Das verfluchte Land von phinix ================================================================================ Kapitel 1: Das eisige Land -------------------------- Kapitel 1: Das eisige Land Schweigend stand er vor der Fensterbank und sah hinaus aus dem Fenster. Langsam glitt sein Blick über sein eigenes Königreich, von welchem er bald König werden sollte. Vor nicht all zu langer Zeit war es ein blühendes Land gewesen, doch nun hatte sich das Bild gewandelt. Schnee rieselte hinab vom Himmel, in einem anmutigen fast schon Tanz. Wo vorher Flüsse und Seen waren glitzerten nun Eislandschaften im schwachen Sonnenlicht. Das Wasser war erstarrt unter der Macht der Kälte. Es war selten geworden, dass die Sonne ihr Antlitz zeigte, denn normalerweise wurde sie hinter unzähligen grauen Wolken verborgen, welche täglich Schnee brachten. Die Felder verschwanden unter den Schneemassen, so dass das Volk Hunger litt. Niemand wusste, was die Götter derart ertzürnt hatte. Von einem Tag auf den anderen sank die Temperatur und der Winter wollte niemals mehr enden. Odin, der Hauptgott, schien seine eigene Schöpfung nun zu hassen. Sicherlich thronte er nun weit oben, über den Wolkenmassen und besah sich seine Strafe von seiner Himmelsburg Hlidskjalf aus, von wo aus er die ganze Welt überblicken konnte. Sollte das Wetter sich nicht ändern waren die Menschen von Kairion verloren, aber wahrscheinlich nicht nur die Menschen. Es gab viele Wesen, die in diesem Reich lebten, doch waren sie verfeindet mit den Menschen, welche es geschafft hatten das Land an sich zu reißen. Ein schweres Seufzen entwich den Lippen des Prinzens, während er durch die Scheibe hindurch sah. Kurz sah er sein eigenes Spiegelbild in der Glasscheibe. Blaue Augen, umrahmt vom roten Haar. Seine Kleidung war in den Farben blau und weiß gehalten, welch Ironie, dass es nun so gut zur Landschaft passte. Kopfschüttelnd wand der Prinz Kairions, Yuriy Ivanov, den Blick von der eisigen Landschaft ab. Seine Fingerspitzen glitten über den Buchrücken, des in schwarzen Leder gebundenen Einbandes, welches auf der Fensterbank lag. Die Hoffnung seines Volkes ruhte in diesen Seiten. Vor langer Zeit wurde es von einem Seher verfasst, der die Zukunft in Form einer Prophezeiung festgehalten hatte. Er war ein angesehner Hellseher gewesen, der die Zukunft sehen konnte mit Namen Nostradamus. All seine Vorhersagen erwiesen sich bereits als richtig, so leugnete niemand mehr den Rest seiner Visionen. Schon so oft hatte Yuriy die Verse gelesen, doch hielt es ihm nicht ab, erneut das Buch aufzuschlagen. Leise raschelten die Seiten, als er schnell blätterte. Als er die Strophen fand hielt er inne. Tonlos formten seine Lippen die Worte nach: „Sterne und Mond in der Nacht, Die kalten Wesen hungern nach Macht. Das verfluchte Reich wird untergehen, doch niemand wird die Anzeichen sehen. Glitzernd auf dem Eis das funkelnde Licht, das Heulen der Wölfe alle erpicht. Des Reiches Erbe liebt die Melodie und den Gesang, streichelt ihn der schöne Klang. In Runen schon niedergeschrieben, das Böse wird in die Welt getrieben. Als der Welten Wächter wurden sie berufen nun als Schlächter. Das Rudel ruft die Melodie der Nacht, als das uralte Wesen im Eis erwacht. Die Kinder des Chaos sind wiedergeboren, von Vater Tod als ihre Krieger erkoren. Die Armee der Kalten auf Kairion wandelt und im Namen des Bösen waltet und handelt. Der Auserwählte im dunklen Mantel der Nacht das Reich betritt, was niemand bedacht. Seine Augen rot wie Blut in seinem Herzen ein unbezwingbarere Mut. In seiner Hand das Schicksal liegt, nur er kann bestimmen ob das Leben siegt.