The Mask von Nurilia (True Love never dies) ================================================================================ Kapitel 10: 10. Kapitel ----------------------- 10. Kapitel Als ich aufwache spüre ich nur meinen dröhnenden Kopf. Die Schmerzen sind unerträglich. Am liebsten würde ich schreien und heulen vor Schmerz, aber irgendwie geht das nicht. Ich kann noch nicht mal meinen Kopf anheben. Ich schlage die Augen auf und sehe in Nigels Gesicht. Er hält mich im Arm. Er sieht abgekämpft und müde aus. „Hey Süße, wie geht’s dir?“, er lächelt müde. „Hrmm. Derbst scheiße. Mein Kopf...ahh“, er schließt mich fester in seine Arme. Das gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Nach dem was vorhin geschehen ist, zeigt er mir das ich doch noch irgendwo willkommen bin. „Es ist alles gut, das mit deinem Kopf wird schon wieder. Ich bin froh, dass du wach bist. Ich hatte schon Angst, dass du...“ er bricht ab. Er will den Gedanken wohl nicht zu ende führen. „Was? Wieso? Was ist passiert? Wie lange war ich weg?“ „Wie lange wissen wir nicht genau, hier drin ist leider keine Uhr“, erst jetzt merke ich, dass wir in der Folterkammer sind. „Aber ich schätze mal so zwei Tage. Erik hat uns vorhin was zu trinken gebracht, nicht viel, aber erstmal muss das wohl reichen. Und was passiert ist, weiß ich nicht genau, das musst du mir schon sagen. Ich weiß nur soviel, dass Erik vor zwei Tagen mit dir in den Armen hier reingekommen ist. Er sah traurig, verbittert, aus. Er ist direkt auf mich zugekommen. Hat sich zu mir runter gebeugt – ich saß auf dem Boden – und hat dich mir in die Arme gelegt, dann hat er mir noch 'Pass auf sie auf' zugeflüstert. Er hat sich erhoben, sich vor mir aufgebaut und sein Gesichtsausdruck hat sich drastisch verändert. Von Trauer auf Hass. Wahren Hass. Ohne jeden Grund hat er mir eine geballert und ist rausgegangen seitdem sitzen wir hier drin und haben nix zu essen, nur vorhin das bisschen Wasser.“ „Oh...Verdammt! Wo ist Christine?“ „Erik scheint die gefangen zu halten.“ „Wir müssen sie da raus holen! Du weißt nicht wie Erik sein kann, wenn er so drauf ist. Ich bin durch den halben Raum geflogen, weil er sauer war. Er hat eine ungeheure Kraft.“ „Ja, okay, aber wie kommen wir hier raus?“ „Vergesst es! Ich habe hier schoneinmal Tage drin verbracht und keinen Ausweg gefunden“, Raoul tritt aus einer der hinteren Ecken hervor. „Tjaha, du kennst Erik aber auch nicht. Einige seiner Mechanismen kenne ich bereits. Nigel? Welcher der Spiegel ist die Tür?“ „Der da“, er zeigt auf den Spiegel direkt vor uns. Ich versuche aufzustehen um den Spiegel zu untersuchen, aber ich bemerke, dass sich mein Kopf so schwer anfühlt, dass ich mich nicht erheben kann. Ich kann man meinen Kopf aber ein kleines Stückchen drehen und in den Spiegel sehen. An meiner Stirn befindet sich eine riesige Platzwunde. Der Stein hat mich wirklich genau an der Stirn getroffen. 'Erik, du....Ganz nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir.' Aber Erik hatte damals seine Maske auf. Ich hatte keine Maske, also habe ich die volle Wucht des Gewichts des Steins abbekommen. Ich drehe meinen Kopf wieder vorsichtig zu Nigel, dabei spüre ich höllische Schmerzen, die sich von meiner Stirn bis zu meinem Nacken ziehen. Er sieht mich besorgt an. „Ist alles klar bei dir?“ „Nicht wirklich. Ich...ahh...mein Kopf tut höllisch weh.“ „So sieht das auch aus. Vor ein paar Stunden hat es noch geblutet. Ich hatte Angst, dass du verblutest.“ „Naja, jetzt ist ja alles in ...argh...Ordnung. Kannst du mal zu dem Spiegel gehen? Ich kann nicht aufstehen, aber ich glaub ich weiß, wie wir ihn öffnen können.“ „Nein! Ich bleibe jetzt lieber hier, bei dir. Das würde jetzt eh nichts bringen. Soll ich gegen Erik kämpfen, während ich dich im Arm halte? Dann bringt er uns noch beide um!“ „Na gut...“ Also liege ich noch bestimmt sechs Stunden einfach in Nigels Armen. Irgendwann setzt sich Raoul zu uns und es vergehen weitere Stunden bis ich mich entschließe aufzustehen. Mein Kopf brummt noch ein wenig, aber es geht mir eigentlich ganz gut. Ich suche in der linken unteren Ecke des Spiegels nach einem Schalter und... ...ich finde ihn. Es rattert kurz, dann bewegt sich der Spiegel, wahrscheinlich durch einen Seilzug, nach oben. Ich grinse zu den Jungs rüber. Raoul sieht mich verdattert an. „Wärest du doch vor zwei Monaten schon hiergewesen...