Lilys Scheitel und schon war er aus der Großen Halle verschwunden. Sirius grinste fies: “Eins hat sich jedenfalls nicht geändert. er verträgt nach wie vor keine Kritik.” Lily schnaubte nur. “Die verträgt er schon, nur kommt es drauf an, wie man es verpackt!” “War klar, dass du ihn verteidigst, würde ich auch machen, wenn…” “Schluss jetzt!”, ging Remus auf einmal dazwischen. “Lasst uns auch losgehen. Ich möchte mich noch etwas vor dem Kamin lang machen.” es war in ein paar Tagen wieder Vollmond, weshalb er noch müder und blasser aussah als sonst. Sofort nickten Lily und Sirius und erhoben sich. “Wisst ihr was? Ich hab keine Lust, die ganzen Treppen zu steigen, lasst uns einen Geheimgang nehmen!” Und bevor einer der beiden widersprechen konnte, hatte Sirius Lily und Remus hinter sich hergezogen nid war hinter einem Wandteppich verschwunden. “Lumos”, murmelte er und augenblicklich erhellte sich der Gang vor ihnen. Lily und auch Remus zückten beide ihre Zauberstäbe und taten es ihm gleich. “Dann los, weit ist es ja nicht.” Sirius setzte sich in Bewegung. Lily, die zwischen den beiden Maraudern lief, fragte sich, wie Sirius wissen konnte, wo sie sich befanden. Bereits nach der dritten Kurve hatte sie die Orientierung komplett verloren. Doch zielsicher setzte Sirius seinen Weg fort, bis er auf einmal abrupt stehen blieb und das Licht seines Zauberstabes löschte. Lily wollte gerade protestieren, als Sirius ihr seine Hand auf den Mund legte und den beiden bedeutete, ebenfalls das Licht zu löschen. Obwohl sie jetzt mehr oder weniger im Dunkeln standen, konnten sie noch etwas sehen. Von irgendwoher musste Licht herein scheinen. So konnten Remus und Lily auch sehen, dass sich Sirius leise ein paar Schritte nach vorn bewegte. Leise und vorsichtig folgten sie ihm und blieben auf einmal wie angewurzelt stehen. “…nicht mitnehmen. Niemals!” “Doch, er wird dem dunklen Lord treu dienen.” Alle wussten sofort, wem diese Stimmen gehörten. Da draußen unterhielt sich Regulus Black, Sirius’ jüngerer Bruder mit seiner Cousine Bellatrix. “Wie kannst du dir da so sicher sein?”, wollte Regulus jetzt wissen. “Zum Einen hat er Lucius die Treue geschworen und ich weiß nicht, was schlimmer ist, die Wut des Lords oder Malfoys.” Bellatrix lachte schrill, bevor sie fortfuhr: “Und zum Anderen will er Rache. Die kann er aber nur nehmen, wenn er stark genug ist!” Regulus schnaubte. “Ihm bringt seine Rache gar nichts. Sie wird ihn niemals beachten.” “Mag sein, aber wir hätten dann einen mehr als Talentierten neuen Freund gewonnen.”, flötete Bellatrix und man konnte deutlich hören, dass sie die Idee wirklich gut fand. “Bella, er ist noch nicht bereit, das Dunkle Mal zu empfangen.” “Hüte deine Zunge, Regulus!”, schimpfte sie auf einmal. “Lucius hat dem zugestimmt und du weißt, dass er niemals übereilt oder gar leichtsinnig handelt.” Es war deutlich zu hören, dass Bella eine hohe Meinung vom Verlobten ihrer Schwester hatte. “Verzeih, es war kein Zweifel an Lucius’ Meinung, denn immerhin verdanke ich es ihm, dass ich einer der Anwärter bin, die als nächstes in Voldemorts Armee eintreten düfen. Ich finde lediglich, dass Severus Snape noch zu wankelmütig ist, um ein ergebener Diener des Lords zu werden.” “Wankelmütig?” Wieder erklang ihr schrilles Lachen. “Regulus, wir beide