Pyaara Khatra von elfogadunk (Liebliche Gefahr) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Im Jahre 408 n. Chr. in einer kleinen Stadt in der Nähe von Pataliputra (1) Gelangweilt saß Srikanth in seinem kleinen Marktstand und beobachtete die vorbei laufenden Menschen. Ab und zu hielt jemand bei ihm an und schaute sich die Armreifen an, die er verkaufte, doch kaum jemand schien echtes Interesse zu haben. Dieser Umstand war Srikanth im Moment auch lieber. Er war müde und hatte keine Lust, mit jemandem zu sprechen. In der Hoffnung, viele schöne Frauen kennenzulernen, hatte er diesen Stand ursprünglich eröffnet. Doch leider bestand seine Kundschaft meist aus Frauen mittleren Alters. Die paar jungen Mädchen, die er in einer Woche zu Gesicht bekam, konnte er für gewöhnlich an einer Hand abzählen. Und die meisten von ihnen waren zudem sowieso schon verheiratet oder einfach nicht nach seinen Geschmack. Dabei hatte er sich alles so schön ausgemalt: Wenn er seinen Kundinnen beim Überstreifen der Armreifen zu Hilfe kommt, schaut er ihnen tief in die Augen. Sein Blick verspricht ihnen die Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche und noch so vieles mehr. Nach Geschäftsschluss warten sie hinter seinem Stand auf ihn, um sich ihm schließlich hinzugeben. Wenn er ihnen sagt, dass er kein Mann für Beziehungen ist, sind sie ihm nicht böse, denn sie haben ihm die schönsten Erinnerungen ihres Lebens zu verdanken und werden ihm ewig... Das Klimpern von Armreifen riss ihn aus seinen Gedanken. Genervt knurrte er leise vor sich hin und hob dann seinen Blick, um seine potentielle Kundin zu mustern. Als er allerdings sah, dass sie ihren Dupatta eng um ihre Schultern gelegt und sich zudem noch ihr Gesicht damit verschleiert hatte, verlor er sofort wieder sein Interesse. Diese Art von Kleidungsstil konnte nur bedeuten, dass die Dame bereits verheiratet war und auf wütende Ehemänner hatte er wahrlich keine Lust. Enttäuscht wandte er sich also ab und träumte weiter vor sich hin bis er erneut gestört wurde. „Wie viel kosten denn diese Armreifen?“, erkundigte sich die Frau mit dem Dupatta. „Kommt drauf an, wie viele und welche Ihr wollt.“, entgegnete er gelangweilt, woraufhin sie nur ein „Hm...“ von sich gab und dann weiter die Armreifen betrachtete. „Thik hai, ich nehme diese hier.“, meinte sie nach einer Weile und hielt ihm ein Bündel rot-goldener Armreifen hin. „Die sind aber nicht billig...”, stellte Srikanth fest und beäugte seine Kundin skeptisch. „Das ist kein Problem...”, entgegnete sie und griff unter ihren Dupatta, um ihr Geld herauszunehmen. Dabei verhakte sich einer der Armreifen, die sie trug, im Stoff und zog ihn ihr somit vom Kopf. Entsetzt richetet sie ihn sofort wieder, doch Srikanth hatte genug gesehen. Ihr hellbrauner Teint, ihre haselnussbraunen Augen, ihre weich geschwungenen Lippen. Das reichte aus, damit er auf der Stelle fasziniert von ihr war. Doch hatte er da nicht auch ein Veilchen an ihrem Auge... Hastig warf sie ihm ein paar Münzen hin, nahm die Armreifen und wollte verschwinden, doch so leicht wollte sich Srikanth nicht abschütteln lassen. Sie hatte kein Sindur getragen und war demnach auch noch nicht verheiratet. Also sprach für ihn nichts dagegen, sie anzusprechen. Eilig sprang er aus seinem Stand heraus und lief ihr nach. Nachdem er sie kurzzeitig aus den Augen verloren hatte, fand er sie schließlich aufgrund des Klimperns ihrer Fußkettchen in einer kleinen Seitenstraße, die aus der Stadt hinaus führte, wieder. Ihm fiel bald auf, dass sie ihn anscheinend nicht bemerkt hatte und so folgte er ihr noch ein kleines Stück unauffällig. Kurz bevor sie das Ende der Gasse erreicht hatte, nahm er sie schließlich am Arm und drehte sie zu sich um. Sie gab einen erschreckten Laut von sich und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Er ließ sie sofort los, als er merkte, dass er ihr Angst machte. „Wieso verfolgst du mich?“, wollte sie aufgeregt wissen. Da er ihr seine wahre Intention nicht verraten wollte, versuchte er sich heraus zu reden: „Du... … Du hast dein Wechselgeld vergessen.“ „Behalt es.“, meinte sie knapp und wollte gehen, doch er stellte sich ihr in den Weg. „Und außerdem... würde es mich sehr interessieren, wer dir dieses blaue Auge verpasst hat...“, meinte er und hob vorsichtig ihren Dupatta, um in ihr Gesicht zu schauen. Sie schlug seine Hand weg und trat einen Schritt zurück. „Ich wüsste wirklich nicht, was dich das angeht. Und jetzt lass mich in Ruhe.“, herrschte sie ihn an und wandte sich erneut zum Gehen. Srikanths Kampfgeist und auch seine Neugier waren jedoch geweckt und er dachte gar nicht daran, sie gehen zu lassen. „Dann verrate mir wenigstens deinen Namen.“, meinte er und hielt sie am Handgelenk fest, woraufhin sie ihm einen wütenden Blick schenkte. „Wieso sollte ich das tun?“ Er zog sie näher zu sich heran und hauchte ihr ins Ohr: „Damit ich ihn nachts flüstern kann, wenn ich von dir träume...“ Sie zuckte bei seinen Worten zusammen und wand sich aus seinem Griff heraus. „Für was hältst du mich eigentlich?!“, fuhr sie ihn an. „Zügle deine Zunge oder...“ „Oder was?“, fiel er ihr ins Wort. „Kommt dann derjenige, dem du das Veilchen zu verdanken hast und verprügelt mich?“ Zur Weißglut gebracht, riss sie sich ihren Dupatta vom Kopf und zeigte auf ihr blaues Auge. „Ganz genau. Und das hier wäre nur ein ganz kleiner Vorgeschmack auf das, was dich erwarten würde!“, drohte sie ihm. Während sie sprach, sah Srikanth, dass sie auch leichte Würgemale am Hals hatte. Doch selbst mit diesen Spuren war sie eine solche Schönheit, wie er sie selten zuvor gesehen hatte. Ihr langes Haar fiel leicht gelockt über ihre Schultern bis zur Taille und umrahmte ihr Gesicht perfekt. Ihr entschlossener Blick, der ihn fixierte und ihr süßlicher Duft, der zu ihm herüberwehte, zogen ihn in ihren Bann. „... Lavali...“, meinte er leise und zog somit ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Kya?!“ „Ich sagte `Lavali´ (Nelke).“, wiederholte er. „Wenn du mir deinen Namen nicht verraten willst, nenne ich dich eben so...“ Mit einem verständnislosen Blick meinte sie: „Tu, was du nicht lassen kannst.“ Damit wandte sie sich um und ging. Er wollte sie noch einmal aufhalten, doch ihm fiel nichts mehr ein, was er zu ihr hätte sagen können und außerdem hatte er das seltsame Gefühl, dass er sie wiedersehen würde. Ihr Gesicht hatte sich ihm jedenfalls ins Gedächtnis gebrannt und er würde sie jederzeit und überall auf der Stelle wiedererkennen. Nachdem sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Verkaufsstand. Schon von Weitem konnte er sehen, dass einige Armreifen fehlten, die noch da gewesen waren, bevor er Lavali hinterhergerannt war. Er atmete genervt aus. Niemandem konnte man hier trauen. Sobals sich eine günstige Gelegenheit ergab, wurde hier jeder zum Dieb. Auch das Geld, das Lavali ihm hingeworfen hatte, war verschwunden. Im Kopf seine Verluste durchrechnend, fragte er sich, ob sie das überhaupt wert gewesen war. Als ihm allerdings ihre wundervollen Lippen und ihre ausdrucksstarken Augen wieder in den Sinn kamen, verflogen die Zweifel sofort wieder und er hoffte inständig, sie tatsächlich bald wiederzusehen. (1) http://de.wikipedia.org/wiki/Pataliputra Kapitel 2: ----------- Zwei Monate später Srikanth hatte seinen guten Freund Amar (1) nach Pataliputra begleitet, wo dieser ein wichtiges Geschäft für den Seidenhandel seines Vaters abgeschlossen hatte. Zur Feier des Tages hatte Amar beschlossen, erst am nächsten Morgen zurückzureisen und die Nacht durchzumachen. Alkohol floss in Strömen, doch mit den Frauen wollte es nicht so recht klappen. Während Amar es zwar darauf anlegte und immer wieder scheiterte, versuchte Srikanth es erst gar nicht. Seine Lavali geisterte ihm noch immer durch den Kopf. Zu gern hätte er sie `näher´ kennengelernt, doch mittlerweile hatte er die Hoffnung auf ein Wiedersehen aufgegeben. Er musste noch immer an ihre Misshandlungsspuren denken und fragte sich, ob sie überhaupt noch lebte. Wer immer ihr das angetan hatte, wäre sicher noch zu Schlimmerem fähig gewesen. „Arre, Yaar!“, störte Amar lallend Srikanths Gedanken. „Denkst du immer noch über dieses Mädchen nach?! Vergiss sie! Es gibt genug andere wunderschöne Frauen auf der Welt und wir haben die freie Auswahl!“ Srikanth winkte jedoch ab. „... Sicher... Und wie viele Abfuhren hattest du heute?“ Amar wackelte mit dem Kopf und meinte: „Nach der neunten habe ich aufgehört zu zählen...“ Doch plötzlich erhellte sich sein Blick. „Aber darum geht es hier nicht. Man kann sich schöne Frauen schließlich auch kaufen, hai na?!“ Srikanth verstand, worauf er hinaus wollte, folgte aber dennoch seinem Blick, um sich Gewissheit zu verschaffen und er hatte Recht. Ein Tanz- und Freudenhaus. „Arre nahin... Ich bin wirklich nicht in der Stimmung für...“, versuchte er sich herauszureden, doch Amar unterbrach ihn sofort und verkündete euphorisch und gestenreich: „Für schöne Frauen ist man immer in der Stimmung! Chalo!“ Amar griff nach Srikanths Hand und zog ihn mit sich in Richtung des Bordells. „Arre, schau dir das Haus doch mal an. Das können wir uns nicht leisten. Das ist nur für Fürsten und...“, versuchte Srikanth seinen Freund noch einmal umzustimmen, doch der war fest entschlossen. „Mach dir über das Geld keine Gedanken. Heute übernehme ich alle Rechnungen, Yaar!“ Geschlagen, aber mit dem Vorsatz, sich in eine stille Ecke zu setzen und zu warten bis Amar sich vollkommen abgeschossen hat, folgte Srikanth ihm schließlich. Das Innere des Hauses war überall mit Kerzen und Laternen beleuchtet. Die Wände waren mit edlen, schimmernden Stoffen behangen oder mit kunstvollen Landschaftsgemälden versehen, während der Boden aus Mamor war. In einer Ecke des großen Raumes gab es einen Ausschank, neben dem rechts eine Treppe in die obere Etage des Gebäudes führte. Im restlichen Raum waren mehrere Sitzgruppen mit Teppichen und Kissen verteilt, in deren Mitte jeweils eine Frau tanzte, die von einem bis fünf Männern umgeben war, die ihr zuschauten und mitunter laut johlten. Die Musik, zu der die Frauen tanzten, kam von einer kleinen Gruppe Musiker, die links neben dem Ausschank saß. Amar fühlte sich sofort wohl und ging geradewegs auf den Ausschank zu, an dem auch der Kassierer des Hauses saß. Srikanth folgte ihm, doch im Gegensatz zu seinem Freund gefiel ihm die Atmosphäre hier nicht. Vielleicht war er noch nicht betrunken genug, doch er fühlte sich nicht wohl in Bordellen, in die Amar ihn schon des Öfteren geschleift, aber deren Dienste er noch nie in Anspruch genommen hatte. Er mochte schöne Frauen, aber sie für Geld zu kaufen, behagte ihm nicht. Amar allerdings schien sich daran nicht im Geringsten zu stören, denn nachdem er sich ein großes Glas Alkohol bestellt und heruntergestürzt hatte, meinte er grinsend zum Kassierer: „Und jetzt schickt uns euer bestes Mädchen. Wir wollen heute Abend Spaß haben.“ Während Srikanth die Augen verdrehte, schaute der Kassierer Amar skeptisch an. Als dieser allerdings seinen kleinen Beutel mit Goldmünzen klingeln ließ, erhellte sich sein Gesicht und er rief in Richtung Treppe: „Ganga! Kundschaft!“ „Nehmt dort hinten Platz. Sie wird gleich bei Euch sein.“, meinte der Kassierer und deutete mit seiner Hand auf eine Sitzgruppe in der anderen Ecke des Raumes, die durch einen Vorhang von den anderen getrennt war. Triumphierend grinste Amar in Srikanths Richtung und torkelte los. Srikanth hingegen senkte seinen Blick, denn das Verhalten seines Freundes war ihm peinlich, auch wenn die anderen Männer im Etablissement keine Notiz von ihnen zu nehmen schienen. Nachdem sie Platz genommen hatten, rutschte Amar unruhig hin und her. Obwohl seine Augen vom Alkohol glasig waren, so konnte man darin seine Aufregung sehen. Srikanth wollte gerade etwas sagen, als der Vorhang beiseite geschoben wurde und der Kassierer zu ihnen meinte: „Nur zuschauen, nicht anfassen, verstanden?!“ Amar wollte gerade protestieren, doch Srikanth legte ihm eine Hand auf die Schulter und schenkte ihm einen warnenden Blick, der ihn verstummen ließ. Kurz darauf hörten sie das Klingen von Fußkettchen und eine junge, verschleierte Frau (2) erschien. Elegant bewegte sie die Hüften (3) zu den Trommeln der Musiker. Entgegen seiner Vorsätze gefielen Srikanth ihre Bewegungen und vor allem ihr wohlgeformter Körper. Ungeduldig wartete er darauf, dass sie ihren Dupatta (4) entfernte, damit er ihr Gesicht sehen konnte. Als es allerdings soweit war, konnte er kaum glauben, was oder besser wen er sah. Lavali! Ungläubig starrte er sie an. Konnte sie es wirklich sein? Eigentlich bestand für ihn kein Zweifel, dass sie es tatsächlich war, doch... Sie war eine Kurtisane? Eine Prostituierte? Nie im Leben hätte er das für möglich gehalten. Aber so ergaben auch ihre Würgemale und das blaue Auge einen Sinn. Sicher war sie von ihrem Zuhälter misshandelt wurden. Seine Gedanken überschlugen sich beinahe während er sie wie in Trance beim Tanzen beobachtete. Ohne Zweifel war sie sehr talentiert. Jede Bewegung saß, war gleichzeitig elegant und verführerisch. Er fragte sich, ob sie sich an ihn erinnern konnte, ihn vielleicht sogar erkannte, doch es hatte nicht den Anschein. Sie war auf ihr Tanzen konzentriert und schien ihre Kunden nicht einmal wirklich wahrzunehmen. Auch Amar war vollkommen fasziniert von ihr. Er starrte sie an und ein breites Grinsen war wie in sein Gesicht gemeißelt. Es war ihm anzusehen, dass er sich beherrschen musste, sie nicht zu greifen und zu sich zu ziehen. Als sie ihren Tanz schließlich beendet hatte, johlte er laut und klatschte in die Hände. Er wollte sie festhalten, als sie sich umdrehte, um zu gehen, doch Srikanth hielt ihn davon ab. Erstens wollte er keinen Ärger mit dem Kassierer und zweitens war er nicht gewillt seine Lavali oder Ganga, wieder der Kassierer sie genannt hatte, mit Amar zu teilen. „Warte hier.“, meinte er kurz zu ihm und lief ihr hinterher. Bevor er sie erreicht hatte, war sie allerdings bereits wieder die Treppe neben dem Ausschank hinaufgestiegen. Mit den Worten „Halt! Das kostet extra.“, stoppte der Kassierer ihn. Srikanth kramte alles Geld, das er hatte, aus seinen Taschen zusammen und gab es ihm. Nachdem er durchgezählt hatte, ließ er ihn durch. „Das dritte Zimmer auf der rechten Seite.“, rief der Kassierer ihm noch hinterher, während er die Treppe hinaufhastete. Vorsichtig schob er den Vorhang zu ihrem Zimmer beiseite und trat ein. Überrascht schaute sie ihn an. „Ihr müsst euch im Zimmer geirrt haben. Ich bin keine...“ „Ich habe mich nicht im Zimmer geirrt.“, unterbrach er sie und ging einen Schritt auf sie zu, was sie zurückweichen ließ. „Ich habe dich gesucht... Lavali...“ Sie musterte ihn misstrauisch und meinte dann: „Ich weiß wirklich nicht, wovon Ihr sprecht. Mein Name ist nicht Lavali. Und Ihr solltet jetzt wirklich mein Zimmer verlassen, denn sonst kann ich für nichts garantieren...“ (1) http://i42.tinypic.com/r8v95x.jpg (2) http://i39.tinypic.com/2eqb3ol.jpg (3) http://i44.tinypic.com/t69qbm.jpg (4) http://i39.tinypic.com/2vsjh5f.jpg Kapitel 3: ----------- Verdutzt starrte er sie an. Er war sich absolut sicher, dass sie Lavali war, also warum log sie ihn an? War ihr etwa ihr Beruf peinlich? Oder konnte sie sich tatsächlich nicht mehr an ihn erinnern? Plötzlich fiel sein Blick auf ihre Kommode, wo er die rot-weißen Armreifen liegen sah, die sie bei ihm gekauft hatte. Das war der Beweis, den er gebraucht hatte. Er ging auf sie zu, nahm die Armreifen und hielt sie ihr unter die Nase. „Weißt du nicht mehr? Du hast vor einiger Zeit diese Armreifen an meinem Stand gekauft und...“ Als er einen leichten Anflug von Angst in ihrem Gesicht sah, legte er eine Hand auf ihre Wange und meinte mit weicher Stimme: „Keine Angst, ich bin nicht hier, um mit dir...“, doch er wurde jäh unterbrochen als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er drehte sich um und schaute in das wütende Gesicht eines kräftig gebauten Mannes (1). „Raus hier, wenn dir dein Leben lieb ist!“, drohte er Srikanth ohne Umschweife, doch der ließ sich nicht einschüchtern. „Ich habe bezahlt, also...“ Der Mann packte ihn am Kragen. „Und wenn du bekommen hast, wofür du bezahlt hast, werde ich dich auf der Stelle umbringen.“, zischte er und warf einen Blick auf die verängstigte Ganga, die nur schnell mit dem Kopf schüttelte. Sein Griff lockerte sich. „Ganga gehört nicht zu den billigen Mädchen hier. Wenn du sie dir leisten willst, musst du das 30fache von dem bezahlen, was du unten vorgelegt hast. Sie hat im Gegensatz zu den anderen Mädchen hier ihr wichtigstes Gut noch und das wird auch so bleiben bis ich einen ordentlichen Käufer gefunden habe.“ Er ließ Srikanth schließlich vollkommen los und schubste ihn etwas nach hinten. „Wenn du also unbedingt deine Bedürfnisse befriedigen willst, dann such dir ein anderes Mädchen aus. Wir haben genug und bezahlt hast du schließlich schon.“, fügte er noch grob hinzu. Srikanth starrte ihn allerdings nur verwirrt an. Er verstand im Moment gar nichts mehr. War Ganga also doch nur eine Tänzerin? Aber wieso arbeitete sie dann in einem Bordell? Und was meinte dieser Kerl mit `verkaufen´? War er ein Menschenhändler? „Ey, kya hua? Starr keine Löcher in die Luft. Verschwinde endlich!“, fuhr der Mann ihn an, was Srikanth wieder zur Besinnung kommen ließ. „Ich will kein anderes Mädchen. Ich...“ „Dann hast du Pech gehabt. Dein Geld bekommst du jedenfalls nicht wieder.“, unterbrach der Mann ihn kurz angebunden. „Und jetzt verschwinde endlich oder soll ich deutlicher werden?!“, fügte er hinzu und hob zur Warnung die Hand. Für den Moment gab sich Srikanth geschlagen, doch er würde wiederkommen. Das stand für ihn fest. Als Srikanth das Zimmer verlassen hatte, verpasste der Mann Ganga eine schallende Ohrfeige, woraufhin sie mit flehender Stimme meinte: „Girish Babu, bitte... Er ist mir gefolgt. Es war nicht meine Schuld. Der Kassierer muss ihn durchgelassen haben und...“ „Das will ich auch hoffen. Wag es dir ja nicht, dir hinter meinem Rücken Liebhaber anzulachen.“, meinte Girish daraufhin kalt und verdeutlichte seine Aussage mit einer weiteren Ohrfeige. Dann verließ er das Zimmer und ließ Ganga verzweifelt und mit brennender Wange zurück. Es dauerte fast einen Monat bis Srikanth es sich leisten konnte, erneut nach Pataliputra zu reisen. Er hatte es einrichten können, dass er während seines Aufenthaltes in der Scheune von einem Cousin von Amar wohnen konnte. Was er auch versucht hatte, er bekam Ganga einfach nicht mehr aus dem Kopf. Obwohl er sie so gut wie gar nicht kannte, wollte er ihr helfen. Dieser Kerl, der ihm gedroht hatte, schien sie dort gegen ihren Willen festzuhalten. Srikanth hatte überlegt, ob er sie freikaufen konnte, doch selbst wenn er seinen Armreifenstand verkauft hätte, hätte er nicht annähernd genug Geld dafür gehabt. Er wusste, dass es Wahnsinn war, seine Existenz für ein Mädchen opfern zu wollen, das sich anscheinend nicht mal an ihn erinnerte, doch wenn er daran dachte, dass sie dort in diesem Bordell leben musste und misshandelt wurde, drehte sich sein Magen um. Er musste unter allen Umständen versuchen, sie da heraus zu holen. Als erstes jedoch musste er sie erst einmal wiedersehen und sich mit ihr anfreunden, denn ihm war klar, dass sie niemals mit ihm gehen würde, wenn sie kein Vertrauen zu ihm hatte. Aus Angst davor, dieser Kerl könnte ihr erneut etwas antun, wenn er im Bordell aufkreuzte, wartete Srikanth jeden Tag vor dem Gebäude in der Hoffnung, dass Ganga herauskommen würde, doch er hatte erst am dritten Tag Glück. Sie hatte sich wieder ihren Dupatta tief ins Gesicht gezogen, doch er erkannte sie sofort. Und zu seiner Freude trug sie sogar seine Armreifen. Er folgte ihr ein Stückchen unauffällig bis sie an einem kleinen Wald vorbeikamen. Dort nahm er sie am Arm und zog sie ins Gebüsch. Um sie an einem überraschten Aufschrei zu hindern, legte er ihr eine Hand auf den Mund und zischte ein leises „Schhhh...!“ Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. Als er sah, dass sie ihn erkannte, ließ er sie langsam los. „Du schon wieder?! Was machst du hier? Was willst du von mir?!“, fuhr sie ihn an. „Beruhige dich. Ich will dir nichts tun.“, meinte er beschwichtigend, doch sie brauste erneut auf: „Ach, tatsächlich? Und wieso verfolgst du mich dann? Ich habe dir doch deutlich genug gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst!“ Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Als kannst du dich doch an mich erinnern...“, meinte er und fuhr mit seinen Fingern über die Armreifen an ihren Handgelenk. „Aur kya?! Was tut das zur Sache?“, meinte sie und zog ihre Hand weg. „Girish Babu hat dir doch klar verständlich gemacht, dass du dich von mir fernhalten sollst oder nicht?!“ „Girish Babu? Dieser Kerl, der mir gedroht hatte? Wenn du ihm nicht von unserem Treffen erzählst, wird er es nie erfahren. Und ich vertraue dir.“ Ganga schnaubte verächtlich und machte Anstalten zu gehen, doch Srikanth hielt sie fest. „Bleib hier. Wo willst du hin?“ „Ich weiß nicht, was dich das angeht.“, gab sie zurück, während sie sich aus seinem griff befreite und umdrehte, um zu gehen. „Ich warte jeden Tag hier um die gleiche Zeit.“, rief er ihr hinterher, doch anstatt einer Antwort hörte er nur das sich entfernende Klingen ihrer Fußkettchen. Seufzend stand Srikanth auf und streckte sich. Er fragte sich, warum sie nur so stur war. Ihm war zwar klar, dass sie sicher kein schönes Leben hatte, doch er wollte ihr schließlich helfen. Ihr das zu verstehen zu geben, war sein neuer Plan. In der Hoffnung, dass er sie am nächsten Tag wiedersehen würde, ging er schließlich zurück in seine Scheune. (1) http://i40.tinypic.com/dwt8n8.jpg Kapitel 4: ----------- Jeden Tag wartete Srikanth vor dem Bordell darauf, dass Ganga herauskam, doch es war vergeblich. Zwei Wochen hielt er nach ihr Ausschau bis er schließlich kein Geld mehr hatte und enttäuscht wieder abreisen musste. Ihre Sturheit ärgerte ihn, da er ihr doch helfen wollte, doch offensichtlich wollte sie keine Hilfe. Vielleicht hatte sie sich dieses Leben auch selbst ausgesucht und ihr gefiel es, so wie es war... Doch das konnte er sich nicht vorstellen, denn er bezweifelte, dass Ganga es mochte, von diesem Girish Babu bedroht und geschlagen zu werden. Wieder zu Hause stellte sich schnell der Alltagstrott wieder ein. Alte Damen kauften seine Armreifen, Amar jagte allen Röcken hinterher und ermutigte Srikanth es ihm gleich zu tun. Normalerweise hätte er das auch getan, doch seit er Ganga getroffen hatte, interessierten ihn andere Mädchen nicht mehr. Er verstand sich selbst kaum, da das nun wirklich nicht seine Art war, doch etwas an ihr hatte ihn gefangen genommen und ließ ihn nicht mehr los. Er konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Noch nie hatte sich ein Mädchen seinem Charme lange widersetzen können und ausgerechnet sie machte da nun die große Ausnahme. Amar verzweifelte währenddessen beinahe an seinem Freund. Bevor Srikanth Ganga kennengelernt hatte, hatte er Amar abends immer in die Kneipen begleitet und zusammen hatten sie die Mädchen umgarnt, doch nun war kaum noch etwas mit ihm anzufangen. Er saß den ganzen Tag in seinem Armreifenstand und starrte ins Leere. Amar ärgerte sich über das Verhalten seines Freundes und versuchte immer wieder, ihn abzulenken und aufzuheitern, doch das klappte selten bis gar nicht. An einem Abend, zwei Wochen nachdem Srikanth Pataliputra wieder verlassen hatte, war er gerade dabei seinen Stand zuzumachen, als er hinter sich das Klingen von Fußkettchen hörte und wie eine bekannte Stimme sagte: „Du hast aber wirklich schnell aufgegeben...“ Verwundert drehte er sich um und schaute in das kokett dreinschauende Gesicht von Ganga. Nachdem er seinen ersten Schreck überwunden hatte, fand er schnell zu seinem Selbstbewusstsein zurück und meinte, während er einen Schritt auf sie zu machte: „Ich wusste doch, dass mein Charme Wirkung zeigen würde. Früher oder später kommen sie ja doch alle zurück zu mir...“ Ganga hob beide Augenbrauen, verzog das Gesicht und schüttelte dann mit dem Kopf. Als er ihre Reaktion sah, hätte er sich für seine Worte selbst ohrfeigen können, doch er versuchte, es zu überspielen, indem er sagte: „Ich habe zwei Wochen lang jeden Tag auf dich gewartet und ich hätte das auch weiterhin getan, aber ich muss ja schließlich auch von etwas leben und das Geld verdient sich nicht von allein...“ Ganga verschränkte die Arme vor der Brust, ließ ihren Blick über seinen kleinen Stand schweifen und meinte: „Ja, das scheint wohl so...“ „Wieso bist du hier?“, wollte Srikanth wissen, doch er erntete nur ein müdes Lächeln. „Hat er dich schon wieder geschlagen?“, hakte er nach und machte noch einen Schritt auf sie zu. „Nein, das hat er nicht. Er hat zu deinem und meinem Glück nicht mitbekommen, dass du unser Haus belagert hast. Hätte er das, würde ich sagen, dass wärest du jetzt sicher nicht mehr am Leben...“ Srikanth atmete aus. Wohlweißlich hatte er sich versteckt gehalten, während er auf Ganga gewartet hatte, doch sie hatte ihn anscheinend gesehen. Er wusste nicht, wieso sie hier war, doch dass sie es war, war ein gutes Zeichen. Soviel war sicher. Doch plötzlich drehte sie sich um und machte Anstalten zu gehen. „Hey, wo willst du hin?“, fragte er und griff nach ihrem Handgelenk, woraufhin sie sich umdrehte und meinte: „Ich... Ich wollte nur sehen, ob es dir gut geht... Und jetzt lass mich bitte gehen, sonst gibt es Ärger...“ Da Srikanth wusste, worauf sie hinaus wollte, ließ er sie los und schaute ihr so lange hinterher bis sie hinter einer Häuserecke verschwunden war. „Ich... Ich wollte nur sehen, ob es dir gut geht...“ Jedes Mal, wenn Srikanth an Gangas Worte dachte, musste er grinsen. Er lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Dach seiner Hütte und starrte in den Sternenhimmel. Eine leichte Brise wehte und trug die Stimmen von ein paar Männern, die wahrscheinlich gerade auf dem Heimweg waren, zu ihm hinauf. Ansonsten herrschte eine friedliche Stille. Srikanth fühlte sich seit einiger Zeit wieder lebendig. Dass er sich durch seine Hartnäckigkeit anscheinend doch einen Platz in Gangas Leben erkämpft hatte, verschaffte ihm Genugtuung, doch nun wollte er erst recht ihre Freundschaft gewinnen. Dann konnte er sie überreden, aus dem Bordell zu fliehen und möglicherweise bei ihm zu bleiben. Ihm gefiel der Gedanke, endlich nicht mehr allein leben zu müssen. Seit seine Eltern vor einigen Jahren gestorben waren und er sonst keine weitere Familie hatte, hatte er versucht, seine Einsamkeit mit Mädchen und um die Häuser ziehen mit Freunden zu kompensieren, doch das hatte nie eine Familie ersetzen können. Nun also setzte er seine ganze Hoffnung auf Ganga. Doch Srikanth fragte sich, ob sie wohl öfter hier in der Stadt war oder ob sie nur wegen ihm gekommen war, denn wieder stand er vor der Frage, ob und wann er sie wiedersehen würde. Sie war sicher wieder nach Pataliputra und somit zu Girish Babu und seinem Bordell zurückgekehrt. Es beruhigte Srikanth, dass Ganga nur Tänzerin war und keines der leichten Mädchen, doch die Tatsache, dass sie jederzeit an irgendeinen reichen Kerl verkauft werden konnte, machte ihn verrückt. Er wollte ihr helfen, doch er konnte nicht. Am nächsten Tag erzählte Srikanth Amar von seinem erneuten Treffen mit Ganga. „Und was jetzt? Nur weil sie nochmal zufällig an deinem Stand aufgetaucht ist, denkst du gleich, dass sie darauf wartet, dass du sie errettest?