Smells like ... von Himi_und_Nami (Aoi x Uruha) ================================================================================ Prolog: Prelude --------------- *schnüff*schnüff* Uruha war unheimlich irritiert! *schnüff*schnüff* Mann, was sollte das denn ...? Seit der Mittagspause schnüffelte Aoi schon mehr oder minder auffällig an ihm herum ... *schnüff*schnüff* Schon wieder. Und er rannte ihm nach. Immer wieder kam er nahe an ihn heran, streckte die olfaktorisch versierte Nase nach ihm aus. Und ... *schnüff*schnüff* Mann! „Aoi?“ Besagter stolperte über ein Kabel im Proberaum, gerade als Uruha sich zu ihm umdrehte. Die beiden knallten zusammen. Aoi ließ sich einfach vom anderen auffangen. Legte nach dem ersten Schreck einfach die süße Nase an Uruhas Hals ... *schnüff*schnüff* „Efft eis chs!“ (Frei übersetzt: Jetzt weiß ichs!) „Was weißt du ...? Aoi, was ist denn los? Die ganze Zeit schon bist du so ... Aoi ...?“ *schnüff*schnüff* „Aoi!“ Uruha wusste nicht, was er von all dem halten sollte... Aoi hob seinen Kopf wieder an. Er schaute ... äh ... unbeschreiblich. Ein teuflisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Seine Augen funkelten. Uruha lief es kalt den Rücken herunter. Welche Hintergedanken hatte sein Freund denn nun geschmiedet? Sein Grinsen wuchs und wuchs in die Breite. Uruhas Herz beschleunigte. Aoi schüttelte suffisant den Kopf, wie: ‚Uruha~, Uruha~, das hätte ich nicht erwartet ...’ Das wiederum verunsicherte den anderen nur noch mehr. Auch Reita, Ruki und Kai schauten schon total verdutzt. Der Dunkelhaarige strahlte immer noch wie ein Lausbube, der was Ungeheures entdeckt hatte. „Machen wir weiter?“ Aois Blick schickte einen Blitz durch Kais schmalen Körper. „H-hai“, sagte er baff. „A ... lso auf vier, eins und zwei und drei und Einsatz!“ Der Achteltakt wollte gar nicht so recht auf Uruhas Finger übergehen. Er schien immer ein wenig hinter den anderen herzuhängen. Das war Aois Schuld, eindeutig! Das durfte doch nicht war sein! Immer wenn er zum anderen hinüber schaute, bekam er dieses freche - zugegebenermaßen umwerfende - Lächeln zurück, dass ihn aus der Bahn warf. ... einfach so ... Was Aoi wohl über ihn dachte? Welche verkorksten Gedanken hatte er, wenn er so anzüglich grinste? Auch nach der Probe, besserte es sich nicht, im Gegenteil. Jedes Mal wenn Aoi am anderen vorbei ging, dann warf er ihm ungezogne Blicke zu. Nun ertappte sich der Kupferblonde sogar dabei rot zu werden. Himmel, Tremolo und Swirn! „Aoi, jetzt sag mir endlich, was los ist ... Mann! Aoi!“ Er bekam nur ein giggelndes Lachen zu hören. Im gleichen Moment plusterten sich Uruhas Wangen auf. Wieder musste der Rhythmusgitarrist lachen. „Aoi ...!“ Ein feisteres Lächeln als vorher war geboren. Aoi kam auf seinen Freund zu. Er schnappte sich seinen Arm und zog ihn nahe zu sich heran. „Ao ...“, dann hielt der Kupferblonde inne. Wie war sein Freund ihm so schnell so unbeschreiblich nahe gekommen, dass er dessen Atem schon im Ohr spürte? Das war irgendwie ... ungewohnt ... Uruha versank für einen Moment in einem kribbelnden Gefühl. Die Zeit war einfach stehen geblieben. Und ... *schnüff*schnüff*~ „>>>AOI!!<<< JETZT HÖR ENDLICH AUF MIT DEM SCHEISS!!“ Wieder nichts als ein Kichern ... „Was ist los...? Was ist denn?“ Kurz schaute der gepiercte junge Mann den anderen hungrig und interessiert an, bis Uruha wieder Aois Mund an seinem Ohrläppchen spürte. Sein Blick verschleierte leicht. „Was ist denn ... Bitte sag’s mir ...“ „Hihi ... du ... riechst nach Sex ...“ ~~~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Kapitel 1: Spanner ------------------ Uruha wurde mit einem Mal feuerrot. Es schien, als würden sich die aufgestellten Haare noch ein wenig weiter der Schwerkraft trotzen, die Augen teetassengroß und glänzend. „Www-Was ...?“ Als Antwort kam wieder nur ein Schlafzimmerblick. Angeregt biss sich Aoi auf die vollen Lippen. „Hai“, hauchte er dann. Uruha bekam eine Gänsehaut. „Aber ... aber? Wie r-riecht man denn nach ...“ Den Rest flüsterte er nur noch verlegen hinter hervorgehaltner Hand. „... Sex?“ „Na ja...“, machte Aoi in undefiniertem, verspielten Tonfall. „Du riechst nach ... Schweiß ... Körpertalg ... und ... Sperma ...“ Uruha war sprachlos ... Einfach überfahren und in den nächsten Fluss geworfen, ohne Rettungsring ... Umgehauen von der Direktheit, die den Worten seines Gitarrenpartners inne wohnte. Wie konnte er so etwas nur aussprechen? „Komm schon, gib’s zu ... Du ... hattest in der Mittagspause Spaß ...~“ Leicht lasziv knabberte Aoi auf dem Fingernagel und funkelte ihn erwartungsvoll an. Uruha schluckte. Was passierte, wenn er ihm widersprach? Dann würde der Ältere weiter nachhaken und sich erkundigen, was er denn gemacht habe. Stochern und nicht nachgeben. Selbst wenn er ihn hinhalten könnte, morgen oder übermorgen ginge es weiter damit. Doch was passierte, wenn er es zugab? Wurde er dann in Ruhe gelassen? Oder würde dann nach dem wie nachgefragt werden? Und wo und vor allem: mit wem? „Und wenn ich’s zugäbe? Was hilft dir das dann?“ „Ach, komm schon“, ließ Aoi seine Stimme spielen. „Wir können doch darüber reden, wenn du dich amüsiert hast ... Ich hab gehört, manche Freunde machen das so.“ Aoi lachte lieblich auf. Uruha seufzte tief und äußerst theatralisch, stemmte die Hände in die Seiten und sah an die Decke. Mit verdrehenden Augen sah er dann zurück in Aois strahlenden Blick, der ihn so unverhohlen musterte, dass eine Gänsehaut sich über seinen Rücken schlich. „Also gut.“ „Ja?“, hakte er freudig nach. „Ja“, stöhnte der Jüngere entnervt und bekam hochrote Wangen. „Ich hatte Spaß und ich habe mich amüsiert. Bist du jetzt befriedigt?“ Aoi wippte mit den Augenbrauen und schloss genüsslich die Augen, etliche Sekunden war es still um sie herum, in denen Uruha hin und her wippte, weil er auf eine Antwort wartete. Langsam wurde er unruhig, denn es kam auch die nächsten Sekunden keine. Der Kupferblonde beugte sich etwas vor, um zu überprüfen, ob sein Gegenüber womöglich im Stehen eingeschlafen sei, der verträumt vor sich hinlächelte. Gerade in diesem Augenblick begegnete ihm ein Blick, den er nicht erwartet hatte: Schwarz glänzend und erregt leuchteten ihm diese Augen entgegen. „Für den Moment ... ja.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und stolzierte grinsend aus dem Raum. Zurück ließ er einen perplexen Uruha, der sich etwas verwirrt und – in Stich gelassen fühlte. Was war das denn eben gewesen? Schnell folgte er dem älteren Gitarristen in den Flur, doch der war verschwunden. Da lockte er ihm schon so ein Geheimnis von den Lippen – ein zugegeben etwas peinliches Geheimnis – und dann haute er auch noch einfach so ab. Die Zeit war um. Er sah auf die Uhr, die am Flurende hing. Feierabend. Und was erwartete ihn zu Hause? Eine warme Dusche und sein kuscheliges Bett. Zusammen mit dem Fragenkomplex, der sich um Aoi drehte ... und den Duft nach Sex. ~~~~~ Dieser Geruch war einfach zu köstlich gewesen gepaart mit Uruhas Blick, der eindeutig gezeigt hatte: ‚Ich bin gekommen – und es war Wahnsinn!’ Diese leuchtenden braunen Augen, die immer noch eine Spur dunkler gewesen waren als normal. Dieser Duft, der an seinem Körper geklebt hatte ... Aoi biss sich auf die Unterlippe und seufzte angetan von der Erinnerung laut auf. Was er wohl gerade tat? Ob er sich einen entspannten Feierabend gönnte? Aoi konnte nicht von sich behaupten, dass er gerade nicht an Sex dachte ... dass er nicht daran dachte, mit wem sich Uruha wie beschäftigen könnte? Wer sie wohl war? Und wo hatte er sie kennen gelernt? Hatte sie denn in ihrer Mittagspause, so viel Zeit, um in die PS-Company zu kommen? Oder ... lag es gar daran, dass sie in der PS-Company arbeitete? Wer könnte es sein ...? Ein Lachen erhob sich aus seinem Mund. Dieser Gedanke war unsinnig, das erkannte er, sobald sich dieser in sein Gehirn eingeschlichen hatte. Uruha würde nie mit einem Mann Sex haben! Dafür war er nicht der Typ, so dachte zumindest Aoi. Oder er unterlag einem Fall von SMSM: Straight Men who have Sex with Men, wenn ein vollkommener Heteromann dazu kam, doch mit einem anderen Kerl zu schlafen. Gehörte Uruha womöglich zu dieser Sorte? Aoi setzte sich auf, als es in seinem Kopf ein eindeutiges –klick– machte. Er musste mit ihm reden, unbedingt, sehr unbedingt! Er könnte nicht bis zum nächsten Arbeitstag warten, um zu erfahren, was in der Mittagspause geschehen war – also blieb ihm nur eine Möglichkeit. Er musste zu Uruha fahren und ihn zur Rede stellen, koste es, was es wolle! Etwa eine halbe Stunde später stand er vor Uruhas Wohnungstür vor verschlossenen Tatsachen. Sprich: Niemand machte ihm auf. War niemand zu Hause? Unten in der Tiefgarage stand doch das Auto des Leadgitarristen. Etwas hinterhältig grinsend fischte er nach seinem eigenen Schlüsselbund, an dem praktischerweise auch der Wohnungsschlüssel von seinem Partner hing. Vor Jahren schon hatten sie Schlüssel getauscht, um im Notfall immer vor Ort sein zu können. Zugegeben, dies hier war kein Notfall, nicht im gewöhnlichen Sinne, aber Aoi hatte es nötig genug, um dafür diesen Schlüssel zu benutzen. Kurzerhand steckte er das Stück Metall ins Schloss, drehte es herum und schon sprang die Tür auf. Der Flur war dunkel, doch er konnte genug sehen, um zu erkennen, dass Uruha anscheinend da war, denn seine Schuhe standen am Eingang etwas unordentlich übereinander liegend. Auch er schlüpfte schnell und leise aus seinen Tretern – warum eigentlich leise? Er wollte doch mit Uruha reden und ihn nicht erschrecken. In der Küche war er jedenfalls nicht. Die Sonne schien noch gerade so ins Fenster und bestrahlte das Geschirr, das im Abtropfer stand. Daneben lag noch ein Gedeck, das wohl noch vor Kurzem benutzt worden war. Im Wohnzimmer war auch niemand, nicht mal der Fernseher lief. Im kleinen Probenraum, den Uruha eingerichtet hatte, war es auch still. Ein Geräusch ließ Aoi zusammenzucken. Wo war das hergekommen? Und was war es gewesen? Egal ... Das Bad war auch leer. Langsam wurde es ... langweilig? Die Spiegel waren beschlagen, also hatte Uruha geduscht! Ha! Eine Erkenntnis! Und es blieb nur noch ein Raum übrig: Das Schlafzimmer ... Der Tür zu diesem Raum war nur angelehnt, so dass Aoi neugierig wie er war, durch den schmalen Spalt lugte. Die Jalousien waren heruntergelassen, die Sonne schien nur durch die Spalten hindurch. Kleine Staubpartikel wirbelten im Zimmer umher, ein kleines Spiel aus Bewegung und Licht. Ein unterdrücktes Stöhnen zog die Aufmerksamkeit nach links auf sich. Einen kleinen Moment lang keimte die Hoffnung in Aoi auf, dass er jetzt herausfinden könnte, mit wem Uruha seine Spielchen trieb. Einen noch kleineren Moment fiel ihm ein, dass er sich jetzt zurückziehen sollte, weil er hier gerade in die Intimsphäre seines Freundes eindrang. Doch das war schnell vorbei. Nur ab und zu blinzelten die verschleierten, braunen Augen an die Decke, während sich aus den vollen, leicht angeschwollenen Lippen immer wieder ein Stöhnen oder Keuchen rang. Eine Hand griff über den Kopf nach den schwarzen Metallverstrebungen am Futonbett, um sich daran festzuhalten, die zweite wanderte hektisch, offensichtlich zielstrebig über den weißen Körper, der noch teilweise in den Frotteebademantel eingehüllt war. Aoi hörte ein Seufzen und konnte den Blick nicht abwenden, als sich diese Hand geschickt um die Erregung schloss, die so dringend Zuwendung benötigte. Sie bewegte sich auf und ab, neckte die Spitze, bis sich wieder ein Stöhnen aus den offenstehenden Lippen drängte. Die verboten langen, schönen Beine stemmten sich in die Matratze, hoben so das Becken an, dass Aoi schwer schlucken musste. So etwas hatte er noch nicht erlebt ... einen Mann, einen ihm bekannten Mann, seinen besten Freund ... Uruha so zu sehen war etwas Unerwartetes, auf das er nicht sofort reagieren konnte. Nicht richtig reagieren konnte. Dass ihn diese Bewegungen, dieses Seufzen erregte, konnte keine richtige Reaktion sein ... oder? Hitzig wurde der Knoten des Mantels gelöst, um den Stoff sich von den Schultern zu streifen, bäumte sich der Körper auf, ehe er sich nicht minder heiß zurück in die Laken drückte. Wieder wanderte die eine Hand bewusst zwischen die Beine des Liegenden, doch die zweite huschte über den wachen Leib. Schlanke Finger zupften beinahe grob an den aufstehenden Brustknospen, strichen über die Seiten des Oberkörpers hinweg, derweil das Stöhnen und Seufzen immer lauter und auch unstetiger wurde. Uruha warf seinen Kopf irgendwann hin und her, kleine Wassertropfen flogen aus den nassen Strähnen, reflektierten das Sonnenlicht wie ein Prisma. Der Jüngere wölbte den Rücken nach oben und öffnete seine Augen, erkannte Aoi in seiner Tür und presste die Lider wieder zusammen, als er sich in seine eigene Hand ergoss – und Aoi war sich sicher, kein Mann sah auf dem Höhepunkt der Ekstase schöner aus als der kupferblonde Gitarrist, der nun zitternd vor ihm lag. Aoi stand wie versteinert da und rührte sich nicht. Auch Uruha brauchte einen Moment, um wieder vollends zu sich zu kommen. Er war erschöpft. Doch dann beugte er sich nach einer kleinen Weile geschmeidig auf, blinzelte verlegen in die Sonne. Er schnappte sich das Handtuch auf dem Boden, mit dem er zuvor seine Haare getrocknet hatte und es dann hatte einfach achtlos fallen lassen. Damit wischte er sich die Hand sauber, als wäre das Spektakel Gewohnheit gewesen. Er legte sich auch den Bademantel wieder um. So wie er halb im Anziehen war, schaute er noch einmal zu Tür. Und wurde kreidebleich. Aoi schaute ihn immer noch fixierend an. Erst jetzt schien der Kupferblonde zu begreifen, dass er sich seinen Freund nicht nur eingebildet hatte. „A ... oi?“ Wie ein Karpfen an Land sperrte er den Mund auf, beobachtete entsetzt, wie der Blick seines Freundes auf den Boden segelte. „Ich ... Gomen“, sagte dieser nur völlig überfordert mit der Situation und seinem eigenen Peinlichkeitsgefühl. Er hatte gerade seinen besten Freund bei der Selbstbefriedigung bespannt. Er hätte wegsehen können oder zumindest die Augen schließen, aber er hatte es nicht getan. Er hatte nicht wegsehen können. Nach ein paar Sekunden, in denen keiner der beiden etwas gesagt hatte, kam er halbwegs zu sich, machte ein paar Schritte rückwärts, eine Halbdrehung zum Ausgang der Wohnung – er wollte gehen. Doch als er im Vorflur ankam, hörte er das patschende Geräusch von nackten Füßen auf den marmorisierten Fliesen hinter sich. „Aoi, warte!“ Der Angesprochne blieb stehen, drehte sich aber nicht wieder um. Sein Gesicht war immer noch glühendrot und heiß. „Wie ... wie bist du ...“ Uruha schaute nur erschrocken, als er das Klappern eines Schlüsselbundes hörte. Ihm hätte eigentlich sofort klar sein müssen, dass Aoi einfach aufgeschlossen hatte und so in seine Wohnung gelangt war. Wie auch sonst? Aber noch erschrockener schaute er als er den kleinen silbernen Schlüssel sah, den Aoi vom Bund abgetüdelt hatte. Er legte ihn auf die Kommode. „Es tut mir Leid, dass ich dich bespannt habe. Du warst ... einfach zu ... faszinierend“, gab er zu. „Ich habe dein Vertrauen wohl nicht verdient. Und außerdem will ich mich auch für meine Frechheit von heute Nachmittag entschuldigen – das war kindisch von mir ... na ja, wohl eher pubertäres Verhalten – ich dachte eigentlich, ich sei erwachsen, aber ... Entschuldige, bitte.