Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt von -DesertRose- (Fortsetzung von Bis(s) zum Ende der Nacht) ================================================================================ Kapitel 20: Volturi ------------------- Disclaimer: => Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction. => Alle Charaktere gehören Stephenie Meyer mit Ausnahme einiger Schüler und Lehrer, die ich selbst erfunden habe. Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr http://renesmee-und-jacob.de.vu --------- Kapitel 20: Volturi Am nächsten Tag berieten wir uns ein letztes Mal. Zu diesem Zweck hatten wir uns wieder mal im Wohnzimmer niedergelassen und auf dem gläsernen Tisch hatte unser Organisationstalent Alice einige Papiere ausgebreitet. Darunter einige Fahr- und Routenpläne, sowie Prospekte für Flüge und Hotels. Das sie Einiges bereits in der ersten Nacht nach Nahuels Ankunft besprochen hatten, wusste ich. „Es sollte kein Problem sein für uns Alle Tickets in der ersten Klasse zu kriegen“, sagte Alice mit ihrer hohen schönen Stimme. Sie hatte einen freundlichen, ja gar fröhlichen Ton angeschlagen. Wüsste ich nicht zu Hundert Prozent, dass diese Reise mitunter wie ein Sargnagel für mich sein könnte, ich hätte angenommen sie plane gerade eine nette Urlaubsreise für uns Alle. Vielleicht hätten wir das ja mal alle zusammen machen können... Urlaub. Ich seufzte. Jacob strich mir mit seinen großen Händen an der Hüfte entlang und drückte mich ein wenig an sich. „Das ist sicher auch für Renesmee besser. Da ist mehr Platz zwischen den Stühlen und generell ist die erste Klasse etwas leerer.“ Ich sah sie an und setzte ein Lächeln auf. Meine Tante lächelte zufrieden zurück. „Wir werden gar nicht für jeden einen Platz brauchen“, warf mein Vater plötzlich ein, sodass die Anderen ihn nun verblüfft anstarrten. „Was meinst du damit?“, fragte meine Mutter. „Auch wenn wir alle zusammen gehen, werden wir niemals in der Lage sein da heil herauszukommen, wenn die Volturi nicht mit sich reden lassen. Es ist besser die Opfer so gering wie möglich zu halten.“ „Du glaubst doch nicht im ernst, dass Irgendjemand hier in aller Seelenruhe zu Hause bleibt, während die Anderen in Gefahr schweben“, meldete sich nun Rose zu Wort und sprach damit aus, was wahrscheinlich einige Andere dachten. „Ich denke, dass es das Beste ist“, gab mein Vater zurück. Er war sehr bestimmt und ruhig in seinem Ton, doch sein Blick verriet, dass ihm das nicht unbedingt leicht fiel. „Die Volturi warten schon seit langem darauf, dass Einige von uns sich ihnen anschließen. Sie werden es sich nicht nehmen lassen, Nessie als Druckmittel zu benutzen um ihre Ziele zu erreichen.“ „Und das bedeutet im Klartext?“, hakte meine Mutter nach. „Alice und Jasper werden in jedem Fall hier bleiben.“ Alice starrte ihren Bruder einfach nur an und Jasper musterte seine Freundin und danach Edward. Alle Anderen wechselten zwischen den Betroffenen hin und her. „Alice..“, begann mein Vater dann etwas stockend zu erklären. „Aro will deine Gabe seit langem für sich gewinnen. Wir haben dieses Mal nichts gegen sie in der Hand. Wir würden ihnen Tür und Tor öffnen. Du musst fortgehen und niemals zurückkommen.“ „Aber.. ich“, stotterte Alice, doch mein Vater schnitt ihr das Wort ab. „Du wirst uns sowieso nicht mehr helfen können. Deine Gabe funktioniert in Nessies Gegenwart nicht.“ Ich war erschrocken über die Entschlossenheit mit der mein Vater sich durchsetzte. Alice sah aus wie ein geschlagener Hund. Sie blickte traurig zu Boden. Könnte sie weinen, sie hätte es sicher getan. Jasper nahm sie in den Arm und sah Edward finster an. „Es tut mir Leid“, sagte dieser daraufhin. Es schien ihm wirklich Leid zu tun und die Anderen wussten, dass er ja irgendwie auch Recht hatte. Eine Weile sagte Niemand etwas. Alice sah noch immer traurig zu Boden, während sie von Jasper im Arm gehalten wurde. Er legte sein Kinn auf ihren Kopf und drückte sie zärtlich an sich. Die schwarzen Augen meines Vaters lagen auf ihnen beiden. „Also dann..“, meldete sich nun mein Großvater zu Wort, damit wir nicht gänzlich in Stille versanken und die Besprechung weiter gehen konnte. „Machen wir weiter?“ Edward schluckte und nickte, dann sah er Emmett an. Dieser hob seine großen Hände. „Oh.. nein nein nein... DAS lass ich mir nicht nehmen.“ Mein Vater sah ihm ernst in die Augen. „Du kannst gegen sie nicht ankommen. Wenn wir da heil rauskommen, dann nicht durch einen Kampf, sondern nur durch Verhandlung.“ „Weisst du wie egal mir das ist? Ich lass mir das nicht entgehen. Wenn sie nicht mit sich verhandeln lassen, werd ich wenigstens noch Einige mit mir nehmen oder willst du etwa kampflos draufgehen?“ Meine Mutter sah ihn entsetzt an. „Dann.. tu es für Rose. Verzichte auf den Kampf. Für sie“, versuchte Edward Emmett dazu zu bringen uns nicht zu begleiten. Mein Blick huschte zu Rose. Sie sah Emmett einfach nur an. Ich konnte ihren Blick nicht richtig deuten, aber Angst sah ich nicht darin. Emmett drehte seinen Kopf zu ihr herüber. Einen kurzen Augenblick sahen sie sich gegenseitig in die Augen, dann änderte sich Emmetts Ausdruck. Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln und Rosalies taten es ihnen gleich, dann huschten ihre Augen wieder herüber zu Edward, der auf eine Antwort wartete. „Ich begleite Emmett“, sagte Rose entschlossen. „Ich kann Nessie nicht allein lassen.“ Ihre Augen wanderten zu mir herüber. Rosalie lächelte mich warm an und ich versuchte es zu erwidern, auch wenn es mir schwer fiel, angesichts der Tatsache, dass sie soeben gesagt hatte, dass sie für mich in den Tod gehen würde. Edward seufzte. „Also gut.. weiter... Carlisle?“ Carlisles Augen wurden größer. Er hatte wohl nicht erwartet, dass Edward ihn auch aussortieren würde. „Ich komme mit.“ Edward nickte und wollte gerade zum Nächsten, als Carlisles Stimme erneut ertönte. „Aber.. ich möchte, dass Esme hier bleibt.“ Meine Großmutter sah Carlisle fragend und traurig an. Ihre Hände lagen an seinem Arm. „Carlisle... -“ „Nein... bitte.“ So hatte ich ihn noch nie gesehen. Selbst in den schlimmsten Situationen war er immer der gewesen, der allen Hoffnung gab, der sein wundervolles Lächeln selbst dann aufsetzte, wenn Andere am Verzweifeln waren und er hatte es damit vielen leichter gemacht. Doch nun war sein Blick flehend.. und bangend. Er nahm Esmes Hände von seinem Arm und legte sie in seine, dann sah er sie warm an. „Ich möchte, dass du Alice und Jasper begleitest. Ich würde es nicht ertragen, dich in den Hallen der Volturi zu sehen. Nichtmal für eine Sekunde. Das ist kein Ort für dich.“ Es fiel Esme schwer die Fassung zu wahren. Verzweiflung lag in ihren Augen und Sehnsucht. Sie wollte Carlisle begleiten, ganz gleich wohin er ging. Dann jedoch sank ihr Blick. Carlisle strich ihr über den Rücken und gab ihr einen Kuss auf ihr Haar, ehe er sie näher zu sich zog, so dass ihr Gesicht an seiner Brust vergraben war. „Danke“, war alles was er sagte. „Also gut... dann weiter..“, fuhr Edward fort, so dass unsere Blicke von den Beiden abgewendeten wurden. Es waren nicht mehr viele übrig die er überhaupt noch ansprechen konnte und bei allen die übrig waren, hatte ich eigentlich nicht gedacht, dass die Frage ob sie mitkämen überhaupt im Raum stand, doch mein Vater drehte sich nun tatsächlich zu meiner Mutter um. Sie schien ebenso gedacht zu haben wie ich, umso verwirrter sah sie ihn nun an. „Was.. wieso? Edward...“, stotterte sie. Sie schien fast empört zu sein. „Du bist genauso wie Alice eine Zielscheibe für den Willen der Volturi. Deine Gabe... Aro will dich für sich gewinnen. Als Wache der Volturi. Als Schutzschild.“ „Das ist mir egal. Ich werde mein Kind begleiten.“ Hier stand mein Vater auf verlorenem Posten. Er würde meine Mutter niemals umstimmen können, das wusste er. Und so gab er auf und wand sich damit dem Letzten zu. Jakes Augen wurden fast zu kleinen Schlitzen, als Edwards Blick auf ihm lag. „Die Frage kannst du dir sparen“, gab er Edward zornig zu verstehen. „Du wirst in eine Raum mit mehreren Dutzend Vampiren sein. Allein. Ohne dein Rudel.“ „Hör auf den Boss zu spielen, Edward. Ich komme mit!“, fuhr er meinen Dad an und hielt meine Hand fester. Edward knirschte mit den Zähnen und sah einen Moment weg. Er schien zu befürchten, dass Jacob uns bei den Volturi Probleme bereiten würde, aber hatte er ernsthaft geglaubt, er könne ihn umstimmen? „Nein“, antwortete mein Vater auf meine Gedanken. Jacob schnaubte abfällig. „Was glaubst du eigentlich wer du bist? Du sitzt hier und erzählst uns was wir zu tun oder zu lassen haben? Es muss doch jeder für sich selbst entscheiden ob er bereit ist das eigene Leben für einen Anderen zu opfern. Ich würde keine Sekunde zögern.“ Jetzt hob Edward wieder den Kopf und sah Jake in die Augen. „Ich ebenfalls.“ Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war Emmett schon aufgestanden und klopfte sich mit einer Hand gegen die breite Brust. „Na aber Hallo! Für Nessie doch immer!“ Rosalie sah zu ihm hinauf und dann zu mir. Sie sagte nichts, aber ich war mir sicher, dass sie genauso wie Emmett dachte. Meine Augen schweiften hinüber zu Alice die noch immer von Jasper im Arm gehalten wurde. Er blick war traurig und nachdenklich. Sie musste sich furchtbar schlecht fühlen, hatte mein Vater ihr doch gerade ins Gesicht gesagt sie sei ein nutzloser Klotz... *** Am Abend vor dem Flug fand unsere letzte gemeinsame Jagd statt. Wir waren alle furchtbar hungrig und durstig und hielten es für besser in diesem Zustand nicht zu den Volturi zu gehen. Unsere Gruppe hatte sich schon in alle Winde verstreut, als ich im Halbdunkel durch den Wald lief. Vor einem Baumstumpf kam ich zum stehen. Ich schob den Schnee darauf zur Seite und setzte mich auf das Holz. Selbst gejagt hatte ich schon lange nicht mehr, auch wenn ich es vermisste. Meine Familie war der Meinung, dass es zu gefährlich war in 'meinem Zustand'. Also saß ich nun hier und wartete auf meine Mahlzeit. Jake hatte es sich sogar angewöhnt vorher zu fragen auf was ich denn Lust hätte. Würde ich hier nicht mitten im schneebedeckten dunklen Wald sitzen, hätte ich fast geglaubt ich säße in einem ganz speziellen Restaurant wo man einem frisch verstorbene ausblutende Tiere al a carte brachte. Ich kicherte in mich hinein. „Was ist so lustig?