Anders, als man denkt von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 5: Schränke ------------------- Es war dunkel, als Harry dass nächste Mal aufwachte. Nun, das war es immer, wenn man sich unter der Decke verschanzte, aber dieses Mal fiel nirgends Licht ein, nicht mal, als er heimlich und vorsichtig mit einem Finger die Decke etwas anhob. Nacht, hoffte er. Etwas Ruhe, nachts kam man selten, um ihm was zu tun, er war nicht wichtig genug, als das Jemand sich wegen ihm seinen Schlaf um die Ohren schob. Nachts war er meist sicher und doch hatte er doch jedes Mal Angst in der Dunkelheit. Ganz langsam zog Harry die Decke ganz von sich herunter, darauf bedacht, ja kein Geräusch von sich zu geben. Er hatte einen komischen Traum gehabt, Remus war da gewesen und noch einige Leute, an die er sich nicht richtig erinnern konnte, sie hatten ihm gesagt, er sei sicher. Der Traum hatte etwas Schönes gehabt, aber Nichts, an das er zu glauben wagte. Es war nur einer von vielen Träumen, die immer wieder kamen und die dann doch nicht zutrafen, die keine Realität waren. Oft wünschte er sich, dass seine Eltern noch lebten, dann wäre all das sicher nie geschehen. Dann hätte auch er Wärme gehabt und eine Mutter, wie Miss Weasley es war, immer da, um ihre Kinder an sich zu drücken. Einen Vater, der Ausflüge mit ihm gemacht hätte, Angeln vielleicht, oder was Anderes. Irgendwas. Wie immer, wenn er an so was dachte, begannen die Tränen zu rollen, doch er gab keinen Ton von sich, er wusste es besser. Es war in den letzten Jahren zu oft vorgekommen, dass sein Onkel ihn bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt hatte, nur, weil er wegen eines Alptraums nachts geweint hatte. Nachdem Harry es geschafft hatte, sich von der schweren, warmen Decke zu befreien, versuchte er, sich zu bewegen, schaffte es nach einer Weile tatsächlich aus dem Bett, nur um fast umzukippen, so wackelig war er nur auf den Beinen. Ohne lange zu überlegen, sackte er auf die Knie hinab. Merlin, er wusste nicht, wo er war! Das machte ihm wirklich Angst. Es war nicht die Krankenstation. Da langen keine Teppiche! Ganz sicher nicht! Aber hier war einer. Und er war weich, Nicht mal außerhalb des Bettes war es wirklich kalt. Leise und mit zusammengebissenen Zähnen kroch Harry weiter, tastete sich in dem unbekannten Zimmer voran. Ein Geräusch ließ ihn herumfahren, verängstigt drückte Harry sich gegen die Wand, schon oft hatte er von Poppy richtig Ärger bekommen, wenn sie ihn erwischt hatte. Er zwang sich, weiter regelmäßig zu atmen und wurde erst wieder ruhiger, als er keine Schritte hörte. Ein Schrank, erkannte Harry auf ein Mal, als seine Finger über die Oberfläche der Wand fuhren. Er lehnte gegen einen Schrank. Lautlos und vorsichtig öffnete er ihn, setzte sich hinein. Sein Schrank bei seinen Verwandten war für ihn nicht nur ein Gefängnis gewesen, sondern immer auch etwas Sicherheit, da war Niemand zu ihm rein gekommen, da hatte er seine Ruhe gehabt und er hatte gelernt, zu lieben, wenn er für mehr als zwei Tage eingeschlossen wurde, nur mit zwei Flaschen Wasser oder so. Denn dann wurde er nicht geschlagen und auch, wenn er im Dunkeln Angst hatte und man ihm die Glühbirne weggenommen hatte, hatte er immer das Licht unter der Ritze der Tür gehabt. Selbst in Hogwarts war ein Schrank immer irgendwie Sicherheit gewesen, etwas Vertrautes. Irgendwie schaffte Harry es, hinein zu kommen. Er schloss die Tür bis auf einen winzigen Schlitz, legte sich auf den Boden und rollte sich in sich zusammen. Sicherheit, wenigstens Etwas, redete er sich selbst ein. Hier war er fast unsichtbar, sicher vor Dumbledore und seinen grausamen Scherzen, vielleicht sogar sicher vor seinen Alpträumen, für eine Weile. Er war so müde, er zitterte und er war durchgeschwitzt von den wenigen Schritten, die er nur gegangen sein konnte. Und doch war es schon zu viel gewesen. Fast, wie damals, als er klein gewesen und schwer krank geworden war. Er hatte es kaum ins Bad und wieder zurück geschafft. Unendlich