Aschenkyotel von abgemeldet (eine neuroticRyo Märchen-FF xD) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Junge namens Tooru --------------------------------- Und noch jemand in Großberg hätte eigentlich allen Grund gehabt, sich zu beklagen – tat es aber nicht. Dieser jemand trug den Namen Tooru. Tooru lebte am anderen Ende von Großberg, in einem schönen, großen Haus, ganz nahe am Meer. Er war deutlich zu klein gewachsen, und machte sich mit seinen fast 19 Jahren auch keine großen Hoffnungen mehr, dass sich das jemals ändern würde. Und noch etwas war besonders an ihm: sein strohblondes Haar – blondes Haar, müsst ihr wissen, war in Großberg etwas besonderes, denn alle Menschen dort hatten von Natur aus dunkle Haare. „Wie deine liebe Mutter… sie ruhe in Frieden…“, hatte sein Vater Hide ihm immer gesagt und dabei durch sein Haar gestreichelt. Mit einem Lächeln hatte er das immer getan, und doch traurig. Tooru selbst hatte seine Mutter nie kennen gelernt, denn sie war kurz nach seiner Geburt gestorben. Sein Vater war darüber sehr lange sehr unglücklich gewesen, doch er hatte ihn geliebt wie kaum ein Vater seinen Sohn lieben konnte. Und erst sehr viel später hatte sein Hide wieder geheiratet. „Tooru“, hatte sein Vater eines Abends gesagt, „Ich werde wieder heiraten. Aber keine Frau, weißt du. Ich werde keine Frau mehr so lieben können, wie ich deine Mutter geliebt habe…aber vielleicht wird es für dich so sein, als wenn du endlich eine Mutter hättest… also sei lieb zu Yoshiki…“ Yoshiki brachte seinerseits zwei Töch- …ähm Söhne, Daisuke und Toshiya, mit in diese Ehe. Das große Haus am Meer, das so lange nur Tooru und seinem Vater alleine gehört hatte, wurde von den „neuen“ wie im Sturm eingenommen. Überall richteten sie ein und um und die leerstehenden Zimmer, in denen Tooru immer so gern gespielt hatte, wurden renoviert und bezogen, überall rannten plötzlich Freunde von Yoshiki und seinen Söhnen umher, machten einen Heidenlärm und brachten Toorus kleine, ruhige Welt mit ihrer Hektik völlig durcheinander. Yoshiki selbst fand sich in seiner neuen Rolle als „Herrin des Hauses“ wunderbar zurecht, liebte es förmlich, den ganzen Tag Bedienstete herumzuscheuchen, bis auch wirklich alles perfekt sein würde – es war nie perfekt genug für ihn. Doch Tooru hatte nicht lange gebraucht um zu merken, dass Yoshiki, so blond er auch war, niemals eine Mutter für ihn sein würde. Denn seine Haare waren nur gefärbt und obwohl er mit vorliebe Frauenkleider trug, war er doch ein Mann. Und einen Vater hatte Tooru ja schließlich schon. Yoshiki selbst bemühte sich sehr um Tooru. Zu sehr fast, denn Tooru wollte nunmal lieber in seinen zerschlissenen Jungenkleidern draußen spielen, als in schönen Kleidchen drinnen zu sitzen und Tee zu trinken, sich die Fingernägel zu lackieren oder das Geld seines Vaters für neuen Schmuck auszugeben, wie Toshiya, Daisuke und Yoshiki das mit Vorliebe taten. Überhaupt mochte er seine neuen Brüder nicht und immer öfter zog er sich alleine in das alte Bootshaus zurück…auch wenn er nicht genau wusste, was ihn damit so verband, fühlte er sich doch geborgen an diesem Ort… Und als eines Tages sein Vater nach langer Krankheit gestorben war, zahlte Yoshiki Tooru seine mangelnde Liebe zu ihm auf seine Weiße heim: Er wäre doch alt genug zu arbeiten, wenn er sonst doch nur in dieser schäbigen Hütte rumsäße und aufs Meer starre. Sie müssten sowieso die Hausangestellten entlassen, da sie nun schließlich kein Einkommen mehr hatten und irgendjemand würde jetzt die Arbeit machen müssen. Daisuke und Toshiya war das natürlich nicht zuzumuten. Yoshiki hatte es geschafft, die beiden zu verwöhnten, zickigen Tunten zu erziehen, die keinen Finger krumm machten, außer bei ihren regelmäßigen Gelagen. Arrogant und eitel waren sie geworden, und dabei alles andere als keusch. Die beiden waren auch die einzigen, die man im großen Haus am Meer noch lachen hörte. Yoshiki war zu verbittert dazu, seit dem Tod Hides. So sehr sein Vater Tooru geliebt hatte, weil er das einzige war, was ihm von seiner Frau geblieben war, so sehr hasste Yoshiki Tooru dafür, dass er ihn Tag für Tag an Hide erinnerte. Und so sorgte er dafür, dass auch Tooru nichts zu lachen hatte. Andauernd kommandierte er den Kleinen herum, schrie ihn an, wies ihm die widrigsten Arbeiten zu. Tooru ließ das alles über sich ergehen und verzog keine Miene dabei. Nur nachts, wenn er alleine in seinem kleinen Dachgeschoßzimmer lag, wehmütig zu den Sternen sah und leise das Meer rauschen hörte, weinte er manchmal still vor sich hin. Sein einziger Trost war seine beste Freundin, eine weiße Ratte, und die Hoffnung, endlich einmal von hier fliehen zu können und dem König sein Leid zu klagen. Denn natürlich wusste auch Tooru von dem gerechten König Sugizo, der jedem half. Doch selbst wenn er sich weggeschlichen hätte, wie er es manchmal tat, wenn Yoshiki und seine Söhne nicht zu hause waren, um in diesen Stunden an seinem geliebten kleinen Bootshaus am Meer zu sitzen, hätte er kein Geld für den Zug gehabt und wäre er zu Fuß gegangen, wäre er nicht einmal bis zur Innenstadt gekommen, bis Yoshiki ihn mit seiner Motorkutsche wieder eingesammelt gehabt hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)