“, flüstert er, mehr zu sich selbst. „Bravo, Schatz“ Nigel stürmt auf mich zu und hebt mich hoch, wirbelt einmal mit mir im Kreis, küsst mich flüchtig auf die Stirn und setzt mich wieder ab. Ich kichere ein wenig, dann werde ich aber wieder ernst, denn wir müssen ja noch Christine suchen und befreien. Ich kann mir denken, wo er sie hingebracht oder, besser gesagt, wo er sie gelassen hat. In seinem Schlafzimmer waren wir vorhin, also warum sollten sie woanders sein? „Ihr müsst jetzt echt leise sein. Ich kümmere mich um Erik und ihr bringt Christine hier weg. Ihr geht den Weg zurück, den wir gekommen sind. Ich komme dann nach“, ich flüstere, damit wir den Überraschungsmoment auf unserer Seite haben, wenn wir ins Schlafzimmer stürmen. „Gut.“ „Gut“, die beiden antworten wie aus einem Munde. Langsam und leise schleichen wir uns zur Tür des Schlafzimmers, ich voran und die beiden Jungs hinterher. Ich lege mein rechtes Ohr an die Tür und lausche. „Christine! Wie lange willst du Erik noch leiden lassen? Erik muss alle umbringen, wenn du diesmal wieder ablehnst“, seine Stimmt klingt als würde er mit einem kleinen Kind reden, aber in seinem Unterton hört man die fürchterliche Wut. Leise öffne ich die Tür und sehe, dass Erik mit dem Rücken zu uns steht. Er scheint uns also nicht gehört zu haben. Ich gebe Christine, die uns entdeckt hat, ein Zeichen uns nicht zu verraten und sie wendet den Blick ab. Ich zeige den Jungs, dass sie um das Bett herum zu Christine schleichen sollen. Langsam schleiche ich mich näher an Erik heran, bis ich ihn mit einem einzigen Sprung erreichen könnte und genau diesen Sprung wage ich. Ich stoße mich vom Boden ab und fliege auf ihn zu. Er bemerkt immer noch nichts. Erst als meine Arme schon seinen Hals umklammern und er bäuchlings auf dem Boden liegt, bemerkt er, dass wir hier sind. „Was zum...“, flucht er noch, bevor er sich mit einer schnellen, unerwarteten Bewegung umdreht und mir genau ins Gesicht schaut, sein Blick ist dermaßen verdattert, dass ich leicht grinsen muss. „Los, nehmt Christine und haut ab!“, schreie ich Nigel zu, schaue zu ihnen rüber und sie tuen was ich sage. Wenige Sekunden später bin ich allein mit Erik. Ich drehe mich wieder zu Erik, habe aber nicht erwartet, dass er den Kopf gehoben hat und sein Gesicht jetzt ganz nah an meinem ist. Ohne es zu wollen küsse ich ihn. Einfach weil ich meinen Kopf zu ihm gedreht habe. Wie oft haben wir uns jetzt schon geküsst? Erst zweimal richtig, denk ich. Dieser Kuss ist anders als alle zuvor. Die ganze Wut und Trauer, die in mir ist, der Schmerz, alles verpufft in diesem Moment. Es ist einfach wieder unglaublich schön ihn bei mir zu haben. Zu spüren, dass ich ihm doch nicht egal bin, dass er mich doch nicht hasst. Ich sehe ihm in die Augen und er scheint genauso glücklich zu sein wie ich. Seine wunderschönen blauen Augen leuchten wie nie zuvor und Tränen steigen in ihnen auf. Ich schließe die Augen und setze all das Gefühl in den Kuss, das ich ihm schon längst hätte zeigen sollen. Ich bin so in den Kuss vertieft, dass ich kaum wahrnehme, wie Erik sich versteift. Seine starken Hände packen mich an den Schultern und wieder fliege ich durch den halben Raum. Doch diesmal lande ich mit dem Kopf zuerst und spüre den stechenden, unerträglich Schmerz in meinem Nacken. „Ahhhhh...“, diesen Schrei kann ich bei bestem Willen nicht unterdrücken und höre wie schmerzverzehrt er klingt. Ich bewege vorsichtig meinen Kopf, aber es funktioniert noch alles und der Schmerz lässt so schnell wieder nach, wie er gekommen ist. Ich stehe auf und sehe zu Erik. Er steht da und grinst. Er grinst. „Bist du jetzt total durchgedreht? Ich hätte gegen irgendeinen Stein knallen können und tot sein! Tot! Verstehst du? T-O-T“, er grinst immer noch und macht mich damit nur noch wütender. „Hör endlich auf so scheiße zu grinsen! Das ist nicht lustig! ERIK!! Was ist denn jetzt wieder los mit dir? Vergiss SIE endlich! Sie wird niemals was mit dir anfangen! Nie! Der einzige Mensch der jemals zu dir halten würde, wäre ich, aber ich glaube das war eine falsche Entscheidung!