wissen, dass es sein Verdienst war, dass Potter sich nicht mehr an das kleine Schlammblut und deinen widerlichen und abartigen Bruder erinnern kann. Wenn Severus nicht dieses Kräuterdings in den Trank von deinem unfähigen und verachtenswerten Bruder getan hätte, hätten wir die letzten Wochen nicht solchen Spaß gehabt. Und war es nicht auch Severus, der unserem verkommenen Familienmitglied heimlich und unglaublich geschickt die entsprechende Phiole untergejubelt hat?” Regulus musste genickt haben, denn sie klang zufrieden, als sie sagte: “Siehst du, ich habe eben Recht. Also zweifle nie wieder an seiner Loyalität.” “Gut, werde ich nicht. Aber lass es mich mal so sagen, wenn Snape eines Tages zum Überläufer wird, bekomm ich von dir 100 Galleonen.” “Dann fang schon mal an, dir eine Arbeit zu suchen, denn von mir… verdammt. Filch ist im Anmarsch. Das da hinten ist seine verdammte Katze. Lass uns verschwinden, ich hab genug vom Nachsitzen. Für das ich mich übrigens noch rächen muss.” Und dann waren schnelle Schritte zu hören, die mit der Zeit immer leiser wurden. Wie festgewachsen und zu Salzsäulen erstarrt standen sie drei Gryffindor vor dem Geheimausgang, vor dem die Slytherins - wahrscheinlich unbeabsichtigter Weise - gestanden hatten. Während sich in Lilys Gesicht Entsetzen und Fassungslosigkeit breit machte, schüttelte Remus ungläubig und ebenfalls fassungslos den Kopf. Doch in Sirius’ Gesicht gab es nur eine Emotion. Wut. Grenzenlose, tiefe Wut, die sich mit Hass zu vermischen schien. Und als Lily und Remus in das Gesicht ihres Freundes blickten, wussten sie, dass Sirius das eben Gehörte nie und nimmer so einfach hinnehmen und vergessen würde. Denn dann wäre er nicht Sirius Black. Kapitel 12: Rache ist ja bekanntlich süß ---------------------------------------- Lily wusste nicht, was sie sagen sollte. Keiner ihrer Gedanken ergab irgendeinen Sinn. Niemals würde Severus so etwas tun. Nie und nimmer. Auch wenn sie seit zwei Jahren nicht mehr miteinander befreundet waren. Natürlich hasste Severus James, das wusste Lily. Er hatte ihn seit dem ersten Tag in Hogwarts abgrundtief verabscheut. Zumal er daraus nie einen Hehl gemacht hatte. Doch dass er sich zu so etwas Verabscheuungswürdigem erniedrigte, hätte sie ihrem ehemals besten Freund niemals zugetraut. Sie fürchtete sich fast vor dem Menschen, zu dem er geworden war. Auch die Worte bezüglich des Dunklen Lords und das Eintreten in seine Reihen machte ihr Angst. Wie konnte Severus nur so dumm sein und sein Leben sowie seine Zukunft wegschmeißen, indem er sich dem Bösen anschloss? Ein Kloß bildete sich in Lilys Hals. Und sie konnte nicht richtig einschätzen, ob das ausschließlich blanke Wut oder auch ein Funken Trauer war. Während Lily abwesend an der Wand Halt suchend lehnte, streckte Remus vorsichtig seine Hand aus und berührte zaghaft die Schulter des anderen, noch immer wie versteinerten Rumtreibers. „Sirius?“, fragte er leise. „Ist alles in Ordnung?“ Völlig steif und trotzdem am ganzen Körper zitternd drehte er sich um und obwohl der Geheimgang nur schlecht beleuchtet war, konnten sowohl Lily als auch Remus die grauen Augen wütend blitzen sehen. „Ob alles in Ordnung ist?“, zischte Sirius. „Ist das dein Ernst, Remus?