Akira - Das Erwachen von Konricia von Akira_Hidaka (Black Sword of Souls) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Akira - Das Erwachen von Konricia ~Black Sword of Souls~ Kapitel 4 Seine spitzen, alles Hörbare wahrnehmenden Ohren zuckten und er hielt seine Nase in den Wind. – Da war etwas – der kleine elbenartige Tigrun, ähnlich einer Mischung aus Leopard und Mensch, saß auf dem verzweigten Ast eines eichenähnlichen Baumes. Er witterte etwas, er wusste nur nicht was, aber es beunruhigte ihn zutiefst. »Was gibt es denn da zu gucken, Landon, Alterchen? «, fragte ihn ein ähnlich kleiner Fururen-Elb-Mischling. »Sei doch still, Yuushi! «, zischte der Angesprochene. »Irgendwas ist da draußen…«, fügte er flüsternd hinzu. Ebenso flüsternd fragte Yuushi noch einmal: »Und was soll hier draußen sein? Hier gibt es doch weit und breit nur Wiesen und Wälder. Nichts Verdächtiges.« Ein wenig wütend richtete Landon seinen Blick auf Yuushi, dessen aufmüpfiger Ton ihm nicht gefiel. »Du bist wirklich noch viel zu unerfahren. Ich hätte dich zur Wache nicht mitnehmen sollen. Du musst noch viel lernen. « Dann richteten seine Ohren sich wieder auf und er drehte seinen Kopf schnell herum: »Dort! Prinzessin Hizashi hat das Ijigen-Tor geöffnet! «, bemerkte er. »Das Ijigen-Tor? Aber warum das denn? Ist damit nicht das Tor zu einer anderen Welt gemeint? « Yuushi sah den Tigrun verwirrt an. Landon allerdings antwortete nicht, sondern schüttelte nur den Kopf: »Du musst noch so viel lernen…« Nach ein paar Sekunden, die sie bewegungslos dahockten und auf das Tor starrten bis es schließlich verschwand, wollten sie Hizashi und ihr Gefolge aufsuchen um sich nach dem Anlass zu erkundigen. Flink wie der Wind waren sie auch nach kurzer Zeit schon bei ihnen eingetroffen. Hizashi freute sich sichtlich darüber. »Ich bin froh darüber, dass ihr so gewissenhaft bei der Arbeit seid, ihr Beiden. Ich werde euch dieses Mal auch besonders Entlohnen. Shuryôka Yuushi, du machst mich und deine Eltern sehr stolz. »Prinzessin.« Beide verneigten sich tief vor Hizashi. »Ihr habt das Tor zur anderen Welt geöffnet. Ist es uns erlaubt zu fragen, warum? Ihr solltet das Ijigen-Tor doch nur in höchsten Ausnahmen zu Rate ziehen. «, wagte sich Landon zu sprechen. Hizashi lächelte. »Ja das weiß ich, und ja, du darfst fragen. Es wird auch bald von großer Bedeutung sein, denn es wird alles verändern. « Yuushi verstand nicht und erdreistete sich fast sie zu fragen, doch sie ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen: »Ein neues dunkles Funkeln an unserem Himmel wurde geboren und ist dabei sich in eine unheimliche, alles verschlingende Dunkelheit zu verwandeln, wie ein schwarzes Loch. Ich habe ihm dabei geholfen. Es beschämt mich, aber es ist der Lauf der Dinge. Früher oder später-« »Ihr habt was, Majestät?! «, Landon fiel ihr ins Wort. »Verzeiht, Hoheit, aber ihr wisst mit den Konsequenzen umzugehen? « Hizashi nickte nur stumm und ihr Lächeln verflog um einen Hauch. »Das weiß ich wohl…«, fügte sie leise hinzu. Saîsha seufzte. Endlich hatte er seine Trauer niedergekämpft und seine Fassung wieder. »Maila ist auch fort. So wie jetzt wird sie nie wieder sein und ich konnte es nicht einmal verhindern. « Der Junge Ritter seufzte abermals und erhob sich. Sehnsüchtig sah er gen Himmel. Seine Augen glänzten vor Schmerz. Eine einzelne Träne rann ihm noch über die Wange. »Ich konnte ihr Fortgehen wieder nicht verhindern…« Akira und Maila fanden sich in einer neuen Dimension wieder. Eine tunnelartige, verschwimmende Dimension, die alles in sich zu verschlingen schien, was lang genug in sie eintauchte. Den beiden war klar, dass sie sich beeilen mussten den gefährlichen Weg zu durchqueren um in Akiras Welt zurück zu gelangen. Maila klammerte sich noch fester an seinen Arm. »Bei meinem ersten Besuch bei dir bin ich auf andere Art und Weise gereist. «, sagte sie. »Ach ja? Wir sollten hier jedenfalls keine Zeit verlieren, die Wände scheinen uns zu verschlucken, wenn man es überhaupt so nennen kann…« Nach ein paar Minuten zügigen Fußmarsches sahen sie ein paar Meter vor ihnen einen dunklen Schatten auftauchen. »Ist das…? «, fragte Akira vorsichtig, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. »Ich glaube, wir müssen da durch. «, begegnete Maila. »Es ist das Tor zu deiner Welt.