Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt von -DesertRose- (Fortsetzung von Bis(s) zum Ende der Nacht) ================================================================================ Kapitel 17: [Jacob] Eine schwere Entscheidung --------------------------------------------- Disclaimer: => Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction. => Alle Charaktere gehören Stephenie Meyer mit Ausnahme einiger Schüler und Lehrer, die ich selbst erfunden habe. Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr http://renesmee-und-jacob.de.vu http://renesmee-und-jacob.de.lv http://aurora-australis.com/Risingsun Übrigens... Eine Umfrage hat ergeben das 40% der Rising Sun - Leser auf Animexx lesen. Teilgenommen haben bisher 447 Leser (Stand: 21.11). Wenn du auch teilnehmen möchtest schau auf: http://aurora-australis.com/Risingsun/index.php?vote [TIP!] Play-List Da es die CD noch nicht im Handel gibt, konnte ich lediglich den Sample in Endlosschleife hören: New Moon Score #15 - Dreamcatcher by Alexandre Desplat http://www.twilightthemovie.com => einfach "La Push Reservation" wählen. Die Hintergrundmusik ist es ;) Und hier kommt Kapitel 17 aus Jacobs Sicht (Abwechslung muss ja auch mal sein =D). Ich freue mich über jeden Kommentar. ^_^ --------- Kapitel 17: [Jacob] Eine schwere Entscheidung „Ich will es nicht.“ - „Was?“ „Das Kind. Ich will es nicht haben.“ Es dauerte einige Sekunden, bis ihre Worte zu mir durchsickerten. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah ihr in ihre schokoladenbraunen Augen. Doch sie sah mich unablässig an, hatte keine Zweifel. Sie hatte bereits gewählt. Und ich hatte wie so oft nicht die Kraft ihr ihren Willen nicht zu geben. Langsam zog ich meine Hand zurück. Doch ihre Worte hallten in meinem Kopf immer und immer wider. Und sie klangen fast so, als seien sie nicht aus ihrem Mund. War das wirklich die Nessie, mit der ich so viele schöne Monat zusammen erlebt hatte? Ihr Ton war kühl und obwohl ich ihre Augen so sehr liebte wie alles an ihr, machte ihr Blick mir jetzt fast Angst. „Schlaf gut“, sagte sie nun nur noch. Kein 'Schatz', nicht mal ein 'Jake'. Sie zog nur wieder die Decke bis zum Hals und drehte sich dann um. Langsam ließ ich meinen Oberkörper sinken, bis ich nur noch lag, doch an Schlaf war nicht zu denken. Das Haus war nun von einer für mich furchtbaren Stille erfüllt. Ich konnte meine Augen nicht schließen, betrachtete einfach nur die ganze Nacht ihren Hinterkopf. Irgendwann drehte sie sich im Schlaf dann um, so dass ich auch mal ihr Gesicht sah. Ich fragte mich was da passiert war. Kurz zuvor hatten wir uns noch geküsst, sie hatte geweint und ganz plötzlich zeigte sie mir im wahrsten Sinne des Wortes die kalte Schulter. Als sie am frühen Morgen die Augen aufschlug, hatte ich meine kein einziges Mal für mehr als fünf Minuten geschlossen. Ihren Blick konnte ich nicht richtig einordnen. Sie sah mich kurz an, dann setzte sie sich im Bett hin und gähnte noch ein paar Mal. Sie strich sich durch ihr langes lockiges Haar und über ihr Gesicht, dann stand sie plötzlich auf und machte anstalten zur Tür hinaus zu laufen. Es war nicht überlegt was ich tat, es war eher ein Reflex. Blitzschnell stand ich hinter ihr, nahm ihren Arm und drückte sie an mich. „Tu das nicht“, bat ich. „Jake“, antwortete sie. „Lass mich los.“ - „Das kannst du nicht machen.“ „Was kann ich nicht machen?“, wollte sie wissen. „Gehen und mich hier stehen lassen.“ Sie sagte nichts, versuchte einfach nur sich los zu reissen, was ihr nicht so wirklich gelang. Sie war zwar bei weitem stärker als ein Mensch, aber sie war noch immer ein weiblicher Halbvampir und mir unterlegen. „Jacob, bitte lass mich los!“, schrie sie jetzt schon fast. Es war schwer für mich sie festzuhalten, wenn sie gehen wollte, aber wenn sie jetzt ging, dann würde es unerträglich sein, bis sie sich endlich erbarmen würde, mir Antworten zu geben. „Jake!“, kam es nun noch lauter. Und dann kam etwas womit ich eigentlich nicht gerechnet hatte. In ihrem Versuch sich zu befreien, holte sie plötzlich aus und gab mir eine so kräftige Ohrfeige, dass ich für einen Moment fast glaubte, mein Kopf würde zerspringen. Es war weniger die Wucht des Schlages, die an sich schon beachtlich war, sondern viel mehr der Überraschungseffekt und der Schock, der dazu führte, dass ich zur Seite kippte und mit dem Kopf gegen ihre Bettkante knallte, die dann nachgab und ordentlichen Schaden nahm. Ich hingegen hatte ebenfalls Schaden genommen, allerdings mehr seelisch als körperlich. Das warme Blut, dass mir aus der Nase und von der Schläfe herab lief war mir egal. Das mein Kopf brummte und es etwas wehtat, kümmerte mich ebenfalls nicht. Mir hatte nie jemand gesagt, wie es wohl war von der Person die man liebte und auf die man geprägt war eine schallende Ohrfeige zu bekommen. Jetzt wusste ich es. Nessie indes machte ein entsetztes Geräusch, schlug die Hände vor dem Mund und starrte mich erstmal mit großen Augen an. Dann sank sie auf die Knie und ich spürte ihre Tränen auf meiner Haut. „Jake?