Pyaara Khatra von elfogadunk (Liebliche Gefahr) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Im Jahre 408 n. Chr. in einer kleinen Stadt in der Nähe von Pataliputra (1) Gelangweilt saß Srikanth in seinem kleinen Marktstand und beobachtete die vorbei laufenden Menschen. Ab und zu hielt jemand bei ihm an und schaute sich die Armreifen an, die er verkaufte, doch kaum jemand schien echtes Interesse zu haben. Dieser Umstand war Srikanth im Moment auch lieber. Er war müde und hatte keine Lust, mit jemandem zu sprechen. In der Hoffnung, viele schöne Frauen kennenzulernen, hatte er diesen Stand ursprünglich eröffnet. Doch leider bestand seine Kundschaft meist aus Frauen mittleren Alters. Die paar jungen Mädchen, die er in einer Woche zu Gesicht bekam, konnte er für gewöhnlich an einer Hand abzählen. Und die meisten von ihnen waren zudem sowieso schon verheiratet oder einfach nicht nach seinen Geschmack. Dabei hatte er sich alles so schön ausgemalt: Wenn er seinen Kundinnen beim Überstreifen der Armreifen zu Hilfe kommt, schaut er ihnen tief in die Augen. Sein Blick verspricht ihnen die Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche und noch so vieles mehr. Nach Geschäftsschluss warten sie hinter seinem Stand auf ihn, um sich ihm schließlich hinzugeben. Wenn er ihnen sagt, dass er kein Mann für Beziehungen ist, sind sie ihm nicht böse, denn sie haben ihm die schönsten Erinnerungen ihres Lebens zu verdanken und werden ihm ewig... Das Klimpern von Armreifen riss ihn aus seinen Gedanken. Genervt knurrte er leise vor sich hin und hob dann seinen Blick, um seine potentielle Kundin zu mustern. Als er allerdings sah, dass sie ihren Dupatta eng um ihre Schultern gelegt und sich zudem noch ihr Gesicht damit verschleiert hatte, verlor er sofort wieder sein Interesse. Diese Art von Kleidungsstil konnte nur bedeuten, dass die Dame bereits verheiratet war und auf wütende Ehemänner hatte er wahrlich keine Lust. Enttäuscht wandte er sich also ab und träumte weiter vor sich hin bis er erneut gestört wurde. „Wie viel kosten denn diese Armreifen?“, erkundigte sich die Frau mit dem Dupatta. „Kommt drauf an, wie viele und welche Ihr wollt.“, entgegnete er gelangweilt, woraufhin sie nur ein „Hm...“ von sich gab und dann weiter die Armreifen betrachtete. „Thik hai, ich nehme diese hier.“, meinte sie nach einer Weile und hielt ihm ein Bündel rot-goldener Armreifen hin. „Die sind aber nicht billig...”, stellte Srikanth fest und beäugte seine Kundin skeptisch. „Das ist kein Problem...”, entgegnete sie und griff unter ihren Dupatta, um ihr Geld herauszunehmen. Dabei verhakte sich einer der Armreifen, die sie trug, im Stoff und zog ihn ihr somit vom Kopf. Entsetzt richetet sie ihn sofort wieder, doch Srikanth hatte genug gesehen. Ihr hellbrauner Teint, ihre haselnussbraunen Augen, ihre weich geschwungenen Lippen. Das reichte aus, damit er auf der Stelle fasziniert von ihr war. Doch hatte er da nicht auch ein Veilchen an ihrem Auge... Hastig warf sie ihm ein paar Münzen hin, nahm die Armreifen und wollte verschwinden, doch so leicht wollte sich Srikanth nicht abschütteln lassen. Sie hatte kein Sindur getragen und war demnach auch noch nicht verheiratet. Also sprach für ihn nichts dagegen, sie anzusprechen. Eilig sprang er aus seinem Stand heraus und lief ihr nach. Nachdem er sie kurzzeitig aus den Augen verloren hatte, fand er sie schließlich aufgrund des Klimperns ihrer Fußkettchen in einer kleinen Seitenstraße, die aus der Stadt hinaus führte, wieder. Ihm fiel bald auf, dass sie ihn anscheinend nicht bemerkt hatte und so folgte er ihr noch ein kleines Stück unauffällig. Kurz bevor sie das Ende der Gasse erreicht hatte, nahm er sie schließlich am Arm und drehte sie zu sich um. Sie gab einen erschreckten Laut von sich und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Er ließ sie sofort los, als er merkte, dass er ihr Angst machte. „Wieso verfolgst du mich?