Das verfluchte Land von phinix ================================================================================ Kapitel 2: Traum oder Wirklichkeit? ----------------------------------- Kapitel 2: Traum oder Wirklichkeit? Noch einmal glitt Kais Blick zum Ortschild, bevor er den Namen mit dem Reiseführer verglich. Er war richtig, daran gab es keinen Zweifel. Dieser Ort war der letzte vor dem Übergang nach Kairion, so stand es zumindest im Führer. Seufzend hob er den Blick und sah zum Himmel auf. Die Sonne verschwand gerade hinter einem Berg, so dass der Himmel rötlich gefärbt war. Es würde nicht mehr lange dauern, und dann würde die Dunkelheit herrschen. Nachts weiter zu gehen, war mehr als riskant. Aufseufzend verstaute Kai den Reiseführer in seinem Rucksack, bevor er durch die recht verlassenen Straßen ging. In diesem Dorf schien nicht gerade das Leben zu toben. Niemand war mehr unterwegs, nur hinter den Fensterscheiben sah man noch Licht. Es war ungewöhnlich still, kaum zu vergleichen mit einer Stadt, wo man zu allen Zeiten Autos über die betonierten Straßen fahren hörte. Hier war es still, und die Luft wirkte viel sauberer. Trotzdem war es auf der anderen Seite bedrücken. Der Ort lag verlassen dar, weit weg von der nächsten Stadt. Auf der einen Seite war ein Gebirge, und auf einer anderen ein Abgrund. Auf der anderen Seite des Abgrundes sollte Kairion liegen, welches man über eine Brücke erreichen konnte. Kai nahm sich fest vor, am nächsten Tag diese zu überqueren. Als Kai sich so umsah entdeckte er endlich ein Gasthaus. Ein morsches Schild prangte über der Tür, welches leise quietschte, wenn der Wind damit spielte. Ohne zu zögern trat Kai ein. Die Dielen des Holzfußboden knarrte unter seinen Schritten, als er die Theke ansteuerte. Deutlich spürte er Blicke, die sich in seinen Körper bohrte. Unruhig drehte er den Kopf und sah sich anderen Gästen gegenüber. Alle hatten ihre Gespräche eingestellt und starrten ihn nur an. Es war fast, als würden sie tief in sein Inneres Blicken wollen. Es erschauderte Kai und er zog den Kragen seiner Jacke höher. Genau vor diesen Blicken war er davongelaufen. Nach allem was passiert war hatten ihn alle angestarrt, bis er es nicht mehr aushalten konnte. Sie hatten über ihn getuschelt, wenn sie dachten er hörte nicht zu, haben gelästert und ihn beschimpft. Hier war es anders. Er wurde angestarrt, weil er ein Fremder war. Sicherlich fragten sie, was er in diesem Dorf zu suchen hatte, dachten sich Geschichten über sein Leben aus, aber hoffte er, dass keiner die Wahrheit erraten würde. Schnell wand sich Kai dem Wirt zu, der hinter der Theke stand. Ohne es zu wollen verharrte sein Blick auf dem rechten Auge, wo sich eine Narbe von der Schläfe bis zur Nase zog. „Ich hätte gerne ein Zimmer für die Nacht“, brachte Kai hervor, während er sich zwang woanders hinzusehen. Nickend legte der Wirt ein Schlüssel auf den Tisch. „Darf ich fragen, wo hin ihre Reise gehen soll?“, erkundigte er sich mit rauer Stimme. „Ich will morgen hinüber reisen nach Kairion.“ Die buschige Augenbraue wanderte hinauf. „Kairion? Davon habe ich noch nie gehört und ich habe schon mit einer Menge Leute gesprochen. Vielleicht haben sie sich verirrt. Es gibt keinen Ort in der Nähe, der auch nur ansatzweise derart heißt... Ach ja, ihr Zimmer ist in der ersten Etage, einfach die Treppe hoch.“ Kai runzelte die Stirn über diese Worte, während er das Geld auf den Tresen legte und den Schlüssel an sich nahm. Schnell verstaute er ihn. „Danke für das Zimmer“, mit diesen Worten wand Kai sich ab und Schritt die Treppe hinauf. Bedrohlich knarrten sie unter seinem Gewicht, als drohten sie jede Sekunde nach zu geben. Alles in dieser Herberge schien mehr als heruntergekommen zu sein, fast als würde sie seit Ewigkeiten nicht mehr renoviert werden. Aber passte es nur zu diesem komischen Ort. Der Wirt meinte, er kannte Kairion nicht, dabei lag das Land direkt nebenan. Er vertraute dem Reiseführer, daher wusste er, dass er hier richtig war. Sicherlich war der Wirt nur alt und vergesslich. Spätestens morgen würde er die Bestätigung erhalten, wenn er über die Brücke nach Kairion ging. Schließlich fand Kai die Zimmertür und schloss auf. Bei den Anblick, dem sich