“, hauchte sie und bekam durch das Schluchzen nun kaum einen Ton heraus. „Jake?“ Dann wurde ihre Stimme immer höher, flehender. „Oh.. bitte... ich... das.. das wollte ich doch nicht... bitte sag doch was...“ Dann spürte ich ihre Hand auf der unverletzten Seite meines Gesichtes. Ich sah sie weiterhin nur an, nicht in der Lage irgendetwas zu sagen. Ich kniff kurz die Augen zusammen, dann stieß ich mich langsam vom Boden ab und setzte mich hin. Ihre feuchten Augen wurden noch größer als sie meine mit Blut verschmierte rechte Gesichtshälfte erblickte. „Das wollte ich nicht...“, versuchte sie zu erklären. „Bitte.. ich... tut es sehr weh?“ Ich schüttelte den Kopf. „Halb so schlimm, schon bald wird das wieder verheilt sein. Körperliche Leiden verschwinden schnell.“ „Aber nicht die Seelischen“, fügte sie dann hinzu. Ich nickte nur und starrte dann den Teppichboden an. Dann spürte ich mit einem Mal weichen Stoff. Sie hatte ein Taschentuch genommen und strich mir das Blut vom Gesicht. „Es tut mir Leid... ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Es war dumm, gemein und falsch von mir, aber ich dachte es ist besser einen glatten Bruch zu machen.“ Glatter Bruch? Von was redete sie? Wollte sie etwa.... Schluss machen?! Sofort stieg eine unglaubliche Kälte in mir auf. Es fühlte sich an, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren und in ein tiefes Loch fallen. Mit einem Mal rutschte ich einige Meter nach hinten, bis ich mit dem Rücken gegen die Zimmerwand knallte und starrte noch immer auf den Boden. Ihre Hand mit dem Taschentuch hing einige Sekunden in der Luft, ehe sie reagierte. „Jake?“, fragte sie unsicher. Glatter Bruch? Immer wieder drehten sich die Worte in meinem Kopf. Was sollte das? Es war so gut gelaufen und jetzt machte sie einfach Schluss? Weil sie schwanger war oder aus einer Laune heraus? Das machte doch alles keinen Sinn? Und was sollte ich dann tun? Früher hatte ich wenigstens noch einen Funken Hoffnung gehabt, dass sie sich eines Tages für mich entscheiden würde. Jetzt würde ich stets wissen, dass ich versagt hatte. Die 42 Grad Körpertemperatur spürte ich gar nicht mehr. Ich fühlte mich wie in der Antarktis. Mein ganzer Körper zitterte. Wie schnell wir doch die Seiten gewechselt hatten. Jetzt war sie es, die näher an mich rückte und ich war der, der zitternt vor ihr saß und mit den Tränen zu kämpfen hatte. „Jake... hey...“, sagte sie sanft und nahm meinen Kopf in ihre Hände, so dass ich sie ansehen musste. Sie musterte meine feuchten Augen und bekam dann selbst wieder welche. „Ich bin unsagbar dumm und ich weiß, dass ich deine Liebe gar nicht verdient habe, trotzdem würde ich es niemals schaffen, mich von dir zu trennen. Ich habe auch keine so tolle Familie verdient und ebenso wenig solche Eltern und mein Kind hat eine solche Mutter nicht verdient. Als ich von einem 'glatten Bruch' redete, meinte ich eigentlich das Baby.“ Sie ließ meinen Kopf wieder los, legte ihre Hände in den Schoß. Was redete sie da? „Jake... ich möchte das meinem Kind nicht antun.“ „Was?“, sagte ich. „Du bist bestimmt eine tolle Mutter.“ „Nein.“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, war ich zuerst geschockt. Ich hatte zuerst nur Angst wie du oder meine Familie darauf reagieren würdet, aber als all das erstmal etwas verdaut war, habe ich gemerkt, dass ich nichts für dieses Kind empfinde. Ich kann kein Kind auf die Welt bringen und ihm dann keine Liebe schenken. Das hat kein Kind verdient. Ganz gleich ob es nun ein Mensch, ein Vampir oder ein Werwolf oder alles zusammen ist. Ich möchte unter diesen Umständen kein Kind.“ Sie empfand nichts für das Baby? Diese Tatsache schmerzte mir fast mehr als das Wissen, dass sie dazu bereit war ein ungeborenes Baby zu 'töten'. Mit ihr hatte man damals das Selbe machen wollen. Schlimmer noch, ich war selbst zu Bella gegangen in dem Versuch sie zu überreden das zu tun. Wie unsagbar dumm das doch gewesen war und alles andere als richtig. Dieses Baby saß jetzt vor mir und war für mich die wichtigste Person im ganzen Universum. Welches Leben würde sie da auslöschen? Wem würde sie eine so wichtige Person nehmen? Aber es war nicht allein meine Entscheidung. Sie war die Mutter, sie trug es im Bauch und sie musste es zur Welt bringen und wenn sie das nicht wollte, dann konnte ich sie nicht dazu zwingen. Ich liebte dieses Kind jetzt schon, jedoch nicht etwa nur weil es meines war, sondern eher, weil es auch ein Teil von ihr war und was ein Teil von Renesmee war konnte ich nicht töten oder hassen. Sie aber wollte es töten, ganz gleich ob es auch ein Teil von mir war und das tat weh.... Es war als ob sie plötzlich die Gabe ihres Vaters hatte. „Ich kann verstehen, wenn du mich jetzt für kalt und grausam hälst, Jake. Ich bin mir inzwischen selbst nicht mal sicher, ob ich ein Herz habe. So perfekt ich auch scheine, offenbar ist es genau das was mir fehlt.