“, wollte Amar wissen und biss ein Stück des Zuckerrohrs ab, das er bei sich hatte. „Arre, hast du mir überhaupt zugehört? Das war kein Zufall! Sie wollte wissen, wie es mir geht, Yaar!“, gab Srikanth zurück und ärgerte sich über die Gleichgültigkeit seines Freundes. „Dann ist eben kein Zufall. Und was hast du jetzt vor? Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass dieser Girish oder wie der heißt, sie so einfach ziehen lässt, wenn du ihn nett bittest?!“, gab Amar zu bedenken, doch das war Srikanth längst klar. „Ja, ich weiß. Da ist auch noch eine Lücke in meinem Plan, aber solange ich damit beschäftigt bin, mir Gangas Vertrauen zu verdienen, habe ich noch Zeit darüber nachzudenken...“ „Tu, was du nicht lassen kannst. Und solange du mich in keine gefährlichen Situationen bringst, kannst du dich auch auf meine Hilfe verlassen.“, bot Amar an und lehnte sich auf dem Karren, auf dem sie saßen, zurück und legte sich auf den Rücken. „Da fällt mir ein, dass mein Vater übermorgen nochmal nach Pataliputra muss. Er würde dich sicher mitnehmen, wenn ich ihn frage.“ Ruckartig drehte sich Srikanth zu seinem Freund um. „Arre, Yaar! Das wär perfekt!“ Kapitel 5: ----------- Zwei Tage später stand Srikanth abends wieder vor dem Bordell in Pataliputra. Unschlüssig, ob er einfach hineingehen sollte, drückte er sich vor dem Gebäude herum und spielte mit dem Beutel voller Münzen, die er sich von Amar geliehen hatte, um sich noch einen Privattanz von Ganga leisten zu können. Schließlich atmete er einmal tief durch und betrat das Bordell. Verwundert betrachtete er die Inneneinrichtung. Die vielen Sitzgruppen waren verschwunden, stattdessen gab es nun nur noch einen großen Tanzbereich in der Mitte des Raumes, um den herum Kissen drapiert waren, auf denen es sich die Gäste des Etablissements gemütlich gemacht hatten. Kaum war Srikanth eingetreten, wurde er vom Kassierer aufgehalten. „Erst wird gezahlt.“, meinte er harsch, doch nachdem Srikanth ihm das Geld gegeben hatte, ließ er ihn durch. In dem Moment begannen die Musiker, auf ihren Trommeln und Lauten zu spielen. Als Srikanth sich ein wenig umsah, erblickte er Ganga (1). Ihre Schönheit raubte ihm beinahe den Atem, vor allem als sie begann, zu tanzen. Ihr Tanz war anspruchsvoller als das letzte Mal, doch auch diesen meisterte sie mit Perfektion. Jede Bewegung, jeder Schritt saß. Und nicht nur Srikanth war beeindruckt, auch die restlichen Männer starrten Ganga mit offenen Mündern an. Ihr anfänglicher Soloauftritt wurde jedoch nach und nach durch weitere Tänzerinnen ergänzt. Als die Darbietung zu Ende war, kam tosender Beifall auf und es wurden Forderungen nach Zugaben laut, welche Girish Babu allerdings mit seinem Auftreten verstummen ließ. Er legte seinen Arm um Ganga, die in diesem Moment Srikanth entdeckt hatte und ihn überrascht anstarrte, und meinte mit erhobener Stimme zu seinen Gästen: „Unser Haus fühlt sich geehrt, dass Euch die Darbietung unserer lieblichen Ganga gefallen hat. Euch wird erfreuen, zu hören, dass es durchaus möglich ist, ihr ganz persönlicher Herr zu werden. Gegen den entsprechenden Preis versteht sich...“ Srikanth wurde übel bei Girishs Worten und wie er über Ganga sprach, als sei sie nur irgendeine Ware. Er musste unbedingt verhindern, dass sie an einen dieser steinreichen, geifernden Männer verkauft wurde. Während er Ganga und Girish weiter beobachtete, sah er, dass sie Girish etwas zuflüsterte, woraufhin er nickte. Dann schenkte sie Srikanth kurz einen unauffälligen Blick und lief zur Hintertür hinaus. Er verstand sofort und verließ das Bordell. Nachdem er sich draußen kurz umgesehen hatte, sah er Ganga neben dem Gebäude stehen. Sofort lief er zu ihr. Sie nahm ihn am Handgelenk und zog ihn in eine dunkle Ecke. „Was machst du hier?“, fragte sie ihn aufgebracht, versuchte aber, ihre Stimme gedämpft zu halten. „Du siehst wunderschön aus...“, flüsterte Srikanth während sein Blick über ihren Körper wanderte, doch sie schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf. „Bist du so erpicht darauf, dass Girish Babu dich zwischen die Finger bekommt?!“ „Dieser Girish ist mir egal. Ich bin wegen dir hier. Ich werde nicht zulassen, dass du wie ein Stück Vieh verkauft wirst...“ „Mach dir darüber keine Gedanken. Girish Babu ist viel zu gierig. Keiner der Männer wird je einen Preis bezahlen, der ihm hoch genug wäre. Seit über einem Jahr wartet er mittlerweile darauf.“, klärte Ganga ihn auf, doch er wollte sich nicht zufrieden geben. „Aber irgendwann wird jemand kommen. Ich will nicht so lange warten. Komm mit mir. Dann können wir...“ Doch sie brachte ihn zum Schweigen, indem sie ihre Hand über seinen Mund legte. „Lass diesen Unsinn. Wieso sollte ich von hier weggehen? Hier habe ich ein Dach über dem Kopf und ich führe ein gutes Leben. Ich wäre wahnsinnig, wenn ich das aufgeben würde. Außerdem kennen wir uns kaum. Woher soll ich wissen, dass du keine unlauteren Absichten verfolgst?“ Srikanth nahm ihre Hand und küsste ihre Handfläche. „Dann lass uns uns näher kennenlernen...“, schlug er vor, doch sie zog ihre Hand weg. „Du solltest jetzt wirklich gehen.“ „Nur wenn du mir versprichst, dass du mich besuchen kommst.“ „Geh jetzt!“, forderte sie ihn erneut auf und wollte sich an ihm vorbei drängen, doch er hielt sie auf. „... Versprich es...“ Nach kurzer Stille willigte sie schließlich ein und verschwand zurück ins Bordell. Jeden Tag hielt Srikanth nun Ausschau nach Ganga, doch erst nach fast zwei Wochen, wo er sich schon mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass sie ihn angelogen hatte, damit er sie in Ruhe ließ, tauchte sie schließlich auf. „Also... Hier bin ich.“, meinte sie und schaute ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Erwartung an, doch er grinste nur. Das verging ihm allerdings, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. „Und wie lange kannst du bleiben?“, wollte er wissen. „Nicht lange... Höchstens bis Sonnenuntergang.“, meinte sie und schob ihren Dupatta auf ihrem Kopf zurecht. Nach kurzem Überlegen meinte er: „Dann komm mit.“ Daraufhin sprang er aus seinem Stand heraus und verschloss ihn. Ganga wollte noch protestieren, doch er hatte schon ihre Hand ergriffen und sie mit sich gezogen. Erst als sie an einem Feld etwas außerhalb der Stadt ankamen, machten sie Halt. Srikanth bedeutete Ganga, dass sie sich auf den alten Karren, der am Wegrand stand, setzen sollte. „Also gut. Sag mir, wie du in dem Bordell gelandet bist.“, forderte er, als er neben ihr Platz genommen hatte. Verständnislos schaute sie ihn an. „Wieso sollte ich das tun?!“ „Weil wir uns näher kennenlernen wollen oder nicht?“ „Du. Du willst, dass wir uns näher kennenlernen.“, stellte sie fest und legte ihre Hände in den Schoß. „Du wirst es auch noch wollen, glaub mir...“, flüsterte er ihr ins Ohr und strich mit seinem Zeigefinger über ihren Handrücken, was ihm aber nichts als einen verständnislosen Blick und einen Schlag auf die Schulter einbrachte. „Wenn deine Absichten nur daraufhin abzielen, mich zu verführen, dann bin ich auf der Stelle weg.“, warnte sie ihn mit erhobenem Finger. Für den Moment gab Srikanth sich also geschlagen und wechselte das Thema: „Also gut, dann werde ich dir etwas über mich erzählen, wenn du nichts dagegen hast.“, bot er an. Sie zeigte sich zwar skeptisch, aber einverstanden. Srikanth erzählte von allem, was ihm in den Sinn kam, um möglichst viel von sich preiszugeben, damit sie im Anschluss dasselbe tat. Zu seiner Erleichterung hörte sie ihm gespannt zu, während er über seine Kindheit und seine Eltern erzählte. Es tat ihm gut, nach langer Zeit wieder über diese persönlichen Dinge zu reden und sich somit auch wieder an ein paar Sachen zu erinnern, die er beinahe vergessen hätte. Er ärgerte sich, als Ganga anmerkte, dass sie gehen musste, doch als er merkte, dass sie auch noch gern länger geblieben wäre, fühlte er sich etwas besser und meinte: „Und das nächste Mal erzählst du mir etwas über dich.“ Sie schien einen Moment nachdenken zu müssen, doch dann erwiderte sie: „... Ich kann aber erst frühstens in zwei Wochen wiederkommen... Wenn nicht sogar erst in vier...“ Er sah es als kleinen Sieg an, dass sie nicht protestierte, doch die Aussicht darauf, sie erst in mehreren Wochen wiederzusehen, gefiel ihm gar nicht. Da es alerdings nicht anders zu gehen schien, willigte er ein. „Du weißt, wo du mich findest. Ich warte auf dich.“, meinte er und schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln, das sie sogar schwach erwiderte. Gemeinsam liefen sie zurück in die Stadt, wo sich ihre Wege schließlich trennten. Srikanth schaute ihr wieder so lange nach bis sie aus seinem Sichtfeld verschwunden war, doch zum ersten Mal seit er Ganga getroffen hatte, verspürte er keine Ungewissheit bei ihrem Abschied, sondern Vorfreude auf das nächste Treffen mit ihr. (1) http://i43.tinypic.com/vmy99v.jpg Kapitel 6: ----------- „Also was willst du wissen?“, fragte Ganga, während sie ihre Beine an ihren Oberkörper heranzog und ihre Arme um darum legte. Sie hatte ihr Versprechen gehalten und war zwei Wochen später wiedergekommen. Sie und Srikanth saßen wieder auf dem alten Karren am Feldrand außerhalb der Stadt. „Dasselbe wie das letzte Mal. Wie bist du bei Girish Babu gelandet?“, gab Srikanth zurück und schaute sie erwartungsvoll an, doch sie seufzte nur. Das Thema schien ihr nicht zu gefallen, doch schließlich überwand sie sich und erzählte: „Meine Eltern hatten hohe Schulden bei ihm. Als ich geboren wurde, forderte er mich zur Begleichung und versprach, danach nie wieder Ansprüche an sie zu erheben. Verzweifelt wie sie waren, willigten sie ein, doch natürlich hatte Girish Babu sie übers Ohr gehauen. Immer wieder ging er zu ihnen und forderte Zinsen ein. Als sie sich eines Tages weigerten und sogar mich zurück verlangten, verschwanden sie eines Tages plötzlich und sind nie wieder aufgetaucht...“ Ganga machte eine kurze Pause, in der sie die Augen schloss und mit ihren aufgewühlten Erinnerungen kämpfte. „Girish Babu ließ mich durch eines seiner Mädchen, Gayatri, aufziehen und in klassischem Tanz unterrichten. Als ich heranwuchs, erkannte er mein Talent und hütete mich wie seinen Augapfel, da er wusste, dass er mit mir viel Geld verdienen können würde...“ Als sie mit ihren Ausführungen endete, kochte Srikanth vor Wut. Was bildete sich dieser Girish ein? Dass er Gott war? „Ich verstehe dich nicht... Wieso bleibst du nur bei diesem Scheusal? Er hat deine Eltern auf dem Gewissen und trotzdem...“ Srikanth versuchte das Unverständnis in seiner Stimme zu unterdrücken, doch das gelang ihm nicht vollständig. „Was soll ich denn sonst tun? Ich habe dort meine Freunde und ich habe im Leben nichts anderes als das Bordell kennengelernt. Wegen Girish Babu bleibe ich ganz bestimmt nicht dort...“, erklärte Ganga, doch er wollte sich nicht so leicht abschütteln lassen. „Und was machst du, wenn er dich letztendlich doch verkauft?! Wirst du das auch stillschweigend hinnehmen? Noch bist du eine ehrenwerte Frau, Ganga. Wenn du von dort fliehst, stehen dir alle Türen offen...“, versuchte er auf sie einzureden, doch sie ließ sich nicht umstimmen. „Ich werde nicht fliehen... Girish Babu würde mich früher oder später sowieso finden, also was soll das Ganze...?“ Srikanth schnaubte frustriert, denn er verstand Ganga nicht. „Du müsstest das ja auch nicht alleine machen. Ich würde dir helfen und wir könnten dann...“ Sie brachte ihn mit ihrem Blick zum Schweigen und meinte: „Ich weiß, dass du mir nur helfen willst, aber das musst du nicht. Denn auch wenn du es nicht nachvollziehen kannst, so bin ich doch mit meinem Leben zufrieden.“ Srikanth wandte sich ab. Damit wollte er sich nicht einfach zufrieden geben, denn wenn Ganga so weiter lebte, wie bisher, würden sie sich immer nur heimlich treffen dürfen und dieser Gedanke war ihm zuwider. Außerdem würde Girish sicher irgendwann etwas von ihren Treffen mitbekommen und was dann los sein würde, wollte sich er gar nicht ausmalen. Ganga fasste Srikanths Schweigen fälschlicherweise als stumme Zustimmung auf und meinte: „Mach dir einfach keine weiteren Gedanken darüber. Es wird alles gut gehen.“ Dann stand sie auf und wollte gehen, da es langsam Zeit wurde, doch in diesem Moment griff Srikanth nach ihrer Hand und zog sie zu sich. „Glaub nicht, dass ich so schnell aufgebe... Ich werde dich ganz bestimmt nicht diesem widerlichen Kerl überlassen...“, meinte er entschlossen und hauchte ihr dann ins Ohr: „... Lavali...“ Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und ließ die Schauer, die sein heißer Atem über ihren Körper jagte, wirken, doch dann machte sie sich von ihm los und sagte, ohne ihn anzusehen: „Bis in zwei Wochen, Srikanth...“ Widerwillig ließ er sie gehen, doch er wusste, dass es ihm langsam aber sicher gelang, sie von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen und sie auf seine Seite zu ziehen. Wieder stand Srikanth vor dem Bordell in Pataliputra. Ganga war zu ihren letzten beide Treffen nicht erschienen und er befürchtete das Schlimmste. Entweder hatte Girish von den Treffen erfahren oder er hatte Ganga verkauft. Srikanth wusste nicht, was schlimmer gewesen wäre. So stand er nun auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einem Gebüsch versteckt und beobachtete das Gebäude, als plötzlich jemand heraus- und auf ihn zukam. „Ey!“, rief die anscheinend weibliche Person, doch da Srikanth definitiv ausschließen konnte, dass es sich um Ganga handelte, war er drauf und dran, zu verschwinden, als die Person plötzlich seinen Namen rief. Verwirrt blieb er stehen und drehte sich um. „Ihr seid Srikanth?!“, fragte die Frau (1) noch einmal nach, woraufhin er nickte. „Und wer seid Ihr?“, wollte er wissen. „Mein Name ist Gayatri. Ganga schickt mich.“ Als sie Gangas Namen aussprach, schlug ihm sein Herz plötzlich bis zum Hals. „Ich soll Euch ausrichten, dass Ihr es gut sein und sie in Ruhe lassen sollt.“ „Arre kya?! Wieso denn das auf einmal...? Was ist mit ihr...? Gayatri ji, ich weiß, dass da mehr dahinter stecken muss. Bitte sagt es mir!“ Nach kurzem Schweigen, in der sie nachzudenken schien, meinte Gayatri schließlich vorsichtig: „Irgendjemand muss Girish von euren Treffen erzählt haben... Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie ungehalten er darüber reagiert hat...“ Ihre Worte fühlten sich für Srikanth an, wie ein heftiger Schlag in die Magengrube. „Außerdem... Außerdem hat Girish letzte Woche jemanden gefunden, der den horrenden Preis, den er für Ganga fordert, bezahlen würde...“, fügte sie mit trauriger Stimme hinzu. Srikanth konnte nicht anders, als Gayatri mit offenem Mund anzustarren. Er konnte seinen Ohren nicht trauen. Nun waren also tatsächlich die beiden schlimmsten Szenarien eingetreten, die er sich hatte vorstellen können. Als er schließlich halbwegs seine Fassung wiedergefunden hatte, fragte er: „Und Ganga...? Wie geht es ihr?“ „Mittlerweile wieder ganz gut... Ihre Wunden heilen recht schnell, sind aber immer noch deutlich zu sehen...“ „Ich... Kann ich zu ihr? Ich muss sie sehen... Bitte, Gayatri ji...!“, bat Srikanth, woraufhin sie nachdenklich mit dem Kopf schüttelte. „Girish ist im Moment nicht da... Ich könnte dich durch die Hintertür einschleusen... Aber du weißt, wie gefährlich das ist. Für uns alle!“ Als Ganga Srikanth sah, zog sie sich auf der Stelle ihren Dupatta übers Gesicht und schimpfte: „Was will er hier?! Gayatri, ich habe dich doch gebeten, ihn wegzuschicken!“ Trotz ihrer ernsten Situation konnte Srikanth sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Du müsstest doch langsam wissen, dass man mich nicht so leicht abschütteln kann.... Und jetzt zeig mir, was dieses Scheusal mit dir angestellt hat...“ Er kniete sich neben sie aufs Bett und lüftete ihren Dupatta. Ihr Anblick zeriss ihm beinahe das Herz. Mittlerweile gelbgrün gewordene blaue Flecken zierten ihr rechtes Augen und ihre Wange, an der Lippe hatte sie eine Platzwunde und am Hals und an den Armen deutliche Würge- und Druckmale. „Sie wird noch so lange bleiben bis alles verheilt ist. Dann wird Girish sie wegschicken. Das Geld hat er schon kassiert...“, meinte Gayatri und setzte sich auf die andere Seite des Bettes. „Dieses menschenverachtende Schwein... Wie könnt ihr nur alle bei ihm leben?“, wollte Srikanth aufgebracht wissen. „Solange man tut, was er verlangt, ist man auf der sicheren Seite und er kümmert sich gut um alle Mädchen...“, gab Gayatri zurück. „Doch sobald man nicht nach seiner Pfeife tanzt...“ Srikanth schüttelte voller Unverständnis den Kopf. Dann nahm er Gangas Hand und meinte: „Ich werde nicht mit ansehen, wie du verkauft wirst. Ob du willst oder nicht, ich werde dich jetzt mitnehmen!“ (1) http://i42.tinypic.com/b5p7c7.jpg Kapitel 7: ----------- „Wie oft soll ich es dir noch sagen?! Ich werde nirgendwo hingehen!“, beharrte Ganga, doch Srikanth achtete schon nicht mehr auf sie, denn er hatte sich Gayatri zugewandt. „Gayatri ji, könntet Ihr bitte Gangas...“ Doch sie war schon längst dabei, das zu machen, worum er sie eigentlich hatte bitten wollen: Gangas Sachen zusammenzupacken. Als Ganga das bemerkte, meinte sie aufgebracht: „Gayatri, was machst du da?! Du wirst ihm doch wohl nicht noch helfen wollen?!“ „Beti, du weißt, dass ich dich immer wie ein eigenes Kind behandelt und geliebt habe...“, meinte Gayatri nachdem sie Srikanth das Tuch, in das sie Gangas Habseligkeiten gepackt hatte, gegeben und sich wieder auf Gangas Bett gesetzt hatte. „Ich habe immer nur getan, was ich für das Beste für dich gehalten habe und das tue ich auch jetzt. Du verdienst ein richtiges und normales Leben und nicht das einer Sklavin. Ich vertraue Srikanth. Er wird gut auf dich aufpassen...“ Während ihrer letzten Worte legte sie lächelnd eine Hand auf Srikanths Wange. „Ich danke euch, Gayatri ji.“, entgegnete er und erwiderte ihr Lächeln. Dann meinte er an Ganga gewandt: „Da hörst du es. Jetzt gibt es keine Widerrede mehr. Chalo!“ Er legte einen Arm um ihren Rücken und den anderen unter ihre Kniekehlen, um sie schließlich hochzuheben. Sie wollte erneut protestieren, doch Gayatri fuhr ihr über den Mund: „Nun gib endlich Ruhe. Wir wollen beide nur das Beste für dich. Hör endlich auf, dich dagegen zu sträuben und in dein Unglück rennen zu wollen!“ Srikanth grinste, als Ganga grimmig den Blick senkte. „Ich werde gut auf Ganga Acht geben. Das verspreche ich Euch, Gayatri ji.“, meinte er und senkte als Zeichen des Abschieds und des Respekts seinen Kopf. „Gott segne euch beide.“, gab sie mit feuchten Augen zurück und legte ihre Hände auf die Köpfe von Ganga und Srikanth. Als er sich gerade zum Gehen umgewandt hatte, drehte er sich noch einmal um. „Falls Ihr uns besuchen kommen wollt... Ich werde mit Ganga nach...“, begann er, doch Gayatri unterbrach ihn. „Es ist besser, wenn ich nicht weiß, wo ihr euch aufhaltet... Das Wichtigste ist, dass Ihr Euch gut um Ganga kümmert. Und davon bin ich überzeugt. Und nun geht endlich. Wer weiß, wann Girish wiederkommt...!“ Srikanth nickte kurz und verließ dann mit Ganga im Arm das Zimmer. So leise es möglich war, schlich er den Gang entlang und die Treppe zur Hintertür hinunter. Gerade ins Freie getreten, hörte er plötzlich Girishs Stimme und fuhr zusammen. In Windeseile rannte er um eine Ecke und versteckte sich hinter einer Mauer. „Das ist Girish Babu... Was machen wir jetzt?“, fragte Ganga leise, während Angst in ihrer Stimme mitklang. „Er scheint ins Haus gegangen zu sein...“, flüsterte er und setzte sie ab, um sie Huckepack zu nehmen, damit er besser laufen konnte. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und hielt sich fest, als er losrannte. So schnell er konnte, sprintete er die Straße entlang und hoffte dabei inständig, dass sie auf diese Weise genügend Vorsprung vor Girish bekamen, damit er ihnen nicht auf die Spur kam. Erst als sie an der Scheune von Amars Cousin ankamen, machte er Halt. Nachdem er Ganga sicher auf einem Ballen Stroh abgesetzt hatte, atmete er mehrmals tief durch. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er schließlich und musterte Ganga mit besorgtem Blick. Sie nickte daraufhin nur und zog sich ihren Dupatta fester um die Schultern. „Warte kurz hier. Ich bin gleich wieder da.“, meinte Srikanth und verschwand in der Scheune. Als er wieder herauskam, hatte er sein Gepäck dabei. „Wir müssen uns sofort auf den Weg machen, wenn wir nicht riskieren wollen, dass Girish uns folgen kann... Kannst du laufen oder soll ich dich tragen?“, wollte Srikanth wissen. „Es geht. Ich kann laufen.“, erwiderte sie und schlang sich das Tuch, in dem ihre Sachen verstaut waren, um die Schultern. Dann machten sie sich gemeinsam im Schutz der Dunkelheit auf den Weg in Srikanths Heimatstadt. Zögerlich öffnete Srikanth seine Augen. Die Sonne stand mittlerweile weit oben am Himmel und er wusste, dass sie die Stadt gleich erreicht haben würden. Im Morgengrauen hatte sich ein vorbeifahrender Getreidekarrenfahrer bereit erklärt, ihn und Ganga mitzunehmen und so saßen sie nun zwischen Getreideähren und wurden auf dem Karren durch den holprigen Weg gehörig durchgeschüttelt. Nichtsdestotrotz schien Ganga noch tief und fest zu schlafen. Ihr Kopf lag auf seiner Brust und ihre Hand auf seinem Bauch. Ihren Duft zu atmen und ihren Körper, ihre Wärme so nah zu spüren, fühlte sich gut an. Dieser Zustand hätte seinetwegen ewig andauern können, doch er wusste, dass er sie gleich wecken musste, damit sie so schnell wie möglich vom Wagen runter- und zu seinem Haus kamen. Sanft rüttelte Srikanth an Gangas Schulter, woraufhin sie ein leises Murren von sich gab und sich langsam aufrichtete. „Sind wir da...?“, fragte sie verschlafen und rieb sich die Augen. In diesem Moment hielt der Karren auch schon an. Srikanth sprang herunter und half dann Ganga beim Absteigen. Die beiden bedankten sich bei dem Fahrer und machten sich dann auf den Weg zu Srikanths Haus, das etwas außerhalb der Stadt lag. Nachdem beide ihr Gepäck abgestellt hatten, bot Srikanth Ganga sein Bett an. „Ruh dich noch etwas aus. Unsere kleine Reise war sicher anstrengend und in deinem Zustand solltest du dich sowieso noch schonen.“, meinte er und spielte auf die Spuren an, die Girishs Misshandlung an ihr hinterlassen hatte. Ganga nickte dankbar und legte sich hin. Srikanth stellte ihr noch einen Krug mit Wasser hin und verließ dann das Haus wieder, damit Ganga sich in Ruhe erholen konnte. Draußen kam ihm auch schon Amar entgegen. „Arre Yaar! So schnell wieder da?! Ich hab gehört, du kamst in weiblicher Begleitung...?“, meinte er und grinste breit. Die beiden setzten sich ein paar Meter vom Haus entfernt auf einen alten Baumstamm und Srikanth erzählte seinem Freund die Geschehnisse der letzten Nacht. „Dann kamst du genau zur richtigen Zeit, Yaar... Und was hast du jetzt vor? Du weißt doch wohl, dass dieser Girish Kleinholz aus dir machen wird, wenn er euch findet...“, stellte Amar fest. Srikanth nickte nur. „Deswegen habe ich auch beschlossen, mit Ganga nach Kashi (1) zu gehen. Ich denke, das ist weit genug entfernt, dass er uns nicht finden kann...“ „Bist du dir ganz sicher, dass du das wirklich machen willst? Ich meine, du kennst Ganga doch kaum und wegen ihr nun dein ganzes Leben aufzugeben, ist doch...“, wollte Amar einwendend, doch Srikanth unterbrach ihn. „Ich weiß selbst, dass das Wahnsinn ist, aber wir haben jetzt keine andere Wahl mehr... Ich habe Ganga aus dem Bordell geholt und ihr und ihrer Ziehmutter versprochen, dass ich auf die aufpassen werde. Die Verantwortung habe ich mir selbst auferlegt und ich werde sie auch erfüllen.“, meinte er entschlossen. Amar nickte stumm und klopfte seinem Freund unterstützend auf die Schulter. „Ich werde dich vermissen, Yaar...“ Srikanth umarmte ihn und meinte, als sie sich wieder voneinander gelöst hatten: „Und wegen dem Geld, das du mir geliehen hast...“ „Welches Geld, Yaar? Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“, unterbrach Amar ihn grinsend. „Behalt es einfach. Du hast es nötiger als ich, vor allem wenn man bedenkt, was noch vor die liegt...“ Srikanth war es nicht möglich, seine Dankbarkeit in Worte zu fassen, also umarmte er Amar erneut. Die beiden saßen dort bis zum späten Nachmittag bis Ganga schließlich aus dem Haus kam. Srikanth sprang sofort auf und lief zu ihr. „Wie geht es dir? Brauchst du irgendetwas?“ Es war ihr sichtlich unangenehm, dass er sich so um sie kümmerte und so meinte sie erst nach einigem Zögern: „Ich... Ich habe Hunger...“ Als er an die gähnende Leere in seiner Vorratskammer dachte, ärgerte er sich. Er hatte die letzten Wochen kaum noch etwas gegessen, da er sein ganzes Geld für die Fahrten nach Pataliputra gespart und ausgegeben hatte. Hilfesuchend drehte er sich zu Amar um und bat ihn, auf Ganga aufzupassen, während er auf den Markt ging, um etwas zu Essen zu kaufen. Amar willigte sofort ein und so machte sich Srikanth umgehend auf den Weg in die Stadt. (1) http://de.learn-for-life.org/index.php?page=varanasi Kapitel 8: ----------- Schweigend saßen Ganga und Amar nebeneinander auf dem Baumstamm neben Srikanths Haus. „Du hast Srikanth ganz schön den Kopf verdreht, meine Liebe.“, meinte Amar schließlich und grinste. Als sie ihn fragend anschaute, fügte er hinzu: „Normalerweise hat er sich nie auf nur eine Frau festlegen lassen, aber seit er dich getroffen hat, ist er wie ausgewechselt. Ich hoffe, du weißt zu schätzen, was er für dich tut...“ Ganga starrte vor sich auf den Boden und meinte nach einer Weile nachdenklich: „Ja, das weiß ich... Auch wenn ich ihn nie darum gebeten habe... Ich verstehe nicht, wieso er das alles tut...“ „Wie gesagt: Du hast ihm vollkommen den Kopf verdreht. Wenn er sich erstmal eine Sache in den Kopf gesetzt hat, zieht er sie auch durch bis er sein Ziel erreicht hat, das kannst du mir glauben...“, erwiderte Amar und blickte in den Himmel. „... Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das hier alles will... Nach meiner Meinung hat er mich nie gefragt...“, gab sie zurück. Amar wusste darauf keine Antwort und so verfielen sie wieder in Schweigen. Als Srikanth schließlich wiederkam, stand Amar auf und verabschiedete sich von Ganga. Bevor er verschwand, besprach er noch kurz etwas mit Srikanth und verabschiedete sich dann auch von ihm. Auf der Kochstelle in seinem Haus bereitete Srikanth einen einfachen Gemüseeintopf zu. Er reichte Ganga eine Schüssel, woraufhin sie gierig zu langte. Er musste grinsen und begann dann ebenfalls zu essen. „Ich bin sicher, Girish wird sich schon auf den Weg hierher gemacht haben...