Last Summer's Memory von Morwen (Angeal x Zack) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kommentar Hab mal wieder nicht viel Zeit, darum lade ich schnell den nächsten Teil hoch und mach mich dann vom Acker. ;) Danke für die Kommentare und Favos, ich hätte nicht mit so einer Resonanz gerechnet. Wünsche euch auch weiterhin viel Spaß beim Lesen~! ♥ (Auch wenn ich diesen Teil persönlich nicht besonders mag. - ... oh, well. xD) *~*~* „Er hat was?!“ Sie saßen in der Kantine, einen Tag nach Angeals und Zacks Rückkehr aus Kalm, und obwohl sie von Menschen umgeben waren, gab sich Genesis nicht im Entferntesten die Mühe, seine Stimme zu senken. „Wie oft soll ich es noch wiederholen, bis du es verstanden hast?“, brummte Angeal und stocherte missmutig in seinem Essen herum. „Nur tu mir bitte den Gefallen, und brüll es nicht so laut herum.“ „Schon gut.“ Genesis lachte. „Er hat dich also im Eifer des... hm... Gefechts geküsst, einfach weil er so froh darüber war, dass du ihm nicht unter den Händen verblutet bist, sehe ich das richtig?“, fragte er dann. „Und du findest wirklich nicht, dass irgendetwas daran merkwürdig sein könnte?“ Angeal zuckte müde mit den Schultern. Er hatte sich diese Frage in den letzten vierundzwanzig Stunden selbst schon tausende Male gestellt, ohne jedoch eine Antwort darauf gefunden zu haben, und er hatte nicht unbedingt das Bedürfnis, nun auch noch mit Genesis darüber zu reden. „Wieso sollte ich?“, entgegnete er. „Er sagte mir, dass ihn in dem Moment nur seine Gefühle überwältigt hätten, und es tat ihm auch leid. Was sollte daran also seltsam sein?“ „Oh, Angeal...“ Genesis schüttelte theatralisch den Kopf und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen demnächst mal ein Gespräch führen, so ganz von Mann zu Mann... ich glaube, es gibt da einige Dinge, die du noch nicht ganz begriffen hast.“ „Da gibt es nichts zu bereden“, erwiderte Angeal kurz angebunden und schüttelte Genesis’ Hand ab. „Zack hat sich entschuldigt, und damit ist die Sache für mich erledigt.“ Das war gelogen. Aber Genesis musste ja schließlich auch nicht alles wissen. „Wenn du meinst.“ Sein Freund sah ihn weiterhin mit diesem amüsierten Funkeln in den Augen an und stellte dann eine Frage, mit der selbst Angeal, der mit der direkten Art des anderen schon seit seiner Kindheit vertraut war, nicht gerechnet hatte: „Und, hat es dir gefallen?“ „Was...? – Genesis!“ „Ich frag ja nur.“ Der rothaarige Mann lachte, dann stand er auf und gab Angeal einen freundschaftlichen Klaps auf den Oberarm. „Also dann, man sieht sich.“ Angeal schenkte ihm einen finsteren Blick, doch er prallte ebenso wirkungslos an dem anderen ab, wie alles, was Genesis nicht im Entferntesten berührte. *~*~* „Du hast was?!“, fragte Kunsel zur ungefähr gleichen Zeit wie Genesis, nur wenige Etagen über der Kantine. „Ich hab’s doch gerade gesagt“, erwiderte Zack mit verzweifelter Miene. Dann wandte er das Gesicht ab und seufzte. „Ich habe alles versaut, Kunsel, alles. Wie habe ich mir aber auch je einbilden können, dass da irgendwann vielleicht doch mal was sein würde...? Für ihn bin ich doch immer noch der gleiche kleine Junge, wie früher.“ Er stützte das Kinn in die Hand und starrte auf die Tischplatte vor sich. „Und jetzt bin ich zusätzlich auch noch der kleine Junge, der auf ihn steht. Ich meine – wie krank ist das...?“ Der andere schüttelte jedoch nur den Kopf. „Es ist nicht krank, Zack“, entgegnete er, „und du bist auch kein Kind mehr. Angeal müsste blind und taub sein, um das nicht zu bemerken.