“ Dann zog sie sich rasch einen weiten Pulli über und verließ dann das Zimmer. Offenbar hatte sie noch nicht vor ihre Eltern einzuweihen. Ich blieb noch eine Weile in ihrem Zimmer und sah mich ungläubig um. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste damit weiterleben, denn verlassen könnte ich sie niemals, ganz egal ob sie nun für immer so bleiben würde. Ich strich mir kurz über meine Schläfe. Die Wunde war schon verheilt, einzig das festgeklebte Blut war noch Zeuge davon. Ich hatte keine Lust irgendwem in diesem Haus jetzt zu begegnen. Vielleicht hatten sie meinen Zusammenstoß mit ihrem Bett gehört oder das Blut gerochen und ich wollte jetzt ganz sicher keine Fragen beantworten, also nahm ich den Weg durch das Fenster um das Haus zu verlassen und lief in den Wald. Ich war nicht sehr tief vorgedrungen, konnte fast noch das Haus sehen, als ich meine Kleider unter einen Baumstumpf legte und mich verwandelte. Als Wolf waren seelische Schmerzen nicht mehr so stark. Trotzdem war ich froh, dass kein Anderer aus dem Rudel momentan die Wolfsgestalt hatte, denn ich wollte diese Gedanken mit niemandem teilen. Ich rollte mich neben dem Baumstumpf zusammen und schloss die Augen. In der Nacht hatte ich keinen Schlaf gefunden, vielleicht würde ich wenigstens jetzt in einen traumlosen Schlaf sinken..... **** Die Sonne war schon etwas weitergezogen, als ich meine Augen wieder langsam öffnete. Ich fühlte mich noch immer ausgelaugt, aber ich spürte, dass sich etwas näherte. Und tatsächlich, langsam kam ein schwarzer Wolf auf mich zu: Sam. Jake, sprach er in Gedanken zu mir. Wir sind nicht im selben Rudel, aber ich spüre, dass dich etwas bedrückt und auch Renesmee sieht man es an. Ich nehme an sie hat dir erzählt weswegen ich sie begleitet habe? Nein hat sie nicht, antwortete ich ebenfalls mental. Aber ich nehme mal an du hast dich nicht wohl bei dem Gedanken gefühlt, eine schwangere junge Frau alleine zehn Stunden in ein Flugzeug zu setzen. Er nickte und ich führte kurz darauf meine Gedanken fort. Wenn du denkst, dass ich irgendwas gegen das Baby gesagt habe, dann irrst du dich, deswegen liege ich nicht hier rum. Jetzt schüttelte er leicht den Kopf. Das habe ich nichtmal im Ansatz in Erwägung gezogen. Ich bin selbst Vater und auch wenn Emily noch dreißig mehr kriegen würde, ich würde es niemals wagen auch nur an eine Abtreibung zu denken. Du bist auf Renesmee geprägt, du würdest das auch niemals von ihr verlangen. Ich legte meinen Kopf wieder auf meine Pfoten und winselte leise. Aber was ist es dann?, fragte er weiter. - Wenn du das Blut meinst, sie hat mir eine Geklatscht. Sie wollte mich einfach stehen lassen und das Zimmer verlassen und ich hab sie festgehalten. Ich bin nur erschrocken und ihre Schläge sind wirklich nicht ganz ohne. Da hat es mich auf den Boden geschlagen und dabei bin ich mit der Schläfe gegen ihr Bett geknallt. Sam brummte nur kurz. Und hast du deine Antworten letztlich bekommen?, fragte er weiter. - Ja, sie will das Kind nicht. Sam ließ die schwarzen Ohren hängen. Das tut mir sehr Leid. Ich winselte wieder. Sam wollte gerade etwas antworten, als er plötzlich aufhorchte. Und dann vernahm auch ich ihn: den wohltuenden Geruch meiner Renesmee. Sie lief langsam auf uns zu und blieb dann mit einigen Metern Abstand stehen. Ich ziehe mich zurück, ließ mich Sam wissen, dann verschwand er im Wald. Erst jetzt kam Nessie näher. Sie kniete sich neben mich und strich mir über mein rostrotes Fell. „Es tut mir Leid, ich habe dir schon viele Schmerzen zugefügt und ich mach es immer nur noch schlimmer.“ Ich winselte leise und rückte mit dem Kopf näher an sie heran. Sie strich mir über die Schnauze und gab mir einen Kuss auf die feuchte Nase. „Ich möchte jetzt zurück ins Haus und es ihnen erzählen. Kommst du mit mir?“ Zur Antwort verwandelte ich mich nun zurück. Es war mir egal, dass ich nackt vor ihr lag. Sie hatte mich ohnehin schon so gesehen. „Danke“, sagte sie leise, dann beugte sie sich zu mir herab und küsste mich. Es war ein etwas zurückhaltender Kuss und ich hätte ihn gerne intensiviert, aber ich war froh, dass sie mich überhaupt küsste. *** Der Weg zurück ins Haus war für sie genauso wie für mich kein einfacher. Wir mussten ihnen nicht nur sagen, dass wir ein Kind gezeugt hatten, sondern auch, dass sie es nicht behalten wollte. Viele andere Eltern wären froh über diese Entscheidung gewesen, hätten es für eine richtige Entscheidung und absolut vernünftig gehalten. Aber diese Eltern waren anders. Auch wenn Edward aus Angst um Bella Renesmee zu Beginn nicht wollte, inzwischen würde er eine solche Entscheidung nicht voreillig fällen. Vielleicht war ich auch der Sündenbock. Ich würde es ihnen nichtmal verübeln. Ich würde mich am liebsten selbst für meine Unachtsamkeit ohrfeigen. Ihr wären dadurch viele Sorgen erspart geblieben. Als wir dann auf der