Schwarz/Weiß von Neophyte5150 ================================================================================ Kapitel 6: Ein Traum im Juli ---------------------------- Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Ich blicke an die Decke und denke über meinen Traum nach. Er war so real. Wenn ich könnte, würde ich lächeln. Ich kann es nicht. Es gibt nichts zu Lächeln. Ein Bild auf dem kleinen Schrank lässt mich innerlich sterben. Dirk und ich. Ich blicke weg, doch sehe erneut hin. Wieder stirbt etwas. Ich muss was tun. Und ich weiß auch was. Mein Traum weist mich, es so zu tun. Mein Unterbewusstsein sagt mir, dass ich Dirk nicht einfach ungesühnt gehen lassen darf. Ich muss ihn finden. Er, der so fröhlich mit seiner Familie im Park spazieren geht. Er, der lachen kann, während ich schon innerlich tot bin. Ich muss ihn finden. Für Dirk. Als ich mich angezogen habe, blicke ich in den Spiegel. Ich sehe aus, wie die Frau aus dem Krankenhaus. Keine Mimik, als würde ich alles um mich herum hassen. Hasse ich alles? Ich weiß es nicht mehr. Meine Augen sehen so trostlos aus. Schwarz. Tot. Meine Kleidung passt sich meinen Augen an. Schwarz. Tot. Wenn ich mich so ansehe, bekomme ich Mitleid. Nicht mit mir, nein. Mit ihm. Ich weiß, was passieren wird. Er nicht. Er ahnt nicht das Geringste. Er sitzt sicherlich gerade mit seiner Familie am Frühstückstisch, isst Eier und lacht. Glücklich ist er. Glücklich wird er nie wieder sein. Glücklich werde nur ich sein. Und Dirk. „Denk noch mal an mich“ Als ich aus dem Haus gehe, scheint wieder einmal die Sonne. Sie scheint, als wäre nichts passiert. An der Bushaltestelle angekommen, sehe ich viele Kinder. Sie sind glücklich. So wie wir es waren. Nichts davon ist mehr übrig. Alles in einem Bruchteil von Sekunden zersprungen-wie ein Spiegel beim Aufprall auf harten Boden. Scherben bringen Glück. Tun sie das? Ihm sicher nicht. Ihm kann keiner mehr helfen. Könnte ich noch lächeln, würde ich es jetzt tun. Schadenfroh würde ich lächeln. Ich kann es nicht. Ich denke an Dirk. Er konnte es. Ich nicht. Es gab nichts zu lächeln. Das laute Geräusch des Busses reißt mich aus meinen Gedanken. Ich steige vorn ein und kaufe mir ein Ticket. Ich werde es mir rahmen lassen. Mit Verzierungen. Diesen Tag werde ich niemals vergessen. Diesen schwarzen Tag im Juli. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)