“ Wieder setzte er zum Gehen an. „Geh nicht ...“, hauchte Uruha leise und hielt seinen Freund damit erneut auf. „Dass du mich beobachtet hast, ist nicht so wild, und wenn ... es dich ... fasziniert hat, dann ... fühle ich mich sogar geschmeichelt“, gestand er dem anderen ein. Er legte die Hand auf Aois Schulter. Dieser seufzte. „Es ist mir nur peinlich, weißt du?! Ich ...“, sagte Aoi dann noch und unterbrach, er sah den anderen an, indem er den Kopf zur Seite drehte, dabei fiel sein Blick auf die Hand des anderen. „Ich...hm? Was ist das eigentlich?“ Er hatte etwas an Uruhas Finger bemerkt, schon vorhin. - Ein Ring, etwas größer als normal, mit einem kleinen Schalter. Uruha sah nun auch darauf. Dann zog er die Hand blitzschnell weg. Versteckte sie hinter seinem Rücken. „Ach nichts, das ist nichts ...“ Sofort drehte Aoi sich wieder zu ihm um. „Doch! Was ist das für ein Ring?“, wollte er mit leicht schelmischem Grinsen wissen. „Zeig doch mal!“ „Das ist nichts ...“ Aoi schien wieder zu alter Form aufzulaufen. Und Uruhas Wangen leuchteten wieder intensiver rot. Er versuchte sich davonzustehlen. „Ähm ... was hältst du davon, wenn ich ins Bad gehe und mir was Ordentliches anziehe und du setzt dich in der Zwischenzeit ins Wohnzimmer und trinkst was, hai?“ (Und vergisst dann hoffentlich, was du gesehen hast, dachte er noch, aber das hätte er natürlich nie ausgesprochen ...) „Kann ich gerne machen, aber zu erst sagst du mir, was das an deiner Hand ist, hai?“, grinste sein Bandkollege schräg. „Naaaaaeeeiiiin~?“ „Doooooooooch~“ Aoi tat ein paar Schritte auf den anderen zu und drängte ihn die kleine Stufe wieder hinauf, weswegen Uruha fast stolperte und er ihn am Kragen festhalten musste. Der Kupferblonde tänzelte weiter rückwärts, Aoi folgte, ihn immer noch festhaltend. „Komm schon, raus damit ...~“, bettelte er dreist und schob den anderen an die Wand am Ende des Flures. „Nein, sag ich nicht ...“ „Och, bitte~“ Er drückte den hübschen Leadgitarristen fest an die schicke Holzvertäfelung hinter sich, so dass er zwischen ihm und ihr eingeklemmt war und versuchte eifrig hinter den anderen zu greifen, um dessen Hand zu erhaschen. Dabei klaffte unerwartet Uruhas Bademantel auf, dessen Knoten sich gelöst hatte. „Ähm, Aoi ... mein ...“ Der Dunkelhaarige kam seinem Freund fast unanständig nahe, legte den Kopf auf dessen Schulter, um an dessen Rücken hinunterschauen zu können, in der Hoffnung, einen Blick auf den Ring werfen zu können, von dem er vermutete, dass es sich um ein Sextoy handelte. Uruhas Röte stieg noch einmal um ein paar hundert Grade an. Er spürte Aoi an sich ... zu nahe ... und er war ... „A ... oi?“ „Hai~“, quengelte der andere weil er den Hals zu weit reckte. „Bist ... du ... erregt?“ Beide Männer hielten inne. „Was?“ Es entstand wieder Platz zwischen ihnen. Verdutzt schaute er Ältere an sich herunter, Uruhas Blick klappte gleich mit auf die Hose des anderen. „Oh“, machte Aoi nur. Beide schauten sich wieder unsicher an. Die Augen des Rhythmusgitarristen flohen schließlich zur Seite. „Ist das noch von vorhin ...?“ „Scheint so ...“ Die Peinlichkeit kannte keine Grenzen mehr. Aoi wünschte sich auf der Stelle ein rettendes Loch im Boden, in das er sich stürzen konnte, um auf der Stelle zu verschwinden. „Aber ... aber das geht dich überhaupt nichts an, klar?!“, maulte er ... und drehte sich wieder, mit Gang schnurstracks auf die Tür gerichtet. „Also wenn du wegen mir erregt bist, dann geht mich das wohl was an!“, gackerte Uruha wie ein aufgebrachtes Huhn. „Mir egal, ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe!“, gackerte Aoi zurück. „Aoi~ ... Bist du sicher, dass du so vor die Tür gehen willst ...?“ Aoi blieb stehen (im wahrsten Sinne des Wortes ...), nochmals schaute er an sich herunter. „Verdammt!", fluchte er spitz und seufzte. Uruha sah nur, wie sein Bandkollege den ‚Anou’-Finger hob, gefolgt von einem spitzen: ‚Ich bin gleich wieder da!“ Mit einer fließenden Bewegung verschwand der Dunkelhaarige im Badezimmer, zog die Tür hinter sich zu. Uruha wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, aber ihn packte die Neugier. Vorsichtig ging er auf den Eingang zu, die Hand fast am Türknauf, er begann zu zittern. Theoretisch hätte er sich jetzt für Aois Spannen revanchieren können. Die Vorstellung, Aoi beim ... Ratsch – abgeschlossen. ~~~~~ Das kalte Wasser auf der Haut war sehr angenehm. Seit drei Tagen hatten Aoi und Uruha nicht über diese Sache geredet, nicht mal ansatzweise. Sie hatten sich verhalten wie immer – zumindest dachte Uruha das. Er dachte es, bis er eben in die Toilettenräume der PSC kam, um sich die Hände zu waschen, die mit Saitenreinigungsmittel benetzt waren. Ganz in Gedanken versunken, hörte er nichts um sich herum, erst das Ratschen eines Kabinenschlosses holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er schaute auf in den Spiegel, erblickte die Türen hinter sich, von denen sich eine plötzlich öffnete. Uruhas Augen wurden groß, als plötzlich eine Frau hinter ihr auftauchte. Uruha kannte sie nur vom Sehen her. Sie war ... na ja ... zerzaust und glücklich. Ihr Gesicht glühte rosig und sie war dabei, sich die Bluse zu richten. Geschickt schob sie ihren hochgerutschten Rock zurecht. Mit verschleierten Blick entdeckte sie Uruha, der sich zu ihr umgedreht hatte. Sie kicherte verlegen und funkelte ihn an. Dann schwebte sie an ihm vorbei. Im Ausgang warf sie ihm noch ein Lächeln zu, bevor sie erneut kichernd verschwand, nachdem Uruha halb kopfschüttelnd und megasüß zurückgelächelt hatte. Er drehte den Kopf, der immer noch hin und her wiegte wieder zum Spiegel und zuckte mit den Schultern. Was sie wohl allein auf dem Herrenklo gemacht hatte? Tse, tse ... Dann zuckte er erneut zusammen, als die Kabinentür sich erneut öffnete. Wieder wuchs die Verwunderung in Uruhas Gesicht und wurde noch größer, als plötzlich Aoi hinter ihm auftauchte. Sein Mund klappte einen Moment ungehalten auf. Aoi? Er ...? Er hatte ... sie ... „Oh!“, machte der Rhythmusgitarrist nur, als sich beide Männer zueinander umdrehten. Einen Augenblick schauten sie sich unsicher an. Dann verwandelte sich Aois Miene in ein freches anzügliches Grinsen. Er richtete seinen Kragen und flüchtete elegant zur Seite, in der Ausgangstür drehte er sich noch einmal zum Kupferblonden um. Er fing leicht an zu lachen. Uruhas Gesicht war zu köstlich. Dann zwinkerte er. Uruha blinzelte ihm niedlich nach und legte den Kopf schräg. Sie ... sie war so, weil sie mit Aoi ... Oh Mann ... ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Kapitel 2: Live --------------- Ein paar Minuten später folgte er dem Älteren zurück in den Probenraum, wo er noch geradeso mitbekam, wie Reita dem Gitarristen auf die Schultern klopfte und breit grinste. „Ich wusste es doch! Es konnte nur an einer neuen Flamme liegen!“ „Gerade Sayaka-chan gehört zu jenen, die sich nie auf ein PSC-Mitglied einlassen wollte“, murmelte Kai und setzte noch ein verschmitztes Grinsen daran. „Aber es wundert mich nicht ... wer kann schon unserem Aoi widerstehen?“ Sollte das ein Wink sein? Uruha schloss hörbar die Tür und blickte sich überrascht um, als niemand reagieren wollte. Selbst Ruki, der sonst kaum ein Blatt vor den Mund nahm, wenn es um ‚ne schnelle Nummer’ ging, wie er sie bevorzugte, sagte kein Wort. „Wie hast du das nur geschafft?“, fragte Reita frech nach. „Na ja ...“ Aoi kratzte sich gespielt verlegen am Hinterkopf. „Geschick und Charme hat jede Frau gern.“ „Der Gentleman genießt und schweigt“, winkte Kai ab und lachte gackernd auf. „Hey Uruha! Was schaust du denn so? Du bist ja ganz bleich im Gesicht ...“ „Das liegt wohl an mir“, bemerkte der Älteste und rieb sich den Nasenrücken. „Er hat uns eben erwischt ... ähm ... ja ... es tut mir leid, Uruha!“, sagte er nun übertrieben laut, dass der Leadgitarrist zusammenzuckte. „Schon gut. Tat mir ja nicht weh.“ Das war glatt gelogen. „Ist das was Ernstes mit ihr?“ „Schon“, antwortete er schulterzuckend und lächelte gewinnend. „Bei dir ist es doch auch was Ernstes.“ „Was? Uruha ist auch wieder vergeben?“, erkundigte sich Kai freudig. Der Kupferblonde ließ ihn nur einen Seitenblick spüren, ehe er Aoi fixierte. „Noch nicht.“ Sich von seinem Körper führen lassend griff er nach seiner Gitarre und seufzte für sich. Seine Lider zitterten angestrengt. Dieses neue Gefühl in seinem Herzen machte ihm Probleme. Er hatte bisher einige Facetten seiner Gefühle kennen gelernt. Manche hatten ihn überrascht, andere angeekelt, dann fasziniert. Neugierde ließ ihn erfinderisch und experimentierfreudig werden, dass er sogar eine Vorliebe für manche Toys entwickelt hatte. Liebe hatte ihn Menschen mit anderen Augen sehen lassen. Und jetzt ... trieb ein spitzer Speer seine Lanze in sein Herz. Der Mensch, den er am meisten liebte, war nun weniger denn je in seiner Reichweite. Er würde nie erfahren, warum Sayaka so glücklich mit ihm gewesen war. Er würde nie in dieses Geheimnis eingeweiht werden. Nie so zerzaust und mit glitzernden Augen in den Spiegel sehen, weil er ihn ... Uruha genoss die wilde Musik, den wilden Rhythmus, der ihm den Schweiß auf die Stirn trieb, den er zusammen mit den Tränen wegwischen konnte. Die Erkenntnis war hart und die plötzliche Reaktion seines Körpers genauso erschütternd. Aoi würde ihn nie wollen. ~~~~~ Stunden später bereitete sich die Band auf ein Live vor. Uruha liebte Lives, aber heute konnte er es nicht erwarten, dass der Tag vorüber gehen sollte. Es gab einfach Situationen, in denen man sich am liebsten einfach zu Hause verschanzen hätte können. Das Schlimmste war, dass er überhaupt nicht aufgeregt war ... nicht ein Stück - das konnte doch nur schief gehen. Aber seine Gedanken schweiften immer zu dem Dunkelhaarigen ab, egal, was er tat ... Er machte seine Aufwärmübungen, wie immer. Warum musste Aoi gerade jetzt auch damit anfangen? Er machte doch sonst nie welche. Er hatte sich noch nicht einmal richtig angezogen und dehnte die sehnigen Arme. Uruha liebte diese Arme. Er bekam sie neuerdings nicht mehr so oft wie früher unbekleidet zu sehen. Das musste er ... genießen ...? Was zum Teufel dachte er sich da eigentlich? Er drehte sich weg. Das Schreien der Fans wurde lauter. Eigentlich hätte ihn jetzt die Euphorie packen sollen, aber sie blieb aus. Wo war sie? Verdammt! Warum war er nicht nervös wie sonst, warum war ihm denn alles so scheißegal? Ein dicker Schleier legte sich über sein Herz. Dieses angenehme Kribbeln kam selbst dann nicht, als sie wie immer die Arme verschränkten, um laut >Gazette rocks!< zu rufen, um sich gegenseitig anzustacheln. Mist, selbst dabei kroch ihm Aois Parfum in die Nase ... Dieser leichte Duft, der mit dessen eigenem Körpergeruch für ihn so unwiderstehlich wurde, dass er am liebsten darin versunken wäre. Das musste alles ein schlechter Traum sein! Uruha bemühte sich, ein cooles Gesicht zu machen, als der Vorhang fiel. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Er konzentrierte sich, doch seine Finger wollten einfach nicht locker werden. Er vergaß Griffkombis, die er sonst im Schlaf beherrschte, und verspielte sich ein paar Mal arg, so dass sogar einige Fans es bemerkt hatten. Auch Ruki warf ihm schon skeptische Blicke zu. Seine Hände waren schwitzig. Er drückte die feinen Saiten zu fest auf den Eschenholzschaft. Knack. Wieder hatte sich sein Plektrum verabschiedet. Dabei hatte er schon H-Plektren verwendet. Heute war definitiv nicht sein Tag. Dabei hatte er ganz gut begonnen. Knack. Ach du Schreck ... schon wieder? Wie konnte er heute nur so unsanft sein? Er würde seine Gitarre noch kaputt machen! Sogar zwischen zwei Liedern fiel ihm ein Plektrum in den Bühnengraben und als das Licht wieder leicht anging, stellte er fest, dass er nur noch eines an seinem Mikrofonständer übrig hatte. Mit zitternden Fingern griff er danach. Er drehte sich kurz um. Der besorgte Blick von Kai traf ihn. Er schien zu sagen: Ist alles in Ordnung mit dir? Brachst du was? Ist dir nicht gut? Uruha schüttelte nur kurz den Kopf. Was sollte er auch tun? Er konnte schließlich nicht einfach von der Bühne gehen. Obwohl es stimmte. Er wäre am liebsten davon gelaufen. Er fühlte sich gar nicht gut. Fahrig strich er sich wieder ein paar Tränen aus dem Gesicht. Sein Blick flog zu Aoi, der mit Reita ein wenig die Menge anstachelte, damit sie von Uruha abgelenkt waren, aber so richtig schien das nicht zu funktionieren. Kai schlug das Lied an. Uruha musste nur noch einen Song durchhalten, dann hatte er es endlich geschafft. Zum Glück war ihre Anzahl an Liedern auf diesem kleinen Festival auf fünf beschränkt worden! Ein OneMan-Live hätte er nicht durchgestanden, nicht so ... Die Kupfermähne flog hin und her. Er musste jetzt diese dämlichen Gedanken loswerden und wenigstens beim letzten Song sein Bestes geben. Alles andere wollte er den Fans nicht antun. Wirklich nicht. Und er spielte und spielte und dann mitten im Song: Verdammt! Knack ... das letzte Plektrum segnete das Zeitliche. Was nun? Verdammt. Schlimmer konnte der Tag nicht mehr werden. Uruha musste erst mal mit den Fingern weiterspielen. Das würde mindestens eine fette Blase geben ... Mist ... Außerdem klang er ohne Plektrum nur halb so stark wie sonst. Er riss sich zusammen. Daran durfte seine Performance nicht scheitern! Auch wenn es wehtat, er musste die Saiten fester schlagen. Auch wenn er jedes Mal das Gesicht verziehen würde. Ganz darin versunken, dass er sich zusammenreißen musste, schreckte er unheimlich zusammen, als ihn von schräg hinten jemand anstupste. Nach Fassung ringend schaute Uruha über seine Schulter. Aoi! Wie war er auf seine Seite gekommen? Er hatte ihn gar nicht bemerkt! Mit dem Gitarrenschaft drückte er, selbst im Spielen, Uruhas Schulter, sodass dieser sich umdrehen musste. Dessen Augen wurden groß, als er sah, was Aoi ihm mitgebracht hatte ... Ein Plektrum. Eines von seinen eigenen. Er hatte es im Mund ... Das war lieb von ihm, aber wie sollte Uruha es annehmen? Er konnte in diesen Akkordabschnitt nicht die Hände von der Gitarre nehmen! Er zuckte kurz mit der Schulter, wie ein: Schön, und jetzt? Es war gut gemeint, aber ... Aoi überlegte einen winzigen Moment. Dann funkelte er Uruha entschlossen an. Er kam näher. Zu nahe! Kurz darauf spürte Uruha Aois Lippen auf seinen. Ein winziges bisschen nur berührte ihn seine Haut. Und seine Zunge schob das kleine dreieckige Plastikstück mit der angerauten Oberfläche leicht in seinen Mund. Es war ... es fühlte sich an wie ein ganz unschuldiger Kuss. Die Fans kreischten. Uruhas Herz machte einen Sprung. Als Aoi sich wieder ein wenig von ihm löste, haschte sein Kopf kurz der süßen Erinnerung nach. Er hatte auch nicht bemerkt, dass er die Augen geschlossen hatte, oder dass er einfach aufgehört hatte zu spielen. Es war ein kurzer Augenblick nur, aber Uruha war berauscht von diesem kurzen Lippenbekenntnis, das eigentlich keines war. Weich. Aois Lippen hatten sich weich angefühlt, wie samtener Stoff ... Uruhas Puls war schlagartig hochgegangen. Ihn holte das Kribbeln ein, das er vorhin so verzweifelt gesucht hatte. Beide Männer schauten sich überrascht an: Aoi, weil Uruha so sinnlich reagiert hatte und Uruha, weil er einfach überwältigt war, von dieser kleinen Geste, der Nähe, dem Geruch, der Wärme und der unglaublichen Weichheit dieser Lippen ... Aoi schaute ihn nur noch kurz an ... dann musste er kurz auf die Saiten schauen, damit er sich nicht vergriff ... Noch ein kurzer Blickwechsel und er verschwand wieder ... Uruhas Herz wollte gar nicht mehr aufhören, so schnell zu schlagen ... An Aois Blick hatte er gesehen: Der Rhythmusgitarrist hatte ... sein Verhalten bemerkt und noch viel schlimmer ... ... er hatte begriffen ... ~~~~~ Stunden vergingen. Stunden, in denen Uruha unruhig in der Wohnung hin- und herrannte, seine Klamotten sortierend. Stunden, in denen er wartete, darauf wartete, dass etwas passierte. Er war bereits so weit gegangen, dass seine Minibar ein Mal durchgeschrubbt und das gesamte gute Geschirr seiner Großmutter ein Mal abgewaschen war. Die Sonne ging auf und der Morgen roch nach frischer Erde und feuchtem Gras. Alle Fenster in der Wohnung waren weit geöffnet, als sich der Kupferblonde auf seine Couch warf und registrierte, wie seine Armmuskeln und Finger zuckten, vor Nervosität und Angst, ja, Panik. Das Live war vorbei gegangen. Die Verabschiedung von den Fans so herzlich wie sonst. Uruha hatte sich sogar beim Publikum entschuldigtet, obwohl er sonst nie ins Mikro sprach. Sein Herz setzte aus, als er sich daran erinnerte, dass sie einander umarmten, um sich zum überstandenen Live zu gratulieren. Aoi kam auf ihn zu, er selbst vergaß zu strahlen, als ihn der Schwarzhaarige umarmte. Und er gefror zu Eis, als er den Atem am Ohr spürte, die Worte hörte, die ihm zugeflüstert wurden: ‚Es ist alles in Ordnung’, hatte er gesagt. ‚Wir reden bei Gelegenheit darüber.’ Nichts war in Ordnung! Wann war bitte diese Gelegenheit? Wenn er in ein paar Wochen daran dachte: ‚Ach ja, Uruha hat sich ja in mich verliebt – vielleicht wartet er ja!’? Wenn er seit Tagen nicht zu den Proben erschienen war? Uruha sprang erneut auf und rannte wieder los. So konnte es nicht weitergehen! Er musste etwas tun! Aber selbst zu Aoi zu gehen und sich ihm vor die Knie zu werfen, war bei Weitem nicht das beste Mittel! Aoi musste wieder zu ihm kommen! Indirekt hatte er es versprochen zu kommen. Der Jüngere konnte nicht in der Lage sein, sich demütigen zu lassen und dann wieder wegzulaufen! Besser war es doch, wenn er Aoi notfalls aus der eigenen Wohnung schmeißen konnte. Zielstrebig ging er in sein Schlafzimmer, schloss die Jalousien und verkroch sich in seinem Bett. Verzweifelt wand er sich hin und her, erinnerte sich an die Berührung ihrer Lippen. Er leckte über seine eigene Haut, hatte seit dem nichts mehr getrunken, war ausgetrocknet. Sein Kopf tat weh, aber er sonnte sich in der Erinnerung ihres zärtlichen Moments. In der Erinnerung, Aois Erregung an sich zu spüren, in der Hoffnung, dass er sich in seinem Badezimmer vielleicht in Gedanken an die vorige Szene befriedigt hatte. ~~~~~ „Aoi-san ... Aoi-san ... Aoi!“ Der AB hörte einfach nicht auf, immer und immer wieder anzugehen. Sayaka war aufdringlich. Sie schien nicht einzusehen, dass das zwischen ihnen nur eine ... Lappalie war. Eine verschwindende Kleinigkeit, die ihnen Freude bereitete. Stattdessen stoppte die Kleine ihre Anrufe nicht. Beim nächsten Klingeln nahm der Gitarrist den Hörer in die Hand, legte ihn neben das Gerät und zog dann den Stecker aus der Wand. Endlich Ruhe. Uruhas unruhige Hände hatten sich ihm ins Gedächtnis gebrannt, so dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Er war wegen ihm so gewesen? Hatte wegen ihm beinahe jeden Einsatz verpatzt? Waren seine Lippen deswegen so sanft und verlockend gewesen, weil in jenem Moment einer seiner sehnlichsten Wünsche in Erfüllung gegangen war? Die Erinnerung an seinen weißen Körper, der im Sonnenlicht wie Honig geglänzt hatte, war ebenso unvergesslich wie der Blick am vergangen Abend, der sich in seine Seele gebohrt hatte. So lustverhangen und glücklich, dass er geglaubt hatte, Uruha würde ihm ohnmächtig werden. Es war unfair von ihm, ihn jetzt auf glühenden Kohlen sitzen zu lassen. Doch was sollte er ihm sagen? Dass er nicht schwul war? Dass er seine Gefühle nicht erwidern konnte? Dinge, die Uruha wahrscheinlich so gut wie niemand wusste. Über die er sich oft genug den Kopf zermatert hatte und immer wieder zum selben Schluss gekommen war. Und wenn ihm eingefallen war, wie er dem Leadgitarristen entgegen treten konnte, wie käme er dann zu ihm? Er war sich nicht sicher, ob er selbst jemanden hereinlassen würde, der womöglich sein Schicksal in den Händen hielt. Der in der Lage war, ihn in den Abgrund zu stoßen oder in den Himmel zu tragen. Vielleicht konnte er darüber nachdenken, während er zu Uruha fuhr. Über das, was er sagen würde. Und darüber, wie er zu ihm kommen würde. Schließlich stand er auf, zog sich eine Jacke über und verließ die Wohnung. Das Gefühl des Metallschlüsselbundes in seinen Händen war – ungewohnt und gleichzeitig höchst vertraut. Aus dem Augenwinkel betrachtete er den Schlüsselbund. Und verzog die Lippen und schloss die Augen, um seinen eigenen Gefühlen Einhalt zu gebieten. Da war er. Uruhas Schlüssel. Zurück an seinem Bund. Und er rief nach ihm, damit es endlich zu einer kleinen Aussprache kam. Und die hatten sie auch bitter nötig. Irgendwie zittrig schlich Aoi sich in sein Auto. Er wollte die Zeit nutzen, um tatsächlich darüber nachzudenken, was er sagen könnte, doch als er vor Uruhas Wohnungstür angelangt war, hatte er noch immer keinen Plan. Es musste aber was passieren. Diese Zwickmühle würde beide sonst von allen Seiten einkesseln. Wie musste Uruha sich erst fühlen? Es klingelte. Ein recht schlafloser, zerzauster und blasser Uruha machte ihm auf und verlor fast noch mehr Farbe, als er ihn sah ... „Hey“, machte der Ältere schwach. Uruha antwortete tonlos, ohne es zu merken. Aoi wurde schlecht. Wie wollte er diesem Mann jetzt das Herz brechen? „Kann ich reinkommen?“ „Hai ...“ Der Kupferblonde musste den Frosch in seinem Hals weghusten oder eher den Kloß ... Wenn Aoi da schon wie ein Todesengel in seiner Tür stand, dann hatte er sich schon vorstellen können, wie die Sache für ihn ausging ... Er machte diesem schwarzhaarigen Engel Platz, damit er eintreten und ihn in die Hölle stoßen konnte. Sein Herzschlag versperrte allen mutigen Gedanken den Weg, blockierte ein normales Verhalten. Und Aoi entgingen diese Feinheiten nicht. Die Tür fiel ins Schloss. Stille. Keiner von beiden traute sich etwas zu sagen. „Ich ...“ Aois vorsichtige Stimme ließ den Leadgitarristen zusammenfahren, so dass sich sein Gegenüber selbst davor erschreckte. „Ich hab die ganze Zeit darüber nachgedacht, was ich dir sagen könnte, aber ich weiß es nicht ... Ich weiß es echt nicht. Ich will dir nicht wehtun ... aber ...“ „Weis' mich zurück!“, unterbrach Uruha ihn. „Weis' mich bitte zurück! Schnell! Bevor mein krankes Herz wieder anfangen kann, sich Hoffnungen zu machen ...“ Seine Augen wurden immer glasiger. „Lass mich fallen ...“ Und wie um die geflüsterten Worte zu unterstützen, fiel die erste Träne auf den kalten dunklen Boden und zerschellte an der gnadenlosen Härte der Situation. Uruha beging hier gerade mental Selbstmord. Doch er wollte nicht mehr warten. Er ertrug die Ungewissheit nicht eine Sekunde länger, nicht jetzt, nachdem Aoi wie zufällig von seinen Gefühlen erfahren hatte. „Du weißt doch, dass ich nicht schwul bin ...“ „Ja, du hast ja in den letzten Jahren nie aufgehört, das öffentlich zu betonen ...“, lachte Uruha galgenhumoristisch. „Und ich hab dir scheinbar jedes mal eine Lanze in dein Herz gestoßen ...“ Aoi blickte in die halbweite Leere des Flurs. Er fühlte sich wie ein Henker. „Es tut mir Leid ...“, fing er nach einer Weile wieder an. „Ich möchte, dass dieser Schmerz für dich aufhört ... Also ... weise ich dich zurück ... Versuch bitte, deine Gefühle für mich zu vergessen, damit du schnell jemanden findest, der dich wirklich glücklich macht ...“ „Du weißt, dass das leichter gesagt als getan ist ...“ Uruha schluckte seine Tränen herunter. „Ich bin kein Mensch, der sich von heute auf morgen neu verliebt ... so sprunghaft bin ich nicht!“ Auch wenn er wusste, dass Aoi diese Worte nichts brachten, er wollte doch, dass ihn der Ältere nicht für einen Teenager hielt. „Uruha ...“ Einen Moment lang schloss er die Augen. „Ich habe dich nie für sprunghaft gehalten“, sagte er dann und sah ihn dabei wieder an, sein Blick wurde nicht erwidert. „Hey~“ Sanft boxte er dem Größeren auf den Oberarm, so dass dieser zusammen zuckte und betreten über seine Augen wischte. „Es tut mir leid“, flüsterte der Kupferblonde leise. „Ich wollte nicht, dass du es weißt ... aber gestern - auf der Bühne ... ich konnte nicht mehr ...“ Er biss sich auf die Unterlippe, dass die Zähne das Blut verdrängten und sich das Fleisch beinahe weiß färbte. „Und es tut mir leid, dass du mich jetzt so sehen musst. Morgen ist alles wieder okay, versprochen ... es ist nur ... ich brauche einen Moment.“ „Schon klar ...“ Aoi brannte die Frage auf der Zunge, die man nicht stellen sollte. Sie schmerzte zu sehr, denn es war der Ausspruch von Hoffnung der Person, der nicht das Herz gebrochen wurde. „Ist jetzt wieder alles wie früher?“ Der Jüngere zuckte, als hätte man ihn geschlagen. Zum ersten Mal seit Minuten hob er den Kopf, um den anderen anzusehen. Seine Augen waren feucht und klar, nur Sekunden später rang er sich ein Lächeln ab, um zu beweisen, dass er wie früher sein konnte. „Klar. Es hat sich nichts geändert, nicht wahr?“ „Stimmt“, hauchte Aoi noch und kratzte sich verlegen an der Nasenspitze. War das Gespräch jetzt gut verlaufen? Er hatte Uruha den Laufpass gegeben. Ihn abgewiesen, ihm bewiesen, dass ihm seine Freundschaft genug bedeutete, damit er nicht davonlief und ihn alleine ließ. „Eine Frage hätte ich aber trotzdem ...“ „Hm?“, machte Uruha, der sich gerade auf den Weg ins Wohnzimmer machte und sich nach einem Glas Wasser bückte, das auf dem Couchtisch stand. „Geht das denn? Wenn ich bei dir bin, meine ich ... kann ich denn bei dir sein, ohne dass es ... dir ...“ „Ohne dass es mir das Herz zerreißt?“ Uruha grinste. „Hey, ich liebe dich zwar, aber das ist noch lange kein Grund, dass ich nicht mit dir arbeiten oder abhängen kann.“ Aois Herz tat einen Moment lang weh. Er hatte es ausgesprochen. ‚Ich liebe dich ...’ Manchmal vermisste er die Momente, in denen ihm so etwas Liebevolles gesagt wurde. „Also keine Panik! Ich werde nicht ständig in Tränen ausbrechen!“ Uruha lachte auf, auch wenn Aoi wahrscheinlich wusste, dass er lieber geheult hätte. „Möchtest du noch etwas trinken?“ Unschlüssig blieb der Rhythmusgitarrist in der Wohnzimmertür stehen, obwohl ihm Uruha bereits das Glas mit Wasser befüllt hinhielt. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Sein Blick versank in der Stille und landete auf den Boden ... Er glaubte Uruha kein Wort. Der stellte das Glas wieder ab und sein gezwungenes Lächeln verschwand. Es war nicht alles wie früher. Das würde noch Zeit brauchen. Viel Zeit. Aoi tat ein paar Schritte auf den anderen zu und zog ihn sanft in seine Arme. „Du darfst ruhig weinen, ich weiß doch, dass ich dich verletzt habe“, wisperte er kaum hörbar und drückte den anderen fester an sich. Doch Uruha erwiderte die Umarmung nur schwach. Er war still, schaute auf den Teppich bis er vor seinen Augen verschwamm. Dann presste er die Lider auf einander und befreite sich aus Aois Umarmung. „Mir geht es gut ... wirklich ... Es wird wieder wie früher ... schon bald“, grinste er zuversichtlich. Aoi schaute ihn erstaunt an. Anscheinend hatte er die Gefühle des anderen überschätzt. „Na gut ... Wenn du meinst ...“ Warum konnte er selbst sich dann nicht beruhigen? Warum tat ihm selbst jetzt das Herz so weh, dass er sich am liebsten auf den Boden geschmissen und zusammengekauert hätte ...? Er blieb noch eine Weile. Aber das Gefühl verging nicht ... Später am Tag, es war bald Abend, klingelte das Telefon. Aoi war weg, vor ein paar Stunden gegangen. Anscheinend hatte er ihr ununterbrochenes Schweigen nicht mehr ertragen können. Uruha sah sich um, ob er vielleicht etwas vergessen hätte. Aber er sah nichts, was darauf hindeuten könnte. „Moshi moshi. Takashima desu.” „Uruha, hi, hier Kai!“ „Oh, Kai ... Was verschafft mir die Ehre deines Anrufs?“ Der Ältere unterdrückte das schlechte Gefühl, das in seiner Kehle aufsteigen wollte. Immer wenn er den Mund aufmachte, spürte er, wie die Tränen wieder aufsteigen wollten. „Ich wollte nur fragen, wie es dir geht. Du sahst beim Live gestern so fertig aus ... Geht es dir nicht gut?“ „Es ist alles in Ordnung“, antwortete er automatisch und hielt sich die Hand vor den Mund, damit Kai sein Schniefen nicht hörte. „Ich bin nur ein bisschen kaputt gewesen. Das ist alles.“ „Und Aoi?“ „Was soll mit ihm sein?“ „Na, hat er Pusteln bekommen, nachdem ihr euch gestern geküsst habt? Er ekelt sich doch sonst immer vor Männern - und besonders davor, wenn er sie küssen muss!“ Autsch. „Woher soll ich das wissen?“ „Weil er vielleicht bei dir war?“ „Woher weißt du das?“ „Also war er bei dir?“ Uruha öffnete den Mund und starrte die Tischplatte an, auf der das Glas stand, im Sonnenlicht sah er die Fingerabdrücke seines Freundes. Seines Freundes. Freundes ... „Hai“, stieß er tonlos aus. „Und?“ „Keine Pusteln.“ „Echt nicht? Toll ... anscheinend bist du die beste Medizin. Du weißt doch, wie sehr die Fans darauf stehen. Vielleicht könnt ihr das in Zukunft ja öfter machen und ...“ Uruha hörte ihm nicht mehr zu. Ihn in Zukunft öfter küssen? Ohne ihn nur einen Funken von Gefühl spüren zu lassen? Vielleicht ... „Ist okay“, unterbrach er Kais Reden, der überrascht inne hielt. „Was?“ „Fanservice. Küssen. Was du willst. Ich machs.“ So könnte er vielleicht tatsächlich das Gefühl hinter sich lassen. Ihn zwar küssen, diese Intimität austauschen - jedoch ohne Gefühle durchklingen zu lassen. Die gerechte Strafe für das Vergehen, seinen Freund zu lieben. Fahrig beendete er auch dieses Gespräch nach ein paar Minuten ... das brachte jetzt nichts. Er vertraute Kai zwar, aber er hatte jetzt nicht die Kraft über das Geschehene zu reden ... Aber Kai hatte ihn auf eine Idee gebracht. Er konnte Aoi nicht einfach loslassen. Und seine Nähe wollte er immer noch mehr als alles andere. Vielleicht sollte er doch auf Kais Vorschlag eingehen. Er konnte den Fanservice benutzen, um trotzdem Zärtlichkeiten mit Aoi austauschen zu können ... Es sei denn natürlich, dieser würde klipp und klar sagen, dass er das nicht wollte. Dann würde er aufhören müssen und sterben vor Sehnsucht oder so ähnlich ... Aber Aoi gestaltete sich mehr und mehr wie eine Droge für ihn. Es war verrückt! Aoi liebte ihn nicht - das war sicher, aber er konnte trotzdem nicht die Finger von ihm lassen! Er konnte nicht! Nicht nachdem er diese Lippen versucht hatte und nachdem Aoi ihn umarmt hatte. Sie waren sich trotz aller Zurückweisung näher gekommen, wenn auch nur freundschaftlich ... Aber auch diese gewachsene Nähe zählte ... ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Kapitel 3: Ring --------------- Aoi war am nächsten Tag schon früh im Proberaum gewesen. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Nicht, dass er sonst nicht auch durchgemacht und komponiert hätte, aber er hatte sich auf nichts konzentrieren können. Die ganze Zeit musste er an Uruhas tränenverschleierten Blick denken ... Ihm ging es selbst immer noch schrecklich. Es nahm ihn einfach unheimlich mit, seinen Freund so verletzt zu haben ... Er schreckte zusammen. Laut hatte Uruha die Tür aufgerissen. Ihm war fast die Gitarre aus der Hand gefallen. Vorsichtig drehte er sich um. „Hey, Aoi, guten Morgen!“ Mit schnellen Schritten kam Uruha auf ihn zu und setzte sich neben ihn aufs Sideboard. Er hatte seine Lederjacke an und seine Lieblingssonnenbrille auf ... das tat er nur, wenn es ihm extrem gut ging und er glücklich war. Was war denn passiert? „Und hast du gut geschlafen ...?“, fragte er spitzbübisch und grinste süß vor sich hin. „Ähm ... eher weniger ...“, sagte Aoi betroffen. Uruha streckte sich niedlich und lehnte sich an die Wand. „Ich schon~“, sagte er mit schrägem Grinsen, so dass Aoi ihn nur verwundert anblinzelte ... „Ja ...?“ Uruha zog die Jacke aus. „Jupp, ich hab mich ...“, sein Lächeln wurde ein wenig breiter, „... abgelenkt ... wenn du verstehst ...“ Er hob den Finger und winkte Aoi an seinen Hals heran. „Hm?“ Als er nicht reagierte, zog er ihn am Kragen zu sich. „Und, was riechst du ...?“ *schnüff*schnüff* „Anou ...“ Aois Verwunderung wurde von Sekunde zu Sekunde größer ... Uruha roch nach ... Sex ... Wie neulich ... Das hieß, er hatte Spaß gehabt, aber ... „Was? Wer ...?“ „Du kennst mich doch!“, kicherte der Leadgitarrist. „Ich brauche keinen wer...“ Dieser freche Tonfall machte Aoi unruhig, zumal er ihm immer noch nahe war, weil Uruha seinen schwarzen Pulli nicht losgelassen hatte. Eine leichte Röte schwang sich auf seine Wangen. Sein Puls beschleunigte leicht ... Was war denn nun los? Unfassbar ... Uruhas gute Laune und die Nähe zu ihm machten ihn nervös ... „Ja ...“, sagte er nur überfordert. Hatte Uruha jetzt eine völlige Klatsche? Was sollte das? Sollte er nicht am Boden zerstört sein ...? Stattdessen lenkte er sich auf diese Art und Weise ab. Es konnte doch nicht alles wie früher sein, oder? So von jetzt auf gleich? „Weißt du, was mir am besten gefällt?“, grinste Uruha weiter und drückte Aoi einen Kuss auf. Dieser erstarrte ob der plötzlichen Berührung. „Dass du davon keine Pusteln bekommst ...“ Ein freches Lachen folgte. „Wie ... was ...?“ „Kai hat vorgeschlagen, dass wir ein wenig Fanservice übernehmen ...“ Uruha grinste verschlagen. „Weil du ja beim Live bewiesen hast, dass dir das nicht schaden kann.“ Die Röte in Aois Gesicht bekam ein Spürchen mehr Tiefe. „Hat er das?“ „Hai, hat er. Ich bin dafür!“ „Aber meinst du nicht, dass du dann mit deinen Gefühlen in Konflikt gerätst?“ Uruha hielt einen kleinen Augenblick inne. „Ach, Aoi ... Ich weiß doch jetzt, dass du nichts für mich empfindest ... Ich kann das auseinanderhalten. Mir geht es gut, vertrau mir.“ Aois Nasser-Pudel-Blick blieb. „Aoi ...~ Schau nicht so~“ Mit einem kräftigen Schwung zog Uruha seinen Freund zwischen seine Beine und umarmte ihn fest. So einfach war das. Warum hatte er sich so etwas nicht früher getraut? Es war doch so einfach dem anderen nahe zu sein. Und jetzt machte es keinen Unterschied was er machte. Er konnte nicht mehr zu viel verraten, weil Aoi schon alles wusste, und mehr als >nein< sagen konnte er nicht. Er legte die Hände auf die Hüften des Dunkelhaarigen und zog in ganz nahe an sich heran. Anscheinend wusste sein Freund nicht, wohin mit seinen Fingern. Nervös zitternd platzierte er sie schließlich fast ein wenig unelegant an Uruhas Schultern, der sich gerade an seine Brust kuschelte und erstaunt dem Tempo des fremden Pochens lauschte. Aber er sagte erst mal nichts. Unterdessen ließ Aoi ohne weiter nachzudenken, seine Finger in Uruhas Haare wandern. Er schaute hinter ihm an die Wand auf ein paar Notenblätter. Warum spukten ihm jetzt tausend Gedanken durch den Kopf? Dieser Duft ... „Du ...?“ „Hai“, schnurrte Uruha und kuschelte sich an den weichen Stoff und in die Wärme des anderen. „Als du dich heute Nacht ... abgelenkt hast ... an wen hast du da gedacht ...? Hm?“ Uruha bemerkte, dass selbst die Stimme des anderen jetzt zitterte. „Anou, ich hab an ...“ Klapp! Die Tür sprang wieder auf. Kai stand darin. „Kawaiiiiiiiiiiii!“, rief er aus. Und Aoi schnellte von Uruha weg. Dieser schaute nur verdutzt. Als er Aois rotes Gesicht sah, kam ihm ein Gedanke. Er stand auf. Kai beobachtete nun verwirrt die Situation. „Hab ich was falsch gemacht?“ Uruha grinste ihm zu und schüttelte den Kopf, während Aoi sich wegdrehte, um sich einem Plektrum zu widmen, das auf dem Boden lag und wahrscheinlich Reita gehörte. Sein Puls war schon wieder beschleunigt. Verdammt. Warum musste jetzt auch grade Kai reinkommen? Der dachte doch jetzt bestimmt ... Plötzlich schnellte Aoi wieder kerzengerade in die Höhe. Und wer dachte in Aois Gesicht hätte nicht mehr rötliche Farbe sein können ... der irrt. Uruha ... hatte ihn getätschelt ... am Po. „Komm schon, krieg dich wieder ein. Es war nur eine Umarmung und es war nur Kai.“ Aoi war erstarrt. Warum hatte er mit dem ganzen Mist überhaupt angefangen? Das war jetzt Uruhas Retourkutsche, dass er so anzüglich an ihm rumgeschnüffelt hatte. Und jetzt musste er sich auch noch das Kichern dieser beiden Männer hinter sich anhören. „Seid ... ihr denn jetzt alle total Banane?!“, schmollte er und ging. „Ich geh rauchen!“, begleitet von weiterer Schadenfreude, von Kais und Uruhas Seiten ... „Was hat er denn?“, fragte Kai irritiert und sah grinsend zu ihrem Leadgitarristen. „Ach, der denkt nur über den Fanservice nach~“ Uruha giggelte freudig und setzte sich zurück aufs Sideboard. Seine Beine schwangen über der Kante wie die eines kleinen Kindes. „Ich glaube, diese Tour wird nett ... 2006 verspricht, ein gutes Jahr zu werden!“ Kai erwiderte sein Grinsen nicht, denn jetzt starrte er nur auf die Tür, hinter der soeben Aoi verschwunden war. Ihre erste große Tour stand in den Startlöchern ... und gerade jetzt verhielten sich ihre Gitarristen so merkwürdig ... ~~~~~ Aoi beobachtete seinen Gitarrenpartner mit leisem Argwohn, wie dieser sich schließlich in sein Bühnenoutfit für Shadow VI II I schlüpfte. Die Tour war in dreiundzwanzig Tagen beendet. Innerhalb der letzten Wochen hatte es sich so weit entwickelt, dass Uruhas Übergriffe sich nicht mehr nur auf den Backstagebereich beschränkten. Natürlich Fanservice geschah hauptsächlich vor den Fans auf der Bühne, aber ... warum musste er ihn denn dort küssen? Vor all den Leuten ... Es war aus heiterem Himmel passiert, als sich einer der langen Arme um seine Schultern gelegt hatte und sich plötzlich weiche Lippen auf seine senkten. Es war nicht äußerst verführerisch gewesen, dennoch hatte sich sein Herzschlag beschleunigt. Und nur Sekunden später war Uruha auch schon wieder weg gewesen. Dieses Herzklopfen blieb jedoch zurück. Genau so wie das leere Gefühl in seinem Inneren und das Kribbeln auf seinen Lippen. Warum konnte es nicht einfach so sein wie noch vor einem halben Jahr? Uruha hatte sich verändert. Beängstigend verändert. Er war gierig und ausschweifend. Aoi bemerkte nie, dass er sich an jemandem verging, dass er sich bediente oder mit jemanden schlief. Aber er war ständig aufgedreht und voller Endorphine - er sprühte so vor Pheromonen. „Aoi~“ Da war er wieder. Dieser Tonfall, der ihm die letzten Male immer eine Gänsehaut eingejagt hatte ... „Was ist denn, Uruha?“, fragte der Ältere und war schon skeptisch, ob des Gesichtsausdruckes des anderen. „Ich hab eine Idee für morgen Abend. Also wenn ich zu dir komme und wir Fanservice machen, dann darfst du dich nicht wehren, hai? Egal, was ich mache ... Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes ...“ Und wieder wusste Aoi nicht, ob er Angst haben, oder verzweifeln sollte an diesem Uruha, den sein gebrochenes Herz offenbar völlig kalt ließ. ~~~ Zepp Sendai, 13.04.2006, 18:00. Noch zweiundzwanzig Tage bis zum Finale. Den ganzen Tag schon war Aoi zu nichts zu gebrauchen. Ihm spukte immer noch dieser Satz von Uruha durch die Birne. „Es ist nichts Schlimmes ...“, das hatte er in letzter Zeit öfter gehört. Sein Blick erhaschte in diesem Moment den dunkelblonden Schopf im Spiegel. Eine ganze Weile bemerkte er nicht, dass er den Leadgitarristen einfach nur anstarrte, minutenlang, ohne ein Wort zu sagen. Er reagierte auch nicht, als Besagter auf ihn zukam und seine Brille erfischte, um sein Make-Up zu kontrollieren. Mit weggetretenem, gelassenem Blick beschaute er den zierlichen, blassen Oberkörper, der sich ihm frei darbot. „Macht’s Spaß?“ Aoi schreckte zusammen. „Was ...?!“ „Mich beim Umziehen zu beobachten ...", grinste der Größere frech. Doch Aoi reagierte nicht, sein Blick senkte sich und beugte sich der fast traurigen Stimmung in seinem Herzen. Das war doch nicht mehr sein Uruha ... Sein ... Er drehte sich weg und ging zur Stylistin, die ihn just gerufen hatte, um sich endlich fertig schminken zu lassen. Er bemerkte auch nicht, wie Uruha ihm verdattert nachschaute. „Aoi ...?“ Beim Live selbst schien er zunächst der Alte zu sein. Er sprang herum, drehte sich, poste und spielte alle Solos tadellos. Uruha war wieder beruhigt, als sie sich kurz über die Länge der gesamten Bühne hinweg anlächelten. Aoi hatte durch die Musik seine Verwirrung vergessen. Er vergaß immer alles um sich und sein Leben herum, wenn er spielte, opferte alle Kraft und Gedanken an seine Performance, damit es auch für die Mädels in der allerletzten Reihe ein unvergesslicher Abend werden sollte. Er schien auf der Bühne erst richtig abzuschalten. Etwas, das Uruha an ihm bewunderte. Hatte er selbst doch kürzlich ein Live fast vermasselt, weil es ihm nicht gut gegangen war. Die weißen Bänder von Aois Shadow VI II I - Outfit flatterten im Radius der Windmaschine. Kleine Schweißperlen folgten seinem Hals und perlten in das tief ausgeschnittene Oberteil aus weißem, feinen Stoff. Vollkommen konzentriert auf seinen Part bog er sich geschmeidig wie eine Katze. Die Bewegungen in der Hüfte und den Schultern fließend und anmutig ... Plötzlich spürte er neben seinem Gesicht etwas Warmes. „Hi!“ Uruha! Er stand hinter ihm und hatte die Bekanntmachung dessen, dass er auf Aois und Reitas Seite gekommen war, tief in sein Ohr gehaucht - so tief, dass eine starke Gänsehaut sich über seine freien Arme zog. Aoi machte schließlich gute Miene zum verwirrenden Spiel und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zum anderen um, was dessen Augen glänzen ließ. Und deshalb beugte er sich noch mal vor, um dem anderen etwas zuzuraunen. Aoi zwang sich, nicht zusammen zu zucken. Er achtete starr darauf, dass ihre an den Saiten auf und ab schlagenden Hände, zwischen ihren Körpern, sich nicht berührten. „Bereit? Vertrau mir~ ...“ Was blieb ihm auch anderes übrig? Er rechnete damit, dass Uruha sich wieder von ihm entfernen würde, doch mit dem Kreischen der Fans blieb auch seine Nähe. Er strich mit der Nase an Aois Schlagader hinab, nachdem er ihm einen leichten Kuss auf sein Ohrläppchen gegeben hatte. Aoi hielt den Atem an! Was sollte das denn werden?! Was hatte Uruhas Hirn da ausgeheckt?! Der Rhythmusgitarrist brachte sich auf ihm unerklärliche Weise dazu, einfach weiter zu spielen. Selbst dann noch, als er fühlte, wie sich Uruhas Lippen an seinem Schlüsselbein entlang nippten. Ihm wurde kalt und heiß zugleich. Verdammt! Uruhas praller Mund folgte seinem Brustbein. Die Fans kannten kein Halten mehr, als Aoi sinnlich den Kopf in den Nacken legte und einfach die Augen schloss. Er musste sich konzentrieren, durfte sich nicht vergreifen, nicht aufhören zu spielen, nicht das Plektrum fallen lassen, nicht in Ohnmacht fallen ... Auch dann nicht, als Uruhas Mund unheimlich geschickt nach und nach einen Knopf nach dem anderen an seinem Oberteil öffnete. Aois Körper bebte, als die heiße Atemluft des anderen an ihm zu seichten Tröpfchen wurde. Diese weichen Haare fühlten sich auf seiner nackten Haut einfach fantastisch an. Er konnte nichts tun. Die Welle der Erregung, die ihn überrollte, als Uruha sich dann wieder seinen sich leicht vor Anspannung abzeichnenden Bauchmuskeln hinaufküsste, war krass und nicht aufzuhalten. Er spürte, wie der Leadgitarrist gierig seinen Duft einsog und beugte ihm den Oberkörper im Hohlkreuz entgegen. Er biss sich leicht auf das Piercing an seiner Unterlippe, als Uruha sich seiner Brustknospe näherte und sie kurz darauf weich umschlossen wurde. Er zog die Schulter an, um die Berührung zu intensivieren und erschauerte mit flatternden Lidern, als Uruha sanft zubiss. Er presste den angehaltenen Atem aus sich heraus, brachte sich dazu, den anderen wieder anzusehen. Ob er wohl wusste, wie verschleiert sein Blick war, wie verboten dunkel seine Augen? Doch er hätte es in Uruhas Gesicht erkennen können, denn es schien in seiner Erregtheit genau das Spiegelbild dessen zu sein, was in Aoi vorging. Und da wurde Aoi klar, dass der Leadgitarrist sich weiter entwickelt hatte, dass er tausendprozentig zu dem stand, was er empfand. Der Blick des Dunkelblonden, der ihn traf war eindeutig und gleichzeitig unbeschreiblich ... Heiß ... Einfach purer Sex. ~~~~~ „Aoi ...!“ Angesprochener hörte Kais quengelnde Stimme noch während er sich auszog und in Gedanken die Haut berührte, die Uruha geküsst hatte. Es war unheimlich gewesen, unheimlich anziehend und unheimlich verboten. Es hatte nicht viel gefehlt, bis er ruckartig die Flucht ergriffen hätte, um nicht in einem kleinen Feuerball auf der Bühne aufzugehen. „Ich habe alles gesehen!“, ließ der Jüngere seine Stimme spielen. „Jede einzelne Bewegung.“ Er war immer der Schnellste im Umziehen – warum eigentlich? Egal. „Und? Beim Fanservice geht es manchmal eben heiß her.“ Er versuchte seine Gefühle zu überspielen und zuckte die Schultern, bevor er sich eines seiner Hemden überzog und es zuknöpfte. „Uruha hat nur eine Grenze überschritten – das ist alles.“ „Hast du das nicht auch?“ „Was?“ Aoi blickte zum ersten Mal vom Boden auf. Seine abgeschminkten Augen wirkten wach und müde zugleich. In ihnen leuchtete ein Feuer, das nicht mal Müdigkeit stillen konnte. Manchmal hasste er das an Kai ... ihm fiel immer alles auf. Auch wenn der Drummer sich augenscheinlich die Seele aus dem Leib spielte und den Kopf wild hin und her warf, achtete er doch noch immer auf das Geschehen vor ihm. Vorrangig, weil er das Bad in der Menge der Fans genoss, aber so wie er vor ein paar Monaten auf Uruha geachtet hatte, als dieser sich ständig verspielt hatte, war es auch heute gewesen. Irgendetwas lag zwischen den Gitarristen in der Luft. Und das war beim heutigen Live wieder zum Vorschein gekommen. „Ich habe alles gesehen“, wiederholte er und schloss die Tür hinter sich. „Aoi ... auch jede deiner Reaktionen. Das war kein Spiel. Es hat dir gefallen ...