Harry Potter und die Schwarze Feder von miau-miau (Was sich liebt, das neckt sich) ================================================================================ Kapitel 1: Lehrerkonferenz -------------------------- Harry Potter fängt im kommenden Schuljahr als Lehrer in Hogwarts an. Sein Posten ist, wie nicht anders zu erwarten, das ständig wechselnde Lehramt für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Severus Snape war außer sich vor Wut, als er auf der Lehrerkonferenz, die stehts kurz vor Ende der Sommerferien stattfand, davon erfuhr. Natürlich war das Potterbalg auch anwesend und hatte sich in den anerkennenden Glückwünschen seiner ehemaligen Lehrer geaalt. Er war immer noch so arrogant und unverschämt wie früher. Er war größer geworden, größer als Severus selbst, und seine Züge waren kantiger und härter. Aber sonst... absolut der gleiche heuchlerische, wohltätige Kotzbrocken. Nur mit Mühe und Not hatter er sich davon abhalten können Potter ein paar um die Ohren zu hauen bei dessen altklugen Kommentaren. Er glaubte wohl, er sei der beste Lehrer, den es nur geben könnte. Der würde sich noch schön umgucken, wenn ihm die Schüler auf der Nase rumtanzen. Das werden sie ganz sicher, wenn er wirklich seine laschen Lehrmethoden einsetzt, die er großspurig auf der Konferenz präsentiert hatte. Dumbledore war natürlich begeistert gewesen über so viel Einsatz und auch die anderen Lehrer hatten interessiert zugehört. Ihm selbst war schon nach den ersten paar Sätzen klar gewesen, dass diese Methode alles andere als geeignet war um mit kleinen pubertierenden Gören fertig zu werden. Wollte der Junge etwa lauter Fred und George Weasleys großziehen? Es war Absurd. Seit diesem Tag kam er nicht mehr zur Ruhe. Dass er Potter bald aufs Neue Tag für Tag würde ertragen müssen, regte ihn mehr auf, als er zugeben wollte. Jeden Tag versuchte er seinen Kollegen klar zu machen, dass es eine Katastrophe war diesen verwöhnten Bengel einzustellen. Aber alle wimmelten ihn schnell ab. Sie sagten er solle doch erst einmal abwarten, der Junge werde sich schon machen und all so einen Kram. Wenn sie doch endlich mal aufhörten durch ihre rosarote Potter-Brille zu sehen. Als Lehrer musste man hart sein. Unerbittlich. Wie sonst sollten aus verweichlichten, faulen Heulsusen erwachsene Leute werden. Sie würden jämmerlich versagen, sobald sie die Schule verließen. Ohne Fleiß und Ehrgeiz war in der wirklichen Welt nichts zu erreichen. Mit zusammengezogenen Brauen, aufgebracht vor sich hinmurmelnd rauschte er durch die Gänge Hogwarts’. Sein Umhang bauschte sich in dem Luftstrom hinter ihm und ließ ihn wie einen schlechten Graf Dracula aussehen. Als er in die große Halle stürmte, schlug er die Tür mit einer solchen Wucht zu, dass es wie ein Donnerschlag hallte. Das Lehrerkollegium, welches gerade zum Mittagessen dort versammelt war, fuhr entsetzt herum. Als sie Severus erblickten, wandten sie sich ärgerlich wieder ihrem Essen zu. Flitwick schüttelte sogar ungehalten seine Faust. Severus drehte sich auf dem Absatz herum und verließ mit wehendem Umhang die Halle, die er soeben betreten hatte. Als er sie verließ versetzte er der Tür noch einen extra Schwung um seinem Unmut Luft zu machen. Er hastete durch leere Gänge und eilte gewundene Treppen hinauf und hinab auf dem Weg zu seinen Räumen. Gerade eben kehrte er mit denkbar schlechtester Laune von einem Gespräch mit dem Direktor zurück. Wieder einmal hatte er versucht ihm klar zu machen, welch Belastung ein Lehrer wie Potter darstellen würde. Aber wie immer war er beim Schulleiter auf taube Ohren gestoßen. Er war gradezu vernarrt in diesen Jungen, anders konnte man es nicht sagen. Letzten Endes war er sogar ärgerlich geworden und hatte Severus aus seinem Zimmer geworfen und gesagt er solle nicht noch einmal mit dieser Sache zu ihm kommen. Unglaublich wie blind dieser Mann war, wenn es um Potter ging. Endlich war Severus in seinem Zimmer angekommen, wo er sich leicht schnaufend auf einem hochlehnigen Sessel niederließ und ungehalten nach einem Hauself rief. Sofort erschien eines dieser heruntergekommenen Wesen und verbeugte sich zitternd. Mit piepsiger Stimme fragte es nach seinen Wünschen. Er bestellte mit knappen Worten etwas zu Essen, worauf der Elf schnell verschwand und kurz darauf das Gewünschte erschien. Lustlos kaute er an dem Gratin herum und überlegte, ob er vielleicht irgendeinen Trank brauen sollte, um sich abzulenken. Schließlich schob er den Teller von sich und erhob sich mit einem Ruck. Er nahm ein paar Zaubertrankbücher aus seinem Regal und setzte sich mit ihnen zurück in den gemütlichen Sessel. Interessiert blätterte er in ihnen herum bis er einen Trank fand, den er noch nie gebraut hatte. Eilig und mit merklich besserer Laune ging er ins Nebenzimmer, worin sich seine private Zaubertrankbrauerei- und -entwicklungsstation befand. Während er die nötigen Zutaten zusammensuchte und alles kleinschnitt und in die richtige Reihenfolge legte, verschwand langsam die steile Falte zwischen seinen Augen, die sich in den letzten Tagen dort eingenistet hatte. Eigentlich, so überlegte er, als der Trank angenehm in einer hyazinthblauen Farbe blubberte und einen blumigen Duft verströmte, kann es mir ja egal sein, was Potter macht. Wenn er dann alles vermasselt hatte, würde er den enttäuschten Lehrern sagen, er hätte sie ja gewarnt, aber sie hätten nicht auf ihn hören wollen. Das kommt davon, wenn man potternatisch ist. Kapitel 2: Hogwarts-Lehrer -------------------------- Hallo ihr Lieben! Dies ist also das zweite Kapitel von 'Was sich liebt, das neckt sich'. Diesmal hat Harry seinen großen Auftritt und ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass ihm recht mulmig zumute ist. So, und nun ab damit! ~~~~~~~~~~~ „Und zu meiner größten Freude darf ich Ihnen nun verkünden, dass Ihr neuer Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste niemand anderes ist als ...Harry Potter!“ Tief Luft holend erhob sich Harry von seinem neuen Platz am Lehrertisch und verbeugte sich lächelnd, während tosender Beifall und ein vielstimmig gebrülltes „Harry Potter lebe hoch!“ an seine Ohren drang. Ein wenig geqäult nickte er Dumbledore zu, der ihm aufmunternd zulächelte. Den Tumult um seine Person hatte er nie ganz verstanden. Auch wenn er mittlerweile daran gewöhnt war, war es ihm nach wie vor ein wenig unangenehm überall bejubelt zu werden. Er hoffte sehr, dass dies seinem Unterricht nicht schaden würde. Endlich erschien das Essen auf den Tischen und immer mehr Schüler hörten auf ihn anzustarren bis er sich endlich unbeobachtet genug fühlte, um selbst mit dem Essen zu beginnen. Unbeobachtet, mit Ausnahme von Snape. Er hatte ihn schon auf der Konferenz hasserfüllt angesehen und auch jetzt wandte er kaum einmal den Blick von ihm ab. Sich ständig durch Blicke aufgespießt zu fühlen ging ihm langsam ganz schön auf die Nerven, aber mit Snape würde er schon fertig werden. Er hatte sich für das folgende Schuljahr vorgenommen irgendwie mit ihm auszukommen. Deswegen hatter er auch ihm freundlich zugenickt und seine provokanten Blicke und gehässigen Sticheleien geflissentlich ignoriert. Nachdem das Festessen offiziell beendet war, erbot sich Minerva McGonagall ihm seine Zimmer zu zeigen. Dankbar nahm er das Angebot an. Während sie ihn in die Nähe des Gryffindorturms führte meinte sie: „Ich nehme an, dass es Ihnen als ehemaliger Gryffindor recht ist hier Ihre privaten Räume zu haben, Mr. Potter. Mein Zimmer ist übrigens ganz in der Nähe. Wenn sie also etwas brauchen, kommen sie ruhig zu mir. Alle Lehrerzimmer befinden sich auf dieser Etage; sie sind an der Außenmauer des Schlosses angeordnet und durch einen Flur verbunden, der einen Rundgang durch Hogwarts bildet.“ Damit hatten alle ein großes helles Zimmer und waren ein wenig getrennt von den Schülern mutmaßte Harry. Erstaunt aber fragte er: „Auch Snapes Zimmer ist hier? Ich dachte immer, er würde unten im Kerker wohnen. Wir sind doch ganz schön weit oben. Da hat er ja einen langen Weg bis zu seinem Klassenzimmer.“ „Ja, auch Severus wohnt hier oben. Wir haben in Hogwarts ein internes Flohnetzwerk, welches nur von den Lehrern genutzt werden kann und welches Anschluss an einen Kamin im Hinterzimmer der Klassenräume hat. Sie können also direkt dorthin flohen, wenn es Ihnen zu mühsam ist die ganze Strecke zu laufen, Mr. Potter.