“ „Danke, Kunsel“, erwiderte der Junge, dem es bei diesen Worten gleich schon ein bisschen besser ging, und lächelte schwach. „Du hast wahrscheinlich Recht...“ Er sah auf die Finger seiner rechten Hand hinab, die flach auf dem Tisch lag. Einen Moment lang schwieg er, doch als er weitersprach, war seine Stimme plötzlich voller Entschlossenheit. „Ja, du hast Recht! Und Angeal ist ein Idiot... ich sollte mich nicht so hängen lassen wegen ihm.“ „DA spricht endlich der Zack, den ich kenne!“, meinte sein Freund und lachte dann, während er Zack spielerisch durch die Haare fuhr. „Komm, lass uns heute Abend in die Stadt gehen und ein paar Bars abklappern, dann kommst du schon wieder auf andere Gedanken. – Na, wie wär’s?“ Zack dachte einen Moment lang darüber nach und erwiderte dann das Grinsen. „Klingt gut! Das wird sicher lustig.“ Er sollte sich irren. *~*~* Es war schon spät, und Genesis war gerade auf dem Weg zu seinem Apartment, als er ein leises Schniefen hörte. Verwundert hielt er inne und sah sich um. Das Treppenhaus war für gewöhnlich leer, weil die meisten Leute die Aufzüge benutzten – was bei der Höhe des Gebäudes allerdings kein Wunder war. Doch Genesis nahm gerne auch mal die Stufen, wenn er ein bisschen überschüssige Energie loswerden wollte, und hatte sich darum an diesem Abend stattdessen für diesen Weg entschieden. „Ist da wer?“, rief er leise und stieg zum nächsten Treppenabsatz hinauf. Wieder ein Schniefen, doch dieses Mal klang es näher. Genesis stieg langsam Stufe für Stufe weiter empor, bis er schließlich auf Höhe der dreiundzwanzigsten Etage eine zusammengekauerte Figur auf der Treppe sitzen sah. In dem Gewirr von Armen und Beinen war es in dem diffusen Licht anfangs schwierig, etwas zu erkennen, doch er konnte bald Einzelheiten ausmachen... und erkannte den Rang-2 Soldaten Zack Fair. Der junge Mann hatte die Arme um seine Knie geschlungen und das Kinn darauf gelegt, und weinte leise vor sich hin. Und Genesis, der eigentlich nur selten Mitleid mit anderen hatte, spürte beim Anblick des verzweifelten Jungen plötzlich eine Welle von Mitgefühl in sich aufkommen. „Was...“, murmelte er und trat näher an den anderen heran. „Hey, ist alles okay?“ Zack hob den Kopf und sah ihn aus geröteten Augen an. „Nichts is’ okay“, erwiderte er mit heiserer Stimme und schniefte einmal mehr. „Gar nichts...“ Genesis roch den Alkohol – und plötzlich wurde ihm einiges klar... „Das tut mir Leid für dich“, erwiderte er und beugte sich vor, um Zack am Arm zu packen und auf die Beine zu ziehen. „Doch wie groß deine Probleme auch sein mögen – es schickt sich nicht für ein SOLDAT-Mitglied, betrunken in irgendwelchen Treppenhäusern rumzuhocken. – Los, jetzt komm schon!“ Auf wackeligen Knien folgte Zack ihm zur nächsten Etage, wo sie in einen der Fahrstühle stiegen, um damit den Rest des Weges zur SOLDAT-Etage hinaufzufahren. Dort angekommen bugsierte Genesis den Jungen vorsichtig zu den Unterkünften. „In welchem Zimmer wohnst du?