Silberfuchs von Ireilas (Das Elementaratifakt) ================================================================================ Kapitel 3: 3. Kindheit ---------------------- Vier Jahre sind vergangen, seitdem die Inselkette im blauen Meer ihren besten Archäologen verlor. Es war ein sehr wichtiger Job, denn es galten berge von Schätze zu entdecken, die mit der großen Katastrophe verschwanden. Zum Wohle aller Menschen zogen diese Männer durch die Meere, denn die meisten Gegenstände lagen am tiefen Grund. Die Wertvollen von Ihnen – und das waren die Meisten – waren jedoch immer wieder eine beliebte Beute in den Augen der Piraten. Die Gegenstände wurden geraubt, bevor sie populär wurden, um sie selber auf Inseln für viel Gold zu verkaufen. Gerade war Nara vom Grab ihres Mannes aufgestanden. Sie hatte ihm Blumen zum vierten Jahrestag hingelegt. Sie schaute auf die große Buche, die hinter dem Grab wuchs und im Wind hin und her wehte. Da legten kleine Finger eine weitere, einzelne Blume auf das Grab. Die Mutter nahm wieder die Hand ihres Sohnes - er verstand nicht, dass sein Vater unter dem Stein lag - noch nicht. „Mamaaa? Wann gibt es Torte?“, fragte der Kleine, während er an ihrer Hand zog. „Bald Cekiu.“, Nara streichelte ihm lächelnd über die silbernen Haare, „Keine Sorge, Tante Sien wird deine Geburtstagtorte am Nachmittag mitbringen.“ „Schokolade?“ „Ja, Schokoladen-Torte!“ „Jaaa!“, Cekiu sprang vor Freude auf und ab und lief vor; aber immer nur so viel, dass seine Mutter im gehen mitkam. Sie gingen über eine Holzbrücke, die die Inseln miteinander Verband, danach über die große Wiese. Noch immer war Nara sehr gerne dort, genauso wie Cekiu jetzt. Oft spielten sie gemeinsam im Gras und pflückten Blumen, die gerne in der Küche platziert wurden. Nara bemerkte nicht, das Cekiu stehen blieb - er war von einem schönen Schmetterling abgelenkt. „Butterfliege!“, seine versuche ihn zu fangen blieben erfolglos, da er noch zu ungeschickt war. Immer wieder sprang er dem Schmetterling nach, doch wenn Cekiu landete, war er schon längst am nächsten Grashalm. Leicht zornig versuchte das Kleinkind es noch einmal; und wieder entkam der Schmetterling. „Butterfliege!“, in seinem Zorn sprang er auf und ab, deutete mit dem Zeigefinger auf ihn: „Komm her!“ Plötzlich bewegte sich er nicht mehr. Obwohl das Insekt mit den Flügel schlug - mitten im Flug stand er in der Luft. Ebenfalls überrascht schielte der Junge mit seinen gelben Augen auf ihn, als er seine Hand zu sich zog, näherte sich der Schmetterling in silbernem Licht. Kurz bevor er Cekiu erreichte, rief Nara nach ihm: „Komm, Cekiu! Ich glaube, Sien ist schon da!“ „Jaa!“, das Kleinkind lief seiner Mutter nach - als er sich von der Stelle bewegte, flog auch das Insekt normal weiter, wenn auch irgendwie kraftloser. Aufgeregt lief Cekiu vor seiner Mutter her: „Mama, ich habe eine Butterfliege gesehen!“ „Eine Butterfliege…?“ „Ja!“ Nara musste kichern, „Einen Schmetterling!“ „Schme…?“ „Genau. In der alten Sprache heißt er ‚Butterfly’, aber übersetzt bedeutet das nicht ‚Butterfliege’, sondern Schmetterling. Ok?“ „Ja!“ Knarrend ging die Holztür auf, als Nara mit ihrem Sohn das Haus betrat. „Sien?“, rief sie, „Bist du schon da?“ Ihre Freundin kam um die Ecke: „Natürlich, ich habe doch auf euch gewartet!“, sie beugte sich zu Cekiu und schaute ihm in die gelben Augen, „Oow… hallo, Süßer! Na, wie geht es dem Geburtstagskind?“ „Wo ist meine Torte!“, war die Antwort. Während Nara verärgert den Kopf schüttelte, musste Sien lachen. „Haha! Sie steht in der Küche, Liebling, ich habe dir bereits ein Stück abgeschnitten.“ „Jaa!“, so lief Cekiu los, zur Torte. Noch immer stand Nara da und schnaufte ein wenig über seinen frechen Sohn. „Was soll ich bloß mit ihm machen… und du unterstützt ihn auch noch dabei.“ „Ach, Nara…“, sie klopfte ihrer Freundin auf die Schulter, „Cekiu ist Vier geworden. Da macht man sich noch keine Gedanken über Benehmen und Höflichkeit.“ Fies grinste Nara und schnippte mit dem Finger, „Das wollen wir doch mal sehen!“, und ging hinüber zum Kaffeetisch, auf dem ein Brief lag, der gestern ankam. „…Was ist das?“, Sien schaute ihr über die Schulter. „Eine Einladung. Eine Einladung zum Hof des Bürgermeisters der Insel Cesthas. Da steht, ich darf eine Begleitung mitnehmen.“ „Was? Cekiu soll deine Begleitung sein??“ „Nein, Dummchen - du!“ „Hä?“ „Kinder dürfen umsonnst mit.“ „Wieso das denn? Ist das kein Fest?“ „Doch, für uns Erwachsene. Der Bürgermeister hat wohl gerade eine Ich-Liebe-Kinder-Phase, oder so. Jedenfalls wird seine Tochter in zwei Tagen Drei; da will er sein Kind noch einmal zu anderen lassen, bevor es endgültig im goldenen Käfig sitzt!“, kicherte Nara. „Das finde ich gar nicht lustig…“ „Mama, ich will noch eine Torte!“, Nara und Sien blickten mit großen Augen auf ihn herab: er war fast komplett mit Schokolade eingesaut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)