“ „Das ist doch Unsinn ...“ Es blieb ihm nichts anderes übrig als zu widersprechen. „Hey, Leute, habt ihr eine Ahnung, wo Reita ...?“ Ruki stand in der Tür. Ein Blickwechsel zwischen Kai und ihm, ein kurzer Blick auf Aoi, der sich wieder wegdrehte. Doch der Sänger erkannte im Spiegel, wie sich ihr ältestes Bandmitglied über die Augen wischte und sich dann die Hände in die Seiten stemmte, wie er es immer tat, wenn er seine Gefühle zurückhalten wollte. „Aoi ...“ Ausnahmsweise mal voll Anteilnahme schloss auch er hinter sich die Tür und lehnte sich dagegen. „Ihr redet über Uruha?“ Der Älteste war geschockt, dass es sogar ihrem Ruki nicht entgangen war. Er nickte zaghaft. Kai und Ruki sahen sich an, bevor sie leise seufzten. „Wir sind nicht blind“, meinte der Leader und setzte sich auf einen der Stühle. „Uruha benimmt sich seit Monaten sehr merkwürdig. Er ist total aufgekratzt, fast wie auf Droge ...“ „Hm“, machte Aoi abwesend. „Keine Droge. Nur ...“ „Liebe?“ Ruki lächelte liebevoll und wartete gar nicht auf eine Antwort. „Das dachten wir uns schon. Meinst du nicht, du solltest mit ihm reden?“ „Wir haben schon miteinander geredet“, erwiderte Aoi und hob sich seine Gitarrentasche auf die Schulter. Es war Zeit, um ins Hotel zu gehen. „Wann war das? Als Uruha so mies war? Dann ging es um seine Gefühle, nicht wahr?“ Kai schien tatsächlich alles zu wissen. „Aber vielleicht ist es jetzt Zeit, über deine Gefühle zu reden“, meinte Ruki locker, nahm Aoi die Gitarrentasche ab und öffnete die Tür für ihn. „Uruha ist sicher noch in seiner Umkleide. Geh zu ihm. Wir nehmen deine Gitarre mit. Jetzt geh schon!“ Es war jedoch Kai, der ihn sanft an der Schulter anschupste, damit er in den Flur kam. Etwas verdutzt sah Aoi in die Gesichter seiner Bandkollegen. Dann wurde die Tür geschlossen. Er sollte jetzt zu Uruha gehen? Was sollte er ihm bitte sagen? Dass ihm die Show heute gefallen hatte? Dass er durchschaut hatte, dass Uruha ihn trotz dieser ganzen Spielereien noch liebte? Nur ein paar Schritte weiter war Uruhas Raum. Doch kurz bevor er die Tür auch nur berühren konnte, hörte er ein Aufstöhnen, das die feinen Härchen auf seinen Armen in die Höhe stob. „Oh, Reita ... verdammt!“ Es war Uruha, kein Zweifel. Er kannte diese tiefe Samtstimme, wenn sie voll Leidenschaft stöhnte. Aber er würde nie ... er hätte nie ... mit Reita? „Zieh ihn raus!“ „Es geht nicht ...“ Aoi hörte auch Reitas gedämpfte Stimme, die etwas gedrungen klang. „Nimm etwas Seife“, flehte Uruha und merkwürdigerweise vernahm er das Geräusch von Schritten, dann die Wasserleitung. „Geht’s?“ „Zu eng“, brummte der Bassist. Irritiert und neugierig klopfte der Rhythmusgitarrist an der Tür. Leises Tuscheln folgte, ehe Schritte auf ihn zukamen. Uruha stand vor ihm, mit errötenden Wangen, nicht abgeschminkt, aber umgezogen. „Oh, du bist es.“ Der Jüngere lächelte und trat zur Seite. „Komm doch rein. Oder ...“ Er blinzelte. „Was möchtest du?“ „Geht’s Reita gut? Ich hab ihn brummen hören ...“ Sekundenbruchteile später sah er Reita auch schon um die Ecke grinsen. Nackt um die Nase rum, aber mit sich bewegenden Fingern über dem Waschbecken. „Was ist denn los?“, erkundigte er sich und ging näher an ihn heran, nicht Uruhas panischen Blick wahrnehmend. „Ich hab nur deinen -“ Reita räusperte sich. „Verzeih, einen Ring hier gefunden und ihn anprobiert, aber jetzt krieg ich ihn nicht ab. Meine Finger sind angeschwollen.“ „Warte doch einfach bis morgen, dann hat sich dein Blutkreislauf wieder beruhigt.“ „Das geht nicht ... Uruha möchte ihn gerne wieder haben – heute noch!“ Der Schwarzhaarige drehte sich zum Kupferblonden um. „Es ist dein Ring?“ „Hai ...“, antwortete er schüchtern und blinzelte, sich etwas suchend, auf das er sich fixieren konnte, um nicht auf Aoi oder Reitas Hand zu schauen. Aoi zog Reitas Hand zu sich, um den Finger zu betrachten – und den Ring, der daran steckte. Ein Silberring mit zwei Ebenen. Er glänzte sehr schön, war anscheinend noch neu. Auf der äußeren Ebene befand sich eine kleine Musterung, die sich sanft abzeichnete. Er fand ihn schön. Er gefiel ihm. Es war ein Ring von der Sorte, die er gerne tragen würde. „Halt mal kurz still“, sagte Aoi zu Reita und massierte geduldig dessen Fingerwurzel, drehte gleichzeitig mit der zweiten Hand den Ring immer hin und her. Bis er schließlich von Reitas blassem Finger rutschte. „Geschafft“, jubelte er sogleich und grinste Uruha über die Schulter hinweg an, der nur sehr zaghaft lächelte. „Toll, danke schön. Könnte ich ihn jetzt bitte ...“ Fordernd streckte er die Hand aus, doch Aoi verwehrte ihm diese Bitte, was ihn erschrocken zusammenfahren ließ. Ihm war etwas aufgefallen. Diese Ringgröße ... genau seine Fingerringgröße. Er besah sich das Stück Metall genauer. Und schluckte. Eine Gravur im Inneren fiel ihm ins Auge. Feingliedrig und äußerst filigran. Für Aoi – damit du mich nich vergisst. Ich liebe dich. Uruha. Im selben Moment noch hörte er das Zuschlagen der Tür. Uruha war weg. ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Kapitel 4: Mut -------------- „Damit du mich nicht vergisst ...“ Nein, vergessen hatte Aoi ihn bestimmt nicht. Auch wenn Uruha sich hatte die nächsten Tage krank schreiben lassen. Nacht um Nacht saß Aoi hier. In seiner dunklen Wohnung, seinem kleinen Reich voller Technik und Gitarren, Computern und Zigarettenkippen. Doch heute war das alles still, heute war alles aus. Kein summender Towerlüfter, kein Knacken von sich spreizenden Hochfrequenzkopfhörern, kein Glimmen, das im schwarzen Dunkel um sein Leben bangte. Aoi war allein, und doch nicht: Seine Akustikgitarre lag auf seinem Schoß, während er selbst auf seinem Arbeitsstuhl saß. Er begann durch die Nacht zu klimpern, fahrig, ohne Sinn, bis irgendwann wie aus dem Nichts eine Melodie entstand. So lief es immer. Immer wenn er etwas auszugrübeln hatte. Es hatte sich viel verändert in letzter Zeit. Er hatte sich verändert. Und ein Stück weit auch seine gesamte Einstellung zu den Dingen. Er musste sich seiner Gefühle klar werden, das wusste er. Das hatte er schon vor einer ganzen Weile geahnt. Doch wie sollte er das machen? Wie? Wenn ihm ein unentknotbares Gewirr aus Fragen und Ahnungen, die Sicht auf eine klare Lösung seines Problems versperrte ...? Was war überhaupt sein Problem? Da fing es ja schon an ... Er warf einen Blick auf den Ring, der neben ihm auf dem Computertisch lag. Sogar im sparsamen Licht der Nacht funkelte er noch silbern und schien geduldig zu warten. Immer wieder wie auch jetzt nahm Aoi ihn in die Hand. Er beschaute nachdenklich die Gravur. „Ich liebe dich.“ Es war schon seltsam, diese Worte geschrieben zu sehen, in Metall – für die Ewigkeit gemacht. Ihre Freundschaft schien ebenfalls für die Ewigkeit gemacht – das wusste Aoi. Doch es gab so viele undefinierte neue Gefühle in ihm – die ihm Angst bereiteten, aber auch Neugier. Und warum hatte dieser Ring, der wie ein Versprechen, so bedeutungsvoll und stark, glänzte, nur eine dermaßen große Anziehungskraft? Er wollte getragen werden, bettelte mit all seinem Charme und seiner Schönheit darum angesteckt zu werden. An den richtigen Finger, der richtigen Hand, der richtigen Person. Aber es war ein Unding, ihn zu tragen, ohne dass Uruha ihm den Ring offiziell geschenkt hatte. War ihm sein gebrochenes Herz doch zum Kloß im Hals erwachsen? Bedeutete Aois Zurückweisung doch einen schwereren Niederschlag für ihn, als er es am Anfang hatte eingestehen können? Oder ignorierte er diesen Rückschlag einfach ...? Weshalb der Ring? Weshalb genau? Wenn er die Augen schloss, sah er Uruha vor sich. Die geschmeidigen Lippen, dass sich in jeder Bewegung wiegende weiche Haar, seine schönen Hände, die treuen hellbraunen Augen. Er schloss die Hand fest um den Ring – sie begann zu kribbeln. Es fühlte sich unheimlich richtig an – und doch so weit ab von dem, was er gewohnt war, was er als normal empfand. Wie würde Uruha morgen sein, wenn er wieder käme? Würde er den Ring wieder einfordern? Bestimmt ... Aoi wusste nicht warum, aber aus einem, ihm uneinsehbaren, tiefverscharrten Grund, wollte er ihn nie mehr her geben ... ~~~~~ Nachdem Kais Handy endlich wieder aufgetaucht war, ließ sich auch Uruha wieder im Stylingroom blicken. Zwar etwas staksig und unausgeschlafen, aber immerhin anwesend. So wie Aoi es später erfahren hatte, war Uruha ziemlich früh am Morgen zur Aufstellungsprobe und zum Soundcheck seiner Gitarre da gewesen und hatte sich danach wieder verabschiedet. Jetzt ließ er sich stylen und schminken, in gewohnter Manier lächelnd und erzählend, als es so eine Stunde vor Beginn des Lives war. Schon die gesamte Tour über hatte er es gekonnt vermieden, sich sehr oft der Kamera zu zeigen. Sogar als Reita und Aoi zusammen ankündigten, dass es zu dieser zur eine DVD geben würde, hielt er sich nur im Hintergrund auf und starrte wie beiläufig auf Aois Po, während sich der Ältere einen seiner Schuhe richtete. Sofort sah er wieder weg, sobald die Kamera ihn erhaschen konnte. Seine Augen waren klein und müde, selbst mit Schminke, das Live brachte er mit Bravour hinter sich, obwohl er dieses Mal sogar auf der Bühne nach den Objektiven Ausschau hielt. Eigentlich ging es um Ruki, der einen Flaschenmund mit seinen Lippen umschloss, um ihn so ins Publikum zu werfen, doch Uruha bewegte sich weg. In der Pause vor der ersten Encore beobachtete der Älteste, wie sich Uruha auffrischen ließ. Seine Haare neu toupieren, sein Augen-Make-up erneuern. Als er sich aufsetzte und sich im Spiegel von allen Seiten betrachtete, bemerkte Aoi eine große blaue Stelle an seinem Oberschenkel. Ebendiese ließ sich Uruha auch abdecken, wobei er die Augen schloss und gepeinigt die Lippen aufeinander presste. „Was ist denn passiert?“, fragte Aoi und sah in so helle Augen, wie er sie noch nie bei seinem Partner erlebt hatte. In diesem Moment hätte jeder Windstoß ihn umgehauen. Der Jüngere wankte und zischte, als die Visagistin zu arg auf die verfärbte Stelle tupfte. „Nichts Schlimmes. Ich bin nur dumm gefallen.“ „Wie gefallen?“ „Vorgestern ... da bin ich im Zepp Sendai die Treppen runtergefallen. Ich hatte die Schuhe nicht richtig an.“ Er kicherte nervös. „Das ist eine Fall-Tour“, meinte er noch kichernd und tippte Aoi gegen die Schulter. „Tut mir leid, aber ich bin froh, dass ich überhaupt laufen kann ... Im Blitz wende ich mich wieder ganz dir zu, versprochen!“ Mit diesen Worten drehte er sich weg und ging ein paar Schritte, ehe Aoi ihn im dunklen Flur an die Wand drängte. „Warum, Uruha?“ Die Frage blieb in der Luft hängen. „Warum tust du so, als wäre alles in Ordnung?“ Der Ältere griff sich in die Gesäßtasche seiner Hose und zog eine Kette hervor, an der jener Ring hing, der eigentlich noch dem Jüngeren gehörte. Er baumelte verheißungsvoll zwischen ihren Gesichtern. „Es ist alles in Ordnung“, flüsterte Uruha und drückte ihn wieder von sich. Seine Finger zitterten, vielleicht weil er ihn eigentlich an sich ziehen wollte und nicht vertreiben. Wieder war er weg. „Uruha benimmt sich immer noch komisch, oder nicht?“, rief Aoi Kai zu, der schon an seinen Drums saß. Zur gleichen Zeit hielt Reita seine kleine Ansprache an die Fans. „Aoi, ich kann jetzt nicht darüber reden. Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin“, gab der Drummer entnervt zurück, immer einen Blick auf Reita, ob wieder sein Einsatz kam. „Ich muss jetzt mit dir darüber reden!“ „Nein, Aoi!“, fauchte der Leader und Aoi schüttelte grinsend den Kopf, drehte sich um und wäre beinahe in die Kamera hineingerannt. Mit einer hingebungsvollen und einladenden Bewegung stellte er ihren Drummer vor und wollte ihn so dazu animieren, wieder in die Kamera zu lächeln. Was er schließlich auch tat. Kai konnte halt nicht anders. Die Situation war gerettet. Aoi zog sich also erstmal in den Bandraum zurück. Uruha war nicht dort, wo war er denn schon wieder hinverschwunden? Eher verwirrt und halb unruhig holte Aoi sich einen Kaffee. Von vorne konnte man Reitas Bassgitarre hören. Er warf einen Blick auf die Seitenwand, an der eine schwarze Uhr mit weißem Ziffernblatt hing. Er hatte noch vier Minuten bis sein Einsatz kam - dann musste auch Uruha wieder auftauchen - spätestens dann! Er stellte den Becher mit dem Heißgetränk ab. Bumm! Ein dumpfer Schlag gegen den Automaten folgte. Verdammt!! Aois Gedanken drehten sich im Kreis. Es würde nie wieder so zwischen ihnen werden wie früher. Aoi sank haltlos in die Hocke, die rechte Hand rutschte kraftlos an der Automatenscheibe nach. Wieder griff er nach der Kette in seiner Hosentasche und schaute sie an. Wieso hielt er sich jetzt mit ganzer Kraft an diesem Ring fest? Und wieso vermutete er schon wieder alle Schuld bei sich selbst? Mit zitternden Händen machte er den Verschluss auf und legte sich die Kette an. Er wusste, dass es seine eigene Körperwärme war, doch es fühlte sich an, als hätte Uruha das harte Metall erwärmt. Zumindest wünschte er sich das gerade mehr als alles andere. Er wollte ihn bei sich haben: Mit ihm quatschen, stundenlang, wie früher - einfach so. Er wollte ihn umarmen. Je intimer seine Momente mit Uruha in den letzten Monaten auch wurden, desto mehr hatte der Rhythmusgitarrist das Gefühl, sich von ihm zu entfernen. Ihm fehlte die süße Herzlichkeit, die immer in der manchmal unsicheren, tollpatschigen Art des anderen mitschwang, das liebe Katzenlächeln und die ... Unschuld ... die Unschuld ihrer Freundschaft. Und in diesem Augenblick wurde Aoi klar, dass er nicht verrückt war, nicht in Gefahr, nicht leichtsinnig oder schwach - er hatte einfach Angst ... Furchtbare Angst, diese Freundschaft zu zerstören, Angst, Uruha nie das geben zu können, was er brauchte. Und irgendwie bereute er es, ihn zurückgewiesen zu haben. Doch er hatte keine Wahl - er hatte Angst. Angst vor der Barriere, die vorher zwischen ihnen beiden nie existiert hatte, die sich erst mit den Worten „Ich liebe dich“ aus dem Boden aufgetan hatte wie ein göttliches Unheil. Aoi bemerkte, wie es ihn Stück für Stück und langsam zeriss. In zwei Hälften. Die eine, die Angst hatte vor dem Unbekannten, vor Uruhas Körper, vor jeder Berührung des anderen, jedem Wort und der Gewissheit ihn mit Freundschaft nur unglücklich zumachen. Und die andere Seite, die so verzweifelt an Uruha hing, dass er alles getan hätte um ihn zu halten, die sich an ihn klammerte, die ihn vermisste. Beide Hälften hatten eines gemein: Sie erfroren gerade unter jener Last an dickem Packeis, das sie beide zu zerquetschen drohte. Aoi weinte. Unaufhaltsam zerschellte Träne um Träne auf dem blanken Holzboden. Gezwungen presste er den Handrücken auf seinen Mund, um nicht laut zu schluchzen. Er hätte jetzt am liebsten seinen Kopf in eine Tüte gesteckt, damit niemand ihn so sah, obwohl er ganz allein war. Er schämte sich. Doch es wollte nicht aufhören. Mit der Rechten krallte Aoi sich an das eisige Metall vor ihm und die andere legte sich schließlich schützend um den sich sinken lassenden Kopf, den Mund presste er nun auf das angezogene Knie. Es ging so nicht weiter, es ging so nicht weiter, verdammt!! Doch im nächsten Moment versetzte er sich selbst eine mentale Ohrfeige, indem er sich zwang aufzustehen. Eine solche Blöße würde er sich nie wieder geben, wenn er sich nicht absolut sicher war, allein zu sein. Jeden Moment hätte jemand reinkommen können. Er schaute auf die Uhr. Er war zwei Minuten zu spät! Verflucht!! Er rannte zurück. Uruha und Ruki standen zum Glück noch am Bühnenaufgang, Gott sei Dank. „Oh, Mann, wo warst ...