Pyaara Khatra von elfogadunk (Liebliche Gefahr) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Zwei Tage später stand Srikanth abends wieder vor dem Bordell in Pataliputra. Unschlüssig, ob er einfach hineingehen sollte, drückte er sich vor dem Gebäude herum und spielte mit dem Beutel voller Münzen, die er sich von Amar geliehen hatte, um sich noch einen Privattanz von Ganga leisten zu können. Schließlich atmete er einmal tief durch und betrat das Bordell. Verwundert betrachtete er die Inneneinrichtung. Die vielen Sitzgruppen waren verschwunden, stattdessen gab es nun nur noch einen großen Tanzbereich in der Mitte des Raumes, um den herum Kissen drapiert waren, auf denen es sich die Gäste des Etablissements gemütlich gemacht hatten. Kaum war Srikanth eingetreten, wurde er vom Kassierer aufgehalten. „Erst wird gezahlt.“, meinte er harsch, doch nachdem Srikanth ihm das Geld gegeben hatte, ließ er ihn durch. In dem Moment begannen die Musiker, auf ihren Trommeln und Lauten zu spielen. Als Srikanth sich ein wenig umsah, erblickte er Ganga (1). Ihre Schönheit raubte ihm beinahe den Atem, vor allem als sie begann, zu tanzen. Ihr Tanz war anspruchsvoller als das letzte Mal, doch auch diesen meisterte sie mit Perfektion. Jede Bewegung, jeder Schritt saß. Und nicht nur Srikanth war beeindruckt, auch die restlichen Männer starrten Ganga mit offenen Mündern an. Ihr anfänglicher Soloauftritt wurde jedoch nach und nach durch weitere Tänzerinnen ergänzt. Als die Darbietung zu Ende war, kam tosender Beifall auf und es wurden Forderungen nach Zugaben laut, welche Girish Babu allerdings mit seinem Auftreten verstummen ließ. Er legte seinen Arm um Ganga, die in diesem Moment Srikanth entdeckt hatte und ihn überrascht anstarrte, und meinte mit erhobener Stimme zu seinen Gästen: „Unser Haus fühlt sich geehrt, dass Euch die Darbietung unserer lieblichen Ganga gefallen hat. Euch wird erfreuen, zu hören, dass es durchaus möglich ist, ihr ganz persönlicher Herr zu werden. Gegen den entsprechenden Preis versteht sich...“ Srikanth wurde übel bei Girishs Worten und wie er über Ganga sprach, als sei sie nur irgendeine Ware. Er musste unbedingt verhindern, dass sie an einen dieser steinreichen, geifernden Männer verkauft wurde. Während er Ganga und Girish weiter beobachtete, sah er, dass sie Girish etwas zuflüsterte, woraufhin er nickte. Dann schenkte sie Srikanth kurz einen unauffälligen Blick und lief zur Hintertür hinaus. Er verstand sofort und verließ das Bordell. Nachdem er sich draußen kurz umgesehen hatte, sah er Ganga neben dem Gebäude stehen. Sofort lief er zu ihr. Sie nahm ihn am Handgelenk und zog ihn in eine dunkle Ecke. „Was machst du hier?“, fragte sie ihn aufgebracht, versuchte aber, ihre Stimme gedämpft zu halten. „Du siehst wunderschön aus...“, flüsterte Srikanth während sein Blick über ihren Körper wanderte, doch sie schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf. „Bist du so erpicht darauf, dass Girish Babu dich zwischen die Finger bekommt?!“ „Dieser Girish ist mir egal. Ich bin wegen dir hier. Ich werde nicht zulassen, dass du wie ein Stück Vieh verkauft wirst...“ „Mach dir darüber keine Gedanken. Girish Babu ist viel zu gierig. Keiner der Männer wird je einen Preis bezahlen, der ihm hoch genug wäre. Seit über einem Jahr wartet er mittlerweile darauf.“, klärte Ganga ihn auf, doch er wollte sich nicht zufrieden geben. „Aber irgendwann wird jemand kommen. Ich will nicht so lange warten. Komm mit mir. Dann können wir...“ Doch sie brachte ihn zum Schweigen, indem sie ihre Hand über seinen Mund legte. „Lass diesen Unsinn. Wieso sollte ich von hier weggehen? Hier habe ich ein Dach über dem Kopf und ich führe ein gutes Leben. Ich wäre wahnsinnig, wenn ich das aufgeben würde. Außerdem kennen wir uns kaum. Woher soll ich wissen, dass du keine unlauteren Absichten verfolgst?“ Srikanth nahm ihre Hand und küsste ihre Handfläche. „Dann lass uns uns näher kennenlernen...