“ Sie verabschiedete sich herzlich und lief weiter zu ihren eigenen Räumen. Und Harry betrat zum ersten Mal den Raum, den er von nun an bewohnen würde. Es war tatsächlich ein großes, geräumiges Zimmer mit vielen Fenstern. Er konnte direkt auf den großen See schauen, in dem sich jetzt die Sterne das nächtlichen Himmels spiegelten. Im Anschluss an dieses Zimmer befand sich das schön mamorierte Bad mit einer wirklich riesigen Badewanne. Kein Vergleich zu der im Vertrauensschülerbad, sie war wirklich gigantisch groß und hatte unglaublich viele verschnörkelte Hähne. Harry freute sich schon darauf sie einmal in aller Ruhe auszuprobieren. Als er neugierig in die verschiedenen Schränke schaute, stellte er fest, dass die Hauselfen seine Sachen anscheinend schon ausgepackt und eingeräumt hatten. Auf dem Beistelltisch des flauschigen Sofas fand er einen Brief, der an ihn adressiert war. Er erkannte Dumbledores ausladende Handschrift. ‚Lieber Harry,’las er. ‚Ich hoffe, das Zimmer ist zu Deiner Zufriedenheit. Wenn Du etwas daran ändern möchtest kannst Du es gerne tun. Desweiteren ist jedem Lehrer ein gewisser Teil dieser Etage zugeteilt, der sich von seinem Zimmer aus ins Innere des Schlosses erstreckt. Du kannst Dein Zimmer in diesem Teil beliebig erweitern, kannst weitere Zimmer hinzufügen oder die vorhandenen vergrößern. Der Teil, der zu Deiner Verfügung steht, ist magisch begrenzt. Du brauchst Dir also keine Gedanken darüber machen, dass Du in den Bereich eines anderen Lehrers kommen könntest. Ich drücke Dir beide Daumen für Deinen ersten Tag als Lehrer morgen und wünsche Dir eine angenehme Nachtruhe. Hochachtungsvoll Albus Dumbledore’ ‚Das Leben als Lehrer ist wirklich angenehm’, dachte Harry. Er würde sich schon noch überlegen, was er mit dem ihm zugeteilten Raum machen würde. Für jetzt aber beließ er es so, wie es war. Er musste noch ein paar Unterrichtsvorbereitungen erledigen und dann war es auch schon ziemlich spät. Am nächsten Morgen wachte Harry zeitig auf und beeilte sich auch aus den Federn zu kommen, um seinen Unterrichtsraum herzurichten. Er hatte von Dumbledore die Erlaubnis bekommen, den Raum der Wünsche benutzen zu dürfen. Die einzige Bedingung war, dass die Schüler nichts davon erfahren sollten, damit die Magie des Raumes nicht durch einen plötzlichen Andrang überansprucht würde. Das sollte für Harry jedoch kein Problem darstellen. Er würde sich einfach wünschen, dass der Raum von außen wie ein normales Klassenzimmer aussah. Sein Konzept war simpel und würde die Schüler begeistern, das wusste er. Seit Lupin war kein anständiger VgddK-Lehrer mehr auf Hogwarts gewesen und es war sein Ziel den Schülern wirklich beizubringen, wie man schwarze Magie abwendete. Aus diesem Grund würde sein Unterricht ganz ähnlich dem Training ablaufen, welches die DA damals zu Höchstleistungen angespornt hatte. Statt Theorie, wurde praktisch geübt bis es auch der Letzte konnte. Statt einer dominierenden Lehrerfigur, gab es einen kollegialen Freund, der auf jeden Schüler einzeln einging und ihn unterstützte, statt Leistungen einzufordern. So, der Raum war fertig. Von außen sah er aus wie ein Klassenraum und von innen war er ein richtiges Trainingslager. Falls jemand fragen sollte, würde er sagen er selbst habe den Raum auf diese Art verhext. Harry setzte sich auf einen Hocker und wartete auf die Schüler. ‚Komisch, dass ich überhaupt nicht nervös bin. Es ist doch mein erster Tag, aber ich bin mir so sicher, dass meine Methode Erfolg haben wird. Sie muss einfach. Damals in meinem dritten Schuljahr habe ich es geliebt, dass wir bei Lupin immer nur praktischen Unterricht hatten. Warum sollte es den heutigen Schülern anders ergehen?’ Da hörte er auf dem Korridor das Getrappel von dutzenden von Füßen und das Geplapper vieler aufgeregter Schüler. Sie kamen. Es waren Viertklässler aus Ravenclaw und Hufflepuff. Kurz schloss er die Augen und konzentrierte sich. Dann ging er in die Mitte des Raumes und setzte ein warmes Lächeln auf. Schwungvoll öffnete sich die Tür und seine ersten Schüler strömten in den Raum. „Puh!“ Harry seufzte erleichtert auf. Seine erste Stunde war vorbei und sie war zu seiner größten Zufriedenheit verlaufen. Alle Schüler waren hochmotiviert und haben ihr Bestes gegeben. Besser hätte es nicht laufen können! Aber er war ziemlich erschöpft, wie er etwas erstaunt feststellte. Eine Horde von vierzig Schülern zu trainieren war doch etwas anderes, als ein paar willige Schulkameraden einzuweisen. Schließlich wollte er alle gleich behandeln und wollte jedem Schüler persönlich Tips geben. So war er schließlich ziemlich herumgehetzt. Nun ja, er würde sich schon daran gewöhnen. Für heute aber war er froh, dass dies seine einzige Stunde war. Etwas müde räumte er noch ein wenig auf und ging dann in das Hinterzimmer mit dem Kamin, welches er sich auch vom Raum der Wünsche gewünscht hatte. Dort flohte er in sein eigenes Zimmer, wo er sich mit seinem Unterrichtsplaner in der Hand auf dem weichen Sofa niederließ. Während er jedoch darüber nachdachte, was er mit seiner morgigen Klasse machen wollte, fielen ihm immer wieder die Augen zu. Schließlich erlag er der Müdigkeit, die durch die Aufregung gestern und heute verursacht worden war, nicht zuletzt auch durch die halb durchwachte Nacht. Kapitel 3: Strafarbeit ---------------------- Halli-hallo ^___^ Das dritte Kapi ist on! Eigentlich ist es nicht ganz das geworden, was ich geplant hatte bzw. die Szene ist so lang geworden, sodass ich die nächste, die ich eigentlich schon in diesem Kapitel bringen wollte, aufs nächste verschoben habe. Das dritte erst und schon entgleitet mir die Handlung... T.T' Well, have fun damit und hinterlasst ein kleines Kommi, please ^.~ *********************************** „Guten Morgen, Klasse!“ Harry war ein bisschen unsicher, was die heutige Stunde betraf. Immerhin waren es Gryffindors und Slytherins und er wusste ja aus eigener Erfahrung, dass diese wie Hund und Katze waren. Am verträglichsten waren die Slytherins, wenn sie mit Ravenclaws zusammen waren. Sie akzeptierten ihre intellektuelle Stärke und verhielten sich weitestgehend neutral. Die Hufflepuffs dagegen hatten nichts zu lachen, wenn sie mit den Slytherins Unterricht hatten. Die gutmütigen und meist etwas naiven Schüler wurden nach Strich und Faden verarscht und ausgenutzt. Dies war zum Glück seine einzige Klasse in dieser explosiven Kombination Slytherin und Gryffindor, doch zu seinem Leidwesen schienen gerade die Fünftklässler aus Slytherin ein besonders aggressiver Jahrgang zu sein. Er sah wie sie ihn angrinsten und sich vielsagende Blicke zuwarfen. Diese Kinder schienen zu spüren wie nervös er war, gerade so wie Hunde es genau merken, wenn man Angst vor ihnen hat. Er nahm sich vor ein Auge auf sie zu haben und begann seinen Unterricht. Zunächst verlief auch alles ruhig und nach und nach entspannte Harry sich zusehends. Er war gerade dabei einer Gruppe Gryffindors den Zauber ‚Moenia construere’* zu erklären, einen effektivem Schutzzauber, bei dem sich eine Mauer aus Magie um einen herum bildet, der aber eine komplizierte Abfolge aus schnellen Ambewegungen verlangte, da hörte er laute Entsetzensschreie. Er wirbelte herum und sah zu seinem Schrecken mehrere Schüler bewegungslos auf dem Boden liegen. Rote Lichtblitze schossen umher und wo sie ein Ziel fanden, wurden die Getroffenen durch die Luft geschleudert bevor sie bewusstlos zu Boden sanken. Die Zielscheiben, die er im hinteren Teil des Klassenzimmers zu Übungszwecken aufgebaut hatte, rückten drohend vorwärts und entsandten ununterbrochen feuerrote Schockzauber. Mit einem scharfen „Dissolvete!“** sprang er dazwischen und die Zielscheiben lösten sich in glitzernde Partikel auf, die durch die Luft segelten und verschwanden kurz bevor sie den Boden berührten. Harry war inzwischen zu den bewusstlosen Schülern geeilt und hatte sie ins Reich der Lebenden zurückgeholt und den benommenen Fünftklässlern kleine Schokoladenkekse in die Hände gedrückt. Als alle wieder einigermaßen hergestellt waren, wandte er sich wütend an die übrigen Schüler. „Wer von euch ist das gewesen?!“ Stille. Keiner sagte ein Wort und reihum waren betroffene Gesichter zu sehen. „Antwortet! Was ist? Ich warte.“ Einige der Slytherins begannen verstohlen zu kichern. Es waren dieselben, die ihm schon zu Beginn durch ihre gehässige Art aufgefallen waren. „Ihr dort! Wart ihr es? Na, Tryn? McCallen? Gorian? Gebt es zu! Ich habe euch schon die ganze Zeit beobachtet und es war klar, dass ihr etwas vorhattet.“ „Warum haben Sie dann nichts getan, um das hier“, McCallen deutete mit einer schwungvollen Armbewegungen auf die etwas abwesend wirkenden Fluchopfer, „zu verhindern? Professor?“, fügte er in provozierenden Tonfall hinzu. „Das ist doch wohl... so eine Unverschämtheit!!“ Harry kochte vor Zorn. „Professor, wie sollten doch lernen uns zu verteidigen und da dachten wir es wäre angebracht die Situation, nun ja, etwas... realistischer zu gestalten.“, erklärte Tryn hämisch. „Eure Ausflüchte könnt ihr euch sparen! Ihr wisst doch, dass Schockzauber sehr gefährlich sein können. Ich begreife einfach nicht wie ihr, als junge Erwachsene, derart verantwortungslos handeln könnt. Ihr scheut noch nicht einmal davor zurück eure eigenen Kameraden zu opfern, nur um den Gryffindors etwas anzutun. Ich schäme mich dafür, solche Schüler in Hogwarts zu haben. Ruhe, Gorian!“, fuhr er dem Jungen, der gerade den Mund öffnete, um etwas zu sagen, dazwischen. „Ich will nichts mehr hören. Zur Strafe für euer unverantwortliches Verhalten verliert Slytherin siebzig Punkte.“ „Waaaas?! Das ist viel zu viel!“ „So eine Gemeinheit!“ „Das Schuljahr hat doch erst angefangen. Wie sollen wir das jemals wieder einholen?