Pyaara Khatra von elfogadunk (Liebliche Gefahr) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- „Also was willst du wissen?“, fragte Ganga, während sie ihre Beine an ihren Oberkörper heranzog und ihre Arme um darum legte. Sie hatte ihr Versprechen gehalten und war zwei Wochen später wiedergekommen. Sie und Srikanth saßen wieder auf dem alten Karren am Feldrand außerhalb der Stadt. „Dasselbe wie das letzte Mal. Wie bist du bei Girish Babu gelandet?“, gab Srikanth zurück und schaute sie erwartungsvoll an, doch sie seufzte nur. Das Thema schien ihr nicht zu gefallen, doch schließlich überwand sie sich und erzählte: „Meine Eltern hatten hohe Schulden bei ihm. Als ich geboren wurde, forderte er mich zur Begleichung und versprach, danach nie wieder Ansprüche an sie zu erheben. Verzweifelt wie sie waren, willigten sie ein, doch natürlich hatte Girish Babu sie übers Ohr gehauen. Immer wieder ging er zu ihnen und forderte Zinsen ein. Als sie sich eines Tages weigerten und sogar mich zurück verlangten, verschwanden sie eines Tages plötzlich und sind nie wieder aufgetaucht...“ Ganga machte eine kurze Pause, in der sie die Augen schloss und mit ihren aufgewühlten Erinnerungen kämpfte. „Girish Babu ließ mich durch eines seiner Mädchen, Gayatri, aufziehen und in klassischem Tanz unterrichten. Als ich heranwuchs, erkannte er mein Talent und hütete mich wie seinen Augapfel, da er wusste, dass er mit mir viel Geld verdienen können würde...“ Als sie mit ihren Ausführungen endete, kochte Srikanth vor Wut. Was bildete sich dieser Girish ein? Dass er Gott war? „Ich verstehe dich nicht... Wieso bleibst du nur bei diesem Scheusal? Er hat deine Eltern auf dem Gewissen und trotzdem...“ Srikanth versuchte das Unverständnis in seiner Stimme zu unterdrücken, doch das gelang ihm nicht vollständig. „Was soll ich denn sonst tun? Ich habe dort meine Freunde und ich habe im Leben nichts anderes als das Bordell kennengelernt. Wegen Girish Babu bleibe ich ganz bestimmt nicht dort...“, erklärte Ganga, doch er wollte sich nicht so leicht abschütteln lassen. „Und was machst du, wenn er dich letztendlich doch verkauft?! Wirst du das auch stillschweigend hinnehmen? Noch bist du eine ehrenwerte Frau, Ganga. Wenn du von dort fliehst, stehen dir alle Türen offen...“, versuchte er auf sie einzureden, doch sie ließ sich nicht umstimmen. „Ich werde nicht fliehen... Girish Babu würde mich früher oder später sowieso finden, also was soll das Ganze...?“ Srikanth schnaubte frustriert, denn er verstand Ganga nicht. „Du müsstest das ja auch nicht alleine machen. Ich würde dir helfen und wir könnten dann...“ Sie brachte ihn mit ihrem Blick zum Schweigen und meinte: „Ich weiß, dass du mir nur helfen willst, aber das musst du nicht. Denn auch wenn du es nicht nachvollziehen kannst, so bin ich doch mit meinem Leben zufrieden.“ Srikanth wandte sich ab. Damit wollte er sich nicht einfach zufrieden geben, denn wenn Ganga so weiter lebte, wie bisher, würden sie sich immer nur heimlich treffen dürfen und dieser Gedanke war ihm zuwider. Außerdem würde Girish sicher irgendwann etwas von ihren Treffen mitbekommen und was dann los sein würde, wollte sich er gar nicht ausmalen. Ganga fasste Srikanths Schweigen fälschlicherweise als stumme Zustimmung auf und meinte: „Mach dir einfach keine weiteren Gedanken darüber. Es wird alles gut gehen.“ Dann stand sie auf und wollte gehen, da es langsam Zeit wurde, doch in diesem Moment griff Srikanth nach ihrer Hand und zog sie zu sich. „Glaub nicht, dass ich so schnell aufgebe... Ich werde dich ganz bestimmt nicht diesem widerlichen Kerl überlassen...“, meinte er entschlossen und hauchte ihr dann ins Ohr: „... Lavali...“ Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und ließ die Schauer, die sein heißer Atem über ihren Körper jagte, wirken, doch dann machte sie sich von ihm los und sagte, ohne ihn anzusehen: „Bis in zwei Wochen, Srikanth...