müde, als habe er nur gearbeitet, schloss er die Augen, schlief schließlich ein und wie immer hatte er nur einen Wunsch, dass er nicht Harry Potter sein wollte, dass er nur Eltern wollte, egal, wie arm, so lange sie ihn aufnehmen und lieben würden. Regulus erwachte recht früh, er hatte in den Tagen, seit sein Kind wieder zurück war, wieder in seinen alten Rhythmus gefunden, früh aufstehen, sich selbst fertig machen, Tom wecken, gemeinsam frühstücken, ihm helfen, immer wieder nach Ryder sehen. Er streckte sich, zauberte etwas Licht, trat zum Bett seines Sohnes – und stockte. Was...? Hastig riss er die Decke weg. „Ryder! Ryder, wo... Harry, wo bist du?!“, er packte Tom, schüttelte diesen: „Der Junge! Er ist nicht da! Sein Bett ist leer! Und es ist kalt!“ „Was?“, fragte Tom müde, richtete sich auf. Er hatte bis tief in die Nacht gebrütet und war erst vor wenigen Stunden eingeschlafen, zu spät, um jetzt schon so brutal geweckt zu werden, egal von wem. „Was ist los?“, verlangte er zu wissen, musterte Regulus, der kurz vor einem Tränenausbruch zu stehen schien. „Ist... was passiert?“, fragte er ergeben. „Der Junge! Ryder! Er ist weg!“ „Was?!“ Okay, jetzt war er wach, stellte Tom fest, er sprang auf und hastete zum Bett, doch das war leer. „Weit kann er in seinem Zustand wohl kaum gekommen sein! Kuck ins Bad, vielleicht musste er einfach nur aufs Klo.“ Regulus starrte den Anderen an, wandte sich abrupt ab und rannte ins Bad. „Nichts!“ Und jetzt begann die wilde Suche. Sie rannten quer durchs Haus, rissen alle Türen auf, doch ohne Erfolg. Schließlich kamen sie zurück aufs Zimmer, inzwischen Beide verzweifelt. „Remus,“ schlug Tom leise vor. „Er ist ein Werwolf, er hat einen ausgeprägten Geruchsinn. Wenn Jemand ihn finden kann, dann... hast du den Schrank offen gelassen?“, fragte er auf ein Mal. „Schrank? Welcher Schrank?“, fragte Regulus verwirrt, sah aber dann zu ihrem Kleiderschrank, in dem die Roben hingen. Die Tür stand tatsächlich einen kleinen Spalt offen. Er beobachtete, wie sein Mann die Tür öffnete. Nach einem kurzen Zögern ging Tom auch dieser noch so dummen Spur nach, öffnete den Schrank – und war ein weiteres Mal bis in die Tiefe seiner Seele erschüttert. Da drin saß er, die Augen nur halb geöffnet, aber zitternd vor Angst. Er glich eher einem verschrecken Fünfjährigen, als einem Teenager, die Arme eng um die Beine geschlungen, sich selbst hin und her wiegend. Zu seiner Überraschung summte der Junge, wenn auch stumm, irgendeine Melodie, die nur er hören konnte und er drückte sich wirklich in den hintersten Winkel. „Harry,“ sprach er sanft, hielt seine Hand zu seinem Sohn. „Harry, komm da bitte raus, da ist es kalt und ungemütlich...“ Auch Regulus trat zu dem Schrank und musste mit den Tränen kämpfen. Sein Kind, sein Baby, da drin, vollkommen verängstigt. Er ging ebenfalls auf die Knie. „Komm her, es passiert dir hier doch nichts...“ Harry war schon aufgewacht, als die Beiden begonnen hatten, ihn zu rufen und zu suchen, er hatte sich einfach nur an die Wand gepresst und gehofft, nicht entdeckt zu werden, den Blick fest auf dass Licht gerichtet, was in den Schrank gefallen war. Und dann war die Tür doch noch aufgegangen, seine Schonzeit war wohl um. Aber dann war da ein Mann gekommen, den er kannte. Ein Mann, den er nicht scharf zu sehen brauchte, es reichten diese feuerroten Augen. War es jetzt vorbei? Würde der Andere ihn umbringen und er würde endlich seine Ruhe finden? Schlimmer als bisher konnte es kaum werden. „Bringst... du mich .. jetzt um? Darf.. ich endlich... sterben?“, fragte er leise, fast hoffnungsvoll. Tom starrte den Jungen entsetzt an, schüttelte dann den Kopf. „Komm her“, bat er mit ruhiger Stimme. „Ich will dich zurück ins Bett bringen. Hier holst du dir auch noch eine Erkältung. Komm bitte her...“ Doch Harry schüttelte nur den Kopf, drückte sich noch weiter in die Ecke. Nein! Nicht raus gehen! Auf keinen Fall aus dem Schrank gehen! „Was ist hier los?!