“ Zack gab ihm mit zitternder Hand seinen Schlüssel, auf dem die Zimmernummer eingraviert war. Genesis seufzte und machte sich auf den Weg dorthin, wobei er einen Arm um die Hüfte des Jungen gelegt hatte, während er ihn mit der anderen Hand an der Schulter festhielt, damit er nicht umkippte. In Zacks kleinem Apartment angekommen verfrachtete er ihn sofort auf sein Bett, damit der Junge seinen Rausch ausschlafen konnte. Wahrscheinlich würde Zack sich am nächsten Tag nicht mal mehr daran erinnern, wie er überhaupt in sein Bett gekommen war, überlegte Genesis. Nicht, wenn man bedachte, wie betrunken er gerade war... Nicht, dass ihn das kümmerte. Er hatte seine Pflicht als SOLDAT-Mitglied getan und einem Kameraden geholfen, und damit hatte sich der Fall für ihn erledigt. Genesis wandte sich zum Gehen, als Zacks Finger sich auf einmal um sein Handgelenk schlossen. „Danke“, murmelte der Junge und ließ den Arm wieder sinken. „Wer auch immer du bist...“ „Nur ein Freund von einem Freund“, entgegnete Genesis leise und wollte das Zimmer verlassen, als ihm plötzlich etwas einfiel, das ihn noch mal innehalten ließ. „Sag, Junge...“ Er dachte kurz nach, beschloss dann jedoch, es einfach zu versuchen. „Liebst du Angeal?“ Vielleicht lag es daran, dass Zack betrunken war und sich nicht mehr unter Kontrolle hatte... oder vielleicht war er auch noch nicht betrunken, und es war ihm nur schlichtweg egal, was Genesis von ihm hielt – auf alle Fälle zögerte der Junge nicht, die Frage zu beantworten. „Ja“, flüsterte er. „Mehr... als alles andere...“ Genesis nickte wortlos und wandte sich nun endgültig zum Gehen. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte und sich auf den Weg zu seiner eigenen Wohnung machte, wurde ihm klar, dass bald etwas passieren musste. *~*~* Es war Mitte Juli und langsam wurden die Temperaturen außerhalb des klimatisierten ShinRa-Hauptgebäudes unerträglich. Hätte es eine Möglichkeit gegeben, mit verbundenen Augen zu kämpfen, hätte Zack mit Freuden davon Gebrauch gemacht. So hingegen versuchte er einfach, Angeals Körper weitestgehend zu ignorieren und sich während ihrer Übungskämpfe an der frischen Luft stattdessen voll und ganz auf sein Schwert zu konzentrieren... was aber auch nur dann einfach war, solange sein Blick nicht unter die Gürtellinie seines Mentors rutschte. Oh, diese verfluchten Hormone! Mit zunehmender Außentemperatur fiel es Zack immer schwieriger, sich nach den Missionen rechtzeitig unter die Dusche zu retten, bevor die Dinge peinlich für ihn werden konnten. Angeal musste langsam den Eindruck haben, dass sein Schüler unter einem Waschzwang litt, aber das kümmerte den Jungen nicht – alles war besser, als die Wahrheit. Denn wie hätte sein Lehrer reagiert, wenn er gewusst hätte, dass Zack schlichtweg geil auf ihn war? – Eben. Wenigstens hatten sie seit der Mission in Kalm nicht mehr über den Kuss gesprochen. Zack hatte sich entschuldigt, und Angeal hatte diese Entschuldigung angenommen. Alles war wieder in Ordnung. Beziehungsweise wäre es gewesen, wenn nicht weiter dieser bittersüße Schmerz in Zacks Inneren getobt hätte, der jedes Mal stärker wurde, wenn er seinen Mentor auch nur ansah. Und mit jedem weiteren Tag kam der Junge mehr zu der Erkenntnis, dass er sich, wenn es so weitergehen sollte, spätestens in der zweiten Hälfte des Sommers die Kugel geben würde. *~*~* „Der Welpe tut mir Leid“, sagte Genesis, während er Zack beobachtete, der bei strahlendem Sonnenschein auf dem Übungsplatz Liegestütze machte. „Wieso?“, brummte Angeal und hob fragend eine Augenbraue. „Er hat schon bei viel höheren Temperaturen trainiert.“ Genesis verdrehte nur die Augen und stand von der Bank auf, auf der sie zusammen gesessen hatten. Er streckte sich genüsslich wie eine Katze, die am warmen Ofen gedöst hatte und gerade aufgewacht war, bevor er sich zu seinem Freund herumdrehte und ihm einen vielsagenden Blick zuwarf. „Das ist es nicht, was ich meinte...