Das verfluchte Land von phinix ================================================================================ Kapitel 6: Bonuskapitel ----------------------- FROHES NEUES JAHR! Ja, ihr seht richtig, von mir gibt es endlich mal was neues. Ein großes Sorry an alle, dass es solange Totenstill um mich herrum war. Dafür habe ich als entschädgigung zum Neujahrbeginn ein Bonuskapitel. Viel Spaß damit und ich hoffe, dass ihr mir treu bleibt. Bonuskapitel: Fenrirs Geschichte Vor unzähligen Jahren reiste Loki nach Asgard. Er entstammte den Geschlecht der Riesen, dennoch wurde er bei den Asen aufgenommen. Thor nahm ihn sogar oft zum Begleiter, wenn er durch das Land zog. Dennoch wurde Loki von den Riesen durch seinen Übertritt verhasst und in manchen Asen erweckte er durch seine Herkunft in Ewigkeit Misstrauen. Er versuchte sich bei den Göttern durch List und Taten hervorzutun, dennoch war es ihm nicht möglich, seine Herkunft zu verleugnen. Es gab Momente, wo er etwas tief in seinem Herzen spürte. Ein brennendes Gefühl der Sehnsucht nach dem Ort, wo er geboren wurde. Sehnsucht nach seiner Heimat. So schlich er sich eines Nachts fort und kehrte in die Stadt Riesenheim zurück. Dort zeugte er mit der Riesin Angrboda drei Kinder. Das erste Kind hatte die Gestalt eines Wolfes, das zweite die einer Schlange und das dritte Kind, eine Tochter, blickte düster drein und war halb blau sowie halb hautfarbend. Seher machten am diesen Tag eine Prophezeiung: „Diese Kinder würden am Tage des Götteruntergangs als die drei Weltfeinde auftreten.“ Die Asen fürchteten diese drei Kinder, doch wollten sie sie noch nicht töten. Odin sandte seine Wölfe aus, sie nach Asgard zu bringen. In einem Rat befanden die Götter, dass die Kreaturen zu gefährlich wären, als dass sie unbehelligt belassen werden könnten. So warf Odin die Schlange ins weite Meer, dass sie ertrinke. Doch die Schlange liebte das Wasser und wuchs darin, bis sie die ganze Erde umspannte. Die Tochter, Hel, wurde hinab geworfen nach Niflheim, wo sie das Totenreich beaufsichtigen würde. Den Wolfswelpen jedoch behielten sie in Asgard, um ihn zu erziehen. Schon als kleiner Welpe ließ Fenrir sein unheimliches Heulen erklingen. *~*~Fenrirs Sicht~*~* Ich liebte es jeden Tag durch das Land zu ziehen. Die Gerüche waren unglaublich und ich zog gerne schnüffelnd umher. Hinter jeder Ecke gab es etwas Neues zu erkunden, manchmal sah ich sogar kleine Nagetiere, die durch die Gassen huschten. Sofort setzte ich ihnen dann nach. Meine großen Pfoten donnerten über den gepflasterten Weg. Ein zufriedenes Hecheln entwich meiner Kehle, während meine Zunge heraus hing. Oftmals sah ich die Götter. Kaum erblickten sie mich weiteten sich ihre Augen für eine Sekunde. Ihre Muskeln spannten sich an und manchmal legte sich sogar ihre Hand auf die Waffe. Schnell wechselten sie dann immer auf die andere Straßenseite. Es tat weh. Oftmals schmerzte mein Herz, viel schlimmer als bei Stunden langen laufen, wenn es gegen den Brustkorb schlug. Es störte mich nicht, dass die Asen die Straßenseite wechselten. Viel schlimmer war ihr Blick, der sich in meinen Körper bohrte. Angst, Misstrauen, Hass. Dabei hatte ich ihnen doch niemals etwas getan. Niemals hatte ich ein Wesen auch nur getötet, nicht einmal um zu fressen. Was also war so furchterregend an mir? Ich