Anders, als man denkt von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 1: Eine Entscheidung ---------------------------- Schüler! Mit finsterem Blick geisterte Severus durch die Gänge. Er hatte, wie immer, das Gefühl, der Einzige zu sein, den es überhaupt kümmerte, ob Regeln eingehalten wurden oder nicht. Er wusste von Kollegen, dass sie nur zu gern auf die abendlichen Runden verzichteten oder sie abkürzten. Auch Minerva. Sie fühle sich zu alt um abends das gesamte Schloss abzuklappern, das ja ach so sicher sein sollte! Von wegen! Das war der schlechteste Witz, den Severus je gehört hatte! Sicher! Im dritten Stock verschwanden immer wieder irgendwelche Dummköpfe, die dachten, dass es ja ach so unsinnig sei, auf Regeln zu hören. Nicht zu vergessen, dass der Lord es praktisch jedes Jahr geschafft hatte, sich in die Schule zu schleichen! Wäre er wirklich so schlecht, wie immer alle sagten, hätte er schon alle, die hier lebten, schlicht umbringen können. Aber all diese Idioten hier waren so dumm, so unwissend über das, was um sie herum stattfand, dass er jedes Mal in Versuchung geriet, seinen Kopf gegen eine Säule zu schlagen. Oh, und dann waren da noch all die dummen, knutschenden Schüler, die nicht begriffen, dass es in der magischen Welt einen guten Grund gab, keinen Sex zu haben, wenn man sich nicht sicher war, den Rest seines Lebens mit der betreffenden Person zu verbringen! Gerade, wenn man noch so jung war! Ein totgeschwiegenes Thema waren nämlich unter Anderem diverse Schülerschwangerschaften jedes Jahr. Aber wem fiel es schon auf, wenn einer mehr oder weniger da war? Da wurde einfach etwas mit Gedächtnissen gespielt und dann war alles wieder gut! Sein einziges Glück war schlicht, dass er aufgrund seiner Abstammung immun gegen solcherlei Zauber war und somit Buch über all diese Dinge führen konnte. Oder über all die anderen Unregelmäßigkeiten, die um ihn herum geschahen. Er war ein sehr guter Beobachter. Dinge, die einfach nicht stimmten, wenn man über sie nachdachte und die einen an seinem Verstand auch durchaus zweifeln lassen konnten. Es geschah immer so viel, doch Niemand schien es zu merken. Sie alle dachten, alles sei in bester Ordnung, die Schule sei sicher und der Direktor ein Heiliger! Pah! Das Severus nicht lachte! Ein Heiliger! Ganz ehrlich, Tom war nicht so dumm, so engstirnig und so brutal. Natürlich sah auch er die Notwendigkeit, zu töten, doch er tat es schnell, sauber und möglichst schmerzlos, außer man hatte ihm wirklich vors Bein gepisst. Er folterte Leute nicht erst blutig oder ließ sie vorher bewusst unschuldig dreizehn Jahre in Azkaban verrotten und anschließend auf der Flucht leben, bevor er ihnen die Hoffnung zerschlug, indem er sie umbringen ließ. Er spielte nicht so mit den Gefühlen anderer und vieles, was man ihm unterstellte, hatte er nie getan. Generell hatte er erst mit den brutalen Methoden begonnen, lange, nachdem die ersten Überfälle mit grausam Gefolterten in seinem Namen geschehen waren. Und doch schaffte Dumbledore es immer wieder, sich selbst als den Helden hinzustellen, der nur versuchte, diese Gräuel zu unterbinden. Dabei ordnete er sie an, rekrutierte hier neue Mörder, bildete sie brutal und hart aus. Bis sie keinen Funken Menschlichkeit mehr in sich bargen. Bei Bella zum Beispiel hatte er es versucht und das einst so liebevolle, kleine Mädchen in eine ernsthaft gestörte Frau verwandelt, die zwar noch etwas von ihrem ursprünglichen Charakter besaß, aber nur zu oft brachen psychische Störungen aus, wobei Azkaban dem Ganzen auch nicht förderlich gewesen war. Severus wusste all das nur zu gut, er war das Opfer eines dieser Rekruten gewesen. James Potter, Dumbledores Musterschüler. Er war dessen bevorzugtes Opfer gewesen und Nichts und Niemand hätte das je ändern können. Dass er dass überlebt hatte, hatte er auch nur dem Werwolf zu verdanken, auch, wenn nicht mal der es mehr wusste. Lupin, der schwerer zu beeinflussen gewesen war, aufgrund seines Zustandes, war immer wieder dazwischen gegangen, hatte die anderen Beiden ausgebremst und selbst Black hatte Potter manchmal Grenzen gezeigt, da der nicht hatte töten wollen. Er war auch nie in Dumbledores Programm gewesen, da der Idiot ihm nie wirklich vertraut hatte, wegen des Restes seiner Familie. Er hatte Black nur gegen die Seinen aufgebracht, indem er vor diesem mal wieder den Großvater hatte raushängen lassen, aber vertraut hatte er Diesem nie. Automatisch strich Severus sich über seinen Oberarm, wo seine schwerste Verletzung aus der Schulzeit sich verbarg. Dieser Irre, Potter, hatte ihm um ein Haar den Arm vom Körper abgetrennt, mit einer Säge, während zwei Andere ihn auf dem Boden gehalten hatten. Erst, als Black und Lupin gekommen waren, hatte er flüchten können. Alles Dinge, an welche die Beiden sich nicht mehr erinnern konnten. Allerdings schien Black in seiner Zeit auf der Flucht aufgewacht zu sein. Manchmal machte Azkaban immun gegen Geistmagie. Vielleicht waren auch ihm endlich einige Dinge aufgefallen und das hatte zweifellos dazu geführt, dass er beseitigt werden musste. Warum sein Tod in einem fingierten Überfall? Tom, der gutmütige Tropf, hatte noch versucht, Potter Junior zu warnen, doch das endete in einer Katastrophe. Einer Katastrophe, die fast Lucius’ Leben gekostet hatte. Es hatte Einiges gebraucht, um den Blonden aus Azkaban zu halten, denn natürlich war er ein Todesser und anwesend gewesen. Aber nicht nur der Alte war ein Geistmagier, Tom war ihm ebenbürtig und da Dumbledore sich nicht selbst hatte verraten wollen, was er persönlich sehr schade fand, hatte er nichts gegen die Entlassung seines besten Freundes tun können. Allerdings hatte Lucius jetzt ständig irgendwelche Mörder an der Backe, die ihn langsam wirklich nervten. Ein Grund, weswegen er sich aus England zurückgezogen hatte. Mit seinem Geld und seinem Sohn, der nun in Durmstrang untergebracht war. Sehr zu Dumbledores Frust, der nun noch nicht mal mehr ein Druckmittel gegen die Malfoys hatte. Und das Vermögen dieser alten Familie nicht pfänden und für sich beanspruchen konnte, wie er es schon zuvor mit so vielen Anderen getan hatte. Stattdessen war dieses Thema für den Mann nur eines gewesen: ein purer Reinfall. Er selbst wollte auch nicht mehr lange spionieren, es hatte einfach keinen Sinn. Er hatte all die Unregelmäßigkeiten verzeichnet, viele Dinge herausgefunden, in Denkarien abgespeichert und Tom überlassen. Mehr konnte er nicht mehr tun und langsam wurde der Alte unerträglich. Er mochte ja Übung darin haben, gefoltert zu werden, aber er mochte nicht mehr. Bei jeder Sitzung mit dem Alten bekam er Irgendwas ab und auch, wenn Alle behaupteten, es wäre Tom, der sich den Saum der Robe küssen ließ, es stimmte nicht. Es war der Alte, der das verlangte. Das Einzige, was Severus noch hier hielt, war die Sicherheit der Schüler. Er hasste keine Kinder, das war nur ein Gerücht. Und er hatte viel getan, um wenigstens die Slytherins vor diesen Manipulationen zu schützen, aber er wusste, dass er das nicht mehr lang tun konnte. Aber viele derer, die auf Toms Seite waren, hatten ihre Kinder ohnehin schon aus der Schule entfernt, so, dass hier verdammt viele Golems herum turnten, die zerfallen würden, sobald der erste Folterzauber fiel. Was sicherlich weitere Tobsuchtsanfälle bei dem Alten auslösen würde. Im Grunde waren nur noch die Schüler hier, die lieber in anderen Häusern gewesen wären, Muggelgeborene, die automatisch sehr stark dem Einfluss des Alten ausgesetzt waren und Halbblüter, die nicht richtig erzogen wurden. Severus konnte sie nicht mehr lange schützen, denn nun wurde es auch Zeit, sein eigenes Leben zu bewahren. Er war sich nicht mehr sicher, ob der Alte aufhören würde, wenn er das nächste Mal auf dem Boden lag. Das Einzige, was ihn bisher immer gerettet hatte, war, dass er der beste Tränkemeister weit und breit war. Aber er wusste, der Alte wollte, dass Granger ihn bald ablösen würde. Das Mädchen hatte durchaus Talent, was es für ihn gefährlich machte. Und auch, wenn sie von Natur aus eher misstrauisch war, konnte sie sich gegen die Geistmagie des Alten nicht wehren. Sie würde fallen, so, wie viele Schüler es vor ihr getan hatten und sie würde vermutlich all ihre Freunde verraten und sich umbringen, wenn sie erfahren würde, was man ihr schon alles angetan hatte und was sie vergessen hatte. Auf ein Mal sah Severus auf. Hastige Schritte. Schon wieder Leute, die nicht in ihren Schlafsälen waren! Er lief los: „Dean Thomas, Seamus Finnigan, Lavender Brown, Cho Chang! Dreißig Punkte Abzug pro Kopf! Sehen Sie zu, dass Sie in Ihre Schlafsäle zurück kommen! Aber etwas plötzlcih1 Und drei Wochen Strafarbeit mit Filch! Für Jeden von Ihnen!“ Der Tränkemeister sah die empörten Gesichter, doch Niemand wagte es, ihm zu widersprechen. Sie würden sich sicher beim Alten beschweren, aber der würde ihnen nicht helfen, weil sie sich von ihm, der schmierigen Fledermaus, hatten erwischen lassen. Er wusste, sie waren einige der neuen Mitglieder von Dumbledores Armee, er hatte gesehen, wie diese Kinder gebrochen und geformt worden waren, doch er hatte keinen Einfluss nehmen können und Minerva würde ihm ohnehin nicht glauben, sie war selbst nicht minder kaputt und wurde auch benutzt. Allerdings – was hatten diese Schüler hier zu suchen gehabt? So nahe am Slytherinterritorium? Das kam ihm mehr als komisch vor. Mutproben hier unten gab es nicht, er hatte einen Deal mit Peeves, der schon so viele Schüler nach St. Mungos befördert hatte, dass Dumbledore Mutproben hier unten schlicht untersagt hatte, da diese seine Armee viel zu stark reduzierten. Nach kurzer Überlegung und obwohl er eigentlich keine Lust hatte, ging er in die Richtung aus der er die Schüler hatte kommen hören. Nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. Der Flur mit den wenigen Schulzimmern in den Kerkern des Schlosses. Noch eine Überraschung. Was bitte hatten die Alle hier gewollt? Hier war doch Nichts! Außer... Nein! Hatten die etwa sein Tränkekabinett durchwühlt?! Hastig riss er es auf – und konnte aufatmen. Nichts. Hier waren sie nicht gewesen. Das war doch schon mal beruhigend. Vielleicht doch nur eine dumme Mutprobe. Severus wandte sich zu seinem Klassenzimmer um, um die Abkürzung zu seinem Quartier zu nehmen, als ein Geräusch ihn herum fahren ließ. Das Klappern eines Eimers, nahm er an. Hier in der Nähe war ein Schrank mit Putzutensilien. Hatte Peeves etwa ein neues Spielzeug gefunden? Wohl kaum, das war unter seiner Würde, wie er selbst es immer ausdrückte. Also, doch noch mal nachsehen. Hatte er wohl gedacht, er käme vor Mitternacht ins Bett? An einem Tag, wo er Runden drehen musste? Wohl kaum. Also ging er zu dem Putzschrank, aus dem wieder ein Geräusch tönte. Nun klang es aber eher wie der Klagelaut eines Tieres. Toll, hatten die schon wieder Filchs Katze eingeschlossen? Was konnte denn das arme Ding dafür, dass es hässlich war?! Rasch öffnete er den Schrank, um sie heraus zu lassen – und stockte. Da saß keine Katze, oder ein anderes Tier. Im Schrank, eng ums ich selbst zusammen gewickelt und irgendwas Weißes im Arm haltend, ein Schüler, einer, der ihm nur zu bekannt war. Mit wüst abstehenden, schwarzen Haaren. „Potter!“ Doch der Junge reagierte nicht, wie er es gedacht hatte, er zuckte zusammen, riss eine Hand hoch, während die Andere Irgendwas festhielt, wie, um sich selbst zu schützen. Und sollte er erwähnen, dass die Kleidung an selbigem Arm vollkommen zerfetzt war und das weiße Hemd blutig verfärbt? „Nicht! Bitte, bitte... bitte. Nicht, Onkel Vernon, ich... ich bin brav, ganz brav...!“ Na toll! Der Junge war vollkommen verstört. Er streckte seine Hand aus, um ihn aus dem Schrank zu zerren, doch sofort zuckte Harry zurück, drückte sich enger an die Schrankwand, rollte sich um sein Bündel zusammen und bettelte weiter, warum, weswegen und um was wusste er nicht. Severus rieb sich seine Stirn. Wenn er den Bengel raus heben würde, würde er vermutlich das Schreien beginnen, aber hier drin bleiben konnte er wohl auch nicht. Also tat er etwas, was er nicht gern tat. Er zog seinen Zauberstab und sprach einen leichten Schlafzauber. Dann wartete er, bis der Junge in sich zusammen sackte, bevor er sich herabbeugte und den Teenager hochhob. Er überlegte, ihn zu Poppy zu bringen, entschied sich aber dann dagegen. Die Krankenschwester stand stark unter dem Einfluss des Alten und dieser Zwischenfall würde nur wieder verschwiegen werden, so wie schon so viele Andere, die seine heiligen Gryffindors betroffen hatten. Und auch er war ein Heiler, also konnte er sich die Verletzungen am Arm auch ansehen. Außerdem war sein Quartier einfach näher. Also brachte er den Jungen dort hin, legte ihn auf sein Sofa. Nun sah er auch, was der Junge so festklammerte und um es einfach auszudrücken, ihm war schlecht. Ein Kadaver. Der von seiner Eule. Ein Flügel war ihr ausgerissen worden und ein Bein. Selbst jetzt ließ er das tote Tier nicht los. Sanft löste Severus die starren Finger des Jungen von dem Tier, das dieser über Alles geliebt hatte und legte es in eine leere Schachtel, die er sich aus einem Blatt Papier verwandelte. Er wollte das Tier nachher noch genauer untersuchen, nicht fassen könnend, wie man so grausam sein konnte, denn dass Potter das nicht getan hatte, war ihm vollkommen klar. Selbst in dem Zustand, in dem er diesen gefunden hatte, hatte er noch versucht, das tote Tier zu verteidigen und bei sich zu behalten. Als der Kadaver aus dem Weg war, beugte Severus sich wieder über den Jungen. Den Sohn seines Erzrivalen aus seiner eigenen Schulzeit. Doch er konnte es nicht über sich bringen, ihm nicht zu helfen, wie er da lag, eng in sich zusammen gerollt und trotz des Schlafes vor sich hin weinend. Die Uniform war nun, wo Severus sie besser sehen konnte, vollkommen zerfleddert und zerfetzt. Vorsichtig schob er sei etwas auseinander – und runzelte die Stirn. Er konnte nichts sehen, gar nichts. Doch als er über etwas von der scheinbar unverletzten Haut strich, war seine Hand blutrot. Zauber. Zauber, die verhinderten, dass man sah, was darunter lag. Und es waren Verletzungen. Ernste, der Menge des Blutes nach zu schließen. Kurz schloss Severus die Augen. Er hatte gewusst, dass es um Potter herum Unregelmäßigkeiten gab und mehr als einmal war er sogar zu dem Schluss gekommen, dass es sich dabei um Misshandlungen handeln konnte, doch er hatte nie etwas gesehen und es als Dummheit abgetan. Der Bengel wurde immerhin als Held gehalten und war Dumbledores Vorzeigepüppchen. Warum ihn also schlagen? Doch es sah so aus, als wäre er falsch gelegen. Was sollte er tun?! Offensichtlich ließ Dumbledore zu, dass seine Leute den Jungen quälten. Und wie oft hatte er das Kind in einen inszenierten Kampf geschickt, wohl wissend, dass es dabei sterben könnte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken? War er wirklich so blind gewesen? Offensichtlich. Er, Severus, der extra Ausbildungen gemacht hatte, um misshandelten Kindern helfen zu können, hatte einen schweren Fall davon einfach übersehen, geblendet von der Vergangenheit und seiner immer wieder sinnlos aufflammenden Abneigung, weil er ein Kind mit seinem Vater verglich. Dabei... wenn er es genau bedachte, hatte Potter wenig von James Potter. Im Gegenteil. Im Unterricht versuchte der Junge sogar, aufzupassen und Schwächeren zu helfen. Er schrie nicht laut herum, ihm war auch nicht zu Ohren gekommen, dass er Irgendwen quälte. Und sein Gestreite mit Draco hatte immer auf Gegenseitigkeit beruht und war meist von seinem Patensohn initiiert worden. Lange sah Severus auf den Jungen, der viel kleiner war, als Draco und Andere in seinem Alter. Auch, als einige Mädchen. Er lag da, vor sich hin weinend, die Arme fest um sich selbst geschlungen und... heiß. Er fieberte. Was sollte er tun?! Er konnte die Wunden nicht sehen und ein einfaches Finite tat es da nicht! Er brauchte Jemanden mit mehr magischen Kräften! Oder mehrere Personen, denen er wirklich rückhaltlos vertrauen konnte! Langsam wandte Severus sich um, sah in dem spartanisch eingerichteten Raum herum, schloss die Augen, öffnete sie wieder und bewegte seinen Zauberstab. Der Teppich bewegte sich, gab eine Falltür im Boden frei, aus der einige Dinge kamen, die sich in seinen Koffer legten. Zusammen mit seiner Kleidung, die aus dem Schlafzimmer geflogen kam. Einige wenige wirklich kostbare Bücher schlossen sich dieser Bewegung an, ein paar Tränke, teure Zutaten, die er sich selbst gekauft hatte. Schon seit dem Beginn des sechsten Schuljahres wusste er, dass er gehen musste. Bald. Wenn er selbst noch überleben wollte. Und er hatte nicht vor, sich umbringen zu lassen. Und diese Gelegenheit war so gut wie jede Andere. Potter hatte sich nicht selbst in den Putzschrank gesperrt. Er hatte sich blenden lassen, von alten Gefühlen und so ein Kind übersehen, dass dringend Hilfe brauchte. Er hatte vor, diesen Fehler zu korrigieren. Er musste Potter an einen Ort bringen, wo er sich um diesen kümmern konnte und dann rausfinden, was geschehen war. Nach einigen Überlegungen legte er auch über den Kadaver der Schneeeule einen Stasiszauber, schloss den Karton und legte ihn in den Koffer. Dann zog er die Kette unter dem engen, hohen Kragen seiner Robe hervor. An ihr hing ein Anhänger. Er hatte ihn schon seit Jahren und noch nie gebraucht, immer gehofft, dass er nie zum Einsatz kommen würde. Nun würde er es tun und damit tun, was Alle ihm schon seit Jahren rieten: er würde gehen, um sich ganz auf den Kampf gegen den Alten konzentrieren zu können. Natürlich hatte Severus ein schlechtes Gewissen, all die Schüler sich selbst zu überlassen. Er wusste, Slytherin würde seine Einheit verlieren und von den Anderen drangsaliert worden, da sie auch keinen Anführer mehr hatten, seit Draco weg war, doch er konnte nun mal nicht alle retten. Er musste aus dem Verborgenen kämpfen. Davon würden alle mehr haben. Ein letztes Mal sah er sich in den so vertrauten und unbequemen Quartieren um. Nicht mal hier hatte Dumbledore ihn vergessen lassen, dass er für diesen nicht mehr war, als ein Sklave. Dann schrumpfte er seinen Koffer, steckte ihn in die Tasche und hob den fiebrig heißen, weinenden Jungen wieder auf seine Arme, sprach das Passwort und fühlte, wie er aus diesem verfluchten Ort gezogen wurde. Die Reise dauerte verhältnismäßig lange, doch dann landete er elegant in einer großen Halle. Natürlich hatte sie Riesenausmaße, es war ein Haus der Malfoys. Die machten es nicht mal bei Zweithäusern unter einem gewissen Standart. Er kannte es, er hatte schon oft mit Lucius die Ferien hier verbracht. In Bulgarien, wo man Dumbledore generell für einen Mörder hielt. Dank des Alten stand England in der magischen Welt praktisch allein da. Hier waren sie sicher, niemand würde sie finden oder es wagen, sie hier zu verfolgen. Und ihn schon mal gleich gar nicht. Denn was die Wenigsten wussten, war, dass er weder ein Halbblut war, noch ein Engländer. Sein Vater hatte seine Mutter geschlagen, das war richtig, aber der Grund war einfach gewesen dass er ein Squibb gewesen war, der es nicht ertragen hatte, dass seine Frau Dinge konnte, zu denen er nicht fähig gewesen war. Warum auch er immer Prügel kassiert hatte. Er war auch kein Engländer, zwar war seine Mutter dort aufgewachsen, doch seine Familie hatte sich schon vor Jahrhunderten im Osten niedergelassen. Sein eigenes Haus befand sich in Transsylvanien, was, wenn Andere es wüssten, zu dem Gerücht beitragen würde, dass er ein Vampir war. Nun, das war er zwar nicht, aber ja, er hatte das Blut eines magischen Wesens in sich, sonst wäre er nicht immun gegen all die Gedankenzauber. Nur was es war, würden die Alle nie erraten und er hatte nicht vor, es Irgendwem je zu verraten. Nun ja, Lucius, Tom und seine Frau wussten es natürlich. Ach ja, seine Frau. Noch so ein Geheimnis, von dem Niemand wusste. Ja, er der schmierige, eklige Mann hatte eine Familie, eine Frau und eine kleine Tochter und bald auch noch einen kleinen Sohn. Aber sie lebten auf seinen Gütern in Transsylvanien. In Sicherheit, weit weg von Gefahren. Aber das hatte Zeit, das war gerade nicht sein Hauptproblem. Hastig sah er sich um, lief dann auf eine der Treppen zu, gerade, als ihm sein bester Freund entgegen kam, vollkommen verschlafen und mit Sicherheit unter seinem Morgenmantel, den er sich wohl übergeworfen hatte, nackt. „Sev? Was ist los?“, fragte Lucius, als er sah, wer da seinen Schönheitsschlaf gestört hatte, er wurde auch schlagartig wacher, als er sah, dass der Andere etwas in seinen Armen hielt. „Merlin! Ist was passiert?!“ „So kann man es nennen,“ gab Severus leise zu. „Wir haben ein ziemliches Problem. Sind Tom und Greg hier?“ Der Blonde hob eine Augenbraue. „Tom ja, aber sonst Niemand. Ich bin schließlich kein Hotel!“ „Ich brauche ihn aber! Alle! Tom, Greg, die Lestranges, deine Frau und dich! Schleunigst! Und ein leeres Gästezimmer!“ „Severus, was...?“ „Luc, stell mir keine Fragen! Trommle die Leute zusammen! Sonst verblutet der Junge! Heut noch!“, mit den Worten zog Severus einfach an dem verdatterten Mann vorbei, riss die Tür zu einem der Zimmer auf und legte Harry auf das Sofa, das er allerdings zu einer Untersuchungsliege verwandelte, so, dass er von allen Seiten an den Jungen heran kommen konnte. Vorsichtig begann er, den schmalen, kleinen Körper von den Fetzen zu befreien, entsetzt über die Tatsache, dass er Nichts sehen konnte. Es wirkte wirklich makaber, den Jungen so zu sehen. Scheinbar unverletzt und doch glühend heiß. Nicht zu vergessen, dass dessen totes Haustier in seinem Koffer lag... „Was ist los?“, fragte in dem Moment eine wenig begeisterte Stimme von der Tür. „Gibt es einen Grund warum ich nicht schlafen durfte?!“ „Tom, ich brauche deine Kraft,“ erklärte Severus, während er leicht über Harrys Stirn strich. „Und die der Anderen.“ „Wozu?! Und hatte das nicht Zeit bis in ein paar Stunden?!“ „Dann ist er tot!“ „Tot? Wer? Was...? Potter?! Du bringst Potter hierher?!“ „Ich hatte keine Wahl!“ „Er sieht nicht aus, als habe er ein Problem!“, knurrte Tom ungehalten, wenig begeistert, ausgerechnet diesen Bengel bei sich zu haben. Unwirsch zerrte Severus die Hand des Anderen an sich, legte sie auf Harrys Stirn, dann auf seinen Bauch, so, dass sie voll mit Blut war. „Die Zauber um ihn herum müssen gebrochen werden, damit ich ihn versorgen kann! Kuck doch mal das Laken an, auf dem er liegt! Wenn wir nicht schnell sind, verblutet er mir unter den Fingern!“ „Und was ist daran so schlimm? Dann ist er tot!“ „Tom, das habe ich nicht gehört! Du und ich, wir wissen, dass er nichts dafür kann und ich werde kein misshandeltes Kind einfach so liegen und sterben lassen! Das hat Niemand verdient! Ist das klar?!“ Tom zuckte regelrecht zurück, als er den Anderen so reden hörte. Er kannte Severus gut genug, um ihn nicht zu unterschätzen, wenn er schlecht gelaunt war. Also schwieg er und wartete, bis die Anderen, Alle herzlich wenig wach, eintrafen, orderte sie, sich zu einem Kreis aufzustellen. Er hörte, wie sie dieselben Fragen stellten, wie er, sagte ihnen aber, dass sie wohl auf eine Antwort würden warten müssen. Severus atmete tief ein, als sich endlich Alle aufgestellt hatten, und begann einen alten, komplizierten Zauber zu intonisieren. Der Einzige, der ihm einfiel und der stark genug sein könnte, um das, was der Alte getan hatte, aufzuheben. Er spürte, wie die Macht des Kreises sich um ihn herum ballte, sich sammelte und sich immer weiter um den Jungen zusammen zog, der da inzwischen lag, wie ein Toter, die Augen geschlossen, voll ausgestreckt, statt zusammengerollt, wie noch vor ein paar Momenten. Wie ein Nebel legte sich die Macht des Kreises um den zu klein geratenen Jugendlichen und dann begann es, vor den Augen Aller leuchtete dessen Haut auf – bevor sei einfach verschwand und den Blick auf das frei gab, was da wirklich war. Ein Kind, das aussah, als habe es seit Wochen nichts mehr zu Essen bekommen, mit Rippen, die stark hervor standen und grausigen Wunden überall. Schnitte, die immer noch vor sich hin bluteten, Schrunden, Eiter. In dem Kreis herrschte eine absolute Stille, Entsetzen stand im Raum, während sie den kleinen, geschundenen Körper betrachteten, der da reglos lag, so, dass Niemand merkte, wie sich auch andere Dinge veränderten, wie die berühmte Narbe immer blasser wurde und schließlich verschwand, als habe es sie nie gegeben und wie dann auch die Züge begannen, sich zu verändern. Sie wurden feiner, anders, die Stirn etwas höher. Langsam ebbte die Magie des Kreises wieder ab, so dass Severus den nächsten Spruch intonisieren konnte, der war länger und wesentlich komplizierter. Es war das Einzige, was ihm einfiel, als er all die Wunden sah. Etwas, dass dem Jungen helfen würde, diese Nacht zu überleben, denn er hatte keinen Zweifel mehr daran, dass Harry im Sterben lag. Solche Wunden, dieses Untergewicht konnte Niemand überleben, nicht ohne Magie und einer Behandlung rund um die Uhr. Erneut stieg die Magie an, richtete sich wieder auf ihr Ziel, hüllte Harry in ein bläuliches Licht ein. Niemand merkte, wie die Zeit an ihnen vorbei rann, sie sahen nur, dass langsam, ganz langsam, Veränderungen eintraten. Kaum sichtbar, aber wohl lebensrettend. Die Wunden hörten auf, zu bluten, einige Wenige schlossen sich sogar ganz. Severus merkte, wie seine Kraft zur Neige ging, diesen Kreis zu halten, war anstrengend und er wusste, er musste aufhören. Unwillig ließ er die einzelnen Fäden der Macht fallen, bis das Licht, dass den Jungen umhüllt hatte, schließlich ganz verlosch. Erst dann trat er wieder zu der Liege, strich Harry über die vom Fieber nasse, schweißglänzende Stirn, sah dann die Anderen an, die ihm geholfen hatten. „Greg, Wasser. Narcissa, Blutbildungstränke, Tränke gegen innere Verletzungen, Knochentränke, Heilsalben. Lucius, Schlafanzug, Unterwäsche, Tom, hilf mir, Rastaban, Rudolphus, bereitet das Bett vor, Wärmflaschen, Decken.“ Wortlos und noch immer zu entsetzt, um etwas zu sagen, sprangen die Angesprochenen auf. Tom trat zu dem Jungen, der nun alles Andere, als gesund aussah, strich leicht über die dürre, deformiert aussehende Hand, bei der zwei Finger vollkommen unnatürlich abstanden. „Was bei Merlin ist hier los?“, fragte er leise, während er einen Zauber anwandte, der die Knochen in die richtige Position zurückschnappen ließ. Auch er kannte einige Heilzauber, das war im Krieg essentiell und konnte einem das Leben retten. Doch er hatte nie gedacht, diese Zauber mal für Potter zu sprechen, oder ihn je so zu sehen, mit aschfahler, ungesund grau wirkender Haut, brennend vor Fieber mit einem Körper, der einer einzigen, großen Wunde glich. „Ich habe keine Ahnung,“ gab Severus nur zurück. „Ich habe ihn so gefunden, kurz bevor ich hergekommen bin und ich wusste, dass etwas nicht stimmt! Ich weiß, dass er seit Blacks Tod nicht mehr kämpfen will, vermutlich hat das dem Alten nicht gepasst und er hat beschlossen, den Jungen auf seine Art zu bestrafen,“ knurrte der Tränkemeister, während er, für seine Verhältnisse ungewöhnlich sanft, einen Verband auf eine frisch eingecremte, böse aussehende aber wenigstens nicht mehr vereiterte Wunde wickelte. „Ich muss in seinen Geist, um Antworten zu erhalten,“ fügte er leise an. „Er hat so viel Blut verloren, dass es dauern kann, bis er aufwacht und selbst dann wird er so viele Schmerzen haben, dass er sicher kein Interesse daran hat, uns zu sagen, was genau los ist.“ „Wäre es nicht fast besser gewesen, ihn einfach sterben zu lassen?“, fragte Tom, während er einen weiteren Knochen richtete und einen Verband um den Arm legte, ihn straff anzog. „Er ist mehr tot als lebendig.“ „Ich lasse kein Kind sterben! Nicht so!“, baffte Severus ungehalten. „Allein, ohne Irgendwen, der ihm nahe steht! Das hat Niemand verdient!“ Tom sagte nichts, er sah zu Greg, der sich gerade Tränke angeben ließ und sie dem Jungen mit Engelsgeduld einflößte. Er selbst hatte der Prophezeiung der Säuferin, die nicht mal das Wetter des nächsten Tages richtig vorher sagen konnte, nie geglaubt und eher gedacht, dass das alles Betrug war. Darum hatte er das Potterkind nicht angegriffen, er war in dieser besagten Nacht nicht mal im Lande gewesen, konnte nicht sagen, was sich abgespielt hatte. Er hatte einfach das Gerücht seines Todes genutzt, um seine Armee aufzubauen und zu stärken und um Beweise zu sammeln. Er wusste auch, dass der Avada, sollte man ihn überleben, sicher nicht die Fluchnarbe in Form eines Blitzes hinterließ. Er selbst war schon damit beschossen worden und sie hatte keinen bleibenden Schaden hinterlassen. „Wen hat er denn noch?“, fragte er dann leise. „Ist das, was jetzt kommen wird, so viel besser? Black ist tot...“ „Lupin,“ knurrte Severus zurück, während er einen weiteren Verband straff zog. „Und kein Kind hat es verdient, zu sterben! Nicht mal das von James Potter! Ich werde mich schon um ihn kümmern, er kann hier mit Draco zur Schule gehen und entscheiden, was er mit seinem Leben macht.“ Er ließ sich von Lucius die Wäsche geben, manövrierte den leichten Körper vorsichtig in eine frische Boxer und ein leichtes Oberteil. Dann hob er Harry vorsichtig hoch, trug ihn in das Bett und legte ihn hinein, deckte ihn ordentlich zu und setzte sich in den Sessel daneben. Woher sein Kommentar gekommen war, sich um den Jungen zu kümmern, wusste er allerdings nicht wirklich. Es war ihm eben so rausgerutscht. „Und jetzt verschwindet in eure Betten, ich schreibe die Berichte zusammen.“ Die Meisten gingen, doch Lucius und Tom blieben, bis Alle weg waren, setzten sich zu dem Anderen. „Du weißt, dass die Chance groß ist, dass er immer noch sterben kann?“, fragte der Blonde daher, sah auf den Jungen, der da in einem seiner Gästebetten lag und der aussah, als würde er in der Matratze untergehen. Das Einzige an ihm, was noch Farbe zu haben schien, waren die pechschwarzen Haare, die im Moment glatt um dessen Gesicht lagen. „Er wird nicht sterben,“ gab Severus ruhig zurück. „Dazu ist er zu stur,“ fügte er an. „Und ich auch. Ich lasse ihn nicht einfach sterben. Nicht jetzt. Und außerdem will ich wissen, was hier verdammt noch mal gespielt wird!“ Tom begnügte sich damit, den Kopf zu schütteln. Wie gesagt, er kannte den Tränkemeister zu gut, um ihm noch in Irgendwas rein zu reden, wenn er sich mal auf etwas fest gefahren hatte. Also sah er den Jungen an, strich leicht über die straff verbundene Hand. Er wusste nicht so recht, was er aus all dem machen sollte. Er hatte Potter nie als wirkliche Bedrohung oder als Feind gesehen, nur als lästig. Aber das hier war etwas, von dem er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Was genau sollte er denn nun tun? Mit dem Kleinen? Harry würde lange und intensive Pflege brauchen, die Severus unmöglich allein übernehmen konnte. Der Mann brauchte auch mal eine Pause und ein paar Stunden Schlaf. Er beobachtete, wie der Andere auf ein Mal aufstand und seinen Koffer hervor holte, ihn wieder vergrößerte und einen Karton hervor holte, ihn öffnete. „Als ich den Jungen gefunden habe, hat er sich daran geklammert,“ erzählte Severus, deutete auf den Kadaver. „Er wollte die Eule noch vor mir verteidigen, verhindern, dass ich ihr auch noch weh tue, er wusste nicht mal, wer ich bin, er hatte solche Angst und doch hat er seine Freundin schützen wollen. Kurz bevor ich ihn gefunden habe, hab ich eine Horde Schüler gesehen, einer von ihnen hatte eine blutige Schere in der Hand, eines der Mädchen einen Stapel weißer Flugfedern.“ Entsetzt starrten die Beiden auf die tote Eule, der ein Flügel und ein Bein fehlten und die große Löcher in ihrem Gefieder hatte. Sie waren froh, als der Karton sich wieder schloss und wie der Tränkemeister stattdessen ein leeres Denkarium hervor holte. „Du willst es jetzt wissen?“, fragte Lucius leise. „Nein, ich bereite es vor. Harry ist nicht stabil genug, um in seinen Kopf einzudringen. Das werde ich auf später verschieben. Ich will nur was zu Tun haben,“ antwortete Severus, er lief hin und her, räumte seinen Koffer aus und legte Papier und Federn zurecht, bevor er sich wieder setzte und eine der knochigen Hände in seine nahm. Sein Blick wanderte zu Tom, der Harry auf ein Mal mit einem irritierten Blick beobachtete. „Tom?“, fragte er ruhig. „Die Narbe,“ erklärte der Ältere. „Sie ist weg. Und... kann ich mich irren, oder sieht Potter auf ein Mal anders aus? Hatte er nicht mal Locken?“ Nun sah auch Lucius auf. „Stimmt! Die Narbe ist weg!“ „Dann waren an ihr die Zauber verankert,“ gab Severus eine einfache Erklärung. Er schenkte der Stirn des Jungen nicht mal mehr einen zweiten Blick, spielte etwas mit den dünnen Fingerchen, hoffte dummerweise, dass die sich etwas bewegen, sich rein reflexartig schließen würden. „Das muss die Hölle gewesen sein,“ stellte Tom leise fest. Er wusste nicht, warum, aber er musste sich selbst zusammenreißen, den Jungen nicht in die Arme zu schließen, während er da so verloren lag, allein, verlassen von der Welt und verraten von Allem, was er je gekannt hatte. „Verschwindet,“ sprach Severus auf ein Mal streng. „Heut wird sich nichts mehr tun. Und es ist schon Morgen,“ fügte er an, als ihm auffiel, dass es in all der Zeit hell geworden war. „Ihr habt sicher was zu Tun.“ „Ich...werde Lupin suchen lassen;“ sprach Tom auf ein Mal ruhig. Er wusste nicht, warum, aber es war ihm ein persönliches Bedürfnis, den Mann hierher zu bringen. Jemanden, dem Harry vertraute, den er kannte und der ihn liebte. Kein Kind in so einer Lage sollte so allein sein. Nur bewacht von einem Lehrer, der ihn eigentlich noch nicht mal ausstehen konnte. Lucius hob überrascht eine Augenbraue, dann stand auch er auf. „Und ich werde mal ein paar Klamotten suchen,“ stimmte er zum „Und bei Karakoff nach einem weiteren Platz für einen Schüler nachfragen.“ Kapitel 2: Remus ---------------- Hi! Vorab erst mal, weil Viele schon gefragt haben: Aufgrund der Tatsache, dass meine Beta gerade Staatsexeman macht, werden die Updates dieses mal nur fünftägig kommen, sie kommt schlicht nicht hinterher mit der Korrektur *gg* _______________ Wieder ein Tag ohne Antwort, stellte Remus frustriert fest, als er den Himmel beobachtete, an dem erneut keine einzige Eule erschienen war, keine Weiße und keine Andere. Kein Wort von Harry, wie es ihm ging und was sich gerade abspielte. Er kannte den Jungen, er wusste, der würde nie im Leben nicht antworten, wenn er einen Brief bekam. Was nur einen Schluss zuließ – er hatte seine Nachrichten allesamt nie bekommen. Sie waren abgefangen worden und es gab nur eine Person, die so etwas tun würde. Die die Macht dazu hatte. Mit wütend geballter Faust betrat er das Haus, in dem er gerade lebte, nicht allein, sondern mit seinem Rudel, von dem auch Niemand wusste, nicht mal Sirius hatte es erfahren. Erst, weil er zu der Zeit, als es entstanden war, in Azkaban gesessen hatte, dann, weil sie nie die Zeit gefunden hatten, wirklich mal zu reden. Immerhin hatte sein bester Freund gewusst, dass er ein Alpha war, ein sonst gut gehütetes Geheimnis. „Alpha...“ Nach einem kurzen Zögern wandte Remus sich um, eigentlich generell unwillig, mit Irgendwem zu reden. Maria. Eine Frau mittleren Alters aus den höheren Rängen des Rudels. „Was?“, fragte er knapp, nicht unfreundlich, aber auch nicht wirklich einladend. „Wie lange wollen wir noch bleiben, bevor wir weiter ziehen?“, fragte sie ruhig. Sie kannte sie Sorgen des Anführers, sie wusste, dass in seinen Augen einer der Welpen des Rudels fehlte und das war für einen Werwolf generell nur schwer zu ertragen. Aber diese Entscheidungen mussten getroffen werden. Zwar war Frankreich, wo sei sich im Moment aufhielten, nicht mit England verbunden, aber auch hier wurden sie immer nur schief angesehen und sie konnten nur unter strikten Auflagen überhaupt hier leben. Lange sah Remus die Frau an, dann schloss er die Augen. „Morgen,“ gab er dann den Befehl zum Packen. „Einer soll los, Zufahrkarten nach Polen besorgen. Da lässt man uns in Ruhe.“ Er wollte nicht, Alles in ihm sträubte sich, Harry so im Stich zu lassen, aber er wusste nicht, was er sonst tun sollte, er konnte die britische Insel nicht mal betreten, da er überall gejagt und gesucht würde, wie früher Sirius. Einfach nach Hogwarts zu stürmen, Harry zu entführen und zu gehen war nicht möglich, nicht mal mit Hilfe einiger Rudelmitglieder. Das würde kläglich in die Hose gehen, das wusste er, denn die Gefahr lag in Hogwarts selbst. Es war ihm wieder eingefallen, Stück für Stück hatte er die Barrieren in seinem Kopf gebrochen, von dem Zeitpunkt an, als er Sirius wieder begegnet war, nach dessen Flucht aus Azkaban. Das war es gewesen, womit sie sich beschäftigt hatten. Mit alten Erinnerungen, die der Andere erzählt hatte und die er nicht hatte glauben können und wollen, Geschichten über das Verhalten von James, das so anders war, als in seinen eigenen Erinnerungen. Aggressive Ausfälle, die der Andere gehabt hatte, brutale Dinge, die er Snape angetan hatte und die weit über einen Streich hinaus gegangen waren. Auch er erinnerte sich wieder, vor Allem an einen Vorfall, als der Irre Snape bei lebendigem Leibe einen Arm abgesägt hatte, na ja, zumindest fast, während zwei Andere ihn zu Boden gedrückt hatten. Sie beide hatten dem Verletzten damals geholfen und Potter die Freundschaft gekündigt. Aber irgendwie... hatten sie das beide vergessen. Erst Azkaban hatte diese Erinnerungen in Sirius wieder wach gerufen. Und, wie sie sich verändert hatten. Im Büro des Direktors. Dumbledore. Sie waren bei diesem gewesen, um zu erzählen, was der Andere getan hatte, doch dann waren sie raus gegangen, in dem festen Glauben, dass Snape ein Unrecht begangen habe und James das Opfer war. Das war nur eines der Dinge, die ihm wieder gekommen waren. Er erinnerte sich, als er für ein Jahr als Lehrer in Hogwarts gewesen war und festgestellt hatte, dass Harry nicht gesund zu sein schien und dass er wohl misshandelt worden war, er hatte Blut gerochen und war bei Dumbledore gewesen, um zu fragen, warum der Harry zu seinen Verwandten schickte, wenn die ihm so was antaten, aber dann, als er raus gekommen war, hatte er nichts mehr gewusst und weiter nur zugesehen. Aber das war ihm erst wieder eingefallen, als Sirius gestorben war und seitdem wurde auch er gejagt, zweifellos, um Harry jeden Erwachsenen zu nehmen, dem er trauen konnte. Und da war noch etwas, jetzt war es ihm wieder eingefallen, zu spät, um es zu ändern. James war unfruchtbar gewesen, durch einen Unfall und durch etwas, das Sirius kurz nach all den Überfällen auf Snape mit dem Anderen getan hatte. Wie aber war der Mann dann an ein Kind gekommen, dass sein genaues Ebenbild zu sein schien? Es war Sirius egal gewesen, wessen Kind Harry war, er hatte den Jungen wie einen Sohn geliebt, das war das Einzige gewesen, was für ihn gezählt hatte. Was für Remus an der Sache interessant war, war ganz allein der Fakt, dass es da draußen vielleicht eine Familie gab, die ihr Kind vermisste und die Alles für Harry tun würde, der schon so viel durchgemacht hatte. Oder, dass er Harry zumindest zu sich holen konnte, wo es ihm gut gehen würde. Auch in Polen gab es magische Schulen, auf die der Junge gehen konnte. Er wollte nur, dass der Grünäugige endlich aus der Schusslinie kommen würde, er war keine verdammte Waffe! Er war ein Kind, dass es nicht verdient hatte, in einem Krieg zu sterben, bei dem Remus schon lang nicht mehr klar war, wer eigentlich gut und wer böse war. Ihm musste etwas einfallen, um dem Jungen einen Portschlüssel zukommen zu lassen, durch einen Boten vielleicht… „Morgen,“ wiederholte Marie, nickte dann. Das war eine gute Entscheidung. In Polen würden sie sicher sein. Sie hatten einen guten Alpha, der sich wirklich um Alle kümmerte. Nur zu gern hätte sie ihm mit der anderen Sache geholfen, aber sie wusste auch einfach nicht, wie. Es war schwer, überhaupt noch nach England zu kommen und dann deren Held raus zu schmuggeln? Wie sollte das auch gehen?! „Vielleicht kommt heut noch eine Antwort,“ bot Marie einen kleinen Trost an. „Der Tag hat noch ein paar Stunden und die Nacht ist auch noch da.“ Remus lächelte nur etwas. Er hoffte nicht mehr auf eine Antwort, er konnte nur hoffen, dass Snape ihnen verzeihen und Harry im Auge behalten würde, dass wenigstens ein Erwachsener bei ihm war. Es war inzwischen Abend geworden. Severus setzte sich ans Bett des Jungen, strich mit einem kühlen Lappen über dessen glühend heiße Stirn, tupfte über die aufgesprungenen Lippen. Harry hatte sich nicht geregt, er lag immer noch da wie ein Toter, bleich und mitgenommen. Aber er war stabil, der Puls schlug gleichmäßig, wenn auch nicht sehr stark, er atmete einigermaßen ruhig, vorhin hatte er sich damit viel schwerer getan, vermutlich, weil seine Lunge angegriffen gewesen war. Es ging dem Jungen nicht gut, gar nicht. Auch, wenn er gerade im Moment nicht in akuter Gefahr war und Severus wusste nur zu gut, dass er eigentlich nicht die Person war, die hier sitzen sollte. Das war Blacks Platz oder doch zumindest der von Lupin, der als verschwunden galt. Rasch tauchte er den Lappen erneut in das kalte Wasser, wrang ihn aus und legte ihn zurück auf Harrys Stirn, nachdem er diesem einen Nährtrank eingeflösst hatte. Dann richtete er die Decke, auch wenn es nicht nötig war, setzte sich wieder an den Schreibtisch und begann, zwei Briefe zu schreiben. Einen an seine eigene Frau, mit der Einladung, mit ihrer Tochter hierher zu kommen. Er hatte seine Familie gern um sich und die drei Monate im Sommer waren ihm eigentlich alles Andere als genug. Nun, wo er die Gelegenheit hatte, würde er sie nutzen. Er erklärte seiner Frau auch gleich, wie die Situation hier aussah, damit sie bescheid wusste. Sie hatte mal wieder Recht behalten. Sie hatte ihm von Anfang an gesagt, dass Harry nicht wie sein Vater sei, dass er nur Vorurteile hatte. Offensichtlich war dem wohl so gewesen und er war einfach nur mit Blindheit geschlagen gewesen. Das war wohl auch der Grund, warum er sich jetzt um den Jungen kümmerte. Es war einfach nur sein schlechtes Gewissen. Zu einem großen Teil. Und Mitleid. Das Wissen, dass das Niemand verdient hatte. Aus dem Grund setzte er das zweite Schreiben auf. Das an Lupin. Der Werwolf hatte ihm früher geholfen und er war sich sogar ziemlich sicher, dass der sich wieder erinnern konnte, zumindest aber zu ahnen begann, was sich abspielte. Er wusste, dass der Alte die Post des Jungen abfing und dass die meisten Sachen von Lupin gewesen waren, über diesen Sommer hinweg. Er wusste, dass Lucius den Anderen suchen ließ, aber vermutlich waren einige erklärende Worte sinnvoller, als eine Truppe Schläger, die ihn einfangen sollten. Er deutete Harrys Zustand allerdings nur an, er konnte es nicht über sich bringen, zu schreiben, wie ernst es wirklich um den Jungen stand. Es war, als würde es Alles schlimmer machen, wenn man es aussprach oder niederschrieb. Solange man das nicht tat, würde nichts passieren. Natürlich war das Dummheit, aber trotzdem... Langsam faltete er den Brief, schloss ihn und versiegelte ihn, dann rief er eine Hauselfe, gab ihr beide Schriftstücke und den Befehl, sie sofort abzuschicken. Sein Blick fiel auf den Karton mit der Eule, die er untersucht hatte. Das Tier musste vor seinem Tod schrecklich gelitten haben, nicht anders, als ihr Herr, der Unterschied war nur, dass für Letzteren zumindest noch ein Funken Hoffnung bestand. Was er mit dem Kadaver jetzt machen sollte, wusste er nicht. Ihn beerdigen vermutlich. Er musste mal mit Lucius darüber reden. Im Moment blieb ihm keine große Wahl, als simpel und einfach abzuwarten und zu hoffen, dass Lupin den Brief bekam und kommen würde. Sollte Potter aufwachen, wäre es sicher gesünder für diesen, den Werwolf statt ihn, oder gar Lucius, Tom oder sonst wen zu sehen. „Sev...“ Der Tränkemeister sah auf. Na toll, wenn man vom Teufel sprach. „Tom, was gibt es?“, fragte er ruhig. „Sind die Berichte über seinen körperlichen Zustand fertig?“ „Wozu?“, fragte der Tränkemeister, holte den kleinen Stapel Papier aber hervor. „Ich will ihn lesen;“ gab Tom zurück, trat dann ans Bett und sah auf den Jungen. Wieder stieg dieses seltsame Gefühl auf, als müsse er etwas über Potter wissen, dass ich ihm einfach entzog. „Hier,“ erklärte Severus, gab dem Anderen die Blätter. „Und warum vergräbst du dich da jetzt so rein?“ „Ich weiß es nicht, ich habe mir den gesamten Tag den Kopf zerbrochen. Etwas ist da, dass ich nicht fassen kann, es geht um Potter, es betrifft ihn, aber ich weiß einfach nicht, was es ist. Etwas, das auch mich betrifft...“ Überrascht hob Severus die Augenbraue, er beobachtete, wie sein Vorgesetzter eine Hand ausstreckte, eine Weile schwebte sie über der Wange des Jungen, dann aber zog Tom seine Hand zurück. „Wie geht es ihm?“ „Er ist im Moment stabil, mehr kann ich nicht sagen. Ob er durchkommt oder nicht, liegt auch durchaus an ihm. Aber wenn er stirbt, dann wenigstens nicht mehr unter grausigen Schmerzen.“ „Lucius sucht schon nach Lupin,“ versprach Tom. Erneut musste er den Drang bekämpfen, sich selbst zu dem Jungen zu setzen und ihn in die Arme zu nehmen. Das musste wohl ein Beschützerreflex sein, den jedes verletzte Kind in einem Erwachsenen auslöste. „Regulus kommt heut auch hierher,“ sprach er, mehr zu sich selbst, als zu dem Tränkemeister. Überrascht hob Severus eine Augenbraue. Er wusste, dass Blacks Bruder noch am Leben war und dass der sogar mit Tom gebunden war und das die Beiden sich liebten, aber auch, dass der Mann Probleme hatte und nur selten und ungern sein kleines Haus in Spanien verließ. Es hatte etwas mit dem Kind zu Tun, das bei einem Angriff gestorben war. Severus bewunderte Tom, dass der das so gut verkraftet hatte, aber Regulus hatte es vollkommen geschafft. Der Mann war kaum noch ein Schatten seiner selbst und die Nachricht vom Tod des älteren Bruders hatte sicher auch nicht sonderlich gut getan. „Das überrascht mich.“ „Mich auch,“ gab Tom zurück. „Aber ich bin froh, dass er vor hat, sich nicht mehr so viel zu verschanzen. Vielleicht wird es endlich besser.“ Er liebte Regulus über Alles und er hasste es, den Mann leiden zu sehen, der nicht aufhören konnte, um ihr totes Kind zu trauern. Den kleinen Jungen, den sie vor so langer Zeit begraben mussten, weil man ihm im Laufe eines Überfalls den Schädel eingeschlagen hatte. Seit damals war sein Mann nicht mehr er selbst gewesen und auch er hatte gelitten, schrecklich. Aber er hatte weiter gemacht, etwas, dass Regulus nie geschafft hatte. „Hoffen wir, dass er dieses Mal bleibt,“ nickte Severus, wandte sich dann wieder dem Schreibtisch zu. „Harrys Eule sollte begraben werden. Irgendwo, wo er sie besuchen kann. Einen schönen, kleinen Platz mit einem Stein vielleicht.“ „Ich werde es organisieren lassen. Wie hat er das Vieh genannt?“ „Hedwig,“ antwortete der Tränkemeister, er beobachtete, wie Tom den Karton an sich nahm um dann ging. „Alpha!“, rief auf ein Mal Jemand hinter ihm aufgeregt. Sie standen am Bahnhof, warteten auf den Zug der in einigen Minuten einfahren sollte. Remus wandte sich um, sah seinen Beta auf sich zuhalten. „Leon?“, fragte er ruhig. „Eine Eule, gerade kam eine Eule! Hier! Das.. ist an dich!“ Ruhig nahm Remus den Brief und hob eine Augenbraue, als er das Sigel erkannte. Ein verschlungenes S in einigen seltenen Kräutern. Snape? Was wollte Snape von ihm? Es gab wohl nur eine Möglichkeit, das heraus zu finden. Er setzte sich auf eine der Bänke und brach dass Wachssigel, holte den beschriebenen Bogen heraus und sah auf das vertraute Schriftbild. Die steilen, klaren Buchstaben. Kurz überflog Remus den Inhalt, er merkte erst, dass er schwankte, als Jemand ihn an der Schulter rüttelte und er war froh, schon zu sitzen, Marie. Sie sah ihn an, schien ihm etwas sagen zu wollen, doch er sah nur, wie ihre Lippen sich bewegten. Erst, als er sich selbst zwang, tiefer durchzuatmen, hörte er sie, wie sie fragte, ob es ihm gut gehe. „Marie, sag Leon er soll die Führung übernehmen,“ befahl er knapp, warf den Umschlag in eine Mülltonne und erhob sich. „Wohin...?!“ „Reist von Polen nach einer kurzen Pause weiter bis Bulgarien!“, sprach Remus seine Befehle aus. „Sucht das Haus der Malfoys, da werde ich sein, dann sehen wir weiter! Ich muss los!“, ohne weitere Fragen zu beantworten, rannte er einfach los, herunter vom Bahnhof, durch die Stadt, ohne Verstand, bis er erst mal stehen blieb und sich umsah. Harry! Sein kleiner Welpe war verletzt! Schwer, wenn er den Andeutungen trauen wollte und er kannte Snape gut genug, um sicher gehen zu können, dass der darüber keine Witze machen würde. Er las den Brief ein weiteres Mal und war erleichtert, als er Apparierdaten fand, die er schlicht überlesen hatte. Er schloss die Augen, die Daten fest vor Augen. Es dauerte eine Weile, doch dann hatte Remus wieder Boden unter den Füßen. Er sah auf. Vor ihm befand sich ein riesiges, schmiedeeisernes Tor, das ihn von dem Kiesweg trennte, der zu dem riesigen Haus führte. Ja, ein typisches Malfoyanwesen, um es freundlich auszudrücken. Groß und stilvoll. Vielleicht hätte er ein Auge dafür gehabt, wüsste er nicht, dass da sein Kleiner drin war. Er klingelte Sturm und doch kam es ihm ewig vor, bis endlich eine Hauselfe auftauchte und ihn fragte, was er wolle und wer er sie, danach verschwand sie, kam aber kurze Zeit später wieder, dieses Mal öffnete sie dass Tor. Remus folgte dem kleinen Wesen durch mehrere Gänge, in dem riesigen Gemäuer, ohne auf Leute zu achten, die überrascht stehen blieben und ihn ansahen, als die Elfe bei einer Tür inne hielt, riss er diese einfach ungeduldig auf, sah, wie Snape zusammenzuckte und dann aufsah. Er schien eingenickt zu sein, an einem Sessel beim Bett, der Mann blickte ihn sekundenlang irritiert an, dann holte er Luft. „Warum bin ich nur nicht überrascht, dass du des Klopfens nicht fähig bist, Lupin?“, fragte Severus müde. Er hatte die letzten Nächte nicht geschlafen, seit er hier angekommen war, vor drei Tagen. Er hatte sich zu viele Sorgen gemacht, weil Harrys Kreislauf so schwach war und der Junge sich noch immer nicht regte. „Harry, wo ist...? Merlin, was ist passiert?!“, entsetzt sah Remus auf das schneeweiße Gesicht, den Körper, der da lag, wie tot. Severus rieb sich die Stirn. „Als ich ihn gefunden habe, war er in einem weit schlechteren Zustand,“ gab er nur zurück, nahm das Tuch von der Stirn und tauchte es erneut in das kalte Wasser, er wollte Harrys Gesicht abtupfen, doch der Werwolf nahm ihm das Tuch ab, machte es selbst. „Ich habe keine Ahnung, was sich abgespielt hat, aber einige Schüler, Dumbledore und seine Verwandten scheinen damit zu Tun zu haben. Der Junge ist bewusstlos, seit er hier ist, sein Kreislauf ist sehr schwach, aber einigermaßen stabil, seine körperlichen Wunden heilen langsam.“ Zu langsam wollte er noch hinzufügen, doch das brachte er nicht über sich, er wollte dem Werwolf und sich selbst die Hoffnung nicht nehmen, dass der Junge es auch dieses Mal schaffen würde. Remus nahm dem Tränkemeister den Lappen ab, strich sanft über das eingefallene, fiebrige Gesicht. Er war schockiert. Wo war der lachende, fröhliche Junge geblieben, den er kennen gelernt hatte? Der immer Andere getröstet hatte? Er hörte dem Anderen zu, was der ihm über Harry sagte, aber eigentlich wusste er, dass das auch nur eine Art Schönrederei war. Sein feines Gehör nahm den schwachen Puls wahr, er sah, wie lang es dauerte, bis die Brust sich nach dem Senken wieder hob, als würde der Körper vergessen, dass er Sauerstoff brauchte. „Danke,“ sprach er auf ein Mal. „Dass.. du dich gekümmert hast.“ Severus zuckte nur mit den Schultern. „Ich mag ja ein schleimiges Monster sein, aber ich schlage nicht auf Kranken herum oder lasse sie einfach mal eben so verbluten.“ „Seine.. Narbe, was ist mit seiner Narbe? Und seinem Gesicht? Er riecht wie Harry, aber... er sieht anders aus!“, stellte Remus auf ein Mal fest, während er den Lappen wieder auf der Stirn platzierte. „Die Narbe war kein Ergebnis eines Fluches, sondern der Anker einiger sehr hässlicher Zauber unter denen er stand,“ erklärte Severus. „Offensichtlich war einer dabei, der sein Aussehen verändert hat.“ Remus studierte das Gesicht eine Weile, strich einfach nur über die eingefallenen Wangen, dann nahm er eine von dessen Händen in seine, streichelte sie sanft. „Er sieht nicht mehr aus, wie James,“ stellte er mehr für sich, als für Snape fest. „Ich wusste es!“ „Wovon bitte redest du, Wolf?“, fragte Severus ungehalten. Was ging nun schon wieder in dem Sturschädel vor. Und was wollte der gewusst haben?! „Das... Harry ist nicht das Kind von James. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, seit ich mich wieder daran erinnern kann, wie Potter an ein Kind gekommen sein kann, dass aussieht, wie er!“ „Vermutlich auf dem üblichen Weg,“ entgegnete Severus spitz. „Die Bienchen und die Blümchen...!“ „Als James und seine Rotte dich gefangen hat und dir den Arm absägen wollte, hat Sirius ihm seine Eier abgehext – unwiederbringlich. Wir waren sogar beim Direktor, um ihn anzuzeigen, aber der hat uns.. vergessen lassen,“ erklärte Remus, den Blick noch immer auf dass Gesicht seines Welpen gerichtet. „Wie?“, fragte Severus verdattert. Er konnte es nicht fassen. Ausgerechnet Black und Lupin hatten versucht, ihm zu Gerechtigkeit zu verhelfen und sie hatten Potter verstümmelt?! Dann erst gelangten einige andere Dinge an sein Hirn: Lupin erinnerte sich wieder und Potter konnte kein Potter sein. „Nicht sein Vater?“, hakte er erneut nach. „Nein,“ gab Remus leise zurück, strich über die kühle Hand, versuchte, sie etwas zu wärmen. „Ganz sicher nicht. Er kann es nicht sein. Sieh ihn dir an. Sieht er auch nur im Geringsten aus wie Potter oder Evans? Da ist keine Ähnlichkeit mehr... und vielleicht hat er noch Eltern, die da draußen nur auf ihn warten. Die ihn lieben...“ Severus starrte auf seinen Patienten, dann auf Lupin, bevor er abrupt aufstand und begann, auf und ab zu laufen, wie immer, wenn er verzweifelt nachdenken musste. „Black!“ „Was? Black? Sirius? Was ist mit Sirius?”, fragte Remus und sah verwundert zu Severus. „Was meinst du?“ „Potter! Er sieht aus, wie Black, verdammt noch mal! Black sah doch fast genauso aus! Beide Brüder, wenn ich so darüber nachdenke!“ „Das ist Unsinn, Sirius hatte keine Kinder, er saß dreizehn Jahre in Azkaban und vorher hatte er auch keine Beziehungen!“ „Ich habe nicht von dem älteren Black, sondern von dem Jüngeren geredet!“ „Regulus ist in seinem letzten Schuljahr gestorben!“ „Unsinn!“ „Bitte, was?!“ „Sein Tod war gestellt, Regulus lebt und ist auf dem Weg hierher, er ist verheiratet und er hatte mal ein Kind, einen kleinen Jungen, der umgebracht worden ist.“ „Bitte... was?!“ „Lupin, nicht alles ist so gegangen, wie alle immer dachten. Es gab Leute, die haben schnell begriffen, was gespielt worden ist! Und die haben gehandelt! Wir haben alle zusammen geholfen, um Reg die Flucht aus Hogwarts zu ermöglichen und an seiner Stelle haben wir einen Golem geschaffen, der von Dumbledore umgebracht worden ist!“ Konnte das sein? Konnte das wirklich sein? Dass das hier der Sohn von Black Junior und... Tom war? Der Sohn des dunklen Lords? Ein magisches Kind durch und durch? Merlin, das würde so viel erklären! Warum es nicht besser wurde, warum die Tränke so gut wie wirkungslos waren! Weil Pott... Harry das magische Wesen von einem seiner Elternteile geerbt hatte! Er brauchte Klarheit, auf der Stelle! Hastig rief er einen Hauself, bat diesen um einen Vaterschaftstest, sah dann wieder zu Lupin. „Warum.. hat er Sirius in dem Glauben gelassen, tot zu sein!? Hat er gewusst, wie viele Schuldgefühle er hatte? Was er sich vorgeworfen hat? Vor Allem während und nach seiner Zeit in Azkaban?!“ Severus schüttelte genervt den Kopf: „Es ging nicht! Der Alte hatte euch doch immer unter Kontrolle! Hätte Regulus es Black gesagt, hätte es auch Dumbledore erfahren! Das wäre Selbstmord gewesen!“ „Und woher sollte er ein Kind gehabt haben? Er hatte keine Beziehung!“ „Keine, von der ihr gewusst hättet,“ korrigierte Severus nur kühl. „Glaub mir, das Kind damals ist nicht aus dünner Luft gefallen!“ „Wer?“, fragte Remus schließlich leise, wobei er das erste Mal wirklich verstand, warum Sirius so an dem Kind gehangen hatte. Er als Halbdämon hatte einen ausgeprägten Familiensinn. Vielleicht mochte er es auf die angebliche Freundschaft zu Potter geschoben haben, aber vielleicht hatte er auch einfach nur tief in sich gemerkt, dass er wirklich der Onkel des Jungen war. Dass er das Kind seines Bruders gehalten hatte. Remus selbst kannte Regulus kaum, er hatte ihn aus der Schulzeit als einen eher ruhigen Jungen in Erinnerung, der viel gelesen hatte und irgendwie verträumt gewesen war, so, wie Harry es war, wenn man ihn denn ließ. Sonst war der Jüngere der Blackbrüder nie sonderlich ins Auge gefallen, er hatte nicht Quiddich gespielt oder sich sonst hervor getan. Doch mit wem hatte der Andere das Kind gezeugt? Wer war Harrys Mutter? Nein, wohl eher Harrys zweiter Vater, Sirius hatte mal erwähnt, dass sein Bruder auf Kerle stand und ein Träger war, einer der Dämonen, die Kinder gebären konnten, auch, wenn sie eigentlich Männer waren. „Das... würdest du mir nicht glauben, Lupin, so wenig, wie den Rest der Geschichte, darum..“ „Snape, ich würde im Moment fast Alles glauben! Merlin, ich weiß, wie mit meinem Kopf gespielt wurde und es hat Sirius und mich verdammt viel gekostet! Ich werde gejagt, wie ein Todesser und ich habe gelernt, dass eine Freundschaft, auf die ich viel gebaut habe, nichts als eine Illusion von einem alten, kranken Mann war!“ „Alter, kranker Mann? Besser eine späte Einsicht, als gar keine,“ stellte der Tränkemeister fest, dann trat er zum Fenster, sah hinaus in den herbstlichen Park, wo gerade zwei Hauselfen dabei waren, die Blätter von den Bäumen zusammen zu fegen. „Ich werde trotzdem nichts sagen, bis ich es schwarz auf weiß vor mir habe,“ gab er dann zu wissen. „Ich will keine Behauptungen aufstellen oder irgendwelche falschen Hoffnungen erwecken,“ erklärte er sich, nahm der Elfe den Trank ab, den die ihm brachte. „Kannst du bei dem Jungen bleiben?“, fragte er dann ruhig. „Ich würde den Test vorbereiten und dann gern selbst ein paar Stunden schlafen, ich sitze hier seit Tagen.“ „Natürlich,“ kam es sofort von Remus. „Muss ich etwas beachten?“ „Es gibt alle vier Stunden einen Signalton, dann muss Harry einen der Nährtränke bekommen, für den Verbandswechsel bin ich dann wieder da. Sonst sollte er einfach nicht allein gelassen werden – das sollte in diesem Zustand Niemand,“ fügte er leise an, während er sich zum Bett kniete und Remus die kühle Hand abnahm. Einen kleinen Zauber später perlte ein einzelner Tropfen Blut in die Phiole mit der Flüssigkeit, die er dann schüttelte. „Bis später,“ sprach er noch, nickte dem Werwolf knapp zu und verschwand nach nebenan, ließ sich da, immer noch mit den Roben am Tag der Flucht bekleidet, ins Bett fallen und war am Schlafen, noch eher sein Kopf die Kissen berührt hatte. Remus hingegen saß nur am Rande des Bettes, hielt die knochige Hand in Seiner und fragte sich, ob er nicht vielleicht doch einen Sturm auf die Schule hätte wagen sollen. Niemand hatte das hier verdient, man musste nicht mal zwischen den Zeilen lesen können, um zu sehen, wie schwer der Junge verletzt war und das selbst Snape dessen Tod nicht ausschloss. Er selbst konnte hören, wie schleppend Harrys Puls ging. Nach einer Weile streifte er sich Schuhe und Jacke ab, setzte sich so auf dass Bett, dass er sich ans Kopfende lehnen konnte und zog den Jüngeren zu sich, so, dass der in seinem Schoß lag, deckte ihn wieder richtig zu. „Ich bin da, Harry. Du bist nicht allein, hörst du? Ich bin da und ich achte ab jetzt auf dich, du bist sicher und wir bekommen dich wieder auf die Beine, wenn du etwas mithilfst, hm? Und vielleicht.. Harry, vielleicht leben deine Eltern noch und sind gar nicht tot! Da draußen wartet jemand auf dich. Und ich will auch nicht, dass du gehst...“ „Nun?“, fragte Albus ungehalten, sah auf seine Leute. Poppy, Minerva, Seamus, Dean, Lavender, die Patil-Zwillinge, Ginny, Cho und einige Andere. Auch Binns und der blutige Baron schwebten im Raum. „Wir... konnten ihn nicht finden,“ knirschte Dean zerschlagen. „Aber wir schwören, wir haben ihn nur etwas verprügelt und in den Putzschrank geworfen! Zusammen mit dem toten Vogel! Mehr nicht!“ „Und wie konnte er aus der Schule entkommen? Warum haben die verdammten Gemälde nicht Alarm geschlagen? Oder einer der Geister?! Nun?!“ Der Baron zuckte mit den Schultern. „Wir haben nicht gesehen, wie Irgendwer das Gelände verlassen oder betreten hätte und schon gar kein Verletzter,“ gab er zurück. Er hatte seinen Respekt vor dem Direktor schon lange verloren. Der Mann, der Kinder zu Tötungsmaschinen abrichtete. Nein, mit solchen wollt er nichts zu Tun haben, doch er musste sich fügen. Als Direktor hatte der Alte hier fast uneingeschränkte Macht, bis der Erbe kam und seinen Platz forderte, aber ob das je geschehen würde? Die meisten Gemälde und er hielten es nur noch für eine Legende, so wie die Wiederkehr Merlins. Albus musterte die Andere mit Funken regnenden Augen. Er war so angepisst, das konnte sich niemand vorstellen. Denn was er bisher verheimlicht hatte – nicht nur die Potter-Memme war verschwunden, sondern auch Snape, das Weichei. Ja, er wünschte sich James zurück, der so rücksichtslos jeden Befehl von ihm ausgeführt hatte, ohne Fragen, ohne Widerrede, der losgezogen war und getötet hatte, wenn er das gewollt hatte. Sein Sohn war eine Lusche und ein elender Versager! Ihn am Leben zu lassen, war ein Fehler gewesen! Aber zu der Zeit war es ihm wie eine gute Idee erschienen, weil er der Meinung gewesen war, dass Potter den Platz seines Vaters einnehmen konnte, da er diesen nun einmal opfern musste, um seine Pläne ins Rollen zu bringen. Und nun hatte er den Salat! Ein Mal, wenn man sich auf Andere verließ! Und Dean und Seamus mussten es gleich immer so übertreiben! Er wusste, dass sie Potter nicht nur ein Bisschen verletzt hatten, sondern vermutlich so schwer, dass der von selbst Nirgends hingekommen wäre. Was nur einen sehr, sehr unangenehmen Schluss zuließ: Snape hatte ihn weggebracht. Zu Tom. Und wer wusste, ob die nicht einen Weg fanden, das gegen ihn zu nutzen. Vielleicht wurde es Zeit, zu handeln. Er könnte einen Golem erschaffen, ihn als den Bengel ausgeben und behaupten, Potter sei tot, umgebracht von Todessern, bei einem Hogsmeadewochenende und dann würde es sicher auch ein Leichtes sein, Granger und Weasley endlich unter seine Kontrolle zu bekommen, etwas, dass aus einem ihm unerfindlichen Grund bis heut nicht hatte klappen wollen, im Gegensatz zu Ginny. Nun, die war nur eine dumme, kleine Pute, die sich für wichtig hielt. Nützlich, manchmal, aber mehr auch nicht. Viel bedrohlicher fand er, dass er keinen Tränkemeister mehr hatte. Lösungen mussten her – schnell. „Verschwindet! Alle miteinander!“, donnerte er. „Eine Strafe für euer Versagen wird es noch geben, ich werde mir etwas ausdenken und dann gnade euch Merlin!“ Kapitel 3: Die Wahrheit ----------------------- Es war gerade Morgen, als Severus schon wieder bei der Arbeit war. Schon seit einer Weile. starrte er auf die Flasche, in der sich das Blut mit dem Trank vermischt hatte. Er war nervös, mehr, als er es je zuvor gewesen war, denn sollte sich sein Verdacht sich bestätigen, konnte er sich vermutlich begraben lassen, denn diesen Verdacht Tom klar zu machen, würde die Hölle werden! Erneut drehte er die Flasche, doch dann riss er sich zusammen, er konnte es nicht ewig heraus zögern und jede Sekunde konnte kostbar sein, denn der Junge hatte seit drei Tagen keinen Fortschritt gemacht. Nach einem kurzen Moment träufelte er einige Tropfen auf einen Pergamentbogen, dann stand er auf und verschwand erst mal ins Bad, wo er sich endlich von seiner verschwitzten Robe befreite und erst mal duschte, um sich endlich ordentliche Sachen anzuziehen. Allerdings beeilte er sich, er wollte nach dem Jungen sehen, die Verbände mussten gewechselt werden und vermutlich musste er Lupin zum Essen prügeln. Und ein sicher wenig angenehmes Gespräch mit Tom führen. Rasch zog Severus sich wieder an, dieses Mal nur eine Jeans und ein weißes Hemd, hier musste er sich nicht bei jedem Schritt vor irgendwelchen Fallen oder sonst was fürchten. Anschließend trat er wieder zu seinem Schreibtisch, hob das Pergament auf und seufzte. Er hatte Recht behalten. Das hier würde ein verdammt langer Tag werden. Er steckte den Zettel in die Tasche, atmete noch ein Mal tief durch und betrat das Zimmer, in dem Harry lag. Er sah zu Lupin, der den Jungen auf dem Schoß hatte. Nun, zumindest war er nicht allein, das war auf jeden Fall ein Fortschritt. „Lupin,“ grüßte er knapp, als die braungoldenen Augen sich auf ihn richteten. Der Mann sah müde aus, er hatte sicher genauso wenig geschlafen, wie er selbst die letzten Nächte. Remus sah auf, überrascht, den Anderen in etwas Anderem, als einer dunklen, schweren Robe zu sehen. „Guten Morgen,“ gab er leise zurück, legte den Lappen auf die Stirn seines Welpen und strich leicht über dessen Wangen. „Sein Fieber will einfach nicht fallen,“ er klang verzweifelt. „Nein,“ stimmte Severus zu. „Ich weiß aber wie wir ihm vielleicht helfen können..“ „Was?! Wie?!“ „Er hat Eltern...“ „War... deine Vermutung richtig?“, fragte Remus, der sich die gesamte Nacht über Gedanken gemacht hatte. Es war eine seltsame Vorstellung, das Regulus noch lebte und wirklich Harrys Vater sein könnte, doch selbst wenn, was hatte das mit seinem Zustand zu tun? Er wusste, Siri und sein Bruder waren Halbdämonen und es war nicht nötig, dass deren Eltern in direkter Nähe waren, um zu überleben. Im Gegenteil, Dämonen waren von Natur aus eher sehr, sehr selbstständig. Blieb die Frage, wer zum Henker Regulus geschwängert haben sollte! „Ja,“ gab Severus zurück. „Ich hatte Recht. Und ich denke, ich weiß, wen Harry am Dringendsten braucht. Ich fürchte, der einzige Grund, warum er lebt, ist, dass sein Vater im Zirkel war, als wir ihn erstversorgt haben. Ich bin auf dem Weg zu ihm.“ Remus zog seine Augenbrauen zusammen. „Wer ist er und was ist er?“, verlangte er zu wissen. „Das wirst du wohl sehen,“ stellte Severus nur fest und strich leicht über Harrys nass geschwitzte Haare. „Ich bin so schnell wie möglich wieder hier.“ Mit den Worten verschwand er, wohl wissend, dass Lupin wenig begeistert war, aber DAS jetzt zu erklären, dazu hatte er nicht den Nerv. Er lief hastig den Gang entlang, riss die Tür ohne große Rücksicht auf. Er war überrascht, denn bei Tom auf dem Schoß saß Regulus. Er sah müde und abgespannt aus, wie immer, wenn er ihn sah. „Severus!“, herrschte Tom ungehalten. „Was soll das?!“ „Ich denke, ich habe etwas, dass mein Auftreten durchaus rechtfertigt!“, unterbrach Severus den Anderen. „Lupin kam gestern und hat mich auf einige Kleinigkeiten aufmerksam gemacht. Du musst zu dem Jungen! Jetzt!“ „Warum?! Was soll das? In der Regel bekomme ich Erklärungen!“ „Ich habe einen Test gemacht, an ihm, das hier war das Ergebnis!“, knurrte Severus ungehalten. Er drückte dem Anderen das Pergament in die Hand. Tom sah den Anderen warnend an, doch dann blickte er auf den Zettel, um dann schneeweiß aufzusehen. „Wie?“, fragte er tonlos, während er den Zettel krampfhaft umklammert hielt. Das konnte doch nicht wahr sein! Das... war ein Alptraum! „Ist das nicht vollkommen egal?! Beweg deinen Arsch! Jetzt! Oder er stirbt, verdammt noch mal! Er hat seit vier Tagen hohes Fieber und es kommt und kommt nicht runter! Er ist und war allein und verdammt noch mal, er ist sechzehn geworden! Nur, um es...!“ Rums, das war die Tür, die den Lord nur noch von Hinten sah. „Was geht hier vor?“, fragte Regulus, leise und ruhig wie immer. „Was stand auf diesem Zettel? Welcher Junge?“ Severus tat, was er immer tat, wenn er kurz davor war, Gegenstände zu werfen – er massierte seine Nasenwurzel. „Der Idiot hat den Zettel mitgenommen,“ stellte er leise fest, sah dann Regulus an. „Ich denke, ich habe“, er atmete tief durch. „Ich habe euren Sohn gefunden.“ „Was?!“, ruckartig erhob Regulus sich. „Mein Kind ist tot!“ „Das habe ich auch gedacht. Komm mit. Er hat den verdammten Zettel. Auch, wenn ich bezweifle, dass du den brauchen wirst. Sieh dir das Kind an.“ „Wo ist er?“, fragte Regulus, ohne große Hoffnung. Aber er würde nachkucken sehen, auch, wenn er es nicht glauben konnte. Aber er war es ja auch gewesen, der bei dem toten Kind in der Wiege gebrüllt hatte, dass es nicht dass Seine war. Severus deutete auf die Tür und ging einfach los, wohl wissend, dass der Andere ihm folgen würde. Er trat in das Gästezimmer, wo Lupin gerade Tom anknurrte und den Jungen an sich hielt. „Verdammt, Wolf! Lass den Bengel los! Er braucht seinen Vater! Jetzt!“ Remus starrte Severus an: „Dir ist schon klar, wer das ist? Ich werde Harry nicht einem Mann übergeben, der ihn tot sehen will!“ „Hätte ich ihn umbringen wollen, hätte ich nicht mit geholfen, ihn zu stabilisieren!“ „Snape! Was geht hier vor?!“ Severus verdrehte die Augen, er wollte etwas sagen, als auf ein Mal Regulus an ihm vorbei schoss und nach Potter griff, nur um fast von dem Werwolf angefallen zu werden, woraufhin er sich selbst verwandelte, in fast denselben Grimm, wie auch Sirius es gewesen war, nur wirkte er gerade wesentlich gefährlicher. So aggressiv, wie eine Bärin, die ihr Junges verteidigte. Und es lenkte Lupin tatsächlich genug ab, damit Tom den Jungen aus dessen eisernem Klauengriff pflücken konnte. Der Lord starrte auf den Knaben in seinen Armen, bevor er ihn einfach an sich drückte und wortlos den Raum verließ, dicht gefolgt von Regulus, der sich wieder transformiert hatte. „Severus! Sie… sie haben...!“ „Lupin, es sind seine Eltern!“ „Wie...?“ Natürlich hatte Remus Voldemort erkannt. Er war ja nicht auf den Kopf gefallen und er hatte dessen Bild oft in der Zeitung gesehen, bevor er das erste Mal gestorben war. „Wie kann das sein?!“ Severus verdrehte nur die Augen. „Ich dachte, den Aufklärungsunterricht...!“ „Harry, was macht er mit ihm?“ „Ihm helfen, vermutlich“, gab Severus ruhig zurück. „Tom ist auch nur ein Mensch und es hat ihn schwer getroffen, als er dachte, dass sein Sohn tot ist. Regulus hat sich von Allem zurückgezogen, er hat sich immer die Schuld gegeben, aber auch, wenn er ein Halbdämon ist, hatte er keine Chance, sich und das Kind zu verteidigen. Er wurde sogar selbst fast umgebracht und nur liegen gelassen, weil man ihn für tot gehalten hat. Wir haben Wochen gebraucht, um Regulus über den Berg zu helfen! Es sind seine Eltern! Und einen Harry Potter hat es offensichtlich nie gegeben! Er ist Ryder Orion Riddle!“ Remus starrte auf die Decke, die noch in seinem Schoß lag. Er wollte hinterher, zu seinem Welpen. Er traute Black nicht, nicht diesem zumindest. Einem Mann, der seinen Bruder lieber leiden sah, als mit der Wahrheit raus zu rücken. „Erzähl mir, was hier vorgeht“, bat er schließlich. „Was hat das Alles zu Bedeuten? Was geht hier vor? Warum konnten wir uns nicht erinnern? Wieso hat man Harry das angetan?!“ Severus verdrehte die Augen. Das würde ein sehr langer Tag werden. Er sah den Mann an. „Derjenige, der von Anfang an ein krummes Spiel gespielt hat, war Dumbledore. Er hat die Leute in seiner Umgebung zu Recht gebogen, aber es gibt Wesen, die von Natur aus nur schwer durch Mentalmagie beeinflussbar sind. Oder in seltenen Fällen gar nicht. Wie bei Tom und mir, vermutlich auch bei Harry. Dich musste er wohl lang bearbeiten und Black auch.“ Remus sah den Anderen an. „Was heißt das?“, fragte er ruhig. „Harry – er hat doch nie Jemandem was gesagt!“ „Der Junge wusste noch nie, wann man besser um Hilfe ruft,“ knurrte Severus kühl. Er starrte den Anderen an. „Tom hat auch lange nichts gesagt, obwohl der Alte versuchte ihn zu manipulieren. Darum kämpfen wir hier, weil Niemand mehr weiß, was der Alte tut!“ „Wo kann ich unterschreiben?“ „Du, Lupin?“, fraget Severus überrascht. „Niemand, absolut Niemand vergreift sich ungestraft an meinem Welpen! Mein Rudel und ich, wir sind dabei!“ „Rudel? Welches Rudel?“ Remus lächelte etwas. „Nicht nur du hast deine Geheimnisse... ich habe es nie an die große Glocke gehängt, dass ich ein Alpha bin und ja, ich habe ein eigenes Rudel, etwa so groß, wie das von Grayback. Wir reden auch regelmäßig. Nun, wo kann ich unterschreiben?“ Tom konnte es nicht fassen. Das konnte doch gar nicht sein! Ein Kind! Sein Junge! Regulus, er hatte von Anfang an Recht gehabt! Das tote Kind, es war nicht Ihres gewesen! Sein Sohn lag in seinen Armen! Wenn er doch nur geglaubt, wenn er nach dem Kleinen gesucht hätte! Wer wusste, was dann geschehen wäre. Dann wäre es auch Regulus besser gegangen. Sanft legte er den Jungen auf das Bett, sah sich dann zu seinem Mann um. „Du spürst es auch, oder?“, fragte er. Regulus schloss die Tür hinter ihnen, drehte den Schlüssel herum und sprach auch ein paar Zauber, die sicher stellen würden, dass sie wenigstens für eine Weile ungestört bleiben konnten. „Ja“, gab er nur zurück, stellte sich neben den Älteren und sah auf den Jungen. Er konnte das Alles noch nicht fassen, doch er hatte das Gefühl, dass er endlich wieder eine Familie haben konnte, dass Alles so sein würde, wie früher. „Was hat er? Warum sieht er so schrecklich aus? Tom, was ist los?“ Der dunkle Lord setzte sich an das Bett, strich leicht über dass eingefallene Gesicht. „Ich habe selbst keine Ahnung, du hast doch gesehen, wie Sev mir in seiner unnachahmlichen Art und Weise seine Ergebnisse mitgeteilt hat. Und vorher hat er H... Ryder, unseren Sohn... in diesem Zustand hierher gebracht, Reg. Ich habe keine Ahnung von gar nichts, nur... dass er sechzehn ist und ich nicht da war, “ fügte er leise hinzu, während er sein Hemd aufknöpfte. „Und im Gegensatz zu mir hat er nicht das Glück, dominant zu sein,“ ergänzte er, bevor seine pechschwarzen Flügel aus dem Rücken schossen. Regulus sah seinen Gefährten verständnislos an, setzte sich von der anderen Seite auf das Bett und hob sein Kind auf seine Arme, drückte es an sich. „Was meinst du damit?“ Tom seufzte leise, setzte sich hinter seinen Mann, küsste ihn und legte dann seine Flügel um sie Beide, um Regulus und sein Kind. „Ich bin ohne meine Eltern aufgewachsen, was ich über mich weiß, stammt aus Büchern. Ich bin irgendeine Art Abkömmling der Erzengel. Und ich habe nur überlebt, weil ich von Natur aus dominant bin, sonst wäre ich nach meinem sechzehnten Lebensjahr vermutlich gestorben. Stattdessen bin ich stärker geworden. Unser Sohn, er... ist ein nicht dominanter Aenuin, er braucht in der Zeit der Wandlung seine Eltern, die ihm helfen, die überschüssige Energie umzuleiten, ohne, dass es ihn umbringt. Dazu kommt, dass er schwer verletzt war, als er hier ankam.“ „Was... können wir tun?“, fragte Regulus einfach. „Da sein“, gab Tom zurück. „Ich wüsste nicht, was sonst. Ich habe Niemanden gehabt, der es mir erklärt hätte...“ „Dann finden wir es raus – ich gebe mein Kind keine zwei Mal her! Ist... er wirklich Harry Potter? Er... sieht nicht so aus...“ „Zauber“, erklärte Tom leise, strich vorsichtig über die eingefallenen Züge. „Er sieht eher aus, wie du...“ Er lächelte etwas, als er sah, wie die Finger des Jungen auf ein Mal zu zucken anfingen und sich um die Hand von Regulus schlossen. Eine Reaktion und wie er aus Severus’ Berichten schließen konnte, wohl die Erste, seit er hier war. Er strich mit seinen Flügeln über den zu leichten und zu kleinen Körper, zog sie dann aber wieder ein. „Du solltest ihn hinlegen“, schlug er dann leise vor. „Er liegt doch hier gut“, protestierte Regulus, nicht bereit, sein Kind, sein Baby so schnell wieder aus den Armen zu lassen. Schon gar nicht, wo er ihn gerade erst wieder gefunden hatte und es ohnehin noch nicht fassen konnte. All die Jahre über hatte er Recht gehabt, er hätte nicht aufhören dürfen, nach seinem Baby zu suchen. Tom lächelte etwas und küsste seinen Mann. „Du weißt, dass er keine Ahnung hat, wer wir sind und das er erst mal einen Schreikrampf bekommen wird, wenn er aufwacht und den Nächsten, wenn er in den Spiegel sieht?“ „Nun, dann würde ich sagen, dass er zu dem Zeitpunkt schon wieder gut auf den Beinen ist, im Gegensatz zu jetzt, oder?“, fragte Regulus zurück. „Er ist unser Kleiner, es wird vielleicht nicht einfach, aber wir werden es schaffen, Tom. Was sonst ist denn wichtig? Es zählt doch nur, dass wir uns wieder haben, dass er da ist und das er lebt.“ Ja, das war der Regulus, den Tom sechzehn Jahre lang schrecklich vermisst hatte. Der ruhige, ausgeglichene, optimistische Regulus, der auch immer einen Scherz parat hatte, wenn man am dringendsten lachen musste. Vielleicht war das hier die Wende in mehr als einer Sache, vielleicht würde sich jetzt doch alles zum Guten wenden. Auch der Krieg. Vielleicht war England doch noch zu retten. Er würde es versuchen, denn es war immerhin seine Heimat und es war anzunehmen, dass der Alte fähig war, seinen Krieg auch außerhalb der Insel fortzusetzen, wenn er nicht aufgehalten wurde. „Weißt du“, stellte Regulus auf ein Mal fest. „Wir sind schon mal genauso hier gesessen.“ „Ja“, stimmte Tom zu, amüsiert, auf was sein Mann so alles kam. „Als Ryder geboren worden ist. Kurz danach. Er... was ist denn nun los?!“, herrschte er die störende Hauselfe ungehalten an. „M..M...Master Snape... mich schicken, ” stotterte die Kleine und hielt dem Lord einen Sack entgegen. „W...wichtig f…für kleinen Master...“ „Tom, brüll die Kleine nicht so an“, scholt der Halbdämon seinen Mann und ließ sich den Beutel geben, woraufhin die Kreatur verschwand. Er öffnete diesen, sah den Inhalt durch. „Es sind Tränke, die unser Kleiner braucht“, erklärte er, nahm dann den Zettel heraus, der verkündete, wann welcher Trank zu nehmen sei und das Severus am Abend seinen Patienten zu sehen gedachte, genauso, wie Lupin. „Was hat dieser Wolf mit meinem Kleinen zu tun?“, verlangte Regulus zu wissen. Er wusste, dass Sirius mit dem Mann befreundet gewesen war, doch das war es dann auch schon. „Lupin war im dritten Jahr Lehrer in Hogwarts“, erklärte Tom. „Er hat sich um Harry gekümmert, sie sind danach immer in Kontakt geblieben. Der Mann ist so etwas wie sein Ehrenpate gewesen, wenn ich Severus richtig verstanden habe.“ „Ich mag ihn nicht!“, knurrte Regulus trotzig. Der Mann hatte ihm eben verweigert, sein Kind zu nehmen! Das brachte Tom zum Lachen. „Du bist doch nur sauer auf ihn. Ich denke, wenn du ihn näher kennst, würdest du ihn sogar mögen und dein Sohn mag ihn auf jeden Fall,“ erinnerte er Regulus. „Hrmpf!“ Sanft küsste Tom seinen Mann, strich dann über Harrys Haare. „Und jetzt leg ihn ins Bett,“ bat er leise. „Danach kannst du die Hauselfen beschäftigen. Wir haben gegenüber einen ungenutzten Raum, du kannst mit Lucius über die alten Klamotten von Draco verhandeln und ihn jugendgerecht einrichten.“ „Ich will ihn aber bei mir haben!“ „Das haben wir, aber er wird trotzdem sein eigenes Zimmer brauchen und sicher auch wollen, er ist ein Teenager, fast erwachsen, kein kleines Kind mehr. Vergiss das nicht.“ „Nachher,“ gab Regulus zurück „Ich.. will ihn noch etwas halten...“ Tom lächelte nachsichtig, stand aber auf und zog sich sein Hemd wieder an, trat dann zum Fenster und sah hinaus. „Wirst du bleiben?“, fragte er leise. „Oder gehst du zurück?“ „Zurück gehen? Und dich allein lassen? Mit dem Jungen und dem Krieg? Wohl kaum. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich zum Bleiben gekommen bin und da wusste ich noch nichts von dieser Überraschung. Irgendwer muss doch auf euch Beide achten. Wer weiß, was ihr sonst anstellt...“ Das brachte den Älteren zum Lächeln. „Ja, wer weiß, was wir wohl sonst tun würden,“ stimmte er zu. „Ich will einfach nur wieder nach England,“ erklärte er dann. „Zurück in das Land, aus dem wir kommen. Hier ist es schön und wir sind gern gesehen, aber es war nicht ihr Zuhause. Sie hatten mehrere Besitzungen in England und egal, wie schön etwas woanders sein konnte, es war einfach nicht das, wo sie hingehörten und er hatte schon so viel für sein Land getan. Er wollte es zuende bringen. „Ich weiß,“ gab Regulus leise zurück, drückte seinen Jungen an sich und strich über die verschwitzten Haare. „Ich würde auch gern endlich mal wieder nach England. Mein Bruder, er.. hat ein Begräbnis verdient. Zumindest das. Sie haben ihm sicher keines gegeben. Er mag ja ein Trottel gewesen sein, aber er ist Familie.