“, entgegnete er. Angeal schien immer noch verwirrt. „Was meinst du dann?“ Doch der andere seufzte nur. „Ich fürchte, das, mein Freund, musst du selbst herausfinden...“ „Hm“, machte Angeal nur und zuckte mit den Schultern. Er hatte eine Ahnung, was sein Freund andeuten wollte, doch er wollte nicht, dass das Gespräch wieder in diese Richtung ging, darum schwieg er lieber. Zack machte gerade ohne erkennbare Mühe die letzten Liegestütze und sprang wieder auf die Beine, nur um Angeal fröhlich zuzuwinken. „Ich bin fertig“, rief er. „Was jetzt?“ Angeal sah auf seine Uhr. Das Training ging gerade mal eine Stunde, doch es war so unerträglich heiß, dass er Zack unter diesen Bedingungen keine weiteren Übungen zumuten wollte. „Lass gut sein“, rief er. „Dein Training ist vorerst beendet! Ich erwarte dich allerdings heute Abend wie immer zum Schwertkampftraining vor dem Übungsraum.“ Zack sah verwirrt aus, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und trollte sich in Richtung der Duschen. „Armer Welpe“, meinte Genesis. „Bei der Hitze ist es schon fast zu heiß, um irgendwas zu machen...“ „Er sollte sich freuen, dass er mal eine Pause bekommt“, entgegnete Angeal nur ungerührt und erhob sich ebenfalls. „Was machst DU eigentlich noch hier, wenn ich fragen darf? Es ist ja nun nicht so, als ob es gerade einen Mangel an Einsätzen geben würde...“ Genesis grinste, während sie sich auf den Weg zum Hauptgebäude machten. „Ich habe noch genügend Arbeit, keine Sorge“, entgegnete er. „Ich bin nur kurz vorbeigekommen, weil ich wissen wollte, ob du auf meine Frage von letztens schon eine Antwort gefunden hast.“ „Welche Fra-? – Oh, natürlich...“ Sofort verdüsterte sich der Ausdruck auf Angeals Gesicht. „Muss das sein, Genesis? Du steigerst dich da ganz schön in etwas hinein.“ „Vielleicht.“ Genesis zuckte mit den Schultern und machte eine unschuldige Miene. „Andererseits war es nur eine einfache Frage... ist es also wirklich zuviel verlangt, darauf eine einfache Antwort zu bekommen?“ Doch Angeal schwieg nur. *~*~* Erst als er am frühen Abend im Flur vor den Trainingsräumen stand und auf seinen Schüler wartete, der sich wieder einmal verspätete, musste Angeal wieder an dieses eigenartige Gespräch denken. Und er wusste nicht, was ihn mehr beunruhigte – die Tatsache, dass Genesis plötzlich so ein Interesse an seinem Privatleben entwickelte... oder dass Angeal tatsächlich eine Antwort auf die Frage gefunden hatte. Denn es hatte ihm gefallen. Zwar verhinderte es sein Stolz, es offen zuzugeben, doch er hatte den Kuss genossen, ja, sogar gewollt, und er bereute ihn keine einzige Sekunde lang. Doch das war auch schon alles, und Angeal erlaubte es sich nicht, weiter über die Möglichkeiten nachzudenken, die diese Erkenntnis in sich barg. Denn abgesehen von der zweifelhaften moralischen Richtigkeit – er war immer noch sein Lehrer! – würde so eine Beziehung mit Sicherheit auch mehr Probleme verursachen, als er Finger hatte, um sie aufzuzählen. Er konnte einfach nicht... er durfte nicht... Er ist doch noch so jung. Und doch... Wenn er Zack heute ansah, sah er einen jungen, außergewöhnlich gut aussehenden Mann, der stets die Blicke der Leute auf sich zog. Er war nicht mehr der kleine Rotzbengel, der Angeal damals gerade einmal bis zum Bauchnabel gereicht hatte, sondern er war in den letzten Jahren herangereift und nun auf dem besten Wege, erwachsen zu werden, körperlich wie geistig. Dennoch klammerte Angeal sich weiter hartnäckig