“, vernahm ich dann eine Stimme und drehte mich zu ihr herum. Nahuel kam zwischen den Bäumen hervor, lächelte und wischte sich beim Näherkommen die letzten Reste seiner Mahlzeit mit einer Handbewegung vom Mund. Sein Blick war zunächst auf dem Boden gerichtet, dann erst auf mir. „Nichts besonderes“, antwortete ich und sah wieder nach vorn. Der Halbvampir kam näher und stellte sich neben mich. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. „Schon fertig?“, fragte ich. „Ja“, antwortete er. „Was war es denn?“ - „Nur ein Fuchs.“ Ich hob eine Augenbraue. „Reicht dir das denn?“ Nahuel lächelte mich etwas unverständlich an. „Wie bitte?“ „Naja...“, sagte ich dann. „Jemand der es gewohnt ist Menschen auszusaugen, für den ist doch ein Fuchs nur ein kleiner Happen.“ Nahuel schüttelte den Kopf und lachte leise, dann stützte er sich mit einem Arm an meinem Baumstumpf ab. Da der aber nicht sonderlich groß war, zog ich es nun vor zu stehen. Er jedoch, schenkte meiner Gestik keine weitere Beachtung. „Wie kommst du darauf, dass ich Menschen töte?“ Ich überlegte kurz. „Naja... die Volturi machen das doch so.“ „Aber ich bin keiner von ihnen“, erklärte mein Gegenüber. Er sah kurz auf die Überreste des Baumes neben ihm und nahm seine Hand wieder weg. „Du gehst zu den Volturi, obwohl du Angst hast, du siehst sie als Bedrohung an, als deine Feinde und du hältst mich für einen der ihren. Hast du also auch Angst vor mir? Siehst du mich als eine Gefahr?“ Seine dunklen Augen schienen mich förmlich zu durchbohren. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren, brachte jedoch kein Wort heraus. Einen Sekundenbruchteil später vernahm ich ein Rascheln in der Nähe, das uns Beide ablenkte. Jake kam aus dem Dunkeln. Im ersten Moment glaubte ich ein böses Funkeln in seinen Augen gesehen zu haben, als er im Nächsten jedoch lächelnd auf mich zu lief, zweifelte ich stark und nahm an es mir nur eingebildet zu haben. „Junge Dame. Das Festmahl ist angerichtet. Wie pflegen Sie Ihre Speisen zu sich zu nehmen?“, fragte mein Freund höflich, legte seinen Arm um meine Hüfte und ging einige Schritt mit mir durch den Wald. Nahuel beachtete er nicht weiter. Wenige Meter von meinem Baumstumpf entfernt lag doch tatsächlich ein Puma. Ich blickte überrascht auf das Tier und danach zu Jake, dessen weiße Zähne durch das weite Grinsen allesamt sichtbar wurden und im Licht des Mondes wundervoll aussahen. „Wie hast du das denn geschafft?“ - „Für mein Mädchen und meine Kinder nur das Beste, mein Schatz“, antwortete er stolz, küsste mich auf den Handrücken und ließ dann meine Hand los, die er bis dato gehalten hatte. Ich ging zu dem leblosen Körper im Schnee, blieb jedoch kurz davor noch stehen und blickte einen Moment um mich. Nahuel schien nicht in der Nähe zu sein. Dann machte ich mich daran, meinen Hunger zu stillen. Jake setzte sich hin und lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum. Er hatte immer schon etwas zu sich genommen und schien gefallen daran gefunden zu haben mir beim Essen zuzusehen. Ich wunderte mich immer wieder darüber wie seine Augen strahlten, wenn er mich beobachtete. Ganz davon abgesehen, dass es sicherlich kein wundervoller Anblick sein konnte, wenn ich mich an einem Kadaver zu schaffen machte, musste es für ihn doch eigentlich noch viel viel schlimmer sein. Meine Mutter hatte mir erzählt wie sehr er Vampire und ihre Lebensweise, verabscheut hatte. Er tötete zwar auch Tiere, sog sie allerdings nicht aus, sondern ließ in der Regel keine Überreste. Er war immernoch kein sonderlicher Vampirfanatiker, zumindest in den letzten Monaten war dies deutlich schlimmer geworden und doch schien er förmlich begeistert davon zu sein mir beim Speisen zuzusehen. Vermutlich lag das aber auch nur an mir. Es schmeckte wirklich sehr gut. Pumas waren mitunter das Beste was man als Vegetarier kriegen konnte. Ihr Blut kam dem von Menschen am Nächsten von allen Tieren in unseren Breiten. Ausserdem hatte es eine stärkendere Wirkung als das von Pflanzenfressern. Als ich fertig war zog ich ein Tuch aus meiner Tasche und säuberte meinen Mund, dann ging ich herüber zu Jake, der mich immernoch aufmerksam beobachte, und setzte mich vor ihn. „Pappsatt“, sagte ich dann und strich mir über den Bauch. Jake lächelte wieder. „Alle?“ Ich nickte und mein Mund verzog sich zu einem zarten Lächeln. „Schön...