“, stellte er schließlich nach einer Weile fest. „Aus diesem Grund werde ich mit Amar morgen noch vor dem Morgengrauen meinen Verkaufsstand abbauen. Wenn das erledigt ist, werden wir beide uns auf der Stelle auf den Weg nach Kashi machen.“ „Kashi?“, fragte Ganga nach. „Ji, ich denke, das ist weit genug entfernt, damit wir dort vor Girish in Sicherheit sind.“, bemerkte Srikanth, woraufhin sie stumm nickte. „Wir werden etwa vier bis fünf Tagesmärsche bis dorthin brauchen, da wir schließlich noch unser gesamtes Gepäck und die ganzen Armreifen meines Standes auf dem Karren mitnehmen müssen...“ Srikanth gefiel der Gedanke nicht, Ganga in ihrem geschwächten Zustand diese lange Reise zumuten zu müssen, doch er hatte keine andere Wahl. Sie mussten so schnell wie möglich von hier verschwinden, damit für Girish keine Chance bestand, ihre Spur zu finden. Als sie sich später schließlich zum Schlafen hingelegt hatten, lag Srikanth noch lange wach. Er lag auf dem Boden, starrte an die Decke und dachte über seine ungewisse Zukunft nach. Er konnte es selbst kaum glauben, dass er alles, was er besaß für Ganga aufgeben würde, doch es fühlte sich für ihn nicht falsch an. Wenn sie Kashi erst einmal erreicht haben würden, dann würde sich schon alles fügen, da war er sich sicher. Nur der Weg dorthin machte ihm noch Sorgen. Plötzlich hörte er, wie Ganga sich bewegte. „Bist du noch wach?“, fragte er mit gedämpfter Stimme, woraufhin sie ein leises „Ja, ich kann nicht schlafen...“ von sich gab. „Ich auch nicht...“, erwiderte er. „Ist denn bei dir alles in Ordnung? Du warst heute so still...“, stellte er vorsichtig fest. „... Was erwartest du denn?“, gab sie zurück und er sah in der Dunkelheit, wie sie sich aufsetzte. „Ich frage mich die ganze Zeit, wie es Gayatri geht... Ich will gar nicht daran denken, was Girish Babu mit ihr angestellt hat...“, meinte sie bevor ihre Stimme brach. Srikanth wusste, dass sie Recht hatte und er hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen deswegen. Er versuchte allerdings trotzdem, Ganga etwas zu beruhigen. Er stand auf, setzte sich neben sie und meinte ruhig: „Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst, aber meinst du wirklich, Girish würde seine Hand gegen sie erheben? Sie ist...“ „Wenn er wütend ist, macht er vor nichts und niemandem Halt. Und dass ich verschwunden bin, wird ihn so wütend gemacht haben, wie noch nie zuvor... Schließlich hat er das Geld für mich schon erhalten und nichts ist ihm so wichtig, wie sein guter Ruf. Er wird alles tun, um mich zu finden...“ Ihre Worte verunsicherten Srikanth noch mehr und er war sich sicher, dass er in dieser Nacht nun ganz sicher keinen Schlaf mehr finden würde. „Je länger wir hier bleiben desto unsicherer ist es für uns.“, stellte er fest und stand auf. „Ich werde jetzt gehen, um meinen Stand abzubauen und mich von Amar zu verabschieden. Wenn ich wiederkomme, werden wir uns sofort auf den Weg machen.“ Ganga saß in Srikanths Haus und wartete in der Dunkelheit darauf, dass er zurückkam. Sie fühlte sich merkwürdig leer und war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Alles kam ihr zu unwirklich vor. Srikanth tat alles für sie, dabei kannte er sie kaum. Ein vollkommen neues Leben mit ihm zu beginnen, erschien ihr gleichzeitig aufregend und angsteinflößend. Sie wusste nicht, was alles auf sie zu kommen würde, doch sie war sich sicher, dass die Angst, dass Girish Babu sie eines Tages doch erwischen könnte, nie verschwinden würde. Es war Wahnsinn, dass sie es überhaupt versucht hatten. Sie schloss die Augen, lehnte ihren Kopf an die Wand hinter ihr und atmete tief durch. Sie hatte sich in ihrem Leben noch nie so plan- und machtlos gefühlt. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit bis Srikanth wieder da war. „Die Sachen von meinem Stand habe ich alle auf den Karren geladen. Jetzt müssen wir nur noch den Rest meiner Sachen zusammenpacken und dann können wir los.“, meinte er und machte sich daran, seine Habseligkeiten zusammenzusammeln, um sie dann auf den Karren, den er vor der Tür stehen gelassen hatte, zu verstauen. Ganga half ihm dabei und so waren sie innerhalb kürzester Zeit fertig. „Los, setz dich mit drauf.“, meinte Srikanth und deutete auf den vollbeladenen Wagen. „Aber der ist schon schwer genug. Da will ich nicht auch noch...“, widersprach Ganga. „Jetzt mach schon. Wenn es zu schwer wird, sage ich Bescheid.“, beharrte er, woraufhin sie widerwillig nachgab und sich einen Platz suchte. „Sitzt du richtig? Dann können wir ja los...“, vergewisserte sich Srikanth und setzte unter einiger Anstrengung den Wagen in Bewegung. „Willst du dich denn gar nicht nochmal umdrehen...?“, wunderte sich Ganga. „Ich meine, wer weiß, ob du jemals...“ „Ich blicke nicht zurück. Das würde mir den Abschied noch schwerer fallen lassen...“, entgegnete er. Ganga bekam bei seinen Worten ein schlechtes Gewissen, da sie schließlich der Grund dafür war, dass er alles zurücklassen musste, doch dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass er sich selbst und aus freiem Willen dazu entschlossen hatte, ihr zu helfen. Somit waren die Schuldgefühle also überflüssig. Ganga übermannte irgendwann die Müdigkeit, während Srikanth den Wagen immer weiter zog. Sein Kopf war leer, denn er wollte im Moment nur eines: So schnell wie möglich so weit weg aus Girishs Dunstkreis wie es ging. Alle anderen Gedanken und Sorgen verdrängte er erst einmal, um sich einzig und allein darauf zu konzentrieren. Kurz vorm Morgengrauen verließen ihn allerdings seine Kräfte und er legte eine Zwangspause ein. Als er den Wagen abstellte, erwachte Ganga durch den kleinen Ruck, der verursacht wurde. „Alles in Ordnung?“, fragte Ganga und steckte sich eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Ja, aber ich brauche eine kurze Verschnaufpause...“ Sie nickte daraufhin und stieg vom Wagen ab, um ihm etwas Wasser zu reichen, dass sie in einem Lederbeutel dabei hatten. „Ich würde sagen, du ruhst dich jetzt erstmal eine Weile aus, bevor wir weitergehen.“, schlug sie vor. „Dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen...“ „Sei still. Was nützt es, wenn du irgendwann vollkommen erschöpfst zusammenbrichst?!, unterbrach sie ihn harsch. „Wir machen jetzt eine Pause und damit Ende der Diskussion.“ Srikanth überraschte ihr plötzlich wieder so aufbrausendes Wesen und zeigte sich einverstanden. Gemeinsam suchten sie ein geschütztes Plätzchen im Wald, durch den sie gerade liefen, wo sie sich niederlassen und eine kleine Rast machen konnten. Kapitel 9: ----------- Srikanth wachte um die Mittagszeit herum auf. Er fühlte sich erholt und streckte sich ordentlich, um sich die restliche Müdigkeit aus den Knochen zu schütteln. Als er sich jedoch umschaute, bemerkte er, dass Ganga nirgends zu sehen war. Alarmiert fuhr er hoch und suchte mit den Augen die gesamte Umgebung ab, doch es war nirgendwo eine Spur von ihr zu entdecken. Er rief nach ihr und spürte, wie langsam Panik in ihm aufstieg. „Hier bin ich doch.“, hörte er sie plötzlich hinter sich sagen und fuhr herum. Sie hatte ein paar Beeren in ihrem Dupatta gesammelt und schaute ihn fragend an. „Du... Du kannst doch nicht einfach so verschwinden!“, fuhr er sie harscher an als gewollt und packte sie an den Schultern. „Ich dachte schon, Girish hätte dich...“ „Du würdest schon mitbekommen, wenn er auftauchen würde... So leicht würde ich mich von ihm nämlich sicher nicht mitnehmen lassen.“, meinte sie und befreite sich aus seinem Griff. „Bei mir hast du aber auch keinen besonders großen Aufstand gemacht...“, warf er ein und schnappte sich eine der Beeren. „Also bitte! Das kann man ja gar nicht miteinander vergleichen.“, gab sie zu bedenken. „Du...“ „Ich...?“, hakte er ein und kam näher. „Du bist einfach nur frech.“, meinte sie und kniff ihm in die Schulter. Dann setzte sie sich auf den Karren und aß ein paar der Beeren. Srikanth nahm neben ihr Platz und bediente sich ebenfalls. „Wollen wir dann weiter?“, erkundigte er sich, nachdem sie alle Beeren gegessen hatten. Ganga nickte und so machten sie sich auf den Weg. Allerdings setzte sie sich dieses Mal nicht auf den Wagen, sondern ging neben Srikanth her. Sie liefen den ganzen Tag durch, machten jedoch zwischendurch ab und zu eine kleine Pause, damit sie sich ausruhen konnten. Manchmal kamen ihnen ein paar Leute entgegen oder sie wurden von Pferdekarren überholte. Als sich der Tag langsam seinem Ende neigte, kamen sie an einem Bach vorbei. Sie entschlossen sich, dort Halt zu machen und ihr Nachtlager aufzuschlagen. Ganga nahm sich ein paar saubere Sachen und wollte sich gerade frisch machen gehen, als Srikanth ihr hinterher rief: „Lauf aber nicht zu weit weg!“ „Ja ja, du willst doch nur spannen.“, gab sie zurück und ging. Er musste grinsen, denn sie hatte nicht Unrecht. Die Versuchung war groß. Sie hatte ihre Sachen ans Ufer gelegt und tauchte ganz in das kühle Bachwasser ein. Es tat ihr gut und ihr kam es vor, als spülte es ihre Sorgen davon. Wenn sie jedoch an das schöne Badezimmer im Bordell mit dem warmen Wasser und all den Ölen und Düften dachte, wurde sie ein wenig wehmütig. Wenn Girish Babu nicht gerade wieder seine Launen an ihr ausgelassen hatte, hatte sie dort ein gutes Leben gehabt. Sie hatten dort einigen Luxus, den sich normale Leute nicht hätten leisten können. Ob sie nun wirklich zu diesen normalen Leuten zählen wollte, wusste sie nicht. Natürlich war sie froh, dass sie nun frei war, aber sich an ein bürgerliches Leben zu gewöhnen, würde ihr nicht leicht fallen, da war sie sich sicher. Srikanth hatte sich einfach nicht beherrschen können und nun fielen ihm beinahe die Augen heraus als Ganga wieder aus dem Bach herauskam. Er hatte bei Weitem schon viele Frauenkörper gesehen, doch ihrer schien ihm perfekt. Der Anblick ihrer nassen Haut im Licht der untergehenden Sonne hatte beinahe etwas Magisches. Der Drang mit seinen Fingern darüber zu streichen und ihre Weichheit zu spüren, erschien ihm beinahe unüberwindbar groß, doch ehe es ihn schließlich überkam, wendete er sich ab und verließ das Gebüsch, das er als Versteck benutzt hatte. Als Ganga zurück zu ihrem Lager kam, sah sie, dass anscheinend auch Srikanth ein Bad im Bach genommen hatte. Sein Haar war nass und auch sein nur mit einer Hose bekleideter Körper glänzte feucht. Sie wunderte sich, wieso ein einfacher Armreifenverkäufer so muskulös war, doch so erklärte sich, warum er den schweren Karren über so weite Strecken fast problemlos ziehen konnte. „Du brauchtest wohl eine Abkühlung?“, fragte sie unvermittelt, was ihn fragend von dem kleinen Feuer vor ihm, das er zum Kochen gemacht hatte, aufblicken ließ. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich nicht gemerkt habe, dass du gespannt hast. Du bewegst dich im Unterholz wie ein Trampeltier.“, stellte sie fest und hing ihre gewaschene Kleidung über einen Ast zum Trocknen auf. Entsetzt starrte er sie an, denn das war nun wirklich nicht sein Plan gewesen. Er ärgerte sich, dass er der Versuchung nicht hatte widerstehen können. Ihre nächsten Worte ließen seine schlimmsten Befürchtungen, was sie nun von ihm halten würde, wahr werden. „Was hast du eigentlich für Vorstellungen von dem Ganzen hier? Ich hatte bis jetzt wirklich geglaubt, dass du mir um meiner selbst willen helfen würdest, doch anscheinend hast du ganz andere Absichten...!“, meinte sie aufgebracht. „Das liegst du falsch. Meine Hilfe hat ehrenwerte Gründe, das kannst du mir glauben.“, versuchte er sich zu verteidigen. „... Aber es ist nun mal so, dass du eine wunderschöne Frau bist und...“, fügte er schuldbewusst hinzu. „Du bist wirklich nicht besser als die Kerle, die in unser Bordell kommen. Wer weiß, was du...“, brauste sie erneut auf, doch Srikanth unterbrach sie. „Was ich noch mit dir anstellen werde?! Hätte ich wirklich solche Absichten, hätte ich mir schon lange genommen, was ich wollte und hätte mir nicht erst die Umstände gemacht, dir aus dem Bordell zu helfen und mich deswegen in Lebensgefahr zu begeben.“, erklärte er ruhig, doch seine Stimme bebte leicht. „Es tut mir leid, dass ich dich heimlich beobachtet habe. Ich weiß, dass das falsch war und ich würde es rückgängig machen, wenn ich könnte, doch jetzt kann ich dich nur noch um Verzeihung bitten...“ Ganga musterte ihn skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie musste zugeben, dass seine Erklärung Sinn machte und sie soweit nichts weiter dagegen sagen konnte. Widerwillig nickte sie kurz und widmete sich dann wieder dem Aufhängen ihrer Wäsche. Erleichtert seufzte Srikanth innerlich auf. Er musste in Zukunft unbedingt seinen Trieb unter Kontrolle halten, denn anscheinend verstand Ganga mit solchen Sachen keinen Spaß. Und wenn er darüber nachdachte, war auch klar, warum. Frauen sind in Bordellen bloße Ware. Jetzt, wo sie befreit war, wollte sie kein Lustobjekt mehr sein und das verstand er nur zu gut. Nachdem sie gegessen und sich zum Schlafen hingelegt hatten, plagte Srikanth noch immer das schlechte Gewissen. „Es tut mir leid.“, meinte er noch einmal. Sie lagen durch die Feuerstelle voneinander getrennt mit dem Rücken zueinander. Es fiel ihm leichter, zu sagen, was er dachte, wenn er ihr dabei nicht in die Augen sehen musste. „Ich war immer ein Weiberheld und bin jedem Rock nachgejagt, aber seit ich dich getroffen habe, bin ich wie ausgewechselt... Das vorhin war ein Rückfall in meine alten Gewohnheiten und es tut mir aufrichtig leid. Du hast es nicht verdient, so behandelt zu werden...“ Von Ganga kam keine Antwort und er wusste nicht, ob sie überhaupt noch wach war und ihm zugehört hatte. Doch da er gesagt hatte, was er zu sagen hatte, fühlte er sich besser und schlief kurz darauf ein. Als Ganga zurück zu ihrem Lager kam, sah sie, dass anscheinend auch Srikanth ein Bad im Bach genommen hatte. Sein Haar war nass und auch sein nur mit einer Hose bekleideter Körper glänzte feucht. Sie wunderte sich, wieso ein einfacher Armreifenverkäufer so muskulös war, doch so erklärte sich, warum er den schweren Karren über so weite Strecken fast problemlos ziehen konnte. „Du brauchtest wohl eine Abkühlung?“, fragte sie unvermittelt, was ihn fragend von dem kleinen Feuer vor ihm, das er zum Kochen gemacht hatte, aufblicken ließ. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich nicht gemerkt habe, dass du gespannt hast. Du bewegst dich im Unterholz wie ein Trampeltier.“, stellte sie fest und hing ihre gewaschene Kleidung über einen Ast zum Trocknen auf. Entsetzt starrte er sie an, denn das war nun wirklich nicht sein Plan gewesen. Er ärgerte sich, dass er der Versuchung nicht hatte widerstehen können. Ihre nächsten Worte ließen seine schlimmsten Befürchtungen, was sie nun von ihm halten würde, wahr werden. „Was hast du eigentlich für Vorstellungen von dem Ganzen hier? Ich hatte bis jetzt wirklich geglaubt, dass du mir um meiner selbst willen helfen würdest, doch anscheinend hast du ganz andere Absichten...!“, meinte sie aufgebracht. „Das liegst du falsch. Meine Hilfe hat ehrenwerte Gründe, das kannst du mir glauben.“, versuchte er sich zu verteidigen. „... Aber es ist nun mal so, dass du eine wunderschöne Frau bist und...“, fügte er schuldbewusst hinzu. „Du bist wirklich nicht besser als die Kerle, die in unser Bordell kommen. Wer weiß, was du...“, brauste sie erneut auf, doch Srikanth unterbrach sie. „Was ich noch mit dir anstellen werde?! Hätte ich wirklich solche Absichten, hätte ich mir schon lange genommen, was ich wollte und hätte mir nicht erst die Umstände gemacht, dir aus dem Bordell zu helfen und mich deswegen in Lebensgefahr zu begeben.“, erklärte er ruhig, doch seine Stimme bebte leicht. „Es tut mir leid, dass ich dich heimlich beobachtet habe. Ich weiß, dass das falsch war und ich würde es rückgängig machen, wenn ich könnte, doch jetzt kann ich dich nur noch um Verzeihung bitten...“ Ganga musterte ihn skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie musste zugeben, dass seine Erklärung Sinn machte und sie soweit nichts weiter dagegen sagen konnte. Widerwillig nickte sie kurz und widmete sich dann wieder dem Aufhängen ihrer Wäsche. Erleichtert seufzte Srikanth innerlich auf. Er musste in Zukunft unbedingt seinen Trieb unter Kontrolle halten, denn anscheinend verstand Ganga mit solchen Sachen keinen Spaß. Und wenn er darüber nachdachte, war auch klar, warum. Frauen sind in Bordellen bloße Ware. Jetzt, wo sie befreit war, wollte sie kein Lustobjekt mehr sein und das verstand er nur zu gut. Nachdem sie gegessen und sich zum Schlafen hingelegt hatten, plagte Srikanth noch immer das schlechte Gewissen. „Es tut mir leid.“, meinte er noch einmal. Sie lagen durch die Feuerstelle voneinander getrennt mit dem Rücken zueinander. Es fiel ihm leichter, zu sagen, was er dachte, wenn er ihr dabei nicht in die Augen sehen musste. „Ich war immer ein Weiberheld und bin jedem Rock nachgejagt, aber seit ich dich getroffen habe, bin ich wie ausgewechselt... Das vorhin war ein Rückfall in meine alten Gewohnheiten und es tut mir aufrichtig leid. Du hast es nicht verdient, so behandelt zu werden...“ Von Ganga kam keine Antwort und er wusste nicht, ob sie überhaupt noch wach war und ihm zugehört hatte. Doch da er gesagt hatte, was er zu sagen hatte, fühlte er sich besser und schlief kurz darauf ein. Kapitel 10: ------------ Am nächsten Morgen wurde Srikanth mit einer schallenden Ohrfeige aus dem Schlaf gerissen. Erschrocken fuhr er hoch und starrte mit aufgerissenen Augen in das Gesicht von Ganga. „Was... Wieso...“, stammelte er und rieb sich die schmerzende Wange. „Ich habe gehört, was du mir gestern Abend noch erzählt hast. Ich weiß, dass du das getan hast, damit ich dich verstehe und damit du dich besser fühlst...“, meinte sie. „Und da dachte ich, ich sollte auch etwas tun, damit du mich verstehst und ich mich besser fühle. Sind wir quitt?“ Sie hielt ihm die Hand entgegen und schaute ihn erwartungsvoll an. Er grinste und schlug ein. Als sie ihn allerdings gerade wieder loslassen wollte, hielt er sie fest und gab ihr, ohne den Augenkontakt zu verlieren, einen sachten Kuss auf den Handrücken. „Quitt.“, meinte er und ließ sie los. Ganga schenkte ihm einen irritierten Blick, sagte aber nichts weiter und machte sich daran, ihre am Baum aufgehängten Sachen abzunehmen. Ein wenig später machten sie sich auch schon wieder auf den Weg. Der Rest ihrer Reise verlief denn auch ohne weitere Zwischenfälle. Sie redeten nicht sehr viel miteinander, doch die Stimmung zwischen ihnen war entspannt. Zudem schaffte Srikanth es tatsächlich, seine Annäherungsversuche auf ein Minimum zu reduzieren. Es fiel ihm zwar sehr schwer, doch er wollte es sich unter keinen Umständen mit Ganga verscherzen, also hielt er es durch. Jedoch immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sie ihm sowieso eines Tages verfallen würde. Schließlich würden sie ihr zukünftiges Leben miteinander verbringen und da war es nur eine Frage der Zeit bis er sie für sich gewinnen würde. Als sie schließlich am Abend des fünften Tages in Kashi ankamen, schien Srikanth ein bestimmtes Ziel zu haben. „Wo genau gehen wir denn jetzt hin?“, erkundigte sich Ganga. „Zu einer alten Freundin meiner Mutter. Ich hoffe, dass wir dort für den Anfang unterkommen können, denn sie hat ein wirklich großes Haus für eine alleinlebende Frau...“ Als sie jedoch an besagtem Haus (1) ankamen, staunten sie nicht schlecht. Es schien verlassen und war überwuchert mit Pflanzen. „Bist du sicher, dass es hier war? Ich meine, das...“, wollte sich Ganga vergewissern, doch Srikanth war gerade dabei, einen vorbeigehenden Passanten anzusprechen. „Maf karte ji. Könnt Ihr mir sagen, was mit Asha ji, der Besitzerin dieses Hauses, passiert ist?“ „Die ist vor bestimmt schon fünf oder sechs Jahren gestorben.“, antwortete der alte Mann. „Und... Und was ist mit dem Haus? Gehört es jemandem?“, fragte Srikanth nach, woraufhin der Mann mit dem Kopf schüttelte. „Ji nahin. Seit Asha tot ist, hat sich da keiner mehr drum gekümmert.“ Srikanth bedankte sich für die Auskunft und ging zurück zu Ganga. „ Die Freundin meiner Mutter ist leider vor einigen Jahren gestorben und seitdem ist das Haus verlassen...“, erklärte er. „Aur ab? Wo wollen wir nun hin?“ „Ich... Wenn das Haus sowieso keinem gehört, können wir doch einfach einziehen... Das wird sicher keinen stören und kostenlos wäre es außerdem auch noch...“, schlug er vor. Ganga musterte das Haus und meinte schließlich: „Das wird aber ein ganzes Stück Arbeit, dieses überwucherte Gebäude wieder richtig bewohnbar zu machen...“ Srikanth gab ich Recht, doch gab er auch zu bedenken: „Was macht das schon? Wir sind jung und haben alle Zeit der Welt, hai na? Chalo! Lass uns reingehen.“ Von innen sah das Haus etwas besser aus als von außen, doch auch hier lag alles voll Sand und Staub und ein paar vereinzelte Pflanzen hatten ihren Weg ebenfalls hierher gefunden. Da es jedoch mittlerweile fast dunkel war, beschlossen Srikanth und Ganga erst morgen mit dem Aufräumen zu beginnen und für den Anfang erst einmal nur einen Platz zum Schlafen sauberzumachen. Zu ihrer Überraschung fanden sie in Ashas ehemaligem Schlafzimmer sogar noch ein altes, aber recht gut erhaltenes Bett. „Wir machen das schnell sauber und dann kannst du hier schlafen.“, meinte Srikanth zu Ganga und holte einen Reisigbesen von seinem Karren, um den Dreck vom Bett zu fegen. Als er damit fertig war, legte er ihr eine Decke hin und bedeutete ihr, dass sie sich hinlegen konnte. „Und wo schläfst du?“, wollte sie wissen. „Ich denke, ich werde mir nebenan...“, meinte er, doch sie unterbrach ihn. „Schläfst du mit hier?“ Ihre Frage versetzte ihn in Erstaunen. „Sicher. Wenn du willst...“, gestand er ihr lässig zu, doch innerlich freute er sich diebisch, denn ihm war bewusst, dass ihre Bitte daher rührte, dass sie sich alleine fürchten, mit ihm allerdings beschützt fühlen würde. Ganga nickte kurz, woraufhin Srikanth noch einmal das Zimmer verließ, um vom Karren eine weitere Decke zu holen. Dann kehrte er mit dem Besen eine Stelle in der anderen Ecke des Raumes sauber, platzierte seine Decke und legte sich darauf. Nachdem er Ganga noch eine gute Nacht gewünscht hatte, fiel er auch sofort in einen tiefen Schlaf. Ganga hingegen lag noch lange wach. Nun waren sie also an dem Ort angekommen, wo sie sich niederlassen würden. Je mehr sie über ihre Situation nachdachte desto absurder schien sie ihr. Von einem Moment auf den anderen waren sie und Srikanth plötzlich Besitzer eines zwar etwas verfallenen, aber ansonsten traumhaften Hauses geworden, in dem sie ein gemeinsames Leben anfangen würden. Der Gedanke daran ließ ihren Körper kribbeln, doch sie wusste nicht genau, wieso. Zudem fragte sie sich, ob sie sich wohl schnell einleben und Bekanntschaften schließen würden. Außerdem kam ihr der Gedanke, was die Leute von ihr und Srikanth denken mochten. Sie waren weder verheiratet noch verwandt und doch lebten sie zusammen. So etwas war immer guter Stoff für reichlich Tratsch. Sie schüttelte kurz den Kopf und drehte sich auf die andere Seite, um diese Gedanken abzuschütteln. Was kümmerten sie die anderen Leute. Die Hauptsache war, dass es ihr gut gehen würde und dass sie nun frei war. Ihr Blick fiel auf den schlafenden Srikanth. Das Mondlicht fiel ins Zimmer und erleuchtete den Raum, sodass sie seine Gesichtszüge genau erkennen konnte. Und so fiel ihr zum ersten Mal bewusst auf, dass er wirklich gut aussah. Nicht unbedingt im herkömmlichsten Sinne, doch sein Gesicht und auch der Rest seines Körpers ergab ein vollkommenes Ganzes. In Kombination mit dem Charme, den man ihm nicht absprechen konnte, konnte sie sich nun durchaus vorstellen, dass ihm die Frauenherzen nur so zuflogen. Als ihr plötzlich in den Sinn kam, wie er ihr `Lavali´ ins Ohr geflüstert hatte, durchfuhr ein Schauer ihren Körper. Ihr war, als konnte sie seinen Atem noch auf ihrer Haut spüren... Plötzlich bewegte sich Srikanth im Schlaf, was Ganga ertappt zusammenschrecken ließ. Schockiert über ihre eigenen Gedanken fuhr sie sich fahrig mit den Händen über ihr Gesicht. Was war das nur? Solche Dinge hatte sie noch bei keinem gedacht und sie war sich auch nicht sicher, ob sie das so gut fand. Ja, er hatte ihr geholfen, er sah gut aus und er hatte offensichtlich auch Interesse an ihr, doch musste sie deswegen gleich auf ihn anspringen? Zumal er im Moment noch nicht einmal etwas tat. Sie ärgerte sich über sich selbst und beschloss, das alles wieder zu vergessen, denn sie wollte auf keinen Fall bloß eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten sein. (1) http://i40.tinypic.com/2u6idqx.jpg Kapitel 11: ------------ Nachdem sie am nächsten Morgen ordentlich gefrühstückt hatten, machten sie sich daran, das Haus sauber und somit wieder bewohnbar zu machen. Vereinzelt standen in den verschiedenen Räumen noch ein paar wenige Möbelstücke, wie das Bett, ein Tisch und zwei Schränke, die noch zu gebrauchen waren. Während Ganga überall gut durchfegte und alle Spinnenweben entfernte, befreite Srikanth das Haus von den Pflanzen, die sich überall breit gemacht hatten. Nachdem diese Arbeit gegen Nachmittag beendet war, ging Ganga in den Garten, um am Bassin Wasser zum Wischen zu holen. Als sie das getan hatte, fiel ihr allerdings plötzlich eine junge Frau auf, die am Grundstück stand und sie zu beobachten schien. Irritiert lief sie schnell wieder ins Haus zurück zu Srikanth. „Da draußen steht eine Frau, die uns beobachtet...“, teilte sie ihm mit. Mit einem kurzen Blick aus dem Fenster vergewisserte er sich der Richtigkeit ihrer Aussage und meinte dann: „Wer kann es ihr verübeln? Den Bewegungen meiner Muskeln beim Arbeiten zuzusehen ist ja auch sehr fesselnd...“ Um das zu verdeutlichen, spannte er seinen nicht unbeeindruckenden Bizeps an und grinste breit. Mit einem Schlag auf die Schulter holte Ganga ihn in die Realität zurück und forderte ihn auf, nach dem Rechten zu sehen. Grinsend tat er, was sie wollte. „Arre... Devi?!“, meinte er verwundert, als er die junge Frau erblickte. Sie musterte ihn und meinte dann skeptisch: „Ji... Koun ho tum?“ „Arre, Devi, ich bin’s. Srikanth!“, sagte er, während er auf sie zukam. Sie musterte ihn weiter und murmelte dabei seinen Namen vor sich hin bis ihr plötzlich ein Licht aufzugehen schien und ihr Gesicht (1) sich erhellte. „Arre wah! Srikanth! Ich glaube es ja nicht! Wie gutaussehend du geworden bist!“, rief sie aus und strahlte dabei über das ganzes Gesicht. „Vielen Dank...“, entgegnete er, nahm ihre Hände in seine und hielt sie sich vor die Brust. Er blickte ihr tief in die Augen und meinte mit sanfter Stimme: „Und du bist noch genauso schön wie eh und je, Jaan...