sah anders aus, als die Asen. Ich besaß dichten Pelz, große Pfoten und scharfe Fänge. Zulerne wäre ich anders. Zwei Beine, haarfreie Haut. Jedoch war es mir nicht vergönnt. Unter all den Asen gab es jedoch etwas, dass mich hier hielt. Tyr, Odins jüngster Sohn. Als ich kleiner war tollten wir Stunden lang umher. Er hatte nicht einmal scheu mich zu streicheln. Es war wundervoll, wenn seine Hand durch meinen dichten Pelz glitt. Ich liebte ihn über alles und er mich. Wir waren beste Freunde. So waren nun Jahre vergangen und ich war mittlerweile ausgewachsen. Ich reichte den Göttern weit über die Hüfte, trotzdem fühlte ich mich immer so klein, unwichtig. Mein Selbstbewusstsein war halt nicht gerade das Beste. Nur an Tyrs Seite fühlte ich mich wundervoll stark. Gestern schwang er sich sogar auf meinem Rücken und wir rannten über das Land. Ich kann noch immer seine Hand in meinem Pelz spüren, das Gewicht auf meinem Rücken. Es war wundervoll. So müsste sich Freiheit anfühlen. Ich spürte ein ziehen in meinem Inneren. Zu gerne wünschte ich mir den vergangenen Tag zurück. Gestern hat mich zumindest ein Gott respektiert und geliebt, während die anderen mich hassten. Auf einmal jedoch hörte ich eine kehlige Stimme meinen Namen rufen. Meine Ohren zuckten sofort bei dem Klang der Stimme. Das war doch Odin, der Himmelsgott. Er war der mächtigste und beeindruckendste der Götter hier in Asgard. Schon oft hatte ich ihn gesehen, wie er mit den beiden Wölfe, Freki und Geri, an seiner Seite durch die Gassen zog. Heimlich hatte ich mir schon immer gewünscht mit ihnen gehen zu dürfen. Ich wäre gerne an ihrer Seite geblieben, wäre ein Teil dieses Rudels, doch hatten sie nur Verachtung für mich. Heute jedoch rief mich wirklich Odin. Niemals zu vor hatte ein anderer Gott außer Tyr meinen Namen gerufen. Ob er mich nun endlich bei seinem Gefolge aufnehmen würde? Meine Muskeln spannten sich an und ich preschte durch die Straße. Niemals zuvor war ich so schnell gerannt wie Heute. Mit riesigen Sätzen hatte ich rasch den Stadtrand erreicht und lief über ein großes Feld. Mitten auf der grünen Fläche standen Odin und einige andere Götter. Alle Augen waren auf mich gerichtet, bevor ich schlitternd vor ihnen zu stehen kam. Meine Pfoten stemmten sich in den Boden, mein Schweif zuckte unruhig und meine Ohren waren aufgerichtet. Ich musste mich förmlich zwingen ruhig zu stehen, so aufgeregt war ich. „Ihr habt mich gerufen Odin?“, fragte ich den höchsten aller Asen, während ich den Kopf in den Nacken legte um zu ihm aufzusehen. Odin presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Seine Oberarmmuskeln zuckten. Auf einmal schoss sein Arm auf mich zu. Es klickte einmal laut, dann spürte ich das schwere Gewicht um meinen Hals. Ich duckte mich und wich winselnd zurück. Ein Ruck an meinem Hals verhinderte, dass ich fliehen konnte. Meine gelben Augen weiteten sich, als mein Blick auf die Kette am Halsband traf. Die Kette bestand aus schwerem Eisen, dessen Glieder unendlich stark wirkten. „Odin?