“ „Dafür werden wir sorgen,“ versprach Tom, wandte sich um und lächelte. „Danach werden wir die Schule wieder zu einem Eliteinstitut machen und Alles wieder aufbauen, neue Bündnisse knüpfen...“ Auf ein Mal leuchteten seine Augen. „Denn Harry Potter ist tot!“ „Was? Wovon redest du?!“, fragte Regulus, drückte den Jungen, nur zur Sicherheit, fester an sich. „Es hat doch nie einen Harry Potter gegeben! Diese Schweine haben unser Kind geklaut! Also können wir Potter auch sterben lassen! Und wir werden den Golem so zurichten, wie den Jungen, als er hier ankam! Ohne Erklärung, ohne Totenkopfsymbole! Und dann werden wir einige sehr nervige Journalisten darauf ansetzen, wie denn der Held der Zauberwelt drauf gegangen ist! Vor Allem im Ausland! Dann werden wir sehen, wie viel Einfluss der Alte wirklich hat! Ich hätte die Presse schon lang einschalten sollen!“ Erleichtert und unauffällig atmete Regulus auf und lockerte seinen griff etwas, legte den Jungen auf die Kissen, strich über das heiße, eingefallene Gesicht und deckte ihn zu, stand dann auf und trat zu seinem Mann, legte den Kopf auf dessen Schulter. „Ja,“ stimmte er leise zu. „Es wird Zeit, das Alles zu beenden und dem Alten endlich zu zeigen, wo der Hammer sitzt!“ Tom lächelte nur, drückte die Hand des Jüngeren. „Ja, es wird Zeit. Die Schonfrist ist vorbei, wir hören auf, zu reagieren und nehmen das Geschehen wieder in die Hand! Für uns, für unsere Familie...“ „Ja, für unsere Familie, damit unser Sohn in Frieden leben kann. Er ist schon zu oft missbraucht worden,“ fügte Regulus an. „Und den Schuldigen werde ich Höchstselbst zerfleischen! All die Jahre, die wir glauben mussten, dass Ryder tot ist! Dabei haben sie ihn uns weggenommen!“ „Schön, dass du deinen Kampfgeist wiedergefunden hast,“ lächelte Tom, küsste seinen Mann, dieses Mal sehr ausführlich und intensiv. „Ich habe nichts verloren,“ gab Regulus zurück, lächelte etwas. „Und ich muss dafür sorgen, dass mein Kind ein ruhiges Leben haben kann. Ohne Kämpfen dürfte da kaum Irgendwas gehen.“ Er strich seinem Mann etwas durch das Gesicht. Und jetzt geh, geh zu seinen Sitzungen und rede mit Lucius über Klamotten,“ forderte er seinen Mann auf. „Ich bleibe bei ihm.“ Tom nickte, er küsste den Andere noch ein Mal, drückte dessen Hand. „Schick mir einen Patronus, wenn sich was ändert – und fall den Werwolf nicht an, wenn er kommt, er liebt den Jungen auch.“ Regulus gab ein unwilliges Knurren von sich, nickte aber dann und setzte sich wieder. Es war früher Abend, als Tom zurück kam, dicht gefolgt von Lucius, der das Alles nicht fassen konnte. Er war damals Pate für den Jungen gewesen, der als tot gegolten hatte und er hatte Tom seine Geschichte, dass Potter Ryder sein sollte, einfach nicht glauben können, nicht mal, als er den Test gesehen hatte, der nur von Severus stammen konnte. Nun folgte er dem Älteren, einfach um es mit eigenen Augen zu sehen, was für ihn unmöglich war. Er hatte die zerschmetterte Kinderleiche schließlich auch gesehen. Tom öffnete die Tür zu seinem Zimmer – und er musste sich erst mal zurückhalten, nicht zu lachen. Da saßen, je auf einer Seite des Bettes, Regulus und Remus und knurrten sich gegenseitig an, während jeder von ihnen eine von Ryders Händen zwischen den Seinen hielt. Severus stand einfach nur am Fuße des Bettes und hatte offensichtlich selbst alle Mühe, nicht laut aufzulachen. „Wie geht es ihm?“ Severus sah den Lord an, lächelte dann etwas. „Das Fieber ist etwas zurückgegangen und die Wunden beginnen endlich, sich ordnungsgemäß zu schließen,“ erklärte er. „Sein Kreislauf ist stabiler. Wenn es so weiter geht, könnte er bald aufwachen.“ Regulus atmete erleichtert aus, strich weiter über die schmale Hand: „Das ist doch eine gute Nachricht,“ entschied der und sah zu seinem Mann, lächelte dann: „Lucius, was führt dich hierher?“, fragte er ruhig. Der Blonde räusperte sich und trat vor: „Nun, ich habe gehört, wer Potter sein soll, aber ich konnte es nicht fassen,“ gab er zu. „Allerdings muss ich sagen, dass er nicht mehr wirklich wie Potter aussieht.“ „Er hat auch mit Sicherheit keine grünen Augen mehr, sondern graue oder blutfarbene,“ gab Regulus nur zurück. „Vielleicht sogar Schwarze. Aber Grün bestimmt nicht!“ Er strich durch die Haare, die er am Nachmittag tatsächlich einfach gewaschen hatte und die jetzt trocken um das schmale Gesicht lagen. Sie waren wirklich nicht mehr lockig, sondern glatt und reichten bis zur Schulter. Sein Sohn sah wirklich aus, wie Sirius und er, wobei er die Stirn und die Nase von Tom hatte. „Er sieht aus, wie ein Black,“ musste nun auch Lucius zugeben, nachdem er den Jungen eine Weile lang studiert hatte. Da war keine Ähnlichkeit mehr zu Potter, weder die Narbe, noch die Haare. Das hier war wirklich ein ganz anderer Mensch. „Das könnte daran liegen, dass er einer ist,“ konterte Regulus und strich weiter über die Haare seines Kindes, ohne auch nur aufzusehen. Er sah kurz böse auf den Werwolf, der gerade mit einem Lappen über dessen Gesicht fuhr, doch da Tom seine Hand stoppte, konnte er es nicht unterbinden. Ja, er war eifersüchtig! Darauf, dass der Andere sein Kind besser kannte, als er selbst! Tom und Severus verdrehten fast im Gleichtakt die Augen, bevor der Tränkemeister die beiden Streithähne mit einer knappen Bewegung von seinem Patienten trennte und seinen Lord anwies, den Jungen aufrecht zu halten, während er begann, die Verbände frisch anzulegen. Wenn das hier so weiter heilen würde, konnte man in einer Woche auf alle Verbände verzichten. Mit Tom konnte er schnell und Hand in Hand arbeiten, ohne, dass er etwas erklären musste. „Er ist fertig,“ gab Severus dann zu wissen, kaum hatte er das gesagt, wurde ihm der Junge regelrecht weggerissen und lag in Regulus’ Armen, der irgendwie gerade wirkte, als habe er einen Sieg in einer Schlacht davon getragen. Kinder! Aber wirklich! Aber die wussten schon, was hier für ein Gezeter herrschen würde. Wenn Potter aufwachen würde und erkennen würde, wo er war, dann würde das Geplärr mit Sicherheit riesig sein. Denn da waren einige Kleinigkeiten, so was, wie die Tatsache, dass Lucius und er die Paten waren. Merlin nein! Das hatte er bis jetzt selbst verdrängt. Er war Potters Pate. Ja, toll, super. Warum konnte er sich nicht einfach erschießen? Das schien ihm irgendwie leichter und tolerabler. Nicht, dass er was gegen den Bengel hatte, aber Pate?! Nun, er konnte seine Stelle ja an Lupin abtreten. „Wenn ihr damit fertig seid, den armen Jungen hin und her zu zerren, würde ich sagen, machen wir uns Alle für die Nacht fertig,“ meldete Tom sich ruhig und gab seinem Mann ein frisches Oberteil, dass der ihrem Sohn überzog. „Dann würde ich auch gern die Versammlung hier drin auflösen. Ich würde dann gern schlafen.“ Nur sehr ungern erhob Remus sich, doch er tat es. „Ich will da sein, denn er aufwacht,“ sprach er ruhig. „Ich bin hier neben Snape der Einzige, den er kennt und dem er ansatzweise vertraut, ich will nicht, dass er Angst bekommt.“ Der Werwolf sah Regulus lauernd an. Er traute dem Anderen nicht, dem Mann, der ‚vergessen’ hatte, seinem verstörten Bruder zu sagen, dass er noch lebte und der zugelassen hatte, dass Sirius sich schreckliche Vorwürfe gemacht hatte, sein Leben lang. „Das ist keine schlechte Idee,“ nickte Severus ruhig. „Aber noch ist das wohl kaum aktuell. Er ist nicht bei Bewusstsein und rein körperlich kann es noch Wochen dauern, bis er wirklich wieder aufwacht.“ „Ich will gerufen werden!“, beharrte Remus. „Ja,“ stimmte Tom zu. Er konnte in dem Moment definitiv weiter denken, als Regulus es tat. Der Andere schien irgendwie darauf fixiert, ein Riesenbaby in seinen Armen zu halten und nicht einen Teenager. Er hoffte nur, dass sein Mann das noch in den Griff bekommen würde. „Ich lasse dich dann rufen. Und jetzt raus hier!“ Er wartete, bis Alle außer Regulus den Raum verlassen hatten. „Es ist das Beste für den Jungen.“ „Aber wir sind seine Eltern!“ „Wovon er nichts weiß. Ich habe nicht gesagt, dass wir dann aus dem Zimmer gehen, aber wenn Lupin hier ist, wird Harry ruhiger bleiben, er weiß, dass der Wolf ihm nichts Böses will. Das ist das Einzige, was zählt.“ „Ryder!“ „Er weiß nicht, dass das sein Name ist und vielleicht sollten wir ihm die Wahl überlassen, ob er seinen Alten will oder nicht. Du solltest ihn wirklich nicht überfordern, er scheint mehr als genug durchgemacht zu haben.“ Regulus sah auf den Jungen, der sich auf seinem Schoß zusammengerollt hatte, statt, wie den Rest des Tages, einfach nur reglos da zu liegen. Er küsste den Jungen, legte ihn auf die Matratze und deckte ihn sanft zu. „Wo schlafen wir?“, fragte er dann, doch ein wenig ratlos, als ihm auffiel, dass das Bett ja in Beschlag genommen war. Aber er wollte auf jeden Fall im selben Zimmer bleiben, nur um sicher zu sein, dass es keine Probleme geben würde. „Sofa,“ gab Tom zurück und deutete auf Selbiges. „Ich kann es etwas größer zaubern,“ fügte er an. Er grinste etwas bei der Vorstellung endlich mal wieder mit seinem Mann im Bett zu liegen. Denn eigentlich hatte er durchaus befürchtet, dass Regulus jetzt schon auf dem Rückweg sein würde. „Ist gut,“ nickte Regulus und erhob sich, küsste den Jungen auf die Stirn. „Ich bin kurz im Bad.. kommst du mit?“ „Natürlich,“ grinste Tom. „Geh schon vor, ich bin gleich da.“ Er wartete, bis Regulus weg war, dann trat er zu seinem Sohn, strich durch dessen Haare, bevor er seine Hand aufleuchten ließ und diese auf Harrys Brust gleiten ließ. Er spürte, wie etwas aus dessen Körper durch seinen geleitet wurde. Das musste es sein, was dem Jungen die Verwandlung erleichterte. Er strich leicht über die eingefallene Wange, die aber wenigstens nicht mehr so glühte, wie am Morgen, als er ihn hierher gebracht hatte. Er musste herausfinden, wer seinem Sohn das angetan hatte und wie zum Henker er bei den Potters gelandet war. Wer seine Verwandten waren. Bisher hatte ihn das nie interessiert, weil er keinen Wert darauf gelegt hatte, den Bengel umzubringen, nun aber ging es darum, dass die sein Kind misshandelt hatten. Zumindest war es das, was Severus gesagt hatte und der würde solche Behauptungen nicht eben einfach mal so aufstellen. Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, legte er die Decke wieder über den Jungen und folgte seinem Mann ins Bad. Sie sollten die Ruhe genießen, solang sie sie noch hatten. Kapitel 4: Erstes Erwachen -------------------------- Die Schmerzen waren nur noch ganz dumpf, stellte Harry fest, als er langsam wieder zu sich kam. Nicht mehr so grausam, wie vorher. Automatisch rollte er sich weiter in sich zusammen, umklammerte seine Beine mit den Armen, um die Wärme, in der er lag, noch eine Weile genießen zu können, denn die dauerte nie lange. Dann würde Irgendwer kommen und feststellen, dass er wach war. Dann würde Alles wieder von Vorne los gehen. Ob es sein Onkel war, der ihn dazu zwang, wieder Irgendwas zu putzten oder Dumbledore, der... Dumbledore... Langsam kam Alles wieder zurück. Die empörten Schreie des Alten, weil er einfach nicht mehr kämpfen, nicht mehr Krieg führen wollte. Er hatte so geschrieen, dass die Spucke überall herumgeflogen war und sich in dessen Bart verhängt hatte. Der Alte hatte ihm geschworen, dass er das bereuen würde und doch zu kämpfen habe, da das der einzige Zweck seines jämmerlichen Lebens sei. Und er hatte es bereut. Sie hatten sich nicht an ihm gerächt wie sonst. Was ihm inzwischen fast schon egal war. Irgendwann kam die Dunkelheit, dann waren auch die Schmerzen weg. Aber... da war Hedwig gewesen Seine Hedwig! Und sie hatte so schrecklich geschrieen! Sie war weg! Er wusste, er hatte sie gehalten, doch nun war sie weg. Er war allein, nun hatte er Niemanden mehr... Denn Ron und Hermine hatten sich verändert. Sie waren zwar immer noch seine Freunde, aber oft so distanziert, als wären sie gar nicht mehr da. Und er wollte nicht, dass sie in die Sache mit hinein gezogen wurden. Also hatte er fast nur noch mit Hedwig geredet, die gesamte Zeit. Sie war seine einzige Vertraute geworden und er hatte mehr als eine Nacht bei ihr im Eulenturm verbracht, wenn alle Anderen geschlafen hatten. Wieder hatte Jemand seine Freundschaft zu ihm bitter bereuen und hoch bezahlen müssen. Einen Preis, den es einfach nicht wert war. Siri, Cedric. Und Remus war seit dem auch verschwunden. Sicher war der Wolf sauer auf ihn, weil er Schuld am Tod von dessen bestem Freund war. Kein Brief, nichts war gekommen... Nein, er wollte einfach hier liegen bleiben, in der Wärme, hier, wo er gerade mal kaum Schmerzen hatte und auch sein Magen, der ihm sonst immer nagenden Hunger meldete, gab erstaunlicherweise vollkommene Ruhe. Obwohl er sich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal gegessen hatte. Denn selbst mit dem nagenden Hunger und dem vollen Tisch vor sich hatte er nichts nehmen können, welcher Zauber von Dumbledore auch immer ihn daran gehindert hatte. Dabei hatte er ständig nagenden Hunger. Dobby durfte ihm nichts bringen und nach irgendwas, das der Alte getan hatte, traute er sich das auch nicht mehr, wofür er sich so oft tränenreich entschuldigte. Noch einer eben, dem die Freundschaft zu ihm nicht gut bekommen war. Es wäre so viel einfacher, hätte er nie existiert. So oft in den Sommern hatte er sich gewünscht, dass Voldemort ihn finden und umbringen würde, damit das Alles ein Ende haben würde und mehr als ein Mal hatte er versucht, es selbst zu beenden. Aber irgendwie hatte er immer das Pech, zu überleben. Selbst die Überdosis Traumlostrank. Tom arbeitete gerade an seinem Schreibtisch, Regulus saß am Bett, sah dabei zum Fenster. Er wusste nicht, warum, aber er sah auf. Das tat er oft, in den letzten Tagen, in denen sein Sohn hier lag. Immer wieder trat er dann auch zum Bett, strich leicht über die Haare. Vor zwei Tagen war das Fieber gebrochen, sein Sohn hatte nur noch leicht erhöhte Temperatur und meist lag er, zu einer engen Kugel zusammengerollt, die Arme um die Beine geschlungen, ohne sich zu regen. Dieses Mal aber war etwas anders. Etwas hatte ihn dazu gebracht, in genau diesem Moment hoch zu sehen. Und nicht nur er offensichtlich. Leise trat er ans Bett, legte eine Hand auf Regulus’ Schulter. „Ich denke, er kommt zu sich,“ stellte er fest, beschwor einen Patronus und schickte ihn los, hinderte dann seinen Mann, den Jungen anzufassen. „Denk daran, was wir besprochen haben,“ erinnerte er den Anderen sanft. „Erst Lupin. Für den Jungen.“ Nur ungern zog Regulus seine Hand wieder zurück, ihm passte das gar nicht. Er wollte seinen Jungen, sein Baby in den Arm nehmen, wie jeder Vater es tun wollen würde, hätten sie das hier alles durchgemacht, vor Allem, da er spürte, dass der Kleine Schmerzen hatte! Und offensichtlich wollte er nicht unter der Decke hervor kommen, als habe er schreckliche Angst, was ihn hier erwarten würde. Es dauerte nicht lang, bis die Tür aufgerissen wurde und Remus hinein stürmte, dicht gefolgt von Severus, der allerdings auch entnervt den Kopf schüttelte. Kaum, dass man das hörte, zuckte die kleine Kugel in dem Bett heftig zusammen, doch kein Laut war zu hören. „Er wacht auf,“ erklärte Tom leise, packte den Wolf fest am Oberarm. „Denk daran...!“ „Ich weiß, was ich zu Tun habe,“ baffte Remus ungnädig, bevor er sich an das Bett setzte, wo wirklich kaum eine Erhöhung zu sehen war, er legte sanft eine Hand auf die Kugel, strich darüber. „Harry,“ sprach er leise. „Ich ziehe jetzt die Decke weg,“ kündigte er an. „So spricht es sich besser...“ Automatisch umklammerte Harry ein Stück der Decke, als er das hörte. Diese Stimme! Es hörte sich an, wie Remus, die Hand auf seiner Schulter, doch er glaubte dem Ganzen nicht. Stimmen konnte man mit Zaubern verändern, das war keine Kunst! Nein, das würde er nicht zulassen! Nein, nein! Kam ja gar nicht in Frage! Er wollte nur hier bleiben, in der Wärme und Ruhe, in dieser Halbdunkelheit, die ihm so sicher schien. Doch die Decke verschwand trotzdem, auch, weil er in seinen Händen absolut keine Kraft zu haben schien. Er versteckte seinen Kopf, versuchte, so ruhig, wie möglich zu atmen. Zu tun, als würde er nicht da sein, vielleicht wirkte es... Vorsichtig zog Remus die Decke etwas herunter, er hatte den kleinen Widerstand sehr wohl bemerkt und er hörte, wie Harrys Herz schlug, als wolle es zerspringen. Ja, der Junge hatte Angst. Aber viel entscheidender, er war wach. Obwohl es, als er angekommen war, gar nicht danach ausgesehen hatte, als habe er eine Chance, gesund zu werden. „Harry, es ist Alles gut,“ sprach er sanft. „Du bist sicher, es wird dir nichts passieren.“ Er strich leicht über die dunklen Haare. „Komm schon, mach die Augen auf...“ Harry aber zuckte vor der Hand zurück. Er konnte es nicht glauben, seine Ohren sagten, dass es Remus sein musste, noch tat ihm nichts wieder weh, er war nicht geschlagen worden, aber er hatte gelernt, dem Frieden niemals zu trauen. Das konnte und würde er nicht. Er versuchte, sich wieder irgendwo zu verkriechen, doch sich zu bewegen war eine riesige Arbeit, die er kaum bewältigen konnte. Er konnte sich nur enger in sich zusammen rollen. „Harry, sieh mich bitte an,“ bat Remus erneut, ohne lauter zu werden. „Du bist bei mir, bei Remus. Es ist Alles in Ordnung. Du musst nur die Augen auf machen.“ Er dachte eine Weile nach, bevor er fortfuhr. „Dumbledore ist nicht hier, du bist nicht auf Hogwarts und nicht in einer Krankenstation.“ Was? Kein Hogwarts? Kein Dumbledore? Wie war das möglich? Er konnte das Gebäude nicht verlassen! Er hatte es schon so oft versucht, weiter, als bis nach Hogsmaede war er nie gekommen. Und er hatte sich nicht mehr bewegen können! Langsam, ganz langsam und voller Angst hob er seinen Kopf etwas, er sah verschwommen, aber doch schärfer, als er es gewöhnt war und zu seinem Erstaunen sah er tatsächlich den Werwolf. Vielsafttrank? War es das? Aber warum? Sonst hatte der Alte sich doch auch nie so große Mühe gegeben! Konnte es nicht doch sein? Konnte es sein, dass das hier Remus war? Aber warum? Wenn der ihn doch gar nicht mehr mochte? Warum spielten sie Alle mit ihm? Hatten sie ihm nicht schon genug angetan? Konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Ohne etwas zu sagen, legte er seinen Kopf wieder auf der Matratze ab und schloss die Augen. „Harry,“ begann Remus erneut. „Nicht wieder schlafen,“ bat er sanft, strich leicht über dessen Wange. „Du träumst nicht, ich bin wirklich hier. Komm, ich helfe dir auf, du solltest etwas trinken. Hast du denn keinen Durst oder so?“ Vorsichtig hob er den Jüngeren, der erst mal versuchte, zurückzuschrecken, hoch und lehnte ihn an sich, streckte seine Hand aus und ließ sich von Severus ein Glas mit Wasser reichen. Er wusste, der Tränkemeister hatte Irgendwas hinein gemischt, aber wenn der wusste, was gut für ihn war, würde er nichts Schlimmes genommen haben. Harry starrte den Anderen an, er wollte weg, doch er war viel zu kaputt dafür, er fühlte sich vollkommen kraftlos, was er nicht verstand, da er kaum Schmerzen hatte, nur eine Art dumpfes Pochen im Hintergrund. Er starrte auf das Wasser, sah dann auf – und zuckte heftig zurück. Da waren noch Andere, er konnte sie nicht deutlich erkennen, aber es war ihm unheimlich. „Ruhig,“ bat Remus leise. „Niemand wird dir etwas tun. Sie sind nur hier, um dir zu helfen. Sie haben dich hierher gebracht. Severus, Snape hat dich gefunden und aus Hogwarts geholt, wir haben dich versorgt, du bist hier vollkommen sicher. Und jetzt trink etwas, es wird dir gut tun...“ Erneut starrte Harry um sich, da waren zwei Leute, die als Snape durchgehen könnten und warum sollte der ihm helfen? War der nicht auch einfach froh, ihn los zu sein? Er versteckte seinen Kopf an der Brust des Anderen, ließ sich dann das Glas geben, hielt es in den zittrigen Händen und nippte daran, nicht bereit, in die Richtung zu kucken, wo die Leute saßen. Er verstand nichts mehr. Das war ihm Alles zu viel und unheimlich obendrein. Sein Hirn schien immer noch vernebelt und konnte nicht wirklich begreifen, was hier vorging. Nur, dass er hier, wenn das da wirklich Remus war, vermutlich erst mal am sichersten war, sollte der ihm wirklich nicht böse sein, was er aber auch nicht glauben konnte. Regulus beobachtete das und es zog sich Alles in ihm zusammen. Er sah, wie viel Angst der Junge hatte, dass er nicht mal diesem Werwolf voll und ganz zu trauen schien. Automatisch drückte er die Hand seines Mannes und hätte er aufgesehen, er hätte gesehen, wie dessen Augen tiefrot funkelten, wie immer, wenn ihn eine unendliche Wut befiel. Selbst Severus war überrascht über das, was er da zu sehen bekam. Er wusste, eigentlich sollte er das nicht tun, doch er machte es. Er nutzte einen kurzen Moment, in dem Harry seine Augen ein kleines Stück offen hatte und drang, so vorsichtig, wie nur eben so gerade möglich, in dessen Geist ein. Nicht tief, doch weit genug, um mitzubekommen, was der Bengel dachte. Und ja, er war entsetzt. Er hatte ohnehin die Vermutung, dass Tom gerade Dasselbe tat, was dessen aggressiv leuchtenden Augen erklären würde. „Lupin, er glaubt, das hier ist eine Art Schauspiel, das ihm vorgespielt wird,“ erklärte er ruhig. „Egal, was sie mit ihm gemacht haben, sie haben es gründlich getan. Und habe ich erwähnt, dass er denkt, dass du ihn hasst?“ „Was?“, fragte Remus leise, sah entsetzt auf das zitternde Bündel Elend, dass in seinen Armen lag und sich an das Glas mit dem Wasser klammerte, das fröhlich vor sich hinzitterte, weil seine Hände praktisch keine Kraft zu haben schienen. Sanft nahm er es ihm ab, gab es einem der Anderen n die Hand. Kurz schloss er die Augen und erst, als er sich sicher war, dass er sich im Griff hatte, öffnete er sie wieder, hob Harrys Kinn an. „Harry, sieh mich an,“ bat er ruhig. Er wartete, bis sich die Augen zögerlich auf ihn richteten. Sie waren anders, als früher. Nicht mehr grün, sondern so schwarz wie die von Sirius mit kleinen, purpurfarbenen Punkten darin. Was sich nicht geändert hatte, war die unendliche Hoffnungslosigkeit, die sie ausstrahlten. Harry merkte, dass Andere redeten, ein Mal erkannte er Snapes tiefe Stimme, doch er verstand nicht, was sie redeten, er hörte einfach nicht hin, er wartete darauf, dass auf ein Mal die Masken fallen würden oder das er aufwachen würde. Irgend so etwas eben. Doch dann wurde sein Kinn gehoben, er hatte keine Wahl. Unwillig öffnete er seine Augen, sah in die des Werwolfes. Würde das Schreien nun losgehen? Er zuckte leicht zurück, als sich wieder eine Hand hob, doch die strich ihm nur leicht über die Wange. „Es ist gut, Harry. Ich habe gemeint, was ich gesagt habe. Du bist hier vollkommen sicher und du bist nicht allein. Ich bin so froh, dass du weg bist aus England, dass der Alte dich nicht mehr bekommen kann. Ich habe seit Monaten versucht, dich von ihm weg zu bekommen. Das war es, was Sirius auch wollte, er wollte, dass du nicht mehr unter seiner Kontrolle bist. Ich hasse dich nicht, hörst du? Hör auf, so was zu denken! Du bist mein kleiner Welpe, hörst du? Und ich werde dich verteidigen, immer!“ Verdattert starrte Harry den Anderen an. Nur am Rande merkte er, wie seine Augen langsam schärfer zu werden schienen, was er nicht verstand, da er seine Brille nicht trug, doch das war ohnehin gerade nicht wichtig. Er verstand nur, dass Remus ihn nicht hasste. Er schniefte, merkte, wie gegen seinen Willen die Tränen zu rollen begannen. „Schh,“ sanft schloss Remus den Jüngeren fester in die Arme, dieses Mal ohne Gegenwehr. Im Gegenteil, nach einer Weile legte sich ein Arm um seinen Hals und er spürte, wie der Jüngere zu weinen begann. Er streichelte Harry einfach nur, ließ ihm etwas Zeit, froh, dass sein Welpe ihn wenigstens nicht mehr zu fürchten schien. „Lupin,“ knurrte Regulus schließlich, setzte sich ebenfalls. Harry merkte, dass Jemand kam, er klammerte sich fester an Remus, sah vorsichtig zu dem Neuen – und sofort wieder weg. Nein! Das konnte nicht sein! Das war nicht möglich! Er hatte ihn fallen sehen! Sirius war tot! Er hatte ihn fallen und stürzen sehen! Durch den Bogen in die Geisterwelt! „Er.. er ist doch tot!“, flüsterte Harry, vollkommen verstört. Überrascht sah Remus den Jüngeren an, strich ihm durch die Haare. „Es ist nicht Sirius,“ erklärte der Wolf sanft, als er verstand, was der Junge eigentlich wollte und was ihn so verstörte. „Das ist sein Bruder und das der noch lebt war für mich eine mindestens so große Überraschung wie für dich,“ fügte er an. Seine Vorbehalte über Regulus hielt er vollkommen zurück. Noch ein Mal hob Harry den Kopf, starrte das Ebenbild von seinem geliebten Patenonkel an. Es dauerte eine Weile, bis er merkte, dass dessen Haare kürzer und die Augen heller waren. Wie konnte das sein? Regulus sollte doch auch tot sein! Na ja, was machte es schon? Er sah zu Remus, flüsterte ihm dann zu: „Gibt... er mir die Schuld?“, fragte er. „Was?!“, fragte der Ältere entsetzt. Er drückte Harry an sich. „Welpe, niemand gibt dir die Schuld! Nicht mal Sirius würde das tun! Du kannst nichts für das, was passiert ist! Denk so was niemals! Regulus gibt dir nicht die Schuld!“ Zumindest wollte er das diesem Hohlkopf geraten haben! „Was? Schuld? Woran? An den Dummheiten meines Bruders? Sirius hat schon immer erst gehandelt, dann gedacht!“, er streckte seine Hand aus, nahm die seines Sohnes. Er achtete nicht auf das Zucken, strich leicht über den Handrücken. „Ich kümmere mich um dich,“ versprach er dann einfach. „Mach dir keine Gedanken.“ Gut, das musste Harry noch viel weniger verstehen. Es war ihm Alles zu viel. Dieser Siriusdoppelgänger erinnerte ihn nur an das, was er verloren hatte. Noch dazu machte er es einfach nicht, dass der Andere so über Siri redete. Er versteckte sich ein weiteres Mal an Remus’ Brust, schloss die Augen, als könne er der Situation so entfliehen. „Nicht... allein lassen,“ brachte er gerade noch so heraus, bevor seine Augen ihm wieder zu fielen. Er spürte die große Hand des Anderen, der ihm weiter über die Seite strich. Remus sagte nichts, er hielt den Jungen nur, strich immer wieder über dessen Haar, bis er sich sicher war, dass Harry eingeschlafen war. „Ich glaube, er ist vollkommen überfordert,“ stellte er nur fest, musterte erst Regulus, dann Tom. „Ich denke nicht, dass er verstanden hat...“ Severus nickte, während er sich vorsichtig aus Harrys Gedanken zurückzog. „Das hat er auch nicht. Er schwankt zwischen der Annahme zu träumen oder dass das Alles nur ein grausamer Scherz des Alten ist.“ Er sah zu Tom, der ebenfalls gerade erst aufsah, sich aber abrupt umwandte und aus dem Raum lief. „Ich denke, er weiß es selbst,“ stellte er dann fest. Regulus sah auf seinen Jungen, der sich auf dem Schoß eines Fremden zusammengerollt hatte, sich immer noch an diesem festklammerte und der so fertig zu sein schien. Er hatte selbst das dringende Bedürfnis, Irgendwen zu schlagen. Aber so richtig! Stattdessen konnte er nur hilflos da sitzen und zusehen, wie ein Anderer sich um seinen Jungen kümmerte! „Leg ihn hin,“ bat er schließlich. Remus sah den Anderen an, er ahnte durchaus, wie schwer es dem fiel, zuzusehen, wie ein Anderer von seinem eigenen Kind toleriert wurde, bei dem er keine Chance zu haben schien. Doch irgendwo tief in sich spürte er auch so was wie Befriedigung über das Verhalten seines Welpen. Wie gesagt, so einfach konnte er über all die Fehler von Sirius’ Bruder nicht hinweg sehen, denn wie leicht konnte das damit enden, dass Harry verletzt werden würde? Er nickte trotzdem, löste vorsichtig die Arme von seinem Hals, die sofort zu zucken begannen. „Alles gut,“ flüsterte er beruhigend. „Ich bin da, schlaf einfach weiter, du bist nicht allein..“, er überließ es dann aber Regulus, Harry zuzudecken. Er betrachtete den Jungen, der sich sofort wieder in sich selbst zusammen rollte, schutzsuchend, sich möglichst klein machend. „Ich fürchte, ihr solltet mich morgen holen, wenn er wieder wach wird. Er hat Angst...“ Regulus starrte auf den Wolf und er wusste, ihren kindischen Krieg würden sie auf später verschieben müssen. „Das hatte ich vor,“ gab er leise zurück, strich über die Schulter, die schon wieder unter der Decke verschwunden war, zusammen mit dem Rest des Jungen. „Severus, wie können wir ihm helfen?!“ Severus sah den Anderen ruhig an, blickte dann zu dem vollkommen verstörten Jungen. „Geduld und Zeit. Es ist auch sehr hilfreich, mit einigen Dingen zu warten, bis er nicht nach zehn Minuten wach sein wieder einschläft. Wobei man auch aufpassen muss, dass sein Schlafverhalten nicht zu einem Fluchtverhalten führt. Erst mal kann man nicht viel tun, nur abwarten. Wenn er das nächste Mal aufwacht, sollte er vielleicht etwas essen, eine leichte Suppe, auf keinen Fall mehr.“ Regulus nickte. „Natürlich,“ stimmte er zu. „Was haben sie nur Alles mit ihm getan?“ Remus ballte seine Faust. „Eine Menge,“ knurrte er ungehalten. „Ich weiß nicht was alles, aber er hat nie etwas erzählt. Vielleicht, weil er dachte, wir würden ihm nicht glauben, oder weil er Angst hatte. Wahrscheinlich hat man ihm gedroht, aber ich weiß auf jeden Fall, dass er für seine Verwandten kaum mehr war als ein Hauself!“ Lange sagte Regulus einfach gar nichts, er sah nur auf den Jungen. Erst dann blickte er auf den Werwolf. „Ich werde diese Leute zerfleischen,“ sprach er trügerisch ruhig. „Und Jeden, der geholfen hat, ihn in diesen Zustand zu versetzen.“ Remus antwortete erst mal nicht, er sah den Anderen lange an. „Das hat Zeit,“ gab er dann zurück. „Vorerst sollte nur Harry zählen, er ist am Ende, ihn aufzufangen und ihm zu helfen ist mein Hauptziel. Ich will auch Rache, falls du das bezweifelst, aber hier liegt ein vollkommen verstörter Junge, der sich für nichts Anderes, als eine Waffe hält.“ Regulus nickte. „Du hast Recht,“ stimmte er leise zu. „Aber Niemand vergreift sich an meinem Kind!“ Erst dann nickte Remus. „Gut,“ stimmte er zu. „Wo ist Tom hin?“ „Vermutlich Irgendwen foltern, um sich zu beruhigen,“ gab der Gefragte emotionslos zurück. „Und glaub mir, er hat da genug Leute, die dafür in Frage kommen.“ Remus runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Zumindest schien Tom entgegen der Gerüchte nicht vollkommen wahllos zu foltern. Das war immerhin etwas. Er blieb noch eine Weile, doch dann erhob er sich. „Ich gehe auf mein Zimmer, aber ich bin sofort wieder da, wenn sich was tut, holt mich ruhig auch mitten in der Nacht,“ bat er noch, dann ging er. Regulus sah dem Wolf hinterher, er sagte nichts, setzte sich nur zu der kleinen Kugel im Bett und strich sanft über den dünnen Körper. „Ich bin da,“ sprach er leise. „Du bist nicht allein, wir sorgen für dich...“ Tom hingegen stürmte tatsächlich in Richtung Kerker, wandte sich dann aber abrupt um. „Lucius!“ Der Blonde brauchte nicht lange, um tatsächlich zu erscheinen, es war immerhin eigentlich sein Haus. „Lord?“, fragte Lucius ruhig. Er sah nur die Laune des Anderen und beschloss, sehr, sehr vorsichtig zu agieren. „Besorg mir ein paar zuverlässige Leute, die nach England können, ohne sofort gestellt zu werden, mach Portschlüssel hierher! Rüste diese Männer aus!“ „Darf ich fragen, warum?“ Tom starrte den Anderen an, mit Augen, die regelrecht zu explodieren schienen. „Das bespreche ich genau ein Mal,“ knurrte er ungehalten. „Und zwar dann, wenn es soweit ist! Beschaff mir die Leute, du hast eine Stunde! Der große Saal!“ „Man könnte meinen, ich wäre hier der Gast,“ knurrte Lucius, doch er wusste, was gut für seine heile Haut war, also tat er es einfach und machte sich erst mal auf den Weg. Tom sagte nichts, er begab sich direkt zu dem Saal, setzte sich dann auf den erhöhten, thronartigen Stuhl auf dem Podest und ließ seinen Kopf gegen die Lehne sacken. Er wusste, auch Severus war in den Kopf seines Sohnes eingedrungen, doch hatte der das nur oberflächlich getan. Er allerdings war tiefer gegangen. Er wusste zwar, dass es vermutlich nicht richtig gewesen war, doch er hatte wissen müssen, was sein Kind so verschreckt hatte. Immerhin hatte er ihn als sturen, ruhigen und selbstbewussten Jungen gesehen. Nicht als dieses wimmernde Häufchen Elend, was da gerade in seinem Bett lag. Aber was er gesehen hatte, übertraf bei Weitem seine Befürchtungen. Es war ein einziger Alptraum und er wollte eigentlich auch nicht so tief gehen. Nur auf den Angriff, der zu den Verletzungen geführt hatte, aber dann doch immer weiter, zu den Sommerferien, danach wieder etwas weiter bis zum letzten Schuljahr und zu Blacks Tod. Fort war dann Schluss, weiter war er nicht gegangen. Er hatte schon das Wenige nicht gut aufgenommen, denn allein das war ein reiner Folterlauf gewesen, der nur aus Schmerzen bestanden hatte. Und aus Angst. Der Junge war nie voller Selbstvertrauen oder irgendetwas in der Art gewesen. Nur zutiefst verängstigt und verunsichert. Voller Furcht vor dem, was noch geschehen würde, voller Selbstvorwürfe, dass jeder zum Sterben verurteilt war, der ihn mochte oder gar versuchte, ihm zu helfen. Einzig und allein Angst hatten das Leben des Jungen bisher bestimmt. Angst und Schmerz. Und es war das Leben seines Kindes, seines Sohnes, auf dessen Geburt er sich so gefreut hatte, den er so gern im Arm gehalten hatte und der immer so begeistert gewesen war, wenn er Parsel gesprochen hatte. Was erklärte, wie ein Potter ein Parselmund sein konnte. Weil es sein Kind war. Und er hatte versagt, er hatte sich damals geschworen, dieses Kind vor Schmerzen zu bewahren, Ryder ein schönes Leben zu bieten und stattdessen war er durch die sprichwörtliche Hölle gegangen. Er verdeckte seine Augen, versuchte, sich zu fangen. Er konnte gleich nicht wie ein Irrer auf seine eigenen Leute los gehen, auch, wenn er das laut der Idioten aus England tat, so folterte er nie einfach nur so. Obwohl er kurz davor war, mit so etwas anzufangen. Erst, als Lucius mit fünf Männern und zwei Frauen eintrat, sah er auf und nahm Haltung an, studierte die Sieben. Es waren nur drei Europäer, eine der Frauen war Asiatin, zwei der Männer waren schwarz. Niemand, an den er sich im Besonderen erinnerte. Das war gut, hoffte er. „Nun?“, fragte Lucius. „Warum musste es jetzt und so schnell sein?“ „Weil morgen meiner Berechnung nach das Hogsmaedewochenende ist.“ „Lord?“, fragte Lucius irritiert. „Ich will, dass ihr vier Jugendliche entführt und hierher in einige der hässlichsten Zellen bringt! Wobei – die schlimmsten Drei sind für Andere reserviert! Vier von euch gehen nach Hogsmaede, Drei zu einer Muggeladresse! Sieben Gefangen bis spätestens übermorgen Abend!“ „Warum, mein Lord?“, fragte die Asiatin mit melodischer Stimme. Sie hatte den Mann noch nie so aufgebracht erlebt. Das hier war was Persönliches, was sehr Persönliches. Es war Lucius, den er bei seiner Antwort fixierte. „Weil es neben Dumbledore als Hauptschuldigen noch sieben Personen gibt, die Schuld sind am Zustand meines Kindes! Und ich weiß, wer es war! Sie haben einem Kind die Hölle auf Erden bereitet, so, dass es jetzt schwerst verstört ist! Und das werde ich nicht hinnehmen! Niemals! Außerdem nehme ich dem Alten so einige seiner persönlichen, kleinen Handlanger weg! Ein alter Mann, der Kinder zu Mördern macht und auch noch den Fehler begeht, sie auf meinen Sohn anzusetzen!“ „Sohn?“, fragten sie verwundert, während Lucius’ Augenbrauen sich zu Schlitzen zusammen zogen. „Lucius,“ sprach Tom ruhig. „Schick sie weg, je weniger sie erst mal wissen, umso besser, ihr werdet es erst erfahren, wenn es vorbei ist. Hier sind die Ziele: eine gesamte Familie, bestehend aus zwei überdimensionalen Walen und einem Klepper. Privet Drive 4, Little Whining, Surrey, alle Beweise für Kindesmisshandlung an Harry James Potter, der dort gelebt hat, sind aufzulisten und mitzubringen! Die Anderen, ihr werdet vier Schüler entführen,“ mit einem schnellen Zauber bannte er die Gesichter und soweit der Junge es geschafft hatte, sich zu erinnern, auf magischem Papier, warf sie den Leuten vor. „Sie mögen unscheinbar wirken, aber sie sind ausgebildete Mörder, schlagt sie nieder, betäubt sie, geht keinerlei unnötige Risiken ein!“ „Ja, mein Lord!“, antworteten alle Sieben auf ein Mal, bevor sie verschwanden. „Ja, Lucius?“, fragte Tom nur ruhig, auch, wenn er seine Augen wieder mit der Hand abdeckte, er spürte den bohrenden Blick nur zu deutlich. „Lord?“, fragte Lucius ruhig. „Woher wisst Ihr das? Ist er wach? Hat er gesprochen?“ „Er ist kurz aufgewacht, für keine zwanzig Minuten, ja, und was er gesagt hat, war an einem Finger abzuzählen, ich habe mir die Informationen geholt, die ich brauchte. Es geht ihm beschissen, er ist vollkommen am Ende, beantwortet das deine Fragen?“ „Wie beschissen? Das hier ist die erste, persönliche Vendetta, die du hältst,“ gab Lucius zurück, er wechselte wieder ins Du, als er sah, dass der Andere sich ansatzweise in den Griff zu bekommen begann. „Luc, er kennt nur Angst und Schmerzen, er erwartet von Jedem, dass man ihm die Schuld an Allem gibt, und dass er geschlagen wird, Erwachsene machen ihm panische Angst, einzige Ausnahme bisher war Black. Lupin vertraut er nur bis zu einem gewissen Punkt. Er denkt, der Mann gibt ihm die Schuld an Blacks Tod und er glaubt, das hier ist Alles nur ein komischer Traum ist. Wie wir ihm klar machen, dass er unser Sohn und ein magisches Wesen ist, dass ausgerechnet auf meine Nähe angewiesen ist, weiß ich nicht.“ Lucius schwieg lange, er sah seinen Lord an, der vollkommen am Ende wirkte. Egal, was er im Geist des Jungen gesehen hatte, es musste schrecklich gewesen sein, wenn es selbst Jemanden wie ihn so mitnahm. Er konnte den Andere noch nicht mal dafür rügen, Leute geschickt zu haben, um persönliche Rache zu nehmen. Er hätte genau Dasselbe getan und vermutlich noch Einiges mehr. Und immerhin ging es auch um seine Familie, denn Ryder war auch sein Patenkind. „Wie soll es weiter gehen? Mit dem Jungen?“, fragte er schließlich. „Rein körperlich ist er so weit wieder fit genug, um auch wieder aufstehen zu können, mental... ich mag noch gar nicht dran denken...“ „Ein Geistheiler könnte hilfreich sein,“ schlug Lucius nach einem Moment vor. „Er vertraut noch nicht mal uns, einem Wildfremden wird er dann mit Sicherheit noch weniger erzählen! Ja, natürlich will ich einen Geistheiler haben, aber erst, wenn er versteht und annimmt, wer er ist und was er ist.“ „Ja,“ nickte Lucius. Das war verständlich. Doch dann, auf ein Mal, fiel ihm etwas ein: „Ein Kuscheltier,“ schlug er vor. „Etwas, das nicht sterben kann und dass er trotzdem immer bei sich haben kann, solange er es braucht. Ich weiß, er ist eigentlich aus dem Alter raus, aber was du beschreibst, ist doch eigentlich, dass er mental bei einigen Dingen auf einem sehr kindlichen Niveau stehen geblieben ist, gemein, wie es klingen mag.“ Tom nickte. „Ja,“ gab er zurück. Er musste zugeben, dass das keine schlechte Idee war. „Ein Kuscheltier... ist hier irgendwo in der Nähe ein Laden?“ „Im Dorf, in dem Spielzeuggeschäft.“ „Hat es noch offen?“ Lucius warf einen Blick auf die Uhr. „Es ist erst Nachmittag, ich würde mal davon ausgehen.“ „Ich bin weg.“ Der Blonde blickte seinem Boss nur kopfschüttelnd hinterher. Natürlich verstand er das, doch wie er den Anderen kannte, würde er es maßlos übertreiben und wer wusste, womit er letztendlich anrücken würde. Kapitel 5: Schränke ------------------- Es war dunkel, als Harry dass nächste Mal aufwachte. Nun, das war es immer, wenn man sich unter der Decke verschanzte, aber dieses Mal fiel nirgends Licht ein, nicht mal, als er heimlich und vorsichtig mit einem Finger die Decke etwas anhob. Nacht, hoffte er. Etwas Ruhe, nachts kam man selten, um ihm was zu tun, er war nicht wichtig genug, als das Jemand sich wegen ihm seinen Schlaf um die Ohren schob. Nachts war er meist sicher und doch hatte er doch jedes Mal Angst in der Dunkelheit. Ganz langsam zog Harry die Decke ganz von sich herunter, darauf bedacht, ja kein Geräusch von sich zu geben. Er hatte einen komischen Traum gehabt, Remus war da gewesen und noch einige Leute, an die er sich nicht richtig erinnern konnte, sie hatten ihm gesagt, er sei sicher. Der Traum hatte etwas Schönes gehabt, aber Nichts, an das er zu glauben wagte. Es war nur einer von vielen Träumen, die immer wieder kamen und die dann doch nicht zutrafen, die keine Realität waren. Oft wünschte er sich, dass seine Eltern noch lebten, dann wäre all das sicher nie geschehen. Dann hätte auch er Wärme gehabt und eine Mutter, wie Miss Weasley es war, immer da, um ihre Kinder an sich zu drücken. Einen Vater, der Ausflüge mit ihm gemacht hätte, Angeln vielleicht, oder was Anderes. Irgendwas. Wie immer, wenn er an so was dachte, begannen die Tränen zu rollen, doch er gab keinen Ton von sich, er wusste es besser. Es war in den letzten Jahren zu oft vorgekommen, dass sein Onkel ihn bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt hatte, nur, weil er wegen eines Alptraums nachts geweint hatte. Nachdem Harry es geschafft hatte, sich von der schweren, warmen Decke zu befreien, versuchte er, sich zu bewegen, schaffte es nach einer Weile tatsächlich aus dem Bett, nur um fast umzukippen, so wackelig war er nur auf den Beinen. Ohne lange zu überlegen, sackte er auf die Knie hinab. Merlin, er wusste nicht, wo er war! Das machte ihm wirklich Angst. Es war nicht die Krankenstation. Da langen keine Teppiche! Ganz sicher nicht! Aber hier war einer. Und er war weich, Nicht mal außerhalb des Bettes war es wirklich kalt. Leise und mit zusammengebissenen Zähnen kroch Harry weiter, tastete sich in dem unbekannten Zimmer voran. Ein Geräusch ließ ihn herumfahren, verängstigt drückte Harry sich gegen die Wand, schon oft hatte er von Poppy richtig Ärger bekommen, wenn sie ihn erwischt hatte. Er zwang sich, weiter regelmäßig zu atmen und wurde erst wieder ruhiger, als er keine Schritte hörte. Ein Schrank, erkannte Harry auf ein Mal, als seine Finger über die Oberfläche der Wand fuhren. Er lehnte gegen einen Schrank. Lautlos und vorsichtig öffnete er ihn, setzte sich hinein. Sein Schrank bei seinen Verwandten war für ihn nicht nur ein Gefängnis gewesen, sondern immer auch etwas Sicherheit, da war Niemand zu ihm rein gekommen, da hatte er seine Ruhe gehabt und er hatte gelernt, zu lieben, wenn er für mehr als zwei Tage eingeschlossen wurde, nur mit zwei Flaschen Wasser oder so. Denn dann wurde er nicht geschlagen und auch, wenn er im Dunkeln Angst hatte und man ihm die Glühbirne weggenommen hatte, hatte er immer das Licht unter der Ritze der Tür gehabt. Selbst in Hogwarts war ein Schrank immer irgendwie Sicherheit gewesen, etwas Vertrautes. Irgendwie schaffte Harry es, hinein zu kommen. Er schloss die Tür bis auf einen winzigen Schlitz, legte sich auf den Boden und rollte sich in sich zusammen. Sicherheit, wenigstens Etwas, redete er sich selbst ein. Hier war er fast unsichtbar, sicher vor Dumbledore und seinen grausamen Scherzen, vielleicht sogar sicher vor seinen Alpträumen, für eine Weile. Er war so müde, er zitterte und er war durchgeschwitzt von den wenigen Schritten, die er nur gegangen sein konnte. Und doch war es schon zu viel gewesen. Fast, wie damals, als er klein gewesen und schwer krank geworden war. Er hatte es kaum ins Bad und wieder zurück geschafft. Unendlich müde, als habe er nur gearbeitet, schloss er die Augen, schlief schließlich ein und wie immer hatte er nur einen Wunsch, dass er nicht Harry Potter sein wollte, dass er nur Eltern wollte, egal, wie arm, so lange sie ihn aufnehmen und lieben würden. Regulus erwachte recht früh, er hatte in den Tagen, seit sein Kind wieder zurück war, wieder in seinen alten Rhythmus gefunden, früh aufstehen, sich selbst fertig machen, Tom wecken, gemeinsam frühstücken, ihm helfen, immer wieder nach Ryder sehen. Er streckte sich, zauberte etwas Licht, trat zum Bett seines Sohnes – und stockte. Was...? Hastig riss er die Decke weg. „Ryder! Ryder, wo... Harry, wo bist du?!“, er packte Tom, schüttelte diesen: „Der Junge! Er ist nicht da! Sein Bett ist leer! Und es ist kalt!“ „Was?“, fragte Tom müde, richtete sich auf. Er hatte bis tief in die Nacht gebrütet und war erst vor wenigen Stunden eingeschlafen, zu spät, um jetzt schon so brutal geweckt zu werden, egal von wem. „Was ist los?“, verlangte er zu wissen, musterte Regulus, der kurz vor einem Tränenausbruch zu stehen schien. „Ist... was passiert?“, fragte er ergeben. „Der Junge! Ryder! Er ist weg!“ „Was?!“ Okay, jetzt war er wach, stellte Tom fest, er sprang auf und hastete zum Bett, doch das war leer. „Weit kann er in seinem Zustand wohl kaum gekommen sein! Kuck ins Bad, vielleicht musste er einfach nur aufs Klo.“ Regulus starrte den Anderen an, wandte sich abrupt ab und rannte ins Bad. „Nichts!“ Und jetzt begann die wilde Suche. Sie rannten quer durchs Haus, rissen alle Türen auf, doch ohne Erfolg. Schließlich kamen sie zurück aufs Zimmer, inzwischen Beide verzweifelt. „Remus,“ schlug Tom leise vor. „Er ist ein Werwolf, er hat einen ausgeprägten Geruchsinn. Wenn Jemand ihn finden kann, dann... hast du den Schrank offen gelassen?“, fragte er auf ein Mal. „Schrank? Welcher Schrank?“, fragte Regulus verwirrt, sah aber dann zu ihrem Kleiderschrank, in dem die Roben hingen. Die Tür stand tatsächlich einen kleinen Spalt offen. Er beobachtete, wie sein Mann die Tür öffnete. Nach einem kurzen Zögern ging Tom auch dieser noch so dummen Spur nach, öffnete den Schrank – und war ein weiteres Mal bis in die Tiefe seiner Seele erschüttert. Da drin saß er, die Augen nur halb geöffnet, aber zitternd vor Angst. Er glich eher einem verschrecken Fünfjährigen, als einem Teenager, die Arme eng um die Beine geschlungen, sich selbst hin und her wiegend. Zu seiner Überraschung summte der Junge, wenn auch stumm, irgendeine Melodie, die nur er hören konnte und er drückte sich wirklich in den hintersten Winkel. „Harry,“ sprach er sanft, hielt seine Hand zu seinem Sohn. „Harry, komm da bitte raus, da ist es kalt und ungemütlich...“ Auch Regulus trat zu dem Schrank und musste mit den Tränen kämpfen. Sein Kind, sein Baby, da drin, vollkommen verängstigt. Er ging ebenfalls auf die Knie. „Komm her, es passiert dir hier doch nichts...“ Harry war schon aufgewacht, als die Beiden begonnen hatten, ihn zu rufen und zu suchen, er hatte sich einfach nur an die Wand gepresst und gehofft, nicht entdeckt zu werden, den Blick fest auf dass Licht gerichtet, was in den Schrank gefallen war. Und dann war die Tür doch noch aufgegangen, seine Schonzeit war wohl um. Aber dann war da ein Mann gekommen, den er kannte. Ein Mann, den er nicht scharf zu sehen brauchte, es reichten diese feuerroten Augen. War es jetzt vorbei? Würde der Andere ihn umbringen und er würde endlich seine Ruhe finden? Schlimmer als bisher konnte es kaum werden. „Bringst... du mich .. jetzt um? Darf.. ich endlich... sterben?“, fragte er leise, fast hoffnungsvoll. Tom starrte den Jungen entsetzt an, schüttelte dann den Kopf. „Komm her“, bat er mit ruhiger Stimme. „Ich will dich zurück ins Bett bringen. Hier holst du dir auch noch eine Erkältung. Komm bitte her...“ Doch Harry schüttelte nur den Kopf, drückte sich noch weiter in die Ecke. Nein! Nicht raus gehen! Auf keinen Fall aus dem Schrank gehen! „Was ist hier los?!“, fragte Remus aufgebracht, der gerade von einem mehr als aufdringlichen Patronus äußerst unsanft geweckt worden war. Regulus war froh, als er den Werwolf sah. „Er ist im Schrank und will nicht raus kommen, sobald wir versuchen, näher zu kommen, fängt er an, sich selbst was zu Tun, “ erklärte er hastig. „Er... hat Tom gefragt, ob er sterben darf! Bitte, er muss da raus!“ Er war so enttäuscht, dass sein Baby nicht zu ihm kam... Wortlos schob der Werwolf den Mann von sich und trat zu dem Schrank, sah auf Harry, der sich eng in die hinterste Ecke gedrückt hatte und sich hin und her wiegte. „Harry“, sprach er sanft. „Ich bin’s, Remus.“ Er wartete, bis die trüben Augen sich auf ihn richteten, dann ging er selbst in den Schrank: „Komm her, hier ist es schrecklich unbequem. Ich bringe dich ins Bett, ja?“ Harry starrte den Werwolf an, er verstand nicht, was hier los war, warum war Remus bei Voldemort? Was ging hier vor?! Er wollte nicht raus, doch der Ältere legte ihm ruhig eine Hand auf die Schulter, auch, wenn er den Kopf heftig schüttelte und versuchte, sich noch kleiner zu machen. „Es ist gut“, versprach Remus. „Niemand ist böse.“ Vorsichtig hob er den Jungen hoch, der ohnehin fast nichts wog, trat wieder aus dem Schrank und brachte Harry zu dem Bett zurück, setzte ihn dort ab. „Siehst du? Es ist nichts passiert, du bist hier sicher, wir wollen dir nichts tun.“ Harry wollte sich wehren, als er aus dem Schrank gehoben wurde, doch der Andere war zu stark, seine schwache Gegenwehr brachte praktisch gar nichts. Sofort rollte er sich wieder zusammen, er bemerkte deutlich, wie der Andere eine Hand auf seinen Kopf legte, doch er strich nur leicht über seine Haare. „Es ist gut, Harry“, versprach Remus sanft, strich leicht über die wirren Haare. „Ich weiß, dass du das hier Alles nicht verstehst, aber du bist sicher, das ist das Einzige, was zählt. Ich passe auf dich auf, das habe ich dir doch versprochen.“ Er legte die Decke wieder über Harry: „Hast du vielleicht Hunger?“, fragte er. „Oder Durst?“ Erst da wandte Harry sich wieder um, sah Remus ganz kurz an, nickte dann aber. Er hatte immer Hunger und er hoffte, dass das nicht wieder nur ein grausamer Scherz war, sah aber dann sofort wieder nach Unten. Remus wandte sich um. „Kann er was zu Essen haben?“, fragte er ruhig. „Und was zu Trinken. Er liebt Kaba, aber ich denke, erst mal ist Tee gesünder, dann aber nur Früchtetee, er trinkt nichts Anderes. Von Schwarzem wird ihm schlecht.“ „Natürlich!“, rief Regulus, rannte zwei Mal kopflos im Kreis, bevor Tom einfach nur kopfschüttelnd eine Hauselfe rief und ihr sagte, sie solle sich mit Severus kurzschließen, was der Junge essen durfte. Dann hielt er einfach Regulus fest und schüttelte den Kopf, um ihm klar zu machen, dass er sich absolut albern verhielt. Es dauerte eine Weile, bevor das Tablett erschien und die Erwachsenen beobachteten den verstörten Jungen so ruhig, wie es ihnen eben gerade gelang. Sie alle hatten Mordgedanken, wie der Dunkelhaarige so da saß, die Beine fest an den Körper gepresst, voller Angst die Augen zu heben. Als das Tablett schließlich auftauchte, nahm Tom es, nickte Remus zu, sah, wie der Harrys Kopf hob. „Harry“, sprach Remus leise, strich beruhigend über dessen Wange. „So kannst du nicht essen, du wirst dich wohl oder übel etwas entknoten müssen“, sprach er leise. „Sonst kann ich das Tablett nicht abstellen.“ Harry sah den Anderen eine Weile an, bevor er seine Arme fast schon etwas unwillig los und streckte seine Beine, sein Blick auf den Werwolf geheftet, er ihn freundlich anlächelte. Es war gut, redete er sich selbst ein. Remus wollte ihm erst mal offensichtlich nichts tun und aus irgendeinem Grund wollte Tom es auch nicht beenden, was er noch viel weniger verstand. Warum nutzte der Mann nicht seine Chance? Es würde zu Ende sein, er würde sich noch nicht mal mehr wehren! Dazu war er zu müde und so musste er wenigstens nicht selbst noch zu dem Mörder werden, den Dumbledore so gern hätte. „So ist es besser“, nickte Remus ruhig, winkte Tom, der das Tablett vor Harry abstellte. Es war ein roter Tee, Hagebutte, wenn seine Nase sich nicht schrecklich irrte und eine Schüssel Haferbrei, der leicht gesüßt zu sein schien. Er gab Harry den Löffel, wuschelte ihm durchs Haar. „Ich weiß, es ist nicht viel, aber du musst es langsam angehen“, erklärte er. „Heut Mittag gibt es eine leichte Suppe. Na los, Junge. Iss. Es nimmt dir Niemand weg und es ist nicht vergiftet.“ Harry starrte auf den Löffel, überrascht, wirklich etwas zu bekommen, das nicht sofort wieder verschwand. Er überlegte lange, dann aber zuckte er mit den Schultern und tauchte den Löffel in den Brei, probierte ihn. Er schmeckte gut, überraschend gut und er hatte Hunger, also aß er, sah aber, nach etwas mehr als der Hälfte vorsichtig wieder zu Remus. „Satt?“ fragte Remus, als er das sah. Erst, als der Junge nickte, stellte er den Teller weg, nahm ihm vorsichtig den Löffel ab und deutete auf den Tee, der mit Sicherheit auch wieder mit irgendwelchen Tränken versetzt worden war. „Dann trink noch etwas, anschließend helfe ich dir ins Bad und dann kannst du wieder schlafen. Und denk daran, du bist hier vollkommen sicher, du musst dich nicht in Schränken verstecken, hörst du? Du musst auch vor den Anderen keine Angst haben. Regulus ist Sirius’ Bruder, er wurde dir nie etwas antun. Und hätte Tom etwas tun wollen, hätte er nicht erst gewartet, bis du anfängst, wieder auf die Beine zu kommen.“ Harry sah den Werwolf lange an, bevor er ganz kurz zu den anderen Beiden kuckte, dann den Blick aber sofort wieder auf seine Tasse richtete. Warum tat Tom das? Was versprach er sich davon? Er nippte etwas an dem Tee, ließ sich dann aufhelfen und in ein riesig wirkendes Bad tragen. Es sollte ihm vermutlich peinlich sein, aufs Klo gesetzt zu werden, wie ein Kleinkind, aber ganz ehrlich, er war eher froh darum, er hätte den Weg allein nicht mal auf allen Vieren geschafft. Als er fertig war, wurde er wieder hoch gehoben und auf da Bett zurück gebracht, bei dem offensichtlich die Laken gewechselt worden waren. Sofort krallte er sich and er Decke fest, die sich über ihn legte, sah Remus wieder an, fragend, verwirrt. Der Werwolf lächelte einfach etwas, strich über Harrys Hand. „Es ist gut“, erinnerte er Diesen nur. „Du bist sicher.“ Erst dann fragte er. „Hast du Schmerzen? Severus hat uns ein paar Tränke hier gelassen...“ Harry schüttelte nur den Kopf. Nein, das waren keine Schmerzen, das war nur ein etwas unangenehmes Gefühl, aber Nichts, was ihm wirklich Probleme bereiten würde. Er rollte sich zusammen, zuckte aber zurück, als auf ein Mal etwas vor ihm erschien. Es war groß, so groß wie ein Kissen, weich und flauschig. Kastanienbraun mit einer roten Schleife um den Hals. Ein... ein Teddy, erkannte er zu seiner Verwunderung. Tom hatte in der Zeit, in der Lupin mit seinem Sohn im Bad war, den Einkauf des letzten Tages hervor gekramt. Einen einfachen Teddy ohne viel Drumrum, muggelgefertigt, ohne zusätzliche Magie, er wusste, der Junge war es nicht gewohnt, dass Spielzeug ein Eigenleben entwickelte. „Da kann man sich besser festkrallen, als an einer Decke“, schlug er freundlich vor. „Man kann es sogar mit in Ausflüge in Schränke nehmen“, fügte er an, hielt das Tier vor Harrys Augen, als der zurück kam. „Na los“, forderte er Diesen auf. „Nimm es dir.“ Der Jüngere starrte das Spielzeug an. Ein Teil seines Hirns sagte ihm, dass er zu alt für so was war, aber ein Anderer schrie danach, sich an das weiche Tierchen zu krallen und es nie wieder los zu lassen. Und er gab nach. Blitzschnell packte er es, rollte sich darum zusammen, wie um seine Beute zu schützen. Der Teddy war so weich... wenn es ein Traum war, war es mal nicht einer seiner Schlimmeren, stellte er schließlich fest, während er langsam wieder wegdöste, während eine Hand durch seine Haare fuhr. „Ein Teddy?“, fragte Regulus überrascht. „Lucius hat mich auf die Idee gebracht“, erklärte Tom. „Ryders alte Sachen liegen eingelagert in England, die konnte ich nicht holen, also hab ich schnell gestern noch einen Neuen gekauft. Offensichtlich war es nicht die schlechteste Idee.“ „Allerdings nicht“, stimmte Remus zu, der sah, in was für einem Todesgriff Harry sein vermutlich erstes Kuscheltier seit Langem hielt. „Es ist etwas, an dem er sich festhalten kann, zumindest in der ersten Zeit.“ „So war es gedacht“, stimmte Tom zu und strich dem Jungen durch die Haare, zupfte die Decke etwas zu Recht. „Wann bitte ist er aufgewacht und in den Schrank gekrochen?“, fragte er dann. „Harry hatte schon immer Schlafprobleme, darum ist er nachts auch rum geschlichen. Er hat konstante Alpträume und Visionen, die angeblich du ihm schickst, um ihn zu schwächen, ich denke, der Alte schickt sie ihm, einfach nur, um ihn zu quälen. Oder er hat es getan. Vielleicht...“ „Es gibt nur drei Zauber, die so etwas bewirken und etwas sagt mir, dass das die waren, die in der Narbe verankert lagen. Wir sind nie dazu gekommen, sie zu analysieren, dazu musste es viel zu schnell gehen, wir haben sie schlicht allesamt gesprengt, mit purer Gewalt, dem Ritual nach, das Severus durchgeführt hat.“ Er blickte erneut auf den Jungen. „Und der Alte wird dafür büßen!“ Regulus setzte sich ans Bett, betrachtete seinen Sohn. „So sehr, dass er sich wünscht, nie das Licht dieser Welt erblickt zu haben“, sprach er, tödlich ruhig und mit einem mehr als unheimlichen Lächeln auf den Lippen. Er strich über eine der Hände, die das Spielzeug umklammerten, das Harry noch jünger wirken ließ, als er auch so schon aussah. Remus nickte abgehakt, bemüht, den Griff um seinen inneren Werwolf nicht zu verlieren, der nur raus kommen und den Welpen verteidigen, ihn rächen und ihn mit zu seinem Rudel nehmen wollte. „Und immer wenn er Alpträume hatte, ist er rum gewandert, er wird aufgewacht sein und wusste dann nicht, wo er war. Vielleicht kam ihm der Schrank wie ein sicheres Versteck vor. Wer bitte sucht dort auch einen Sechzehnjährigen? Dazu noch im hintersten Eck?“ „Sicherheit?“, fragte Tom ungläubig. „Als Severus ihn gefunden hat, haben sie ihn in eine Besenkammer gesperrt!“ Remus nickte. „Aber ab dem Zeitpunkt haben sie ihm nichts mehr getan. In der Kammer hatte er seine Ruhe. Wenn ich raten müsste. Wir müssen dringend mit ihm reden, wenn er aufhört zu denken, dass das hier Alles nur ein Traum ist.“ Tom starrte nur auf den Jungen. „Da steht uns ein höllisches Stück Arbeit bevor“, stellte er nur fest und rieb sich die Stirn. „Wir sollten einen Alarmzauber über ihn legen, damit wir ihn das nächste Mal finden, bevor er in irgendeine Ritze kriecht und sich den Tod holt, während wir ihn suchen wie ein paar kopflose Hühner.“ „Das ist nicht mal eine schlechte Idee“, stimmte Remus zu. „Es gibt so einen Zauber für Kleinkinder und Babies, das könnten wir ausprobieren.“ Regulus nickte und zog seinen Zauberstab. Er kannte all diese Zauber nur zu gut, er hatte sie während der letzten Wochen seiner Schwangerschaft gelernt, auf Anraten von Narcissa, sie hatten teilweise zusammen gelernt, nur, dass die Blonde einige Wochen eher Mutter geworden war. Rasch sprach er den Zauber über seinen schlafenden Sohn. „Wenn er aufwacht, werde ich es merken“, erklärte er knapp. Remus nickte und erhob sich. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass mehr als zwei Stunden vergangen sein mussten. Und erst jetzt fiel ihm auf, dass er nichts Anderes, als eine Schlafhose trug. Nun, die anderen Beiden sahen nicht besonders viel besser aus, der gefürchtete Lord schien nicht wirklich etwas unter seinem Morgenmantel zu tragen und Regulus war offensichtlich in Boxern quer durch das Haus gerannt. „Ihr wisst, wo ihr mich findet“, erklärte er nur und rieb sich die Augen. „Ich muss mich anziehen, der Rest von meinem Rudel wird bald hier sein.“ Tom nickte nur und deutete auf die Tür, bevor er sich selbst Klamotten zusammen suchte und ins Bad verschwand, um sich endlich etwas anzuziehen. Regulus schüttelte den Kopf, als Beide weg waren, um Selbigen wenigstens ansatzweise wieder frei zu bekommen. Er sah auf seinen Sohn, strich immer wieder über dessen Wange. „Wir bekommen das wieder hin“, versprach er leise. „Wir bekommen dich wieder auf die Beine. Dann bist du wieder mein Baby...“ Zu seiner Überraschung lehnte das Kind sich nach einigen Momenten in die Streicheleinheiten, als wisse es zumindest, wenn es nicht wach war, wo die wirklichen Gefahren lagen. Es dauerte noch eine kleine Weile, dann lag Ryders Kopf auf seinem Schoß und der gesamte Junge hatte sich um Einiges entspannt, er lag nicht mehr so verkrampft da, wie noch vor wenigen Minuten. Er lächelte glücklich, spielte mit den dunklen Strähnen und sah dann zu Tom, der gerade aus dem Bad kam. „Sieh hin“, strahlte er. „Er ist von selbst zu mir gekommen!“ Überrascht hob der Ältere eine Augenbraue, trat zu den Beiden und lächelte dann. „Langsam beginnt das Band, sich zu reparieren“, stellte er nur fest. So war es bei magischen Kindern, die das Blut von Wesen in sich trugen. Zwischen ihnen und ihren Eltern bestand oft eine festere Bindung, als bei normalen Magiern, diese Bindung zu erschüttern war schon schwer, sie zu lösen dagegen unmöglich. Und selbst, wenn eine Elternbindung nicht mehr ganz intakt war, durch eine zu lange Trennung zum Beispiel, brauchte es nur etwas Zeit, damit sie sich wieder reparieren konnte. Natürlich konnten Schäden passieren, doch diesen Gedanken schob er weit von sich. „Aber du weißt, dass das anders sein wird, wenn er wach ist?“ Regulus nickte und strich weiter über die Haare seines Kindes. Es war so angenehm, sich selbst nicht mehr blockieren zu müssen, nicht mehr wissen zu müssen, dass sein Sohn tot war. Es war ihm gleich, wie viel Arbeit auf sie zukommen würde, es spielte einfach keine Rolle. „Merkst du es auch?“ Sollte er dem Anderen allen Ernstes sagen, dass er schon weit mehr Fortschritte gemacht hatte? Es lag nicht an Regulus, sondern einfach daran, dass Harry auf ihn angewiesen war, einfach, weil er im Alter der Wandlung war. Er war jünger, als man ihn gemacht hatte, um etwa einen Monat, was ihm auch das Leben gerettet hatte. Statt Regulus an die Kleinigkeit zu erinnern, dass der Junge auch bei ihm die Bindung neu aufbaute, strich er nur über die dunklen Haare. „Das heißt, dass wir Lupin in ein paar Tagen nicht mehr so oft brauchen werden.“ „Zum Glück“ stimmte Regulus zu. Denn auch, wenn er letztendlich froh war, dass der Werwolf ihnen half, er wollte sich verdammt noch mal selbst um sein Kind kümmern! Außerdem mochte er die Art nicht, mit der der Andere ihn musterte! Aber so was von gar nicht! Als wolle der bescheuerte Werwolf ihm die Schuld am Tod seines Bruders geben oder so. „Wenn er nicht mehr denkt, dass wir ihn schlagen, können wir vielleicht endlich mal mit ihm reden.“ „Mal sehen“, wich Tom nur aus. Er wusste, dass das Alles nicht so einfach war, wie der Jüngere es sich erhoffte. Auch, wenn Harry merken würde, dass sie ihm nichts Böses wollten, war er doch von den schlechten Erfahrungen geprägt. So leicht, ihm klar zu machen, dass diese nicht die Norm waren, würde es sicher nicht werden, es würde nur langsam aufwärts gehen und es würde Rückschläge geben, aber er brachte es nicht über sich, seinen Mann darauf hinzuweisen. Regulus lachte leise. „Jetzt komm schon! Jetzt bist du aber der Schwarzseher!“ „Nein, ich bin nur von Natur aus vorsichtig“, korrigierte Tom freundlich, küsste den Anderen. „Das ist Alles.“ Er sah erneut auf seinen Sohn, wohl wissend, wie schwer es werden konnte, denn der Junge würde konstante Nähe, vor Allem zu ihm, brauchen, aber er musste sie eben auch annehmen und nicht nur das. Harry war ein seltenes Wesen, er brauchte Nähe, die zu ihm oder die zu seinem künftigen Gefährten, eben weil er nicht dominant war. Er würde vollkommen verwirrt sein von seinem Verlangen nach Nähe und seiner natürlichen Angst. Dazu kam, dass er offensichtlich vor Allem von Männern misshandelt worden war und dass er aber einen Gefährten haben würde. Es würde hart, sehr hart werden. Aber auch Tom wollte kämpfen, für das Glück seines Sohnes. Das hatte der Junge wahrlich nach Alledem verdient. „Ich gehe los, um einige Sachen zu erledigen“, erklärte er. „Der Doppelgänger muss fertig gemacht werden, ich muss Jemanden finden, den ich nach England schicke und der den toten Harry Potter in der Winkelgasse ablädt.“ „Natürlich“, nickte Regulus. „Ich werde mich um den Jungen kümmern.“ „Sieh einer an“, stellte Fenrir auf ein Mal fest. Er hatte nicht glauben wollen, was einer der Männer ihm erzählt hatte, aber es schien ja offensichtlich die Wahrheit gewesen zu sein. „Remus Lupin, hier im Hauptquartier des Bösen, was ist passiert, das dies an meiner Nase vorbei gezogen ist?“ Der Angesprochene sah vollkommen ruhig auf, begegnete dem Blick des Mannes, der ihn zu einem Schicksal als Wolf verdammt hatte. Inzwischen hatte er gelernt, damit zu leben, aber lustig fand er es immer noch nicht. „Was willst du, Grayback?“, fragte er nur kühl. „Ich habe Besseres zu tun, als mir anzuhören, wie ein Idiot sich über mich lustig macht – und spar dir bloß das Geknurre, du bist nicht der einzige Alpha auf Merlins Spielwiese, du könntest dir mit mir mehr einhandeln, als du schlucken kannst.“ Überrascht zog Fenrir eine Augenbraue hoch. „Sag bloß, dass gerade dir Fänge gewachsen wären!“, höhnte er, doch im nächsten Moment bereute er es bitterlich, er hatte die Bewegung noch nicht mal gesehen, als Lupin auf ein Mal vor ihm stand und ihm die Faust tief in den Magen gebohrt hatte. Remus lächelte. „Ich brache keine Fänge, ich bevorzuge meinen Verstand, der hat mich weiter gebracht, als das hirnlose Zähnefletschen.“ Er sah, wie der Ältere zu einem Gegenschlag ansetzte, wandte sich halb zur Seite und schlug erneut mit voller Wucht zu, so, dass der Andere wie eine Schildkröte auf dem Rücken landete, direkt in einen großen Haufen Blätter. „Scheiße, Kleiner!“, stöhnte Fenrir auf, als er sich wieder hochgearbeitet hatte. „Du bist gut geworden!“ Remus lächelte nur zynisch: „Wenn ich wollte, wäre ich schneller dein Alpha, als du kucken könntest“, gab er ruhig zu wissen. „Ich habe nur keine Lust, auch noch auf deine Irren zu achten. Meine machen mir genug Ärger.“ Fenrir sah den Anderen an, fletschte die Zähne, aber er war intelligent genug, es nicht auf einen Kampf ankommen zu lassen. Er hatte es nicht mal geschafft, den Anderen zu streifen, er würde kläglich scheitern und ein besiegter Alpha hatte nie ein sonderlich tolles Leben. Stattdessen arbeitete er sich wieder auf, rieb sich seinen wirklich höllisch schmerzenden Bauch: „Was tust du hier, du Kämpfer des Lichtes?!“ „Ich kämpfe nur für das, an das ich glauben kann“, baffte Remus kühl. „Ich kämpfe für mein Rudel und dafür, dass die, die mir nahe stehen, ein einigermaßen tolerables Leben führen können und sonst für gar nichts! Ich lasse mich nicht kontrollieren und am Wenigstens von irgendwelchen Spinnern, die bescheuerte Dinge zu wissen glauben!“ „Was genau meinst du?“, fragte Fenrir, die Augen immer noch zu Schlitzen zusammen gezogen. „Wie soll ich Jemandem vertrauen, der hier rum hockt und der jahrelang auf Dumbledores Seite gekämpft hat? Der nie zuhören wollte?!“ Remus lachte leise. „Ich habe ihm nie getraut und ihm nicht geglaubt, so wenig, wie er mir. Ich war da, weil mein bester Freund auch da war, ich musste ihn schützen und leider habe ich versagt. Aber er hat es mich vergessen lassen, so, wie einige andere Dinge, aber etwas hat all meine Blockaden gelöst und jetzt, “ er krempelte seinen Ärmel hoch. „Habe ich jedes Recht, hier zu sein.“ Er deutete auf den Totenkopf mit der Schlange, der sich an seinem Unterarm befand. Er hatte ihn erst vor zwei Tagen erhalten, er hatte darauf bestanden und er war in den innersten Rängen, im letzten Rang, wie Tom es gesagt hatte, die, die das Recht hatten, ihn beim Vornamen zu nennen, wenn sie privat sprachen. Auf einer Stufe mit Snape, den Lestranges und Malfoy. „Das fasse ich nicht“, baffte Fenrir, sauer zu sehen, dass Lupin einen Rang über ihm stand. „Wie hast du das geschafft? Ausgerechnet du? Ein Verräter an dem, was du mal warst!“ „Was?“, fragte Remus zynisch. „Haben wir nicht mitbekommen, dass Irgendwas nicht mehr stimmt?“, fragte er nur. „Dass sich in den letzten Tagen Dinge abspielen, die sonst nicht passieren?“ Verdammt! Schon wieder ein Volltreffer! Natürlich war ihm das notgedrungen aufgefallen. Der Lord war kaum noch zu sprechen, er hatte es ständig eilig, Black hatte wieder Einzug gehalten, Malfoy war dauernd nur auf Achse und mehrere Leute waren nach England aufgebrochen. „Was weißt du darüber?!“ „Ich weiß, was der Auslöser war“, gab Remus unbeeindruckt zurück und rollte seinen Ärmel wieder herunter. Er hatte seine Werwolftarnkleidung gegen seine eigentlichen Sachen wieder eingetauscht. Sprich – nichts, was geflickt oder anderweitig ausgebessert worden war. Er war nicht arm und er war nicht arbeitslos, lauter Dinge, die sonst Niemand wusste, außer den Mitgliedern seiner Familie. Seines Rudels. Nur die wussten von seinen erfolgreichen Investitionen in der Muggelwelt. „Und was soll das sein?“ Erneut verzogen sich Remus’ Lippen zu einem dünnen Lächeln. „Ja, das würdest du gern wissen, nicht wahr?“, fragte er nur. „Aber ich werde nichts sagen, es ist nicht an mir, das aufzuklären. Und jetzt entschuldige mich, ich erwarte mein Rudel.“ Ohne auf den anderen Werwolf zu beachten, lief er von Fenrir weg, er wusste, er hatte sich Respekt verschafft und das bedeutete, dass der Andere nicht auf die dumme Idee kommen würde, ihn herauszufordern. Was ihm Ruhe verschaffte. Nicht, dass er Angst vor einem Kampf hatte, im Gegenteil. Er würde gewinnen, mit Leichtigkeit. Er war schnell, selbst für einen Werwolf und er war hochbegabt, ein Krieger, ein Kämpfer, ein Alpha, auch, wenn er das hinter seiner Bildung und seinen Manieren verstecken konnte. Aber er wollte kein noch größeres Rudel haben, seines war so schon groß genug. Kurz schloss Remus die Augen. Er hatte eine Aufgabe, die so schon schwer genug war – er musste Harry beschützen, er hatte ein Mal versagt, das würde ihm kein weiteres Mal geschehen. Der Junge hatte genug durchgemacht und selbst, wenn er bald als tot gelten würde, er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er weiterhin Ärger anziehen würde, ohne es zu wollen. Auch der Nachname Riddle oder Black war alles Andere als ungefährlich. Er hatte es nur geschafft, von einem Ziel zu einem Anderen zu werden. Als Toms Sohn stand er mindestens so im Zentrum, wie als Harry Potter. Der Junge hatte schon ein unnachahmliches Glück. Aber wenigstens war er jetzt bei Leuten, denen er am Herzen lag, auch, wenn Regulus auf ihn eifersüchtig war. Und er war auch nicht begeistert, sein Wolf fühlte sich tatsächlich, als würde man ihm den Welpen wegnehmen. Dabei hatte man ihm zugesichert, dass Harry nicht von ihm fern gehalten werden würde, er hatte ja sogar freien Zugang in das Zimmer des Lords, wann immer er den Jungen sehen wollte und sie riefen ihn, wenn Harry ihn brauchte. Das war viel. Tom hatte ihn sogar zu dessen dritten Paten ernannt. Er sah, wie die Portschlüssel, die er seinen Leuten geschickt hatten, Diese an ihr Ziel brachten. Nach und nach kamen sie Alle. Das war schnell gegangen. Nun, Tom war eben zuverlässig und Lucius hatte ihm ein Haus in der Nähe besorgt, wo er Alle unterbringen konnte und selbst leben konnte, wenn es Harry wieder besser ging, so lange würde er hier bleiben. Aber seine Leute sollten gleich in seine eigene Villa, einfach, damit die armen Kinder nicht weiter herum geschubst wurden und sich an eine konstante Umgebung gewöhnen konnten. Denn zumindest würden sie wohl länger hier bleiben. Das war auch mal eine Abwechslung, vor Allem, da die Kinder hier sogar zur Schule gehen durften. Nun, die Zeit würde zeigen, was geschehen würde. Und er würde sein eigenes Rudel nutzen, soweit einige von ihnen mitmachen wollten, aber es hatten schon mehrere Interesse angemeldet. Und er musste organisieren. Mit einem ausgebooteten Alpha wollte er sich jetzt nicht auch noch rumschlagen. Dazu fehlte ihm wirklich die Geduld. Kapitel 6: Erklärungen ---------------------- Verwirrt richtete Tom sich etwas auf. Es war noch stockdunkel und er war sich ziemlich sicher, dass er gerade erst ins Bett begangen war, beziehungsweise sich auf das Sofa gelegt hatte. Er hatte die Zellen vorbereitet und mit Regulus die Erstellung des Jugendzimmers ihrem gegenüber überwacht. Auf Lupins Anraten hin herrschte ein warmer und heller Braunton vor, mit etwas dunklem Waldgrün und Silber. Dann war heut auch noch eine Versammlung gewesen. Das Beste war, dass Regulus mitgegangen war, das erste Mal seit etwa sechzehn Jahren hatte der Andere seinen Platz an Toms Seite wieder eingenommen und das hatte Viele zum Staunen gebracht, am Meisten ihn selbst. Er hatte diesen Tag genutzt, um seine Befehle zu geben, vor Allem an die, die noch in England waren. Was sie zu beachten hatten, wo sie Gerüchte streuen mussten, dass man nicht zu dem Alten durfte, ohne einen Zauber, um seinen Geist lückenlos abzuschirmen und dass die Mitglieder des Wizgamont vielleicht mal ihren Kopf untersuchen lassen sollten. Nach diesem Tag hatte er sich also seinen Schlaf auch mehr als verdient. Was bitte hatte ihn dann geweckt? Er rieb sich die Augen, sah zu Regulus, der ruhig und friedlich schlief, dann stand er auf. Klo, etwas trinken und dann zurück ins Bett war vermutlich das Beste, vielleicht würde sich das Rätsel dann lösen, vermutlich musste er wirklich einfach nur mal aufs Klo. So etwas sollte es schließlich auch geben. Doch auf dem Weg zum Klo blieb er abrupt stehen. Das kam davon, wenn man zu müde zum Denken war! Er wandte sich um, trat zu dem großen Bett und sah seinen Verdacht bestätigt. Sein Sohn hatte ihn geweckt, ohne es vermutlich auch nur zu ahnen. Der Junge hatte sich halb von seiner Decke frei gestrampelt und auch wenn er keinen Laut von sich gab, sah man, dass er einen schrecklichen Alptraum haben musste, in dem er sich herumwarf. Er klammerte sich an den Teddy, als wäre der seine einzige Rettung. Ja, er hatte geahnt, dass seine Bindung zu Ryder schon tiefer ging, als die bei Regulus. Er sah erneut zu dem Schlafenden, bevor er sich zu seinem Sohn setzte und den Jungen in seine Arme zog: „Beruhig dich“, sprach er leise auf den Jungen ein, den er so lange Zeit nur als Harry Potter gekannt hatte. Ihm zu erklären wer er wirklich war, würde der nächste Alptraum werden. „Du träumst nur, du bist sicher“, versuchte er dem Jungen klar zu machen, doch der Junge beruhigte sich nicht, er wehrte sich im ersten Moment sogar gegen ihn. Er musste mal wieder panische Angst haben. Vielleicht hätte er Remus rufen sollen, doch in dem Fall bezweifelte er, dass der Werwolf mehr erreichen würde. Der Kleine war nicht wach um zu sehen, wer da kam. Mehrere Minuten redete Tom ergebnislos auf den Jungen ein, bevor er die Augen verdrehte. Gut, der Kleine hatte gewonnen, stellte er fest und konzentrierte sich. Er mochte es nicht unbedingt, wenn seine Flügel aus dem Rücken schossen, aber er brauchte sie offensichtlich. Die dunklen Federn raschelten, als seine beiden zusätzlichen Körperglieder sich kurz streckten, dann hüllte er seinen Sohn in einen sicheren Kokon. Die Flügel strahlten ihre ganz eigene Wärme aus, er spürte, wie der Junge, der sich bis jetzt gewehrt hatte, langsam in seine Arme zurück sackte, die Augen hörten auf, unter den Wimpern zu rasen und er begann, wieder ruhiger zu atmen. „Siehst du?“, fragte Tom sanft. „Du bist sicher, hier passiert dir nichts.“ Er war allerdings überrascht, als die Hand, die nicht den Teddy umklammert hielt, sich mit erstaunlicher Kraft um sein Handgelenk legte. „Ich gehe nicht weg“, versicherte er leise, mit dem Ergebnis, dass der Griff noch etwas fester wurde. „Ich schließe, du glaubst mir nicht“, stellte Tom trocken fest. Er strich Harry sanft über die Haare. Er wollte dem Jungen nicht den einzigen Namen nehmen, den er kannte, es war dessen Entscheidung, seinen alten Namen wieder anzunehmen, oder eben nicht. Das hatten weder Regulus, noch er zu entscheiden. Erst, als Harry wieder eine Weile lang vollkommen ruhig in seinen Armen gelegen war, merkte er, dass da noch Jemand stand und sah auf. „Reg, hab ich dich geweckt?“, fragte er leise. „Das wollte ich nicht.“ „Schon gut“, gab der Andere zurück. „Ich hatte ein komisches Gefühl und dann hab ich deine Flügel gehört, also bin ich aufgestanden. Was war los? Hat er schlecht geträumt?“ „Ja, ich habe ihn nicht wach bekommen, also habe ich es so versucht und er hat sich zumindest beruhigt, allerdings hält er sich jetzt an mir fest“, fügte er amüsiert hinzu. „Und er lässt mich einfach nicht mehr gehen.“ Dann aber wurde er ernst. „Ich fürchte, würde ich es tun, würde er denken, zurückgewiesen zu werden und seine Alpträume werden auch nicht besser werden. Ich traue mich nicht mal, die verdammten Flügel einzuziehen!“ Regulus lachte leise, küsste den Anderen und strich durch die Federn. Der Ältere ließ seine Flügel selten raus und er liebte diese Momente, wenn er den weichen Flaum berühren konnte. Er hatte dem Älteren auch ganz frech mehrere Federn gerupft. Sie waren die besten Schreibutensilien überhaupt, da sie nie abstumpften. „Dann bekomme ich sie wenigstens auch mal wieder zu sehen“, argumentierte er. „Wenn du sie schon sonst immer versteckst.“ „Du weißt, dass du nur was zu sagen brauchst“, gab Tom mit gerunzelter Stirn zurück. „Ich weiß, aber ich finde es schöner, wenn du sie von dir aus mal raus lässt und du weißt, wie sehr ich sie liebe.“ Er spielte weiter mit ihnen. „Warum schlafen wir nicht einfach noch ein paar Stunden hier bei Ryder? Ich meine, er lässt dich sowieso nicht los und du kannst die Flügel draußen lassen. Dann bekommt der Junge nicht wieder das Bedürfnis zu flüchten.“ Tom seufzte. Eigentlich dachte er, dass diese Situation den Jungen mitnehmen würde, wenn er aufwachen und nicht allein sein würde. Allerdings wollte er Harry jetzt auch nicht her geben. „Also gut“, gab er daher nach und rutschte ganz auf das Bett, legte sich auf die Seite, so, dass er mit einem Flügel den Jungen zudecken konnte, um eine Panik zu verhindern. Er lächelte, als Regulus sich auf Harrys andere Seite legte, einen Arm um dessen Mitte schlang. Ja, das fühlte sich gut an. Das hier war perfekt. Sie, zusammen. Eine Familie. Er spürte, wie Regulus die Decke über sie Alle zu Recht zog, dann schlief er wieder ein. Tom wachte erst auf, als er merkte, wie sein Sohn heftiger zu atmen begann. Es war auch schon hell, also konnte er auch gut aufstehen. Vorsichtig streckte er den Flügel, der über dem Jungen lag, strich etwas über dessen Arm. „Ganz ruhig“, wiederholte er die Worte, die man wohl am öftesten zu Harry gesagt hatte, seit dieser hier war. „Du bist sicher“, versprach er sanft. Es dauerte eine Weile, aber dann ließ das hektische Atmen nach und zu seiner Verwunderung hielt Harry ihn immer noch fest, obwohl er wach war, denn der Junge sah ihn, für den Bruchteil einer Sekunde, an, bevor er sich wieder abwandte, seinen Teddy fester an sich drückte. Er sah, dass Harry Angst hatte, ihn anzusehen, oder losgelassen zu werden, dazu brauchte er noch nicht mal Geistmagie. Es war hell, aber doch irgendwie dämmrig, als Harry erwachte. Warm und aus irgendeinem Grund fühlte er sich vollkommen ruhig und sicher. Etwas, das er nie für möglich gehalten hatte, ein Gefühl, dass er nur so ähnlich aus den kurzen Momenten kannte, die er in Sirius’ Armen verbracht hatte, doch es war anders... sicherer. Etwas, dass er sich nie hätte vorstellen können. Es war das Gefühl, seine Augen schließen zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass Irgendwas geschehen würde. Er hatte sogar, was wirklich selten war, einen Moment lang nicht mal Angst, die Augen zu öffnen. Dabei war das das Gefühl, was ihm am Vertrautesten war: Angst. Angst vor dem Aufwachen, Angst vor dem Tag, Angst vor seinen Verwandten. Angst war eine der wenigen Konstanten gewesen. Gut, was war anders, als sonst? Vorsichtig öffnete Harry für einen kurzen Moment die Augen – und stockte. Er war nicht allein! Da lag noch Jemand! Was ging hier vor?! Was war los? Wo war er? Automatisch atmete er immer heftiger, doch obwohl er einfach etwas hätte tun sollen, so was wie flüchten, was sein Verstand ihm vorschlug, wehrte sich Alles in ihm, diesen komischen Kokon, der nicht aus Decken bestand, zu verlassen. Was ihn noch verrückter machte, da er das nicht verstand. Was ging hier nur vor? Erst wurde er verprügelt, dann war da Remus, Voldemort, der ihn nicht umbringen wollte! Und jetzt... was ging hier vor?! Er wusste nicht, wie lang er sich selbst verzweifelt Fragen stellte, um eine Antwort zu bekommen, die er einfach nicht finden wollte, als die Stimme über ihm erklang. Vollkommen ruhig, fast schon hypnotisch und aus irgendeinem Grund glaubte er, was er hörte, ohne es in Frage zu stellen. Dabei sollte doch gerade er es besser wissen. Schon so oft hatte man ihm irgendwas erzählt und ihn nur noch weiter ausgenutzt, doch er konnte sich nicht gegen diese Stimme wehren! Kurz öffnete er seine Augen, nur um sie gleich wieder zu schließen. Oh Merlin! Er lag in den Armen des dunklen Lords! Und der hatte auch noch Flügel! Hier war doch irgendwas vollkommen verkehrt! Was war hier los?! Abrupt wandte er sich um, nur in das schlafende Gesicht des Mannes zu sehen, der in diesem Moment mehr denn je aussah, wie Sirius. „Harry, es ist Alles in Ordnung“, redete Tom leise weiter. „Du weißt, dass ich dich nicht verletze, nicht wahr?