Liebe auf Umwegen von Priestly (Crazy in Love J²) ================================================================================ Kapitel 18: Bittere Wahrheit ---------------------------- Er stand vor der Tür seine Hände fassten zitternd und schweißnass nach dem Griff. Was würde ihn erwarten? Was sollte er sagen? Sollte er überhaupt etwas sagen oder…? Er wusste es einfach nicht, in seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Er atmete tief ein und drückte die Türklinke nach unten. Jared trat in das Zimmer und blickte auf Jensen, welcher im Bett lag. Der Ältere blickte auf, als er hörte, wie jemand eintrat und verspannte sich als er sah, dass es Jared war. Beide starrten sich einfach nur in die Augen und es schien, als würde die Zeit stehen bleiben. Smaragdgrün versank in Schokoladenbraun und umgekehrt. Jared riss sich von Jensens Augen los und ging langsam einen Schritt ins Zimmer. Noch immer hatte keiner ein Wort gesagt, es war so still, dass man sogar einen Stecknadel hätte fallen hören können. Jared überkam plötzlich ein eisiger Schauer und er schüttelte sich leicht. Die Nervosität war ins Unermessliche gestiegen, es schien ihm als würde er keine Luft bekommen. Seine Kehle schnürte sich zu und er ging schnell ans Fenster, um es auf zu reißen und den Sauerstoff, nach welchem seine Lungenflügel schrien, ein zu atmen. Er klammerte sich an das Fensterbrett und starrte nach unten auf den Krankenhausparkplatz. Noch vor einer halben Stunde hätte er nicht glücklicher sein können. Donna hatte ihn endlich nach einem Monat angerufen und ihm mitgeteilt, dass Jensen ihn sehen wollte. Doch nun, sah es nicht danach aus, als wollte dies Jensen. Der starrte immer noch ein Loch in den Rücken von Jared, aber sagte kein Wort zu seinem ehemaligen besten Freund. Hatte er etwa die Sprache verloren? Jared überkam plötzlich ein seltsames Gefühl. Donna hatte ihm nie gesagt, warum Jensen so lange im Krankenhaus hatte bleiben müssen, sie meinte es ginge ihm den Umständen entsprechend. Was sollte das nun wieder heißen, den Umständen … den Umständen, dass er eine Treppe hinunter gestürzt war? Das er vor nicht all zu langer Zeit sein Gedächtnis, durch einen Streifschuss verschuldet, verloren hatte? Was genau waren den nun die Umstände? Jared wurde in seinem Grübeln unterbrochen, als es leise anklopfte und im nächsten Moment eine zierliche Frau herein trat. „Jensen, na wie sieht es aus? Wollen wir …“, sie verstummte, als sie Jared erblickte und wurde augenblicklich rot, „Oh Sie haben Besuch. Ich komme später wieder, in Ordnung?“, wollte die Krankenschwester wissen. „Ja, das wäre nett!“, antwortete Jensen und lächelte ihr liebevoll zu. Die Schwester erwiderte sein Lächeln und verließ wieder das Zimmer. Jared blickte etwas verstört auf die wieder geschlossene Tür und ballte seine Hände zu Fäusten. Er wurde sauer, er hatte jeden Tag, in jeder freien Minute an Jensen gedacht, sich gefragt, wie es ihm wohl ging und DER saß hier fröhlich im Krankenhaus, hatte keinesfalls seine Stimme verloren und ließ sich von hübschen Krankeschwestern verwöhnen … Er hatte wohl nur keine Lust mit ihm zu reden. Eigentlich wollte Jared den ersten Schritt tun, weil schließlich Jensen ihn hier haben wollte, aber so langsam kam es Jared nicht so vor. Der starrte ihn ja nur an und redete nicht mit ihm. Warum sollte er also DERJENIGE sein? Immer war er es, aber diesmal nicht. Jensen hatte gesagt, er wollte ihn nie wieder sehen und wenn er nun seine Meinung geändert hatte, sollte er das auch sagen. Jareds Wut stieg ins Unendliche, als Jensen immer noch nichts sagte und stieß das Fenster in seinem Rücken wieder zu und marschierte auf die Tür zu. Sollte Jensen doch weiter vor sich hin schweigen, Jared hatte keine Lust auf Kinderkarten! Er fasste den Türgriff an und drückte ihn nach unten. „Warte!“, erklang es leise vom Bett herüber, „Bitte … bitte geh nicht!“ Jared drehte sich langsam wieder zu Jensen und sah, wie dieser den Blick auf sein Laken geheftet hatte und zitterte. Jareds Wut zerplatzte wie eine Seifenblase und er ging schnell an die Seite seines besten Freundes. Er wusste nicht warum, aber er schmiss sich regelrecht an seinen Hals und vergrub sein Gesicht an der Schulter des Blonden. Jensen doch etwas überrumpelt von der plötzlichen Aktion, musste erst mal seine Fassung zurück erlangen, als er auch schon seine Arme um Jared legte und ihm über den Kopf strich. Und plötzlich erfüllte ein lautes Schluchzen den Raum. Jared verkrampfte sich und weinte hemmungslos gegen die Schulter des Älteren. Jensen drückte ihn enger an sich und lächelte traurig. „Schhhh … alles ist gut … Jay … hörst du?