“ Während er sprach, driftete ihr Blick allerdings an ihm vorbei in Richtung des Hauses. „Aur woh koun hai?“, fragte sie und nickte eben dorthin. Srikanth drehte sich um und sah Ganga, die an den Türrahmen gelehnt stand und die beiden argwöhnisch beobachtete. Srikanth winkte und bedeutet ihr, dass sie zu ihnen kommen sollte. „Devi, das ist Ganga, meine zukünftige Ehefrau.“, verkündete er stolz und legte einen Arm um Ganga, die ihn entgeistert anstarrte und keine Worte für ihr Entsetzen zu finden schien. Devi schaute zwischen ihnen hin und her und meinte dann strahlend: „Meine Glückwünsche! Wer hätte gedacht, dass du jemals sesshaft wirst, mein Lieber.“ Srikanth kratzte sich gespielt verlegen am Hinterkopf und bat sie dann, doch kurz mit hereinzukommen. Devi ging vor und er wollte ihr gerade folgen, als Ganga ihn am Arm packte und ihn anfauchte: „Deine zukünftige Ehefrau...??! Bist du noch ganz...“ Doch Srikanth unterbrach sie frech. „Es wird so kommen, du wirst es schon sehen. Leugne es ruhig, solange du noch kannst...“ Seine selbstsichere Gelassenheit machte sie erneut sprachlos. Er nickte ihr grinsend zu und lief dann ins Haus, wohin sie ihn nach ein paar Augenblicken folgte. „Sag mal, was macht ihr eigentlich hier?“, fragte Devi, die sich auf einen Fenstersims gesetzt hatte und sich im Zimmer umschaute. „Ganga und ich wollten einen Neuanfang und da dachten wir, dass wir den hier machen könnten. Eigentlich wollte ich Asha ji fragen, ob wir für den Anfang bei ihr unterkommen könnten, doch... naja... Aber da das Haus jetzt leer steht, dachten wir uns, dass wir hier blieben könnten...“, erklärte Srikanth und achtete darauf, dass er nicht zu viel von seiner und Gangas Geschichte preisgab. „Also wollt ihr beiden dauerhaft hier bleiben? Eine schöne Idee. Aber wie wollt ihr denn euer Geld verdienen?“, erkundigte sie sich. „Ich werde hier meinen Armreifenstand wieder eröffnen.“, meinte Srikanth, doch dann fiel ihm auf, dass das Geld, dass er dadurch einnehmen würde, niemals reichen würde, um sie beide zu ernähren. „Und damit willst du eine Familie ernähren? Das kannst du vergessen.“, stellte Devi nüchtern fest und Srikanth wusste, wie Recht sie hatte. „Was soll das?“, mischte Ganga sich ein. „Ich werde bestimmt nicht den ganzen Tag hier im Haus meine Zeit absitzen und die Hausfrau spielen. Ich werde mir ebenfalls Arbeit suchen und etwas zum Verdienst beitragen.“ Damit hätte Srikanth nicht gerechnet und eigentlich gefiel ihm diese Idee weniger, da sie ihm für richtige Arbeit zu zart erschien, doch da er keine andere Wahl hatte, musste er zustimmen. Devi nickte anerkennend und meinte: „Also wenn das so ist, könnte ich dir vielleicht Arbeit besorgen... Ich bin bei einem Landpächter beschäftigt und er sucht gerade noch ein paar Leute...“ Ganga gefiel dieser Vorschlag und sie stimmte sofort zu. „Wenn das so ist, kannst du sicher schon nächste Woche anfangen. Bis dahin habt ihr sicher sowieso noch hier im Haus genug zu tun.“, stellte Devi fest. „Ich will euch dann auch nicht weiter stören. Ich werde dir dann noch Bescheid geben, Ganga. Bis dann.“, meinte sie undverließ mit einem Lächeln das Haus. Srikanth schaute ihr gedankenverloren hinterher bis Ganga schnippisch zu ihm meinte: „Sagtest du nicht, dass du keinen Frauen mehr hinterher rennst?“ Er beäugte sie grinsend. „Eifersüchtig?“ „In deinen Träumen.“, gab sie ungerührt zurück und fügte dann hinzu: „Aber wer war sie eigentlich?“ „Devi. Wir haben früher zusammen gespielt, wenn meine Eltern und ich Asha ji besucht haben. Ich habe sie das letzte Mal gesehen als ich... 14 oder 15 war, wenn ich mich recht entsinne...“, antwortete Srikanth. „Ein Jammer, dass ich sie so lange nicht gesehen habe, wo sie doch so eine Schönheit geworden ist. Ich hätte zu gern ihre Entwicklung miterlebt...“, fügte er mit verträumtem Blick hinzu. Ganga schaute ihn abschätzig an und machte sich dann auf den Weg nach draußen, um mit ihrer Arbeit weiterzumachen. „Und was du in meinen Träumen machst, erzähle ich dir ein andernmal.“, rief Srikanth ihr hinterher und machte sich dann vor sich hin grinsend ebenfalls wieder an die Arbeit. Während Ganga wischte, dachte sie noch einmal darüber nach, dass sie bald zum ersten Mal in ihrem Leben eine richtige Arbeit haben würde. Aufregung machte sich in ihr breit, da sie so etwas schließlich noch nie gemacht hatte und ihre `Arbeit´ im Bordell immer nur aus Tanzen bestanden hatte. Das hatte ihr Spaß gemacht, auch wenn es anstrengend gewesen war. Doch im Vergleich zu dem, was da wohl auf sie zu kommen sollte, war das sicher gar nichts. Mit Feldarbeit kannte sie sich nicht aus und hatte etwas Angst davor, doch sie wollte ihr Möglichstes tun, damit sie ihr eigenes Geld verdienen konnte und nicht von Srikanth abhängig sein musste. Srikanth. Ihr wurde bewusst, dass sie immer von ihm abhänig sein würde. Sie war ihm gefolgt und hatte sich dafür entschieden, sich in seine Verantwortung zu begeben. Doch was sollte sie tun, wenn er doch plötzlich das Interesse an ihr verlieren würde. Die Blicke, die er Devi zugeworfen hatte, waren eindeutig gewesen und sie machte sich Sorgen, dass sie selbst nur eine Laune für ihn wäre, der er sich beim ersten Anflug von Langeweile wieder entledigen würde. Was sollte sie dann tun? Sie war in einer fremden Stadt, wo sie niemanden kannte und völlig auf sich allein gestellt wäre. Wut regte sich plötzlich in Ganga und sie beschloss, die kleine emotionale Schwäche, die sie gestern Nacht für Srikanth in sich entdeckt hatte, zu verdrängen und alles zu tun, damit sie unabhängig wurde, um für den Notfall gewappnet zu sein. Sollte er doch mit anderen Frauen anbändeln, das würde sie nicht stören. Doch wenn sie noch einmal an die Blicke für Devi dachte, spürte sie, dass es sie eben doch störte. (1) http://i44.tinypic.com/rcpwkx.jpg Kapitel 12: ------------ Die nächsten Tage waren Srikanth und Ganga damit beschäftigt, das Haus weiter auf Vordermann zu bringen. Nachdem sie die groben Reinigungsarbeiten erledigt hatten, machten sie sich an die Kleinigkeiten. Srikanth reparierte kleine Risse in der Wand oder kaputte Fenster- und Türrahmen, während Ganga im Garten damit beschäftigt war, das Unkraut zu beseitigen, das überall wucherte. Sie sahen sich nur wenn sie zusammen aßen oder kurz aneinander vorbei gingen. Auch abends fielen sie erschöpft ins Bett, ohne groß miteinander zu reden. Ganga war das auch ganz recht, denn sie war noch immer sauer auf ihn und hatte sowieso vorgehabt, ihn zu meiden. Ihre Stimmung hob sich auch nicht gerade, als Devi sie noch zweimal besuchen kam, um etwas zu helfen und um Ganga mitzuteilen, dass sie die Arbeit bekommen hatte. Darüber freute Ganga sich zwar, doch ihr wäre es lieber gewesen, wenn Devi danach wieder verschwunden und nicht noch für einen Plausch mit Srikanth geblieben wäre. Demonstrativ hatte sich Ganga daraufhin entschuldigt und war wieder in den Garten verschwunden. Sie wusste nicht, was mit ihr los war, denn eigentlich war Devi ihr sehr sympathisch. Ihre Anwesenheit konnte sie allerdings nur schwer ertragen, vor allem wenn Srikanth dabei war. Sie wollte es sich nicht eingestehen, doch ihr war bewusst, dass dieses Gefühl Eifersucht war und das gefiel ihr noch weniger, denn noch nie in ihrem Leben war sie eifersüchtig wegen irgendetwas gewesen und nun war sie es wegen einem Mann? Das sah ihr doch gar nicht ähnlich. Seufzend setzte sie sich ans Bassin und ließ ihre Beine im Wasser baumeln. Gedankenversunken wie sie war, bemerkte sie nicht, dass Srikanth sich zu ihr gesellte. Er hockte sich hinter sie und hauchte ihr ins Ohr: „Was ist los mit dir?“ Erschrocken fuhr sie herum und starrte in Srikanths fragendes Gesicht, das nun nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Er machte keinerlei Anstalten, auf Abstand zu gehen und auch Ganga war für den Moment zu schockiert, um sich zu bewegen. Er musterte ihr Gesicht, wobei sein weicher Blick langsam von ihren Augen zu ihren Lippen und wieder zurück wanderte. „Ich... äh...“, stammelte sie und rutschte etwas von ihm weg. „Nichts. Es ist nichts.“, brachte sie schließlich heraus als sie sich wieder gefangen hatte. „Ah ja, natürlich und deswegen haben wir in den letzten Tagen auch kaum miteinander gesprochen.“, meinte er und setzte sich neben sie ans Bassin. Als sie nicht antwortete, fügte er hinzu: „Außerdem meidest du mich... Vor allem wenn Devi da ist...“ Ganga wollte mit ihm nicht darüber reden, da sie ihm nicht eingestehen wollte, dass sie eifersüchtig war. Sie drehte also ihren Kopf in die andere Richtung und schwieg weiterhin. Srikanth verdrehte die Augen, atmete genervt aus und legte seine Hand an ihre Wange, um sie dazu zu bringen, dass sie ihn anschaute. „Wenn du nicht willst, dass ich mit Devi rede, dann sag es.“, meinte er und versuchte, in ihren Augen zu lesen, was sie dachte, doch es gelang ihm nicht. „Darum geht es doch gar nicht...“, gab Ganga zurück und hielt seinem Blick stand. „Es ist... Vergiss es einfach...“ Bei ihren letzten Worten ging Srikanth ein Licht auf. „Ist es mein Flirten mit ihr, was dich stört?“, fragte er und so sehr er es auch versuchte, er konnte die Freude in seiner Stimme nicht unterdrücken. Ganga fühlte sich ertappt und wollte aufstehen, doch er griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. „Wenn es dich stört, höre ich auf damit.“, meinte er und zog sie näher zu sich heran. „Es ist nur ein blöder Zeitvertreib, auf den ich verzichten kann... Auf dich kann ich allerdings nicht verzichten...“ Die letzten Worte hauchte er ihr ins Ohr und suchte dann ihren Blick, doch das Einzige, was er noch sehen konnte, bevor sie eilig aufstand, war ein kleines Lächeln auf ihren Lippen und das reichte ihm als Antwort. Wider Gangas Erwarten hielt Srikanth sein Versprechen tatsächlich und hörte auf, mit Devi zu flirten und auch Ganga gegenüber verhielt er sich diskret. Davon ließ sie sich allerdings nicht versöhnlich stimmen. Das lag jedoch weniger an Srikanth als an ihr selbst, denn sie war wütend auf sich. Wieso hatte sie sich von ihm einwickeln lassen, wo sie sich doch eigentlich so dagegen gewehrt hatte? Je näher sie ihn an sich heranließ, desto sicherer wurde sie, dass sie ihm eines Tages nachgeben würde und dagegen wollte sie sich sträuben. Er war ein Frauenheld und würde auch einer bleiben, da war sie sich sicher. Sobald sie ihm nachgeben würde, würde er sie wie eine heiße Kartoffel fallen lassen und das wollte sie auf keinen Fall mit sich machen lassen. In den nächsten Tagen wurden sie mit dem Herrichten des Hauses fertig, sodass Srikanth in ein eigenes Zimmer ziehen konnte. Sie luden alle Sachen vom Karren und richteten die Zimmer mit dem Wenigen, was sie hatten, ein. Am Tag vor Gangas erstem Arbeitstag wurden sie schließlich mit allem fertig. Erschöpft sank Ganga nach dem Abendessen ins Bett und war auch schon nach wenigen Augenblicken eingeschlafen. Als sie irgendwann tief in der Nacht aufwachte und sich verschlafen umdrehen wollte, bemerkte sie, dass jemand am Ende ihres Bettes saß. Erschrocken fuhr sie auf und wollte um Hilfe rufen, als sie plötzlich erkannte, dass es sich bei der Person um Srikanth handelte. „Was... Was tust du hier mitten in der Nacht?!“, brachte sie mit klopfendem Herzen hervor und versuchte, in der Dunkelheit seinen Gesichtsausdruck auszumachen. „Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken, aber du hast so schön geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte...“, gab er zurück und rutschte ein wenig näher an sie heran. Als er ihren forschenden Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu: „Also ich wollte schon seit einigen Tagen über etwas Wichtiges mit dir reden...“ „Und das wäre?“, hakte sie nach und zog sich ihre Bettdecke etwas höher über die Brust, da sie nur ein leichtes Baumwollhemd trug. „Okay, ich... Amar hatte mir erzählt, dass du unglücklich darüber bist, dass ich ohne dich zu fragen alle Entscheidungen getroffen habe und dafür wollte ich mich entschuldigen. Ich weiß, dass es ungerecht war, alles über deinen Kopf hinweg zu bestimmen und ich verspreche dir, dass sich das ändern wird.“, erklärte er und ließ eine kleine Pause, doch als sie nichts erwiderte, fuhr er fort: „In Zukunft werde ich mich nicht mehr einmischen, außer du willst es oder es betrifft uns beide… Wie klingt das?“ Nach kurzem Überlegen meinte Ganga: „... Gut.“ „Wunderbar. Ich hoffe, damit sind jetzt erstmal alle Probleme aus der Welt geschafft...“ Er wollte gerade aufstehen, als er es sich anders überlegte und näher an Ganga heran rutschte, um ihr grinsend entgegenzuflüstern: „Wie wär´s mit einem kleinen Gute-Nacht-Kuss?“ Noch bevor sie protestieren konnte, legte er seine Arme um sie und zog sie zu sich heran. Mit einer Hand streichelte er über ihren Kopf und die andere legte er auf ihren Rücken. Sein Gesicht vergrub er in ihrem Nacken in ihrem dicken Haar, dessen Duft er einsog, während er die Augen schloss. Er hatte sich so lange nach Gangas Nähe gesehnt und hatte der Versuchung nun nicht mehr widerstehen können. Er rechnete jeden Moment damit, dass sie ihn von sich stoßen würde, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen erwiderte sie seine Umarmung zaghaft und schloss die Augen während sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. Sacht fuhr er mit seinen Fingerspitzen ihren Arm hinunter und ließ das angenehme Gefühl, das ihre Wärme bei ihm auslöste, durch seinen Körper wandern. Als Ganga sich nach einer Weile zaghaft von ihm zu lösen versuchte, ließ er seine Lippen sanft von ihrem Nacken über ihren Hals zu ihrer Wange wandern bevor sie sich schließlich von ihm trennte. Für einige Augenblicke verharrte er mit geschlossenen Augen in dieser Position bis er sich zusammenriss und zum Aufstehen zwang. Ganga saß mit hämmerndem Herzen und gesenktem Blick auf ihrem Bett als Srikanth sich noch einmal umdrehte und augenzwinkernd zu ihr meinte: „Und das nächste Mal erzählst du mir gleich, wenn du Probleme hast, Jaan.“ Kapitel 13: ------------ Nachdem Devi sie am nächsten Tag in ihre Arbeit eingewiesen hatte, versuchte sich Ganga so gut es ging auf ihre Aufgaben zu konzentrieren, doch das gelang ihr eher schlecht als recht. Ihre Gedanken drifteten immer wieder zu letzter Nacht und ihrer Umarmung mit Srikanth zurück. Allein die Erinnerung daran löste ein unbändiges Kribbeln in ihrem Körper aus. Dabei hatte sie sich doch so sehr vorgenommen, ihn nicht noch näher an sich heranzulassen. Die Frage, die sie allerdings am meisten beschäftigte, war, ob sie ihn hätte weiter gehen lassen, wenn er es versucht hatte. Sie wollte sich einreden, dass sie ihn gestoppt hatte, doch eigentlich wusste sie, dass sie es zugelassen hätte. „Hey, alles in Ordnung?“, unterbrach Devi ihre Gedanken und schaute Ganga mit besorgtem Blick an. „Oh, ähm... Ji, ich... Ich war nur in Gedanken.“, erwiderte sie und schalt sich innerlich für ihre Unaufmerksamkeit. „Wie habt du und Srikanth euch eigentlich kennengelernt?“, fragte Devi nach einer Weile. Ganga zuckte innerloch zusammen, denn mit so einer Frage hätte sie eigentlich rechnen müssen. Um Zeit zu gewinnen, stellte sie den Korb beiseite, in den sie die Beeren, die sie von den Sträuchern ablesen mussten, legte und atmete aus. „Wir... haben uns in Pataliputra kennengelernt... über einen Cousin von Srikanths Freund...“, stammelte sie zusammen und hoffte, dass es irgendwie glaubwürdig klang. „Und wann wollt ihr heiraten?“, wollte Devi daraufhin wissen. Diese Frage ließ Ganga ihr Herz bis zum Hals schlagen, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Wir wollen uns erst einmal eine Lebensgrundlage schaffen, da wir beide Waisen sind und im Moment kein Geld für die Hochzeit haben...“ „Ja, das klingt vernünftig.“, meinte Devi und lächelte aufmunternd. „Falls ihr dann Hilfe bei der Vorbereitung braucht, steh ich gerne zur Verfügung. Ich kenne Srikanth schon so lange und würde alles für ihn tun. Ich hoffe, du weißt, was du an ihm hast.“, fügte sie noch augenzwinkernd hinzu. Nachdem Srikanth seinen Stand beim Stadtrat angemeldet hatte, machte er sich umgehend ans Aufbauen. Er versuchte sich mit der Arbeit abzulenken, um nicht die ganze Zeit an Ganga denken zu müssen. Er bekam ihre Umarmung nicht mehr aus seinem Kopf. Sie hatte bei ihm die unbändige Lust auf mehr geweckt, vor allem wenn er an ihren schlafenden Anblick dachte. Sie hatte so friedlich und wunderschön ausgesehen. Doch dieses dünne Baumwollhemd, das sie getragen und unter dem sich trotz der Dunkelheit deutlich ihre schönen Brüste abgezeichnet hatten, hätte ihn fast wahnsinnig gemacht. Und gerade deswegen war er sehr stolz auf sich, dass er es geschafft hatte, ihr Zimmer ohne weiteres zu verlassen. Er hatte Ganga schließlich versprochen, seine Annäherungsversuche bleiben zu lassen. Dass sie allerdings seine Umarmung, wenn auch nur sehr zaghaft, erwidert hatte, weckte Hoffnung in ihm. Er wollte natürlich nicht zu offensichtlich vorgehen, doch er musste herausfinden, ob das von ihr eine rein freundschaftliche Geste gewesen war oder ob er tatsächlich ihre harte Schale geknackt hatte. Als allerdings die ersten Kunden an seinen Stand kamen, schob Srikanth seine Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Um sich etwas Passendes für Ganga zu überlegen brauchte er Zeit und Ruhe, denn Fehler konnte und wollte er sich nicht erlauben. Er wollte Ganga für sich gewinnen und endlich ihr ganzes Vertrauen erlangen, damit sie, so hoffte er, möglichst bald seine Gefühle erwiderte und sie endlich eine gemeinsame Zukunft haben würden. Die nächsten Wochen verliefen für beide stressig, da Ganga sich erst einmal an die Feldarbeit gewöhnen musste und auch Srikanth viel mehr an seinem Stand zu tun hatte als bisher in seiner Heimatstadt. Zu seiner Freude fanden seine Armreifen überraschenderweise guten Absatz, so dass er ausreichend Gewinne erzielte, um ein paar Kleinigkeiten für ihr Haus zu kaufen. Außer zum Frühstück und zum Abendessen sahen sie sich kaum. Im Gegensatz zu Srikanth war Ganga darüber aber recht froh, da es ihr einfach nicht gelang, in ihr Gefühlschaos ein wenig Ordnung zu bringen. Je länger sie darüber nachdachte desto weniger Gründe fielen ihr ein, Srikanth abzuweisen. Er sah gut aus, hatte Charme, sorgte gut für sie und beschützte sie. Einzig seine Herzensbrechervergangenheit machte ihr Sorgen. „Sieh mal, wer da ist!“, rief Devi Ganga zu, die gerade dabei war, ihren Korb in der kleinen Lehmhütte zu verstauen, wo sie ihre Arbeitsmittel aufbewahrten. Als Ganga herauskam, staunte sie nicht schlecht, denn am Feldrand stand Srikanth, der ihr lässig und mit einem Lächeln auf den Lippen zuwinkte. „Was machst du denn hier?“, fragte sie erstaunt, als sie auf ihn zulief. „Ich hole dich ab.“, entgegnete er nüchtern und nahm ihre Hand. „Das sehe ich, aber wieso...“, wandte sie ein, während er sie hinter sich herzog und Devi einen Abschiedsgruß zurief. „Nicht so neugierig. Das wirst du gleich sehen.“, gab er zurück und brachte sie somit zum Schweigen. Er führte sie aus der Stadt heraus und in einen Wald hinein. Schon von Weitem konnte Ganga ein Rauschen hören, das sie auf einen Wasserfall schließen ließ. „Schließ die Augen.“, forderte Srikanth sie auf und hielt ihr eine Hand vor die Augen während er sie an der anderen weiter führte. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, stellte er sich hinter sie, legte noch seine andere Hand über ihre Augen und meinte dann: „Bereit?“ Ganga nickte daraufhin ungeduldig und wurde umgehend mit einem wundervollen Ausblick auf einen Wasserfall (1) belohnt. „Srikanth, das ist... Ich wusste gar nicht, dass es hier in der Nähe so etwas gibt...“, stieß sie beeindruckt hervor, doch noch bevor sie noch etwas sagen konnte, nahm Srikanth erneut ihre Hand und zog sie mit sich ins Wasser. Sie durchquerten schwimmend den See und als sie auf der anderen Seite neben dem Wasserfall ankamen, half Srikanth Ganga aus dem Wasser (2). Er konnte nicht anders als die Chance zu nutzen und Ganga näher als nötig an sich zu ziehen und zu umarmen (3). Ihre weiche, nasse Haut unter seinen Händen ließ ihn beinahe seinen Vorsatz, sie nicht zu bedrängen vergessen, doch er konnte sich gerade noch beherrschen und ließ sie wieder los. „Wieso hast du mich hergebracht?“, wollte Ganga wissen, während sie ihr nasses Haar auswrang. Srikanth beobachtete sie dabei und antwortete: „Nur so. Mir ist vor ein paar Tagen eingefallen, dass es diesen Wasserfall hier gibt und ich dachte mir, dass du es hier sicher schön finden würdest... Hatte ich Recht?“ „Hattest du. Es ist wunderschön hier. Danke.“, meinte sie lächelnd und ließ ihren Blick über den kleinen See und den Wald schweifen. Aus einem Impuls heraus legte Srikanth seinen Kopf auf Gangas Schoß und verschränkte grinsend die Arme vor der Brust. Irritiert schaute sie ihn an, doch als er ihren Blick ignorierte und sie kurz nachgedacht hatte, legte sie ihre Amre um ihn (4), was ihn noch mehr grinsen ließ. Für einige Zeit verblieben sie schweigend in dieser Position. Als es langsam dunkel wurde, begann Ganga leicht zu zittern, da das Wasser kühl und sie schließlich völlig durchnässt war. Als Srikanth das bemerkte, setzte er sich auf. „Ist dir kalt? Sollen wir nach Hause gehen?“, fragte er und sie nickte mit dem Kopf. Er half ihr beim Aufstehen, doch da die Steine unter ihnen glitschig vom Wasser waren, rutschte Ganga aus und zog Srikanth mit zu Boden. Sie stieß an den Felsen hinter ihr und hielt sich aufgrund des plötzlichen Schmerzes den Kopf. Besorgt untersuchte Srikanth sofort ihre vermeintliche Wunde, doch es schien nur eine kleine Beule zu werden. Mit einem Mal wurde beiden ihre plötzliche Nähe bewusst, ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Srikanth sah sich außer Stande jetzt noch zu widerstehen. Langsam bewegte er sich auf Ganga zu und hielt noch einen kurzen Moment inne bevor er sie schließlich küsste. (1) http://i26.tinypic.com/dysjh0.jpg (2) http://i28.tinypic.com/25tw29v.jpg (3) http://i27.tinypic.com/2yl4s2p.jpg (4) http://i29.tinypic.com/52icgn.jpg Kapitel 14: ------------ Srikanths Kuss war sanft und er erwartete nicht, dass Ganga ihn erwiderte. Einfach nur ihre weichen Lippen zu spüren, reichte ihm vollkommen. Umso überraschter war er als er bemerkte, dass sie ihren Mund leicht öffnete und seinen Kuss erwiderte. Diese unerwartete Reaktion ließ Srikanth nun jede Zurückhaltung vergessen. Mit einem Arm stützte er sich an dem Felsen hinter Ganga ab und mit dem anderen umfasste er ihre Hüfte, um sie näher an sich heranzuziehen. Er legte seine ganze Leidenschaft in den Kuss und freute sich, dass Ganga ihn nicht wegstieß. Sie war zwar zögerlicher als er, doch es gab keine Anzeichen dafür, dass sie sich unwohl fühlte. Je länger der Kuss dauerte desto forscher wurde Srikanth. Als er bemerkte, dass er im Begriff war, über Ganga herzufallen, löste er sich widerwillig von ihr. Als er ihren Blick suchte, fiel ihm auf, dass sie anscheinend erst jetzt wirklich zu realisieren schien, was sie gerade getan hatte. Erschrocken zog sie ihre Arme, die sie um seinen Hals geschlungen hatte, zurück und schaute ihn schwer atmend und mit großen Augen an. „Ich...“, begann Ganga zögerlich. „Das war keine Absicht. Ich wollte dich nicht...“ Srikanth legte einen Finger über ihre Lippen und meinte dann sanft: „Das können wir diskutieren, wenn wir zu Hause sind und du trocken bist. Chalo!“ Ganga zitterte stark als sie am Haus ankamen. Nachdem er sie in ihr Zimmer gebracht hatte, holte Srikanth als erstes ein großes Tuch, mit dem er sie einwickelte und versuchte, sie trocken zu reiben. Als ihre Haut soweit trocken war, verließ er ihr Zimmer mit der Aufforderung, dass sie sich trockene Sachen anziehen sollte. Währenddessen wartete er vor der Tür. Als nach einer Weile keine Rückmeldung von ihr kam, betrat er den Raum wieder, wo er Ganga heftig zitternd und in ihre Bettdecke eingehüllt auf ihrem Bett sitzend fand. Zügigen Schrittes ging er zu ihr und nahm sie in die Arme. Er drückte ihren Körper fest gegen seinen, um sie zu wärmen. Dabei bemerkte er, dass sie zwar ihre nassen Sachen aus-, aber keine trockene Kleidung angezogen hatte. Sie trug also nichts außer dieser dünnen Bettdecke. Diese Erkenntnis ließ Srikanths Gedanken für einen Moment abschweifen, doch als er merkte, dass Ganga noch immer zitterte, holte ihn das zurück in die Realität. Er umarmte sie noch etwas fester und wiegte ihren Körper ganz leicht hin und her. Sie verharrten so lange in dieser Position, dass Srikanth gar nicht bemerkte, dass Ganga aufgehört hatte zu zittern und eingeschlafen war. Als ihm das bewusst wurde, war er unschlüssig, was er tun sollte, denn er wollte sie nicht aufwecken, doch es erschien ihm auch nicht richtig, bei ihr zu schlafen, da er ihr keinen falschen Eindruck vermitteln wollte. Nach langem Abwägen entschied er sich schließlich dafür, liegen zu bleiben. Er brachte es einfach nicht übers Herz, sie zu wecken. Außerdem genoss er es viel zu sehr, sie im Arm zu halten und ihren Körper so nah an seinem zu spüren. Seine Gedanken drifteten zu ihrem Kuss zurück und ein warmes Gefühl breitete sich dabei in seinem Bauch aus. Ihre vorsichtigen, weichen Lippen, ihre zarten Hände auf seiner Haut... Allein die Erinnerungen daran ließen wohlige Schauer über seinen Rücken laufen. Je länger er dort lag desto schläfriger wurde er. Gangas gleichmäßige Atmung und ihr stetiger Herzschlag hatten eine beruhigende Wirkung auf ihn und ließen ihn seine Augenlider schwer werden. Nach einer Weile dämmerte er schließlich weg und fiel in einen ruhigen Schlaf. Srikanth wachte am nächsten Morgen als erster auf. Es dauerte einen Moment bis er realisierte, wo er sich befand, doch dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. Ganga lag eng an ihn geschmiegt neben ihm und ihr Kopf ruhte auf seiner Brust. Die um ihren Körper geschlungene Bettdecke war während des Schlafens verrutscht und entblößte nun ihren Rücken. Srikanth konnte nicht widerstehen und strich mit seinen Fingerspitzen über ihre weiche Haut. Ganga bewegte sich daraufhin kurz, schien jedoch weiterzuschlafen. Srikanth lehnte seinen Kopf zurück und lächelte mit geschlossenen Augen vor sich hin. So wohl wie in diesem Moment hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Nachdem er noch eine Weile vor sich hin gedöst hatte, bemerkte er, dass Ganga aufzuwachen schien. Wie auch er brauchte sie einen Moment, um ihre Situation zu erfassen. Plötzlich allerdings fuhr sie auf, zog sich die Bettdecke fester vor die Brust und starrte wortlos dem überraschten Srikanth in die Augen. „Alles okay bei dir?“, fragte er und setzte sich ebenfalls auf. Ganga nickte steif und es war ihr anzusehen, dass ihr ganzer Körper verkrampft war. „Hey, keine Angst, wir haben nichts...“, versuchte Srikanth zu erklären, doch sie unterbrach ihn: „Ich weiß! Ich... Es ist nur... Es tut mir leid, dass du mit mir hier auf meinem engen Bett schlafen musstest...