“, fragte er dann sanft, strich leicht über die Hand, die sich um sein Gelenk gelegt hatte. Ja, das war es, was Harry nicht verstand. Warum hielt der Andere ihn, statt ihn umzubringen? „Warum?“, flüsterte er. „Warum was?“, fragte er sanft, strich einige der Strähnen zurück. Er wollte das Gespräch auf jeden Fall am Laufen halten. „Warum..?“, wiederholte Harry, obwohl er die Antwort fürchtete. „Warum… lebe ich noch? Ich… bin doch nur ein… Hindernis..“ „Das bist du nicht“, gab Tom bestimmt, aber vollkommen ruhig zurück. „Du hattest nur das Pech, zwischen alle Fronten zu geraten, keine Sorge, das wird nicht noch mal geschehen. Wir werden uns Alle darum kümmern, du bist hier vollkommen sicher.“ Sicher, fragte Harry sich selbst. Das war für ihn kaum mehr als ein leeres Wort, denn immerhin hatte man ihm gesagt, dass er bei seinen Verwandten auch sicher sei. „Wieso?“, fragte er leise. Er verstand es nicht. Warum nutzte der Mann nicht seine Chance, ihn einfach los zu werden? Er wehrte sich nicht oder sonst was! Es hätte nur endlich ein Ende gefunden, keine Angst mehr... Im ersten Moment konnte Tom nicht mal antworten, er musste wieder daran denken, dass Harry ihn mehr oder weniger darum gebeten hatte, umgebracht zu werden. Er musste sich selbst daran erinnern, dass Harry nur eine Welt aus Schmerzen und Bestrafungen kannte, die ihm Alles genommen hatte, was ihm je etwas bedeutet hatte. „Weil sie dich belogen haben“, antwortete er nach einer ganzen Weile. „Grausam belogen. Über Alles. Dein gesamtes Leben war eine einzige Lüge, bis hin dazu, wer deine Eltern sind. Wusstest du, dass ich in der Nacht, in der ich angeblich die Potters umgebracht haben soll, in Frankreich gewesen bin?“ Was? Eine Lüge? Nicht Voldemort hatte ihn zu einem Vollwaisen gemacht? Die Potters waren nicht seine Eltern? James Potter, der ihm immer wieder als leuchtendes Vorbild vorgehalten worden war, Seine Mutter, von der er doch die Augen hatte. „Was..?“ Alles eine Lüge? Er hatte gedacht, dass das Alles, was er tat wenigstens den Sinn hatte, dass all seine Schmerzen irgendwo einen Zweck hatten. Mit großen Augen sah er den Anderen an, er spürte, wie die Tränen wieder zu rollen begannen, denn auch, wenn sein Verstand wieder mal ganz hilfreich meinte, dass Voldemort ihn nur belügen würde, sagte ein anderer Teil seines offensichtlich schizophrenen Hirns ihm, dass der Mann, den er für seinen Todfeind gehalten hatte, ihn nicht belog. Und obwohl es vermutlich das Dümmste war, was er tun konnte, verbarg er sein Gesicht an der Brust des Älteren. Tom sagte nichts, er strich dem Jungen nur über die Haare. Er spürte schlagartig, wie die Verzweiflung zu ihm herüber schwappte, er hielt den Jüngeren, ließ ihn weinen. Er setzte sich etwas weiter auf, legte auch den zweiten Flügel um seinen verzweifelten Sohn, der zu ahnen begann, wie übel man ihm mitgespielt hatte. Und das, wo er ohnehin schon so am Ende war, man hatte ihm auch noch den Grund genommen, warum er sich bisher durch das Leben gequält hatte. Erst, als er merkte, wie Harry sich müde geweint zu haben schien, sprach er wieder. „Sie haben dich benutzt, aber das hat jetzt sein Ende“, versprach er. „Hier hast du Alles, was du brauchst, ein eigenes Zimmer, Bücher, Kleidung, Spiele und Freunde wirst du sicher auch finden.“ Sofort schüttelte Harry den Kopf. Nein, ganz sicher wollte er keine Freunde mehr, die hatten die dumme Angewohnheit, sich gegen ihn zu wenden oder zu sterben. Er wollte keine Toten mehr. Lieber blieb er allein, das konnte so schlimm auch nicht sein. Er blieb liegen, wo er war, im Arm des Mannes, den er hätte töten sollen, er klammerte sich mit seiner freien Hand sogar an Diesen, warum wusste er nicht, nur, dass er auf gar keinen Fall loslassen wollte. „Harry, du brauchst Freunde“, sprach Tom ruhig. „Sie... sterben immer“, flüsterte Harry nur. „Nein, Niemand, ich.. bring Alle um...“ „Das ist dumm, du bringst Niemanden um.“ „Hedwig“, flüsterte Harry nur. „Das waren Andere“, gab Tom zurück. „Sie.. haben es getan... weil ... sie mir gehört!“ Warum erzählte er das? Warum konnte er nicht aufhören? Er hatte all diese Gedanken noch nie Jemandem erzählt! Er redete sonst nie über all diese Vorfälle, nicht mal mit Sirius hatte er damals über Cedrics Tod geredet. Der Junge, der beim trimagischen Turnier gestorben war, der ihm ein Freund und Vertrauter geworden war, heimlich, damit Niemand ihm auch noch das kaputt machen konnte. Warum erzählte er das? Und doch konnte er nicht aufhören, oder gar eine Antwort verweigern, wenn er das Gefühl hatte, dass der Mann eine wollte. Alles, um sich einen Moment noch etwas besser zu fühlen. „Und? Hast du sie darum umgebracht?“, entgegnete Tom leise. „Nein, hast du nicht. Du hast sogar noch versucht, ihr zu helfen, obwohl du dich selbst kaum bewegen konntest.“ Er drückte den Jüngeren fester an sich. „Wir beschützen dich ab jetzt vor solchen Leuten...“ „Warum?!“ Niemand hatte ihm das je so angeboten. Sirius hatte es nicht gekonnt, er war ja immer nur auf der Flucht gewesen und Remus hatte ihn nie lange sehen dürfen, auch, wenn Beide immer gesagt hatten, dass sie ihm helfen wollten, wenn sie wussten, dass er Probleme hatte. Aber wie sollte er das denn sagen? Die Beiden wären doch umgebracht worden! Tom seufzte leise. Das würde jetzt wirklich hart werden, aber diese verzweifelte Frage nicht zu beantworten, war ja auch nicht fair. Harry hatte so schon genug Angst, ihn im Unklaren zu lassen, war noch gemeiner. „Ich werde es dir erklären“, versprach er sanft und strich über dessen Haare. „Nachdem du etwas gegessen hast, du hast seit gestern Mittag nur noch geschlafen.“ Harry sah den Anderen an, nickte aber dann. „Erschrick nicht, ich ziehe die Flügel ein,“ erklärte Tom, er gab Harry noch einen kurzen Moment, dann öffnete er den sicheren Kokon, spannte seine Flügel ein weiteres Mal, zog sie dann wieder in seinen Rücken ein. Er sah, wie Harry regelrecht zusammen zuckte, als sein kleines, persönliches Versteck verschwand und damit ein Teil der Wärme. Harry schauderte, als das Halbdunkel auf ein Mal verschwand. Es war, als würde ihn mehr Realität treffen, sein Hirn schrie noch lauter, dass es Selbstmord war, dem Anderen zu vertrauen, denn gleichzeitig war es ihm ja inzwischen relativ gleich, wenn er tot war. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er wirklich froh sein sollte, dass er lebte. Doch immer noch hielt der Ältere ihn fest in den Armen und sein Teddy war auch da. Nun sah er auch wieder Regulus da liegen, der sich auch langsam streckte und aufsah. „Hi, ihr Beiden. Seit wann seid ihr denn wach?“ „Noch nicht zu lang“, gab Tom zurück. „Ich wollte Frühstück ordern und Harry dann einige Dinge erklären. Er hat danach gefragt, “ fügte er an, als er den überraschten Ausdruck im Gesicht seines Mannes sah. „Aber ich habe ihm gesagt, dass das Alles Zeit bis nach dem Essen hat.“ Regulus nickte. „Ja, essen wir erst. Ich brauche einen Kaffee, um wach genug zu sein, “ fügte er an. „Ja, das wäre mir sehr lieb“, nickte Tom und bestellte etwas zu Essen bei den Hauselfen. „Ich möchte dich ansprechbar haben“, fügte er an, strich leicht über Harrys Seite. Der Jüngere klammerte sich immer noch an ihn, aber nun war dessen Verwirrung noch viel greifbarer, als vorher. Verwirrung über das, was Tom angedeutet hatte und mit Sicherheit auch über sein eigenes Verhalten, da er den Älteren nicht loslassen konnte, so panische Angst hatte er, verlassen zu werden. Erst, als das Essen kam, löste Tom sanft die verkrampfte Hand von seinem Hals. „Du wirst zumindest eine Hand zum Löffeln brauchen“, sprach er, deutete auf die Schüssel vor dem Jüngeren. Sie enthielt Rührei und daneben, auf einem Teller, lag frisches Weißbrot. „Keine Sorge, weder Regulus noch ich werden auf ein Mal verschwinden.“ Er griff erst nach seinem Sandwich, als er sah, wie Harry langsam begann, sich seinem Essen zu widmen. Immer noch sichtlich unsicher, ob das Alles ein schlechter Scherz oder ein Traum war, aber er schien genug Hunger zu haben, um es darauf ankommen zu lassen, ob es verschwand und er war sichtlich erleichtert, als er das Ei dann wohl auch im Mund noch schmeckte. Harry aß nur langsam, zögerlich. Eigentlich sollte er verlangen, runter gesetzt zu werden, zeitgleich wollte er aber, dass der Ältere ihn nicht losließ, ihm nicht die Wärme nahm, die er gerade im Moment spürte. Also wanderte sein Blick immer wieder zu der Hand, die auf seinem Bauch lag, während sein Hirn ihn wegen seiner einmaligen Dummheit scholt, die sich mal wieder im hohen Grade bemerkbar machte. Doch er konnte nichts dagegen tun, auch, wenn seine Vernunft ihm sagte, wie dumm das war, ein wesentlich größerer Teil von ihm wollte bleiben, wo er war, sich noch eine Weile fühlen können, als wäre er nicht mutterseelenallein auf der Welt. Tom spürte die Gedanken seines Sohnes und automatisch verstärkte er seinen Griff. Er sah in die fragenden Augen des Anderen, formte ein stummes ‚später’ mit den Lippen und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Er war mit dem Essen längst fertig, so, wie Regulus auch, doch Harry tat sich sichtlich schwerer damit. Er aß auffällig langsam, wie schon am Tag zuvor, als müsse er sich bei jedem Löffel davon überzeugen, was er da im Mund hatte. Das war noch was, was er überprüfen musste. Er wartete geduldig, bis sein Sohn offensichtlich keinen Hunger mehr hatte, ließ die Tabletts anschließend verschwinden. Nervös wandte Harry sich um, sah den Anderen an, der ihm eine Antwort versprochen hatte, eine Erklärung. Tom lächelte etwas. „Weißt du, was ich bin? Du hast meine Flügel gesehen, “ setzte Tom schließlich an. Harry schüttelte verwirrt den Kopf, nicht ganz verstehend, was der Andere wollte. Ja, sicher hatte er die Flügel gesehen, na ja, eher gespürt, aber gewundert hatte er sich nicht, sie waren ihm viel zu natürlich vorgekommen. „Ich bin ein magisches Wesen“, erklärte Tom ruhig. „Aenuin werden wir genannt, eine Legende besagt, wir wären die verbotenen Kinder der Erzengel, verboten, weil wir außergewöhnliche Kräfte haben, verglichen mit Anderen. Wir sind auch Wandler, immer, wenn einer von uns beschlossen hat, etwas zu ändern, wandelt sich die Zeit und eine Neue beginnt. Aenuin haben Flügel, offensichtlich, große Kräfte und sie gelten als Besonderheit, wir können auch ein sehr langes Leben haben, wir altern anders, als Andere und mit uns unsere Gefährten, darum sehe ich auch noch so jung aus, obwohl ich kaum jünger bin, als Dumbledore. Und ich werde lange so aussehen.“ Verwirrt rieb Harry sich den Kopf. Was hatte das mit alledem zu Tun? Damit, dass die Potters nicht seine Eltern sein sollten? Er verstand es nicht! Warum erzählte Voldemort ihm stattdessen, was er für ein Wesen war?! „Es gibt zwei Arten Aenuin“, erklärte Tom leise weiter. „Die Dominanten und die, die es nicht sind. Dominante sind meist männlich, sie sind auf Niemanden angewiesen, sie könnten theoretisch sogar den Tod ihres Gefährten überleben. Sie können, wie ich es getan habe, ohne ihre Eltern aufwachsen, ohne, dass es Folgen gehabt hätte. Aber es gibt auch nicht dominante Aenuin, oft sind es Mädchen, manchmal auch Jungen. Sie haben es schwerer, ab ihrem sechzehnten Lebensjahr sind sie auf ihren Aenuin – Elternteil angewiesen, um sie zu erden, wenn man es so sehen will, sie können die Eltern erst verlassen, wenn sie ihren Gefährten gefunden haben, der dieses Erden für sie übernimmt, das gilt vor allem für männliche, nicht dominante Aenuin.“ Tom strich leicht über Harrys Hand. „Diese submissiven Aenuin sind nicht schwächer, als die Dominanten, es ist eher das Gegenteil der Fall. Sie haben so viel Magie, dass sie die Dominanten oder eben ihren Gefährten brauchen, um etwas dieser Magie umzuleiten, weil ihre Körper den Machtstau nicht lange aushalten würden.“ „Warum... ist das wichtig?“, fragte Harry müde. Es war sicher eine interessante Geschichte und Hagrid und Luna würden sich auf so was stürzen, aber er sah den Zusammenhang zu all dem nicht, was der Andere vorher angedeutet hatte. Tom seufzte leise, deutete dann auf Regulus. „Der Bruder von Sirius ist mein Gefährte,“ erklärte er weiter. „Wusstest du, dass auch in den Reihen der Blacks magische Wesen waren? Dämonen. Sirius und Regulus haben diese Gene geerbt. Der Grimm war nicht die Animagusfigur von Sirius, sondern ihr magisches Wesen, sie sind wirklich zum Teil Dämonen. Regulus?“ Der nickte, schloss die Augen und saß kurz danach als Grimm auf dem Bett. Allerdings war er nicht rein schwarz wie Sirius, sein Fell war eher dunkelgrau. Er stupste seinen Sohn mit der Schnauze an und war begeistert, als das dann doch ein kleines Lächeln auf das Gesicht des Jungen zauberte. Erst dann transformierte er sich zurück. „Wir sind Halbdämonen, nur so konnte Sirius Azkaban so lange so unbeschädigt überstehen und man hätte ihn auch nicht so leicht umbringen können, wäre er nicht in den Bogen gestürzt.“ Überrascht starrte Harry den Bruder seines geliebten Paten an, er konnte das nicht fassen. Dämon? Warum hatte Sirius ihm das nie erzählt? Aber selbst das klärte noch nicht, was das mit ihm zu Tun hatte? Und... wenn das da Sirius’ Bruder war, warum hatte der seinem Bruder nie gesagt, dass er lebte? Er erinnerte sich noch gut daran, als er Sirius damals gefragt hatte, warum er so traurig war, wenn er den Stammbaum ansah, ob es war, weil sein Name ausgebrannt war und er den Kopf geschüttelte und gesagt hatte, er habe nicht gut genug auf seinen kleinen Bruder geachtet und nun sei er tot. „Tom, erklär es ihm endlich, er versteht doch gar nichts“, tadelte Regulus ungehalten. „Auf Einzelheiten können wir später kommen, er ist vollkommen verwirrt.“ „Wie will er verstehen, wenn er die Einzelheiten nicht kennt?“, argumentierte Tom strich leicht über Harrys Hand. „Dämonen haben manchmal die Fähigkeit, Kinder zu gebären, auch, wenn sie eigentlich Männer sind. Und Regulus ist einer dieser sogenannten Träger, was wir beide nicht wussten, als wir uns kennen gelernt haben.“ Er atmete tief durch. „Etwas mehr als ein Jahr bevor die Potters umgebracht wurden, wurde Regulus schwanger. Wir haben es erst sehr spät gemerkt, weil wir das nicht für möglich gehalten haben. Ich habe dann raus gefunden, dass Dumbledore mit Regulus’ Gedächtnis gespielt hat, um ihm das Wissen um seine Herkunft zu nehmen, um die Kraft, die er eigentlich hat. Ich wollte nicht, dass er in Gefahr gerät und habe ihn von England, wo er sich nach seinem vorgetäuschten Tod aufgehalten hat, nach Frankreich gebracht, wo er sich auch frei bewegen konnte. Da ist unser Sohn zur Welt gekommen. Wir waren so stolz auf ihn, er war ein kleines, süßes Baby, aber es ist kaum ein Monat vergangen, da wurde unser Haus überfallen.“ Kurz schloss Tom die Augen, er hatte selbst jetzt, Jahre später, noch Probleme darüber zu sprechen, denn er selbst hatte es versaut. Er hatte nicht aufgepasst und Regulus allein der Gefahr überlassen. Er spürte die Hand seines Geliebten, die seine Schulter sanft drückte, dann dessen Stimme, die die Geschichte weiter erzählte. „Ich bin damals schwer verletzt worden und in der Wiege meines Kindes lag ein toter Junge mit eingeschlagenem Schädel. Ich habe geschrieen, dass das nicht mein Baby wäre, aber Alle dachten, es wäre tot. Und irgendwann habe ich es selbst geglaubt. Seit diesem Tag war Niemand mehr in diesem Haus in Frankreich, obwohl es wirklich schön ist. Es waren zu viele Erinnerungen dort. Ich habe mich in den Süden zurück gezogen, Tom hat sich immer mehr in seinen Krieg verbissen. Ja, er wusste von der angeblichen Prophezeiung, aber er kannte Trelawney und hat nie auch nur ein Wort von all ihrem Gerede geglaubt. Es kam ihm komisch vor, dass eine Säuferin, die nicht mal das Wetter richtig vorher sagen kann, auf ein Mal etwas so Wichtiges sehen konnte, außerdem führt Tom keinen Krieg mit und gegen Kinder. Er hat das Thema einfach fallen lassen. Zu Halloween hat er mich besucht, er war nicht mal im Land, als er durch Lucius von seinem eigenen Tod erfahren hat. Glaub mir, so ein dummes Gesicht habe ich auch mein Lebtag lang noch nicht gesehen.“ „Er...war nicht da?“, fragte Harry, er zitterte immer stärker, ohne zu verstehen, warum. „Du hast meine... die Potters nicht umgebracht?“ Tom schüttelte den Kopf. „Nein, sie waren mir nie wichtig genug, um mich auch nur da hin zu bewegen,“ gab Tom zurück. „Aber ich muss zugeben, ich habe herzlich gelacht, als die Geschichte kursierte, wie du mich umgebracht haben sollst, vor Allem das mit der Narbe vom Avada. Der hinterlässt keine Narbe, das verspreche ich dir. Ich bin oft genug damit traktiert worden. Er tut höllisch weh, aber er hinterlässt keine Spuren.“ Sanft drückte er den Jungen fester an sich, packte ihn in eine Decke, da der ja wie Espenlaub zitterte. „Wer... war es dann?“ „Das wissen wir nicht,“ gab Regulus zurück, er nahm Harrys Hand in seine, strich leicht darüber. „Aber Tom meinte, es war Dumbledore selbst, sein bester Mann, James war seine persönliche Lieblingsspielfigur, hat ihn irgendwann genervt. Vielleicht hat er dem Alten widersprochen und da hat er beschlossen, dass er James vernichtet, er hat noch nie gut auf Leute reagiert, die eigenständig denken.“ „Oder es war ein Bauernopfer, um die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, in der Hoffnung, dass ich endlich etwas tue, was ihm verrät, wo ich bin. Aber ich habe still gehalten, du warst ein Kind, du hast mich nicht interessiert. Ich fand nur zutiefst lächerlich, was in den Zeitungen stand.“ Immer noch sah Harry die Beiden verständnislos an. Er verstand nicht, was all das mit ihm zu Tun hatte. Gut, er war sich sicher, dass nicht Voldemort seine Eltern umgebracht hatten, von denen er sagte, dass sie nicht seine Eltern waren, aber das erklärte nicht, warum die Beiden ihn festhielten! Regulus seufzte, als er die vollkommene Verwirrung erkannte. Er hob den Kopf seines Sohnes an. „Vor einigen Tagen hat Severus dich schwer verletzt gefunden, du hast nicht richtig geatmet, unter dir war Alles voller Blut, aber Wunden konnte er keine finden, er wusste, dass die unter magischen Schilden versteckt sein mussten und er wusste, dass nur Wenige in der Lage sind, solche Schilde so stark zu beschwören, dass er sie nicht brechen kann. Also hat er dich hierher gebracht und ein sogenannter Heilerzirkel hat die Zauber gebrochen. Alle, wie sich rausgestellt hat. So konntest du versorgt werden und noch was ist ans Tageslicht gekommen.“ Ah, nun wurde es interessant, stellte Harry fest, sah die beiden Männer kurz an. „Was?“, fragte er leise, bewegte aber seinen Kopf etwas, um dem Griff zu entkommen, ihm waren diese Berührungen unheimlich. Er wollte sie irgendwie aber noch viel mehr machten sei ihm Angst. Kurz wechselte Tom mit Regulus einen Blick, dann sprach er einen kleinen Zauber, ließ einen Handspiegel entstehen. „Du siehst weder James Potter noch Lily Evans auch nur im Entferntesten ähnlich, du hast dein Leben lang unter magischen Rüstungen und Zaubern gestanden. Deine Augen gewöhnen sich immer noch daran, dass sie keine Brille brauchen. Du hast auch keine grünen Augen und keine Locken. Von keinem von uns. Um ehrlich zu sein hast du eine erstaunliche Ähnlichkeit mit deinem Onkel und mir, als wir jünger waren,“ fügte Regulus an, nahm dem Älteren den Spiegel ab und hielt ihn seinem Sohn hin. Was?! Harrys ohnehin überfordertes Hirn versuchte, die Bedeutung dieser Worte zu begreifen. Er sah nicht aus, wie ein lebendes Double von James Potter mit Lilys Augen? Hatte man ihm nicht einmal mehr sein Aussehen gelassen?! Wie war das geschehen und...? Moment! Abrupt wandte er sich Regulus zu, starrte ihn an. „Onkel?“, flüsterte er. „Ja,“ gab Regulus leise zurück. „Onkel. Sirius war dein leiblicher Onkel. Darum hast du ihm immer vertaut, magische Wesen spüren die Verbindung zur Familie, sie wissen, ob sie verwandt sind oder nicht, es ist eine genetische Sache,“ erklärte er. „Und ich habe dich auf die Welt gebracht,“ fügte er an, strich sich eine Träne aus den Augen. „Ich habe dich gehalten, als du noch klein warst, ich habe dich so geliebt und... als ich dachte, du wärest tot! Ich... es gab Tage, da wusste ich nicht, wie ich weiter machen soll!“ Harry spürte, wie der Andere ihn aus Voldemorts Armen zog, ihn an sich drückte. Es machte ihm Angst, er wollte sich frei kämpfen, wollte zurück zu dem Anderen, doch wieder klammerte sich sein verrätersicher Körper an den anderen Erwachsenen, während die Tränen zu fließen begannen. Wollten diese Beiden ihm da gerade klar machen, dass sie seine Eltern waren? Dass er gar kein Waise war, dass er eine Familie hatte, die ihn liebte, er, der Freak, der nur Allen im Weg war?! Warum konnte nur Sirius nicht da sein...? Tom ließ seinen Mann gewähren, wusste er doch, wie sehr der sich zurückgehalten hatte, als er ihn auf dem Arm gehalten hatte. Er strich nur weiter über Harrys Haare, vor Allem, da er spürte, wie zerrissen der Junge war. Kein Wunder, das Band zu Regulus schien noch weit davon entfernt, sich zu regulieren. Im Gegensatz zu seinem. Vielleicht, weil er nicht ganz so irrational handelte, wie Regulus es in dem Moment tat. „Wir sind deine Eltern,“ bestätigte er dem Jungen seine Vermutung. „Daran besteht kein Zweifel, wären wir es nicht, hättest du damals nicht mal die Nacht überlebt, meine Magie im Heilerkreis hat dich am Leben erhalten. Severus hat einen Abstammungstest mit dir gemacht, du bist unser Sohn.“ Er sah auf den Spiegel, der noch immer ungenutzt auf der Bettdecke sah. „Hätte ich das auch nur geahnt, hätte ich dich schon lange geholt und dir das Alles, was du durchgemacht hast, erspart, aber mir ist nicht mal die Vermutung gekommen, dass ausgerechnet Harry Potter, der goldene Junge von Gryffindor, mein Kind sein könnte. Ich habe nie gewagt, anzunehmen, dass du noch lebst...“ „Nein!“, rief Harry. Nein, das konnte nicht sein! Es durfte nicht Alles eine Lüge gewesen sein, was man ihm erzählt hatte, sein ganzes Leben war vollkommen sinnlos gewesen! „Nein,“ flüsterte er, krallte sich an dem Mann fest, der ihn hielt. „Das kann doch nicht sein, nein, nein, nein!“ Regulus sah seinen Mann hilflos an, während er Harry hielt, der Junge klammerte sich an ihn, rief allerdings auch immer wieder, dass das nicht sein könne. „Was sollen wir tun?“, fragte er leise. Warum konnte ihr Sohn sich nicht einfach freuen, wie er es tat? „Nichts,“ gab Tom zurück. „Er wird sich beruhigen. Wir haben ihm gerade den Boden unter den Füßen weggezogen, er hat ein Recht darauf, so zu reagieren, sein Leben war eine einzige Lüge und Jeder hat ihn benutzt. Wir sind einfach weiter für ihn da, dann wird es sich langsam geben.“ Regulus seufzte leise und nickte. Er würde Alles tun, seinem Kind diese Last von den Schultern zu nehmen, aber wie hätte er das machen sollen? Es war einfach nicht möglich, so sah es doch aus. Er konnte Ryder nur helfen, diese Last zu tragen und irgendwann zu bewältigen, damit er glücklich werden konnte. „Es ist gut,“ sprach er leise auf seinen Sohn ein. „Dir wird nichts mehr passieren, Niemand wird dich ausnutzen, du bist sicher, dein Vater und ich werden uns um Alles kümmern. Du musst keinen Krieg mehr kämpfen. Du bist ein Kind...“ Harry schniefte, während seine Tränen immer weiter flossen, er wusste nicht, was er denken sollte. Wieder half ihm sein Hirn mit Kommentaren wie, dass das doch Alles nur Lügen seien, dass die Beiden ihn fallen lassen würden, sobald er ihnen nichts mehr bringen würde, doch zeitgleich war da eine weitere Stimme, die ihm vergewisserte, dass keiner der Beiden log und dass sie ihn wirklich nur schützen wollten. Was er gleich noch weniger verstand. Er war sicher nicht der Sohn, den ein Vater haben wollte, er war schwach und nicht in der Lage auf sich selbst zu achten, immer steckte er in Schwierigkeiten! Er konnte den Anderen doch nicht glauben und wenn er es noch so wollte, doch trotzdem schaffte er es nicht, seinen eisernen Griff zu lösen, mit dem er sich an Sirius’ Ebenbild klammerte. Tom sagte nichts, er beobachtete die Beiden eine Weile, als es klopfte. Er sah, dass Harry heftig zusammenzuckte, drückte kurz dessen Schulter. „Vielleicht Severus, um nach deinen Wunden zu sehen,“ erklärte er, trat zur Tür und hob eine Augenbraue. Ja, Severus war da, doch da war auch Lucius. Er ließ beide Männer hinein, sah aber zu Regulus, der seinen Sohn in den Armen hielt. „Was führt dich hierher?“, fragte er mit relativ ausdruckslosem Gesicht, während er sah, wie der Tränkemeister und Heiler leise mit Regulus, dann auf Harry einredete, der sich nicht von seinem Mann lösen wollte. Wohl einfach nicht wissend, wer das schlimmere Übel war. Severus oder der Andere. Er spürte, dass der Junge zu ihm zurück wollte, doch er musste sich auch an andere Leute um sich herum gewöhnen. „Drei der Leute sind wieder da,“ erklärte Lucius, der überrascht über das Bild war, was sich ihm bot. „Diese Muggelfamilie. Sie sitzt in getrennten Kerkerzellen und kreischt vor sich hin. Ich wollte weitere Anweisungen.“ Erneut sah Tom zu seiner kleinen Familie. „Ich werde ihnen höchstselbst einen Besuch abstatten, mit Severus, Remus und dir, damit Harry nicht allein hier ist, wenn er aufwacht.“ Er strich sich über seine eigenen Haare, stellte fest, dass er noch nicht mal angezogen war. „Wir treffen uns in zwei Stunden in den Kerkern.“ „Sehr wohl,“ nickte Lucius, sah dann wieder zu dem immer noch offensichtlich weinenden Jungen. „Wie geht es ihm?“ „Nicht sonderlich, er ist durch den Wind, vor Allem, weil er gerade erfahren hat, dass wir seine Eltern sind.“ Er seufzte etwas. „Er ist auch hin und her gerissen. Sein Verstand dürfte ihm sagen, dass er sich dumm benimmt, seine Instinkte sagen, dass Alles in Ordnung ist, das muss einem ja Kopfweh verschaffen.“ „Wir werden da sein,“ versprach Lucius, sah dann, wie sein Boss ins Bad verschwand. Kapitel 7: Ein netter Besuch... ------------------------------- Zufrieden inspizierte Remus das neue Heim seines Rudels. Sein Beta und zwei Andere hatten für gut ausgestattete Räume gesorgt, Niemand rannte mehr in Lumpen herum, hier konnten sie zeigen, dass sie Geld hatten, er hatte ihnen Allen zu etwas davon verholfen. Genug, dass Jeder sich eine ordentliche Garderobe und eine Schulbildung für seine Kinder leisten konnte, sowie Trankzutaten und medizinischer Behandlungen. „Haben die Ersten Jobs gefunden?“, fragte er dann. „Ja, Alpha,“ antwortete Marie, sah auf ihre Liste. Fünfundzwanzig Leute, vier davon bei Muggeln, einer in einer Bank, zwei in Geschäften, einer als Inspektor für Gesundheit. Danes hat eine kleine Heilerpraxis eröffnet, in der auch Bess und Tamara als Chiropraktikerinnen und Masseusen arbeiten. Vier Leute wurden in Aurorenstaffeln aufgenommen, um Schwerverbrecher aufzuspüren, drei sind in Sucheinheiten untergebracht. „Die Kinder?“ „Einige gehen in Vorbereitungsschulen, mehrere haben es nach Durmstrang geschafft, drei gehen in Muggelkindergärten, die Anderen werden hier unterrichtet. Alle haben neue Kleidung und es wurde ein großes Spielzimmer eingerichtet, mit massig Spielsachen, sie nennen es ihr Paradies,“ fügte die Frau lächelnd an. Auch ihre eigene kleine, gerade zweijährige Tochter spielte gerade dort. „Ist genug Brennstoff für den Winter da? Wie sieht es mit den Vorräten aus?“ „Der gesamte Keller ist voll, über die Hälfte mit einer Muggelerfindung, gepresste Sägespäne, sie sind billig und brennen länger, als normales Holz. Es sollte auch locker über einen extrem harten Winter reichen. Vorrätig haben wir bisher viel Mehl, Zucker, Kaffe, Tee, Nudeln, Dosen und Gewürze, außerdem wurden mehrere Hühner gekauft, so, dass wir den Bedarf an Eiern zu einem guten Teil selbst decken können, zu Vollmond sind die Tiere in einem sicheren Raum, so, dass wir sie nicht anfallen werden, Schweine haben wir auch, sowie Kühe, damit wir relativ selbstständig bleiben können.“ Remus nickte zufrieden. Selbstständigkeit war für Werwölfe etwas sehr Wichtiges, die Vergangenheit hatte sie gelehrt, dass sie damit am weitesten kamen. Außerdem waren die Winter gerade hier sehr hart, so, dass er verhindern wollte, dass man unnötig nach Draußen musste, um einzukaufen. „Dann sind wir gut in der Zeit,“ nickte er. Es mochte erst Ende September sein, aber da sie hier nicht mit Flucht rechnen mussten, hatte er die Hoffnung, dass dieser Winter mal ein Angenehmer sein konnte. „Alpha?“ „Was, Marie?“, fragte er, während er sich die Bücher ansah, die für die Bibliothek beschafft worden waren. Lehrbücher für Kinder, Romane, andere Dinge. Ja, hier konnte man sich wohl fühlen und er hoffte, dass er mit seinem Rudel wirklich hier bleiben konnte. „Wie geht es dem Jungen?“ „Besser,“ lächelte Remus. „Viel besser, er liegt nicht mehr im Sterben, er macht, denke ich, Fortschritte, körperlich ist er wieder gut dabei. Er wird brauchen, bis es ihm wirklich besser geht, aber er wird es schaffen, er hat etwas, das er schon immer haben wollte – eine Familie, die für ihn da ist. Das ist mehr, als er sich je zu wünschen gewagt hat.“ „Das freut mich zu hören,“ lächelte Marie. „Wird er uns hier besuchen?“ „Das hoffe ich doch!“, grinste Remus. „Ich habe ihm ein Zimmer bei Meinem richten lassen,“ erklärte er. Dann aber wurde er ernst. „Es wird allerdings eine Weile dauern, bis seine Eltern bereit sein werden, ihn aus den Augen zu lassen. Bis dahin werde ich noch bei ihnen wohnen, Harry kennt mich eher als sie, ich will nicht, dass er panisch wird oder er denkt, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will, nur weil seine Eltern sich nicht als seine Eltern raus gestellt haben.“ „Natürlich, Alpha,“ nickte die Frau, immerhin war ihr Anführer jeden Tag stundenlang hier, genug, um Alles zu organisieren und wer wollte sich schon mit diesem Mann anlegen? Remus war viel zu stark, er hatte schon drei Herausforderer getötet, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten! Wo er das gelernt hatte, wusste niemand, nur, dass er es konnte, dass sie einen der stärksten Alphas überhaupt haben mussten, denn noch nicht mal Grayback hatte ihn herausgefordert. Obwohl sie praktisch Tür an Tür lebten. Remus nickte und sah zu wie Marie eine Notiz machte, gerade, als ein schimmernder Adler durch die Wand schoss. Aha? Was war das denn? Ein Patronus, sicher, aber wessen? Der des Lords war ein Silberrücken, ein Berggorilla, der von Snape war ein Walross und der von Black ein Schwan. Einen Adler hatte er noch nicht gesehen. „Sofort zu den Kerkern,“ lautete die Botschaft, gesprochen von einer arroganten, befehlsgewohnten Stimme. Ah, also Lucius Malfoy, vermutlich im Auftrag von Tom. „Ich muss los,“ erklärte er freundlich. „Irgendwas wird passiert sein.“ „Natürlich,“ nickte Marie. Gerade, als Tom in die dunklen, muffigen Kerker trat, sah er, wie auch Lupin zu ihnen stieß, angezogen mit einer einfachen Jeans und einem schwarzen, dünnen Rollkragenpullover. Mit einem knappen Nicken grüßte er den Werwolf, trat dann zu Severus und Lucius. Er hatte erst sicher sein wollen, dass sein vollkommen überforderter und verstörter Sohn einschlief. Regulus hatte Diesem erst mal zu einem Bad verholfen, nun, wo die Verbände nur noch an zwei Stellen nötig waren. Doch Harry hatte wieder Hilfe gebraucht, er war zu schwach, um selbst längere Strecken zu laufen. Wobei längere Strecken mehr als einige Schritte waren. Und selbst die waren für den Jungen noch ein Hindernis. Doch dann, nach viel gutem Zureden und den Versicherungen, dass sie Beide, Regulus und er, immer noch da sein würden, wenn er aufwachen würde, hatten sie den erschöpften Jungen dazu bekommen, etwas zu schlafen, einige Stunden, bis zum Mittag oder Abendessen zumindest. Erst, als Harry fest eingeschlafen war, hatte er seinen Mann mit dem Jungen allein gelassen, wobei er das auch nur mit dem Argument geschafft hatte, dass Regulus nicht erst Antworten haben wollte, sondern mit Sicherheit erst mal diese Leute umbringen würde. Nicht, dass er vorhatte, Gnade walten zu lassen, doch er wollte erst genau wissen, was sein Sohn durchlitten hatte, bevor er eine Strafe aussprechen würde. „Lucius, Remus, ihr bleibt hier draußen stehen, ich werde einen Zauber nutzen, der es euch möglich macht, zuzusehen und ich kann euch hören, wenn ihr mir sagen wollt, dass ihr noch andere Fragen an die Delinquenten habt, Severus, du kommst mit.“ „Warum darf er mit und ich nicht?!“, regte der Werwolf sich auf der Stelle auf. „Weil ich keine Lust habe, dass ein aufgebrachter Werwolf meine Beute zerfetzt, bevor ich mit ihr fertig bin! Und Severus hat das Veritaserum, außerdem kann er sich beherrschen, das kann ich weder von Werwölfen noch von Lucius behaupten, sobald es irgendwas gegen seine Familie gibt!“ Severus hob eine Augenbraue, dann nickte er. „Luc, es ist einfach gesünder.“ Der Blonde ballte seine Fäuste, nickte dann. „Gut,“ gab er unwillig nach. Er hasste es, nicht dabei sein zu können, doch er akzeptierte es auch. Wenn Tom etwas beschloss, würde es so oder so gemacht werden, egal, wie er sich wehrte. Da konnte er die Entscheidung auch einfach hinnehmen, das war leichter. „Gut,“ nickte Tom, er schickte dem Werwolf einen warnenden Blick, dann betrat er mit dem Tränkemeister die Zelle, ließ die schwere, eiserne Tür durchscheinend werden, ohne, dass sie deswegen weniger stabil sein würde. Erst dann blickte Tom an die Wand – und musste sich wirklich zurückhalten, nicht wieder raus zu gehen, so angewidert war er. Da an der Wand hing ein Fettkloß, vollkommen verschwitzt, immer noch brüllend und mit Polizei drohend und doch hatte er sich vor Angst schon selbst in die Hose gemacht. Es roch eklig nach Urin und Schweiß und das, wo der Mann nicht mehr als drei oder vier Stunden hier sein konnte. Pah! Muggel! Nichts hielten die aus! Sie konnten nur auf Schwächeren herumschlagen! Auf Unschuldigen, auf einem ohnehin schon verletzten und verängstigten Kind! „Guten Tag,“ säuselte er daher, übermäßig freundlich und zuvorkommend, während er den Mann abschätzend musterte. „Ich bin Tom, aber man nennt mich auch die Plage der Menschheit, Voldemort, einen Irren, einen Mörder oder einen dunklen Lord.“ „Mörder! Freak! Ihr gehört Alle umgebracht! Ihr... ahhhhh!“ „Das war sehr, sehr unhöflich,“ lächelte Tom nur, er beobachtete, wie eines der Hosenbeine von dem schwabbeligen Bein rutschte und er überlegte sich ernsthaft, wie man mit so was überhaupt laufen, geschweige denn, Treppe steigen konnte. Über die weiße Haut, von der eklig die dunklen Haare hervorstanden, bildete sich eine blutrote Linie, aus der dann die Flüssigkeit zu rinnen begann. „Polizei! Sie werden Sie erschießen!“ „Mich? Erschießen?“, fragte Tom amüsiert. „Die würden mich nicht mal erkennen, wenn ich vor ihnen stehe! Und du, du ekliger Fettsack, hältst nichts aus! Du schreist jetzt schon, dabei habe ich noch nicht mal angefangen! Denn du hast einen Fehler gemacht, du hast ein Kind geschändet, es gequält und geschlagen!“ „Ich schlage keine Kinder!“, dröhnte Vernon, sich keiner Schuld bewusst. „Ich habe meinen Duddy nie angerührt!“ „Harry James Potter,“ gab Tom dem Anderen, gespielt freundlich, einen Hinweis. Sofort verzog sich Vernons Gesicht: „Das ist ein Freak! Ein Teufel, ein Dämon! Ich hätte ihm den Hals umdrehen sollen, in dem Moment, wo er auf meiner Tür abgelegt worden ist, wie der Müll, der er war! Ist er endlich verreckt? Und sollten Sie mir nicht die Füße dafür küssen?!“, brüllte Vernon. Ja, er hatte immer noch Angst, aber vor Allem war er sauer, auf diesen Freak angesprochen zu werden, der für genau gar nichts gut war in seinen Augen. Blitzschnell wandte Tom sich um, rammte dem Fettsack seine Hand in den Bauch, die richtig in den Fettschwabbeln versank. „Falsche Antwort,“ erklärte Tom anschließend freundlich lächelnd. „Denn der Freak, den Sie da gerade beschimpfen, ist mein Sohn, den man mir aus der Wiege geklaut hat!“ „Und?“; fragte Vernon, auch wenn ihm übel war und er eigentlich wusste, dass er was Dummes tat, fuhr er fort, sicher, davon zu kommen. „So einen Freak los zu sein, muss doch ein Tra...ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!“ „Niemand, absolut Niemand beleidigt mein Kind,“ lächelte Tom kalt, bevor er seine Hand wieder sinken ließ. Er hatte einen crucio abgeschossen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, „Und schon gar kein in die Hose pissender, unbeherrschter, fetter, hässlicher Muggel!“ „Tom,“ schaltete Severus sich ein. „Wolltest du noch Infos von ihm, oder nur spielen? Nicht, dass ich deinen Spaß abgraben will, aber so weit wäre auch Lupin oder Lucius gekommen. Du bist kurz davor, ihn umzubringen,“ fügte er an. „Und der Wolf kurz davor, die Tür auszuhebeln.“ Erst das machte Tom darauf aufmerksam, dass seine Fingernägel sich zu Krallen entwickelt hatten und das Ziehen in seinem Rücken machte ihm klar, dass seine Flügel auch kurz vor ihrem Durchbruch standen. Aber als er den Fettsack gesehen hatte, hatte er auch wieder den Körper seines Sohnes gesehen, der kaum noch eine einzige Stelle mit heiler Haut aufgewiesen hatte, als sie die magischen Rüstungen gesprengt hatten. „Severus, gib ihm das Zeug,“ befahl Tom daher. Severus nickte knapp, er trat zu dem Mann, packte die Haare des Fettsackes und zwang ihn, einige Tropfen des Wahrheitsserums zu schlucken. Wobei es ihn schlicht ekelte, den Kerl anzufassen. Er merkte, wie das Toben nachließ, schließlich verklärten sich dessen hässliche Schweineaugen. „Es wirkt.“ Tom nickte, sah den Mann an. „Was ist mit dem Kind geschehen, nachdem es auf der Türschwelle abgelegt wurde?“ „Ich habe ihn in den Putzschrank geworfen, meine Frau hat ihm zwei Flaschen am Tag gegeben, er war zu Nichts nutze und er hat uns nur Platz und Zeit weggenommen, egal, was dieser andere Freak uns dafür bezahlt hat,“ gab Vernon, nun mit vollkommen monotoner Stimme zurück. „Sie wurden bezahlt?“, übernahm Severus auf ein Mal das Verhör, er sah Toms Augen sprühen, schaffte es aber, den Anderen aus dem Weg zu manövrieren „Von einem der Freaks, er hat auch dafür gesorgt, dass ich beruflich aufgestiegen bin.“ „Wann haben Sie den Jungen das erste Mal geschlagen?“ „Er war zwei und hat Dudley sein Fläschchen mit seiner Freakerei weggenommen,“ kam es monoton zurück. „Und er hatte nichts zu Trinken verdient, er war zu dumm, mit einem Lappen einen Boden aufzuwischen!“ „Er musste mit Zwei Hausarbeiten erledigen?“ „Er war doch sonst zu Nichts gut! Er hat uns Platz weggenommen! Er hat versucht, meinem Duddey die Spielsachen zu rauben! Er hat versucht, sein Freaksein auf uns auszubreiten! Ich habe nur getan, was richtig war!“ „Haben Sie ihn krankenhausreif geprügelt?“ „Oft.“ „Warum wurde er nie medizinisch behandelt?“ „Der andere Freak sagte, dass das nicht nötig sei, wenn er sich nicht mehr gerührt hat, habe ich ihn für ein paar Tage in seinen Schrank geworfen. Dann konnte er wieder putzen.“ „Wie oft bekam er zu Essen?“ „Alle zwei bis drei Tage, wenn er seine Aufgaben erledigt hat“, kam es kühl zurück. „Etwas Brot, manchmal schlechte Wurst und alten Käse.“ „Tom!“, zischte Severus genervt, er hielt seinen Lord zurück, als der einen weiteren Versuch startete, den Gefangenen einfach hier und jetzt zu töten. Gut, er hatte dasselbe Bedürfnis, aber er konnte sich zurückhalten. Er hatte gelernt, ein Mindestmaß an Beherrschung aufzubringen, vor Allem, de er es schaffte, sich vollkommen von dem Thema selbst abzukapseln, bis es sicher war, sich damit zu befassen. „Geh raus!“ „Bitte – was?!“ „Du bringst ihn um! Raus! Ich beende die Befragung!“ Lucius konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen, als sein Lord heraus ging und sich an die leuchtende Tür stellte, bei jedem weiteren Wort des Fettsackes wütender wurde. Nun, er selbst kochte wieder, denn das, was da ans Licht kam, hörte sich an, wie ein Foltertagebuch, abgesegnet von Dumbledore selbst. Bis hin zu der Folterkammer im Keller, mit Peitschen und anderen Mitteln., um ein Kind zu bestrafen, das mit zehn Jahren zu schwach und zu ausgehungert gewesen war, einen Topf zu halten, der vermutlich schwerer gewesen war, als Harry selbst zu dem Zeitpunkt. Und statt sich um die Verbrennungen durch die Suppe zu kümmern, hatte man ihn noch übel geschlagen. Zwei Wochen hatte der Junge dann halbtot in seinem Schrank gelegen, allein, ohne Alles, nur mit etwas Wasser. Allein gelassen im Glauben etwas Schreckliches getan zu haben. „Für dieses Schwein und seine brutale Familie ist der Tod zu gut“, knurrte der Aristokrat, der sich immer noch fragte, wie ein Junge so etwas hatte überleben können. Tom schlug gerade bei einer der Schilderungen gegen die Tür, die nicht so wirkte, als würde sie noch lange halten. Er konnte es nicht fassen! Was hatte dieses Kind eigentlich nicht durchmachen müssen? Wie konnte man ein Kleinstkind zur Hausarbeit abrichten? Ein Baby nur in den Schrank sperren und einfach liegen lassen, wie ein Stück Dreck?! Remus ging es nicht viel besser, er würde, wenn er könnte, diesen Dreckskerl umbringen. Doch er kam gegen diese Tür nicht an. Er musste weg gehen. Abrupt wandte er sich um, als ihm klar wurde, vor wie viel er den Anderen nicht hatte schützen können. Er musste weg, irgendwo hin, sich austoben, sich beruhigen. Er musste Harry helfen können und das ging nur, wenn er klar denken konnte. Lucius sah dem Werwolf hinterher, er wollte nicht Derjenige sein, der diesem Mann jetzt über den Weg rennen und quer kommen würde, denn dann würde es hässlich werden – für den Anderen. Er legte seine Hand auf Toms Schulter. „Geh“, bat er ruhig. „Wir beenden die Befragungen und bringen dir die Protokolle. Geh zu deinem Jungen, da bist du mehr Hilfe als hier. Und heut Abend unterhalten wir uns über eine wirkliche Strafe für diese Drei. Bitte, tu dir das nicht weiter an. Das macht es nicht besser.“ Tom atmete tief durch, dann riss er sich zusammen und wandte sich tatsächlich um. Er wusste, Lucius hatte Recht. Das hier würde es nicht bringen, es würde ihn nur weiter aus der Fassung bringen. Stattdessen kehrte er in seine Zimmer zurück, trat direkt ans Bett, wo Regulus, den schlafenden Jungen auf dem Schoß, ein Buch las. Automatisch setzte er sich, nahm Harrys Hand in seine und versuchte, sich zu beruhigen. „Tom?“, fragte Regulus leise. „Was ist los?“ Er klappte das Buch zu, zwang seinen Mann, ihn anzusehen. „Ich bin fast durchgedreht“, erklärte Tom leise, wandte seinen Blick wieder dem verstörten Jungen zu. „Was er durchgemacht hat – ich hätte es nicht ausgehalten. Ich wollte sie umbringen – alle. Severus hat mich davor angehalten.“ Er sprach leise, aber mit gepresster Stimme, die zeigte, unter wie viel Stress er noch immer stand. Schließlich hielt er es einfach nicht mehr aus. Vorsichtig hob er Harry auf seine Arme, drückte ihn an sich. Regulus sah seinen Mann an, eigentlich wollte er protestieren, doch er sah, wie sehr Tom seinen Sohn halten wollte und musste, um sich selbst zu beruhigen. Das, was der Ältere herausgefunden hatte, musste schrecklich sein. „Bringen sie nachher die Protokolle?“ „Ja“, nickte Tom, strich leicht über Harrys Haare und genoss das Gefühl, als der Arm, der nicht den Teddy umklammerte, sich wieder um seinen Hals legte. „Du solltest nur vorsichtig sein, wenn du liest, was dort alles steht. Es ist grausam.“ Regulus nickte, allein Toms Aussehen sagte ihm, dass es heftig sein musste, oder sein praktisch irrationales Verhalten, dass er sonst nie an den Tag legte. Im Gegenteil, der Andere war sonst immer die Ruhe in Person, selbst wenn alles Andere um ihn herum im Chaos zu versinken schien. „Er schläft“, erklärte Regulus seinem Mann. „Es geht ihm gut, er hat noch nicht mal schlecht geträumt“, versuchte er Tom zu beruhigen. „Ich weiß“, gab Tom leise zurück. „Ich weiß, er ist bei uns, er ist sicher, aber das heute war... der Abschuss, ich wusste nicht, dass man so grausam sein kann. Und mir sagen sie, ich wäre ein Miststück.“ Er drückte den Jüngeren fest an sich, strich über dessen Haare. „Regulus, ich fasse es nicht! Eine Folterkammer! Sie haben Harry gefoltert! Diese Abnormität, die da an meiner Wand hängt, hat meinen Sohn gefoltert! Weil er es so lustig fand, wie der Junge geschrieen hat!“ „Tom, um Merlins Willen, ruhig! Erschrick Ryder nicht!“, Regulus strich sanft über die Schultern seines Mannes. „Er ist so schon vollkommen durch den Wind, wenn wir in seiner Gegenwart schreien, wird es sicher nicht besser werden und er wacht am Ende auch noch auf. Wir sind da, wir kümmern uns um ihn und du hast diese Schweine, wir können sie leiden lassen, Jeden, der Ryder je ein Härchen gekrümmt hat...“ Das Zusammenzucken seines Sohnes brachte Tom dazu, sich sofort zu beruhigen. „Ich weiß“, gab er zurück. „Es... es war nur so heftig, sich das anzuhören und zu sehen, dass diese Leute denken, das Richtige getan zu haben.“ Regulus wusste, vermutlich würde er denselben Anfall gekommen, wenn er das alles las, aber nun galt es, Tom zu helfen. „Es sind dumme Idioten“, erklärte er abfällig. „Engstirnige Besserwisser, die ihre eigenen Kinder töten würden, wenn es ihnen hilft.“ „Wir sollten ihn wecken, es ist Nachmittag, er sollte etwas essen, meinst du nicht auch?“ Regulus lächelte. „Du hast Recht. Wecken wir ihn, dann kann er den Rest des Tages schlafen. Was meinst du? Sollten wir ihn morgen woanders hin bringen? Dass er nicht nur im Bett sitzt?“ Tom schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre noch zu viel für ihn, er ist noch hier in diesem Raum dauernd überfordert. Aber wir können ihm Bücher hinlegen und ich werde Lucius fragen, wo sein Fernseher steht, er hat einen Weg gefunden, Muggelgeräte mit Magie laufen zu lassen. Das würde ihm sicher gefallen. Mit allem Andern warten wir, bis er wieder fit genug ist, um allein das Bad zu erreichen.“ Er sah, dass Regulus nicht begeistert war, doch er nahm ihm ihren Sohn ab, wohl wissend, dass Harry bei ihm erst mal ruhiger bleiben würde. Erst dann weckte er Harry, indem er ihn ein wenig schüttelte. Nicht stark, nur einklein wenig, doch offensichtlich genug, um ihn aus dem Schlaf zu reißen. „Es ist Zeit, etwas zu essen“, erklärte er, nachdem die immer noch verängstigten Augen sich, zumindest für einen kurzen Moment, auf ihn richteten. Harry wollte nicht aufwachen, doch er hatte keine Wahl. Er sah kurz auf, schloss aber sofort wieder die Augen. Sein Verstand wollte erneut, dass er die Flucht ergriff, doch etwas in ihm zwang ihn sogar dazu, sich tiefer in die Arme des Mannes zu kuscheln, der sein größter Feind war, nicht zu vergessen, dass der Mann die komische Idee hatte, sein Vater zu sein. Weder sagten ihm Instinkte, dass dem so war, doch das machte ihm nur noch mehr Angst. Tom lächelte einfach nur und befahl eine Hauselfe, die Dinge zu bringen, die gebraucht wurden, gab Harry eine Phiole, erleichtert, dass er sie einfach nahm und schluckte, ohne eine Frage zu stellen, scheinbar hatten vorerst die Instinkte den Kampf gegen den Verstand gewonnen. Harry wusste nicht, was geschah, oder warum es geschah, schließlich stand eine Schüssel Suppe vor ihm und wieder bekam er einen Löffel in die Hand und auch, wenn er nur sehr langsam aß, verschwand das Essen nicht. Er musste sicher sein, dass das, was in seinem Mund war, nicht etwas Ekliges war, das war ihm schon mehrfach geschehen, so ein Risiko wollte er kein zweites Mal eingehen, auf gar keinen Fall. Nie wieder wollte er so was Ekliges im Mund haben... Als er satt war, ließ er den Löffel einfach in der Schüssel, kuschelte sich an den Mann, zu erschöpft, sich Gedanken darüber zu machen, was nun geschehen würde, was aus ihm werden würde, hier, beim dunklen Lord, er wollte einfach nur hier sein, in diesem trügerischen Gefühl von Sicherheit. Tom runzelte die Stirn, als er sah, wie wenig Harry gegessen hatte und wie lange es gedauert hatte, wieder hatte er beobachten können, wie vorsichtig der Junge bei jedem Löffel gewesen war, wie lang es dann gedauert hatte, bis er schluckte. Als würde es ihm Schmerzen bereiten. Er sollte noch mal mit Severus darüber reden. Er wollte nicht, dass sein Sohn körperlich in schlechterer Verfassung war, als unbedingt erforderlich. Er schaffte es auch, Harry dazu zu bewegen, einige Schlucke von einem stark verdünnten Saft zu trinken, anschließend strich er dem Jüngeren einfach nur über die dunklen Haare, er merkte, wie der Kleine mit dem Schlaf kämpfte. „Es ist gut, du kannst wieder schlafen“, ermutigte er seinen Sohn schließlich, wohl wissend, dass es sinnlos sein würde, zu versuchen, ihn wach zu halten. „Remmy...?“, fragte Harry mit schwerer Zunge. „Er wird heut Abend da sein;“ versprach Tom, ohne auf das wütende Gesicht seines Mannes zu achten. „Dann kannst du deinem Streichelwolf Hallo sagen“, versprach er, strich über Harrys Wange. „Wenn du wacher bist. Und wir Beide achten darauf, dass du keine Alpträume hast.“ Danach dauerte es kaum noch Sekunden, bevor Harrys Augen auch geschlossen blieben, eine Hand umklammerte den Teddy, die Andere sein Handgelenk. Erst dann sah Tom auf. „Was soll diese Eifersucht?“, fragte Tom leise. „Du wusstest, dass er Remus kennt und ihm vertraut. Er braucht dessen Nähe, vor Allem im Moment.“ „Aber....!“ „Kein Aber, ich weiß, dass du ihn am Liebsten nicht mehr hergeben willst, aber du scheinst zu vergessen, dass er ein Teenager ist, auch, wenn er sich im Moment nicht so verhält. Er hat viel durchgemacht, willst du, dass er die Letzten verliert, denen er wirklich traut? So wirst du ihn selbst verlieren.“ „Aber... warum ist er dir gegenüber so....?!“ „Weil er nicht deine Dämonengene sondern die der Aenuin geerbt hat, er braucht meine Nähe, auch, wenn er sich noch so dagegen sperrt, aber je erschöpfter er ist, umso mehr übernehmen seine Instinkte.“ Regulus knurrte leise. Das war so gar nicht, wie er es sich ausgemalt hatte, er war nicht zufrieden damit. Er wollte sein Kind für sich allein! Er war es doch gewesen, der als Einziger nicht geglaubt hatte, dass das Kind mit dem zerschmetterten Kopf das Seine war! Und nun klammerte der Junge sich an Jeden, nur nicht an ihn und so gesehen war doch ER die Mutter! „Regulus,“ seufzte Tom leise. „Du hast die verdammte Akte doch gesehen. Gib dem Jungen etwas Zeit, dann wird er sich auch dir gegenüber öffnen – und immerhin zieht er dich Snape vor.“ Er strich leicht über Harrys magere Seite, achtete darauf, dass dessen Teddy immer in dessen Nähe war. „Du überforderst ihn, das ist Alles.“ „Er ist...!“ „Reg, bitte... gib ihm einfach etwas Zeit. So was geht nicht von Heut auf morgen, auch wenn wir es noch so gern möchten. Je mehr du ihn bedrängst, umso mehr wird er rückwärts gehen. Lass ihm den Freiraum, den er braucht, dann kommt er von selbst.“ Remus starrte auf den zitternden Klumpen Fett, der da an der Wand hing und schrie, wie ein kleines Kind. Er stank nach Exkrementen und Erbrochenem, wimmerte um Gnade und dabei hatten sie noch kaum etwas getan. Ein bisschen crucio, ein kleines sectusempra, mehr war es nicht gewesen. Nicht ein drittel des Schmerzes, den man seinem Welpen zugefügt hatte. Und selbst das war für diesen hässlichen, ekligen Muggel schon zu viel. Er war eigentlich kein brutaler Mann, aber der Kerl weckte das Schlimmste in ihm, ohne Reue. Er fühlte sein Gewissen nicht, gar nichts und er wusste, wäre Sirius hier, der Fettsack würde weit mehr leiden. Mit einer fast schon laxen Bewegung schwang er seinen Zauberstab erneut, zu angeekelt von der Kreatur, um sie mit den Händen zu berühren. Sofort füllte ein neues Kreischen den Raum. Nun, zumindest passte die Tonlage nun zu dem, was er getan hatte. Die Genitalien des Mannes klatschten mit einem irgendwie komischen Geräusch auf den Steinen der Zelle auf. Nicht, dass man was sah, dazu war der Wanst zu fett. „Ich sehe, du lässt Wut ab?“, fragte in dem Moment Lucius von Hinten, er war beeindruckt über die Ideen des Werwolfes, den er gnadenlos unterschätzt hatte, wie er in den letzten Tagen hatte feststellen konnte, er hatte Lupin überall unterschätzt. Nicht mal Grayback hatte ihn herausgefordert und das hieß, dass der Mann erwartete, in einem Zweikampf zu verlieren, das sagte wirklich Alles. Er sah den Mann mit vollkommen anderen Augen und entschieden mehr Respekt. „Nicht wirklich, ich spiele,“ gab Remus mit einem ungewohnt grausamen Ton zurück. „So, wie er es mit meinem Welpen getan hat. Nur schreit er nicht so schön, wie der andere, kleine Fettsack.“ Natürlich hatte er Dudley nicht angefasst, doch allein die Bemerkung löste einen weiteren Schrei aus, das war ihm Belohnung genug. Die einzige Bestrafung, die der andere Fettsack bekam, waren Sprünge, ein praktisch leerer Raum und eine Diät. Im Grunde taten sie ihm noch einen Gefallen. Lucius hob eine Augenbraue. „Ah,“ stellte er nur fest. „Auch nicht begeistert über das, was du gelesen hast?“ „Ich würde ihn gern umbringen, aber das wäre zu einfach und zu schnell. Ich dachte mir... spielt McNair nicht mit Allem? Egal, wie eklig es ist? Zur Abwechslung wäre der hier sogar lebendig.“ Lucius starrte den Anderen an, dann lachte er leise. „Ich sehe, Viele haben dich vollkommen unterschätzt. Der sanfte, nette Remus – du bist ein Wolf im Schafspelz.“ „Ich bin ein Alpha,“ gab Remus kühl zurück. „Und Harry ist mein Welpe! Natürlich reagiere ich sauer! Ich hätte nach den Gesetzen meiner Welt jedes Recht, diese Drecksau...!“ Lucius sah, wie die Augen des Anderen begannen, golden zu werden, immer wieder ballte Lupin seine Hand zur Faust, ein weiterer, gemeiner Zauber flog, der hauchdünne Schichten der Haut vom Oberschenkel des Mannes zog. „Lupin, ich bin aus einem Grund hier,“ versuchte er, die Aufmerksamkeit des Jüngeren wieder auf sich zu lenken. „Und der wäre?“ „Tom will dich sehen. Harry hat wohl nach dir gefragt und er hat dem Jungen versprochen, dass du zu Abend bei ihm sein würdest. Das Essen ist in... vierzig Minuten.“ Das erzielte tatsächlich die erhoffte Wirkung, der Mann ließ seinen Zauberstab wieder im Stiefelschaft verschwinden, strich seine Haare zurück. Remus atmete tief durch: „Ist Black auch da?“, fragte er dann. Er wusste, er würde sich beherrschen, für Harry, aber die Eifersucht dieses Idioten ging ihm auf die Nerven, er spürte einfach, dass etwas nicht stimmte und ja, Alles in ihm schrie im Grunde danach, Harry vor diesem Mann zu schützen und seine Instinkte irrten sich nie. „Das ist anzunehmen, bedenkt man, dass er der Vater ist,“ konterte Lucius ruhig. „Warum?“ „Ich... mag ihn nicht!“ „Gibt es dafür auch einen rationalen Grund?“ „Er hat seinen Bruder glauben lassen, versagt zu haben! Schuld zu sein, an seinem Tod! Er... wird Harry weh tun!“ „Warum sollte er? Es ist sein Sohn. Er war vollkommen am Ende, als der Junge entführt worden ist,“ entgegnete Lucius verwirrt. „Dann bist du so blind, wie die Anderen auch!“ „Warum?“ „Weil er nicht einsehen will, dass Harry Zeit braucht, er ist eifersüchtig! Nicht mal Tom ist das! Er versteht nicht, was mein Welpe braucht! Er ist nicht Sirius! Er wird Harry verletzen!“ Okay, das war ein Ausbruch, der nichts Gutes verhieß, stellte Lucius fest. Er verstand nicht, warum Lupin sich so aufregte, im Moment klang es eher danach, dass der Wolf eifersüchtig war. Aber da war noch etwas, das ihn stutzig machte – ehrliche Sorge und das empfand er nicht wirklich als gutes Zeichen. Er war nicht dumm, er wusste, Werwölfe hatten ganz andere Instinkte und ehrlich gesagt – Bella war irre, seine eigene Frau hatte so ihre Macken, auch, wenn die harmlos waren, was, wenn durch den Schock damals doch eine Art... Tick in Regulus geweckt worden war? Doch dann schob er diesen Gedanken vorerst beiseite. Sicher war er nur paranoid und ließ sich von Lupin wahnsinnig machen. „Sieh nicht zu schwarz,“ meinte er daher. „Und mach, das du zu Tom kommst, er wartet wirklich nicht gern.“ Remus nickte knapp und verschwand aus den Kerkern, begleitet von einem verzweifelten Kreischen, dass ihm sagte, dass Lucius seine Stelle eingenommen hatte und er wusste, der Fettsack konnte nicht sterben, egal, was sie ihm antaten, komplizierte Zauber verhinderten das. Schnell war Remus schließlich vor der Tür, blieb aber eine ganze Weile nur davor stehen und lauschte mit geschlossenen Augen. Er roch Harry, konnte auch schnell den Herzschlag zu seinem Welpen feststellen. Einigermaßen ruhig, nicht ganz, aber er schien noch zu schlafen. Wenn auch nicht sehr gut. Ja, und dann waren da die anderen Beiden, die allerdings zu streiten schienen. Großartig. Nach einem weiteren Moment klopfte Remus, trat dann, ohne eine Aufforderung ein, die Beiden hatten ihn gerufen, nicht anders herum. Er sah, dass Tom bei Harry auf dem Bett saß, den Jungen auf dem Schoß, scheinbar dabei, ihn in seinem schlechten Traum etwas zu beruhigen, während Regulus am Fenster stand und ihn mal wieder böse musterte, sichtlich nicht begeistert von seiner Anwesenheit. Tom hatte das Klopfen gehört und den Streit, der Harry ohnehin schon unruhig werden ließ, abrupt abgebrochen. Er nickte stattdessen Remus knapp zu, deutete auf einen der Stühle, die vor dem Bett standen. „Er wollte dich sehen,“ erklärte er, deutete mit dem Kopf auf seinen Schoß. Remus lächelte einfach nur, trat zu dem Bett und strich leicht über Harrys Haare. „Geht es ihm etwas besser?“, er beachtete Regulus einfach nicht, das war schon in der Schulzeit immer das Einfachste gewesen. „Etwas,“ gab Tom zurück, küsste seinen schlafenden Sohn auf die Stirn. „Ich wecke ihn, dann kann er etwas essen, ich glaube, Reis.“ Remus nickte, er beobachtete, wie der Mann, der als herzlos und böse verschrieen war, seinen wiedergefundenen Sohn weckte, geduldig auf ihn einredete, als der sich orientierungslos umsah, so lange, bis er sich beruhigte. „Harry,“ lächelte Tom nach einer kurzen Weile, die er seinen Sohn so gehalten hatte. „Kuck mal, wer da ist.“ Er deutete in Remus’ Richtung, auch er sah nur kurz zu seinem Mann, er fand diese Eifersucht lächerlich, aber wie gesagt, das waren Gespräche, die er unter vier Augen zu führen gedachte. Langsam sah Harry sich um, lächelte, als er Remus sah, streckte ihm die Hand entgegen, die der auch nahm und vorsichtig drückte. Der Andere schien wirklich nicht böse zu sein, obwohl er doch Schuld war, dass Siri tot war. „Hallo, Welpe,“ lächelte Remus nur, er strich sanft über die schmale, dünne Hand, die sich ihm entgegen streckte und wenn auch nur kurz, suchte sein Kleiner sogar Augenkontakt. „Ich bin da, wie ich es versprochen habe.“ Eine Weile stand er einfach nur so da. „Aber jetzt solltest du noch was essen, sonst kommst du gar nicht auf die Beine.“ Er sah, wie Regulus sich nun auch auf einen der Stühle setzte, wie Harry sich kurz versteckte und erst aufsah, als Tom ihm irgendwas ins Ohr flüsterte. Er auch, stellte Remus fest. Auch sein Kleiner merkte es, es war keine Einbildung. Tom rief eine Hauselfe, kurz danach poppte ein ganzer Tisch vor dem Bett auf, voll beladen mit einem duftenden Abendessen. Und einer extra Portion, bestehend aus Reis und gedämpftem Gemüse. Viel mehr würde Harry gar nicht vertragen, aber es war schade, es tat ihm im Grunde weh, zu essen und zu wissen, dass sein Sohn nicht auch die leckeren Dinge bekam. „Hier,“ erklärte er, gab Harry sein Schälchen und einen Löffel, ohne ihn von seinem Schoß zu nehmen. Remus lächelte und gab Harrys Hand frei, füllte erst Tom, dann sich selbst einen Teller, was ihm einen weiteren, bösen Blick einbrachte, aber es hätte ihn nicht weniger tangieren können. Er beschränkte sich darauf, zynisch zurückzulächeln. Für seine Verhältnisse aß er selbst schon sehr langsam, doch Harry toppte ihn um Längen. Er blieb noch eine Weile, bis Harry, nachdem Tom ihn erst ins Bad gebracht hatte, wieder einschlief, in den Armen seines Vaters, den Teddy fest an sich gedrückt mit der freien Hand an den Älteren geklammert. Kapitel 8: Besuch ----------------- „Was?!“, brüllte Albus, donnerte die Zeitung mit Karacho zurück auf den Tisch. „Warum wissen es die Schmierenblätter, bevor ich es weiß?!“ Er konnte es nicht fassen! Es waren die Schlagzeilen. Die Leiche in der Winkelgasse, eindeutig identifiziert als Harry Potter, der Junge-der-lebte-und-am-Ende-doch-umgebracht-worden-war. Mitten in der Schulzeit musste er aus der Schule verschwunden sein, man habe ihn dann tagelang gefoltert und der Schulleiter habe ihn noch nicht mal als verschwunden gemeldet und Niemand habe Anstalten gemacht, ihm zu helfen! In diesem verdammten Bericht wurde er, ausgerechnet er in Frage gestellt! Wie konnten diese Leute es wagen?! Er war Albus der Weise, man hatte ihm wortlos zu folgen, aber sicher nicht ihn in Frage zu stellen! Wie hatte man das wagen können? Ohne es mit ihm abzusprechen! Diese verdammte Zeitung war inzwischen über ganz England ausgetragen worden! Es gab keinen Zauber, um ein ganzes, verdammtes Land unter einen Gedächtniszauber zu setzen! Dean starrte den Direktor an, zuckte denn mit den Schultern: „Ich weiß es nicht,“ gab er zurück. „Aber ich mein, wir haben doch nichts verloren! Potter ist ein dummer Waschlappen! Er war immer nur im Weg! Er wollte nicht kämpfen! Er hat Ihnen nicht gehorcht! Er war ein Versager!“ Albus stöhnte. Ja, so nützlich seine kleinen Soldaten sein konnten, manchmal waren sie so dumm, dass es brummte. „Du dummer Junge! Hier geht es um das Bild, dass ich der Öffentlichkeit zu verkaufen habe! Ich muss einen Weg finden, dass man mich nicht in Frage stellt! Was meinst du, was richtet das bei den Idioten an, die Potter für einen Helden gehalten haben?! Sie werden versuchen, mich zu kreuzigen!“ Die anwesenden Jungs sahen sich an, zuckten dann aber die Schulter, sie hielten das für unwahrscheinlich, Jeder verehrte doch den großen Albus Dumbledore, was sollte da der lügnerische Artikel ändern können? Er war höchstens ärgerlich, aber sonst... Tom blickte auf seinen Sohn. Der Junge hatte sich in den letzten Tagen gemacht, er war nun etwas länger wach, nicht mehr nur lang genug, um etwas zu essen. Aber selbst dann rollte er sich meist in sich zusammen, wenn man ihn ließ und begann über kurz oder lang einfach, sich selbst hin und her zu schaukeln. Oder er starrte aus dem Fenster, ohne je zu sagen, dass er raus wollte oder so. Der Fernseher, der inzwischen hier stand, fand praktisch keine Beachtung. Aber manchmal las er etwas. Er hatte auch schon mit Remus über diese Situation geredet und der hatte ihm geraten, langsam damit zu beginnen, Harry sein eigenes Zimmer zu zeigen, ihn herum zu führen, um ihm zu beweisen, dass er hier sicher war. Dass auch Andere, die sich in diesem Haus befanden, ihm nichts tun würden. Dass er hier sicher war. Doch was ihm weit mehr Sorgen bereitete, war sein Mann. Er sah zur Tür. Der Andere war vor einiger Zeit nach draußen gegangen, frustriert, weil Harry immer noch zusammenzuckte und versuchte, sich ihm zu entziehen. Regulus tat sich so schwer. All die Zeit hatte er sein Kind im Arm halten müssen. Nun erfuhr er, dass es lebte und doch kam er ihm nicht näher, er drängte den Jungen in die Ecke, machte ihm Angst. Auch durch seine Ähnlichkeit mit dem toten Paten und durchaus mit dem Fakt, dass er eben diesem wohl nie gesagt hatte, dass er noch lebte, oder dass er seinem Bruder nie geholfen hatte. Tom selbst hatte es mehrfach angeboten, aber der Andere schien nicht wirklich Interesse an Sirius’ Freiheit gehabt zu haben. Ja, er musste sich auch dieser Tatsache stellen, egal, wie weh es tat – mit Regulus stimmte mindestens ebenso etwas nicht, wie mit seinem vollkommen verstörten Sohn. Wobei Letzterer zumindest versuchte, sich der Realität irgendwie zu stellen. Er selbst hatte auch keinerlei Probleme mit dem Jungen. Harry ließ sich von ihm anfassen, trösten und beruhigen. Zwei Mal war er sogar von sich aus aus einem Eck gekrochen, um sich an ihn zu lehnen. Was ihn aber überforderte, war Regulus’ Unwille, in dem Kleinen etwas Anderes, als ein Baby zu sehen und er ahnte, dass es da noch heftige Probleme geben würde. Er war nur froh, dass Lupin, Remus, hier war. Der schien zu wissen, was der Junge wann brauchte. Leicht legte Tom eine Hand auf die Wange des Schlafenden. Um Regulus konnte er sich später kümmern, er wollte erst mal Harry mit seinem neuen Zimmer vertraut machen, ihm zeigen, dass er hier Jemand war, dass ihm Dinge gehörten, abgesehen von dem Teddy, den der Junge noch nicht mal zum Essen aus der Hand legte. Trotz der Tatsache, dass er nicht wirklich ein kleines Kind war, aber Remus hatte es erkannt, in einigen Dingen war Harry immer der eineinhalbjährige Junge gewesen, den man vor der Tür dieser dummen Muggel hatte liegen lassen, wie ein Stück Dreck. Langsam wachte Harry wieder auf, er spürte die Hand auf seiner Wange, er wusste, wer da war. Es war so seltsam, die letzte Zeit, sie war wie ein unwirklicher Traum und entweder er war im Koma, tot oder es war wirklich wahr. Er war hier, bei Voldemort, der sein Vater war und der ihn nicht töten wollte, der die Potters nicht umgebracht hatte. Und Tom hatte Flügel. Er wollte dauernd die Nähe zu dem Anderen, was ihm wirklich lächerlich vorkam, aber er brauchte das einfach, im Arm gehalten zu werden, obwohl er nun wirklich kein Baby mehr war. Aber da fühlte er sich so sicher, beschützt, als könne nichts und Niemand ihn erreichen. Auch nicht... Regulus. Er hatte Angst vor dem Ebenbild seines Patenonkels, denn auch, wenn sie sich äußerlich glichen, so war der Andere ihm unheimlich, er war zu laut, er verlangte, dass Harry ihn umarmte und ihn so behandelte, wie Tom, aber seine Instinkte sagten ihm immer, dass er vorsichtig sein musste. Dass etwas mit dem Mann nicht stimmte. Und seine Instinkte waren doch das Einzige, was ihn bisher noch nie verraten hatte. „Harry, komm,“ ermutigte Tom seinen Sohn sanft. „Ich helfe dir, dich anzuziehen, dann zeige ich dir dein Zimmer, es ist gleich hier und ich lasse immer die Tür offen, du kannst jederzeit hierher kommen, wenn was ist. Du kannst ja nicht ewig nur im Bett liegen,“ fügte er, wie im Scherz hinzu. „Immerhin würde Remus dich sicher auch gern mal mit nehmen, zu seinem Rudel, damit du sie kennen lernen kannst.“ Er wollte, dass sein Sohn, nun, wo er es rein körperlich konnte, auch wirklich wieder aufbaute. Severus hatte Recht, die Zeit, wo er sich im Bett verkriechen sollte, waren vorbei. Harry musste lernen, sich dem Leben neu zu stellen, hier, wo er sicher war und wo es genug Leute waren, die ihm helfen konnten und würden. Unsicher sah Harry aus dem Bett, dass für ihn in den letzten Tagen eine Art sicheres Nest geworden war. Er wollte nicht weg, von dem Ort, an dem er sich fast so fühlte, wie in Sirius’ Armen, aber er wusste, wiedersprechen war sicher auch nicht das Schlaueste, also kroch er unter den Decken hervor, begann, sich auszuziehen und ließ sich in die neuen Sachen helfen, die sicher nicht die Seinen waren. Dazu waren sie zu weich und zu neu, doch Tom gab sie ihm, also würde es schon stimmen. Tom beobachtete, wie Harry sich anzog, wie immer, ohne etwas zu sagen oder gar zu widersprechen. Vor einigen Tagen hatte er dem Jungen erklärt, dass er in England für tot galt und da er vollkommen anders aussehe, würde Niemand die entsprechenden Schlüsse ziehen, außer er selbst würde etwas sagen. Er hatte seinem Sohn auch gesagt, dass er einen neuen Namen haben konnte, dass sein Geburtsname Ryder war, doch sofort hatte der Kleine angefangen, zu weinen, wohl, weil man ihm das Einzige nehmen wollte, dass man ihm noch nie weggenommen hatte – seinen Namen. Darum nannte er sein Kind auch weiterhin Harry, auch, wenn Regulus darüber alles Andere als glücklich war. Aber Harry war so schon zur Genüge überfordert, es bestand kein Grund, das noch zu verschlimmern. Er wusste, wenn die Zeit gekommen war und wenn Harry sich sicherer fühlte, würde er seinen anderen Namen wieder annehmen und bis dahin würde er eben Harry Riddle sein. Er sah keinen Grund, den Jungen zu etwas zu drängen, dass ihm noch solche Angst machte. Schließlich war Harry angezogen, in Sachen, die Lucius ihm mitgebracht hatte, es waren alte Dinge von Draco, die der vermutlich noch nicht mal angehabt hatte. Und obwohl Draco nun wirklich nicht fett war oder so, waren Harry die Sachen zu weit. Mit einem schnellen Zauber passte er die Größe an. Dann nahm er die Hand des Jüngeren, drängte ihm zu der Tür, die da erst seit zwei Tagen war. Die Hauselfen hatten ihre Magie genutzt, um diese zusätzliche Tür zu schaffen, die er gerade öffnete. Dahinter war das Zimmer, das vor Allem Remus und Lucius gestaltet hatten, es war in warmen Brauntönen und in tiefem Waldgrün gehalten. Statt den üblichen Tapeten sah es hier eher aus, als würde man tatsächlich in einen Wald gehen. Inklusive Moos in Form eines Teppichs. Regale, schon bestückt mit Büchern, zum Lernen oder einfach nur zum Lesen, sowie mit einigen Spielen und Puzzles, die Harrys Alter entsprachen, standen dort, bereit, benutzt zu werden. Auf dem Schreibtisch lagen Federn, Tinte, ein leeres Buch, mehrere Pergamentstapel und Bleistifte, sowie Kreiden. Lupin hatte erwähnt, dass Harry es liebte, zu zeichnen und Zeichnen und Schreiben konnte helfen, Ängste zu überwinden. Noch waren in dem Schrank gegenüber vom Bett nicht viele Klamotten. Tom hatte vor, den Jungen mit in einen Laden zu nehmen, um ihm die Möglichkeit zu geben, selbst Dinge auszusuchen, die ihm gefielen, die Dinge, die darin waren, waren von Draco, mehrere Sets Roben, einfache Kleidung, etwas nie benutzte Unterwäsche. Unsicher sah Harry sich um, froh, dass nicht Alles um ihn herum kreischend rot war, die Farbe ertrug er nur in sehr kleinen Dosen, sie erinnerte ihn immer wieder an Blut, schon nach drei Wochen im Turm hatte er gewusst, dass er nach Slytherin hätte gehen sollen, aber dann war es ja schon zu spät gewesen, außerdem war Ron da gewesen und richtig schlimm war das mit dem Rot auch erst nach dem trimagischen Turnier geworden, als er Cedrics Leiche hatte zurückbringen müssen, die Leiche, aus deren Mundwinkel diese kleine, schmale Blutspur getropft war. Aber hier war es anders, es waren beruhigende Farben, verschiedene Brauntöne, grün und ein wenig dunkel. Nicht hell, ein angenehmes Zimmer mit recht wenig Möbeln und einem Bett, dass kaum kleiner war, als das, in dem er bisher gelegen hatte. Und die Tür ging direkt zu diesem Zimmer. Er wusste, es war peinlich, aber er wollte einen Weg zu Tom haben, oft fühlte er sich nur sicher, wenn der ihn in den Arm nahm und manchmal wollte er einfach nur die Wärme des Mannes spüren. „Meins?“, fragte Harry leise, ungläubig. „Deins ganz allein,“ bestätigte Tom sanft, strich dem Jungen über die Haare. „Und Alles, was sich hier befindet, gehört dir. Aber wenn du zu mir willst, musst du nur durch die Tür gehen, ich bin immer da.“ Er lächelte etwas. „Hierher kannst du dich zurückziehen, wenn dir Alles zu viel wird, du hast Bücher zum Lernen da und andere Sachen, um dich zu beschäftigen. Und in einem Monat oder so kannst du wieder in die Schule, Sev und Lucius und sicher auch dein Kuschelwolf werden dir helfen, überall auf dem Stand zu bleiben, den du haben musst.“ „Sch...Schule?!“, fragte Harry mit entsetztem Blick. Nein, nein, nein! Er wollte nicht mehr in die Schule! Auf gar keinen Fall! Nie wieder nach Hogwarts! „Bitte... bitte nicht...!“ Tom zog den Jüngeren zu dem Bett, nahm ihn dort auf den Schoß. „Mach dir keine Sorgen,“ bat er. „Du musst keine Angst haben, du gehst nicht nach Hogwarts und du wirst die Schule auch nicht über eine längere Zeit besuchen, du bist nicht länger ein Internatsschüler. Du würdest morgens hin und nachmittags wieder zurückkommen. Und es ist auch nicht Hogwarts, wie gesagt, wir befinden uns nicht in England, sondern in Bulgarien. Du würdest also nach Durmstrang gehen, wo du vollkommen sicher bist und du musst auch nur die Fächer belegen, die dir Spaß machen. Remus hat gesagt, du magst Verteidigung nicht wirklich, stimmt das?“ Erleichtert sackte Harry in sich zusammen. Nicht Hogwarts, wiederholte er immer wieder für sich. Durmstrang, die Schule, auf der auch Viktor war, obwohl – der hatte inzwischen sicher schon den Abschluss. Aber nicht Hogwarts. Schule, Siri hatte immer gesagt, dass es wichtig sei, die Schule zu beenden, also würde er das auch tun. Ein Monat. Er hatte Angst, Angst wieder unter Menschen zu gehen, mit ihnen arbeiten zu müssen oder so was. Tom lächelte einfach nur, er strich über Harrys Arme. „Mach dir nicht so viele Sorgen,“ bat er leise. „Es wird sicher nicht so schlimm werden, Blaise und Draco kommen morgen, sie gehen schon auf die Schule, du kennst sie doch...“ „Sie.. hassen.. mich,“ flüsterte Harry, vergrub seinen Kopf an der Brust des Älteren. „Sie mochten Harry Potter nicht sonderlich, aber du bist Harry Ryder Riddle,“ erklärte er. „Du kannst sie ganz neu kennen lernen und ich bin mir sicher, gerade Draco wird immer sehr freundlich zu dir sein,“ fügte Tom amüsiert hinzu. Er wusste, Lucius’ Sohn würde Alles tun, um sich mit seinem Sohn zu befreunden, eben weil es sein Sohn war, in der Hoffnung, dessen rechte Hand zu werden, wenn der ihn mal ablösen würde, aber Tom wusste, das war dumm. Harry würde nie auf seinen Platz rücken, dafür hatte er viel zu viel Angst vor Gewalt. Sein Sohn war kein Krieger, auch, wenn man versucht hatte, ihn zu zwingen, diesen Weg zu wählen. Harry wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte, er hatte, wie gesagt, einfach Angst, vor Reaktionen Anderer, wenn dann doch rauskommen würde, wer er war oder sonst was. Doch ihm war klar, dass weder Tom noch Remus es zulassen würden, dass er sich für den Rest seines armseligen Lebens hier verkriechen würde, vor Allem, da es so aussah, als könne das sehr, sehr lang werden, wenn er sich seinen Vater so ansah. Denn, als wäre er nicht schon so Freak genug, war er ja auch noch ein magisches Wesen, ein Aenuin, wie sein Vater, er konnte sehr alt werden, auch Tom war immerhin schon weit über achtzig Jahre und er sah kaum älter aus, als vielleicht dreißig. Tom ließ den Jüngeren noch eine Weile lang so sitzen, wohl wissend, dass er die Nähe brauchte, doch nach einer Weile stellte er Harry wieder auf seine Füße, stand selbst auf. „Komm, es ist Zeit, dass wir uns noch etwas umsehen,“ merkte er an. „Zumindest den Weg in die Bücherei und in die Übungsräume sowie das Labor solltest du noch kennen lernen, keine Angst, es ist alles hier in diesem Flügel. Du hast dich lang genug nur unter Decken verschanzt.“ „Was zum...?“, verwirrt sah Lucius auf, als auf ein Mal eine Flammensäule vor ihm aufflackerte, die ihm fast nicht nur die Haarspitzen, sondern auch noch die Augenbrauen verkohlt hätte. Aus dieser Säule erschien ein nur zu gut bekannter Phönix, dessen Körper sich aber im selben Moment streckte, bis er menschlich wurde. „Fawkes! Verdammt noch mal! Soll das...?“, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Der Mann sah schrecklich aus, nicht alt, wie vor einem Brandtag, den er ohnehin nicht halb so oft hatte, wie er tat, sondern... gebrochen. „Was ist los?“, fragte er daher ruhig, sehr ruhig. Fawkes sah auf, ihm war schon wieder einfach nur zum Heulen zumute. Vor zwei Tagen hatte man die verstümmelte Leiche von Harry Potter gefunden, angeblich umgebracht von Todessern, was absoluter Schwachsinn war, aber der einzig andere Schluss war, dass der Alte es selbst getan hatte, was er nicht getan hätte, da er seine Marionette noch brauchte. Was ihn so fertig machte, war, dass er seit einem Jahr eine Vermutung gehabt hatte und wenn er recht hatte (er irrte sich ohnehin nur noch sehr selten), war er ab jetzt zu einem Leben in ewiger Einsamkeit verdammt. „Ich.. muss mit Tom sprechen, es.. ist dringend.“ Lucius runzelte die Stirn, er wusste, der Andere war gerade oben, um Harry den Familienflügel zu zeigen, also den Ort, wo sie untergebracht waren und wo sie wohl noch eine Weile lang würden bleiben müssen. Tom hatte vorgehabt, Harry endlich etwas aus dem Bett heraus zu bekommen, sie hatten auch gesagt, dass sie eine Deadline von einem Monat setzen würden, bevor der Junge wieder in die Schule sollte, um einen festen Tagesablauf zu bekommen. „Er ist... in seinen Zimmern, denke ich. Aber...“ Zu spät, weg war der Mann. Schrecklich! Wie Tom auf die Idee gekommen war, einen verdammten Phönix zu rekrutieren, war ihm ein Rätsel. Fawkes hingegen stürmte die Gänge entlang, riss die Tür zu Toms Zimmer auf, sah sich hektisch um, doch da war Niemand! Moment, da war eine Tür, die vorher noch nicht gewesen war! Er riss sie auf – und stockte. Was..?! Das konnte nicht sein! Das... Wie gebannt starrte er auf den Jungen, der fluchtartig in eine Ecke des Zimmers gesprintet war und sich dort zusammengerollt hatte. Schulterlange, schwarze, glatte Haare, so dünn, dass es krankhaft sein musste, große, schwarze Augen mit roten Einschlüssen, ein feines etwas feminines Gesicht und doch eindeutig männlich, eindeutig... „Harry?“, flüsterte er. Wie konnte das sein? Warum sah der Junge so anders aus?! „Was machst du denn hier?“, fragte Tom verwirrt, als sein bester Spion auf ein Mal im Zimmer stand, erst hatte sein Gesicht vollkommen fertig ausgesehen, doch dann, auf ein Mal, war da Unglaube gewesen, Hoffnung und noch etwas, das er nicht wirklich ganz platzieren konnte. „Harry,“ flüsterte Fawkes nur. „Wie.. wie kann das sein?“, ohne auf den Anderen zu achten, ging er zu dem Jungen in der Ecke, sah ihn an, streckte seine Hand aus. Doch als er den Kleinen berühren wollte, wurde aber von einer anderen Hand zurückgerissen. „Nicht!“, befahl Tom knapp. „Fass ihn nicht an! Du siehst doch, dass er Angst hat!“, sanft hob er seinen Sohn auf, drückte ihn an sich. „Es ist gut, Harry. Er tut dir nichts, ich habe dir versprochen, Niemand hier fasst dich an.“ Harrys Kopf zuckte herum, als die Tür sich auf ein Mal öffnete, erst dachte er, dass es Regulus war, doch da kam ein vollkommen Fremder herein. Ein Mann mit schwarzen Haaren, die von roten und goldenen Strähnen durchzogen waren und mit gebräunter Haut. Violette Augen hatten sich in die Seinen gebohrt, das Gesicht hatte sich regelrecht erhellt, doch in dem Moment war er in eine Ecke geflüchtet. Allerdings setzte der Mann ihm hinterher. Irgendwie kam der ihm sogar bekannt vor, doch das machte es nicht wirklich besser. Er hob seine Arme vors Gesicht, aber dann wurde Alles gut, er spürte, wie sein Vater ihn hochhob, sich mit ihm setzte. Er vergrub seinen Kopf an dessen Brust, klammerte sich einfach dort fest. „Was bitte sollte das?“, verlangte Tom zu wissen. „Du hast doch gesehen, dass er Angst hat!“ „Was... ich dachte, er... ist tot!“, verteidigte Fawkes sich: „Warum... die Leiche!“ Überrascht hob Tom eine Augenbraue, betrachtete den Mann, der so wirkte, als habe er seine Kleidung seit Tagen nicht gewechselt, geschweige denn geduscht oder sonst was. Und das bei seiner Eitelkeit. „Wenn du die Harry Potter – Geschichte meinst – ich wollte nicht, dass Irgendwer auf die Idee kommt, ihn zu suchen, vor Allem, da es einen Harry Potter nie gab. Selbst dir dürfte auffallen, dass er anders aussieht. Das hier ist mein Sohn.“ Fawkes starrte auf den zitternden Jungen, der ihn nicht ansehen wollte, der sich an Tom, ausgerechnet an Tom, festklammerte und er wusste, sein Verdacht war wahr, „Tom, er... Merlin, ich... Harry, bitte! Sieh mich an, du kennst mich, ich habe dir nie auch nur eine Feder gekrümmt! Ich habe dir immer geholfen, in der Kammer des Schreckens, beim Turnier, ich war immer da!