Veranda standen blieb Renesmee kurz stehen und ich ebenfalls. Sie wand sich kurz mir zu und sah mich traurig an. Ich konnte mich zu einem Lächeln durchringen, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und nahm ihre Hand, dann gingen wir beide durch die Tür. Ich hatte regelrecht unsere Füße beobachtet, wie sie über die Schwelle getreten waren. Als ich meinen Blick wieder hob, sah ich als erstes in die goldenen Augen von Edward Cullen. Er lehnte uns gegenüber an der Wand, hatte die Arme verschränkt und sah etwas finster drein – er wusste es. Und das vielleicht sogar schon länger. Hatte überhaupt wer von uns wirklich daran gedacht, seine Gedanken zu verbergen? Und selbst wenn Nessie und ich es getan hatten, Sam hatte es mit Sicherheit nicht. Wahrscheinlich hatte er bis dato nur darauf gewartet, dass seine Tochter selbst mit der Sprache herausrückte. Nessie sah ihren Vater nur kurz an, dann wich sie ihm wieder aus und zog mich mit in die Küche. Esme, Bella, Alice und Rosalie hatten sich gerade sehr angeregt über Dartmouth unterhalten, als wir den Raum betraten und verstummten plötzlich. „Kommt ihr bitte mal mit?“, fragte Nessie leise und starrte dabei an allen dreien vorbei auf die Tischplatte. Anstatt zu rufen lief sie anschließend zu Carlisle ins Arbeitszimmer und holte auch ihn ab. „Wo sind Emmett und Jasper?“ „Nicht hier“, antwortete Edward in einem leicht aggressiven Ton, wenn auch sehr leise. Nessie nickte nur, dann lief sie mit mir zum weißen Sofa, wo wir dann zusammen mit den anderen Platz nahmen. Wir fühlten uns natürlich sehr unwohl als die vielen Blicke auf uns lagen und Rensmee zupfte permanent an ihrem Pulli herum und starrte auf den Boden ohne ein Wort zu sagen. Doch die Vampire hatten alle Zeit der Welt und warteten Geduldig auf eine Reaktion. Bella senkte den Blick etwas und begutachtete die Hände ihrer Tochter, dann lächelte sie. „Du brauchst keine Angst zu haben, Renesmee. Du weisst, dass du uns alles sagen kannst.“ Sie nickte geistesabwesend. „Na dann“, sagte ihre Mutter daraufhin. Doch Renesmees Mund entkam kein Wort, sie schluckte nur kurz und schien mit den Tränen zu kämpfen. Langsam rückte ich näher an sie heran, legte den Arm um sie und zog sie vorsichtig an mich, woraufhin sie ihren Kopf auf meine Schulter legte und leise Tränen ihr Gesicht hinabliefen. „Soll ich?“, fragte ich sie, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nein“, sagte sie. Zog die Nase kurz hoch und wischte sich mit dem Ärmel ein paar Tränen weg. Plötzlich reichte Esme ihr eine Packung Taschentücher. „Bitteschön, Kleines.“ Nessie nahm die Packung an sich und bedankte sich kurz. „Tut mir Leid.“ „Och das muss es nicht“, sagte Esme leise und lächelte. Alice hatte die Beine übereinander geschlagen und wechselte alle paar Minuten das Bein. Ob der Tatsache, dass Vampire häufig reglos dastehen konnten und menschliche Bewegungen wie etwa Atmen nur „nachahmten“, war es für mich was relativ neues einen nervösen Vampir zu sehen. Sie bemerkte aber sofort meinen Blick. „Was denn?“, sagte sie. „Ihr wisst ja gar nicht wie schlimm es für mich ist, dass ich nichts sehen kann und ich hier darauf warten muss, dass ihr mir sagt, was los ist.“ „Dann weisst du ja jetzt wie wir uns immer fühlen“, antwortete Rosalie neckisch. „Aber du kannst ja raten so wie jeder der keine Kristallkugel hat.“ Dann streckte sie kurz die Zunge raus und wand sich an Nessie. „Hat es dir in Forks so gut gefallen, dass du mit Fiedo nach La Push ziehen willst?“ „Rose!“, mahnte Esme, doch Blondie winkte ab. „Das ist mein voller Ernst. Ich meine, das würde Fiedo sicher gefallen, da hat er ja seine Artgenossen. Lauter Flohtölen auf einem Haufen.“ „Rosalie jetzt ist es aber genug“, kam es nun von Carlisle. Jetzt verstummte Blondie aber wirklich. Mein Blick wanderte von ihr zu Edward, der mich noch immer anstarrte. Rensmee vergrub ihr Gesicht wieder an meiner Brust, als ich meinen Oberkörper leicht zu ihr drehte. „Kannst du bitte damit aufhören?“, bat ich ihren Vater. „Womit?“, kam es zurück. „Damit mich dauernd anzustarren. Warum gehst du nicht direkt auf mich los, anstatt mich nur mit deinen Augen zu durchbohren?!“ „Nein, tut mir Leid. Das kann ich meiner Tochter beim besten Willen nicht antun, auch wenn du es verdienst hättest!“ Die anderen Vampire sahen nun abwechselnd Edward und mich an je nachdem wer sprach. Bella legte eine Hand auf die Schulter ihres Mannes. „Edward, bitte.“ „Ist doch wahr!“, schrie er nun schon fast. Renesmees Finger an meiner Brust gruben sich stärker in mein Hemd. „Ja, es ist wahr“, sagte ich bitter und sah dabei in Edwards goldene Augen. „Von mir aus können wir auch gern vor die Tür gehen, damit du auf mich einschlagen kannst, ich werde mich nicht wehren!“ „HÖRT AUF!“, brüllte Nessie mit einem Mal. Wir hielten erschrocken inne, auch wenn der Schrei etwas gedämpft gewesen war, weil sie ihr Gesicht immernoch an meiner Brust hatte. Dann setzte sie sich wieder gerade hin und sah ihren Vater an. „Dazu gehören immernoch zwei, dass weisst du genauso gut wie ich.