Anders, als man denkt von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 14: Angst ----------------- Rums. Das hatte weh getan. Und es machte Remus klar, dass er doch letzten Endes eingeschlafen war. Er sah nur noch eine Flamme über seinem Kopf, die aber sofort verschwand, während er unter einem Gewicht zusammengedrückt wurde. „Verdammt, Paddy! Wie kannst du tot sein und zunehmen?“, fragte er stöhnend, er packte den Anderen irgendwie, schleppte ihn zu dem zweiten Bett, dass er in seinem Zimmer hatte aufbauen lassen. Sirius aus den Augen zu verlieren war sicher nichts, was er vor diesem durchgetickten Phönix rechtfertigen wollte. Nein, nicht wirklich. Vorsichtig manövrierte er den Körper seines besten Freundes auf die Matratze, erst dann sah er ihn an. Er konnte es nicht fassen. Die Brust hob und senkte sich regelmäßig. Er atmete, das Herz schlug, regelmäßig und stark, als wäre nie etwas passiert. Wer war Fawkes, dass er mal eben schnell einen Toten zurückholen konnte? Wie hatte er das hin bekommen? Es wäre nicht so, als hätte nicht auch er Nachforschungen angestellt und hätte dabei die dunkelste Magie in Betracht gezogen, aber einen Toten zurückholen.... Die meisten Rituale sagten sogar klipp und klar, dass man aufpassen musste, da man nie genau wusste, was dann eigentlich auf einen zukam. Und was dann letztendlich zurückkommen würde. Er blickte auf Sirius. War er das wirklich? War das sein bester Freund? Es roch nach ihm, es sah nach ihm aus, aber wie stand es um seinen Geist? Bitte, es musste gut gegangen sein! Für Harry! Er wollte Sirius nicht wieder töten müssen, nur weil er von etwas besessen war. Gerade, als er über die wirren, langen Haare strich, grummelte der Mann, warf sich im Bett herum, so, dass er auf dem Bauch lag, wie er die meiste Zeit geschlafen hatte. Und das Grummeln hatte er auch verstanden, es hatte ihn zum Lachen gebracht. Ja, das konnte nur Siri sein, er hatte sich beschwert, dass er nicht geweckt werden wolle. Doch etwas beruhigter deckte er Sirius zu, nachdem er die Sachen, die der getragen hatte, in einen Schlafanzug verwandelt hatte, legte sich dann in sein eigenes Bett. Nun konnte es nur noch gut werden, beschloss er. Wenn Irgendwer Harry aus dem Loch ziehen konnte, in dem er steckte, dann war es definitiv Sirius. Der hatte den Jungen immer zum Lachen gebracht, egal, wie schlecht es ihm gegangen war. Und wieder wünschte er sich nur, dass Sirius eines von Harrys Elternteilen hätte sein können. Nicht Regulus, der von allen guten Geistern verlassen worden war. Aber das Leben war eben nicht so einfach, es war zu denen am Unfairsten, die sanft und gut waren. Sie waren immer die Leidtragenden... Nach einem letzten Blick auf das andere Bett schlief er erst mal ein. Er war so müde. Nur ein paar Stunden, dann würde er erst mal Klamotten für Sirius zurecht legen, das Bad einlaufen lassen und was zu Essen ordern, die Schlafmütze da wecken, die seine eigene Wiederauferstehung fröhlich verpennt zu haben schien und dann mal weiter sehen. Denn auf das, was dann kam, freute er sich nicht wirklich. Er musste Sirius sagen, was mit Harry passiert war, wie es ihm ging, wer eigentlich seine Eltern waren – und dass Regulus noch lebte, sowie was dieser Irre versucht hatte. Er wusste, Sirius würde ausrasten und auch, wenn er der Stärkere war, der Mann konnte auch ihm zu einigen hässlichen Blessuren verhelfen, wenn er nicht warten und Harry gleich sehen wollte. Aber Fawkes hatte Recht, es würde für den Jungen viel schöner sein, wenn Sirius einfach beim Weihnachtsfest auftauchen würde und außerdem musste er selbst ja auch erst mal sicher sein, dass es dem Anderen auch wirklich gut ging. Es waren Weihnachtsferien und Professor Flitwick saß allein in seiner kleinen Hütte. Das war der Vorteil, Zwerg zu sein, man brauchte nicht viel Platz um viel Wohnraum zu haben. Er lebte in einer Art Erdhöhle, die er um nichts in der Welt getauscht hätte. Hier hatte er das Gefühl, sicher zu sein, etwas, dass er nie hatte, wenn er oberirdisch wohnte. Außerdem passten die Auroren immer nicht hier rein, so war es unwahrscheinlich, dass sie merken würden, was er hier alles hortete. Er goss sich eine weitere Tasse Tee ein, faltete die deutsche Zeitung auseinander. Eigentlich war sie verboten, Dumbledore wollte nicht, dass man sie las, was für ihn mehr als ein guter Grund war, es erst recht zu tun. Um ehrlich zu sein, genoss er diese Artikel mit ihrem beißenden Spott über das, was sich in England abspielte. Es hatte damit angefangen, dass die Welt hier erwartete, dass ein Kind einen Krieg für sie ausfocht, dass kaum aus den Windeln gewachsen sei, es war weiter gegangen mit Gemeinheiten gegen Dumbledore. Aber viel interessanter war, was inzwischen in diesen Blättern stand. Es ging inzwischen um ganz andere Dinge. Reporter hatten im Schmutz gewühlt und es waren hässliche Dinge, die sie so zutage gefördert hatten. Über den Alten, seine Familie, sein wahres Verhältnis zu Grindelwald und einige andere Dinge. Je mehr er gelesen hatte, umso mehr hatte er zu sehen begonnen, Dinge, von denen er im Nachhinein nicht glauben konnte, dass er sie einmal nicht bemerkt hatte. Es tat weh, zu