“ Tom starrte den Anderen an. Er wusste, Fawkes war stolz, zurecht, nicht nur war er einer der letzten seiner Art, ein Phönix, er war auch noch der Herr über diese Wesen, der Älteste unter ihnen. Und das machte ihn stolz, logischerweise. Auch er konnte ihm nichts befehlen, es war Fawkes Entschluss gewesen, zu spionieren, Beweise zu suchen. Er hatte keine Kontrolle über dieses Wesen und der einzige Grund, dass der Mann überhaupt mit ihm zusammenarbeitete, war, dass er ein Aenuin war. Dass der Mann auf ein Mal so redete, konnte nur bedeuten... er starrte auf seinen Sohn, der sich ein wenig rührte. „Fawkes?“, fragte er, doch der Mann kümmerte sich gar nicht um ihn. Fawkes? Nein, das konnte nicht sein! Fawkes war ein Phönix, kein Mann! Fawkes war immer da gewesen, hatte ihn ein, zwei Mal sogar getröstet, aber es war doch ein Vogel! Und doch... ganz vorsichtig drehte er seinen Kopf etwas, musterte den Mann erneut, der auf ein Mal direkt auf Augenhöhe zu sein schien. Er wollte sich wegdrehen, doch diese Augen, sie nahmen ihn gefangen. „F...F...Fawkes?“, brachte er irgendwie hinaus. Wie konnte das nur sein? Dieses kleine Stimmchen brachte den Anderen doch zum Lächeln. Er nickte. „Das ist mein Name,“ stimmte er zu. Kurz überlegte er, dann trat er etwas beiseite, morphte zurück in seinen eigentlichen Körper. Die menschliche Gestalt zu erlernen war nicht einfach gewesen, es hatte Jahre gedauert, bis er sich so wohl genug gefühlt hatte, um länger in dieser Gestalt zu verbringen, als fünf Minuten. Erst, als ihm klar geworden war, dass sein Gefährte diese Gestalt haben könnte, hatte er mehr Zeit damit verbracht, sich an diesen Körper zu gewöhnen. Doch nun war er wieder wie immer, ein stolzer, feuerroter Phönix, der König seiner Art, der Herr der Lüfte und des Feuers. Harry starrte auf den Phönix, der auf ein Mal vor ihm in der Luft flatterte, sich dann auf seinen Schoß setzte. Er fasste das nicht! Wie konnte das sein? Es war Fawkes, daran war gar kein Zweifel möglich, er kannte den Vogel, er liebte ihn! Dessen Art zu fliegen, die viel edler war, als die der meisten Anderen. Ungläubig strich er über dessen Rücken, wie er es schon so oft getan hatte und wie immer begann Fawkes, mehr als zufrieden zu trillern. Oh Merlin! Das hier bestätigte seine schlimmsten Verdachtsmomente. „Fawkes, verwandle dich,“ bat er so ruhig wie möglich „Ich verstehe kein Phönix, wie du sehr wohl weißt und ich denke – wir haben zu reden!“ Harry sah zu, wie der Vogel sich wieder in die Luft erhob, nachdem er seinen Kopf noch mal an seiner Wange gerieben hatte, dann begann die Gestalt, sich erneut zu strecken, bis der Mann von eben wieder da stand, nur dieses Mal mit einem sehr seltsamen Lächeln auf dem Gesicht. Ein Lächeln, dass ihm ein mehr als komisches Gefühl gab, keine Angst, noch nicht mal eine instinktive Warnung, eher so, als würde Alles wieder gut werden können. Tom beobachtete das, er strich weiter über Harrys Haare, es sah so aus, als müssten sie ihren Ausflug um mindestens ein paar Stunden verschieben. Er küsste seinen Sohn, setzte ihn auf das Bett. „Harry, sieh dich doch in Ruhe um, kuck dir die Bücher an. Ich muss kurz mit Fawkes sprechen. Wir sind nur nebenan, ist das in Ordnung?“ Harry sah unsicher auf, nickte aber dann. Er verstand das Alles nicht, aber es würde wohl um die Arbeit gehen, also nahm er es hin, er ließ sich auf das Bett setzen, beobachtete, wie beide Männer den Raum verließen und die Tür hinter sich schlossen, Fawkes aber nicht, ohne noch mal zu ihm zu sehen und zu lächeln. Erst da fiel ihm auf, dass der Andere etwas kleiner war, als sein Dad, aber immer noch um Einiges größer, als er selbst. Aber da gehörte nicht viel dazu, selbst Mine war größer als er. Unsicher sah er sich um, er wollte nichts lieber, als sich unter der Decke verkriechen, zusammen mit dem Teddy, den er umklammerte, wie ein Rettungsseil oder so, doch er riss sich zusammen, setzte seinen Vertrauten auf die Kissen, rutschte dann vom Bett und trat zu einem der Regale, er griff sich wahllos ein Buch, drückte sich dann in den kleinen Zwischenraum zwischen Regal und Schreibtisch. Er fühlte sich sicher, wenn er sich so zusammenrollen konnte, es war wie ein zusätzlicher Schutz. Dann schlug er das Buch auf und begann, zu lesen. Tom hingegen sprach erst mal mehrere Zauber, die verhindern würden, dass Harry mithören konnte, auch, wenn er bezweifelte, dass der Junge das tun würde. „Sag mir, dass ich mir das nur einbilde,“ verlangte er. „Sag mir, dass sich mein Kind nicht auch noch zu allem Überfluss jetzt schon mit einem besitzergreifenden, schnell eifersüchtigen, alten Mann herumschlagen muss, der sein Gefährte ist!“ Fawkes setzte sich auf einen der Sessel. „Soll ich lügen?“, fragte er nur. „Und außerdem denke ich, dass ich mich für mein Alter verdammt gut gehalten habe!“ Immerhin sah er kaum älter aus, als Ende Zwanzig und damit auch jünger, als Tom. „Außerdem weißt du so gut wie ich, dass es egal ist, wie alt oder jung man ist. Aber... was ist mit ihm? Was haben sie mit Harry getan?!“ Langsam begann Tom, sich seine Stirn zu reiben. Das gefiel ihm so was von gar nicht! Harry war im Moment schon vollkommen mit Leben überfordert, wie würde es dann erst werden, wenn auch noch Fawkes dazwischen funkte und ja, Fawkes war eifersichtig, sehr sogar. Und auch, wenn er nicht so aussah, er war alt. „Severus hat ihn hierher gebracht, als Harry Potter, schwer verletzt, in einen Schrank geschlossen, er wäre uns fast unter den Händen weggestorben, weil ich nicht wusste, wer er ist, weil er meine Nähe gebraucht hat. Er hat meine Gene geerbt, nicht die von Regulus.“ Allein diese Anmerkung brachte Fawkes dazu, aufzuatmen. Er war kein Fan von diesem Mann. Er wusste, man konnte sich seinen Gefährten nicht aussuchen, doch in seinen Augen war der jüngere der Blackbrüder irgendwie wahnsinnig und was ihm von viel mehr Probleme machte, war, dass er seinem Gefährten nicht erlauben würde, in die Nähe von Personen zu gehen, die er als Gefahr klassifiziert hatte. Ja, er war territorial. „Tom, bitte! Wie geht es ihm?! Ich habe ihn über ein Jahr nicht gesehen, ich war nur unterwegs! Ich habe ihn gesehen, er war noch nie so dürr! Oder so verängstigt!“ Langsam hob Tom Severus’ Bericht über Harrys Zustand, als er hierher gekommen war, gab ihn dem Älteren. „Du kannst ihn nicht einfach vor diese Tatsache stellen, er weiß nichts von Gefährten, er hat Angst, er denkt, er ist ein Freak und die Tatsache, dass es ihn immer wieder in meine Nähe zieht, gibt ihm schon genug zu schaffen, einfach hingehen und ihn um den Verstand knutschen oder sonst was, sind nicht drin! Heut ist der erste Tag, an dem ich nicht zugelassen habe, dass er die gesamte Zeit schläft oder sich im Bett verbarrikadiert.“ Langsam, ganz langsam sah Fawkes nach mehreren Minuten wieder auf, nachdem er die Akte studiert hatte, doch sein Blick war nicht auf Tom, sondern auf die Tür zwischen ihren Zimmern gerichtet. Es kostete ihn alle Willenskraft, nicht aufzuspringen und zu dem Jungen zu stürzen, um ihn weit, weit weg zu bringen. „Das.. hätte ich auch so nicht getan. Noch... riecht er falsch.“ „Bitte was?!“ „Er... er riecht nach Angst und Panik, da würde ich ihn sicher nicht auf irgendeine Weise belästigen. So einfach ist das,“ erklärte Fawkes nur. „Aber... ich muss in seiner Nähe bleiben, ich muss... ihn schützen! Du kannst nicht erwarten, dass ich gehe!“ Tom stöhnte leise, lehnte sich zurück. Er wusste, auch Fawkes, als Harrys offensichtlicher Gefährte, konnte die überschüssige Kraft des jungen Aenuin erden und er konnte nicht dauernd hier bleiben, sonst würde England im Chaos versinken und es würde sich ausbreiten, wie eine Krankheit. Er wusste, wie besitzergreifend er selbst gewesen war, in der ersten Zeit, nachdem er gemerkt hatte, dass Regulus seiner war. Nur war er nicht halb so alt, wie Fawkes und nicht halb so lang so allein gewesen. „Harry soll nächsten Monat wieder in die Schule,“ erklärte er daher. „Nur tagsüber natürlich, er hat Angst vor Menschenmassen, du könntest ihn als Phönix begleiten, er scheint deiner Vogelform ohnehin offener gegenüber zu stehen, als dieser hier. So kann er sich an dich gewöhnen. Noch hat er Angst, dass Jeder ihm etwas tun könnte, die einzigen Ausnahmen bilden Lupin, ich und zu seiner eigenen Überraschung Severus. Nicht mal Regulus vertraut er, das Band, das Elternband scheint sich nicht richtig repariert zu haben.“ Fawkes verkniff sich jeden Kommentar über Black mühsam, nickte aber dann. Er mochte Lupin und auch Snape war erträglich – damit konnte er leben, er wusste, Beide waren wohl eher Elternfiguren, als eine Gefahr für ihn. „Ich habe gedacht, ich sterbe, als diese Leiche aufgetaucht ist,“ sprach er auf ein Mal leise. Tom lächelte etwas. „Wir haben uns auch Mühe gegeben, ich habe in Russland eine Leiche gefunden, von einem magischen Kind, dass bei einem traurigen Unfall ums Leben gekommen ist, mit einer neuen Art Vielsafttrank haben wir das Aussehen verändert und die Wunden hinzu gefügt. Ich wollte, dass Harry Potter nicht mehr existiert, dass Niemand ihn sucht, so hat mein Sohn seine Ruhe. Er ist kein Krieger, Fawkes.“ Der Phönix nickte nur, lächelte dann. „Das war mir von Anfang an klar, er macht, was dringend nötig ist, aber er würde nie, niemals mehr tun. Und solange ich lebe, muss er es auch nicht. Ich bin Krieger genug.“ Tom lächelte etwas. Vielleicht war das hier doch nicht das Schlechteste. Zumindest wusste er, dass sein Sohn weiterhin geschützt werden würde, auch, wenn er mal nicht da war. „Das heißt dann wohl, dass deine Tage als Spion abgelaufen sind...“ „Was soll ich wohl noch tun?“, fragte er nur. „Es ist nicht so, als wüssten wir nicht, was der Alte alles tut. Wir müssen es nur noch gegen ihn verwenden. Lass die ausländische Presse Wind davon bekommen, sei werden mit Freuden in den tiefsten Schichten vom Dreck des Alten wühlen und ihn als lächerlich hinstellen. Ich bleibe bei meinem Gefährten. Und was meinst du, werden die Leute sagen, wenn der Phönix nicht mehr bei ihm ist? Was ist das wohl für ein Zeichen?“ Tom nickte. „Vielleicht... keine schlechte Idee,“ stimmte er zu. „Ich habe ohnehin begonnen, die Presse einzubeziehen. Und ein Auge mehr bei meinem Sohn kann wohl kaum schaden. Nur wehe, du gehst auf Lupin los! Der Junge hängt an ihm! Der Mann scheint neben Black, neben Sirius der Einzige gewesen zu sein, der je versucht hat, dem Jungen zu helfen!“ „Ich kann mich beherrschen.“ „Das... wäre das erste Mal.“ „Zwischen können und tun ist ein Unterschied,“ gab Fawkes zurück. „Ich kann es mir leisten, es nicht tun zu müssen, falls dir das entfallen ist.“ „Oh, sicher nicht, mein hoch verehrter König,“ konterte Tom wenig beeindruckt. Er hatte sich wieder erhoben, lief zu der Tür, die seinen mit den Räumen seines Sohnes verband, trat wieder in das Zimmer seines Sohnes – und seufzte. Harry hatte es schon wieder getan. Er saß in einer unmöglichen Ecke, in die eigentlich Niemand auch nur ansatzweise hätte passen sollen, ein aufgeschlagenes Buch auf den Knien – und er schlief. Der Junge schlief entschieden zu viel, das konnte in keinster Weise gesund sein. Severus hatte es als Flucht bezeichnet, als Flucht vor der Realität und so gesehen, eine ziemlich effektive, aber so konnte es nun mal nicht weiter gehen, auch, wenn es seinem Sohn schwer fiel. Hier konnte ihm nichts geschehen, es gab keinen Grund, wegzurennen. Er ging auf die Knie, strich Harry sanft einige Strähnen aus den Haaren. „Komm schon, Kleiner,“ ermutigte er seinen Sohn. „Du hast wirklich genug geschlafen.“ Harry blinzelte verwirrt, stellte fest, dass er wirklich eingeschlafen war. Aber es war doch so friedlich gewesen und er schlief so gern... Aber man ließ ihn nicht. Sein Vater kniete vor ihm, sprach auch mit ihm. „Was?“, nuschelte er, lehnte sich gegen die Hand. „Unsere Tour,“ erklärte Tom entschieden. Er stand auf, hielt Harry seine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. „Und es sieht so aus, als hättest du einen weiteren Lehrer und Jemanden, der bei dir bleiben kann, sogar, wenn du in Durmstrang bist.“ Erst da sah Harry, dass auch Fawkes wieder hier war, in seiner menschlichen Form, der Ältere lächelte ihn einfach nur an. Kurz überlegte er, ob er sich nicht doch lieber wieder in die Ecke verkriechen sollte, doch dazu war es zu spät, sein Vater hatte ihm schon auf die Beine geholfen. Er wusste nicht, warum, aber er spürte, dass das was bedeutete, dass Fawkes noch hier war, dass er bleiben würde. Und das machte ihn nervös. Tom lächelte seinem Sohn ermutigend zu, ließ dessen Hand nicht los, sondern begann, in Ruhe den Gang entlang zu laufen, er erklärte leise, wo sie waren, dann öffnete er die erste Tür, die direkt zu einem praktisch leeren Raum führte, doch an den Wänden hingen alle möglichen Arten von Waffen. „Das ist der Trainingsraum und...“ „Bitte,“ flüsterte Harry. „Ich.. mag keine Waffen, ich...“ „Keine Sorge,“ lächelte Tom nur. „Hier wird nicht nur mit Waffen trainiert, auch Muggelkampfsportarten. Und das hilft, sich zu entspannen, die Wut aus dem System zu bekommen. Einige Kampfsportarten sind sogar als eine Meditationshilfe erfunden worden. Außerdem hilft es, deinen Körper wieder aufzubauen. Wie ich sagte, du bist keine Waffe und du wirst in keiner Schlacht kämpfen, aber du brauchst etwas Bewegung, das ist Alles. Fawkes ist ein hervorragender Lehrer,“ fügte er an: „Und ich bin auch nicht schlecht.“ Harry sah sich unsicher um. Ihm gefiel allein der Gedanke nicht, aber er ahnte, dass sein Vater darauf bestehen würde. Kurz blickte er zu dem anderen Mann, wandte sich aber dann erst mal hastig wieder ab, froh, als es weiter ging, von den Übungsräumen eine Treppe hoch, in eine Bücherei, die so groß zu sein schien, wie die in Hogwarts. „Wow...“ Tom lachte leise. „Ja, die Malfoys haben ein paar nette Sachen,“ gab er zu. „Aber werte mal, bis ich dir unsere zeige...“ „Die... Malfoys?“ „Oh, das hab ich ja ganz vergessen, das hier ist eines der Malfoyanwesen, es war das Praktischste, es liegt praktisch direkt neben Durmstrang, außerdem ist es gerade noch nah genug, um auch nach England apparieren und flohen zu können. Dazu kommt, dass ich hier mehr Bewegungsfreiheit habe.“ „Oh...“ Tom lächelte einfach nur, er strich Harry über seine Haare. „Irgendwann erkläre ich dir Alles in Ruhe,“ versprach er, nahm Harrys Hand wieder in seine und ging weiter, zu dem Pool, der sich in einer der Hallen befand, zu dem kleinen Salon, wo eigentlich immer gegessen wurde. Wobei man sagen musste, es war klein im Malfoysinne. Es war das Verbindungszimmer zwischen dem Teil, in dem Lucius lebte und dem, in dem Tom immer lebte, wenn er hier war und im Grunde gehörte dieses Anwesen ihnen Beiden. Kapitel 9: Mein Baby wiederhaben... ----------------------------------- Regulus stand im Labor, er verstand es nicht! Warum? Warum stieß Ryder ihn immer weiter von sich? Es hatte doch so gut angefangen! Er war die Mutter dieses Kindes! Er musste sich um seinen Sohn kümmern! Um sein Baby! Nicht Tom! Nicht dieser verdammte Werwolf, der ihm schon den Bruder weggenommen hatte! Ja, Sirius wäre nicht so gewesen, hätte er im Zug nicht den verdammten Wolf kennen gelernt! Dann wäre er nach Slytherin gekommen wie es sich für einen Black gehörte und Alles wäre gut geworden! Aber er wusste schon, wie er das wieder gut machen und seinem Baby helfen konnte, weg von all den schlechten Erfahrungen, weg von der Angst und der Abhängigkeit von Tom. Hin zu ihm. Ja, nicht mehr lang und er würde sein Baby wieder in den Armen halten. Er griff nach der nächsten Phiole, gab zwei Tropfen Tollkirschsaft hinein, überlegte, zuckte mit den Schultern und ließ noch zwei weitere Tropfen in den Kessel. Er wollte sicher sein, dass es wirkte, besser etwas mehr als zu wenig. Und es würde so leicht sein, es Ryder zu geben. Der Junge hatte die ungesunde Angewohnheit, heiße Schokolade zu trinken, als Einziger, so, dass Niemand sonst etwas davon nehmen würde, der Trank war praktisch geruchsneutral, sagte der Text. Dann, ja, dann, wenn Ryder das getrunken hatte, würde es endlich wieder aufwärts gehen. Der Junge würde wieder zu seinem Baby werden, er konnte ihn halten, ihn herzen, ihn groß ziehen, wie es eigentlich hätte sein sollen. Dann würde Ryder ihn wieder lieben, wie es zu sein hatte, Lupin konnte sein verdammtes Rudel nehmen und von ihm aus ans andere Ende der verdammten Welt verschwinden und Tom... nun, natürlich würde Ryder seinen Vater lieben, aber wie man einen Vater zu lieben hatte, mit einem gewissen Respekt und Abstand. Ja, das war gut! Rasch warf Regulus die letzten Zutaten in den Kessel, zerschnittenes Blaugras und Riffelbeeren. So, nun noch zehn Mal im Uhrzeigersinn umrühren, acht mal entgegen. So, nun noch eine Woche auf einer bestimmten Temperatur ziehen, das war es dann, dann würde er sein Baby endlich wieder in den Armen halten können. Lächelnd sprach er den Zauber, der den Kessel auf einer konstanten, niedrigen Temperatur simmern lassen würde. Lächelnd deckte er seinen Kessel ab, er wusste, Niemand kam hierher, also konnte Niemand ihn aufhalten. Zufrieden mit sich selbst ging er schließlich zurück, entschied sich dann aber anders und schlug den Weg in den Wintergarten ein. Oh, er freute sich schon so darauf, sein Baby wieder bei sich zu haben, ihn zu versorgen und zu verwöhnen. Fawkes lächelte etwas, er passte auf seinen Gefährten auf, Tom war gerade in England, um irgendwas nachzuprüfen, seinem Sohn hatte natürlich nur gesagt, dass er eine Weile weg sein würde, ohne Einzelheiten zu erwähnen. Sie waren in der Schwimmhalle, der Junge wollte absolut nicht in den Übungsraum, er hatte aus einem nicht so ganz klaren Grund regelrechte Panik davor. Als würde ihm dort etwas geschehen können. Vielleicht hatte der Alte es gewagt, dem armen Jungen irgendwo in einem Trainingsraum etwas anzutun. Als sie allein gewesen waren. Harry selbst redete nicht über das, was ihm passiert war, im Gegenteil, sobald Tom auf das Thema zu sprechen kam, pressten sich die Lippen fest zusammen und der Junge begann zu zittern, wie Espenlaub. Darum hatten Tom und er, zusammen mit Lupin erst mal beschlossen, das Thema ruhen zu lassen, bis es dem Jungen besser ging. Ja, Lupin war noch so eine Nummer. Der Beste hatte ihm fast die Nase eingeschlagen, als er erfahren hatte, dass Fawkes Harrys Gefährte war, er hatte mit wüsten Drohungen um sich geworfen, was geschehen würde, würde man seinen Welpen noch weiter verletzen. Er war dem letzten Schlag nur sehr knapp entkommen, dank Jahrhunderte langem Training und Sparringspartnern unter Werwölfen, Elfen und Vampiren. Sonst hätte er absolut keine Chance gehabt. Doch er war froh gewesen, dass es außer Tom noch Jemanden gab, der sich so um Harry kümmerte, auf eine definitiv väterliche Art und Weise. Das war generell mehr, als das, was Black aufzuwarten hatte, der nur bei jeder Gelegenheit versuchte, den armen Jungen mit körperlicher Nähe zu drangsalieren, die der nicht ertrug. Aus was für Gründen auch immer. Vielleicht eben wegen der Ähnlichkeit zu Sirius, der Harry so viel bedeutet hatte und der sich wirklich um Selbigen gekümmert hatte, ohne Fragen und Forderungen zu stellen. „Harry, meinst du nicht, es reicht“, fragte Fawkes nach einer Weile. Er war nicht mit ins Wasser gegangen. Oh, er konnte schwimmen, gut sogar, in beiden Formen, aber er war ein Feuervogel und sicher nicht sonderlich angetan von Wasser, außer, um sich zu waschen. Er fühlte sich auch hier am Rand ganz wohl. Er blickte zu dem Jungen, der ohnehin nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien und der nun schon die zwanzigste Runde drehte, was wirklich genug war für einen Körper, der ohnehin nichts zu verbrennen hatte. Harry starrte auf, ihm wurde wieder nur zu klar bewusst, dass er hier nicht allein war, Fawkes war auch hier, er stand am Rand des Schwimmbeckens, gegenüber von dem, wo er selbst gerade lehnte, beobachtete ihn. Schon seit Tagen blieb Fawkes immer in seiner Nähe, er war einfach da, sagte ihm, wenn er aufhören sollte, sich anzustrengen, hielt sein Glas, bevor es aus seiner Hand glitt, hob ihn sogar ins Bett, wenn er müde wurde und anfing, in irgendwelchen Ecken zu dösen und in den letzten beiden Tagen hatte er ihm sogar was vorgelesen, wenn im Bett gelegen hatte. Texte aus dem Geschichtsbuch, wenn er sich nicht irrte, aber sicher war er nicht, denn er hatte eigentlich nur auf die melodische Stimme gehört. Warum er daher rot wurde, verstand er selbst nicht, doch er nickte hastig, er merkte, wie seine Arme müde wurden, also schwamm er nicht zurück, sondern stemmte sich gleich hier aus dem Wasser, wenig überrascht, als die Hand mit den dunklen, schlanken Fingern nach ihm griff und ihm auf die Beine half, kurz danach legte sich ein Handtuch um seine Schultern. Er zog den Stoff näher um sich, lächelte Fawkes schüchtern an. Fawkes lächelte zurück, er strich über Harrys Haare, doch er hielt die Berührung kurz, wohl wissend, dass der Junge sich nur zu schnell in die Ecke gedrängt fühlen könnte, wie er es tat, wenn Black wieder mal versuchte, seinem Sohn Körperkontakt aufzudrängen. Er wollte nicht, dass sein Gefährte am Ende von ihm wegrannte. Er hatte so lang gewartet, er konnte auch noch länger Geduld aufbringen, gerade jetzt, wo er ihn endlich vor sich hatte. Rasch zog Harry das Handtuch enger um sich, wie um sich und seinen hässlichen Körper vor dem Anderen zu verstecken. Fawkes war ganz anders, muskulös und doch schlank, wenn auch nicht so groß, wie sein Vater oder Lucius Malfoy, aber er war einen guten Kopf größer, als er selbst. Warum der Andere sich die Mühe machte, ihm immer zu folgen, wie ein Schatten und da zu sein, verstand er nicht. Es war nicht so, als wäre er eine Verpflichtung für den Mann, nicht so, wie für seinen Vater. „Na los,“ lächelte Fawkes sanft. „Geh, zieh dich wieder an, dann besorgen wir dir was zu essen. Und dann denke ich, kann ich dir etwas mit Transfiguration und Kräuterkunde helfen, damit du nicht zu weit hinterher hängst, wenn du nach Durmstrang kommst.“ Harry nickte einfach nur, er huschte in die Kabine, in der seine Sachen lagen, trocknete sich langsam ab und zog sich an. Schule. In zwei Wochen würde er nach Durmstrang kommen. In eine Schule, in der Draco Malfoy und halb Slytherin untergekommen war, die bekannt war für dunkle Magie. Wobei... dunkle Magie musste nicht notgedrungen böse sein. Sein Vater hatte ihm einige Sprüche beigebracht, Keiner von ihnen richtete wirklich Schaden an, einer von ihnen war sogar ein Heilzauber, den auch Poppy schon mal benutzt hatte. Er verstand nicht, wer entschied, was gut und was böse, was dunkel und was Licht war. Rasch stieg Harry in die Hose, schloss sie. Sie saß nicht zu locker, sein Vater hatte die Sachen angepasst, doch sie zeigten, dass er ungesund dürr war und er wusste, er war nicht in Ordnung. Er mochte körperlich gesund sein, aber er hatte ständig Alpträume, verkroch sich im Bett seines Vaters, suchte die Nähe zu dem Mann, den er eigentlich mit ganzem Herzen hassen sollte, weil es ihm schien, wie der einzig sichere Platz im ganzen Haus. Darum hatte er auch solche Angst vor der Schule. Er wusste nicht, ob er das durchstehen würde, selbst, wenn Fawkes dabei sein würde, was der ihm gestern gesagt hatte. Er war krank im Kopf, wie sein Onkel und Dumbledore es immer wieder gesagt hatten. Auch, wenn Remmy und die Anderen was Anderes sagten, er wusste es einfach. So, wie er sich verhielt, verhielt sich sonst Niemand. Eine ganze Weile starrte Harry einfach nur auf seine dürren, hässlichen, knochigen Hände. Niemand würde je was von ihm wollen, sich je für ihn interessieren, außer eben als eine Figur, früher Harry Potter und nun.. nun war er der Sohn des dunklen Lords. Aber für sich selbst...? Er brauchte eine Weile, bis er sich so weit im Griff hatte, dass er sich wieder aus der Umkleide traute. Er blickte zu Fawkes. Sicher hatte sein Vater ihn abgestellt, sonst würde der Andere besseres zu Tun haben, als hier rum zu hängen. Dabei... Merlin! Gar nicht erst in diese Richtung denken, das war nie gut. „Harry?“, fragte Fawkes ruhig, als der Jüngere aus der Umkleide schlich, Handtuch und Badehose umklammert, wie seinen Teddy und mit einem Gesicht als sollte es anschließend vor die Schlachtbank gehen. Er machte sich Sorgen, Gott, er wollte nichts Anderes, als seinen Gefährten in die Arme schließen, ihm sagen, dass er nichts fürchten musste, aber er wusste, dass das sicher nicht die beste Idee sein würde. „Ich… glaub, ich bin... etwas müde“, nuschelte Harry nur, ohne aufzusehen. Fawkes sagte nichts dazu, er wusste, das war nicht der Grund für dieses Verhalten, aber er würde den Jüngeren sicher nicht dazu zwingen, jetzt in Einzelheiten zu gehen. Es war wichtig, dass Harry sich nicht auch noch von ihm verfolgt und eingesperrt fühlte, wie er es bei Black tat. Nähe würde nur dann da sein, wenn Harry sie wirklich wollte, sie selbst forderte, sonst... würde es bei kleinen, kurzen Berührungen bleiben. Er brachte Harry in sein Zimmer zurück, rief eine Hauselfe, die einige Sandwiches brachte. Harry aß kaum etwas, gerade genug, damit man es durchgehen lassen konnte, er nahm seine üblichen Tränke, legte sich dann auf das Sofa. Er war so fertig, so erschöpft und er wusste, es kam nicht vom Schwimmen. Was nebenbei auch sicher nicht seine Lieblingssportart war. Doch es war besser, als kämpfen zu lernen, das wollte er noch weniger und sein Vater bestand auf Sport, damit sein Körper wieder Muskeln aufbauen konnte, damit sein Kreislauf auch wieder richtig in Schwung kam. Wie er durch einen Schultag kommen sollte, war ihm ein vollkommenes Rätsel. Fawkes gab Harry seinen Teddy, er lächelte, als er sah, wie der genommen wurde, deckte Harry dann zu, bevor er in seine eigentliche Gestalt glitt und leise zu trillern begann. Was seine Wirkung nicht verfehlte. Das gejagte Ausdruck verschwand, die Augen fielen zu, Harry schlief ein. Friedlich. Erst, als Fawkes sich sicher war, dass sein junger Gefährte schlief, morphte er sich wieder in den menschlichen Körper, strich durch die Haare des Jüngeren, suchte Körperkontakt, um ihn zu erden, ohne, dass er sich dadurch bedrängt fühlen konnte. Er lächelte, als das Gesicht sich noch etwas weiter entspannte. Zumindest im Schlaf schien er sich hier bei ihm sicher zu fühlen. „Egal, was dir gerade durch den Kopf gegangen ist,“ murmelte Fawkes, „Ich werde nie zulassen, dass dir etwas passiert...“ Er lächelte etwas. Nachher würde er noch mit Harry arbeiten, zusammen mit dem neuen Zauberstab, den er dem Jüngeren vorgestern gemacht hatte. Er hatte wieder einen Kern mit einer Phönixfeder, mit einer seiner Federn, da das Harrys Kraft steigerte, doch zusätzlich dazu waren dieses Mal auch seine Tränen und ein Blatt einer seltenen Blume darin. Ein Stab für einen Heiler, für einen friedlichen Menschen, nicht aggressiv und aus hellem Birkenholz. Ein Stab, der seinem Gefährten lag, der ihn nicht einschränkte. „Es wird gut werden...“ „Das kann nicht sein, das kann nicht sein, das kann doch einfach nicht wahr sein!“, donnerte Albus aufgebracht, doch darum änderte sich trotzdem nichts, seine besten Leute, Dean, Seamus, Cho Chang, sie waren verschwunden, Niemand hatte sie mehr gesehen, seit zwei Tagen. Die Vier hatten auch eine Sitzung mit ihm verpasst, das hätten sie nie getan, solang sie auch nur in der Lage sein würden, zu kriechen! Minerva sah ihn mit ihren üblichen, praktisch leeren Augen an. „Es ist so,“ gab sie monoton zurück, zusammen mit Flitwick, dem Kopf des Rabenhauses. „Das sind die vermissten Schüler, wir waren nicht in der Lage, sie irgendwo zu finden.“ „Nichts, absolut nichts davon darf an die Öffentlichkeit gelangen,“ zischte Albus eisig. „Das Potter-Drama ist mehr als genug Ärger in meinen Augen!“ Wie diese Ratte es auch nur wagen konnte, drauf zu gehen, bevor er es erlaubte, auf eine Art, die er nicht verstand und die sicher nicht gesund für sein Image war, war ihm ein Rätsel! Er hätte schwören können, es dem dummen Jungen eingeprügelt zu haben! Er war die oberste Autorität! Und doch hatte man ihn schon wieder untergraben, ihm seine besten Schachfiguren genommen, das Weasleymädchen, das doch sein Schlüssel zum Pottergeld und zu einem neuen Pottererben gewesen war! Alles futsch! Nicht nur das, es war noch weit schlimmer gekommen, er war gestern bei Gringotts gewesen, um Potters Vermögen mit Hilfe eines obskuren, alten Gesetz für sich zu beanspruchen, nur um zu erfahren, dass die kleine Ratte es gewagt hatte, ein verdammtes Testament aufzusetzen, dass einen Wildfremden, von dem er keine Ahnung hatte, dass der Bengel ihn kannte, das gesamte Vermögen zusprach! Nur hatte man ihm weder Name, noch Standort dieses Idioten genannt, damit er den auch noch aus dem Weg schaffen konnte! Probleme, nichts als Probleme, seit das Potterblage seine Schwelle überschritten hatte und vor Allem, seit er wusste, dass sein verdammter Pate noch am Leben war! Es hatte ihn mehr als zwei Jahre gekostet, einen Weg zu finden, den Idioten wieder aus dem Weg zu bekommen, da Black es gewagt hatte, den Auroren, die er ihm auf den Leib gejagt hatte, jedes verdammte Mal zu entkommen! Flitwick starrte den Mann vor sich an. Er konnte es nicht fassen. Er arbeitete schon so lange hier doch noch immer hatte er es nicht verwunden, wie Albus, den er einst auch bewundert hatte, sich verändert hatte. Der Mann war grausam, hinterhältig und ein Leben hatte in seinen Augen absolut keinen Wert, noch weniger, wenn diese Person sich seinen Wünschen nicht beugte. Auch, wie er mit Harry umgesprungen war, war für ihn einfach nicht erträglich. Er mochte den eigentlich stillen, nachdenklichen Jungen sehr, der vom Charakter her nicht weiter von Potter hätte entfernt sein können, auch hatte er nur geringe Ähnlichkeit mit Lily Evans, er war immer so still, wenn man ihn ließ, er war kein Kämpfer wie James oder Sirius, doch das hatte Niemanden interessiert. Doch er wusste auch, dass er nicht mehr raus kommen würde. Zu tief hing er schon in der Sache mit drin. Man würde ihn fragen, warum er nicht früher mit der Sache gekommen war, wenn man ihm überhaupt Glauben schenken würde. Nein, es war für ihn die Zeit vergangen, zu handeln. Er konnte nur noch hoffen, dass Voldemort etwas erreichen würde, vor Allem nun, da der arme Harry tot und begraben war und dass noch nicht mal neben seinen Eltern sondern irgendwo in einem Armengrab. Ohne einen Stein, wie er ihn verdient hätte für all die Dinge, die er geleistet hatte. Vielleicht würde es ja doch irgendwann wieder Gerechtigkeit geben und ganz ehrlich – er vermisste auch Snape. Der Mann mochte manchmal Anfälle von Unausstehlichkeit haben, aber als er da gewesen war, waren die Schüler wenigstens ansatzweise unter Kontrolle gewesen. Etwas, das seither Niemand mehr sicher hatte stellen können. Ja, erhoffte, dass Voldemort gewann. Diese Schlacht, das Land. Nicht mal mehr Fawkes war hier. Der Phönix, das Zeichen für so Viele, dass Dumbledore das Richtige tat. Er hörte dem fluchenden, spuckenden und tobenden Mann gar nicht mehr zu, er hatte schon lange abgeschaltet, für ihn war nur noch sein eigener Gedankengang wichtig, seine Hoffnung, dass es doch einmal wieder anders werden konnte. Wenn er könnte, wie er wollte, er würde selbst Todesser werden, aber wie wahrscheinlich war es schon, dass man ihn aufnehmen würde? Er war hier gefangen, in einer Wahl, die er vor so langer Zeit getroffen hatte, geblendet von alten Versprechen, in der Hoffnung, etwas ändern zu können, doch stattdessen hatte er die Welt immer näher an ihren Untergang gebracht. Er wusste nicht mal, ob er das Recht hatte, in einer neuen Welt noch zu leben. Er würde in den Ruhestand treten, sobald er sicher war, dass der Alte nicht weiterhin Kinder rekrutierte. Das würde sein letztes Ziel sein, das, was Severus immer getan hatte, seine Kinder schützen, Ravenclaw zu einem geschlossenen, vorsichtigen Haus machen... Nur noch vier Tage, dann würde Harry wieder in die Schule gehen, stelle Remus fest. Er wusste, Fawkes, mit dem er inzwischen einigermaßen klar kam, würde seinen Welpen auf Schritt und Tritt begleiten, meist in seiner Phönixform. Und auch er selbst würde da sein, er hatte einen Halbtagsjob angenommen. Er würde einen Club betreuen, einen Duellierclub, der nicht nur Zauber, sondern auch Kampfsport benutzte. Was er mehr als intelligent fand, es war einfach zu leicht, einen Zauberer auszuschalten, weil der keine Ahnung hatte, dass er außer seinem Stabarm noch andere Körperteile hatte, mit denen er sich verteidigen konnte. Heute war ein Treffen mit Regulus und Harry zu einem Nachmittagstee, der Junge hatte ihn gebeten, auch da zu sein, sein Welpe wollte nicht allein mit dem Mann sein, der ihn immerhin auf die Welt gebracht hatte und er konnte nicht sagen, dass er das nicht verstand, im Gegenteil, er war froh, auch anwesend zu sein. Er hatte Black beobachtet, der Mann hatte irgendwas vor... Im Grunde verstand Remus nicht, wie Tom und Fawkes, die beide gerade weg waren, den Jungen mit Black allein lassen konnten, es war wie eine Provokation, etwas anzustellen. Er spürte einfach, dass noch was passieren würde und das würde er niemals zulassen. Ruhig klopfte er, trat dann einfach in das Zimmer ein, in dem er seinen Welpen roch. Es war der kleine Salon. Mitten in der Bewegung hielt Regulus inne. Er war doch so aufgeregt! Heute, heut würde Alles wieder richtig werden! Heut würde er seine Familie zurück bekommen! Und dann musste es klopfen, nicht nur das, es war der verdammte Werwolf, der seine Nase schon wieder in Dinge steckte, die ihn nichts angingen! All seine Vorbereitungen! Er sah auf Harry, der da saß, wie ein verängstigtes Huhn, der auch noch froh zu sein schien, als Lupin auftauchte! Nun, das würde nachher sein Ende finden, der Trank war geruchlos, wie wollte dann ein Werwolf ihn bemerken? „Was tust du hier?“, fragte er daher mit sichtlicher Ablehnung in der Stimme. „Ich wollte Tee mit meinem Sohn trinken, von Monstern war nicht die Rede!“ Remus lächelte kühl, er setzte sich auf die Lehne des Sessels, in dem Harry sich verkrochen hatte, strich leicht über dessen Schulter. „Er beschwert sich nicht, soweit ich das beurteilen kann,“ stellte er nur fest. Im Normalfall wäre er diesem Idioten an die Gurgel gegangen, nach dem dummen Monsterkommentar, der nur dazu führte, das Harry noch tiefer in die Polster sackte und seine Tasse noch fester umklammerte, doch er wollte seinen Welpen nicht noch weiter aufregen. Schade, dass Lupin nicht auch heiße Schokolade trank. Morgen war Vollmond und Lupin würde eine Verwandlung als Säugling sicher nicht überleben, aber gut, er würde den Anderen ertragen, es war ja wirklich nur noch für heute. Wortlos holte er eine weitere Tasse vom Tablett und füllte sie. „Ich wollte allein mit ihm reden!“ Remus zuckte nur mit den Schultern. „Ihr seid schon lang genug hier und Harry sieht nicht so aus, als würde er dieses Gespräch sonderlich genießen!“ „Na und? Ohne mich würde es den Jungen nicht geben! Ich kann so viel Zeit mit ihm verbringen, wie ich will!“ Harry sah zu Remus, klammerte sich an eine von dessen Händen. Es stimmte, das Gespräch war nicht wirklich so toll gewesen, sehr einseitig. Regulus, der ihm erzählt hatte, wie süß er als Baby gewesen war, dass nun Alles wieder so werden sollte, wie früher und immer wieder hatte er ihm die Tasse zugeschoben, bis er sie jetzt in der Hand hielt. Er fühlte sich so unwohl, und an einem Punkt hätte er fast geschrieen, als der Mann anfing, Siri zu beleidigen, seinen Patenonkel, der gestorben war, um ihm zu helfen, der Einzige, der damals für ihn da gewesen war, ohne zu fragen, was Harry im Gegenzug hätte tun können oder müssen, der ihn auch einfach nur im Arm gehalten hatte, wenn es ihm schlecht gegangen war. Der Mann, bei dem er sich sicher gefühlt hatte und Sirius hatte das Alles getan, obwohl er auf der Flucht gewesen war, selbst beschäftigt und in Gefahr. Er war so erleichtert, als Remus sich zu ihm setzte, dass er fast zu zittern begann, er schloss die Augen, lehnte sich an den Werwolf. Merlin, er wusste, es war albern, immerhin hatte der andere Mann da ihn auf die Welt gebracht, doch das war kein Grund, ihn so zu behandeln. Als wäre er nicht gut genug, nur eine Enttäuschung. Er wusste, er war ein Freak, aber es dauernd gesagt zu bekommen und noch lächeln zu müssen, er war einfach nur so müde und da waren weder sein Vater noch Fawkes, zu denen er sich hätte flüchten können. Remus hob ein Augenbraue, ohne die Tasse anzufassen. Na, das war mal eine Argumentation. Er würde sie manisch nennen, doch er wollte nicht auch noch einen heftigereren Streit, als ohnehin schon, nicht mit Harry vor Ort, der sich sofort an Allem die Schuld geben würde. Auf gar keinen Fall. Er starrte den Mann nur mit zusammengekniffenen Augen an, mehr tat er gar nicht. Da war etwas, das ihn irritierte. Kurz schloss er die Augen, dann blickte er einfach wieder auf Harry, er lächelte, als er merkte, wie der Junge seine Hand genommen hatte und sich nun an sie klammerte. Sein Welpe war froh, dass er hier war, das war das einzig Wichtige. Er würde ihn einfach mit rüber zu seinem Rudel nehmen, dann konnte der Junge das auch mal kennen lernen und er war nicht in Gefahr, noch ein Mal diesem Irren über den Weg zu rennen. Oh, er spürte die Augen, die ihn durchbohrten, doch er hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, normalerweise wäre Black schon längst verschwunden. Kurz wandte er seinen Kopf zu Diesem, sah dann ein unheimliches Leuchten in dessen Augen, sah zu Harry – und auf ein Mal verstand er. Tollkirsche! Fast geruchlos und geschmacksneutral! Das war es, was er die gesamte Zeit gerochen hatte! Und er sah, wie Harry die Tasse hochhob. Ohne nachzudenken, stieß er dessen ohnehin zitternde Hand an, bis der Junge die Tasse fallen ließ, ihn mit großen Augen entsetzt ansah, über und über mit dem heißen Getränk begossen und noch bleicher, als vorher. Und er spürte seinen Wolf, der langsam aber sicher richtig sauer wurde! Der ausbrechen wollte, vor Allem, da es ein Tag vor Vollmond war. Ohne etwas zu sagen, packte er Harry am Kragen seiner Kleidung, brachte ihn vor die Tür, befahl ihm, ja nichts von der Flüssigkeit anzufassen, dann krachte die Tür hinter ihm ins Schluss und er begann, zu brüllen. Sein Welpe! Dieser Irre hatte etwas in Harrys Schokolade gegossen! Harry dagegen verstand gar nicht, was gerade geschehen war, er sackte die Wand entlang herunter, hörte Remus’ röhrende Stimme, die lauten Schreie, ohne zu verstehen, was er sagte. Und ja, er bekam Panik, angst, rollte sich zusammen, wiegte sich hin und her, merkte gar nicht, wie er immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Nein, keine Schreie, nicht noch mehr Ärger! Er wollte nur noch weg, er hatte Panik! Wenn so was geschah, ging das nie gut! Nein! „... haben auch einige von Dumbledores Kill...,“ mitten im Satz stockte Tom, er fühlte sich, als würde etwas sich um sein Herz legen und zudrücken. Ohne ein Wort blickte er zu Fawkes, der selbst schneeweiß geworden war. „Lord?“, fragte Lucius ruhig. Der Andere stockte nicht einfach so mitten im Satz, das hätte seinen Ruf zerstört, doch im Moment sah er aus, als wolle er umfallen, er sah auch, wie Severus sich erhob, seine Hand im Umhang, wo sein kleiner Vorrat an Tränken ruhte, den er immer dabei hatte. „Notfall,“ brachte Tom irgendwie heraus. "Lucius, kümmere dich um Alles!“ Und schon löste der Andere sich vor aller Augen auf, eine Fortbewegungsart, die sie nur aus schlimmsten Notfällen kannten, das letzte Mal, als sie das gesehen hatten, war der Tag gewesen, als man seinen Sohn scheinbar umgebracht hatte. Und nicht nur das, kaum war der Beste weg, verschwand auch Fawkes, von dem Niemand wusste, wer der Mann eigentlich war, in einer Flammensäule. „Harry“, schloss Lucius nur, als er das sah. Er war einer der Wenigen, die wussten, wie Fawkes zu dem Jungen stand, einfach, weil Tom es ihm gesagt hatte, damit er bescheid wusste, warum noch eine Person mehr sich bei ihm eingenistet hatte. Gut, dass er immer nur so große Häuser kaufte. „Natürlich,“ knurrte Severus nur. „Wer sonst?“, er lebte nicht mehr bei Lucius, er war mit seiner schwangeren Frau und seiner Tochter in ein kleines Haus in der Nähe gezogen, er wollte seine Familie nicht mitten in diesem Haufen Irrer rum laufen haben. Der Bengel schaffte es selbst jetzt noch, Ärger zu machen, wie es aussah. Seufzend lehnte er sich zurück, hörte den Ausführungen von Lucius zu. Kaum war Tom gelandet, sah er sich gehetzt um, rannte den Gang entlang – bis er seinen Sohn sah. Er war entsetzt, der Junge schlug seinen Kopf immer wieder gegen die Wand, er zitterte so stark wie seit dem Tag nicht mehr, als er wieder zu sich gekommen war und dazu kam noch das röhrende Brüllen aus dem Salon. Rasch kniete er sich zu ihm, hob dessen Kopf an, aber die Augen schienen direkt durch ihn hindurch zu sehen, seine Lippen bewegten sich und er war außerdem klatschnass, Schokolade, dem Geruch nach zu urteilen, dazu kamen Verbrennungen, die eindeutig weh tun mussten, die er aber gar nicht zu bemerken schien. Oh, und Regulus, der brüllte, als habe er wirklich Mist gebaut und versuchte, es zu rechtfertigen. „Tom! Was ist... Merlin! Harry, Harry, sieh mich an! Tom, verdammt noch mal, was ist hier los?!“ Tom sah auf Fawkes und wäre die Situation nicht so ernst, er hätte gelacht, als er sah, wie viel Panik von diesem eigentlich alten Mann ausging. „Ich habe keine Ahnung, ich bin nur kurz vor dir angekommen und...“ In dem Moment wallten die Stimmen auf, es krachte und schepperte aus dem Inneren des kleinen Salons. „Ich muss da rein! Bring ihn hier weg, bring ihn in sein Zimmer, er hat Verbrennungen!“ Fawkes sagte nichts, er sammelte Harry in seine Arme, auch, wenn er zuckte, brachte ihn weg. Das war das Wichtigste, weg von dem Gebrüll, dass dessen Panik nur schlimmer zu machen schien. Er trat in dessen Zimmer, setzte ihn auf das Sofa dort, hob dessen Kopf und begann mit einer Bestandsaufnahme. Eine Wunde am Hinterkopf, die er sich selbst zugefügt hatte, Verbrennungen, Zittern, aufgebissene Lippen. „Harry,“ sprach Fawkes leise, strich über die Wange, die nass war vor Tränen. Merlin, was war da nur vorgefallen? Er hatte Lupin gehört, Niemals würde der Mann gegen den Jungen vorgehen, den er als seinen Welpen sah und anerkannt hatte. Doch da war auch Blacks Stimme gewesen, was für ihn eigentlich Alles erklärte. Er wollte nur zu gern wissen, was dieser Irre mit seinem kleinen Gefährten getan hatte, um ihn dazu zu bringen, sich so weit in sich selbst zu verkriechen. Die Wunden hatten Zeit, erst musste er Harry wieder in die Gegenwart bekommen. Er setzte sich zu ihm, zog ihn, auch gegen dessen Widerstand in die Arme, legte seinen Kopf zurück und begann, leise zu trillern. Er hatte lange gebraucht, um das auch in diesem Körper zu können, seine Stimme einzusetzen. Und er tat es immer noch nicht gern, denn menschliche Stimmbänder waren schwer zu trainieren. In dem Fall aber musste er Harry halten, verhindern, dass der Junge sich selbst weiter verletzte. Langsam, ganz langsam kam Harry wieder zu sich. Er spürte, dass er gehalten wurde und es war nicht sein Vater, doch es war Jemand, dem er vertraute, genug, um nicht durchzudrehen. Fawkes, kam es ihm, als er eine der roten Strähnen sah. Nur hatte er nicht gewusst, dass der Mann auch in diesem Körper singen konnte, wenn er es tat, er hatte es ja schon öfter getan, um ihm bei Alpträumen oder beim Einschlafen zu helfen, war er in der Regel im Phönixkörper. Erst dann fiel ihm auch auf, dass die Stimmen weg waren, das Streiten, es war Nichts mehr zu hören, es war Alles ruhig. Und Fawkes hielt seine Hände. Ein... komisches Gefühl, doch kein Schlechtes. Er war sicher, kein Geschrei. Automatisch rollte er seinen Kopf zur Seite, schloss seine Augen wieder, er entzog dem Anderen seine Hände nicht, er war für den Moment einfach erleichtert. „Harry,“ stellte Fawkes leise fest, als ihm klar wurde, dass der Junge ruhig geworden war, ruhig genug, um wieder zu sich zu kommen. „Ich muss deine Verbrennungen versorgen. Kannst du dich etwas aufrichten? Dann werde ich dir aus dem Oberteil helfen. Ich fürchte, du hast auch auf der Brust Brandblasen.“ Verletzungen. Heiß. Ja, da war was Heißes gewesen, sehr heiß. Es hatte weh getan, aber das war nicht so schlimm gewesen, wie Remus, der auf ein Mal das Brüllen angefangen hatte. Er hob seine Arme, als Fawkes an seinem Oberteil zupfte. Er ließ es sich ausziehen, zuckte aber leicht zusammen, als der Stoff eine Stelle traf, die wohl betroffen war. „Gut,“ lächelte Fawkes leise, er brachte Harry dazu, sich zu legen, betrachtete die Verbrennungen. Brust, wie er es befürchtet hatte, Arme, die Finger der rechten Hand und da war noch ein dicker Fleck auf der Hose. Alles roch süß, wie Schokolade. Milch, heiße Milch, vermutlich war es das gewesen, was die Verbrennungen verursacht hatte. Leicht strich er mit den Fingern über die aggressiv roten Stellen, über die Haut, die Blasen geworfen hatte, sah, wie die Verletzungen eine nach der Anderen einfach verschwanden. Seine Tränen brauchte er, wie gesagt, nur im äußersten Notfall, wenn es um Leben oder Tod ging, in der Regel reichte seine einfache Magie, die die eines normalen Zauberers um ein Vielfaches überstieg und so stark die Magie seines Gefährten war, sie war doch noch unter der Seinen. Aber sie würde wachsen, mit der Zeit. Harry war noch jung, irgendwann würde der Jüngere so stark sein wie er selbst. Als die Wunden geschlossen waren, rief er Harrys Schlafoberteil, half ihm hinein, dann glitten seine Finger zu dessen Hose. Als der Jüngere versuchte, sich ihm zu entziehen, hielt er kurz inne. „Ruhig, die Hose ist auch nass, ich muss sehen, ob da noch mehr Verbrennungen sind, danach bekommst du sofort deine Schlafhose.“ Erst dann machte er weiter, zog die Hose nach Unten und warf sie auf den Boden. Ja, da auf dem Oberschenkel. Leicht strich er über diese Verletzung, ließ auch sie verschwinden, bevor er Harry in die Schlafhose half. Danach sammelte er Harry wieder in seine Arme, begann, auch die Platzwunder am Hinterkopf zu heilen. „Wo... wo ist... Vater?“, fragte Harry und selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme richtig weinerlich. Aber er konnte nichts dafür, ja, Fawkes gab ihm Sicherheit, aber... was, wenn sein Vater nichts mehr von ihm wissen wollte, nun, wo Remus und Regulus so wegen Irgendwas so stritten, das mit Sicherheit ihn betraf! Er wollte nicht weggeschickt werden, nicht schon wieder! Fawkes sah in das verzogene Gesicht, die Stimme, Harry klang verzweifelt, ängstlich. Als dachte er, dass Tom nicht mehr zu ihm kommen würde, gleichzeitig hielten die immer noch dünnen Hände sein Handgelenk umklammert, als könnte auch er verschwinden. „Er kommt sicher nachher hoch,“ versprach er, strich über die bleichen Wangen. Er wollte selbst so gern wissen, was da passiert war, aber der Jüngere sah nicht so aus, als würde er auch nur darüber sprechen können, geschweige denn wollen. So gern hätte er seinen Gefährten einfach geküsst, ihm gesagt, dass Alles in Ordnung war, aber das wäre sinnlos. „Versuch, bis dahin etwas zu schlafen;“ bat er leise, begann, zu singen. Harry wollte nicht schlafen, er hatte Angst, woanders aufzuwachen, allein und verlassen, doch er konnte sich nicht wehren, die Musik, sei war so beruhigend, so sanft. Es dauerte nicht lang, bevor er schließlich in einen wenn auch erst mal unruhigen Schlaf zurück sackte. Fawkes seufzte leise, als Harry endlich schlief und ruhiger geworden war. Er lächelte beruhigend, strich über dessen Seite und nun, wo der Kleine schlief, lehnte er sich über Diesen, küsste ihn sanft. „Du bist sicher, ich bin da, ich passe auf, ich werde deine Seite nicht mehr verlassen...“ Nur kurze Zeit später öffnete sich die Tür und Tom trat ein, dicht gefolgt von Lupin. „Bitte sag mir, dass er nichts in den Mund bekommen hat!“ „Schreit nicht,“ baffte Fawkes unwillig, summte einen Ton an, um dem Jüngeren klar zu machen, dass er sicher war. Erst, als Harry weiter schlief, hörte er auf. „Er ist so schon fertig genug. Und was sollte er nicht in den Mund bekommen?“ Tom seufzte leise. „Ich bin mir nicht ganz sicher, Severus soll es nachher überprüfen, aber ich fürchte, mein Mann wollte etwas sehr Dummes tun. Geht es Harry gut?“ „Ich habe seine Wunden geheilt, ja, aber von gut gehen kann nicht die Rede sein, er hat nach dir gefragt, als würde er fürchten, du willst nichts mehr von ihm wissen! Also was bitte war da los?!“ Tom konnte nur den Kopf schütteln. „Regulus hat immer wieder gebrüllt, dass er nur das Beste will und das er sein Baby wiederhaben will, mehr war aus ihm nicht raus zu bekommen. Ich hab ihn mit einem Schlafzauber außer Gefecht setzen müssen, er schläft in unserem Bett. Was in ihn gefahren ist – ich habe keine Ahnung.“ „Die Schokolade, die er dem Jungen gegeben hat, hat nach Tollkirsche gerochen! Viel zu stark! Dieser Trottel war noch nie eine Leuchte in Tränken und wer weiß, was der bewirken sollte!“ „Tollkirsche?“, fragte Fawkes. Remus nickte, trat zu seinem Welpen, strich über dessen bleiches Gesicht. „Ich musste es ihm aus der Hand schlagen, ich wollte ihn nicht verbrennen, aber er hätte egal, was es war, fast getrunken.“ „Und dann hat er meinen Mann verprügelt...“ „Er hat es...!“ Tom hob eine Hand. „Ich werde mir ein Urteil über Recht oder Unrecht bilden, wenn ich weiß, was in Harrys Getränk war,“ gab er nur zurück. „Fawkes, kannst du bitte Severus auf dem schnellsten Weg hierher und ins Labor bringen?“, bat er ruhig. „Ich bleibe bei Harry und ich glaub nicht, dass Lupin ihn jetzt allein lassen will.“ Unwillig stand der Phönix auf, strich noch ein Mal über Harrys Lippen, bevor er in einer Feuersäule verschwand. Kapitel 10: Der Irrsinn der Blacks ---------------------------------- Mit ruhiger Hand ließ Severus etwas von der nun nicht mehr heißen Schokolade in ein Gefäß tropfen. Sie hatte schon die falsche Konsistenz, egal, was da drin war, es hatte nicht gut mit der Milch reagiert, es hatte Selbige in eine Art Pudding verwandelt. Erst dann träufelte er noch etwas dazu und ja, die Mischung verfärbte sich grün. Tollkirsche, der Werwolf hatte Recht gehabt. Egal, was für ein Trank es war, es war einer mit Tollkirsche und da er sich ziemlich sicher war, dass Black nicht sein eigenes Kind hatte umbringen wollen, musste er nach einem Trank suchen, indem das Gift der Pflanze durch einen anderen Stoff gebunden wurde. Was nur Seeknotengras, magisches Buchenmehl, Rosenpulver oder Feenstaub sein konnte. Nun, das schränkte seine Auswahl zumindest etwas ein. Aber was hatte Black vorgehabt? Er hatte immer gedacht, es wäre der Ältere, der den größeren Schuss weg hatte, aber es sah so aus, als habe er sich gründlich geirrt. Sirius hätte dem Jungen nie etwas in ein Getränk geschüttet. So weit wäre er sicher nicht gegangen, denn auch wenn das Gift von Tollkirsche in einem Trank gebunden war, waren die Meisten trotzdem durchaus gefährlich, vor Allem, da es nur wenige Tränkemeister gab, die solche Sachen tatsächlich so anfertigen konnten, dass sie den Trinker anschließend nicht umbringen würden. Und alles, was Black je gewesen war, ein toller Tränkemeister war nicht bei diesen Eigenschaften gewesen. Kurz blickte Severus auf die dickflüssige, grüne Mischung in dem Glas, kippte dann Beides weg und griff nach einigen alten, dicken Büchern. Das würde ein sehr, sehr langer Tag werden und dabei war es gerade mal Nachmittag, aber er wusste, er brauchte Niemandem unter die Augen zu treten, bevor er dieses Rätsel nicht gelöst haben würde. Irgendwann wurde er von Lupin gestört, der wissen wollte, wie weit er war, der Mann hatte aber immerhin den Anstand, zu bleiben und zu helfen, denn des Lesens schien der Beste doch noch fähig zu sein. Remus arbeitete sich gerade durch ein Buch, stockte auf ein Mal, als er etwas fand, schlug die Seite nach, las den Inhalt, stockte, las ihn noch mal. Er hörte wieder die irre klingende Stimme von Regulus Black, die schrie, dass er nur sein Baby wieder haben wollte, für sich allein, ohne ihn auf dem Bild, denn er würde ihm ja Alles kaputt machen. Baby... das Stichwort war Baby. „Severus!“ Der Tränkemeister wandte sich um: „Was?“, grummelte er ungnädig. „Hier!“ Der Schwarzhaarige trat zu dem Werwolf, beugte sich über die Seite – und wurde selbst bleich, blickte zu dem Rest der Schokolade, die sich noch in der Kanne befand, dann wieder auf die Seite. Danach bewegte sich sein Körper wie im Traum, in festgelegten Mustern braute er eine Mischung, gab einen Tropfen in die Kanne, rührte den Inhalt herum, sah, wie sich Alles darin verfärbte. Mit einer Pipette holte er etwas raus, tropfte es auf ein Blatt und sprach einen komplizierten Zauber. „Nun?“, fragte Remus, der das Alles stumm beobachtet hatte. Er wusste auch so, dass er Recht hatte. Der Geruch hatte es ihm gesagt. Ja, für einen normalen Menschen mochte er nicht da sein, doch seine Nase war um ein Vielfaches feiner. Severus starrte auf das, was da stand. Eine Auflistung der Dinge, die sicher nicht in eine heiße Schokolade gehörten und die bis auf kleine Einzelheiten auch durchaus zu dem Rezept passten. Nur die Kleinigkeiten waren es, die das Ganze gefährlich machten. Sehr sogar. Der Junge wäre vermutlich tot gewesen, vor Allem, wenn er bei der Konzentration auch nur eine halbe Tasse getrunken hätte. Und das durfte er nun auch noch Tom mitteilen! Großartig! Wirklich. „Ja,“ knurrte er daher in Richtung Werwolf. „Er ist es. Und ja, die Dosis war, wenn vermutlich auch unbeabsichtigt, tödlich. Und ich muss jetzt auch noch zu Tom, um ihm das zu sagen! Toll, wirklich. Warum muss der Blackwahnsinn eigentlich genau den Bruder überspringen, der schon tot ist?“ Remus knurrte, als er hörte, wie Severus über seinen toten Freund herzog, doch dann fiel ihm auf, dass man das genauso gut als Kompliment auffassen konnte. „Armer Harry,“ stellte er nur leise fest. „So wird es mit ihm nie besser... wenn er sich nicht mal in der Nähe seiner Eltern sicher fühlen kann...“ „Ich habe keinen Zweifel daran, dass Tom sich was einfallen lassen wird,“ erwiderte Severus kühl. „Und du vergisst den verdammten Vogel, will ich bemerkt haben.“ Er packte das Ergebnis des Trankes, ließ den Rest der Schokolade verschwinden und machte sich auf den Weg, wohl bewusst, dass der dumme Wolf ihm mal wieder hinterher rannte. Zumindest war er vor Mitternacht hier raus, das war mehr, als er erwartet hätte. Kurz klopfte Severus, doch wie immer wartete er nicht, bis man ihn herein bat, sondern trat einfach ein, musterte Tom, der irgendwie erschlagen wirkte. Er saß am Bett seines Kindes, hielt eine der dünnen Hände und Fawkes saß auf der anderen Seite, von Zeit zu Zeit summte der Mann, es schien den Jungen ruhig zu halten. „Severus,“ stellte Tom fest, er strich leicht über Harrys Hand. Nachdem er wieder hier gewesen war, hatte er seinen Sohn in dessen Bett getragen und ihn zugedeckt. Merlin, was hatte Regulus nur vorgehabt? Warum tat der Mann so was? War es nicht genug, sein Kind ein Mal zu verlieren? Musste er es auf ein zweites Mal anlegen? Er wusste, Harry hatte Angst vor seinem Dad, doch nun würde er sich schlicht weigern, je mit dem Anderen allein zu sein. „Und?“ Severus hielt dem Anderen ein Blatt vor. „Er hätte den Bengel fast umgebracht, auch, wenn das kaum sein Ziel gewesen sein dürfte. Es ging eindeutig darum, ihn zurück in ein Baby zu verwandeln, aber der Idiot hat den Text nicht gelesen, das hätte seine Psyche entgültig brechen können. Lupin hat ihn definitiv gerettet.“ Automatisch schloss Tom die kleine Hand fester in seine und er wusste, Fawkes tat Dasselbe. Er wusste auch, dass das Einzige, was den Besten hier hielt, statt Regulus zu rösten Harry war, der unruhig wurde und erst wieder still wurde, als der Ältere einige leise Töne sang. Er konnte es nicht fassen. Was hatte Regulus sich dabei gedacht?! Um Himmels Willen! Ihr Kind, sein Mann hätte fast ihr Kind umgebracht! „Er hat den Irrsinn der Blacks geerbt,“ stellte Severus nur fest. „Er ist durchgetickt, wie seine Mutter und seine Cousine.“ Ja, Bella war auch mal normal gewesen, ihr Aufenthalt in Azkaban hatte das allerdings stark geändert. Scheinbar brauchte es nur einen kleinen Auslöser, um bei den Blacks den Rappel aufleben zu lassen und er fürchtete, dass der von Regulus erst das tote Kind und dann das wiederaufgetauchte Kind gewesen war, dass ihn offensichtlich abgelehnt hatte. Tom rieb sich seinen Nasenrücken. Das war nicht das einzige Problem, da kam noch was viel Größeres auf sie zu, dass noch eine Menge Ärger zu machen versprach: Er hatte die Zeichen erkannt, sie schon seit zwei Wochen bei Regulus beobachtet. Er sah erneut auf seinen Sohn, strich leicht über dessen Hände. Was, wenn der Kleine das mitbekommen würde? Er wusste nicht, wie der fragile Junge darauf reagieren würde. Denn er würde bald ein Geschwisterchen bekommen. Was dann? Regulus würde Harry sicher entgültig abhaken und nur noch für das Kind da sein, aber gerade das würde gefährlich werden, für Beide. Wer wusste, was der seinem Sohn antun würde, wenn sein Verstand auf dem Weg war, sich ins Nirwana zu verabschieden? „Großartig...“ Fawkes zog seine Augenbrauen zusammen. Da war etwas und das gefiel ihm nicht. Dazu kam, dass er schlicht entsetzt war. Wie konnte man einen Teenager verjüngen? Mit all den verbundenen Risiken!? „Ich dulde diesen Mann nicht mehr in seiner Nähe,“ brachte er schließlich heraus. „Das nächste Mal versucht er wohlmöglich, ihn umzubringen!“ „Das würde er nicht, aber ja, ich denke, er sollte sich eine Weile von Harry fern halten,“ stimmte Tom unwillig zu. „Und dein ehrenwerter Mann sollte sich mit Karakoff unterhalten.“ „Was bitte sollte das bringen?“, fragte der dunkle Lord verwirrt. „Er ist Druide und Geistheiler. Wenn noch Jemand was tun kann, dann vermutlich er,“ argumentierte Severus vernünftig. „Bevor Black vollkommen durchtickt.“ „Das... ist nicht die schlechteste Idee,“ stimmte Tom leise zu. Vielleicht würde es wirklich helfen, nicht nur für Harry und sein Verhältnis zu seinem Dad, sondern auch für das noch ungeborene Kind, das eigentlich ungelegener kaum hatte kommen können. Er musste mit Lucius reden, Sicherheitsmaßnahmen verschärfen und dafür sorgen, dass Harry abgesichert war. Kurz überlegte er sogar, dessen Zimmer zu verlegen, aber er hatte Angst, dass der Junge sich dann ausgestoßen vorkommen würde. „Wenn es denn noch was bringt,“ knurrte Remus nur... Warm, stellte Harry fest, als er aufwachte. Es war warm und Jemand lag bei ihm. Jemand, bei dem er sich sicher fühlte. Nach einer kurzen Weile spürte er sogar Federn. Sein Vater. Er war noch da, egal, was passiert war, er war da, er war nicht verschwunden! Automatisch kuschelte er sich näher an den nackten Oberkörper hinter sich. „Na, wieder wach?“, fragte Tom sanft. Er strich leicht über Harrys Arme, zog nach einem kurzen Moment seine Flügel ein. Er hätte seinen Sohn ohnehin demnächst wecken müssen. Es war immerhin weit nach acht und nur so nebenbei, der Junge schlief ja schon seit dem frühen Nachmittag. Er selbst war nur abends kurz von dessen Bett weg gewesen, um mit Regulus und dann mit Karakoff zu reden. Wie er Alles künftig managen sollte, wusste er nicht. Er konnte Harry nicht wegschicken, nur weil sein Gefährte einen Rappel bekam, das würde seinem Sohn nur den Eindruck geben, nicht gewollt zu sein und das war es ja auch nicht. Er liebte sein Kind, auch, wenn es schwer war, mit dem traumatisierten Jungen umzugehen, doch im Grunde war es immer besser geworden, bis zu dem Tag, an dem Regulus diesen irrwitzigen Mist ausgebrütet hatte. „Bist... bist du böse?“, fragte Harry unsicher. „Nein,“ lächelte Tom. „Du hast nichts Schlimmes getan.“ Er setzte sich etwas auf, strich über Harrys Schopf. „Es ist Alles in Ordnung.“ „Was... was ist mit... mit Remmy? Warum war er... so...?“ „Er hat etwas in deiner Schokolade gerochen und wollte nur verhindern, dass du es trinkst, nein, er ist nicht böse, er wollte nur nicht, dass etwas passiert. Er ist direkt da drüben, Fawkes und er sind gestern gar nicht mehr weg gegangen, einer schläft auf dem Sofa, der Andere musste mit der Gardinenstange Vorlieb nehmen.“ Verwirrt sah Harry auf, doch es war so, Remus war da und Fawkes auch. „Was... warum...?“ Tom seufzte leise. Diese Frage hatte ja kommen müssen. Er richtete sich etwas auf, zog Harry in seine Arme und rief die Flügel erneut. Das Letzte, was er jetzt ertragen würde, war ein weiterer hysterischer Ausbruch, Regulus war schon mehr als genug für seine Nerven gewesen. „Harry, weißt du, dass einige der Blacks... Probleme hatten? Mentale?“ Entsetzt starrte Harry den Anderen an. Natürlich wusste er das. Sirius hatte es ihm erzählt. Von seiner Mutter, von seinem Vater, seiner Cousine. „Bin... ich Schuld?“, fragte er leise. „Was...? Nein, Harry, nein! Auf gar keinen Fall, hörst du? Dich trifft keine Schuld. Regulus, irgendwann muss er einfach... es ist, als wäre einen Schalter in seinem Kopf umgelegt worden. Er hatte die Wahnvorstellung, dass du es einfacher hättest, wenn du wieder ein Baby wärest, aber er hat vergessen, dass dieser Trank sehr, sehr gefährlich ist und er ist kein Genie auf diesem Gebiet. Er wollte das Baby zurück, das er verloren hat, er kann nicht verstehen, dass du in all den Jahren gewachsen bist.“ Er drückte Harry an sich, der trotz der Flügel zitterte und sichtlich am Ende zu sein schien. Kein Wunder, er würde sich in seinem kleinen, sturen Köpfchen doch wieder die Schuld geben. Er! Er war schuld, weil er nicht war, wie er sein sollte, weil er ein Freak war, selbst für die magische Welt, weil er falsch war, darum war der Mann, der ihn geboren hatte, krank. Nur er! Harry merkte nicht, wie er zu schluchzen begann, er klammerte sich an seinem Vater fest, rollte sich in der angenehmen Dunkelheit der Flügel zusammen. Das Alles war viel zu viel für ihn. „Es ist gut,“ sprach Tom leise. „Es ist Alles gut, wir sind Alle da, Nichts kann passieren, du bist hier sicher, das wird nicht noch mal vorkommen und ich kenne Jemanden, der auch deinem Dad helfen kann, gib ihm etwas Zeit, dann werden wir wieder eine richtige Familie sein.“ Er lächelte beruhigend, schloss seine Arme fester um seinen Sohn. „Es wird wieder gut werden, ich werde es wieder gut machen.“ Wie? Wie fragte Harry sich verzweifelt. Wie sollte das wieder gut werden? Wo er war, ging immer Alles kaputt, war das nicht mehr als Beweis genug? Sanft strich Tom über Harrys Haare. „Ich weiß, dass du dir schon wieder einredest, dass das hier deine Schuld ist, aber das stimmt nicht. Mentale Krankheiten kursieren schon so lang in der Blackfamilie, glaub mir, da kann Niemand von uns das machen. Aber einige Geistheiler sind auf solche Fälle spezialisiert.“ Während dieses Gesprächs wachte schließlich erst Fawkes und dann Remus auf. Beide schwiegen, der Phönix allerdings segelte zu dem Bett, wuselte sich entschieden durch die Federn des Aenuin, hin zu seinem Gefährten. Er stupste diesen aufmunternd an, gurrte am Ende leise. Tom wollte den Eindringling verjagen, doch er merkte auch, wie Harry ruhiger wurde, also zog er einfach die Flügel wieder ein. Was ihn aber nicht daran hinderte, ein Blickduell mit dem sturen Rentner anzufangen, wie er Fawkes immer dann nannte, wenn er besonders ‚gut’ gelaunt war. Auch Remus war inzwischen wach, er setzte sich auf das Bett, wartete, bis Harrys Blick sich ihm zuwandte, lächelte und strich ihm über die Wange. „Entschuldigung, wenn du dich verbrannt hast, aber glaub mir, die Wirkung des Trankes wäre weitaus ekliger gewesen.“ Harry lächelte nur schüchtern und kuschelte sich wieder an seinen Vater. Er glaubte nicht, dass Alles gut werden würde, aber er wusste, der Andere würde es versuchen. Er hoffte nur, dass die Enttäuschung nicht allzu tief sein würde. Und dass sie ihn dann immer noch haben wollen würden. Mit sorgenvollem Blick musterte Severus den Mann in dem Zimmer vor sich. Karakoff stand neben ihm und auch dessen Gesicht war nicht unbedingt ein Zeichen wilder Hoffnung. Sie hatten erst heute von Tom die Neuigkeit erfahren und Keiner von ihnen machte sich Illusionen. Da, in dem Schlafzimmer, in dessen Tür sie ein Einwegefenster gezaubert hatten, saß Regulus, er strich sich immer wieder über den Bauch, redete mit seinem ungeborenen Kind, vor ihm stand bereits eine Wiege und das Schlimmste war, er nannte es jetzt schon Ryder. Ein Name, der eigentlich schon vergeben war, sie wussten, Harry würde ihn gern behalten, aber seit seinem gescheiterten Versuch, den Jungen wieder in ein Baby zu verwandeln, gab es für Black nur noch das Ungeborene, er versuchte nicht mal mehr, sich mit seinem anderen Sohn auseinander zu setzen, sah nicht, wie weh er Diesem damit tat. „Der Irrsinn der Blacks,“ stellte der Tränkemeister ein weiteres Mal leise fest. „Nicht Irrsinn, aber sehr wohl starke Verwirrtheit,“ stimmte Karakoff zu. Er hatte lange mit dem Mann da drin geredet und immer wieder hatte er erzählt bekommen, dass Ryder bald auf die Welt kommen würde, kein Wort davon, dass der Junge schon fast erwachsen war. Und dass Dieser selbst traumatisiert und verängstigt war. Ja, er hatte auch seinen künftigen Schüler beobachten können, wenn auch nur von einem Fenster aus, in Begleitung eines rothaarigen Mannes, der aber immer einen gewissen Abstand gehalten hatte. Der Junge war draußen im Schnee gelaufen, hier schneite es oft früh und nun, im November, lag immer eine weiße Decke. Doch auch Harry hatte nicht gut gewirkt, bleich, unsicher, klein. Nicht nur Black hatte Probleme, auch dessen Sohn, dem man zu helfen versuchte, der sich aber trotzdem viel zu sehr in sich selbst verschloss. So sehr, dass es durchaus auch gefährlich werden konnte. Er musste diesen Jungen gut im Auge behalten, wenn er verhindern sollte, dass er auch so durchdrehte. Schon damals, beim trimagischen Turnier war ihm aufgefallen, dass etwas nicht in Ordnung war, aber wer war er schon, dass man gar auf ihn hören könnte? Er hatte sogar konkret Misshandlungen vermutet, aber der Direktor von Hogwarts hatte gemeint, dass Potter nur Aufmerksamkeit wolle. Dabei war selbst ihm aufgefallen, dass das wohl das Letzte war, wonach es diesem Jungen verlangte. „Eine Art, es nett auszudrücken, darum ist er trotzdem irre. Was er seinem Sohn fast angetan hätte! Diese Vorstellung, dass ein Trank das wieder deichseln könnte! Er hätte den Jungen um ein Haar umgebracht!“ „Und doch wollte er ihm helfen, auf die einzige Art, die er kennt, mit roher Gewalt.“ „Damit ist ihm aber was geholfen...! Dir ist schon klar, dass es durchaus möglich ist, dass wir ihm dieses Kind wegnehmen müssen?“ Karakoff sah erneut zu dem Mann, der gerade begonnen hatte, die Wiege etwas auszustaffieren. „Ja,“ gab er knapp zurück. „Er darf das Kind nur unter Aufsicht sehen, vor Allem, wenn es älter wird, sonst könnte er das eine gegen das Andere aufwiegeln, oder gegen den Vater. Vielleicht kann ich etwas unternehmen und er ist in zwei, drei Jahren wieder geistig klar und in der Lage, seine Entscheidungen normal zu treffen, aber ich fürchte für eine erfolgreiche Behandlung kann ich Jahre brauchen, von zehn aufwärts um ehrlich zu sein.“ „Und der Bengel ist mindestens genauso verstört, nicht wahr?“ „Traumatisiert ist das richtige Wort,“ korrigierte Karakoff ruhig. „Und bei ihm stehen die Chancen um Einiges besser, er hat fast nur die Gene von seinem Vater, nicht die der Blacks, er ist vernünftig, er mag Panikattacken haben, die er in den Griff bekommen muss, aber er ist nicht in direkter Gefahr, wir Regulus. Warum hat Harry sich eigentlich überhaupt immer weiter von ihm entfernt?“ Severus rieb sich die Stirn. „Sein Pate,“ erklärte er dann. „Sirius Black, der, der nicht den Irrsinn geerbt hat und der sich durch den Schleier in die Geisterwelt hat werfen lassen. Er und sein Bruder sind sich rein äußerlich täuschend ähnlich und ich denke, das war schon zu viel für ihn, gerade am Anfang und dann... hat dieser Black hier den Fehler gemacht, vor dem Jungen über seinen Bruder zu lästern.“ Karakoff nickte. Das erklärte Einiges, er hatte ja gesagt bekommen, wie sehr Harry an diesem Mann gehangen hatte, so, wie er jetzt an diesem Werwolf, Lupin, hing. Diese Leute bedeuteten für den Jungen, der durch die Hölle gegangen war, Sicherheit, sie hatten ihn verteidigt, sogar vor seinen eigenen Vater, der da drin saß und so tat, als wäre das sein erstes Kind. „Das hier wird ein langer, steiniger Weg für Jeden, der betroffen ist,“ stellte er nur leise fest. „Und für Einige länger, als für Andere,“ stellte Severus fest, denn zu seinem Frust hatte Tom ihn nicht von seinen Aufgaben als Pate entbunden, ganz im Gegenteil, er hatte gemeint, der Junge bräuchte Jemanden mit ungetrübtem Blick, was weder Lucius, noch ihm oder Lupin, der sich eher als ein zweiter Vater sah, möglich war. Er hatte ein, zwei Mal mit dem Jungen geredet. Er war nicht so schlimm, er hatte auch endlich zugegeben, wer die Dinge in Hogwarts aus der Zutatenkammer hatte mitgehen lassen. Also wirklich! Verdammter Hauself! War ja klar, die, die Luc hatte, hatten Alle einen Schatten, wenn auch nicht ganz so groß, wie der der Blackfamilie. Und sonst... Harry versteckte meist, was er dachte, wie unsicher es war. Er hielt es entschieden zu früh, ihn wieder in die Schule zu schicken. Er würde mit Draco reden müssen, dass er den Erben des dunklen Lords unter die Fittiche nahm, denn so war es nun einmal – der Älteste war der Haupterbe, daran konnte Niemand rütteln, so wollten es die alten Gesetze, um ihn zu übergehen, hätte Harry ein Verbrechen gegen seine Familie begehen müssen und das hatte er nie getan, das traute er dem Kleinen auch nicht wirklich zu. Und so würde letztendlich Alles in die Hände des verdammten Phönix fallen. Man hatte es ihm nie so genau gesagt, aber allein, dass Harry so viel Nähe zuließ, dass Fawkes ihn sogar in menschlicher Form, wenn auch nur kurz, in die Arme nehmen konnte, sprach eigentlich Bände und die Blicke, die sie sich zuwarfen, wenn sie dachten, Niemand sah es. Gut, Potter schien gar nicht zu verstehen, was vorging, doch der Andere wusste es nur zu genau und er war territorial, wie eine schlecht gelaunte Bulldogge. Der einzige Grund, warum er ihn an Harry ran ließ, war wohl, weil er schon verheiratet war und somit keine Konkurrenz darstellte. Wie lange der Beste sich wohl im Griff haben würde, bevor er beenden wollte, was er begonnen hatte? Karakoff lächelte den Mann an, denn er hatte überzeugen können, die besonders vielversprechenden Tränketalente zu unterrichten. „Ich sehe, du verstehst, was erforderlich ist, das ist selten.“ Severus zuckte nur mit den Schultern. „Ich kenne den Bengel schon ziemlich lange, ich bin einer der Wenigen, die verstehen, wie verquer er meist denkt. Darum komm ich ja auch nicht drum rum!“ „So schlimm ist er doch gar nicht,“ lächelte der Druide freundlich. „Ich bilde mir ein, es gibt Schlimmere, als Harry, meinst du nicht?“ „Auf Anhieb fällt mir kein Name ein,“ kam es trocken von Severus zurück, bevor sein Blick wieder in das Zimmer von Black glitt. „Wie Tom überhaupt mit ihm schlafen konnte...“ „Sie sind Gefährten, trotz Allem, man sucht sich als magisches Wesen seinen Gefährten nicht aus, wie du sehr wohl weißt. Sei froh, dass du Keines bist.“ Severus seufzte leise. „Und dann noch die Sache mit Po... mit Harry und dem verdammten Idioten...“ „Was?! Der Junge HAT schon seinen Gefährten?“ „Natürlich! Ich sagte doch, er ist eine wandelnde Katastrophe! Und dann muss er sich gleich den Ältesten und territorialsten unter ihnen aussuchen!“ „So alt hat der Mann mit den roten Strähnen aber auch nicht gewirkt...“ „Du hast ja so was von keine Ahnung...“ „Du hast nicht vor, mich zu erleuchten, oder?“ „Nope,“ kam es von Severus nur zurück. „Ich finde, das solltest du, so, wie wir Alle, selbst raus finden, sonst glaubst du es eh nicht. Aber wie gesagt, der Bengel findet immer den größten Fettnapf und er wird immer mit beiden Beinen drin stehen.“ „Gib ihm eine Chance, Sev. Morgen kommt er in die Schule, ich werde ihm einigen Tests unterziehen, aber ich hab schon ein ziemlich genaues Bild, was er alles an Fächern nehmen wird.“ „Ah.“ „Deine Klasse ist eine davon.“ „Bitte – Was?!“, fragte Severus japsend. „Nu mach aber mal langsam! Der Bengel ist eine Katastrophe im Labor! Und...!“ „Du unterrichtest ihn seit zwei Wochen, wenn Tom das richtig erzählt hat. Wie viele Kessel hat er in der Zeit gesprengt?“ „Öh...“, ja, so gesehen waren es nicht wirklich viele gewesen, gar keine, wenn er ehrlich sein sollte und der Junge hatte noch nicht mal einen seiner üblichen, dummen Fehler gemacht. Was seinem Standpunkt nicht unbedingt zuträglich war. Es sah so aus, als würde der Bengel ihn ein weiteres Jahr lang verfolgen. Karakoff grinste nun ganz offen. „He, ich muss unter der gesamten Familie leiden, da kannst du dich doch wohl um einen von ihnen kümmern!“ „Als wenn es bei einem bleiben würde...“, musste Severus in dunkler Vorahnung, bevor er seinen Weg in die Kerker aufnahm, er wollte in das große Labor, dass er meist benutzte, um einige Dinge zu holen, die in der Schule nicht vorrätig waren, um einen Trank zu machen, der Black schon beim Einatmen so weit außer Gefecht setzen konnte, dass man ihm das Kind wegnehmen konnte, er wusste, es würde nötig sein, er war nicht Tom, er machte sich keine Hoffnungen, wo keine hingehörten, Punkt. Kapitel 11: Der erste Tag ------------------------- Unruhig stand Harry vor dem Büro des Mannes, der sein neuer Direktor sein würde, er wollte eigentlich noch nicht mal in das Zimmer gehen, zu frisch waren die Erinnerungen, was früher dort geschehen war, auch, wenn er sich in einem anderen Land befand. Der einzige Grund, warum er nicht schon längst abgehauen war, war, dass sein Vater neben ihm stand und Fawkes es sich auf seiner Schulter bequem gemacht hatte, immer mal wieder leise und seltsam beruhigend trillerte, an seinen Haaren zupfte, als wolle er sie ordnen. „Harry,“ sprach Tom leise, er strich über die freie Schulter seines Sohnes. Er spürte dessen Angst. „Das hier ist nicht Hogwarts und dahinter ist nicht Dumbledore. Das ist Karakoff. Er ist streng und hart, aber er ist fair, er würde dir nichts tun, wenn er weiß, was gesund für seine Haut ist.“ Er lächelte beruhigend. „Du wirst hier nicht zu einer Schlachtbank geführt, du bist nur in einer Schule und in ein paar Stunden bist du wieder zu Hause. Außerdem ist Fawkes bei dir, er passt auf.“ Harry zwang sich ein Lächeln ab, sah kurz zu dem Erwähnten, der gerade als Phönix auf seiner Schulter saß. Etwas, an das er sich auch noch gewöhnen müsste. Der Mann war für ihn wie Siri. Ein Animagus, nur schien seine menschliche Seite diese Animagusfigur zu sein. Warum der Mann bei ihm blieb, verstand er ohnehin nicht, aber er war froh darum, er fühlte sich besser, wenn Fawkes da war, egal, in welcher Gestalt. Als die Tür aufging, wurde Harry erst mal wieder stocksteif, doch sein Vater drängte ihn, sanft und bestimmt, in den Raum. Er war anders, als der, in dem Dumbledore residierte. Nicht voller Luxusgüter. Hinten hingen zwei Gemälde mit einigen Leuten darauf, die ihm nichts, aber auch gar nichts sagten, an einer anderen Wand hing ein Gobelin, auf dem ein Einhorn sich immer wieder mal um sich selbst drehte, um sich anders hinzulegen. Ansonsten waren da nur Regale, gefüllt mit Akten und ein Schreibtisch, der den Raum dominierte. Er war aus dunklem, starkem Holz und glänzte etwas, auch herrschte kein Chaos darauf, sondern penible Ordnung. In einer Senke lagen einige teuer wirkende, hübsche Federn in verschiedenen Farben, drei Tintengläser waren aufgereiht, in Jeder stand eine weitere Feder. Auf einer Schreibunterlage lag eine aufgeklappte Akte, vor dem Tisch standen zwei dunkle, gepolsterte Stühle und dahinter befand sich ein Weiterer, in dem Karakoff saß, der noch genauso aussah, wie damals beim Trimagischen Turnier, streng und hart, aber er hatte nicht mehr so viel Angst, wie eben. Der Mann wirkte kalt, aber er wirkte nicht so verschlagen und böse, wie Dumbledore. Harry entspannte sich etwas, als Tom ihn auf einen der Stühle drückte, Fawkes dagegen flatterte zur Lehne, setzte sich und behielt Alles im Auge, wachsam, aufmerksam.. Karakoff war überrascht, um es milde auszudrücken. „Dieses nervige Flattervieh kenne.. he! Kein Flammen spucken in meinem Büro!“ Tom lachte leise. „Ja, wie soll ich es sagen? Ich denke, Dumbledore wird von Allem verlassen, das ansatzweise gut ist. Fawkes sieht sich als Harrys persönlicher Bodyguard und nach Allem, was er durchgemacht hat, finde ich, dass er das brauchen kann. Und es ist nicht so, als könnte man einen Phönix verjagen, wenn er sich mal einen Platz ausgesucht hat, an dem er zu bleiben gedenkt. Da werden diese Viecher gleich immer so unbequem.“ Karakoff lachte leise, nickte aber dann und gab Harry einige Pergamente. „Hier,“ erklärte er. „Füll die bitte aus, danach kann ich bewerten, in welche Kurse du kannst. Keine Sorge, ich erwarte nicht, dass du in Allen gut ab... Harry?“ Harry hielt den Bogen mit Verteidigung in den Händen, zitterte. Nein! Er wollte nicht! Ja, er könnte jede der Fragen spielend beantworten, aber er wollte nicht! Nein! Auf gar keinen Fall! Nicht mehr kämpfen! Sein Vater hatte es versprochen! Tom blickte auf seinen Sohn, sah auf die Fragen, nahm den Bogen, zerriss ihn und schob ihn Karakoff wieder zu. „Keine Fächer, die mit Kampf zu Tun haben,“ erklärte er entschieden. „Er musste genug für mehrere Leben kämpfen, ich sehe nicht zu, wie er in einem Fach leidet, das er hasst.“ „Entschuldigung, mein Fehler,“ gab Karakoff zurück, doch er war überrascht. Angeblich war das doch eines der Lieblingsfächer von Harry Potter. Nun, es sah so aus, als wäre wirklich Nichts wahr, von den Dingen, die man so in den Zeitungen lesen oder finden konnte. Er war auch nicht dumm genug, den dunklen Lord, der sich auch hier schon lange einen Namen gemacht hatte, zu kritisieren, wenn der seinem Sohn so etwas durchgehen ließ, war nicht er es, der was sagen durfte. Er empfand dieses Fach als wichtig, doch wenn der Lord dachte, dass der Junge ausgerechnet darauf verzichten konnte, bitte, der Mann würde – hoffentlich – wissen, was er da gerade tat. Er beobachtete, wie Harry dann die Feder nahm, die er von seinem Vater gereicht bekam, und sah zu, wie er die vielen Bögen ausfüllte, er brauchte nie lange für einen, was ihn wunderte, immerhin war Hogwarts inzwischen überall außerhalb von England verschrieen und die Einstufungstest waren für die Schüler, die sie von dort übernommen hatten, nicht wirklich eine Freude gewesen. Mehrere waren zwei Stufen unter der Klasse gelandet, in der sie aufgrund des Alters eigentlich hatten sein müssen. Sie hatten getobt, doch das war ihm absolut gleich, bei ihm gab es Regeln, die befolgt zu werden hatten und er war in der Hinsicht streng, er sah ja am Beispiel von Hogwarts, was zu viel Nachsicht brachte. Natürlich, Harry war so gesehen auch hier ein Sonderfall, als Sohn seines Vaters, als Adeliger sozusagen, doch trotzdem würde er streng sein, das war wichtig. Regeln bestanden meist aus gutem Grund, sie konnten Leben retten. Schließlich nahm Karakoff die ersten der Bögen, korrigierte sie und zog teilweise staunend die Augenbrauen hoch. Er musterte den Jungen erneut, der da in seiner neuen Uniform saß und sich auf die Blätter konzentrierte. Es sah wahrlich so aus, als habe Dumbledore keine Ahnung gehabt, was für einen ungeschliffenen Diamanten er da besessen hatte. Nun, der Mann war eben dumm. Umso besser für ihn, denn nun hatte er den Jungen unter seiner Aufsicht. Tom beobachtete seinen Sohn, der vollkommen vertieft in die Tests war, die er schnell und sicher schrieb, er sah kurz zu Fawkes, aber auch der war still und da sein Sohn noch weit davon entfernt war, sich zu binden, konnten sie sich nicht über dessen Geist unterhalten, also sagte der Harry auch nicht ein. Er würde diesem Kerl Alles zutrauen. Merlin, er würde solche Dinge auch tun, wenn er damit Regulus helfen könnte... Es dauerte insgesamt eine Stunde, bis sie fertig waren und Karakoff war tief beeindruckt, selbst in Fächern, die Harry eigentlich gar nicht gehabt hatte und in denen, in denen er so schlecht zu sein schien, hatte er hervorragende Noten erzielt. Er besaß ein gutes Allgemeinwissen, er konnte mit seinen Altersgenossen hier in Durmstrang mithalten, was nur bei den wenigsten Schülern aus Hogwarts der Fall war, und bei denen, die es konnten, war meist ein privater Tutor im Spiel gewesen. „Nun?