“, schlug er vor, doch sie zog ihre Hand weg. „Du solltest jetzt wirklich gehen.“ „Nur wenn du mir versprichst, dass du mich besuchen kommst.“ „Geh jetzt!“, forderte sie ihn erneut auf und wollte sich an ihm vorbei drängen, doch er hielt sie auf. „... Versprich es...“ Nach kurzer Stille willigte sie schließlich ein und verschwand zurück ins Bordell. Jeden Tag hielt Srikanth nun Ausschau nach Ganga, doch erst nach fast zwei Wochen, wo er sich schon mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass sie ihn angelogen hatte, damit er sie in Ruhe ließ, tauchte sie schließlich auf. „Also... Hier bin ich.“, meinte sie und schaute ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Erwartung an, doch er grinste nur. Das verging ihm allerdings, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. „Und wie lange kannst du bleiben?“, wollte er wissen. „Nicht lange... Höchstens bis Sonnenuntergang.“, meinte sie und schob ihren Dupatta auf ihrem Kopf zurecht. Nach kurzem Überlegen meinte er: „Dann komm mit.“ Daraufhin sprang er aus seinem Stand heraus und verschloss ihn. Ganga wollte noch protestieren, doch er hatte schon ihre Hand ergriffen und sie mit sich gezogen. Erst als sie an einem Feld etwas außerhalb der Stadt ankamen, machten sie Halt. Srikanth bedeutete Ganga, dass sie sich auf den alten Karren, der am Wegrand stand, setzen sollte. „Also gut. Sag mir, wie du in dem Bordell gelandet bist.“, forderte er, als er neben ihr Platz genommen hatte. Verständnislos schaute sie ihn an. „Wieso sollte ich das tun?!“ „Weil wir uns näher kennenlernen wollen oder nicht?“ „Du. Du willst, dass wir uns näher kennenlernen.“, stellte sie fest und legte ihre Hände in den Schoß. „Du wirst es auch noch wollen, glaub mir...“, flüsterte er ihr ins Ohr und strich mit seinem Zeigefinger über ihren Handrücken, was ihm aber nichts als einen verständnislosen Blick und einen Schlag auf die Schulter einbrachte. „Wenn deine Absichten nur daraufhin abzielen, mich zu verführen, dann bin ich auf der Stelle weg.“, warnte sie ihn mit erhobenem Finger. Für den Moment gab Srikanth sich also geschlagen und wechselte das Thema: „Also gut, dann werde ich dir etwas über mich erzählen, wenn du nichts dagegen hast.“, bot er an. Sie zeigte sich zwar skeptisch, aber einverstanden. Srikanth erzählte von allem, was ihm in den Sinn kam, um möglichst viel von sich preiszugeben, damit sie im Anschluss dasselbe tat. Zu seiner Erleichterung hörte sie ihm gespannt zu, während er über seine Kindheit und seine Eltern erzählte. Es tat ihm gut, nach langer Zeit wieder über diese persönlichen Dinge zu reden und sich somit auch wieder an ein paar Sachen zu erinnern, die er beinahe vergessen hätte. Er ärgerte sich, als Ganga anmerkte, dass sie gehen musste, doch als er merkte, dass sie auch noch gern länger geblieben wäre, fühlte er sich etwas besser und meinte: „Und das nächste Mal erzählst du mir etwas über dich.“ Sie schien einen Moment nachdenken zu müssen, doch dann erwiderte sie: „... Ich kann aber erst frühstens in zwei Wochen wiederkommen... Wenn nicht sogar erst in vier...“ Er sah es als kleinen Sieg an, dass sie nicht protestierte, doch die Aussicht darauf, sie erst in mehreren Wochen wiederzusehen, gefiel ihm gar nicht. Da es alerdings nicht anders zu gehen schien, willigte er ein. „Du weißt, wo du mich findest. Ich warte auf dich.“, meinte er und schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln, das sie sogar schwach erwiderte. Gemeinsam liefen sie zurück in die Stadt, wo sich ihre Wege schließlich trennten. Srikanth schaute ihr wieder so lange nach bis sie aus seinem Sichtfeld verschwunden war, doch zum ersten Mal seit er Ganga getroffen hatte, verspürte er keine Ungewissheit bei ihrem Abschied, sondern Vorfreude auf das nächste Treffen mit ihr. (1) http://i43.tinypic.com/vmy99v.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)