sehen, wie sehr man ausgenutzt und manipuliert worden war. Ein Zwergendruide hatte ihn untersucht, Zauber auf ihm festgestellt, die seinen Geist gelähmt und ihn beeinflusst hatten. Seit er diese los war, fühlte er sich auch nicht mehr zu alt, etwas zu tun. Im Gegenteil, er beobachtete, schickte einem Reporter, der, aus der deutschen Zeitung, der immer so schön zynisch schrieb, Denkarien mit Dingen, die er bemerkt hatte. Inzwischen war auch das Verschwinden von Kindern bekannt geworden und dass viele Slytherins weggezogen waren, dass Dumbledore Schüler folterte, dass er Menschen nicht von Golems unterscheiden konnte, dass er irre war, all diese Dinge konnte er nun lesen, nachdem er die entsprechenden Informationen weiter geleitet hatte und der Alte war immer noch um keinen Deut schlauer. Er mochte vielleicht ein Zwerg und alt sein, aber er war nicht dumm. Wenn ein Kind wie Harry gekämpft hatte bis zu seinem letzten Atemzug, trotz Folter, Angst und Einsamkeit, wer war er dann, es nicht zu tun? Doch heute war da etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Überrascht stellte er sogar seinen Tee ab, an dem er sich fast böse verschluckt hätte. Er schloss die Augen, dachte an früher, an dieses alte Quartett, na ja, meist waren sie als Trio unterwegs gewesen und wo sie gewesen waren, war es zumindest nie langweilig geworden. Nicht zu vergessen, dass schon Jeder ihren Streichen erlegen war. --- Die Geschichte des Sirius Black – Ein Vergehen gegen jede Art von Recht und Menschlichkeit. Schon oft haben wir von Albus Dumbledore berichtet, dem Mann der an extremem Größenwahn leidet und der nichts lieber tut, als andere für sich kämpfen zu lassen, selbst wenn die kaum in der Lage sind, einen Fuß vor den Anderen zu setzen und denen die Windeln doch noch im Weg sind. Wir dachten, wir hätten schon fast Alles gemerkt, dann aber kam eine neue Geschichte auf. Es ist die Geschichte eines lebensfrohen, jungen Mannes, dessen einziges Vergehen es war, Patensohn des Kindes zu sein, dass der Irre zu einer Waffe machen wollte. Er hätte das nicht zugelassen, also musste er aus dem Weg geräumt werden, egal, mit welchen Mitteln. Eine Geschichte von Verrat, Betrug und grenzenlosem Hass. Sirius Black, seines Zeichens Auror mit hervorragenden Noten, hervorragenden Leistungen und einer erstaunlichen Aufklärungsquote wurde keine fünfzig Jahre alt. Er wollte etwas bewegen, er hat gegen Unrecht gekämpft – und wurde doch selbst zum Opfer. Sein bester Freund wurde umgebracht, von wem ist bis heute nicht untersucht worden, es wurde von Albus Dumbledore mal wieder eine Behauptung in den Raum gestellt, doch der Angeklagte, der dunkle Lord, kann es nicht gewesen sein, da der sich nachweislich zu der Zeit woanders aufhielt, er kam durch eine seltsame Nachricht zum Tatort, doch dort fand er nur die Leichen von James und Lily Potter, sowie sein verletztes Patenkind. Er nahm es mit aus den Trümmern, übergab es einem Anderen, um es versorgen zu lassen und um zu helfen, die Schuldigen zu finden. Doch auf ein Mal wurde er für schuldig erklärt, ohne Grund wurde er zu einem Mörder gemacht, nicht nur wegen des Verbrechens gegen einen alten Schulfreund, sondern auch, weil er angeblich dreizehn Muggel umgebracht haben soll (inzwischen wurde Peter Pettigrew dieses Verbrechens überführt, er hat auch den Ort verraten, an dem die Potters sich versteckt hielten, auch eine Information, die Dumbledore wohlweislich verschwinden ließ). Ohne Befragung, Verhandlung oder Beweise wurde der junge Sirius Black, zu dem Zeitpunkt kaum fünfundzwanzig Jahre alt, nach Azkaban gebracht. In ein Hochsicherheitsgefängnis, er wurde dem direkten Einfluss von Dementoren ausgesetzt. Bei karger Kost musste er so dreizehn Jahre leben, bevor ihm, wie durch ein Wunder, die Flucht gelang. Doch auch dann hörten die Leiden des Mannes nicht auf. Er versuchte, für sein Patenkind da zu sein, einem Jungen, der in seinem Leben schon viel zu viel mitgemacht hat, doch man ließ ihn nicht. Zwar beteuerte Albus Dumbledore (wie aus absolut zuverlässiger Quelle bekannt ist) immer wieder dem zu Unrecht Beschuldigten helfen zu wollen, doch statt einen Prozess anzustrengen, zu dem er als ein tragendes Mitglied des Wizgamont die Macht gehabt hätte, jagte er dem Mann, der ihm eine Weile sogar vertraute, immer wieder Auroren auf den Hals, mit dem Befehl, Sirius Black entgültig zu töten. Denn wäre Sirius Black gar frei gesprochen worden, hätte Albus Dumbledore den Einfluss auf und über Harry Potter verloren, das war etwas, das er auf keinen Fall zu riskieren gedacht. Stattdessen wollte er den Mann aus dem Weg haben. Und letztendlich war er erfolgreich. Zu Beginn dieses Jahres wurde Sirius Black in eine Falle gelockt. Er fiel durch den Bogen in die Geisterwelt. Er wollte nur sein Patenkind schützen und wenigstens ihm ein besseres Leben ermöglichen, darum musste ein großartiger Mann und erfahrener Auror sein Leben lassen, ein weiteres Opfer auf dem Weg eines Wahnsinnigen. So wurde eine weitere, alte Familie praktisch ausgerottet. --- Filius blickte auf den Artikel und lächelte traurig. Ja, er erinnerte sich an Sirius, das unbeschwerte Kind mit der vorlauten