“ „Der will uns doch einen reinwürgen, weil wir Slytherins sind.“ „Genau! Der hat von Anfang an nur auf eine Gelegenheit gewartet!“ Lauter Protest erhob sich von Seiten der Slytherinschüler und Harry musste beinahe brüllen, um gegen den Lärm anzukommen. „Und ihr drei, Gorian, Tryn und McCallen, ihr bekommt noch eine zusätzliche Strafarbeit. Gleich nach eurem anderen Unterricht will ich euch in der großen Halle sehen, verstanden?“ Mit größtem Widerwillen nickten sie schließlich. Was blieb ihnen auch anderes übrig? Immerhin war er der Lehrer. „So, der Unterricht ist für heute beendet. Geht bitte leise in eure Aufenthaltsräume zurück, damit ihr die anderen Klassen nicht stört.“ Und zu den getroffenen Schülern gewandt: „Euch möchte ich bitten in den Krankenflügel zu gehen und euch untersuchen zu lassen. Für den Rest des Tages seit ihr vom Unterricht befreit. Ruht euch aus.“ Als alle gegangen waren stieß Harry zittrig die Luft aus. Nervös fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Das war ja gerade noch mal gut gegangen. Aber es war reines Glück gewesen, das wusste er. Wenn jemand mehrmals von einem Schockzauber getroffen wurde, konnte das wirklich ernshafte Folgen haben. Es konnte sogar sein, dass man sich nie wieder davon erholte und für den Rest seines Lebens gelähmt blieb. So etwas durfte nie wieder vorkommen. Meine Güte, er war für diese Kinder verantwortlich! Wenn er nur wüsste, wie er die Streitlust dieser beiden verfeindeten Häuser in den Griff bekommen könnte. Am Nachmittag fanden sich die drei Slytherins wie vereinbart in der Großen Halle ein. Verächtlich sahen sie ihm entgegen und Tryn sagte schnippisch: „Ah, Professor Potter, was sollen wir denn machen? Ihren geliebten Wickelkindern in Gryffindor die Ärsche abwischen?“ Die anderen beiden brachen in gurgelndes Gelächter aus. Offensichtlich fanden sie, dass Tryn einen köstlichen Witz gerissen hatte. Harry lächelte nachsichtig. „So etwas ähnliches, Mr. Tryn. Aber sollten Sie noch einmal beleidigend werden, wird Sie das weitere Hauspunkte kosten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Mitschüler das sonderlich amüsant finden werden.“ Harry führte sie aus der Großen Halle hinaus an den See in welchem der Riesenkrake lebte. Es war zwar noch ziemlich warm gewesen in der letzten Zeit, doch der heutige Tag war empfindlich kühl. Es war den ganzen Tag über neblig und feucht gewesen. Die Sonne schaffte es einfach nicht die grauen Nebelbänder zu durchbrechen. ‚Gerade das richtige Wetter für meine Strafaufgabe.’, dachte Harry, ‚So wird es sehr viel einprägsamer sein.’ „Was wird das hier eigentlich?“, maulte McCallen lauthals. „Picknick im Grünen oder wie?“ „Nur Geduld meine Lieben. Ihr werdet es gleich erfahren.“ Damit schwang Harry seinen Zauberstab und mit einem ungesprochenem Zauber entledigte er die Jungs ihrer Kleidung bis auf die Unterwäsche. „Hä? Was soll das?!“ Erschrocken starrten sie an sich herunter. „Ich habe Hagrid versprochen, dass ich den Kraken säubern werde. Auf seiner Haut sammeln sich mit der Zeit lästige Parasiten an, die einen Juckreiz auslösen. Eure Aufgabe wird es sein, diese zu entfernen. Aber seit vorsichtig; ein paar von denen können unangenehm zubeißen.“ „Was soll das heißen!? Das Wasser ist doch viel zu kalt. Da gehen wir nicht rein.“ „Ihr seit doch harte Jungs, oder? Stellt euch doch nicht so an, sonst seit ihr am Ende diejenigen, die Wickelkinder genannt werden sollten.“ Mit einem weiteren lässigen Schlenker seines Zauberstabes erhielten alle Drei eine Luftblase um den Kopf, in der sie auch unter Wasser atmen konnten. „So, auf geht’s! Mit diesen Spateln kratzt ihr die Parasiten ab und sammelt sie in diesen Körben. Wenn sie voll sind bringt sie zu mir ans Ufer. Die Parasiten können noch für medizinische Zaubertränke genutzt werden.“ Murrend trollten sich die drei endlich ins Wasser. Gorian war der erste, der wieder auftauchte. Schlotternd und bibbernd kam er aus dem Wasser und stellte den vollen Korb vor Harry ab. Harry lächelte und entfernte etwas Seetang, der sich in der äußeren Schicht der ineinander gewundenen Weidenästchen des Korbes befand. Dann schüttete er den Inhalt in eine blecherne, leicht angerostete Wanne um und gab dem frierenden Jungen den Korb zurück. „Gut gemacht.“, sagte er freundlich, „Auf zur nächsten Runde.“ „A- aber Prof-fessor – “ „Gorian, ich möchte keine Widerrede hören. Was Sie getan haben war kein dummer Kinderscherz mehr. Ich kann nicht zulassen, dass Sie sich weiter in diese Richtung entwickeln und eines Tages Ihren Mitschülern womöglich ernsthaften Schaden zufügen. Ich muss Sie bestrafen, Gorian, verstehen Sie?“ Ausdruckslos sah ihn der Junge mit den langen schwarzen Haaren einen Moment lang an, bevor er sich wortlos umdrehte und ohne zu zucken zurück ins kalte Wasser lief. Pomona Sprout, ihres Zeichens Expertin für magische Pflanzen und Hauslehrerin von Hufflepuff, sah zum wiederholten mal von ihren Papieren auf. Eigentlich genoss sie den Blick aus ihrem Fenster auf den großen See in vollen Zügen, aber was sie heute dort sah, beunruhigte sie. Besorgt erhob sie sich von ihrem Stuhl und trat näher ans Fenster. Am Seeufer sah sie den jungen Harry Potter als kleine Gestalt im dichten Gras unter der Linde sitzen und noch kleinere Gestalten, wahrscheinlich Schüler, die immer wieder ins Wasser gingen und nach einiger Zeit wieder auftauchten. Den ganzen Nachmittag hatte sie schon versucht sich auf ihre Unterlagen zu konzentrieren aber die Vorgänge am See hatten sie abgelenkt. Ihre Füße trugen sie wie von selbst durch die Gänge Hogwarts’ und hinaus ins Freie. Wind fuhr ihr durch die grauen Locken und fröstelnd zog sie ihren Umhang etwas enger. Inzwischen war der Abend bereits angebrochen und die Temperaturen waren merklich gesunken. Trippelnd eilte sie auf den See zu. Gerade sah sie wie Harry die drei Schüler mit harschen Worten antrieb und die vor Frost zitternden Kinder wieder in den See schickte. Ein Keuchen entrang sich unwillkürlich ihrer Brust. Sie konnte sehen, wie die Wellen über drei dunklen Köpfen zusammenschlugen. Zitternd holte sie Atem. „Harry, mein Lieber.“ Erschüttert trat sie heran und sah ihm prüfend in die Augen. Was war bloß in diesen Jungen gefahren? „Ah, Professor Sprout!“ Harry hob grüßend die Hand und lächelte ihr launig zu. „Wie geht’s Ihren Pflanzen?“ „Harry, mein Junge, hör um Gottes Willen auf damit!“ Sie wies zum See. „Merkst du denn gar nicht, was du da machst? Ich weiß nicht, was diese drei Schüler getan haben, aber es sind immer noch Kinder, Harry. Sie werden sich den Tod holen in dem kalten Wasser.“ Harry stockte und das Lächeln auf seinen Lippen verschwand, erstaunt sah er sie an. Hinter sich hörte er das Rauschen und Glucksen, welches entsteht, wenn Wasser von einem Körper beiseite gedrängt wird. Stirnrunzelnd drehte er sich um und musterte er die Drei, die gerade dem Wasser entstiegen. Sein Blick verfinsterte sich dabei immer mehr. Er hatte gar nicht bemerkt, wie schwerfällig ihre Bewegungen geworden waren, wie müde ihre Gesichter. Wie hatte er es nicht bemerken können, dass ihre Lippen bereits blau vor Kälte waren, dass Tryn, der zierlichste unter ihnen, kaum noch die Augen offen halten konnte. All das wurde ihm schlagartig bewusst, als sie trotzig, verbissen auf ihn zu kamen, die Körbe in die Wanne auskippten, sich umdrehten und erneut auf den See zu gingen. „Halt!“ Seine Stimme klang merkwürdig hohl in seinen Ohren. Er räuspert sich. „Genug. Eure Strafarbeit ist hiermit beendet. Ich...“ Unsicher wendete er sich Professor Sprout zu und starrte sie Hilfe suchend an. Die kleine, pummelige Hexe trat vor und begann in heiterem Tonfall zu plappern: „Meine Lieben, ihr habt gehört was Professor Potter gesagt hat. Auf, auf, worauf wartet ihr noch? In euren Gemeinschaftsraum. Wärmt euch erst mal so richtig auf, ihr habt es euch redlich verdient. Und seht zu, dass ihr sofort ins Bett kommt, damit ihr keine Erkältung bekommt.“ Sie wedelte eifrig mit ihrem Zauberstab und die Jungs hatten im Handumdrehen trockene Kleidung an, die wohl auch mit einem kleinen Wärmezauber versehen war. Die Drei zogen ab, zu erschöpft, um noch etwas zu sagen und die Kräuterkundelehrerin machte Anstalten ihnen fürsorglich hinterherzueilen. Doch zuvor sah sie Harry noch einmal direkt in die Augen. Er bemerkte, dass ihr Gesicht jene Wärme und Herzlichkeit verloren hatte, die sie soeben noch ausgestrahlt hatte. Eine tiefe Traurigkeit hatte sie erfasst und leise flüsterte sie: „Harry, wie konnten Sie so etwas tun?“ Unwillkürlich schauderte er. Er musste sich wegdrehen, so sehr schmerzte es ihn dieses traurige Gesicht zu sehen. Als er wieder hinsah, konnte er die mütterliche Lehrerin nur noch in der Ferne ausmachen. Leise seufzend lehnte er sich gegen den breiten Stamm des Lindenbaums, welcher seine Zweige fast bis auf den Boden senkte. Gedankenverloren starrte er auf den großen See, in welchem sich die graue Farbe des Himmels hoch über ihm spiegelte. ______________________ * moenia = Mauern construere = aufbauen, errichten ** dissolvo = auflösen Kapitel 4: Der Ruf ------------------ „Potter!