“ „Nie sagst du? Das glaubst auch nur du“, er lacht eines dieser Bösewichte-Lachen. „Christine ist mein und das weiß dieser Graf und wenn Erik sie beanspruchen würde, dann würde er ganz schnell das Feld räumen. Und was dich betrifft“, mit nur wenigen Schritten kommt er auf mich zu. „Vielleicht würdest du zu Erik halten, vielleicht, aber das kann Erik dir ja nicht verübeln. Erik weiß, dass man sich einfach nur in ihn verlieben kann. Aber Erik will dich nicht! Erik hasst dich!“, diesmal steht er ganz dicht vor mir. „Aber...“, mehr kann ich nicht erwidern, denn wieder hebt Erik die rechte Hand und lässt sie schnell – so schnell, dass ich nicht reagieren kann – gegen meine Wange sausen. Doch diesmal ist der Schmerz stärker als zuvor, durch die Verletzung an meiner Stirn und in meinem Nacken. Ich sinke auf dem Boden zusammen und merke, wie mir dicke Tränen über die Wangen laufen. Ich sehe zu Erik auf und kann beobachten wie sich seine Mimik verändert. Wieder scheint das böse in ihn besiegt und der wahre Erik kommt wieder zum Vorschein. „Oh, Nicky“, er hockt vor mir und nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Nicky, er tut mir so leid. Ich hatte keine Kontrolle über mich. Ich weiß nicht wie das passieren konnte. Es tut mir sooo leid. Bitte verzeih mir. Sobald ich Christine sehe habe ich keine Kontrolle über meine Gesten, beziehungsweise einfach über mich selbst. Ich kann nicht steuern was ich sage oder tue. Aber jetzt weiß ich, wie ich die Kontrolle behalten kann. Wirklich! Ich muss einfach nur an dich denken. Christine ist mir völlig egal. Sie ist einfach eine gute Sängerin, sonst nichts. Ich habe keinerlei Gefühle mehr für sie. Ich liebe dich! Nur dich! Bitte verzeih mir. Ich...“, ich lege Erik einen Finger auf den Mund. Immer noch laufen mir die Tränen über die Wangen. „Schscht. Erik sei mal bitte kurz ruhig“, er nickt. „Ich verzeih dir, aber ich glaube nicht, dass du dich unter Kontrolle hast. Ich hatte es gehofft, aber ich weiß jetzt, dass es nicht so ist. Du wirst dich nie unter Kontrolle haben. Aber glaub mir, es fällt mir schwer, dich loszulassen. Ich liebe dich! Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, aber du kannst Christine einfach nicht vergessen und sobald sie in deiner Nähe ist, drehst du durch. Ich kann das einfach nicht. Es tut mir so weh zu gehen, aber ich muss....“, diesmal unterbricht er mich. „Nicky, sag sowas nicht! Bitte...Du kannst nicht gehen. Du bist mein Leben“, er unterbricht sich selbst. Er kann einfach nichts mehr sagen. Er bricht zusammen, er sinkt auf die Knie und weint, das Gesicht in die Hände vergraben. „Nicky, ich liebe dich. Ich will dich nie verlieren. Ich will nur dich!“ Immer wieder werden seine Worte durch ein Schluchzen verstärkt. Auch ich beginne wieder zu weinen, aber ich weiß einfach, dass es nicht glatt gehen würde. „Erik, ich liebe dich und das werde ich immer tuen, aber ich gehe jetzt!“ Er sieht zu mir auf. Er nimmt die Maske ab. „Ich kann und will dich nicht zwingen zu bleiben, aber wie wäre es mit einem allerletzen Kuss?“ „Nein, lieber nicht. Ich weiß, dass ich dann nicht gehen kann.“ „G-g-g-g-g-gut“, er schluchzt wieder, aber scheint wirklich nicht zu wollen, dass ich gehe, aber will mich wohl auch nicht unnötig überreden. Ich streiche ihm übers Gesicht, vorsichtig, aber ich bin froh, dass er die Maske abgenommen hat, denn so wirkt er für mich mehr wie ein verletzlicher Mensch und er wirkt auf mich wie Erik, nicht wie das Phantom. Ich stehe auf, streiche ihm solange wie möglich über das Gesicht, dann gehe ich. Für immer? Ich höre, Erik noch singen: ♪ „Du hast Licht in meine Welt gebracht. So stirbt mein Lied und die Musik der Nacht!“ ♪ Ich höre einen der Spiegel zerbrechen. Will aber nicht zurückgehen umnachzusehen ob er noch lebt, weil ich sonst nie wieder gehen könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)