Stillstand von Ito-chan (Jubiläum Assoziatives Schreiben) ================================================================================ Kapitel 1: Stillstand --------------------- Hallo ihr alle! Diese Geschichte hat mir einiges abverlangt. Es beginnt damit, dass ich diese Idylle, dieses blau des Bildes (siehe Cover) zunächst einfach nur hübsch fand, dann anfing darüber nachzudenken, wer dieses Bild betrachten könnte und dann... Tja... seht selbst, aber erwartet nicht, dass Idylle gleichbedeutend mit schön ist, was meinen Teil betrifft. In diesem Sinne viel Freude beim Lesen. An dieser Stelle noch kurz eine Widmung: Diese OF ist für DJ, weil sie den Zirkel gegründet hat und mich somit dazu gebracht hat, mehr als ein Jahr lang, jeden Monat mindestens eine Geschichte zu verfassen. Eure Ito Ruhe. Nichts Anderes, als diese Ruhe. Absolute Stille in meinem Sein. Stillstand, ohne Fortdenken, ohne weiteren Verlauf. Ist es das, was ich will? Nein, eigentlich nicht, aber ich habe es. Warum eigentlich? Warum stehe ich nicht auf, gehe meinen Weg und lasse all diese Menschen, die mir DAS hier beschert haben hinter mir? Die einfache, wenngleich pathetische Antwort lautet: Ich kann es nicht. Ich kann nicht aufstehen und gehen und ich weiß, dass ich es nicht kann, da ich in einem Rollstuhl an die bittere Realität dieser verdammten Stille und Einsamkeit gefesselt bin! Hier ist niemand, außer dem Hausmädchen. Meine Eltern sind ständig unterwegs und ich bin gefangen in dieser gottverlassenen Einöde. Ich habe das alles mal geliebt, aber das war bevor ich hier nicht ohne fremde Hilfe, ohne Auto und Chauffeur wegkam. Meine Freunde kamen schon immer selten hier hoch, aber jetzt sehe ich sie gar nicht mehr, weil ich nicht zu ihnen fahren darf oder eher ich kann es nicht. Ich kann so vieles nicht. Ich kann mir weder ein Brot aus dem Brotkasten auf der Anrichte ganz hinten nehmen, noch komme ich an die Gläser im Schrank. Für alles benötige ich Hilfe und diese Hilfe stört mich schrecklich, weil ich früher alles alleine gemacht habe. Früher ist aber nun einmal nicht heute... Das wollte und will ich nicht einsehen. Ich wollte es schon nicht einsehen, als ich vier Meter in die Tiefe gestürzt bin und Glück hatte, dass ich im zwei Meter hohen Schnee gelandet bin. Wobei... Glück? Nein... Glück war es nicht, dass ich dabei auf einem schweren Eisklumpen aufkam und seitdem meine Beine nicht mehr spüre. Alles wäre besser, als dieses Leben, sogar der Tod. Ich schaue nach draußen und sehe den Berg, von dem ich gefallen bin, kann sogar die Stelle benennen. Ich war dumm und unverantwortlich, ja, aber das heißt doch nicht, dass ich dafür DIESE Strafe verdient habe, oder? Natürlich habe ich mir einen Spaß daraus gemacht da raus zu gehen und das weiß ich auch. Natürlich war es auch ein Spaß, als die anderen sagten, ich solle aufpassen, dass ich nicht abrutsche, weil die Anker nicht ganz fest waren. Ja, das alles hätte ich berücksichtigen sollen und ich war nicht wirklich vorsichtig, aber das weiß ich jetzt und jetzt sollte mir jemand endlich ein Zeichen geben. Ich will raus hier! Ich will diesen verdammten Stuhl verlassen und im Bergsee schwimmen! Ich will hier raus und den Berg raufklettern! Kann ich denn nicht sein, wie Heidis Klara? Ich weiß, Wunschtraum, aber ist es ein schlechter Wunschtraum? Ich bezweifle, dass es falsch ist, das zu träumen. Ich will meine Freunde wieder haben! Ich bin nicht eine von denen, mit denen ich jetzt zur Schule gehe. Natürlich sind sie alle gebildet, aber sie sind nicht normal, sitzen alle im Rollstuhl. Wie ich... und ich bin nicht normal, also sind sie es auch nicht! Aber ich war einst normal und ich will es wieder sein! Verdammt, wie kommt man nur runter vom Berg? Ich will so gerne runter in die Stadt und Shoppen gehen, vielleicht mit meinen Freundinnen beim Eiskaffee über die Kerle ratschen und dann wieder Heim kommen, um zu genießen, was ich habe. Verdammt, ich bin nicht wie diese Leute, die sich von Geburt an nicht bewegen können. Ich bin anders, als sie, genauso wie ich anders bin, als die Leute zu denen ich gehört habe! Ich will wieder in mein altes Leben zurück und kann es nicht, aber ein neues steht mir nicht offen, steht mir auch gar nicht zu! Also, was soll ich zur Hölle mit diesem verkorksten Leben anfangen? Wo soll ich noch hin? Sagt es mir doch! Ich bin nahe am Verzweifeln, liegt das an der Gefangenschaft in dieser Ruhe, die ich einst als Idylle empfunden habe? Vielleicht, aber ich weiß, dass der Tag Morgen genauso schlimm und eintönig wird und ich weiß nicht einmal mehr, was ich machen soll. Womit soll ich mich beschäftigen, wenn ich jetzt nicht mehr zu den Menschen gehöre, zu denen ich gehört habe? Wen soll ich anrufen? Sie sind alle so komisch zu mir, dass ich mich nicht traue jemanden anzurufen und mal zu hören, wie es ihm oder ihr geht. Ich will normal sein, aber keiner gibt mir die Chance... Dabei will ich genau das und nichts Anderes auf dieser Welt... sein wie alle anderen! Sein wie ich war. Ohne Stillstand, ohne diese Veränderung, ohne diese Strafe... Was also, soll ich jetzt tun, wenn ich das nicht mehr haben kann? Wäre ich damals gestorben, hätte das mein Leben wohl beendet und sie wären traurig gewesen, um dann zur Tagesordnung überzugehen. Das konnten sie jetzt nicht, haben es aber dennoch ein Stück weit getan, aber ohne mich. Ich bin nicht mehr erwünscht in meiner Welt, dabei bin ich immer noch ich selbst! Mein Charakter hat sich nicht verändert, nur meine Fähigkeit meine Beine zu benutzen ist weg... Also, wo ist das Problem? Was wollen sie nur damit erreichen mich anders zu behandeln, als vorher? ICH habe mich nur körperlich verändert, meine Seele ist die Selbe. Aber mein Körper wünscht sich nur eines: den Tod und kann ihn nicht haben... wäre ich doch nur beim Sturz gestorben, aber jetzt muss ich eben damit leben, was ich habe, auch wenn das hier nicht viel ist und auch, wenn es die Einöde ist, ich werde mich nicht verändern. Der Stillstand bleibt... und irgendwann dann gehe ich und der Stillstand bleibt hier... Was dann ist, weiß ich nicht, aber es wird sicher etwas aktiver sein, als das, was ich jetzt tue... Denn im Rollstuhl sitzen und sich bedienen lassen ist weiß Gott nicht besonders viel... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)