“, fragte Remus aufgebracht, der gerade von einem mehr als aufdringlichen Patronus äußerst unsanft geweckt worden war. Regulus war froh, als er den Werwolf sah. „Er ist im Schrank und will nicht raus kommen, sobald wir versuchen, näher zu kommen, fängt er an, sich selbst was zu Tun, “ erklärte er hastig. „Er... hat Tom gefragt, ob er sterben darf! Bitte, er muss da raus!“ Er war so enttäuscht, dass sein Baby nicht zu ihm kam... Wortlos schob der Werwolf den Mann von sich und trat zu dem Schrank, sah auf Harry, der sich eng in die hinterste Ecke gedrückt hatte und sich hin und her wiegte. „Harry“, sprach er sanft. „Ich bin’s, Remus.“ Er wartete, bis die trüben Augen sich auf ihn richteten, dann ging er selbst in den Schrank: „Komm her, hier ist es schrecklich unbequem. Ich bringe dich ins Bett, ja?“ Harry starrte den Werwolf an, er verstand nicht, was hier los war, warum war Remus bei Voldemort? Was ging hier vor?! Er wollte nicht raus, doch der Ältere legte ihm ruhig eine Hand auf die Schulter, auch, wenn er den Kopf heftig schüttelte und versuchte, sich noch kleiner zu machen. „Es ist gut“, versprach Remus. „Niemand ist böse.“ Vorsichtig hob er den Jungen hoch, der ohnehin fast nichts wog, trat wieder aus dem Schrank und brachte Harry zu dem Bett zurück, setzte ihn dort ab. „Siehst du? Es ist nichts passiert, du bist hier sicher, wir wollen dir nichts tun.“ Harry wollte sich wehren, als er aus dem Schrank gehoben wurde, doch der Andere war zu stark, seine schwache Gegenwehr brachte praktisch gar nichts. Sofort rollte er sich wieder zusammen, er bemerkte deutlich, wie der Andere eine Hand auf seinen Kopf legte, doch er strich nur leicht über seine Haare. „Es ist gut, Harry“, versprach Remus sanft, strich leicht über die wirren Haare. „Ich weiß, dass du das hier Alles nicht verstehst, aber du bist sicher, das ist das Einzige, was zählt. Ich passe auf dich auf, das habe ich dir doch versprochen.“ Er legte die Decke wieder über Harry: „Hast du vielleicht Hunger?“, fragte er. „Oder Durst?“ Erst da wandte Harry sich wieder um, sah Remus ganz kurz an, nickte dann aber. Er hatte immer Hunger und er hoffte, dass das nicht wieder nur ein grausamer Scherz war, sah aber dann sofort wieder nach Unten. Remus wandte sich um. „Kann er was zu Essen haben?“, fragte er ruhig. „Und was zu Trinken. Er liebt Kaba, aber ich denke, erst mal ist Tee gesünder, dann aber nur Früchtetee, er trinkt nichts Anderes. Von Schwarzem wird ihm schlecht.“ „Natürlich!“, rief Regulus, rannte zwei Mal kopflos im Kreis, bevor Tom einfach nur kopfschüttelnd eine Hauselfe rief und ihr sagte, sie solle sich mit Severus kurzschließen, was der Junge essen durfte. Dann hielt er einfach Regulus fest und schüttelte den Kopf, um ihm klar zu machen, dass er sich absolut albern verhielt. Es dauerte eine Weile, bevor das Tablett erschien und die Erwachsenen beobachteten den verstörten Jungen so ruhig, wie es ihnen eben gerade gelang. Sie alle hatten Mordgedanken, wie der Dunkelhaarige so da saß, die Beine fest an den Körper gepresst, voller Angst die Augen zu heben. Als das Tablett schließlich auftauchte, nahm Tom es, nickte Remus zu, sah, wie der Harrys Kopf hob. „Harry“, sprach Remus leise, strich beruhigend über dessen Wange. „So kannst du nicht essen, du wirst dich wohl oder übel etwas entknoten müssen“, sprach er leise. „Sonst kann ich das Tablett nicht abstellen.“ Harry sah den Anderen eine Weile an, bevor er seine Arme fast schon etwas unwillig los und streckte seine Beine, sein Blick auf den Werwolf geheftet, er ihn freundlich anlächelte. Es war gut, redete er sich selbst ein. Remus wollte ihm erst mal offensichtlich nichts tun und aus irgendeinem Grund wollte Tom es auch nicht beenden, was er noch viel weniger verstand. Warum nutzte der Mann nicht seine Chance? Es würde zu Ende sein, er würde sich noch nicht mal mehr wehren! Dazu war er zu müde und so musste er wenigstens nicht selbst noch zu dem Mörder werden, den Dumbledore so gern hätte. „So ist es besser“, nickte Remus ruhig, winkte Tom, der das Tablett vor Harry abstellte. Es war ein roter Tee, Hagebutte, wenn seine Nase sich nicht schrecklich irrte und eine Schüssel Haferbrei, der leicht gesüßt zu sein schien. Er gab Harry den Löffel, wuschelte ihm durchs Haar. „Ich weiß, es ist nicht viel, aber du musst es langsam angehen“, erklärte er. „Heut Mittag gibt es eine leichte Suppe. Na los, Junge. Iss. Es nimmt dir Niemand weg und es ist nicht vergiftet.