“, flüsterte Jake. Er hob seine Hand, strich mir mit dem Handrücken über die Wange und ließ sie dann hinunter zu meinem Hals gleiten. Die Andere legte er an die andere Seite meines Halses und während er mir mit seinem Oberkörper näher kam, zog er mich sanft zu sich und schloss die Augen. Dann trafen sich unsere Lippen. Es war ein sehr zärtlicher Kuss. Es dauerte jedoch einige Minuten, bis er sich wieder von mir losreissen konnte. *** Obwohl ich aufgrund der Dinge die hinter mir lagen und jenen die noch vor mir lagen schrecklich müde war, konnte ich, als ich einige Stunden später im Bett lag beim besten Willen nicht einschlafen. Immer wieder kreisten meine Gedanken um das was vielleicht kommen würde. Würde ich den Flug heil überstehen? Würde ich das was danach kam überstehen? Was wenn der Stress meinen Babys zusetzte? Was wenn ich sie womöglich verlor? Was wenn ich plötzlich Wehen bekam während wir auf dem Weg nach Italien – oder noch schlimmer BEI den Volturi waren? Würde Aro sie umbringen? Oder für sich haben wollen? Für mich war beides eine Horrorvorstellung.... Und wenn ich noch immer mit kugelrundem Bauch dort ankommen würde? Würde Aro sich der Sache entledigen in dem er mich einfach direkt umbrachte? Und was war mit Jake? Was wenn er den Aufenthalt nicht heil überstand? Wenn er vielleicht durchdrehen würde oder sie ihm was antun würden? Und auch um den Rest meiner Familie hatte ich Angst... Am Besten wäre es in der momentanen Situation, wenn sie einfach alle fort blieben und ich allein nach Italien reisen konnte, so würden am Wenigsten zu Schaden kommen... Doch im selben Moment in dem ich daran dachte, wusste ich schon, dass sie das nicht tun würden.... „Nessie...“, hörte ich die mir bekannte wohltuende Stimme hinter mir. Über zwei Stunden war Jake jetzt schon damit beschäftigt gewesen mir den Rücken zu streicheln, mich zu massieren und zu küssen, in der Hoffnung ich könnte dann entspannen und einschlafen aber dem war nicht so.... „Mhm?“, gab ich mit geschlossenem Mund von mir, ohne mich zu ihm umzudrehen. Er fuhr mit seinen Streicheleinheiten fort. „Bitte mach wenigstens die Augen zu und versuch doch zu schlafen.“ Woher wusste er, ohne mein Gesicht zu sehen, dass ich mit offenen Augen nachdachte und meinen Schreibtisch fixierte? Nun zog ich die Decke enger um mich und schloss die Lider. Eine ganze Weile streichelte er mich weiter, ehe er sich letztlich etwas näher zu mir lag und seinen Arm um mich und meinen Bauch legte. Ich wartete darauf, dass er anfing zu Schnarchen, aber es war so leise, dass ich mein eigenes Blut in den Ohren rauschen hören konnte. Er schlief genauso wenig wie ich... wie konnte ich auch was Anderes erwarten? Jetzt reichte es mir. Ruckartig sprang ich aus dem Bett und drehte mich dann zu Jake um, der jetzt aufrecht und etwas erschrocken dort saß. „Vergiss es. Es geht nicht!“, schrie ich ihn fast an. Jacob sah nun ziemlich perplex drein. „W-was?“, fragte er verwundert. „Ich kann genauso wenig einschlafen wie du“, antwortete ich und bemerkte wie er sich nun etwas entspannte. Scheinbar hatte er erwartet, dass ich mit „es geht nicht“ etwas Anderes meinte, aber es war absolut ausgeschlossen ohne ihn nach Italien zu gehen. Er würde mich begleiten und wenn er auf vier Pfoten über den Erdball rennen musste... Ich wollte mich gerade in Bewegung setzen, da griff er vom Bett aus nach meiner Hand. „Warte“, sagte er. „Wo willst du hin?“ „Ich muss mir kurz die Beine vertreten. Es hat keinen Sinn hier ewig rumzuliegen und zu hoffen, dass ich irgendwann doch einschlafe...“ „Okay“, antwortete er. „Ich komme mit.“ - „Nein.“ Ich zog meine Hand demonstrativ weg. „Ich will einen Moment für mich allein sein... bitte.“ Jake sah mich mit großen Augen an. Einen Moment schwiegen wir noch, dann nickte er und ich ging zur Tür. Als ich sie hinter mir schloss, sah ich noch, wie er sich wieder hinlegte und spürte ein wenig Erleichterung darüber, dass er einfach in meinem Zimmer blieb, anstatt vor lauter Sorge irgendwie aus dem Fenster zu hüpfen und durch den Wald zu rennen. Es war ein gutes Gefühl ihn bei mir zu wissen und es fiel mir leichter durchs Haus zu laufen, wenn ich wusste, dass er friedlich in meinem Zimmer wartete. Im Badezimmer wusch ich mir erstmal das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Ich war tatsächlich müde, doch schlafen würde ich nicht können. Vielleicht ja morgen im Flugzeug, wenigstens eine Weile... Ich nahm meinen Zahnputzbecher und füllte etwas Wasser hinein. Das kühle Nass tat meinem trockenen Hals gut. Es kam mir gar nicht mehr so vor, als hätte ich vor wenigen Stunden einen ganzen Puma ausgesaugt. Ich fühlte mich schwach und ausgelaugt... Mit dem Becher in der Hand setzte ich mich auf den Hocker auf den ich mich immer setzen musste, wenn Alice sich an mir zu schaffen machte. Mit einer leicht zittrigen Hand strich ich mir über den Bauch. Mein Blick fiel auf den Becher in meiner anderen Hand, dass nun im Innern kleinen Wellen schlug. Ich nahm nochmal einen großen Schluck. Das Wenigste was ich nun gebrauchen konnte war ein Nervenzusammenbruch. Irgendwie hatte ich insgeheim gehofft meine Babys zu spüren, aber sie bewegten sich nicht. Ich tröstete mich damit, dass sie wahrscheinlich seelenruhig schlummerten und nichts von dem Ärger mitbekamen... ich hoffte es so sehr... Auf dem Weg zurück in mein Zimmer ging es mir dann schon etwas besser. Ich hatte es jedoch nicht für nötig befunden das Licht anzuschalten und so bemerkte ich sofort das Licht, das durch den Türspalt von Alices und Jaspers Zimmer schien. Das war eigentlich nichts Ungewöhnliches, sie schliefen ja nicht. Doch ich erinnerte mich an die Besprechung von heute Nachmittag und wollte wissen, ob sie vielleicht darüber redeten. Neugierig legte ich mein Ohr an die Wand. „.... weisst du was du da von mir verlangst?