“, winselte ich. Was sollte das? Hilflos heulte ich auf und stemmte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Kette, doch gab sie nicht nach. Kurz sahen die Götter noch einmal zu mir, bevor sie sich abwandten und zurück zur Stadt gingen. Sollte das ein neues Spiel sein? Oder wollte Odin meine Stärke testen? Ja, sicherlich war es das. Er wollte mich testen und um zu bestehen müsste ich die Kette sprengen. Ich lockerte kurz meine Muskeln, bevor ich mich mit meiner ganzen Kraft gegen die Kette warf. Deutlich spürte ich, wie sich das Halsband in meine Haut bohrte, doch machte ich immer weiter. Ich konnte nur an Odin denken und an die Chance an seiner Seite zu sein. Ich wollte doch nur respektiert werden… Irgendwann knackte das Eisen und die Kette zerriss. Ich taumelte vorwärts, bevor ich mein Gleichgewicht wieder fand. Ungläubig sah ich zu der zerrissenen Kette. Unglaublich, ich hatte es wirklich geschafft. Meine Brust schwoll an vor Stolz, während ich mich zu Odin wand. Dieser war bei dem Laut stehen geblieben. Seine Augen bohrten sich in mich und etwas schimmerte in ihnen. War es stolz? Leicht legte ich den Kopf schief. „Odin?“, wisperte ich heiser, als er sich einfach abwandte und weiter ging. Ich ließ die Ohren hängen, während ich leise winselte. Hatte ich etwa nicht bestanden? Auf einmal legte sich eine Hand auf mein Rücken. Überrascht hob ich den Blick und sah in Tyrs sanfte Augen. „Ich weiß du wünschst dir, dass Vater dich akzeptiert und liebt, ich bin mir sicher, du bekommst diese Chance. Du brauchst nur etwas mehr Zeit mein Freund“; versuchte er mich aufzuheitern. Ich hoffte wirklich er hatte recht. Ich wünschte mir nichts sehnlichster. Erneut zogen eine Wochen umher, während ich noch einmal ein Wachstumsschub bekam. Ich überragte nun Tyr, und den anderen Göttern reichte ich sogar bis zur Schulter. Noch immer wichen die anderen Götter mir aus, doch konnte ich sie nicht hassen. Im Gegenteil, ich versuchte noch immer ihre Anerkennung zu bekommen. Sie waren mein Rudel, auf eine verdrehte Art und Weise. Ich konnte nicht einmal sauer sein wegen der Sache mit der Kette. An diesem Tag hörte ich erneut Odins Stimme, welche mich hinaus auf das Feld rief. Ich drosselte mein Tempo und bewegte mich mit federnden Schritten auf den Asen zu. Nur kurz richteten sich meine gelben Augen, auf die beiden Wölfe neben ihm. Sie waren viel kleiner als ich selbst, aber trotzdem standen sie im Gegensatz zu mir in dem Gunst der Asen. Warum nur? Ich hatte versucht ihr verhalten zu imitieren, doch nichts half. Vielleicht hatte ich heute mehr Glück und sie würden mich endlich respektieren. Ich wäre so gerne ihr Freund… „Ihr habt mich gerufen Odin?“, fragte ich unsicher, während ich mich versuchte trotz meiner Größe Klein zu machen. Odin starrte mich nur Wortlos an, als würde er tief in meine Seele sehen. Was er da wohl sah? War ich würdig? Wie damals bewegte er einfach nur den Arm und kurz darauf spürte ich eine Kette um meinen Hals. Sie war viel dicker, als die von damals. Ich stolperte einen Schritt zurück, bis die Kette sich strammte und mich aufhielt. Ohne ein Wort zu verlieren wandten die Götter sich wieder ab. Ich spürte etwas in mir aufkochen. Warum taten sie mir das an? Niemals hatte ich ihnen etwas getan, war ihnen immer freudig gesonnen und sie ketten mich an. Wütend glühten meine Augen auf. Ein bedrohliches Knurren entstieg meiner Kehle, während sich meine Muskeln anspannten. Mit einem gewaltigen Ruck sprang ich auf die Asen zu. Die Kette zersprang. Drohend bleckte ich die Fänge und kauerte mich leicht zusammen, meine glühenden Augen auf die Götter