Klappe und auch an den ernsten Mann, der Azkaban einigermaßen überstanden hatte. Er hatte ihn dann nur ein oder zwei Mal gesehen, meist mit Harry in den Armen, er hatte so viel mitgemacht und doch hatte er nur sein Patenkind trösten wollen. Ja, Albus hatte zu viele Opfer gefordert. Große Opfer. Die Prewitts waren praktisch ausgestorben, zwar lebte die Jüngste noch, doch war sei inzwischen eine Weasley, wieder ein Name, der einfach verschwunden war, zusammen mit dem dazugehörigen Vermögen. Die Potters und die Blacks. Wann? Wann würde es endlich genug gewesen sein? Wann würde dieses Morden endlich aufhören? Was musste denn noch geschehen? Wann würde Dumbledore endlich verhaftet werden? Wie viele Beweise brauchte es noch...? „Ungh,“ stöhnte Sirius, als er erwachte. Merlin, hatte er denn am Vorabend so viel gesoffen? Sein Kopf fühlte sich so an, dass er sich nicht in der Lage sah, ihn so zu heben. Und das, wo er eigentlich eine ungesund hohe Alkoholtoleranz hatte. Was bitte hatte er gekippt, um in so einem Zustand zu sein? Er trank doch sonst nicht so viel! „Sirius?“ Remus. Remus? Seit wann war Remus denn wieder da? Komisch, warum hatte er das Gefühl, dass Irgendwas geschehen war, das wichtig war und dass er irgendwie verpasst hatte? Denn die Stimme seines besten Freundes klang irgendwie so aufgeregt, wie seit dem Tag nicht mehr, als er den Anderen von seiner Unschuld hatte überzeugen können. „Rmpf,“ knurrte er daher erst mal, doch dann riss er sich zusammen, richtete sich auf und nahm den Kampf mit den schweren Lidern auf: „Wie viel hab ich gebechert und warum bitte hast du mich nicht aufgehalten, sonst bist du doch auch nicht so!“, beschwerte er sich und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, da seine eigene Stimme sein Kopfweh noch viel schlimmer zu machen schien. „Bitte, gib mir wenigstens einen Antikatertrank!“, verlangte er, streckte seine Hand aus. Remus war kurz davor, vor Erleichterung Tränen zu lachen. Das hier konnte nur der echte Sirius sein, unwillig aufzustehen und... nun, offensichtlich war wiedererweckt zu werden nicht das Angenehmste. Er nahm einfach einen Trank gegen Schmerzen, gab ihn dem Anderen, der seine Hand fordernd ausgestreckt hatte. Denn außer, wenn man in der Geisterwelt Alkoholika bekam, war die Wahrscheinlichkeit eines Katers dann doch eher gering. Er beobachtete, wie Sirius den Inhalt der Flasche, ohne auch nur daran zu riechen, herunter kippte, kurze Zeit später erleichtert aufatmete. Ah, endlich ließ der penetrante Schmerz nach, stellte Sirius fest, richtete sich auf und öffnete seine Augen ganz, sah an sich herab. „Warum zum Henker trage ich einen Schlafanzug? Ich hasse diese Dinger!“, beschwerte er sich, doch dann wurde er das erste Mal stutzig. „Nicht, dass ich mich nicht auch freue, dich zu sehen,“ meinte Sirius vorsichtig. „Aber warum bitte heulst du? Ausgerechnet du? Hab ich was Wesentliches verpasst? War ich sterbenskrank oder so? Hat Snivvi mich entgültig vergiftet? „Oh, Sirius,“ flüsterte Remus nur, packte den Anderen und schloss ihn in die Arme: “Ja, ja du hast was ganz Wesentliches verpasst!“ Okay, jetzt wurde es sogar ihm unheimlich, stellte Sirius nur fest. Verzweifelt kramte er in seinem Gedächtnis nach dem Grund für das Verhalten des Anderen. Da waren Fetzen, kurze Bilder, aber sie machten nicht wirklich einen Sinn. Es war, als wäre er nach einem Suff aufgewacht, mehr nicht. Er klopfte Remus auf den Rücken, machte sich nach einer Weile aber los. „Und was genau ist mir entgangen?“, fragte er rat und ahnungslos. „Dein Tod,“ brachte Remus irgendwie raus. „Mein...? Remmy, wie viel bitte hast du in letzter Zeit gesoffen? Ich bin nicht tot, ich bin hier und du weißt so gut wie ich, wäre ich tot gewesen, wäre ich bestenfalls als Geist zurück gekommen, um Snivvi den Rest seines erbärmlichen Lebens zu verfolgen.“ „Nein, Sirius!“, der Werwolf packte die Schultern des Anderen, sah ihn an: „Du warst tot, du bist gefallen! In den Schleier! Du warst tot! Du...! “ „Okay,“ stellte Sirius nur fest, er stand auf, stellte dabei fest, dass er keine Ahnung hatte, wo er eigentlich war. Das hier war nicht sein Zuhause, nun, vielleicht hatte Remus sein Geld endlich mal genutzt. Ha, da war, was er suchte. „Ich tue das wirklich nicht gern, aber du lässt mir ja keine Wahl!“, noch bevor der Andere ihn hätte aufhalten können, trat er zum Kamin, warf eine Hand voll Flohpulver hinein und rief: „Snape!“ „Was... Siri...!“ Zu spät, kurz darauf stand Severus’ Kopf in den Flammen: „Was?!“, baffte der Mann ungehalten und auf seinen Armen – zu Sirius’ Entsetzen – ein Kind. Ein kleines Mädchen mit dunklen Locken. „Merlin, nein! Sag mir nicht, dass Snivvi sich vermehrt hat!“, begehrte Sirius auf, doch dann wandte er sich wieder dem Gesicht in den Flammen zu, dass auf ein Mal, selbst durch den Kamin, irgendwie komisch wirkte. „Snivvi! Wir haben hier ein Problem, Remmy hat zu viel gebechert, ich glaube, er leidet unter Wahnvorstellungen, er behauptet steif und fest ich wäre tot und... he!!“ Er sah, zu seinem Erstaunen, wie der Mann einfach umkippte. Verwirrt wandte Sirius sich um. „Sag mal, haben hier Alle ihren Verstand verloren? Ich will eine Erklärung! Moony, komm schon! Was ist hier...?