« Die beiden traten näher an die nun veränderte, dunkle Masse, die sich ganz langsam zu einer Art Spiegel verfestigte. »Ich gehe voran«, sprach Akira mutig und schritt hindurch. Maila folgte ihm in geringem Abstand. Es wurde hell. Wahnsinnig hell. Akira kniff augenblicklich die Augen zusammen und brauchte einige Sekunden um sich an das Licht zu gewöhnen. Er war in seiner Heimatstadt Osaka angekommen. Er musste sich orientieren, denn sie waren nicht direkt vor seiner Haustür gelandet. »Warte, nicht so schnell«, keuchte Maila. »Der Übergang war anstrengend, ich brauche eine Pause. « Sie befanden sich auf einem Kinderspielplatz auf einem großen begrünten Hof und Maila nahm auf einer Schaukel platz um kurz zu verschnaufen. »Wir sind im Shirokita Shobu Garten. Es ist nicht weit bis nach Hause. Mit dem Bus nur zwei Stationen.«, stellte Akira fest. »Gut, dann lass uns laufen. Ich möchte nicht von so vielen Menschen umgeben werden. « Maila war nach kurzem Verschnaufen etwas ausgeruhter als zuvor und bereit weiterzugehen. Sie stand auf und ging auf Akira zu. Sie kam ihm sehr nah und fasste dann seine Hand. »Lass mich nie wieder allein, hörst du? « Akira errötete etwas, erwiderte aber nichts, sondern drehte sich beschämt um und lief los. Nach ein paar Metern fand er die Worte wieder und sprach Maila auf ihre Beziehung zu Saîsha an. Er konnte noch nicht ganz nachvollziehen warum Maila nun ausgerechnet ihm folgte und nicht bei ihrem Ritter, ihrem Verlobten blieb, der sie über alles liebte und so sehr verteidigte. Nun antwortete Maila nicht gleich, sondern senkte den Kopf und ließ sich von Akiras raschen Schritten bloß hinterher ziehen. »Es ist schwer zu erklären. «, sagte sie schließlich, »Ich liebe ihn ja auch. Aber… Ich liebe dich ebenso, Akira-sama. Du bist jetzt mein neuer Herr und ich werde dir überall hin folgen. Saîsha ist unser Feind und das muss er wohl oder übel respektieren. « »Warum liebst du mich? «, Akira war es unangenehm diese Frage zu stellen und Maila sichtlich diese zu beantworten. »Es gibt Dinge, die geschehen einfach. Es gibt Dinge, die sind vorherbestimmt… Schicksal, verstehst du? « Ihre Schritte verlangsamten sich und Maila ließ Akiras Hand los. »Ich konnte mich entscheiden. Entscheiden zwischen Saîsha und dir. Entscheiden zwischen Hell und Dunkel. Und…«, sie zögerte kurz, »Und ich habe mich für dich entschieden. Saîsha kann auch ohne mich sein, aber du brauchst einen Verbündeten der dich unterstützt, der dich liebt. Und das Schicksal hat mich für diese Aufgabe erwählt. Das hat weniger mit der Liebe zutun die ich für dich empfinde, oder auch für ihn. Alles ist mit dem Schicksal vorherbestimmt. Saîsha und ich wussten es von Anfang an. « Akira fragte nicht mehr nach. Er leitete Maila nun stumm zu seinem Wohnblock. Vor dem Fahrstuhl, der sie in den fünften Stock fahren sollte blieben sie stehen und verharrten sekundenlang bewegungslos. »Danke. «, hauchte Akira, dann tat sich die Fahrstuhltür auf um die beiden nach oben zu transportieren. Der Fahrstuhl war eng und ähnlich sanierungsbedürftig wie das Treppenhaus durch das Akira jahrelang hetzen musste. Oben angekommen schloss Akira die Wohnungstür auf und ließ Maila eintreten. Es hatte sich seit seinem Verschwinden vor Tagen nichts verändert. Alles lag an seinem Platz und war ordentlich und aufgeräumt. Die beiden zogen sich die Schuhe aus und betraten den empfindlichen Fußbodenbelag. Die kleine Wohnung bat gerade mal genug Platz für zwei Personen. Sie hatte nur ein sehr schmales Bad mit Duschwanne und der Flur war ebenfalls sehr eng. Der größte Raum in Akiras Wohnung war, nicht wie gedacht, das Wohnzimmer, sondern die Küche. Wohnzimmer und Schlafzimmer boten zwar auch einiges an Platz, aber die Küche war sehr großzügig geschnitten. Der Stil der Wohnung war sehr westlich gehalten so weit es der Einrichtung möglich war. Akira wollte nach dem Tod seiner Schwester eine vollkommene Veränderung in seinem Leben. Maila hatte beim ersten Besuch nur wenig Zeit gehabt sich vernünftig umzusehen. Sie war nur ihrer Bestimmung gefolgt, und durch die schweren Verletzungen und Saîshas frühen »Besuch« hatte sie auch später nicht die Gelegenheit dazu. Die Wohnung war arm an Bildern aber trotz allem geschmackvoll eingerichtet. »Ob ich in der Schule schon abgemeldet wurde? Jetzt, wo ich so lange fort war.