“ Harry starrte auf den Löffel, überrascht, wirklich etwas zu bekommen, das nicht sofort wieder verschwand. Er überlegte lange, dann aber zuckte er mit den Schultern und tauchte den Löffel in den Brei, probierte ihn. Er schmeckte gut, überraschend gut und er hatte Hunger, also aß er, sah aber, nach etwas mehr als der Hälfte vorsichtig wieder zu Remus. „Satt?“ fragte Remus, als er das sah. Erst, als der Junge nickte, stellte er den Teller weg, nahm ihm vorsichtig den Löffel ab und deutete auf den Tee, der mit Sicherheit auch wieder mit irgendwelchen Tränken versetzt worden war. „Dann trink noch etwas, anschließend helfe ich dir ins Bad und dann kannst du wieder schlafen. Und denk daran, du bist hier vollkommen sicher, du musst dich nicht in Schränken verstecken, hörst du? Du musst auch vor den Anderen keine Angst haben. Regulus ist Sirius’ Bruder, er wurde dir nie etwas antun. Und hätte Tom etwas tun wollen, hätte er nicht erst gewartet, bis du anfängst, wieder auf die Beine zu kommen.“ Harry sah den Werwolf lange an, bevor er ganz kurz zu den anderen Beiden kuckte, dann den Blick aber sofort wieder auf seine Tasse richtete. Warum tat Tom das? Was versprach er sich davon? Er nippte etwas an dem Tee, ließ sich dann aufhelfen und in ein riesig wirkendes Bad tragen. Es sollte ihm vermutlich peinlich sein, aufs Klo gesetzt zu werden, wie ein Kleinkind, aber ganz ehrlich, er war eher froh darum, er hätte den Weg allein nicht mal auf allen Vieren geschafft. Als er fertig war, wurde er wieder hoch gehoben und auf da Bett zurück gebracht, bei dem offensichtlich die Laken gewechselt worden waren. Sofort krallte er sich and er Decke fest, die sich über ihn legte, sah Remus wieder an, fragend, verwirrt. Der Werwolf lächelte einfach etwas, strich über Harrys Hand. „Es ist gut“, erinnerte er Diesen nur. „Du bist sicher.“ Erst dann fragte er. „Hast du Schmerzen? Severus hat uns ein paar Tränke hier gelassen...“ Harry schüttelte nur den Kopf. Nein, das waren keine Schmerzen, das war nur ein etwas unangenehmes Gefühl, aber Nichts, was ihm wirklich Probleme bereiten würde. Er rollte sich zusammen, zuckte aber zurück, als auf ein Mal etwas vor ihm erschien. Es war groß, so groß wie ein Kissen, weich und flauschig. Kastanienbraun mit einer roten Schleife um den Hals. Ein... ein Teddy, erkannte er zu seiner Verwunderung. Tom hatte in der Zeit, in der Lupin mit seinem Sohn im Bad war, den Einkauf des letzten Tages hervor gekramt. Einen einfachen Teddy ohne viel Drumrum, muggelgefertigt, ohne zusätzliche Magie, er wusste, der Junge war es nicht gewohnt, dass Spielzeug ein Eigenleben entwickelte. „Da kann man sich besser festkrallen, als an einer Decke“, schlug er freundlich vor. „Man kann es sogar mit in Ausflüge in Schränke nehmen“, fügte er an, hielt das Tier vor Harrys Augen, als der zurück kam. „Na los“, forderte er Diesen auf. „Nimm es dir.“ Der Jüngere starrte das Spielzeug an. Ein Teil seines Hirns sagte ihm, dass er zu alt für so was war, aber ein Anderer schrie danach, sich an das weiche Tierchen zu krallen und es nie wieder los zu lassen. Und er gab nach. Blitzschnell packte er es, rollte sich darum zusammen, wie um seine Beute zu schützen. Der Teddy war so weich... wenn es ein Traum war, war es mal nicht einer seiner Schlimmeren, stellte er schließlich fest, während er langsam wieder wegdöste, während eine Hand durch seine Haare fuhr. „Ein Teddy?“, fragte Regulus überrascht. „Lucius hat mich auf die Idee gebracht“, erklärte Tom. „Ryders alte Sachen liegen eingelagert in England, die konnte ich nicht holen, also hab ich schnell gestern noch einen Neuen gekauft. Offensichtlich war es nicht die schlechteste Idee.