“ Sirius hatte große Mühe, sich im Zaum zu halten und nicht auf den Stelle einen Mord zu begehen. „Wenn ich Schnifelus oder meinen kleinen, beschissenen Bruder oder eine andere miese, dreckige, unwürdige Schlange in die Finger kriege... ich schwöre, ich weiß nicht, was dann passiert.“ „Dann sollten wir lieber endlich in den Gemeinschaftsraum gehen und sehen, was wir machen können, um es ihnen allen heimzuzahlen!“ Ein wenig geschockt starrten die beiden Männer auf die Hexe vor ihnen, die sich von der Wand abgestoßen hatte und nun mit zur Faust geballten Händen vor ihnen stand und ebenfalls sehr mordlustig aussah. Dass sie sich dazu hinreißen lassen würde, sich an Mitschülern zu vergreifen, hätte wohl niemand gedacht. „Sirius, ich will sie bluten sehen.“ Jetzt bohrten sich grüne Augen in graue und ihr Gegenüber war sich nicht sicher, ob sie das nur sinnbildlich oder wirklich wörtlich meinte. „Dann lasst uns gehen.“, sagte Remus, dem die Situation fast ein wenig zu viel war, denn alleine würde er nie und nimmer mit den beiden sehr aufgewühlten Gemütern der beiden fertig werden. Konnte er nur hoffen, dass ihnen die Gesellschaft ihrer Freunde ein wenig den Schock und die Wut nahm. Kaum waren sie an ihrem Ziel angekommen, zog Lily Sirius am Arm mit sich und schubste ihn in einen Sessel vor dem Kamin. „Ich bin für jeden Vorschlag offen.“, meinte sie und sah ihn abwartend an, während sie sich im Schneidersitz vor ihn niederließ. Wenn jemand wusste, wie man anderen Streiche spielte oder aufs Korn nahm, dann war das Sirius. Und normalerweise James, aber den wollten beide unabhängig voneinander und ohne es auszusprechen aus dem Spiel lassen. Das hier würde ihre eigene kleine (oder große) Rache an dem Haus Slytherin werden. Das schloss sowohl die vergangenen demütigenden Wochen, sowie die Vergiftung von James als auch die generelle Abscheu gegen das unbeliebte und verhasste Haus Hogwarts' ein. Doch bevor Sirius den Mund aufmachen konnte, mischte sich Remus ein. „Wir müssen zu McGonagall gehen und ihr sagen, was wir gehört haben. Nur so ist das richtig.“ Mit seinem letzten Satz versuchte er vor allem, an Lily und ihren gesunden Menschenverstand zu appellieren, aber den hatte sie allem Anschein nach im Geheimgang zurückgelassen, denn sie schüttelte nur den Kopf und schnaubte: „Erwartest du allen Ernstes, dass ich das einfach so auf mir sitzen lasse? Niemand, absolut niemand bringt mich um mein Date mit James. Oder um eine Beziehung mit ihm. Und niemand lässt ihn mich ungestraft vergessen! Außerdem lasse ich mich nicht auslachen. Vorallem nicht von diesen Drecksviechern.“ Bei jedem Wort wurde ihr Gesicht röter vor lauter Wut und so hob Remus nur entschuldigend die Hände und murmelte: „Erinnere mich dran, mich niemals mit dir anzulegen.“ Während sich Remus unbehaglich in seinem Sessel zurücklehnte und seine beiden Freunde beobachtete, steckten Lily und Sirius angestrengt und mit ernsten Mienen die Köpfe zusammen. Vielleicht sollte er sich doch an der ganzen Sache beteiligen, damit es nicht vollkommen aus dem Ruder lief, vor allem, weil Sirius einen unberechenbaren Hitzkopf hatte und Lily so gewitzt und schlau war, dass ihre Zauber mit absoluter Sicherheit großen Schaden anrichten konnten. Da dachte er nur an den Tag zurück, als Lily James mit dem Elektroschockzauber belegt hatte, damit ihn niemand anfassen konnte. Einige Schüler hatten ihn aus reiner Neugier berührt und waren unter ziemlich großen Schmerzen in die Knie gegangen. Gerade als er sich erheben und zu ihnen setzen wollte, ließ sich James neben ihn fallen. „Moony, ich brauche deine Hilfe!