“ Bella nahm die Hand von Edwards Schulter und hob sie sich erschrocken vor den Mund und gleichzeitig mit ihr dämmerte es auch allen anderen Anwesenden. „Wie lange schon?“, fragte Bella noch immer etwas geschockt. „Vier Wochen, aber ich spüre schon, wenn es sich bewegt.“ „Dann könnte es sein, dass die Schwangerschaft so Ablaufen wird wie die von Bella“, meldete sich nun Carlisle. „Da hat die Pille dann wohl doch nichts gebracht, mh?“ Renesmee nickte traurig. „Offenbar“, kam es wieder barsch von Edward. „Trotzdem wäre es seine Aufgabe gewesen sich abzusichern, für den Fall, dass die Pille nicht funktioniert.“ Jetzt wurde ich auch langsam sauer. Ich wusste ja selbst, dass ich Mist gebaut hatte, aber die permanenten Sticheleien waren genau deswegen absolut überflüssig. „Das sagt gerade der Richtige.“ - „Das kannst du nicht vergleichen... ich bin tot. Wie hätte ich wissen sollen, dass ich noch Kinder zeugen kann... du dagegen bist... du bist EIN REUDIGER KÖTER!“ Mit den letzten drei Worten war er vom Sofa aufgesprungen und ich etwas erschrocken zurück gefahren. „Edward!“, rief Bella und zog ihn am Arm wieder zurück in die Polster. „Hör auf, das bringt doch nichts.“ „Sie hat recht.“ Renesmees leise sanfte Stimme ließ alle aufhorchen. „Es ist egal was immer wir versucht hätten, es wäre wahrscheinlich immer so gekommen.“ Dann hob sie den Kopf und sah ihren Vater an. „Sam Uley hat mit Emily insgesamt sieben Kinder. Er hat mir gesagt, dass sie beide durch die Prägung verbunden wurden um perfekten Nachwuchs zu bekommen. Mit Jake und mir wird es das Selbe sein. Gegen sowas kommt man nicht an.“ Jetzt starrte ich sie mit großen Augen und offenem Mund an. Sie wusste davon? Ich hatte jahrelang versucht es für mich zu behalten und nun wusste sie es. War sie auch deswegen so komisch gewesen in der letzten Nacht? Weil sie glaubte, dass ich gezwungen wurde sie zu lieben oder das sie gezwungen wurde mich zu lieben und keine richtige Liebe empfand? Hatte sie das damit gemeint, als sie sagte sie glaube kein Herz zu haben? Wenn ja, dann war genau das eingetroffen, was ich immer befürchtet hatte. Nessie drehte langsam ihren Kopf zu mir. „Du... du weisst von der Prägung?“, fragte ich. Sie nickte sanft. „Ich wäre nie ohne dich gereist, aber jetzt musste ich es tun. Ich wollte herausfinden, was du mir nie sagen wolltest.“ Ich wandt mich langsam von ihr ab, sah kurz auf die Glastischplatte vor mir und vergrub dann den Kopf in den Händen. Schon wieder hatte ich einen Fehler gemacht. Aber hätte Sam dicht gehalten? Ich konnte es ihm nicht befehlen, aber vielleicht hätte ich ihn Bitten sollen. Vielleicht hatte er aber auch die Meinung gehabt, dass Nessie ein Recht darauf hatte es zu erfahren oder er sah die Prägung nicht als das an, als das ich sie sah: als etwas, das Nessie Sorgen bereiten könnte. Ich wollte, dass sie mich aufrichtig liebte, weil ich ich war und nicht weil sie glaubte, dass irgendein Naturgesetz sie dazu zwang und mit dem Wissen, dass ich womöglich eingehen würde, wenn sie meine Liebe nicht erwiderte. „Jake“, sagte sie leise, legte ihre linke Hand auf meine rechte Schulter und versuchte meinen Oberkörper in ihre Richtung zu drehen. Ich gab aber nicht nach. „Jake... ich liebe dich und daran ändert dieses Wissen gar nichts.“ Ich wollte gerade etwas antworten, da fiel Edward mir ins Wort. „Das tut jetzt absolut nichts zur Sache wir haben wichtigeres zu besprechen!“ Nessie legte ihre Hände wieder in den Schoß, lehnte sich etwas zurück und seufzte laut. Ich hatte eigentlich vorgehabt niemandem der Anwesenden einen Blick zu schenken, denn so würde niemand sehen, dass ich kurz davor war selbst loszuweinen, aber irgendetwas zwang mich geradezu Edward anzuschauen. Noch immer war sein Blick finster und Bella hielt seine Hand fest. „Carlisle, glaubst du Renesmee wird das besser wegstecken als Bella?“, wollte er wissen. Carlisle schien kurz zu überlegen, dann antwortete er vorsichtig. „Nun, das lässt sich nicht so einfach sagen, es kommt eben ganz darauf an wie menschlich Nessie wirklich ist und wieviel Vampir in dem Baby steckt.“ „Das spielt keine Rolle“, sagte Nessie dann leise und schüttelte den Kopf. Ihre Familie sah sie fragend an. „Ich will es nicht behalten.“ Scheinbar kamen diese vier Worte einem 'der Himmel fällt uns auf den Kopf' so ziemlich gleich, denn nun sahen einfach nur alle uns an ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Damit hatten sie wahrscheinlich genauso wenig gerechnet wie ich. Manchen stand sogar der Mund offen. „Bist du dir sicher, Schatz?“, fragte Bella. In ihrer Stimme lag Sorge, aber ich konnte auch Trauer vernehmen. Renesmee nickte. „Ja.“ „Und..“, sagte Rosalie plötzlich. „Und warum?