gerichtet. Ich hörte ängstliche Schreie, erschrockenes Keuchen, panisches Getuschel. Dann flohen die förmlich zurück in die Stadt und verboten mir einen Fuß in diese Stadt zu tun. Wie ein geprügelter Hund kauerte ich mich neben der zerrissenen Kette zusammen. Ich hatte es vermasselt und es sogar gewagt Odin anzuknurren. Traurig schloss ich die Augen. Wie könnte ich Odin nur beweisen, dass ich es bereute und gerne sein Freund werden würde. Schweigend verharrte ich in dieser Position sieben Tage und sieben Nächte. Ich lauschte den Geräuschen der Asen in der Stadt. Manchmal kam Tyr zu mir und brachte mir etwas zu essen, aber rührte ich es nicht an. Ich verspürte keinen Appetit mehr. So zog mein Freund sich immer wieder zurück zu seinem Vater. Einmal fing meine empfindliche Nase einen unbekannten Geruch auf. Ein Dvergr, dies war ein Kleinwüchsiges, grimmige aber handwerklich sehr geschickte Wesen. Was Odin wohl von ihm wollte? Ich fing einmal etwas von dem Gespräch auf. Es ging um etwas was der Dvergr herstellt hatte. Flüsternd, als wäre es ein Geheimnis hatte er jemanden die Bestandteile aufgezählt: „…aus dem Schall des Katzentrittes, dem Bart der Frauen, den Wurzeln der Berge, den Sehnen der Bären, dem Atem der Fische der Speichel der Vögel.“ Ich wurde nicht schlau, was man aus diesen Dingen herstellen konnte, so ignorierte ich diese Worte und ging meines Weges. Nach diesen Tagen fing ich Odins Geruch ein. Sofort schlug ich die Augen auf und erhob mich. Dort kam tatsächlich der machtvollste Asen auf mich zu. Ich kam nicht daraufhin ihn aus großen Augen zu mustern, wobei mein Schweif verräterisch hin und her peitschte. Das erste Mal seit dem ich geboren war richtete Odin das Wort direkt an mich. Seine Stimme war kehlig und kraftvoll: „Komm, Fenrir, wir wollen mit dir spielen" Ich konnte es nicht glauben. Seit so langer Zeit wünschte ich mir diese Worte von ihm zu hören. Endlich hatte er mich akzeptiert. Freudig heulte ich auf. Ich war so glücklich. Unbeirrt fuhr Odin fort: „Aber wir brauchen mehr Platz zum Spielen. Du bist ein sehr großer Wolf und wenn du über die Felder läufst und springst, bebt die Erde. Wir brauchen ein großes Feld für dich, und ich weiß auch genau den richtigen Ort dafür. Willst du mit mir mit kommen?" Ich traute meinen Ohren kaum, als er mich das fragte. Mein Körper erzitterte wie unter einem Krampf, doch war es eher die pure Freude. Ungläubig schüttelte ich meinen großen, schwarzen Kopf und stampfte mit meinen Pfoten auf. Diese Frage war unnötig gewesen, doch fühlte ich mich geehrt, dass er mich fragte statt mit etwas zu befehlen. Ich würde ihm jedoch überall hin folgen, wenn er mich nur endlich akzeptieren würde, mich endlich lieben würde. Wenn ich ihm folgte, würden wir vielleicht endlich Freunde sein. Eine große Familie. „Nichts würde ich lieber tun Herr“, brachte ich mit krächzender Stimme hervor. Leicht nickte er, bevor er sich abwandte und vorweg ging. Uns begleiteten einige andere Asen, darunter auch Tyr. Irgendwie jedoch wirkte er nicht glücklich. War er eifersüchtig? Möglicherweise wollte er mich einfach nicht teilen, weil er mich so sehr liebte. Es gefiel mir, dass sie um meine Gunst buhlen würden. Mit großen Schritten trabte ich weiter neben den Asen her, bevor wir ein gigantisches Segelschiff erreichten mit dem wir daraufhin eine wilde, dunkle und raue See überquerten. Die Fahrt dauerten einige Tage, doch dann erreichten wir endlich ein weit entferntes, raues Eiland. Es war mir egal, wie lange wir unterwegs waren. Ich war viel zu euphorisch, als ich nun dieses weite Land sah. Eine riesige Spielwiese. Neugierig wand ich mich zu Odin, der neben mir stand. Ich konnte meine Neugierde nicht länger zurückhalten, so fragte ich ihn: „Was wollen wir denn spielen?