“, in dem Moment röhrte das Feuer auf und aus reiner Gewohnheit fuhr Sirius herum, bis ihm auffiel, dass sein Zauberstab – mal wieder – fehlte. Toll. Konnte er schon wieder einen Neuen besorgen! Langsam wurde das echt lästig! Nun, zumindest war es nur Snivelus, der aus den Flammen torkelte, die Hand auf seinem Hinterkopf, den Zauberstab gezogen und auf ihn gerichtet. „He! Nimm den Stab da weg, Snivvi! Bis du einen Zauber gesprochen hast, hab ich dich noch immer zwei Mal vermöbelt!“ „Lupin!“, donnerte Severus, nicht glauben könnend, wie dumm der Werwolf war, und das, wo der auf dem besten Wege gewesen war, sich tatsächlich so was wie Respekt zu verdienen. „Haben sie dich vollkommen verlassen?! Hast du eine Ahnung, wie gefährlich diese Art von Ritual ist? Wer weiß, wer er...!“ „Nicht ich,“ unterbrach Remus den Anderen nur. „Fawkes,“ fügte er den Namen des Phönix an. „Der Beste war es, nicht ich, ich würde so was nie tun, ich kenne die Risiken so gut, wie du. Er hat Siri hierher gebracht, ihn auf mich geworfen, um präzise zu sein, heut um Mitternacht, um es noch genauer zu sagen und es ist er, kein anderer Geist.“ „Geist, bekloppter Phönix? Hallo~ho? Erde an Irre! Was ist hier los?! Wenn ich nicht bald eine Erklärung bekomme, tu ich was wirklich, wirklich... He! Finger weg, du schleimige Fledermaus!“, doch zu spät, der Mann begann, mit dem Zauberstab an ihm herum zu polken, ihn zu stechen, ihn mit Zaubern zu testen und andere Dinge mit ihm zu machen. „Heeeee! Remmy, sag ihm, er soll aufhören!“, verlangte er, nun schon regelrecht weinerlich. Remus aber beobachtete das Alles nur. Es waren Diagnosezauber, die er sonst nach dem Frühstück und vor dem Baden auch gesprochen hatte. „Halt einfach still,“ schlug er daher vor. „Severus will nur wissen, ob Alles in Ordnung ist.“ „Warum sollte es das denn nicht sein!? Ich hatte doch nur nen Suff!“ „Nen Suff?“, fragte Severus ungläubig, musterte den Mann vor ihm ein weiteres Mal. Das Unheimliche war, dass der sich bei bester Gesundheit befand und ja jetzt schon sein altes, ekliges selbst war. So erwachsen, wie ein dreijähriges Kind in der Trotzphase, aber leider gab es keinen Grund, ihn dahin zurück zu avadaen, wo er hergekommen war. Schade aber auch... „Nein, Black du warst tot! Mehr als ein halbes Jahr lang!“ „Okay, noch einer, der mir das erzählt! Meint ihr nicht, ich würde mich erinnern, wenn ich gestorben wäre?“, begehrte Sirius auf, ließ sich in einen der Sessel fallen. „Was... ist das Letzte, an das du dich erinnerst,“ fragte Remus sanft. Er ging einfach mal davon aus, dass Gedächtnisstörungen ziemlich normal waren, wenn man mal eben schnell starb und wie auch immer wiederbelebt wurde. Sirius zog seine Stirn in Falten, dachte nach. Er wusste, es hatte zu tauen begonnen, es war aber noch nicht warm gewesen und Harry hatte Panik gehabt, weil er im Traum etwas gesehen hatte, dann... „Ich... ich glaube... war ich im Ministerium?“, fragte er auf ein Mal, als die Fetzen begannen, sich zu einem erschreckenden Bild zusammen zu fügen. „Harry! Was ist mit Harry! Wo ist der Kleine?!“ „Ruhig!“, sofort sprang Remus auf, drückte den Anderen in den Sessel zurück. „Harry ist sicher, er wird gut versorgt, er ist ganz in der Nähe, mach dir keine Sorgen um ihn... erinnerst du dich?“ „Ich... ich hatte einen Traum, ich hatte Angst um ihn, ich bin zum Ministerium, wir sind angegriffen worden...,“ stotterte Sirius langsam zusammen, während er selbst immer bleicher wurde. „Ich... bin gefallen... und Harry, er... er wäre fast hinterher...!“ „Ich habe ihn aufgehalten,“ beruhigte Remus den Jüngeren sanft. „Harry ist in Ordnung.“ Nun, das war eine Lüge, aber erst mal erfüllte sie ihren Zweck, der Andere sackte ein weiteres Mal zurück, legte seine Hand vor die Augen. „Wie lange war ich weg?“, fragte er, er erinnerte sich nicht daran, tot gewesen zu sein, es war, als wäre er durch den Bogen gefallen und direkt hier gelandet. „Neun Monate,“ steuerte Severus der Unterhaltung bei. „Lupin, ich denke, ab hier kommst du selbst klar, ich habe zu Tun!“, damit, verschwand er auch schon wieder. Er hatte nicht vor, sich da rein ziehen zu lassen und was erklären zu müssen, das sollte der Werwolf, zusammen mit dem Phönix, mal schön selbst ausbaden! „Remus?“, fragte Sirius ruhig. „Was ist passiert? Was ist mit Harry? Wo sind wir und... warum benimmt... Snape sich so? Was hat das Alles mit dem Federvieh von Dumbledoof zu tun?