“ Er musste über ihre Naivität lächeln. „Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie ich diese Nacht hätte besser verbringen können.“, gab er zurück und legte eine Hand in ihren Nacken, um ihren Kopf näher zu sich zu ziehen und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben. Daraufhin stand er mit einem Augenzwinkern auf und verließ das Zimmer. Ganga schaute ihm mit klopfendem Herzen nach und brauchte ein paar Augenblicke, um sich zu sammeln. Es fiel ihr schwer, alles, was seit gestern Abend geschehen war, zu erfassen. Das Einzige, was ihr die ganze Zeit durch den Kopf geisterte, waren seine weichen Lippen und seine sanften Berührungen. Sie ließen sie einfach keinen klaren Gedanken fassen. Nach einer Weile zwang sie sich schließlich, aufzustehen und sich anzuziehen. Es war ihr unangenehm, dass sie beinahe nackt mit Srikanth in einem Bett geschlafen hatte, doch seine Reaktion von vorhin, beruhigte sie weitestgehend. Dass er die Situation nicht ausgenutzt hatte, ließ ihn in ihrer Achtung steigen und sie gewann immer mehr Vertrauen in ihn. Die Gefühle, die sie für ihn hatte, waren vollkommen neu für sie, doch sie waren aufregend und fühlten sich alles andere als falsch an. Also wieso sollte sie Srikanth nicht einfach eine Chance geben? Sie würde damit zwar einiges riskieren, doch wenn alles gut gehen würde, wäre es das alles wert gewesen, da war sie sich sicher. Nachdem Ganga sich fertig angezogen und wenigstens ein bisschen Ordnung in ihr Seelenleben gebracht hatte, machte sie sich auf die Suche nach Srikanth. Sie wurde im Garten fündig, wo er gerade dabei war, auf einer Steinplatte das Frühstück anzurichten. Als er sie bemerkte, lächelte er und kam auf sie zu. Dann legte er eine Hand auf ihren Rücken und schob sie vor sich her zur Steinplatte, wo er sie zum Hinsetzen bewegte. Nachdem er ebenfalls Platz genommen hatte, forderte er sie auf, ordentlich zuzulangen. Ganga wunderte sich, dass er sie gar nicht noch einmal auf ihren Kuss und die letzte Nacht ansprach, also entschloss sie sich, das selbst zu tun. „Srikanth, wegen gestern...“, begann sie, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich das nicht bereue.“ Er schaute sie erst überrascht und dann aufmerksam an. „Und wenn du es wirklich ernst meinst, dann würde ich...“, fuhr sie fort, doch er unterbrach sie. „Du musst mir keine Versprechungen machen. Lassen wir es auf uns zukommen und dann schauen wir weiter, wie klingt das?“ Etwas überrascht über diesen Vorschlag nickte Ganga. Sie war etwas irritiert, dass er es plötzlich gar nicht mehr so eilig hatte, doch das bestärkte sie in der Annahme, dass er es ehrlich meinte und so aßen sie in einer wohligen Stille ihr Frühstück. Kapitel 15: ------------ Srikanth lag in seinem Bett und konnte nicht schlafen. Die letzten Tage hätten besser kaum sein können. Ganga hatte ihre Widerspenstigkeit aufgegeben und sie waren auf dem besten Wege, ein Paar zu werden. Liebevolle, kleine Berührungen von ihm erwiderte sie und das auch nicht mehr auf eine scheue Art. Dadurch dass ihr Selbstbewusstsein, das er so an ihr liebte, wieder da war, wuchs die Sicherheit in ihm, dass sie sich mit ihrem neuen Leben abgefunden hatte und bereit war, in die Zukunft zu schauen. Er hoffte, dass er ihr das Leben, das sie in seinen Augen verdiente, bieten können und sie glücklich machen würde, denn dass sie diejenige war, mit der er sein Leben verbringen und eine Familie gründen würde, stand für ihn außer Frage. Und auch wenn er zu ihr gemeint hatte, dass sie es langsam angehen lassen sollten, so sehnte er sich trotzdem nach ihr, vor allem wenn er daran dachte, dass sie im Zimmer nebenan lag und somit nur wenige Schritte entfernt war. Ganga wurde von einem Geräusch geweckt, das aus der Richtung ihrer Zimmertür kam. Verschlafen setzte sie sich auf und starrte in die Dunkelheit. Zuerst erschrak sie als sie eine Gestalt auf sie zukommen sah, doch dann erkannte sie, dass es Srikanth war und beruhigte sich wieder. „Was ist denn los?“, fragte sie, doch sie bekam keine Antwort. Stattdessen setzte Srikanth sich neben sie und küsste sie mit aller Leidenschaft, die er aufbringen konnte. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie aufs Bett gedrückt und sich auf sie gelegt. Völlig überwältigt erwiderte Ganga seinen Kuss und legte einen Arm um seinen Hals während sie mit der anderen Hand durch sein volles Haar fuhr. Ihr gesamter Körper kribbelte vor Aufregung und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals als sie sich schließlich schwer atmend voneinander lösten. „Ich werde heute Nacht hier schlafen...“, stellte Srikanth fest und legte seinen Kopf in die Kuhle zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Ganga lächelte und schloss die Augen als er seine Arme um sie legte und sich fest an sie drückte. Sie wusste, wie schwer es ihm gerade gefallen war, nicht weiter zu gehen als sie zu küssen, doch ihr war ihre Ehre wichtig und sie wollte sie auf keinen Fall vor ihrer Hochzeit verlieren. Zu sehr gefiel es ihr mittlerweile, kein Lustobjekt mehr zu sein, wie sie im Bordell eines gewesen war. Sie schätzte Srikanths Geduld und Respekt sehr und konnte sich mittlerweile sehr gut vorstellen, ihr Leben mit ihm zu verbringen. Am nächsten Tag hatte Ganga im Gegensatz zu Srikanth frei und nutzte die Zeit, um im Garten hinter ihrem Haus ein paar Beete zum Anbau von Gemüse anzulegen. Sie konnte nicht anders als die ganze Zeit zu lächeln und vor sich her zu summen, da sie von einem starken Glücksgefühl durchströmt wurde. Sie hatte das Gefühl, endlich ihren Lebensweg gefunden zu haben und das fühlte sich gut an. Plötzlich allerdings spürte sie, wie sie gepackt und eine Hand auf ihren Mund gedrückt wurde. Mit Gewalt wurde sie herumgedreht und wen sie da sah, ließ sie beinahe ohnmächtig werden. Girish! Sie war wie versteinert und fühlte sich nicht in der Lage auch nur einen Muskel in ihrem Körper zu bewegen und das machte auch Girishs gehässige Worte überflüssig. „Komm ja nicht auf die Idee zu schreien, Liebes...“ Voller Entsetzen starrte Ganga Girish an. „Du bist doch nicht etwa überrascht, mich zu sehen?!“, fragte er eher rhetorisch und mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen. „Wie oft habe ich euch gesagt, dass mir niemand entkommen kann?“, fügte er gespielt beleidigt hinzu und packte sie fester am Arm. „Es gibt überall kleine Vögelchen, die mir zwitschern, was ich wissen will... auch wenn es zugegebenermaßen leider manchmal etwas länger dauert.“ Bei diesem Satz fing Gangas Gehirn, auf Hochtouren zu arbeiten. Ein Vögelchen? Jemand hatte sie verraten? Wer konnte das sein? Niemand hier konnte doch von ihrer Vergangenheit wissen. Girish schien zu erahnen, welche Gedanken ihr durch den Kopf jagten und meinte: „Devi.“, meinte er trocken. „Es spielt zwar keine Rolle, wer es war, doch da ich dir ansehe, wie sehr dich das interessiert, will ich mal nicht so sein. Und daran siehst du, dass die Welt schlecht ist. Du wirst enttäuscht von Menschen, von denen du dachtest, du könntest ihnen vertrauen.“ Er schüttelte mit gespieltem Mitleid den Kopf, doch Ganga hörte ihm schon längst nicht mehr zu. Devis Name hämmerte in ihrem Kopf. Wieso? Woher konnte sie von Gangas Vergangenheit wissen? Woher kannte sie Girish? Und wieso hatte sie sie verraten? Ganga fühlte sich, als ob ihr jemand einen heftigen Schlag in die Magengrube gegeben hatte. Ihr war schlecht, ihr Kopf dröhnte und Angst durchzog ihren gesamten Körper. Girish ließ sich von ihrem Anblick allerdings nicht beeindrucken. Er nahm ihr Gesicht in seine Hand und drückte unsanft ihre Wangen zusammen. „Du siehst jedenfalls erholt aus, Jaan... Ich will allerdings nicht hoffen, dass du dich so sehr gehen lassen hast, dass du diesem Bengel deine Unschuld geschenkt hast...“, drohte er mit unverhohlener Wut in der Stimme. „Falls sich das irgendwie herausstellen sollte, dann verspreche ich dir, werde ich dir jeden Knochen einzeln aus dem Körper prügeln...“ Ganga riss vor Angst die Augen auf, während sich ihr Körper immer weiter verkrampfte. „Ich habe deinem Käufer gegenüber schließlich eine Pflicht einzuhalten und ich bin wirklich alles andere als gewillt, als ihm das Geld zurückzugeben.“, stellte Girish mit eiskalter Stimme fest. „Und jetzt komm. Ich will nicht noch mehr Zeit verschwenden.“ Er packte sie noch einmal fester am Arm und zog sie hinter sich her. Als sie sich in Bewegung setzten, fielen Ganga drei kräftige Männer auf, die neben dem Haus standen und denen Girish mit einem stummen Kopfnicken ein Zeichen gab. Ganga war vor Angst nicht in der Lage, sich zu wehren, doch als sie sah, dass die Männer ins Haus gingen und plötzlich begannen, alles umzuwerfen und zu zerstören, riss sie sich zusammen und versuchte, sich mit aller Kraft aus Girishs Griff zu befreien, doch sie hatte keine Chance gegen ihn. Er seufzte stattdessen und meinte: „Ich hatte wirklich gehofft, dass du dich nicht wehren würdest. Es hat doch sowieso keinen Sinn, Jaan.“ Seine Worte machten sie allerdings nur noch wütender. Sie schlug und trat nach ihm und biss ihm sogar in den Arm, doch es hatte keinen Zweck. „Wenn du nicht so ein Goldesel wärst, würde ich dich auf der Stelle umbringen, doch das Schicksal meint es gut mit dir...“, stellte Girish fest und schlug ihr so fest er konnte ins Gesicht. Der plötzliche, reißende Schmerz ließ es Ganga schwarz vor Augen werden. Kapitel 16: ------------ Als Srikanth nach Hause kam, sah er schon von Weitem, dass etwas nicht stimmte. Er konnte sehen, dass Teile seines Bettes im Vorgarten lagen und dass sämtliche Pflanzen herausgerissen waren. Doch noch ehe er diese Szene realisiert hatte, hörte er, wie ihn jemand rief. Als er sich umdrehte, sah er Devi, die auf ihn zu rannte. „Srikanth, ich muss dir etwas erzählen, dass dich sicher schockieren wird. Es geht um Ganga. Sie...“, begann sie, als sie ihn erreicht hatte, doch sie verstummte als ihr Blick auf den Vorgarten fiel. „Was ist denn hier passiert?!“, fragte sie erstaunt, doch in diesem Moment packte Srikanth sie an den Armen. „Ganga?! Was ist mit ihr?!“, fuhr er sie an, was Devi irritierte, doch er wartete ihre Antwort nicht ab und rannte sofort ins Haus. Er rief nach Ganga, durchsuchte jedes Zimmer, jeden Winkel des Hauses und des Gartens, doch außer Verwüstung fand er nichts. Völlig verzweifelt sackte er neben dem Wasserbacken zusammen und starrte schwer atmend vor sich auf den Boden. Plötzlich spürte er eine Hand auf der Schulter. Er drehte sich nicht um, da er wusste, dass es Devi war. Sie setzte sich vor ihn und nahm sein Gesicht in ihre Hände, damit er sie ansah. Als sich ihre Blicke trafen, packte er sie erneut bei den Armen und schüttelte sie leicht. „Was ist mit Ganga passiert? Du weißt es, also sag es mir!“, forderte er beinahe außer sich vor Wut. Devi war etwas eingeschüchtert, doch sie erzählte, was sie wusste: „Ich habe durch Zufall erfahren, dass sie eine Prostituierte ist, die aus einem Bordell in Pataliputra geflohen ist, nachdem sie verkauft werden sollte. Ich habe einem Freund von mir, der von dort kommt, Bescheid gegeben, dass sie hier ist. Ich weiß, dass ich dir das hätte sicher eher erzählen sollen, doch ich habe es nicht übers Herz gebracht, dir die Wahrheit über sie zu erzählen...“ Sie machte eine kleine Pause und streichelte ihm über den Handrücken. „Ich kann mir vorstellen, wie schrecklich das für dich sein muss, zu erfahren, dass deine große Liebe dich hinters Licht geführt hat, doch du solltest froh sein, dass sie noch rechtzeitig vor eurer Hochzeit enttarnt wurde...“ „Was hast du bloß getan?!“, schrie Srikanth plötzlich auf. „Sie war keine Prostituierte, sondern eine Tänzerin. Und sie ist mit mir zusammen geflohen! Wir wollten hier gemeinsam ein neues Leben anfangen und du hast alles zerstört.“, brüllte er und stand auf. „Sie dir an, was diese Kerle, die Ganga geholt haben, mit unserem Haus angestellt haben!“ Mit einer fahrigen Handbewegung deutete er auf das verwüstete Haus hinter sich. „Wieso hast du nicht mit mir geredet, bevor du so etwas Saudummes tust?!“ Mit aufgerissenen Augen starrte Devi ihn an. „Was?! Aber ihr habt doch erzählt, dass...“ „Wir haben gelogen! Wir wollten hier ohne Vorurteile von vorne beginnen... und jetzt...“ Er trat vor Wut gegen einen Stein und drehte sich dann um, um ins Haus zu gehen. Devi stand auf und folgte ihm. „Srikanth, wenn ich das gewusst hätte, dann... Was hast du jetzt vor?!“, fragte sie, als sie sah, dass er zwischen all der Zerstörung seine Sachen zusammensuchte. „Ich werde Ganga suchen und sie retten. Was soll ich denn sonst tun?!“, gab er harsch zurück und schubste sie beiseite, um in die andere Ecke des Raumes zu gehen. „Was?!“, rief sie aus und schaute sich im Zimmer um. „Bist du verrückt? Menschen, die dieses Chaos hier angerichtet haben, werden nicht zögern, dich zu Kleinholz zu verarbeiten!“ „Und ich werde nicht zögern, mit ihnen dasselbe zu tun.“, gab er ungerührt zurück. „Das ist purer Wahnsinn. Ich weiß, dass ich einen riesengroßen Fehler gemacht habe, aber was bringt es, dein Leben für Ganga zu riskieren? Du solltest lieber...“ Sie unterbrach sich selbst und schaute zu Boden. „Was sollte ich lieber?“, hakte er nach, während er sich vor sie stellte und das Tuch, in das er seine wichtigsten Habseligkeiten verstaut hatte, um die Schultern band. Sie schaute ihm in die Augen und meinte: „... Du solltest sie lieber vergessen und mit mir ein gemeinsames Leben anfangen...“ Srikanth lachte auf. „Leb wohl, Devi.“, brachte er mit einem müden Lächeln hervor und machte sich auf den Weg, um Ganga zu retten. Als Ganga zögerlich die Augen öffnete, war das erste, was sie sah, Gayatris besorgtes Gesicht. „Geht es dir gut, Beti?“, fragte sie vorsichtig, während Ganga sich langsam aufsetzte und bemerkte, dass sie in ihrem alten Zimmer im Bordell war. Plötzlich entrann ihrer Kehle ein Schluchzen und sie fiel ihrer Ziehmutter um den Hals. Gayatri erwiderte ihre Umarmung und streichelte ihr liebevoll über den Kopf. Nachdem Ganga sich schließlich wieder einigermaßen beruhigt hatte, meinte Gayatri zu ihr: „Es tut mir so leid, Beti. Jemand muss euch verraten haben...“ Erst jetzt bemerkte Ganga die Narbe in Gayatris Gesicht, die sich über ihre gesamte linke Wange zog. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingerspitzen darüber. „Was ist passiert?!“ Als Gayatri nicht antwortete, ließ das für Ganga nur einen Schluss zu: „Das war Girish Babu, habe ich Recht? Nachdem wir geflohen waren, hat er dich...“ Ihre Stimme versagte und Tränen stiegen in ihre Augen. „Mach dir keine Vorwürfe, Beti. Das Einzige, das ich bereue, ist, dass alles umsonst war und du wieder hier bist...“, entgegnete Gayatri und strich Ganga mit einem traurigen Lächeln über die Wange, über die leise Tränen kullerten. Die Frauen saßen in einer gedrückten Stille beieinander bis plötzlich Girish ins Zimmer kam und Ganga einen Sari hinwarf. „Du wirst dich jetzt baden und ordentlich zurecht machen. Heute Abend wirst du abgeholt und zu deinem neuen Herren gebracht.“, herrschte er sie an und verließ denn auch sofort wieder das Zimmer. „Soll ich dich begleiten und dir den Rücken waschen?“, fragte Gayatri, doch Ganga winkte ab. Sie musste jetzt für ein paar Minuten alleine sein. Das heiße Wasser umspielte ihren Körper und die duftenden Öle betörten ihre Sinne. Sie versuchte zu verdrängen, was passiert war, denn sie wollte nicht daran denken, was diese drei Männer womöglich mit Srikanth angestellt hatten. Es schien ihr unbegreiflich, wie grausam das Schicksal zu ihnen war. Wieso zeigte es ihnen das Glück, wenn es ihnen nach so kurzer Zeit auf so unbarmherzige Weise wieder entrissen wurde? Tränen bahnten sich erneut ihren Weg über Gangas Wangen. Sie war sich sicher, dass sie Srikanth nie wieder sehen würde. Selbst wenn er noch am Leben war, konnte er schließlich nicht wissen, wo sie war. Sie fühlte sich so verzweifelt, dass sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie je wieder glücklich werden sollte. Vor allem wenn sie an ihr zukünftiges Leben als Frau eines fremden Mannes dachte. Hätte sie Srikanth nicht kennengelernt, hätte sie sich damit abgefunden, da sie nie mit etwas anderem gerechnet hätte, doch wo sie nun das normale Leben und vor allem Liebe kennengelernt hatte, schien es ihr beinahe unmöglich, ihr Schicksal zu akzeptieren. Das Einzige, was sie nun noch tun konnte, war, die Erinnerungen an ihre Zeit mit Srikanth in die hinterste Ecke ihres Gehirns zu verbannen und zu hoffen, dass sie mit der Zeit verblassen und nicht mehr so weh tun würden. Nachdem sie ihr Bad beendet und sich, wie Girish befohlen hatte, zurecht gemacht (1) hatte, verabschiedete sie sich von Gayatri und den anderen Mädchen im Bordell bevor sie auf den Wagen stieg, der sie zu ihrem zukünftigen Zuhause bringen sollte. Sie weinte nicht. Sie konnte nicht weinen. Ihr Innerstes war plötzlich vollkommen leer und sie wusste, dass das auch besser so war, um ihr zukünftiges Leben ertragen zu können. ************************** Srikanth war unterdessen auf dem Weg nach Pataliputra, da er sich sicher war, dass Girish Ganga dorthin zurückgebracht hatte oder er dort zumindest von Gayatri erfahren können würde, wo Ganga zu finden sein würde. Seit er sich vor einem Tag auf den Weg gemacht hatte, hatte er weder geschlafen, noch erwähnenswert etwas gegessen oder getrunken. Er war zu sehr auf sein Ziel fixiert, als dass er bemerkte, dass er immer schwächer wurde. Das Einzige, was er wollte, war, so schnell wie möglich nach Pataliputra zu kommen. Plötzlich allerdings wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor den Boden unter den Füßen. (1) http://i27.tinypic.com/90boxy.jpg Kapitel 17: ------------ Srikanth wachte auf, als er merkte, wie jemand versuchte, ihm Wasser in den Mund zu flößen. „Srikanth, alles in Ordnung mit dir?!“, hörte er eine bekannte Stimme fragen und als er langsam die Augen öffnete, sah er auch, zu wem sie gehörte. Amar saß über ihn gebeugt und hatte einen Wasserbeutel in der Hand. „Hier, Yaar, trink...“, meinte er und hielt Srikanth das Wasser hin, was dieser auch dankbar annahm. Nachdem er alles ausgetrunken hatte, schaute er sich um und bemerkte, dass er sich noch immer auf demselben Weg befand, auf dem er anscheinend ohnmächtig geworden war. „So, und jetzt erzählst du mir auf der Stelle, was mit dir passiert ist. Ich war gerade auf dem Weg, euch zu besuchen und da finde ich dich hier ohnmächtig am Straßenrand. Hier läuft doch ganz gewaltig etwas schief.“, bemerkte Amar und verstaute den leeren Wasserbeutel wieder auf seinem Pferdekarren. Bei den Worten seines Freundes wurde Srikanth schlagartig die Realität wieder bewusst. Eilig stand er auf und wollte, seinen Weg so schnell wie möglich fortsetzen, doch der Wasser- und Nahrungsmangel saß ihm noch in den Knochen und er begann zu straucheln. Amar konnte ihn gerade noch rechtzeitig halten und setzte ihn auf dem Karren ab. Srikanth sah ein, dass er im Moment nicht so schnell weiterkonnte, wie er wollte und meinte düster zu Amar: „Nach Kashi müssen wir jedenfalls nicht mehr. Dort gibt es nichts, was es wert wäre, deswegen hinzufahren...“ Nachdem Amar den Wagen gewendet hatte und sie sich auf den Rückweg in ihre Heimatstadt machten, erzählte Srikanth ihm alles, was in den letzten Wochen passiert war. „Wenn ich das also richtig sehe, hast du einen guten halben Tag am Straßenrand gelegen. Ich will gar nicht dran denken, was passiert wäre, wenn ich nicht vorbeigekommen wäre...“, meinte Amar schließlich. „Und jetzt machst du dich mal wieder auf die Suche nach deiner Geliebten, um sie zu retten? Die Gute verursacht wirklich nichts als Umstände...“, fügte er noch scherzend hinzu, auch wenn er wusste, dass all das alles andere als lustig war. Als Srikanth nicht antwortete, meinte Amar: „Aber wenn du mich fragst, kannst du froh sein, dass du noch lebst. Wenn ich höre, was die mit eurem Haus angestellt haben, wundert es mich, dass sie nicht auf dich gewartet haben, um mit dir das gleiche anzustellen...“ „Ich werde jetzt jedenfalls als erstes Gayatri ji aufsuchen, in der Hoffnung, dass sie weiß, wo Ganga hingebracht wurde...“, entgegnete Srikanth, ohne weiter auf Amar einzugehen. „Ich werde dich hinbringen, denn mit dem Pferdekarren werden wir schneller in Pataliputra sein, als wenn du zu Fuß gehen würdest. Zuerst müssen wir allerdings einen kleinen Zwischenhalt bei mir Zuhause einlegen. In der Zeit kannst du dir ja überlegen, wie du mit Gayatri sprechen kannst, ohne von diesem Girish bemerkt zu werden...“ ************************** „Das lange Warten hat sich wirklich gelohnt...“, stellte Roshan mit liebevoller Stimme fest und strich Ganga sanft über die Wange. Roshan war ein sehr reicher Kaufmann, der zwar verheiratet war, doch bei Gangas Anblick nicht hatte widerstehen können und sie sich als Kurtisane gekauft hatte. Als er sah, dass sie abwesend schien, meinte er: „Ich werde dich nicht bedrängen. Lebe dich hier ein und lern mich kennen. Dann sehen wir weiter.“ Mit einem Lächeln verabschiedete er sich und verließ das Zimmer. Ganga saß auf ihrem riesigen Bett und rührte sich nicht. Seit sie in Roshans Palast angekommen war, hatte sie kein Wort gesprochen. Sie fühlte sich wie ein Fremdkörper in diesem riesigen, prunkvollen Gebäude. Alles schien ihr so irreal und es fiel ihr schwer, ihre neue Situation zu akzeptieren. Zwar war sie froh, dass Roshan menschlich zu sein schien, doch er war sicher doppelt so alt wie sie und außerdem verheiratet. Sie konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, mit ihm schlafen zu müssen. Alles in ihr verkrampfte sich, wenn sie auch nur daran dachte, vor allem, wenn ihr dann auch noch Srikanth in den Sinn kam. Und plötzlich brach alles aus ihr heraus. Unkontrollierbares Schluchzen schüttelte ihren Körper, während sie sich am Fußende des Bettes zusammenrollte. Sie merkte dabei nicht, wie die Zeit verging und schlief schließlich vor Verzweiflung und Erschöpfung ein. Ganga wurde am nächsten Morgen durch ein Fingertippen auf ihrer Schulter geweckt. Als sie ihre vom Weinen noch rot geschwollenen Augen öffnete, schaute sie in das Gesicht einer jungen Frau (1), die wohl in etwa dasselbe Alter hatte, wie sie selbst. „Verzeiht, dass ich Euch wecke, aber der Herr wünscht, dass ihr zum Frühstück erscheint.“, meinte sie und schenkte Ganga ein kleines Lächeln. Diese nickte daraufhin, doch sie war unschlüssig, was sie nun tun sollte. Plötzlich allerdings schlug sich die junge Frau leicht mit der Hand gegen die Stirn. „Wo habe ich nur meinen Kopf?! Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Isha und ich bin Eure persönliche Kammerzofe.“, meinte sie und verbeugte sich kurz. Ganga glaubte, sich verhört zu haben. Persönliche Kammerzofe? Doch ehe sie länger darüber nachdenken konnte, reichte Seema ihr einen Sari mit der Bitte, dass sie sich umziehen und für das Frühstück fertig machen sollte. Als Ganga den großen Saal, der wohl das Esszimmer darstellte, betrat, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, doch als sie sich umschaute, sah sie Roshan bereits am Tisch sitzen. Von seiner Frau schien jedoch weit und breit keine Spur zu sein. Als Roshan Ganga sah, stand er auf, kam auf sie zu und begrüßte sie mit einem für sie unangenehmen Kuss auf die Wange. Dann geleitete er sie zum Esstisch und erlaubte ihr zu essen, nachdem auch er wieder Platz genommen hatte. Erst jetzt bemerkte Ganga, wie hungrig sie war. Sie hatte in den letzten beiden Tagen kaum etwas gegessen und ihr Magen knurrte ärgerlich. Doch trotz dass sie ein Pferd hätte verschlingen können, blieb sie zurückhaltend und nahm sich nur ein wenig Obst. Roshan beobachtete sie bei jeder ihrer Bewegungen und war fasziniert von ihr. Ihre Schönheit und ihre Natürlichkeit hatten ihn in ihren Bann gezogen. „Wir deine erste Nacht hier?“, fragte er schließlich, um ein Gespräch zu beginnen. Ganga schaute daraufhin überrascht auf und da sie ihm nicht die Wahrheit sagen wollte, nickte sie nur kurz und zwang sich zu einem schwachen Lächeln. Als dann nichts weiter von ihr kam, meinte Roshan: „Und wie du sicher bereits bemerkt hast, habe ich dir Isha als Dienerin zugeteilt. Wenn es Probleme mit ihr geben sollte, sag mir einfach Bescheid, dann bekommst du eine neue...“ „Nein, es... Sie ist nett. Danke...“, brachte sie hervor, da sie nicht gewillt war, der jungen Frau, die womöglich ihr Schicksal mit ihr teilte, Ärger zu bereiten. Überrascht fing Roshan an zu lächeln und stellte fest: „Du kannst als doch reden... Ich dachte schon, du wärest stumm, wo du doch bis jetzt noch kein Wort mit mir gesprochen hast...“ Verlegen schaute Ganga auf das Obst vor sich. Sie mochte nicht, wie er mit ihr redete. Er war zwar höflich, doch es war sein Ton, der ihn unsympathisch machte. Aber wenn sie ehrlich war, wollte sie ihn auch nicht mögen. Wegen ihm war ihr Leben zerstört wurden und sie war nicht der Meinung, dass er das Recht auf Zuneigung von ihr hatte, auch wenn sie wusste, dass er sich ihre Verweigerung nicht lange gefallen lassen würde. „Wo... Wo ist eigentlich Eure Ehefrau? Ihr sagtet doch, dass Ihr verheiratet seid…“, wollte sie schließlich wissen, da ihr diese Frage die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte. „Meine liebe Lakshmi besucht gerade ihren Bruder und wird erst morgen Abend zurückkommen.“, gab Roshan lächelnd zurück. „Und ja, sie weiß von dir, falls es das ist, was du wissen wolltest.“, fügte er wissend hinzu und trank einen Schluck Wasser. Ja, das war es, was Ganga wissen wollte und die Gewissheit, dass ihre Anwesenheit keine böse Überraschung für die Frau darstellen würde, beruhigte sie etwas. Nach dem Frühstück erlaubte Roshan Ganga in ihr Zimmer zu gehen und gab dann Isha die Aufgabe, dass sie sie im Palast und im umliegenden Garten etwas herumführen sollte, damit Ganga mit der Umgebung vertraut wurde. (1) http://i29.tinypic.com/who2km.jpg Kapitel 18: ------------ Gangas erstes Treffen mit Roshans Frau Lakshmi verlief sehr unterkühlt. Es war ihr anzusehen, dass es ihr missfiel, dass ihr Mann sich eine Konkubine ins Haus geholt hatte. Ganga wusste, dass dieser Umstand ihr das Leben auch nicht leichter machen würde. Zumal Lakshmi eine stolze Frau zu sein schien. Ihr gesamtes Auftreten strahlte Würde aus. Sie war sehr schön und man sah ihr an, dass sie den Reichtum, den Roshan ihr bot, gewöhnt war und als Lebensvoraussetzung empfand. Nach dem ersten gemeinsamen Abendessen, nahm Lakshmi Ganga überraschend beiseite, als Roshan den Raum verlassen hatte. „Sei gewarnt, Mädchen. Ich habe zulassen müssen, dass mein Ehemann dich ins Haus holt. Doch denke nicht, dass du nun irgendwelche Ansprüche stellen kannst, weil er dich jetzt ab und zu in sein Bett holt.