“ Ich musste daran denken, wie sehr sich Blondie damals auf Nessie fixiert hatte. Es war mir damals so vorgekommen, als sei ihr Bella egal gewesen und als ob sie Nessie für sich haben wollte, weil sie kein eigenes Kind haben konnte. Wäre das nun wieder so gekommen? Oder war die Tatsache, dass unser Kind zu einem Teil ein Werwolf war Abschreckung genug? Nessie schien zu überlegen. Ihre Augen sahen kurz den Boden an, dann wanderten sie zum Tisch und danach zu Rosalie. „Ich...“, begann sie leise. „Ich glaube ich bin nicht bereit dazu... ich... empfinde nichts für dieses Baby.“ Nachdem sie das gesagt hatte, musterte ich Bella. Die Trauer in ihrem Blick wurde größer, aber Tränen würden sicher keine kommen. „Wie? Und nur deswegen willst du es umbringen?!“, fragte Blondie jetzt empört. Sie verschrenkte die Arme und beugte sich etwas zu uns herab, auch wenn sie rechts von uns am Ende des Tisches und damit etwas von uns entfernt stand. Nessie zog es nun vor, ihrer Tante nicht mehr in die Augen zu blicken. „Ich denke es ist besser für das Kind, diese Welt nie zu betreten, als einen Fuß in sie zu setzen und irgendwann festzustellen, dass die eigene Mutter es nicht liebt. Wenn ich die Liebe meiner Eltern und meiner Familie nicht gehabt hätte, hätte ich nicht leben wollen.“ „Das ist deine Sicht der Dinge, ja“, antwortete Rose nun bissig. „Aber das muss ja nicht für das Baby gelten. Wenn du es nicht haben magst, dann bring es zur Welt und gib es dann ab.“ Ich krallte meine Hand nun tiefer in die Sofapolster. Bald würde ich wahrscheinlich die Federn in der Hand haben, doch Niemand schien zu bemerken wie mein Körper langsam zu beben anfing. Dieser Blutsauger... ich konnte sie noch nie wirklich leiden. Ich hatte sie geduldet, mehr nicht. Ich hatte ja keine andere Wahl gehabt und seit meiner Prägung auf Nessie, war ich ihr teilweise dankbar für ihren Einsatz gewesen, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen ihr mein Kind zu geben. „Was denn?“, fragte sie, scheinbar als Antwort auf die fragenden Blicke um sie herum. „Menschen machen das auch, nennt sich adoptieren und wird von vielen jungen Mädchen gemacht, die noch nicht bereit für ein Kind sind.“ Wieder das Ganze von Vorn? Wieder ihren gierigen Blick sehen? Wieder sehen, wie ihr das Leben der Mutter vollkommen egal war? Wie sie einzig und allein für ihre Interessen arbeitete? Wie sie scheinheilig vorgeben würde, für die Mutter zu kämpfen, wo sie diese doch eigentlich nur als Mittel zum Zweck ansah? Sie würde sich zwischen Renesmee und mich stellen und dazu versuchen sich mein Kind zu krallen. Wenn ich mir nur das Szenario vorstellte, wie mein Kind zu ihr 'Mama' sagte, kochte in mir alles hoch! „Jake?“ Bellas Stimme hörte sich bereits so an, als stünde sie in weiter Ferne. Ich spürte nur noch wie die Hitze meinen Körper durchströmte und wie sie mir langsam aber sicher zu Kopf stieg. Ich fixierte meinen Blick auf das Biest und ließ sie nicht mehr aus den Augen. Ich nahm die anderen Personen im Raum gar nicht mehr wahr, sogar die Möbel waren verschwunden. Da war nur noch das Feuer ringsherum und sie stand mitten drin und schüttete ihren imaginären Benzinkanister in die lodernden Flammen. „Edward!“, brüllte Bella dann. Genau in dem Moment als ich mich erhoben hatte in dem Versuch den gierigen blonden Blutsauger anzufallen und mich im Sprung zu verwandeln, hatte sich Edward auf mich geworfen und war mit mir rücklings über die Sofalehne geflogen. Nur wenige Sekunden später, hatte ich mich dann wieder aus seinem Griff befreit und stürzte erneut auf die Blonde zu, die erschrocken zurückwich. Ich hingegen knallte auf die Fließen und wurde nun von drei Vampiren zu Boden gedrückt. Alice, Edward und Carlisle waren im moment nichts weiter als Steine auf meinem Weg. Es war ein Wunder, dass ich erkannte wer wer war, aber eigentlich wäre es mir auch egal gewesen, wenn sich Esme oder Bella auf mich geschmissen hätten. Ich versuchte meine Arme frei zu bekommen, um mich vom Boden abzudrücken, aber sie hatten sie auf meinem Rücken fixiert, so dass mich fühlte, als wäre ich in eine Zwangsjacke gehüllt. Als Blondie dann wohl Gewissheit hatte, dass ich mit drei Vampiren auf mir, nicht mehr an sie heran kam, trat sie wieder etwas näher und beugte sich leicht zu mir herab. „Und du? Es ist auch dein Kind“, sagte sie leise. Ihre Stimme hatte etwas einnehmendes, hypnotisierendes. Fast hätte ich geglaubt, das mein Gewissen zu mir sprach. „Du tust einfach was sie will? Lässt dein eigen Fleisch und Blut umbringen?