“ „Allerdings nicht“, stimmte Remus zu, der sah, in was für einem Todesgriff Harry sein vermutlich erstes Kuscheltier seit Langem hielt. „Es ist etwas, an dem er sich festhalten kann, zumindest in der ersten Zeit.“ „So war es gedacht“, stimmte Tom zu und strich dem Jungen durch die Haare, zupfte die Decke etwas zu Recht. „Wann bitte ist er aufgewacht und in den Schrank gekrochen?“, fragte er dann. „Harry hatte schon immer Schlafprobleme, darum ist er nachts auch rum geschlichen. Er hat konstante Alpträume und Visionen, die angeblich du ihm schickst, um ihn zu schwächen, ich denke, der Alte schickt sie ihm, einfach nur, um ihn zu quälen. Oder er hat es getan. Vielleicht...“ „Es gibt nur drei Zauber, die so etwas bewirken und etwas sagt mir, dass das die waren, die in der Narbe verankert lagen. Wir sind nie dazu gekommen, sie zu analysieren, dazu musste es viel zu schnell gehen, wir haben sie schlicht allesamt gesprengt, mit purer Gewalt, dem Ritual nach, das Severus durchgeführt hat.“ Er blickte erneut auf den Jungen. „Und der Alte wird dafür büßen!“ Regulus setzte sich ans Bett, betrachtete seinen Sohn. „So sehr, dass er sich wünscht, nie das Licht dieser Welt erblickt zu haben“, sprach er, tödlich ruhig und mit einem mehr als unheimlichen Lächeln auf den Lippen. Er strich über eine der Hände, die das Spielzeug umklammerten, das Harry noch jünger wirken ließ, als er auch so schon aussah. Remus nickte abgehakt, bemüht, den Griff um seinen inneren Werwolf nicht zu verlieren, der nur raus kommen und den Welpen verteidigen, ihn rächen und ihn mit zu seinem Rudel nehmen wollte. „Und immer wenn er Alpträume hatte, ist er rum gewandert, er wird aufgewacht sein und wusste dann nicht, wo er war. Vielleicht kam ihm der Schrank wie ein sicheres Versteck vor. Wer bitte sucht dort auch einen Sechzehnjährigen? Dazu noch im hintersten Eck?“ „Sicherheit?“, fragte Tom ungläubig. „Als Severus ihn gefunden hat, haben sie ihn in eine Besenkammer gesperrt!“ Remus nickte. „Aber ab dem Zeitpunkt haben sie ihm nichts mehr getan. In der Kammer hatte er seine Ruhe. Wenn ich raten müsste. Wir müssen dringend mit ihm reden, wenn er aufhört zu denken, dass das hier Alles nur ein Traum ist.“ Tom starrte nur auf den Jungen. „Da steht uns ein höllisches Stück Arbeit bevor“, stellte er nur fest und rieb sich die Stirn. „Wir sollten einen Alarmzauber über ihn legen, damit wir ihn das nächste Mal finden, bevor er in irgendeine Ritze kriecht und sich den Tod holt, während wir ihn suchen wie ein paar kopflose Hühner.“ „Das ist nicht mal eine schlechte Idee“, stimmte Remus zu. „Es gibt so einen Zauber für Kleinkinder und Babies, das könnten wir ausprobieren.“ Regulus nickte und zog seinen Zauberstab. Er kannte all diese Zauber nur zu gut, er hatte sie während der letzten Wochen seiner Schwangerschaft gelernt, auf Anraten von Narcissa, sie hatten teilweise zusammen gelernt, nur, dass die Blonde einige Wochen eher Mutter geworden war. Rasch sprach er den Zauber über seinen schlafenden Sohn. „Wenn er aufwacht, werde ich es merken“, erklärte er knapp. Remus nickte und erhob sich. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass mehr als zwei Stunden vergangen sein mussten. Und erst jetzt fiel ihm auf, dass er nichts Anderes, als eine Schlafhose trug. Nun, die anderen Beiden sahen nicht besonders viel besser aus, der gefürchtete Lord schien nicht wirklich etwas unter seinem Morgenmantel zu tragen und Regulus war offensichtlich in Boxern quer durch das Haus gerannt. „Ihr wisst, wo ihr mich findet“, erklärte er nur und rieb sich die Augen. „Ich muss mich anziehen, der Rest von meinem Rudel wird bald hier sein.“ Tom nickte nur und deutete auf die Tür, bevor er sich selbst Klamotten zusammen suchte und ins Bad verschwand, um sich endlich etwas anzuziehen. Regulus schüttelte den Kopf, als Beide weg waren, um Selbigen wenigstens ansatzweise wieder frei zu bekommen. Er sah auf seinen Sohn, strich immer wieder über dessen Wange. „Wir bekommen das wieder hin“, versprach er leise. „Wir bekommen dich wieder auf die Beine. Dann bist du wieder mein Baby...