«, dachte Akira laut. »Ach ja. Bei euch gibt es eine verpflichtende Schule, ich habe davon gehört. Saîsha hat es mir erzählt. «, erwiderte Maila. »Mich hat und wird eh niemand vermissen. Persönlich habe ich niemanden mehr und in der Schule mochte mich sowieso niemand. Von daher mache ich mir da keine Sorgen mehr. Es ist sicherlich niemanden aufgefallen, dass ich seit Tagen nicht mehr hier war. «, seufzte er. »Sag das nicht. « Sie seufzte ebenfalls. Er hatte ja so Recht… Akira betrat das Schlafzimmer und betrachtete ein aufgestelltes Foto auf seinem Nachttisch neben seinem Futon-Bett. Darauf war er mit seiner Schwester zu sehen. Als Maila einen Blick darauf erhaschte zuckte sie unmerklich zusammen. Das Mädchen sah ihr so ähnlich… Ob es Zufall war? »Ich packe nur eben ein paar Sachen zusammen, dann können wir zum Friedhof, damit ich mich von meiner Schwester verabschieden kann. Mich hält sonst nichts mehr hier in dieser öden Welt. « Er nahm sich einen Reisekoffer und begann allerlei Wäsche und sonstige Utensilien zusammenzuräumen, die sich grade in seiner unmittelbaren Umgebung befanden. Maila nickte stumm und starrte weiter das Foto an. Sie sagte auch später nichts dazu. Akira merkte selbst, dass es ein aussichtsloser Kampf war, den er sich mit seinen Tränen gab. Es war sinnlos sich einzureden, man könne eh nichts ändern und müsse nach vorn schauen. Er packte immer mehr in den viel zu kleinen Koffer und Maila sah ihm traurig dabei zu. Sie sagte aber nichts, auch wenn Akira später merken musste, dass er für die ganzen Habseeligkeiten später sowieso keine Verwendung mehr hatte. Irgendwann hielt er inne und sah sich um. Um ihn herum waren noch unzählige Erinnerungen an sein früheres Leben zu finden. Bilder, Porzellanfiguren, Bücher, Computerspiele. Er sah auf seinen Koffer und starrte darauf, bis er wütend die Klappe zuschlug und vergeblich versuchte, ihn mit voller Kraft zu schließen. Maila machte auch jetzt keine Anstallten ihm zu helfen sondern stand weiter bewegungslos im Raum. Akira riss die Klappe wieder auf und warf alles, was er eben so sorgfältig eingepackt hatte, in hohem Bogen wieder aus dem Koffer heraus, bis nichts mehr übrig, und unzählige Dinge zerschellt waren. Dann ließ er sich auf die Knie fallen und verbarg das Gesicht in den Händen. Nun erwachte auch Maila wieder aus ihrer Starre, setzte sich schnell zu ihm und schlang die Arme um seinen Hals. »Du musst deine Trauer nicht unterdrücken. Du darfst weinen und du darfst wütend sein. Aber bitte mach dich nicht verrückt. Ich bin bei dir und werde es für immer sein. « Sie seufzte leise, denn auch sie musste nun die Tränen zurückhalten: »Ich will nicht, dass du leiden musst. « Akira nahm die Hände vom Gesicht. Sein Ausdruck war wie versteinert. Er starrte wütend und trotzig ins Nichts. Dann holte er tief Luft und lächelte. »Maila, vielen Dank für deinen Beistand. Aber ich muss das allein schaffen. Mach dir bitte keine Sorgen. Alles ist gut. « Bei seinen letzten Worten lächelte er nicht mehr sondern schaute wieder ernst in Richtung seines Koffers. Dann nahm er vorsichtig Mailas Arme von seinem Hals und stand langsam wieder auf. Der Himmel zog sich zu als Akira und Maila am Friedhofsgelände ankamen. Bei helllichtem Tage und Sonnenschein war dieser Friedhof freundlich, fast schon festlich anzusehen. Mit Blumen ge-schmückte Gräber und mit verzierten Wegen. Doch bei Dunkelheit und Regen wirkte er mehr wie ein verlassener, unnahbarer gräulicher Ort, der nach Moos und feuchtem Schlamm roch. Maila zitterte und blieb vor dem Gelände stehen. Sie wollte diesen Ort des Todes nicht betreten und sie spürte einen Anflug von Angst. Akira verstand sie nur zu gut, auch er hätte diesen Weg nur zu gern über-sprungen, doch er musste sich einfach noch ein letztes Mal von seiner Schwester verabschieden. Der Regen nahm zu und wie Akira so die Wege zum Grab seiner Schwester entlang lief desto stärker fühlte er sich an den Tag ihrer Beerdigung zurückversetzt. Es schmerzte in seiner Brust so stark, wie an dem Tage, als er dieses Grab das erste Mal ansteuerte. Es war ein schwerer aber entschlossener Gang. Es würde das letzte Mal sein, dass er hier stünde. An Komikos Grab standen zwei kleine Kerzen und eine einsame, weiße Lilie leuchtete auf dem grauen Untergrund hervor. Akira ließ sich davor in die Hocke sinken. Er hatte einen strahlend bunten Blumenstrauß dabei, den er nun vorsichtig zu der zerbrechli-chen Lilie legte. »Die haben dir doch immer so gut