“ Wild hämmerte es an Harrys Tür. Er rührte sich nicht, vielleicht würde Snape wieder gehen, wenn niemand öffnete. „Aufmachen! Ich weiß genau, dass du da drin bist!“ Er seufzte leicht. Nein, das würde wohl nicht geschehen. Leise knarzend öffnete er die schwere Eichenholztür. Snape stürmte an ihm vorbei, blieb in der Mitte des Zimmers abrupt stehen und sah sich um. Als er ihn an der Tür stehen sah, verdüsterte sich seine Miene zusehends und er kam drohend auf ihn zu. „Mr. Potter. Wie kann es dazu kommen, dass drei meiner Schüler auf der Krankenstatin liegen?“ Severus war wütend wie selten in seinem Leben. Sein Gesicht wies trotz der ungesunden Blässe rote Flecken auf und seine Stimme war unangenehm leise geworden und vibrierte leise vor mühsam unterdrücktem Zorn, was für Harry erfahrungsgemäß Gefahr bedeutete. Er hatte einen Kloß im Hals und duckte sich instinktiv ein wenig. Es wäre ihm tausend mal lieber, wenn Snape getobt und geschrien hätte. „Ich meine gehört zu haben,“ - eine kunstvolle Pause, in welcher die Ironie seiner Worte wie ätzende Säure in seinen Ohren brannte, - „dass sie zuvor bei einem gewissen Professor Potter nachsitzen mussten.“ Inzwischen waren seine Tonstärke nicht mehr als ein Flüstern; Harry kam es beinahe wie das Zischen einer angriffslustigen Schlange vor. Snape war ihm jedoch so nahe gekommen, dass er selbst das leiseste Wort unmissverständlich mitanhören musste. Er wollte zurückweichen, doch die Wand war bereits in seinem Rücken und Snape hielt ihn mit seinen Armen, die er rechts und links von ihm an die Wand gestützt hatte, eingekerkert, sodass ihm nichts übrigblieb, als sich ein bisschen fester an eben jene Wand zu quetschen. Leider wollte sich keine geheime Tür öffnen, so sehr er auch in Gedanken darum bat. „P-professor Snape, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll...“ „Am Besten sagst du gar nichts Potter. Der Direktor ist schon informiert und, wie soll ich sagen..., er ist nicht sehr erfreut. Genausowenig wie ich. Wenn du denkst, nur weil du der heilige Sankt Potter bist, könntest du deinen Hass auf Slytherin deinem Vergnügen nach ausleben, hast du dich geirrt. Du könntest schneller wieder aus Hogwarts verschwunden sein, als dir lieb ist.“ Snape trat wieder einen Schritt zurück und betrachtete ihn lässig, die Arme vor der Brust verschränkt, mit einem zufriedenen, gehässigen Grinsen im Gesicht. Langsam wurde auch Harry wütend; so ließ er nicht mit sich umspringen. „Das müssen Sie gerade sagen!“, platzte es aus ihm heraus. „Wer ist es denn, der Slytherin immer maßlos bevorzugt? Wer zieht Gryffindor wegen Nichts Punkte ab? Wer verteilt mit vollen Händen Strafarbeiten? Das sind Sie!“ „Im Gegensatz zu Dir habe ich niemals einen Schüler mutwillig in Gefahr gebracht, Potter.“ Grimmig starrte Harry ihn an und immer noch ein fieses Grinsen auf den Lippen erwiederte Snape seinen Blick. ‚Diese niederträchtige alte Fledermaus! Wie kann er es wagen hierherzukommen nur um mich fertig zu machen.’, dachte Harry. Im selben Augenblick krümmte sich Snape wie unter Qualen zusammen und umklammerte panisch seinen linken Arm. Harry durchfuhr ein eiskalter Schreck. Das war doch — Sekunden später hatte Snape sich augenscheinlich wieder gefangen. Er richtete sich auf und machte Anstalten den Raum zu verlassen. „Ich muss etwas dringendes erledigen. Wir werden diese Unterredung ein anderes Mal fortsetzen.“ Immer noch den Arm schützend an sich gepresst wollte er an Harry vorbei, doch der hielt ihn auf. „Sie können doch jetzt nicht einfach so gehen!“ „Geschäfte, Potter, die sich nicht verschieben lassen. Du verstehst, was ich meine? Und wenn du jetzt die Güte hättest, mich loszulassen...“ Ätzender Spott wie immer, doch Harry nahm eine leichte Unregelmäßigkeit wahr, ein leichtes, fast nicht erkennbares Zittern in der Stimme. Er erkannte, dass diese kühle Fassade nur noch mit Mühe aufrecht gehalten wurde. Daraufhin lockerte er seinen Griff, mit dem er Snapes Handgelenk umfasst hatte, die schlanke Hand entglitt ihm und schon war Snape eiligen Schrittes entschwunden. Nach einigen Augenblicken des Zauderns, in denen Harry nicht wusste, was zu tun sei; ob er den Mann seinem Schicksal überlassen sollte oder ob er ihm helfen sollte und wie diese Hilfe denn aussehen könnte, festigte sich in ihm der Entschluss wenigstens Dumbledore zu informieren. Er warf sich seinen Umhang über, da es auf den Gängen außerhalb der beheizten Räume schon ziemlich kühl war, und wollte gerade sein Zimmer verlassen, als es abermals klopfte. Vor der Tür stand niemand anderes als Albus Dumbledore, zu dem er eben hatte gehen wollen. „Professor Dumbledore! So ein Zufall. Ich wollte gerade zu Ihnen.“ „So etwas habe ich mir in der Tat schon gedacht. Meine Nasen hat gekribbelt und das, musst du wissen, ist immer ein verlässliches Zeichen dafür, dass jemand mit mir sprechen möchte.“ Lächelnd tippte er sich an die Nasenspitze und sah Harry zwinkernd über den Rand seiner Halbmondbrille an. „Darf ich reinkommen, Harry? Es ist doch recht ungemütlich im Gang zu stehen und zu schwatzen.“ „Aber natürlich, Professor, kommen Sie.“ Eilfertig schob Harry die Tür zurück, bis sie mit einem leisen Geräusch die Wand berührte und trat einen Schritt beiseite, um dem alten Zauberer seine Ehrerbietung zu zeigen. Als sie sich auf die großzügig bemessene Couchgarnitur niedergelassen hatten, die Harry inzwischen mit einem satten Gryffindor-Rot eingefärbt hatte und sie zwei dampfende Tassenden Tee vor sich stehen hatten, erhob Dumbledore erneut die Stimme: „Also Harry, weswegen wolltest du mit mir reden?“ Harry holte tief Luft und erinnerte sich an das, was er vor kurzem erlebt hatte. Er verspürte noch einmal die aufwallende Furcht, die sich seiner bemächtigt hatte, als Snape sich verkrampft hatte und eindeutig Schmerz in seinen Augen aufblitzte. „Professor Snape war gerade hier und... Professor, ich glaube, er wurde von Voldemort gerufen.“ Harry schauderte ein wenig. Er hatte keine Angst vor dem Namen, jedoch konnte er sich noch zu gut daran erinnern, wie er selbst dem dunklen Lord begegnet war. Es war eine bösartige Kreatur, die soviel Kälte und Macht verströmte, dass einen jeglicher Mut verließ. Dumbledore hatte sich bei seinen Worten aufgesetzt und sein Gesicht nahm jetzt einen angespannten Ausdruck an. „Wann war das, Harry?“, fragte Dumbledor eindringlich. „Es ist nicht lange her. Zehn Minuten vielleicht. Kurz bevor Sie gekommen sind.“ Schuldbewusst schaute Harry zur Seite. Er hätte ihn aufhalten müssen, hätte dafür sorgen müssen, dass Snape nicht zu diesem... Monster ging. Wenn dieses dem Zaubertranklehrer etwas antat, würde es seine Schuld sein. „Ich danke dir, Harry, dass du mich gleich informiert hast. Mach dir bitte keine Vorwürfe. Severus ist ein Dickschädel und lässt sich von niemandem aufhalten, nicht einmal von mir. Leider gibt es auch nichts, was ich jetzt noch tun könnte, außer auf ihn zu warten.“ Dumbledore senkte den Kopf und besah sich intensiv die kleine Teetasse aus Porzellan. Er wirkte auf einmal wie ein uralter müder Mann; ein Phänomen, welches Harry nun schon einige Male erlebt hatte und welches ihn immer wieder bestürzte. „Dann ist es also wahr,“, begann er vorsichtig, „dass Snape wieder ein Todesser ist? Dass er wieder als Spion arbeitet?“ Dumbledore seufzte schwer. „Ich fürchte so ist es. Obwohl ich nicht froh darüber bin, ist es dennoch der einzige Weg an Informationen über Voldemorts Pläne zu kommen. Harry, du bist wirklich ein guter Junge. Ich sehe es dir an, dass du dich um Severus sorgst, obwohl du ihn nicht magst.“ Etwas verlegen wich Harry dem Blick aus Dumbledores blauen Augen aus, die nun wieder etwas lebendiger wirkten. Es stimmte, Snape war eigentlich immer unaustehlich zu ihm gewesen solange er sich erinnern konnte, doch trotz allem, trotz ihrer jahrelangen Feindseligkeit, hatte er ein flaues Gefühl in der Magengegend, wenn er sich vorstellte, was alles mit ihm geschehen könnte. „Wäre es vermessen, dich zu bitten mit mir zusammen auf seine Rückkehr zu warten?“ Harry wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Zögerlich schüttelte er den Kopf, nein, er hatte nicht dagegen. Wie hätte er auch eine Bitte dieses weisen, alten Mannes, der ihm beinahe so lieb war wie sein eigener Vater, ablehnen können. So verging Stunde um Stunde, Tasse um Tasse des heißen Tees wurde gelehrt. Es wurde allmählich dunkel und Harry entzündete die altmodischen Petroleumlampen, welche ein weiches Licht verströmten. Plötzlich horchte Dumbledore auf und eilte auf die Tür zu. „Komm, Harry, es ist soweit!“, meinte er seltsam aufgeregt, bevor er den Raum verließ. Harry hastete hinter ihm her und hatte Mühe mit den langen Schritten des Direktors Schritt zu halten. „Professor!“, keuchte er, „Was ist los? Ist Snape zurückgekommen?“ „Ja. Schnell, Harry. Wir müssen uns beeilen!