“ Remus seufzte leise auf. Das würde ein sehr, sehr langer Tag werden... Ruhig lief Harry den Gang entlang, Cara tapste neben ihm her. Er kam von Draußen, aus der frischen Luft, doch dann hatte Fawkes ihm gesagt, dass es zu kalt werden würde und das er lieber wieder rein gehen sollte, wo es schön warm war. Er würde sicher auch gleich nachkommen, er habe noch etwas zu Tun. Also war er gegangen, auch, wenn er von der Kälte nicht wirklich was mitbekommen hatte. Aber da es seit zwei Tagen praktisch ununterbrochen schneite, war es wohl wirklich nicht gerade warm. Es war der zweite Tag der Ferien und er war froh darum, sich nicht mit all den Leuten rumschlagen zu müssen, das Dumme war nur, auch Draco war natürlich hier, immerhin war das hier das Haus seines Vaters und der Blonde hatte sich zu einem richtigen Stalker entwickelt. Dauernd tauchte der Beste hinter ihm auf. Außerdem... es war ein Weihnachten ohne Siri, mit einem Vater der ihn leugnete und einem, bei dem er immer nur das Gefühl hatte, ihm im Weg zu sein. Was würde das schon für ein Fest werden? Es kam ihm Alles so schwer vor, er saß stundenlang am Fenster, meist mit einem Buch in der Hand, doch er las nicht, er starrte ins nichts und je näher Weihnachten kam, umso schwerer schien es zu werden. Letztes Jahr hatte er mit Siri feiern dürfen. Es war so schön gewesen, so lustig. Doch hier... hier würden viele Leute da sein, Draco würde ihn bedrängen, Fawkes würde sich benehmen, als wäre er eifersüchtig, was er gleich noch viel weniger verstand, sein Vater würde lächeln, aber... er würde nicht mit ihm allein sein und sicher... sicher würde auch Regulus da sein. Harry hatte Angst davor. Seit dem Zwischenfall mit dem Zaubertrank hatte er den Mann nicht mehr gesehen und er wollte es auch immer noch nicht. Er hatte Angst vor ihm, vor einem weiteren Versuch, so etwas zu tun. Oder davor, dass er wieder dauernd versuchen würde, ihn in die Arme zu nehmen. Es würde anstrengend sein, er musste lächeln, auch, wenn er eigentlich nur noch heulen wollte, doch er traute sich nicht, das zu tun, dann würde man ihn wieder mit Fragen überschütten, am Ende Snape holen, um ihn zu untersuchen und er wollte doch nicht reden, er wollte... er wusste nicht, was er wollte. Seine Ruhe, einen Ort, an den er flüchten konnte. Wo Siri war, mit dem er immer hatte reden können, der immer einen Ausweg gesehen hatte, der ihn doch, egal, wie schlecht es ihm gegangen war, zum Lachen bringen konnte. Manchmal wünschte er sich, er wäre Derjenige, der verrückt war. Richtig verrückt, wie Regulus. Er war schon fast in seinem Zimmer, als er Schritte hörte. Rasch glitt er hinein, nicht willens, am Ende wieder von Draco genervt zu werden, es war schwer genug gewesen, ihn am Morgen los zu werden. Doch er ließ die Tür einen winzigen Spalt offen, überrascht, als er statt Malfoy seinen Direktor erkannte, zusammen mit Snape. Kurz überlegte er, was er tun sollte, doch dann ließ er die Tür den Spalt offen, er beobachtete, wie die Beiden vor der Tür zu Toms Schlafzimmer stehen blieben, einer der Beiden deutete mit dem Stab auf die Tür, dann starrten sei auf das Holz. Vielleicht ein Fensterzauber oder so schloss Harry einfach mal, auch, wenn er keine Ahnung hatte, warum sie das taten. „Wie sieht es aus?“ „Nicht viel besser, als vorher auch, “ gab Karakoff zurück. „Keine wirkliche Besserung. Er versteift sich weiterhin darauf, dass Ryder erst geboren werden wird und wir haben immer noch keine Wahl, außer ihm das Kind wegzunehmen, wenn es auf die Welt kommt, es sieht aus, als müsse Tom eine Weile lang Ganztagsvater werden. Zu all dem Chaos, einem traumatisierten Jugendlichen und dem Kriegsstress auch noch ein Baby...“ „Nun, mit etwas Glück ist das Kind nicht ganz bekloppt – ich hoffe, Toms Gene sind dominant...“ Harry merkte nicht, wie er erstarrte. Ein Baby? Regulus bekam noch ein Kind? Er nannte es Ryder? Ein Kind, das nicht irre war, wie er? Oder der Mann, der es auf die Welt bringen würde? Ein normaler Sohn? Das, was Alle sich hier immer gewünscht hatten? Ein Nachfolger für seinen Vater? Er wusste, sobald das Kind da sein würde, würde man ihn wegschieben, dann musste er sicher im Internat bleiben, statt wie sonst heim zu können, der Junge würde das Zimmer neben dem seiner Eltern bekommen, dazu so viele Spielsachen wie Dudley, die Aufmerksamkeit von Allen, die Liebe seiner Eltern... Das Kind würde kein Freak sein... Weg. Er wollte nur noch weg, dahin, wo Niemand ihn fallen lassen konnte, wo er es nicht merken musste, wo er nicht sehen musste, wie glücklich alle dieses normale Kind durch die Gegend schleppen, es verwöhnen und bespielen würden. Fawkes würde dann von ihm weg zu dem anderen Kind als Bodyguard gehen. Er würde allein sein, wieder allein, ohne Siri, ohne Vater, ohne... ...allein... Er merkte nicht, wie er sich selbst auflöste, an einem anderen Ort wieder auftauchte, er wollte allein sein, bald würde sich ohnehin Niemand mehr um ihn kümmern, Alle würden glücklich sein und er... er würde wieder nur das Anhängsel sein, unerwünscht und ungeliebt, für ihn würde es keinen Platz geben. Und er wollte das auch gar nicht sehen. Harry umklammerte seine Beine mit den Armen, wiegte sich immer wieder hin und her, manchmal spürte er einen scharfen Schmerz, wenn sein Kopf gegen die Steinwand an seinem Rücken schlug, aber das war fast wie eine Erleichterung, wenn auch nur eine Kurze, als würde das Stechen in seinem Herzen für einen kurzen Moment nach Außen gehen. So, dass er es mit Absicht tat, immer wieder. Wieder hatte er eine Familie verloren, wieder würde er unerwünscht werden, der Freak, der nicht so war, wie er zu sein hatte, kein guter Nachfolger für seinen Vater, kein Krieger, nur... ein dummer Tierpfleger, eine Schande für die Familie, die man nur vergessen wollte. Wer wusste, wo man ihn dann hinbringen würde, sicher weit weg, wo er nicht auffiel. Nun, wenigstens würde er das Alles nicht sehen müssen. „Harry!