ihm bot wanderte seine Augenbraue hinauf. Im Zimmer war nur ein kleiner Nachtisch, und dann noch ein schmales Bett, welches uneben wirkte. Langsam trat Kai dichter und hob das Bettlacken an. Ein Schnauben entwich ihm, als seine Befürchtung bestätigt wurde. Das hier war keine Matratze, sondern Heu, über das ein Lacken gespannt war. Die Nacht würde nicht gerade angenehm werden, doch hatte er wohl kaum eine Wahl. Ergebens ließ er den Stoff aus seinen Fingern los, so dass er zurück sprang in seine vorherige Position. Fahrig strich er sich durch sein graublaues Haar, als ein Knurren in den Raum erklang. Sofort drückte Kai eine Hand auf seinen Bauch. Er verspürte Hunger. Kein wunder... Er wollte so schnell es ging nach Kairion und hatte dabei schon mal eine Mahlzeit ausgelassen. Heute könnte er jedoch nicht mehr weiter, so dass er die Zeit nutzen sollte. Auf dem Absatz machte Kai kehrt und verließ das Zimmer wieder. Kurz verharrte er auf dem Treppenabsatz und spähte hinab. Das dunkle Holz war ihm noch immer nicht geheuer, aber gab es wohl kaum einen Fahrstuhl, und wenn doch wollte er nicht wissen in welchem Zustand dieser wäre. Ergebens schritt Kai hinab und steuerte einen Tisch im Gastraum an. Am Fenster war noch ein leer Tisch, wo er sich hinsetzte. Kurz sah er sich um, und nahm die Umgebung in sich auf. In diesem kleinen Raum standen gut zehn weitere Tische, welche gut gefüllt waren. In einer Wand eingelassen war ein Kamin, in dem ein warmes Feuer brannte. Die Holzscheite glühten unter der Hitze, während sie hin und wieder leise knackten. Stimmen erhoben sich und ließen die Stimmung entspannt wirken. Die Gäste unterhielten sich, auch wenn Kai nicht vernahm worüber, wahrscheinlich spielte es eh keine Rolle. Er stützte sein Kinn auf die Handfläche und wand den Blick hinaus durchs Fenster. Die Sonne war vollendendes verschwunden. Am Himmel sah man zwischen Wolken Sterne welche als einzigste Licht spendeten. Der Mond war in dieser Nacht nicht zu sehen, da Neumond war. In dieser Nacht würde er niemandem den Weg erhellen. Dafür schoben sich nun zwischen den Straßen dichter Nebel hervor. Es wirkte fast, wie Wasser, welches sich seinen Weg durch das Dorf bahnte. Unruhig bewegte sich die graue Masse, wie ein lebendiges Wesen. Immer weiter verdichtete es sich, bis man kaum noch zur anderen Straßenseite blicken konnte. Alles wirkte Schemenhaft im dichten Nebel. Als ein Stuhl direkt vor Kai über den Boden schabte hob er den Kopf an. Er blickte direkt in graue Augen, welche ihn neugierig Musterten. „Du bist also der Spinner, von dem der Wirt sprach. Ich bin Bryan.“ Leicht verengten sich die roten Augen, als der anderen ein Gespräch auf diese Weise anfing. Er konnte diesen jungen Mann jetzt schon nicht leiden. Hätte er die Klappe nicht aufgerissen, wäre es wohl möglich, dass er ihn noch sympathisch gefunden hätte. Der Körper war kräftig gebaut, die Haut von der täglichen Arbeit an der frischen Luft gebräunt und würde von silbernen Haar eingerahmt. Leider schien er so etwas wie Benehmen nicht zu kennen. „Ich wüsste nicht, warum ich ein Spinner sein sollte“, zischte Kai schärfer als Beabsichtigt. Breit grinste der Silberhaarige ihn an. „Naja, du hast von einem Ort gesprochen den es nicht gibt, daher hält der Wirt dich für einen Spinner. Kairion gibt es hier nicht, sagt er, aber ich... Ich glaube dir, auch wenn ich selbst noch niemals dort war. Keiner von uns war es“, wisperte er, während er sich über den Tisch vorbeugte. Kais Augenbraue wanderte hoch. „Vielleicht solltest du dann mal dein Hintern aus dem Dorf schwingen, wenn ihr nicht mal nach Kairion geht wo es doch so nah bei euch liegt.“ „Es liegt nicht hier, nicht wirklich. Kairion existiert hier nicht, es ist mehr eine Art Märchen, dass meine Oma mir erzählt hat. Nicht einmal sie selbst hat dieses Land gesehen, da es sich nur selten zeigt. Aber während alle anderen sie als Spinnerin bezeichneten habe ich ihr geglaubt und ich glaube daher auch dir.“ „Nette Geschichte, doch ist diese Anmache etwas plump“, entgegnete Kai unbeeindruckt. Er hatte das Interesse an diesem Gespräch verloren und wand deshalb den Blick wieder aus dem Fenster. Auf einmal vernahm er ein Geräusch, dass nicht hier her passte. Seine Hand ballte sich zur Faust, während er sich anspannte. Es hörte sich fast an, wie ein Heulen. „Was war das denn?