“, wollte Uruha anfangen, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken, als er Aois verweintes Gesicht sah. Er verstummte einfach. Seine Augen wurden groß. Schnell griff Aoi nach seiner Gitarre, er wuselte herum und drehte sich weg, hoffte die anderen im Team wären zu beschäftigt, um seine momentane Labilität zu bemerken. Dann lief er in Doppelschritten die Treppe hinauf auf die Bühne und wischte sich die Tränen weg. Auf seinem freien Arm zeichnete sich eine lange Spur schwarzer Schminke ab. Er musste furchtbar aussehen. Aber das war ihm jetzt egal. Die Fans hatten nicht bezahlt, um ein Häufchen Elend zu sehen. Aoi schnellte bis zum Bühnenrand vor, riss seine ESP hoch und setzte sich in Pose. „Hey!“, hätte er am liebsten geschrieen, doch das übernahm seine Gitarre für ihn. Sie hatte immer für ihn gesprochen, wenn er nicht weiter wusste, schoss ihm plötzlich ein. Und dieser Gedanke verließ ihn den ganzen Abend über nicht. Er brachte ihn sogar dazu Uruha anzulächeln, als sie sich wie immer eine Battle lieferten. Wenn sie sich so gegenüberstanden und einfach nur Gitarre spielten, war es so, als würden sie sich unterhalten, eine kleine Weile war alles wie früher. Und Aoi scherte sich auch nicht darum, dass er die Kette mit dem Ring dran, immer noch gut sichtbar auf der Brust trug. Sollten es doch alle wissen, sollten sie es doch alle wissen, dass Uruha ihn liebte! Das war jetzt egal. Wenn der Kupferblonde zu dem stand, was er fühlte, dann konnte Aoi das auch. Uruha ließ ihn heute in Ruhe. Kein obszönes Grinsen, kein Fummeln. Stattdessen lächelte er ihn wahrhaft an. Wenn sein Blick auch ein wenig nach Mitleid und Sorge schmeckte. Am Ende ihres Doppelparts kam Aoi auf den anderen zu. „Danke“, sagte er ganz offen und verschwand wieder auf seine Seite. Einen Moment nur hatte Uruha perplex geschaut. Dann schien er verstanden zu haben, dass die letzten Wochen für Aoi sehr viel komplizierter und verletzender waren, als er je geglaubt hatte. Das rückte alles in ein komplett neues Licht. Und ihm wurde klar, dass er nicht vor einer weiteren Aussprache mit Aoi davon laufen konnte ... ~~~~~ Er wollte in ein Zimmer mit ihm. Das war Uruha klar. Zwischen den einzelnen Auftritten ihrer Tour hatten sie immer wieder die Möglichkeit, auch in einem Hotel zu übernachten und da konnten sie ein wenig unter sich sein. Aoi war schon in der Nummer 3.25, während Uruha noch unten an der Bar saß. Ursprünglich wollte er sich Mut antrinken, doch daraus wurde nichts. Vor ihm glänzte ein Glas frisch gepresster Orangensaft, nichts weiter. Er musste sich bei Aoi entschuldigen, dafür, dass er ihm in letzter Zeit auf eine aufdringliche Art und Weise schlicht zu nahe gekommen war. Er legte den Kopf in die Hände. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Er hatte viel gewollt, es ihm gesagt und trotz eines klaren Neins noch mehr gewollt - zu viel gewollt. Er hatte Aoi einfach überfordert. Das konnte er nicht wieder gutmachen. Nie mehr. Aber wieder einmal kam er zu dem Schluss, dass er etwas tun musste - sofort. Er schlich die Treppen hinauf in den dritten Stock und checkte ins Zimmer ein. Es war dunkel, doch am anderen Ende des Raumes konnte er klar Aois Silhouette erkennen. Er spielte leise Gitarre. Und die leichten Töne trugen Uruha zu ihm. Es sah einfach umwerfend aus, wie Aoi mit dem Rücken zu ihm da stand und die Saiten streichelte - den Blick auf Tausende von Großstadtlichtern gerichtet. Uruha stocke der Atem und ihn überkam der Wunsch, ein Teil dieses zeitlosen Gemäldes zu werden. Er ging weiter auf den anderen zu, ganz vorsichtig. Aoi griff ein paar Harmonien und es entstanden immer wieder wunderschöne Sequenzen. Der Ältere schien ihn gar nicht zu bemerken. Uruha konnte nicht anders, als sich dicht hinter ihn zu stellen. Ganz nahe, so dass der weiche Duft von Sculpture in seine Nase schlich und seine Sinne zu betäuben drohte. Aoi wiederholte eine einzige Stelle in seinem Ensemble immer wieder, weil sie ihm dissonant erschien. Er versuchte sie zu verändern, doch alleine kam er nicht auf die richtige Lösung. Uruha fasste sanft seine Hand am Gitarrenschaft und legte sie behutsam seitlich auf dem Rumpf ab. Dann umfasste er selbst die Saiten, griff verschiedene Akkorde und Aoi zupfte im gleichen Takt weiter. Das Resultat konnte sich hören lassen. Gemeinsam brachten sie etwas völlig Neues zu Stande. Langsam klang das Instrument aus. „Es scheint so ...“, fing der Dunkelhaarige ganz leise an, „als könnten wir nur so wirklich aufrichtig miteinander reden ...“ Uruha musste ein leichtes Lächeln andeuten. „Hai ...“ „Wann? Uruha, wann ist das zwischen uns nur so kompliziert geworden?“ „Für ... für mich war es das schon immer“, gab der Leadgitarrist kleinlaut zu, was Aoi ihn anschauen und sich umdrehen ließ. „Ich weiß ...“, seufzte er. „Und ich glaube, ich habe jetzt eine Ahnung davon, wie sehr ...“ Die weltraumschwarzen Augen blickten den anderen treu an. Uruha schluchzte. „Es tut mir Leid, wenn ich dich verletzt oder überrumpelt habe ... Ich konnte es einfach nicht ... ich konnte nicht die Finger von dir lassen, Aoi ... ich ...“ Fast ungeniert fing er an zu weinen. „Ich will dir nicht unangenehm sein ... ich will dich nicht bedrängen ... Ich will nur ein wenig Nähe. Im -“ Weiter kam Uruha nicht. Aois Lippen versperrten ihm den Weg. Ganz vorsichtig und weich legten sie sich auf seine. Das unbeschreibliche Gefühl, von dem er bis eben noch geglaubt hatte, er hätte es für immer verloren, kehrte in seinen Körper zurück, der einfach vollkommen überrascht war. Er spürte, wie der Druck von Aois Mund fester wurde, wie er nach jedem Absetzen und wieder Ansetzen mutiger und neugieriger wurde, bis seine Zunge sich schließlich in seinen Mund schob. Dieser Kuss war unheimlich verführerisch und völlig unschuldig zugleich. Was taten sie hier eigentlich? Chaos! Nicht zu beseitigendes Chaos! Aoi ließ von Uruha ab, bevor dieser weiter in diesen Strudel aus Glück geraten konnte. Er legte die Stirn an die des anderen. „Für das, was ich dir jetzt sage, schäme ich mich ... deshalb werde ich es auch nur ein einziges Mal sagen ... nur einmal ...“ Uruhas Augen schienen nicht aus dem Staunen herauszukommen und ihm blieb fast das Herz stehen, als Aoi ein letztes Mal Luft holte, um flüsternd weiter zu sprechen. „Ich habe Angst ... Uruha ... Angst vor deiner Liebe, Angst davor, dir nicht geben zu können, was du dir so sehr wünschst, ich hab Angst vor Sex mit dir, Angst vor Sex mit einem Mann. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so sehr gefürchtet. Noch nie war ich so durcheinander ...“ Fast unter Schock ließ Uruha die Worte auf sich nieder regnen. „Aber größer, viel größer noch ...“ Aoi öffnete wieder die Augen und verschlang Uruhas verschwommenen Blick, „... ist die Angst, dich zu verlieren ...“ Das kurz anhaltende Schweigen, ließ Uruha die Worte erst richtig schlucken. Er weinte tonlos. Immer noch unter Schock, doch worüber war er hier gerade schockiert? Darüber, dass Aoi Angst vor seiner Liebe hatte? Oder dass er tatsächlich darüber nachdachte, wie es wäre mit ihm zusammen zu sein? „Ich werde alles tun, um das zu verhindern“, sprach der Kleinere weiter. „Alles ... Deshalb möchte ich für dich unheimlich mutig sein ... mutiger als ich es je war - mutig genug, um den Gedanken auszusprechen, der mich gefangen nahm, als du mich auf der Bühne ausgezogen hast ...“ Ein letztes Mal holte Aoi Luft, um ihn auszusprechen. „Sex. Ich liebe den Duft an dir. Ich will auch danach duften.“ Leicht schloss Aoi die Lider und schwebte wieder auf den anderen zu. „Ich will nach dir riechen, Uruha“, flüsterte er dunkel und weich. „ ... von Kopf bis Fuß ...“ +++++ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Kapitel 5: Duft --------------- Diese Lippen auf seinen zu spüren, das kleine Stück Metall, das sich zwischen ihren Mündern erwärmte. Er hatte es vermisst, ohne es richtig gekannt zu haben. Aoi zu küssen war für ihn schon die größte Erfüllung. Zu sagen, er habe sich nie vorgestellt, intime Zärtlichkeiten auszutauschen, mit ihm zu schlafen, wäre eine Lüge gewesen. Die Aussicht darauf, dass sein Wunsch in Erfüllung gehen könnte, machte ihn ganz wirr. Und diese Gedanken gekoppelt mit der sanften, verführerischen Berührung von Aois Lippen ließen ihn den Boden unter den Füßen verlieren. Seine Knie wurden weich, so dass er sich im nächsten Augenblick festhalten musste. Aoi ließ wieder von ihm ab, sah ihn überrascht an, fragend. „Ist dir nicht gut?“ Uruha stöhnte ungeduldig auf. Besitz ergreifend legte er beide Hände in Aois Nacken und zog ihn zurück zu sich, um ihn stürmisch zu küssen. Er zuckte leicht zusammen, als sich eine feuchte Zunge in seinen Mund stahl, war überrascht, dass sie diesen Punkt so schnell erreicht hatten und dass sich der Ältere so schnell überwand. Seine Finger kämmten langsam durch die dunklen Strähnen, während er es genoss, Aois Geschmack kennen zu lernen und zu genießen. „Uruha ...“ Der Rhythmusgitarrist drückte ihn ein wenig von sich, dass der Jüngere entsetzt nach Luft schnappte und dem entgegenwirkte. Dabei kollidierte er allerdings mit der E-Gitarre, die noch immer über Aois Schulter hing. „Gomen ... eine Sekunde“, nuschelte Aoi beruhigend und legte nur kurz das Instrument ab, stellte es an die Bettkante und drehte sich dann wieder zu Uruha. „Ich weiß nicht, was ich ...“ Er zögerte und schürzte die Lippen. Eine weitere Angst. „Du musst mir helfen.“ „Hm?“ Er legte den Kopf schräg. Seine noch immer leicht aufgestylten Haare wippten sanft in der Bewegung mit. Und im nächsten Augenblick ahnte er, wobei er ihm helfen sollte. „Ich hab keine Ahnung von ... Sex mit einem Mann ... das Grundlegende, ja!“, fügte er hastig hinzu und stolperte beinahe über seine eigenen Worte. „Aber ... ich ...“ „Ich habe auch Angst“, warf Uruha leise ein und war sogleich bei Aoi, um ihn an den Schultern zu berühren und dieser hatte sofort das Gefühl, eine Stütze zu bekommen. „Auch wenn ich ... länger als du darüber nachgedacht habe ...“ Zu seinem eigenen Erstaunen zitterten seine Finger wie schon seit langer Zeit nicht mehr. „Aber weißt du ...“ Aoi blinzelte und bemerkte einen Umschwung in Uruha. Dieser Mann, der schon seit Monaten versucht hatte, ihn um den Verstand zu bringen, die Diva und den Vamp zu mimen, der es ihm so manches Mal die Schamesröte ins Gesicht getrieben hatte, war schüchtern und so unerfahren wie er selbst. „Ich denke, wir schaffen das zusammen.“ Das Gesicht des Jüngeren hellte auf und das Glitzern kehrte in seine Augen zurück, bevor er mit einem Zeigefinger das Lippenpiercing anstupste und kicherte bei Aois leichten Zurückzucken auf. „Meinst du nicht auch?“ „Hai“, sagte Aoi fast automatisch und beugte sich lächelnd vor, um Uruha einen Kuss zu geben. Nur ganz leicht, wie ein Windhauch setzte er seine Lippen an Uruhas Mundwinkel, sodass dieser ihn verdutzt anblinzelte, dann aber doch die Augen schloss und ließ sich auf diese Zärtlichkeiten ein. Dieses sanfte Nippen verwirrte seine Sinne, er seufzte auf und streichelte genauso verspielt über Aois Wangen, genoss die Haut unter seinen Fingern. „Aoi ...!“ Er zog seinen Namen in die Länge, als sie sich noch immer nicht richtig küssten. „Bitte ...“ „Was denn?“, hauchte Angesprochener und grinste verschmitzt an die weiche Wange. „Spiel nicht mit mir ...“ Uruha sah ihn an, hellwach und glitzernd. „Weißt du, wie lange ich auf dich gewartet habe? Wenn du mich nicht sofort richtig küsst, dann ...“ „Dann?“ Etwas verwundert hob Aoi eine Augenbraue, als sich der Blondierte von ihm wegbewegte, seine Lederjacke auszog und sich mit viel Eleganz auf die Bettkante setzte. Sein Mund wurde von einem aufreizenden Lächeln umspielt, das sich in ein verlegenes Grinsen verwandelte. „Dann werde ich mich hinlegen müssen“, begann er verschwörerisch und rutschte weiter Richtung Kopfende, bis sein ganzer Körper auf der Matratze lag und er seinen Gegenüber immer noch bequem ansehen konnte. „Und wieder warte ich auf dich – allerdings ...“ Der Jüngere spielte mit dem Bund seines Shirts und lüpfte es, dass ein Stückchen seiner weißen Haut zu sehen war. „... bist du mindestens so ungeduldig wie ich. Also werde ich dich dazu bringen, deine Geduld über Bord zu werfen.“ Aoi schluckte und beobachtete mit großen Augen, wie Uruha sich über den Hals und den Nacken strich, langsam und sinnlich. „Wie gedenkst du, das zu tun?“, fragte er mit leicht bebender Stimme. „Oh“, machte er als Antwort. „Etwas, von dem ich weiß, dass es dir gefällt.“ Wiederholt lüftete er seine Bauchdecke und grinste dabei. „Komm her, ich zeig es dir“, flüsterte er und fächerte Aoi zu sich heran, bis dieser gehorchte und zu ihm auf das Laken rutschte. Allein das war schon ein seltsames Gefühl, denn nicht umsonst hatten sie beide es in den letzten Monaten vermieden, sich ein Zimmer, geschweige denn ein Bett zu teilen. Aois Herz beschleunigte – und stolperte, weil Uruha seine Hand nahm und sie sich auf die nackte Haut an seinem Bauch legte. Der Leadgitarrist zog den Bauch ein und der Ältere wusste nicht, was er tun sollte. Nach einigen Sekunden bewegte sich seine Hand, geführt von Uruha, der ihn lenkte, und schob den Stoff des Kleidungsstückes Zentimeter um Zentimeter in die Höhe. Seine Atmung zitterte. „Es ist doch so, dass ich dir gefalle, oder?“, hauchte Uruha in Aois Ohr. „Ich berühre und küsse dich und du kannst nicht verhindern, dass dein Körper zu beben beginnt. Wir sind in einem Raum und die Luft fängt an zu brennen. Du beobachtest mich, wie ich mich auf meinem Bett räkele und stöhne – und bist erregt.“ Seine Wangen brannten heiß, während der Jüngere sprach. Seine Worte weckten die Erinnerung an vergangene gemeinsame Erlebnisse, an die er dachte, wenn er allein im Zimmer war und zu träumen begann. Und angefangen hatte dies alles mit ... „Du hast gesagt, du ... liebst diesen Duft an mir. Lass uns herausfinden, wie wir zusammen duften.