“ Dumbledore führte ihn aus dem Schloss hinaus in die Dunkelheit. Aus den hellerleuchteten Fenstern fiel ein weicher Lichtschein, der ihnen das Laufen erleichterte, doch sie drangen immer tiefer in das Dunkel vor, bis nur noch der kleine Lichtkegel ihrer Zauberstäbe zu ihren Füßen zu sehen war. Erst als sie den Rand des Verbotenen Waldes erreichten, blieb Dumbledore stehen. „Die Apparationsgrenze. Hier muss er irgendwo sein. Teilen wir uns auf und suchen ihn, Harry.“ Harry nickte und sie trennten sich und liefen in entgegengesetzter Richtung am Waldrand entlang. Er drang tiefer in den stockfinsteren Wald ein und versuchte auf jedes kleines Geräusch zu achten. Doch das war gar nicht so einfach, denn der nächtliche Wald war voller Leben und alle nachtaktiven magischen Geschöpfe, die dort lebten, machten einen Höllenlärm, so dass es Harry ganz anders zu Mute wurde. Am liebsten wäre er in sein warmes Zimmer zurück gegangen, aber er riss sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf die Suche. Da war es ihm auf einmal, als spürte er etwas anderes als den kalten Wind, der durch seine Haare fuhr. Verwundert blieb er stehen. Er konnte dieses Gefühl nicht beschreiben, aber es kam ihm seltsam vertraut vor. Er dehnte seine magische Aura aus und fühlte vorsichtig in den Wald hinein. Und richtig, da war es wieder: Eine weitere magische Aura, die ihn zu rufen schien. Jedenfalls hatte er das Gefühl, als würde sie an ihm zupfen, als wolle sie, dass er ihr weiter in den Wald hinein folgte. Er drehte sich nach Dumbledore um, doch dieser war schon lang nicht mehr in Sichtweite, so folgte er der Magie, die ihn, einer Feder gleich, über die Wange streichelte und ihn aufforderte ihr zu folgen. Immer tiefer führte die Aura ihn in das dichte Unterholz des Waldes, er spürte das Zupfen und ab und zu glaubte er, etwas goldenes zwischen den Bäumen schimmern zu sehen, aber das konnten auch die gierigen Augen der Raubtiere sein, in denen sich das Mondlicht spiegelte. Mit einem Mal löste sich die Magie, die ihn geleitet hatte, auf und er nahm an, dass er am Ziel war. Er sah sich um und gewahrte einen dunklen Umriss, der halb von einem umgestürzten Baumstamm verdeckt wurde. Als er näher herantrat, erkannte er, dass es sich tatsächlich um Snape handelte, der bewegungslos in einer Kuhle unter dem Baumstamm lag. Er beugte sich nieder und versuchte ihn unter dem Baum hervorzuziehen, doch Snape gab ein schmerzerfülltes Geräusch von sich, weswegen er ihn lieber in Ruhe ließ. Stattdessen zog er seinen Zauberstab und entsandte einen roten Funkenstrom, das in der Welt der Zauberer anerkannte Notzeichen, in den schwarzen Nachthimmel. Dann wandte er einen Schwebezauber an und befreite Snape sanft aus dieser natürlichen Höhle. Kurze Zeit später erschien Dumbledore wie aus dem Nichts. Als er Snape sah, atmete er erleichtert aus. „Gott sei Dank, du hast ihn gefunden. Ich danke dir, Harry, ich danke dir!“ Er berührte Snape und Harry und einen Augenblick später standen sie in Dumbledores Privatgemächern. „Er ist ohnmächtig, Professor. Wir sollten eine Exsecratio*-Untersuchung vornehmen, um herauszufinden, von welchen Flüchen er getroffen wurde.“ Harry fühlte sich an seine Zeit als Auror erinnert. Wie oft hatten sie solche Erstversorgungen verletzter Menschen vorgenommen, die einen Angriff der Totesser überlebt hatten. Nur waren es damals Opfer der Totesser gewesen und nicht ein Totesser selbst. Harry legte seinen Zauberstab beiseite und konzentrierte seine magische Energie, während Dumbledore Snape vorsichtig auf sein Bett niederließ. Ein leises Sirren erfüllte die Luft, als strahlend weiße Bänder aus Magie sich um Harrys Hände wanden. Er kniete sich vor das Bett und ließ seine Hände über den bewegungslosen Körper des Zaubertrankmeisters gleiten. Die Magie floss durch seinen Körper und trat an anderen Stellen wieder aus. Dort, wo sie auf ihrem Weg durch den Körper auf Rückstände von Flüchen stieß, verfärbte sie sich und blieb über der Stelle in der Luft hängen. Nachdem das Sirren nachgelassen hatte und die Magie aufhörte zu fließen, atmete Harry tief durch und schauderte unwillkürlich. Die Magie über Snapes Körper flimmerte in den verschiedensten Farben. Traurig den Kopf neigend trat Dumbledore heran. „Es ist immer wieder schockierend, wie Voldemort seine Gefolgsleute misshandelt.“ „Voldemort hat das getan - ?“ Harry stockte der Atem. Wieder betrachtete er die farbenfrohe Magiespur, welche sich über den verschiedensten Körperstellen kräuselte. Jede Farbe wies auf einen anderen Fluch hin. Es waren so viele.... Nun kniete sich auch Dumbledore vor das Bett und reichte Harry seinen Zauberstab zurück. „Wir sollten versuchen so viele Flüche wie möglich unschädlich zu machen.“ Harry nickte und umschloss seinen Zauberstab mit festem Griff. Gemeinsam machten sich Harry und sein ehemaliger Mentor daran die Flüche zu identifizieren und wenn möglich einen Gegenzauber zu sprechen. Harry war grad mit einem bösartigem Zauber beschäftigt, der Snapes Leber getroffen hatte und den er lieber früher als später beseitigen wollte, als mit einem Mal die Bauchdecke aufriss. Ein riesiger Schwall wamen Blutes ergoss sich über Harrys Hände und über seinen Zauberstab. Mit einem Schrei fuhr er zurück und plumpste unsanft auf den Boden. Dumbledore keuchte auf und wandte sich umgehend der klaffenden Wunde zu, die sich immer weiter ausbreitete. „Lauf in den Krankenflügel und hol’ Poppy“, wies er Harry knapp an, „Wir sind nicht mehr Herr der Situation.“ Harry gehorchte und nur wenig später stolperte er mit schreckensbleichem Gesicht durch die Gänge Hogwarts’. __________________________________ *exsecratio = Fluch Kapitel 5: Verlorener Traum --------------------------- Hallo, alle miteinander! Nach einer stressigen Zeit mit Abschlussfeiern und Unibesuchen, melde ich mich mal wieder mit dem fünften Kapitel. Eigentlich hatte ich versprochen schneller zu werden, aber ich fürchte das hat nicht geklappt. Gomen! XD Viel Spaß beim lesen ^.~ Als Harry im Krankensaal ankam, musste er feststellen, dass Madame Pomfrey, die etwas beleibte Heilerin, nicht da war. Panisch suchte er den gesamten Saal ab, doch ohne Erfolg. Schließlich ließ er sich auf ein Bett nieder und raufte sich die Haare. Verzweifelte Gedanken schossen durch seinen Kopf. Sollte er hier auf sie warten? Doch wer wusste schon, wann oder ob sie überhaupt wiederkam. Oder sollte er sie suchen? Aber Hogwarts war groß; es war praktisch unmöglich jemanden zu finden, wenn man nicht auf die Karte des Rumtreibers zurückgriff. Die hatte er jedoch schon vor Jahren an Sirius und Remus zurückgegeben, als Andenken an ihre Schulzeit. Am Besten war es würde es sein, er kehrte zu Dumbledore zurück und half dort. Er konnte Madame Pomfrey ja eine Nachricht hinterlassen. Eine Nachricht... schön und gut, aber womit? Er hatte weder Feder noch Pergament bei sich, von Tinte ganz zu schweigen. Ach! Er war doch ein Zauberer, nichts leichter als das! Soeben beugte er sich vor, um mithilfe von Magie ein paar Worte in einen der Nachttische einzuritzen, als er ein Geräusch vernahm. Es kam aus einem kleinen Nebenraum, dessen Tür er in seiner Eile überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Eine Welle der Erleichterung durchflutete ihn, als die Tür geöffnet wurde und Madame Pomfrey heraustrat. Erstaunt blickte sie zu ihm , der zusammengekauert auf einem der Krankenbetten saß, und öffnete schon den Mund, wahrscheinlich um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Er kam ihren überflüssigen Worten zuvor, indem er mit einem so gewaltigen Satz auf die Füße sprang, dass sie einen Schritt zurückwich. „Madame Pomfrey, kommen Sie schnell! Es ist ein Notfall, Snape verblutet!“ Ihre Augen weiteten sich unnatürlich bevor sie sich besann und in aller Eile das Nötigste in ein kleines Täschchen packte, bevor sie mit wehenden Röcken Harry folgte, der schon ungeduldig auf sie wartete. Den Eingang zu Dumbledores Büro fanden sie weit geöffnet vor und so eilten sie ungehindert die enge Wendeltreppe hinauf, während sich hinter ihnen mit einem behäbigen Scharren die steinernen Wasserspeier wieder schlossen. Sobald die Heilerin sich einen Überblick verschafft hatte und Harry und Dumbledore sie über Severus’ Verletzungen und ihre bisherigen Behandlungsmethoden in Kenntniss gesetzt hatten, entnahm sie ihrer Tasche einige merkwürdige Gerätschaften, die beim herausziehen immer länger und größer wurden, bis sie wieder ihre ursprüngliche Größe erreicht hatten. Augenscheinlich bereitete sie ein Bluttransfusion vor und zwar auf Muggelart. Denn alle vorangegangenen Versuche mit Magie etwas auszurichten hatten die Sache nur schlimmer gemacht. Inzwischen war die Lage so ernst, dass man sich Sorgen machen musste, ob der Professor den hohen Blutverlust überhaupt überleben würde. Leblos und mit wächsener, fast durchscheinender Hautfarbe lag er immer noch auf Dumbledores Bett, dessen ehemalig weißes Laken nun mit rotem Blut getränkt war. In der Mitte, wo Snape lag, war es hellrot und glänzte vor Nässe, währedn es zum Rand hin immer dunkler wurde und schließlich in ein rostiges braun überging. Nachdem der Venenzugang am Handgelenk erfolgreich gelegt war