“, wollte sie aufgeregt wissen. Da er ihr seine wahre Intention nicht verraten wollte, versuchte er sich heraus zu reden: „Du... … Du hast dein Wechselgeld vergessen.“ „Behalt es.“, meinte sie knapp und wollte gehen, doch er stellte sich ihr in den Weg. „Und außerdem... würde es mich sehr interessieren, wer dir dieses blaue Auge verpasst hat...“, meinte er und hob vorsichtig ihren Dupatta, um in ihr Gesicht zu schauen. Sie schlug seine Hand weg und trat einen Schritt zurück. „Ich wüsste wirklich nicht, was dich das angeht. Und jetzt lass mich in Ruhe.“, herrschte sie ihn an und wandte sich erneut zum Gehen. Srikanths Kampfgeist und auch seine Neugier waren jedoch geweckt und er dachte gar nicht daran, sie gehen zu lassen. „Dann verrate mir wenigstens deinen Namen.“, meinte er und hielt sie am Handgelenk fest, woraufhin sie ihm einen wütenden Blick schenkte. „Wieso sollte ich das tun?“ Er zog sie näher zu sich heran und hauchte ihr ins Ohr: „Damit ich ihn nachts flüstern kann, wenn ich von dir träume...“ Sie zuckte bei seinen Worten zusammen und wand sich aus seinem Griff heraus. „Für was hältst du mich eigentlich?!“, fuhr sie ihn an. „Zügle deine Zunge oder...“ „Oder was?“, fiel er ihr ins Wort. „Kommt dann derjenige, dem du das Veilchen zu verdanken hast und verprügelt mich?“ Zur Weißglut gebracht, riss sie sich ihren Dupatta vom Kopf und zeigte auf ihr blaues Auge. „Ganz genau. Und das hier wäre nur ein ganz kleiner Vorgeschmack auf das, was dich erwarten würde!“, drohte sie ihm. Während sie sprach, sah Srikanth, dass sie auch leichte Würgemale am Hals hatte. Doch selbst mit diesen Spuren war sie eine solche Schönheit, wie er sie selten zuvor gesehen hatte. Ihr langes Haar fiel leicht gelockt über ihre Schultern bis zur Taille und umrahmte ihr Gesicht perfekt. Ihr entschlossener Blick, der ihn fixierte und ihr süßlicher Duft, der zu ihm herüberwehte, zogen ihn in ihren Bann. „... Lavali...“, meinte er leise und zog somit ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Kya?!“ „Ich sagte `Lavali´ (Nelke).“, wiederholte er. „Wenn du mir deinen Namen nicht verraten willst, nenne ich dich eben so...“ Mit einem verständnislosen Blick meinte sie: „Tu, was du nicht lassen kannst.“ Damit wandte sie sich um und ging. Er wollte sie noch einmal aufhalten, doch ihm fiel nichts mehr ein, was er zu ihr hätte sagen können und außerdem hatte er das seltsame Gefühl, dass er sie wiedersehen würde. Ihr Gesicht hatte sich ihm jedenfalls ins Gedächtnis gebrannt und er würde sie jederzeit und überall auf der Stelle wiedererkennen. Nachdem sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Verkaufsstand. Schon von Weitem konnte er sehen, dass einige Armreifen fehlten, die noch da gewesen waren, bevor er Lavali hinterhergerannt war. Er atmete genervt aus. Niemandem konnte man hier trauen. Sobals sich eine günstige Gelegenheit ergab, wurde hier jeder zum Dieb. Auch das Geld, das Lavali ihm hingeworfen hatte, war verschwunden. Im Kopf seine Verluste durchrechnend, fragte er sich, ob sie das überhaupt wert gewesen war. Als ihm allerdings ihre wundervollen Lippen und ihre ausdrucksstarken Augen wieder in den Sinn kamen, verflogen die Zweifel sofort wieder und er hoffte inständig, sie tatsächlich bald wiederzusehen. (1) http://de.wikipedia.org/wiki/Pataliputra Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)