“, zischte sie Ganga entgegen, während sie sie mit einem festen Griff am Arm festhielt. „Du wirst tun, wozu du hier bist. Doch solltest du versuchen, meinen Mann, auf welche Art auch immer, zu beeinflussen, wird dir das teuer zu stehen kommen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.“, fügte sie noch mit scharfem Ton hinzu. Ganga nickte daraufhin etwas verängstigt, was Lakshmi ein triumphierendes Lächeln ins Gesicht zauberte und sie veranlasste, Ganga loszulassen. Eilig drehte diese sich daraufhin um und lief, so schnell sie konnte, in ihr Zimmer. Dort angekommen, setzte sie sich auf ihr Bett und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Während sich ihre Augen mit Tränen füllten, wurde ihr plötzlich übel. Sie war im buchstäblichen goldenen Käfig gefangen und es gab keine Aussicht auf eine Rettung. Um alles in der Welt hätte sie liebend gern die schöne Kleidung, das reichhaltige Essen und die kostbar eingerichteten Räume gegen ihre Freiheit eingetauscht. Die nächsten Tage vergingen für Ganga sehr langsam. Die meiste Zeit verbrachte sie in ihrem Zimmer oder im großen Palastgarten. Ab und zu leistete Isha ihr dabei Gesellschaft. Nach und nach freundeten sie sich an und Ganga begann, sich wenigstens in ihrer Nähe etwas wohl zu fühlen und aufzutauen. Die beiden verstanden sich wirklich gut und stellten bald fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten. Vor allem aber war auch Isha nicht freiwillig hier. Sie musste die Schulden abarbeiten, die ihre Eltern bei Roshan gemacht hatten und sie erwartete nicht, dass das passiert sein würde bevor sie 50 war. In Roshans Nähe verhielt sich Ganga allerdings weiterhin reserviert und ruhig. Sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, ihm gegenüber weniger distanziert zu sein, auch wenn sie wusste, dass sie dieses Verhalten sicher eines Tages teuer zu stehen kommen könnte. Allein der Gedanke daran, dass er sie berührte, reichte, damit sich ihr Magen verkrampfte. Wenn Ganga alleine war, dachte sie die meiste Zeit an Srikanth. Sie vermisste ihn so sehr, dass sie nicht wusste, wie sie ihr Leben ohne ihn führen sollte. Er und seine freche, lockere Art fehlten ihr... Mit diesen Gedanken saß sie eines Abends auf einer Bank im Palastgarten und starrte vor sich hin. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, alles erschien ihr sinnlos. So bemerkte sie nicht, wie die Zeit verging und es langsam dunkel wurde. Erst als der kühle Nachtwind aufkam, bemerkte sie, wie spät es bereits war. Sie wollte gerade aufstehen, als plötzlich jemand von hinten eine Hand über ihren Mund legte und ihr „Schhhht!“ ins Ohr zischte. Vor Schreck riss Ganga die Augen auf. Unschlüssig darüber, was sie tun sollte, verharrte sie erst einmal mit klopfendem Herzen und wartete gespannt auf die nächste Aktion ihres vermeintlichen Angreifers. Zu ihrer Überraschung spürte sie allerdings plötzlich etwas Vertrautes in seinem Griff, das sie sich nicht erklären konnte. „Hab keine Angst... Ich bin es...“, flüsterte er ihr zu und sie traute ihren Ohren nicht. In Windeseile drehte sie sich um und schaute in sein Gesicht. „Srikanth!?“, rief sie ungläubig aus und fiel ihm um den Hals. Er schlang seine Arme um ihren Körper und zog ihn fest an sich, während er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub und dessen süßlichen Duft, den er so vermisst hatte, einsog. „Was... Wie hast du mich gefunden?!“, stieß sie aus, während ihr gesamter Körper vor Freude bebte. Doch statt einer Antwort legte er ihr seinen linken Zeigefinger über die Lippen. „Nicht so laut...“, flüsterte er, woraufhin sie schuldbewusst ihren Blick senkte. Daraufhin nahm er sie erneut in den Arm. „Du müsstest doch mittlerweile wissen, dass ich dich finde, egal, wo du versteckt wirst.“, meinte er schmunzelnd und drückte Ganga noch etwas fester an sich. Nach einer Weile ließ er sie schließlich los und sie setzten sich auf die Bank. „Ich habe die letzten Tage nichts anderes getan, als dich zu suchen...“, begann Srikanth schließlich zu erzählen. „Amar hat mir geholfen von Kashi nach Pataliputra zu kommen, wo ich dann mit Gayatri ji gesprochen habe... Wobei ich mal wieder Glück hatte, dass Girish noch unterwegs war, um dich hierher zu bringen...“ Während er sprach hielt er Gangas Hand und war nicht bereit, sie auch nur für eine Sekunde loszulassen. Dann umarmte er sie erneut. „Ich bin so unendlich froh, dass ich dich wiedergefunden habe...“, meinte er mit leiser Stimme. Ganga lächelte selig und schloss die Augen, während sie die Wärme seiner Umarmung genoss. Plötzlich allerdings holte sie die Realität wieder ein. „Und was sollen wir jetzt tun?“, fragte sie besorgt und löste sich von ihm. „Wollen wir schon wieder fliehen?“ Srikanth schüttelte den Kopf. „Wir werden vorerst hier bleiben bis mir etwas Besseres eingefallen ist...“, meinte er, doch es war ihm anzuhören, dass ihm das missfiel. „Aber wie...“, begann Ganga, doch Srikanth unterbrach sie. „Überlas das mir. Mir wird schon irgendetwas einfallen...“ Sie nickte daraufhin nur und senkte dann ihren Blick. „Ich muss wieder gehen bevor mich jemand entdeckt...“, riss er sie schließlich aus ihren Gedanken. „Was? Wo willst du hin? Du...“, protestierte Ganga, doch er ließ sie wieder nicht ausreden. „Glaub nicht, dass ich gehen will, aber es ist sicherer für uns beide, wenn ich jetzt wieder gehe.“ Als er ihr trauriges Gesicht sah, fügte er noch hinzu: „Aber ich verspreche dir, dass du mich schneller wiedersehen wirst, als du denkst, Jaan...“ Dann zog er sie noch einmal an sich und küsste sie. Verzweifelt legte sie die Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss mit aller Liebe, die sie aufbringen konnte. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen und ihre Probleme schienen bedeutungslos, doch als sie sich widerwillig voneinander lösten, war natürlich alles so kompliziert wie gehabt. „Bis bald...“, flüsterte Srikanth mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und strich ihr zum Abschied noch einmal über die Wange. Dann verschwand er in der Dunkelheit. Ganga schaute ihm noch lange nach, auch wenn sie ihn nicht mehr sehen konnte. Ein ungeheures Glücksgefühl durchströmte sie und sie bemerkte, wie Hoffnung wieder in ihr aufflammte, während sie sich auf den Weg zurück in den Palast machte. Kapitel 19: ------------ Srikanth hatte sein Nachtlager ganz in der Nähe des Palastes unter einem alten, verwachsenen Baum aufgeschlagen. Nachdem er sich hingelegt hatte, atmete er tief durch. Ganga am Leben zu wissen, beruhigte ihn ungemein, doch er hatte ein schlechtes Gewissen. Er hatte ihr ein paar Dinge verschwiegen, als er ihr erzählt hatte, wie er sie gefunden hatte. Es stimmte zwar, dass Girish nicht da gewesen war, doch als Srikanth sich durch die Hintertür ins Bordell zu Gayatri schleichen wollte, wurde er von einem von Girishs Männern erwischt. In dem darauffolgenden kleinen Kampf hatte Srikanth keine andere Wahl sein Gegenüber umzubringen, wenn er selbst hatte weiterleben wollte. Außerdem durfte er nicht riskieren, dass Girish davon Wind bekam, dass er dort gewesen war. Nachdem Srikanth schließlich mit Gayatri gesprochen und sie ihm verraten hatte, wo Ganga sich aufhielt, fesselte er sie in ihrem Einverständnis und nahm alles Kostbare, das er finde konnte, mit, um so einen Raub vorzutäuschen. Gayatri versprach, Girish eine Ohnmacht vorzuspielen, damit Srikanth unerkannt entkommen konnte. Sie wollte Girish erzählen, dass ein Unbekannter eingebrochen sei, die Wache umgebracht, sie von hinten bewusstlos geschlagen und dann alles ausgeraubt habe. Da Srikanth seine Dankbarkeit nicht in Worte hatte fassen können, hatte er Gayatris Füße berührt und um Verzeihung gebeten, dass er sie in solch einer Situation zurück- und somit alleine lassen musste. Sie hatte daraufhin nur lächelnd den Kopf geschüttelt. Die Erinnerung an diese Nacht ließ Übelkeit in Srikanth aufsteigen. Er hätte nie gedacht, dass er fähig sein würde, einen Menschen zu töten, doch die Sorge um Ganga war mächtiger in ihm als alles andere. Nichtsdestotrotz fühlte er sich elend und konnte noch immer nicht glauben, was er getan hatte. Jedes Mal wenn er die Augen schloss, sah er den Toten vor sich. Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen loszuwerden, doch das half nicht viel. Also konzentrierte er sich darauf, dass er, jetzt, wo er Ganga nach unendlich lang erscheinenden Tagen endlich wieder gefunden hatte, sich etwas überlegen musste, wie er sie befreien konnte, ohne, dass im Anschluss daran wieder nach ihr gesucht werden würde. Als allererstes jedoch musste er einen Weg finden, wie er unauffällig im Palast unterkommen konnte, damit er in Gangas Nähe sein konnte... Ganga hatte seitdem sie in Roshans Palast war das erste Mal keinen unruhigen Schlaf gehabt. Sie fühlte sich erholt als sie aufwachte und sie wusste, dass das einzig und allein daran lag, dass Srikanth wieder da war. Auch wenn sie im Moment nicht wusste, wo er sich aufhielt. Als sie die Vorhänge aufzog, schloss sie aus dem Stand der Sonne, dass es wohl bald Mittag sein würde. Es wunderte sie, dass sie bisher niemand geweckt hatte, doch war sie auch froh darüber. Nachdem sie sich angezogen hatte, wollte sie sich auf den Weg in den Essenssaal machen, als ihr Blick zufällig noch einmal aus dem Fenster in den Garten fiel. Dort sah sie jemanden arbeiten, der ihr bekannt vorkam. Er war zu weit entfernt, um sein Gesicht genau erkennen zu können, doch Ganga hätte schwören können, dass es sich um Srikanth handelte. Er hatte doch nicht etwa...? Eilig lief sie durch die Gänge des Palastes in Richtung Garten, doch auf dem Weg dorthin traf sie auf Roshan, der sie erst ausgiebig musterte und dann wissen wollte: „Wohin so eilig? Hast du denn heute schon etwas gegessen?“ Ganga schüttelte den Kopf und meinte dann, während ihr Herz heftig klopfte: „Nein, ich... Äh... Wer ist denn der Unbekannte draußen im Garten? Ich sah ihn durch mein Fenster und...“ „Der junge Mann ist unser neuer Gärtner. Er kam heute Morgen wie gerufen als ich unseren alten dabei erwischte, wie er etwas stehlen wollte.“, antwortete Roshan und fügte dann hinzu. „Sein Name ist Srikanth, falls du Wünsche bezüglich deiner Zimmerpflanzen haben solltest.“ Als Ganga Srikanths Namen hörte, konnte sie es nicht glauben. Er hatte sich doch tatsächlich im Palast anstellen lassen. Innerlich tobte sie vor Freude, doch Roshan gegenüber zeigte sie das natürlich nicht. „Ah, da fällt mir noch etwas ein..., meinte dieser plötzlich, was Ganga aufhorchen ließ. „Ich werde morgen früh mit meiner Frau für knapp zwei Tage verreisen. Leider kann ich dich nicht mitnehmen, also wirst du für diese Zeit alleine hier bleiben müssen. Wir werden allerdings übermorgen Abend bereits wieder zurück sein. Diese Neuigkeit klang wie Musik in ihren Ohren. Sie würde also beinahe zwei ganze Tage alleine mit Srikanth verbringen können. Roshan gegenüber nickte sie allerdings nur und zwang sich zu einem gespielt enttäuschten Lächeln. Dann entschuldigte sie sich, um etwas essen zu gehen. Am liebsten wäre sie zwar zu Srikanth gegangen, doch sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen und beschloss, ein Gespräch mit ihm auf später zu verschieben. Ganga saß den ganzen Tag am Fenster ihres Zimmers und sah Srikanth bei der Arbeit zu. Er schien seine Aufgabe sehr ernst zu nehmen, denn trotz praller Sonne machte er keine Pause. Nur um das Oberteil seiner Kurta auszuziehen und etwas zu trinken, hatte er seinen Spaten, mit dem er ein Stück des Gartens umgrub, beiseite gelegt. Ganga konnte nicht abstreiten, dass sein Oberkörper sie faszinierte. Seine Muskeln waren deutlich zu sehen, seine Haut erschien weich und durch den leichten Schimmer, den der Schweiß verursachte, verlockte sie zum Anfassen. Als Srikanth sich aufrichtete, um sich zu strecken, bemerkte er, dass Ganga ihn beobachtete. Als er sah, wie sie ertappt aufschreckte und wegschaute, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er war froh, dass es ihr anscheinend soweit gut ging und hier ordentlich behandelt wurde. So konnte er leichter damit leben, dass er nicht die ganze Zeit über bei ihr sein konnte. Doch dass er die Anstellung als Gärtner so schnell bekommen hatte, hätte er sich niemals träumen lassen. Er war am Morgen einfach auf gut Glück zum Palast gegangen, um als Wanderarbeiter, als der er sich ausgegeben hatte, nach Arbeit zu fragen. Nun wohnte er mit den anderen Bediensteten Roshans zusammen in einer Hütte am Ende des Grundstückes. Dass er mit mehreren Menschen, die er nicht kannte, in einem Zimmer schlafen musste, störte ihn nur geringfügig. Das Wichtigste war, dass er in Gangas Nähe und im Notfall sofort zur Stelle sein konnte. Nach einer kurzen Verschnaufpause, wischte er sich mit dem Handrücken über die Stirn und machte sich unter Gangas neugierigen Blicken wieder daran, weiter umzugraben. Als Roshan und Lakshmi sich am nächsten Morgen verabschiedet hatten, schien es als würde ein großer Seufzer durch den Palast gehen. Sämtliche Bediensteten ließen es nun langsamer angehen und nutzten die wenige freie Zeit, die sie nun hatten, als kleine Erholung von ihrer täglichen Arbeit. Auch Ganga machte sich umgehend auf den Weg zur Srikanth, mit dem sie es noch immer nicht geschafft hatte zu sprechen. Sie suchte den gesamten Garten nach ihm ab, doch zu ihrem Erstaunen fand sie ihn nirgends. Plötzlich allerdings wurde sie in hinter einen Baum gezogen. Ungläubig schaute sie Srikanth an, der sie sanft mit seinem Körper gegen den Stamm hinter ihr drückte. „Was machst du? Roshan ist nicht da, wir... „Aber hier sind noch eine ganze Menge anderer Leute, die uns sehen können., erwiderte er. „ Und wenn die uns an ihn verraten, kann das mehr als böse enden... Daran hatte sie nicht gedacht und sie musste ihm Recht geben. Als sich sein Gesichtsaudruck allerdings nicht erhellte, legte sie ihre Hand an seine Wange und fragte: „Kya hua? Kapitel 20: ------------ Er schaute ihr fest in die Augen und meinte schließlich: „Ich will dir nicht zu nahe treten und wenn du mir nicht antworten willst, dann verstehe ich das, aber hat Roshan mit dir... Ich meine, hat er getan, wozu er dich gekauft hat...?“ Seiner Stimme war seine Anspannung anzuhören. Ganga lächelte daraufhin schwach und schüttelte den Kopf, was Srikanth erleichtert ausatmen ließ. „Er meinte, er wolle mir Zeit geben... Doch er wird sicher nicht ewig warten... Ich weiß nicht, wie lange seine Geduld reichen wird, aber ich werde sie in jedem Fall bis zum Äußersten ausnutzen...“ Srikanth zog sie an sich und lehnte seinen Kopf gegen ihren. „Wir werden einen Weg finden, von hier zu verschwinden, bevor er dich entehren kann...“, meinte er leise und Ganga nickte, doch sie glaubte nicht daran. Sie wusste nicht wieso, doch sie hatte nicht das Gefühl, dass sie jemals frei sein würde. Das Leben als Roshans Konkubine war wohl das Beste, was sie noch vom Leben erhoffen konnte, da war sie sich auf eine merkwürdige Art und Weise mehr als sicher, auch wenn sie trotzdem hoffte, dass sie sich irrte. Das Einzige, das sie noch beeinflussen konnte, war die Tatsache, dass Roshan derjenige war, der ihr die Unschuld nahm... „Wollen wir uns heute Abend im Gartenpavillon treffen...?“, fragte sie schließlich und schaute Srikanth in die Augen. Er musterte sie mit einem fragenden Blick und willigte schließlich mit einem schelmischen Lächeln ein. „Ich werde mich dann mal wieder an die Arbeit machen...“, meinte er anschließend und gab ihr einen kurzen aber intensiven Kuss auf ihre für ihn so köstlichen Lippen, bevor er ging. Ganga schaute ihm mit einem Lächeln nach, bevor auch sie hinter dem Baum hervorkam. „Weißt du, wohin Roshan und Lakshmi eigentlich verreist sind?“, wollte Ganga wissen, als sie zusammen mit Isha auf einer Bank im Garten in der Sonne saß und Srikanth in ein wenig Entfernung beim Arbeiten zusah. „Bestimmt mal wieder zu irgendeinem Heiler...“, antwortete Isha, ohne ihren Blick von Srikanth abzuwenden. „Heiler?! Wieso denn das?“, wunderte sich Ganga. „Um Lakshmi fruchtbar zu machen.“, entgegnete Isha nüchtern und fügte hinzu, als sie Gangas erstaunten Blick sah: „Was denn? Hast du noch nicht bemerkt, dass die beiden keine Kinder haben? Dabei braucht Roshan doch unbedingt einen Nachfolger, damit seine Familie nicht ausstirbt...“ „Jetzt, wo du es sagst... Ich hatte nie auf Kinder geachtet...“, gab Ganga zurück. „Was dachtest du, wozu er dich gekauft hat? Du sollst ihm einen Sohn schenken, damit seine Blutlinie weiterbesteht...“, stellte Isha fest. Ihre Worte ließen Ganga kreidebleich werden. Sie sollte die Mutter von Roshans Kindern werden? Allein der Gedanke daran reichte, damit ihr übel wurde. Niemals im Leben wollte sie ein Kind von ihm gebären. Der Einzige, von dem sie sich ein Kind wünschen würde, war Srikanth, auch wenn sie wusste, dass dieser Wunsch unerfüllbar war. So starrte sie vor sich auf den Boden und fühlte sich, als ob ihr jemand eine heftige Ohrfeige gegeben hätte. „Er sieht wirklich gut aus...“, meinte Isha plötzlich und hatte ihre Augen noch immer auf Srikanth gerichtet. Als Ganga ihr nicht antwortete, schaute sie sie an und bemerkte, dass sie gar nicht gut aussah. „Ganga? Kya hua?!“, fragte sie besorgt und legte eine Hand auf ihren Rücken. „Kuch nahin... Ich...“, brachte Ganga heraus und versuchte, diesen plötzlichen Schock zu verarbeiten. „Es tut mir leid... Ich hätte dir das nicht so an den Kopf werfen dürfen, aber ich dachte, das wäre dir bewusst...“, meinte Isha entschuldigend, doch Ganga schüttelte nur den Kopf. „Nein... Es ist schon gut. Ich hatte immer gedacht, dass Roshan mich nur zu seinem Vergnügen ins Haus geholt hätte. Doch dass ich ein Kind von ihm...“ Sie brach ab, da sie den Satz nicht zu Ende sprechen wollte. „Entschuldige mich bitte...“, meinte sie und lief in Richtung des Palastes. Isha blieb alleine auf der Bank sitzen und schaute ihr noch kurz mit mitleidigem Blick nach, bevor sie sich wieder Srikanth zuwendete. Die Sonne war gerade untergegangen als Srikanth den mit einer Öllampe beleuchteten Gartenpavillon betrat. Er schaute sich kurz um und sah dann Ganga, die auf einem Kanapee liegend auf ihn wartete. Als sie hörte, dass er kam, drehte sie sich zu ihm um und lächelte ihn an (1). Ihre Schönheit überwältigte ihn und er konnte nicht anders als sie an sich zu ziehen und zu küssen. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. „Du raubst mir immer wieder aufs Neue den Atem...“, meinte Srikanth leise als sie sich voneinander lösten. Sie lächelte und schmiegte sich an ihn. Nachdem sie sich auf das Kanapee gesetzt hatten, fragte er: „Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass wir uns hier treffen?“ Ganga senkte bei seinen Worten den Blick und schien etwas nervös zu werden. „Ich... Ja...“, meinte sie und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich will nicht, dass... dass Roshan der Erste ist, der mit mir...“, brachte sie heraus und nestelte an ihrem Sari herum. Srikanth musterte sie aufmerksam, da er sich nicht sicher war, ob er verstand, worauf sie hinauswollte. „Ich meine, ich weiß nicht, wie lange er noch Geduld mit mir haben wird und...“, meinte sie unsicher und sagte dann unvermittelt: „Liebe mich, Srikanth.“ Sie sah ihm fest in die Augen, doch er konnte Unsicherheit in ihnen sehen. Für einen Moment war Srikanth sprachlos, doch dann meinte er vorsichtig: „Bist du sicher? Ich meine, wir müssen nicht... Ich bin sicher, dass wir...“ Doch Ganga schüttelte den Kopf und wiederholte leise: „... Liebe mich...“ Noch einmal ließ Srikanth sich nicht bitten. Er strich ihr erst den Dupatta ihres Saris von der Schulter und dann ihren Choli. Sanft strich er ihre Haare beiseite und küsste ihren Nacken. Ganga schloss die Augen, während ihr Schauer über den Rücken liefen. Nach und nach entkleidete Srikanth sie völlig und ließ dann seinen Blick liebevoll über ihren nun entblößten Körper wandern. Ganga legte sich auf das Kanapee zurück, während Srikanth sich seiner Kurta entledigte. Danach legte er sich zu ihr und küsste sie liebevoll. Dabei ließ er seine Hände über ihre weiche Haut wandern und verursachte damit bei ihr eine wohlige Gänsehaut. Als sich ihre Blicke trafen, vergewisserte sich Srikanth noch einmal stumm, dass Ganga sich auch wirklich sicher war. Als ihre Augen ihm die Sicherheit gaben, die er brauchte, legte er sich auf sie und verschränkte ihre Beine hinter seinem Rücken. Er stützte sich mit seinen Armen zu ihren beiden Seiten ab, damit er sie nicht mit seinem gesamten Körpergewicht belastete und begann dann, langsam in sie einzudringen. Als er an ihrem Gesichtsausdruck sah, dass sie Schmerzen hatte, hielt er jedoch sofort inne. „Ist schon gut...“, flüsterte sie, woraufhin er sie küsste und weiter in sie eindrang bis sie vollkommen vereint waren. Langsam begann er, vorsichtig in sie zu stoßen. Leises Stöhnen entrann dabei seiner Kehle und er merkte, dass er es nicht sehr lange heraus zögern konnte. Er bewegte sich schneller und stieß noch ein paar Mal tief in sie, bevor er schwer atmend über ihr zusammensackte. Auch Gangas Atem ging schwerer, doch nun fühlte sie sich auf eine merkwürdige Weise befreit. Sie hatte sich dem Mann, den sie liebte, hingegeben und niemand konnte ihr das nun mehr nehmen. Sie spürte, dass sich Srikanths Herzschlag wieder normalisierte. Als er seinen Kopf hob, lächelte er sie an und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Dann rollte er sich von ihr herunter und nahm sie in den Arm, als er sich neben sie legte. Sie schmiegte sich an ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Ich liebe dich...“, flüsterte sie kaum hörbar, doch Srikanth nahm es wahr und meinte: „Und wie könnte ich das nicht erwidern? Du bist der wundervollste Mensch auf dieser Welt, den es gibt, Jaan...“ Ganga lächelte bei seinen Worten und fühlte sich plötzlich so schläfrig. Ihre Augen fielen zu und kurze Zeit später war sie auch schon weggedämmert. Srikanth lauschte ihrer gleichmäßigen Atmung und hatte sich nie besser gefühlt als in diesem Moment. Ganga in seinen Armen zu spüren und zu wissen, dass sie ihn liebte, erfüllte ihn mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl. Doch er wusste, auch wenn er sich das im Moment noch nicht eingestehen wollte, dass das zumindest jetzt noch nicht von Dauer sein würde. Erst wenn sie von hier verschwinden konnten, würde ihr Glück vollkommen sein und er war sich sicher, dass dieser Tag kommen würde. Er war nicht gewillt, Ganga mit Roshan zu teilen und dementsprechend schnell musste er sich endlich einen Plan überlegen, wie sie entkommen konnte, ohne dass man anschließend nach ihnen suchen würde. (1) http://i31.tinypic.com/28korva.jpg Kapitel 21: ------------ Die beiden wurden am nächsten Morgen durch ein entsetztes Luftholen geweckt. Als Ganga die Augen öffnete, sah sie Isha mit einem Stapel Wäsche im Arm an der Tür stehen und sie fassungslos anstarren. Sofort richtete sie sich auf, doch Isha stotterte nur: „Ich... Es tut mir leid... Das...“ Doch noch bevor sie einen ordentlichen Satz herausgebracht hatte, drehte sie sich um und verließ den Pavillon fluchtartig wieder. Ganga starrte ihr mit offenem Mund nach und sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg. Plötzlich bemerkte sie, dass Srikanth noch immer schlief. Sie schüttelte an seiner Schulter, was ihn murrend dazu bewegte, die Augen zu öffnen. „Isha! Sie hat uns gesehen!“, stieß sie hervor, was ihn sofort hellwach werden ließ. „Was meinst du damit?“, fragte er nach und setzte sich ebenfalls auf. „Sie war gerade hier und sie hat...“ Srikanth riss die Augen auf. „Verdammt!“, fluchte er und schien nachzudenken. „Meinst du, sie wird damit zu Roshan gehen?“ Ganga zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht... Ich muss mit ihr reden!“ Mit diesen Worten stand sie auf und zog sich in Windeseile an. „Isha?“, fragte Ganga vorsichtig und näherte sich Isha, die mit dem Rücken zu ihr auf einer Bank saß und damit beschäftigt war, Wäsche zusammenzulegen. Als sie nicht antwortete, setzte Ganga sich neben sie und begann einfach zu erzählen. Sie wusste nicht, ob es so klug war, doch sie beichtete Isha ihre gesamte Geschichte und hoffte, dass sie so Verständnis für sie aufbringen und sie nicht an Roshan verraten würde. Zu verlieren hatte sie jetzt sowieso nichts mehr. Als sie zu Ende erzählt hatte, verfiel sie in Schweigen. Auch Isha, die ihre Tätigkeit unterbrochen hatte, sagte nichts. Ganga blickte sie vorsichtig an und sah voller Erstaunen Tränen in Ishas Augen. „Kya hua?“, erkundigte sie sich, doch Isha schüttelte den Kopf und schaute sie dann an. „Ich werde Roshan nichts verraten. Das verspreche ich dir bei allem, was mir heilig ist. Und wenn ihr Hilfe brauchen solltet bei euren Fluchtplänen, werde ich euch zur Seite stehen.“, meinte sie und nahm Gangas Hände in ihre. Ganga lächelte dankbar. „Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet, aber du musst uns nicht helfen. Das würde dich nur in Schwierigkeiten bringen und das will ich dir nicht zumuten.“ Isha nickte zögerlich und senkte dann den Blick. „Es tut mir leid, dass ich Srikanth gestern so angeschwärmt habe... Hätte ich gewusst, dass ihr beide...“, begann Isha sich zu entschuldigen, doch Ganga unterbrach sie. „Ist schon in Ordnung. Du konntest es schließlich nicht wissen und verstehen kann ich dich ja auch...“ Sie gab Isha ein augenzwinkerndes Lächeln und erhellte damit ihr Gesicht. Nach kurzer Stille meinte Isha: „Aber ich hoffe für euch, dass ihr entkommen könnt, bevor Roshan die Geduld verliert...“ „... Das hoffe ich auch...“, gab Ganga zurück und richtete ihren Blick Richtung Himmel, als ob sie die Hoffnung hatte, dort oben die Lösung für ihre Probleme zu finden. Nachdem Ganga sich mit Isha ausgesprochen hatte, ging sie sofort zu Srikanth und berichtete ihm alles. Er zeigte sich sehr erleichtert und schloss sie fest in seine Arme. Danach verbrachten sie den restlichen Tag gemeinsam, da sie schließlich nicht wussten, wann sie das nächste Mal Gelegenheit haben würden, um alleine zu sein. Aus Angst, entdeckt zu werden, verließen sie das Palastgelände und gingen an einen kleinen See ganz in der Nähe, wo sie sich niederließen und einfach nur die Gesellschaft des anderen genossen. „Jetzt wo ich das Wertvollste, das ich besaß, dir geschenkt habe, habe ich keine Angst mehr vor Roshan...“, meinte Ganga und fuhr mit ihren Fingern durch Srikanths volles Haar. Sein Kopf lag auf ihrem Schoß und er hatte die Augen geschlossen. „Du musst auch so keine Angst haben.“, antwortete er und nahm ihre Hand, um ihre Handfläche zu küssen. „Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand auch nur ein Haar krümmt.