“ Zu seiner Überraschung lehnte das Kind sich nach einigen Momenten in die Streicheleinheiten, als wisse es zumindest, wenn es nicht wach war, wo die wirklichen Gefahren lagen. Es dauerte noch eine kleine Weile, dann lag Ryders Kopf auf seinem Schoß und der gesamte Junge hatte sich um Einiges entspannt, er lag nicht mehr so verkrampft da, wie noch vor wenigen Minuten. Er lächelte glücklich, spielte mit den dunklen Strähnen und sah dann zu Tom, der gerade aus dem Bad kam. „Sieh hin“, strahlte er. „Er ist von selbst zu mir gekommen!“ Überrascht hob der Ältere eine Augenbraue, trat zu den Beiden und lächelte dann. „Langsam beginnt das Band, sich zu reparieren“, stellte er nur fest. So war es bei magischen Kindern, die das Blut von Wesen in sich trugen. Zwischen ihnen und ihren Eltern bestand oft eine festere Bindung, als bei normalen Magiern, diese Bindung zu erschüttern war schon schwer, sie zu lösen dagegen unmöglich. Und selbst, wenn eine Elternbindung nicht mehr ganz intakt war, durch eine zu lange Trennung zum Beispiel, brauchte es nur etwas Zeit, damit sie sich wieder reparieren konnte. Natürlich konnten Schäden passieren, doch diesen Gedanken schob er weit von sich. „Aber du weißt, dass das anders sein wird, wenn er wach ist?“ Regulus nickte und strich weiter über die Haare seines Kindes. Es war so angenehm, sich selbst nicht mehr blockieren zu müssen, nicht mehr wissen zu müssen, dass sein Sohn tot war. Es war ihm gleich, wie viel Arbeit auf sie zukommen würde, es spielte einfach keine Rolle. „Merkst du es auch?“ Sollte er dem Anderen allen Ernstes sagen, dass er schon weit mehr Fortschritte gemacht hatte? Es lag nicht an Regulus, sondern einfach daran, dass Harry auf ihn angewiesen war, einfach, weil er im Alter der Wandlung war. Er war jünger, als man ihn gemacht hatte, um etwa einen Monat, was ihm auch das Leben gerettet hatte. Statt Regulus an die Kleinigkeit zu erinnern, dass der Junge auch bei ihm die Bindung neu aufbaute, strich er nur über die dunklen Haare. „Das heißt, dass wir Lupin in ein paar Tagen nicht mehr so oft brauchen werden.“ „Zum Glück“ stimmte Regulus zu. Denn auch, wenn er letztendlich froh war, dass der Werwolf ihnen half, er wollte sich verdammt noch mal selbst um sein Kind kümmern! Außerdem mochte er die Art nicht, mit der der Andere ihn musterte! Aber so was von gar nicht! Als wolle der bescheuerte Werwolf ihm die Schuld am Tod seines Bruders geben oder so. „Wenn er nicht mehr denkt, dass wir ihn schlagen, können wir vielleicht endlich mal mit ihm reden.“ „Mal sehen“, wich Tom nur aus. Er wusste, dass das Alles nicht so einfach war, wie der Jüngere es sich erhoffte. Auch, wenn Harry merken würde, dass sie ihm nichts Böses wollten, war er doch von den schlechten Erfahrungen geprägt. So leicht, ihm klar zu machen, dass diese nicht die Norm waren, würde es sicher nicht werden, es würde nur langsam aufwärts gehen und es würde Rückschläge geben, aber er brachte es nicht über sich, seinen Mann darauf hinzuweisen. Regulus lachte leise. „Jetzt komm schon! Jetzt bist du aber der Schwarzseher!“ „Nein, ich bin nur von Natur aus vorsichtig“, korrigierte Tom freundlich, küsste den Anderen. „Das ist Alles.“ Er sah erneut auf seinen Sohn, wohl wissend, wie schwer es werden konnte, denn der Junge würde konstante Nähe, vor Allem zu ihm, brauchen, aber er musste sie eben auch annehmen und nicht nur das. Harry war ein seltenes Wesen, er brauchte Nähe, die zu ihm oder die zu seinem künftigen Gefährten, eben weil er nicht dominant war. Er würde vollkommen verwirrt sein von seinem Verlangen nach Nähe und seiner natürlichen Angst. Dazu kam, dass er offensichtlich vor Allem von Männern misshandelt worden war und dass er aber einen Gefährten haben würde. Es würde hart, sehr hart werden. Aber auch Tom wollte kämpfen, für das Glück seines Sohnes. Das hatte der Junge wahrlich nach Alledem verdient. „Ich gehe los, um einige Sachen zu erledigen“, erklärte er. „Der Doppelgänger muss fertig gemacht werden, ich muss Jemanden finden, den ich nach England schicke und der den toten Harry Potter in der Winkelgasse ablädt.