an die Erinnerung an den kleinen Jungen, denn wenn er irgendwann die Tatsache akzeptieren sollte, dass Zack kein Kind mehr war, würde das mit Sicherheit auch das Ende seiner moralischen Bedenken sein... und was dann kam, wagte er nicht sich vorzustellen, auch wenn er sich noch so sehr danach sehnen mochte. Denn dass Zack sein Leben war, konnte Angeal schon lange nicht mehr leugnen. Diese Gefühle für den Jungen, die anfangs nur väterlicher Natur gewesen waren, waren über die Jahre gewachsen und hatten sich verändert. Doch wie sehr sie sich verändert hatten, war Angeal erst bei der Mission in Kalm bewusst geworden, als er nicht gezögert hatte, sich für Zack zu opfern. Etwas, was er, wie er danach erkannt hatte, jederzeit wieder tun würde. Angeal wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er das Geräusch hastiger Schritte vernahm, und sah auf. Keuchend schlitterte Zack um die Ecke und verbeugte sich schwungvoll vor seinem Mentor. „Tut mir leid, Angeal“, meinte er mit schiefem Grinsen, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, „ich habe die Zeit völlig vergessen. – Wollen wir anfangen?“ Angeal schüttelte nur kommentarlos den Kopf, bevor sie den Trainingsraum betraten. *~*~* Sein Lehrer war heute ungewöhnlich still, bemerkte Zack, als sie keine zehn Minuten später mit Schwertern aufeinander losgingen. Irgendwas beschäftigte ihn, das konnte der Junge deutlich erkennen. Für normale Menschen mochte das Gesicht des Rang-1 Soldaten zwar die Ausdrucksvielfalt eines Felsklotzes besitzen, doch für Zack, der seinen Lehrer gut kannte, war Angeals Gesicht wie ein offenes Buch. Und er wusste in diesem Moment einfach, dass irgendwas nicht stimmte. „Angeal?“, fragte er deshalb während einer kurzen Verschnaufpause, als sie ihre Waffen weggelegt hatten, um sich für einen Moment zu entspannen und etwas zu trinken. „Hm?“, kam die übliche, eintönige Antwort seines Mentors. „Worüber denkst du gerade nach?“ Angeal sah ihn lange an, während er hin und wieder einen Schluck von seinem Wasser nahm. Er schien sichtbar mit sich selbst zu kämpfen und lange darüber nachzudenken, ob er die Frage überhaupt beantworten sollte... doch schließlich gab er sich einen Ruck. „Zack...“ „Ja?“ „Was ist es, was du dir im Moment am meisten wünschst?“ Der Junge sah ihn verwirrt an. Wusste Angeal das nicht bereits schon? Oder zielte die Frage in Wirklichkeit auf etwas ganz anderes ab...? Unsicher darüber, welche Antwort genau es war, die sein Lehrer nun hören wollte, wiederholte Zack nur das, was er in dieser Situation immer sagte. „Na, ein Held zu werden!“, entgegnete er und stemmte grinsend eine Hand in die Hüfte. Angeal erwiderte das Grinsen und schüttelte dann den Kopf. „Das weiß ich, Zack“, sagte er leise. „Doch das war nicht mit meiner Frage gemeint... Und ich denke, das weißt du auch.“ Zack nickte zaghaft und atmete tief durch, während sich zugleich sein Herzschlag beschleunigte und das Blut in seinen Ohren rauschte. Wollte Angeal etwa wirklich...? Nein, das konnte unmöglich sein... ... und wenn aber doch...? Was, wenn Angeal den Kuss doch nicht nur als harmlosen Zufall abgetan hatte, und was, wenn er schon lange ahnte, was in Zack vorging? Dann war dies vielleicht seine erste und einzige Chance, es seinem Mentor zu sagen... um sich anschließend an einem weit entfernten Ort in einer Höhle zu verkriechen und nie wieder herauszukommen. Doch lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende... hieß es nicht so? Zack nahm also all seinen Mut zusammen und antwortete mit leiser, aber fester Stimme: „Dich.