gefallen«, flüsterte er. Einige Sekunden lang verharrte er still. Dann stand er wieder auf und faltete die Hände vor seiner Brust. Er schloss die Augen und sprach still ein kleines Gebet. Der Wind nahm zu. Doch nicht so kalt, wie Akira erwartete, sondern warm wie eine Umarmung. Er vernahm einen süßlichen Duft, wie den eines Parfüms und als er die Augen wieder öffnete sah er vor sich eine Art Nebel, der aufgezogen war. Akira rannte ein Schauer über den Rücken. Doch als er nun auch noch die liebliche Stimme seiner Schwester vernahm wurde er ganz ruhig. »Mein geliebter Bruder«, hallte es aus der aufziehenden Nebeldecke, »So viel Liebe hast du mir geschenkt. Sei nicht mehr traurig. Sei stark und weise. Es ist an der Zeit endlich Abschied zu nehmen. Aber wir werden uns wiedersehen. Ich werde auf dich warten mein geliebter großer …« Es donnerte. Akira zuckte zusammen und der Nebel vor ihm wurde von immer stärker werdendem Regen langsam aufgelöst. Akira war irritiert und auch verängstigt, aber die zarte Stimme seiner Schwester hatte ihn innerlich sehr beruhigt. Er war endlich bereit seinen Weg zu gehen, wohin er auch führen sollte. Als Maila ihn erblickte eilte sie durch die Tore zu ihm und hakte sich bei ihm ein. Sie sah seinen festen, alles durchdringenden Blick und schwieg bis sie wieder bei ihm Zuhause ankamen. Akira brauchte noch ein wenig Zeit zum Nachdenken. Das spürte sie. Auch, das Akira endlich einen Schlussstrich gezogen hatte. Die Verzweiflung und Furcht, welche sie vorher immer in seinen Augen sehen konnte waren verschwunden und sie las in ihnen nur noch Entschlossenheit. Zuhause angekommen und noch immer schweigend bereitete Akira einen grünen Tee mit Ingwer zu, der sie vor Erkältungen schützen sollte. Sie waren bei kühlen Temperaturen durch den Regen ge-gangen, bedächtig und langsam. Ihre Kleidung war völlig durchnässt als sie die Wohnung erreichten. Maila zog sich im Bad aus und warf die nasse Wäsche in die Badewanne. Nur mit einem Handtuch be-kleidet kam sie zu ihm in die Küche und sah ihm neugierig über die Schulter. Akira erwischte sich mehrmals dabei, wie er auf ihren Hals und ihr Dekolleté sah. Maila entgingen diese Blicke nicht und sie kicherte leise. Nachdem Akira den Tee im Wohnzimmer abgestellt hatte ging auch er ins Bad und entkleidete sich. Maila ließ ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen und das neugierige Funkeln in diesen nahm mit jedem fallen gelassenen Kleidungsstück zu. Akira war etwas unwohl unter ihrer Beobachtung und machte Anstalten seine Blöße zu verbergen. Maila war höflich genug sich umzudrehen, bis Akira sich eine saubere und vor allem trockene Hose übergezogen hatte. Er drehte in allen Räumen die Heizung ein wenig höher und kuschelte sich mit Maila unter eine Decke auf seiner Couch. Maila freute sich über das Vertrauen, dass er ihr nun nach und nach immer mehr entgegenbrachte und kuschelte sich an seine Schulter. Als ihr Blick eines der Bilder von Akiras verstorbenen Schwester streifte sprach sie ihn darauf an: "Ich bin so froh, dass du mir jetzt vertraust, Akira", begann sie. Er sah sie nur verwirrt an. "Ich meine, ich bin doch bestimmt die erste Person, die, außer deiner Schwester, so nah an dich heran darf, oder?" Akira sah nachdenklich an die Decke. Ihm war das gar nicht bewusst geworden, erst jetzt, als sie ihn darauf ansprach. "Ist es die Ähnlichkeit, die es dir zu einfach macht, mir nahe zu sein?", fragte sie ihn. "Ich habe jetzt schon mehrere Bilder in deiner Wohnung gesehen und sie sieht mir wirklich sehr ähnlich. Vielleicht ist das gar kein Zufall. Es ist wahrscheinlich einfach Schicksal." Akira sah wieder zu ihr. Er hatte nun die kurze Gelegenheit zu antworten: "Als ich dich das erste Mal gesehen habe, musste ich sofort an Komiko denken. Du siehst ihr wirklich un-glaublich ähnlich. Wahrscheinlich ist das der Grund für mein Einlenken. Nicht, dass du nicht auch sehr freundlich und sympathisch wärst, aber das hat mich bei anderen Leuten auch noch nie überzeugt. Es muss an Komiko liegen." Maila lächelte. "Wie stark war dein Verhältnis zu deiner kleinen Schwester?" Er wich ihrem Blick aus und errötete leicht. "Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen soll, Maila.", begann er. Maila stupste ihn in die Seite, damit er weitersprach. "Wir hatten kein familiäres Verhältnis. Wir haben uns schon sehr früh in einander