“, hörte ich gerade noch so einen Teil von Jaspers Worten. „Ja...“, antwortete Alice. Ihre sonst so hohe fröhliche Stimme war nun kaum mehr als ein Hauch. „Aber ich kann das nicht, wenn ich dich nicht in Sicherheit weiß.“ „Und ich kann nicht gehen ohne dich an meiner Seite zu haben“, sagte Jasper mit seiner sanften Stimme. „Aber-“, begann Alice, wurde dann jedoch von Jasper unterbrochen. Da er nichts sagte, vermutete ich, dass er ihr einen Finger auf den Mund gelegt oder sie geküsst hatte. Eine Weile hörte ich dann nichts mehr und befürchtete schon, dass sie mich bemerkt haben könnten, doch einige Sekunden später setzten sie ihre Unterhaltung fort. „Entweder gemeinsam oder keiner von uns“, vernahm ich Jasper. „Ich möchte dich nicht auf diese Weise verlieren, Jazz“, antwortete sie. Es hörte sich an wie ein Flehen. „Dann musst du mit mir gehen...“, kam es zurück. Nach Jaspers letztem Wort kam dann wieder Stille. Wahrscheinlich küssten sie sich wieder, dachte ich, doch dann ergriff Alice wieder das Wort. „Was ist denn schon wieder....“, sagte sie ärgerlich. Von Jasper kam daraufhin keine akustische Antwort. Wahrscheinlich hatte er sie nur angesehen. „Ich wollte mich eben versichern, dass du dich fest entschieden hast, aber ich hab mit einem Mal Kopfschmerzen bekommen....“ „Oh...“, sagte Jasper. „Vielleicht ist gerade eine der Drei im Gang vorbeigelaufen...“ Das war nun mein Zeichen mich aus dem Staub zu machen und bevor sie noch vielleicht auf die Idee kamen nachzusehen wer denn da „das Signal störte“, hörte ich lieber auf zu fremde Gespräche zu belauschen. Schnurrstracks tippelte ich zurück in mein Zimmer und schloß flüsterleise die Tür hinter mir... *** Der nächste Tag begann mit strahlendem Sonnenschein. Es war zwar immernoch kalt und der Schnee bedeckte den Boden, doch die weiße Schicht glitzerte wie ein Vampir. Eigentlich ein schöner Tag... für viele Anderen, aber nicht für uns. Als ich am morgen mit Jake nach unten gegangen war, hatte meine Familie schon sämtliches Gepäck verstaut. Das Einzige was noch übrig war, waren Jakes und meine Sachen, die wir dann nur noch an Emmett übergaben, damit dieser sie zum Auto brachte. Um lange Abschiedsszenen auf dem Flughafen zu vermeiden, trennten sich unsere Wege bereits vor der Haustür. Alice, Jasper und Esme würden uns nicht begleiten und inzwischen war ich auch ganz froh darüber, dass Edward wenigstens die Drei dazu gebracht hatte Zuhause zu bleiben. Wenigstens sie hatten eine größere Chance den Volturi zu entkommen... wenigstens sie. Wenngleich ich Alice´s Schmerz und Jaspers Sorgen spürte, Esmes Umarmung war die Innigste von ihnen. Ich spürte mit jeder Faser meines Körpers, wie sehr sie sich wünschte, dass mir nichts passieren würde, wie groß ihre Sorge war und wie gern sie uns begleiten würde und doch verstand ich, dass sie es nicht über sich brachte mitzukommen. Wie könnte sie Carlisle seinen Wunsch verwehren? Es war nachvollziehbar, dass er sich so besser auf alles konzentrieren konnte, ebenso wie Alice nicht wollte, dass Jasper in Gefahr war. Mein Blick wanderte hinüber zu Jacob. Die letzten Tage mussten furchtbar für ihn gewesen sein, doch er ließ sich bis jetzt nicht anmerken, wie sehr ihm alles zusetzte und doch war ich mir sicher, dass er fast am Ende war. Alice und Jasper verabschiedeten sich gerade von meinen Eltern, als Esme und Carlisle sich zärtlich küssten. Das war ein Anblick den ich bisher noch nie gehabt hatte. Ich hatte bisher zwar viele sehr niedliche kleine Küsse gesehen, aber einen so romantischen Kuss noch nicht. Sie waren für mich ein so selbstverständliches Paar geworden, dass ich sie gar nicht richtig als Liebende wahrgenommen hatte. Nahuel war zu allen freundlich wie eh und je. Er hatte keine wirkliche Bindung zu Irgendjemandem hier, daher fiel ihm der Abschied von allen natürlich am leichtesten. Jacob verabschiedete sich nur mit wenigen Worten oder Gestiken von den Anderen, ließ aber dafür meine Hand kaum los. Auf der Fahrt zum Flughafen saß er ebenfalls so eng wie nur möglich bei mir und hielt mich im Arm. Am Flughafen mussten wir uns nicht wie die anderen am Terminal anstellen. Wir wurden direkt in einen seperaten Bereich geführt. Um mich vor neugierigen und verwunderten Blicken zu schützen, hatte Carlisle keine Kosten und Mühen gescheut und einen Privatjet organisiert, der von Manchester aus startete und uns direkt nach Pisa flog. Der Flug war bei weitem ruhiger als mein Erster und ich schaffte es wirklich die Augen für einen Moment zu schließen. Es war noch nicht mal Mittag als wir wieder ausstiegen und uns zu unseren bestellten Mietwägen begaben. Zwei Autos hatten wir für die Fahrt von Pisa nach Volterra besorgt, damit wir nicht wieder Autodiebstahl begehen mussten. Während Carlisle mit Emmett, Rose und Nahuel im vorderen Fahrzeug fuhr, saß ich mit meinem Vater am Steuer und Jake und meiner Mum auf dem Rücksitz im Hinteren. „Alles okay?