“ Eine unangenehme Stille folgte. Dies war der Moment, vor dem es ihm schon seit Monaten graute, und Zack hatte vieles erwartet – von einer finsteren Miene über ein enttäuschtes Kopfschütteln bis hin zu einem Lachen. Doch er hatte sicher nicht damit gerechnet, keine Reaktion zu bekommen. Der andere sah einfach weiterhin an ihm vorbei, als würde er ihn gar nicht wahrnehmen. „Angeal...?“, fragte Zack nach einer Weile unsicher und befeuchtete mit der Zunge nervös die Lippen. „Bitte sag was...“ Schließlich sah sein Mentor auf und erwiderte ruhig seinen Blick. „Kannst du das weiter ausführen?“, fragte er. „Was...?“ Der Junge sah ihn verwirrt an. „Was genau meinst du mit ‚dich’?“ Noch immer war Angeals Stimme ruhig und leise. „Ich...“ Zack schluckte und sah zu Boden, während er die schweißfeuchten Hände zu Fäusten ballte. „Alles“, entgegnete er schließlich, bevor sein Kopf wieder hochfuhr und seine Augen sich in die seines Mentors bohrten. „Ich will alles, Angeal... alles, was dich ausmacht“, sprudelte es aus ihm hervor. Der Damm war gebrochen und endlich konnte er den Gefühlen, die schon so lange in ihm tobten, Ausdruck verleihen. „Deinen Körper und deinen Geist. Ich will... ich will, dass du mir gehörst, und ich will ebenso dir gehören...“ Er wandte sich ab, er konnte die regungslose Miene des anderen nicht ertragen. „Ich weiß, du hältst mich noch für ein Kind“, fuhr er leise fort. „Für den gleichen, dummen Jungen, der ich damals war... und vielleicht bin ich es ja auch immer noch. Aber...“ Zack atmete tief durch, bevor er sich wieder umdrehte und Angeal ansah. „... ich liebe dich. Und ich will, dass du weißt, dass das nicht nur die Gefühle eines Kindes sind, sondern die eines Mannes, der die hiermit seine Liebe gesteht.“ Angeal sagte noch immer nichts und Zack hätte in diesem Moment alles für ein Loch im Boden gegeben, in das er hineinspringen konnte, denn die ganze Situation wurde immer unwirklicher. Vielleicht träumte er das alles ja auch nur... Oh, bitte, lass es nur ein Alptraum sein...! „Gott, das hier ist so verrückt...“ Der Junge barg leise lachend das Gesicht in der Hand. „Scheiße...“ „Zack.“ Mit klopfendem Herzen sah er wieder auf und seine Augen weiteten sich, als er bemerkte, dass Angeal vorgetreten war und nun direkt vor ihm stand. „Du willst also das hier...?“, fragte der andere leise und hob die rechte Hand, um sie an Zacks Wange zu legen. Der Junge schloss die Augen, während Angeals Daumen sacht über die weiche Haut streichelte, und nickte. „Und... das?“ Die andere Hand seines Mentors legte sich auf seine Schulter. Dort verharrte sie jedoch nicht lange, denn Angeals Finger geisterten bald weiter über sein Schlüsselbein und erreichten seinen Hals, von wo aus sie anschließend langsam seinen Nacken hinaufwanderten und ihn sanft zu kraulen begannen. „Ja...“, flüsterte Zack und legte den Kopf zur Seite. Scheiße, fühlte sich das gut an... Angeals Daumen strich ein weiteres Mal über seine Wange, dann ließ er die Hand sinken und legte sie um die Taille des Jungen, um ihn an sich zu ziehen. „Und was ist hiermit...?