“ Verdammt, ich war so nervös. Hoffentlich würde ich das Spiel meistern, damit ich ihnen gefallen würde. Mit einer ruhigen Bewegung zog Odin ein wunderschönes, goldenes Band hervor. Es glänzte wie flüssiges Gold in der Sonne. Leicht kam ich dichter und musterte es. Damit wollten wir spielen? Ein leichtes Lächeln legte sich auf Odins Lippen. War es ein falsches Lächeln? Sicherlich nicht. Er wollte nur mit mir Spaß haben. So lauschte ich Odins Ausführungen: „Nimm dieses Ende des Bandes und wir nehmen das andere. Wir spielen Seilziehen. Mal sehen, ob du wirklich so stark bist wie wir alle zusammen. Wenn dem so ist, wirst du belohnt werden. Jemand der stark ist, ist sehr beeindruckend." Ich wollte ihn beeindrucken. Ich wollte sogar diese Belohnung, vielleicht würde ich in seine Familie aufgenommen werden und Tyr würde mein Bruder werden. Ein wunderschöner Gedanke. So nahm ich ohne zu zögern das Band zwischen meine scharfen Zähne und rannte ans andere End des Feldes. Auf der anderen Seite ergriffen die Götter das andere Ende. Ich stemmte meine Pfoten in den Boden und fing an zu ziehen. Deutlich spürte ich den Gegenzug, als die Götter anfingen zu zerren. Ich schaffte es, etwas Boden zu gewinnen. Ich würde gewinnen. Ich würde die Anerkennung bekommen. „Wickel das Band um dein hals Fenrir, dann kannst du stärker ziehen. Wenn irgendein Wesen dieses Band zerreißen kannst, dann du!“, brüllte Odin übers Feld. Diese Worte zeigten mir, wie sehr er an mich glaubte. „Ich kann jede Fessel sprengen“, wisperte ich mir selbst zu. Oft genug hatte ich schwere Ketten zerreißen müsse, da würde dieses Band mich kaum halten. Rasch wickelte ich mir das Band um den Hals, bevor ich voller Tatendrang über die Schulter zu den Göttern sah. „Ich bin soweit“, brüllte ich zurück. Nun würde das richtige Spiel beginnen. Dann traf mein Blick auf Tyr, der Abseits stand. Er wirkte so bedrückt und niedergeschlagen. Seine Lippen formten tonlos einige Wörter. „Es tut mir leid, mein Freund.“ Erst verstand ich nicht, doch dann erkannte ich, dass die Asen das andere Ende des Seils um ein Feld gewickelt hatten. Vor Schreck weiteten sich meine Augen. Das war kein Spiel mehr. „Du wirst hier angekettet bleiben und irgendwann sterben. Du gehörst nicht zu den Asen und bist nur eine widerliche Bestie!“, grollte Odin. Etwas zerbrach in mein innerstes bei den Worten. Nein… Nein…! NEIN! Es war alles nur ein Trick gewesen. Ein wütendes Knurren entfuhr meiner Kehle, bevor ich nach meinem einzigen Freund rief. In meiner Verzweiflung wand ich mich an Odins Sohn: „Tyr, mein Freund. Hilf deinem alten Gefährten. Bitte! TYR!“ Meine Augen füllten sich mit Tränen, als mein Freund sich nicht regte. Er war doch immer mein einzigster Freund gewesen, doch nun verriet er mich. „TYR!