“, versuchte Jensen nun seinen Freund etwas zu beruhigen. Doch der klammerte sich immer mehr an seinen Freund, lag schon fast auf ihm drauf und sein Weinen wurde immer hysterischer. Jensen konnte ja nicht ahnen, dass er mit seiner Stimme, das bei seinem Freund ausgelöst hatte. Der Jüngere war einfach überfordert, seinen Freund endlich wieder so nah sein zu können. Ihn zu riechen, seine Wärme zu spüren und dann auch noch seine tiefe, männliche Stimme an seinem Ohr. Er hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, sie je wieder zu hören und nun …? Es war einfach zu viel. Jared war zu lange von Jensen getrennt gewesen, um damit aufhören zu können und Jensen ließ es zu. Er hielt ihn einfach fest in seinem Armen und streichelte ihm durch die langen braunen Haare. Nach ein paar Minuten, in denen Jared immer leiser geworden war und auch sein Körper nicht mehr von Erschütterungen bebte, hob er seinen Kopf an und blickte mit tiefen Schatten unter den rotgeweinten Augen zu Jensen. Erst jetzt sah er, dass dieser fast genauso schlecht aussah. Was er ihm dann auch ohne Umschweife sagte. „Du siehst scheiße aus!“, meinte Jared mit belegter Stimme und musterte seinen Freund besorgt. „Dir auch einen wunderschönen Tag, Sonnenschein!“, erwiderte Jensen nur, strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte ihn glücklich an. Und ohne Vorwarnung stand McKenzie im Zimmer. „Gott, wie ich das Lächeln vermisst habe!“, grinste sie die Beiden nur an. Jared lief rot an und stammelte vor sich hin. Er wollte gar nicht wissen, wie das gerade aussah: Er lag hier neben Jensen im Bett, eigentlich sogar auf ihm drauf und sie blickten sich tief in die Augen. Er versuchte etwas Abstand zu gewinnen und sah nur aus dem Augenwinkel, wie Jensens Lächeln verschwand und er fast schon enttäuscht und traurig aussah, als Jared sich von ihm löste und aufstand. Doch als er ihn musterte und schon fragen wollte, ob alles ok sei, war da wieder ein Lächeln auf seinen Lippen, jedoch sah es mehr so aus wie Jensens Schauspielerlächeln. „Na da bist du ja endlich, Jay … der war ja nicht mehr zu ertragen, der Kerl … Er …“ „Mc!“, unterbrach Jensen zischend seine Schwester, „Was willst du?“, wollte er dann gezwungener Maßen wissen. „Ich wollte unserm Big J hier „Hallo“ sagen! Schließlich habe ich ihn ja SEHR lange nicht mehr gesehen!“, dabei warf sie Jensen einen vielsagende Blick zu. „Und Mum will, dass du an die frische Luft gehst! Sie meint, es täte dir mal wieder gut! Der Junge muss endlich mal wieder Farbe ins Gesicht bekommen!“, machte sie ihre Mutter perfekt nach und bleckte sie Zähne. Jensen verschränkte die Arme vor der Brust und starrte nach draußen. „Ich hab Besuch! Vielleicht später … ja?“, meinte er dann etwas schmollend. „Wir können doch auch zusammen gehen!“, schaltete sich Jared in das Gespräch mit ein und erntete dabei einen entsetzten Blick von Jensen. „Nein … schon gut … ich mach das dann später!“, versuchte er sich aus der Affäre zu ziehen. Doch McKenzie strahlte nur und meinte dann:“Hervorragende Idee Jared! Ich sag der Schwester bescheid!“ Und mit einem Kussmund in Richtung Jared war sie auch schon wieder verschwunden. Jared beobachtete Jensen mit erhobener Augenbraue und zerbrach sich den Kopf darüber, warum Jensen nicht mit ihm raus wollte. Wollte er etwa nicht mit ihm gesehen werden? Nein, das war absurd … oder? Schon wieder wurde er in seinen Überlegungen unterbrochen, als die Krankenschwester von vorhin wieder herein kam. „So … hat ihre Schwester Sie also doch überreden können!“, meinte sie fröhlich lächelnd, „Soll ich ihnen helfen oder?“ „Nein, ich pack das schon!“, unterbrach Jensen sie schlecht gelaunt und würdigte Jared keines Blickes. Dieser verstand die Welt nicht mehr. Noch vor ein paar Minuten schien sein Freund hervorragende Laune zu haben und nun, schien die Temperatur im Zimmer auf Minusgrade gesunken zu sein. Die junge Dame nickte ihm nur zu und meinte im Gehen. „Gut, wie sie meinen!“ Die Tür schloss sich wieder und Jared öffnete den Mund, um Jensen auf seinen Stimmungswechsel anzusprechen, als sie schon wieder unterbrochen wurden. Doch diesmal blieb Jared der Mund offen stehen. Die Frau trat nur kurz herein, um einen Rollstuhl neben dem Bett zu platzieren und verließ auch wieder das Zimmer. Jared blickte mit weit aufgerissenen Augen zwischen Jensen und dem Rollstuhl hin und her. „Sag bloß, du darfst nicht mal in dem Krankenhauspark ohne so ein Teil?“, meinte er dann, als er seine Sprache wieder gefunden hatte. „Nein … ich kann es nur nicht!“, erwiderte Jensen mit rauer Stimme und schlug seine Bettdecke von sich und stemmte sich etwas umständlich nach oben. Dabei lagen seine Beine ohne jegliche Regung da. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)