“, raunte er, bevor er ihn sacht auf Stirn, Augenlid und Wange küsste und Zacks Mund schließlich mit seinen Lippen verschloss. Dem Jungen entfloh ein leises Keuchen, dann schlang er die Arme um Angeals Nacken und erwiderte den Kuss mit einer Heftigkeit, als hinge sein Leben davon ab. Es hatte nichts mehr von der Sanftheit und Unschuld ihres ersten Kusses, sondern war das Resultat der Leidenschaft zweier Menschen, die schon viel zu lange auf diesen Augenblick gewartet hatten. Zack und Angeal begnügten sich nicht mit einem einfachen Kuss, sondern vertieften ihn bald und erkundeten die Mundhöhle des jeweils anderen, während sich ihre Zungen hingebungsvoll liebkosten. Die Welt hätte in diesem Moment untergehen können und sie hätten es nicht mitbekommen. Und wahrscheinlich wäre es ihnen in dem Augenblick auch scheißegal gewesen. Als sie sich nach einer gefühlten Ewigkeit – und doch viel zu früh, wie der Junge fand – wieder voneinander trennten, waren auch Angeals Wangen gerötet und der andere Mann nicht weniger atemlos, als er selbst. Mehr noch – Zack konnte spüren, dass sich die Leidenschaft ihres Kusses auch auf andere Regionen von Angeals Körper ausgewirkt hatte, und ein wohliger Schauer lief über seinen Rücken, als er spürte, wie etwas gegen seinen Oberschenkel drückte. „Da kann es jemand wohl kaum erwarten...“, meinte er neckend und wollte Angeal erneut küssen, als der sich plötzlich von ihm löste und sich ein paar Schritte von ihm wegbewegte. „Angeal...?“ Zack ließ die Arme sinken und sah seinen Mentor fragend an. „Was hast du...?“ „Das ist alles so falsch...“, murmelte Angeal und starrte auf seine Hände. Zack holte tief Luft. Er hatte damit gerechnet, dass der andere so etwas sagen würde, und sich fest vorgenommen, ihm alle Bedenken auszureden. „Nein, Angeal, das ist es nicht“, erwiderte er, und trat an ihn heran, doch nicht so nahe, dass sie sich erneut berührten. „Ich will das hier, verstehst du? Und du willst es doch auch... was also ist schlimm daran? Ich habe damit kein Problem, wirklich, ich bin alt genug...-!“ „Bist du das?“, unterbrach ihn der andere und sah ihm offen ins Gesicht. „Bist du alt genug, Zack, um genau zu wissen, dass du das wirklich willst? Um genau zu wissen, dass du alle Risiken auf dich nehmen willst, die diese Beziehung mit sich bringen wird? Und dass es dir das Herz brechen könnte, sollte ich eines Tages nicht mehr von einer Mission zurückkehren – was in unserem Job gar nicht mal so ungewöhnlich wäre? ... Bist du das wirklich?“ „Angeal...“, erwiderte der Junge mit erstickt klingender Stimme. Dann wischte er verärgert die Tränen weg, die in seinen Augenwinkeln brannten, und erwiderte: „Ich weiß es nicht... Ich weiß es wirklich nicht, okay...?“ Trotz seiner wachsenden Verzweiflung blieb sein Tonfall leidenschaftlich. „Aber was ich vorhin gesagt habe, habe ich ernst gemeint, also... können wir es nicht wenigstens versuchen? Denn auch, wenn dir mal etwas passieren sollte und der Schmerz mich vielleicht umbringen wird... ist mir das immer noch lieber, als es nie probiert zu haben.“ Angeal sah ihn lange an und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein“, erwiderte er mit fester Stimme. „Ich kann das einfach nicht tun... und ich werde das auch nicht tun. Ich bin immer noch dein Lehrer, und dabei sollte es bleiben.“ Jedes seiner Worte traf den Jungen wie eine Ohrfeige, und er war wie versteinert, als Angeal langsam an ihm vorbei und zum Ausgang ging. „Angeal... ... Angeal!“ Der ältere sah nicht zurück, als Zack seinen Namen rief, und verließ den Trainingsraum, ohne noch einmal innezuhalten. Der Junge sank gegen die Wand und rutschte langsam daran herab, während er mit regungslosem Gesicht die Tür anstarrte. *~*~* Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)