“, fragte mein Vater mit einem kurzen Seitenblick zu mir. „Soll ich das Fenster runterlassen?“ Ich sah ihn an, antwortete jedoch nicht. Stattdessen fiel mir auf, dass seine Hände beinahe das Lenkrad zu zerbrechen drohten, dann spürte ich den Fahrtwind in meinen roten Haaren – er hatte das Fenster auch ohne mein Ja geöffnet. „Wie lange noch?“, kam es dann von Jake. Mein Vater blickte kurz in den Rückspiegel und widmete sich dann wieder der Straße. „Nicht mehr lange...“ - „Zu kurz...“, sagte mein Freund dann kaum merklich, für Vampirohren jedoch laut und deutlich. Wieder warf mein Vater einen Blick in den Rückspiegel. „Möchtest du nicht doch im Hotel bleiben?“ „Hör auf zu Fragen...“, fauchte Jake unter zusammengebissenen Zähnen. „Es wäre für alle Beteiligten besser so, Jacob“, redete er weiter auf ihn ein. - „Ich. Lasse. Nessie. Nicht. Allein.“ Mein Vater seufzte. „Edward...“, mahnte meine Mutter, dann sagte Niemand mehr etwas bis wir durch die Einfahrt unseres Hotels fuhren. In den Hügeln der Toskana gelegen war allein der Ausblick eine Augenweide. Von den knapp 22 Zimmern hier hatten wir vier Stück nur für uns allein gebucht. Zu dieser Jahreszeit waren wir allerdings auch nahezu die einzigen Gäste. Es war noch zu kalt als das die Toskana ein lukratives Reiseziel war. Eine Viertelstunde später saß ich auf der Kante unseres Doppelbettes, während Jake unruhig im Zimmer auf und ab ging. „Jake...“, sagte ich traurig um ihn zum aufhören zu bewegen und er hörte in der Tat auf. Sofort kam er zu mir, kniete sich vor mich und nahm meine Hand. „Was?“, fragte er besorgt und sah mich an. „Du machst mich nervös...“, stellte ich fest. Jake sah mich immernoch besorgt an. „Tut mir Leid...“, sagte er dann. „Aber ich BIN nervös..“ Ich wollte gerade etwas sagen, da öffnete sich die Tür und meine Mutter kam herein. „Nessie... Jake... kommt ihr?“ *** So musste sich jemand fühlen, der auf dem Weg zum Henker war. Ich spürte förmlich wie man mir die Schlinge um den Hals legte. Die 20 Km bis nach Volterra kamen mir vor wie 30 Sekunden und auch Jake sah ganz perplex um sich, als wir hielten. Es war Nachmittag und obwohl es nicht sonderlich warm war, schienen die Menschen ihre Siesta-Zeiten streng einzuhalten. Auf dem ganzen Weg sah ich vielleicht zwei Dutzend Menschen und unsere Gruppe war in Schweigen gehüllt, als wir durch die altertümlichen Straßen gingen. Desto enger die Gassen wurden, desto weniger Luft bekam ich. Es schnürte mir die Kehle zu. Die Schlinge wurde zugezogen und Jake hielt meine Hand fester. Plötzlich hielt mein Vater an und drehte sich ruckartig zu uns herum. Carlisle blieb ebenso abrupt stehen, schien aber verwundert, dass Edward angehalten hatte. Mein Vater ging mit einigen wenigen großen jedoch für einen Vampir langsamen Schritten auf mich und Jake zu und stellte sich meinem Freund gegenüber. „So...“, begann er dann. „Wir werden jetzt gleich durch eine Tür in die geheimen Räumlichkeiten der Volturi gehen. Wenn du erstmal da drin bist, kommst du so schnell nicht mehr raus. Dadrin sind mehr Vampire, als du jemals auf einem Haufen gesehen hast und dieses Mal haben sie einen Heimvorteil. Wir haben keine Hilfe und sie sind auch keine Neugeborenen, die wir einfach so niederstrecken können. Und.. du hast auch kein Rudel mehr um dich.“ Jake sah Edward kühl an. „Schön.. jetzt hast du mich über jede Menge Dinge informiert, die ich bereits weiß, Edward“, antwortete er unbeeindruckt von der Predigt meines Vaters. „Ich möchte nur sichergehen, dass du dir der Lage in der wir uns befinden auch GANZ bewusst wirst. Das aller DÜMMSTE was dir da unten passieren kann wäre eine Verwandlung... und ich weiß wie schwer es dir fällt dich nicht zu verwandeln, wenn Gefahr in Verzug ist.“ - „Ich werde es mir merken.“ „Jacob..“, mahnte mein Vater erneut. - „Du kannst es mir noch hundert Mal erklären, ich werde mit Renesmee gehen, ganz gleich was da unten auf uns wartet.“ Edward funkelte Jake finster an. „Edward“, sagte Carlisle dann sanft. „Wir müssen weiter. Sie wissen bereits das wir hier sind.