“ Wie verzaubert drehte Aoi den Kopf dem anderen zu, schaute ihn mit funkelnden Augen an. Der Gedanke faszinierte ihn. Er küsste Uruha wieder vorsichtig, doch schnell entflammte aus dem anfangs noch kleinen Feuer ein Inferno! So geschmeidig es eben ging drückte der Dunkelhaarige den anderen einfach ganz auf das Kissen. Schob die Hand unter dem Oberteil über die Brust des anderen, der ihn aus Erfurcht losgelassen hatte. Dieser plötzliche Mut ließ den Blonden erschauern. Wohl spürte dieser, dass sein Gegenüber immer noch sehr unsicher war, aber seine Forderungen lenkten von der Angst ab. Aoi umfasste den schmalen Körper, wie den einer Frau, zog ihn zu sich in die Höhe, bis er Uruha einigermaßen fließend das Oberteil über den Kopf streifen konnte. Sofort machte er sich über die weiche Haut an den Schultern des anderen her. Ließ Liebkosungen auf den schönen Mann unter sich niedergehen, dem er in jedem Moment, in dem sein Körper auf ihn reagierte, absolut glaubte, dass er ihn wollte, dass er ihn liebte. Zwar kannte er diese Form der Hingebung schon von seinen Freundinnen, doch mit Uruha war es anders. Mit Uruha war es neu. Und auf irgendeine Art und Weise imponierte es ihm, dass ein Mann so von ihm betört wurde. Es machte Spaß, Uruha zu verwöhnen. Er bedankte sich für jede Kleinigkeit mit süßen Lauten und anderen Spielereien. Mit jedem Atemhauch verschwamm die Welt um sie herum. Aoi hatte gar nicht bemerkt, wie sehr ihn dieses Vorspiel bereits jetzt vereinnahmte. Er versuchte nicht darüber nachzudenken, ob er hier jetzt einen Mann so glücklich machte, auch nicht daran, dass es sein bester Freund war, der unter ihm immer mehr in Ekstase geriet. Gerade hatte Aoi sich noch Uruhas Bauch hinabgeküsst, ließ die Hände Uruhas Seiten hinaufgleiten, als würde er ihm all seine Zweifel ausziehen wollen. Seine Finger glitten zittrig den Hosenbund entlang. Mit immer noch feurigen Wangen bemerkte der Rhythmusgitarrist, wie sehr er seinen Freund schon erregt hatte. Er versuchte den Hosenknopf möglichst elegant zu öffnen - doch seine Nervosität, die jetzt wieder gewachsen war, machte seinen Händen zu schaffen. Alles vorsichtige Fummeln half nichts - der Knopf blieb zu. Doch beide Männer machte das nur ungeduldiger. Aoi rüttelte stärker an dem kleinen silber-glänzenden Ding. Pock! - Beide fuhren entsetzlich zusammen und schauten auf. Die Gitarre war umgefallen. Verdutzt schauten sie sich an und fingen gleichzeitig an zu lachen, um der eigenen Schusslichkeit zu entkommen. Aber hey~ der Knopf war auf! „Hab ich mich erschrocken ...“, flüsterte Aoi und half Uruha etwas grobmotorisch den restlichen Stoff von den Beinen zu ziehen. Der kleine Zwischenfall hatte beiden gut getan. Die Anspannung schien kurz gewichen zu sein, doch sofort kroch sie wieder hervor, als dem Älteren bewusst wurde, dass Uruha nun völlig nackt unter ihm lag. Danach wurden beide stiller. Sie konzentrierten sich wieder aufeinander. Erst jetzt, im Moment der Ruhe, erkannte Uruha, wie sehr Aoi wirklich zitterte. Auch wenn er versuchte, versiert zu wirken, auch wenn er bitter und tapfer weiterlächelte. Das trieb den Ernst in sein Gesicht zurück. Er legte die Hand auf die Wange des anderen, dessen Schütteln beinahe die Arme zusammenklappen ließ, die ihn stützten. Er war blass, nur die Wangen glühten rot und sinnlich, die schwarzen Iriden schauten ihn fast schüchtern an. „Aoi, wenn du ... zu viel Angst hast ... dann lassen ...“ „Nein ...“ Die entschlossene Stimme passte gegenwärtig überhaupt nicht zu Aois restlichem Anblick. „Ich will es ... Ich ... weiß nur nicht genau, was dir gefällt. Das macht mich unsicher. Wenn ... wenn ich bedenke, wie lange du schon auf mich gewartet hast, dann möchte ich, dass es für dich schön wird.“ „Aber ... ich ...“ „Zeig es mir ... zeig mir, was du magst ...“ Aoi schloss die Lider, brauchte einen Augenblick, um die Fassung wieder zu erlangen. Er atmete tief ein und aus, ging in sich, wie vor einer wichtigen Prüfung. Er ließ ganz kurz seine Gedanken zurückspulen, erinnerte sich an das Gitarrenspiel von vorhin, das sie beide gemeinsam harmonisiert und so nahe beieinander beendet hatten. Uruhas Hand auf seiner. Ihn beschlich dieses Gefühl von Sicherheit wieder, Vertrautheit und der Fähigkeit anonym jeglicher Worte sensibel und intensiv miteinander zu kommunizieren. Aois Augenöffnen kam Uruha vor wie ein flimmernder Sonnenaufgang. Und diese schwarze Sonne, die über ihm schwebte, elektrisierte ihn vollkommen. Der Ältere griff nach der Gitarre auf dem Boden. Entschlossen legte er sie neben Uruha, gekippt an die Wand, aufs Bett. Dieser konnte nur einen Moment lang verwirrt schauen. „Zeig es mir bitte ... zeig mir, nach was du dich sehnst ... so wie du es auf der Bühne machst ... zeig es mir an der Gitarre ...“ Uruha verstand nicht sofort, doch Aoi legte seine Hand auf den Rumpf des schwarzen Musikinstrumentes, schob die eigene Hand darunter und legte die andere auf Uruhas Brust. Er bewegte ihre beiden Hände gleichzeitig ein Stück hinab, bis der Unterarm des Blonden leicht an den Tremolohebel stieß. Parallel dazu versenkten sich Aois Finger leicht im Bauchnabel des anderen, was Uruha aufsummen und seine Lider kurz zuflattern ließ. Jetzt hatte er verstanden, was Aoi von ihm verlangte. Er bewegte die Hand des Rhythmusgitarristen auf dem Eschenholz und wie ein Spiegelbild übertrug der Dunkelhaarige die Berührung mit der Freien auf Uruhas Oberkörper. Wenn Uruha die Taille der Gitarre entlang streichelte, so folgte Aoi seiner Seite hinab, ebenso wie der Jüngere es vorgab. Brachte Aoi durch die Führung des anderen die hohe A-Seite zum Klingen, so kratzte er leicht über Uruhas Rippenbögen, über einen nach dem anderen, brachte so eine Seite nach der nächsten zum Schwingen, beobachtete fasziniert jede noch so kleine Reaktion. Ließ Uruha ihn leicht an den Lautstärkereglern drehen, kniff Aoi sanft mit den Zähnen in eine seiner Brustknospen, ließ danach wieder weich die Fingerspitzen über schwarzen Lack und weiße Haut gleiten. Sie waren so kontrastreich, diese Gitarre und Uruha, doch irgendwie schien Aoi sie gerade beide zu lieben, auf die eine oder andere Art. Seine Nase kletterte Uruhas Schlüsselbein empor, über den Hals und die Kieferknochen bis an sein Ohr. Im selben Moment wanderten Aois Finger mehr Uruhas Körpermitte entgegen. „Zeig mir, wie ich die stärksten Akkorde aus dir herausbekomme ...“, raunte er dunkel und sündig und war sich wahrscheinlich nicht einmal bewusst wie sehr. Er schob Uruhas Hand ganz sachte zum Übergang zwischen Rumpf und Schaft seiner ESP - ganz vorsichtig wiederholte er die Bewegung an Uruhas Körper. Nur ganz sanft ließ Uruha Aois Hand über Holz und Fleisch gleiten, drückte ab und an einen Finger stärker auf eine Saite seiner Wahl und fing an zu stöhnen, als Aoi die Sequenz eins zu eins an ihm übernahm. Der Körper des Größeren wurde unruhig, er presste ein beeindruckendes Hohlkreuz hervor, als er Aois Hand losließ, um von unten um den Schaft der Gitarre zu greifen und so mehr Kraft auf Aoi ausüben zu können. Intensiver als vorher schob er die Hand seines Freundes, die die Saiten und Bundholz fest umschloss, auf und ab. Erhöhte, je nach dem, wonach er sich sehnte, die Kraft, fing an, die angehaltene Luft aus sich heraus zu lassen, die freie Hand gegen das Bettgestell zu schlagen und sich kurz darauf daran festzuhalten. Immer fester und schneller rieb er über die Saiten, was einen irren Klang hervorrief, ganz leise und matt, schnarrend und surreal. Uruhas Laute hingegen machten die Erregung, die seinen Körper durchfuhr, zur blanken Wirklichkeit. Sein Kopf wiegte erst langsam, dann härter hin und her, sein Becken zuckte Aoi entgegen, seine Beine flogen willig und devot auseinander, als er Aois Fingerspitzen über den Klemmsattel hinaus bis an die Stimmmechaniken kommen ließ und Aoi somit ganz seine Spitze umschloss. Uruhas Augenlider flatterten auf und zu, ehe er den Älteren über sich zog und ihn wild küsste. Seine Hand am Gitarrenschaft führte weiterhin, bis er es aufgab und von Aoi abließ, seinen Kopf in den Nacken warf und mit offenen Mund stöhnte, um sich dann in Aois kundige Hand zu ergießen. Eben dieser war wieder in den Genuss gekommen, Uruha beim Kommen zu beobachten. Wie beim ersten Mal konnte er nicht leugnen, dass ihn dieser Anblick erregt hatte. Just in dieser Sekunde, in der die braunen Augen glänzten und sich ein zufriedenes, glückliches Lächeln auf seine Lippen legte, musste er sich zur Raison bringen. Ruhe mit dem Zug an Sauerstoff durch seinen Körper schicken, um nicht sich selbst und nicht Uruha in eine schmerzhaft peinliche Situation zu bringen. „Danke schön“, kamen die geflüsterten Worte aus den Kissen hervor und Aoi versank in den dunklen Iriden seines Freundes, die ihn so unverhohlen musterten. So fühlte er sich wie bei etwas Unsittlichen erwischt. Wie damals, als seine Mutter seinen Bruder und ihn beim Spannen vor der Mädchenumkleide entdeckt hatte. Nur dass Uruha ihn nicht im Geringsten tadelte. „Hab ich gern gemacht“, gab der Ältere gedämpft zur Antwort, um seine eigene Erregung zu verbergen. „So war das nicht geplant“, seufzte Uruha verträumt und ließ die Augen zudriften, seine Hand rutschte von der Gitarre ab, die Aoi sofort an die Seite stellte – nicht, dass sie wieder Opfer ihrer Aktionen wurde! „Ich wollte nicht ... nicht allein ...“ Seine geröteten Wangen nahmen tatsächlich noch ein Quäntchen mehr Farbe an, als er den über ihm Liegenden wieder fixierte. „Hm ...“ Aoi strich mit vibrierenden Lippen über die Falten, die sich auf Uruhas Stirn gelegt hatten, und legte seinen Arm um dessen Schultern. „Ich weiß zumindest jetzt schon, mir wird es nicht langweilig, dir dabei zuzusehen.“ „Aoi!“ Uruha rümpfte die Nase und gab ihm einen kleinen Klaps auf den Arm, um sich kurz darauf an dessen Halsbeuge zu verstecken. „Wie kannst du denn so etwas sagen ...?“ „Du wirst noch mehr von mir zu hören bekommen“, flüsterte der Ältere zurück und schmunzelte darüber, dass sich sein Freund hier offensichtlich genierte. Gleichzeitig versuchte er, seinen Puls zu beruhigen. Die Erregung kämpfte mit seiner Angst um den ersten Platz. Er hatte bereits jetzt einen sehr wichtigen Schritt gewagt und erkannt, dass die pulsierend-heiße helle Haut ihm sehr gut gefiel. Besonders dann, wenn sie sich so niedlich rötete wie jetzt in diesem Augenblick. In seinen Gedanken versunken hatte er allerdings nicht bemerkt, wie sich Uruha aufgesetzt hatte und ihn eingehend beobachtete. „Aoi ...“ Er befeuchtete sich die Lippen und näherte sich dem angestrengten Gesicht, bevor er die offenstehenden Lippen zart küsste und mit den Händen über seine Bauchpartie streichelte. Schüchtern und etwas unbeholfen schlichen seine Fingerspitzen zum Hemdbund, suchten nach den Knöpfen, um sie von unten her langsam aufzuschieben. Als er Aois bebende Bauchdecke berührte, keuchte dieser dunkel in ihren Kuss und griff grob in Uruhas Haare, küsste ihn heiß und ungehemmt, so wie zur Ablenkung von seiner eigenen Erregung. Ihre Zungen fochten miteinander einen Kampf aus, den aber keiner von beiden verlieren wollte. Aoi berührte Uruhas Gaumen, so dass dieser tief aus der Kehle aufstöhnte und die Augen öffnete. Ihre Blicke begegneten sich und der Jüngere erschrak vor dem dunklen Verlangen, das in Aois Augen glänzte und ihm klar machte, dass dieser Mann ihn wollte. Sein unterdrückter, hastiger Atem bestätigte ihm diese Vermutung. Mit seinen Händen zog er den Schwarzhaarigen zu sich heran, ihn immer noch küssend – küssen lassend – um ihm das Hemd von den Schultern zu schieben und danach seine Hose aufzuknöpfen. Wie zuvor Aoi zitterte er jetzt selbst bei dieser Aktion, doch Aois Hose war nicht so widerspenstig. Nach einer kurzen Trennung ihrer Lippen und ein paar Handbewegungen, die eindeutig ein paar Handbewegungen zu viel waren, lag nun auch der Rhythmusgitarrist nackt unter ihm. Uruha errötete, während er den Älteren betrachtete und überlegte, was er tun sollte. Er war ihr erstes Mal sicherlich Hunderte Male im Kopf durchgegangen, hatte es wiederholt, Szenen umgeschrieben, neu erlebt, immer wieder. Jetzt mit der Realität konfrontiert zu sein und wirklich handeln zu müssen, war etwas Neues für ihn. So sehr er sich auch belesen hatte, wenn es darum ging, einen anderen Mann zu verwöhnen oder mit einem zu schlafen, dies hier war eine völlig andere Situation. Vielleicht hätte jemand anderes sich einen Spielgefährten gesucht, um zu üben, aber der Typ Mann war er nicht. Stattdessen hatte er mit Spielzeugen hantiert, um sich daran zu gewöhnen, wie es war, würde er – gefüllt werden. Selbst in diesen Sekunden genierte ihn allein der Gedanke, dass er so etwas ausprobiert hatte. Er liebte Aoi über alles, er erwiderte seine Gefühle – und je länger er über ihm hockte und ihn betrachtete, desto unruhiger wurden sie beide. Aoi drückte seinen Rücken durch und kaute auf seinem Piercing herum, vollauf erregt und voller Hitze, denn Uruha sah genau, wie er seine Finger in die Laken krallte und sich bemühte, nicht zu fordernd zu werden. Sein Brustkorb bewegte sich hastig auf und ab, an seinem Hals pulsierte eine Schlagader schneller als gewöhnlich und er verbarg nicht im Geringsten seine Erregung. Er war schön. Uruha verstand es nie, dass man ihn als ‚schön’ bezeichnete. Aoi war die Schönheit der Band. „Uruha ...“ Es war das Stöhnen, das den jungen Leadgitarristen aus seinen Gedanken riss, dann faszinierte ihn die Bewegung, mit der Aoi sich ihm augenscheinlich anbot. Sein Kopf lag im Nacken, seine Haare wirr auf der Stirn. „Ich ... mach bitte irgendetwas ... wenn nicht ...“ „Schsch“, machte Uruha und hielt einen Finger auf seinen offenstehenden Mund, doch statt ihn auch dort zu küssen, setzte er seine Lippen an Aois Spitze und genoss den leisen Aufschrei, bevor er mit der Zungenspitze sanft die Eichel umkreiste und mit seinen Fingern den Schaft seines Freundes umfasste, ihn mit wechselndem Druck massierte. Den Bruchteil einer Sekunde später spürte er, wie sich Aois Oberschenkel anspannten, als dieser die Beine aufstellte, um sich Uruhas Mund mehr entgegen zu drücken. Sofort waren da auch seine Hände, die sich in seine Haare gruben, ihn nicht grob, jedoch bestimmt leiteten. Von Neugier gepackt und seiner erneut aufflammenden Leidenschaft animiert, öffnete Uruha seine Lippen und legte sie um Aois Erregung, lutschte an ihr und hörte den Älteren nach Atem ringen. Anscheinend gefiel ihm, was er tat. Uruha wurde prompt auch wieder sicherer und mutiger. Er begann zu saugen, während er gleichzeitig weiter massierte, vertraute darauf, dass Aoi ihn nicht ersticken wollte und streichelte mit der freien Hand über seine schweißnasse Haut, seinen Bauch, seine Taille. Aoi kraulte Uruha hinter den Ohren, dass dieser anfing genießend zu summen und überrascht bemerkte, wie er daraufhin ein lusterfülltes Stöhnen zum Lauschen bekam. Uruha bemühte sich um ein Lächeln, was mit Aoi in seinem Mund nicht gerade einfach war, deswegen sah er von unten her zu ihm auf und machte Aois Lächeln aus, das sich zu einem Keuchen wandelte, unterdessen der Jüngere mit seiner Zunge ihn auf den Gipfel der Ekstase brachte. „Kouyou!“ Aoi schrie und bäumte sich auf, gleichzeitig hielt er Uruhas Kopf nah bei sich, sodass dieser sich bemühte, sich nicht zu verschlucken. Gleich darauf wurde er an Aois Brust gezogen und gestreichelt. Was für ein herrliches Gefühl das war! Die Haut unter seinen Fingern, seine Berührung in den Haaren, dieser Geruch ... „Wow.“ Es war nur ein Hauchen, aber es trieb Uruha die Schamesröte ins Gesicht. Doch statt das zu zeigen, grinste er und hauchte zurück: „Das war noch nicht alles, was ich dir zeigen wollte ...“ Er musterte den Schwarzhaarigen von der Seite und erkannte, dass auch dieser errötete. Dann nickte er. „Ich weiß ...