“, entsetzt starrte Fawkes auf seinen Gefährten, er war immer noch schockiert. Er hatte am Vormittag etwas gespürt, etwas, dass ihm Angst gemacht hatte. Er war gerade bei Black dem Älteren gewesen, um von Anfang an einige Fronten zu klären, was fast in eine handfeste Prügelei ausgeartet war, und da er auf ein mal mitten in der Bewegung erstarrt war, hatte dieser Idiot ihn auch noch voll getroffen, nicht, dass es ihm was getan hätte. Doch danach war er sofort zurück zum Malfoygut, nur um dem hysterischen Panda zu begegnen, anders hatte es sich nicht mehr beschreiben lassen. Und Harry – war einfach verschwunden gewesen, ohne eine Spur. Er hatte sofort Alle aufgescheucht, sie hatten überall gesucht, sogar in den Kerkern, in die Harry zuvor nie einen Fuß gesetzt hatte, doch erfolglos. Etwas musste geschehen sein, das war ihnen klar geworden, etwas, dass den Kleinen so aufgeregt hatte, dass er weggerannt war, obwohl er doch wusste, dass er hier sicher war. Das Fawkes hier gesucht hatte, war auch nicht mehr gewesen, als geraten, und wie er hier hin gekommen war, stand noch auf einem ganz anderen Blatt, das hätte nämlich eigentlich auch nicht gehen sollen. Er hatte aus purer Verzweiflung und aus Angst um Harry begonnen, in der Schule nach ihm zu suchen. Hier fündig zu werden hatte er allerdings nicht erwartet. Gerade in dem Moment verfluchte er es, dass sie ihre Bindung nie auch nur ansatzweise vertieft hatten, so, dass er mental zu Harry hätte Verbindung aufbauen können. Mehr als ein mal war ihm ja in der letzten Zeit gekommen, wie viel einfacher es wäre, Harrys Gedanken zu verstehen, zu wissen, was er dachte oder sich mal wieder einredete, bevor es in einer Kurzschlusshandlung endete, wie gerade jetzt. Da saß Harry, in einem der Kellerräume, die vielleicht auch mal zu einem Kerker gehört haben könnten, in sich zusammengerollt, mit tränenüberströmtem Gesicht und was das Schlimmste war – immer wieder krachte sein Kopf gegen die Wand hinter ihm. Mit wenigen Schritten war er bei dem Jüngeren, er zog Diesen an sich, setzte sich, zog Harry, auch, wenn er sich wehrte, in seine Arme. „Es ist gut,“ flüsterte er, hielt seinen Gefährten mit sanfter Gewalt fest. Merlin, was war nun schon wieder geschehen? Er hatte den Malfoybengel in Verdacht gehabt, doch auch der hatte Harry seit dem Morgen nicht mehr gesehen. „Was ist los, warum bist du weggerannt,“ fragte er, doch der Jüngere versuchte nur weiterhin, sich selbst zu verletzen. Bestenfalls war das Schluchzen heftiger geworden. Was ging hier nur vor? Die letzten Wochen, vor Allem die letzte Woche, war doch so gut gelaufen! Gut, Harry hatte etwas gebrütet, aber sonst... Sanft strich er über Harrys Wangen, begann, leise zu singen, er zog den schmalen Körper näher an sich, um seine Wärme mit dem Jüngeren zu teilen, der sich eisig anfühlte. Was kein Wunder war, wenn er hier tatsächlich schon seit Stunden saß, denn hier war es windig, zugig, schweinekalt und einfach nur unbequem. Doch dieses Mal dauerte es lange, bis Harry endlich gegen ihn zurücksackte, die Augen geschlossen, die Hände in sein Oberteil verkrallt und immer noch zitternd wie Espenlaub. „Harry, was war los?“, fragte Fawkes erneut, strich leicht über den Rücken seines Gefährten, er wusste nicht, wie er sonst zeigen sollte, dass er da war. Doch Harrys Lippen pressten sich nur noch fester aufeinander. Er wollte nicht reden, er wollte... er wusste es nicht, er fühlte sich wärmer, etwas besser, aber... er wusste, dass es ja nicht von Dauer sein würde. Doch er gab auf, sich gegen den Griff des Anderen zu wehren, dazu fehlte ihm einfach die Kraft. „Bitte,“ sprach Fawkes leise und tat etwas, das er bisher noch nicht getan hatte, er hatte auf so linke Mittel nicht setzen wollen, aber er musste wissen, was los war und eine Bindung eingehen oder beenden, hier oder jetzt kam wohl kaum in Frage. Also legte er Macht in diese Worte, Kraft, die eine Antwort verlangen würde. Es war keine faire Methode, aber er musste wissen, was zu diesem Ausraster geführt hatte. „Ich...“, fast schon gegen seinen Willen ging sein Mund auf und definitiv gegen seinen Willen begannen die Worte aus Selbigem zu fallen. Dabei wollte er nichts sagen, nicht mit der Sprache herausrücken! Nicht vor Fawkes! Er würde sich bis auf die Knochen blamieren und der Ältere würde bestenfalls herzlich lachen, ihn in seinem Zimmer abladen und würde es das gewesen sein... „Er... hat bald... ein richtiges... Kind, kein... keinen Freak, wie... mi... mich und... dann muss... Muss ich doch weg...,“ brachte er heraus, musste nach den wenigen Worten schwer nach Luft japsen. Er wollte nichts mehr reden, aber sein Körper schien sich gegen ihn verschworen zu haben. „Ich... bin doch... wieder nur allein, ich... bin... dann nicht mehr... werde nicht gebraucht, ich... sie ... müssen mich dann nicht... nicht mehr ertragen... und... es... es soll... Ryder heißen...