verliebt", stotterte er. "und haben auch nicht sehr lange mit dem Sex gewartet. Es war nicht leicht, alles vor unseren Eltern und Bekannten geheim zu halten und wie eine geschwisterliche Beziehung aussehen zu lassen. Sie war zwar nur meine Halbschwester, aber gut wäre das nie gegangen.", wieder stockte er. Er hatte viel mehr erzählt, als er jemals einem Menschen hätte erzählen wollen. Viel zu viel. Maila lächelte nur wieder. "Ich komme aus einer Welt, Akira, in der nichts verboten ist. Die Liebe geht immer ihren Weg, egal wie steinig er wird. Mach dir keine Gedanken. Ich bin so erleichtert, dass du mit mir darüber gesprochen hast." Sie küsste ihn und er erwiderte ihren Kuss vorsichtig. Akira hatte das Gefühl, als wären ihm grade zentnerschwere Steine vom Herzen gefallen und er fühlte sich gut bei ihr. Er hatte nun auch schon eine Nacht mit Airîn verbracht, aber dieses Gefühl, was Maila ihm nun gab war damit nicht zu vergleichen. Maila schmunzelte und presste ihre Lippen stärker auf die seinen. "Es wird deine letzte Nacht in dieser Welt sein, Akira.", flüsterte sie ihm leise ins Ohr. "Wie möchtest du diese verbringen?" Dem Jungen wurde heiß und kalt, und nicht lange ließ er sich bitten, seine frische Hose wieder auszuziehen. Maila roch so gut und sie war so warm und ihre Haut so wunderbar weich. Heute Nacht gehörte sie nur ihm. Und nichts in der Welt würde sie in dieser Nacht trennen können. Akira hatte Kopfschmerzen und fühlte sich schwach am nächsten Morgen. Sie waren die Nacht sehr stürmisch und hatten es längst nicht mehr auf der Couch ausgehalten. Nun lagen sie im Bett und Maila hatte sich an seine Brust gekuschelt. Er hatte noch immer den Duft ihrer Haare in der Nase, den des süß riechenden Schweißes auf ihrer weißen Haut. Lange nicht mehr hatte er sich so wohl gefühlt wie in dieser Nacht. Sein Erlebnis mit Airîn war damit nicht zu vergleichen. Bei Maila spürte er ein Kribbeln in der Brust und das Gefühl der Begierde in seinem Herzen und nicht einfach nur Lust. Es war schön. Doch jetzt war ihm schlecht. Er fühlte sich ausgelaugt und schwach. Vielleicht lag das auch an Mailas fremden Zauber, den sie aus ihrer Welt mitbrachte. Akira war das in diesem Moment egal. Er löste sich vorsichtig aus ihrer zarten Umarmung und ging unsicheren Schrittes in die Küche zu seinem Medikamentenschränkchen und nahm sich daraus eine Kopfschmerztablette, die er mit reichlich Wasser herunterspülte. Danach suchte er sich leise seine Sachen zusammen und zog sich an. Ihm war nicht wohl dabei, die ganze Zeit nackt zu sein. Er legte ein paar Brötchen in den Backofen und ließ diese warm wer-den während er den Tisch mit Tellern und Tassen deckte. Maila musste jede Minute aufwachen. Er setzte sich zu ihr und streichelte ihr lächelnd über die Wange, bis sie schließlich die Augen öffnete und sich streckte. "Das riecht aber gut.", sagte sie etwas verschlafen. Nach ihrem gemeinsamen Frühstück bei leisen Radioklängen machten sie sich bereit, wieder ins Land Zarkunda zu reisen. Ohne jegliches Gepäck standen er und Maila kurze Zeit darauf an dem Ort, an dem Sie das erste Mal in das fremde Reich gelangten. Sie nahmen sich bei der Hand als der Wind zunahm und sich Sanddünen hinter den Häusern auftaten, bis diese vollends von ihnen begraben wurden. Dann standen er und Maila wieder auf der Wiese. Saftig grün und weit. Nicht weit allerdings standen zwei gesattelte Pferde. "Sind das die Pferde, die wir hier zurückgelassen haben?", fragte A-kira. "Ich bin mir sicher, dass sie uns die Pferde schickten, weil sie wussten, dass wir kommen.", antwortete Maila ruhig. Dieses Angebot dankend annehmend stiegen die beide auf die Tiere und ritten nebeneinanderher, bis sie die Burgmauern erreichten. Sie wurden bereits von den Wachen erwartet, die sie mit finsterer Miene passieren ließen, die Augen nie von Akira abgewandt. Er fühlte sich unsicher. Sie stiegen von den Pferden ab und gaben sie an einen Stallburschen. Dann tauchte auch schon Hizashi auf. "Schön, dass ihr wieder da seid, meine Lieben.", lächelte sie trügerisch. Irgendwas gefiel Akira an der ganzen Fassade nicht. Alle sahen ihn finster an und auch die Prinzessin wirkte wenig überzeugend. "Es tut mir leid, dass ihr nicht festlicher empfangen wurdet, aber wir mussten einige Vorkehrungen treffen. Bitte begebt euch doch erstmal auf eure Zimmer und dann reden wir beim Speisen.", flötete