“ Er schloss die Augen und lächelte. „Hm?“ „Ich weiß nicht, was ich machen soll ... Das hab ich noch nie ... so erlebt ...“ „Wenn ...“ Der Kupferblonde stützte sich auf die Seite und lehnte sich über Aois Gesicht. „Wenn du mich unterstützt, dann zeige ich dir, wie es geht ... beim nächsten Mal machst du es alleine.“ „Das klingt, als wolltest du mir zeigen, wie man eine komplizierte Matheaufgabe löst“, witzelte Aoi und schaute in Uruhas hochrotes Gesicht. „Ich möchte dir Sex zwischen Männern nicht mit Hilfe von mathematischen Formeln erklären“, trotzte der und schwang sich in einer beinahe eleganten Bewegung über Aois Hüften, sodass er auf seinem Schoß saß. „Also ...“ Sein Brustkorb bebte und sein Herz beschleunigte rasendschnell. „Anou ...“ „Was ist?“ „Ich hab den Faden verloren.“ „Hast du kein Rückholbändchen?“ Uruha gab Aoi mit einem Grinsen einen Klaps auf die Bauchmuskeln. „Dass du große Töne spucken kannst, war mir klar!“ Er lachte leise und bedachte den unter ihm Liegenden mit einem liebevoll tadelndem Blick. „Vorbereitung ist wichtig. Aber das kannst du dir ja sicherlich denken. Zuallererst -“ Aoi unterbrach ihn. „Hast du Gleitgel?“ „Nicht griffbereit. Liegt in meiner Reisetasche.“ Der Ältere grinste wissend und gab den Klaps zurück, jedoch auf Uruhas Oberschenkel. „Hol es.“ Er wusste zu gut, dass der Jüngere bereits wieder erregt war und geradezu in Flammen stand. Doch er selbst – sein Körper zumindest – war noch nicht soweit. Etwas unwillig erhob er sich und wankte hin zu seiner Reisetasche. Auf dem Weg dorthin war ein Spiegel, in den er sah, bevor er sich bückte, um die Seitentasche zu öffnen. Seine Haare waren wild zerwühlt, seine Augen waren eine einzige schwarze Fläche. Oh Gott ... er wusste schon, warum er nach seinen Aktionen im Bett liegen blieb und nicht noch mal aufstand, um irgendetwas zu tun ... zu viele Spiegel in der Wohnung. Gefunden. Die kleine Tube lag angenehm in seiner Hand, unbenützt und ... unschuldig? Er grinste und stand auf – doch was er dieses Mal neben seinem eigenen Spiegelbild erspähte, war ein Aoi, der nicht wie er ihn zurückgelassen hatte, brav und bewegungslos auf dem Bett lag, sondern seine Lust zu neuem Leben erweckte. „D-du ...“ Uruha drehte sich um und starrte aufs Bett. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Die Zähne in die zarte Haut seiner Unterlippe gegraben. Eine Hand am Hals, im Nacken, wo – wie Uruha wusste – eine seiner empfindlichen Stellen lag. Die andere Hand um seinen bereits wieder angeschwollenen Schaft gelegt, auf und ab bewegend. Seufzend. „Du kannst doch nicht einfach ohne mich anfangen“, lachte er etwas unbeholfen und stieg zu Aoi zurück auf die Matratze. „Ich hab nicht ohne dich angefangen.“ Er unterdrückte ein Stöhnen, als sich Uruha gefährlich nah an seinem Schritt wieder auf ihm sinken ließ. „Ich wollte nur ... bereit sein.“ „Ach so.“ Der Jüngere beugte sich vor, sodass er über Aoi lag und ihn küssen könnte. „Dann lass uns mal dafür sorgen, dass ich bereit für dich bin ...“ Ein Klicken ertönte und er verteilte etwas von dem Gel auf seinen eigenen Fingern. „Gib mir einen kleinen Augenblick“, flüsterte er und beugte sich noch näher an Aois Lippen heran. „Dabei müsstest du mich allerdings küssen.“ Aoi ahnte, was Uruha vorhatte, und war erstaunt, dass er so ... schamlos seine feuchte Hand zwischen seine eigenen Beine führte und sich selbst berührte. Nicht irgendwie, wie er wusste. Doch statt er sich weiter dem Gedanken hingab, dass dies für ihn getan wurde, legte er eine seiner Hände an Uruhas Wange und küsste ihn so wild und verlangend er konnte. Er schmeckte Aufregung und seinen eigenen leisen Anflug von Panik, doch den ignorierte er. Er konzentrierte sich auf die Aufregung und die Begierde, die in ihren beiden Körpern loderten. „Yuu ...“ Ein nassgeküsster Mund löste sich von ihm und schwarze Augen versuchten ihn zu fixieren. „Gib mir deine Hand ...“ Uruha zitterte kurz, ehe er seine gegelte Hand hervorholte und Aois Hand zu sich heran zog. Verschränkte ihre Hände, sodass auch Aoi befeuchtet wurde. „Ganz langsam ...“, gab er das Kommando und führte ihn zu seinem Po, die Rinne entlang, bis sie an dem kleinen, pulsierenden Muskelring ankamen. „Erst ich, dann ... schiebst du einen Finger mit hinein ...“ Uruha glühte. „Hai ...“ Sein Herz pochte wie wild, spürte er doch alles und jede Bewegung, die ausgeführt wurde. Lippen senkten sich auf seine, hemmungslos weit geöffnet, keuchend und in bestimmten Abständen stöhnend. Er bekam das Zeichen, mitzumachen und stöhnte selbst, als sich Uruha um ihn herum verengte. „Stoßende Bewegungen“, wurde ihm zwischen heißen Küssen zugenuschelt. Diese führte er auch aus. Er war fasziniert von der Hitze und der Enge, die ihn umgab. Die Struktur, das heiße Fleisch, alles um seinen Finger herum pulsierte. Uruha stöhnte und warf den Kopf in den Nacken, ohne dass er wusste, warum, ohne dass er erkennen könnte, was für sein offensichtliches Wohlsein verantwortlich wäre. „Jetzt darfst du allein“, flüsterte Uruha und sah ihn wieder genau an. Dabei ließ er seine Lippen über seine Zähne rollen, dass ein zarter Schmerz ihn erregte. „Wa-was ...?“ „Mach schon“, wisperte er. „Nicht so zaghaft.“ Er zog seinen Finger zurück und begann damit, zwei von Aois Fingern in sich zu drängen, rhythmisch und fast melodiös folgte als Antwort Uruhas Stöhnen. „Mehr“, forderte er keuchend und Aoi führte einen dritten Finger hinzu. Uruha ließ seinen Oberkörper nach vorne sinken, sein Mund Aois Ohr zugewandt, dass jede Luftbewegung, jedes Stöhnen sein Gehör schüttelte. Mit einer seiner Hände stützte er sich ab, damit er Aoi nicht vollkommen mit seinem Gewicht belastete. Die Zweite legte sich in einem unerwarteten Moment um Aois Erregung, dass dieser seine Hüfte nach oben zucken ließ. „Hai“, antwortete Uruha, ohne dass jemand etwas gesagt hatte. „Hm ...?“, erfragte Aoi und nun spürte allzu deutlich, wie sehr sein Körper nach Erlösung verlangte. „Ich will dich auch“, kicherte Uruha erregt und stieß sofort einen Laut aus, der Aoi gleichermaßen erschaudern ließ. „Du kannst sie rausnehmen.“ Uruhas Gesicht sah beinahe gequält aus, als er wirklich seine Finger aus ihm zog. Mit einem Seufzen richtete er sich auf und stellte sich auf die Knie auf, positionierte sich selbst über Aois ebenso pulsierender Erregung, auf der sich seine Hand immer noch auf- und abbewegte. Es war schwer, so ruhig zu bleiben, wie Uruha es augenscheinlich war. Oder einfach konzentriert. Von einem Moment auf den anderen hielt er ihn ruhig und beinahe unbeweglich. Nur langsam ließ er sich auf Aoi nieder, sodass dieser Zentimeter für Zentimeter registrierte, wie eng und heiß Uruha war. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er ganz in ihm war – dann hörte er ihn erleichtert seufzen. „Was ist?“ „Ich bin glücklich“, sagte er heiser und zog Aoi an den Schultern hoch, damit er aufrecht saß. „Ich liebe dich, Yuu ... Ich liebe dich!“ Beide schienen in diesem Moment erst richtig zu begreifen, was sie hier eigentlich füreinander taten. Liebe besteht aus Mut - sie lebt von dem Risiko der Leidenschaft. Aoi konnte einfach nur gerührt lächeln. Er ließ seinen Blick völlig elektrisiert über die nachtblaue Gestalt des anderen streifen, inhalierte den warmen Atem, der ihm entgegenschlug. Er hätte jetzt einfach nicht beschreiben können, wie es sich anfühlte, in diesem Mann zu sein, aber er begriff schnell, dass er sich dabei wesentlich wohler fühlte, als er es sich je hatte vorstellen können. Es folgte ein unglaublich leichter Kuss. Ein wenig lehnte er sich zurück, damit es Uruha wieder bequemer hatte, stützte sich leicht ab, und legte gleichzeitig einen Arm um Uruhas Taille, um ihn festzuhalten. Beide wirkten nun wie eine perfekte marmorne Statuettengruppe, beleuchtet von dem Licht der Straßen, dem Licht der Stadt, dem Licht der Nacht. Uruha legte anmutig die Hände auf Aois Schultern, um sich zu stützen. Zuerst ganz vorsichtig und mit geschlossenen Augen spannte er die Oberschenkel an und erhob sich ein Stück - ließ sich dann wieder auf den Körper des anderen sinken. Er bekam seinem Atem nicht mehr unter Kontrolle, hauchte ungleichmäßig die Luft aus seinen Lungen. Danach wiederholte er es wieder und wieder. Und nachdem er dem Kupferblonden zuerst bewundernd zugeschaut hatte, schloss auch Aoi die Augen und legte den Kopf zurück. Den Mund leicht geöffnet, ließ er sich scheinbar entgültig fallen. Langsam leitete er Uruha an, indem er die Hand an dessen Seite benutzte, um ihm einen sanften Takt vorzugeben. Doch sein Puls beschleunigte schneller als gedacht, denn Uruhas anschmiegsamer Körper multiplizierte seine entfesselte Lust um ein Vielfaches schon nach wenigen Stößen. Es war viel intensiver, heftiger als erwartet. Beide verloren jede anfängliche Vorsicht. Ihr lautes Keuchen ging nahtlos ineinander über, ebenso wie ihr Fleisch es tat. Von Sekunde zu Sekunde wurden sie mehr und mehr eins. Aoi beugte sich wieder vor, er wollte mehr von dem anderen spüren. Er legte auch den zweiten Arm um die schmale Figur, die immer noch mit obszön weit gespreizten Beinen auf seinem Schoß saß und dessen sexuelle Gier jede Faser seines Körpers erreichte und schüttelte. Er half Uruha. Hob ihn fast von selbst ein Stück an und ließ ihn wieder auf sich niedergehen. Uruha durchfuhr sein Haar. Er biss sich lasziv auf die Unterlippe. Er ließ die Hand über Aois Brust wandern. Er krallte sich in den Rücken des anderen. Stöhnte ungehalten, als Aoi nun jedes Mal einen Punkt in ihm traf, der ihn dem Himmel ein Stückchen näher brachte. Das hier war alles, was er immer wollte, aber auch mehr als er je zu träumen gewagt hatte. Es schien perfekt. Es war perfekt! Das Bett wankte unter ihren Bewegungen. Lauter und lauter taten sie ihre Lust Kund, in die Stille des Raumes hinein, auch wenn es niemanden etwas anging, was sie hier miteinander erlebten. Sie waren ein einziger brennender Feuerball - lodernd und nicht mehr aufzuhalten. Sie bebten. Sie schwiegen - Worte waren auch nicht mehr nötig. Direkter konnte man nicht spüren, was in einem anderen Menschen vor sich ging. Sie waren sich absolut sicher, dasselbe zu empfinden. Uruha legte das Gesicht auf die Schulter das Mannes, den er so liebte und seine Arme schlossen sich enger um ihn. Er kratzte etwas unvorsichtig über die Schulterblätter, an denen er sich verzweifelt festhalten wollte. Den Mund weit geöffnet, erhob er sich ein letztes Mal mit blanker Muskelkraft von Aoi und ließ sich dann einfach fallen. Er fiel tief, war ohne Vorwarnung über die Schwelle gestolpert, etwas unbeholfen, aber er hatte Aoi einfach mitgerissen. Immer noch tonlos, aber mit einem schweren Hauchen, das aus den aufgesperrten Lippen hinaus Aois Rücken hinab segelte, vernahm er, dass die heiße Flüssigkeit sich in ihm ausbreitete, seinen Körper wohlig wärmte. Ein befremdliches Gefühl, dennoch so stark, dass es ihn beinahe zerriss. Er hatte nicht bemerkt, dass der Dunkelhaarige sich schon länger auch um ihn gekümmert hatte, denn das andere Gefühl hatte es einfach verdrängt. Erst als er die weiße Milch auch aus sich herausströmen spürte, wusste er, dass sie annähernd gleichzeitig dieses Spektakel erlebt hatten. Diese Gewissheit berauschte ihn noch zusätzlich, so dass er eine ganze Weile brauchte, um wieder einigermaßen zu sich zu kommen. Er war einfach in einen trance-ähnlichen Zustand entwichen. Ein paar Minuten verharrten sie weiter stumm beieinander, keiner traute sich etwas zu sagen. Langsam wanderte Uruhas Hand die Wirbelsäule des anderen entlang, hinauf zum Hals, an der Seite wieder hinunter zum Schlüsselbein. Er saugte den Duft, der sie beide umgab, tief in sich hinein. Das war also der Geruch, den sein Freund so sehr an ihm liebte. Er musste lächeln, als er bemerkte dass auch Aoi dasselbe tat. Uruhas Finger hakte sich in die Kette, die der Rhythmusgitarrist immer noch trug. Er glitt das filigran und fein ineinander gebogene Metall entlang und fand schließlich, was er daran vermutete. - Den Ring. Sachte lehnte er den Kopf ein Stück zurück, sodass er in das verschwitzte, faszinierte Gesicht des anderen sah, dessen Augen nun so dunkel waren, dass er die Pupillen schon gar nicht mehr ausmachen konnte. Kurz traf seine Stirn auf Aois, dann küsste er ihn sanft und flüchtig. „Warum hattest du ihn mir nicht zurückgegeben ...?“, fragte er dann und erschrak innerlich beim ersten Hören seiner errauten Stimme. Aoi strich nur den Schweiß von Uruhas Engelsflügeln und musste ein wenig lächeln. „Ich wusste doch, dass er für mich bestimmt war, aber du hattest ihn mir ja nicht offiziell geschenkt ... und ich hab lange überlegt, warum ich ihn trotzdem nicht hergeben wollte ...“ „Und warum ...?“ „Deswegen ...“ Ihre Lippen fanden sich wieder in den ersterbenden Lichtern der Stadtbeleuchtung, die in diesem Moment abgeschaltet wurden, als würden sie demütig den Blick abwenden von der Intimität dieser Geste - dieses Kusses - der anders war, als die anderen vor ihm - Der leise und kaum hörbar >Ja< sagte, der Unglaubliches versprach, der alle Befürchtungen und Zweifel hinfort sprengte und heller schien als alle Dunkelheit, die nun noch vom Tag übrig geblieben war. Die ganze Stadt schien vor ihm in die Knie zu gehen. Ihre Münder schwebten noch nahe beieinander, der Platz dazwischen kaum wahrnehmbar. Eine Träne der Freude schnellte Uruhas Wange hinab und versickerte gleich wieder in feinem pechschwarzem Haar. „Warum trägst du ihn dann nicht am Finger ...?“ „Ich wollte es nicht ...“ Uruhas Augen öffneten sich ein wenig negativ überrascht. Dann glänzten sie wieder feucht. Einen Moment ließ Aoi ihn noch zappeln. „Ich wollte, dass >du< ihn mir ansteckst ...“ Der Ältere lächelte so aufrichtig und treu in die Augen des anderen, die er nur noch schwer ausfindig machen konnte, dass dieser es einfach erwidern musste. Nun kam es Uruha so vor, als würde er jeden Moment zerbersten vor Glück. Dann flogen seine Finger hinter Aois Hals, um irgendwie die Kette zu öffnen. Sie war noch ganz aufgeheizt von den Körpern der beiden, ein interessantes Gefühl, als Uruha den Ring festhielt und sie einfach zwischen ihnen herunter fiel. Aoi hob langsam die Hand und reichte sie Uruha hin, der ihm andächtig das Schmuckstück aufsteckte. Er passte nicht ganz, da Aois Blut immer noch zu schnell zirkulierte, doch das war jetzt egal. Dankend fiel Uruha ihm um den Hals und warf ihn schließlich einfach ins weiche Kissen um, das bei dem ganzen Hin und Her offenbar gelitten hatte, denn es schneite Federn auf sie beide hinab, als Uruha sich leicht auf den Brustkorb des anderen stützte. Seine Lider fielen wieder zu und Luft rauschte in seine Nasennüstern, die sich leicht bewegten. „Hm~ Dieser Duft~ Jetzt weiß ich, was du meintest ... Es riecht nach Sex ... Es riecht nach dir~ ... Es riecht nach mir ...“ Uruha musste leicht kichern, bis Aoi kurz darauf den Kopf schüttelte und ihn umwerfend anlächelte. „M-m ... Es riecht nach >uns< ...“ ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! 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