“ Sie hatte ja so recht. Es war auch mein Kind. Natürlich trug Renesmee es in sich, aber irgendwo hatte ich ja doch auch Mitsprache recht. Konnte sie es umbringen, wenn ich es nicht wollte? Oder besser... würde sie das tun? Ich hatte mich ihr nur selten mal widersetzt, würde sie mich einfach übergehen? War ihr mein Wille in diesem Punkt egal? Oder hatte die Tatsache, dass sie es nicht liebte – wie sie selbst sagte – mehr Gewicht, als die, dass ich durchaus bereits Liebe für dieses Kind empfand? Und doch, ihr Wille und der Meine standen sich hier gegensätzlich gegenüber und letzten Endes würde ich nachgeben. Ja, das würde ich tun, denn sie war noch immer der Mittelpunkt des Universums für mich. Das Zittern ließ langsam nach, lediglich mein Atem ging noch schnell, doch die Flammen wurden immer und immer kleiner. Ich nahm wieder meine komplette Umgebung war und jetzt war es mir unangenehm, dass ich hier geknebelt auf dem Boden lag. Noch immer hielten sie mich unten, wobei Edward noch am meisten Gewicht hatte. Alice saß lediglich weiter hinten auf meinen Beinen und Carlisle hatte meine Arme gekonnt auf den Rücken gedreht. Ich drehte so weit wie möglich meinen Kopf und versuchte Edward anzuschauen, aber da ich keine Eule war, kam ich nicht sonderlich weit. „Könntest du jetzt bitte von mir runtergehen?“ „Damit du wieder auf meine Familie losgehst?!“, fragte er zynisch. Ich schnaubte. „Ich bin Teil dieser 'Familie', nur für den Fall das du das vergessen hast!“ - „Ein Grund mehr, nicht auf deine Familienmitglieder loszugehen!“ Carlisle und Alice zogen sich nun zurück. „Edward, lass es gut sein. Er wird ihr nichts tun“, redete Carlisle auf seinen Sohn ein, dieser aber machte immernoch keine Anstalten mich loszulassen. „Da bin ich mir nicht so sicher.“ „Hast du das in seinen Gedanken gelesen?“, wollte Alice nun wissen. „Oh ja“, sagte ich daraufhin sarkastisch. „Ich kann euch sagen was ich denke. Ich find euren Wohnzimmerboden so toll. Ich bleib hier jetzt einfach liegen!“ Dann ließ ich meinen Oberkörper sinken, ließ meinen Kopf mehr oder weniger auf die Fließen knallen und schloss die Augen. Kurz darauf spürte ich Erleichterung, als Edward meine Arme wieder freigab und sich kurz darauf gänzlich entfernte. Ich hatte aber weder Lust sein Gesicht noch irgendein anderes zu sehen und zog es vor, meine Augen geschlossen zu halten. „Kommt“, befahl Carlisle nun. „Ich denke das war erstmal genug. Das muss sich nun alles erstmal bei uns allen setzen. Wir besprechen das später weiter. Wir haben nicht viel Zeit, aber wenigstens ein bisschen...“ Dann vernahm ich nur noch die leichten Luftzüge und kaum vernehmbaren Schritte, der den Raum verlassenden Vampire. Sogar das Licht ging aus, wie ich unter dem geschlossenen Lid feststellen konnte. Ich lag noch eine ganze Weile so da. Der Boden war hart und ungemütlich. Wenn ich auf hartem Boden lag zog ich die Wolfform vor. Ich konnte nicht sicher sagen, ob ich meinen Wutanfall bereute. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es wahrscheinlich genauso nochmal machen. Sieben Jahre lang hatte ich dieses Gefühl nicht mehr gehabt. Diesen Trieb. Die ungemeine Lust einen Vampir zu zerfetzen. Ich hatte fast vergessen, dass wir eigentlich natürliche Feinde waren. Ich hatte für Renesmee verlernt ein richtiger Werwolf zu sein, aber genauso wie man einen Tiger niemals gänzlich zähmen würde, würde ich jemals zu einem Schoßhund verkommen. Noch konnte ich jedoch nicht ahnen, dass dies nur der Anfang war.... Ich vernahm kein einziges Geräusch im ganzen Haus, als ich mich letztlich wieder bewegte. Langsam drückte ich mich vom Boden ab. Ich drehte mich dann auf den Rücken und warf mit leicht erhobenem Oberkörper einen Blick auf das weiße Sofa, das ihm Mondlicht leuchtete. Ich stieß einen überraschten wenn auch leisen Ton aus, als ich Nessie auf dem Sofa sitzen sah. Ihr Blick machte den Eindruck, als hätte sie mich die ganze Zeit schon beobachtet, wie ich da auf dem Boden gelegen hatte. Langsam erhob ich mich, ging auf sie zu und setzte mich neben sie. „Du bist noch da?“ Sie nickte. „Wo sonst sollte ich sein, Jake?“ Ich wusste, dass diese Antwort zeitlos war und für jedwede Situation galt. Ein „im Bett vielleicht?“ wäre also absolut unpassend gewesen und so lächelte ich einfach nur. Sie ließ ihren Blick sinken, nahm meinen Arm und streichelte mir über die Hand. „Es tut mir Leid“, sagte ich dann und das meinte ich auch wirklich so. Das Wenigste was ich wollte, war ihr Sorgen zu bereiten. Sie schüttelte den Kopf und zog die Nase hoch. Offenbar hatte sie geweint, während ich auf dem Boden gelegen hatte. „Nein, mir tut es Leid. Rosalie hat Recht. Es ist auch dein Kind. Es war falsch von mir diese Entscheidung allein zu fällen.“ Dann sah sie wieder zu mir herauf. „Verzeihst du mir?“ Ich sah sie ungläubig an. Was für eine blöde Frage. „Natürlich.“ Langsam verzog sich ihr Gesicht zu einem zarten Lächeln, wenn auch in einem ansonsten traurigen Blick mit verweinten Augen. „Möchtest du, dass ich dieses Kind zur Welt bringe?“ Diese Frage war nun gar nicht mehr so blöd und meine Antwort ließ auch auf sich warten. Ein Teil meines Herzens schrie lauthals „Jaaaa! Jaa verdammt!“ und der Andere brüllte vehement „Nein!“. „Ich...