“, sagte er. Remus' Kopf schoss herum und er sah in bittende braune Augen. Leise aufstöhnend fuhr sich Remus durch die Haare. Natürlich wollte er James helfen, egal, was es war, aber konnte er die beiden Racheengel wirklich allein lassen? Mit einem erneuten Blick auf die beiden versuchte er, die Konsequenzen seines Handelns abzuwägen. Schließlich schüttelte er kurz den Kopf und erhob sich. Egal ob er nun bei ihrem Feldzug dabei sein würde oder nicht, Remus konnte die beiden sowieso nicht zügeln, also nickte er James zu und die beiden verschwanden in den Schlafraum, den die Rumtreiber nun ohne James bewohnten. Nachdem sich beide auf Remus' Bett hatten fallen lassen, sah dieser abwartend auf seinen Freund. Er sah, dass sich James nachdenklich auf der Unterlippe herumkaute. „Krone, was ist los?“, fragte er, um herauszufinden, was den jungen Zauberer beschäftigte. „Gut, pass auf. Ich rede ja immer mit Poppy und Dumbledore. Und ständig bombardieren sie mich mit irgendwelchen Fragen. Ich weiß, dass sie versuchen, so meine Erinnerung herauszufordern, was ja manchmal funktioniert, aber eben nicht immer. Und letzte Nacht hatte ich einen Traum. Ich weiß nun nicht, inwieweit das mit der realität zu tun hat.“ Abwartend sah James Remus an, der fragend eine Augenbraue nach oben zog. „Na wenn ich dir darauf eine Antwort geben soll, musst du mir schon erzählen, was du geträumt hast.“ Ein kleines Lachen schwang in seiner Stimme mit. „Ach so, ja klar. Also. Peter, du und ich waren draußen, im verbotenen Wald. Nachts. Aber nicht so wie immer. Dass du ein Werwolf bist, weiß ich wieder. Was ich allerdings nicht wusste und nicht weiß, ob es nun stimmt, ist, dass wir dich begleiten. In Tierform.“ Abwartend beobachtete James seinen Freund, der nun nickte. „Ja, das ist alles richtig.“ Für einen Moment war James sprachlos. „Wow.... Gut, dass ich damit nicht zu Poppy oder Dumbledore gegangen bin. Oder wissen die das?“ Etwas ungläubig zog er seine Augenbraue nach oben. Remus lachte: „Nein, das wissen sie nicht. Und das soll auch so bleiben!“ Er machte einen kurze Pause, dann fragte er: „Und sonst hast du nichts geträumt?“ „Doch. Habe ich. Und zwar, dass ich ein Hirsch bin, dass Peter eine Ratte und du eben ein Werwolf. Und dann war da noch ein riesiger schwarzer Hund, der mich andauernd angegrinst hat. Ja, ich weiß, das klingt irgendwie blöd, aber ich schwöre bei Merlins Bart, dass der Hund gegrinst hat. Und dann, als wir uns alle zurückverwandelt haben, war der Hund nur eine verschwommende Gestalt. Und je näher wir dem Schloss gekommen sind, desto deutlicher wurde die Gestalt.“ James wurde immer aufgeregter, je mehr er erzählte. Seine Wangen waren bereits von einem leichten Rotschimmer überzogen. „Aber gerade, als ich ihn fast richtig erkennen konnte... klingelte mein beschissener Wecker!“ Wütend aufseufzend ließ er sich nach hinten fallen und sah nun Remus an, von dem er eindeutig eine befriedigende Antwort haben wollte. „James, ich bin kein Traumdeuter.