“, murmelte er. „Was meinst du?“, fragte der Silberhaarige verwirt. „Das Heulen eben!“ „Ich habe kein Heulen gehört. Scheinbar bist du wirklich ein Spinner“, lachte Kais Gegenüber. Wütend verengten sich Kais Augen bei diesem Kommentar, doch dann vernahm er erneut dieses Geräusch. Es war eindeutig ein Heulen. Was war es nur? Es zog ihn an, und bevor er sich versah sprang er vom Stuhl auf. Beim gehen packte er seine Tasche und stürzte aus dem Gasthaus. Kalte Luft schlug ihm entgegen, kaum das er die Wärme des Kaminfeuers hinter sich ließ. Auf der Haut spürte er die Kühle des Nebels, welcher seine Sicht behinderte. Hektisch drehte er sich hin und her, lauschte auf das Heulen. Erneut ertönte die melodische Melodie, von einem Ort, der im Nebel verborgen war. Hektische Schritte erklangen, als Kai den Tönen nachrannte. Er wurde immer schneller und vergaß so, dass das Dorf auf der einen Seite von einer Klippe umgeben war. Seine Schritte polterten auf der Straße, doch wurden diese Laute von dem Nebel verschlungen. Schnell schlug Kais Herz gegen dessen Brustkorb, als er dem heulen folgte. Langsam wurde es lauter... Er müsste es bald erreicht haben. Auf einmal tauchte vor ihm ein schwarzer Abgrund auf. Ein Fluch entfloh Kais Lippen, während er die Füße in den Boden stemmte und schließlich wenige Zentimeter vor dem Abgrund zum stehen kam. In seinen roten Augen spiegelte sich das Adrenalin, als er realisierte, wie knapp er eben einem Fall entkommen war. Verdammter Nebel, man war kaum in der Lage etwas zu erkennen. Vielleicht sollte er wirklich zurückkehren, immerhin könnte das Heulen auch nur der Wind sein, der hier tobte. Unsicher stand Kai da, während er seine Finger fest in den Gurt der Tasche krallte. Was sollte er nun tun? Bevor er diese Frage beantworten konnte lenkte etwas seine Aufmerksamkeit ab. Etwas tauchte im Nebel auf, es war schneeweiß, doch wirkte es Konturlos. Vorsichtig, und immer auf seinen Weg achtend, ging Kai am Abgrund entlang und näherte sich dem weißen Etwas, das im sich lockernden Nebel sichtbar wurde. Erstarrt weiteten sich die roten Augen, als sie es als Brücke erkannten. Sie verlief von dieser Seite direkt in den Nebel, dass man nicht sehen konnte wohin sie verlief. Aber Kais Herz gab ihm die Antwort. Es fing an zu rasen, während ein unbekanntes Gefühl in ihm aufstieg. Leise formten seine Lippen einen Namen: „Kairion.“ Er hatte den Weg hinüber in das andere Reich gefunden. Wie gesteuerte setzte er sich in Bewegung und betrat die Brücke, dann jedoch blieb er erneut stehen. Was tat er hier eigentlich? Es war mitten in der Nacht und im Nebel war es ebenfalls gefährlich. Er sollt zurückkehren um Morgen hinüber zu gehen, dessen war Kai sich bewusst. Es kam ihm jedoch so falsch vor noch länger zu warten. Unsicher knabberte an seiner Unterlippe, als auf einmal etwas auf der Brücke erschien. Es war fast weißer wie die Brücke selbst. Ein Kopf wurde zurückgelegt und erneut erklang das Heulen. Der schneeweiße Wolf rief Kai mit seiner Melodie. „Wer... Wer bist du?“, wisperte Kai, während er auf das Tier zu trat. Auf einmal verstummte es, als würde es den Graublauhaarigen verstehen. Eine unendliche Weisheit lag in den blauen Augen des Wolfes. Kai stockte der Atem bei diesem Blick. Bevor er noch etwas tun konnte wand sich das Tier ab und rannte über die Brücke, bis seine Gestalt vom Nebel geschluckt wurde. Hilflos streckte Kai seine Hand nach dem Wolf aus. „Warte! Bleib stehen!“, rief er auch wenn es sinnlos war. Ohne nachzudenken stürzte er dem Tier nach. Etwas in ihm sagte ihm, dass dies richtig war. Er musste diesem Wolf folgen und er musste nach Kairion, jetzt! Wie ein lockender Ruf erklang aus dem Nebel vor ihm erneut das Wolfsgeheule. Schneller rannte Kai im Versuch das schöne Tier einzuholen dabei verließ er das Dorf hinter sich und betrat ein ihm unbekanntes Land ohne zu ahnen was noch auf ihn zu kommen würde. *********************** Das wars schon wieder von mir. Hoffe es hat euch gefallen. Im nächsten Kapitel geht es dann wieder um Yuriy. Bis dann; phinix Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)