sie, und begleitete sie ins Schloss. Auch drinnen musterten Akira alle mit sehr strengem Blick und das eins so pachtvolle Schloss wirkte auf ihn plötzlich grau und kalt. Zu seinem Erstaunen standen vor seinem Gemach zwei Wachen in glänzend weißer Rüstung, bewaffnet und bereit zum Übergriff. Nur zaghaft tastete er sich an diesen vorbei durch die Tür. Nachdem er seine Sachen abgelegt hatte sah er nach Maila, vor deren Tür keine Wachen standen. Nur eine Dienerin. Ihm fröstelte. Es war klar, dass diese ganzen Vorsichtsmaßnahmen nur wegen ihm ergriffen wurden und das nicht ohne Grund. Maila schritt zu ihm aus dem Zimmer und begleitete ihn zum Esssaal. Auch ihr war die verstärkte Wache aufgefallen und löste Unbehagen aus. Dort ange-kommen setzten sie sich zu Saîsha, der bedrückt dreinschaute und Hizashi, deren Blick auch nicht ganz klar war. Die bekannten Gesichter der Dienerinnen waren auch anwesend. Akira fackelte nicht lange und stellte Hizashi kurzerhand zur Rede. "Prinzessin. Ich sehe überall mehr Wachen, draußen, in den Gängen, vor meinem Zimmer…", begann er "Ich ahne ja, warum ihr Vorkehrungen getroffen habt, aber warum habt ihr mich überhaupt ausfindig gemacht. Warum mich hergebracht?", fragte er fordernd. "Wäre es nicht sinnvoller gewesen, mich einfach nichts ahnend mein Leben weiterführen zu lassen? Dann hättet ihr nicht diese Mühe und diesen … eventuellen Krieg." Saîsha sah ihn noch immer nicht an und überließ Hizashi das Reden. Sie klatschte und die Speisen wurden hereingebracht. "Nun essen wir doch erst mal, junger Lord. Zum Reden haben wir Zeit genug.", war ihre Antwort. Akira seufzte, wusste aber auch, dass er dieser Frau nichts entgegenzusetzen hatte. Sein Hunger war nicht allzu groß doch er kämpfte sich tapfer durch Vor-, Haupt- und Nachspeise, bevor Hizashi fast erlösend weiter sprach. "Mein junger Lord.", begann sie schließlich. "Es ist kom-plizierter als du es dir vorstellst. Wir haben in dieser Welt hier ein-strenges Gesetz. Das Gesetz des Gleichnisses, der Ausgewogenheit und des Gleichgewichts. Du kennst doch sicher das Sprichwort, ohne Licht – kein Schatten? So ist das bei uns auch." Sie setzte kurz ab um von ihrem Wein zu kosten. "Wir können nicht lange existieren, wenn unsere Welt nicht ausgeglichen ist. Du hast doch schon gewusst, dass diese Welt aus zwei Teilen besteht. Zarkunda und Konricia. Kein Land kann ohne das andere existieren." Akira verfolgte ihre Worte sehr aufmerksam. "Konricia hat keinen Herrscher mehr. Seit sehr langer Zeit. Es stirbt. Nur mit einem Herrscher kann dieses Land wieder seine Blütezeit erleben, auch wenn es für unser Volk von Nachteil ist. Ohne Konricia stürzt die Welt in ein Ungleichnis und zerfällt langsam. Viele Bewohner Konricias retten sich hier her und verderben das Gebiet. Das darf nicht länger so sein." Auch wenn Akira damit rechnete, dass Hizashi gleich weiter sprach, nachdem sie einen Happen gegessen hatte, trat der Fall nicht ein. Für Hizashi war das Thema ausgiebig besprochen. Der Junge schaute auch Saîsha verwirrt an, der seinen Blick aber nur trotzig erwiderte. "Warum bin ich denn dann in eurem Land, Prinzessin, und nicht in Konricia, wo ich hingehöre?" Hizashi schluckte ihren Bissen herunter und sah ihn gar nicht erst an, als sie antwortete: "Du wirst Konricia noch früh genug beherrschen, mein kleiner Lord." Mit den letzten Worten tupfte sie sich mit einer Serviette den Mund ab, erhob sich und verließ die Tafel, ohne sich noch einmal aufhalten zu lassen. "Ich ziehe mich jetzt in meine Gemächer zurück." Damit war sie ver-schwunden. Akira sah verstört zu der Tür, durch die Hizashi vor wenigen Momenten verschwand. Er verstand das alles noch nicht und wollte Erklärungen. Meriaka sah Akira besorgt an und sagte: "Wenn es mir erlaubt ist zu sprechen, Herr…", sie verneigte sich "Es muss keinen Krieg geben. Auch ein Leben in Frieden ist möglich. – Nur Unwahrscheinlich. Verzeiht." Mit ihrer Entschuldigung schloss sich Meriaka ihrer Herrin an und ging. Maila legte ihre Hand auf Akiras Schoß und sah ihn aufmunternd an. Er zuckte nur mit den Schultern. Mehr erfahren konnte er jetzt eh nicht mehr und mit diesen Informationen fand er sich ab. Saîsha sah die immer stärkere Vertrautheit zwischen den Beiden und versank erneut in Selbstzweifeln. Ob Krieg oder nicht, ob Böse oder nicht. Maila würde nie wieder sein. Nicht in dieser