“ Wohl widerwillig drehte sich mein Vater um und ging an Carlisle vorbei weiter durch die Gassen. Nur fünf Minuten später kamen wir dann in einer Art Hinterhof erneut zum stehen. Das Gebäude schien verlassen zu sein. Einige der Steine in der Wand waren schon ganz bröckelig. Das Tor an der hinteren Wand sah alt und rostig aus. Es wirkte als hätte man es seit Jahren nicht mehr bewegt. Als es sich dann plötzlich öffnete zuckte ich förmlich zusammen und Jake sah mich besorgt an. Aus dem Schatten im Inneren kam ein Vampir hervor. Sie war ohne Frage hübsch, hatte braunes langes Haar, strahlend weiße Haut und rote Augen. „Heidi“, sagte Carlisle und gab ihr einen Willkommensgruß. Heidi lächelte freundlich zurück und deutete uns mit einer Geste an, dass wir ihr folgen sollten. Die Vampirfrau führte uns kurz durch einige Flure, bis wir vor einem Aufzug zum stehen kamen. Die Türen gingen langsam auf und zu meiner Überraschung passten wir sogar allesamt rein. Im Innern lief klassische Musik soviel wusste ich. Von wem das Stück war oder welche Instrumente verwendet wurden konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Ich bemerkte aber sehr wohl die immer wieder zu mir huschenden Blicke der Anderen. Ich hatte eigentlich nie Platzangst gehabt – jetzt kam es mir aber ganz so vor. „Heute nicht auf Touristenfang?“, fragte meine Mutter neckisch. Heidi drehte sich mit einem herablassenden Blick und einem leichten fiesen Lächeln halb zu ihr herum. „Heute seid ihr mein Fang.“ Ehe Jemand etwas dazu sagen konnte stoppte der Aufzug und öffnete die Türen wieder. Wenn ich es richtig mitbekommen hatte, waren wir jetzt nach oben gefahren. Hier war die Umgebung angenehmer. Einige Meter weiter führte man uns durch einen Torbogen der in eine Art Empfangshalle mündete. Der grüne Teppich und die getäfelten Wände machten einen noblen Eindruck und die hellen Ledersofas sahen sehr modern aus. So schön es hier auch äußerlich sein mochte, das mulmige Gefühl in der Magengegend ging nicht fort. Alles hier strahlte Gefahr aus.. und Tod. „Buona sera “, hörte ich dann eine freundliche unbekannte Stimme sagen und sah wieder nach vorn anstatt die Umgebung zu begutachten. Hinter einem großen Tresen saß eine junge Blondine. Für einen Menschen war sie überdurchschnittlich hübsch. Ihr langes Haar ging ihr bis zur Hüfte und stellenweise war es zu kleinen Zöpfen geflochten und mit Spangen festgemacht. Wir hielten uns jedoch nicht lange hier auf und gingen einfach an ihr vorbei. „Was ist mit Gianna?“, wollte meine Mutter dann wissen und flüsterte die Frage meinem Vater zu. „Dessert...“, antwortete er kurz und knapp. Ich wusste zwar nicht um was es ging, aber meine Mutter schien irgendwie schockiert gewesen zu sein. Zu guter Letzte kamen wir dann also in eine gigantische Halle mit einer Glaskuppel an der Decke durch die das freurig-rote Licht der Abendsonne schien. Es gab nichts in diesem Raum, abgesehen von den drei auffälligen rustikalen Thronen in der Mitte. Auf ihnen saßen drei Vampire, die mir noch in fahler Erinnerung waren: Aro, Caius und Marcus. Ebenfalls in der Nähe waren drei weibliche Vampire, von denen zwei blond waren und sich ähnlich sahen. Die Dritte viel zwar durch ihr schwarzes Haar allein schon auf, doch was mich noch viel stutziger machte waren ihre braunen Augen. Alle Anderen hier hatten rote Augen. Ich musste jedoch nichts sagen um eine Antwort auf meine unausgesprochene Frage „Wer oder was ist sie?“ zu bekommen. Nahuel trennte sich mit einem aufmunternden Zunicken von unserer Gruppe und stellte sich neben das Mädchen mit den braunen Augen. Einen Moment noch sah ich die Beiden an, dann blickte ich wieder nach vorn. Der mittlere der drei Vampire auf den Thronen hatte sich inzwischen erhoben und ging in aller Ruhe auf uns. Er hob dabei die Arme wie als hätte er alte Freunde seit Jahren nicht gesehen. „Carlisle, Edward, wie wundervoll euch zu sehen!“ Mein Großvater und mein Vater lächelten reserviert. „Wie schade, dass ihr nicht eure ganze Familie mitgebracht habt“, merkte er dann an und spielte damit offenbar auf die fehlende Alice an. Der Rest, so meinte mein Vater zumindest, war ihm an sich egal. Carlisle und Edward antworteten nichts darauf und so fuhr ihr Gegenüber einfach freudig fort. „Aber dafür habt ihr die liebe Renesmee mitgebracht. Welch eine Freude!“ Der schwarzhaarige Vampir musterte mich einen Augenblick und lächelte dabei freundlich, dann wand er sich wieder an meinen Vater. „Edward, mein Lieber. Herzlich Willkommen in Volterra“, sagte er heiter und reichte meinem Vater die Hand zum Gruß. Mein Vater zögerte nicht und legte seine Hand in die des anderen Vampirs und nun kam auch bei mir die Erinnerung zurück. Dieser hier musste Aro sein. Mein Vater hatte mir erzählt, dass er der Kopf der Volturi war und in der Lage mit einer einzigen Berührung alles zu wissen, was Jemand jemals gedacht hatte. Da mein Vater all unsere Gedanken lesen konnte, abgesehen von Jenen meiner Mutter, brauchte Aro nur ihn berühren und schon gehörten die Gedanken unseres ganzen Zirkels ihm. Obwohl ich darauf gefasst gewesen war, kroch mir ein kalter Schauer über den Rücken, als Aro direkt nachdem er Edwards Hand losgelassen hatte wieder mich ansah. Sein Blick verweilte aber nur kurz auf mir. Schon widmete er sich wieder meinem Vater. „Herrlich... ihr scheint gefallen daran gefunden zu haben euren Zirkel auf 'unkoventionelle Weise'... zu erweitern, Edward.