“ Ganga lächelte bei seinen Worten und richtete ihren Blick auf den im Sonnenlicht funkelnden See. Auch wenn sie wusste, dass das nicht von Dauer sein würde, so fühlte sie sich doch zufrieden. Sie wünschte sich, diesen Moment für immer festhalten zu können, so perfekt schien er ihr. Als Ganga am späten Nachmittag gerade ihr Zimmer betreten hatte, hörte sie, dass Roshan und Lakshmi gerade angekommen waren. Sie atmete innerlich auf, da sie wohl gerade noch rechtzeitig zurückgekommen war. Hätte Srikanth sie nicht daran erinnert, hätte sie am See die Zeit vollkommen vergessen. Schnell überprüfte sie noch einmal ihr Spiegelbild, um sicherzugehen, dass man ihr nicht ansah, dass sie Roshan „untreu“ gewesen war. In diesem Moment kam auch schon Roshan in ihr Zimmer. Er strahlte sie an und nachdem er ihr einen leichten Handkuss gegeben und sie ausführlich begutachtet hatte, meinte er: „Wie ich deinen Anblick vermisst habe, Jaan.“ Ganga zwang sich zu einem Lächeln und hoffte, dass es nicht allzu gespielt aussah. Während des Abendessens herrschte wie immer eine gedrückte Stimmung, was Roshan allerdings nicht zu bemerken schien und somit gut gelaunt verkündete: „Morgen werden ein paar sehr gute Freunde zu Besuch kommen und es würde mich freuen, wenn du für uns tanzen würdest.“ Er sah Ganga bittend an, doch sie war für den Moment sprachlos. Das lag jedoch vorrangig an dem vernichtenden Blick, den Lakshmi ihr schenkte. In Gedanken wog sie ab, mit wem es wohl schlimmer war, es sich zu verscherzen und meinte schließlich an Roshan gerichtet: „Wenn Ihr es wünscht, werde ich dem gerne nachkommen.“ Er lehnte sich daraufhin mit einem zufriedenen Lächeln zurück und fuhr mit dem Essen fort. Auch Ganga versuchte sich auf ihren Teller zu konzentrieren, doch sie spürte die bohrenden Blicke Lakshmis und fühlte sich äußerst unwohl. Sie wusste jedoch, dass es besser war, in Roshans Gunst zu stehen, da er eindeutig der Mächtigere im Haus war. Wieder in ihrem Zimmer ließ Ganga sich auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke. Sie wollte nicht für Roshan und seine Freunde tanzen. Sie wollte nicht mehr von fremden Menschen angestarrt und angegeifert werden. Das Einzige, das sie wollte, war, ein friedliches Leben mit Srikanth zu führen, doch da sie wusste, dass das im Moment nur eine wage Hoffnung war, hatte sie keine andere Wahl, als sich Roshans Willen zu beugen und zu tun, was er von ihr verlangte. Kapitel 22: ------------ Die Musiker begannen zu spielen, doch erst als die Trommel einsetzte, fing auch Ganga an, sich im Takt der Musik zu bewegen. Roshan und seine Freunde hatten sich im Halbkreis um sie versammelt und beobachteten nun mit faszinierten Blicken ihren Tanz. Sie konnte ihre Blicke geradezu spüren, doch sie ließ sich nichts anmerken. Sie hatte schließlich durch ihre Darbietungen im Bordell genug Erfahrung im Ignorieren von geifernden Männerblicken. Außerdem verlor sie sich beim Tanzen im Takt der Musik und schaffte es so, alles um sie herum auszublenden. Ihre Gedanken wanderten zu Srikanth, woraufhin all ihre Sehnsucht und ihre Gefühle für ihn in ihre Bewegungen flossen. Roshan war nicht fähig, seine Augen von Ganga abzuwenden. Sie faszinierte ihn mit jedem Augenblick mehr und es fiel ihm äußerst schwer, noch an sich zu halten. Als sie schließlich ihren Tanz beendet hatte, tat er lautstark seine Begeisterung kund. Auch seine Freunde fielen in den Applaus mit ein und verlangten nach einer Zugabe, die Ganga nach einem flüchtigen Blick zu Roshan, der ihr mit seinen Augen deutlich machte, dass auch er sich einen weiteren Tanz wünschte, auch gab. Nachdem sie diese Pflicht erfüllt hatte und ihr die Männer erneut zugejubelt hatten, entließ Roshan sie mit einem liebevollen Kuss auf die Wange und einem viel sagenden Lächeln auf den Lippen, das Ganga gezwungenermaßen erwiderte. Dann verließ sie eiligst den Saal und lief schnellen Schrittes in ihr Zimmer. Sie wollte einfach nur weg von all diesen fremden, lüsternen Männern. In ihrem Zimmer angekommen, setzte sie sich auf ihr Bett, schloss die Augen und atmete mehrere Male tief durch, um sich zu beruhigen. Plötzlich jedoch hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Schnell ging sie zum Fenster und erkannte in der Dunkelheit Srikanth. „Was ist los? Ist etwas passiert?“, rief sie mit gedämpfter Stimme. „Nein, ich wollte dich einfach nur sehen, Jaan.“, rief er zurück und sie konnte ihm anhören, dass er grinste, was ihr ebenfalls ein Lächeln über die Lippen huschen ließ. „Dann verschwinde lieber. Nicht, dass dich noch jemand sieht.“, warnte sie ihn, doch er ließ nicht locker: „Nur unter einer Bedingung: Triff mich morgen nach dem Frühstück im Pavillon.“ „Prüfend schaute sie sich um und antwortete dann mit einem flüchtigen „Ja.“ „Ich wünsche dir wunderschöne Träume von mir, Jaan.“, rief er zum Abschied und warf ihr eine Kusshand zu, bevor er gut gelaunt in der Dunkelheit des Gartens verschwand. Als Ganga sich zurück auf ihr Bett setzte, konnte sie nichts gegen das plötzliche Dauergrinsen auf ihren Lippen unternehmen. Srikanth war einfach einmalig und sie wusste nicht, wie sie das alles ohne ihn überstehen würde. Nachdem sie sich schließlich umgezogen uns ins Bett gelegt hatte, war sie relativ schnell weggedämmert. Plötzlich allerdings wurde sie geweckt, als sie hörte, wie sich Schritte näherten und jemand ihr Zimmer betrat. Wie vereinbart wartete Srikanth am nächsten Morgen auf Ganga im Gartenpavillon, doch zu seinem Erstaunen tauchte sie nicht auf. Er wartete noch eine Weile, da er dachte, dass sie sich vielleicht nicht so schnell vom Frühstück loseisen konnte und sich deswegen verspätete, doch nachdem sie auch nach über einer Stunde nicht gekommen war, verließ er den Pavillon. Auf dem Weg zum Palast traf er auf Isha, die er sofort nach Gangas Verbleib befragte, doch sie konnte ihm nur sagen, dass sie auch nichts wusste, außer, dass Ganga nicht zum Frühstück erschienen war. Besorgt nahm er das zur Kenntnis und beschloss daraufhin, sich in den Palast zu schleichen, um nach dem Rechten zu sehen. Er ging durch den Bediensteteneingang, um dann unbemerkt in Roshans Privaträume zu schlüpfen. Er war noch nie hier gewesen und dementsprechend fiel es ihm schwer, sich zu orientieren. Da er allerdings vom Äußeren des Palastes her erahnen konnte, wo sich Gangas Zimmer befinden musste, wusste er wenigstens, welche Richtung er einschlagen musste. Nachdem er eine Weile etwas ziellos herumgelaufen war und unauffällig in alle Räume, an denen er vorbeikam, hineingeschaut hatte, fand er Gangas Zimmer schließlich. Vorsichtig trat er ein, doch es war nirgends eine Spur von ihr zu entdecken. Plötzlich allerdings hörte er leises Schluchzen. Er schaute sich um und fand sie schließlich zusammengekauert neben ihrem Bett sitzen. Er trat auf sie zu und kniete sich vor sie. Als sie ihn bemerkte, zuckte sie zusammen und fuhr sich schnell und etwas fahrig mit den Händen über ihr Gesicht, um ihre Tränen wegzuwischen. „Was ist passiert?“, erkundigte er sich besorgt und wollte sie umarmen, doch kaum hatte er sie berührt, zuckte sie zusammen. Ihr Atem ging stoßweise und neue Tränen quollen aus ihren Augen. „Sieh mich nicht an...“, sagte sie leise mit tränenerstickter Stimme und drehte ihren Kopf weg. Srikanth verstand die Welt nicht mehr. „Wieso? Ganga, was ist...“ Und plötzlich ging ihm ein Licht auf. „Roshan...! Hat er dich...?“ Beim Klang dieses Namens zuckte sie erneut zusammen und verschaffte Srikanth somit schreckliche Gewissheit. Er fühlte sich plötzlich leer und wusste nicht, was er tun sollte. Er starrte vor sich auf den Boden, während sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Er wollte eine Lösung finden, Ganga Trost geben, aber er war hilflos. Es gab nichts, dass das Geschehene ändern oder zumindest lindern konnte. Nichtsdestotrotz versuchte er noch einmal, Ganga in den Arm zu nehmen, um ihr wenigstens etwas Halt zu geben, doch sie wehrte ihn erneut ab. „Bitte, geh... Ich kann nicht...“, flehte sie, doch er war alles andere als gewillt, ihrer Bitte nachzukommen. Sie so vollkommen verletzt und zerbrechlich zu sehen, brach ihm das Herz. Gegen ihren Willen nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich. Nach anfänglichem Wehren schlang auch sie ihre Arme um ihn und begann aus tiefster Seele zu weinen, während sie ihm die Ereignisse der Letzten Nacht schilderte. Roshan hatte ihr Zimmer betreten und sich neben sie aufs Bett gesetzt, ihr immer wieder gesagt, wie schön sie war und wie sehr sie ihn faszinierte. Ihre Tänze hätten nun den Damm gebrochen und er wollte sie so sehr, wie noch nichts vorher. Seine Hände wanderten ihre Beine hinauf und er beugte sich über sie, um sie zu küssen. Ganga wehrte sich und flehte ihn an, das nicht zu tun, doch er ignorierte ihre Worte. Er wurde fordernder, riss ihr dir Kleidung vom Leib und entkleidete sich daraufhin selbst. Dann legte er sich auf sie, um sich zu nehmen, was er so unbedingt wollte... Während Ganga erzählte, wurde sie immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt. Srikanth hielt sie währenddessen fest, redete beruhigend auf sie ein, doch gleichzeitig spürte er, wie unbändige Wut in ihm aufstieg. Wut auf Roshan für seine unverzeihliche Tat. Wut auf sich selbst, weil er nicht dagewesen war, um Ganga zu beschützen, wie er es ihr versprochen hatte. „Er wird dafür bezahlen.“, knurrte er, was Ganga aufschauen ließ. „Srikanth, was hast du vor...?“ „Ich werde diesen Dreckskerl nicht einfach damit davon kommen lassen.“ Mit diesen Worten und mit geballten Fäusten stand er auf. Ganga versuchte noch, ihn aufzuhalten, doch er hatte das Zimmer bereits wütenden Schrittes verlassen. Kapitel 23: ------------ Roshan saß auf der Terrasse seines Schlafzimmers als er hörte, dass jemand lautstark nach ihm rief. Er schickte einen seiner Diener vor, um nachzusehen, doch als dieser zurückkam, mit der Antwort, dass nirgends jemand zu sehen gewesen war, zuckte Roshan gleichgültig mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Sonnenbad. „Hast du den Verstand verloren?!“, zischte Ganga, die Srikanth hinter einen Pfeiler gezogen hatte und ihm nun den Mund zuhielt. Er löste sich aus ihrem Griff und meinte aufgebracht: „Willst du dieses Schwein etwa ungeschoren davon kommen lassen?! Was er dir angetan hat, ist unverzeihlich...“ Er brach ab, als er sah, dass Gangas Augen sich mit Tränen füllten. Vorsichtig nahm er sie in den Arm und streichelte ihr über den Kopf. „... Und das alles nur, weil ich zu lange gewartete habe... Ich hätte dich hier sofort rausholen sollen, als ich angekommen bin.“ Er spürte, wie Ganga den Kopf schüttelte. „Von allen hier trägst du am wenigsten Schuld daran...“, meinte sie leise mit erstickter Stimme. „Aber ich werde dich keinen Tag länger bei diesem Scheusal lassen. Wir werden von hier verschwinden und du brauchst gar nicht erst versuchen, mich aufzuhalten.“, gab er entschlossen zurück. „Sobald es dunkel ist, machen wir uns auf den Weg.“ Den Rest des Tages verbrachte Ganga in ihrem Zimmer. Sie hatte Angst. Angst vor Roshan und dass er noch einmal zu ihr kommen würde. Angst vor der Nacht, vor ihrer Flucht. Sie fühlte sich so hilflos und sah einfach keinen Ausweg. Selbst wenn sie fliehen können würden, so war sie sich sicher, dass sie wieder aufgespürt werden würden. Doch es musste sein. Sie konnte nicht hier bleiben und sie wollte es nicht. Roshan war ein Scheusal, wie sie es nicht für möglich gehalten hätte. Er hatte immer zuvorkommend gewirkt, doch das war anscheinend nur Fassade gewesen. Wenn se daran dachte, wie er sich einfach genommen hatte, was er wollte, stieg erneut Übelkeit in ihr auf und ihre Augen füllten sich mit Tränen. In diesem Moment hörte sie, wie jemand ihr Zimmer betrat. Schnell fuhr sich Ganga mit den Händen über ihr Gesicht, um ihre Tränen wegzuwischen, doch es war zwecklos. „Ganga? ... Tum thik ho?“, hörte sie Isha fragen, doch sie antwortete nicht und drehte stattdessen ihren Kopf weg. Isha setzte sich neben sie und legte eine Hand auf ihren Rücken. „Geh mit Srikanth fort. Wenn du hier bleibst, wird Roshan es irgendwann schaffen, deine Seele zu zerbrechen...“ Ganga schluchzte leise auf, doch sie antwortete nicht. Isha strich ihr noch einmal über den Rücken und meinte leise: „Ich wünsche euch ein schönes Leben...“, bevor sie das Zimmer wieder verließ. Nachdem es dunkel geworden war, wartete Srikanth ungeduldig neben einer der großen Eingangssäulen auf Ganga. Ihm fiel ein Stein vom Herzen als er sie endlich aus dem Inneren des Palastes kommen sah. Er nahm sie schützend in die Arme als er sah, dass ihre Augen noch immer gerötet vom Weinen waren. Sie so zu sehen, tat ihm in der Seele weh und ihm war bewusst, dass es viel Zeit brauchen würde bis ihre seelischen Wunden geheilt sein würden. Doch er würde für sie da sein, für sie sorgen und sie beschützen, auch wenn er es dieses Mal nicht geschafft hatte. Als sie sie sich langsam auf den Weg machen wollten, hörten sie plötzlich hinter sich Roshans Stimme ertönen. „Arre, was sehe ich denn da?! Ich hoffe doch, dass das hier kein Fluchtversuch sein soll, meine Lieben, denn sonst wäre ich leider gezwungen, euch beide umzubringen und das würde mir wirklich sehr leid tun...“ Erschrocken drehten sie sich um und starrten in Roshans hämisches Gesicht. „Also, was soll das hier werden?“, hakte er noch einmal nach und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an eine der Säulen, die den Eingang säumten. Ganga wusste nicht, was sie erwidern sollte, Angst lähmte ihren Körper und ihr Gehirn, doch sie schaffte es, ihren Blick auf Srikanth zu richten, während sie sich schutzsuchend an seinem Arm festkrallte. In seinem Gesicht spiegelte sich blanker Hass wieder und sie spürte, wie er langsam seine Hände zu Fäusten ballte. Jetzt, wo Roshan vor ihnen stand, war Srikanth anzusehen, wie sehr er sich zusammenreißen musste, damit er nicht augenblicklich auf ihn losging. „Meine liebe Ganga, es ist doch nicht etwas deswegen, weil ich mir letzte Nacht genommen habe, was mit zusteht?! Ich habe sehr viel dafür bezahlt, dass du mir zu Diensten bist und dementsprechend will ich das natürlich auch auskosten. Ich habe dir schließlich lange genug Zeit gelassen...“, meinte Roshan mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, doch Srikanth fiel ihm lautstark ins Wort: „Du Bastard! Dir steht überhaupt nichts zu!“ Roshan schaute ihn überrascht an. „Hüte lieber deine Zunge...“, meinte er warnend und kam langsam auf sie zu. Srikanth schob Ganga schützend hinter sich und warf Roshan vernichtende Blicke zu, von denen sich dieser allerdings nicht im Geringsten beeindrucken ließ. „Und du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dich gehen lassen werde?“, richtete Roshan sein Wort an Ganga. „Du wirst mindestens so lange hier bleiben bis du mir einen Sohn geschenkt hast. Was ich danach mit dir anstellen werde, kann ich mir ja dann noch überlegen...“ Bei seinen Worten stieg Übelkeit in ihr auf und auch Srikanth verlor die Beherrschung. Er hob die Faust und stürmte auf Roshan zu, doch dieser war viel flinker, als man gedacht hätte und wich in Windeseile seinem Schlag aus. Während Srikanth nach vorne stolperte, erhob Roshan seine Hand und schlug damit Ganga schallend ins Gesicht. Sie taumelte rückwärts, verlor das Gleichgewicht und fiel daraufhin die Palasttreppen hinter ihr hinunter. Srikanth brüllte auf, als er das sah und ging erneut auf Roshan los. Er packte ihn am Kragen und starrte ihm mit vom Hass verzogenen Gesicht in die Augen, bevor er ihm mehrere harte Schläge mit der Faust in die Magengrube versetzte. Als Roshan keuchend auf seine Knien sackte, verpasste Srikanth ihm noch einen Schlag ins Gesicht mit aller Kraft die er aufbringen konnte, woraufhin Roshan zur Seite hin umfiel und reglos liegen blieb. Schwer atmend beobachtete Srikanth ihn noch einen Moment, bevor er so schnell er konnte zu Ganga lief. Er sah sie bewegungslos am Boden liegen, als er sich neben sie kniete und sie in seine Arme schloss. Zu seiner großen Erleichterung atmete sie allerdings noch. Nachdem er auch noch sicher gegangen war, dass sie sich nichts gebrochen hatte, hievte er sie in seine Arme und verließ so schnell er konnte das Palastgelände, um in der dunkeln Nacht zu verschwinden. Kapitel 24: ------------ Als Ganga am nächsten Morgen aufwachte, drehte sich ihr alles und ihr war übel. Als sie langsam versuchte sich aufzusetzen, musste sie kurz die Augen schließen, da ihr mit einemmal schwindelig wurde. Plötzlich allerdings spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und einen zärtlichen Kuss auf ihrem Nacken. „Wie geht’s dir?“, erkundigte sich Srikanth vorsichtig und legte von hinten seine Arme um sie. Seine Berührung ließ ein warmes Gefühl durch ihren Körper strömen, doch als ihr die Ereignisse der letzten Nacht wieder in den Sinn kamen, verschwand es sofort wieder. „Was ist gestern passiert?“, fragte sie und nachdem sie ihre Umgebung gemustert hatte, fügte sie hinzu: „Und wo sind wir?“ Srikanth zog sie noch etwas fester an sich und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. „Du bist ohnmächtig geworden, nachdem du nach Roshans Ohrfeige die Treppen heruntergestürzt bist... Ich habe ihm daraufhin... eine Lektion erteilt, die er hoffentlich nicht so schnell vergisst...“ Ganga seufzte und lehnte sich an Srikanths Oberkörper. „Er wird nach uns suchen... Er hat viel Geld für mich bezahlt und wird sich das ganz sicher nicht einfach gefallen lassen. Je mehr Geld Menschen haben, desto größer ist ihr Ego...“ „Ich muss gestehen, dass wir auch gar nicht weit vom Palast entfernt sind. Ich wollte dich so schnell wie möglich ruhig hinlegen, im Falle, dass dein Kopf beim Sturz etwas abbekommen hätte... Wir sind hier nur in einem kleinen Waldstück, etwa eine Stunde vom Palast entfernt... Und ehrlich gesagt, weiß ich im Moment auch gar nicht, wo wir hingehen sollen.“, gestand Srikanth und starrte hilflos vor sich her. „Mir ist egal, wo wir hingehen, so lange ich mit dir zusammenbleiben kann...“, erwiderte sie und drehte ihren Kopf, damit sie ihn anschauen konnte. Ihre Worte versetzten ihm einen Stich, da er wieder schmerzlich daran erinnert wurde, dass er sie vor Roshan nicht hatte beschützen können. Doch als er in ihre traurigen Augen schaute und sah, wie sie sich zu einem kleinen Lächeln durchrang, setzte für einen Moment sein Verstand aus. Er drehte sie zu sich herum, zog sie fest an sich und war gerade daran, sie zu küssen, als er nur wenige Millimeter vor ihren Lippen innehielt. Er musterte sie, auf der Suche nach einem Anzeichen dafür, dass sie nicht wollte, doch als er keines fand, vereinte er schließlich seine und ihre Lippen zu einem sanften Kuss. Er liebte Ganga so sehr, dass es ihm nicht möglich war, diese Gefühle in Worte zu fassen, also versuchte er, es ihr einfach zu zeigen. Sie erwiderte den Kuss mit derselben Leidenschaft, die auch er aufbrachte. Langsam beugte er sich immer weiter vor, womit er Ganga dazu brachte, sich hinzulegen. Sein Körper bewegte sich beinahe von alleine und als ihm plötzlich bewusst wurde, was er da tat, hielt er etwas zu ruckartig inne und starrte Ganga an. Sie musterte ihn mit fragendem Blick, was ihn dazu veranlasste, sich zu erklären: „Du musst das nicht tun... Ich will dich nicht zu etwas drängen, das du...“ Doch sie unterbrach ihn. „Das weiß ich doch... Aber ich will es.“ Er musterte sie noch einen Augenblick und beugte sich dann wieder zu ihr hinunter, um ihren Hals zu küssen, ihr Schlüsselbein, ihre Schultern. Seine Hände erkundeten vorsichtig ihren Körper und schoben schließlich den Stoff beiseite, der ihren Unterleib bedeckte. Dabei zuckte sie kurz zusammen, doch da ihre Augen ihm die Erlaubnis gaben, fuhr er fort und legte sich ihre Bein um die Hüften, nachdem er sich seiner Hose entledigt hatte. Als er sich schließlich mit ihr vereint hatte, merkte er bald, dass es viel zu schnell vorbei sein würde. Dabei wollte er das Gefühl so gern auskosten, Ganga spüren, sie glücklich machen. Sie bäumte sich unter ihm auf und seufzte, als er die letzten tiefen Stöße ausführte. Seine Atmung ging schwer, als er ein letztes Mal sein Becken gegen ihres presste. Auch Ganga war außer Atem und ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, als Srikanth sich schließlich von ihr löste und sich neben sie legte, um sie in den Arm zu nehmen. Nachdem sie sich schließlich wieder angezogen hatten, überlegten sie lange hin und her, wohin sie nun gehen sollten. Sie hatten nichts bei sich, außer der Kleidung, die sie trugen und waren somit nicht einmal in der Lage, sich etwas zu Essen zu kaufen, geschweige denn, sich ein neues Leben aufzubauen. Aus der Not heraus beschlossen sie letztendlich erst einmal zurück in Srikanths Heimatstadt zu gehen und dann weiterzusehen. Sie brauchten einige Tage bis sie in Srikanths Heimatstadt angekommen waren. Sie liefen meistens nachts und hielten sich am Tag versteckt, aus Angst, dass Roshan sie verfolgte oder dass er mit Girish gesprochen und ihn auf sie angesetzt hatte. Erschöpft standen sie schließlich vor Amars Haus. Als er die beiden sah, bat er sie nach einer herzlichen, aber kurzen Begrüßung sofort herein und gab ihnen etwas zu essen und zu trinken, was sie auch dankbar annahmen. Nachdem sie sich einigermaßen von ihrer anstrengenden Reise erholt hatten, erzählten sie Amar die ganze Geschichte. Er hörte ihnen aufmerksam zu und meinte schließlich: „Du hättest diesen Roshan umbringen sollen. Dann wäre Schluss mit dem ganzen Theater.“ Ganga schwieg und Srikanth starrte vor sich auf den Boden. „Ich weiß, aber das... Ich konnte es einfach nicht...“ Amar nickte stumm. „Das kann ich mir vorstellen... Aber was habt ihr jetzt vor. Solange Roshan und dieser andere Drecksack am Leben sind, werdet ihr keine Ruhe finden. Entweder ihr verlasst dieses Land für immer – natürlich mit der Gefahr, dass sie euch auf eurer Reise noch aufspüren – oder aber ihr sorgt dafür, dass sie von dieser Welt verschwinden. Andere Möglichkeiten habt ihr nicht, so wie ich das sehe...“ Die beiden wussten, dass er Recht hatte, doch waren sie wirklich in der Lage einfach zwei Menschen zu töten? Srikanth hatte es schon einmal getan, doch ihn verfolgten noch immer Albträume deswegen und er war alles andere als erpicht darauf, diese Tat zu wiederholen, vor allem nicht zweimal. Doch auch die andere Alternative erschien ihm alles andere als befriedigend. Und wäre es wirklich so schlimm, die Welt von diesen zwei Mistkerlen zu befreien? Wer würde ihnen denn hinterher trauern? Außerdem würden dann auch die Mädchen aus dem Bordell befreit werden. Und Gayatri ebenso. Je länger Srikanth darüber nachdachte, desto offener wurde er für den Vorschlag. „Wir werden uns nicht länger von diesen Kerlen terrorisieren lassen.“, meinte er schließlich und schaute Ganga fest in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick und nickte still. Sie schien die gleichen Gedankengänge wie er gehabt zu haben. „Roshan wird sicher bereits bei Girish gewesen sein und ihm Bericht erstattet haben. Also müssen wir es vielleicht nur mit Girish aufnehmen...“, überlegte Srikanth laut und schaute dann Amar an, der ihm ermutigend die Hand auf die Schulter legte. „Wenn du willst, werde ich euch helfen...“ Doch Srikanth schüttelte den Kopf. „Nein. Du hast schon viel zu viel für uns getan. Das ist unser Problem und ich will dich da nicht mit hinein ziehen. Aber wenn wir heute Nacht hier schlafen können, wäre das schon eine große Hilfe...“ Amar nickte, auch wenn es ihm schwer fiel, seinen Freund so ein gefährliches Vorhaben alleine durchziehen zu lassen. Kurz darauf hatten sich Ganga und Srikanth auch schon hingelegt. Sie waren vollkommen erledigt und schliefen beinahe auf der Stelle ein. Am nächsten Morgen wachten sie schon sehr früh auf. Nachdem sie gefrühstückt hatten, bestand Amar darauf, sie mit seinem Pferdewagen nach Pataliputra zu bringen. Er wollte ihnen nicht schon wieder zumuten, den gesamten Weg laufen zu müssen, denn vor allem Ganga war die Anstrengung mittlerweile wirklich anzusehen. Nachdem sie noch ein paar Vorräte eingepackt hatten, machten sie sich schließlich auf den Weg nach Pataliputra zu Girishs Bordell. Kapitel 25: ------------ Als sie am späten Abend desselben Tages in Pataliputra ankamen, bedankten sich Ganga und Srikanth noch einmal herzlich für Amars Hilfe und versprachen ihm, ihn sobald es möglich war zu besuchen und möglicherweise sogar zurück in Srikanth altes Haus zu ziehen. Nachdem sie sich mit einer festen Umarmung verabschiedet hatten, schauten Srikanth und Ganga Amar noch ein Weilchen hinterher, bevor sie sich umdrehten und sich auf den Weg zum Bordell machten. Ganga fühlte, wie langsam Angst in ihr hochkroch, da sie gehofft hatte, nie wieder dorthin zurückkehren zu müssen. Zwar war sie froh, Gayatri noch einmal wiedersehen zu können, doch die Aussicht auf die Begegnung mit Girish schickte ihr Angstschauer über den Rücken. Srikanth spürte ihre Nervosität und nahm ihr Hand und drückte sie leicht, um Ganga etwas zu beruhigen. Sie sah ihn an und schenkte ihm ein kleines, dankbares Lächeln, das er liebevoll erwiderte. Als sie schließlich vor dem Bordell standen, sahen sie, dass nur wenige Zimmer erleuchtet waren. Sie beschlossen, sich durch den Hintereingang hineinzuschleichen und dann weiterzusehen, denn sie hatten nicht den Eindruck, dass Girish da zu sein schien. Langsam gingen sie die Treppe hinauf und den Gang entlang zu Gayatris Zimmers. Sie musste einen überraschten Aufschrei unterdrücken, als sie die beiden in ihr Zimmer kommen sah. „Was tut ihr beiden denn hier?!“, meinte sie hastig und versuchte dabei, ihre Stimme leise zu halten. Ganga und Srikanth tauschten stille Blicke, da sie nicht wussten, ob sie Gayatri die Wahrheit sagen sollten, doch schließlich ergriff Srikanth das Wort und meinte knapp: „Wir suchen Girish.“ Gayatri musterte die beiden und bedeutete ihnen dann, dass sie sich setzen sollten. „Ehrlich gesagt, ist er auf der Suche nach euch. Ein Bote von deinem Käufer, Ganga, von diesem Roshan, stand vor zwei Tagen vor der Tür und hat berichtet, dass ihr geflohen seid. Girish Babu hat sich daraufhin sofort auf den Weg gemacht. Ich weiß nicht, wann er wiederkommt, aber ihr beiden solltet dann auf jeden Fall nicht mehr hier sein. Es ist viel zu...“, erklärte Gayatri, doch Srikanth unterbrach sie. „Verzeiht mir, dass ich Euch unterbreche, Gayatri ji, doch wir werden auf Girish warten.“ Er schaute ihr fest in die Augen und sie erwiderte seinen Blick. Schließlich wendete sie sich ab und nickte kurz. „Das dachte ich mir. Eines Tages musste es so kommen, denn ihr beiden werdet wohl keine Ruhe finden, solange es Girish Babu noch gibt...“ Ganga atmete tief ein und aus und griff nach Srikanths Hand. Sie hatte Angst, auch wenn sie wusste, dass diese Konfrontation unausweichlich war, wenn sie glücklich werden wollte. „Wenn alles so läuft, wie wir es uns erhoffen, würden Ganga und ich uns sehr wünschen, dass Ihr mit uns kommen würdet.