Welt und auch sonst nie mehr. Er fixierte Akira mit gebrochenem Blick und bemerkte nicht mal, wie Akira diesen Blick erwiderte. Er hatte sich fest vorge-nommen mit Saîsha unter vier Augen zu sprechen. Gleich nach dem Essen. Maila sah ihn mit flehendem Blick an, sie interpretierte seinen, und den Blick Saîshas völlig falsch. Akira stand auf und ging langsam auf Saîsha zu, der sich nun spannte. Leise sagte Akira zu ihm: "Bitte lass uns an einem stillen Ort miteinander sprechen." Saîsha wirkte ver-wirrt, willigte aber mit einem Nicken ein. Beide verließen die Tafel und ließen die anderen verdutzt schauend zurück. Die beiden Jungen begaben sich in Saîshas schlichtes Arbeitszimmer und machten es sich so bequem wie möglich. "Saîsha", ergriff Akira das Wort. "Ich will keinen Streit, keinen Krieg. Ich möchte dich näher kennenlernen. Es muss möglich sein mit allen in Frieden zu leben. Dieses Ziel strebe ich an und hoffe, dass du mich unterstützt. Du willst doch auch dieses Land schützen." Saîshas gebrochener Blick hatte an Festigkeit noch nichts zurückgewonnen. Er wusste, dass es Akira ernst war und dass er ihm vertrauen konnte. Er wollte es nur ungern zugeben. Schließlich resignierte er aber doch mit einem lauten Seufzen. "Wir sind gar nicht so verschieden, Akira.", begann er. "Ich bin auch ein Kind der Erde. Deiner Welt." Akira sah auf. "Ich bin geboren und aufgewachsen als Taichi Gable. Der gemeinsame Sohn einer Japanerin und eines Amerikaners." setzte er fort. "Ich wurde wie du in diese Welt gerufen, weil ich hierher gehöre und hier mein rechtmä-ßiger Platz ist." "Weißt du denn, warum ausgerechnet wir ausgewählt wurden?", fragte Akira. "Prinzessin Hizashi sagte mir einst, ich hätte verborgene Kräfte, die mir von Zarkunda in die Wiege gelegt wurden. Kräfte, die ich nur zum Wohle dieses Landes einsetzen kann.", er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es auch nicht genauer. Seit ich der Prinzessin unterstellt bin, komme ich nur noch selten in die Welt der Menschen. Ich verliere nach und nach die Erinnerungen an meine Eltern, meine Freunde, mein früheres Leben. Es macht mir nichts mehr aus, dass ich nun hier bin. Ich habe meine Bestimmung gefunden. Genauso wie du sie hier finden wirst. Ich ver-stehe die Prinzessin allerdings auch nicht, warum sie dich jetzt schon hat holen lassen." Akira schwieg und sah sein Gegenüber durchdringend an. "Was ist mit dir und Maila, oder besser, mit dir und der Prinzessin?" Saîsha wich seinem Blick aus. "Wie du von Maila bereits weißt waren wir verlobt. Wir wollten für immer zusam-menbleiben." "Warum die Prinzessen?" Saîsha seufzte. "Maila sagte dir sicher, ich sei den Reizen der Prinzessin verfallen und hätte sie einfach vergessen, aber dem ist nicht so. Wirklich nicht…", Saîsha stockte kurz. Er wusste nicht, ob er Akira wirklich alles erzählen sollte. Doch letztendlich war es sowieso egal. "Die Prinzessin hat mich erpresst. Maila ist ein Kind beider Länder, wie du schon weißt. Sie stellt für Hizashi eine große Gefahr da. Hizashi wollte Maila einsperren lassen. Strenger bewacht, als du es heute wirst. Ich erzählte ihr von uns, dass ich sie liebe und es nicht ertrage, wenn sie eingesperrt würde…" Erneut legte er eine längere Pause ein. "Sie gab Maila die Freiheit. Im Gegenzug musste ich die Verlobung lösen und mich der Prinzessin zur Verfügung stellen." Saîsha seufzte erneut und Akira steckte ein schwerer Kloß im Hals. "Du tust alles nur ihr zuliebe.", stellte er fest. Saîsha nickte nur traurig. "Maila weiß davon natürlich nichts und darf es auch niemals erfahren. Auch nicht von dir. Das musst du mir versprechen." Akira nickte stumm. "Ich will alles ertragen, wenn es ihr nur gut geht. Und wenn es an deiner Seite ist … Dann soll es so sein." Saîsha kippelte auf seinem Schemel hin und her, was Akira aus seinen Gedanken riss. "Was wird aus werden, Saîsha?", fragte er schließlich. "Wir werden sterben, dann werden wir wiederkommen. Immer und immer wieder werden wir als Säuglinge auf die Welt kommen und uns unserem Schicksal wieder und wieder stellen müssen. Es gibt keinen Ausweg aus diesem Teufelskreis, da wir immer wieder unser Gedächtnis verlieren." Akira stand von dem morschen Holzstuhl auf, der bedrohlich knackte. "Ich danke dir sehr für deine Offenheit, Saîsha.", unterbrach er ihn. "Ich glaube, ich habe vorerst wirklich genug gehört. Maila wird