“ Ryder, was ja sein Name gewesen war. Den er immerhin als Zweitnamen immer noch trug, sie würden ihm einem anderen Kind geben und er? Was blieb dann schon noch für ihn übrig? Für den Freak? Ein Schrank? Wortlos beendete Fawkes den Einfluss der Macht, er sah, dass Harry kaum einen Ton heraus bekam, schon das Luft holen schien eine Qual zu sein. Er hielt seinen Gefährten einfach, während er verzweifelt überlegte, wer zum Teufel dem Kleinen das gesagt haben könnte, Niemand sprach darüber, es war unter den Wenigen, die es wussten, unter Androhungen übelster Folterungen verboten worden, eben um genau so etwas zu vermeiden. Er wusste auch, dass Harry niemals freiwillig zu Regulus ins Zimmer gegangen wäre, er mied den Anderen, wie die Beulenpest, Scharlach und die Blattern zusammen. „Dann... bist du... auch nicht mehr da,“ flüsterte Harry schwach. „Dann... musst du... auf ihn... aufpassen... dann... bin ich nicht mehr... der Nachfolger, dann... brauch ich auch... keinen Bewacher mehr...“ „Das ist Unsinn, ganz, ganz großer Unsinn,“ sprach Fawkes langsam, erschüttert vor Allem über diese letzten, schwachen Worte. „Man hat dir nie die Gesetze der magischen Welt erläutert, aber egal, was passiert, man kann das älteste Kind nicht enterben, wenn es nicht mindestens einen Mord oder etwas Ähnliches begangen hat. Miss Black konnte auch Sirius nicht wirklich enterben, nicht wahr? Du bist der erstgeborene Sohn und außerdem würde Tom dich nicht mehr hergeben, er liebt dich, du bist sein Kind.“ Er strich sanft über Harrys Haare, heilte dabei die Wunde, als er merkte, wie seine Hände feucht vom Blut wurden. „Ja, du bekommst einen Bruder und Tom hat gesagt, dass er Lucan heißen wird, Lucan Theon. Niemand nimmt dir deinen Namen weg, der gehört dir ganz alleine.“ Sanft wiegte er Harry auf seinen Armen hin und her, summte leise, um dem Jüngeren zu helfen, seinen Atem so weit zu beruhigen, dass er wieder Luft bekam. „Und ich bin mir ziemlich sicher, zumindest schon mal erwähnt zu haben, dass allein ich entscheide, wenn ich schütze, wenn ich mich bereit erkläre, Jemanden zu schützen und dann würde ich sicher nicht damit aufhören, du bist es, bei dem ich bleibe,“ erklärte er, küsste Harrys Stirn. „Daran wird auch ein kleiner Windelscheißer nichts ändern. Wie gesagt, ich bin etwas zu alt, um mich von einem Grünschnabel wie deinem Vater herum kommandieren zu lassen. Du machst dir einfach immer viel zu viele Gedanken. Denk mal an die Weasleys – lieben die ihre Kinder etwa weniger, nur weil ein Weiteres da ist? Im Gegenteil, sie lieben Alle gleich, selbst Percy, als er Mist gebaut hat.“ Es dauerte, Fawkes wusste nicht, wie lange, bis Harry sich wieder so weit beruhigte, dass das Luft holen nicht mehr schmerzhaft zu sein schien. Er stellte fest, dass sein Gefährte sich inzwischen mit roher Gewalt an ihn klammerte. Wie gern hätte er Diesem in dem Moment gesagt, was sie füreinander waren, einfach nur, um ihm klar zu machen, dass er nie allein sein würde, doch er sah ja, dass Harry wohl kaum in der Lage war, jetzt noch mehr aufzunehmen. „Ich wünschte, du würdest einfach mal mit uns reden, bevor du dir solche Dinge einredest, dann könnten wir sie von Anfang an klären, bevor du wegrennst.“ Erneut biss Harry sich nur auf die Lippen. Reden brachte nichts, schon gar nicht bei ihm, dem Freak. Er wusste nicht, ob er das alles glauben durfte, dass er weiterhin da sein würde, wo er jetzt war, dass man ihm sein Zimmer lassen würde, er war schwierig, er war immer dann anhänglich, wenn es am wenigsten zu passen schien und rann genau im falschen Moment in ein Eck, um sich zu verkriechen. In letzter Zeit, immer dann, wenn Fawkes verschwunden war, hatte er sich tatsächlich sogar in seinen Kleiderschrank gesetzt, wieder nicht wusste, was er tun sollte, immer dann, wenn sein Unsicherheit Überhand zu nehmen drohte. „Harry,“ sanft hob Fawkes den Kopf des Jüngeren an: „Niemand wird dich je allein lassen und keiner von uns sieht dich als Freak. Das bist du nicht. Du hast nur... Probleme, was nach Allem, das passiert ist, Niemanden wundert. In einem Jahr geht es dir sicher besser.“ Er erhob sich, hielt den Jüngeren weiter fest. „Ich bringe dich erst mal ins Warme,“ erklärte er leise. Seine Flammen hüllten ihn ein, ließen ihn in der Halle des Anwesens landen. Er drückte seinen Gefährten fest an sich, vor Allem, als der zusammen zuckte. „Ganz ruhig,“ befahl er ruhig. „Es ist Alles in Ordnung. Niemand wird was sagen, ich bringe dich in dein Bett, es ist ohnehin Nacht...“ Er lief langsam, froh, dass einige Leute ihn sahen, sie würden Tom bescheid geben und die Suche abbrechen. Wenigstens hatten sie nicht Lupin einschalten müssen, denn dann wären ihnen die Ausreden ausgegangen, Sirius bis Weihnachten, bis in drei Tagen, von hier fern zu halten. Denn sollte der Mann erfahren, dass das Kind, das er liebte, wie sein eigenes, schon wieder solche Probleme hatte, dann würde nicht mal er ihn mehr aufhalten können. Er trat in Harrys Zimmer, legte den Jüngeren ins Bett, setzte sich aber sofort daneben, da der Griff des Kleinen nicht um eine Spur lockerer geworden war. „Ich bleibe,“ sprach er leise. „Du bist nicht allein und du wirst es nicht sein, solang ich existiere.