“ Ein hilfloses Heulen entstieg mir, während ich meiner Trauer freien Lauf ließ. Die ganze Zeit hatte ich meinen Blick auf Tyr gerichtet, dieser wand betrübt den Blick ab. Kurz darauf richteten sich seine Augen wieder auf mich. Ich kann die tiefe Traurigkeit in ihnen sehen, die er mir gegenüber empfindet, doch unternimmt er nichts. Er steht einfach nur da an den Seiten der anderen Asen. Verräter… Ich knurrte wütend auf und warf mich mit aller Kraft gegen das zarte, goldene band. Es dehnte sich nicht einmal etwas aus. War es unzerstörbar? Vielleicht war es dieses Band, welches der Dvergr hergestellt hatte. Sie waren geschickt im Handwerk und scheinbar hatten sie etwas geschaffen, was ich nicht bezwingen konnte. Es war aussichtslos…. Ich war mitten auf einer einsamen Insel angekettet, unfähig mich aus eigener Kraft zu befreien. Es war eh alles sinnlos. Für was sollte ich mich befreien? Ich hatte alles verloren, was ich liebte. Die Asen hatten mich von Anfang an gehasst und mein einziger Freund hatte mich verraten. Resignation wandelte sich in Wut, während ich die Asen anfunkelte. „Ihr werdet es bereuen, was ihr mir angetan habt. So viel Kummer und Leid bringt ihr über die Menschen und alle anderen, die in euren Augen niedere Wesen sind. Einst habe ich euch bewundert, wollte sein wie ihr, doch nun verfluche ich euch. Ich werde kämpfen, und dafür sorgen, dass ihr niemals wieder eure Spiele mit anderen treibt und wenn es das letzte ist, was ich tue!“, schwor ich wütend. Wütend über meine Worte überwand Odin die Distanz zu mir. Ruckartig zog er ein Schwert aus der Scheide an seinem Gürtel und stieß es wutentbrannt in meinem Rachen. Ich schmeckte das metallische Blut, während mein Leib sich krümmte. Ich hustete, röchelte und kämpfte um jeden Atemzug. Es kam mir vor, als würde das Blut sich in meiner Kehle verklumpen, doch schaffte ich es aus zu spucken. Trotz dieses Angriffes starb ich nicht, weil auch ich eine Schöpfung der Asen war und es einer besonderen Waffe bedurfte um mich zu töten, oder aber schweren Verletzungen an meinem Herzen. Ich spürte die Schmerzen, als die Klinge sich ruckartig aus meiner Haut löste. Ohne mich eines Blickes zu würdigen wand Odin sich ab und schritt davon. Winselnd krümmte ich mich unter den Schmerzen, während ich die Ohren eng anlegte. Ich konnte spüren, wie die Wunde sich langsam wieder schloss. Doch eine Wunde blieb, die in meiner Seele. Die Sonne verschwand Stunden später hinterm Horizont. Ich lag alleine auf dem weiten Feld. Sicherlich waren die Asen schon längst wieder bei sich zu Hause. Ein zu hause, etwas was ich niemals selbst besessen hatte. Jahre lang habe ich versucht eines zu bekommen, doch beiden falschen. Wäre ich nur aus Asgard abgehauen, als ich die Chance noch dazu hatte. Nun war es zu spät. Ich würde wohl für immer auf der Insel bleiben müssen. Ich legte den Kopf in den Nacken und starrte hinaus zu dem dunklen Horizont. Heute Nacht konnte ich keine Sterne sehen, welche eine dicke Wolkendecke die Sicht blockierte. Auf einmal hörte ich ein leises Geräusch, als würden Sohlen über den Boden schleichen. Sofort richtete ich die Ohren auf und sah mich wachsam um. Mein Atem stockte, als ich Tyrs hochgewachsene Gestalt auf mich zukommen sah. Vorsichtig kniete er sich neben mich und strich über mein Fell. „Es tut mir so leid Fenrir, was sie dir angetan haben. Es war falsch. Die anderen werden dich niemals respektieren, so