nichts von alledem erfahren." Der blauhaarige Junge nickte nur stumm und nachdem Akira den Raum verlassen hatte schloss hinter ihm die Tür. Von innen lehnte er sich gegen diese und sank langsam und zitternd in die Hocke. Zu sehr schmerzten die erneut hochgewühlten Er-innerungen und die Tatsache, dass er seine Geliebte endgültig an sei-nen größten Rivalen verloren hatte. Maila wartete bereits vor Akiras Gemach und nahm den betrübten Rotschopf in die tröstenden Arme. Sie ahnte, dass Akira mehr gehört hatte, als ihm lieb war und spendete ihm so viel Liebe und Kraft wie ihr nur möglich war. Der Junge wollte weinen, doch seine Augen blieben trocken. so sehr seine Gedanken rasten, so stark sein Herz auch pochte, keiner Träne war es gegönnt über Akiras rosige Wangen zu huschen. Maila sorgte sich sehr, traute sich aber nicht auch nur ein einziges Wort während dieser Zeit auszusprechen. So saßen sie da, auf seinem Bett, in seinem Zimmer, seinem neuen Zuhause, und schwiegen für sehr lange Zeit. Dann riss plötzlich jemand die Tür auf. Prinzessin Hizashi stand davor und beäugte das erschrockene Pärchen mit gespielter Neugier. "Ich möchte mit unserem jungen Lord unter vier Augen sprechen, wenns recht ist, meine Liebe.", sagte sie nur spöttisch und machte eine wegwerfende Geste. "Nicht für lang, keine Sorge. Ich will die Nerven des neuen Glücks nicht unnötig strapazieren." Sie grinste hämisch und wartete ungeduldig, bis Maila sich schickte, den Raum zu verlassen. Danach verschloss sie die Tür, aber nicht ohne sicherzugehen, dass sich erneut Wachen vor dieser postierten. "Mein junger Lord.", hauchte sie. In Akiras Ohren klangen diese Worte mehr als spöttisch. "Da du jetzt eine Weile unsere Gast-freundschaft genießen wirst finde ich es an der Zeit, dir meine Volkschaft vorzustellen." Akira sah sie verwirrt an, ahnte aber, dass sie sich nicht in ihrem Redeschwall unterbrechen ließ. "Du hast bereits viele meines Volkes kennengelernt, doch längst nicht alle. Mach dir keine Gedanken, ich werde nicht mit dir in die Dörfer ziehen und die Bauern von ihren Feldern holen.", sie lächelte. "Doch ich wäre darüber sehr erfreut, wenn du mein Schlosspersonal besser kennenlerntest." Hizashi lief im Zimmer ein paar mal langsam und graziös auf und ab bevor sie erneut ansetzte: "Natürlich wird das nicht heute oder morgen alles passieren, doch ich möchte, dass du dich herantastest, mir über die Schulter siehst und dich ein wenig mit allem vertraut machst." Sie blieb stehen und sah ihn schelmisch an. "Ich hoffe du hast nichts dagegen einzuwenden?" Akira schluckte, dann schüttelte er heftig den Kopf. Es war ihm unangenehm mit dieser Frau eingesperrt in einem Raum zu sein, mit diesen Augen buchstäblich abgetastet zu werden, Millimeter um Millimeter. Er fühlte sich klein, verletzlich und entblößt, wenn er versuchte, ihren Blicken standzuhalten. Dann aber erlöste sie ihn und ihr Blick wurde leicht und fröhlich. "Ich wollte dir keine Angst machen, junger Lord. Ich erwische mich selbst bei diesen Späßen leider viel zu oft und muss mich bei dir dafür entschuldigen. Ich habe die Unruhe in deinen Augen bemerkt. Sorge dich nicht. Ich werde dich nicht anrühren." Sie drehte den Türknauf, und machte Anstalten zu gehen. Akira wollte aufatmen, als Hizashi sich noch einmal zu ihm umsah: "… noch nicht." Sie lächelte erneut und verschwand aus dem Zimmer. Akira schluckte erneut einen schweren Kloß herunter und kauerte sich auf seinem Bett zusammen. Wie gern wäre er jetzt bei sich in Japan. Zuhause. Maila schlich sich wieder hinein und näherte sich vorsichtig. "Möchtest du jetzt lieber allein sein, Akira?", flüsterte sie. Akira verneinte dies mit einem leichten Kopfschütteln und zog sie zu sich heran. "Bitte bleib hier. Ich möchte, dass du bei mir bist, Maila." kaum die letzten Worte ausgesprochen, legte er seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Er hatte Angst. Große Angst vor dem, was in den nächsten Tagen auf ihn zukommen würde. Spöttische Blicke und böse Zungen, die über ihn sprachen. So etwas kannte er schon zu genüge. Er wollte niemanden kennenlernen. Er wollte für sich sein, mit jenen Menschen, denen er vertraute. Doch er konnte sich aus Hizashis unsichtbarem Griff nicht befreien und musste wehrlos mit ihr Schritt halten. Er musste einfach versuchen das Beste daraus zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)