“ Er strich die Spuren der vielen Tränen sanft beiseite, verwandelte Harrys Kleidung in einen Schlafanzug, deckte ihn zu und begann, leise zu singen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass er am Morgen heiser sein dürfte, doch gerade heute würde der Ärmste sich sonst in Alpträumen nur so schütteln. Wie erwartet verging auch nicht sagenhaft viel Zeit, bevor die Tür aufflog und gleich mehrere aufgebrachte Leute im Raum standen. Er sah sie Alle böse an, ließ seine Stimme auf ein Summen herunter gleiten, bevor er dann, gute fünf Minuten später erst, ganz aufhörte. „Was soll der Lärm?“, fragte er, weit ruhiger, als er sich fühlte. „Harry, was...?!“ Oh, das liebte er besonders, Fragen, die ihm mit Gegenfragen beantwortet wurden. „Er ist hier, er schläft, er ist eiskalt, gegessen hätte er ohnehin nichts. Also lasst ihn weiter schlafen.“ „Was ist mit ihm? Und wo war er?!“ Lucius trat in den Raum, er sah den Jungen, der sich in sich selbst zusammen gerollt hatte und so klein wirkte, noch immer erkannte man deutlich, dass er geweint haben musste. Der gesamte Körper zuckte auch immer wieder zusammen, vor Allem dann, wenn Fawkes sich bewegte. Tom dagegen war nicht so moderat, er riss sich die Oberbekleidung herunter, warf seine Schuhe von sich und machte es sich auf dem Bett bequem, nahm dem unwilligen Phönix seinen Sohn ab, rief seine Flügel und hüllte Harry in einen schützenden Kokon aus Federn. Er strich über Harrys Seiten, immer wieder, bis er sich endlich entspannte. Damit war die Sitzung für heute für ihn ohnehin gelaufen, nicht, dass um die Zeit Jemand noch arbeiten würde. „Was war los?!“ Fawkes sah unwillig zu, wie man ihm seinen Gefährten abnahm, doch er ließ es zu, wohl wissend, dass die Federn Harry schneller wieder aufwärmen würden, als die Decke es konnte. „Er hat irgendwie mitbekommen, dass Regulus schwanger ist und das Kind Ryder nennen wollte, natürlich hat er messerscharf geschlossen, dass ihr ihn beide ersetzen wollt, ihn los werden wollt, da er ja der Freak ist und mit dem neuen Baby eine glückliche Familie werdet, dass er nicht mehr gebraucht wird.“ „Was?!“, sofort glitt sein Blick über die Anwesenden. „Alle, die von der Schwangerschaft wussten, sind hier, Alle außer Lupin, der sicher kein Wort gesagt hätte, Black, der noch nie hier war und Karakoff, der es besser weiß, als was zu sagen. Wer?!“ „Niemand von uns,“ gab Lucius ruhig zurück: „Du weißt, dass wir das nicht getan hätten.“ „Wie hat er es denn dann bitteschön erfahren!? Er wird wohl kaum in Regulus’ Zimmer gegangen sein, um mit ihm eine Tasse Tee zu trinken!“ „Das können wir ihn fragen, wenn er wieder wach ist,“ meinte Fawkes leise. „Schrei nicht so, Tom, reg ihn nicht noch mehr auf, glaub mir, er fühlt sich so schon selten mies. Er hätte mir nicht ein Wort gesagt, hätte ich ihn nicht auf meine Art zum Reden gezwungen. Er hält sich immer noch für vollkommen wertlos, ich glaube, er wollte wegrennen, bevor du ihn raus wirfst oder so.“ „Was habe ich getan, dass er so schlecht von mir denkt?“, fragte Tom leise. „Er denkt so schlecht von sich selbst. Er hat gesagt, er hält sich selbst für einen Freak und er kann nicht verstehen, dass Andere ihn nicht auch als einen solchen sehen, das ist das Problem bei der Sache, er dachte felsenfest, dass er damit jede Bedeutung verloren hat, er kennt die magischen Gesetze nicht, das Erstgeborenenrecht oder all die anderen Dinge, Niemand – außer Black – hat ihm je das Gefühl gegeben, etwas wert zu sein und seit er gefallen ist, denkt er, dass Jeder, den er mag, sterben muss. Es war vielleicht auch einfach seine verquere Art, zu zeigen, dass er uns Alle inzwischen mag.“ Fawkes blickte auf das Nest aus Federn, unter dem sein Gefährte sich verbarg. „Und ich glaube nicht, dass ein Anderer als Black ihn erst mal dazu bekommen wird, überhaupt mal über seine Probleme zu reden, egal über welche von den Vielen.“ Tom konnte kaum mehr tun, als den Kopf zu schütteln. Er fasste es einfach nicht. Wie grauenhaft musste man ein Kind misshandeln, um es in einen solchen Zustand zu treiben? Ohne jedes Vertrauen, ohne Selbstwertgefühl, ohne Alles? „Hoffen wir, dass er dann mit meinem Schwager redet,“ brachte er nach einem Moment heraus. Er merkte, wie Harry langsam ruhiger wurde, streichelte ihn weiter. „Warum ist er so eisig kalt? Wo war er?“ „Seit er verschwunden ist, muss er... in einer Zelle in Durmstrang gesessen haben, ich bezweifle, dass er selbst weiß, wie er dahin gekommen ist“, fügte er an. „Es war windig, zugig und kalt.“ Was Fawkes darauf brachte, aufzusehen. „Es kann gut sein, dass er sich erkältet hat...“ „Auch das noch,“ stellte Tom leise fest. „Sollte das der Fall sein, trichtere ich ihm morgen Früh einen Trank ein, dann hat er dass Gröbste bis übermorgen überstanden,“ beruhigte der Tränkemeister die Anderen. Er hatte die gesamte Zeit über nichts gesagt, er wusste, was gesund für seine Haut war. Wobei auch er sich wirklich fragte, wie der Junge von dieser Geschichte hatte erfahren können. Tom nickte. „Dann geht,“ sprach er ruhig. „Es ist spät und morgen haben wir ab Nachmittag eine Menge nachzuholen. Severus, du bist um acht hier, mitsamt dem Trank, bei Harrys sprichwörtlichem Glück können wir froh sein, wenn es nur eine Erkältung statt einer schweren Lungenentzündung ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)