“ Trotz all der Zeit hatte der Prinz noch immer nicht verstanden, was genau diese Worte bedeuteten, doch eins war sicher. Es gab Hoffnung für Kairion, dass ein Auserwählter kommen würde um das Eis aus seinem Land zu vertreiben. Sie mussten nur noch etwas durchhalten... Nur noch eine Zeit lang musste sein Volk dem Hunger trotzen, auch wenn es noch so schwer war. Mit einem leisen Knarren wurde die Tür geöffnet, und eine Gestalt trat ein, dessen Leib in einem schwarzen Umhang gehüllt war. Tief verneigte sie sich, während sie sagte: „Ich bringe euch etwas zu Trinken, eure Hoheit.“ Leise schabte es, als ein Tablett auf den kleinen Beistelltisch abgestellt wurde, und dann die Gestalt erneut fast lautlos verschwand. Schweigen nahm Yuriy es hin, da er dieses Verhalten der Diener bereits kannte. Erst jetzt spürte er jedoch, wie trocken seine Kehle war. Er wand sich dem Becher zu, welcher mit Wasser gefüllt war. Einst war es gefrorenes Eis gewesen, doch war es über Feuerstellen getaut worden. In dem dunklen Kelch wirkte es wie eine schwarze Flüssigkeit, und ähnelte kaum Wasser. Seine Hand schlang sich um den Becher und hob ihn an seine Lippen. Ohne zu zögern trank Yuriy den Becher aus. Erst als er schluckte vernahm er einen komischen Geschmack auf seiner Zunge. Was zum...? Es schien ihm, als würde das Zimmer schwanken. Der mit teurem Teppich verzierten Boden schlug Wellen. Die Schränke bewegten sich, kippten von einer Seite zur anderen, als würde sie wie auf hoher See schwanken, während ein starker Sturm herrschte. Auf einmal kam der Boden rasant näher, doch spürte er nicht mal wie er auf schlug. Sein Körper war taub, wollte ihm nicht mehr gehorchen. Schwerfällig versuchte Yuriy die Augen zu öffnen, auch wenn er nicht mal sagen konnte wann er sie überhaupt geschlossen hatte. Sein Leib krümmte sich auf einmal unter Schmerzen. Es kam dem Prinzen vor, als würden Blitze durch jeden einzelnen Knochen schießen. Schmerzhaft schrie er auf. Er warf den Kopf hin und her, während die roten Haare umherflogen. Sein Körper zuckte unter den Schmerzenswellen. Hilflos krallte er sich in den Teppich, auf dem er lag. Seine Lungen schmerzten, so dass er nicht mal Luft hohlen konnte. Sauerstoff, er brauchte es so dringend, aber hatte er keine Kontrolle mehr. Dann bäumte sich noch einmal sein Leib auf, bevor er regungslos liegen blieben. Mit offenen Augen lag er seitlich auf den Teppich ohne sich zu bewegen. Erneut wurde die Tür geöffnet, welche verräteririsch knarrte. Eine Gestalt trat auf den Prinzen zu, und ein kaltes Grinsen zierte seine Lippen. „Lang Lebe der Prinz, doch wie es scheint ist sein Leben gerade eben verwirkt. Damit geht der Thron wohl nun leider an jemand anderen, genauer gesagt an mich. Ich hoffe dir hat mein Gift gefallen Yuriy, es ist eine Neuentwicklung und du warst die Testperson. Ich muss gestehen, ich bin ein Genie, so brillant wie es gewirkt hat“, schnurrte die Person. Mit einer Handbewegung seinerseits kamen Wachpersonen ins Zimmer und packten den leblosen Leib des Prinzen und zerrten ihn hinaus. Mit Pferden schafften sie ihn hinaus in die eisige Landschaft. Sie warfen ihn vom Schloss entfernt in den Schnee, mit der Gewissheit, das die wilden Wölfe ihn zerfetzen würden. Keine Spuren würden zurückbleiben, die sie verraten könnten. Noch immer waren die blauen Augen geöffnet. Auf den Wimpern bildeten sich leichte Eiskristalle, während erneut der Schneefall