“ Die Lippen meines Vaters formten sich kurz zu einem leichten Lächeln, während er auf den Boden zu schauen schien. „Ich verstehe nicht, was daran herrlich sein soll“, meinte nun einer der restlichen zwei Vampire auf den Thronen und trat mit einigen schnellen Schritten näher. Er schenkte mir einen herablassenden Blick und stellte sich neben Aro. „Wir dachten ihr hättet beim letzten Mal etwas gelernt“, sagte er gehässig. „Manche Dinge lassen sich nicht steuern..“, antwortete mein Vater ruhig. „Ihr umgebt euch mit euren Feinden und züchtet Hybriden!“, schrie er nun fast. „Wenn euch der Verzicht auf Menschenblut zu solchen widerlichen Taten treibt, solltet ihr in Erwägung ziehen wieder eurem Instinkt nachzugehen, bevor ihr noch mehr Abnormalitäten aufweist.“ „Caius, Caius, mein Freund“, sagte Aro freundlich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich glaube nicht, dass ihr 'Vegetarismus' etwas damit zu tun hat. Ich bezweifle, dass sie ein weniger erfülltes Leben haben als wir, wenngleich ich immernoch der Auffassung bin, dass Einige von ihnen sich vorzüglich in unseren Kreis einfügen würden.“ Edward schnaubte. Er hatte dieses Angebot schon so oft bekommen. „In der Tat macht ihr euch mit jedem Mal das wir uns sehen interessanter. Erst die talentierte Bella, dann die nahezu einzigartige Renesmee. Ich bin gespannt was noch kommt.“ Aro legte die Hände aneinander und schien begeistert zu sein. Caius Gesicht allerdings wurde mehr und mehr zu einer zornigen Fratze. „Wenn der Vater ein Mensch ist, wird es überwiegend menschlich sein und vielleicht sogar sterblich...“, meinte Caius dann, so als ob mein Kind in diesem Fall uninteressant genug wäre um es direkt umzubringen. „Ich befürchte...“, meldete sich nun der dritte Vampir zu Wort. „Dass dieses Kind keinen menschlichen Vater hat.“ Caius wand sich grimmig zu den Thronen um und starrte seinen Kollegen an. „Marcus?“ „Die Bindung zu dem jungen Werwolf ist außerordentlich stark...“, erklärte Macus. „Eine Mischung aus Werwolf und Vampir?!“, rief Caius aus und starrte mir auf den Bauch. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück und Jake stellte sich sofort vor mich und knurrte leise. Nun war Caius derjenige der ein wenig zurück ging. Rasch wand er sich wieder an Aro. „Aro, schon damals war es ungewiss, was aus einem Hybriden aus Mensch und Vampir werden wird. Über diese Werwölfe wissen wir nichts. Wie können wir da wissen was aus diesem Wesen werden wird?!“ „Zwei“, sagte Aro sanft. „Was?“, fragte Caius verdutzt. Er hatte wohl eine längere Antwort erwartet. Aro rieb sich noch immer kaum merklich die Hände und strahlte mich förmlich an. Er schien sehr interessiert daran zu sein zu wissen was aus meinen Kindern werden würde. Er machte nicht den Eindruck, dass er mich oder sie umbringen wollte – ganz im Gegenteil. Caius hingegen war nah dran durchzudrehen. „Edward vermutet, dass es Zwillinge sein werden“, ergänzte Aro dann. „Zwei kleine Monster?!“, rief Caius aus. „Diese Wesen könnten uns alle gefährden. Wir dürfen es nicht so weit kommen lassen, Aro.“ „Mhm“, seufzte Aro. „Unrecht hast du leider nicht.“ Die Anderen waren nun auch alle angespannt, teilweise konnte ich leises fauchen vernehmen. „Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass wir Renesmee kampflos aufgeben?“, sagte meine Mutter nun. „Nein, meine liebe Bella“, antwortete Aro. „Es wäre jedoch sehr schade, wenn solche Talente deswegen sterben müssten. Jedoch hat Caius nicht ganz Unrecht. Wir wissen nicht was aus den Kindern werden wird und im Gegensatz zu Renesmees Fall haben wir dieses Mal keinen lebenden Beweis, dass es friedfertige intelligente Lebwesen sein werden.“ „Friedfertig?“, höhnte Jake nun lauthals. „Friedfertig?! Ihr Bastarde wollt eine Mutter und ihre Kinder umbringen, nur weil ihr nicht genau wisst, was daraus werden wird? Ich kann euch versichern, dass meine Kinder mehr Gefühl und mehr Intelligenz im kleinen Finger haben werden als ihr alle miteinander!!“ Sein Körper begann bedrohlich stark zu zittern. Ich nahm ihn am Oberarm und versuchte ihn zu mir zurück zu ziehen, was mir jedoch nicht gelang. Stattdessen machte er noch einen Schritt nach vorn. „Seht ihr!“, schrie Caius und wand sich einmal im Raum um. „Werwölfe sind niedere Wesen, unsere Feinde! Und absolut nicht in der Lage sich selbst zu kontrollieren! Sie sind aggressiv und wild! Und diese Kinder werden genauso sein! Sie werden nicht in der Lage sein das Geheimnis zu wahren, dass wir seit Jahrtausenden schützen!“ Jake knurrte zur Antwort. „Jake!“, mahnte ich ihn, doch er schien mich gar nicht zu hören. „Jake!“, kam es nun auch von meinem Vater. „Reiß dich zusammen!“ Ich griff meinem Freund fester an den Oberarm und zog ihn mit aller Kraft zurück, doch er wirkte wie festgeschraubt. Im nächsten Moment riss er sich mit einem Mal von mir los und dann ging alles ganz schnell: Jake explodierte förmlich, seine Kleider wurden in tausend Teile zerfetzt und mit einem reißenden Geräusch verwandelte er sich in einen pferdegroßen rostroten Werwolf, der nun mitten in der Halle der Volturi stand... - Ende Kapitel 20 - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)