“, meinte Srikanth plötzlich unvermittelt und machte Gayatri mit seinen Worten kurz sprachlos. Sie schaute ihn überrascht an und gab schließlich zurück: „Ich weiß, dass ihr es nur gut meint, aber ich lebe hier, seit meiner Jugend und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, woanders zu leben als hier... Also ich weiß nicht...“ Doch Ganga mischte sich ein und nahm Gayatris Hand. „Bitte, keine Widerrede. Ich will nicht mit dem Gedanken leben müssen, dich möglicherweise im Stich gelassen zu haben...“ Nach kurzem Schweigen meinte Gayatri mit einem zaghaften Lächeln: „Lass uns sehen, was die nächsten Tage bringen werden und dann können wir weitersehen...“ Mit der Antwort nicht ganz zufrieden, erklärten sich Ganga und Srikanth dennoch schließlich einverstanden. Die nächsten zwei Tage verbrachten sie versteckt in Gayatris Zimmer und warteten auf Girishs Rückkehr. In der Nacht schleuste Gayatri die beiden in den Baderaum, damit sie sich waschen und ein wenig im heißen Wasser entspannen konnten, was sie auch dankbar taten. Als sie schließlich eines Abends beisammen saßen und sich ein wenig unterhielten, hörten sie plötzlich schwere Schritte den Gang entlang auf sie zukommen. Sekunden später stand Girish mit wutverzerrtem Gesicht im Zimmer und starrte die drei hasserfüllt an. Noch bevor Srikanth reagieren konnte, packte Girish Ganga am Arm und zog sie grob zu sich hoch. „Du glaubst wohl, dass du mich immer wieder zum Narren halten kannst, hai na?! Doch damit ist jetzt endgültig Schluss, du kleines Miststück!“, brüllte er, doch kaum hatte er ausgesprochen, hatte er schon Srikanths Faust im Gesicht und landete unsanft auf dem Boden. Überrumpelt blieb Girish noch einen Moment liegen, bis er sich aufrappelte und sofort seine Faust ballte, um sie Srikanth ins Gesicht zu schlagen, doch dieser war flinker und wich ihm blitzschnell aus. Girish stolperte daraufhin nach vorne. Srikanth nutzte diesen kurzen Moment, um sich an Ganga und Gayatri zu wenden und rief: „Schnell, raus hier. Ich erledige das schon, aber für euch ist das zu gefährl...“ „Srikanth, pass auf!“, schrie Ganga und deutet hinter ihn. Er schaffte es gerade noch, sich zu ducken und wich somit haarscharf Girishs Faust aus. „Jetzt verschwindet!“, rief Srikanth noch einmal und wendete sich, nachdem die beiden Frau eilig den Raum verlassen hatten, Girish zu. „Kann man diese ganze Sache nicht ohne Gewalt regeln?“, versuchte er auf Girish einzureden, auch wenn er nur allzu gut wusste, wie sinnlos dieses Unterfangen war. Doch er wollte sich später nicht vorwerfen müssen, nicht alle Möglichkeiten ausprobiert zu haben. Als Antwort bekam er ein wütendes Schnauben. „Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich mit einem Wurm wie dir verhandeln würde? Du hast mich zweimal meines wertvollsten Besitzes beraubt und damit in große Bedrängnis gebracht. Du hast keine Gnade von mir zu erwarten, Bürschchen!“, meinte Girish und redete sich dabei regelrecht in Rage, sodass er, sofort nachdem er ausgesprochen hatte, erneut auf Srikanth losging. Dieses Mal schaffte er es allerdings nicht mehr, noch rechtzeitig auszuweichen und wurde von Girish hart in die Magengrube getroffen. Er taumelte kurz nach hinten, doch er fing sich schnell wieder, da Girish erneut ausholte. Als er Srikanth verfehlte, zückte er wütend ein Messer und setzte ein hämisches Grinsen auf. „Ein fairer Kampf sieht anders aus...“, meinte Srikanth ungerührt, doch Girish erwiderte nur kalt: „Sehe ich aus, als ob ich an einem fairen Kampf interessiert wäre?“ Daraufhin stürzte er erneut los und streifte Srikanth tatsächlich an der Schulter. Sofort tropfte Blut aus der Wunde, die allerdings nicht allzu tief war. Diese miesen Mittel machten Srikanth wütend und er beschloss, keine Zurückhaltung mehr zu zeigen. Er stürzte sich auf Girish und warf ihn zu Boden. Das Messer versuchte er dabei aus seiner Hand zu schlagen, doch das misslang ihm. Stattdessen stach Girish erneut zu und traf Srikanth in die Seite. Er stöhnte kurz vor Schmerzen auf, doch er ließ sich nicht beirren. Er wusste, dass das seine letzte Chance sein würde, Ganga und sich selbst ein freies Leben zu ermöglichen und die durfte er nicht einfach wegen eines Kratzers aufs Spiel setzen. Wild entschlossen schlug er Girish, so fest er konnte, mit der Faust ins Gesicht, woraufhin dieser mit rauer Stimme aufstöhnte. Jedoch gab er sich noch lange nicht geschlagen und stand wieder auf, um erneut mit dem Messer auszuholen. Srikanth packte ihn daraufhin am Arm und drehte ihn ihm auf den Rücken. Girish ließ vor Schmerzen das Messer fallen, doch schaffte er es, sich aus Srikanths Griff zu befreien und ihn mit dem Ellenbogen am Hals gegen die Wand zu drücken. Srikanth bekam kaum noch Luft, doch da der Spielraum seiner Arme nicht eingeschränkt war, packte er Girish an den Schultern und schaffte es, ihn wegzudrücken und auf den Boden zu befördern. Er kniete sich daraufhin auf ihn und verpasste ihm in seiner Wut einen Faustschlag nach dem anderen ins Gesicht. Trotzdem schaffte Girish es, sich zu befreien und mit Srikanth die Positionen zu wechseln. Hämisch grinste er ihn an. Dabei lief ihm ein schmales Rinnsal Blut über die Stirn hinab über die Wange zum Kinn. Er holte gerade aus, um sich für Srikanths Schläge zu `revanchieren´, als er plötzlich mitten in der Bewegung inne hielt. Verwirrt starrte Srikanth ihn an und rechnete jeden Moment damit, dass Girish seine Bewegung beenden würde, doch stattdessen wurde plötzlich sein Blick leer, sein Arm sank nach unten und er fiel vornüber direkt auf Srikanth. Kapitel 26: ------------ Einen Augenblick verharrte Srikanth vor Überraschung in dieser Position, bevor er angewidert Girishs nun leblosen Körper von seinem eigenen herunter schob. Dabei bemerkte er, dass Girish sein eigenes Messer im Rücken stecken hatte. Neugierig schaute Srikanth auf und wollte sehen, wer ihm die Arbeit abgenommen hatte. Dort stand Gayatri, die schwer atmend auf Girishs Leiche starrte und wie in Trance zu sein schien. Eilig stand Srikanth auf und nahm sie in den Arm. „Ich danke Euch, Gayatri ji...“ Seine Worte schienen sie in die Realität zurückzuholen. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Er hat schon viel zu lange Schindluder mit unschuldigen Menschen getrieben. Die Welt ist besser dran ohne ihn...“, meinte sie leise und mehr zu sich selbst als zu Srikanth. Dieser bemerkte in diesem Moment, dass Ganga im Türrahmen stand und entsetzt Girishs blutende Leiche anstarrte. Er ging sofort zu ihr und nahm sie so in den Arm, dass er ihren Blick auf Girish verdeckte. „Es ist vorbei...“, flüsterte er und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, doch sie schluchzte nur. Er festigte seinen Griff und strich ihr liebevoll über den Kopf, um sie zu beruhigen, doch das schien wenig zu helfen. Sie begann, heftig zu zittern und plötzlich gaben ihre Beine nach. Srikanth konnte sie gerade noch halten. „Ganga, was ist los?“, fragte er besorgt, doch sie schien ohnmächtig geworden zu sein. Gayatri kam zu ihnen und legte ihre Hand auf Gangas Stirn. „Sie hat Fieber...“, stellte sie fest und wies dann Srikanth an, sie in ihr ehemaliges Zimmer zu bringen und ins Bett zu legen, während sie kalte Kräuterwickel machte. Gayatri und Srikanth saßen an Gangas Bett und beobachteten besorgt, wie Ganga sich unruhig im Schlaf hin und her wälzte. Ihr Zustand hatte sich in den letzten beiden Tagen kaum gebessert, auch wenn ihr Fieber leicht heruntergegangen war. Die beiden waren ratlos und konnten sich nicht erklären, wodurch dieser Zustand bei Ganga ausgelöst wurde. Der Anblick von Girishs Leiche war sicher ein ziemlicher Schock gewesen, doch dass dadurch Schüttelfrost und Fieber ausgelöst wurden, konnten sie sich nicht vorstellen. Einer von beiden war immer bei Ganga, im Falle, dass sich ihr Zustand änderte, egal, ob zum Positiven oder zum Negativen. Girishs Leiche hatten sie zusammen weggeschafft und in einem Wald etwas außerhalb der Stadt vergraben. Dass er vermisst werden würde, konnten sie sich nicht vorstellen. Das Bordell hatten sie schließlich auch geschlossen. Der Tanzbereich war zwar weiterhin geöffnet, doch sie wollten keines der Mädchen dort zur Prostitution zwingen, wie es Girish getan hatte. Die Mädchen dankten es ihnen, indem sie zu Girishs Verbleib schwiegen und taten, als ob sie keine Ahnung hätten, obwohl Srikanth und Gayatri sie ins Vertrauen gezogen hatten, da sie der Ansicht waren, dass sie ein Recht auf die Wahrheit hatten. Als es Ganga nach einer Woche noch immer nicht viel besser ging und sie auch noch begann, sich morgens zu übergeben, machten Srikanth und Gayatri sich ernsthafte Sorgen. Sie waren mit ihrem Latein am Ende und wussten nicht mehr weiter. Schließlich beschlossen sie, einen Arzt zu verständigen. Er untersuchte Ganga ausführlich und stellte schließlich fest, dass sie schwanger war. Srikanth klappte bei dieser Nachricht beinahe die Kinnlade herunter. Er war sprachlos und konnte im ersten Moment keinen klaren Gedanken fassen. „Ich würde sagen, dass sich ihr Zustand in spätestens einer Woche gebessert hat, wenn sie ihr diese Kräuter hier geben...“, meinte er und zählte Gayatri verschiedene Heilkräuter auf, die sie zu einem Sud verkochen sollte, den Ganga dann zweimal täglich zu sich nehmen sollte. Nachdem der Arzt sich wieder verabschiedet hatte, musste Srikanth sich erst einmal setzen. Gayatri sah seine Verwirrung, nahm neben ihm Platz und streichelte beruhigend über seinen Rücken. Nach einiger Zeit der Stille meinte Srikanth schließlich mit brüchiger Stimme: „... Was sollen wir tun, wenn dieses Kind von Roshan ist...?“ Wie der Arzt gesagt hatte, ging es Ganga nach wenigen Tagen besser. Dass sie schwanger war, hatten ihr Srikanth und Gayatri allerdings noch nicht erzählt. Sie wussten nicht, wie Ganga diesen weiteren Schock aufnehmen würde, denn ihnen war vollkommen klar, dass auch ihr erster Gedanke sein würde, dass das Kind von Roshan sein könnte. Keiner der beiden wusste, wie Ganga darauf reagieren würde und so schoben sie es sich immer weiter vor sich her. Zumal Srikanth selbst diese Nachricht auch noch immer nicht ganz verdaut hatte. Da das Kind auf jeden Fall von Ganga sein würde, würde er es sowieso und unter jeden Umständen lieben, doch bei dem Gedanken daran, dass es trotz allem ein Sprössling Roshans sein könnte, wurde ihm mehr als flau im Magen. Hinzu kann außerdem noch, dass er keine Möglichkeit sah, jemals die Wahrheit herauszufinden. Ganga bemerkt natürlich Srikanths und Gayatris gedrückte Stimmung, konnte sich allerdings nicht zusammenreimen, woran das liegen konnte. Nachdem allerdings nach weiteren zwei Wochen die morgendliche Übelkeit noch immer nicht weg war, hatte sie eine dumpfe Ahnung, die sie sich allerdings kaum wagte, auszusprechen. Eines Abends saßen Ganga und Srikanth schweigend in Gangas Zimmer und hingen ihren Gedanken nach. Dass sie beide an dasselbe dachten, wussten sie allerdings nicht. Bis Ganga schließlich jedoch sagte: „Ich bin schwanger, habe ich Recht?“ Wie vom Donner gerührt, starrte Srikanth sie an und war nicht fähig, die richtigen Worte zu finden. „Ich bin nicht dumm... Also sag mir bitte die Wahrheit...“, fügte sie bittend hinzu und schaute ihm fest in die Augen. Er schloss die Augen, atmete tief durch und meinte schließlich: „Ja, du bist schwanger. Wir haben es dir bisher verheimlicht, da schließlich zwei Väter in Frage kommen und wir nicht wussten, wie du auf diese Nachricht reagieren würdest...“ Während er sprach, streichelte er ihr ihre Hände und hoffte, dass sie diese Geste beruhigen würde, doch zu seiner Überraschung schien sie nicht aufgebracht. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens meinte Ganga schließlich mit fester Stimme: „Ich kann einfach nur hoffen, dass das Schicksal es wenigstens einmal gut mit uns meint und das Kind von dir sein wird. Und wenn wir es niemals herausfinden werden, werde ich es einfach in dieser Annahme aufziehen. Wenn du damit nicht leben kannst, dann kann ich das verstehen. Ich will dir kein Kind aufdrängen, von dem du nicht weiß, ob es deines ist, also...“ Srikanth schaute sie an und sah die Entschlossenheit in ihren Augen. Mit einem schwachen Lächeln meinte er: „Ich bleibe bei dir. Was auch immer geschieht...“ und schloss sie dann in seine Arme. Als sie ihre Entscheidung Gayatri mitteilten, bot sie ihnen an, bis zur Geburt im Bordell zu bleiben, da sie ohnehin nicht wussten, wohin sie sollten und so wenigstens ein ordentliches Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung in der Nähe hatten. Außerdem sollte Ganga keiner großen Anstrengung, wie einer längeren Reise, ausgesetzt werden. Durch den täglichen Tratsch wurde ihnen schließlich zugetragen, dass Roshan mit schweren Verletzungen in seinem Palast lag und für lange Zeit bewegungsunfähig war. Srikanth wusste, dass das seine Schuld war, doch er fühlte keine Reue für seine Tat, da er wusste, dass Roshan diese Strafe verdient hatte. Er hatte allerdings die Befürchtung, dass Roshan sich eines Tages rächen kommen würde. Diese Bedenken schob er schließlich jedoch beiseite und konzentrierte sich darauf, dass Ganga nun noch mehr als sonst all seine Unterstützung brauchte. Kapitel 27: ------------ Die Zeit verging schnell. Und auch wenn stets ein dunkler Schatten über ihnen zu hängen schien, so waren sie zufrieden. Gayatri gab Ganga hilfreiche Tipps und half ich bei der Schwangerschaft, so viel sie konnte. Srikanth fühlte sich dabei etwas überflüssig, doch wenn Ganga ihn brauchte, war er sofort zur Stelle und das wusste sie auch sehr zu schätzen. Srikanth hatte das Gefühl, dass je größer Gangas Bauch wurde, desto mehr liebte er sie. Er wich kaum noch von ihrer Seite, da er keinen Moment verpassen wollte. Als das Baby sich zum ersten Mal bewegte, stiegen ihm vor Freude sogar Tränen in die Augen. Er hätte nie gedacht, dass er sich jemals so glücklich fühlen und so viel Liebe empfinden würde. Dass das Kind dabei möglicherweise gar nicht von ihm war, vergaß er darüber beinahe. Auch Ganga war oberflächlich gesehen glücklich, doch Roshans Vergewaltigung hatte sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt. Sie ließ sich nur noch von Srikanth und Gayatri problemlos berühren. Allen anderen gegenüber baute sie eine Barriere auf. Es fiel ihr schwer, Fremden zu vertrauen, auch wenn sie es noch so sehr versuchte. Doch auch in diesen Situationen stand Srikanth ihr zur Seite und half ihr. So gut er konnte, versuchte er, Gangas seelische Wunden zu heilen und auch wenn es ihm nur in kleinen Schritten gelang, so hatte er Erfolg in seinen Bemühungen. Zudem musste er allerdings Gangas Gefühlsschwankungen über sich ergehen lassen. Als Ausgleich dazu ging er oft mit ihr spazieren. Durch die Stadt, wo sie dann auch gleich auf dem Markt ihre Einkäufe erledigten oder durch die nahegelegenen Felder, die vor allem bei Sonnenuntergang sehr idyllisch wirkten und Ruhe ausstrahlten. Srikanth suchte sich währenddessen auch eine Anstellung, um Geld zu verdienen, von dem er auch etwas für die Zeit und das Leben nach der Schwangerschaft beiseitelegen konnte. Im achten Monat geschah es dann allerdings: Ganga stürzte die Treppe im Bordell hinunter und wurde er beinahe eine Stunde später von Gayatri gefunden. Ganga krümmte sich vor Schmerzen und hatte leichte Blutungen. Gayatri schaffte sie sofort mit der Hilfe zweier Mädchen in ihr Zimmer und ließ dann einen Arzt holen. In der Zwischenzeit versuchte Gayatri Ganga so gut es ging zu versorgen, da durch den Sturz auch die Wehen viel zu früh ausgelöst wurden waren. Als der Arzt schließlich eintraf, war bereits der Kopf des Babys zu sehen. Trotzdessen war die Geburt sehr langwierig und mühsam. Als Srikanth von seiner Arbeit nach Hause kam und die Neuigkeiten erfuhr, stürzte er sofort zu Ganga. Als er den Raum betrat, sah er, wie der Arzt gerade dabei war, die Nabelschnur zu durchtrennen. Dabei bemerkte Srikanth voller Erleichterung, dass das Baby schrie und wohlauf zu sein schien. Als dann sein Blick zu Ganga wanderte und sie ihn erschöpft anlächelte, konnte er vor Freude nicht anders als zu weinen. Der Arzt wickelte das Baby in eine Decke und legte es dann dem etwas unbeholfenen Srikanth in die Arme. Dieser ging daraufhin zu Ganga und gab es ihr. Mit seligem Lächeln schaute sie es an und gab ihm dann einen vorsichtigen Kuss auf die kleine Stirn. „Es ist ein Mädchen...“, flüsterte Srikanth ihr lächelnd zu. „... und sie ist von mir.“ Ganga schaute ihn voll fragender Überraschung an, woraufhin er die Decke des Babys etwas beiseiteschob und auf eine kleines Mal auf dessen Schlüsselbein deutete, das die Form eines Katzenpfötchens hatte. Dann schob Srikanth seine Kurta etwas nach oben und deutete auf seinen Hüftknochen, wo dasselbe Mal zu sehen war. Gangas Augen füllten sich augenblicklich mit Tränen und sie nahm ihr Kind noch etwas fester in den Arm. „Wie sollen wir sie nennen?“, fragte sie nach einer Weile und Srikanth antwortete, nachdem er beide ausführlich gemustert hatte: „Lavali...“ Dieses Wort zauberte Ganga ein Lächeln ins Gesicht und sie nickte zustimmend. Nachdem der Arzt Ganga und die kleine Lavali noch einmal ausgiebig untersucht hatte, gab er Gayatri erneut ein Rezept für einen Kräutersud und verabschiedete sich dann von der frischgebackenen Familie. Die nächsten Tage verbrachte Ganga noch im Bett, um sich auszuruhen. Gayatri kümmerte sich unterdessen um Lavali. In dieser Zeit beschlossen Srikanth und Ganga, zurück in Srikanths Heimatstadt zu ziehen und sich dort endlich niederzulassen. Und sie wollten, dass Gayatri sie begleitete, da sie sie nicht alleine im Bordell zurücklassen wollten, wo sie schließlich für beide wie eine Mutter war und sie sich keine bessere Großmutter für ihre Tochter hätten vorstellen können. Etwa zwei Wochen nach der Geburt machten sie sich schließlich daran, ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken und sich auf ihre Reise vorzubereiten, als sie plötzlich Lärm hörten, der aus der unteren Etage des Bordells kam. Srikanth wollte gerade gehen und nachschauen, als plötzlich Roshan im Türrahmen stand. Wie vom Donner gerührt hielt Srikanth mitten in seiner Bewegung inne und starrte fassungslos in Roshans Richtung. Tausend Gedanken rauschten ihm mit einem mal durch den Kopf, doch die größte Sorge in diesem Moment war für ihn, Ganga und das Baby in Sicherheit zu bringen. Doch noch bevor er reagieren konnte, ergriff Roshan das Wort: „Da sind ja meine beiden Lieblingsangestellten. Es hat lange gedauert bis ich mich von deinem kleinen `Abschiedsgeschenk´ erholt hatte und nun erfahre ich, dass unsere liebe Ganga sogar ein Kind zur Welt gebracht hat...“, meinte er und seine Worte trieften vor bitterbösem Sarkasmus, doch Srikanth ließ sich davon nicht beeindrucken. „Anscheinend war mein `Abschiedsgeschenk´ aber nicht deutlich genug, wenn du hier wieder auftauchst. Ganga ist nicht dein Eigentum und du brauchst dir auch keine Gedanken um das Kind machen, denn es ist nicht von dir.“, gab er zurück und funkelte Roshan wütend an. Dabei hatte er allerdings immer Ganga und die kleine Kinderwiege, vor der sie schützend stand, im Augenwinkel, um ihnen im Notfall sofort zu Hilfe kommen zu können. Roshan stutzte bei Srikanths Worten. Dass das Kind nicht von ihm sein könnte, schien er nie in Betracht gezogen zu haben. Als Srikanth Roshan so in seiner Verwirrung musterte, fiel ihm auf, wie abgemagert er aussah. Er hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen und hatte sicher um die 15 Kilo abgenommen. Srikanths Abschiedsgeschenk, wie Roshan es genannt hatte, hatte also anscheinend eine größere Wirkung hinterlassen, als er gedacht hatte. „... Dann nehme ich an, dass das Kind von dir ist?“, fragte Roshan schließlich nachdem er eine Weile nachgedacht zu haben schien. Srikanth nickte kurz und wortlos und wartete gespannt auf Roshans nächste Aktion, doch dieser wendete sich Ganga zu und meinte zu ihr: So ist das also... Erst verweigerst du dich mir eine halbe Ewigkeit und dann hast du auch noch eine Affäre mit diesem Bastard dort, du kleines Flittch...“ „Wage es dir nicht, dieses Wort zu Ende zu sprechen!“, fuhr Srikanth ihm aufgebracht dazwischen. „Du hast ihr schon genug angetan. Du hast nicht einmal das Recht sie überhaupt anzusprechen, geschweige denn ihr solche Verleumdungen an den Kopf zu werfen!“, fügte er wütend hinzu und ballte die Fäuste. Roshan begann bei Srikanths Anblick zu grinsen. „Wieso denn gleich so aufbrausend? Denkst du, dass ich Angst vor dir habe? Mir ist zu Ohren gekommen, dass Girish spurlos verschwunden ist und nach dem ganzen Ärger mit euch kann ich mir schon sehr gut vorstellen, was mit ihm geschehen ist, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich noch eine Rechnung mit euch beiden offen habe und ihr diese ganz bestimmt begleichen werdet.“ Roshans Ton war drohend und Srikanth wusste, dass er es ernst meinte. Er war flüchtig einen Blick zu Ganga und sah, wie sie Lavali aus der Wiege hob und in den Arm nahm, da sie angefangen hatte zu schreien. Auch Roshan blickte zu ihnen hinüber und nutzte augenblicklich den Moment aus, in dem Srikanth kurz unaufmerksam war, und sprang auf sie zu, während er einen langen Dolch zückte. Als Ganga diesen sah, schrie sie erschrocken auf und drehte sich aus einem Reflex heraus um, um Lavali zu schützen. In diesem Moment spürte sie auch schon, wie sich der Dolch in ihren Rücken bohrte. Ein dumpfes Geräusch entrann ihrer Kehle, bevor sie auf den Boden sackte. Fassungslos starrte Srikanth sie an, wie sie nach Atem rang und ein kleines Rinnsal Blut aus ihrem Mund tropfte, sie dabei aber immer noch Lavali festhielt, damit sie nicht auf den Boden fiel. Wutentbrannt und mit Tränen in den Augen stürzte Srikanth sich auf den hämisch grinsenden Roshan und warf ihn zu Boden, wo er immer wieder mit seinen Fausten auf ihn einschlug bis Blut spritzte. Schließlich nahm er sich den am Boden liegenden Dolch und rammte ihn mit voller Kraft in Roshans Brust. Als Srikanth spürte wie das Leben aus Roshans Körper wich und sein Körper sich entspannte, sprang er von ihm herunter und eilte zu Ganga, die schwer nach Luft ringend und mit Lavali auf dem Arm an der Wand gelehnt saß und am ganzen Körper zitterte. Srikanth nahm sie vorsichtig in den Arm und bemerkte dabei, die klaffende Wunde an ihrem Rücken, aus der unaufhörlich Blut sickerte. Er zog seine Kurta aus und versuchte, die Blutung zu stoppen, doch es schien aussichtslos und plötzlich spürte er auch Gangas Hand auf seinem Arm. „H... Hör bitte auf... Es ist... zu spät...“, brachte sie mühsam hervor und schaute ihn flehend an. Srikanth schüttelte trotzig den Kopf, während heiße Tränen seine Wangen hinunterliefen. „Nein. Bleib bei mir. Du kannst nicht...“, flüsterte er mit erstickter Stimme, doch Ganga unterbrach ihn. „Pass... auf unsere... Lavali auf... Sie braucht dich...“ Auch ihr stiegen nun Tränen in die Augen. „Es tut mir so leid...“, flüsterte sie. „Ich liebe...“ Dann erstarb ihre Stimme. Mit tränenverschleierten Augen starrte Srikanth sie an und spürte, wie sich ihre Körperspannung löste. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde gleich zerspringen, denn noch nie in seinem Leben hatte er einen solchen Schmerz empfunden. Er wollte es herausschreien, doch seine Stimme versagte. Und so war das einzige Geräusch im Raum das Weinen der kleinen Lavali, die noch immer von den leblosen Armen ihrer Mutter gehalten wurde. Epilog: -------- 18 Jahre später Als Srikanth von der Feldarbeit nach Hause kam, sah er schon von Weitem, dass Lavali aufgeregt auf ihn zugerannt kam. Als sie ihn erreicht hatte und wieder zu Atem gekommen war, meinte sie: „Papa, du wirst es nicht glauben, aber Ram hat mich endlich gefragt, ob ich ihn heiraten will!“ Srikanths Gesicht erhellte sich und er nahm seine Tochter in den Arm. „Und was machst du, wenn ich `nein´ sage?“, neckte er sie, woraufhin sie ihn in den Arm kniff und sagte: „Das würdest du nie tun, denn du wünschst dir das doch mindestens genauso sehr wie ich.“ Dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und rannte davon in Richtung des Hauses von Amar. Srikanth schaute ihr lächelnd hinterher und konnte nicht glauben, dass Lavali nun schon heiraten würde. Es kam ihm vor wie gestern, als er sie das erste Mal in seinen Armen gehalten und sich mit Ganga über ihre Tochter gefreut hatte. Seitdem war nun schon so viel Zeit vergangen, doch er hatte Ganga nie vergessen und sich auch nie eine andere Frau gesucht. Sie war die Liebe seines Lebens gewesen und ihr Verlust schmerzte ihn noch genauso sehr wie in der Sekunde, wo sie aufgehört hatte zu atmen. Nach ihrem Tod war es einzig Lavali gewesen, die ihn am Leben erhalten hatte. Er war mit ihr und Gayatri zurück in sein Haus in seiner Heimatstadt gezogen, wo er erfahren hatte, dass Amar bald Vater werden würde. Die Zeit war wie im Fluge vergangen, doch Ganga hatte er nie vergessen, ebenso den tiefen Schmerz und das riesige Loch, das sie hinterlassen hatte. Ihren Leichnam hatte er natürlich ebenfalls mitgenommen und er besuchte jeden Tag ihr Grab hinter ihrem Haus, um ihr alles über seinen Tag zu berichten. Dieses kleine Ritual war ihm wichtig und es ließ ihn weiterhin durchhalten, denn er konnte nicht leugnen, dass er den Tag herbeisehnte, an dem er endlich wieder mit seiner Liebe vereint sein würde. Doch er blieb am Leben, und wenn es nur für Lavali war. Sie war sein größter Schatz und sie glich mit jedem Tag mehr ihrer Mutter. Die Augen, das schöne Gesicht, die Haare, sie glich ihr beinahe wie eine Zwillingsschwester. Wenn Srikanth ihr das erzählte, freute sie sich, denn auch sie vermisste ihre Mutter, auch wenn sie sie nie hatte kennenlernen können. Gayatri hatte zwar immer ihr Bestes gegeben, um Lavali zu erziehen und Mutterliebe zu geben, doch die richtige ganz und gar Mutter zu ersetzen, war ihr nicht gelungen. „Also sind wir endlich bald verwandt, Yaar!“, hörte Srikanth plötzlich Amar sagen und spürte dessen Hand auf seiner Schulter, die ihn aus seinen Gedanken riss. Srikanth setzte ein Lächeln auf und meinte: „Das wurde ja auch Zeit, hai na?!“ Amar nickte grinsend, doch als er Srikanths abwesenden Gesichtsausdruck sah, meinte er vorsichtig: „Du wünschst dir, dass Ganga Lavalis Hochzeit miterleben würde, hai na...?“ Srikanth schüttelte mit gesenktem Blick den Kopf. „Sie ist immer da und sie wird auch die Hochzeit sehen. Und sie wird glücklich darüber sein, denn einen besseren Mann als deinen Ram hätte Lavali nicht finden können...“, meinte er und lächelte etwas bedrückt. Amar schwieg, denn er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, wo er doch genau wusste, wie sehr Ganga Srikanth noch immer fehlte. Dann allerdings lächelte Srikanth aus vollem Herzen und meinte, während er einen Arm um Amar legte und ihn so zum Gehen in Richtung von Srikanths Haus bewegte: „Und jetzt lass uns über die Hochzeit reden, denn ich will Ganga schließlich nicht enttäuschen...“ ˙·•● ENDE ●•·˙ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)