“, fragte Tom ruhig. „Wie hat mein Sohn abgeschnitten?“, er drückte Harrys Schulter kurz. Er wusste, sein Sohn war gut, er hatte mit Lucius, Severus, seinem Wolf und auch ihm geübt, sich oft in der Bücherei verkrochen. Er hatte Runik erstaunlich schnell begriffen und auch Arithmantik und solche Dinge. Harry hatte ihm erzählt, dass er oft seine Nächte heimlich in der Bücherei verbracht hatte, wenn er Alpträume gehabt hatte. Und so, wie es aussah, war er erfolgreich gewesen. Nicht mal Severus hatte sich beschweren können. „Überraschend gut, bedenkt man, aus welcher Schule er kommt.“ Mit einem Lächeln tippte er seinen Zauberstab auf ein Pergament, wo sich ein Stundenplan bildete. „Ich teile Sie für Runik, Pflege magischer Geschöpfe, Zaubertränke, Grundlagen magischer Politik und Gesellschaft, Geschichte, Heilkunde, Herbologie und Ritualkunde sowie schwarze Magie ein. Keine Fächer, die sich nur oder hauptsächlich auf Kampf beziehen. Sie können auch bei Ihren Altersgenossen bleiben, in Ihrem Jahrgang sind zumindest zwei Leute, die Sie kennen,“ er schob Harry seinen Stundenplan zu. „Nachmittags werden andere Kurse angeboten, magisches Schach, Go, Reiten, Duellieren, Quiddich und andere Dinge, wenn Sie wünschen, können Sie sich in bis zu vier freiwilligen Clubs verpflichten.“ Harry sah auf den Stundenplan. Die Schule begann hier schon um acht, nicht wie in England erst um neun, er hatte jeden Tag zumindest Unterricht bis Mittag, an drei Tagen auch noch nachmittags, aber das machte ihm nicht wirklich etwas aus, er wusste, danach durfte er heim, er musste nicht hier im Internat bleiben, wie zum Beispiel Draco, der das aber tat, weil er wollte, nicht, weil er musste. Was die Nachmittagsangebote anging, er wusste nicht, ob er das wirklich machen wollte, er wollte nach einem solchen Tag eigentlich nur noch wieder heim. Allein heute hatte er bis zwei Uhr Schule. Aber die letzten beiden Stunden waren magische Tierpflege, das war in seinen Augen ein guter Abschluss. Kurz rief Karakoff eine Hauselfe, flüsterte etwas und sie verschwand wieder. „Gleich kommt ein junger Mann, der Sie herumführen und Ihnen alles erklären wird, Sie haben einen Großteil der Stunden gemeinsam, nur wenn Sie mit den Tieren arbeiten, ist er bei Verteidigung, dann wird ein anderer junger Mann, den Sie ebenfalls kennen, Sie herumführen.“ Harry sah zu seinem Vater. Er ahnte, wer da stehen würde. „Er... weiß nicht, wer... ich... war?“, fragte er leise, klammerte sich kurz an die Hand des Älteren. „Natürlich nicht,“ lächelte Tom beruhigend. „Niemand hier hat auch nur den Schimmer einer Ahnung, abgesehen von Remus, Severus und dem Direktor, es ist deine Wahl, es zu erzählen oder eben nicht.“ Er strich kurz durch Harrys Haare. „Mach dir nicht so viele Gedanken, das hier ist ein neues Leben, weit weg von England, ich sagte doch bereits, Harry Potter ist tot. Du musst dir um Nichts Gedanken machen, dafür sind die Erwachsenen da.“ Das brachte Harry zum Lächeln. Das erste Mal, dass er in einer Schule war, in der er keine Verantwortungen tragen musste, Niemand würde ihn jagen und wegen Nichts und wieder Nichts einfach so bestrafen. Sicher, er war einfach nur sicher. Er lehnte sich an seinen Vater und schloss kurz die Augen. „Willst du Quiddich spielen?“, fragte Tom nach einem kurzen Moment. „Viktor Krum ist hier, er gibt den Unterricht.“ „Nein!“, fuhr Harry auf, sah den Anderen an: „Bitte nicht, ich...!“ „Harry, es war nur eine Frage, du musst natürlich nicht, aber ich dachte, du magst den Sport.“ „Ich... fliege gern, aber... alles Andere, sie wollten, dass ich das tue..., dass ich gewinne, aber... es macht keinen Spaß mehr...“ „Dann nicht,“ nickte Tom, er küsste Harrys Stirn, sah aber auf, als es klopfte, den Direktor beachtete er in dem Moment gar nicht, er wusste, Harry brauchte Versicherung, dass Alles in Ordnung war, mit dem Mann, der auch seinen Gefährten behandelte, konnte er anschließend in Ruhe reden. „Herein,“ forderte Karakoff auf, er sah kurz zu seinem neuen Schüler. Der Junge war schrecklich unsicher, aber er hoffte, dass sich das ändern würde. Vielleicht auch mit Hilfe von Leuten wie Draco Malfoy. „Sie haben mich rufen lassen?“, fragte Draco höflich, als er eingetreten war, er blieb in einigem Abstand zum Tisch stehen, er konnte nicht sehen, wer da auf den Stühlen saß. Und ganz ehrlich, er war froh, Geschichte entkommen zu sein, egal, wer das unterrichtete, es war immer so langweilig! „Mister Malfoy, wir haben ab heute einen neuen Schüler, er ist in den Meisten Ihrer Kurse, die Wenigen, die Sie nicht gemeinsam haben, teilt er mit Mister Zabini, ich will, dass Sie ihn für eine Weile unter Ihre Fittiche nehmen.“ „Ich?“, fragte Draco, fast schon brüskiert. Er war ein Malfoy, ein Aristokrat, ein Reinblut höchsten Standes, warum zum Henker sollte er sich um einen Neuling kümmern?! „Ja, du,“ gab Tom ruhig zurück, stand auf und zeigte sich somit dem Jungen, dem fast Alles aus dem Gesicht fiel. „Dann weiß ich nämlich, wen ich zur Verantwortung ziehen werde, wenn meinem Sohn etwas zustoßen sollte.“ Er verzog sein Gesicht zu einem Lächeln, das zwar freundlich war, doch das sagte auch, dass er jedes dieser Worte bitterernst meinte. Draco war ambitioniert, er wollte in der Politik mindestens so groß werden, wie sein Vater, wenn nicht noch besser, doch dazu würde der Junge ihn brauchen. Er würde dafür sorgen, dass der Junge unter Arthur Weasley arbeiten musste, sollte der etwas Dummes tun. „M...m...mein Lord,“ brachte Draco verdattert heraus, machte eine angemessene Verbeugung. Der Lord! Er war auserwählt, den Sohn des Lords zu betreuen! Sein Vater hatte ihm erzählt, dass das angeblich tote Kind wieder aufgetaucht war, dass er aber lang krank gewesen und darum ein wenig schwach war, dass er ihn unterrichtet habe, aber nie hätte Draco gedacht, dass der Junge hierher kommen würde. Er hätte erwartet, dass die Ausbildung vom Sohn des Lords, dessen Nachfolger, von Diesem überwacht, zu Haus stattfinden würde. Tom grinste etwas. Nun, zumindest kannte der Junge seinen Platz und verwechselte nicht die Beziehung, die er zu dessen Vater hatte, mit der, die er zu dessen Nachfolger hatte. Er deutete Harry, sich zu erheben, auch, wenn der Junge lieber irgendwo versunken wäre. Fawkes flatterte sofort wieder auf dessen Schulter, gurrte und rieb seinen Kopf an Harrys Wange. „Mein Sohn, das ist Draco Malfoy, er wird dich herumführen,“ er lächelte dabei beruhigend, wohl wissend, wie schwer Harry sich tat, mit Anderen zu agieren. „Draco, das ist Harry Ryder Orion Riddle, mein Sohn und Erbe. Ich vertraue ihn dir hiermit an.“ Harry? Der Junge hieß Harry?! Warum hieß der Junge Harry? Warum hatte er denselben Namen wie bloody fucking sodding Potter?! Was hatte den Lord denn da geritten, als er seinen Nachfolger benannt hatte? Der Name war nicht nur durch Potter befleckt, sondern regelrecht grausam muggel! Aber gut, es war nicht sein Platz, den Lord zu richten, er wusste sehr wohl, dass das die dümmste Idee war, die man haben konnte, wenn man gern eine Karriere hätte. Er neigte seinen Kopf kurz, angemessen, vor dem anderen Jungen, der zu seiner Überraschung ein Stück kleiner war, als er selbst. Erst dann streckte er die Hand aus: „Hi, ich bin Draco Malfoy,“ grüßte er mit einem blendenden Lächeln. „Freut mich, dich endlich kennen zu lernen, mein Vater hat mir schon von dir erzählt.“ Wow! Der konnte ja auch richtig nett sein! Überrascht nahm Harry die Hand des Anderen an. „Ich... freue mich auch,“ gab er schließlich zurück. Er sah erneut zu seinem Vater, er wusste, er musste nun in den Unterricht, doch... Tom lächelte und nickte, schloss seinen Sohn noch einmal, durchaus auch demonstrativ, in die Arme. Er wusste, normalerweise zeigte man Emotionen nicht so, doch er setzte damit ein weiteres Statement, dass Draco nur eine Chance haben würde, wenn er es sich nicht mit Harry verscherzen würde. Vielleicht war das hier deutlicher, als alles Andere, er zeigte offen, dass sein Sohn Macht über ihn hatte, und Einfluss ausüben konnte, zum Besten seiner Freunde. Mit Betonung auf Freunde. Er küsste seinen Sohn auf die Stirn. „Und jetzt geh, wir sehen uns nach der Schule. Draco, ich verlasse mich auf dich,“ fügte er an. Draco nickte, deutete eine weitere Verbeugung an. Oh, er hatte diese Botschaft bekommen, mehr als deutlich, um es freundlich auszudrücken. Keine Drohung hätte effektiver sein können. Der dunkle Lord liebte sein verloren geglaubtes Kind und wehe der armen Seele, der diesem Jungen krumm kommen würde, sie würde nicht lang genug leben, um Irgendwem davon zu erzählen. Nun, er hatte nicht vor, dem Sohn des Lords etwas anzutun, er war nicht lebensmüde. Er deutete zur Tür, ließ den Kleineren voran gehen, musterte ihn. Harry war sehr schlank, auch dessen Hand war ziemlich dünn gewesen, das hatte wohl was mit der Krankheit zu tun, die sein Vater erwähnt hatte. Die schulterlangen, pechschwarzen Haare fielen in leichten Wellen herab und glänzten etwas rötlich. Er wartete, bis die Tür zufiel, dann hielt er es nicht länger aus: „Den Phönix kenn ich! Wie kommst du an ihn?“, fragte er verdattert. Oh, er kannte Fawkes, das Vieh, das immer im Hintergrund zu dem alten Mann gesessen hatte, den die meisten seiner Landsleute so blind und dumm verehrten. Harry sah zu Fawkes, lächelte etwas und strich über dessen Hals, was der mit einem Gurren beantwortete. „Mein Vater hat ihn aus England mitgebracht,“ erklärte er einfach. Draco wusste nicht, wo man ihn gefunden hatte, also würde er keine Risiken eingehen. Er wollte nicht unnötig lügen, das brachte nur Probleme mit sich. Und es stimmte ja, Fawkes war ein Spion seines Vaters und sicher ein Besserer, als die Meisten, denn es schien kaum einer zu wissen, dass er auch menschlich aussehen konnte. „Oh..., na dann,“ gab Draco zurück, lief nun neben dem nur wenige Wochen Jüngeren her, setzte seine Musterung fort. Der Junge war hübsch, er hatte die besten Züge der Blacks geerbt, Einige sahen denen seiner Mutter nicht unähnlich, er hatte ein feines, fast feminines Gesicht mit schwarzen Augen, in denen manchmal etwas Rotes aufzuleuchten schien. Und ja, Draco war mehr als Slytherin, denn in seinem Kopf reifte schon ein Plan heran. Dieser Harry schien eine sehr sanfte Seele zu sein, kein Führertyp wie sein Vater es war und laut dem Stundenplan, den er kurz in Augenschein nehmen musste, um zu sehen, ob sie auch jetzt zusammen Unterricht hatten, war er alles Andere, als ein Kämpfer. Das hieß, dass derjenige, der mal sein Partner sein würde, die Macht bekommen würde. Die Macht über England, die Kammern des Dunklen Lords und sicher noch Einiges mehr, denn auch hier war Toms Einfluss sicher nicht zu verachten. Wenn dieser Harry so passiv war, würde der Lord ihn sicher an einen Mann geben, nicht an eine Frau. Der Junge sah nicht aus, als würde er auf Frauen stehen und er hatte da ein ziemlich gutes Gespür. Was, wenn er sich an Harrys Seite setzen würde? Natürlich, sie waren verwandt, aber nicht so nah, dass eine Hochzeit als unsittlich gelten würde. Es war in Reinblutfamilien ja nichts Ungewöhnliches, seine Cousine oder seinen Cousin zu heiraten. Es war eigentlich Gang und Gebe. Niemand würde sich etwas dabei denken, der Junge sah so süß aus, so schutzbedürftig und doch hielt er so viel Macht in seinen Händen. Ja, das war ein Plan, er würde dafür sorgen, dass Harry sich in ihn verliebte. Der Junge würde seine Familie noch höher stellen, es war einfach perfekt. „Wie... sind die Lehrer hier?“, fragte Harry, der sich immer unwohler fühlte, während Draco ihn musterte. Nicht mit Hass und Abneigung, wie noch in England, aber ob ihm der Blick behaglicher war, wusste er nicht. Im Moment hielt ihn nur Fawkes davon ab, die Kurve zu kratzen und die Tatsache, dass er schon lang die Übersicht darüber verloren hatte, wo sie sich eigentlich befanden. Wie er sich zurechtfinden sollte, war ihm ein absolutes Rätsel. „Streng,“ gab Draco ohne zu zögern zurück. „Ich war vorher auf einer anderen Schule und glaub mir, dagegen war die in England ein Zuckerschlecken. Im Unterricht schlafen ist nicht, aber dafür lernt man auch was. Zumindest sind die Lehrer fair.“ Er schickte dem Jungen ein weiteres, blendendes Lächeln, das er sonst kaum für seine eigene Mutter übrig hatte. „Aber keine Angst, ich helfe dir da schon durch, jetzt haben wir Professor Grayes, sie achtet auch sehr auf das Schriftbild, sonst ist sie aber in Ordnung.“ „Gut zu wissen,“ nuschelte Harry nur, sah sich dann um. „Wie findet man sich hier zurecht?“, fragte er, mehr sich selbst, als den Anderen. Hier gab es praktisch nichts, um die Gänge zu unterscheiden, sie waren alle aus denselben, gekalkten Wänden mit den Steinböden, die ihn sofort an die große Halle von Hogwarts erinnerten. „Nachdem man sich das dritte oder vierte Mal verlaufen hat,“ gab Draco zurück. Und ja, das war auch ihm schon mehr als ein Mal passiert. „Aber dann geht es. Es braucht Zeit, aber wenn du einfach mit uns mit läufst, dürftest du die wichtigen Wege schnell gelernt haben.“ Erleichtert nickte Harry, als sie einen weiteren Gang entlang bogen, schließlich durch eine der Türen gingen. Natürlich hatte der Unterricht bereits begonnen und die Klasse, die nur aus etwa dreizehn Schülern zu bestehen schien, nun mit ihnen Fünfzehn, wandte sich geschlossen um. „Mister Malfoy?“, fragte die Professorin ruhig, sie war mittleren Alters, hatte ein strenges Gesicht und war ein wenig korpulent. „Wen bringen Sie uns da?“ Sie hatte ansatzweise gehört, dass nun, zwei Wochen, bevor ohnehin die Winterferien beginnen würden, ein neuer Schüler kommen würde, sie hatte nur nicht damit gerechnet, eine der betroffenen Professoren zu sein. Nun, zumindest wirkte der Junge so verschreckt, dass er sicher keinen Ärger machen würde. Sie war nur überrascht über den Phönix auf dessen Schulter, aber wenn der Direktor nichts dagegen hatte, wer war sie, einem so edlen Tier zu verbieten, seinen Herrn zu begleiten, wenn es die Notwenigkeit fühlte, das zu tun? „Der Direktor bat mich, auf ihn aufzupassen, er ist ein neuer Schüler,“ erklärte Draco höflich. „Nun, junger Mann, haben Sie doch bitte die Ehre und stellen sich vor, leider gehört Gedanken lesen nicht unbedingt zu meinen Stärken.“ „Harry... Ryder Orion Riddle,“ brachte Harry heraus, wobei er sich fast, aus purer Gewohnheit, verplappert hatte. Sechzehn Jahre unter einem anderen Namen ließen sich so leicht nun mal nicht auslöschen. Überrascht starrte die Frau den Jungen an. Der Sohn des Lords, sie konnte es kaum fassen. Sie hatte nicht mal gewusst, dass der Mann verheiratet war, geschweige denn Kinder hatte! Erst nach einigen Sekunden hatte sie sich wieder im Griff. „Nun,“ lächelte sie: „Dann setzen Sie sich neben Ihren Begleiter und wir fahren mit dem Unterricht fort.“ Tom sah seinem Sohn hinterher, er hoffte, Harry würde endlich etwas auftauen, sich auch einigen anderen Leuten öffnen und irgendwann bereit sein, seine Geheimnisse zu teilen, doch er wusste, das konnte noch ein langer Weg werden. Und ein Anstrengender. Aber immerhin ging es dem Jungen gut genug, um in die Schule zu gehen und wer wusste – vielleicht würde ein kleines, gemeinsames Weihnachtsfest ja schon viel ändern. Ob Reg daran teilnehmen konnte, wusste er nicht, doch es wäre ein schönes Bild gewesen... „Das war mal ein Statement,“ stellte Karakoff fest, als die beiden Schüler gegangen waren. So etwas war er von seinem Lord nicht wirklich gewohnt. Tom zuckte mit den Schultern. „Der Junge hat ein Teil meines magischen Wesens geerbt, nur ist er dummerweise nicht dominant, er braucht Nähe und Berührungen von den Wenigen, denen er traut. Außerdem war das der einfachste Weg, dem jungen Malfoy klipp und klar zu zeigen, wo der Hammer hängt und was passiert, wenn auch nur ein Haar auf dem Kopf des Jungen in die falsche Richtung zeigt.“ Karakoff hob erneut eine Augenbraue. Er hatte gewusst, dass der Lord ein magisches Wesen und dominant war, aber dass sein Sohn es nicht war... nun, vielleicht nicht wirklich verwunderlich, so, wie der Junge ausgesehen hatte. Vollkommen am Ende mit den Nerven, obwohl hier nur so wenige Leute gewesen waren. Nur, was für ein Wesen, das hatte der Beste ihm noch nie gesagt. Aber das lag daran, dass er nie zum inneren Zirkel gehört hatte, er war zwar ein treuer Anhänger, aber nicht einer der Aktivisten. Dazu war er mit der Schule und den zeitweise hereinkommenden Patienten zu sehr belastet. „Wie sieht es mit Regulus aus?“, fragte Tom schließlich leise. Er hatte gestern nicht da sein können, so gern er es auch gewollt hätte. „Nicht gut, sein Geist hat in den letzten Jahren rapide abgebaut, dass der Junge ihn dann nicht an sich heran gelassen hat, hat dann einen Schalter in seinem Kopf umgelegt, aber die Grundzüge waren vermutlich schon da, als das Kind das erste Mal entführt worden ist. Es ist auf keinen Fall empfehlenswert das Baby bei ihm zu lassen, wenn es auf der Welt ist, schon gar nicht ohne Aufsicht. Euer Gefährte ist ein kranker Mann.“ Tom schloss kurz die Augen, das einzige Zeichen von Schwäche, was er sich selbst zugestand. Er hatte auf seine Instinkte hören sollen, die ihm schon nach Regulus’ Genesung vor fünfzehn Jahren gesagt hatten, dass etwas nicht stimmte. Damals war es einfach nicht logisch gewesen, zu behaupten, dass das, was da gelegen hatte, nicht ihr Kind hätte sein sollen. Er bezweifelte, dass Regulus tatsächlich gefühlt hatte, dass es nicht ihr Sohn war, es war eine Abwehrreaktion gewesen, reine Verdrängung. „Wann wird es besser werden?“ „Wenn er beschließt, sich der Wirklichkeit zu stellen,“ erklärte Karakoff. „Das kann Wochen, Monate oder Jahre dauern. Und in der Zeit wäre es nicht gesund, ihn allein mit einem Kind zu lassen, er würde es manipulieren, um es gegen alle Anderen auszuspielen und damit würde das Kind auch viel verlieren.“ Tom nickte. Es graute ihm jetzt schon, er kam sich vor, wie das letzte Monster. Jemandem, der schon ein Baby verloren hatte, das Kind wegzunehmen. Doch es schien die einzige Möglichkeit zu sein, die ihm blieb. Er würde nicht zulassen, dass eines seiner Kinder gegen ihn ausgespielt würde oder gegen Harry... „Ich habe... Harry noch nichts von seinem Geschwisterchen gesagt,“ sprach er auf ein Mal. „Ich fürchte, er könnte denken, dass er nur ersetzt werden wird.“ Nicht mal Fawkes hatte er etwas gesagt. Severus wusste es notgedrungen, Lucius, Karakoff und er, aber sonst... „Das kann gut der Fall sein,“ stimmte Karakoff zu. „Aber ich würde es auch nicht zu lange aufschieben, denn wenn man versucht, es vor ihm zu verstecken, wird sich der Eindruck, ersetzt zu werden, nur noch verstärken und er könnte sich durchaus etwas antun...“ „Ist... bitte, sag mir nicht, dass er auch... mental nicht... stabil ist? Wie Regulus?“ „Er ist traumatisiert durch ein Leben voller Gewalt,“ erklärte Karakoff ruhig. „Aber er hat keinerlei Aussetzer oder sonst was, das für den Blackwahnsinn steht. Er ist unsicher, er kennt das Gefühl nicht, einfach für sich selbst geliebt zu werden, aber sicher ist er nicht so krank wie sein Vater und da er das immer noch nicht ist, ist wohl auch anzunehmen, dass er es nie werden wird. Nicht so, wie Regulus und seine Mutter, aber das heißt nicht, dass er nicht was sehr Dummes tun könnte, wenn er es für erforderlich hält, vielleicht, um Niemandem mehr im Weg zu stehen oder so. Misshandelte Kinder können sich alles Mögliche einreden, auch, wenn das in unseren Augen absolut keinen Sinn zu machen scheint.“ Erleichtert atmete Tom wieder aus, er hatte nicht mal gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Wenigstens dieser Kelch ging an seinem Sohn vorüber, müsste der auch noch, nach all den anderen Dingen, mit geistiger Umnachtung kämpfen müssen, würde er nie ein normales Leben führen können. Es würde so schon unendlich schwer für seinen Sohn werden, mit all den Ängsten, den Flashbacks und der Panik. „Wenigstens etwas,“ meinte er leise. „Wann kommst du?“ „Jeden zweiten oder dritten Tag,“ erklärte Karakoff. „Ich muss erst mal an ihn heran kommen, bevor ich etwas für ihn tun kann, das ist das Wichtigste, danach kann ich vielleicht auch mit Mentalmagie etwas einrenken. Aber ich mache keine großen Versprechungen. Er muss schon lang am Rande des Wahnsinns gedriftet sein, um so abzubauen.“ Tom seufzte. „Also keine Familienweihnacht.“ „Nein, vermutlich nicht für eine lange Zeit. Es kann auch sein, dass wir ihn vielleicht, wenn er die ersten Fortschritte macht, eine Weile in ein Institut schicken, wo er rund um die Uhr bewacht werden wird. Dann macht er sicher schneller Fortschritte.“ „Ich überlasse das dir,“ gab Tom ernst zurück. „Du bist der Fachmann – sollte Irgendwas mit Harry sein, lass es mich sofort wissen. Ich muss los, ich habe noch einen verdammten Krieg zu gewinnen und den Mann fertig zu machen, der mein Kind gestohlen und misshandelt hat.“ Kapitel 12: Schulkatastrophe... ------------------------------- Der erste Tag war noch nicht ganz rum und Alles, was Harry davon abhielt, vorzeitig zu flüchten, war Fawkes auf seiner Schulter. Die gesamte Zeit über war er von Blicken durchbohrt worden, nicht, weil er Harry Potter war, sondern Prinz Riddle, Sohn des Dunklen Lords, der selbst hier erschreckend viel Einfluss zu haben schien. Er wurde beobachtet, gemessen, beurteilt. Nicht zu vergessen, Malfoy, der fast die gesamte Zeit neben ihm gewesen war, schon fast krankhaft freundlich und mehr als ein Mal war es wohl Fawkes’ spitzem Schnabel und warnendem Trillern zu verdanken gewesen, dass der Beste seine Finger bei sich selbst ließ. Das war nicht der Draco, den er kannte und er fühlte sich mit jeder Stunde zunehmend unwohl. So, wie bei... Regulus. Er spürte, der Andere hatte was vor. Nicht so schlimm, wie das, was der Mann gemacht hatte, der sein zweiter Vater war, doch trotzdem schien da was zu laufen. Außerdem musste er dringend mit Fawkes reden, warum er sich benahm, als wäre er eifersüchtig. Obwohl – vielleicht sollte er genau das erst mal lassen, er würde sich sicher nur bis auf die Knochen blamieren. Sein Vater hatte gesagt, der Andere war da, um auf ihn zu achten. Das war der Grund für das Verhalten des Phönix und sonst gar nichts. Er sollte wirklich aufhören, sich in was rein zu steigern, das so lächerlich war. Im Moment folgte er Zabini, den er ja auch noch entfernt kannte, hinaus durch den Garten zu einer Koppel. Automatisch zog er den pelzbesetzten Umhang fester um sich, doch das änderte nichts daran, dass er fror, zumindest, bis er etwas Warmes über seine Haut gleiten fühlte. Erleichtert sah er zu Fawkes auf seiner Schulter, lächelte und strich ihm über das Brustgefieder, wurde sofort mit einem leisen Trillern belohnt und der Andere strich mit dem Kopf über seine Wange. Angenehm. Blaise hingegen beobachtete den Sohn ihres Lords, er wusste nicht, was er erwartet hatte, das aber sicher nicht. Der Junge war klein, verschüchtert, spindeldürr und misstrauisch. Nicht groß und stark, wie sein Vater. Natürlich ging eine große Macht von ihm aus, wie nicht anders zu erwarten, aber das gesamte Benehmen des Jungen hatte nichts Prinzenhaftes an sich. Irgendwie... vermutlich war das wirklich dumm, aber irgendwie erinnerte der Junge ihn an Potter. Natürlich, er sah nicht aus, wie der goldene Junge von Gryffindor, er hatte feinere Züge, ganz andere Haare, keine Narbe auf der Stirn (ja, er hatte tatsächlich nach Selbiger gesucht), keine Brille und ganz andere Augen. Und doch... das Verhalten war es, das ihn stutzig machte. Er hatte Potter in Hogwarts beobachtet und Dinge gesehen, die Draco vehement und lautweg geleugnet hatte. Kleinigkeiten, wie die Tatsche, dass Potter immer zusammengezuckt war, wenn der Direktor das Wort an ihn gerichtet hatte, dass er immer wie ein geprügelter Hund zu dem Mann gekrochen war, in dem er angeblich einen Großvater sah, die Tatsache, dass er in Menschenmassen immer durchgetickt war. Und all das traf auch auf den Sohn des Lords zu, mal davon abgesehen, dass beide Jungen seltsamerweise Harry hießen, dieselbe Statur und dieselbe Art hatten, mit Anderen umzugehen und er wusste, Potter hatte Fawkes auch gemocht. Denselben Phönix, der sich auf dessen Schulter breit gemacht hatte und den gesamten Tag über keine zwei Zentimeter von dem Jungen entfernt gewesen war. Er musterte Harry erneut, er hielt einen gewissen Abstand zu dem Jungen, was dem nur recht zu sein schien und auch der Phönix war nicht mehr ganz so angespannt, das Tier hatte vorher nämlich die gesamte Zeit nach Draco gehackt, immer dann, wenn der sich Harry bis auf einen bestimmten Abstand genähert hatte, fast, als wäre er eifersüchtig. Oh, mal davon zu schweigen, dass sein bester Freund in seinen Augen schon wieder was ziemlich Dummes vorhatte. Der Beste wusste echt nicht, was gut für ihn war. Harry sah wirklich nicht so aus, als wolle er Aufmerksamkeit und Draco kam auf die dumme Idee, um ihn werben zu müssen! Richtig werben verstand sich! Mit anschließender Heirat und all den Scherzen. Er ahnte auch, warum. Dray war ambitioniert und würde die Politikklassen schon in diesem statt erst im nächsten Jahr abschließen dürfen, er durfte sogar ein frühzeitiges Studium der Materie beginnen und was würde besser sein für seinen Aufstieg, als der Schwiegersohn des Lords zu werden? Aber sah Draco nicht, dass seine Avancen absolut unwillkommen waren? Merlin, der Junge hier zuckte doch schon zusammen, wenn auch nur die Gefahr bestand, mit Irgendwem zusammen zu stoßen! Und begeistert über Draco war er auch nicht. Er hechelte dem blonden Schönling nicht, wie viele Andere aus der Schule hinterher. Im Gegenteil, Harry schien immer bedacht, einen gesunden Abstand zwischen sich und Andere zu bekommen. Wie gesagt, wenn er es nicht besser wüsste, er hätte geschworen, Riddle war eigentlich Potter. All die kleinen Dinge schienen zu stimmen, abgesehen von der Tatsache, dass Letzterer ja nun schon seit einer ganzen Weile tot war. Er hatte es in den Zeitungen gelesen. Sicher, er hätte seinen Vater auch noch fragen können, aber so dumm, eine Leiche nicht zu sehen, waren nicht mal englische Reporter. Aber gut, er würde weiterhin beobachten, das konnte er am Besten und dann entscheiden, was hier gespielt wurde. „Wir sind da,“ merkte Blaise schließlich an. Sie waren die Letzten, so, wie der das sehen konnte. Es waren nur fünf Leute, die sich für diesen Kurs interessiert hatten und er selbst hatte ihn nur genommen, weil er noch nicht so genau wusste, ob er nun Heiler für Menschen werden sollte, wie sein Vater, oder ob er doch lieber was Anderes machen würde und er hatte noch ein Fach nehmen müssen, dieses hier war ihm leicht und wenig zeitaufwändig vorgekommen. Ein dummer Fehler, er hatte mal wieder vergessen, dass das hier nicht Hogwarts war, aber zumindest wurde es nicht von einem beschränkten Halbriesen unterrichtet, sondern man lernte auch etwas und die Bücher für dieses Fach bissen auch nicht zurück, was ein entscheidender Vorteil war. Harry nickte einfach nur. Er war verwundert, wie klein die Klasse war, stellte es aber nicht in Frage, er hatte schon immer gedacht, dass die großen Klassen von Hogwarts schlicht an mörderische Dummheit grenzten, da ein Lehrer so viele Leute kaum im Auge behalten konnte, ohne, das über kurz oder lang etwas geschehen konnte. Statt dem vertrauten Anblick von Hagrid stand hier außerdem eine Frau. Sie musterte die Anwesenden, nickte ihm kurz zu und hob dann ein kleines Tier hoch. Es war wirklich putzig, klein, mit freundlichem Gesicht und rötlichem Fell. Er kannte etwas, dass ihm sehr ähnlich sah. Ein roter Panda. Zumindest nannten Muggel sie so. Er hatte sie bei seinem Besuch im Zoo in London so fasziniert beobachtet. „Nun? Wer kann mir sagen, was für ein Tier das ist und was seine besonderen Fähigkeiten sind?“, der Blick der Professorin wanderte über die wenigen Schüler, die sie zu unterrichten bereit war. Sie blieb an dem Neuen eine Weile hängen, deutete aber dann auf ein Mädchen weiter vorn. Immerhin war das Wesen Hausaufgabe gewesen, die der Neue kaum hatte lernen können, wenn er erst heut gekommen war. „Ein Undfellpanda,“ erklärte das Mädchen, das fasziniert zu dem Wesen sah, dass sich gegen den eisernen Griff der Lehrerin zu wehren versuchte. „Krallen, Speichel und Fell können verwertet werden, aber wirklich wirkungsvoll sind sie nur, wenn das Tier sie freiwillig gibt und nicht tot ist, das Blut ist daher fast unbezahlbar, gilt aber als potenter Kern in einem Zauberstab mit defensivem Schwerpunkt.“ „Sehr gut, Mister Zabini?“ Blaise stöhnte. Er hasste das, doch er machte mit, brav wie immer. „Die Viecher sind wahnsinnig schwer zu fangen oder gar zu zähmen. Sie sind unabhängig, lassen sich nichts sagen und sich schon gar nicht erziehen, sie sind entgegen ihres Aussehens, wenn sie es wollen, extrem aggressiv und sie können wegen einer Art Virus in ihren Krallen großen Schaden anrichten, vor Allem, wenn man sich nicht binnen der ersten drei Stunden nach einer Verletzung behandeln lässt.“ „Sehr gut, aber das sind keine Viecher,“ gab die Professorin ruhig zurück. „Wie nähert man sich einem solchen Wesen und wie kann man es hochnehmen, ohne sich auf der Krankenstation wiederzufinden?“, sie hielt den Panda nur noch im Nackenfell, denn er mochte sie nicht sonderlich, was sie aber auch verstehen konnte, doch das half ihm nicht wirklich, sie war immun gegen diesen Virus und außerdem schützte ein Zauber ihre Haut davor, verletzt zu werden. Harry wartete nicht auf eine Antwort, er konnte da gar nicht zusehen, zum Entsetzen Aller trat er einfach vor hob eine Hand und machte, was Hagrid ihm gezeigt hatte, er ließ das kleine Wesen schnüffeln und als es zu toben aufhörte, hob er es in den Arm, als wäre es eine gewöhnliche Katze. Er wusste, Fawkes würde schimpfen, da das leichtsinnig war, aber er verstand, warum das kleine Wesen so tobte. Er würde nichts Anderes tun, wenn er so herumgezerrt würde. „Man... lässt es nicht so in der Luft baumeln“, gab er der Professorin daher noch zurück. „Das macht dem Kleinen doch Angst! Und er ist gar nicht aggressiv, er ist ganz lieb!“ Tatsächlich saß das Tierchen ruhig auf seinen Armen, es machte nichts Schlimmes, es versuchte nur, seinen Kopf in Harrys Armbeuge zu verstecken. Das kleine Herzchen schlug wie wild, doch weder versuchte das Tier zu flüchten, noch kratzte es. Im Gegenteil die Krallen waren in den kleinen Pfoten verschwunden. Okay, stellte Blaise nach dem ersten Schock fest. Viel mehr potterlike ging eigentlich schon gar nicht mehr. Vielleicht waren diese Beiden seelenverwandt oder so was, denn so eine Dummheit hätte nur der Goldjunge von Gryffindor bringen können, ohne dabei zumindest schwer verletzt zu werden. Die Professorin bekam immer noch keine Luft. „Was... ?! Junger Mann, sind Sie übergeschnappt?!“, fragte die Professorin schließlich nach fast fünf Minuten entsetzt, was das kleine Tier zum Fauchen brachte – in ihre Richtung. Oh, und der Phönix, der zu ihrer Verwunderung auf der Schulter des Neuen saß, trällerte auch ärgerlich in ihre Richtung, vermutlich weil der Junge zusammenzuckte. Dabei hatte er das wirklich verdient! Man konnte doch nicht einfach ein tobendes, gefährliches, magisches Tier hochnehmen! „Er… hatte Angst!“, verteidigte Harry sich, er hatte inzwischen selbst Angst, aber er hatte dem Kleinen doch nur helfen wollen! Unbewusst drückte er das Wesen an sich, als wäre es eine Katze. Tief durchatmen, zwang sie die Professorin, dann blickte sie erneut auf den Neuen. „Dein Name, Junge!“ „...“, Junge, die Frau hatte ihn Junge genannt, wie... Onkel Vernon und Tante Petunia. Er begann, stärker zu zittern, bekam kein Wort mehr heraus. Okay, nun wurde es makaber, entschied Blaise nur. Der Jüngere reagierte in jeder Kleinigkeit, wie Potter! „Er heißt Harry Riddle,“ gab er nur zurück. „Und sein Vater wird mit Sicherheit angepisst sein, wenn sein Sohn angegeifert wird, nur, weil er was richtig gemacht hat. Sein Dad ist mit dem Direktor befreundet.“ Verdattert musterte die Frau den Jungen erneut, starrte auf den Phönix, der nun definitiv gar nicht mehr freundlich klang und die Flügel ausgebreitet hatte, seinen Gefieder plusterte. Ja, er war sauer. Aber die Drohung in den Worten des anderen Schülers war es, die sie richtig sauer werden ließ. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um und stürmte davon. Harry hörte, wie die Meisten aus der kleinen Gruppe lachten, einige deuteten auch auf ihn, er spürte es, als würden sie ihm den Finger auch noch in die Haut bohren. Er sackte einfach mitten auf dem Schnee zusammen, den kleinen Panda fest im Arm, während er versuchte, tiefer durchzuatmen. Was jetzt? Würde sie Vater holen und er würde sauer sein? Er hatte doch nichts falsch gemacht! Er hatte genau gewusst, was zu Tun war! Hagrid hatte es ihm gezeigt! Und er hatte es gefühlt! „Harry?“, fragte Blaise ruhig, wahrte aber weiterhin seinen Abstand und hielt auch die Anderen fern, die bereits eifrig am Lästern waren und sich schon ausmalten, wie der Junge wohl bestraft werden würde, denn ja, hier gab es in harten Fällen auch noch die Prügelstrafe. Nicht, dass man das je mit dem Sohn des Lords machen würde. Er hatte eher die Vermutung, dass die Professorin im hohen Bogen fliegen würde, denn ganz ehrlich – auch, wenn die Bücher nicht zurück bissen, wirklich kompetent war diese Person ihm nie erschienen, da hatte der Halbriese in Hogwarts mehr Ahnung von dem gehabt, was er tat. Harry reagierte nicht, er starrte weiter einfach nur in die Luft, hielt das Tier, um es zu schützen. Er hatte Hedwig nicht schützen können, er wollte nicht, dass der Kleine hier weiter leiden würde. Die Frau, sie hatte ihm doch so weh getan! Nur das Trillern von Fawkes hielt ihn davon ab, einfach wegzurennen. Na toll! Und was nun? Da saß dieser Trottel mitten in der Kälte auf dem Boden, sagte kein Wort und wiegte sich hin und her! Großartig! Wirklich! Blaise versuchte, seine beginnenden Kopfschmerzen zu verdrängen, doch es war sinnlos. Nun, wenigstens kam in dem Moment schon der Direktor, seinen Druidenstab in der Hand, mit ausdruckslosem Gesicht und dicht gefolgt von der Furie von Professorin, die aussah, als wäre sie bereit, den Jungen zu schlagen, der mehr Angst vor ihr zu haben schien, als der kleine Panda, den er zu schützen versuchte. Und mehr und mehr kam der Junge ihm vor, wie Potter... „Was geht hier vor?“, fragte Karakoff ruhig, er sah den traumatisierten Jungen auf dem Boden, den aufgebrachten Phönix, der Jedem, der Harry zu nahe kam, eine gediegene Stichflamme schickte und den Auslöser des Streites, ein kleiner, magischer Panda, der in dem Moment zu fauchen begann, als die Professorin in sein Sichtfeld rückte. Ruhig wiederholte Blaise das Geschehene, sah immer wieder zu Harry. „Er hat es nicht böse gemeint,“ betonte er dann noch ruhig. „Er wollte dem Panda nur helfen.“ Toll, stellte Karakoff fest. In einem Punkt hatte Severus Recht, der Junge konnte Kopfschmerzen verursachen. „Er muss bestraft werden! Vor Allen! Was, wenn sich so was wiederholt! Ich verlange, dass er zehn Schläge auf den nackten Rücken bekommt und... rahhhhhhhh!“ Karakoff hob eine Augenbraue. Das da war keine Stichflamme mehr, das war eine Flammensäule und ein sehr, sehr aufgebrachter Phönix, der kurz davor schien, sein Lehrpersonal zu rösten. Er machte den Kindern ein Zeichen, zu verschwinden. Keines von ihnen wollte, das hier war zu gut, um es zu verpassen, doch ein einziger Blick und eine Bewegung mit dem Zauberstab reichten, um sie eines Besseren zu belehren. Selbst der Junge, der bei Harry stand, zog nach einigem Zögern, ab. Er wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu sagen, als wie aus dem Nichts Tom auftauchte – mit wutentbranntem Gesicht. „Was ist hier los?!“, donnerte der Lord aufgebracht. Er war mitten in einer Besprechung mit Lucius gewesen, als er gemerkt hatte, wie das allgemeine Unwohlsein seines Sohnes in blanke Panik umgeschlagen war. Erst hatte er sich nichts dabei gedacht, doch es war nicht besser geworden. Hatte er Draco nicht ausdrücklich Order gegeben?! Doch als er sah, was sich abspielte, spitzte sich seine Wut nur noch zu. Er sah die hohen Flammen wie ein Signalfeuer und dahinter seinen Sohn, der sich hin und her wiegte, mitten im Schnee und mit nassem Gesicht. Toll! Wie hatte der denn so schnell erfahren, was hier abging? Nun konnte er wirklich Alles vergessen, er selbst war heute Morgen Zeuge geworden, wie Tom zu seinem Sohn stand. Er wiederholte daher die Geschichte, die er von Blaise erfahren hatte und statt die Klappe zu halten, kreischte diese dumme Frau erneut, dass Torheit nicht vor Strafe schütze und dass Harry in der Halle verprügelt werden solle. Er sah nur noch wie die sonst blutfarbenen Augen des Mannes ein ungesundes hellrot annahmen. „Bitte was, Weib?“, donnerte Tom, packte die Frau am Kragen und warf sie mehrere Meter von sich. „Mein Kind schlagen? Weil es Ihre Fehler sieht? Was kommt als Nächstes? Die Einführung der Todesstrafe von magischen Wesen?! Harry ist ein empathischer Junge, was Tiere angeht! Sie ...!“ „Lord!“ Tom wandte sich um, sah, dass sein Schreien es schlimmer machte, Harry begann gerade, sich selbst die Arme aufzukratzen, obwohl der kleine Panda ihn daran zu hindern versuchte. Er trat zu Harry, scheuchte Fawkes ungeduldig zur Seite und hob den Kleinen auf seine Arme, hielt ihn fest, ging dann einfach los. Er wusste, Karakoff würde ihm folgen und er war nur sehr bedingt überrascht, als auch der kleine Panda hinter ihnen her trippelte, so lange, bis Fawkes sich erbarmte, das arme Tier mit seinen Krallen hochhob und es so auf dem Luftweg transportierte. Erst im Zimmer seines Gefolgsmannes hielt er inne, setzte Harry auf das Sofa und strich über dessen Haare. „Es ist gut, ich bin da,“ flüsterte er in dessen Ohr, küsste ihn auf die Stirn und er war froh, als Fawkes das Singen anfing. „Ich... ich wollte nur... er hatte solche Angst, ich… ich konnte Hedwig nicht... nicht helfen, ich wollte doch nur...!“, Harry merkte nicht, wie die Tränen wieder rollten, er schlang die Arme um sich selbst. „Sie... sie hat ihm solche Angst gemacht, er... er mochte sie nicht und... sie… sie…!“ „Schhh,“ wiederholte Tom nur. „Ich weiß, du hast nichts Böses gewollt, leg dich hin, ich kläre das, Niemand fasst dich an, das habe ich dir doch versprochen und ganz sicher wird Niemand es wagen, dich zu schlagen, nicht, solange ich lebe, oder Fawkes, er hätte die Beste ohnehin fast flambiert. Du bist sicher, das weißt du.“ Erst eine bedenklich lange Weile später sackte Harry wieder in sich zusammen, in die Arme seines Vaters und kurze Zeit später ließ er sich ganz auf das Sofa legen, er spürte, wie etwas auf ihm landete, schlang die Arme um das kleine Tier und fühlte, wie Fawkes seinen Kopf beruhigend an seiner Wange rieb, bevor der Phönix wieder zu trillern begann. Während dieses Liedes schlief er schließlich ein. Karakoff hatte all das ruhig von seinem Platz aus beobachtet. Er war wenig begeistert, dass der Mann einfach in seine Quartiere gestürmt war, aber gut, jetzt etwas zu sagen, war vermutlich auch nicht die beste Idee, er hing an seinem Leben, sehr sogar, und ein falsches Wort und das Rösten würde nicht nur der Professorin vorenthalten bleiben, die gerade so großspurig Prügel angedroht hatte. Einem misshandelten, sichtlich nicht gesundem Kind mit Prügeln zu drohen, die Frau hatte wirklich einen Schatten. Es war die Tochter eines ehemaligen Mitarbeiters, nur darum hatte sie einen Job bekommen, aber er wusste, er konnte sie wohl kaum länger halten. Wenn sie auch so gravierende Fehler mit den Tieren machte – es stimmte, in den letzten Jahren waren viele der magischen Wesen auf dem Grundstück der Schule entweder verletzt gewesen oder sogar gestorben und es machten Wesen Probleme, die vorher handzahm gewesen waren. Er glaubte in dem Fall nicht, dass die Schuld bei Harry lag. Der Panda hatte sich sogar irgendwie hier rein geschlichen und lag nun in den Armen des verstörten Jugendlichen. „Nun?“, fragte Tom kühl. „Was gedenkst du zu tun? Soll mein Sohn bestraft werden, weil er aufgrund seiner Herkunft empathisch auf Tiere aller Art einwirken kann und sie ohnehin magisch anzieht?“, er blickte auf Fawkes, der auf der Lehne des Sofas Saß und weiter leise sang, um Harry ruhig zu halten. „Nein, nein. Natürlich nicht,“ gab Karakoff zurück. „Ich werde mit der Frau reden und sie entlassen, das, was sie getan hat, war nicht in Ordnung. Mister Zabini hat gesagt, die Beste habe behauptet, das Tier wäre gemeingefährlich, aber magische Pandas werden meist sehr zahm, wenn man sie nicht bedrängt, ängstigt oder quält.“ Tom nickte nur knapp, das war das Mindeste, was er erwartete. Denn er würde die Arbeit haben, Harry morgen Früh davon zu überzeugen, dass ihm nichts geschehen würde, wenn er wieder in die Schule musste, dass die Frau eine traurige Ausnahmeerscheinung war. Er strich gedankenverloren über Harrys in Unordnung geratene Haare, sah gedankenverloren auf den kleinen Panda, der gerade gähnte. „Was meinte der Junge mit Hedwig, der er nicht helfen konnte?“, fragte Karakoff auf ein Mal. „Seine weiße Eule,“ gab Tom, nun wieder mit ausdruckslosem Gesicht zurück. „Als Severus Harry damals im Schrank gefunden hat, hat er ihren Kadaver umklammert, einige von Dumbledores Idioten haben das arme Tier zu Tode gefoltert, ihr sogar bei lebendigem Leib einen Flügel abgeschnitten. Es hat meinen Tränkemeister Einiges gekostet, das tote Tier aus seinen Armen zu pflücken. Bis heute hat er sie nie erwähnt... Den Panda zu sehen, muss etwas ausgelöst haben, er hätte sich sonst nicht eingemischt...“ Erneut drängte es Karakoff zu fragen, was für ein Wesen Harry denn nun war, denn eigentlich waren nur Elfen empathisch im Umgang mit Tieren, aber der Junge hatte nun mal keine spitzen Ohren. Nur wusste er, dass er auf Granit beißen würde. Tom würde es nicht sagen, er hatte es auch bisher nicht erzählt. Stattdessen blickte er auf den kleinen, roten Panda, der sich zufrieden putzte, sich dann wieder zurechtruckelte und seinen Kopf auf seine Pfoten legte, doch er blieb wachsam, ließ die Anwesenden nicht aus den Augen. „Ich fürchte, der Panda hat sich einen neuen Herrn gesucht,“ stellte er stattdessen fest. „Er sieht nicht aus, als sei er willens, wieder in irgendeinen Stall zu gehen...“ Tom blickte auf seinen Sohn, lächelte etwas. „Und wenn Fawkes noch so eifersüchtig ist, dann hat Harry eben ein neues Haustier. Ich bin froh, dass er ihn behalten will, sonst hätte er ihn nicht so lang umklammert,“ erklärte er nur. „Wenn du nichts dagegen hast. Wenn es ums Geld geht, entschädige ich dich gern...“ „Unsinn, solang Harry den Kleinen immer mal wieder im Stall vorbei bringt, für die Zucht, habe ich nichts dagegen, wenn er sich so gut mit Tieren auskennt, bin ich bereit, ihn die Prüfung machen zu lassen, dann kann er sich in den Stunden frei zwischen den Ställen bewegen und nach dem Rechten sehen. Meinst du, er wäre an einer Stelle bei mir interessiert?“ Tom lachte leise. „Kann es sein, dass du versuchst, meinen Sohn für dich zu vereinnahmen?“ „Er ist gut, ich wäre dumm, wenn ich es nicht zumindest versuche, oder?“ „Er hasst Gewalt,“ erklärte Tom leise, strich über Harrys zuckende Hand. „Ich denke, das wäre eine Alternative. Du wirst schon selbst mit ihm darüber reden müssen, wenn er es will, werde ich es ihm nicht verbieten.“ „Ich hatte Bedenken, er ist ja auch dein Nachfolger...“ „Nein, sein Gefährte, sein künftiger Mann wird mein Nachfolger sein“, erklärte Tom ruhig, blickte kurz auf Fawkes, der seinen Kopf schief legte und hätte er es nicht besser gewusst, Karakoff hätte schwören können, das Tier war kurz davor sich kaputt zu lachen. „Harry kann keine Politik machen, Menschenmassen machen ihm Angst, er will nicht führen. Ich habe ihm versprochen, dass er so was nicht tun muss, aber er ist mein Erstgeborener, jedes weitere Kind, dass ich bekomme, würde nur ein Recht auf eine hohe Stellung haben, das weißt du, du kennst die Gesetze. Ich werde meinen erstgeborenen Sohn nicht übergehen, nur, weil er im Moment traumatisiert ist.“ „Ich... habe gehört, Ihr wisst, wer sein Gefährte ist?“, fragte Karakoff neugierig. „Ja,“ gab Tom nur zurück. „Und er ist ein Kämpfer und Politiker. Außerdem glaube ich nicht, dass ich beerbt werden muss, schon gar nicht auf lange Sicht. Ich bin noch ziemlich jung. Ich habe noch einige Jahrhunderte vor mir,“ er grinste etwas, er wusste sehr wohl, er hatte den Anderen nur noch neugieriger gemacht, doch mehr sagte er nicht, es war zu lustig, zu sehen, wie der Beste nun mit Raten beschäftigt war. „Weiß... der Junge es?“, fragte schließlich Karakoff, als er wusste, dass er keine weitere Erklärung mehr bekommen würde, egal, wie sehr er sie auch wollte. „Nein,“ gab Tom zurück. „Er ist so schon an seinen Grenzen und gerade heute hat er wieder bewiesen, wie viele Schwierigkeiten er noch hat. Er wäre mit dem Wissen vollkommen überfordert, er weiß noch nicht mal, dass er so was wie einen Gefährten braucht. Es wird für ihn schwer genug sein, zu akzeptieren, dass ein Geschwisterchen nicht heißt, dass ich ihn weniger liebe und mich nicht mehr um ihn kümmere, oder sonst was. Ein Schritt zurzeit...“ „Und... der Gefährte? Ich meine, nicht viele sind willens, so lange zu warten, Ihr wisst, wenn der Junge siebzehn sein wird, hat er ein Recht auf...“ „Er wird warten, solang es eben erforderlich ist, oder ich dreh ihm seinen Hals um, das weiß er.“ Empört trillerte Fawkes auf. Hals umdrehen? Ihm? Und was sollte das bringen? Er würde verbrennen und dann aus der Asche wiedergeboren werden! Außerdem hatte er oft genug betont, dass er warten würde, bis in die Puppen, er wollte nicht, dass sein Kleiner noch mehr litt. Merlin, er ließ doch sogar zu, dass dieses dreckige Vieh auf seinem Gefährten herumtapste, statt ihn zu grillen! Nun gut, das lag aber auch daran, dass er ganz genau wusste, das da war ein Haustier, keine Konkurrenz. „Der Phönix...“ „Weiß nicht, wann er seinen Schnabel zu halten hat,“ sichte Tom vom Tisch. „Aber er ist ein hervorragender Beschützer und glaub mir, hätte er es darauf angelegt, wäre diese dumme Trine schon lange tot. Ich kann aber nicht garantieren, dass er sich auch nur einen einzigen weiteren Tag zurückhalten wird.“ Karakoff lachte leise. „Das glaube ich sogar blind,“ gab er zu, immer noch beeindruckt, dass ein so sagenumwobenes Wesen wie ein Phönix so auf einen verstörten Jungen achtete. Vielleicht sollte er heut zur Vorsicht mit allen Lehrern und Professoren noch mal reden und auch mit den Schülern. Irgendeine Ausrede würde ihm dabei schon einfallen. „Ich bringe Harry zurück nach Hause“, erklärte Tom schließlich, er hob seinen Sohn vorsichtig auf seine Arme, mitsamt dem Panda, der das sehr wohl verstanden zu haben schien und sich demonstrativ im Umhang des Jungen festbiss. „Ja, dich auch, du Landplage,“ knurrte der Lord nur. „Du musst ihm nicht seine Sachen kaputt machen und... Mein Bester – was frisst das Vieh?“ „Obst und Gemüse.“ „Ha, gut zu wissen,“ murmelte Tom, er nickte Fawkes zu, der in einer Flammensäule verschwand, dann verabschiedete er sich von dem Direktor, wohl wissend, dass er ihn morgen wiedersehen würde, allein würde Harry nicht gehen, auch nicht nur mit Fawkes. Er shiftete sich direkt in das Zimmer seines Sohnes, legte ihn vorsichtig auf das Bett und deckte ihn zu. Ein, zwei Stunden Schlaf konnten nicht schaden, dann sollte er sein Vieh selbst versorgen, er war sich ziemlich sicher, dass Fawkes ihm auch helfen würde. Er wollte bleiben, bis der Jüngere wieder wach wurde, doch er war einfach mal eben so aus einer Sitzung verschwunden und hatte Lucius mal wieder allein mit Allem sitzen lassen, also musste er zurück. „Fawkes... verwandle dich.“ Der Phönix legte seinen Kopf schief, stieß sich dann aber vom Bett ab, nahm elegant seine menschliche Form an, bevor er sich wieder aufs Bett setzte, dem Panda schenkte er nur einen warnenden Blick, es schien zu reichen, um das Tier in seine Schranken einzuweisen. „Was?“, fragte er dann. Er war immer noch in mörderischer Stimmung. Diese dumme Zicke! Harry so viel Angst zu machen! Er war kurz davor gewesen, sich zu verwandeln und sie mit seinem Schwert in mehrere saubere Stücke zu schlagen... „Ich muss zurück, ich war mitten in einer Sitzung, die wirklich wichtig ist,“ erklärte Tom ruhig. „Bleibst du bei ihm? Ich will nicht, dass er allein aufwacht, aber er kann auch nicht den ganzen Tag schlafen, du musst ihn in zwei Stunden spätestens wecken.“ Fawkes blickte auf den Jüngeren, der sich um den Panda zusammen gerollt hatte, den er selbst jetzt noch, im Schlaf, schützen wollte. „Natürlich,“ gab er nur zurück. Was dachte der Andere, dass er gehen würde, wo er Harry doch versprochen hatte, immer da zu sein? Warum sollte er seinen Gefährten wohl allein lassen, wo es Diesem schlecht ging! Er schob gerade die Ärmel des Pullovers zurück, fuhr über die aggressiv roten Kratzer und schloss die Wunden. Er musste mal mit Harry über die ungesunde Tendenz reden, sich selbst Schaden zuzufügen. „Ist gut,“ seufzte Tom. „Ich bin so schnell wieder da, wie ich kann. Hilf Harry mit dem Monster auf seinem Bett, dann ist er sicher zufrieden...“ Noch immer in seinem Schlafanzug saß Harry auf dem Boden, er zupfte gerade eine Weintraube von der Rebe, hielt sie dem kleinen Panda hin, der sich im Nachhinein als weiblich herausgestellt hatte. Die Kleine klatschte zu seinem Vergnügen in ihre Vorderpfoten, bevor sie sich die Frucht schnappte, sie erstaunlich manierlich aufaß und sich dann den letzten Saft von den Pfoten leckte. Eigentlich hätte er in der Schule sein sollen, doch er hatte einen solchen Panikanfall bekommen, dass seine Nase stark zu bluten begonnen hatte und sein Vater hatte nachgegeben. Heute, heute durfte er hier bleiben, aber morgen musste er wieder hin. Der Andere würde ihn auch wieder begleiten und im Rektorenbüro abgeben. Es würde Alles gut werden, das hatte sein Vater ihm versprochen, es warteten keine Prügel oder sonst was auf ihn und diese Frau würde er auch nicht wiedersehen müssen, doch er hatte trotzdem Angst. Das einzige Schöne war gewesen, dass ihm gesagt worden war, dass er den kleinen, noch nicht ganz ausgewachsenen Panda behalten durfte. Fawkes war da, wie immer in den letzten Wochen, er hatte ihm gesagt, was die Kleine zu Essen brauchte, es ihm sogar gebracht und dabei gelächelt. Beruhigend. Harry wusste nicht, warum, aber der Phönix beruhigte ihn, sogar, wenn er als Mensch herumlief. Auch, wenn er dann immer um Einiges schüchterner wurde, weil er nicht verstand, warum der Mann ausgerechnet bei ihm blieb. Sicher, sein Vater hatte es ihm vermutlich befohlen, aber er konnte nicht glauben, dass das der einzige Grund war, da war noch mehr und so was machte ihn immer auch noch nervös. Um sich abzulenken, pflückte Harry die nächste Beere von der Rebe, gab sie seiner Kleinen, die schon ihre Pfoten erwartungsvoll aufhielt und dann wieder zu knabbern begann. „Cara,“ schlug er auf ein Mal vor, woher das Wort gekommen war, wusste er nicht. „Ich nenne dich Cara, gefällt dir der Name?“, fragte er hoffnungsvoll und wurde belohnt, indem die Kleine auf seinen Schoß kletterte, ihm über die Wange leckte und sich selbst an der Rebe bediente, sich eine weitere Beere einverleibte, ihn dabei ansah, als würde sie über das gesamte Gesicht strahlen. Er sah zu Fawkes. „Was... meinst du?“, fragte er schüchtern. Er richtete selten das Wort an Irgendwen, er wollte die meiste Zeit nicht reden. Reden brachte erfahrungsgemäß nur Schwierigkeiten. Fawkes lächelte Harry einfach nur an. Es war das erste Mal, dass der Junge ohne gefragt zu werden mit ihm sprach. Er saß hinter seinem Gefährten, am Fußende von dessen Bett, legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. „Cara bedeutet so etwas wie die Rote, ich würde sagen, dass ist ein sehr passender Name und sie scheint ihn ja auch zu mögen,“ erklärte er, beobachtete, wie die Kleine sich eine weitere Beere selbst abzupfte. Heute Morgen hatten Tom und er fast eine Stunde gebraucht, um Harry zu beruhigen und ihm zu versichern, dass auch kein Schüler es wagen würde, ihn noch ein Mal anzugreifen und selbst wenn sie es täten, würden sie es eben bitter bereuen. Der Jüngere hatte sie Beide angebettelt, nicht zurück zu müssen, doch er konnte und durfte sich nicht von der Welt abkapseln, es war alles Andere als gesund oder gar förderlich. Harry hatte sogar Nasenbluten bekommen. So Heftiges, das sie ihm diesen Tag gegönnt hatten. Sicher auch nicht die beste Entscheidung, aber vielleicht half ein Tag Abstand, vor Allem, wenn diese Unperson erst heut entlassen werden sollte. Harry lächelte einfach nur, strich der Kleinen über den Kopf, hielt ihr weiterhin die Rebe hin, bis sie sich nichts mehr abzupfte, sondern sich mit einem Geräusch, dass irgendwie nach einem zufriedenen Aufseufzen klang, auf den Rücken fallen ließ und sich den Bauch rieb. Ein so menschliches Verhalten, aber vielleicht verhielten sich magische Tiere einfach anders, als normale. „Kann.. ich sie mit in die Schule nahmen,“ fragte er leise. „Sie... will sicher ihre Freunde auch wieder sehen...“ „Von Zeit zu Zeit sicher,“ gab Fawkes zurück. „Aber nicht jeden Tag, immer wenn du bei den Tieren sein wirst, sonst denke ich, zieht sie ihr Körbchen, ihren Kletterbaum und ihr Katzenklo vor.“ Er war Harrys einziger ständiger Begleiter! Jawollja! Und den Platz würde er sich sicher nicht von diesem Tierchen streitig machen lassen! Harry nickte einfach, streichelte über das weiche Fell. „Können... können wir zu Remmy gehen?“, fragte er leise. Er wollte dem Anderen seine Kleine zeigen, etwas bei dem Werwolf sein, die einzige Verbindung, die er noch zu Sirius hatte, der einzige Mensch außer ihm, der den Mann wirklich gekannt hatte. Gott, was würde er darum geben, noch ein Mal bei Sirius sein zu können, wenn der Andere ihn noch mal in die Arme schließen würde. Er wünschte sich so sehr, dass Dieser sein Vater sein könnte. Er und Tom. Ja, er liebte Tom, er mochte Remus sehr und er konnte sich nicht vorstellen, was sein würde, wenn er Fawkes längere Zeit nicht sehen würde, aber Keiner von ihnen konnte den Mann ersetzen, der immer für ihn da gewesen war, der ihn in den wenigen Momenten, die sie gehabt hatten, immer im Arm gehalten hatte, der so viel getan hatte, um ihm zu helfen, der ihm Dinge geschenkt hatte, weil er war. Fawkes lächelte. „Das ist eine gute Idee,“ stimmte er einfach zu, froh, dass Harry von sich aus bereit zu sein schien, sein Zimmer zumindest für eine Weile zu verlassen, er wusste aber auch zu gut, dass er irgendwann wieder hierher flüchten würde, selbst wenn Remus da war und sich mit seinem Welpen beschäftigte und er ahnte, woran es lag. Er wünschte sich nichts mehr, als das sein Gefährte mit ihm über seine Probleme reden würde, doch der Junge schien immer noch Angst zu haben, überhaupt ein Gespräch zu beginnen. „Du ziehst dich an, dann machen wir deine Hausaufgaben und lernen etwas für morgen, anschließend bringe ich dich rüber. Ist das ein annehmbarer Vorschlag?“ Harry nickte, er setzte Cara sanft auf den Boden, streichelte sie, trat zum Schrank, holte einige Sachen heraus und verschwand dann im Bad. Es würde erst das zweite Mal sein, dass er bei Remus in dessen Haus sein würde, doch er fühlte sich dort jetzt schon wohler als hier. Er wusste, Lucius Malfoy war sein Pate und eigentlich ein freundlicher, geduldiger Mann und das hier war sein Haus, aber Lucius war nicht Sirius und er kam sich hier bestenfalls vor, wie ein Gast. Fawkes blickte Harry hinterher, er spürte die Traurigkeit, die von seinem kleinen Gefährten ausging und er ahnte, um wen es sich handelte. Es war nicht schwer zu erraten, so viele Personen oder Dinge, an die er denken konnte, die ihn so fertig machten, gab es ja nicht. Er runzelte die Stirn, fasste dann einen Entschluss. Harry sollte nicht leiden. Sicher, Sirius Black war durch den Vorhang gefallen, aber vielleicht... Jemand war ihm noch was schuldig, er könnte diese Gefallen, so wie er war, eigentlich einlösen. Auch, wenn es ihn vielleicht noch etwas kosten würde, es sollte ihm die Sache wirklich wert sein. Es ging nicht um Irgendwen, sondern um seinen Gefährten.... Wäre das nicht ein tolles Weihnachtsgeschenk? Ein räudiger, nachtschwarzer Grimm mit einer netten, rotgoldenen Schleife? Vielleicht brauchte Harry das, einfach, damit der Mann ihm sagen konnte, dass es nicht Harrys Schuld gewesen war, dass er gefallen war. Er wusste, wie schwer Harry sich überhaupt mit Regulus tat, er konnte dem Mann nicht in die Augen sehen, vor Allem nicht, nachdem der Beste seinen toten Bruder so oft und so nachhaltig beleidigt hatte, den Mann, der für Harry die erste Vaterfigur überhaupt gewesen war, seine erste Erfahrung mit dem Begriff Sicherheit... Kapitel 13: Poker ----------------- Das konnte nicht wahr sein! Das war ein Alptraum! In jeder verdammten Zeitung standen Dinge über ihn, die er dort nicht haben wollte! Welcher Drecksau hatte er das zu verdanken? Im gesamten Ausland wurde er mehr und mehr zum Gespött! All die vorsichtig aufgebauten Gewebe, die die Gedanken Anderer kontrollierten, begannen, ich sich zusammen zu brechen! Dabei hatte er immer so sorgsam gearbeitet! Er merkte es jeden Tag ein wenig mehr! Niemand aus dem Wizgamont traf sich noch mit hm allein und immer war ein Geistmagier dabei, meist ein Starker, der verhinderte, dass er die Netze flicken, neu aufbauen konnte! Man traute ihm einfach nicht mehr! Man misstraute ihm offen! Ihm, den diese dummen Leute um ihn herum hätten anbeten müssen! Sie wagten es, sich seinen Wünschen nicht zu beugen! Immer lauter wurden die Fragen, woher er sein Vermögen hatte, was er eigentlich erreichen wollte, was seine Ambitionen waren und so gefährliche Dinge, wie die Frage, wie er an all seine Sitze gekommen war, warum er so viel Einfluss auf seine Umgebung hatte, Alles kam auf ein Mal auf ihn zu. Er hatte kaum noch Einfluss auf die Auroren, die auf ein Mal begannen, in seiner Vergangenheit zu stochern! Etwas, das einfach nicht sein durfte! Und Niemand schien etwas dagegen zu tun! Nicht mal die, die zu seinen Vertrauten, zu seinem Orden gehörten! Alles war den Bach runter gegangen, seit die verfluchte Leiche einfach aufgetaucht war und noch schlimmer war es geworden, als der dumme, undankbare Vogel einfach verschwunden und nicht mehr aufgetaucht war. Der verdammte Phönix! Er hatte ihm nie was getan und diese undankbare Kröte tauchte einfach nicht mehr auf! Aber er würde ihn schon wieder in die Finger bekommen und dann würde er beginnen, das Vieh so zu dressieren, wie er es hätte von Anfang an tun sollen! Wäre doch gelacht! Niemand, absolut Niemandwidersetzte sich seinem Willen und schon gar nicht hier, in der Schule, auf seinem Terrain! Ja, das war das Einzige, was man ihm gegeben hatte, nachdem er Grindelwald umgebracht hatte, ein Stück Metall und die Herrschaft über eine heruntergekommene Schule, die nur dazu gut war, neue Leute zu rekrutieren, sonst war sie nichts als ein Furunkel an seinem Hintern, praktisch nutzlos! Aber er würde sich rächen, an ihnen Allen. Er mochte Potter nicht mehr als ultimative Trumpfkarte haben, aber er hatte bereits begonnen, Longbottom unter seine Fittiche zu nehmen. Der dumme Bengel glaubte inzwischen tatsächlich, Macht und Einfluss zu haben! Ihn zu dressieren würde ein Kinderspiel werden und seine Oma – Merlin, war sie leicht zu beeinflussen. Ein lebendes Wort hier, ein wenig Honig ums Maul da und schon würde er sicher auch noch die Erziehungsrechte bekommen. Menschen waren so dumm, so leichtgläubig... Aber er musste vorsichtiger sein, zumindest eine Weile lang. Es wurde Zeit, seine kleinen Killer von der Leine zu lassen, beschloss er einfach. Ja, das schien ihm eine gute Lösung. Sollten die sich um einige Reporter kümmern, denn auch, wenn einige von ihnen verschwunden waren, er hatte noch genug da. Ja, das war gut. Wer wollte ihm schon was nachweisen, wenn er sein Haupt schüttelte und alles abstritt? Was konnte er denn dafür, wenn diese dummen Kinder sich erwischen lassen würden? Ja, das war gut. Er lächelte hämisch. Niemand, absolut Niemand, fuhr ihm so in die Parade! Aber das würden Alle noch lernen. Grausam lernen... Es war inzwischen wieder Freitag geworden und Harry war froh darum. Endlich Wochenende. Keine Schule. Kein Draco, der ihn auf Schritt und Tritt verfolgte. Keine Schüler, die ihn komisch ansahen, weil er es geschafft hatte, eine Professorin geworfen zu bekommen, die aber angeblich schon ersetzt worden war, mit einem weit fähigerem Mann, wie es geheißen hatte. Gestern hatte Karakoff ihn noch mal ins Büro gerufen, ihm weitere Testbogen gegeben, dann hatte er ein junges Einhorn vor den Augen eines Beamten versorgen müssen. Er hatte sich wirklich gewundert, was das sollte und noch viel überraschter war er gewesen, als er gesagt bekommen hatte, dass er in ein Frühstudium einsteigen konnte. Zu sagen, dass er überrascht gewesen war, wäre eine Untertreibung gewesen. Stotternd hatte er versucht, sich damit zu retten, dass er sagte, dass er das wohl doch erst mal mit seinem Vater besprechen müsse, doch der Direktor hatte Tom einfach gerufen! Ja, sicher, er wollte dieses Studium, das klang in seinen Augen wirklich gut. Er konnte mit Tieren umgehen, er konnte für sie sorgen, er hatte immer das Gefühl, sie in Etwa zu verstehen, doch er wusste nicht, ob er das auch durfte, sicher, sein Vater hatte ihm versprochen, dass er nicht kämpfen musste, aber das hieß noch lange nicht, dass er einfach mal eben so dieses Studium machen konnte. Wer wusste, was sonst von ihm erwartet wurde? Doch zu seiner Überraschung hatte sein Vater ihm gratuliert und ihm gesagt, dass er das gern machen dürfe, wenn er denn wolle. Darum war Harry überhaupt noch hier, er würde heute seine erste Stunde für dieses Frühstudium erhalten, darum hatte er auch Cara dabei, die sich zufrieden um seinen Hals gewickelt hatte, während Fawkes vor ihnen her flog. Er würde nun drei Mal die Woche hier sein, um zu lernen. Und wenn er die Schule ganz abgeschlossen haben würde, würde man ihm erneut die Wahl stellen, das Studium fortzusetzen und zu vertiefen oder etwas Anderes zu tun. Er wusste, Letzteres war keine Option, aber er wusste nicht, was er mit dem Studium dann tun sollte. Er wollte auf keinen Fall Professor oder so werden und ein einfacher Pfleger... er wusste nicht so recht. Wie gern hätte er jetzt mit Sirius darüber gesprochen. Mit seinem Vater... er wusste nicht, ob er das konnte. Tom hatte so schon genug um die Ohren mit dem Krieg und Regulus und all den anderen Dingen, er wollte ihn nicht auch noch belästigen. Auch Remus war viel unterwegs, oft mit seinem Vater zusammen, oder er trainierte mit dem Rudel verschiedene Sachen, die für das Überleben wichtig waren. Und Fawkes... Harry sah auf den Phönix, der gerade elegant auf einem der Pfeiler landete. Er vertraute dem Anderen aus einem ihm selbst nicht begreiflichen Grund vollkommen und umso dümmer kam er sich dann vor, ihn mit solchen lächerlichen Fragen zu behelligen. Er hatte Angst, dass der Andere dann einfach verschwinden könnte. Wie Alle, an denen er hing. Ja, auch wenn er es nicht gern zugab, das war einer der Hauptgründe für sein Verhalten. Er wollte keine zu engen Bindungen, aus Angst, am Ende doch wieder ganz allein da zu stehen. Das wäre sein persönlicher Alptraum. Langsam betrat er das Gebäude, in dem er sich hatte melden sollen. Von Außen kaum mehr, als ein fensterloser Schuppen, aber im Inneren glich der Bau einem riesigen Terrarium. Überall befanden sich Schlangen, Chamäleons und andere Echsentiere. ‚Esssssssss bringt Essssssssssssen!’ Automatisch hielt Harry Cara fester: ‚Sssssssssssssie isssssssssst nicht euer esssssssssssen!’, zischte er zurück, sah die beiden Schlangen warnend an. ‚Habt ihr Hunger?’, fragte er aber automatisch nach. ‚Ich kann ssssssssssicher etwasssssssss bessssssssorgen.’ Die Schlangenköpfe zuckten regelrecht herum, ihre Augen leuchteten vor Überraschung, sie musterten den Zweibeinling, der ihre Sprache beherrschte, dann aber nickten sie eifrig. Sie hatten immer Hunger, die letzte Betreuerin, die einige von ihnen rücksichtslos getötet und Kinder geklaut hatte, hatte ihnen nur ein Mal im Monat eine Ratte zugestanden, viel zu wenig für Einige von ihnen. Harry lächelte, hielt seine Hand zu einer der Schlangen: ‚Ich werde euch essssssssssssen bringen’, versprach er. ‚Habt ihr einen Menssssssssschen gesehen?’“, fragte er dann. ‚Ich sssssssssollte ihn hier treffen.“ ‚Ein Zweibeinling isssssssssst hinten,’ gab eine violett glitzernde, große Schlange zurück, deutete mit ihrer Schwanzspitze weiter in den Raum hinein. ‚Und wenn du ssssssssschon dabei bissssssssssssst, esssssss isssssssssssssssssst viel zu kalt für unsssssssssssssss, wir brauchen Wärme....’ Harry nickte, er strich über den Kopf von einem der Tiere, dann lief er in die gedeutete Richtung – und wäre fast wieder raus gerannt. Das konnte nicht wahr sein! Er war vom Regen in der Traufe gelandet! Da stand ein Mann, er hätte ihn sofort erkannt, auch, wenn er ihn nur ein paar Mal gesehen dun noch seltener gesprochen hatte. Doch diese roten Haare allein waren schon unverwechselbar. Charlie Weasley. Aber... arbeitete der nicht in einem Drachenreservat? Was ging hier vor? Hatte er irgendwas verpasst?! Gerade, als er heimlich den Rücktritt antreten wollte, um Karakoff zu sagen, dass er dieses Studium nicht machen konnte, wandte der Rotschopf sich allerdings um. Blaugrüne Augen musterten ihn von oben bis unten. „Was tust du hier?“, fragte Charlie ruhig, als er den Schüler sah, der auf ein Mal aufgetaucht war, er war wohl zu vertieft in seine Arbeit gewesen. Er war erst seit zwei Tagen hier und hatte schon alle Hände voll zu Tun. Er hatte seine Stelle in Rumänien schon seit einem Jahr geschmissen, erst, um mehr Zeit mit seinem Geliebten zu verbringen, dann, weil er keinen Tag mehr hatte durchstehen können. Erst jetzt hatte er sich aufraffen können, wieder zu arbeiten und er war froh darum. Es lenkte ihn ab. Er konnte die meiste Zeit auch tun, was er wollte, er würde nur einen einzigen Schüler bekommen, hatte es geheißen, einen jungen Mann, der eigentlich im sechsten Jahrgang war, aber der in dem Fach extrem gut sein sollte. Als eine Art Lehrling. Er hatte zugesagt, nicht, dass er scharf auf Gesellschaft gewesen wäre, aber er konnte wohl schlecht ablehnen. Er wusste, er geriet immer mehr in die Gefahr, so verbittert und einsam zu werden, wie Snape es immer gewesen war, aber das war ihm gleich. Wozu sollte er sich schon noch Mühe machen? Manchmal wunderte er sich, warum er sich überhaupt noch durch den Tag quälte. Denn auch die Nachricht von Harrys Tod war bei ihm eingeschlagen wie eine Bombe. Sein kleiner, inoffizieller Bruder. Er rieb sich die Stirn, musterte nun den Jungen, der vor ihm stand. Klein, vielleicht ein Drittklässler, wirkte... ertappt zumindest. „Es ist gefährlich hier, einige Schlangen sind hochgiftig. Hast du keinen Unterricht?“ „...“, Harry starrte den Mann eine Weile lang sprachlos an, er brachte gerade keinen einzigen Ton raus, klammerte sich an Cara. „Ich... sollte… ich bin... die Schlangen, ihnen ist kalt und sie haben Hunger,“ brachte er schließlich heraus. Was? Verwirrt blickte Charlie den stotternden Jungen an. Nein, er wirkte nicht ertappt, er hatte Angst. Dabei war er noch ziemlich ruhig für die Dummheit, die der Kleine begangen hatte, hier ohne jeglichen Schutz rein zu gehen. Mit einem Teddy in der... oh, kein Teddy. Was? Der Junge schleppte auch noch einen Panda mit sich rum?! „Schlangen, Hunger?“, fragte Charlie ruhig. „Woher willst du das wissen?“ „Sie... ich... sie haben... es gesagt...“ „Gesagt?“, wiederholte Charlie zynisch. „Mach dich nicht lächerlich, Junge, wie sollten sie dir das gesagt haben?!“ „Ganz... normal, ich...“; er wandte sich um, sah eine weitere Schlange über sich. ‚Hassst du auch Hunger?’ ‚Mir issssssssssssssssst ssssssssssssssso kalt,’ kam es nur zurück. „Du... bist ein Parselmund?“, fragte Charlie verdattert. Vor seinem inneren Auge sah er auf ein Mal wieder Harry bei sich im Garten stehen, mit Ron, allen Ernstes mit einer Schlange diskutierend.... Harry blickte Charlie an, biss sich etwas auf die Lippen, hielt Cara fest und nickte schließlich. Was sollte er auch sollte er auch sonst groß tun? Er blickte sich um, beäugte den Ausgang fast schon sehnsüchtig. Konnte er nicht einfach wegrennen? Der Drachenzähmer musterte den Jungen. „Dein Name?“ „H... Harry Ryder Orion... Riddle,” nuschelte er, starrte dabei auf Caras Köpfchen, ohne aufzusehen. Sofort zogen sich Charlies Augenbrauen zusammen. Er packte Harrys Kinn, hob es an und sah in dunkle Augen, die durchsetzt waren mit rubinfarbenen Einschlüssen und auf der Stirn war auch keine Narbe zu sehen. Zufall. Der Name war nur Zufall. „Du bist der Lehrling?“, fragte er knapp. „Ja...“ „Gut, die Schlangen haben Hunger, ja?“ „Und.,. ihnen ist kalt, hier drin ist... es für sie zu kalt...“ Charlie seufzte. Er hätte nicht so schreien sollen, er hatte dem Jungen keine Angst machen wollen, er hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, ja. „Dann komm mit, ich hab hier im Futterraum Kaninchen.“ Doch vorher bewegte er den Zauberstab und schlagartig stieg die Temperatur, so stark, dass Harry das Gefühl hatte, gekocht zu werden, doch das erleichterte Zischeln um ihn herum sagte ihm, dass es den Schlangen nur zu recht war. Er half ohne ein Wort mit, die bereits toten, unter Stasis stehenden Tiere zu verfüttern und zu seiner Überraschung schlängelten mehrere der Tiere weg, kamen zurück, mit ihren alten Häuten. Er wusste, das war etwas, dass die Tränkemeister brauchten. Und außerdem versprach jedes einzelne Tier, ein Mal in der Woche in einen Becher zu beißen, damit Harry das Gift sammeln konnte, aber nur, wenn er es machen würde. Charlie beobachtete den Jungen, der schweigend, schnell und effizient arbeitete. Was ihn wunderte, war, dass die Schlangen dem Panda keinen zweiten Blick schenkten, auch nicht, als der auf den Boden hopste und sich in einem Bach, der durch das Terrarium ging, das Gesicht wusch. Vermutlich hatte sein Lehrling den Schlangen befohlen, es nicht zu tun, was ihn nur wunderte, war, dass sie sich fügten. Aber noch viel mehr überraschte es ihn, als die Tiere verschwanden und kurz danach zurück kamen, mit ihren Häuten im Schlepptau. Nun, so viel dazu, dass seine Vorgängerin sie nicht gefunden hatte. Der Junge konnte sie so einsammeln. Er streichelte die Tiere sogar, dann hielt er ihm die Ausbeute hin. Über dreißig Schlangenhäute, alle von unterschiedlichen Tieren. Wieder sagte der Kleine kein Wort. Nun, zumindest würde er ihn nicht ärgern oder nerven. „Leg die Häute in der Nebenkammer zum Trocknen auf die Holzstangen,“ ordnete er ruhig an. „Danach werden wir ins Vogelhaus gehen.“ Harry sagte nichts, er führte Befehle aus, mied jeglichen Augenkontakt und er war froh, als Fawkes sich endlich wieder auf seine Schulter setzte, als er aus dem Schlangenhaus kam. Er kuschelte sich an dessen Federn. Er wusste wirklich nicht, ob er das weiter durchstehen würde. Charlie... er war auch so anders. Er war nicht mehr fröhlich, über seinen Augen lagen lange Schatten. Was war wohl mit dem Anderen passiert? Nun, er würde es sicher nicht erfahren, Charlie schien nicht willens, über Irgendwas zu reden. Ungeduldig klopfte Fawkes. Er wusste, es war erst früher Morgen, aber er war nicht willens, Harry lang allein zu lassen. Der Jüngere würde wohl bis acht oder neun durchschlafen, es war Wochenende, das gab ihm die Zeit, mit Lupin zu reden und seine Idee mit ihm zu diskutieren. Es musste schnell gehen, denn nur dann konnten sie heut um Mitternacht aufbrechen. In einer Woche war immerhin schon Weihnachten und bis dahin musste noch viel organisiert werden. Sehr viel... „Was..?“, wütend riss Remus die Tür auf, er trug gerade mal eine Schlafhose, die er sich eilig über geworfen hatte. Wer bitte wagte es, ihn an einem Wochenende noch vor sechs Uhr aus dem Bett zu werfen?! Doch dann stockte er. „Ist das mit Harry?“, fragte er sofort, als er Fawkes erkannte. Der Phönix drängte den Anderen zurück in sein Zimmer, musterte ihn, hob die Hand und der Andere war sofort voll angezogen. Er mochte es nicht, mit Halbnackten zu reden oder so was. Dann setzte er sich. „Harry ist in Ordnung, er schläft. Darum bin ich nicht hier. Es geht um sein Weihnachtsgeschenk. Ich brauche Hilfe.“ „Was?“, verdattert starrte Remus erst an sich runter, dann auf den Mann, der da vor ihm stand, mit einem asiatisch anmutenden Oberteil, feuerrot mit goldenen Stickereien, das fast bis zum Boden reichte, aber an der Taille geschlitzt war, dazu schwarze Hosen, die Haare, die ihm bis zur Mitte des Rückens reichten, in einen Zopf zusammengefasst. „Und dafür werde ich um... drei nach Fünf aus dem Bett geworfen? Ich habe keine Ahnung, was du ihm schenken kannst! Ich hab lang genug an meinem eigenen Geschenk gedoktort! Es ist nicht so, als würde er einem sagen, was er sich wünscht!“ Remus seufzte leise.“ Der winzige, der immer wusste, was Harry sich wünscht.. ist nicht mehr da.“ Fawkes machte eine abrupte Bewegung. „Ich will keine verdammte Geschenkberatung, ich brauche konkrete Hilfe, unter Anderem damit, das Geschenk bis Weihnachten zu verstecken! Auch, wenn es unwillig ist!“ „Bitte – was hast du vor?“, fragte Remus vorsichtig. Er erkannte, der Andere hatte einen Plan, aber worum zum Henker ging es hier? Er hasste es, raten zu müssen, da kam er sich immer vor, wie ein kleiner Schuljunge, der nicht wusste, was der dumme Direktor wohl als Nächstes tun würde, um Allen zu schaden, wo es eben nur ging. Fawkes lächelte etwas: „Seinen größten Wunsch erfüllen.“ „Aber... wie willst du das tun? Er wünscht sich Sirius zurück! Das ist nicht möglich!“ „Und das ist der Punkt, wo du dich irrst,“ gab Fawkes ruhig zurück. „Ich denke, ich weiß, wie ich Black zurückbringen kann. Aber danach musst du ihn hier verstecken, ihn aufklären und ihn davon abhalten, Harrys Weihnachtsüberraschung zu versauen, indem er einfach aufkreuzt. Und er muss wirklich schon Alles wissen. Ich habe keine Lust, dass ich dann noch was erklären muss.“ Remus starrte den Anderen an, während wilde Hoffnung in ihm aufkam. „Sirius, er... kann wirklich zurückkommen?“, fragte er. „Er kann wieder leben? Er kann sich um Harry kümmern?“, er war nicht dumm, er liebte seinen kleinen Welpen, aber er wusste, er war nicht dessen geliebter Patenonkel. Er war auch nur ein Ersatz. „Ja,“ baffte Fawkes. „Was denkst du, warum ich hier bin? Ich habe nicht die Angewohnheit, um eine so unchristliche Uhrzeit bei anderen Leuten vorbei zu kommen! Ich wäre auch lieber bei meinem Gefährten, damit er nicht aufwacht, weil er wieder Alpträume hat!“ Remus hob seine Hand. „Wie?“, fragte er nur. „Sagen wir es mal so,“ gab Fawkes amüsiert zurück: „Ich habe viele Freunde und Bekannte. Ich hole ihn heut um Mitternacht zurück, dann werde ich ihn hier abladen, ich will nicht lange von Harry weg sein. Es ist dein Job, nachzuprüfen, ob er körperlich in Ordnung ist und ihn einzuweihen, das ist es dann ja auch schon gewesen.“ „Ich... natürlich! Merlin, Harry würde sich so freuen! Siri... das würde so vieles einfacher machen...“ „Darum will ich es ja tun“, gab Fawkes leise zurück, „… ich will, dass er aufhört, sich die Schuld zu geben, er hält uns Alle auf Abstand, aus Angst, dass einer von uns als Nächstes sterben kann, er fragt nie um Rat, er frisst Alles in sich hinein. Und in der letzten Woche scheint es schlimmer geworden zu sein, ich habe aber keine Ahnung, warum. Manchmal nennt er Blacks Name im Traum. Darum werde ich ihn zurückholen. Wenn ich kann, aber ich denke, es könnte klappen.“ Remus lächelte traurig. Es war wahr. Harry sprach nicht ein einziges, unnötiges Wort, meist verschanzte er sich, entweder hinter seinen Büchern, oder er spielte mit seinem Panda. Nur zu oft hatte er Harry auch erwischt, wie er einfach nur mit leerem Blick aus dem Fenster gesehen hatte. „Es wäre so gut für ihn“, sprach er leise. „Sirius war der Erste, dem er je wirklich rückhaltlos vertraut hat...“ Fawkes nickte nur, er stand auf, musterte den Werwolf noch mal. „Wenn alles klappt, werde ich kurz nach Mitternacht wieder hier sein,“ erklärte er knapp, bevor er in einer Flammensäule verschwand, noch nicht zurück zu Harry, er wollte einige Reporter auf den Blackfall ansetzen, er wollte, dass Alle überall auf der Welt Black für unschuldig hielten. Es würde Dumbledore weiter sabotieren und noch viel besser, es würde Harry gefallen... „Schlaf,“ lächelte Fawkes leise, er zog Harrys Decke zu Recht, strich beruhigend über dessen Haare, als er drohte, unruhig zu werden. Der Kleine merkte, dass er weggehen wollte, doch gleich würde Tom kommen und sich zu seinem Sohn legen, denn er wusste, er würde länger brauchen. Es war zehn Uhr abends, er musste noch einige Vorbereitungen treffen, bevor er loslegen konnte. Er freute sich schon, denn wenn Alles klappen würde und es gab keinen Grund dafür, dass es das nicht tun sollte, konnte er seinem Gefährten helfen. Ihm helfen, wirklich über all das Geschehen hinweg zu kommen, ihm zeigen, dass eine Freundschaft zu ihm nicht gleich in dem Tod der Person enden musste. Er musste nicht mehr lang warten, bevor Tom in den Raum schlurchte, nicht wach, nicht wirklich glücklich. „Was sollte das, verdammt noch mal! Ich war hundemüde, ich habe...!“ „Schrei noch etwas mehr,“ forderte Fawkes ruhig. „Dann ist er wirklich gleich wach.“ Müde rieb Tom sich die Augen, setzte sich ans Bett seines Sohnes und knurrte den Panda an, der die Frechheit besaß, ihn von sich aus anzufauchen. „Warum hast du mich aus dem Bett geworfen“, fragte er, wie ein quengelndes Kind. „Harry schläft doch ganz friedlich...“ „Ich muss weg,“ gab Fawkes zurück, erhob sich ruhig, nachdem er ein letztes Mal über die leicht geröteten Wangen gefahren war. „Wie du sehr wohl weißt, habe ich auch noch andere Verpflichtungen und von Zeit zu Zeit muss sogar ich ihnen nachkommen. Ich kann es jetzt machen oder dann, wenn du in einer Sitzung bist und Harry somit allein wäre. Wo du schläfst, kann dir doch egal sein. Es wäre nicht so, als würdest du noch das Bett deines Gefährten teilen!“, fügte er, nun doch etwas arrogant, an. Tom stöhnte, kroch unter die Decke, zog seinen Sohn an sich und war binnen Sekunden weggetreten. Dummer Phönix dachte er sich noch, bevor er entgültig wegdriftete. Fawkes hingegen war von Toms Verhalten höchstens milde amüsiert, er verschwand einfach in einer Flammenssäule, landete schließlich mitten in einem Vulkan, wo es angenehm warm war, direkt über der Lava. Auf einem kleinen Stück Stein, groß genug, um bequem darauf sitzen zu können. Er ließ sich im Schneidersitz nieder: „Wie, kein Pokern mehr?“, fragte er dann in voller Lautstärke. Sofort poppten um ihn herum Wesen auf, unter Anderem drei Frauen. „Eine jung, eigentlich noch ein Kind – Urd; eine alt – Skuld, mit ihrem unerträglichen Dickkopf und eine in ihren besten Jahren – Verdandi – die Mutter, neben ihr ein schlanker, älterer Mann mit den Händen eines Arbeiters. Zwei weitere Jungen, Jugendliche, mit Gesichtern, die regelrecht Ärger versprachen. Nun, ihre Namen, Pech und Schwefel, deuteten auch an, dass sie zu allem Überfluss ihr Unheil auch noch zusammen anrichteten. Nicht zu vergessen der, von dem man nicht viel mehr als ziemlich lange Finger unter einer braunen Robe sah. Der Tod. Kein Skelett, nur war er mit einer starken Sonnenallergie gestraft, weswegen er immer ziemlich käsig wirkte, was ihn immer so aufregte. Die Sense lag so, dass die Klinge fast in die Lava hing. „Sieh einer an, wer uns mal wieder beehrt,“ stellte Charon nur fest. „Ich dachte schon, du hättest uns vergessen, du Naseweis! Karten?“ Fawkes hob eine Augenbraue, beobachtete die Anderen: „Entschuldigung, ich will ja nichts sagen,“ gab er trocken zurück. „Aber ihr Alle habt noch reichlich Wettschulden bei mir, wenn ich mich nicht ganz stark irre und mein Gedächtnis arbeitet fehlerlos, ich denke... es waren um die vierzig pro Kopf?