und tröpfchenweise frisches Blut in den ausgemergelten Körper geleitet wurde, machte sich Madame Pomfrey mit Nadel und Faden daran die hässliche Wunde zu nähen, die sich quer über den Rumpf zog. Eine Verlagerung des schwer Verwundeten war ausgeschlossen und so errichtete Dumbledore seine Schlafstätte in einem der angrenzenden Zimmer. Er geleitete Madame Pomfrey zur Tür, während sie ihm leise noch einige Ratschläge und Anweisungen gab. Auf Zehenspitzen begab er sich wieder ins Krankenzimmer zurück, wo er mit einem Zauberstabschlenker die Bettwäsche erneuerte. Leicht schmunzelnd wandte er sich Harry zu, welcher, müde aufgrund der durchwachten Nacht, über dem monotonen Summen des Überwachungszaubers, der die lebenswichtigen Aktivitäten von Severus überwachen sollte, auf einem Sessel eingeschlafen war. Ein weiterer Schlenker und das Möbelstück streckte sich bis es eine annehmbare Liegefläche aufwies, dann ging er selbst zu Bett. Der Wind umtoste eine kleine Gruppe dunkler Gestalten, die sich am Rand der schroff abfallenden Küste versammelt hatten. Ein Geruch von Salz und modrigem Fisch lag in der Luft. Die aufgebrachte See klatschte ungebremst gegen schroffen Fels, Gischt sprang hoch, aber nicht hoch genug um jene kleine Gruppe bewegungsloser Gestalten zu benetzen. Der Himmel war verfinstert, die Wolken hangen tief, aber noch entluden sie sich nicht. In der Ferne rollten einige Donner, Blitze durchzuckten die schummrige Dunkelheit. Da kam plötzlich Bewegung in die Vermummten. Einige sanken auf die Knie, andere senkten ergeben die Köpfe vor einer hochgewachsene Gestalt in ihrer Mitte, die eine Aura von Schrecken und Macht verbreitete. Rote Augen starrten unerbittlich unter einer schwarzen Kapuze hervor, während die Gestalt ihren Zauberstab hoch über seinem Kopf schwang und ein paar Worte zischte. Laut schreiend brach ein Mann zusammen und wand sich zuckend am Boden. Immer kraftloser wurden seine Schreie, bis sie schließlich verstummten. Die Mann regte sich nicht mehr und die Gestalt mit den stechend roten Augen wandte sich einem Anderen zu. Einer Frau, wie man an den hohen, kreischenden Tönen erkannte, die die Windböen übertönten. Schließlich war auch sie verstummt und der rotäugige Henker wiederholte diese Prozedur, bis sechs der vermummten Gestalten leblos zusammengesackt waren. Weit hob er seine langen Arme gen Himmel und ein schauriges, unmenschlich kaltes Lachen ließ die Übriggebliebenen erzittern. Unbewusst zuckte Harry im Schlaf zusammen. Voldemort. Schon wieder. Doch bevor er in die Phase des Aufwachens glitt, bevor dieser Traum zu einer bewussten Erinnerung werden konnte, legte sich schwarzer Samt über seine Traumsicht, hüllte ihn ein und verbannte jeden Fetzen von Gewitter, Küste und roten Augen aus seinem Bewusstsein. Blinzelnd erwachte Harry. Ihm gegenüber lag immer noch bleich und ohne Bewusstsein Snape. Dumbledore kam und wies ihn an sich wieder dem normalen Schulalltag zu widmen, denn der Unterricht musste weiter gehen. Doch die Stunden für Zaubertränke fielen aus und Gerüchte breiteten sich aus. Gerüchte, die der Wahrheit manchmal schmerzhaft nahe kamen und doch trafen sie niemals ins Schwarze. Auch andere Gerüchte machten die Runde. In der gestrigen Nacht seien sechs Leichen an die Küste von Folkstone geschwemmt worden. Es seien Todesser gewesen, die Eltern dreier Schüler. Harry bemerkte sofort eine deutliche Veränderung der Atmosphäre in seiner Lieblings-Slytherinklasse. Die drei, die sonst immer vorlaut den Ton angaben und ihm noch vor einiger Zeit so viel Ärger bereitet hatten, hatten sich mucksmäuschenstill in die letzte Reihe verzogen. Der Rest der Klasse ignorierte sie vollkommen, als wären sie nicht mehr existent. Kaum, dass der Unterricht beendet war, trugen ihn seine Füße abermals in Dumbledores Büro. Er musste etwas mit dem Direktor besprechen und, auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, er machte sich Sorgen um Snape. „Professor Dumbledore, ich muss Ihnen etwas mitteilen! Snapes Verletzungen...“ „Severus, mein Junge.“ unterbrach ihn weißhaarige Mann milde lächelnd. „Ihr solltet euch langsam mal beim Vornnamen nennen.“ Harry starrte ihn an. „Snapes Verletzungen,“ setzte er erneut an, so als hätte er Dumbledores Einwurf gar nicht gehört, „sind nicht in der Art, wie sie gewöhnlich von Voldemort stammen.“ „Ich weiß. Er muss in das Kreuzfeuer der Auroren geraten sein, auch wenn das sehr ungewöhnlich ist. Er ist normalerweise über ihre Einsätze informiert, vor allem, da es oft nur dank seiner Informationen überhaupt dazu kommen kann.“ „Ja, von Auroren. Doch leider befürchte ich, und ich fürchte es wirklich, dass es sich hierbei um eine besondere Organisation handelt. Eine geheime Untergrundorganisation, die so verboten ist, dass nur ein paar hohe Tiere von ihrer Existenz wissen. Diese Organisation besteht aus agressiven, fanatischen Auroren, die auf brutalste Methoden zurückgreifen würden, um auch nur einen einzigen Todesser zu vernichten. Sie nennen sich ‚Crimson Red’.“ „Ah....“ Dumbledore beugte sich vor und stützte sein Kinn auf seine gefalteten Hände. Mit durchdringendem Blick über den Rand seiner Brille hinweg musterte er Harry. Der Junge hielt seinen Blick ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er seufzte. Im Moment würde er nichts genaueres von dem Junger, der lebt erfahren. „Ich habe schon einmal etwas über diese Organisation munkeln gehört. Das war vor einigen Jahren; dass sie jetzt allerdings schon so stark geworden sind, bereitet mir ein wenig Sorge. Auch muss ich mich darüber wundern, dass du so viel über sie weißt...“ Harry nickte höflich und unverbindlich. Auf diesen plumpen Versuch ihn auszufragen würde er nicht einsteigen. Er hätte auch nie etwas in dieser Richtung gesagt, wenn er sich nicht sicher gewesen wäre, dass Dumbledore zumindest mit dem Namen Crimson Red etwas anfangen könnte. „Wie geht es Sna- Severus, meine ich?“, fragte er, um vom Thema abzulenken. "Severus? Es geht ihm gut, den Umständen entsprechend. Er ist noch nicht bei Bewusstsein aber außer Lebensgefahr.“ Ein wenig zerstreut bot er Harry an, nach ihm zu sehen, was Harry dankend annahm, um der Enttäuschung entgehen, die Dumbledore ausstrahlte. Snape lag so bewegungslos da wie eh und je. Harry merkte, dass er den Anblick dieses hilflosen und schwachen Snapes nicht aushielt, ohne dass sich eine Art Fassunglosigkeit in ihm ausbreitete. Nachdem er sich ein bisschen hingesetzt und ihn betrachtet hatte, verabschiedete er sich vom Direktor. Ein Bad würde ihm jetzt gut tun, beschloss er. Doch dann hörte er aus seinem Badezimmer recht merkwürdige Geräusche dringen. Es war so ein unbestimmtes Kratzen und Klicken; es nahm sich recht sonderbar aus. Mit gezücktem Zauberstab öffnete er ruckartig die Tür. Der seltsame Lärm kam aus seiner gigantischen Badewanne, welche mehr ein Schwimmbecken war, aus weißem, schwarzgeäderten Marmor, und bestimmt über einen Meter tief. Harry musste einen Schritt näher treten, um auf den Grund sehen zu können und als er den Auslöser des Geräusches sah, lachte er erleichtert auf. Es waren jene Parasiten, welche die drei Slytherins während ihrer Strafarbeit hatten sammeln müssen. Er bewarte sie immer noch in der Wanne auf und hatte sie zur Sicherheit in das Becken gestellt. Eine gute Vorsichtsmaßnahme, stellte er fest, denn die Viecher waren über den Rand der Wanne gekrochen und robbten nun überall im tiefen Becken herum, dessen Wände zu glatt für sie waren. Ihre bepanzerten Bäuche und ihre mit Scheren und Klauen bewehrten Beine verursachten die Geräusche, die ihn so erschreckt hatten. Es war dumm von ihm gewesen, ärgerlich, dass er sie nun wieder aufsammeln musste und auch ein bisschen eklig, aber sonst nicht weiter schlimm. Er gönnte sich ein entspannendes Bad und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Er fühlte sich so erschöpft und ausgelaugt wie schon lange nicht mehr. Er konnte Snapes blutüberströmten Anblick einfach nicht vergessen. Mitten durch hellblauen bis leicht violetten Schaum, welcher angenehm nach Flieder und Lavendel duftete, ließ er sich auf dem Rücken treiben. Nach und nach entspannten sich seine verkrampften Gliedmaßen, doch die Bilder in seinem Kopf blieben. Neue gesellten sich hinzu, Bilder von einer schwarzen Hölle mit zerfressenen Leichen, die in grotesken Positionen gefesselt an Wänden hingen, von harten, schnellen Schlägen und Tritten, die unerbittlich auf blutende Körper prasselten, von dunklen Höhlen mit einer zentimerterdicken Schicht Ratten- und Fledermausdreck. Abrupt kam er auf die Füße und stieg aus der Wanne. „Nein Harry, pfui,“ sagte er zu sich selbst, „das ist nichts für dich. Hör auf an so etwas zu denken.“ Um sich abzulenken, nahm er die Parasitenwanne und machte sich auf den Weg über die Ländereien zu Hagrids Hütte. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis Snape in der Lage sein würde die Dinger zu verarbeiten und so lange wollte er sie keinesfalls bei sich im Bad stehen haben. Er klopfte erwartungsvoll an die Tür, doch was er hörte waren nicht Hagrids schwere, polternde Schritte, sondern ein nur ein leichtes Trippeln. Ungläubig weiteten sich seine Augen, als die Tür geöffnet wurde. Kapitel 6: Treffen wider Willen ------------------------------- Hallöle *grins* Ich bins mal wieder und darf euch hier ein brandneues Kapi präsentieren *yeah!* An dieser Stelle möchte ich auch allen danken, die dem letzten Kapitel ein Kommentar gewidmet haben. Vielen, vielen überschwenglichsten Dank! ★Noir10★ ★ReinaDoreen★ ★Hainbuche★ ★FreakyFrosch1000★ ★swastika★ ★Shereon★ Vielen Dank, dass ihr mich so unterstützt, dass ihr euch den Kram hier antut und euch die Zeit nehmt ein Kommi zu hinterlassen! *alle drück und knuddel* Gruppenkuscheln ^______^ Nein, Scherz *hehe* Aber trotzdem: Doumo Arigatou *verbeug* Und nun wünsche ich allen viel Spaß beim lesen! Harry prallte abrupt zurück, als ihm zwei dicke runde Dinger fröhlich entgegenhüpften. Das... war eindeutig nicht Hagrid. Wie konnte das sein? Stockend glitt sein Blick über die Gestalt vor ihm. Eindeutig eine Frau, die ihn fragend musterte. Er wurde rot, als er endlich bemerkte, wohin er die ganze Zeit so auffällig starrte. Warum, verdammt, musste sie auch in derart freizügiger Gaderobe stecken, die wirklich mehr preisgab, als sie versteckte. Er schluckte und musste sich räuspern, um überhaupt ein Wort herauszubringen. „Hagrid?“, krächzte er mehr schlecht als recht. Er spürte, wie ihm noch mehr Blut in die Wangen stieg. Wie dumm konnte man sein? Das war nicht Hagrid und er würde wohl auch nicht irgendwo in der Hütte sein. Oder? Wenn er so darüber nachdachte, hatte er Hagrid seit Beginn des Schuljahres noch gar nicht gesehen. Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht. Hagrid pflegte nicht oft ins Schloss zu kommen, er blieb lieber in seiner Hütte, kümmerte sich um seine Kürbiszucht und stromerte mit Fang im Verbotenen Wald herum. Vielleicht aber war es so, dass Hagrid überhaupt nicht da war. Das würde zumindest erklären wieso ihm diese Frau die Tür geöffnet hatte. Aber wo war er dann? Es... war doch hoffentlich nichts passiert? Etwas in Harry zog sich zusammen. Er hatte immer auf Hagrid bauen können, der Halbriese war immer da gewesen, egal was war. Wie ein Fels in der Brandung war er selbst im schlimmsten Sturm verlässlich gewesen. Wenn er die Anfeindungen der Anderen nicht mehr hatte aushalten können, wenn er Stress mit Ron oder Hermione hatte, wenn er niedergeschlagen war, er hatte immer über die Ländereien gehen können, hatte die Hütte schon von weitem gesehen und gewusst, dass Hagrid da sein würde, dass er ihn trösten und aufmuntern würde. Es war unvorstellbar, dass dies nicht mehr so sein könnte. Die Frau hatte irritert die Stirn gerunzelt, als sie seine Frage vernahm. „Hagrid?“, sagte sie gedehnt. Musste wohl ihr Vorgänger sein. Sie ließ noch einmal den Blick musternd über den jungen Mann vor ihr gleiten. Das war er also... Ihre purpurnen Augen begannen zu glitzern und ihre Lippen verzogen sich zu einem verführerischen Lächeln. Es würde ihr eine Freude sein. „Du musst Harry Potter sein“, begann sie mit rauchiger Stimme, „Komm doch herein, dann werde ich dir alles erzählen.“ Sie drehte sich um und stolzierte auf hochhackigen Schuhen ins Innere der Hütte, stehts darauf bedacht ihr Hüfte gleichmäßig im Tackt ihrer Schritte von einer Seite zur anderen zu wiegen, während ihr langes rotes Haar in losen Wellen hinter ihr her schwang. Harry schluckte noch einmal. Was sollte das jetzt? Wollte diese Frau ihn verführen? Er war ernsthaft versucht sich einfach umzudrehen und wieder ins Schloss zurückzugehen. Aber da waren die Antworten auf seine Fragen, die sie ihm versprochen hatte. Er fühlte sich wie ein Kaninchen, das in eine Falle tappte, als er zögernd und mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch die Hütte betrat. Eine Wolke süßlichen Parfüms hüllte ihn ein und ließ ihn husten. Ein wenig fühlte er sich an den Unterricht bei Professor Trelawny erinnert. Es herrschte ebenso eine gewisse dumpfe Wärme und die Fenster waren mit Tüchern behängt. Alles war in violette Farbtöne getaucht, die Tücher, die Wände, der Teppich, welcher nun den Boden bedeckte, selbst die Möbel waren nicht verschont geblieben. Erstaunt sah er sich um. Es war alles komplett anders, als er es in Erinnerung hatte. Auch waren die riesigen, grobschlächtigen Möbelstücke verschwunden und von zierlichen Stühlen und Tischen, allerdings nun in lila, ersetzt worden. Früher war die Hütte ganz vollgestopft gewesen mit allem möglichen und unmöglichen Sachen und hatte ziemlich klein gewirkt, doch jetzt wirkte sie geradezu groß und geräumig. Der Raum wurde mit einigen wohlplatzierten Akzenten geschmückt. Mit einer hochgewachsenen Topfpflanze, die eine einzige große, dunkle Blüte trug, die purpurn schimmerte oder einer Bilderkollektion an der Wand, die einen schönen lavendelfarbenen Sonnenuntergang zeigte. Trotz allem fühlte er sich dort nicht wohl. Die Atmosphäre war einfach zu aufdringlich, dieses ganze Violett und dazu noch jene Frau, die sich gerade lasziv in ihrem kurzen Röckchen und mit dem tiefsten Ausschnitt, den er je in natura gesehen hatte, in einem lila Plüschsessel räkelte und ihn anlächelte. Nein, in dieser Gesellschaft fühlte er sich wirklich nicht wohl. Mit einem kritischen Blick ließ er sich auf einen lila Stuhl nieder und verkniff sich eine abwertende Bemerkung. Ihm gefiel überhaupt nicht, was sie aus Hagrids Hütte gemacht hatte. Er wollte jetzt jedoch erst einmal wissen, was überhaupt los war bevor er sich entschied sich mit ihr anzulegen. Auffordernd sah er sie an, doch sie blickte ihn nur unter ihren langen gebogenen Wimpern hervor an, immer noch mit diesem Lächeln auf den Lippen. Doch da, sie hatte ihm zugezwinkert. Eindeutig gezwinkert. Das war doch... Krampfhaft zwang er sich dazu ruhig zu bleiben. Er wollte Antworten, war doch egal was dieses verrückte Frauenzimmer tat. Und wenn sie sich nackt auszog und sich auf seinen Schoss setzte, er würde sich nicht anmerken lassen wie unverschämt er das fand. Mit deutlich zusammengebissenen Zähnen hakte er nach: „Was ist nun mit Hagrid? Wo ist er?“ Kurz blitzten ihre Augen unheilvoll auf, zu kurz um von Harry wahrgenommen zu werden, dann hatte sie sich wieder im Griff. Sie schickte ihm ein süßliches Lächeln. Wie konnte jemand den Frechheit besitzen, ihr zu widerstehen? Ihr, dem Vamp, dem bis jetzt noch jeder Mann hoffnungslos verfallen war! Wie viel aufreizender musste sie werden, bis auch er sich ihrem Einfluss nicht mehr entziehen konnte? Sie erhob sich von ihrem lila Sessel, nur um sich auf einem gleichfarbigen Stuhl wieder niederzulassen, so, dass sie nun gegenüber von Harry saß. Die Ellenbogen auf das Fliederfarbene Tischdeckchen mit dem reizendem Häkelmuster gestützt und leicht vorgebeugt, sodass ihre üppige Oberweite ins beste Licht gerückt wurde, schenkte sie ihm ein verheißungsvolles Lächeln. „Hallo, mein Name ist Elissa... Elissa Banks“, hauchte sie ihm entgegen, mit der verruchtesten Stimme, derer sie fähig war, die sie sich immer für die besonders widerspenstigen Männer auhob. Seine Fragen ließ sie bewusst offen. Was zum Teufel wusste sie schon über irgendeinen Hagrid? Das einzige, was sie vermutlich über ihn wusste, war in welchem katastrophalen Zustand sich seine Hütte befunden hatte, als sie hier einzog. Da waren radikale Umgestaltungsmaßnahmen notwendig gewesen. Aber das würde sowieso bald ins Vergessen geraten. Bald würde Harry an niemand anderen mehr denken, als an sie. Dafür würde sie sorgen. „Ich komme ursprünglich aus Island“, fuhr sie fort. „Doch auf Professor Dumbledores Bitte hin habe ich alles stehen und liegen gelassen und bin sofort hierher geeilt, um die Stelle als Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe zu übernehmen. Wir sind also...Kollegen.“ Dieses Wort betonte sie derart anrüchig, dass Harry erneut die Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte sich währenddessen noch ein bisschen weiter vorgebeugt und fuhr nun mit ihrem Finger die Konturen seiner Lippen nach. Erstarrt ließ Harry ihre Berührung über sich ergehen. Doch dann sprang er plötzlich von Stuhl auf und starrte sie mit aufgerissenen Augen an. Endlich hatte ihn die Bedeutung dessen, was sie gesagt hatte, tatsächlich erreicht. Nur noch ein Gedanke beschäftigte ihn: Hagrid war nicht mehr da! Benommen stolperte er der Tür zu. Warum hatte Dumbledore nichts davon gesagt? Er hatte schon die Klinke in der Hand, da wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und er starrte in das lachende Gesicht von Professor Sprout. „Oh, Harry!“ Überraschung war auf ihrem Gesicht zu lesen. „Du bist auch hier. Wie schön.“ Ehrliche Freude. „Dann hast du also schon meine Nichte kennenglernt.