“ „Natürlich“, nickte Regulus. „Ich werde mich um den Jungen kümmern.“ „Sieh einer an“, stellte Fenrir auf ein Mal fest. Er hatte nicht glauben wollen, was einer der Männer ihm erzählt hatte, aber es schien ja offensichtlich die Wahrheit gewesen zu sein. „Remus Lupin, hier im Hauptquartier des Bösen, was ist passiert, das dies an meiner Nase vorbei gezogen ist?“ Der Angesprochene sah vollkommen ruhig auf, begegnete dem Blick des Mannes, der ihn zu einem Schicksal als Wolf verdammt hatte. Inzwischen hatte er gelernt, damit zu leben, aber lustig fand er es immer noch nicht. „Was willst du, Grayback?“, fragte er nur kühl. „Ich habe Besseres zu tun, als mir anzuhören, wie ein Idiot sich über mich lustig macht – und spar dir bloß das Geknurre, du bist nicht der einzige Alpha auf Merlins Spielwiese, du könntest dir mit mir mehr einhandeln, als du schlucken kannst.“ Überrascht zog Fenrir eine Augenbraue hoch. „Sag bloß, dass gerade dir Fänge gewachsen wären!“, höhnte er, doch im nächsten Moment bereute er es bitterlich, er hatte die Bewegung noch nicht mal gesehen, als Lupin auf ein Mal vor ihm stand und ihm die Faust tief in den Magen gebohrt hatte. Remus lächelte. „Ich brache keine Fänge, ich bevorzuge meinen Verstand, der hat mich weiter gebracht, als das hirnlose Zähnefletschen.“ Er sah, wie der Ältere zu einem Gegenschlag ansetzte, wandte sich halb zur Seite und schlug erneut mit voller Wucht zu, so, dass der Andere wie eine Schildkröte auf dem Rücken landete, direkt in einen großen Haufen Blätter. „Scheiße, Kleiner!“, stöhnte Fenrir auf, als er sich wieder hochgearbeitet hatte. „Du bist gut geworden!“ Remus lächelte nur zynisch: „Wenn ich wollte, wäre ich schneller dein Alpha, als du kucken könntest“, gab er ruhig zu wissen. „Ich habe nur keine Lust, auch noch auf deine Irren zu achten. Meine machen mir genug Ärger.“ Fenrir sah den Anderen an, fletschte die Zähne, aber er war intelligent genug, es nicht auf einen Kampf ankommen zu lassen. Er hatte es nicht mal geschafft, den Anderen zu streifen, er würde kläglich scheitern und ein besiegter Alpha hatte nie ein sonderlich tolles Leben. Stattdessen arbeitete er sich wieder auf, rieb sich seinen wirklich höllisch schmerzenden Bauch: „Was tust du hier, du Kämpfer des Lichtes?!“ „Ich kämpfe nur für das, an das ich glauben kann“, baffte Remus kühl. „Ich kämpfe für mein Rudel und dafür, dass die, die mir nahe stehen, ein einigermaßen tolerables Leben führen können und sonst für gar nichts! Ich lasse mich nicht kontrollieren und am Wenigstens von irgendwelchen Spinnern, die bescheuerte Dinge zu wissen glauben!“ „Was genau meinst du?“, fragte Fenrir, die Augen immer noch zu Schlitzen zusammen gezogen. „Wie soll ich Jemandem vertrauen, der hier rum hockt und der jahrelang auf Dumbledores Seite gekämpft hat? Der nie zuhören wollte?!“ Remus lachte leise. „Ich habe ihm nie getraut und ihm nicht geglaubt, so wenig, wie er mir. Ich war da, weil mein bester Freund auch da war, ich musste ihn schützen und leider habe ich versagt. Aber er hat es mich vergessen lassen, so, wie einige andere Dinge, aber etwas hat all meine Blockaden gelöst und jetzt, “ er krempelte seinen Ärmel hoch. „Habe ich jedes Recht, hier zu sein.“ Er deutete auf den Totenkopf mit der Schlange, der sich an seinem Unterarm befand. Er hatte ihn erst vor zwei Tagen erhalten, er hatte darauf bestanden und er war in den innersten Rängen, im letzten Rang, wie Tom es gesagt hatte, die, die das Recht hatten, ihn beim Vornamen zu nennen, wenn sie privat sprachen. Auf einer Stufe mit Snape, den Lestranges und Malfoy. „Das fasse ich nicht“, baffte Fenrir, sauer zu sehen, dass Lupin einen Rang über ihm stand. „Wie hast du das geschafft? Ausgerechnet du? Ein Verräter an dem, was du mal warst!“ „Was?