“ Allgemeines Stöhnen unterbrach die Runde, was Fawkes wiederum zum Lachen brachte. Diese Leute hielten ihn auch um Einiges jünger, als er war, für sie war er der Grünschnabel, dabei lagen vermutlich kaum Jahre zwischen ihnen, aber wie gesagt, er war, was das anging, eitel. Er verheimlichte sein Alter. Außerdem hatte ihm das geholfen, dass die Anderen ihn so maßlos unterschätzt hatten und es immer noch taten, so, dass er eigentlich immer gewann, in dem Moment, wo er die Karten in der Hand hielt. „Was willst du damit sagen?“, fragte Charon schließlich. „Nun, ich würde gerne einige der Wettschulden von euch an mich einlösen.“ „Aber die sind doch uralt!“ „Wollt ihr vielleicht sagen, dass sie darum nicht mehr gelten?“, fragte Fawkes ruhig, musterte jeden von ihnen. „Soweit ich mich erinnere – und ich erinnere mich hervorragend – hatten wir nie so was, wie ein Verfallsdatum gesetzt.“ Oh, das begann, ihm richtig Spaß zu machen. Er hatte vergessen, wie lustig es sein konnte, einfach nur mit Anderen, die so alt waren, wie er, herumzustänkern. „Schon gut, schon gut,“ gab Charon genervt zurück. „Was willst du, Grünschnabel?“ „Sirius Black.“ „Bitte?“, fragte die Mittlere der drei Frauen. „Sirius Orion Black, gestorben dieses Jahr im März, durch den Schleier der Geisterwelt gefallen, während er aber noch am Leben war, also ist er streng genommen nicht tot, sondern eine verlorene Seele. Und ich will ihn haben. Charon, ich weiß, dass du das kannst,“ fügte er an, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich kenne deine Rechte. Und du hast doppelt so viele Schulden bei mir, wie die Anderen.“ Charon, der gerade zu einer Verneinung hatte ansetzen wollen, klappte seinen Mund einfach wieder zu, starrte den Anderen an. „Ein Mann, gefallen in einer unfairen Schlacht, ein Halbdämon, ein Sterblicher. Warum er?“, fragte Verdandi erneut. „Ja, warum?“, quiekte Urd zurück. „Er ist nur ein Sterblicher, er kommt doch wieder zurück! Und wenn wir es machen, wird es dich kosten! Mindestens sieben oder acht Gefallen!“ „Das Doppelte für mich, denn ICH bin Derjenige, der die Arbeit hat,“ fügte Charon hinzu. Die da hocken immer nur rum und geben kryptische Sprüche von sich, vor allem der Drecksschratz!“ „Ah, das erklärt, wer gerade gewonnen hat,“ stellte Fawkes mitleidslos zurück. „Und warum ich ihn haben will, geht euch nichts an, ich will ihn. Er ist aber, wie ihr so schön sagt, nur ein Sterblicher. Ich erlasse Jedem von euch drei Gefallen, Charon, der arme Arbeiter bekommt sechs erlassen.“ „Du... Sklaventreiber!“ Fawkes lächelte, holte eine Pergamentrolle hervor und warf sie schwungvoll aus, sie war voll mit Namen und darunter mit einer unübersichtlichen Zahl von Strichen. „Ich denke, ihr würdet gern einige davon los werden und wollt ihr mir im Ernst sagen, dass ein Sterblicher, ein kurzer Spaß, mehr wert ist, als drei Striche? Ich denke nicht.“ Natürlich war es nicht nett, so um den Mann zu feilschen, der seinem Gefährten so viel bedeutete, aber er kannte Charon und co. Sie würden den Preis in untragbare Höhen treiben und wer wusste schon, wann er wieder mal einen Gefallen brauchen konnte? Und ganz ehrlich – ihm machte das ewige Pokern, immer noch mit den Karten, die er damals so gezinkt hatte, dass nur er sehen konnte, was kam, echt langweilig. Er konnte doch nur gewinnen! „Wozu?“, fragte nun auch Tod, doch neugierig geworden: “Was für eine Bedeutung hat er, dass du dem sogar einen gemütlichen Pokerabend vorziehst? Du hast dich eh seit Jahren nicht mehr blicken lassen!“ „Nun, ganz einfach, ich beschäftige mich von Zeit zu Zeit mit dem Leben außerhalb dieses gemütlichen Wohnzimmers, vor Allem, seit es keine Jungfrauen mehr regnet,“ konterte Fawkes. „Und wisst ihr, manchmal ist es lustig, sich einzumischen und ich pisse da oben einer Menge Idioten ans Bein, wenn dieser Mann mit mir zurückkommt. Ein Mann braucht etwas Spaß von Zeit zu Zeit, nicht wahr, Tod? Oder wie war das damals mit der Pest? Nur, weil eine Frau dich hat sitzen lassen? Da bist du doch auch ein wenig über dein Ziel hinaus geschossen, oder?“ Urd und Skuld kicherten, Pech und Schwefel grölten, selbst Charon konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Nur Verdandi sah die Anderen tadelnd an. „Nun?“, fragte Fawkes nur. „Was ist?“ „Sechs Striche, das ist Sklaventreiberei!“ „Drei Striche, das ist Knauserei!“ „Und?“, fragte Fawkes. „Wir Alle wissen, ihr würdet genau Dasselbe tun, wenn ihr könntet.“ Er lehnte sich zurück an die felsige Wand in seinem Rücken. „Ich kann nichts dafür, dass ihr nicht pokern könnt! Nun?“ Charon warf seine Karten von sich, die Hand des toten Mannes, er hätte ohnehin nicht gewonnen, nicht, wo Tod einen Straight Flush und Skuld ein Full House hatte. Er grummelte etwas, während die drei Frauen ihre Hände hoben, ein Gewebe schien zwischen ihnen zu schweben, sie griffen direkt darin ein, begannen, es umzustricken, während Pech und Schwefel Charon halfen, das Boot zu steuern und Tod ein Sandkorn aus seiner Uhr holte, dann wurde er streng überwacht, wie er die versprochene Zahl an Strichen wieder von dem Pergament entfernte, es dann einrollte und einsteckte. Ja, er liebte pokern, seine Intelligenz und seine vorausschauende Art zu handeln. „Ein harter Verhandlungspartner für einen einfachen, nervigen Feuerelementar und einen unverbesserlichen Grünschnabel!“ Fawkes grinste nur noch breiter. „Feilschen kann man von Muggeln lernen,“ erklärte er nur. „Und von Zauberern. Solltest nicht gerade du als Tod das wissen? Wie oft hat man schon mit dir verhandelt? Ich erinnere mich da an Jemanden mit einem Schachspiel...“ „Hör mir bloß mit dem auf! Der hat mich beschissen und mir die Regeln nicht richtig erklärt!“ „Weswegen du ihm mit dem Brett erschlagen hast,“ gab Fawkes trocken zurück. „Du und dein Temperament, kein Wunder, dass nicht mal Skuld dir treu bleiben will.“ „Bevor ich mich mit der einlasse, häute ich mich selbst!“ „Oh... armer Tod,“ stichelte Fawkes weiter, lachte inzwischen wirklich heftig. Der Angesprochene knurrte nur noch heftiger, doch er konnte sich der Antwort entziehen, weil in dem Moment Charon zurückgestampft kam, über seiner Schulter, wie ein Mehlsack, lag Sirius Black, noch nicht wieder in einem Zustand, der dem Bewusstsein überhaupt nur entfernt ähnelte. Der Mann wurde unzeremoniell und grob in seinen Schoß geworfen. „Hat er meine Striche gelöscht?“ „Alle Sechs,“ kicherte Urd, steckte einen Finger ihrer Hand in den Mund. „Und jetzt geht er wieder spielen.“ „Was, nicht mal eine Runde?“, fragte Charon enttäuscht. „Ich hab dir gerade ein paar Striche erlassen, mein Bester, willst du sie gleich wieder drauf haben?“, fragte er amüsiert, erhob sich dann. „Ich muss... einigen Leuten... die Show vermasseln,“ erklärte er, verbeugte sich demonstrativ. „Ich denke aber, ich werde bald mal wieder mitspielen und wenn ihr nett seid, bringe ich Gesellschaft mit – und erzähl euch mal was über euren Grünschnabel,“ er zwinkerte, verschwand dann in einer Flammensäule. „Warum hab ich eigentlich immer das Gefühl, dass er uns von Vorn bis Hinten bescheißt?“, fragte Tod trocken, nahm die Karten, die Skuld gerade wieder austeilte. „Vermutlich, weil er es tut, nur tut er es besser, als wir, wir konnten es ihm nie nachweisen....“ Kapitel 14: Angst ----------------- Rums. Das hatte weh getan. Und es machte Remus klar, dass er doch letzten Endes eingeschlafen war. Er sah nur noch eine Flamme über seinem Kopf, die aber sofort verschwand, während er unter einem Gewicht zusammengedrückt wurde. „Verdammt, Paddy! Wie kannst du tot sein und zunehmen?“, fragte er stöhnend, er packte den Anderen irgendwie, schleppte ihn zu dem zweiten Bett, dass er in seinem Zimmer hatte aufbauen lassen. Sirius aus den Augen zu verlieren war sicher nichts, was er vor diesem durchgetickten Phönix rechtfertigen wollte. Nein, nicht wirklich. Vorsichtig manövrierte er den Körper seines besten Freundes auf die Matratze, erst dann sah er ihn an. Er konnte es nicht fassen. Die Brust hob und senkte sich regelmäßig. Er atmete, das Herz schlug, regelmäßig und stark, als wäre nie etwas passiert. Wer war Fawkes, dass er mal eben schnell einen Toten zurückholen konnte? Wie hatte er das hin bekommen? Es wäre nicht so, als hätte nicht auch er Nachforschungen angestellt und hätte dabei die dunkelste Magie in Betracht gezogen, aber einen Toten zurückholen.... Die meisten Rituale sagten sogar klipp und klar, dass man aufpassen musste, da man nie genau wusste, was dann eigentlich auf einen zukam. Und was dann letztendlich zurückkommen würde. Er blickte auf Sirius. War er das wirklich? War das sein bester Freund? Es roch nach ihm, es sah nach ihm aus, aber wie stand es um seinen Geist? Bitte, es musste gut gegangen sein! Für Harry! Er wollte Sirius nicht wieder töten müssen, nur weil er von etwas besessen war. Gerade, als er über die wirren, langen Haare strich, grummelte der Mann, warf sich im Bett herum, so, dass er auf dem Bauch lag, wie er die meiste Zeit geschlafen hatte. Und das Grummeln hatte er auch verstanden, es hatte ihn zum Lachen gebracht. Ja, das konnte nur Siri sein, er hatte sich beschwert, dass er nicht geweckt werden wolle. Doch etwas beruhigter deckte er Sirius zu, nachdem er die Sachen, die der getragen hatte, in einen Schlafanzug verwandelt hatte, legte sich dann in sein eigenes Bett. Nun konnte es nur noch gut werden, beschloss er. Wenn Irgendwer Harry aus dem Loch ziehen konnte, in dem er steckte, dann war es definitiv Sirius. Der hatte den Jungen immer zum Lachen gebracht, egal, wie schlecht es ihm gegangen war. Und wieder wünschte er sich nur, dass Sirius eines von Harrys Elternteilen hätte sein können. Nicht Regulus, der von allen guten Geistern verlassen worden war. Aber das Leben war eben nicht so einfach, es war zu denen am Unfairsten, die sanft und gut waren. Sie waren immer die Leidtragenden... Nach einem letzten Blick auf das andere Bett schlief er erst mal ein. Er war so müde. Nur ein paar Stunden, dann würde er erst mal Klamotten für Sirius zurecht legen, das Bad einlaufen lassen und was zu Essen ordern, die Schlafmütze da wecken, die seine eigene Wiederauferstehung fröhlich verpennt zu haben schien und dann mal weiter sehen. Denn auf das, was dann kam, freute er sich nicht wirklich. Er musste Sirius sagen, was mit Harry passiert war, wie es ihm ging, wer eigentlich seine Eltern waren – und dass Regulus noch lebte, sowie was dieser Irre versucht hatte. Er wusste, Sirius würde ausrasten und auch, wenn er der Stärkere war, der Mann konnte auch ihm zu einigen hässlichen Blessuren verhelfen, wenn er nicht warten und Harry gleich sehen wollte. Aber Fawkes hatte Recht, es würde für den Jungen viel schöner sein, wenn Sirius einfach beim Weihnachtsfest auftauchen würde und außerdem musste er selbst ja auch erst mal sicher sein, dass es dem Anderen auch wirklich gut ging. Es waren Weihnachtsferien und Professor Flitwick saß allein in seiner kleinen Hütte. Das war der Vorteil, Zwerg zu sein, man brauchte nicht viel Platz um viel Wohnraum zu haben. Er lebte in einer Art Erdhöhle, die er um nichts in der Welt getauscht hätte. Hier hatte er das Gefühl, sicher zu sein, etwas, dass er nie hatte, wenn er oberirdisch wohnte. Außerdem passten die Auroren immer nicht hier rein, so war es unwahrscheinlich, dass sie merken würden, was er hier alles hortete. Er goss sich eine weitere Tasse Tee ein, faltete die deutsche Zeitung auseinander. Eigentlich war sie verboten, Dumbledore wollte nicht, dass man sie las, was für ihn mehr als ein guter Grund war, es erst recht zu tun. Um ehrlich zu sein, genoss er diese Artikel mit ihrem beißenden Spott über das, was sich in England abspielte. Es hatte damit angefangen, dass die Welt hier erwartete, dass ein Kind einen Krieg für sie ausfocht, dass kaum aus den Windeln gewachsen sei, es war weiter gegangen mit Gemeinheiten gegen Dumbledore. Aber viel interessanter war, was inzwischen in diesen Blättern stand. Es ging inzwischen um ganz andere Dinge. Reporter hatten im Schmutz gewühlt und es waren hässliche Dinge, die sie so zutage gefördert hatten. Über den Alten, seine Familie, sein wahres Verhältnis zu Grindelwald und einige andere Dinge. Je mehr er gelesen hatte, umso mehr hatte er zu sehen begonnen, Dinge, von denen er im Nachhinein nicht glauben konnte, dass er sie einmal nicht bemerkt hatte. Es tat weh, zu sehen, wie sehr man ausgenutzt und manipuliert worden war. Ein Zwergendruide hatte ihn untersucht, Zauber auf ihm festgestellt, die seinen Geist gelähmt und ihn beeinflusst hatten. Seit er diese los war, fühlte er sich auch nicht mehr zu alt, etwas zu tun. Im Gegenteil, er beobachtete, schickte einem Reporter, der, aus der deutschen Zeitung, der immer so schön zynisch schrieb, Denkarien mit Dingen, die er bemerkt hatte. Inzwischen war auch das Verschwinden von Kindern bekannt geworden und dass viele Slytherins weggezogen waren, dass Dumbledore Schüler folterte, dass er Menschen nicht von Golems unterscheiden konnte, dass er irre war, all diese Dinge konnte er nun lesen, nachdem er die entsprechenden Informationen weiter geleitet hatte und der Alte war immer noch um keinen Deut schlauer. Er mochte vielleicht ein Zwerg und alt sein, aber er war nicht dumm. Wenn ein Kind wie Harry gekämpft hatte bis zu seinem letzten Atemzug, trotz Folter, Angst und Einsamkeit, wer war er dann, es nicht zu tun? Doch heute war da etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Überrascht stellte er sogar seinen Tee ab, an dem er sich fast böse verschluckt hätte. Er schloss die Augen, dachte an früher, an dieses alte Quartett, na ja, meist waren sie als Trio unterwegs gewesen und wo sie gewesen waren, war es zumindest nie langweilig geworden. Nicht zu vergessen, dass schon Jeder ihren Streichen erlegen war. --- Die Geschichte des Sirius Black – Ein Vergehen gegen jede Art von Recht und Menschlichkeit. Schon oft haben wir von Albus Dumbledore berichtet, dem Mann der an extremem Größenwahn leidet und der nichts lieber tut, als andere für sich kämpfen zu lassen, selbst wenn die kaum in der Lage sind, einen Fuß vor den Anderen zu setzen und denen die Windeln doch noch im Weg sind. Wir dachten, wir hätten schon fast Alles gemerkt, dann aber kam eine neue Geschichte auf. Es ist die Geschichte eines lebensfrohen, jungen Mannes, dessen einziges Vergehen es war, Patensohn des Kindes zu sein, dass der Irre zu einer Waffe machen wollte. Er hätte das nicht zugelassen, also musste er aus dem Weg geräumt werden, egal, mit welchen Mitteln. Eine Geschichte von Verrat, Betrug und grenzenlosem Hass. Sirius Black, seines Zeichens Auror mit hervorragenden Noten, hervorragenden Leistungen und einer erstaunlichen Aufklärungsquote wurde keine fünfzig Jahre alt. Er wollte etwas bewegen, er hat gegen Unrecht gekämpft – und wurde doch selbst zum Opfer. Sein bester Freund wurde umgebracht, von wem ist bis heute nicht untersucht worden, es wurde von Albus Dumbledore mal wieder eine Behauptung in den Raum gestellt, doch der Angeklagte, der dunkle Lord, kann es nicht gewesen sein, da der sich nachweislich zu der Zeit woanders aufhielt, er kam durch eine seltsame Nachricht zum Tatort, doch dort fand er nur die Leichen von James und Lily Potter, sowie sein verletztes Patenkind. Er nahm es mit aus den Trümmern, übergab es einem Anderen, um es versorgen zu lassen und um zu helfen, die Schuldigen zu finden. Doch auf ein Mal wurde er für schuldig erklärt, ohne Grund wurde er zu einem Mörder gemacht, nicht nur wegen des Verbrechens gegen einen alten Schulfreund, sondern auch, weil er angeblich dreizehn Muggel umgebracht haben soll (inzwischen wurde Peter Pettigrew dieses Verbrechens überführt, er hat auch den Ort verraten, an dem die Potters sich versteckt hielten, auch eine Information, die Dumbledore wohlweislich verschwinden ließ). Ohne Befragung, Verhandlung oder Beweise wurde der junge Sirius Black, zu dem Zeitpunkt kaum fünfundzwanzig Jahre alt, nach Azkaban gebracht. In ein Hochsicherheitsgefängnis, er wurde dem direkten Einfluss von Dementoren ausgesetzt. Bei karger Kost musste er so dreizehn Jahre leben, bevor ihm, wie durch ein Wunder, die Flucht gelang. Doch auch dann hörten die Leiden des Mannes nicht auf. Er versuchte, für sein Patenkind da zu sein, einem Jungen, der in seinem Leben schon viel zu viel mitgemacht hat, doch man ließ ihn nicht. Zwar beteuerte Albus Dumbledore (wie aus absolut zuverlässiger Quelle bekannt ist) immer wieder dem zu Unrecht Beschuldigten helfen zu wollen, doch statt einen Prozess anzustrengen, zu dem er als ein tragendes Mitglied des Wizgamont die Macht gehabt hätte, jagte er dem Mann, der ihm eine Weile sogar vertraute, immer wieder Auroren auf den Hals, mit dem Befehl, Sirius Black entgültig zu töten. Denn wäre Sirius Black gar frei gesprochen worden, hätte Albus Dumbledore den Einfluss auf und über Harry Potter verloren, das war etwas, das er auf keinen Fall zu riskieren gedacht. Stattdessen wollte er den Mann aus dem Weg haben. Und letztendlich war er erfolgreich. Zu Beginn dieses Jahres wurde Sirius Black in eine Falle gelockt. Er fiel durch den Bogen in die Geisterwelt. Er wollte nur sein Patenkind schützen und wenigstens ihm ein besseres Leben ermöglichen, darum musste ein großartiger Mann und erfahrener Auror sein Leben lassen, ein weiteres Opfer auf dem Weg eines Wahnsinnigen. So wurde eine weitere, alte Familie praktisch ausgerottet. --- Filius blickte auf den Artikel und lächelte traurig. Ja, er erinnerte sich an Sirius, das unbeschwerte Kind mit der vorlauten Klappe und auch an den ernsten Mann, der Azkaban einigermaßen überstanden hatte. Er hatte ihn dann nur ein oder zwei Mal gesehen, meist mit Harry in den Armen, er hatte so viel mitgemacht und doch hatte er nur sein Patenkind trösten wollen. Ja, Albus hatte zu viele Opfer gefordert. Große Opfer. Die Prewitts waren praktisch ausgestorben, zwar lebte die Jüngste noch, doch war sei inzwischen eine Weasley, wieder ein Name, der einfach verschwunden war, zusammen mit dem dazugehörigen Vermögen. Die Potters und die Blacks. Wann? Wann würde es endlich genug gewesen sein? Wann würde dieses Morden endlich aufhören? Was musste denn noch geschehen? Wann würde Dumbledore endlich verhaftet werden? Wie viele Beweise brauchte es noch...? „Ungh,“ stöhnte Sirius, als er erwachte. Merlin, hatte er denn am Vorabend so viel gesoffen? Sein Kopf fühlte sich so an, dass er sich nicht in der Lage sah, ihn so zu heben. Und das, wo er eigentlich eine ungesund hohe Alkoholtoleranz hatte. Was bitte hatte er gekippt, um in so einem Zustand zu sein? Er trank doch sonst nicht so viel! „Sirius?“ Remus. Remus? Seit wann war Remus denn wieder da? Komisch, warum hatte er das Gefühl, dass Irgendwas geschehen war, das wichtig war und dass er irgendwie verpasst hatte? Denn die Stimme seines besten Freundes klang irgendwie so aufgeregt, wie seit dem Tag nicht mehr, als er den Anderen von seiner Unschuld hatte überzeugen können. „Rmpf,“ knurrte er daher erst mal, doch dann riss er sich zusammen, richtete sich auf und nahm den Kampf mit den schweren Lidern auf: „Wie viel hab ich gebechert und warum bitte hast du mich nicht aufgehalten, sonst bist du doch auch nicht so!“, beschwerte er sich und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, da seine eigene Stimme sein Kopfweh noch viel schlimmer zu machen schien. „Bitte, gib mir wenigstens einen Antikatertrank!“, verlangte er, streckte seine Hand aus. Remus war kurz davor, vor Erleichterung Tränen zu lachen. Das hier konnte nur der echte Sirius sein, unwillig aufzustehen und... nun, offensichtlich war wiedererweckt zu werden nicht das Angenehmste. Er nahm einfach einen Trank gegen Schmerzen, gab ihn dem Anderen, der seine Hand fordernd ausgestreckt hatte. Denn außer, wenn man in der Geisterwelt Alkoholika bekam, war die Wahrscheinlichkeit eines Katers dann doch eher gering. Er beobachtete, wie Sirius den Inhalt der Flasche, ohne auch nur daran zu riechen, herunter kippte, kurze Zeit später erleichtert aufatmete. Ah, endlich ließ der penetrante Schmerz nach, stellte Sirius fest, richtete sich auf und öffnete seine Augen ganz, sah an sich herab. „Warum zum Henker trage ich einen Schlafanzug? Ich hasse diese Dinger!“, beschwerte er sich, doch dann wurde er das erste Mal stutzig. „Nicht, dass ich mich nicht auch freue, dich zu sehen,“ meinte Sirius vorsichtig. „Aber warum bitte heulst du? Ausgerechnet du? Hab ich was Wesentliches verpasst? War ich sterbenskrank oder so? Hat Snivvi mich entgültig vergiftet? „Oh, Sirius,“ flüsterte Remus nur, packte den Anderen und schloss ihn in die Arme: “Ja, ja du hast was ganz Wesentliches verpasst!“ Okay, jetzt wurde es sogar ihm unheimlich, stellte Sirius nur fest. Verzweifelt kramte er in seinem Gedächtnis nach dem Grund für das Verhalten des Anderen. Da waren Fetzen, kurze Bilder, aber sie machten nicht wirklich einen Sinn. Es war, als wäre er nach einem Suff aufgewacht, mehr nicht. Er klopfte Remus auf den Rücken, machte sich nach einer Weile aber los. „Und was genau ist mir entgangen?“, fragte er rat und ahnungslos. „Dein Tod,“ brachte Remus irgendwie raus. „Mein...? Remmy, wie viel bitte hast du in letzter Zeit gesoffen? Ich bin nicht tot, ich bin hier und du weißt so gut wie ich, wäre ich tot gewesen, wäre ich bestenfalls als Geist zurück gekommen, um Snivvi den Rest seines erbärmlichen Lebens zu verfolgen.“ „Nein, Sirius!“, der Werwolf packte die Schultern des Anderen, sah ihn an: „Du warst tot, du bist gefallen! In den Schleier! Du warst tot! Du...! “ „Okay,“ stellte Sirius nur fest, er stand auf, stellte dabei fest, dass er keine Ahnung hatte, wo er eigentlich war. Das hier war nicht sein Zuhause, nun, vielleicht hatte Remus sein Geld endlich mal genutzt. Ha, da war, was er suchte. „Ich tue das wirklich nicht gern, aber du lässt mir ja keine Wahl!“, noch bevor der Andere ihn hätte aufhalten können, trat er zum Kamin, warf eine Hand voll Flohpulver hinein und rief: „Snape!“ „Was... Siri...!“ Zu spät, kurz darauf stand Severus’ Kopf in den Flammen: „Was?!“, baffte der Mann ungehalten und auf seinen Armen – zu Sirius’ Entsetzen – ein Kind. Ein kleines Mädchen mit dunklen Locken. „Merlin, nein! Sag mir nicht, dass Snivvi sich vermehrt hat!“, begehrte Sirius auf, doch dann wandte er sich wieder dem Gesicht in den Flammen zu, dass auf ein Mal, selbst durch den Kamin, irgendwie komisch wirkte. „Snivvi! Wir haben hier ein Problem, Remmy hat zu viel gebechert, ich glaube, er leidet unter Wahnvorstellungen, er behauptet steif und fest ich wäre tot und... he!!“ Er sah, zu seinem Erstaunen, wie der Mann einfach umkippte. Verwirrt wandte Sirius sich um. „Sag mal, haben hier Alle ihren Verstand verloren? Ich will eine Erklärung! Moony, komm schon! Was ist hier...?“, in dem Moment röhrte das Feuer auf und aus reiner Gewohnheit fuhr Sirius herum, bis ihm auffiel, dass sein Zauberstab – mal wieder – fehlte. Toll. Konnte er schon wieder einen Neuen besorgen! Langsam wurde das echt lästig! Nun, zumindest war es nur Snivelus, der aus den Flammen torkelte, die Hand auf seinem Hinterkopf, den Zauberstab gezogen und auf ihn gerichtet. „He! Nimm den Stab da weg, Snivvi! Bis du einen Zauber gesprochen hast, hab ich dich noch immer zwei Mal vermöbelt!“ „Lupin!“, donnerte Severus, nicht glauben könnend, wie dumm der Werwolf war, und das, wo der auf dem besten Wege gewesen war, sich tatsächlich so was wie Respekt zu verdienen. „Haben sie dich vollkommen verlassen?! Hast du eine Ahnung, wie gefährlich diese Art von Ritual ist? Wer weiß, wer er...!“ „Nicht ich,“ unterbrach Remus den Anderen nur. „Fawkes,“ fügte er den Namen des Phönix an. „Der Beste war es, nicht ich, ich würde so was nie tun, ich kenne die Risiken so gut, wie du. Er hat Siri hierher gebracht, ihn auf mich geworfen, um präzise zu sein, heut um Mitternacht, um es noch genauer zu sagen und es ist er, kein anderer Geist.“ „Geist, bekloppter Phönix? Hallo~ho? Erde an Irre! Was ist hier los?! Wenn ich nicht bald eine Erklärung bekomme, tu ich was wirklich, wirklich... He! Finger weg, du schleimige Fledermaus!“, doch zu spät, der Mann begann, mit dem Zauberstab an ihm herum zu polken, ihn zu stechen, ihn mit Zaubern zu testen und andere Dinge mit ihm zu machen. „Heeeee! Remmy, sag ihm, er soll aufhören!“, verlangte er, nun schon regelrecht weinerlich. Remus aber beobachtete das Alles nur. Es waren Diagnosezauber, die er sonst nach dem Frühstück und vor dem Baden auch gesprochen hatte. „Halt einfach still,“ schlug er daher vor. „Severus will nur wissen, ob Alles in Ordnung ist.“ „Warum sollte es das denn nicht sein!? Ich hatte doch nur nen Suff!“ „Nen Suff?“, fragte Severus ungläubig, musterte den Mann vor ihm ein weiteres Mal. Das Unheimliche war, dass der sich bei bester Gesundheit befand und ja jetzt schon sein altes, ekliges selbst war. So erwachsen, wie ein dreijähriges Kind in der Trotzphase, aber leider gab es keinen Grund, ihn dahin zurück zu avadaen, wo er hergekommen war. Schade aber auch... „Nein, Black du warst tot! Mehr als ein halbes Jahr lang!“ „Okay, noch einer, der mir das erzählt! Meint ihr nicht, ich würde mich erinnern, wenn ich gestorben wäre?“, begehrte Sirius auf, ließ sich in einen der Sessel fallen. „Was... ist das Letzte, an das du dich erinnerst,“ fragte Remus sanft. Er ging einfach mal davon aus, dass Gedächtnisstörungen ziemlich normal waren, wenn man mal eben schnell starb und wie auch immer wiederbelebt wurde. Sirius zog seine Stirn in Falten, dachte nach. Er wusste, es hatte zu tauen begonnen, es war aber noch nicht warm gewesen und Harry hatte Panik gehabt, weil er im Traum etwas gesehen hatte, dann... „Ich... ich glaube... war ich im Ministerium?“, fragte er auf ein Mal, als die Fetzen begannen, sich zu einem erschreckenden Bild zusammen zu fügen. „Harry! Was ist mit Harry! Wo ist der Kleine?!“ „Ruhig!“, sofort sprang Remus auf, drückte den Anderen in den Sessel zurück. „Harry ist sicher, er wird gut versorgt, er ist ganz in der Nähe, mach dir keine Sorgen um ihn... erinnerst du dich?“ „Ich... ich hatte einen Traum, ich hatte Angst um ihn, ich bin zum Ministerium, wir sind angegriffen worden...,“ stotterte Sirius langsam zusammen, während er selbst immer bleicher wurde. „Ich... bin gefallen... und Harry, er... er wäre fast hinterher...!“ „Ich habe ihn aufgehalten,“ beruhigte Remus den Jüngeren sanft. „Harry ist in Ordnung.“ Nun, das war eine Lüge, aber erst mal erfüllte sie ihren Zweck, der Andere sackte ein weiteres Mal zurück, legte seine Hand vor die Augen. „Wie lange war ich weg?“, fragte er, er erinnerte sich nicht daran, tot gewesen zu sein, es war, als wäre er durch den Bogen gefallen und direkt hier gelandet. „Neun Monate,“ steuerte Severus der Unterhaltung bei. „Lupin, ich denke, ab hier kommst du selbst klar, ich habe zu Tun!“, damit, verschwand er auch schon wieder. Er hatte nicht vor, sich da rein ziehen zu lassen und was erklären zu müssen, das sollte der Werwolf, zusammen mit dem Phönix, mal schön selbst ausbaden! „Remus?“, fragte Sirius ruhig. „Was ist passiert? Was ist mit Harry? Wo sind wir und... warum benimmt... Snape sich so? Was hat das Alles mit dem Federvieh von Dumbledoof zu tun?“ Remus seufzte leise auf. Das würde ein sehr, sehr langer Tag werden... Ruhig lief Harry den Gang entlang, Cara tapste neben ihm her. Er kam von Draußen, aus der frischen Luft, doch dann hatte Fawkes ihm gesagt, dass es zu kalt werden würde und das er lieber wieder rein gehen sollte, wo es schön warm war. Er würde sicher auch gleich nachkommen, er habe noch etwas zu Tun. Also war er gegangen, auch, wenn er von der Kälte nicht wirklich was mitbekommen hatte. Aber da es seit zwei Tagen praktisch ununterbrochen schneite, war es wohl wirklich nicht gerade warm. Es war der zweite Tag der Ferien und er war froh darum, sich nicht mit all den Leuten rumschlagen zu müssen, das Dumme war nur, auch Draco war natürlich hier, immerhin war das hier das Haus seines Vaters und der Blonde hatte sich zu einem richtigen Stalker entwickelt. Dauernd tauchte der Beste hinter ihm auf. Außerdem... es war ein Weihnachten ohne Siri, mit einem Vater der ihn leugnete und einem, bei dem er immer nur das Gefühl hatte, ihm im Weg zu sein. Was würde das schon für ein Fest werden? Es kam ihm Alles so schwer vor, er saß stundenlang am Fenster, meist mit einem Buch in der Hand, doch er las nicht, er starrte ins nichts und je näher Weihnachten kam, umso schwerer schien es zu werden. Letztes Jahr hatte er mit Siri feiern dürfen. Es war so schön gewesen, so lustig. Doch hier... hier würden viele Leute da sein, Draco würde ihn bedrängen, Fawkes würde sich benehmen, als wäre er eifersüchtig, was er gleich noch viel weniger verstand, sein Vater würde lächeln, aber... er würde nicht mit ihm allein sein und sicher... sicher würde auch Regulus da sein. Harry hatte Angst davor. Seit dem Zwischenfall mit dem Zaubertrank hatte er den Mann nicht mehr gesehen und er wollte es auch immer noch nicht. Er hatte Angst vor ihm, vor einem weiteren Versuch, so etwas zu tun. Oder davor, dass er wieder dauernd versuchen würde, ihn in die Arme zu nehmen. Es würde anstrengend sein, er musste lächeln, auch, wenn er eigentlich nur noch heulen wollte, doch er traute sich nicht, das zu tun, dann würde man ihn wieder mit Fragen überschütten, am Ende Snape holen, um ihn zu untersuchen und er wollte doch nicht reden, er wollte... er wusste nicht, was er wollte. Seine Ruhe, einen Ort, an den er flüchten konnte. Wo Siri war, mit dem er immer hatte reden können, der immer einen Ausweg gesehen hatte, der ihn doch, egal, wie schlecht es ihm gegangen war, zum Lachen bringen konnte. Manchmal wünschte er sich, er wäre Derjenige, der verrückt war. Richtig verrückt, wie Regulus. Er war schon fast in seinem Zimmer, als er Schritte hörte. Rasch glitt er hinein, nicht willens, am Ende wieder von Draco genervt zu werden, es war schwer genug gewesen, ihn am Morgen los zu werden. Doch er ließ die Tür einen winzigen Spalt offen, überrascht, als er statt Malfoy seinen Direktor erkannte, zusammen mit Snape. Kurz überlegte er, was er tun sollte, doch dann ließ er die Tür den Spalt offen, er beobachtete, wie die Beiden vor der Tür zu Toms Schlafzimmer stehen blieben, einer der Beiden deutete mit dem Stab auf die Tür, dann starrten sei auf das Holz. Vielleicht ein Fensterzauber oder so schloss Harry einfach mal, auch, wenn er keine Ahnung hatte, warum sie das taten. „Wie sieht es aus?“ „Nicht viel besser, als vorher auch, “ gab Karakoff zurück. „Keine wirkliche Besserung. Er versteift sich weiterhin darauf, dass Ryder erst geboren werden wird und wir haben immer noch keine Wahl, außer ihm das Kind wegzunehmen, wenn es auf die Welt kommt, es sieht aus, als müsse Tom eine Weile lang Ganztagsvater werden. Zu all dem Chaos, einem traumatisierten Jugendlichen und dem Kriegsstress auch noch ein Baby...“ „Nun, mit etwas Glück ist das Kind nicht ganz bekloppt – ich hoffe, Toms Gene sind dominant...“ Harry merkte nicht, wie er erstarrte. Ein Baby? Regulus bekam noch ein Kind? Er nannte es Ryder? Ein Kind, das nicht irre war, wie er? Oder der Mann, der es auf die Welt bringen würde? Ein normaler Sohn? Das, was Alle sich hier immer gewünscht hatten? Ein Nachfolger für seinen Vater? Er wusste, sobald das Kind da sein würde, würde man ihn wegschieben, dann musste er sicher im Internat bleiben, statt wie sonst heim zu können, der Junge würde das Zimmer neben dem seiner Eltern bekommen, dazu so viele Spielsachen wie Dudley, die Aufmerksamkeit von Allen, die Liebe seiner Eltern... Das Kind würde kein Freak sein... Weg. Er wollte nur noch weg, dahin, wo Niemand ihn fallen lassen konnte, wo er es nicht merken musste, wo er nicht sehen musste, wie glücklich alle dieses normale Kind durch die Gegend schleppen, es verwöhnen und bespielen würden. Fawkes würde dann von ihm weg zu dem anderen Kind als Bodyguard gehen. Er würde allein sein, wieder allein, ohne Siri, ohne Vater, ohne... ...allein... Er merkte nicht, wie er sich selbst auflöste, an einem anderen Ort wieder auftauchte, er wollte allein sein, bald würde sich ohnehin Niemand mehr um ihn kümmern, Alle würden glücklich sein und er... er würde wieder nur das Anhängsel sein, unerwünscht und ungeliebt, für ihn würde es keinen Platz geben. Und er wollte das auch gar nicht sehen. Harry umklammerte seine Beine mit den Armen, wiegte sich immer wieder hin und her, manchmal spürte er einen scharfen Schmerz, wenn sein Kopf gegen die Steinwand an seinem Rücken schlug, aber das war fast wie eine Erleichterung, wenn auch nur eine Kurze, als würde das Stechen in seinem Herzen für einen kurzen Moment nach Außen gehen. So, dass er es mit Absicht tat, immer wieder. Wieder hatte er eine Familie verloren, wieder würde er unerwünscht werden, der Freak, der nicht so war, wie er zu sein hatte, kein guter Nachfolger für seinen Vater, kein Krieger, nur... ein dummer Tierpfleger, eine Schande für die Familie, die man nur vergessen wollte. Wer wusste, wo man ihn dann hinbringen würde, sicher weit weg, wo er nicht auffiel. Nun, wenigstens würde er das Alles nicht sehen müssen. „Harry!“, entsetzt starrte Fawkes auf seinen Gefährten, er war immer noch schockiert. Er hatte am Vormittag etwas gespürt, etwas, dass ihm Angst gemacht hatte. Er war gerade bei Black dem Älteren gewesen, um von Anfang an einige Fronten zu klären, was fast in eine handfeste Prügelei ausgeartet war, und da er auf ein mal mitten in der Bewegung erstarrt war, hatte dieser Idiot ihn auch noch voll getroffen, nicht, dass es ihm was getan hätte. Doch danach war er sofort zurück zum Malfoygut, nur um dem hysterischen Panda zu begegnen, anders hatte es sich nicht mehr beschreiben lassen. Und Harry – war einfach verschwunden gewesen, ohne eine Spur. Er hatte sofort Alle aufgescheucht, sie hatten überall gesucht, sogar in den Kerkern, in die Harry zuvor nie einen Fuß gesetzt hatte, doch erfolglos. Etwas musste geschehen sein, das war ihnen klar geworden, etwas, dass den Kleinen so aufgeregt hatte, dass er weggerannt war, obwohl er doch wusste, dass er hier sicher war. Das Fawkes hier gesucht hatte, war auch nicht mehr gewesen, als geraten, und wie er hier hin gekommen war, stand noch auf einem ganz anderen Blatt, das hätte nämlich eigentlich auch nicht gehen sollen. Er hatte aus purer Verzweiflung und aus Angst um Harry begonnen, in der Schule nach ihm zu suchen. Hier fündig zu werden hatte er allerdings nicht erwartet. Gerade in dem Moment verfluchte er es, dass sie ihre Bindung nie auch nur ansatzweise vertieft hatten, so, dass er mental zu Harry hätte Verbindung aufbauen können. Mehr als ein mal war ihm ja in der letzten Zeit gekommen, wie viel einfacher es wäre, Harrys Gedanken zu verstehen, zu wissen, was er dachte oder sich mal wieder einredete, bevor es in einer Kurzschlusshandlung endete, wie gerade jetzt. Da saß Harry, in einem der Kellerräume, die vielleicht auch mal zu einem Kerker gehört haben könnten, in sich zusammengerollt, mit tränenüberströmtem Gesicht und was das Schlimmste war – immer wieder krachte sein Kopf gegen die Wand hinter ihm. Mit wenigen Schritten war er bei dem Jüngeren, er zog Diesen an sich, setzte sich, zog Harry, auch, wenn er sich wehrte, in seine Arme. „Es ist gut,“ flüsterte er, hielt seinen Gefährten mit sanfter Gewalt fest. Merlin, was war nun schon wieder geschehen? Er hatte den Malfoybengel in Verdacht gehabt, doch auch der hatte Harry seit dem Morgen nicht mehr gesehen. „Was ist los, warum bist du weggerannt,“ fragte er, doch der Jüngere versuchte nur weiterhin, sich selbst zu verletzen. Bestenfalls war das Schluchzen heftiger geworden. Was ging hier nur vor? Die letzten Wochen, vor Allem die letzte Woche, war doch so gut gelaufen! Gut, Harry hatte etwas gebrütet, aber sonst... Sanft strich er über Harrys Wangen, begann, leise zu singen, er zog den schmalen Körper näher an sich, um seine Wärme mit dem Jüngeren zu teilen, der sich eisig anfühlte. Was kein Wunder war, wenn er hier tatsächlich schon seit Stunden saß, denn hier war es windig, zugig, schweinekalt und einfach nur unbequem. Doch dieses Mal dauerte es lange, bis Harry endlich gegen ihn zurücksackte, die Augen geschlossen, die Hände in sein Oberteil verkrallt und immer noch zitternd wie Espenlaub. „Harry, was war los?“, fragte Fawkes erneut, strich leicht über den Rücken seines Gefährten, er wusste nicht, wie er sonst zeigen sollte, dass er da war. Doch Harrys Lippen pressten sich nur noch fester aufeinander. Er wollte nicht reden, er wollte... er wusste es nicht, er fühlte sich wärmer, etwas besser, aber... er wusste, dass es ja nicht von Dauer sein würde. Doch er gab auf, sich gegen den Griff des Anderen zu wehren, dazu fehlte ihm einfach die Kraft. „Bitte,“ sprach Fawkes leise und tat etwas, das er bisher noch nicht getan hatte, er hatte auf so linke Mittel nicht setzen wollen, aber er musste wissen, was los war und eine Bindung eingehen oder beenden, hier oder jetzt kam wohl kaum in Frage. Also legte er Macht in diese Worte, Kraft, die eine Antwort verlangen würde. Es war keine faire Methode, aber er musste wissen, was zu diesem Ausraster geführt hatte. „Ich...“, fast schon gegen seinen Willen ging sein Mund auf und definitiv gegen seinen Willen begannen die Worte aus Selbigem zu fallen. Dabei wollte er nichts sagen, nicht mit der Sprache herausrücken! Nicht vor Fawkes! Er würde sich bis auf die Knochen blamieren und der Ältere würde bestenfalls herzlich lachen, ihn in seinem Zimmer abladen und würde es das gewesen sein... „Er... hat bald... ein richtiges... Kind, kein... keinen Freak, wie... mi... mich und... dann muss... Muss ich doch weg...,“ brachte er heraus, musste nach den wenigen Worten schwer nach Luft japsen. Er wollte nichts mehr reden, aber sein Körper schien sich gegen ihn verschworen zu haben. „Ich... bin doch... wieder nur allein, ich... bin... dann nicht mehr... werde nicht gebraucht, ich... sie ... müssen mich dann nicht... nicht mehr ertragen... und... es... es soll... Ryder heißen...“ Ryder, was ja sein Name gewesen war. Den er immerhin als Zweitnamen immer noch trug, sie würden ihm einem anderen Kind geben und er? Was blieb dann schon noch für ihn übrig? Für den Freak? Ein Schrank? Wortlos beendete Fawkes den Einfluss der Macht, er sah, dass Harry kaum einen Ton heraus bekam, schon das Luft holen schien eine Qual zu sein. Er hielt seinen Gefährten einfach, während er verzweifelt überlegte, wer zum Teufel dem Kleinen das gesagt haben könnte, Niemand sprach darüber, es war unter den Wenigen, die es wussten, unter Androhungen übelster Folterungen verboten worden, eben um genau so etwas zu vermeiden. Er wusste auch, dass Harry niemals freiwillig zu Regulus ins Zimmer gegangen wäre, er mied den Anderen, wie die Beulenpest, Scharlach und die Blattern zusammen. „Dann... bist du... auch nicht mehr da,“ flüsterte Harry schwach. „Dann... musst du... auf ihn... aufpassen... dann... bin ich nicht mehr... der Nachfolger, dann... brauch ich auch... keinen Bewacher mehr...“ „Das ist Unsinn, ganz, ganz großer Unsinn,“ sprach Fawkes langsam, erschüttert vor Allem über diese letzten, schwachen Worte. „Man hat dir nie die Gesetze der magischen Welt erläutert, aber egal, was passiert, man kann das älteste Kind nicht enterben, wenn es nicht mindestens einen Mord oder etwas Ähnliches begangen hat. Miss Black konnte auch Sirius nicht wirklich enterben, nicht wahr? Du bist der erstgeborene Sohn und außerdem würde Tom dich nicht mehr hergeben, er liebt dich, du bist sein Kind.“ Er strich sanft über Harrys Haare, heilte dabei die Wunde, als er merkte, wie seine Hände feucht vom Blut wurden. „Ja, du bekommst einen Bruder und Tom hat gesagt, dass er Lucan heißen wird, Lucan Theon. Niemand nimmt dir deinen Namen weg, der gehört dir ganz alleine.“ Sanft wiegte er Harry auf seinen Armen hin und her, summte leise, um dem Jüngeren zu helfen, seinen Atem so weit zu beruhigen, dass er wieder Luft bekam. „Und ich bin mir ziemlich sicher, zumindest schon mal erwähnt zu haben, dass allein ich entscheide, wenn ich schütze, wenn ich mich bereit erkläre, Jemanden zu schützen und dann würde ich sicher nicht damit aufhören, du bist es, bei dem ich bleibe,“ erklärte er, küsste Harrys Stirn. „Daran wird auch ein kleiner Windelscheißer nichts ändern. Wie gesagt, ich bin etwas zu alt, um mich von einem Grünschnabel wie deinem Vater herum kommandieren zu lassen. Du machst dir einfach immer viel zu viele Gedanken. Denk mal an die Weasleys – lieben die ihre Kinder etwa weniger, nur weil ein Weiteres da ist? Im Gegenteil, sie lieben Alle gleich, selbst Percy, als er Mist gebaut hat.“ Es dauerte, Fawkes wusste nicht, wie lange, bis Harry sich wieder so weit beruhigte, dass das Luft holen nicht mehr schmerzhaft zu sein schien. Er stellte fest, dass sein Gefährte sich inzwischen mit roher Gewalt an ihn klammerte. Wie gern hätte er Diesem in dem Moment gesagt, was sie füreinander waren, einfach nur, um ihm klar zu machen, dass er nie allein sein würde, doch er sah ja, dass Harry wohl kaum in der Lage war, jetzt noch mehr aufzunehmen. „Ich wünschte, du würdest einfach mal mit uns reden, bevor du dir solche Dinge einredest, dann könnten wir sie von Anfang an klären, bevor du wegrennst.“ Erneut biss Harry sich nur auf die Lippen. Reden brachte nichts, schon gar nicht bei ihm, dem Freak. Er wusste nicht, ob er das alles glauben durfte, dass er weiterhin da sein würde, wo er jetzt war, dass man ihm sein Zimmer lassen würde, er war schwierig, er war immer dann anhänglich, wenn es am wenigsten zu passen schien und rann genau im falschen Moment in ein Eck, um sich zu verkriechen. In letzter Zeit, immer dann, wenn Fawkes verschwunden war, hatte er sich tatsächlich sogar in seinen Kleiderschrank gesetzt, wieder nicht wusste, was er tun sollte, immer dann, wenn sein Unsicherheit Überhand zu nehmen drohte. „Harry,“ sanft hob Fawkes den Kopf des Jüngeren an: „Niemand wird dich je allein lassen und keiner von uns sieht dich als Freak. Das bist du nicht. Du hast nur... Probleme, was nach Allem, das passiert ist, Niemanden wundert. In einem Jahr geht es dir sicher besser.“ Er erhob sich, hielt den Jüngeren weiter fest. „Ich bringe dich erst mal ins Warme,“ erklärte er leise. Seine Flammen hüllten ihn ein, ließen ihn in der Halle des Anwesens landen. Er drückte seinen Gefährten fest an sich, vor Allem, als der zusammen zuckte. „Ganz ruhig,“ befahl er ruhig. „Es ist Alles in Ordnung. Niemand wird was sagen, ich bringe dich in dein Bett, es ist ohnehin Nacht...“ Er lief langsam, froh, dass einige Leute ihn sahen, sie würden Tom bescheid geben und die Suche abbrechen. Wenigstens hatten sie nicht Lupin einschalten müssen, denn dann wären ihnen die Ausreden ausgegangen, Sirius bis Weihnachten, bis in drei Tagen, von hier fern zu halten. Denn sollte der Mann erfahren, dass das Kind, das er liebte, wie sein eigenes, schon wieder solche Probleme hatte, dann würde nicht mal er ihn mehr aufhalten können. Er trat in Harrys Zimmer, legte den Jüngeren ins Bett, setzte sich aber sofort daneben, da der Griff des Kleinen nicht um eine Spur lockerer geworden war. „Ich bleibe,“ sprach er leise. „Du bist nicht allein und du wirst es nicht sein, solang ich existiere.“ Er strich die Spuren der vielen Tränen sanft beiseite, verwandelte Harrys Kleidung in einen Schlafanzug, deckte ihn zu und begann, leise zu singen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass er am Morgen heiser sein dürfte, doch gerade heute würde der Ärmste sich sonst in Alpträumen nur so schütteln. Wie erwartet verging auch nicht sagenhaft viel Zeit, bevor die Tür aufflog und gleich mehrere aufgebrachte Leute im Raum standen. Er sah sie Alle böse an, ließ seine Stimme auf ein Summen herunter gleiten, bevor er dann, gute fünf Minuten später erst, ganz aufhörte. „Was soll der Lärm?“, fragte er, weit ruhiger, als er sich fühlte. „Harry, was...?!“ Oh, das liebte er besonders, Fragen, die ihm mit Gegenfragen beantwortet wurden. „Er ist hier, er schläft, er ist eiskalt, gegessen hätte er ohnehin nichts. Also lasst ihn weiter schlafen.“ „Was ist mit ihm? Und wo war er?!“ Lucius trat in den Raum, er sah den Jungen, der sich in sich selbst zusammen gerollt hatte und so klein wirkte, noch immer erkannte man deutlich, dass er geweint haben musste. Der gesamte Körper zuckte auch immer wieder zusammen, vor Allem dann, wenn Fawkes sich bewegte. Tom dagegen war nicht so moderat, er riss sich die Oberbekleidung herunter, warf seine Schuhe von sich und machte es sich auf dem Bett bequem, nahm dem unwilligen Phönix seinen Sohn ab, rief seine Flügel und hüllte Harry in einen schützenden Kokon aus Federn. Er strich über Harrys Seiten, immer wieder, bis er sich endlich entspannte. Damit war die Sitzung für heute für ihn ohnehin gelaufen, nicht, dass um die Zeit Jemand noch arbeiten würde. „Was war los?!“ Fawkes sah unwillig zu, wie man ihm seinen Gefährten abnahm, doch er ließ es zu, wohl wissend, dass die Federn Harry schneller wieder aufwärmen würden, als die Decke es konnte. „Er hat irgendwie mitbekommen, dass Regulus schwanger ist und das Kind Ryder nennen wollte, natürlich hat er messerscharf geschlossen, dass ihr ihn beide ersetzen wollt, ihn los werden wollt, da er ja der Freak ist und mit dem neuen Baby eine glückliche Familie werdet, dass er nicht mehr gebraucht wird.“ „Was?!“, sofort glitt sein Blick über die Anwesenden. „Alle, die von der Schwangerschaft wussten, sind hier, Alle außer Lupin, der sicher kein Wort gesagt hätte, Black, der noch nie hier war und Karakoff, der es besser weiß, als was zu sagen. Wer?!“ „Niemand von uns,“ gab Lucius ruhig zurück: „Du weißt, dass wir das nicht getan hätten.“ „Wie hat er es denn dann bitteschön erfahren!? Er wird wohl kaum in Regulus’ Zimmer gegangen sein, um mit ihm eine Tasse Tee zu trinken!“ „Das können wir ihn fragen, wenn er wieder wach ist,“ meinte Fawkes leise. „Schrei nicht so, Tom, reg ihn nicht noch mehr auf, glaub mir, er fühlt sich so schon selten mies. Er hätte mir nicht ein Wort gesagt, hätte ich ihn nicht auf meine Art zum Reden gezwungen. Er hält sich immer noch für vollkommen wertlos, ich glaube, er wollte wegrennen, bevor du ihn raus wirfst oder so.“ „Was habe ich getan, dass er so schlecht von mir denkt?“, fragte Tom leise. „Er denkt so schlecht von sich selbst. Er hat gesagt, er hält sich selbst für einen Freak und er kann nicht verstehen, dass Andere ihn nicht auch als einen solchen sehen, das ist das Problem bei der Sache, er dachte felsenfest, dass er damit jede Bedeutung verloren hat, er kennt die magischen Gesetze nicht, das Erstgeborenenrecht oder all die anderen Dinge, Niemand – außer Black – hat ihm je das Gefühl gegeben, etwas wert zu sein und seit er gefallen ist, denkt er, dass Jeder, den er mag, sterben muss. Es war vielleicht auch einfach seine verquere Art, zu zeigen, dass er uns Alle inzwischen mag.“ Fawkes blickte auf das Nest aus Federn, unter dem sein Gefährte sich verbarg. „Und ich glaube nicht, dass ein Anderer als Black ihn erst mal dazu bekommen wird, überhaupt mal über seine Probleme zu reden, egal über welche von den Vielen.“ Tom konnte kaum mehr tun, als den Kopf zu schütteln. Er fasste es einfach nicht. Wie grauenhaft musste man ein Kind misshandeln, um es in einen solchen Zustand zu treiben? Ohne jedes Vertrauen, ohne Selbstwertgefühl, ohne Alles? „Hoffen wir, dass er dann mit meinem Schwager redet,“ brachte er nach einem Moment heraus. Er merkte, wie Harry langsam ruhiger wurde, streichelte ihn weiter. „Warum ist er so eisig kalt? Wo war er?“ „Seit er verschwunden ist, muss er... in einer Zelle in Durmstrang gesessen haben, ich bezweifle, dass er selbst weiß, wie er dahin gekommen ist“, fügte er an. „Es war windig, zugig und kalt.“ Was Fawkes darauf brachte, aufzusehen. „Es kann gut sein, dass er sich erkältet hat...“ „Auch das noch,“ stellte Tom leise fest. „Sollte das der Fall sein, trichtere ich ihm morgen Früh einen Trank ein, dann hat er dass Gröbste bis übermorgen überstanden,“ beruhigte der Tränkemeister die Anderen. Er hatte die gesamte Zeit über nichts gesagt, er wusste, was gesund für seine Haut war. Wobei auch er sich wirklich fragte, wie der Junge von dieser Geschichte hatte erfahren können. Tom nickte. „Dann geht,“ sprach er ruhig. „Es ist spät und morgen haben wir ab Nachmittag eine Menge nachzuholen. Severus, du bist um acht hier, mitsamt dem Trank, bei Harrys sprichwörtlichem Glück können wir froh sein, wenn es nur eine Erkältung statt einer schweren Lungenentzündung ist.“ Kapitel 15: Kellerassel, Drachenzähmer -------------------------------------- „Wo isser denn jetzt hin?“, fragte Sirius verwirrt, als sein Konkurrent, dieser eingebildete Federwisch, auf ein Mal in einer Stichflamme verschwunden war. Remus blieb fast das Herz stehen. Er wusste sehr wohl, was es war. Eine Panikattacke vielleicht, oder irgendwas Anderes. Es hatte mit Harry zu Tun, da war er sich sicher, doch er schwieg. Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnten, war, wenn auch noch Sirius beschloss, panisch zu werden. „Er wird Irgendwas zu tun haben,“ winkte er daher ab. Sirius zog seine Augenbrauen zusammen, er wusste, es lag was in der Luft, doch wer wusste schon, was noch alles passiert war. Wie gesagt, kaum wandte er der Welt mal für einen Moment den Rücken zu, schon schien wirklich Alles den Bach herunter zu gehen. Man hatte seinen Kleinen gequält (und er hatte jede Intention, sich grausam an den Schuldigen zu rächen), England versank immer weiter in Panik und – oh, da war immer noch sein Bruder, den er zu verprügeln gedachte, aber so richtig. Dieses Arschloch, dieser widerliche, kleine Besserwisser! Ihn jahrelang glauben zu lassen, tot zu sein! Dabei genau wissend, dass er sich schuldig fühlen würde, ihm verschweigen, dass er einen Neffen hatte, oh, Regulus würde noch leiden! Aber erst... musste er noch eine andere Sache klären. „Sirius, was hast du vor?“, fragte Remus sofort lauernd, als er sah, wie der Andere zum Kamin ging und nach dem Flohpulver griff. „Wir waren uns doch einig, dass...!“ „Ich gehe nicht zu Harry!“, baffte er zurück: „Ich... habe einen privaten Besuch zu machen, keine Sorge und außerdem kann ich doch nicht Weihnachten zu unserem Welpen gehen und mit leeren Händen kommen! Ich will einkaufen!“ Remus seufzte leise, nickte aber dann. Das war etwas, das er verstand. Natürlich wollte Siri ein Geschenk für den Kleinen. „Wann kommst du wieder?“ „Kann... spät werden, vielleicht erst morgen, vermutlich auch in Begleitung“, fügte er an, grinste regelrecht erwartungsvoll. „Und jetzt – entschuldige mich!“ Rasch murmelte er etwas, es war ein Passwort, kein Ort, in der Hoffnung, dass sein Geliebter es nicht geändert hatte. Er wäre so gern zuerst zu Harry, aber gut, dann war er eben Harrys Weihnachtsüberraschung und das Vorweihnachtsgeschenk für einen Anderen. Er spürte, wie das Flohnetzwerk ihn mit sich zerrte. Ja! Nicht geändert! Grinsend trat er aus dem Kamin – und runzelte erst mal die Stirn. Das war aber nicht das Schlafzimmer, das er kannte. Es war so ziemlich der ungemütlichste Raum, den er sein Leben lang gesehen hatte. Alles schwarz, die Böden und Wände aus Stein, kalt, kein Bisschen Weihnachtstand und es roch so, als wäre seit Jahrhunderten kein Fenster mehr geöffnet worden. Nun, Charlie war nicht da, also konnte er sich die Zeit nehmen, Alles umzugestalten. Mit einer Bewegung des Handgelenks schüttelte er seinen neuen Zauberstab aus dem Ärmel, öffnete das Fenster und begann Operation Umgestaltung. Als erstes – er hatte keine Lust, sich die Füße abzufrieren. Mit einem schnellen Zauber erschienen Teppiche in warmen, dunkelroten Tönen, einen weiteren Zauber später war auch die Wand mit einer hellen Holztäfelung verkleidet. Ja, das war doch schon viel freundlicher. Kerzen. Sein Lover war so ein Romantiker, da durften doch Kerzen nicht fehlen, in allen Rottönen, mit Gelb, Orange und Weiß dazwischen. Ah, nun konnte man das Zimmer fast schon bewohnbar nennen. Er streifte seine Schuhe ab, wandte sich dann dem alten Bett zu. Sofort nahm der Vorhang ein warmes Rot an, die Troddeln wurden golden, Decke und Kissen bekamen verschiedene Abstufungen von dunklem Orange, so, dass es zum Vorhang passte. Erst, als er damit zufrieden war, ließ Sirius das Fenster sich wieder schließen, zog sich bis auf seine Boxer aus und machte es sich auf dem Bett im Schneidersitz bequem. So, nun noch die Kleinigkeiten. Den wackeligen Nachttisch ersetzte er durch einen Besseren, darauf natürlich weitere Kerzen, an der Wand ließ er ein Familienbild seines Lovers erscheinen, aber so, dass die Gesichter nicht zum Bett gerichtet waren, er hatte immer ein dummes Gefühl, wenn Bilder ihn beobachteten, wenn er mit Jemandem schlief. Darauf folgte eine bequeme Sitzecke, ein Sofa für Zwei, daneben ein Regal mit Büchern, vor dem Sofa ein gläserner Tisch mit einem weißen Läufer darauf, eine Drachenstatue, die einen Dolch hielt, der als Brieföffner verwendbar war. Ja, das sah doch ganz nett aus, ja, in dem Zimmer konnte man es sich gemütlich machen. Zufrieden rief er sich eines der Bücher, drapierte sich, nach einem Zauber, der das Zimmer in eine angenehme Temperatur versinken lies, auf dem Bett, und er wusste, wie heiß er so aussah, und begann, zu lesen. Charlie war müde, als er endlich in Richtung seines Quartiers schlich, er war einer von zwei Leuten, die über die Ferien hier, war, neben den Hauselfen, das eine war der Hausmeister – und eben er. Er fühlte sich erschlagen. Nicht müde, nur... tot. Ausgebrannt. Als wäre auch die Arbeit nicht mehr genug, um sich darin vergessen zu können. Er nahm um sich herum seit dem Tod seines Geliebten kaum noch etwas wahr, das Meiste, was er tat, tat er aus purer Gewohnheit, sogar die Sicherung mit dem alten Passwort an dem Flohsystem seines Kamins. Als bestünde die Chance, dass er irgendwann in sein Zimmer kommen könnte und Siri würde ihn begrüßen, wie in der kurzen, intensiven Zeit, die sie gehabt hatten. Ja, und der Weihnachtsmann war echt... Er betrat den düsteren Vorraum, zog seine Schuhe aus, trotz dem kalten Steinboden. Die Quartiere spiegelten seine Seele wieder, leer, kalt und irgendwie tot. Kurz rieb er sich über die Augen. Vielleicht sollte er doch kündigen und nach England zurückkehren. Das war sicher der schnellste Weg, umgebracht zu werden, denn dumm, wie er war, hatte er ja versprochen, sich nicht selbst das Leben zu nehmen. Ein oft verführerischer Gedanke, doch der Eid, den er geleistet hatte, damals, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, machte das unmöglich und es war nicht so, als hätte er es nicht versucht. Doch dann fiel ihm etwas auf – warum zum Henker brannte im Schlafzimmer Licht?! Hatte er es etwa an gelassen? Er hasste Licht. Wütend riss er die Tür auf – und stockte. Gott, das brannte einem ja die Netzhaut ein! Was war hier los?! Alles warm, rot, es war warm hier drin und... der Mief war raus! Sirius blickte auf, als er die Tür hörte, grinste dann und legte das Buch beiseite. „Hi,“ lächelte er, musterte den Anderen. Merlin, Charlie wirkte, als habe er wochenlang nicht mehr geschlafen und sich schon seit Tagen nicht mehr gewaschen. Da hatte er wohl ein paar Haarbüschel mit dem Anderen zu rupfen. „Was...?“, flüsterte Charlie, er spürte, wie seine Beine immer wabbeliger wurden. Das konnte doch nicht sein! Das, was er da sah, war einfach nicht möglich! Da, auf dem Bett, das auch nicht so aussah, wie er es am Morgen verlassen hatte, saß... „Das... das kann nicht sein...“, wie in Trance schlich er zu dem Bett, streckte seine Hand aus, doch statt wie erwartet auf Luft zu treffen, spürte er Haut, warme Haut! Sirius lachte leise, er zog den Jüngeren auf sich, strich über dessen Gesicht. „Ich bin wieder da,“ kündigte er nebenbei an. „Wie ...? Du... du bist... gefallen! Sie haben es gesagt!“ „Jap,“ grinste Sirius. „Mausetot war ich. Aber offensichtlich hab ich die Alle so in den Wahnsinn getrieben, dass sie mich zurück gebracht haben“, er küsste Charlie, endlich, wieder. Merlin, war das gut. Sanft umspielte er die Lippen des Anderen, bis er Einlass erhielt, plünderte den Mund des Drachenzähmers, bis sie beide wieder Luft brauchten. „Du... müffelst.“ Als Charlie das hörte, musste er, trotz seiner Tränen, lachen. Das war so was von Sirius. „Wie...“, fragte er immer wieder. Er konnte es nicht begreifen! Wie konnte ein Toter zurückkommen?! „Ist das wichtig?“, fragte Sirius sanft. „Ich bin wieder da... hier bei dir sogar. Auch, wenn wir uns mal ernsthaft über deinen komischen Geschmack unterhalten müssen.“ Charlie seufzte leise, legte seinen Kopf auf die Brust des Anderen, lauschte dem kräftig schlagenden Herz. „Ich... habe mich einfach nur... tot gefühlt,“ gab er leise zurück. „Wozu hätte ich die Quartiere einrichten sollen?“ „Nun, weil ich nicht will, dass du zu einer Fledermaus wirst, wie Snape! Du bist mein Drachenzähmer, und keine Kellerassel! Du brauchst Sonne, Licht und Schlaf... und vor Allem zuerst mal ein Bad und was zu Essen...“ „Siri... weißt du...?“, er sah auf. „Weißt du, dass Harry tot ist?“, er verstand nicht, wie der Andere, sollte das der Fall sein, so fröhlich sein konnte. „Hm?“, fragte Sirius. „Das ist mir neu, ich weiß aus sicherer Quelle, dass er lebt.“ „Aber... die Zeitung!“, er schüttelte den Kopf. „Sie haben seine Leiche gezeigt und...!“ „Oh, das. Remus hat gesagt, dass sie die Leiche eines magischen Kindes mit einem Trank verändert haben, in den Zustand, in dem sie Harry gefunden haben. Aber er lebt und angeblich geht es ihm gut. Ich werde es in zwei Tagen selbst sehen.“ „Aber... wie?“ Sirius küsste den Jüngeren erneut, strich dem Anderen über die Schultern. „Nun... Snivelus hat ihn gefunden. Sie haben ihn... zusammengeflickt und... nun, dabei haben sie raus gefunden, dass ich weit mehr bin, als Harrys Pate...“ „Was?“, verdattert richtete Charlie sich so auf, dass er dem Anderen ins Gesicht sehen konnte. Selbstvergessen glitten seine Finger über die vertrauten Züge. Merlin, hoffentlich war das hier mehr, als ein dummer Traum... „Ich bin sein... Onkel.“ „Wie soll das gehen“, fragte Charlie verwirrt. „Nun, mein gediegener Bruder, den ich noch vor habe zu verprügeln, als wäre er ein dreijähriges Kind“, Sirius’ Gesicht wurde hart bei dem Gedanken daran, was dieser Dummkopf alles getan hatte, in seinem grenzenlosen Wahn, „Hat geheiratet und ein Kind bekommen, sie haben das Kind für tot gehalten, nach einem Überfall, aber in Wirklichkeit... Dumbledore, er muss es in die Finger bekommen und den Potters untergeschoben haben.“ „Merlin,“ flüsterte Charlie, dem es auf ein Mal wie Schuppen von den Augen fiel. Harry! Er hatte von Anfang an mit seinem Verdacht Recht gehabt! Er hatte es gewusst, doch das Ganze fallen gelassen, einfach, weil er es nicht als wichtig genug gesehen hatte, es hatte seine dumpfe Gefühlslage nicht durchdringen können! „Was?“, fragte Sirius leise. „Ich... ich hatte einen Verdacht, sie... ich habe hier einen Lehrling, am ersten Tag hat es mich fast umgehauen, der Junge ist ein Parselmund, er ist vollkommen verschüchtert, spricht kaum ein Wort, wenn man ihn nicht mehr oder weniger dazu zwingt und... er sieht dir so ähnlich. Als du jung warst, die Bilder von Hogwarts, als du dreizehn warst, so sieht er aus. Schwarze Augen, glatte, schwarze Haare bis zur Schulter... und er heißt Harry... Harry Riddle...“ „Du... kennst ihn!“, rief Sirius aus. „Nein,“ gab Charlie sofort zurück. „Nein, nein. Nicht wirklich, ich... war wohl ein ziemliches Arschloch. Ich habe ihn rum gescheucht und ihn Sachen machen lassen, aber... mich nie wirklich gekümmert, nachdem ich sicher war, dass er nicht mein... dass er nicht Harry Potter sein kann. Dabei... er hätte mich gebraucht, aber… ich war so mit mir selbst beschäftigt…“ Sirius’ Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Was heißt das? Sie haben alle gesagt, es würde ihm gut gehen! Haben sie mich belogen?!“ Charlie seufzte, küsste den Anderen, es wirkte, er beruhigte sich. „Körperlich ist er in Ordnung, ich denke... man kümmert sich auch um ihn, aber... er ist so verschreckt. Er spricht kein Wort, er geht Anderen aus dem Weg... früher hatte er Ron und Hermine, aber er.... hier scheint er kaum Anschluss zu finden, Malfoy, Draco, hängt immer bei ihm rum, aber für mich sah es immer so aus, als wolle er das nicht.“ Sirius schloss kurz die Augen. Er wusste, Remus hatte nichts gesagt, weil er dann wirklich sofort rüber gegangen wäre, um seinen Kleinen zu suchen. Er wusste, wie Harry unter all den Masken war, die man ihm aufgezwungen hatte und jede einzelne Beschreibung von Charlie sagte ihm, dass auch seine letzten Schutzmechanismen zusammengebrochen waren. Die letzten Monate, als er nicht da gewesen war, sie mussten die Hölle gewesen sein, sonst wäre es so weit nicht gekommen. „Warum warst du noch nicht bei ihm?“, fragte Charlie überrascht. Er wusste, der Andere liebte ihn, doch Harry... war wie dessen eigenes Kind, sein Erbe und er wusste, das würde auch so bleiben, selbst wenn Regulus noch leben sollte. „Sie... ich bin sein Weihnachtsgeschenk, wenn man es so sehen will,“ erklärte Sirius. „Aber ganz ehrlich, je mehr ich erfahre, umso weniger lang will ich warten.“ „Ein Weihnachtsgeschenk,“ Charlie konnte nur grinsen. „Mit Schleife um den Hals?“ „Nur über meine Leiche!“ „Bitte... rede nicht so,“ bat Charlie leise. „Du... warst tot...“ Sirius zog den Jüngeren wieder näher zu sich. „Ich bin es nicht mehr,“ versprach er leise, ließ seine Hand unter den schwarzen Rollkragenpullover gleiten und strich über dessen Haut. „Und du... musst mich jetzt ablenken. Morgen muss ich dringend einkaufen, ich brauche ein Geschenk für meinen Kleinen und du musst mir suchen helfen.“ Charlie lächelte. Er war glücklich, das Weihnachtsgeschenk, was er brauchte, hatte er. Er wusste, es würde besser werden, Sirius war hier, weit weg von England und sicher würde er nicht mehr dorthin zurückkehren, wo er gejagt wurde, es gab keinen Grund mehr, Harry war hier... und Harry, mit dem konnte er teilen. Harry war ein guter Junge, auch, wenn er jetzt anders aussah und sich wohl das erste Mal so verhielt, wie er sich tatsächlich fühlte und wie er war. Mit dem Jungen hätte Ron sich damals sicher nicht befreundet, doch er wusste von all den Erzählungen in den wenigen Malen, die er den Jungen vorher gesehen hatte, dass es Andere waren, die ihn zerstört hatten. Er hatte von Anfang an gewusst, dass er, wenn er sich auf Sirius einlassen würde, Harry mit bekam. Die Beiden gab es nur im Paket. Sein Geliebter hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass der Junge der Sohn war, den er sonst nie haben würde. Sein Erstgeborener sozusagen. Was ihm nur zu recht war, denn er war kein Träger und kein magisches Wesen. Sie würden nie eigene Kinder haben, aber er hatte nicht vor, je einen Anderen in sein Herz zu lassen. Denn wer kam schon von den Toten zurück, um seiner Familie zu helfen? Einen Besseren würde er nie finden. Sirius streichelte etwas über Charlies Rücken, die Haut wurde gerade wieder warm. „Wie sieht dein Bad aus?“, fragte er auf ein Mal. „Ich hoffe, nicht so katastrophal, wie das Schlafzimmer es getan hat. Denn genau da gehörst du hin, du bist unrasiert, du bist kratzig – und du müffelst immer noch!“ Das brachte Charlie zum lachen, er nickte, zuckte aber dann die Schultern. „Wir sind zu zweit, wir haben das Bad in zwei Minuten wieder auf Vordermann gebracht...“ „Gut, und wenn du sauber bist, wirst du eine Ferientasche packen, morgen, wenn ich ein Geschenk für den Kleinen habe, wist du mitkommen, keine Chance, dass ich dich über die Ferien versauern lasse...“ „Harry,“ sprach Tom leise. Er war schon seit zwei Stunden wach, seine Gedanken drehten sich immer wieder darum, wie er dem Jungen wirklich klar machen konnte, dass er ihn nicht gehen zu lassen gedachte, dass er ihn liebte, dass er ein Vater sein wollte, wenn der Kleine ihn nur ließ. Er wusste auch, dass sein Sohn schon seit mindestens einer halben Stunde wach war, sich aber mal wieder nicht rührte. Merlin, sein Wunsch die Leute, die sein Kind immer und immer wieder so gequält hatten, dass sie es fast zerstört hatten. Niemand, absolut Niemand hatte so etwas verdient und hätte der Alte Kinder oder Enkel würde er ihnen so etwas auch nicht antun. Harry wollte sich nicht umdrehen, er hatte Angst. Immer noch. Er hatte schon wieder nur Probleme und vermutlich auch noch einen riesigen Aufruhr ausgelöst. Er wollte weiter so tun können, als würde er schlafen. Einfach nur hier liegen. „Kleiner, ich weiß, dass du wach bist, schon seit einer Weile und wenn es das ist, was du denkst, nein, ich bin nicht böse. Du redest dir da entschieden zu viel ein.“ Er hob den Flügel, der über seinem Sohn lag, leicht an, zwang den Jungen, sich so zu drehen, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte, und warum war er nur nicht überrascht, dass Harry schon wieder weinte? Er strich die Tränen weg. „Ja, du bekommst einen Bruder, einen kleinen Bruder, den du schützen kannst und der zur Familie gehört – genauso, wie du. Du bist mein erstes Kind und das wirst du immer bleiben.“ Er lächelte etwas, küsste Harrys Stirn und strich beruhigend über dessen Arm. „Man wirft ein Kind nicht einfach weg, nur weil es schwierig ist. Und nicht mal das bist du. Du versuchst so verkrampft, Keinem Arbeit zu machen.“ Er seufzte leise. „Dass du uns so nur noch mehr Sorgen machst. So kann Niemand dir helfen und das ist es, was wir tun wollen. Du hast Alpträume und sagst uns nicht, worüber. So werden sie nie besser.“ Harry schniefte nur. Er verstand das nicht, wen interessierten seine Alpträume? Es waren Träume! Und er wollte nicht reden, Niemanden weiter mit rein ziehen, als unbedingt nötig. Das hatte nie was Gutes gebracht. Er hatte nur einem Einzigen je von seinen Träumen erzählt, es hatte damit geendet, dass diese Person umgebracht worden war. Er schüttelte einfach seinen Kopf, zuckte aber dann zurück, als ein stechender Schmerz durch seinen Kopf fuhr. Woher war das denn gekommen?! Er sackte einfach zurück. Der Schmerz passte dazu, wie er sich fühlte... Tom sah das, er beobachtete, wie Harry zurück sackte, wie weitere Tränen über dessen bleiche Wangen liefen. Das bestätigte seinen schlimmsten Verdacht. Harry hatte sich was eingefangen. „Bleib ruhig liegen, Severus kommt gleich, er bringt einen Trank mit, ich denke, du hast dir eine Erkältung eingefangen, die wir vor Weihnachten noch auskurieren müssen, du wirst nicht glücklich sein, wenn du sie dann noch hast.“ Warum nicht? Was machte es für einen Unterschied? Er schloss einfach seine Augen wieder. Etwas schlafen, Alles ausblenden. „Tom, ich bin hier.“ „Nicht einschlafen, Kleiner, erst gibt es Medikamente,“ merkte Tom sanft an, er hob Harry etwas an, „Und was zu Essen, du hast seit gestern Früh nichts mehr gehabt. Und sag gar nicht erst kein Hunger, Kleiner,“ fügte er gleich an. „Du musst was essen und vor Allem was trinken.“ „Ich schließe, der Unglücksvogel hat wieder laut hier gerufen,“ stellte Severus nur fest, er trat zu Tom, musterte den Jungen, der ja... sein Patenkind war. Er hielt zwei Phiolen in Richtung Tom, legte seine Hand auf Harrys Stirn. „Fieber,“ diagnostizierte er. „Bett, der Rest des Tages.“ Tom nickte nur, er brachte Harry dazu, erst den Trank zu trinken, der die Viren im Laufe der nächsten Stunden abtöten würde, gab ihm dann auch noch den Schmerztrank und bestellte was zu Essen, er schickte Severus allerdings noch einen warnenden Blick, den der auch zu verstehen schien. „Wo ist Fawkes?“, fragte er dann. „Ich hätte nicht gedacht, dass er geht.“ Das hatte ihn beim Aufwachen wirklich gewundert. „Er sagte etwas von Geschenken,“ erklärte Severus nur. „Und Schleifen,“ fügte er, fast etwas hämisch an, blickte dann wieder zu dem Jungen, der aussah, als würde er wirklich gleich raus geworfen werden. Seltsam, dass Niemand gesehen haben wollte, dass das Kind so kaputt gemacht worden war. „Ich habe zu Tun, eine Tochter, die durch das gesamte Haus jagt, um versteckte Geschenke zu finden und eine schwangere Frau, die darauf besteht, crunchy Erdnussbutter mit sauren Gurken zu essen – also sollte in den nächsten Stunden nicht Jemand sterben – will ich nicht gerufen werden.“ Tom lachte leise. „Nun, wenigstens hält ihn Jemand in Schach,“ meinte er nur, strich leicht über Harrys Gesicht. „Komm schon;“ sprach er. „Mach nicht so ein Gesicht, bald ist Weihnachten.“ Harry zwang sich ein Lächeln ab, froh, dass der Andere erst mal nicht mehr auf das andere Thema zurückkam. Nur, um keinen weiteren Streit aufkommen zu lassen, aß er auch etwas, trank den nicht gerade gut schmeckenden Tee und sackte am Ende in sich zusammen, schlief erneut ein. Dieses Mal ließ Tom Harry schlafen, er wusste der Trank war eklig und wenn der Junge nicht wach war, würde er weniger davon mitbekommen. „Was soll ich nur mit dir machen;“ fragte er leise, strich über die warme Stirn. „Ich will dir doch nur helfen. Wie soll ich dir denn eine Familie geben, wenn du dich gleichzeitig so dagegen wehrst?“ „So sehr er es auch will, er hat viel zu viel Angst, dass die, denen er sich anvertraut, dann sterben würden,“ erinnerte Fawkes, der Sekunden vorher aus einer Stichflamme hervor gekommen war. „Ich weiß,“ gab Tom zurück. „Aber wie zum Henker soll ich..?!“ „Die Tatsache, dass Sirius da sein wird, wird ihm zeigen, dass es so nicht sein muss. Wie geht es ihm?“ „Er hat eine Erkältung, er hat die Tränke bekommen, etwas gegessen, etwas getrunken und danach sofort wieder eingeschlafen. Ich denke, er glaubt mir nicht... was soll ich tun?“ „Bei ihm bleiben,“ gab Fawkes sofort zurück. „Ich weiß, was du heut Nachmittag besprechen willst, ich kann das mit Blondie übernehmen. Der Junge ist wohl wichtiger.“ „Und du?“, fragte Tom ruhig. „Willst du nicht hier sein?“ Fawkes lächelte freundlich. „Doch. Und ich werde da sein, ich werde das sehr schnell hinter mich bringen. Ich will bei ihm sein, er weiß, dass ich es sein werde. Aber du bist es, bei dem er Angst hat,“ erinnerte er. Tom nickte. „Ja,“ stimmte er zu. „Ich bleibe hier...“ „Bitte... was?“ Draco hob eine Augenbraue. „Habe ich gestottert?“, fragte er. „Ich habe mich doch deutlich ausgedrückt!“ „Du willst mir sagen, dass du um... den Sohn unseres Lords zu werben gedenkst und morgen, zu Weihnachten, damit anfangen willst?“, fasste Lucius zusammen. „Mein Sohn will mein Patenkind heiraten?!“ Lucius war... nun, überrascht, um es milde auszudrücken, er wusste aus mehr als einer Quelle, dass Harry viel zu fertig war, viel zu verschreckt, um Jemanden an sich heran zu lassen, oder einer Person Hoffnung zu machen. Nicht zu vergessen, dass er ja schon einen Gefährten hatte und Fawkes war sicher nicht willens, zu teilen. Er wusste ohnehin, dass das hier nichts mit Liebe zu Tun hatte, sondern das Draco versuchte, politische Schachzüge zu spielen, von deren Auswirkungen er keine Ahnung hatte. Er kam sich wohl furchtbar schlau vor, aber das war die Art Verhalten, die eine ganz schnell von jeglicher Macht herunter holte. Dummer Junge. Er hatte es ihm doch wirklich besser beigebracht! „Und?“, fragte Draco. „Was sagst du?“ „Zu welcher dieser Dummheiten genau?“, konterte Lucius. „Vater! Was soll das? Du hast Mom geheiratet, weil sie ein Sprungbrett war, sie hat unsere mit der Familie der Blacks verbunden und uns mehr Einfluss gegeben, ich gedenke, Dasselbe zu tun, das ist Alles.“ „Ich habe deine Mutter geheiratet, weil ich mich in sie verliebt habe,“ korrigierte Lucius ruhig. Ja, eine Verlobung wurde von Anfang an vorgeschlagen, aber sie war weder fest ausgemacht, noch sonst was.“ „Ich mag Harry, er ist ruhig, hübsch und meistens still, er wird...“ „Draco! Das ist weder Liebe noch sonst etwas, das ist deine verdammte Eitelkeit! Und damit machst nicht nur du dich am Ende unglücklich, sondern Harry auch, er ist mein Patensohn, ich will nicht, dass er dich heiratet.“ Nicht, dass das passieren würde, doch er versuchte es ja immer noch auf dem Weg von Einsicht und Vernunft. Wohl aber nicht die beste Wahl, denn das Funkeln in Dracos Augen sagte eigentlich schon Alles. „Ich wollte deine Einwilligung, aber ich kann das auch sehr wohl so machen, Vater,“ knurrte Draco ungehalten. Er hatte nicht vor, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Harry war süß genug, er hielt meistens die Klappe, er war leicht zu handeln, er würde sicher meist nur im Haus hocken und auf seine Rückkehr warten, besser konnte es nicht sein, er würde mächtig werden und noch einen putzigen Ehemann haben, den er herumzeigen konnte! Das würde er sich sicher nicht von seinem Vater und dessen auf ein Mal gefundenes Gewissen kaputt machen lassen! Lucius hob eine Augenbraue. Gut, wenn keine Einsicht kam... würde er seinen Sohn eben voll Karacho ins Messer rennen lassen. Wer nicht hören wollte, musste eben fühlen. „Tu, was du nicht lassen kannst, aber ich warne dich, du wirst auf deiner hübschen, kleinen Nase landen. Harry will nichts von dir, außer Freundschaft vielleicht und das, was du tust, ist eigentlich Betrug an ihm.“ „Du, Vater, bist nur eifersüchtig, denn du kannst ihn nicht heiraten! Du willst ihn für dich und darum soll ich ihn nicht haben, das ist es doch! Und da mache ich nicht mit! Er gehört mir!“ Lucius schüttelte den Kopf, sah seinem Sohn hinterher. Dieser kleine Dummkopf. Er hatte ihn wirklich zu sehr verwöhnt. Er, mit einem Kind im Alter seines eigenen, gerade extrem hormongesteuerten Sohnes, der der festen Meinung war, das Geschenk an die magische Welt schlechthin zu sein. Nur, dieser letzte Vorwurf ging ihm auf die Nerven. Er war sicher nicht pädophil. Er war nicht der irre Phönix. Er stand nicht auf Kinder. Wirklich nicht und er war auch nicht so geil auf Macht, dass er dafür einen Jungen heiraten wollte, der so schon genug durchgemacht hatte, er wusste, ihm, und vor Allem Draco würde irgendwann der Geduldsfaden reißen würde, er würde Harry verletzten, schrecklich verletzen. Nur gut, dass diese Idee wirklich nur in Dracos Kopf existierte und dass an der Stelle, die sein Sohn gerade haben wollte, Fawkes saß. So wenig er diesen Irren mochte, er war sicher besser, dass Toms Sohn bei ihm in guten Händen sein mochte. Der Phönix war unerträglich arrogant, selbstüberbewusst, besserwisserisch, und unberechenbar, doch sobald es um Harry ging, war der Mann schon fast unerträglich süß. Wer sonst konnte und würde einen Toten zurückholen, nur um einen Anderen glücklich zu machen? Sein Sohn sicher nicht. Der Einzige, den er glücklich machen wollte, war leider er selbst. Nun, Draco würde schon seinen Puffer bekommen, wenn er, vielleicht das erste Mal in seinem Leben, das Wort nein hören würde. Vielleicht am erste Feiertag, wenn traditionell Alle zusammen feiern würden. Obwohl er ziemlich sicher war, dass Harry nicht da sein würde, da er zu sehr mit seinem Geschenk beschäftigt sein würde. Nun, er war schon gespannt auf Toms Gesicht, wenn Draco ihm erzählen würde, was er tun wollte. Kapitel 16: Weihnachten ----------------------- Tom seufzte leise, er beobachtete seinen Sohn, der sich langsam den dicken Rollkragenpullover überzog. Der Jüngere hatte fast die gesamte Zeit über geschlafen, auch gestern, doch er war immer noch nicht wieder ganz fit. Er hatte eine weitere Dosis von dem Trank gebraucht, die meiste Zeit hatte er sich auch bemüht, Niemanden anzusehen, ja nicht aufzufallen. Sie hatten ihn nicht allein lassen können, er hatte auch die gesamte Zeit Alpträume gehabt, aber wie immer nichts über sie gesagt. Wenn man ihn darauf angesprochen hatte, war er nur jedes Mal in Tränen ausgebrochen. Doch dann lächelte er. Oh, er war sich sicher, heute würde sich Alles ändern. Sie hatten nachgegeben, normalerweise gab es erst am nächsten Tag, am ersten Feiertag Geschenke, doch in dem Fall würde Harry eines davon sozusagen heute schon bekommen. Darum scheuchte er den Kleinen auch gerade aus seinem Bett, nun, auch, wegen des Familienweihnachtsessens. Aber das würde es erst in drei Stunden geben. Aber Harry wollte sicher etwas Zeit. Langsam sah Harry auf. Ihm war kalt, er wollte nur zurück in sein Bett und nach dem Schmerztrank fühlte sein Kopf sich zu leicht an. Doch sein Vater bestand darauf. Es wunderte ihn eh, dass er immer noch keinen Ärger bekommen hatte und der Andere hatte ihn die gesamte Zeit über nicht allein gelassen. Er war nicht allein gewesen. Auch, wenn er meist so getan hatte, wie er hatte nicht so viel geschlafen und er war nie allein gewesen, entweder sein Vater oder Fawkes, einer von Beiden war immer da gewesen. Was er gleich noch weniger verstand. „Ich.. bin fertig,“ murmelte er schließlich. „Dann gehen wir,“ lächelte Tom aufmunternd. Er nahm Harrys Hand, ging ruhig mit ihm die Wege entlang, bis hin zu dem kleinen Salon, in dem der Weihnachtsbaum stand. Groß und geschmückt mit Flitter, kleinen Holzfiguren und goldenen Tütchen, die mit Süßigkeiten gefüllt waren. Kandierte Rosenblätter, Schokolade, andere Dinge. Er wusste, Harry mochte Süßes und Severus war auf diese Idee gekommen, Fawkes hatte sie dann umgesetzt. Er hatte auch rote Kerzen aufgesteckt, sie Alle waren angezündet, er stand neben dem Baum, grinste über das gesamte Gesicht. Doch schließlich trat er zu dem Jüngeren, schloss seinen Gefährten in die Arme: „Frohe Weihnachten,“ lächelte er, strich über Harrys Wangen. Er hatte immer noch leichtes Fieber, aber er wusste, ab heute würde es besser werden und das allein war für ihn besser, als jedes Geschenk sein konnte. Er brachte seinen Gefährten dazu, sich auf eines der Sitzkissen zu setzen, gab ihm dann eine der Tüten in die Hand. „Kuck doch nicht, als wäre das hier eine Beerdigung..“ Harry sah auf die Tüte, rang sich ein kleines Lächeln ab, blickte auf den Inhalt. Er wusste nicht, ob er was nehmen wollte oder nicht. Leise trat Sirius in den Raum ein, hinter ihm Charlie, sie waren erst vor einigen Minuten rüber gekommen, zusammen mit Remus, waren in zwei weiteren Gästezimmern untergekommen. Sie standen am Eingang, beobachteten den Jungen, der da saß. Harry wirkte so verloren, wie er da saß, vor dem Baum, in seiner Hand ein kleines Goldtütchen, das er musterte, ohne rein zu greifen oder sonst was. Kurz ballte Sirius die Faust vor Wut, er war gestern schon mal hier gewesen, im Kerker, Leute foltern. Doch gerade jetzt hatte er das dringende Bedürfnis, genau das wieder zu tun. Doch dann riss er sich zusammen, grinste. „Mann, erschlagt einen doch mit dieser Weihnachtsstimmung! Welpe! Du sitzt da, als wäre in der Tüte was richtig Widerliches – Bertie Botts Bohnen mit Popelgeschmack oder so was!“ Was? Diese Stimme! Tief, ruhig, immer irgendwie lustig... das konnte nicht sein! Das war nicht möglich! Er packte die Tüte etwas fester, bis man sie ihm aus der Hand nahm und Fawkes seinen Kopf etwas herum drehte. Er musste halluzinieren, das konnte nicht sein! Siri, er war tot! Das hier war nicht Regulus, der Mann war größer, etwas breiter, mit längeren Haaren. „Nein...,“ flüsterte er tonlos. „Harry, er ist da,“ sprach Fawkes leise. „Das ist mein Weihnachtsgeschenk für dich, ich habe ihn zurückgeholt, er ist echt, es ist dein Sirius. Na los, geh schon, das ist es doch, was du immer wolltest...“ „Siri,“ rief Harry, er wusste nicht, wie er wieder auf die Beine gekommen war, rannte einfach durch den Raum, warf sich in die Arme des Anderen, der ihn tatsächlich auffing. So vertraut, das Gefühl, an den Älteren gezogen zu werden. Das Gefühl, absolut sicher zu sein, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Die Arme, sie waren warm und er konnte das Herz schlagen hören, unter dem einfachen, weißen Hemd. „Jap,“ lächelte der Andere, er trat zurück zu dem Baum, Harry trug er einfach, setzte sich dann auf eines der Kissen, zog den Kleinen auf seinen Schoß. „Ich bin wieder daaaa! Nicht mal der Tod kommt mit einem Herumtreiber klar, ich wette, er war heilfroh, als er eine Möglichkeit hatte, mich wieder los zu werden,“ lächelte er. „Und jetzt bin ich hier, hab Moony etwas in den Wahnsinn getrieben, einige Leute vermöbelt und bin sofort zu dir gerannt – nur – gegen die Schleife hab ich mich dann doch gewehrt.