wie ich das tue. Ich werde dich befreien und dann musst du die Oberwelt verlassen. Hier oben ist die Macht meiner Familie viel zu stark. Sie werden dich finden und töten, dass will ich nicht“, gestand er mir. Seine Augen waren so traurig, aber zeitgleich entschlossen. Hoffnungsvoll sah ich ihn an. Er wollte mir helfen? Vielleicht hatte mein Freund mich doch niemals verraten, sondern stand immer an meiner Seite. Ich spürte ein warmes Gefühl in mir aufsteigen. „Ich danke die Tyr. Aber… warum kommst du nicht mit mir mit? Wir könnten geheimeinsam die anderen Welten bereisen.“ Er schüttelte den Kopf, während seine Finger sich daran machten das goldene Band von meinem Hals zu bekommen. „Auch wenn ich gerne mit dir kommen würde kann ich nicht. Mein Platz ist hier bei meinem Vater. Irgendwann werde ich seinen Platz einnehmen und dann werde ich alles ändern. Niemand wird länger unter ihm leiden müssen. Ich habe so viel mit anhören müssen, was er getan hat. Er hat das Land der Menschen, Kairion, seit Jahren mit Schneemassen überhäuft. Niemals konnte er diese Wesen leiden und nun versucht er sie systematisch zu töten, ohne das den anderen Wesen auffällt, dass die Asen dahinter stecken. Ich muss daher irgendwas unternehmen und das meiste kann ich von hier aus tun. Mein Freund… Du jedoch musst nach Kairion reisen. Ich habe gehört, dass mein Vater Loki ein Gift herstellen ließ, das für den Prinzen bestimmt ist. Es sollte ihn töten, doch könnte ich heimlich eine weitere Zutat zufügen. Er wird Leben, doch braucht er Hilfe. Deine Hilfe. Du bist der einigste, dem ich vertraue Fenrir. Wenn du ihm nicht helfen kannst, dann kann keiner es. Daher bitte ich dich zu fliehen. Überquere das Wasser und finde den Weg hinab nach Kairion“, erklärte mir Tyr mit ruhiger stimme. Ich war schockiert von allem was ich mit anhören musste. Die Menschen waren bei den Asen genauso unbeliebt wie ich. Vielleicht würden sie meine Freunde sein, oder zumindest dieser Prinz. Auch wenn ich es bedauerte Tyr verlassen zu müssen. Sanft drückte ich meine feuchte Schnauze gegen seine Wange. „Ich werde gehen und ihm helfen, so schnell mit meine Pfoten tragen werden. Pass gut auf dich auf mein Freund. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.“ Ich wusste nicht, warum ich mich so komisch ausdrückte. Ich hoffte, wir sehen uns wieder? Garantiert würden wir uns doch wieder sehen. Tyr und ich waren doch Freunde. Trotzdem brachte ich diese Worte nicht hervor. Etwas hielt sie tief in mir verborgen, während mein Magen sich zusammen zog. „Pass gut auf dich auf Fenrir, und nun lauf.“ Tyr erhob sich zu seiner vollen Größe und sah mir tief in die Augen. Für wenige Sekunden verharrten wir so, bevor ich kehrt machte und davon rannte. Mein Laufen veränderte ich meine Größe und wurde Kleiner. Eine Fähigkeit, die ich erlernt hatte, aber bisher niemanden verraten hatte. Nun hatte ich die Größe eines normalen Wolfes. Ich hoffte so weniger aufzufallen. Ich stieg gerade in das Wasser, als ich laute Schreie hörte. Meine Bewegungen stockten, bevor ich den Kopf zurückfand. Trotz der weiten Entfernung konnte ich durch meine scharfen Augen erkennen was los war. Odin war zu Tyr hinzugetreten, die Finger fest um den Griff seines Schwertes gepresst. „Was hast du getan Tyr!? Mein eigener Sohn verrät mich an eine Bestie?