“, fragte Remus zynisch. „Haben wir nicht mitbekommen, dass Irgendwas nicht mehr stimmt?“, fragte er nur. „Dass sich in den letzten Tagen Dinge abspielen, die sonst nicht passieren?“ Verdammt! Schon wieder ein Volltreffer! Natürlich war ihm das notgedrungen aufgefallen. Der Lord war kaum noch zu sprechen, er hatte es ständig eilig, Black hatte wieder Einzug gehalten, Malfoy war dauernd nur auf Achse und mehrere Leute waren nach England aufgebrochen. „Was weißt du darüber?!“ „Ich weiß, was der Auslöser war“, gab Remus unbeeindruckt zurück und rollte seinen Ärmel wieder herunter. Er hatte seine Werwolftarnkleidung gegen seine eigentlichen Sachen wieder eingetauscht. Sprich – nichts, was geflickt oder anderweitig ausgebessert worden war. Er war nicht arm und er war nicht arbeitslos, lauter Dinge, die sonst Niemand wusste, außer den Mitgliedern seiner Familie. Seines Rudels. Nur die wussten von seinen erfolgreichen Investitionen in der Muggelwelt. „Und was soll das sein?“ Erneut verzogen sich Remus’ Lippen zu einem dünnen Lächeln. „Ja, das würdest du gern wissen, nicht wahr?“, fragte er nur. „Aber ich werde nichts sagen, es ist nicht an mir, das aufzuklären. Und jetzt entschuldige mich, ich erwarte mein Rudel.“ Ohne auf den anderen Werwolf zu beachten, lief er von Fenrir weg, er wusste, er hatte sich Respekt verschafft und das bedeutete, dass der Andere nicht auf die dumme Idee kommen würde, ihn herauszufordern. Was ihm Ruhe verschaffte. Nicht, dass er Angst vor einem Kampf hatte, im Gegenteil. Er würde gewinnen, mit Leichtigkeit. Er war schnell, selbst für einen Werwolf und er war hochbegabt, ein Krieger, ein Kämpfer, ein Alpha, auch, wenn er das hinter seiner Bildung und seinen Manieren verstecken konnte. Aber er wollte kein noch größeres Rudel haben, seines war so schon groß genug. Kurz schloss Remus die Augen. Er hatte eine Aufgabe, die so schon schwer genug war – er musste Harry beschützen, er hatte ein Mal versagt, das würde ihm kein weiteres Mal geschehen. Der Junge hatte genug durchgemacht und selbst, wenn er bald als tot gelten würde, er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er weiterhin Ärger anziehen würde, ohne es zu wollen. Auch der Nachname Riddle oder Black war alles Andere als ungefährlich. Er hatte es nur geschafft, von einem Ziel zu einem Anderen zu werden. Als Toms Sohn stand er mindestens so im Zentrum, wie als Harry Potter. Der Junge hatte schon ein unnachahmliches Glück. Aber wenigstens war er jetzt bei Leuten, denen er am Herzen lag, auch, wenn Regulus auf ihn eifersüchtig war. Und er war auch nicht begeistert, sein Wolf fühlte sich tatsächlich, als würde man ihm den Welpen wegnehmen. Dabei hatte man ihm zugesichert, dass Harry nicht von ihm fern gehalten werden würde, er hatte ja sogar freien Zugang in das Zimmer des Lords, wann immer er den Jungen sehen wollte und sie riefen ihn, wenn Harry ihn brauchte. Das war viel. Tom hatte ihn sogar zu dessen dritten Paten ernannt. Er sah, wie die Portschlüssel, die er seinen Leuten geschickt hatten, Diese an ihr Ziel brachten. Nach und nach kamen sie Alle. Das war schnell gegangen. Nun, Tom war eben zuverlässig und Lucius hatte ihm ein Haus in der Nähe besorgt, wo er Alle unterbringen konnte und selbst leben konnte, wenn es Harry wieder besser ging, so lange würde er hier bleiben. Aber seine Leute sollten gleich in seine eigene Villa, einfach, damit die armen Kinder nicht weiter herum geschubst wurden und sich an eine konstante Umgebung gewöhnen konnten. Denn zumindest würden sie wohl länger hier bleiben. Das war auch mal eine Abwechslung, vor Allem, da die Kinder hier sogar zur Schule gehen durften. Nun, die Zeit würde zeigen, was geschehen würde. Und er würde sein eigenes Rudel nutzen, soweit einige von ihnen mitmachen wollten, aber es hatten schon mehrere Interesse angemeldet. Und er musste organisieren. Mit einem ausgebooteten Alpha wollte er sich jetzt nicht auch noch rumschlagen. Dazu fehlte ihm wirklich die Geduld. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)