“ „Siri,“ flüsterte Harry nur, er schlang seine Arme um den Hals des Älteren, klammerte sich an ihn und begann zu weinen. Er konnte es nicht glauben! Sirius, er war da, er war wirklich da! Er hatte sich nicht aufgelöst, er hielt ihn, er schien nicht mal sauer zu sein! Er war wie immer! Lustig, kaum ernst, sicher. So anders, als sein Bruder, der ihn ja eigentlich auf die Welt gebracht hatte. Er vergrub seinen Kopf an der Schulter des Älteren, es roch sogar nach Sirius. Er konnte nur er sein. Kein Klon, kein Trank. Fawkes lächelte, als er das beobachtete, die beiden Leute, die sich umklammerten, er konnte fühlen, wie etwas von Harry abfiel, wie ein Gewicht, dass ihn all die Zeit schrecklich belastet hatte und er wusste, das war es wert gewesen. Er setzte sich auf einen der Sessel, tauschte einen Blick mit Tom, der das Ganze von dem anderen Sessel aus beobachtet hatte und zufrieden aussah. „Ja, ich. Nur das Original, Kleiner,“ bestätigte Sirius. „Und du... siehst schauerlich aus,“ stellte er fest, strich leicht über Harrys Haare. „Na ja, wenigstens hast du endlich ein Bisschen mehr Gewicht auf den Rippen. Bist immer noch zu leicht, aber he – wenigstens hab ich keine Angst mehr, dass du nachts im Schlaf verhungerst.“ Harry lächelte, trotz der Tränen. „Sie... sagen, drei Mahlzeiten am Tag, mindestens,“ flüsterte er. „Gut so,“ gab Sirius nur zurück, hob Harrys Gesicht an und studierte ihn, wischte die Tränenspuren ab. Die dunklen Augen waren ungewohnt, doch er fand, das Aussehen passte nun viel besser zu dem Charakter seines Kleinen. Seines Neffen, wie er sich in Erinnerung rief. Dem Sohn von seinem vollkommen durchgetickten, nicht zurechnungsfähigen Bruder. Aber zum Glück hatte der Kleine nur das Aussehen der Blacks geerbt, nicht den allgemeinen Wahnsinn. Regulus dachte vermutlich immer noch, dass ein Geist ihn gestern durchgeohrfeigt hatte, er hatte immer wieder gekreischt, dass er nicht mehr leben würde, dass er verreckt sei, weil er so dumm gewesen war. Regulus hatte ihn nie gemocht, warum auch immer, aber es war immerhin trotzdem sein Bruder, wobei er das inzwischen mehr als schade fand. Regulus war schlicht bekloppt. Aber das spielte keine Rolle mehr. Seit gestern war Regulus für ihn keine Familie mehr, Punkt. Er hielt seinen Kleinen eine ganze Weile einfach nur fest, sah zu, wie einer nach dem Anderen den Raum verließ, zuletzt auch der verdammte Phönix, der Charlie mitgenommen hatte. Nett. Er sah zu Harry, der sich an ihn kuschelte, ihn festhielt, mit einer Kraft, die er dem ausgemergelten Körper kaum zugetraut hätte. „Harry, ich bin da,“ bestätigte er leise, hob den Kopf des Jüngeren an. „Was ist los? Du siehst schrecklich aus.“ „Ich... du... du bist nicht böse?“, fragte Harry mit zitternder Lippe. „Böse?“, fragte Sirius verwirrt. „Warum sollte ich böse sein?“, fragte er nicht ganz verstehend, was das nun schon wieder sollte. „Wegen... du bist gestorben, weil...“ „Oh, Harry. Hast du dir das allen ernstes die ganze Zeit eingeredet?“, fragte Sirius leise. „Das ist so großer Unsinn! Du konntest doch nichts dafür, du warst nicht Schuld, du bist ins Ministerium gelockt worden, so, wie ich auch. Es ging von Anfang an darum, zumindest einen von uns zu töten, vorzugsweise mich. Und hab ich dir nicht damals Weihnachten versprochen, dass du mich so schnell nicht los wirst? Ich hab den Tod so lang gepiesackt bis er mich hat gehen lassen:“ Eine weitere Träne rann aus Harrys Augen, sein Griff verstärkte sich etwas. „Hast du immer noch Alpträume?“, fragte Sirius leise. „Manchmal,“ flüsterte Harry. „Ich... immer wieder, ich.. ich hab dich fallen sehen, immer wieder, aber... seit ich hier bin... ist... ist es nicht mehr so schlimm, wenn... Fawkes singt, ist.. es besser. Oder... wenn... Vater bei... mir schläft, ich... ich hab dich so vermisst, ich... ich konnte es ihnen nicht erzählen!“ „Warum nicht?“, fragte Sirius leise weiter, strich Harry ermutigend über den Arm. Er zwang den Kleinen nicht, ihn in dem Moment anzusehen, er ließ diesen sein Gesicht verstecken, er kannte seinen Jungen, er wusste, wie schwer ihm schon all das hier fiel. „Sie scheinen doch ganz in Ordnung zu sein, sogar dieser eingebildete Phönix.“ „Ich... ich konnte doch nicht!“ „Warum?“, bohrte Sirius weiter. Ihm war klar, dass Niemand außer ihm etwas aus dem Jungen heraus bekommen würde. Sein Kleiner hatte extreme Probleme, Irgendwem zu trauen, auch Remus, obwohl er den Werwolf wirklich mochte. „Jeder... Jeder, dem ich was erzählt habe.. Jeder, der... der versucht hat, mir zu helfen, sie... sind Alle gestorben... jedes Mal, Cedric, du... die Lehrerin in... der Grundschule.“ „Das passiert nicht mehr,“ versprach Sirius. „Du bist in Sicherheit, weit, weit weg von England, Niemand glaubt auch nur, dass du lebst. Charlie, er hatte einen Verdacht, aber er konnte es nicht. Du kannst darüber reden, mit Jedem Niemand wird deswegen sterben und nur, um es noch mal gesagt zu haben – meine Wenigkeit ist auch wieder hier.“ Automatisch sah Harry kurz auf, dann kuschelte er sich wieder an den Anderen. „Ich... es... bleibst du?“, fragte er mit leisem Stimmchen. „Ich bleibe,“ versprach Sirius, ohne zu zögern. „Ich weiß aus sicherer Quelle, dass dein Vater, Merlin, ich kann immer noch nicht glauben, dass er der sooo böse Lord sein soll, ein Haus hier ganz in der Nähe gekauft hat, als eine Art neuen Familienstammsitz. Aber verrat nicht, dass ich es dir gesteckt habe. Es ist sein Weihnachtsgeschenk an die gesamte Familie. Früher war es eine Villa in England, aber er meinte, dass es ja hier auch ganz bequem ist. Einige seiner Leute haben Wochen damit verbracht, Alles zu schrumpfen und hier in ein neues Haus zu bringen. Damit ihr nicht mehr bei den Malfoys wohnt. Und das Beste – Charlie und ich ziehen mit ein!“ Harry lächelte, vielleicht das erste Mal seit Sirius’ Tod ehrlich. „Das… das ist toll“, flüsterte er. „Ich... hab dich so vermisst...“ „Ich weiß, Welpe, ich weiß“, gab Sirius leise zurück. „Aber jetzt bin ich wieder da und ich habe keinerlei Intentionen, wieder zu verschwinden, zu sterben oder sonst was. Ich bin hier, um dir zu helfen und ich achte darauf, dass Niemand mehr stirbt, den du liebst.“ Er drückte den schmalen Körper näher an sich, danach hielt er Harry einfach nur noch. „Siri...“ „Hm?“, fragte der Ältere leise, froh, dass der Kleine endlich von sich aus zu sprechen begann, etwas, das er offensichtlich all die Monate nicht getan hatte, auch, wenn man es versucht hatte. Aber Harry hatte schon immer die Angewohnheit gehabt, vollkommen dicht zu machen, je mehr man ihn bedrängt hatte. „Wie ist es, wenn man verliebt ist...?“ „Harry!“, Sirius lachte, drückte den Jüngeren enger an sich. „Ist da was, das du mir sagen willst?“ „Ich… ich weiß es nicht, ich...Kannst du es mir nicht sagen?“ „Hmmm, das ist ziemlich unterschiedlich, etwas Anders für Jeden. Bei mir... ich habe oft an diese Person gedacht, wenn ich in seiner Nähe bin, geht es mir gut, er bringt mich dazu, die verrücktesten Sachen zu tun, oder eben nicht zu tun, Snivvi zu ärgern, zum Beispiel. Ihn zu küssen – nun, sagen wir, es kann einen von den Beinen werfen.“ Er grinste. „Und… das hat nicht zufällig was mit Jemandem zu tun, der eine krankhafte Neigung zu Rot und Gold hat, oder?“, fragte er. Harry spürte, wie er feuerrot wurde, er starrte auf seine Finger, nickte aber dann: „Wer?“ fragte er, wie um abzulenken: „Wen liebst du? Du hast es mir nie erzählt...“ „Dazu hatte ich ja leider nie Zeit,“ seufzte Siris, lächelte aber dann: „Charlie. Und bevor du fragst, ja, wir sind zusammen, ja er ist hier und es tut ihm Leid, dass er so gemein war. Sieht so aus, als haben ihn die letzten Monate auch etwas... mitgenommen.“ Harry lächelte. „Ich... bin froh, dass du nicht mehr... allein bist,“ flüsterte er. Das war es, was er immer am meisten gehasst hatte, den Gedanken daran, dass Siri Niemanden hatte, allein auf der Flucht war. Sirius lächelte etwas, spielte mit den schwarzen Strähnen seines Neffen. „Ich war nicht allein,“ erinnerte er ihn sanft. „Ich hatte auch immer dich.“ Er küsste Harry auf die Stirn. „Aber du lenkst ab – liebst du diesen Federtrottel?“ „Er... ist kein Trottel!“, verteidigte Harry ihn automatisch. „Er... er ist immer da,“ fügte er leise an. „Immer... wenn es mir besonders schlecht gegangen ist. Und.. woher wusstest du, dass er...?“ „Oh, Harry, ich bin alt, ich kann Menschen eigentlich auch ganz gut einschätzen und weißt du, da gab es einige Sachen, die mir aufgefallen sind. Zum Beispiel, dass er es war, der mich zurück geholt hat – für dich. Und, dass er eben hinter dir stand und als Letzter raus gegangen ist, er liebt dich, Welpe.“ „Was...? Wieso sagst du so was?“, fragte Harry zitternd. Nein! Das konnte nicht sein! Wie konnte ein Mann wie Fawkes ihn, gerade ihn lieben?! Das war nicht möglich! Er war sich doch seiner eigenen Gefühle nicht sicher und er hatte so viel Angst, was dabei kaputt gehen konnte! Ginny hatte auch immer gedacht, ihn zu lieben! Es war nie gut gegangen! „Wie er dich ansieht,“ erklärte Sirius leise, überrascht, dass Fawkes tatsächlich so eine Geduld zu haben schien. „Als wärest du der Mittelpunkt seiner Welt. Er ist hier, bei dir, er arbeitet kaum noch für deinen Vater, er ist nicht in England, er ist hier. Er hat mich zurück geholt, damit Jemand, dem du vertraust, endlich für dich da ist, auch, um einfach nur mit dir zu reden. Das macht man nicht, wenn man Jemanden nicht sehr, sehr liebt, Welpe.“ „Aber... er hat nie was gesagt..“ „Wie hättest du wohl auf so was reagiert?“, fragte Sirius. „Vielleicht wärest du sogar weggerannt. Meinst du, das wollte er riskieren? Ich denke nicht. Er wollte dir Zeit geben.“ Er strich dem Jüngeren weiter durch die Haare. „Rede einfach mit ihm, wenn du dich bereit dazu fühlst, er wird dir so viel Zeit geben, wie du brauchst. Er will für dich da sein, das scheint ihm das Wichtigste zu sein.“ Harry sackte wieder gegen die Brust des Anderen. „Warum...? Warum sollte er mich lieben? Ich... ich bringe nur... Ärger...“ „Das ist ganz, ganz großer Unsinn und ich denke, das ist dir sogar irgendwo hier drin,“ er deutete auf Harrys Stirn. „Klar. Warum sollte er dich nicht lieben? Du bist großartig, Kleiner. Du bist hübsch, du bist sanft, du bist ehrlich, du bist ruhig. Du bist Alles, was man sich wünschen kann. Du solltest wirklich nicht immer so schlecht von dir selbst denken.“ Harry antwortete nicht, er lauschte nur dem Herzschlag des Anderen, er war so beruhigend, so stark... Sirius hielt seinen Kleinen, kraulte ihn etwas im Nacken, er lächelte, sah auf Harry herab und er wusste, allein sein Auftauchen musste ihm geholfen haben, mehr, als der Jüngere es erkennen konnte, zumindest im Moment. Er würde seinem Jungen schon helfen, wieder Fuß zu fassen. Er war nicht sein dummer Bruder, der darauf aus zu sein schien, Alles kaputt zu machen! Für ihn gab es nichts Wichtigeres, als Harry und Charlie. Er hatte sich sogar schon einen Job beschafft, in Durmstrang, als Lehrer für Animagie. „Hmrhrm.“ Beide, Harry und Sirius, sahen auf und zumindest Harrys Gesicht nahm einen leichten Rotstich an. Da standen Fawkes und Charlie. „Was gibt es?“, fragte Sirius, lächelte seinem Geliebten zu, dem man nun doch sein schlechtes Gewissen etwas anmerkte. „Nun, ihr hockt hier seit fast drei Stunden. Und das Essen ist gleich fertig. Wir sollen euch einsammeln,“ erklärte Fawkes, er lächelte Harry zu. „Ich sehe, dein Geschenk hat deinen Geschmack getroffen?“ Harry sah auf, er lächelte glücklich, stand schließlich auf, ging zu dem Anderen und umarmte ihn einfach. „Danke, das... war das tollste... Geschenk überhaupt...“ Überrascht blickte Fawkes auf den Jüngeren, der seine Taille umschlungen hatte. Das war das erste Mal, dass Harry so, wenn er seinen menschlichen Körper hatte, Nähe suchte, vor Allem, bei ihm. Und nicht mal auf seinen Vater ging er so zu. Und er wusste, vor Allem, als Charlie und Black das grinsen anfingen, dass er selbst so dumm und glücklich grinsen musste, dass seine Reputation gerade dabei war, sich zu verabschieden. Nur zu gern erwiderte er die Umarmung für die allein sich in seinen Augen alles gelohnt hatte, strich durch Harrys Haare. „Immer wieder gern,“ gab er zurück. „Schön, dich endlich wieder mal lächeln zu sehen... Das solltest du wirklich öfter tun.“ Das brachte Harry dazu, noch röter zu werden und er musste sagen, als die Arme des Anderen sich um ihn schlossen, ganz ohne, dass er Panik hatte und Fawkes es tat, um ihn daran zu hindern, sich selbst was zu tun, fühlte sich wirklich gut an. Doch dann trat er doch etwas zurück, sah zu Sirius, der gerade Charlie küsste. Sein Onkel sah wirklich glücklich aus. Er warf einen weiteren, unauffälligen Blick zu Fawkes, dann lief er los. Charlie lachte leise, als Fawkes mit Harry schon halb aus dem Zimmer war. „Die Beiden sind ja so süß,“ flüsterte er. „Sieh sie dir nur mal an....“ „Ich sehe es“, grinste Sirius nur. „Und ich habe vor, Harry etwas aus sich raus zu locken.“ „Er sieht jetzt schon besser aus, als ich ihn je gesehen habe.“ „Er hat einfach nur Jemanden gebraucht, der ihm seinen hübschen, sturen, kleinen Kopf zurechtrückt,“ erklärte Sirius. „Er hat sich so viel Dummes eingeredet...“ „Dafür hat er ja jetzt dich,“ meinte Charlie nur, bevor sie den kleinen Salon betraten und sich setzten, Sirius neben Harry, auf dessen anderer Seite schon Fawkes Platz genommen hatte und Charlie neben seinem Geliebten. Tom war überrascht, als Harry ihm gegenüber Platz nahm. So hatte er seinen Sohn noch nie gesehen. Seine Augen strahlten, er lächelte etwas und obwohl es ihm eben noch nicht wirklich gut gegangen war, sah er nun aus, als wäre er gesund. Er hatte ja gewusst, Black konnte etwas tun, aber mit so einer Wirkung hatte er wirklich nicht gerechnet. Der Rest des Abends ging schnell vorbei. Fischstäbchen, Kartoffeln Heringssalat und andere Dinge, Harry aber schien vor Allem die Fischstäbchen toll zu finden. Die Hauselfen hatten wirklich einen Narren an dem Jungen gefressen, dass sie so was auftischten. Nach dem Essen waren sie wieder in den Raum mit dem Weihnachtsbaum gegangen, er hatte Harry erneut eine der kleinen Tüten gegeben, die der dieses Mal auch wirklich genommen hatte und den Inhalt auch gegessen hatte. Auf Sirius’ Schoß, verstand sich. Doch Black hatte nicht so ausgesehen, als habe er was dagegen, im Gegenteil, der Beste hatte selbst mehrere dieser Tüten geleert, Harry immer weiter Süßigkeiten zugesteckt und hatte ihn gehalten, bis Harry in seinem Schoß eingeschlafen war. Sie hatten Alle noch etwas geredet und Tom hatte Sirius verboten, Regulus weiter körperlich zu schaden, oder auf irgendeine andere Weise, er würde sich schon um seinen Mann kümmern, immerhin konnte der nicht wirklich was für sein Verhalten, er sei eben krank und sie hätten es leider zu spät gemerkt. Sirius hatte kein Wort gesagt, nur Harry fester an sich gedrückt, doch dann war der Jüngere unruhig geworden, als würde er spüren, was los war, weswegen Fawkes aufgestanden war. Er hatte keine Lust, Regulus Black zu verteidigen, den er am liebsten selbst grillen wollte. Stattdessen ging er vor Sirius in die Knie, hob Harry vorsichtig auf seine Arme und brachte ihn in sein Zimmer zurück, wo er in Ruhe schlafen konnte. Fawkes hatte sich auf das Bett gesetzt, Harry gestreichelt. Es war auch für ihn einer der schönsten Tage gewesen. Harry hatte ihn von sich aus umarmt und nicht nur eine kurze Berührung. Als wäre er auf ein Mal aufgetaut und endlich bereit, sein Leben wieder zu leben, es selbst in die Hand zu nehmen. Er konnte sich nur immer wieder auf die Schultern klopfen für diese Idee. Er lächelte leicht, begann, etwas zu summen, bevor er seinen Körper wechselte, sich unter Harrys Arme arbeitete, seinen Kopf auf die Brust des Jüngeren legte und zufrieden einschlief. Wütend warf Albus einen Becher Met an die Wand seines Büros. Er fühlte sich wie ein Tiger im Käfig, immer weiter wurde er umrundet, immer enger rutschten die Wände um ihn zusammen. Er hatte Angst, dass er aufgegriffen werden könnte, sollte er die Schule verlassen. Vor Allem nun, wo raus gekommen war, dass Black nicht nur nicht schuldig war, sondern, dass er es gewesen war, der Alles getan hatte, um ihn erst in Azkaban zu halten, dann ihn umzubringen. Aus irgendeinem Grund wurde Alles um ihn herum immer brüchiger, es gab Momente, in denen hatte er praktisch gar keinen Einfluss mehr auf Irgendwen! Wie war das nur möglich?! All die gespannten Netze, all diese Mühe, die jahrelangen Vorbereitungen, Alles für die Katz, dank dieses dummen arroganten Bengels, der es gewagt hatte, zum falschen Zeitpunkt vor die Hunde zu gehen! Aber das würde er sich nicht gefallen lassen! Er würde zurückholen, was ihm gehörte, er würde seinen Einfluss wieder stark machen! Niemand, absolut Niemand wagte es, ihm ungestraft so seine Feiertage zu versauen! Oh, er würde wifeder aufsteigen und absolut Jeder, der gegen ihn gearbeitet hatte, würde einen schrecklichen Tod sterben, und wenn er jeden Mann und jede Frau und jedes Kind in diesem Land umbringen musste! Wütend lief er in seinem Büro auf und ab, immer wieder spürte er, wie die Schilde flackerten, überlastet, weil er die gesamte Macht des magischen Gebäudes in seine Zaubernetze gesteckt hatte, die doch Stück für Stück zu zerbrechen schienen, doch er versuchte es weiter, zu viele Jahre, zu viel Arbeit steckten in dem, was er gemacht hatte, inklusive der Tatsache, dass er Riddle kaputt gemacht hatte. Er würde nicht gehen und wenn er ging, würde er Alles um sich herum mitnehmen. Schlimm war, dass fast die ganze Schule leer war. Kaum noch Jemand schickte seine Kinder zu ihm, dabei war er ein Held! Ein Träger des Merlinordens erster Klasse! Die Eltern und Kinder sollten den Boden küssen, auf dem er wandelte?! Aber auch die würde er zur Rechenschaft ziehen! Wäre ja noch schöner! Und diese Kinder, die jetzt wie Feiglinge weggerannt waren, würden es sein, die er zu seinen persönlichen Sklaven machen würde! Er würde sie zu Ritualen verwenden, die ihn wieder jünger machen würden, damit er von seinem Erflog auch noch was haben konnte! Und mit den Weasleys, die Alle vor einer Woche verschwunden waren und die nicht wieder kommen würden, würde er beginnen! Diese kleinen, dreckigen Verräter… „Siri!“, rief Harry, als er am nächsten Morgen aufwachte, er weckte Fawkes, der zu seiner Überraschung mit ihm im Bett geschlafen hatte, als Phönix. Der sich nun übrigens schüttelte, ihn sehr, sehr seltsam musterte, seine Federn richtete und sich dann verwandelte. „Fawkes, wenn es Recht ist,“ murrte er, rieb sich seine Augen. „Warum bist du schon wach?“, verlangte er zu wissen. „Es ist gerade mal sieben Uhr und...“ „Lebt er? Lebt er wirklich wieder?!“, rief Harry aufgeregt. „Hab ich das nicht geträumt?!“ Dass da gerade sein Schwarm in seinem Bett saß, kam ihm dabei gar nicht. „Wenn du deinen Onkel meinst, der ist im Zimmer gegenüber, aber ich würde da nicht rein platzen, er ist nicht allein und den Geräuschen nach, die ich letzte Nacht gehört habe, dürftest du nicht begeistert sein, wie du sie findest.“ Harry lachte, er klatschte, umarmte den Anderen erneut. „Er ist wirklich wieder da! Er ist da, er ist nicht tot!“ „Nein, er ist nicht tot“, gab Fawkes zurück und er grinste nur noch breiter. Er strich über Harrys Rücken. „Ich freue mich, dass du endlich mal etwas aus dir raus kommst...“ er wuschelte durch Harrys Haare. „Wie fühlst du dich heute? Gut genug, um dich anzuziehen und mit mir runter zu kommen? Zumindest hast du kein Fieber mehr.“ Harry grinste und nickte, hastig hüpfte er aus dem Bett, rannte ins Bad und zog sich an, irgendeine nette Hauselfe hatte ihm sogar schon Sachen hingelegt, eine einfache, schwarze Hose und einen dunkelroten Pullover. Als er wieder raus kam, strahlte er Fawkes an. „Los! Komm schon, es ist Weihnachten, Siri ist sicher auch gleich wach und dann...!“ „Schon gut, schon gut,“ lachte Fawkes, er stand auf, nutzte einen Zauber, um eine Kleidung in einen einwandfreien Zustand zu versetzen und folgte dem Jüngeren, der mehrfach gegen die Tür seines Onkels hämmerte, was von Weihnachten rief und dann in den Salon mit dem Baum sprintete, nur milde überrascht, da schon seinen Vater zu sehen. Er wusste nicht, woher es kam, doch er fühlte sich so gut, als wäre er wirklich frei. Ohne nachzudenken, umarmte er den Anderen, setzte sich dann neben ihn. Überrascht hob Tom eine Augenbraue, während er die Umarmung erwiderte. Er tauschte einen Blick mit Fawkes, der grinste, wie Jemand, dem gerade ein besonders guter Streich gelungen war, was ihm sagte, dass er wohl nicht der Erste war, der auf diese Weise begrüßt worden war. „Dir auch einen wunderschönen Morgen, Sohn,“ gab er zurück, küsste Harry kurz auf die Stirn und lehnte sich zurück. Es vergingen keine zehn Minuten, bevor die Tür erneut auf ging und Black eintrat, seine langen Haare hatten die Bürste bestenfalls aus einer sicheren Entfernung gesehen und seine Klamotten sahen aus, als habe er in ihnen geschlafen. „Ich sehe, das war wohl ein... interessanter Abend...“ Sirius lachte leise und umarmte Harry, der auf ihn zugestürmt war. „Eher eine sehr interessante Art, geweckt zu werden;“ gab er zurück. Er war sich ziemlich sicher, dass er nicht viel mehr als drei, vier Stunden geschlafen hatte. Ja, er war... gut beschäftigt gewesen, auch, nachdem man Harry in dessen Raum zurück gebracht hatte. Er grinste Charlie an, der neben ihm stand. „Oder was meinst du?“ Der Rotschopf grinste, er sah Harry an, strich über dessen Kopf. Kurz richteten sich die ungewohnt dunklen Augen auf ihn, dann lächelte er, kuschelte sich wieder an seinen Onkel. „Ich kam wir vor, wie zu Hause,“ stimmte er zu. „Nur, dass Ron und der Rest der wilden Horde nicht an der Tür aufgehört haben.“ Tom grinste einfach nur, bevor auch er sich erhob. Er hatte Regulus schon in sein eigenes Haus rüber gebracht. Es war nicht ganz so riesig, wie die Anwesen der Malfoys, aber das sollte es auch gar nicht sein. Er würde irgendwann zurück nach England gehen, daher würde das hier nur eine Art Zweithaus sein, aber er war sich ziemlich sicher, dass Harry es vorziehen würde, hier zu bleiben. Und für seinen Sohn würde das Haus perfekt sein. Mittelgroß, mit weitläufigem Park. Vorerst würden sie Alle dort wohnen, aber es war vor Allem für ihn gedacht. Nun, und für dessen Gefährten. Er fürchtete, dass England für Harry zu viele schlechte Erinnerungen hielt, vielleicht war es besser, wenn der Junge eine Weile lang einfach hier bleiben konnte. „So, und nun, wo wir dabei sind, Harry, der Rest – kommt mit. Weihnachtsessen gibt es woanders.“ Überrascht sah Harry auf, das Haus? Das, was Fawkes erwähnt hatte?! Raus aus Malfoy Manor? Keine Gefahr mehr, dass Draco ihn die gesamte Zeit hinter ihm her rannte und versuchte, ihn zu betatschen! „Wohin?“, fragte er. Tom grinste nur, hielt dem Jüngeren die Winterrobe hin und zauberte die Stiefel her. „Das siehst du – gleich nach unserem kleinen Spaziergang. Und da gibt es dann die Geschenke,“ fügte er grinsend an. „Aber... meine Sachen!“ „Die Hauselfen sind schon... fertig“, grinste er, als er auf die Uhr blickte. „Komm schon, Kleiner!“, er nahm Harrys Hand, dann verließ er das Haus, begleitet von dem Andere, die sich ebenfalls Umhänge und Schuhe bringen ließen. Aufgeregt lief Harry neben seinem Vater her, als sie den verschneiten Weg entlang weg von dem großen Anwesen liefen, bis sie, nicht zu weit entfernt, zu einem anderen kamen. Es war kleiner, das sah man sofort. Es sah nicht aus, als könne man Durmstrang und Hogwarts dort unterbringen, es glich eher einem Südstaatenlandhaus der Oberklasse, auch von Baustil her. Ein mit unterschiedlich großen, flachen Steinplatten ausgelegter Weg, der frisch geräumt war, führte zur Haustüre. Sonst war die schneeweiße Decke über dem Grundstück unangetastet. Es musste herrlich aussehen im Sommer. Kaum standen sie vor der hohen Haustür, ging Diese auch schon auf und eine ganze kleine Armee von Hauselfen hüpfte aufgeregt auf und ab. „Masters hier, Masters hier! Masters...!“ Erst, als Tom seine Hand hob, kehrte Ruhe ein: „Das Festessen?“ „Zu Mittag pünktlich fertig ist!“, piepste eines der Stimmchen. „Weihnachtsbaum und Zimmer gerichtet sind! Und für jungen Master...!“ eine der Elfen trat vor, in ihren Armen Cara, die wenig begeistert zu sein schien, so herumgetragen zu werden und die sich erst beruhigte, als Harry sie auf den Arm nahm. Er sah sich in der Halle um, sie war groß und freundlich und an beiden Seiten führten Wendeltreppen zu einem Flur mit einer Tür, die wohl zu den Zimmern führte. Die Halle an sich war schon toll geschmückt, herrlich warm, mit einem riesigen Baum, voller Schmuck und Süßigkeiten. „Wow!“ Tom lächelte, er strich über Harrys Haare. „Unser eigenes Haus,“ erklärte er, führte Alle dann über eine der Treppen nach Oben in den ersten Stock, von da aus über eine weitere Treppe zum Familienflügel, wo er einige Türen öffnete. „Sirius und Charlie,“ wies er den Beiden eine Tür. „Für Lupin, wenn er hier schläft,“ eine weitere öffnete sich. Da... ist Regulus,“ seufzte Tom, deutete auf die, die sich nicht öffnete, doch dann lächelte er und deutete auf die Tür gegenüber: „Da wird dein Bruder schlafen, da bin ich und neben meinem Zimmer bist du,“ er strich durch Harrys Haare. „Und den Rest des Hauses kannst du selbst erforschen, ich habe auch einen großen Teil meiner Bücherei hierher bringen lassen und es gibt große Gärten.“ „Wow!“ „Es freut mich, dass es dir gefällt,“ lächelte Tom. „Denn das ist jetzt dein Zuhause. Du kannst rein und raus, apparieren, gehen oder sonst was. Und hier ist auch ein Schlüssel.“ Er gab Harry einen Schlüssel, der an einem Anhänger hing, an dem ein Stofftier baumelte – zu Aller Belustigung ein Miniebenbild der kleinen Pandadame, sie sofort begann, damit zu spielen. Zumindest so lang, bis ihr Herrchen den Schlüssel, sehr zu ihrem Missfallen, wegsteckte. „Wo... wo ist Fawkes Zimmer?“, fragte Harry leise. „Er...“ „Er seht auf Gardinenstangen, vor Allem auf die in deinem Zimmer,“ grinste Tom nur. „Er wollte kein eigenes, ich habe ihn gefragt, das Einzige, auf das er gestanden hat, ist genug Platz im Kleiderschrank, also hast du ein Ankleidezimmer.“ Batsch. Alle beobachtete, wie Harrys Gesicht einen roten Farbschimmer bekam, doch Niemand hörte ihn darüber klagen, dass er sein Zimmer teilen sollte. Sehr auffällig, grinste Tom in sich hinein, doch er freute sich, dass Harry sich jetzt endlich traute, etwas aus sich heraus zu gehen. Fawkes knurrte den Anderen nur an, schubste Harry in ihr Zimmer, grinste dann: „Wir sind in ein paar Minuten im Weihnachtszimmer,“ erklärte er. „Du kannst ja die Gäste begrüßen, ich bin mir sicher, Draco Malfoy wird einer der Ersten sein,“ fügte er zynisch an, dann ließ er die Tür zufallen. Sirius lachte offen heraus. „Merlin, kann es sein, dass der Beste meinem Kleinen hoffnungslos verfallen ist?“ „Ja, er ist meinem Sohn verfallen,“ gab Tom ruhig zurück, doch auch um seinen Mund bildeten sich amüsierte Lachfältchen. Er blickte auf die Tür, lächelte aber dann. „Und ich denke, er ist so ziemlich der Einzige, dem ich wirklich mit diesem Kind vertrauen kann.“ Er war nicht dumm, er wusste, Fawkes musste alt sein, sehr alt. Ja, er kam oft sehr arrogant rüber, aber meist stellte sich dann doch raus, dass er Recht gehabt hatte, mit egal, um was es gegangen war. Erfahrung, wie er annahm. Das Benehmen des Phönix stellte sich am Ende oft als das Richtige heraus, auch, wenn es ihm und allen Anderen dumm vorkam. Fawkes hatte ihnen viel voraus, er war stark, auch, wenn er das kaum zeigte, er war klug. Gut, er war auch eitel, aber verdammt, wenn er keinen Gefährten hätte, er würde den Anderen auch nicht von der Bettkante stoßen! Nicht zu vergessen, Fawkes war ein Krieger, er konnte Harry schützen, er konnte dafür sorgen, dass der Andere nicht mehr kämpfen musste und das war das Wichtigste. „Wieso?“, fragte Sirius. „Ich weiß nicht, ob ich ihm wirklich so traue.“ Tom verdrehte die Augen. „Ich kenne ihn seit fast einem Jahrhundert, weder ist er gealtert, noch sonst was. Er ist stark und ich kenne Niemanden, der ihn je besiegt hätte. Er mag sehr eifersüchtig sein, aber er ist auch beschützend und er richtet seine Aggressionen nicht gegen den Jungen, sondern gegen den, der ihn betatscht hat.“ Sirius blickte auf die Tür. „Wir werden sehen,“ gab er knapp zurück. „Wir treffen uns dann beim Baum?“ Tom nickte, er wartete, bis die Anderen weg waren, sah dann zu der Tür, hinter der sich Regulus verbarg. Er atmete ein Mal tief durch, dann trat er ein, wohl wissend, dass das noch böse werden konnte. Der Andere weigerte sich, auch nur an die Realität zu denken, er behauptete steif und fest, dass es sechzehn Jahre in der Vergangenheit war. Er wusste nicht, was er noch machen sollte... Fawkes dagegen grinste, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Das Zimmer war größer, als Harrys Altes, aber es war ja auch für zwei Leute konzipiert, mit einem breiteren Bett. Große, bogenförmige Fenster gaben den Blick in den hinteren Garten frei, sie waren aufgepolstert, damit man sich darauf setzen konnte. Tom hatte nicht vergessen, wie gern und oft sein Sohn dort saß. Die Farben waren warm und erdig gehalten, beruhigend. „Na? Wie gefällt es dir?“, fragte er. „Dein eigenes Zimmer?“, er deutete auf eine der Türen, öffnete sie und gab so den Blick auf ein riesiges Bad mit allem Luxus, Wanne mit Whirlfunktion, große Dusche, zwei Spülsteine, ein Klo, Alles auch noch schön dekoriert. Das andere Zimmer war ein Ankleideraum, rundum mit Schränken ausgestattet, in der Mitte ein hoher Spiegel. „Es ist... toll,“ gab Harry leise zurück, immer noch vollkommen verdattert, dass Fawkes bei ihm bleiben wollte. Das verstand er nicht, ja, Sirius hatte gesagt, der Andere liebe ihn und irgendwie machte es ja sogar Sinn, aber er konnte es nicht begreifen. An ihm war Nichts schön. Er war zu dürr, zu klein, zu knochig und eh vollkommen gestört. Er trat zu dem Fenster, setzte sich auf die breite, gepolsterte Bank. „Es ist... nicht mehr bei Lucius,“ fügte er an. Das war es, was ihm am Wichtigsten war. Es war etwas Eigenes. Fawkes lachte leise und ließ sich auf den Sessel der Sitzecke nieder. „Ja, das ist ein Vorteil,“ stimmte er zu. „Hier wird sicher nicht so viel los sein.“ „Und es ist kleiner,“ fügte Harry an. „Es ist… gemütlicher.“ „Auch. Komm,“ meinte er dann leise, streckte seinem Gefährten die Hand hin. „Gehen wir ins Weihnachtszimmer, dann gibt es Geschenke und außerdem ist dann das große Essen – wo dummerweise Alle kommen werden, auch die Todesser aus dem inneren Kreis.“ „Und... Remmy?“ „Ich glaube, er ist schon da“, grinste Fawkes nur, führte Harry durch die noch unbekannten Gänge, bis hin in einen kleinen Salon, der mit Kissen ausgelegt war und in dessen Mitte ein weiterer Baum stand. Geschmückt und unter ihm all die Geschenke. Er setzte sich, zog Harry zu sich. „Aber sie kommen erst in zwei Stunden oder so...“ So fand auch Sirius die Beiden kurz danach, er lächelte, als er das sah, Harry, zwischen Fawkes Beinen, an ihn gelehnt, die Augen auf den Baum gerichtet, in seiner Hand eine rotweiße Zuckerstange. „Na, ihr Beiden?“, fragte er grinsend. Harry wurde, nur zur Vorbeugung, rot, lächelte aber. „Und? Gefallen euch eure Zimmer auch?“ „Allerdings,“ grinste Sirius, er setzte sich, lehnte sich an die Wand und beobachtete, wie auch sein Lover sich setzte. Es dauerte nicht lange, bis auch Tom in Begleitung von Remus eintrat, er grinste etwas. „Welpe!“, lächelte Remus, er war überrascht, den Jüngeren so zu sehen. Er sah viel besser aus und er saß bei einem Anderen, als Tom, ohne nach einem Fluchtweg zu suchen. Er war auch erstaunt, als der Kleine sich in Ruhe umarmen ließ. Für Harry war es wir ein Traum. Familie. Das, was er sich als kleines Kind so oft gewünscht hatte. Er war nicht zum Zusehen verdammt, er saß mit am Baum, vor ihm stapelten sich Geschenke, es war warm und er bekam auch Süßigkeiten, so viel er wollte. Und zu seiner Überraschung bekam er noch andere Geschenke, was er nicht erwartet hatte. Neue Kleidung von Tom, Bücher über Pflege magischer Geschöpfe von Remus, zwei Romane von Charlie, ein tolles Spiel aus Japan, das sich Go nannte, von Sirius, der mal wieder was Tolles gefunden hatte und... eine wunderschöne Kette von Fawkes, die der ihm auch um den Hals gelegt hatte. Silbern, mit dünner Kette, an der ein Anhänger von Form eines Baumes hing. Eine Irminsuleiche, wie der Ältere erklärt hatte, ein Symbol für Leben. „Kommt,“ merkte Tom schließlich an. „Die Anderen kommen sicher gleich zum Essen, wie müssen sie ja begrüßen.“ Er erhob sich, lief zuerst heraus, dicht gefolgt von Remus und Charlie, die auf ein Mal grinsten und auch Sirius blieb auf ein Mal vor der Tür stehen. Fawkes hatte das nicht bemerkt, er hatte sich nur auf den Jüngeren konzentriert, der so glücklich in seinen Armen gesessen hatte. Ein Fehler, wie er feststellte, denn auf ein Mal riefen Alle auf ein Mal: „Mistelzweige!“ Verwirrt sah Harry auf – und bemerkte die Zweige mit ihren so einprägsam geformten Blättern über dem Türrahmen, die er gar nicht bemerkt hatte. Langsam sah er zu Fawkes, der auf ein Mal grinste, er spürte, wie der Finger des Anderen sich unter sein Kinn legte, sah, wie dessen Lippen immer näher kamen. Und dann berührten sie sich. Kurz spielte Harry Fluchtpläne in seinem Kopf ab, doch er war zu neugierig. Er wurde nicht enttäuscht. Dieser Kuss war nicht nass, wie der mit Cho, wo es ihn im Nachhinein geekelt hatte, wie bei Ginny, wo es ihn geschüttelt hatte. Weswegen er von Küssen ja nicht so viel hielt. Aber bei Fawkes... es war. Als habe er in eine defekte Steckdose gegriffen. Funken schienen durch seinen gesamten Körper zu schießen und er war sich sicher, hätte der Andere in dem Moment nicht seine Arme um ihn gelegt, er wäre einfach umgeknickt. Fawkes grinste schon wölfisch, als er erkannte, was für eine Gelegenheit sich ihm da bot. Er blickte auf Harry, hob dessen Kopf und küsste ihn. Merlin, war sein Gefährte lecker! Und nur nach wenigen Sekunden schien er aufzutauen. Er wusste, das war weit mehr, als der geforderte Kuss unter dem Mistelzweig, doch erst, als dem Jüngeren die Luft ausging, trennte er sich von Diesem. Er lächelte, strich über dessen Wange. „Hrhrm,“ meldete Tom sich nur. „Wir sollten los,“ er grinste, als er sah, wie rot sein Sohn geworden war. Zu süß aber auch. Fawkes nahm einfach nur Harrys Hand, brachte ihn nach Unten. Kapitel 17: Besenschrank... --------------------------- „Was ist?“, fragte Marie, sie lag neben ihrem Alpha, küsste dessen Brust. „Ich dachte, deinem Kleinen geht es wieder besser. Warum dann dieses Gesicht? Dein bester Freund ist wieder da und glücklich – solltest du es dann nicht auch sein?“ Remus lächelte etwas. „Vermutlich sollte ich,“ stimmte er zu. „Aber... ich mache mir Sorgen. Ich habe... Draco Malfoy, er hat Harry sehr, sehr seltsam angesehen und die gesamte Zeit versucht, sich zu ihm zu setzen, hat aber seinen Vater nicht ein Mal angesehen. Der Junge hat was vor und es geht um Harry.“ Die Andere hob eine Augenbraue: „Was sollte er schon tun? Er weiß nicht, dass das sein Erzrivale ist.“ „Nein, aber jetzt sieht Malfoy den Jungen vermutlich als Trittbrett zum Ziel seiner beruflichen Träume oder so.“ „Ich dachte, er hat seinen Gefährten schon. Was soll da groß passieren?“ „Draco, er... reagiert nicht gut auf jede Art von Ablehnung, er kann dem Jungen das Leben zur Hölle machen, Gefährte hin oder her. Leute aufwiegeln kann er verdammt gut und er lässt sich offensichtlich nicht mal von seinem eigenen Vater was sagen.“ „Ich wette, Fawkes weiß das schon zu verhindern,“ gab Marie nur trocken zurück. „Aber irgendwie... tut mir Draco ganz schrecklich leid.“ Remus grinste etwas. So konnte man es natürlich auch sehen! Harry lachte, als er durch den Schnee stob. Er wusste, es war wirklich albern, doch er genoss es. Einfach nur Spuren in der weißen Decke hinterlassen, das war irgendwie was Besonderes, Schneeengel zu machen, es war toll, er fühlte sich, seit Sirius wieder da war, irgendwie frei, besser, als früher. Vielleicht starb ja doch nicht Jeder, den er liebte. Er sah zu Fawkes, der in Phönixgestalt neben ihm her segelte. Er wurde immer noch rot, wenn er an den Kuss unter dem Mistelzweig dachte. Oder an den vor dem ins Bett gehen letzte Nacht. Der Andere hatte nicht viel dazu gesagt, es einfach nur getan und dann, heute Morgen, war er mit dem Andere auf dem Bauch aufgewacht. In Phönixgestalt natürlich. Und auch jetzt war er da, flog neben ihm her. Manchmal trillerte er, wobei er öfter mal weniger begeistert trillerte, vor Allem, als er sich hin geworfen hatte, um Schneeengel zu machen. Nicht zu Vergessen, dass sie vor einem durchgetickten Grimm verfolgt wurden und von einem Rotschopf, wobei Beide mit Schneebällen warfen und da Fawkes keine Lust hatte, Zielscheibe zu spielen, war er in der Vogelgestalt geblieben, so war er ein wesentlich kleineres und schwerer zu treffendes Ziel. „Ich... ich glaub, wir haben die Beiden... abgehängt,“ lachte Harry. Ließ sich keuchend und mit roten Wangen auf einer verschneiten Bank nieder, die aus Stein bestand. Fawkes trillerte nur amüsiert. Abgehängt? Nein, eher waren die beim Knutschen nicht mehr hinterher gekommen. Doch er war ganz froh um diese Pause, wie gesagt, er hielt nicht viel von Kälte oder Wasser, wenn es zu etwas Anderem als zum Waschen diente. Und Schnee gehörte damit SICHER nicht zu seinen Lieblingen, weswegen er sich auch bemühte, in der Luft zu bleiben. Nun allerdings ließ er sich auf dem Schoß seines Gefährten nieder, kroch etwas unter dessen Umhang. Harry lachte, als er das beobachtete. Er streichelte über die rotgoldenen Federn und sah sich um, doch noch tauchten Sirius und Charlie nicht wieder auf. Umso besser, dann konnte er wieder aufatmen. Das war mal ein Winter, keine Angst, keine über ihm hängende Bedrohung, kein Krieg. Nur ... Freiheit. „Harry...“ Oh nein! Was machte der denn hier? Er sah, wie auch Fawkes Kopf wieder nach Draußen kam und der Phönix trillerte in etwa so, wie er selbst sich fühlte, vor Allem, als er diesen Tonfall hörte. Dieses Vertrauliche, Persönliche. „Malfoy,“ stellte Harry daher fest, er sah den Anderen an. „Was machst du hier? Vater hat nicht gesagt, dass du vorbei kommen willst.“ „Draco,“ korrigierte der Andere ihn zuckersüß, deutete eine Verbeugung an. „Ich wollte nicht zu ihm, ich wollte allein zu dir, eine Hauselfe hat mich rein gelassen...“ ‚Memo an selbst’, dachte Fawkes ärgerlich. ‚Den Hauselfen die Hölle heiß machen, dafür, dass sie diesen Tag so glorreich versaut hatten.’ „Was willst du?“, fragte Harry. Gerade jetzt wünschte er sich, dass Sirius und Charlie da wären. Dann wäre Draco sicher wieder abgezogen. „Mit dir reden natürlich,“ erwiderte Draco, setzte sein charmantestes Lächeln auf. „Über etwas sehr, sehr Wichtiges.“ Jetzt bekam Harry richtig Angst, vor Allem, weil der Andere immer näher auf ihn zukam, in seinen privaten Raum eindrang, wo nur Fawkes, sein Vater und Siri einfach so hin durften. „Was?“, fragte er. „Ich glaub nicht, dass du von mir Unterlagen für eine Prüfung brauchst, da die erst im Sommer sind.“ „Nein,“ lächelte Draco, der weiterhin lächelte, sich immer wieder daran erinnerte, was an diesem Jungen hing und dass der ja auch nicht wirklich zu verachten war. Noch mochte der Andere unwillig sein, aber wer konnte schon dem Malfoycharme widerstehen. „Es geht um dich, um… uns und... he! Du dummes Vieh! Was soll das ?!“ Harry strich über Fawkes’ Federn, froh, dass der Andere dafür gesorgt hatte, dass der Andere, der aus dem Mund schrecklich nach scharfen Pfefferminzbonbons müffelte, die Zwiebeln überlagern sollten, erst mal einen Rückzieher machen musste. „Du bist auf seinen Fuß gestiegen;“ erklärte er nur. „Oh, das tut mir Leid, bist wohl doch ein...“ „Nicht!“, befahl Harry, das erste Mal mit einer etwas lauteren Stimme. „Er mag es nicht, wenn man ihn anfasst. Noch mal Malfoy, was willst du? Es ist Weihnachten! Du solltest bei deiner Familie sein!“ „Ich bin hier, um... dir zu sagen, dass ich deine Familie sein möchte,“ lächelte Draco, hob eine kleine Schatulle heraus. Er wusste, traditionell waren eigentlich die Armbänder, aber er mochte die Dinger nicht, also hatte er Ringe besorgt, teuer, mit einem großen Stein. Auch als Verlobungsring, er konnte sich schließlich schlecht lumpen lassen, das vor ihm war kein Bettler, sondern der Sohn des mächtigsten Mannes der magischen Welt! Seines künftigen Schwiegervaters! Er musste doch zusehen, dass er da einen guten Eindruck hinterließ! Nun, jetzt würde der Andere sich sicher angemessen freuen! „Was... soll das, Malfoy,“ fragte Harry kalt, er konnte Fawkes gerade so davon abhalten, nach dem Anderen zu hacken – richtig, nicht nur als Warnung. „Du kennst mich nicht! Du willst mich nur, weil ich der Sohn des Lords bin! Verschwinde! Ich bin kein sabberndes Mädchen, dass dir hinterher rennt und den Boden unter deinen Füßen verehrt!“ ‚Ja!’, dachte Fawkes begeistert, trillerte zustimmend. ‚Gib es der arroganten Ratte! Der soll nur warten, bis ich mir ihm fertig bin!’ „..“, sekundenlang starrte Draco den Anderen verdattert an. Das konnte doch nicht wahr sein! Niemand, absolut Niemand wies einen Malfoy ab! Doch dann grinste er: Ach was, das war sicher nur Gehabe. Er beugte sich vor, legte seine Hand auf Harrys Knie und beugte sich vor, um Diesen zu küssen. Und dann passierte auf ein Mal Alles ganz schnell. Harry schrie auf, warf den Anderen von sich runter, brüllte ihn an, dass er das nicht wollte und das man ihn nicht einfach so anzufassen habe, allein diese Berührung, diese Nähe, bereitete ihm Übelkeit, er wich immer weiter zurück, kippte über die steinerne Bank, er sah, wie Fawkes seine menschliche Gestalt annahm, Draco am Kragen packte, ihn mit sich durch den Schnee in das Haus zerrte, ohne ein Wort, nur mit einem vor stummer Wut verzerrtem Gesicht. Harry dagegen wühlte den Schnee auf, rieb sich sein Gesicht damit ab, nur um diesen ekligen Geruch aus seiner Nase zu bekommen und dann begann auch noch sein Rücken, weh zu tun, es war, als würde er von Irgendwas zerrissen werden. Was war los? Was ging hier vor?! „Harry!“, entsetzt starrte Sirius auf seinen Kleinen, der hinter einer Bank saß, allein, ohne den dummen Vogel, und er sah aus, als habe er schreckliche Schmerzen. Was war passiert? Sie waren doch wirklich nur kurz hinter den Bäumen stehen geblieben! Sofort war er da, hob den Kopf des Jüngeren an. „Harry, was ist los? Was ist passiert und wo ist Fawkes?“ Harry sah auf, er wollte etwas sagen, doch er hörte sich nur selbst schreien, Stoff riss, das war das Letzte, was er mitbekam, war etwas Weißes, dann kippte er einfach um. Charlie starrte entsetzt auf die Szenerie, doch er sah keinen Sinn darin, auch hinter diese Bank zu gehen, da war schon Sirius, da würde er nur Platz wegnehmen. Stattdessen kniete er sich hin, hob eine Schachtel auf, darin drei Ringe, ein Paar Hochzeitsringe, Muggelringen nicht unähnlich, aus Mythril, daneben ein Verlobungsring mit einem klumpigen, aber sicher teuren Stein. Oh, nicht zu vergessen Schleifspuren. Egal, wer da rein geplatzt war und er hatte einen guten Verdacht, dieser Jemand wurde gerade zu Tom geschleppt. Er steckte das Kästchen ein, überlegte, ob er Lucius Bescheid geben sollte, als ein tierischer Schrei ihn herumwirbeln ließ – er starrte zu Harry, der sich weiter zusammen rollte, und auf ein Mal brachen Flügel aus seinem Rücken hervor. Schneeweiß, mit roten und goldenen Federn an der Spitze. Wie konnte das denn sein? Regulus und Sirius waren Halbdämonen, das Letzte, was sie haben konnten, waren Flügel! „Was...?“ Sirius sagte kein Wort, das etwas hätte erklären können, er hob Harry nur hoch: „Lauf vor, such Tom, er muss sofort zu Harry, dann hol Severus, er soll Schmerztränke mitnehmen. Ich bringe ihn in sein Zimmer!“, vorsichtig faltete er die Flügel etwas zusammen, dann lief er schnell los. In Harrys Zimmer angekommen, legte er den Jüngern vorsichtig mit dem Bauch aufs Bett, strich über die Haare. Auch er hatte vergessen, zu fragen, was Tom für ein Wesen war, doch nun wusste er zumindest, dass es etwas mit Flügeln war. Der Junge sah aus, wie ein Engel, doch er sah, als er die Klamotten ganz herunter schnitt, aber das Blut machte ihm nur zu klar, dass das hier höllisch weh getan haben musste. Zum Glück musste er nicht lange warten, bis die Tür aufflog und Tom mit FAwkes hereingestürmt kam. „Was geht hier vor?! Was für ein magisches Wesen ist er?! Warum habt ihr ihn oder uns nicht gewarnt, dass so was geschehen kann?! Er hat höllische..:!“ „Schreien macht es nicht besser,“ konterte Tom nur knapp. Er strich sanft über Harrys Schultern. „Ich dachte nicht, dass es so schnell oder so früh passieren würde, meine Flügel sind erst viel später gekommen. Charlie holt noch Severus, Harry braucht einen Schmerztrank, dann kann ich ihm zeigen, wie er seine Flügel zurückziehen kann, wenn er dann schläft, kann ich euch Alles erklären. Ich wecke ihn auf, wenn Sev da ist.“ „Er ist da,“ knurrte es von der Tür. „Und meine Frau ist stinksauer, das wollte ich nur gesagt haben!“ Tom wandte sich um, deutete auf seinen Sohn. „Dein Patenkind hat höllische Schmerzen, sieh selbst.“ „Er spielt sterbender Schwan, mal was ganz Neues,“ stellte Severus nur fest, er ging zum Bett betrachtete die Flügel. „Bitte, was ist hier los?“ „Malfoy hat Harry so aufgeregt, dass seine Flügel raus gekommen sind.“ „Malfoy? Welcher der Beiden?“, fragte Severus nur. „Draco,“ knurrte Fawkes, er war sofort wieder an Harrys Seite, sah entsetzt auf die Flügel. „Wann ist das passiert?“ „Vermutlich in der Sekunde, wo du ihm den Rücken zugewandt hast,“ knurrte Severus. „Traue ich mich überhaupt, zu fragen, was Draco getan hat, und wo er ist?“ „Das zu erklären, soweit sind wir nicht gekommen,“ erklärte Tom knapp, er nickte Severus zu, dann deutete er mit seiner Hand auf seinen Sohn. „Enervate,“ sprach er leise. Schmerzen. Höllische Schmerzen erwarteten Harry, als er aufwachte, er wollte nicht, doch das erste Mal, seit er denken konnte, konnte er nicht still bleiben. Er versuchte, sich zusammenzurollen, doch Jemand richtete ihn etwas auf, Arme, die sich um ihn legten, dann etwas, dass seinen Mund herunter floss, danach verging eine scheinbare Ewigkeit, bevor der Schmerz endlich verklang. Er sackte zurück, er wusste, es waren Fawkes’ Arme. „Besser?“, fragte Tom leise, als er merkte, wie die Tränen zu fließen aufhörten, er gab Fawkes ein Taschentuch, mit dem der Harrys Gesicht wieder trocknete. „Ja,“ flüsterte Harry, er lehnte sich erschöpft an die Brust des Anderen. „Was war das? Es... hat so weh getan...“, nun, im Grunde tat es das immer noch. Fawkes lachte leise. „Richte deinen Blick mal ein kleines Bisschen zur Seite,“ bot er an. „Du hast ein paar zusätzliche Körperteile bekommen.“ Verwirrt wandte Harry sich etwas beiseite, starrte auf die schneeweißen Federn. „Was... ist das?“, fragte er, nun nahe an einer Hysterie. „Nur deine Flügel,“ gab Tom ruhig zurück. „Du erinnerst dich?“, fragte er in leichtem Ton. „Ich habe auch welche. Wenn sie das erste Mal durchbrechen, tut das immer höllisch weh. Ich helfe dir, sie wieder einzuziehen, danach kannst du schlafen,“ versprach er. Harry starrte seinen Vater an. Flügel? Warum war er nicht gewarnt worden?! Das war so was von gar nicht fair! Ja, natürlich wusste er, dass der Andere sie hatte, aber warum hatte er sie auch? „Wie... bekomm ich sie weg?“, fragte er matt. Sanft strich Tom dem Jüngeren über die Handfläche, nahm ihn Fawkes schließlich ab. „Schließ die Augen,“ erklärte er. „Und jetzt stell dir vor, wie die Flügel in deinem Rücken verschwinden, als wären sie nie da gewesen.“ Harry blickte den Anderen fragend an, doch dann tat er es, doch es dauerte eine ganze Weile, bis er merkte, wie es klappte, anschließend sackte er einfach nur in sich zusammen, am Ende mit seinen Kräften. „Du musst üben, mit ihnen umzugehen,“ erklärte Tom leise. „Aber das hat erst mal Zeit.“ Er half seinem Sohn, sich wieder hin zu legen, verwandelte dessen Hose in eine Schlafhose und zog ihm Schuhe und Socken von den Füßen, bevor er die Decke zumindest bis zur Hüfte hochzog. Harry war vermutlich schon eingeschlafen, als er ihn hingelegt hatte. „Sev?“ Der Tränkemeister nickte, er überwachte, wie sich die Wunden schlossen, doch statt heiler Haut hatte der Junge nun auf beiden Seiten eine Art Flügeltätowierung, wo Tom Flammensymbole hatte. Danach wischte er das Blut weg. „Das war’s,“ gab er zurück. „Er wird vermutlich den Rest des Tages durchschlafen.“ Tom nickte knapp, sah dann zu Fawkes. „Ich gehe mal davon aus, dass du hier bleiben willst.“ „Ja,“ gab der Phönix nur zurück, er streifte sich seine Schuhe ab und legte sich zu seinem Gefährten, der sich sofort an ihn schmiegte. Das war doch schon mal ein gutes Zeichen. „Dann will ich wissen, was zum Henker Harry so in eine Rage versetzt hat, dass seine Flügel durchbrechen konnten. Ich weiß, dass es was mit Draco zu tun hat, ich würde aber gern wissen, was es war.“ „Diese kleine Kröte hat ihn angetatscht! Ihm allen Ernstes gesagt, dass sie heiraten müssen, weil er ja ein Malfoy ist!“ „Bitte – was?“, fragte Tom, wie vor den Kopf gestoßen. „Es stimmt,“ gab Charlie zurück, er hob die kleine Box und warf sie dem Mann zu, der sie geschickt fing und öffnete. Tom klappte die Box auf. „Er wollte meinen Sohn heiraten? Ohne auch nur ein Wort mit mir zu reden? Und dann noch mit so einem hässlichen Klumpen? Ist er ein Muggel oder was? Was soll der Mist mit den Ringen? Und wo ist Lucius!? Ich glaube, ich muss mal ein paar ernste Worte zum Thema Beziehung mit ihm wechseln!“ „Und vergiss nicht das Thema sexuelle Belästigung,“ knurrte Fawkes. „Er hat ihn angefasst, ihn angetatscht, ihn zu küssen versucht!“ „Nicht, dass er es vermutlich nicht verdient hätte,“ schaltete Severus sich kopfschüttelnd ein. „Aber wo ist mein anderer Patensohn?“ „Im Besenschrank,“ knurrte Fawkes zurück. „Aber in welchem von den Vielen sag ich nicht!“ „Merlin, wie alt bist du?“, fragte der Tränkemeister entnervt. Tom hob eine Hand: „Nicht hier,“ erklärte er. „Harry soll in Ruhe schlafen, das war mehr als genug Horror für ihn. Befragen wir Draco – sobald wir ihn wieder gefunden haben und Lucius da ist, der will seinem Junior sicher auch einige Dinge lang ziehen.“ „Das will ich sehen!“, knurrte Sirius, während er sich den Anderen anschloss. Es dauerte über zwei Stunden, bis die Männer schließlich, mit Hilfe einiger Hauselfen, den Delinquenten fanden, der wütend trommelnd in einem der Schränke des Hauses saß, der offensichtlich mit einem Silentio-Zauber belegt gewesen war. Am Ende hatte auch Lucius beim Suchen geholfen, der aber noch nicht wusste, was genau Draco getan hatte, um eine solche Reaktion verdient zu haben, auch, wenn er eine gute Vermutung hatte. Sie brachten ihn in Toms Arbeitszimmer. „Draco!“, baffte Lucius kalt: „Was bitte hast du getan?!“ „Ich?!“, brüllte sein aufgebrachter Sohn zurück. „Gar nichts! Ich hab gar nichts gemacht! Auf ein Mal stand ein Irrer vor mir, keine Ahnung, wo er her gekommen ist, er hat mich gepackt und in einen verdammten Schrank geschlossen!“, beschwerte er sich. Und das, wo er so kurz vor dem Ziel gewesen war. Er wusste, er war ein hervorragender Küsser, er hätte den Sohn des Lords so sicher überzeugen können! „Was hast du getan?!“, wiederholte Lucius eisig. „Hast du dem armen Jungen etwa was von deiner angeblichen Liebe erzählt und begonnen, ihn zu begrabschen? Ja? War es das?!“, Lucius’ Augen leuchteten regelrecht silbern auf. „Wenn du wusstest, was er vorhat, warum wurde ich nicht informiert?“, fragte Tom tödlich ruhig. Lucius wandte sich zu seinem Boss. „Ich dachte nicht, dass er vor Silvester seinen ersten Zug macht, ich wollte morgen Bescheid geben – außerdem dachte ich auch, dass es ganz heilsam ist, wenn er mal ins Messer rennt.“ „Vater! Du... du... du Verräter ! Du bist nur sauer, weil er mich liebt! Weil ich irgendwann höher stehe, als du! Das ist es doch! Du gönnst es mir nicht! Er würde mich heiraten! Du bist der, der versucht es...!“ Klatsch. Voller Wut schlug Tom Draco, so dass dessen Kopf herum zuckte. „Ich kann dir vergewissern, mein Sohn will nichts von dir, am Wenigsten will er angefasst werden!“, donnerte er. „Und hätte nicht erst mal ich gefragt werden müssen?! Dann hättest du erfahren, dass er bereits verlobt ist!“ Was?! Verdattert starrte Draco den aufgebrachten Mann an, der hätte dankbar sein sollen, dass er, ein Malfoy, willens war, sich mit seinem Sohn zu verloben, stattdessen tat der so, als wäre er der Böse! Er würde schon gut gegenüber dem Jungen sein! Er wollte schließlich Macht! Also was sollte das Getue?! Er war der Hauptpreis! Es gab Niemanden, der besser war, als er! „Er liebt mich! Darum habe ich nichts gesagt! Weil wir uns lieben und wussten, dass Niemand zustimmen wird!“ Severus starrte den Jungen an, sah dann zu Lucius: „Ich habe dir doch gesagt, du hast ihn nicht erzogen,“ stellte er kühl fest. „Ich versichere, es hat keinen Moment gegeben, in dem Harry ihm irgendwelche Hoffnungen gemacht hat, was du auch sicher selbst nur zu gut weißt, nicht wahr?“ „Ich weiß, dass mein Sohn keine Schuld an dieser lächerlichen Farce spielt und...!“ „Hier ist noch ein Beweis dafür, wie wenig er sich mit Harry auseinander gesetzt hat,“ meinte Charlie nur, hob die Schatulle aus seiner Tasche und warf sie dem älteren Malfoy zu. „Ich lehne mich aus dem Fenster und sage, es ist ohnehin Ihres.“ Lucius hob eine Augenbraue, öffnete die Box und schüttelte nur den Kopf. Sein Sohn hätte nicht tiefer in den Mist greifen können. Dieser Schmuck passte zu seinem Patensohn, wie Dumbledore für seine Ehrlichkeit bekannt war. Sicher, es waren mit die kostbarsten Kleinode aus seinen Kammern, in denen Draco auch eigentlich nichts zu Suchen hatte, doch es war Nichts, das Harry auch tatsächlich freiwillig getragen hatte. Wert war wirklich nicht Alles, aber wie gesagt, sein Sohn hatte von Zeit zu Zeit einen Schuss weg. Es sah so aus, als habe das Erbe der Blacks in einigen Dingen bei ihm zugeschlagen... „Ich bin schwer enttäuscht,“ gab Lucius kühl zu wissen, er hielt seine Hand auf, murmelte etwas, woraufhin der Gringottsschlüssel, den er Draco einmal anvertraut hatte, wieder bei ihm landete. „Du hast bewiesen, dass ich dir nicht trauen kann, ich werde mich später mit dir befassen.“ Er sah zu Tom. „Wo ist Harry?“, fragte er schließlich. Er ahnte, dass noch etwas geschehen sein musste, wenn sein Boss so aufgewühlt und sauer war. Tom seufzte leise. „Im Bett, seine Flügel sind durchgebrochen, vermutlich, weil er sich bedroht gefühlt hat“ erklärte er leise, so, dass Draco es nicht hören konnte. „Er war danach so kaputt, dass er wohl den Rest des Tages nicht mehr ansprechbar sein wird. Fawkes ist bei ihm,“ fügte er an, nicht, dass der Andere sich das nicht hätte denken können. „Was hast du mit meinem Sohn vor?“, fragte Lucius schließlich ruhig. „Nur, um zu wissen, was ich noch tun kann, wobei er schon seine Strafen bekommen wird, weil er unerlaubterweise Dinge aus den Kammern geholt hat... und du... wage es nicht mal, ein einziges Wort zu sagen, oder ich schwöre, ich überlasse dich Harrys Verlobtem und Sirius! Die Beiden würden dich sicher gern eine Weile für sich haben!“, sprach er mit eisüberzogener Stimme, als er sah, dass Draco schon wieder etwas sagen wollte. Dieses Mal wusste der Junge es besser, statt tatsächlich zu einer Dummheit anzusetzen, presste er seine Lippen zusammen, was nicht gerade weniger Ärger verhieß. Vor Allem, wenn er Narcissa erklären durfte, was genau Draco in seiner Arroganz getan hatte. Tom zuckte mit den Schultern: „Er ist keiner meiner Männer,“ erinnerte er nur. „Es ist dein Sohn, kümmere du dich darum. Und ich werde ihn sicher nicht vor nächstem oder übernächstem Jahr aufnehmen und auch das nur, wenn er sich bis dahin entschuldigt hat und weiß, wie er sich zu verhalten hat.“ Draco tobte, innerlich war er kurz davor, Amok zu laufen. Es gab kaum etwas Entwürdigenderes, als zurückgestuft zu werden und nichts Anderes war soeben geschehen, nun würde er nicht, wie geplant und wie es sich gehörte, zu seinem Geburtstag eingeführt werden, sondern bestenfalls zu seinem Schulabschluss! Dabei hätte es doch fast geklappt! Und egal, was sein eifersüchtiger Vater sagte, er würde seinen Plan weiter verfolgen! Er würde Harry am Ende bekommen! Der Andere mochte verlobt sein, aber verlobt und verheiratet waren zwei vollkommen unterschiedliche Dinge und er hatte nicht vor, sich so leicht abservieren zu lassen! Er war ein Malfoy, wenn er etwas wollte, dann bekam er das auch! Und zwar auf der Stelle, sofort und sozusagen schon gestern! Potter war er letztenendes ja auch los geworden! Harry schlief den gesamten Tag durch und weit in den nächsten Morgen hinein, bevor er langsam wieder etwas bewusst wahr nahm. Er war wieder wach, sein Rücken zog nur noch etwas, aber es war kein so grausamer Schmerz mehr, der ihm jegliche Luft zum Atmen nahm. Es war angenehm warm um ihn herum und es roch... hmmm, es roch nach heißer Schokolade mit Zimt und etwas Vanille! „Ah, ich wusste, das holt dich von den Toten zurück,“ grinste Fawkes, der seinem Gefährten gerade die Tasse unter die Nase gehalten hatte, sie nun aber wegstellte. Er strich über Harrys Wange, half dem Jüngeren, sich aufzurichten: „Na, wie geht es dir?“, fragte er sanft. „Wie fühlst du dich? Brauchst du noch einen Schmerztrank?“ Automatisch schüttelte Harry den Kopf. Wegen so einem Bisschen brauchte er sicher keine Tränke, er kuschelte sich nur verschlafen an den Älteren. „Sag mir bitte, dass Draco weg ist,“ murmelte er. „Sonst fühle ich mich versucht, all meine gute Erziehung und jede Benimmregel zu vergessen und ihn zu kastrieren,“ nuschelte er. Noch immer wurde ihm schlecht, wenn er an diesen Geruch dachte, diese Zwiebeln, überdeckt mit Pfefferminz. „Der kommt dir sicher so schnell nicht mehr unter die Augen,“ grinste Fawkes nur, „Und wenn, dann hat er, wenn er ein wenig Hirn hat, sicher sogar den Verstand, einen Bogen um dich herum zu machen. Sonst wird er enterbt.“ „Ich... dachte, das geht so einfach nicht,“ sprach Harry leise. „Oh, so einfach ist das auch nicht gewesen,“ gab der Phönix zurück. „Ich erkläre es dir nachher, versprochen.“ Harry schluckte leicht, nickte aber dann. „Du...“ sprach er leise. Er schob allein die Tatsache, dass er in Betracht zog darüber zu reden, auf seinen Zustand zwischen noch am schlafen und doch irgendwie wach. „Hm?“, fragte Fawkes, sah den Jüngeren fragend an. Merlin, Sirius hatte wirklich Wunder bewirkt. Es war das erste Mal, dass Harry ihn einfach so ansprach. „Ich.... warum bleibst du bei mir?“, rückte er mit der Sprache raus. „Du... du hast gesagt, dass du dich von Niemandem herumbefehlen oder scheuchen lässt, dass du Niemandem gehorchst, aber du... bleibst hier... warum?“ Fawkes lachte leise, er hob Harrys Kopf etwas an: „Weil ich es will,“ gab er zurück. „Darum und nur darum. Nicht, weil du irgendeinen Titel oder sonst was trägst, ich bleibe, weil ich es unbedingt will.“ „Aber... warum? Warum bei mir und nicht bei Vater? Nicht bei meinem Bruder, nicht bei... Irgendwem! Warum ich? Ich... ich will es nur verstehen...“ Und er wollte wissen, wann er damit rechnen musste, dass der Andere verschwinden würde. „Du... bist da, obwohl ich unmöglich bin und... du hilfst mir...“ Fawkes lächelte einfach etwas, strich über Harrys Handflächen. „Das weißt du nicht?“, fragte er sanft. „Das hast du immer noch nicht rausgefunden? Oder ist es, weil du mal wieder nicht glauben willst, dass auch du etwas wert bist? Was ist es dieses Mal?“ Harry wurde feuerrot und ja, er fühlte sich gerade schrecklich ertappt. Er starrte auf die langen, schlanken Hände, die über seine strichen. „Ich... verstehe es einfach nicht“, versuchte er, sich zu rechtfertigen. „Weil ich dich liebe,“ gab Fawkes einfach zurück, er hielt Harrys Kopf nun zwischen seinen Händen, ging sicher, dass der Jüngere ihn direkt ansah. Er lächelte, näherte sich dem Jüngeren, küsste ihn sanft aber doch bestimmt. „Weil du mein Gefährte bist, ich habe lang genug gewartet und ich lasse dich sicher so schnell nicht mehr gehen!“ Er grinste, als er die ein wenig verklärten Augen seines Kleinen sah, strich über die leicht angeschwollenen Lippen. „Ich habe lange gewartet,“ gestand er. „So lange. Ich bin annähernd unsterblich, aber all die Zeit allein... ich würde dich nicht wieder hergeben, niemals. Natürlich bin ich da und schütze dich, dafür bin ich da.“ Was?! Gefährte? So, wie seine Eltern? So, wie Bill und Fleur? Dass er so was haben konnte, davon hatte sein Vater aber nichts gesagt! Er starrte auf den Anderen, noch immer kribbelte Alles von dem kurzen Kuss. Er wusste, es stimmte, sein gesamter Körper schien zu vibrieren, dem zuzustimmen. Doch er konnte es nicht fassen! Was für ein Interesse konnte so ein Mann schon an ihm haben? Und doch sah er in Fawkes Augen diese wilde Entschlossenheit, er wusste, es war wahr, so einfach war es. „Du kuckst, als hätte dich ein Blitz getroffen,“ stellte Fawkes milde amüsiert fest, er hatte das Gesicht wieder losgelassen, hielt den Jüngeren aber weiterhin fest. „Ist es so schlimm mit mir?, fragte er sanft. „Nein, nein, das ist es nicht!“, rief er hastig. „Aber... warum ich? Ich... bin nichts Besonderes und... ich glaube nicht, dass ich so lange... lebe, wie du!“ „Oh, Harry,“ lachte Fawkes nur. „Du hast so wenig Ahnung... ich kann dich beruhigen, du bist fast so unsterblich, wie ich, wir sterben, wenn wir umgebracht werden, sonst nicht. Ist dir nie aufgefallen, dass dein Vater immer noch aussieht, als wäre er kaum fünfunddreißig? Du bist ein Aenuin, du kannst sehr, sehr alt werden, wenn man dich nicht umbringt und weißt du, dafür hast du mich, ich passe schon auf dich auf,“ erklärte er. „Und selbst, wenn du ein Mensch wärest, würden wir ein Leben teilen, magische Gefährten sorgen schon dafür, dass sie einander nicht überleben, das halten viele von uns gar nicht aus.“ Er spielte mit einer der Strähnen von Harrys Haaren. „Aber...!“ „Es gibt kein ‚Aber’“, gab Fawkes nur zurück. Er stupste leicht auf die Nase des Jüngeren. „Und ich finde, du bist perfekt, du siehst nur nie, wenn Andere dir hinterher sehen und dich bewundern, du denkst immer, dass Niemand das täte, aber das stimmt nicht, Viele tun es, sie finden dich süß, anziehend. Aber du hast einfach zu wenig Selbstbewusstsein, warte mal ab, in ein, zweihundert Jahren wirst du über dich selbst lachen,“ versprach er. Das Alles, Harry konnte das Alles nicht glauben, die Ewigkeit, das war für ihn einfach kein Begriff, er hatte ja ursprünglich nicht mal damit gerechnet, je volljährig zu werden oder so was wie eine Zukunft zu haben. Noch viel mehr spukte ihm das Liebesgeständnis im Kopf herum. Doch er fühlte sich zu gut, um weiter nachzufragen, er nahm sich fest vor, mit seinem Vater und mit Sirius zu reden, doch bis dahin wollte er es einfach nur ein wenig genießen. Zumindest für eine Weile. Fawkes sagte nichts, er gab Harry irgendwann die Schokolade, stellte das Tablett mit dem restlichen Frühstück vor seinem Gefährten ab und ermunterte ihn, zu essen, schickte ihn anschließend ins Bad, mit dem Versprechen, bei der nächsten Schneeballschlacht sogar mit zu machen. Was machte man nicht alles für Jemanden, den man so sehr liebte? Er wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis Harry es glauben würde und dann würde Alles besser werden, dann würde es so werden, wie es sein sollte. Und sollte Malfoy sich noch mal auf einen Steinwurf nähern, würde es flambiertes Blondie geben! Niemand, absolut Niemand würde auch nur versuchen, ihn aufzuhalten. Es war sein gutes Recht, nicht mehr, nicht weniger. Vor Allem jetzt, wo einige Fronten geklärt waren und Harry Bescheid wusste. Er lächelte etwas, strich über dessen Handrücken. Seins, ganz allein sein Harry! Seiner ganz allein! Und endlich, endlich wusste er es. Keine Zurückhaltung mehr, er konnte den Jungen küssen, wann immer er wollte. Allein das war schon viel und dann war es auch bis zur Bindung nicht mehr so weit... Kapitel 18: Der erste Schritt zum Krieg ---------------------------------------- „Tom?“, fragte Lucius ruhig. Es war ein Tag vor Silvester und es war wie immer Zeit für eine Besprechung, wie es denn nun in England weiter gehen sollte, doch der Beste stand nur an seinem Fenster und sah hinaus. „Stimmt etwas nicht?“ Der Andere wandte sich um und grinste nur, deutete Remus, Lucius, Fenrir und Severus zum Fenster zu kommen, was Diese auch taten – und von einem seltsamen Anblick erfreut wurden. Da unten herrschte Krieg! Aber was für einer. Die Zabinis, auch die Erwachsenen, Pansy, die Weasleyzwillinge, die dem Ruf ihres Bruders gefolgt waren, Bill, der zu Graybacks Rudel gehörte, Harry und Fawkes beschossen sich gegenseitig, mit Sirius, dem wohl ältesten Kind da unten und Charlie, mit Schneebällen. Es schien eine Art Kampf Jeder gegen Jeden zu sein, wobei sich doch einige Grüppchen bildeten. Die Zwillinge kämpften Rücken an Rücken, Fawkes und Harry arbeiteten auch zusammen, sein Sohn machte die Bälle und der Andere warf – hart offensichtlich. Nicht Einer schien den Jungen getroffen zu haben. Auch Sirius und Charlie arbeiteten Rücken an Rücken. „Merlin,“ murmelte Severus. „Und das sollen Erwachsene sein?“ Lucius grinste, schlug dem Anderen auf die Schultern: „Du bist bloß sauer, weil wir arbeiten müssen. Ich wette, mit deiner Kleinen musst du doch genauso spielen!“ „Schon, aber sie schießt einen sicher nicht tot – wenn sie denn trifft. So, wie sie wirft, hat sie einen ordentlichen Knick in der Pupille.“ „Sie ist vier,“ konterte Lucius. „Zu dem Zeitpunkt konnte Draco kein Ziel treffen, wenn es einen Schritt entfernt war!“ Tom hob eine Augenbraue. „Was hast du mit deinem Sohn gemacht, wo wir schon bei dem Thema sind?“ „Ihn das erste Mal in seinem Leben versohlt,“ gab Lucius zurück. „Mit dem Teppichklopfer und im Moment ist er in seinem Zimmer eingeschlossen und das Einzige, was da außer dem Bett noch ist, sind seine Schulbücher. Er hat noch ein paar Wochen Stubenarrest, er wird in der Zeit zu Hause unterrichtet werden. Außerdem – er will eine arrangierte Hochzeit, die kann er haben, es hat zwar etwas Überzeugungsarbeit gekostet, aber seit Arthur Weasley endlich glaubt, was gespielt worden ist, ist er einer Hochzeit zwischen seiner jüngsten Tochter und Draco nicht mal mehr abgeneigt. Mal sehen, wie der Beste darauf reagieren wird.“ Severus sagte nichts dazu, er würde abwarten, wie immer, rieb sich dann das Nasenbein. „Zurück zum Thema,“ ordnete er knapp an. „Ich will zurück zu meiner Familie. Wie gehen wir weiter vor?“ Tom grinste etwas, doch dann nickte er und setzte sich wieder auf seinen Stuhl am Schreibtisch. Er rieb sich kurz über die Stirn, dann holte er einige Zeitungen hervor. „Ich denke, es ist bald soweit, dass wir ohne viel Blutvergießen einmarschieren und die Regierung übernehmen können,“ erklärte er, deutete auf die vielen Zeitungen, die er ausbreitete. „Der Alte verschanzt sich nur noch in der Schule, er traut sich nicht raus, draußen wird er angepöbelt und angespuckt. Und das Ministerium ist kopf und führungslos.“ Lucius nickte. „Gut, aber wir müssen zusehen, dass wir genug Leute platzieren, damit der Beste uns nicht stiften geht. Ich habe schon ein Team zusammengestellt, das ihn überwachen wird, sie warten nur noch auf den Befehl. Der Krieg kann jetzt bald schnell und ohne viele Opfer beendet werden.“ Tom nickte. Er lächelte einfach nur, sah wieder zum Fenster. „Gut so. Es reicht, wenn eines meiner Kinder im Krieg aufwachsen musste.“ „Was willst du tun?“; fragte Severus vernünftig. „Sicher, wir können jetzt Alles ziemlich schnell beenden, das ändert aber nichts daran, dass es erst mal harte Zeiten werden, bis eine Regierung steht und wir die schlimmsten Probleme im Griff haben.“ Tom ahnte, auf was es hinaus laufen würde, er nickte: „Harry wird ohnehin hier bleiben, ich bezweifle, dass es wirklich was gibt, dass ihn hier weglocken kann, wenn es nicht sein muss und auch, wenn Lucan auf der Welt ist, wird er hier bleiben.“ „Entschuldigung, aber wer soll sich um die Kinder kümmern, wenn wir Alle nach England gehen? Fawkes vielleicht? Das wird... da würde man den Bock zum Gärtner machen!“ „So schlimm ist er auch nicht,“ verteidigte Tom den Phönix. „Und außerdem werden auch Sirius und Charlie bleiben.“ „Dann finden wir nur noch Ruinen, wenn wir zurück sind,“ stellte Severus trocken fest. „Aber das ist deine Sache. Wann willst du einfallen?“, fragte Remus ruhig, er blickte Fenrir warnend an, der versucht hatte, ihm das Wort zu nehmen, es aber dann doch ganz schnell wieder sein ließ. Guter Junge. Wusste ja doch, was gesünder für seine Haut war! Hatte sich ein Stöckchen verdient. „In einem Monat oder so,“ erklärte Tom ruhig. „Ich gehe von einer schnellen Sache aus, das Wichtigste ist einfach nur, dass die Übernahme dann anschließend schnell geht. Neue Gesetze, neue Mitarbeiter, ein gutes, funktionales Team.“ Er teilte einige Bögen aus, grinste als er das Gesicht von Lucius und Severus sah. „Das kann nicht dein Ernst sein!“, donnerten sie Beide zeitgleich. Tom grinste nur. „Doch,“, kam es ungerührt zurück. „Ich weigere mich!“ „Keine Chance,“ knurrte Severus: „Eher geb ich mir selbst die Kugel! Ich bin ein Tränkemeister, kein verdammter Bürohengst!“ „Das ist der Grund, warum du auch nur Stellvertreter bist,“ grinste Tom, deutete auf Remus. „Er hat die Arschkarte, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.“ „Was?! Ich soll unter Lupin arbeiten?!“ „Ich bin ein Werwolf,“ erinnerte Remus ruhig. „Niemand würde mich in einer solchen Position dulden.“ „Und ich soll diese Idioten beim Wizgamont anführen?!“ „Warum!?“ „Sind wir hier im Kindergarten?“, frage Tom ruhig und mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich habe meine Entscheidung getroffen, ich hatte nur die Freiheit, euch davon in Kenntnis zu setzen. Ihr habt etwa einen Monat, euch mit den Sachen vertraut zu machen und euch auf die künftigen Jobs vorzubereiten.“ „Was immer noch das Problem lässt, dass ich ein Werwolf bin.“ Tom grinste etwas, deutete auf Lucius. „Er wird sich darum kümmern, die Bestimmungen gegen magische Wesen werden raus geworfen und gegen ordentliche Gesetze getauscht. Werwölfe bekommen einen Clanrat und es wird Aufklärungsunterricht geben, der endlich mal Klarheit schafft, ich bin nicht dumm, ich weiß, dass du zurück nach England möchtest. Es ist trotz Allem deine Heimat.“ „Die von Sirius auch.“ „Du wurdest gemieden, aber er wurde gejagt, das ist der Unterschied,“ erinnerte Tom ruhig. „Und wie gesagt, wir sind eine Portschlüsselreise entfernt. Oder eine Flohreise, es ist nicht weit. Und auch, wenn Harry sicher nicht wieder für längere Zeit dorthin zurück möchte, aber mal für eine Woche zu Besuch wird auch er wieder nach England kommen. Aber gerade diese Beiden haben dort zu viel mitgemacht, sie werden Zeit brauchen.“ Remus seufzte leise, nickte aber dann. Der Andere hatte Recht, seine schlimmste Erfahrung war die als Außenseiter gewesen und die hatte ihn nicht umgebracht. Sirius, er war da gestorben und er wusste nur zu gut, wie Harry ausgesehen hatte, als man ihn hierher gebracht hatte. Nein, dann hätte er sicher auch kein Interesse daran, dorthin zurück zu kehren. „Ich glaube nicht, dass man mich auf so einer Position akzeptieren wird,“ versuchte er es ein letztes Mal. „Pech für die Anderen,“ konterte Tom, von dieser Aussage überhaupt nicht beeindruckt. „Ich habe meine Entscheidung getroffen.“ Severus starrte den anderen böse an, blickte auf seinen Hefter. Toll, wer war wieder der Angeschissene? Er! War ja klar! Alles auf den armen, alten Tränkemeister! Er jammerte sich selbst die Tasche voll, doch er würde es tun. Niemand, der nur einen Funken Verstand in sich trug, legte sich mit Tom an... „Ich würde lieber hier bleiben,“ nuschelte Harry. „Ich mag einfach nicht wieder in die Schule! Da ist Malfoy! Und die Anderen starren auch immer so dumm!“ „Ich bin auch dabei,“ erinnerte Fawkes sanft, er hob den Kopf des Jüngeren, küsste ihn sanft auf die Lippen. „Nicht zu vergessen, Sirius und Charlie sind auch da. Remus ja erst mal nicht mehr, aber die Beiden sind mehr als genug. Und die Tiere, mit denen du dich angefreundet hast. Apropos – wo ist deine rote Pest?“ Harry kicherte leise. Manchmal, würde er es nicht besser wissen, hatte er das Gefühl, Fawkes war auf seine Kleine eifersüchtig. Was absoluter Unsinn war. „Sie schläft in ihrem Kratzbaum,“ erklärte er und lächelte. „Heut ist keine Tierpflege und außerdem mochte sie nicht mit.“ „Sprich, du willst trotzdem vorbei.“ Harry wurde etwas rot, wie ein kleiner, erwischter Junge. „Nur kurz,“ versprach er. „Heut ist sicher nicht viel Unterricht.“ „Hm,“ gab Fawkes nur zurück, er lächelte etwas, strich über Harrys Haare. „Komm schon,“ meinte er leise. „Es wird Zeit. Und denk dran, wenn Blondie die Nummer noch mal abzieht, ist er Grillfleisch.“ Harry lächelte einfach nur, er wartete, bis Fawkes sich verwandelt hatte, dann Beide in die Schulhalle brachte. Die Reise mit den Flammen war doch im Einiges magenschonender, als der Weg durch das Flohsystem. Er lächelte, strich dem Phönix über ein Gefieder, sah dann Blaise an, der vor ihnen stand. Mit der Zeit hatte er festgestellt, dass der Andere nicht der Schlechteste aus Slytherin war, er war in Ordnung, lustig, aber er wusste auch, wann er besser die Klappe halten sollte. Und er wurde nicht von Blaise bedrängt. „Hi...“ „Hi du,“ grinste Blaise, als er den Sohn des Lords sah, er wusste, in den Weihnachtsferien musste sich einiges abgespielt haben, denn auf ein Mal war er zu dem Begleiter des schüchternen Jungen ernannt worden, während Draco Order hatte, sich fern zu halten, nicht zu vergessen, dass der Beste ihm gesagt hatte, dass er Briefkasten zu spielen habe, man hatte ihm den Kontakt zu Harry aufgrund von Gemeinheiten verboten. Nun, das war zumindest dessen Ausführung gewesen. „Ich hab gehört, dass du interessante Weihnachten hattest – und einen hässlichen Streit mit Draco.“ Harry verzog sein Gesicht. „Allerdings,“ murmelte er. „Und ich bin froh, dass er nicht da ist... im Moment.“ Blaise hob eine Augenbraue. „Was ist dran an der Sache, dass dein Vater was gegen eine Beziehung hat und... man ist dein Vieh aggressiv...“ „Fawkes ist nicht aggressiv,“ gab Harry nur zurück. „Ist es das, was er erzählt?“, fragte er ruhig nach. „Ja, Draco sagt, ihr wolltet euch verloben und sein Vater hätte das aus Eifersucht verhindert.“ „Das ist Blödsinn,“ knurrte Harry. „Eine Beziehung existiert bei Draco nur an einem Ort, nämlich hier,“ erklärte er, deutete an seine Stirn. „Aber ja, mein Vater hat es unterbunden.“ Er strich leicht über Fawkes Bauchfedern. „Man...“, er wurde etwas rot. „Man könnte sagen, dass ich schon verlobt bin,“ erklärte er. „Und hätte Draco sich die Mühe gemacht, nachzufragen, wüsste er das auch.“ Er kicherte, als Fawkes auf ein Mal gurrte und seinen Kopf an Harrys Wange rieb. „Echt?“, fragte Blaise überrascht. Er hatte ja mit Vielem gerechnet, aber mit der Aussage dann doch nicht. Er hatte von Niemandem gehört, dass der junge Lord verlobt sei. Doch es passte für den Jungen, der so schüchtern war. Er wurde es auch nicht weiter tratschen. Das war nicht seine Art. Harry lächelte etwas: „So habe ich es verstanden,“ gab er zurück, küsste den Phoenix auf den Kopf, lächelte erneut, als der wieder trillerte, mit dem Schnabel durch seine Haare fuhr. Er war überrascht, wie ruhig er sich im Grunde fühlte, vor Allem, weil Fawkes da war. Wie viel Sicherheit der Andere ihm zu geben vermochte. „Ah?“, nein, das musste er nicht verstehen, schloss Blaise nur. Harry lächelte etwas. „Ich muss weiter,“ erklärte er nur. „Wir sehen uns nachher.“ „Hmhm,“ nickte Blaise. Er wunderte sich immer mehr über diesen Jungen, der Harry Potter so ähnlich und doch so anders war. Er war lustig, aber auch schüchtern, er war etwas offener, als vor Weihnachten, soweit er es sehen konnte. Nun, es würde ihn freuen, wenn der Junge endlich etwas offener wurde und eine Freundschaft zulassen würde. Erst, als Blaise weg war, ging Harry zu dem Klassenzimmer, atmete tief durch. Er würde wieder mit Draco zusammen da hocken und er hatte keine Ahnung, ob das gut gehen würde. Aber er hatte ja Fawkes. Er fühlte, wie die die grauen Augen ihn durchbohrten, aber er war stolz auf sich selbst, er wandte sich nicht mal um, setzte sich an seinen Tisch und blickte starr nach Vorn. Es dauerte nicht lang, bis der erste Zettel auf seinem Tisch landete, er runzelte die Stirn, klappte ihn auf, verdrehte die Augen und hielt ihn Fawkes hin, der ihn einfach in Flammen aufgehen ließ. Nun, Dasselbe hätte er selbst vermutlich auch getan. Das, was da stand, war sooo albern! Von wegen, vom Vater auseinander gezwungen! Würde er wollen, er glaubte nicht, dass Tom etwas dagegen hätte, wären sie in einer Beziehung! Aber da war nichts! Er fragte sich doch so immer noch, wie der Andere auf diese kranke Idee gekommen war! Nicht ein Mal hatte er Draco Hoffnung gemacht, noch nicht mal auf eine Freundschaft, wenn er so darüber nachdachte. Draco starrte auf den Vogel. So ein Arsch! Er musste also den Phönix ausschalten, um an Harry ran zu kommen, das Vieh war von Tom aufgehetzt worden! Na ja, zumindest war nicht dieser Irre hier, vor auch immer der in den Ferien aufgetaucht war, der mit dem Rottick. Wie der auf ein Mal hatte auftauchen können, war ihm bis jetzt ein Rätsel. Aber er wäre kein Malfoy, würde er nicht einen Weg finden, er würde den Sohn des Lords bekommen! Der Junge war sein! Fawkes’ Krallen bohrten sich tiefer in Harrys Schultern, nachdem er den Fetzen in Flammen gesetzt hatte, er wandte seinen Kopf, drillte den Blick in den des Besessenen. Und er wusste, es war noch lang nicht vorbei, er kannte Lucius, er wusste, wie zielstrebig er sein konnte, er fürchtete auch, dass Draco das geerbt hatte. Er würde kein Nein hinnehmen. Und er sah auch den Wahnsinn in den Augen des Jungen, dem von Regulus nicht unähnlich. Er trillerte leise, er wusste, Harry würde es verstehen. Harry lächelte etwas, er strich über Fawkes’ Brust, bevor er sich dem Unterricht zuwandte, er wusste, es würde noch Ärger geben, aber er war nicht allein... Nicht mehr. Das hatte man ihm immer wieder gesagt und Alle, selbst Malfoys Vater, hatten ihm Recht gegeben. Doch trotzdem fiel es ihm schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, so, dass er schon nach der zweiten Stunde regelrecht flüchtete – in eines der Tierhäuser. Dort sackte er erleichtert auf den Boden, lehnte sich gegen die Wand in seinem Rücken. Er musste auch nicht die Augen öffnen, er spürte in der Veränderung der Magie, als Fawkes seine Gestalt veränderte. Er war erleichtert, als der Ältere ihn in die Arme schloss. Schule war schon immer anstrengend gewesen, doch nun, wo ein Irrer sich ihm an die Fersen geheftet hatte, war es noch schlimmer. „Na, was haben wir denn hier?“, grinste Sirius. Charlie hatte erwähnt, dass er Jemanden hier rein hatte rennen sehen und die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Anderer war, war praktisch nicht gegeben. Fawkes sah den Anderen nur an, schüttelte dann den Kopf. Er strich Harry leicht über den Kopf: „Sagen wir einfach, sein Tag bisher war nicht das Gelbe vom Ei und er ist noch nicht vorbei.“ Harry war froh, dass der Ältere antwortete, er nickte nur, kuschelte sich enger an den Anderen. „Was war los?“, fragte Sirius, nun ernst, er setzte sich zu den Beiden. „Draco,“ murmelte Harry müde. „Er... lässt mich einfach nicht in Ruhe, ich... bin schon froh, dass er mir nicht hierher nachgestiegen ist.“ Fawkes schwieg. Es war falsch, anzunehmen, dass der Andere Harry nicht nachgegangen war, aber er war ja auch nicht blöd, er hatte sie mit einem Zauber sozusagen vor dessen Augen verschwinden lassen, schon als er begriffen hatte, dass der Irre ihnen schon wieder folgte. „Keine Sorge,“ meinte er nur. „Die kleine Ratte hab ich im Griff.“ Sirius lächelte, strich sanft über Harrys Haare. „Keine Sorge, dem machen wir das Leben schon schwer.“ „Warum?“, fragte Harry nur. „Warum lässt er mich nicht einfach in Ruhe?