“, grollte Odin. Ohne furcht zu zeigen erwiderte Tyr den Blick. „Ich habe niemanden verraten, im Gegenteil. Ich habe meinem Freund geholfen, nachdem was du und die anderen ihm angetan haben. Er kann nichts dafür, dass es eine Legende über ihn und seine Geschwister gibt. Fenrir ist kein Monster. Niemals hat er ein Wesen etwas angetan. All die Jahre wollte er nur eins, Freund werden von den Asen, doch ihr wolltet ihm immer wieder etwas antun. Ich lasse das nicht länger zu. Ich habe ihn daher befreit und sicherlich ist er nun schon längst weg. Du wirst ihm niemals mehr weh tun! Egal was für eine Strafe ich auf mich nehmen muss ich werde meine Tat niemals bereuen.“ Entschlossen strafte Tyr seine Schultern. Er würde nicht zurückweichen. „Du ziehst also dieses Monster deines gleichen vor? Dann bist du es nicht wert mein Sohn oder ein Ase zu sein! Verräter wie du verdienen nur eins…“ Noch bevor das letzte Wort ausgesprochen war hob Odin sein Schwert an. Unfähig mich zu bewegen musste ich zu sehen, wie die Klinge auf Tyr zu sauste. Ich konnte das Lächeln auf Tyrs Lippen sehen, während sich seine Mimik entspannte. „Lebe wohl… Mein Freund…“, waren seine letzten Worte, bevor die Klinge die Haut an seinem Hals durchdrang. Immer tiefer grub sie sich, wobei Blut hervor spritzte. Zuerst kam der enthauptete Kopf auf dem Boden auf, bevor der Körper daneben fiel. TYR! Ich war kurz davor zu ihm zu rennen, aber dann wandte ich mich schweren Herzens ab. Ich hätte keine Chance gegen Odin, dazu war ich noch immer zu schwach. Tyr hätte nicht gewollt das ich nun starb. Ich würde seinen letzten Wünsch erfüllen und dem Prinzen von Kairion helfen. Noch einmal sah ich zurück zu meinem besten und einzigen Freund den ich jemals hatte. Seine Leiche war von Odin einfach liegen gelassen worden wie Dreck. Ich erinnerte mich an so viele gemeinsame Dinge, die wir erlebt hatten. Er war mein ganzes Leben bei mir gewesen und hatte immer zu mir gehalten, sogar sich gegen die Asen gestellt. Nun war er Tod… ich schloss die Augen und kämpfte mit den Tränen, bevor ich mich abstieß und in die kalten Fluten sprang. Die Kälte betäubte meinen Körper, doch wusste ich noch ob die Kälte von dem Wasser oder aus meinem Inneren kam. Als ich fast das Ende von Asgard erreicht hatte warf ich den Kopf zurück und stieß ein einsames und klagendes Heulen aus. Lebe wohl Tyr. Mögest du deinen Frieden finden und wir uns irgendwann wieder sehen… Nachdem mein Heulen verstummte prasselte auf ein Mal schwerer auf Asgard nieder und in dieser Nacht begann Ragnarök oder auch Götterdämmerung genannt. Das Ende der Asen war eingeläutet und das alles nur, weil einer ihres gleichen sich gegen sie gewandt hatte und mir zur Flucht verholfen hatte. Ich würde nicht aufgeben und dieses Werk fortführen, bis die Asen auf Ewig verschwunden waren und niemals wieder andere Wesen leiden lassen könnten. Ich würde nach Kairion reisen und dort als erstes diesem Prinzen helfen. Das war der erste Schritt von vielen, der gemacht werden musste…. Irgendwann würden hoffentlich die Asen fallen und selbst wenn ich dabei starb war es mir das Wert. Und vielleicht durfte ich sogar wenn ich Tod bin Tyr wieder sehen…. Tyr… ******************************************************************************** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)