“ „Das weiß ich, aber das Ding ist, dass ich mich richtig wohl gefühlt habe, so wohl, wie schon lange nicht mehr. Ich war irgendwie … komplett. Es hat nichts gefehlt, weißt du?“ Nun sah James fast schon traurig aus. Remus beugte sich ein bisschen nach vorn und sagte lächelnd: „Ich weiß James. Und ich denke, dass du weißt, wer der Hund ist.“ Hoffnungsvoll sah James zu seinem Freund. „Sirius?“ Das zustimmende und zufriedene Lächeln des Werwolfes war Antwort genug. In den letzten Wochen hatte James nur dann wirklich innere Ruhe verspürt, wenn Sirius um ihn herum war. Und Lily. Allerdings war es bei Sirius so ein Gefühl, als würde er James' Antrieb, seine Moral, sein Lachen und sein Atem sein. Ohne ihn fühlte sich James irgendwie verlassen. Remus hatte immer wieder einmal Andeutungen gemacht, wie eng und tief das Band zwischen den beiden draufgängerischen Männern war, und auch die Fotos, die sich James immer wieder angesehen hatte, sprachen dafür. Zumal er unglaublich viele von sich und Sirius hatte. Trotzdem kam es ihm falsch vor, eine Freundschaft zu führen, die nicht auf Augenhöhe war, denn Sirius hatte alle Erinnerungen noch und James rannte seinen hinterher. „Das wird schon, Krone, glaube mir. Und sobald du dich wieder erinnern kannst, seid ihr wieder die unzertrennlichen siamesischen Zwillinge.“ Der nächste Schultag bot zur Überraschung aller Häuser sehr viel unterhaltsame Abwechslung. Das Schauspiel begann bereits beim Frühstück, als aus den Frühstückseiern der Slytherin kleine Küken schlüpften und dann wütend die Schlangen attackierten. Erschrocken wollten die Schüler aufspringen, doch keiner kam von seinem Platz hoch. Remus, der das sich ihm bietende Bild durchaus belustigend fand, sah aus dem Augenwinkel zu Lily und Sirius, die beide sehr zufrieden mit sich selbst aussahen. „Also?“, fragte er. „Was können wir heute alles erwarten?“ „Remus, alter Junge, wenn wir die jetzt schon alles verraten, ist doch der ganze Spaß und die Überraschung weg. Genieße lieber mit uns und freue dich an den verzweifelten Schreien der widerwärtigsten Menschen auf diesem Planeten.“ Mit grimmiger Zufriedenheit nickte er und klatschte mit Lily ab, ohne, dass die Lehrer es sahen. James, der ebenfalls seinen Spaß hatte, wandte sich an Lily, die ihm bisher immer erklärt hatte, um was es ging, wenn er irgendeinen Witz nicht begriffen hatte, weil er die Zusammenhänge vergessen hatte. „Lily, was soll das? Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand einen Streich geplant hat.“ „Kannst du auch nicht. Das wurde erst gestern beschlossen und niemand wurde eingeweiht.“ „Aber du weißt doch Bescheid?“ „Ja, ich habe ja schließlich Ideen eingebracht.“ Man konnte ein kleines bisschen Stolz aus ihrer Stimme hören. „Und sagst du mir auch, was ihr nun geplant habt?“ Ihm war nicht entgangen, dass auch Sirius beteiligt war. Außerdem merkte er, dass es ihm nicht gefiel, dass sie beide ihn bei so etwas ausgeschlossen hatten. „Ich sage mal so: Schlangen werden ja mit Küken und Mäusen gefüttert, daher diese Mahlzeit. Und wer seinen Teller nicht aufisst, der muss sitzen bleiben, das hat Mutti immer so gesagt!“ James musste stark an sich halten, um nicht laut aufzulachen. Ja, diese Ideen gefielen ihm. Nun war er neugierig, was sie sich noch für das gegnerische Haus ausgedacht hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)