“ „Für ihn bedeutest du Macht und Aufstieg,“ erklärte der Ältere, schnappte sich sein Patenkind und drückte es an sich, ohne auf das unglückliche Knurren von dessen Gefährten zu achten. „Das macht dich für ihn interessant und auch nur und ausschließlich das. Mach dir keinen Kopf. Wir achten schon darauf.“ Harry kuschelte sich an den Anderen. „Sein Blicke, ich hasse das, er starrt mich an, wie... wie... Ein Stück Fleisch oder so! Ich fühl mich immer so... so nackt! Das ist... eklig!“ „Ich kann mit dem Direktor reden,“ schlug Sirius vor. „Dass du in andere Klassen kommen kannst. Es gibt drei Parallelkurse.“ „Wirklich?“, fragte Harry hoffnungsvoll, lächelte seinen Onkel glücklich an. „Das wäre toll! Dann findet er nicht mehr ganz so viele Gelegenheiten, um mich... anzubaggern...“ „Ich werde mit ihm reden,“ versprach Sirius, küsste seinen Kleinen auf die Stirn und ließ dann zu, dass der Junge wieder von dem Anderen geschnappt wurde. Merlin, war der Mann eifersüchtig! Er fand das schon irgendwie richtig lustig, aber es tat Harry sichtlich gut. „Gleich jetzt,“ fügte er an und erhob sich. „Und du – marsch zurück in den Unterricht.“ Es war soweit, noch war es draußen stockdunkel, doch vor seiner Haustür hatten sich mehr als dreihundert seiner Anhänger versammelt, heute würde es in den Kampf gehen. Er hatte sich gerade von Regulus verabschiedet, der ihm immer wieder gesagt hatte, dass sie bald ihr Baby bekommen würden. Nun, zumindest hatte der Beste nicht mehr gesagt, dass er es Ryder nennen wollte, scheinbar begann Karakoff doch langsam, Erfolg zu haben, manchmal hatte sein Mann sogar wieder helle Momente, in denen er nach Dingen fragte, die nach der Geburt das ersten Kindes geschehen waren, aber die meiste Zeit verbrachte sein Mann noch immer in seiner selbstgeschaffenen Traumwelt. Er wollte gar nicht denken, wie es werden würde, wenn er seinem Mann auch Lucan wegnehmen musste. Denn in dem Zustand konnte man ihm kein Kind anvertrauen. Es ging einfach nicht. Er rieb sich kurz die Stirn, sah dann über seine Leute. Neben ihm standen wie immer Lucius und Severus, neben diesen Beiden Grayback und Lupin, sie Alle in Kampfroben, Jeder von ihnen machte eine beeindruckende Figur, doch er wusste, es konnte und es würde Probleme geben. Das Ministerium würde kein Problem werden, es war Hogwarts, um das er sich Sorgen machte. „Vater!“ Überrascht sah Tom auf, lächelte, als er Harry auf sie zurennen sah und umarmte ihn. „Harry, kuck nicht so, das ist eine schnelle Sache, das habe ich dir doch gesagt, ich bin auch mindestens ein Mal pro Woche hier, es kann nichts passieren, ich habe viele Leute dabei und es gibt praktisch keinen Widerstand mehr.“ Er strich sanft über Harrys Haare, wohl wissend, dass er Jugendliche sich sehr wohl weiter Sorgen machen würde, aber so war er eben. Es war Harrys Art. „Aber... es KANN etwas passieren;“ flüsterte Harry nur. Er kannte Dumbledore zu gut, um nicht anzunehmen, dass der irgendeinen Plan hatte, um zumindest zu entkommen, mit einigen der Leute, die vollkommen hinter ihm standen und das waren Viele. Immer noch. Er kannte die Berichte und wenn er fragte, erfuhr er diese Dinge auch immer. Nur, weil er nicht kämpfen wollte, nur, weil er keinerlei Wunsch verspürte, je nach England zurück zu kommen, hieß das nicht, dass er sich nicht auf dem Laufenden hielt. „Harry,“ sanft hob Tom den Kopf seines Sohnes etwas an: „So schnell bringt mich Nichts um, es gibt mit dir sechs Personen, die wissen, was ich bin, ich bin so schnell nicht tot zu bekommen.“ Er küsste seinen Sohn auf die Stirn. „Und jetzt geh“, forderte er den Jüngeren leise auf. „Fawkes wartet schon und ich melde mich heute Abend, ich verspreche es.“ Harry sah seinen Vater an, er drückte den Anderen noch mal, trat dann zurück, zu Sirius, Fawkes und Charlie, die dort standen. Sie hatten entschieden, hier zu bleiben. Als Aufsicht und als Bezugspersonen, nicht dass der Phönix seinen Gefährten allein gelassen hätte und auch Sirius’ Entscheidung wunderte ihn nicht, doch dass Charlie geblieben war... nun, war wohl irgendwo abzusehen gewesen, er würde seinen wiederauferstandenen Lover sicher so schnell nicht aus den Augen lassen. Er lächelte noch ein Mal, bevor er seine silberne Maske nahm und sie aufsetzte, ein Zeichen für seine Begleiter, Dasselbe zu tun, nur kurz danach aktivierten sich mehrere Portschlüssel und binnen Sekunden war der eben noch vollkommen überfüllte Garten leer und verlassen. Harry sah zu Fawkes, der hinter ihn getreten war. „Ich... hab trotzdem Angst,“ flüsterte er und er war dankbar, als der Ältere ihn an sich drückte. „Ich weiß,“ gab Fawkes zurück. „Aber mach dir nicht zu viele Gedanken. Dein Vater ist ein großer Junge, er weiß – meistens – was er tut,“ versuchte er, den Jüngeren zu beruhigen. Er strich seinem Gefährten über die Haare, küsste ihn. „Komm, es ist vier Uhr morgens, auch, wenn du nicht schlafen kannst oder willst, du solltest dich zumindest noch etwas hinlegen und dann machen wir uns ein schönes Frühstück.“ Sirius trat auch zu den Beiden. „Ja, ich denke, das ist eine gute Idee,“ stimmte er zu. „Du hast heute immerhin noch Schule.“ Er wuschelte durch Harrys Haare. „Es wird deinem Vater nichts passieren.“ Harry warf einen letzten Blick in den leeren Garten, dann ließ er sich von den Anderen rein führen. Er wusste, sein Vater war im Krieg aufgewachsen und nie erwischt worden. Es konnte nicht so einfach getötet werden. Sie liefen die Gänge entlang, zurück, auch vorbei an Regulus’ Zimmer. Sein anderer Vater, der ihn nicht sehen wollte. Der ihn hatte verhexen wollen, weil er krank war. Weil er anders war, als man gedacht hatte, er wusste, sein Benehmen am Anfang war der letzte Tropfen gewesen, dass der Irrsinn durchgebrochen war. Er wusste, er sollte diesen Mann lieben, doch es ging nicht. Wenn er Jemanden wollte, dann nur Sirius. Weswegen er noch mehr schlechtes Gewissen hatte. Und Alpträume. Erst heute Nacht wieder. Wegen des Krieges und wegen seinem anderen Vater, wegen all den Dingen, sein kleiner Bruder, der bald auf die Welt kommen würde. In vier oder fünf Monaten. „Harry,“ sprach Fawkes leise, er strich über die Haare des Jüngeren. „Mach dir nicht so viele Gedanken. Es wird Alles gut gehen.“ Er schubste Harry sanft auf das Bett. „Versuch, noch etwas zu schlafen.“ Schlafen? Wie sollte er schlafen? Das war ihm ein Rätsel! Doch er gab nach, er ließ sich zurücksacken und eigentlich gegen seinen Willen wiegte das Lied des Phönix ihn noch ein Mal in den Schlaf. Es verging ein weiterer, für Harry sehr unruhiger Monat. Er wartete jeden Abend nervös darauf, dass sein Vater sich meldete, wie er die Tage umbrachte, war für ihn oft auch ein Rätsel. Es war anstrengend für ihn und ohne Sirius und Fawkes hätte er vermutlich aufgegeben, auch, weil Draco immer zudringlicher wurde. Er hatte erfahren, dass sein Vater innerhalb von drei Tagen England in der Hand hatte, nach zwei Wochen hatte er auch Hogwarts erobert, Dumbledore saß in Azkaban, aber leider waren einige seiner Getreuen entkommen. Aber jemand, der wirklich etwas erreichen konnte und die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Anderen aus Azkaban befreien konnten, beides war praktisch nicht vorhanden. Wäre nicht Fawkes, Harry wäre vermutlich schon lange durchgedreht. Auch gerade jetzt. Sie saßen gerade in ihrem Zimmer auf dem Boden vor dem Kamin, er lehnte an der Brust des Älteren, die Hausaufgaben waren fertig, das Wochenende über würde er seine Ruhe haben – zumindest so einigermaßen. Gerade eben wartete er auf den Anruf seines Vaters, der ihm sagen würde, dass Alles in Ordnung war. Fawkes lächelte, er strich leicht über Harrys Seite. Er wusste, der Jüngere tat sich schrecklich schwer, er fühlte sich überfordert, er war auf ein Mal ins Licht gerückt, da die Meisten wussten, dass Regulus mental instabil war, er galt als Nachfolger und als Ansprechpartner, nun, da der Ältere außer Landes war. Eine Verantwortung, die Harry nicht gewollt hatte, die er aber trug. Auch, wenn er es nicht wollte. Er tat es, weil es erwartet wurde. Doch der Phoenix half, wo immer es ging und Vieles hielt er auch wortlos von seinem kleinen Gefährten fern. Der Junge hatte so schon genug zu kämpfen. Er küsste Harry, strich über dessen Hand und lächelte, als seine Geste Erwiderung fand. Der Jüngere öffnete sich immer mehr, was für ihn immer wieder etwas Tolles war. Sein Gefährte, er hatte ihn, endlich. Es war oft so schwer für ihn gewesen, all die Zeiten allein, die bedeutungslosen Affären, die er meist sehr schnell vergessen hatte, bei denen er nicht mal die Nacht verbrachte. Zwar waren sei bisher nie weiter gegangen, als sich zu küssen, aber schon das war für Fawkes schöner, als Sex mit einigen Anderen, es gab ihm etwas, er fühlte sich danach nicht mehr leer und er wusste, lange würde es nicht mehr dauern, bis sie die Bindung vollenden würden. „Hrmhrmhrm,“ räusperte Tom sich, nachdem er eine ganze Weile einfach nur am Rahmen der Tür gestanden hatte. Er grinste, als beide Köpfe herumfuhren, Fawkes zeitgleich seinen Sohn hinter sich manövrierte, um ihn zu schützen. „Vater!“, überrascht sprang Harry auf, lief auf den Anderen zu und umarmte ihn. „Was... was machst du denn hier?! Ich dachte...!“ Tom lachte leise, strich seinem Sohn durch die Haare. „Nun, wir haben Alles so weit gut im Griff, da konnte ich mal für zwei Tage verschwinden, ich gehe erst morgen Abend zurück, denke ich. Severus ist auch bei seiner Familie und er wird auch bleiben, in diesem Monat soll sein zweites Kind zur Welt kommen.“ „Das ist gut,“ lächelte Harry. „Ich... hab dich vermisst.“ „Och, also, so, wie das die letzten fünf Minuten von der Tür aus aussah, warst du doch ganz gut beschäftigt.“ Er wuschelte durch Harrys Haare, setzte sich dann zu Fawkes, wo sein Sohn sich auch sofort wieder gegen seinen Gefährten kuschelte. Zumindest sah Harry glücklich aus, zufrieden und ruhig. Das war mehr, als sie vor Weihnachten gehabt hatten. Laut dem Phönix hatte man ihm gesagt, dass sein Sohn sich immer weiter entspannte, sich sogar auf seinen neuen Bruder freute. Er hatte keine Angst mehr, verstoßen zu werden, nur, weil er kein Krieger war und auch wenn Harry mit ihm redete, war er viel offener, als sonst. Durch Sirius’ Ermutigungen hatte der Jüngere endlich aufgehört, sich zu verschließen, er ging aus sich heraus, man konnte ein Gespräch führen, ohne, dass es nach Sekunden zu einem Monolog wurde. Wenn sie über den Kamin miteinander sprachen, erzählte Harry von den Tieren, die er betreute, von seinen Noten, von Blaise, der ein Freund geworden war und er sagte auch, wie sehr ihn Draco nervte, der ganz offensichtlich immer noch nicht aufgegeben zu haben schien, trotz mehrerer Verbrennungen. Dinge, die Harry vorher nicht getan hätte. Über seine Probleme reden, das war etwas, dass er erst in den letzten zwei Monaten gelernt hatte. Was ihm nur so weh tat, war, dass Regulus das Alles nicht miterleben konnte, einfach, weil er sich geweigert hatte, zu sehen, dass Probleme nicht mit Magie verschwinden konnten. Das war etwas, was ihm wirklich Sorgen machte. Er wusste nicht, ob sie wirklich wieder eine intakte Familie werden konnten. Es war viel geschehen und gerade Harry tat sich ohnehin so schwer mit dem Thema Vertrauen. Und ganz ehrlich – auch er fühlte sich hintergangen, selbst, wenn Vieles auf die Familienkrankheit der Blacks zurückzuführen war. Auch, wenn sein Gefährte begann, Fortschritte zu machen, er wusste nicht, ob oder wann er es wieder in Betracht ziehen konnte oder würde, mit ihm zu schlafen oder andere Dinge. Er hatte es vorher fünfzehn Jahre ausgehalten, warum sollte er es nun nicht mehr können? Es war so enttäuschend, vor Allem, da Regulus sich absolut keiner Schuld bewusst war. Auch nicht, was sein Verhalten gegenüber Sirius anging. Sein Mann war nicht bereit, einzusehen, wie Recht sein älterer Bruder hatte, den er schon immer aus tiefstem Herzen gehasst hatte, warum war ihm nie klar gewesen. Sich dort einzumischen war ihm nie gekommen, doch nun bereute er es, er hätte es wirklich gern gewusst und das Wahrscheinlichste war für ihn immer noch einfach Eifersucht, fragte sich aber auch, worauf. Auf die Jahre in Azkaban oder als Außenseiter in der eigenen Familie? Er verstand es einfach nicht. „Öhm...“, nuschelte Harry betroffen, er kuschelte sich tiefer an Fawkes’ Brust. „Ich... er... Ich liebe ihn...“ flüsterte er einfach. Das erste Mal, dass er das tat. Fawkes lächelte einfach nur, er drückte den Jüngeren enger an sich. „Ich dich auch,“ flüsterte er leise. „Ich weiß,“ gab Tom zurück. „Jeder mit Augen im Kopf kann das sehen.“ Er wuschelte über Harrys Haare. „Sonst hätte ich ihm sicher nicht erlaubt, in deinem Zimmer zu schlafen.“ Er stand langsam wieder auf. „Ich gehe in mein Zimmer, schlafen,“ erklärte er. „Und ich denke, Lucius redet mit seinem Sohn, Draco wird weggeschickt, vielleicht wird er sich dann beruhigen.“ „Wegen... wegen mir?“, fragte Harry leise und alles Andere als glücklich. „Nein, nicht nur wegen dir,“ vergewisserte Tom ruhig. „Es geht darum, dass die Gefahr besteht, dass Draco etwas Ähnliches bekommen könnte, wie dein Dad. Immerhin ist auch er aus dem Hause Black. Und wenn man ihm jetzt hilft wird es vielleicht besser werden. Das, was er hat, ist Besessenheit und dir tut er auch nicht gut.“ Er lächelte. „Und gib dir bloß nicht wieder die Schuld,“ fügte er an, bevor er das Zimmer verließ. „Aber... es passiert immer wenn es um mich geht,“ flüsterte Harry. „Wie soll ich mir dann nicht die Schuld geben?! Es passiert immer...!“ Fawkes strich dem Jüngeren durch die Haare. „Harry, hör auf damit,“ bat er leise. „Dich trifft keine Schuld. Es hat mit den Blacks zu Tun.“ Er küsste seinen Gefährten sanft. „Komm, legen wir uns hin, es ist ohnehin spät.“ Er half dem Jüngeren auf, brachte ihn ins Bett, deckte ihn zu und legte sich dazu. „Es wird Zeit, dass du endlich mal Ruhe findest.“ „Er... mochte mich nie, schon als Harry Potter und jetzt... ich bin doch nur eine Aufstiegsmöglichkeit, so, wie damals.“ „Stimmt,“ nickte Fawkes, zog Harry in seine Arme. „Draco liebt vor Allem sich selbst und er soll darum weg, damit er lernt, dass es andere Dinge gibt, es gibt Camps, die solchen Jugendlichen helfen können, auf den Boden zurück zu kommen und vielleicht ist es auch für ihn das Beste. Und jetzt hör auf, dir Gedanken zu machen, schlaf, morgen wird sicher lustig.“ Er beobachtete, wie Harry einschlief, summte leise. Merlin, da machte so ein dummes Arsch ihm das Leben schwer und noch immer hatte er Angst, dass er etwas Schlimmes tat, wenn der Bengel woanders hinkam! Es dauerte nicht lange, bis Harry einschlief. Fawkes strich über das Gesicht des Jüngeren, lächelte etwas. „Keine Sorge, solche Gedanken treib ich dir schon noch aus,“ versprach er, bevor auch er selbst in den Schlaf glitt. Kapitel 19: Letzte Feinde ------------------------- „Vater, wo sind wir hier?“, fragte Draco unwillig und kalt. Er wollte mit diesem Verräter eigentlich ohnehin nicht reden, fühlte sich aber dazu gezwungen. Der Andere war einfach aufgetaucht, hatte ihn gepackt und schon war ein Portschlüssel losgegangen. Was ihm nicht wirklich passte, es versprach richtig hässlichen Ärger, wovon er gerade nichts gebrauchen konnte, er hatte genug damit zu Tun, Zaubersprüche zu suchen, die den Phönix killen konnten, damit er endlich an seinen Geliebten ran kommen konnte! Lucius hob eine Augenbraue. Wow, noch etwas mehr Verachtung im Ton und er konnte auf eine Theaterbühne. „Wir sind hier, weil ich kein Interesse daran habe, dass mein Sohn und einziger Erbe den Blackwahnsinn nicht unterdrücken kann;“ gab er kühl zurück. „Hier wird man dich behandeln und keine Sorge, die Schule wird nicht zu kurz kommen.“ „Ha!“, zischte Draco. “Ich bin nicht wahnsinnig! Du kannst nur deine Eifersucht nicht unterdrücken! Du kannst mir keinen Erfolg gönnen!“ Lucius beschränkte sich darauf, den Kopf zu schütteln, er wusste, sprechen war sinnlos. „Accio Zauberstab,“ sprach er ruhig, er fing den Stab auf, der aus dem Hosenbein seines Sohnes kam. „Ich habe nicht vor, dir eine Wahl zu lassen,“ sprach er noch. „Ma wird dich rösten!“, zischte Draco, als er weiter gezerrt wurde. Und ohne seinen Zauberstab konnte er sich kaum wehren, nicht gegen den Mann, der ihm all das beigebracht hatte, was er konnte, die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg war viel zu gering. „Wohl kaum, Sohn,“ kam Narcissas Stimme von Hinten. Sie hatte auch kein Interesse daran, ihren Sohn an den Wahnsinn ihrer Familie zu verlieren. Es war ihr oft schon schwer gefallen, Selbigem nicht zu erliegen, wie ihre Schwester. Nein, ihr Kind würde nicht enden, wie ihr Cousin, eingesperrt in seinem Zimmer, voller Hass und durchgedreht, nicht in der Lage zu sagen, was für ein Datum es war und dabei, eines seiner Kinder zu verstoßen, weil es nicht seinen Vorstellungen entsprach. „Ich habe dem zugestimmt,“ sie fasste in ihre Tasche, übergab etwas sehr Kleines ihrem Mann. „Einige Garnituren Wäsche, seine Schulsachen und die Anderen Dinge, die er mitbringen sollte.“ „Ihr... ihr seid Beide eifersüchtig!“, begann der Jüngste zu toben, bevor er auf ein Mal zusammensackte. Hinter ihnen waren ein Mann und eine Frau aufgetaucht. Die Frau noch recht jung, der Mann etwas älter. „Entschuldigen Sie unser rabiates Einmischen,“ meldete sie sich zu Wort. „Ich bin Meandra Largos und die Leiterin des Heims, ich konnte das nicht mit anhören, wir sehen schon seit einer Weile zu. Wir wussten von Mister Karakoff, dass es schlimm ist, aber damit haben nicht mal wir gerechnet. Aber ich denke, es ist noch früh genug, um etwas zu tun. Er ist jung und sein Geist ist nicht zu sehr angegriffen. Wir haben uns mit der Geschichte der Blacks befasst und wissen Bescheid. Er wird in guten Händen sein, auch, wenn er sich sicherlich bitter beschweren wird. Über Vieles.“ Lucius sah zu, wie der Mann seinen Sohn aufhob und wegbrachte, doch er griff nicht ein, er nickte, übergab auch dessen geschrumpfte Koffer. Er wusste, die würden kontrolliert werden. „Ich habe keine Lust, dass er den Verstand verliert,“ erklärte er knapp. „Er macht so schon einem anderen Jungen das Leben zur Hölle – und meines auch, weil er der festen Ansicht ist...“ „Dass Sie ihn aus Eifersucht hindern, das war klar zu hören,“ gab Meandra zurück. „Wie bereits gesagt, wir werden tun, was in unserer Macht steht und ich denke in einem Jahr sollte er in der Lage sein, sich selbst zu kontrollieren. Seine Schule wird unter all dem nicht leiden, ich brauche bitte noch seinen Zauberstab.“ Lucius übergab Diesen, nickte dann. „Wie sieht es mit Besuchen aus?“ „Im ersten Monat weder Besuche, noch Anrufe oder Briefe,“ erklärte die Frau freundlich. „Und ab dem zweiten Monat erst mal nur Briefe, wann Sie ihn besuchen können, hängt allein von ihm ab, vielleicht im dritten Monat, wenn er beginnt, sich in den Griff zu bekommen und dann auch erst mal nur einer von Ihnen.“ Die Beiden nickten knapp. Sie hatten ja das Programm dieser Anstalt selbst gelesen und sie wussten, ihr Sohn würde sich sehr umstellen müssen, erst jetzt war ihnen klar, dass sie auch eine große Schuld trugen, eben weil sie ihm immer so viel hatten durchgehen lassen, aber sie würden es auch wieder gut machen. Auch, wenn es ihnen schwer fiel, ihr einziges Kind hier zu lassen. „Dann bitte ich Sie, nun zu gehen, Sie werden wöchentliche Fortschrittsberichte von uns erhalten und für Fragen bin ich immer zu erreichen.“ Lucius nickte, er ließ die Flohadresse von Narcissa da, da er ja in zwei Tagen wieder in England sein würde, dann gingen sie Beide zurück. Sie fühlten sich schlecht, aber sie wussten, es war das Beste – für sie Alle. Hmmm... entspannt lehnte Harry sich zurück. Es war Vormittag, sie hatten gerade alle zusammen gefrühstückt, danach war sein Vater zu Regulus gegangen, er hatte wieder ein schlechtes Gewissen bekommen, aber Fawkes hatte ihn einfach mitgenommen, zurück in ihr Zimmer, wo er gerade eine Schultermassage bekam. Der Ältere hatte mit ihm geübt, seine Flügel zu rufen und wieder einzuziehen. Es tat nicht so schrecklich weh, wie die ersten Male, aber angenehm war es auch nicht wirklich. Umso angenehmer war das hier jetzt. Er kuschelte sich gegen den Älteren, der immer so schön warm zu sein schien. Fawkes lachte leise, als er merkte, wie sein Gefährte sogar zu schnurren begann, mit dem Finger fuhr er die beiden Flügelabbildungen auf dessen Schulterblatt nach. „Das hast du dir verdient,“ sprach er nur leise, küsste den Jüngeren auf die nackte Schulter, schloss ihn in die Arme und genoss das Gefühl von nackter Haut unter seinen Fingern. „Aber das Training muss sein...“ Harry nickte, er wandte sich etwas um, glücklich, als der Ältere es richtig verstand und ihn küsste. Und wieder. Wie so oft in letzter Zeit, stieg dieses Kribbeln in seinem Körper auf, dieses Drängen nach mehr. Er war nicht dumm, er wusste, was sein Körper verlangte und ganz ehrlich, er war es im Grunde leid, weiter dagegen an zu kämpfen. In den letzten Wochen hatte er viel gelesen, über Gefährten, Bindungen und so und mehr erfahren, als in all seinen Jahren in Hogwarts. Er wusste, es würde nur immer schlimmer werden, bis er nachgab und wenn er sich schon so schwer tat, wie mochte es dann wohl für Fawkes sein, der ihn so lange gesucht hatte? Der Phönix hatte nie eine Zahl genannt, doch in der Geschichte von Hogwarts wurde der rote Feuerphönix immer wieder erwähnt. Er hatte auch mit seinem Vater gesprochen, an einem der Abende, an denen der Andere kurz verschwunden war, um etwas zu erledigen. Auch Tom wusste nicht, wie alt der Beste war, nur, dass er alt war. Fawkes lächelte, als sie sich trennen mussten, er strich dem Jüngeren eine der Strähnen aus dem Gesicht. „Was?“, fragte er leise. „Du siehst so... verträumt aus.“ Er konnte nicht genug von seinem Gefährten bekommen, vor Allem jetzt, da Harry endlich seine Angst abgelegt hatte, wo Sirius ihm den Kopf zu Recht gerückt hatte. Seit Weihnachten ging er immer mehr aus sich heraus. Der Jüngere hatte seine eigene Art, um Dinge zu bitten, ein Schimmern in den Augen, ein leichter Rotstich auf dem Gesicht. Und er war verschmust, er hatte nicht mal was dagegen, dass er extrem territorial war, im Gegenteil, meist schien er froh, wenn man ihm Leute vom Hals hielt. Fawkes war nicht dumm, er wusste, das konnte sich schnell ändern, aber im Moment war es gut, wie es war. Harry wurde etwas röter. „Ich... du, können wir... Ich...“ „Wenn ich nicht weiß, was du willst, kann ich das leider nicht beantworten,“ erklärte Fawkes amüsiert, er küsste seinen Kleinen, spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Konnte es sein? Konnte es sein, dass...? Nun, er wollte es hören. Er wusste, Harry hatte viel Zeit in der Bücherei verbracht, eben gerade mit Büchern über das Thema magische Geschöpfe und ihre Gefährten, er merkte ja selbst, dass Harry manchmal mehr wollte, doch er hatte sich bisher eisern zurückgehalten. „Ich... ich will... schlaf mit mir,“ flüsterte Harry schließlich, er wusste, er war feuerrot, aber das war ihm egal. Er wollte es, er wollte es wirklich. Nicht mehr nur Küssen und einige harmlose Streicheleinheiten, er wollte mehr. ‚Ja!’, das war das Erste, was triumphierend durch Fawkes Kopf zischte, er küsste den Jüngeren heiß, strich leicht über seine Seiten. „Bist du dir sicher?“, fragte er trotzdem leise. „Du weißt, dass man dann nichts mehr rückgängig machen kann? Dass es dann entgültig ist? Dass wir....?“ „Verheiratet sind? Ja,“ gab Harry nur zurück, er lehnte sich den streichelnden Händen entgegen. „Was würde es ändern?“, hauchte er. „Wir... sind zusammen... und... so wird es bleiben, ob.. wir es heute tun, morgen oder in ... drei Jahren...,“ er kicherte, knabberte kurz an den Lippen seines Geliebten. „Es ist nicht so, als würdest du einen Anderen an mich ran lassen, oder?“, hauchte er. Wie gesagt, er war des Wartens einfach müde und er wollte sicher sein, er wollte endlich sagen können, dass er gebunden war, dadurch würde Draco ihn vielleicht endlich mal in Ruhe lassen. Fawkes lächelte. Die Vorteile eines Teenagers, wie es aussah, irgendwann war der Wunsch nach Sex einfach zu groß und er wusste auch, dass es Harry ernst war. Dass der Jüngere ihn liebte, er sah es, er wusste es und seine extreme Eifersucht bezog sich nicht aus Angst vor Untreue, er wollte nicht, dass der Jüngere verletzt wurde und wir konnte er Harry besser zeigen, wie viel der Andere ihm bedeutete, als wenn sie die Bindung beendeten und sein Gefährte es würde fühlen können? Er küsste den Jüngeren innig, strich über dessen Oberkörper. Harry lächelte, streckte sich den Händen entgegen. „Hmmm“ flüsterte er, genoss das Kribbeln, das diese Berührungen in ihm auslösten. Und dieses Mal würden sie nicht einfach aufhören, wenn es gerade schön war. Er erwiderte die heißen Küsse, spürte, dass er irgendwann hochgehoben und zu dem Bett getragen, darauf gelegt wurde. Er öffnete seine Augen, beobachtete, wie der Ältere langsam sein Hemd öffnete. Es war ohnehin selten, dass der so was Einfaches trug, stellte er, irgendwie am Rand, fest. Fasziniert beobachtete Harry, wie das Hemd einen durchtrainierten Oberkörper frei gab, mit ausgeprägtem Sixpack. „Siehst du etwas, das dir zusagt?“, fragte Fawkes mit rauchiger Stimme, als er den Blick bemerkte, er wusste, dem war so, er sah es an der Beule in Harrys Hose. Er trat zurück zu dem Bett, kniete sich zu seinem Geliebten, ein Arm auf jeder Seite von dessen Kopf abgestützt, küsste den Jüngeren verlangend. „Und Alles meins,“ brachte der Jüngere heraus, während seine Finger auch etwas schüchtern über die überraschend weiche Haut glitten, die die eindeutig harten Muskeln bedeckte. Das fühlte sich schon so toll an! „Ja,“ gab Fawkes einfach nur zurück, er ließ seine Finger langsam in Richtung Hose gleiten, spielte etwas mit dem Bund, bevor er den Knopf langsam öffnete, Harry zeitgleich verlangend küsste. Diese kleinen Berührungen, die Hand, die sich nicht sicher zu sein schien, was sie machen konnte, sollte oder durfte, sie war für ihn erregender, als die Dinge, die er vor Harrys Zeiten getan hatte – und er war nie ein Mönch gewesen. Ohne die Hose des Jüngeren tatsächlich herunter zu ziehen, strich er schon über dessen Innenschenkel, genoss das leise Keuchen, als der sich ihm noch weiter entgegen streckte. Die Wangen des Jüngeren wurden schnell rot, ob aus Erregung, oder weil es das erste Mal war, dass man ihn dort berührte konnte er nicht sagen. Egal, es gefiel ihm zu beobachten, wie sein Gefährte genoss, was geschah und was noch passieren würde. Er wurde schon dafür sorgen, dass es Diesem gefallen würde! „Fawkes...“, keuchte Harry als die Finger auf ein Mal über seine Erregung strichen und auch, wenn das noch ‚nur’ durch die Hose geschah, fühlte er sich als müsse er bald, sehr bald explodieren. Der Ältere grinste nur zufrieden, langsam zog er die Hose von den schlanken Beinen des Jüngeren, fuhr den Weg über die Innenschenkel nun ohne Stoff dazwischen nach, schob die Boxer etwas hoch, genoss die neue Tonart, die er seinem Geliebten so entlockte. Auch seine eigene Erregung wurde immer größer, drückte gegen die Hose, doch das war ihm gleich. Das würde später kommen. Erst wollte er sehen, wie viele verschiedene Töne er Harry entlocken konnte. Der Tag war lang und mit dem hier wollte er nicht hetzen, um Nichts in der Welt. Merlin, das war Wahnsinn! Wie sollte er denn da durchhalten?! Er sackte regelrecht in die Kissen zurück, als sich eine Hand auf ein Mal tatsächlich um sein bestes Stück legte. Erst da fiel ihm auf, dass offenbar auch seine Boxer verschwunden waren. Und wo seine eigenen Hände sich befinden mussten. Vermutlich wäre er rot geworden, doch das war er ja vermutlich ohnehin schon. Doch noch mehr erschrak Harry, als er auf ein Mal etwas Feuchtes um sein bestes Stück schloss. Es dauerte mehrere Sekunden, bevor ihm klar war, was da gerade geschah, nicht, dass er etwas dagegen hätte oder auch nur noch klar sprechen konnte. Er konnte nicht viel mehr tun, als es zu genießen. Und Merlin, das tat er. Das war so gut! Ja, er verstand, dass Andere das toll fanden! Sein Blut, es schien zu kochen, es rauschte so laut in seinen Ohren, dass er überzeugt war, dass Alle es hören mussten. Fawkes hielt seinen Gefährten so ruhig wie möglich, er verwöhnte diesen, bis er fast kam, dann aber ließ er von dessen Glied ab, hob seinen Kopf und musste grinsen. Das war mal ein Ausdruck auf den Zügen seines Geliebten! Ja, der gefiel ihm. Besitzergreifend küsste er Diesen, spielte mit den sichtlich gereizten Brustwarzen, bevor er einen Zauber sprach, der seine Finger mit einer Art Gel überzogen, dann ließ er Selbige zwischen Harrys Beine gleiten. Es sah, dass der zu weit weg war, zu tief im Nebel der Lust versunken, um zu merken, was er vorhatte. Mit einem weiteren Kuss verlangte Fawkes Harrys gesamte Aufmerksamkeit, während er zeitgleich seinen ersten Finger in dem Jüngeren versenkte. Sein Kleiner zuckte noch nicht mal zusammen, so erregt war er schon und der Phönix wusste, er würde sicher nicht durchhalten, aber das war es auch, was er gewollt hatte. Als er die kleine Erhebung fand, massierte er sie leicht. Und das war das Einzige, was er der noch gebraucht hatte, er bäumte sich regelrecht auf, während er kam, mit seinem Namen auf den Lippen. Zufrieden grinste Fawkes, auch, wenn er wirklich Mühe hatte, sich selbst zurückzuhalten, peinlich, wenn man bedachte, was für ein Durchhaltevermögen er eigentlich hatte. Mit einem weiteren Zauber ließ er die Reste seiner eigenen Kleidung verschwinden, versenkte zeitgleich einen weiteren Finger in den nun vollkommen entspannten Jugendlichen, der aber immer noch nach Atem rang. Harry japste immer noch nach Luft, versuchte, wieder runter zu kommen. Doch dann spürte er, wie etwas in ihn eindrang, es tat nicht weh, es war nur etwas unangenehm, er wollte sehen, was da los war, als der Ältere eine Stelle in ihm berührte, die dafür sorgte, dass er sofort wieder zurück sackte, als habe er absolut keine Knochen mehr übrig. Wie konnte das sein? Er war doch gerade eben erst so heftig gekommen, doch schon war er wieder so erregt! Fawkes lachte rau, als er das sah, er beobachtete, wie die Augen wieder mit diesem Film der Erregung überzogen würden und es war immer schwerer, sich selbst zurück zu halten. Doch das hier sollte nicht so schnell vorbei sein. Es sollte auch Harry als ein besonderer Moment in Erinnerung bleiben. Also weitete er seinen Gefährten weiter, reizte immer wieder dessen Prostata. Erst einige Momente später positionierte er sich selbst, küsste Harry erneut. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich liebe,“ flüsterte er, bevor er in seinen Geliebten eindrang. In seinen Gefährten. Und er musste mehr als ein Mal inne halten, um sich selbst am Kommen zu hindern. Harry keuchte, als er etwas Größeres spürte, dass sich in ihn schob, kurz tat es etwas weh, doch als Fawkes ihn küsste, war auch das vergessen. Er stöhnte, vor Allem, als wieder dieser Punkt in ihm gestreift worden war, er streckte sich dem Älteren entgegen. Es war ein wirklich seltsames Gefühl, so gefüllt zu sein, doch nicht nur das, es war auch ein tolles Gefühl, so nah an dem Älteren zu sein, er fühlte sich vollständig, nicht so unruhig, wie die letzten Wochen. Endlich besser. Als Fawkes sich nicht mehr bewegte, tat er das selbst, er wollte mehr, er wollte wieder dieses Gefühl. Als Harry sich auch noch selbst bewegte, war es um Fawkes’ Beherrschung entgültig geschehen. Er konnte nicht mehr, er begann, sich in seinem Gefährten zu bewegen, erst in einem gemäßigteren Tempo, doch nur zu schnell verlor er den letzten Funken Beherrschung. Aber nicht nur er. Er spürte die Hände, nun, vor Allem die Fingernägel seines Geliebten, die sich immer weiter in seinen Rücken bohrten, die Beine des Jüngeren legten sich um seine Hüfte, Harry bog sich ihm entgegen. Und dann kam er ein weiteres Mal, wieder bekam das Gesicht diesen Ausdruck, dieses Leuchten, was es für Fawkes noch schöner machte. Und um sein Glied herum zog der Jüngere sich zusammen, massierte ihn. Bis er auch selbst mit einem lauten Stöhnen kam. Merlin, er dachte, er war eben schon heftig gekommen, aber das hier war noch mal ganz anders gewesen stellte Harry fest, als er wieder klarer denken konnte, ihm war sogar schwarz vor Augen geworden, einen Moment lang. Es war einfach nur toll gewesen. Und das Beste – Fawkes hielt ihn immer noch in den Armen, dessen Gesicht grinste ihn an, als er die Augen wieder aufschlug. Sichtlich zufrieden. Fawkes grinste etwas, als er sich selbst wieder gefangen hatte, Er konnte sich nicht erinnern, je so heftig gekommen zu sein oder sich danach so gut gefühlt zu haben. DIe Leere sie er sonst nur zu oft fühlte, stellte sich dieses Mal nicht ein. Langsam ließ er sich aus dem Jüngeren gleiten, zog ihn eng an sich und beobachtete ihn, bis er seine Augen endlich wieder aufschlug. Er konnte es immer noch nicht glauben. Nach all den Jahren, nach der Suche, nach dem Zweifeln, je Jemanden zu finden. Und nun... er konnte spüren, wie die Bande zwischen ihnen beiden sich festigten. Er konnte jetzt schon fühlen, wie zufrieden sein Geliebter war. Endlich einmal frei von Zweifel und Angst. Er strich über dessen Züge. Etwas zu sagen schien ihm irgendwie überflüssig. „Das... war toll,“ lächelte Harry nach einigen Augenblicken. „Und... ist es jetzt vorbei? Sind... sind wir gebunden?“ „Ja,“ lächelte Fawkes. „Sind wir.“ „Können wir das noch mal machen?“, fragte Harry, feuerrot. Es war aber auch zu gut gewesen. „So oft du willst,“ erklärte Fawkes, strich leicht über Harrys Brust. „Aber garantiert nicht jetzt!“, donnerte es, Sekunden, bevor eine Decke sich über sie Beide legte. Erschrocken fuhr Harry auf – und wurde feuerrot. „Vater...!“ „Und ich habe mehr von euch beiden gesehen, als ich es wollte,“ erklärte er trocken. Ruhig trat Tom vor das Bett, ließ sich in einen Stuhl fallen und musterte die Beiden. Er hatte die Magie gespürt, als der Bund beendet worden war, in dem Moment, als er bei Regulus gewesen war und das erste Mal seit dieser versucht hatte, Harry wieder in ein Baby zu verwandeln, hatte er einen kurzen Moment der Einsicht gehabt. Nach seinem Sohn gefragt, dann aber hatte er wieder mit der Wiege gespielt. Fawkes hob eine Augenbraue. „Und?“, fragte er ruhig. „Du wusstest, dass es irgendwann passieren muss. Und er war nicht unglücklich darüber.“ „Darum geht es nicht, nur, das, was ihr getrieben habt, ist wohl Jedem klar, nicht mal ich hätte mit so einem Rückstoß gerechnet.“ „Und?“, fragte Fawkes nur, während er weiterhin seinen Geliebten streichelte. „Ich muss es bekannt machen.“ „Ja,“ gab Fawkes zurück. „Das wird sich kaum vermeiden lassen. Heute Abend,“ schlug er einfach vor. „Und bis dahin will ich ihn für mich.“ „Sorg nur dafür, dass er dann noch sitzen kann,“ gab Tom trocken zurück. Er lächelte, strich über die Haare seines Sohnes, der eine erstaunliche Ähnlichkeit mit einer Leuchtdiode aufwies. Erst dann erhob er sich und ging wieder, er wusste, was diese Ankündigung bedeutete, es war etwas wie eine Bekanntgabe seines Nachfolgers, denn inzwischen wussten Alle, dass Harry kein Interesse an Macht hatte. Fawkes grinste nur, küsste Harry. „Wo waren wir, bevor wir so rüde unterbrochen worden sind?“ „Ah, du bist’s“, lächelte Charlie, als er seinen Schützling und Ehrenbruder fand, mit seiner Pandadame im Wildkatzenhaus, wo im Moment auch ein Gryffin residierte. Er musste etwas grinsen, als er den verträumten Blick des Jugendlichen sah und auch die Knutschflecken waren klar und deutlich zu erkennen, Fawkes saß auf seinem angestammten Platz auf Harrys Schulter, rieb immer wieder seinen Kopf an der Wange des Teenagers, der das erste Mal, seit er sich erinnern konnte, wirklich zufrieden aussah. Nicht nur glücklich für einen kurzen Moment, wie zu Weihnachten, sondern richtig zufrieden und ausgewogen. Nicht zu vergessen, dass es nur vier Tage her war, dass die Bindung bekannt gegeben worden war. Sirius hatte es, nett gesagt, schlicht vom Stuhl gedonnert. Er hatte es gewusst, in dem Moment, als Harry an der Seite seines Gefährten das Zimmer betreten hatte, mit diesem alles sagenden Strahlen auf dem Gesicht. Diese Show hatte zwei Gründe gehabt, hatte er nachher herausgefunden. Erst mal die Bekanntgabe, dass der Sohn und Nachfolger des Lords nicht mehr zu haben war, dann, was weit wichtiger war, dass dieser Fremde mit den roten Haaren mehr Befehlsgewalt hatte, als jeder Andere, da es klar zu sehen war, wer in dieser Beziehung der Stärkere war. Nicht, dass Harry darum unglücklich war, im Gegenteil, er war einfach erleichtert, diese Verantwortung abgenommen bekommen zu haben. „Auf der Flucht? Du hättest doch noch eine Stunde Pause, bevor du hier sein musst.“ Harry zuckte mit den Schultern. „Hier ist es friedlich und Niemand rennt mir hinterher um zu wissen, mit wem genau ich jetzt verheiratet bin und warum das nicht groß gefeiert worden ist,“ gab er zurück, spielte mit der Spange, die um sein rechtes Handgelenk lag. Sie war wunderschön, sah aus, wie zwei Flügel, die in der Mitte einen einzelnen Stein hielten. Dunkelrot, in ihm schien ein ganz eigenes Feuer zu lodern. Fawkes hatte sie ihm geschenkt, noch an dem Tag, an dem sie die Bindung beendet hatten. Er lächelte etwas, als er spürte, wie der schmale Vogelkopf sich an seiner Wange rieb. „Ah,“ gab Charlie nur zurück. „Dann kannst du auch gleich mithelfen,“ lächelte er nur und gab Harry einen der Säcke, um die Dinge einzusammeln, die für Tränke gebraucht wurden. „Dann kannst du auch eher gehen,“ versprach er mit einem Augenzwinkern und er war wenig überrascht, als das sogar den Phönix dazu brachte, mitzuhelfen. Ja, Harry hatte sich seit Weihnachten verändert und über diese paar Tage gleich noch ein Mal. Er wirkte nun ausgeglichener, ruhiger und zufrieden. Nicht mehr so überverschüchtert und zu dem Zaibinijungen schien sich eine ernst gemeinte Freundschaft zu entwickeln, die Harry wirklich gut tat. Auch, wenn Fawkes manchmal mehr als eifersüchtig reagierte. Der Beste war mehr als besitzergreifend, aber das schien Harry überhaupt nicht zu stören, im Gegenteil, manchmal wirkte er erleichtert, wenn der Phönix mit seiner Art einen Pulk Menschen verschreckte. Denn egal, wie viele Fortschritte Harry gemacht hatte, gewisse Dinge würden sich nie ändern. Der Junge mochte keine Aufmerksamkeit, er war schüchtern und er wollte oft nu seine Ruhe und seinen Frieden, das war Alles. Und Fawkes half ihm, genau das zu finden. Wenigstens hatte Harry nun Jemanden, der sich um ihn kümmerte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es war, von der eigenen Mutter verstoßen zu werden, aber genau das war dem Jüngeren ja passiert, mehr als ein Mal, er wusste, Harry hatte versucht, mit Regulus zu reden, doch es hatte mit Heulkrämpfen geendet, erst vor drei Tagen und damit fast in einer Prügelei, da Sirius mal wieder versuchen wollte, mit Gewalt Verstand in das Hirn seines Bruders zu hämmern. Es war nicht leicht gewesen, den Besten davon abzuhalten. Ja, Regulus war noch weit davon entfernt, wieder gesund zu sein. Außerdem – selbst, wenn Regulus wieder geistig klar war, er war sich nicht sicher, ob Dieser je eine gesunde Beziehung zu seinem älteren Sohn würde aufbauen können. Zu viel schien geschehen zu sein, zu weit waren die Beiden voneinander entfernt, zu hart schienen ihm die Fronten. Selbst Tom und Karakoff sahen es so. Aber dafür hatte Harry seinen Onkel. Sirius war, was Regulus sein sollte. Harrys erste Anlaufstelle, Harrys Vertrauter und Berater, so, wie Fawkes. Und doch war es nicht die ‚Mutter’, so gesehen. Es war eigentlich eine Schande, aber wie gesagt, es schien, als habe sich Regulus’ Geisteskrankheit schon früh abgezeichnet. Charlie hatte es aus den Erzählungen von Sirius herausgefiltert. Die Wutausbrüche des jüngeren Black, als sie noch Kinder gewesen waren, Eifersucht, die dem Älteren bis heut ein Rätsel war und andere Dinge. So viel hatte sich angestaut und Niemand hatte die Anzeichen sehen wollen, auch Tom nicht. Und jetzt mussten diese Leute die Suppe auslöffeln. Das Schlimme war eben nur, dass Harry dadurch ein Mal mehr zwischen allen Fronten zu stehen schien. Nur dieses Mal nicht in einem Krieg, sondern in der eigenen Familie und etwas Schlimmeres konnte es nicht geben. Harry lächelte nur, er sammelte die Dinge ein, die verwertbar war, kuschelte mit den eigentlich nicht gerade zutraulichen Tieren und versprach dem Gryffin, dass er Diesen bei besserem Wetter auch mal fliegen würde. Er war gern hier bei den Tieren, die sich nicht verstellten und er arbeitete auch gern, es würde etwas fehlen, wenn er nichts zu Tun hätte. Er wusste, er wurde es annehmen, ab dem nächsten Jahr würde er das hier studieren. Es dauerte nicht lange, bis Harry seine Aufgaben für den Tag abgeschlossen hatte, er sah sich zufrieden um, strich über Fawkes’ Gefieder. „Wollen wir heim?“, fragte er und spürte, wie die inzwischen vertrauten Flammen ihn umhüllten. Auf jeden Fall eine wesentlich angenehmere Art des Transports, als durch den Kamin gejagt zu werden, Nicht zu vergessen, dass man ja auch noch gehalten wurde. Und wenn das mal kein Luxus war... Fawkes grinste etwas, als sie landeten, er hatte sich dabei wieder in seine menschliche Form gemorpht, hielt seinen Geliebten an sich gedrückt. Ja, sie waren endlich daheim, morgen war Wochenende und sie mussten sich um Nichts mehr Sorgen machen. Das war sehr gut. Und e hatte vor, es voll auszunutzen, dass sie wieder Zeit für sich hatten, er wusste, Harry musste nicht viel vorbereiten. Er hob Harrys Kinn, küsste den Jüngeren heiß. „So, komm. Gehen wir, sag deiner kleinen Pest bescheid, dass du wieder da bist, danach können wir... was spielen...“ Harry lachte nur, piekste den Anderen in den Bauch. „Ich wette, das beinhaltet sehr wenige Klamotten...“ „Wie hast du das nur erraten...?“ Es verging ein weiterer Monat, der kaum Veränderungen mitbrachte, noch weniger in Bulgarien. Hier blieb praktisch Alles gleich, der feste Tagesablauf, an den Harry sich gewöhnt und der ihm gerade zu Beginn Sicherheit gegeben hatte, Fawkes an seiner Seite, der das Befehlen und Kommandieren mit sichtlichem Spaß zu übernehmen schien, Sirius und Charlie, mit denen er jeden Mittag zusammen aß und natürlich besprach er fast Alles mit seinem geliebten Onkel, der ihm Tipps gab und der ihm half, wenn er Fragen hatte. Jeden Abend konnte er mit seinem Vater sprechen, der ihm dann erzählte, dass es in England endlich aufwärts ging. Hogwarts hatte endlich neue Lehrer, Baumeister der Zwerge waren angerückt, um die Schule zu modernisieren, den dritten Flur zu reinigen, die Zauber aufzuheben und ein Expertenteam trieb die gefährlichen Tiere des magischen Waldes zusammen, um auch Diesen sicherer zu machen. Neue Beschlüsse wurden jeden Tag erlassen. Über die Überwachung von Kindern, die nicht in magische Familien geboren wurden, andere Dinge, es hörte sich an, als könne es tatsächlich aufwärts gehen und scheinbar wurde sein Vater immer beliebter im Volk, sie sahen ja, dass er kein Massaker angerichtet hatte. Und nun begann sich die Situation für Alle zu verbessern. Vater hatte sogar die Schulgebühren abgeschafft, damit alle magischen Kinder eine Ausbildung erhalten konnten. Es würde sicher nicht mehr lange dauern, dann würde England endlich die dringend benötigte Modernisierung hinter sich gebracht haben. Und doch – er hatte noch kein Interesse daran, wieder dorthin zurückzukehren. Nein, lieber nicht. So gut dieses Land nun war, doch er kannte vor Allem die dunklen Seiten von der ganzen Geschichte. Er wollte nicht dorthin zurück, noch nicht, er konnte nicht. Und er musste es ja auch nicht. Harry saß am Fenster, wie so oft. Doch er tat es nicht mehr, weil er traurig war oder sonst was, er tat es, weil er gern zusah, wie die Bäume begannen zu blühen und weil es zu kalt war, um lange draußen zu stehen. Gestern war er sogar bei Regulus gewesen, doch schon nach einer halben Stunde war er raus gerannt, er hatte es nicht ausgehalten, peinlich wie es leider war. Und das nicht mal wegen Äußerungen gegen ihn, sondern wegen dem, was der Mann über seinen Bruder sagte, dass er Sirius hasste, dass der eine Schande für die Familie sei. Dass sein Onkel gemeingefährlich und böse wäre, dass er erleichtert gewesen war, als er erfahren hatte, dass der in Azkaban war. Harry hatte nach dem Grund gefragt und das, was dann gekommen war, hatte ihn aus dem Raum getrieben, ihm klar gemacht, dass das Alles einfach Eifersucht war. Regulus hatte Sirius von Anfang an beneidet, darum, dass der Ältere sich gegen die Mutter hatte behaupten können, weil er den Mut gehabt hatte, nach Gryffindor zu gehen, weil er Freunde gehabt hatte. Und all die Eifersucht war zu Hass geworden. Hass, der bewirkte, dass der Mann seinen Bruder tot sehen wollte und Harry konnte nicht in einem Zimmer mit Jemandem sein, der einen der wichtigsten Menschen in seinem Leben so behandelte. Harry wusste, dieser Mann hatte ihn auf die Welt gebracht, aber irgendwie fiel es ihm schwer, überhaupt etwas Anderes als bestenfalls einfach gar nichts zu empfinden. Er wusste, er konnte seinen kleinen Bruder lieben und sein Vater bedeutete ihm schon jetzt sehr viel, aber Regulus – er konnte ihn noch nicht mal als Dad bezeichnen. „Harry – was sitzt du denn hier und brütest?“, fragte Fawkes sanft, er legte seine Arme um den Jüngeren und küsste ihn. Er war gerade erst von einer kleineren Konferenz zurück, in der es darum gegangen war, dass Hilfsmaßnahmen für die Ausbildung englischer Auroren getroffen werden sollten. Harry kuschelte sich an den Anderen. Er wollte Fawkes nicht sagen, dass er allein zu Regulus gegangen war, er wusste, der Andere würde vermutlich an die Decke gehen. „Ich hab nur die Blüten beobachtet. Und auf dich gewartet.“ „Ich bin hier,“ stellte Fawkes nur fest. „Hast du was Besonderes vor?“, fragte er, strich leicht über Harrys Seiten. „Hmmm, ich...“, doch auf ein Mal stockte Harry, er spürte etwas, wie eine Vorahnung, wie damals, beim trimagischen Turnier oder als Sirius gefallen war. Er begann sogar zu hyperventilieren. „Harry? Was hast du?“, frage Fawkes, nun wirklich besorgt. „Bring... bring mich zu Vater! Jetzt! Bitte! Du kannst das! Frag nicht, warum!“ Automatisch zog er den Zauberstab. „Beeil dich! Bitte! Wir haben nicht viel Zeit!“ Überrascht wollte Fawkes zu einer Frage ansetzen, doch dann schwieg er. Er festigte seinen Griff um den Jüngeren. Er kannte Harrys Instinkte, sie waren hervorragend, sie in Frage zu stellen, kam ihm gar nicht in den Sinn, also rief er die Flammen. Ihm machten so lange Reisen nichts aus, auch, wenn das natürlich mit Apparieren nicht möglich war. Sofort sah Fawkes sich um, als sie ankamen, voll angespannt, doch da war... Nichts. Keine Gefahr oder sonst was. Nur Tom, der irgendwie irritiert von einer Akte hoch sah. „Harry,“ überrascht blickte Tom auf. Erst hatte er ja schreien wollen, wer zum Henker hier rein geplatzt war, aber als er erkannte, wer es war, hielt er sich zurück. Nur würde ihn interessieren, warum sie hier waren, vor Allem, da sein Sohn das ja eigentlich gar nicht wollte. Merlin sei dank! Sie waren nicht zu spät, doch Harry spürte, viel Zeit blieb ihnen nicht. Hastig zog er auch seinen Stab, sah zu seinem Vater. „Es passiert gleich was,“ erklärte er, immer noch schneeweiß, während Alles in ihm sich zusammenzog. „Ich weiß nicht, was, aber... es... ich fühle mich, wie damals als Cedric gestorben ist und als Siri gefallen ist!“ Wie auf Kommando spannte Fawkes sich mehr an, als er das hörte, er glaubte Harry, ohne zu fragen, auch, wenn Tom aussah, als wolle er dazu ansetzen, seinen Sohn nur zu beruhigen und das Ganze als Hysterie abzuhaken. Doch in dem Moment hörten sie tatsächlich Lärm. „Harry, hier ist es si... was ist denn da los?!“, fragte er, stand auf, sah auf seinen Sohn, der panisch aussah, seinen Zauberstab umklammert hielt. Automatisch holte er seinen Eigenen heraus, sanft stieß er den Jüngsten hinter den Schreibtisch, machte Fawkes ein Zeichen. Wobei er sich selbst scholt, dass er sich von dessen Panik anstecken ließ. Doch er hatte aus Erfahrungen gelernt, lieber Vorsicht als Nachsicht. Fawkes und er, sie stellten sich Beide zu je einer Seite der hohen Tür, die Zauberstäbe im Anschlag, Tom sogar noch mit einem Dolch in der Hand, den er gewohnheitsmäßig im Stiefel hatte. Harry aber dachte gar nicht daran, in Deckung zu gehen. Noch bevor Jemand ihn hindern konnte, stand er neben seinem Vater, genau in dem Moment, in dem die Tür aufgesprengt wurde – von einem Avada, der den Anderen mit Sicherheit getroffen und zumindest außer Gefecht gesetzt hätte, säße er noch an seinem Schreibtisch. Fawkes reagierte ohne zu zögern, mit einer fast schon tänzerischen Eleganz schaltete er den ersten Angreifer aus, der herein stürmte, so, dass auch der zweite und Dritte, alle maskiert, stolperten und Tom mit weiteren Zaubersprüchen agieren konnte. Doch er war überrascht und nicht wirklich begeistert, als er sah, dass auch sein kleiner Gefährte mitmischte und seinen Vater schützte, ohne zu denken, man sah, dass Andere versucht hatten, Harry zu einer Kampfmaschine zu machen. Nun biss sie allerdings eben genau dieser Fakt in den Arsch. Alle Drei wussten nicht, wie lange sie kämpften, als endlich andere kamen. Danach ging es ganz schnell. Lucius und die Auroren halfen, die verbliebenen Kämpfer auszuschalten, die sich nun türmten, wie Holzbausteine. „Was ist denn hier los?“, verlangte Lucius zu wissen. „Da geh ich ein Mal in die Pause, um was zu essen und schon geht Alles den Bach runter, oder...? Harry, was tust du hier?“ Harry zitterte immer noch wie Espenlaub, ihm lief sogar Blut vor die Augen, aber das war ihm egal, er wusste, wären sie nicht gekommen, hätten sie nicht mit gekämpft, auch er, wäre sein Vater jetzt tot. Tom wandte sich abrupt um, musterte seinen Sohn, der aus einer Platzwunde am Kopf blutete und generell zitterte, als wäre es hier kalt. Er selbst war recht ruhig, es war nicht seine erste Schlacht aber wohl eine, die um ein Haar nicht gut ausgegangen wäre. Er schloss Harry einfach in die Arme, strich über seinen Rücken. „Ich habe keine Ahnung, was los ist,“ gab er nur zurück. „Erst ist mein Sohn hysterisch hier aufgetaucht, dann wurde die Tür zu meinem Büro gesprengt.“ Selbst Fawkes hatte sich anstrengen müssen, er atmete heftig, betrachtete seinen Gefährten, zog ihn dann an sich und hielt seine Hand an dessen Stirn, ließ die Wunde erst mal verschwinden. Er war sicher, dass da mehr war, doch erst mussten sie hier weg, dann konnte er sich um ihn kümmern. „Er hatte Recht,“ erklärte der Phönix nur. „Er wusste, dass etwas passiert.“ „Hatte er,“ stimmte Tom nur zu, er strich sanft über Harrys Wange, sah dann zu Fawkes: „Du weißt, wo mein Haus ist, bring ihn dahin, ihr könnt auch morgen nach Bulgarien zurück.“ „Nein!“, rief Harry. „Bitte... bitte, ich will hier nicht bleiben... Ich... will zurück... nach Hause. Ich...!“ Fawkes drückte Harry einfach an sich. „Ich bringe ihn,“ erklärte er knapp. „Für mich spielt es keine Rolle, wo ich nun hin gehe. Ich muss ihn versorgen.“ Tom seufzte leise. „Gut, dann komme ich heute Abend zu euch,“ gab Tom ruhig zurück. „Das hier will und muss ich vorher klären.“ Er strich Harry eine Träne aus den Augen. „Ich bin so schnell es geht, bei dir,“ versprach er leise. Fawkes nickte nur, er hob Harry auf seine Arme, verschwand erneut in einer Flammensäule. Kaum war sein Sohn aus dem Weg wurde Toms Gesicht hart und eisig. „Wer war das? Ich will es sofort wissen! Was steckt dahinter?! Diese Irren hätten fast meinen Sohn umgebracht!“ Ja, stellte Lucius fest, sein Boss war sauer. Sehr sauer. Oh, und hatte er schon erwähnt, blutüberströmt? Nun, das Wenigste dürfte wohl dessen Eigenes sein, aber trotzdem. „Ich rufe Severus, er soll Heil- und Veritatränke mitnehmen – und du – solltest dich waschen. Kein Wunder, dass Harry so bleich aussah, du siehst selbst aus, als wärest du kurz vor dem Verbluten.“ Kurz blickte Tom an sich herab, zuckte dann mit den Schultern. „Hol Severus,“ knurrte er nur, trat, einfach aus Prinzip, auf einen der Leute ein. Kapitel 20: Zukunft ------------------- „Harry,“ sanft strich Fawkes seinem Gefährten durch die Haare, er hatte dessen Kleidung verschwinden lassen und die wenigen Kratzer geheilt, es war nur eine ernstere Verletzung, aber die verschwinden zu lassen, war keine Herausforderung. Er küsste den Jüngeren und lächelte etwas, als die Augen sich auf ihn richteten. „Es ist vorbei, er lebt, du hast gut reagiert.“ Er spürte, dass Harry immer noch mitten in der Schlacht war, in Gedanken, weil er hatte kämpfen müssen. „Ja,“ lächelte Harry erleichtert, er kuschelte sich näher an den Älteren. Wie viel Zeit vergangen war, wusste er nicht. Er fühlte sich nicht gut, er hatte nie wieder kämpfen wollen und nun hatte er es doch tun müssen. Aber wenigstens hatte er dieses Mal verhindern können, dass Jemand starb, den er über Alles liebte. „Du hättest nicht kämpfen müssen, ich war doch da, Harry,“ sprach Fawkes sanft. „Ich hätte euch auch beide verteidigen können.“ „Ich... musste doch helfen! Ich... konnte nicht einfach zusehen! Warum? Warum haben sie das getan?! Und wer tut so was?“ Fawkes strich sanft über Harrys Wange. „Mach dir nicht so viele Sorgen,“ bat er leise. „Dein Vater kommt heute Abend hierher, er wird es dir dann sicher erklären. Du bist immer noch ganz bleich, versuch, etwas zu schlafen.“ „Legst... du dich zu mir?“, bat Harry leise, mit der Stimme eines unsicheren Kindes. Fawkes sagte nichts, er streifte sich nur die eigenen Schuhe ab, legte sich zu seinem Gefährten und zog Diesen an sich. „Schlaf etwas,“ bat er leise, begann, etwas zu summen, bis Harry schließlich einschlief. Er wusste, der Jüngere brauchte etwas Ruhe, nach diesem Tag. Das war wirklich mehr als genug gewesen. Er beobachtete, wie sein Gefährte endlich nachgab und einschlief, fest an sein Oberteil geklammert. „Ich bin da,“ sprach er immer wieder leise. Er wusste nicht, wie lange er so da lag. Auf jeden Fall war es schon dunkel, als es an die Tür klopfte und Tom endlich kam. Er strich einfach weiter über Harrys Haare, küsste ihn leicht. „Alles in Ordnung?“, fragte der Phönix ruhig, ohne seinen Gefährten erst einmal zu wecken. Tom zuckte mit seinen Schultern: „Ich lebe, ich denke, dass das mehr ist, als viele Andere von sich behaupten können.“ Er setzte sich zu der Matratze. „Was ist mit meinem Sohn?“, fragte er dann. „Ich habe ihn geheilt.“ „Was hatte er?“, vertiefte Tom die Frage. „Eine Platzwunde auf der Stirn, Kratzer, kleinere Wunden – und eine etwas tiefere, die... die Niere etwas verletzt hat. Aber ich habe mich darum gekümmert. Aber er ist psychisch stark mitgenommen. Das macht mir viel mehr Sorgen. Er wollte nie wieder kämpfen und in dem Sinne hatte er heute noch nicht mal eine Wahl,“ er drückte Harry näher an sich. „Das war nicht gut für ihn, es hat wohl alte Erinnerungen hoch gebracht.“ „Das dachte ich mir – ich habe Sirius informiert, er ist gleich da und ich bin mir ziemlich sicher, dass er helfen kann,“ gab Tom nur zurück. „Ich glaub das nicht, die sind einfach rein und wollten mich umbringen, dreißig Mann! Mich umbringen, um den Alten raus zu holen.“ „Wirklich?“, fragte Harry, der gerade aufgewacht war. „Aber... dir... du bist doch... dir ist nichts passiert, oder?!“ „Schhh, ich bin in Ordnung,“ gab Tom zurück, er nahm den Jüngeren in die Arme, küsste ihn auf die Stirn. „Du hast dafür gesorgt, dass mir nichts passiert.“ Kurz sah er zu Fawkes, doch erst mal diskutierte er nicht weiter mit Diesem. Er sagte auch nicht, dass Harry nicht hätte kommen müssen. Der Junge hatte es getan, um ihm zu helfen, er würde nichts sagen, was diese Leistung schmälern würde. „Merlin sei Dank,“ flüsterte Harry nur, klammerte sich an dem Anderen fest. Sein Vater sah noch nicht mal verletzt aus, es schien gerade noch mal gut gegangen zu sein. Er fühlte sich so erleichtert. Auch, wenn ihm immer noch schlecht war. Er hatte nicht schon wieder versagt. Niemand war gestorben. Was machte es da schon, dass ihm nicht so gut war? „Und du, Kleiner?“, fragte Tom ruhig. „Du siehst auch nicht gerade überragend aus. Du bist ganz bleich.“ „Mir... ist glaub ich, nur etwas schlecht... von dem Blut und so. Tut... mir leid, das sich mich so angestellt habe. Weil... ich nicht bleiben wollte, aber...“ „Harry, das war in Ordnung,“ gab Tom nur zurück. „Du hast immer gesagt, dass du nicht in England bleiben willst. Meinst du, es geht dir gut genug, um mit uns zu Abend zu essen?“ „Kann... ich hier bleiben?“, fragte Harry nur. „Ich... fühl mich nicht so gut.“ Ihm war wirklich nicht gut. „Natürlich“, lächelte Tom sanft. „Ich schicke dir gleich einen Nährtrank, dann kannst du weiter schlafen.“ Er stand auf, strich noch ein Mal über die Schulter seines Sohnes, der sich sofort wieder an Fawkes kuschelte. Er blickte auf den Phönix, signalisierte Diesem, dass sie ja später reden könnten. Aber er musste noch mit einigen anderen Leuten reden – schleunigst. Zwar war ein weiterer Zwischenfall sehr unwahrscheinlich, aber trotzdem. Fawkes nickte einfach nur, er strich über Harrys Haare. Ihm war klar, dass diese Schmerzen eher vom Hirn als von woanders kamen, doch er sagte nichts. Der Junge hatte heut mehr als genug mitgemacht und es dauerte auch nicht allzu lange, bis die Tür erneut aufflog. „Black! Muss das so laut sein?“, fragte er scharf. Sirius starrte den Anderen böse an, dann setzte er sich einfach zu Harry, zog ihn in die Arme. Er stellte keine Fragen, er kannte seinen Patensohn und Neffen viel zu gut und er sah ja, wie bleich der Junge war. Er gab ihm den Trank, wartete, bis er den getrunken hatte. „Warum hast du uns nicht Bescheid gesagt?“, fragte er nach einer ganzen Weile leise. „Wir wären sofort mitgekommen. Dann hättest du nicht kämpfen müssen.“ „Keine... Zeit,“ flüsterte Harry nur geschlagen. „Dann wären wir... zu spät gekommen.“ Er war froh, dass Siri hier war, es war für ihn wie eine Sicherheit. Es war wirklich Niemandem etwas passiert. Der Ältere sagte nichts, er hielt Harry noch eine ganze Weile, bevor der schläfrige Junge ihm abgenommen wurde, was er auch nicht toll fand, aber er war in guten Händen. „Ich bin nebenan, wenn du mich brauchst,“ versprach er, küsste den Jüngeren auf die Stirn. „Schlaf gut. Es ist Alles in Ordnung.“ Fawkes grummelte nur, drückte seinen Gefährten fest an sich. Seiner! Da konnte man ja eifersüchtig werden! Er strich über die dunklen Haare, deckte ihn zu. Doch gerade, als er es sich selbst bequem machen wollte, durchschnitten ein Blitz, eine Eiswolke und ein Blattwirbel die Luft. Na toll! Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Hatte er nicht deutlich gesagt, dass er keine Besuche wollte, und schon gar nicht hier?! Er spürte, wie Harry zusammen zuckte, drückte ihn näher an sich. „Alles gut,“ flüsterte er. „Nur ein paar Irre, die verlernt haben, zu klopfen. Was wollt ihr denn hier?“ , fragte er ungnädig, als erst Phönixe auftauchten, die dann aber, als sie ihn so sahen, menschliche Gestalt annahmen und in elegante Verbeugungen sanken. Er drückte Harry an sich, küsste ihn auf die Stirn. „Mein Tag war so schon stressig genug!“ Harry dagegen beobachtete die Frau und die beiden Männer, die nun anstelle der Phönixe dort standen. Er war alles Andere, als begeistert. Er wollte Fawkes für sich haben, aber es war nicht an ihm, so was zu sagen, also lehnte er sich an den Älteren und schloss die Augen. Er würde schon eine Erklärung bekommen. Der Mann in Grün trat ruhig vor, verbeugte sich abermals. „Wir sind Euer engster Rat, wir waren neugierig,“ gestand er. „Ihr haltet uns schon seit Monaten hin und dann haben wir heute... einen Kampf gespürt.“ Er musterte den Jungen in den Armen seines Königs, lächelte und verbeugte sich vor ihm. „Eneon Eichenherz,“ erklärte er. Das also war er, der Gefährte, auf den Fawkes so lang gewartet hatte. Er war jung und sah, gerade jetzt, ein wenig kränklich aus. Fawkes verdrehte die Augen. „Ihr konntet euch nicht noch gedulden?“, fragte er, küsste Harry kurz auf die Stirn. „Es geht ihm nicht sonderlich.“ Er legte Harry auf die Kissen. „Ich bin gleich wieder da,“ versprach er, drängte die Drei in eine andere Ecke des Zimmers. „Und er ist nicht gerade aufgeschlossen gegenüber Fremden, vor Allem, wenn die einfach so rein platzen!“, baffte er ungnädig. Eneon schüttelte nur den Kopf. „Wir sind gekommen, weil wir dachten, dass Etwas nicht stimmt, er sieht nicht gut aus. Können wir helfen?“ Fawkes seufzte. Er wusste, die Drei hatten es nur gut gemeint. „Er hasst es zu kämpfen und heute musste er es tun, um seinen Vater zu schützen, das allein hat ihn schon mitgenommen, dann musste er auch noch in das Land, in dem er nur Leid kennen gelernt hat. In ein paar Tagen geht es ihm wieder gut.“ „Sollen wir... seinen Vater im Auge behalten?“, schlug die Frau, Enwen of the Waters, vor. „Nein, das war so etwas wie das letzte Aufgebot des Widerstandes, der ohnehin keinen Rückhalt hat,“ erklärte Fawkes, sah zu Harry, der sich in sich selbst zusammengerollt hatte. „Aber es hat ihn erschüttert. Es geht ihm zwar viel besser, als letztes Jahr, aber er knabbert immer noch an Vielem und er tut sich schwer, um Hilfe zu bitten, selbst, wenn ich es bin. Er hat nie gelernt, einem Erwachsenen zu vertrauen.“ „Dann... wird es generell schwer,“ stellte Zeran fest, strich über seine silberfarbenen Haare. „Ja,“ nickte Fawkes. „Aber zumindest ist er nicht irre, wie sein anderer Vater – danke übrigens, jetzt muss ich auch noch zugeben, was für eine Stellung ich bekleide,“ grummelte er. Die anderen Drei sahen sich an – und begannen, einstimmig zu lachen. „Armer Fawkes,“ kicherte Enwen mitleidslos. „Du hättest es ihm eben sagen sollen! Immerhin ist er...!“ „Ja, ja,“ knurrte Fawkes ungnädig. „Und wenn sonst nichts mehr ist - könnt ihr gehen, ich melde mich zur nächsten Sitzung. Vielleicht bringe ich Harry dann mit, mal sehen. Aber eher nicht, er mag keine Massen. Auch, wenn es vor allem magische Wesen sind. Und erst mal lasse ich ihn ohnehin nicht aus dem Bett, bis ich mir sicher bin, dass es ihm gut geht.“ Erneut wechselten die Drei Blicke, dann wandelten sie sich, bevor sie, einer nach dem Anderen, wieder verschwanden. Fawkes seufzte etwas, er schüttelte den Kopf, ging dann wieder zu dem Bett und glitt zu Harry zwischen die Laken: „Du hast Fragen?“, fragte er sanft, strich über dessen Wange und lächelte etwas. „Sie... sie verbeugen sich vor dir,“ flüsterte der Jüngere. „Sie... sagen, sie sind dein Rat...“ „Dummes Schicksal eines Königs. Die Meisten wollen sich zumindest verbeugen.“ „Du... du....du...! “ Fawkes lachte leise, er drückte Harry an sich. „König der Lüfte und der Piepmätze, wenn du es so sehen willst, nichts Großes. Nur ein paar Phönixe. Mach dir nicht so viele Gedanken, versuch einfach, noch etwas zu schlafen, morgen geht es dir dann sicher auch besser.“ Harry wollte etwas sagen, Fragen stellen, warum die sich Alle in Menschen verwandeln konnten, doch dann begann Fawkes zu singen und er gab nach, er ließ sich zurücksacken und er schloss die Augen. Der Ältere lächelte einfach nur, er hielt seinen Gefährten, bis der wieder eingeschlafen war. Er wusste, er war nachher sicher wieder fällig, er würde das noch genauer erklären müssen, aber erst mal würde Harry schlafen. Das hatte er auch bitter nötig und sicher würde es Diesem morgen wieder besser gehen. Ruhig saß Tom am Frühstückstisch, noch war er zu Hause, aber gleich musste er los, doch er war ganz froh. Nun hatten sie mit Sicherheit den gesamten Widerstand zusammen. Keine weiteren dummen Befreiungsversuche von irgendwelchen Idioten. Keine Spannungen mehr, keine Aufhetzereien. Nun konnte er sich endlich wirklich um all die Dinge kümmern, ohne den Rest im Hinterkopf zu behalten. Ihm war auch klar, warum man diesen Zeitpunkt gewählt hatte. In zwei Tagen würde der Prozess gegen den Alten beginnen und es sah absolut nicht gut aus. So viel Beweismaterial, auch für Morde und in Auftrag gegebene Morde, die Chance, dass er auch nur irgendwann je wieder freie Luft atmen konnte. Wahrscheinlicher war eine schwere Verurteilung. Aufenthalt in Azkaban würde sicher als zu leicht gelten. Der Kuss, oder eine schlimmere Strafe, es hörte sich eher so an, als haben einige der Betroffenen einige alte Gesetze heraus gekramt, die wirklich heftige Strafen beinhalteten, wie Häuten, den Scheiterhaufen und noch einige Andere. Auch auf dem offenen Marktplatz verhungern oder erfrieren. Nicht, dass er selbst einer guten Folter abgeneigt wäre, immerhin hatte der Mann auch seine Familie zerstört. Nun, wenigstens konnte er Harry aus Allem raus halten, er war nicht als Zeuge gebraucht, es gab genug Andere, die aussagen würden. Es würde Alles einfach über die Bühne gehen. Nur zu schade, dass das bei Familie nicht auch so einfach war. Regulus erinnerte sich wieder, er lebte in der Gegenwart, aber weder wollte er Harry sehen, noch seinen Fehler eingestehen. Und nur zu oft hatte er Momente, in denen er alles Andere als klar war. Es war so anstrengend und die Geburt kam auch immer näher. Wenn es kam, kam es dicke. Er hatte Karakoff auch gesagt, dass Harry vielleicht eine Woche nicht zur Schule gehen würde, was er für wahrscheinlich hielt. „Vater!“, Harry lächelte, als er den Anderen noch hier sah, er hatte gedacht, der würde gleich wieder nach England gehen. Sofort nutzte er die Gelegenheit, sich an diesen zu werfen, er umarmte ihn, einfach froh, ihn zu sehen. Ihm selbst ging es immer noch nicht ganz so gut. Doch es war in Ordnung, er war zu Hause und als er aufgewacht war, hatte Fawkes erst mal mit ihm gekuschelt. Tom lächelte, drückte seinen Sohn an sich. „Guten Morgen, Kleiner,“ gab er sanft zurück, strich über Harrys Haare. „Du siehst besser aus. Noch nicht wieder gut, aber besser. Ich habe dich für eine Woche von der Schule befreit und dein Onkel wird vermutlich vor der Tür campieren.“ Harry lächelte einfach nur, er war erleichtert, nicht auf die Schule gehen zu müssen, für eine Weile. Er ging zu Fawkes zurück, kuschelte sich auf dessen Schoß zusammen. Noch immer konnte er es nicht fassen, dass der ein Herrscher war, aber darauf ging er gar nicht ein, er hatte beschlossen, diesen Fakt erst mal zu ignorieren, bis es ihm besser gehen würde. „Gehst du nachher wieder nach England?“ „Muss ich wohl,“ gab Tom nur zurück, nippte an seinem Kaffee. Er lächelte seinem Sohn beruhigend zu. „Aber heut ist ja auch nichts mehr los,“ erklärte er. „Es wird keine weiteren Überfälle geben. Du musst dir also keine Sorgen mehr machen.“ Harry nickte nur und lehnte sich etwas zurück. „Ist... es dann endlich vorbei?“, fragte er nur müde. „Mit ziemlicher Sicherheit,“ beruhigte der Ältere seinen Sohn. Am Montag beginnt der Prozess, dann hat sich Alles geregelt. „Gut,“ murmelte Harry. „Darf... ich ihn auch mal halten?“, fragte Harry leise. Erst nachdem sein Gefährte ihn mehrfach dazu getreten hatte, hatte er den Mut gefunden, in das Zimmer seines neu geborenen Bruders zu gehen, den man schon jetzt von seinem Dad hatte trennen müssen. Regulus durfte ihn nur unter Aufsicht sehen, um sicher zu gehen, dass er nichts Dummes tun oder den Kleinen für ihre Zwecke missbraucht würde. Überrascht wandte Tom sich um, lächelte aber dann, als er sah, wer sich endlich hierher getraut hatte. Mit seinem jüngsten Sohn auf den Armen trat er zu Harry, legte ihm das Neugeborene in die Arme. „Dein Bruder Lucan,“ erklärte er. Er war froh, seinen Sohn nicht erst rufen zu müssen, er hatte sich schon Sorgen gemacht, dass er doch wieder auf dumme Gedanken kommen könnte. Der Kleine war vor einer Stunde geboren worden, ein gesunder, kleiner Junge. Ihn Regulus wegzunehmen hatte ihm wirklich weh getan, doch wie gesagt, in dem Fall hatte es keinen anderen Weg gegeben. Nicht dieses Mal, nicht, solang er nicht sicher sein konnte, dass der Beste nicht noch einem Kind schaden würde. Er strich über das kleine Köpfchen, beobachtete, wie dieses winzige Wesen sich an seinen älteren Sohn kuschelte. Er war zwei Wochen zu früh gekommen, aber es ging ihm ja offensichtlich gut. Er war auch nur drei Monate jünger, als Severus’ Sohn. Sicher würden diese Beiden gute Freunde werden. „Er... ist so klein,“ lächelte Harry etwas, als er die winzige Hand betrachtete, die seinen Finger umklammerte. Klare, fast rein rote Augen blickten ihn klar und fragend an. Und doch wusste Harry, dass er seinen Bruder liebte, dass er für Diesen da sein würde, so gut es eben ging. Er wusste, sein Vater konnte nicht mehr als einen Monat hier bleiben, sie hatten schon besprochen, dass er sich um seinen Bruder kümmern würde und es würde Charlie sein, der Lucan jeden Tag für ein, zwei Stunden zu seinem Dad bringen würde, er oder Karakoff. Leute, die stark genug sein und keine Hemmungen haben würden, einzugreifen, wenn etwas war. Das war kein Job für Harry. Der Junge hatte schon lang genug gebraucht, um zu verkraften, dass er in England gewesen war. Seinen eigenen, tobenden Dad zu beruhigen war zu viel für Harry. Tom strich seinem älteren Sohn stolz über die Haare. „Du warst auch mal so klein,“ gab er nur zurück. „Und bis auf die Augen seid ihr euch sehr ähnlich.“ Harry lächelte, er beobachtete, wie sein kleiner Bruder in seinen Augen einschlief. Vorsichtig legte er ihn in die Wiege, deckte ihn zu. „Ich kümmere mich um ihn,“ versprach er, strich über die winzige Wange und lächelte, als das kleine Köpfchen sich langsam in seine Richtung wandte. „Da bin ich mir sicher,“ lächelte Tom nur und er ahnte, dass Lucan für Harry vielleicht sogar eine letzte Therapie war. Er wusste, Harry würde seinen Bruder schützen und wenn der erste Monat um war und er wieder die meiste Zeit in England sein würde, war Lucan gut versorgt. Harry, Fawkes und auch die Hauselfen würden helfen. Auch, wenn Lucan seinen Dad nicht immer da haben würde, er würde Andere haben, die sich um ihn kümmerten. Er würde das Schicksal seines Bruders nie teilen müssen. Erst, als Tom aufsah, sah er Fawkes in der Tür stehen. Er lächelte, winkte den Anderen herein. Er gehörte schließlich auch zur Familie. Er beobachtete, wie der Gefährte zu dem Jüngeren trat, Diesen in die Arme schloss. Ja, sie waren eine Familie, keine Perfekte, aber auch sicher nicht die Schlechteste. Sie hatten es geschafft. Denn selbst, wenn Harry noch Probleme hatte, es war nicht zu vergleichen mit dem, was vorher gewesen war, er war nicht mehr vollkommen verängstigt und auch nicht mehr unfähig, über Probleme zu reden, im Gegenteil. Sein Sohn hatte sich gemacht. Zu einem starken, wenn auch schüchternen, jungen Mann. Es konnte gut werden und mit etwas Geduld – wer wusste es schon, vielleicht konnte Regulus irgendwann wieder normal integriert werden? Es tat ihm ja selbst weh, seinen Gefährten wegzuschließen, nur ging es ja dummerweise im Moment nicht anders. Und auch seine Geduld mit ihm war nahe daran zu reißen. Doch er gab die Hoffnung nicht auf. Dafür kämpfte er. Für seine Familie, für England, für das, an das er glauben konnte, für eine bessere Welt, in der Kinder keine Angst haben mussten. Ja, es konnte Alles gut werden... „Harry, Schatz...“ Der Jüngere hob eine Augenbraue, während er das Baby sanft auf dem Arm hielt. Es war gerade mal drei Wochen alt und am Einschlafen. Sanft strich er über das kleine Köpfchen, trat aus der Tür – und musste sich heftig auf die Lippen beißen, um nicht drauf los zu lachen. Wie hatten sie denn das schon wieder geschafft? Nun, auf jeden Fall hing sein Gefährte an einem Marterpfahl, offensichtlich zu gut verschnürt, um sich selbst zu helfen, während zwei kleine Jungen, im Alter von acht und elf Jahren um ihn herum tanzten wie Derwische. „Was gibt es?“, fragte er mit möglichst ungerührter Mine. „Könntest... du bitte deine Bestien zurückpfeifen?“ „Warum sollte ich das tun?“, fragte Harry, nun offen amüsiert. Oh, das war aber auch zu herrlich! Allein der Blick seines Gefährten, wie er da hing, verschnürt, besser, als jedes Packet und die beiden Kinder, die, glücklich über ihren Erfolg um den Marterpfahl rannten. Der Eine hatte dunkelrote Haare mit goldenen Strähnen dazwischen, mit schwarzen, durchdringenden Augen, die ihn nun beifallheischend ansahen und der Andere, der Jüngere, hatte schwarze Haare mit einigen dunkelroten Strähnen und ein oder zwei goldenen Reflexen darin. Dazu fast schon stechend violette Augen, die mindestens so stolz wirkten, wie die des Bruders. „Weil... weil das nicht fair ist! Zwei gegen einen! Und... und... der Rat kommt gleich! Komm schon,“ köderte Fawkes verzweifelt. „Die können mich doch nicht so sehen!“ „Zu... spät, Hoheit,“ japste in dem Moment Eneon, der aus einer Blätterwolke heraustrat. So einen Anblick hatte er auch noch nicht genossen. „Raaaaaaaaaaaa!“ „Wähhhhhhhhhhhh!“ „Danke!“, grummelte Harry missgelaunt. „Das hast du von deinem Geschrei, jetzt weint sie wieder! Schäm dich! Jetzt bleibst du erst recht da!“ „Harryyyyyyyyyy! Das kannst du doch nicht machen,“ versuchte Fawkes es erneut mit weinerlicher Stimme, doch er sah in den Augen seines Gefährten, dass er keine Chance hatte, er war wohl noch für mindestens eine Stunde hier gefesselt, bis es seinen Söhnen zu dumm wurde und dann konnte er nur hoffen, dass sie ihn nicht einfach hier hängen ließen, denn dummerweise waren diese Seile, wie er bereits getestet hatte, feuerresistent. „Ich kann,“ kam es prompt zurück. „Und ich tue,“ fügte er an, grinste dann. „Bis du lernst, nicht zu schreien, wenn ein Säugling da ist. Eneon, ich hoffe, du hast etwas Zeit mitgebracht, so drei, vier Stunden,“ fügte er, an den anderen Phönix gewandt, hinzu. Der war, im Laufe der Zeit, zu einer Art Familienmitglied geworden. Und Taufpate von Raufbold Nummer zwei, der Diesen auch gerade umarmte, um danach die Taschen nach einem eventuellen Geschenk zu untersuchen. Und er lachte siegesgewiss, als er zwei Beutel mit Süßigkeiten fand, von denen einer zu seinem älteren Bruder wanderte. Der Phönix lachte inzwischen lauthals über das Unglück seines Königs, nickte aber dann. Vielleicht sollte er aber nicht erwähnen, dass das Seil, das die Beiden benutzt hatten, um ihren Vater zu binden, von ihm kam. Nur, um sicher zu gehen, dass sein Hals nicht um dreihundertsechzig Grad gewendet werden würde oder so. „Ich... bringe immer Zeit mit,“ brachte er unter Lachtränen heraus. „Bei euch weiß man ja nie, was passiert!“ „Ha, ha, ha,“ grummelte Fawkes, doch dann musste er doch lächeln. Er sah zu seinem Gefährten, der den jüngsten Familienzuwachs in den Armen hielt. Es hatte sich so viel verändert in den letzten dreißig Jahren. Harry war kaum wiederzuerkennen. Da war keine Unsicherheit mehr, die meiste Zeit über, das kam kaum noch vor. Im Gegenteil, der Jüngere hatte Momente, in denen er sogar den Rat einfach übernahm und vor zehn Jahren hatte er sogar einen Besuch in England gemacht. Für einen ganzen Monat. Er lächelte innerlich, sah dann zu seinem ältesten Sohn Thuarel, dem kleinen Wilden, der wirklich nur Unfug im Kopf hatte, selbst, als er noch ganz klein gewesen war. Er war ein glückliches Kind, so, wie sein Bruder Dan auch. Sie waren kurz hintereinander gekommen, warum sie auch die besten Freunde, Mitverschwörer und Banditen waren. Einer von Thuarels Taufpaten war auch Lucan, Harrys jüngerer Bruder, den sie Beide zum Großteil miterzogen hatten und sein Sohn war seinem Onkel auch noch erstaunlich und beängstigend ähnlich, was den Charakter anging. Lucan war es damals gewesen, der Harry auch aus der letzten Reserve geholt und ihm geholfen hatte, sich ganz zu öffnen, da er nun mal vor Allem bei ihnen Beiden gewesen war. Erst als Lucan acht geworden war, war es wieder möglich geworden, Regulus in die Familie zu integrieren, erst da hatte der Mann angefangen, einzusehen, wie kindisch er gewesen war, wie er sich regelrecht in seinen Wahn hinein gesteigert hatte. Schon, als er noch jung gewesen war, mit dem Hass auf seinen älteren Bruder, der so viel gelitten hatte. Doch auch, wenn Regulus nicht mehr irre war, es gab Dinge, die ließen sich nicht kitten. Zu Harry hatte er bestenfalls ein Verhältnis wie zu einem entfernten Verwandten und Fawkes bezweifelte, dass sich das je groß bessern würde. Zu viel stand zwischen diesen Beiden und ganz ehrlich, er mochte den Mann auch immer noch nicht wirklich, Punkt. Ein Mal irre, immer irre, seine bescheidene Meinung. Nie im Leben würde er dem Mann seine Kinder ohne zusätzliche Aufsicht anvertrauen. „Dan, Thuarel,“ lächelte Harry aber dann doch nach einigen Minuten. „Macht euren Vater los, ja?“ „Och! Aber Daddy! W’rum denn?! Er hängt doch da gut!“ „Ganz einfach, weil sich euer Vater viel mehr ärgert, wenn er mit Onkel Eneon arbeiten muss,“ erklärte Harry lachend, sah dann zu, wie seine Söhne murrend die Seile lösten und dann... ihre Beine in die Hand nahmen, vermutlich um in Richtung Baumhaus zu flüchten, ihre elternfreie Zone, wo sie ihre nächsten Streiche zu planen gedachten. Nun, Dan würde sicher nicht sonderlich glücklich sein, wenn der Ältere im nächsten Monat mit der Schule beginnen würde, wobei, im Moment arbeiteten sie darauf hin, zusammen anfangen zu dürfen und von den Fähigkeiten her war es eigentlich auch kein Problem. Er war durchaus gewillt, dem Wunsch nachzugeben, denn auch Karakoff hatte nichts dagegen, sowenig, wie Sirius und Charlie, die immer noch in Durmstrang waren. Sie freuten sich sogar schon, vor Allem sein Onkel, da er sagte, dass die Beiden sicher eine neue Clique der Herumtreiber bilden würden. Etwas, das auch Harry befürchtete. „Na endlich!“, murrte Fawkes, ging zu seinem Mann, und küsste ihn. „Das war nicht fair! Mich da hängen zu lassen! Deine Bestien...!“ „Es sind vor Allem auch Deine,“ gab Harry unbeeindruckt zurück: „Und du hast ihnen den Trick mit dem Marterpfahl auch noch selbst gezeigt, vorletzte Woche. Was dachtest du? Dass sie das nicht nutzen?“, Er legte seine kleine Tochter auf seinen anderen Arm, grinste dann. „Ich hoffe, du konntest wenigstens über die Überraschung deinen Schnabel halten.“ „Ich hab nichts verraten!“, versprach Fawkes, lachte leise und nahm seinem Mann ihre Tochter ab. „Sie ist so süß,“ lächelte er, strich über das kleine Gesichtchen. „Wie ein Engel...“ „Warte ab, bis sie das Laufen lernt,“ meinte Harry nur, streckte kurz seine Arme. Mara war sicher noch nicht schwer, aber er hatte sie die letzten vier Stunden gehalten, denn natürlich hatte sie, was all ihre Kinder gehabt hatten, Babykoliken. Fawkes lachte nur leise. „Da könntest du Recht haben,“ meinte er nur. „Aber nein, ich hab Niemandem verraten, dass Tom heute kommt,“ versprach er. Seine Söhne liebten ihren Grandpa und ihren Onkel und wenn sie wüssten, dass er heute kommen würden, wer wusste, vermutlich würden sie seit heut Morgen um vier Uhr am Gartentörchen warten oder so. Diesen Beiden war Alles zuzutrauen. „Gut,“ nickte Harry. Er war glücklich, dass sein Vater mal wieder zu Besuch kommen würde. Er war immer noch Minister in England und meist gut beschäftigt. Es war was Besonderes, wenn er denn mal für eine Weile kommen konnte. Und er liebte es, wenn sein Vater da war. Er hatte zu Diesem fast dieselbe Verbindung, wie zu Sirius. Nicht zu vergessen, dass auch Lucan vorbei sehen würde, der für ihn ja so was wie ein dritter Sohn war, denn er hatte ihn ja vor Allem groß gezogen. Lucan war meist bei Vater, da er vor hatte, irgendwann in die Politik zu gehen. Er kam auch sehr gut mit Remus aus, arbeitete im Moment in Hogwarts, als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Er erzählte immer wieder, wie schön die Schule inzwischen war, er hatte sogar vorgeschlagen, dass er seine Kinder dorthin schicken würde, doch er wollte die Beiden lieber in der Nähe haben und auch, wenn Hogwarts sich verändert hatte – noch immer hingen dort zu viele schlechte Erinnerungen. Es war der einzige Ort, den er sich bei seinem Besuch in England zu sehen geweigert hatte – grundheraus. Fawkes lächelte, er zog Harry mit zu einem der Sessel, die noch standen, zwei waren bei dem Spiel ihrer Söhne umgekippt, dort nahm er ihn auf den Schoß, küsste ihn und sah zu Eneon. „So, nun schieß los,“ bat er, während er Harry wieder ihre Tochter gab. „Was genau ist los, dass du so früh kommen musstest...?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)