“ Widerwillig ließ er sie gehen, doch er wusste, dass es ihm langsam aber sicher gelang, sie von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen und sie auf seine Seite zu ziehen. Wieder stand Srikanth vor dem Bordell in Pataliputra. Ganga war zu ihren letzten beide Treffen nicht erschienen und er befürchtete das Schlimmste. Entweder hatte Girish von den Treffen erfahren oder er hatte Ganga verkauft. Srikanth wusste nicht, was schlimmer gewesen wäre. So stand er nun auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einem Gebüsch versteckt und beobachtete das Gebäude, als plötzlich jemand heraus- und auf ihn zukam. „Ey!“, rief die anscheinend weibliche Person, doch da Srikanth definitiv ausschließen konnte, dass es sich um Ganga handelte, war er drauf und dran, zu verschwinden, als die Person plötzlich seinen Namen rief. Verwirrt blieb er stehen und drehte sich um. „Ihr seid Srikanth?!“, fragte die Frau (1) noch einmal nach, woraufhin er nickte. „Und wer seid Ihr?“, wollte er wissen. „Mein Name ist Gayatri. Ganga schickt mich.“ Als sie Gangas Namen aussprach, schlug ihm sein Herz plötzlich bis zum Hals. „Ich soll Euch ausrichten, dass Ihr es gut sein und sie in Ruhe lassen sollt.“ „Arre kya?! Wieso denn das auf einmal...? Was ist mit ihr...? Gayatri ji, ich weiß, dass da mehr dahinter stecken muss. Bitte sagt es mir!“ Nach kurzem Schweigen, in der sie nachzudenken schien, meinte Gayatri schließlich vorsichtig: „Irgendjemand muss Girish von euren Treffen erzählt haben... Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie ungehalten er darüber reagiert hat...“ Ihre Worte fühlten sich für Srikanth an, wie ein heftiger Schlag in die Magengrube. „Außerdem... Außerdem hat Girish letzte Woche jemanden gefunden, der den horrenden Preis, den er für Ganga fordert, bezahlen würde...“, fügte sie mit trauriger Stimme hinzu. Srikanth konnte nicht anders, als Gayatri mit offenem Mund anzustarren. Er konnte seinen Ohren nicht trauen. Nun waren also tatsächlich die beiden schlimmsten Szenarien eingetreten, die er sich hatte vorstellen können. Als er schließlich halbwegs seine Fassung wiedergefunden hatte, fragte er: „Und Ganga...? Wie geht es ihr?“ „Mittlerweile wieder ganz gut... Ihre Wunden heilen recht schnell, sind aber immer noch deutlich zu sehen...“ „Ich... Kann ich zu ihr? Ich muss sie sehen... Bitte, Gayatri ji...!“, bat Srikanth, woraufhin sie nachdenklich mit dem Kopf schüttelte. „Girish ist im Moment nicht da... Ich könnte dich durch die Hintertür einschleusen... Aber du weißt, wie gefährlich das ist. Für uns alle!“ Als Ganga Srikanth sah, zog sie sich auf der Stelle ihren Dupatta übers Gesicht und schimpfte: „Was will er hier?! Gayatri, ich habe dich doch gebeten, ihn wegzuschicken!“ Trotz ihrer ernsten Situation konnte Srikanth sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Du müsstest doch langsam wissen, dass man mich nicht so leicht abschütteln kann.... Und jetzt zeig mir, was dieses Scheusal mit dir angestellt hat...“ Er kniete sich neben sie aufs Bett und lüftete ihren Dupatta. Ihr Anblick zeriss ihm beinahe das Herz. Mittlerweile gelbgrün gewordene blaue Flecken zierten ihr rechtes Augen und ihre Wange, an der Lippe hatte sie eine Platzwunde und am Hals und an den Armen deutliche Würge- und Druckmale. „Sie wird noch so lange bleiben bis alles verheilt ist. Dann wird Girish sie wegschicken. Das Geld hat er schon kassiert...“, meinte Gayatri und setzte sich auf die andere Seite des Bettes. „Dieses menschenverachtende Schwein... Wie könnt ihr nur alle bei ihm leben?“, wollte Srikanth aufgebracht wissen. „Solange man tut, was er verlangt, ist man auf der sicheren Seite und er kümmert sich gut um alle Mädchen...“, gab Gayatri zurück. „Doch sobald man nicht nach seiner Pfeife tanzt...“ Srikanth schüttelte voller Unverständnis den Kopf. Dann nahm er Gangas Hand und meinte: „Ich werde nicht mit ansehen, wie du verkauft wirst. Ob du willst oder nicht, ich werde dich jetzt mitnehmen!“ (1) http://i42.tinypic.com/b5p7c7.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)