“ Breites Grinsen. Harrys Augen huschten von Sprout in ihrem typischen erdverdreckten Mantel, zu der viel zu knapp bekleideten Elissa Banks, bevor er ohne ein weiteres Wort zu sagen, leicht taumelnd durch die Tür verschwand. Irgendwie war ihm schwindelig und innerlich klatschte er sich mit der Hand gegen die Stirn. Nichte! War das die Möglichkeit? Wie konnte jemand, der so natürlich und bodenständig war mit dieser aufgedonnerten und aufdringlichen Frau verwandt sein?! Professor Sprout schaute ihm einen Augenblick kopfschüttelnd nach, dann wandte sie sich ihrer Nichte zu, die sie nun fest in ihrer Arme schloss. Mit einem kleinen Lächeln erwiederte Elissa die Umarmung. Sie war nicht gerade glücklich darüber, dass ihre Tante sie unterbrochen hatte. Aber was machte das schon? Sie würde noch andere Gelegenheiten bekommen ihren Plan durchzuführen. „Hast du mitgebracht worum ich dich gebeten habe?“, fragte ihre Tante, als die Begrüßung beendet war und sie sich niedergelassen hatten. „Natürlich“, gab sie freundlich zurück, „wie hätte ich das vergessen können, wo es doch so wichtig ist.“ Sie zog einen kleinen tropfenförmigen Flakon mit einem spiralförmigen Hals aus ihrem Dekolleté und überreichte ihn der kleinen Kräuterkundelehrerin. „Hier.“ Mit einem kleinen Giggeln setzte sie hinzu: „Extra sicher aufbewahrt.“ „Danke Elissa. Du weißt, sie sind sehr wertvoll. Schade, dass Harry gleich verschwunden ist, er hätte sie eigentlich mitnehmen können“, seufzte sie. „Aber das kann ich doch auch machen“, erbot sich Elissa. „Ich bin froh, wenn ich mal dieser einsamen Hütte entkomme.“ „Das ist lieb von dir.“ „Ach, keine Ursache, das mache ich doch gerne.“ Und ein boshaftes Funkeln glomm in ihren purpurroten Augen, als sie ihre Tante zur Tür geleitete und sich von ihr verabschiedete. Harry stapfte über die Ländereien zurück zum Schloss ohne sich auch nur einmal umzusehen. In ihm brodelte immer noch die Wut, wenn er an die Szene eben in der Hütte dachte. Du musst Harry Potter sein, äffte er sie in Gedanken nach. Mal wieder jemand, der sich an seinem Ruhm bereichern wollte. Die Leute waren doch alle gleich, egal ob sie aus England, aus Island oder sonst woher stammten. Sobald sie auf ihn trafen biederten sie sich an, schlichen um ihn herum wie gierige Schakale, die auf ein Stück der Beute hoffen. Grimmig und entschlossen diese Elissa, oder wie auch immer sie hieß, zu ignorieren, passierte er das haushohe Eingangstor. Wohin ihn seine Füße trugen bekam er gar nicht richtig mit, aber auf einmal befand er sich im Gryffindorgemeinschaftsraum. Prompt umringte ihn eine Schar von Schülern und plapperte munter drauf los. Sie mochten ihn. War doch klar, er, als ehemaliger Gryffindor u n d als Harry Potter, ihr Idol... Er wechselte ein paar freundliche Worte, schließlich war er ihr Lehrer und natürlich mochte er Gryffindors. Nur wegen seiner momentanen Missstimmung wollte er es sich nicht mit ihnen verscherzen. Ob das überhaupt möglich war, so wie sie ihn anhimmelten? Er sah zu, dass er den Gemeinschaftsraum wieder verließ und lief weiter durch die Gänge, um seinen Frust loszuwerden. „Harry!“ Er sah auf und blickte in die strahlend blauen Augen des Schulleiters. Widerstrebend blieb er stehen, seine Beine schienen einen eigenen Willen entwickelt zu haben, sie wollten immer weiter laufen. Er schüttelte kurz den Kopf, um die Benommenheit seines Geistes los zu werden. Warum bloß war er so verwirrt? Es war doch nichts passiert, das diese penetrante Rastlosigkeit gerechtfertigt hätte. Noch einmal schüttelte er den Kopf und konzentrierte sich auf Dumbledores Worte. „...Severus besuchen?“ Er nickte nur, ohne darüber nachzudenken und folgte Dumbledore, der ihn in sein Büro führte. Langsam meldete sich Harrys Bewusstsein wieder zurück und dieses sagte ihm dann auch, dass er nun zum dritten Mal an diesem Tag auf Severus Snape treffen würde. Das waren eindeutig drei Begegnungen zu viel, zumindest für seinen Geschmack. Dumbledore schien einen Narren daran gefressen zu haben, sie einander näher zu bringen. Erst zwang er ihn, Snape beim Vornamen zu nennen, dann wollte er, dass Harry andauernd nach ihm sah und ihn ‚besuchte’. Früher hätte er vielleicht Gefallen daran gefunden den Mann, der ihn so getriezt hatte, schwächeln zu sehen. Wie gesagt, früher. Er wurde in das altbekannte Zimmer geführt mit dem, ebenfalls bekannten Anblick, eines bewusstlosen Snapes und wieder einmal entschuldigte sich der Direktor und ließ ihn allein zurück. Harry zuckte mit den Achseln. Dann verbrachte er eben ein wenig Zeit hier, sonst würde Dumbledore noch auf die Idee kommen, ihn ein viertes Mal hierher zu schleifen. Nein, darauf hatte er nun wirklich keine Lust und da er zur Zeit eh nichts mit sich anzufangen wusste, außer ruhelos durch das Schloss zu wandern, konnte er genauso gut hier bleiben. Er beachtete den dunkelhaarigen Mann auf dem Bett nicht weiter und sah sich ein wenig um. Der Raum war rund, so wie auch das Büro und wie wahrscheinlich sämtliche andere Räume hier auch. Der Holzfußboden wies interessante Intarsien auf. Sie schienen einen Baum darzustellen, der weit verästelt, einem Labyrinthe gleich, den ganzen Raum durchmaß. Harry sah sich außer Stande den Ursprung oder das Ende auszumachen, es schien als sei der Baum mit sich selbst verwoben. Schwere samtene Vorhänge hingen an den Seiten der symmetrisch angeordneten, langen und schmalen Fenster. Es war ein Turmzimmer, dessen Wand zum größten Teil nach außen zeigte. Nur eine Seite führte ins innere des Gebäudes und und zwar direkt in das Büro. Es gab einige schlanke Bücherregale aus dunklem Holz, die bis zur Decke ragten und, recht unordentlich, vollgestopft waren mit Büchern jeder Größe. Dazwischen lugten immer wieder antik aussehende, handbeschriebene Pergamentbögen hervor. Harry besah sich die Buchrücken. Da gab es wirklich interessant klingende Titel über magische Fabelwesen oder Biografien über berühmte Zauberer. Doch er wagte nicht, eines herauszuziehen, er hatte ja nicht die Erlaubnis dazu und in der Zaubererwelt konnte es unangenehme Folgen haben, wenn der Eigentümer einen Bann über seinen Besitz gelegt hatte. Bei einem Buch mit dem vielversprechenden Titel „Besentuning – Wie ich meinen Besen zu Höchstleistung antreibe“, warum auch immer ausgerechnet Dumbledore so ein intellektuell eher niveauloses Buch besaß, wurde er beinahe schwach. Er war noch immer ein leidenschaftlicher Flieger, auch wenn er inzwischen nicht mehr Quidditsch spielte und nur noch ab und zu Zeit fand seinen Besen hervorzuholen, um das Gefühl des peitschenden Windes in seinem Gesicht zu genießen. Gerade als er doch noch die Hand nach dem Buch austreckte, öffnete sich die Tür und Harry zog hastig die Hand zurück. Das Gefühl des Ertappt-worden-seins machte sich in ihm breit. Aber es hielt nicht lange vor, als er sah, wer das Zimmer nach Dumbledore betrat. Erschrocken zuckte er zurück und spürte einige Regalbretter unangenehm in seinem Rücken. Es war jene Frau, Elissa Banks, die ihn vor kurzem so in Rage gebracht hatte. Auch Elissa starrte für einen Augenblick verdutzt. Harry Potter war hier, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Aber gut, sehr gut, das passte ihr ausgezeichnet in den Kram. Sie warf Harry ein Lächeln zu, von dem sie wusste, dass es eine geradezu umwerfende Wirkung auf Männer hatte. Sie sah auch, wie er prompt erbleichte und war zufrieden. Der Ärmste, nun befand er sich voll und ganz in ihren Fängen. Sie sollte wirklich nicht so skrupellos sein. Beinahe hätte sie gelacht. Skrupel, Mitleid. Wenn sie solche Tugenden nicht besaß, so war es am wenigsten ihre Schuld, denn ihr, von Natur aus gegebenes Wesen, war anders. Nein, sie würde wahrlich keine Schuld daran tragen, wenn dieser junge Mann ein weiteres ihrer zahllosen Opfer werden würde. Die Verantwortung für sämtliche ihrer begangenen und zukünftig noch zu begehenden Gräueltaten lag ganz und gar bei ihrer Umwelt. Bei den Menschen, die sie zu dem gemacht hatten, was sie nun war. Der Blickkontakt zwischen den Beiden entging Dumbledore nicht und er blinzelte amüsiert dazu. „Wie ich sehe, habt ihr euch schon kennengelernt. Dann ist dir sicher bekannt, Harry, aus welchen Gründen Elissa hier ist. Wie der Zufall es wollte, konnte sie jedoch nocht nicht eher kommen, sodass ich sie noch vor ihrer Abreise von der Lage hier“, er deutete auf Severus, „in Kenntnis setzen konnte. So konnte ich sie dazu bewegen, ein paar Tröpfchen einer überaus seltenen Essenz, die nur in Island zu bekommen ist, mitzubringen. Du hast sie doch dabei?“, wandte er sich nun an Elissa, die bislang nur still neben ihm gestanden hatte. „Natürlich, Albus“, erwiederte die Angesprochene und zog mit einer solchen Schamlosigkeit ein Fläschchen aus ihrem Ausschnitt, dass Harrys Ohren glühten. Haaaaach, und wieder endet das Kapitel mit diesem 'Weibsbild', wie Harry wohl sagen würde. *lach* Ist er nicht schrecklich prüde, der Gute? ^.~ Wie soll das nur werden, wenn das Schicksal (in dem Falle die Autorin, also Ich XD) ihn dazu bringt schöne yaoi-ige Gefühle für den netten Sev zu entwickeln...? Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr beehrt mich auch im nächsten Kapi wieder ^.^ Und gomen ne, weil ich euch wieder einmal über Harrys Vergangenheit im Unklaren gelassen habe. Das kommt noch, versprochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)