einsetze und anfing den Körper in eine weiße Decke zu Hüllen. Ein Heulen stieg auf zum Himmel, ähnlich einer geheimnisvollen Melodie. Der Schnee knirschte unter Schritten mächtiger Pfoten, als ein Wolf sich dem Leib des Rothaarigen näherte. Im Schnee wurden Abdrücke hinterlassen. Schnüffelnd glitt die Schnauze über die bereit kalte Haut. Unruhig legten sich die Ohren an, während gelbe Augen hinab sahen. Das Gelb traf auf die blauen Ozeane in Yuriys Augen. Die Zeit schien still zu stehen, als beide in einander versanken. Sie sahen direkt in die Seele des Anderen, alles andere verlor an Bedeutung. Sie nährten einander an, bis alle Grenzen zwischen ihnen verschwunden waren. Auf einmal ging ein Ruck durch Yuriys Körper. Ohne sich von Anblick des grauen Wolfes lösen zu können wand sich sein Leib. Er riss die Augen weit auf, wobei sich die Pupillen verengten, so dass sie den Augen eines Wolfes ähnelten. Langsam veränderte sich die Gestalt. Das rote Haar verlor jede Farbe und wurde schneeweiß, während der Mund sich streckte um eine lange Schnauze zu formen. Die Ohren liefen spitzer zu, während zeitgleich die Zähne ebenfalls spitzer verliefen und so zu schafen Fänge wurden. An der Stelle, wo das Steißbein saß, schoss ein langer, buschiger Schweif hervor. Geräuschlos bildete sich weiße Härchen auf der Haut, bevor sie einen dichten Pelz bildeten. Langsam kam wieder leben in Yuriys Körper. Mühsam kämpfte er sich auf die Beine und erstarrte, als er direkt in das Antlitz des Wolfes vor sich sah. Der graue Wolf vor ihm legte den Kopf in den Nacken und stieß ein lautes Heulen aus. Yuriys Muskeln spannte sich an, als er die Melodie vernahm. Es schien ihm, als würde sein Herzschlag sich dem Gesang anpassen. Sein Leib schien förmlich mit dem Heulen über die Schneelandschaft schweben, hinfort von diesem Ort. Er spürte die Trauer des Grauen. Selbst die Wölfe litten unter dem Wetter, aber noch mehr unter den Menschen selbst. Sie wurden gejagt um ihres Pelzes und des Fleisches wegen. Jedes mal wenn ein Wolf aus dem Rudel starb, fügte es jedem anderen Rudelmitglied Leid zu. Sie beweinten auch, dass das grüne Land gestorben war und nur eins zurück blieb. Die Leere, welche nur Kälte brachte. Yuriy vermochte es all dies zu spüren. Zeitgleich spürte er auch seinen eigenen Schmerz. Man hatte ihn betrogen und versucht zu töten. Aus Freund wurde Feind. Er verstand noch nicht, wie er überleben konnte, doch war es ihm egal. Dieses Wissen könnte niemals den Schmerz lindern. Bevor er reagieren konnte legte er selbst den Kopf zurück und stimmte dem Chor bei. Zwei Wölfe standen nun mitten im Schnee, ein grauer und ein weißer, welche das Leid der Welt beklagten. Von überall schienen andere Wölfe dem Chor zu zustimmen. Ihr Heulen glitt über das Land. Die Melodie trieb über das Eis, welches leise knarrte. Tiefe furchen bildeten sich in dem Eis, so dass es drohte zu zerbersten, aber nichts dergleichen geschah. Nur Tiefe Wunden blieben auf der Oberfläche zurück, während die Melodie der Wölfe jeden Winkel Kairions erreichte. Sie riefen nach jemanden, der ihnen den Schmerz nehmen konnte. Der Klang ihres Herzens schuf eine Brücke, weiß wie Schnee, welche hinüber glitt in ein anderes Reich. Man konnte Kairion nicht verlassen, aber von nun an konnte es endlich wieder betreten werden und vielleicht brachte die Melodie der Wölfe endlich die ersehnte Hoffnung, den Auserwählten. ******************************************************************** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)