“, begann ich dann, verstummte jedoch wieder und seufzte. Ich wand meinen Blick von ihr ab und sah auf die Glastischplatte in der sich der nächtliche Himmel spiegelte. In meinen Kopf schossen Bilder. Bilder aus der Vergangenheit. Ich sah überall Blut, hörte das Geräusch von brechenden Knochen. Ich sah Bella wie sie zusammensackte. Spürte meine Hände wie sie verzweifelt versuchten ihr Herz zum Schlagen zu bringen. Ich spürte den Schmerz, als ich versagt hatte. Ich sah ihren toten Körper vor mir, so als wäre es gestern gewesen. Ich hatte alles verdrängt. Und nun kam es wieder hevor. Ich wollte Nessies Blut nicht auf meinen Händen haben. Ich wollte niemals hören, wie ihr Herz verstummte. Ich wollte ihre Knochen nicht brechen hören. Ich wollte sie nicht dieser Gefahr aussetzen. „Nein“, sagte ich nun bestimmt. Sie sah mich ungläubig an. Ich konnte es ihr nicht verübeln, meine Antwort stimmte ja auch in keiner Weise mit meiner Reaktion von vorhin überein. Sie legte ihre Hand auf meine Brust und sah mich fragend, ja fast flehend an. „Jake, bitte sag mir die Wahrheit!“, bat sie. „Prägung hin oder her, denk bitte... BITTE... nur einmal an dich und sag mir was DU willst!“ Ich nahm ihre Hand, legte sie zurück auf ihren Schoß und rückte etwas von ihr weg. „Du willst wissen, was ich will?“ Sie nickte einige Male. „Ich kann dir sagen was ich will.“ Mein Ton hatte etwas aggressives. Ich war mir meinem Willen nun ganz bewusst und wollte, dass sie das spürte. „Ich will dich in einem Stück haben. Lebend. Mit einem schlagenden Herzen. Ich will nicht zusehen, wie du langsam eingehst oder zerrissen wirst.“ - „Aber es ist doch gar nicht sicher, dass es so wird. Meine Mutter war während ihrer Schwangerschaft ein Mensch. Ich bin nur ein halber Mensch!“ „Und wenn schon?“, gab ich zurück. „Sagen wir, es läuft alles glatt... und dann? Dann sitzt du da und es zerreisst dich innerlich, dass du die Liebe für dein eigenes Kind vorgeben musst.“ Sie sah mich mit glasigen braunen Augen an. „Aber...“, begann sie dann leise und legte ihre rechte Hand an meine Brust, direkt über meinem Herzen. „Aber du liebst es.“ Ich lachte ein kurzes bitteres Lachen, schloss die Augen, schüttelte den Kopf und sah sie dann wieder an. „Da stimmt. Wie könnte ich etwas nicht lieben, dass ein Teil von dir ist?“ „Und wie kann ich etwas umbringen, dass du liebst?“, stellte sie als Gegenfrage. Ich war verwundert. Sie war zuerst so entschlossen gewesen und jetzt schien ihr ihre eigene Angst und ihre Zweifel egal zu sein. Ich brauchte jetzt nur sagen, dass sie es nicht tun sollte und sie würde das Kind austragen. War dies nicht das was ich wollte? Und wenn sie das dann tat und irgendetwas lief schief? Ich würde so nicht leben wollen und wenn es nur ein ganz kleiner Schaden war, das war es mir nicht wert. Ich schüttelte den Kopf und nahm den Ihren in meine Hände, dann sah ich sie eindringlich an. „Renesmee Carlie Cullen“, sagte ich bestimmt. „Du möchtest dieses Kind nicht und das hast du selbst gesagt. Bitte tu jetzt nichts was du nicht willst.“ „Aber du-“, wollte sie gerade kontern, doch ich unterbrach sie. „Ich? Ich will einfach nur dein Bestes und ich will das für den Rest unseres Lebens. Und wenn es zu deinem Besten ist, dass dieses Kind nicht auf die Welt kommt, dann soll es so sein.“ Sie antwortete nichts mehr, ließ einfach nur ihren Blick sinken und leise Tränen kullerten ihre Wangen herunter und berührten meine rostrote Haut. Jetzt erst spürte ich, dass auch welche an meinem Gesicht herunterliefen. Renesmee nickte. Vielleicht war dies die schwerste Entscheidung meines Lebens gewesen und ich hoffte inständig, dass ich richtig entschieden hatte.... *** Einige Stunden später waren wir zu Carlisle gegangen um ihm unsere Entscheidung mitzuteilen, bevor er zu Arbeit musste. Er ließ es sich nicht sonderlich anmerken, dass ihn diese entgültige Entscheidung doch etwas traf. Wahrscheinlich hatte er insgeheim gehofft, wir hätten anders entschieden. „Ich werde alles vorbereiten. Wir haben nicht viel Zeit, daher werde ich schauen, dass wir das alles heute Abend... erledigen.“ Renesmee hielt meine Hand fester und nickte dann. Ich tat es ihr gleich. Dann verließen wir das Zimmer mit leisen Schritten, keiner von uns sagte etwas. Bis wir dann im Flur stehen blieben. Uns gegenüber stand Bella. Sie sah uns kurz an, dann senkte sie den Blick und schloss fast gänzlich die Augen. Sie wusste genau was wir bei Carlisle gewollt hatten. Nessie rührte sich zunächst nicht, dann setzte sie ihren Weg zu ihrem Zimmer fort. Als sie an ihrer Mutter vorbeilief, nahm diese mit einem Mal ihre Hand und brachte sie so zum stehen. „Nessie...“, sagte sie und sah sie dabei besorgt an. „Bitte denke nicht, dass du ein schlechter Mensch bist.“ Bellas goldene Augen sahen ihrer Tochter direkt an. Nessie erwiderte ihren Blick und schüttelte dann kaum merklich den Kopf. „Du hast recht, ich bin kein Mensch“, sagte sie dann verbittert, zog ihre Hand aus der ihrer Mutter und ließ auch meine los, dann lief sie davon und knallte die Tür ihres Zimmers hinter sich zu. Bella stand da wie geohrfeigt. Wenn sie könnte würde sie jetzt weinen. Sie schluchzte, lehnte sich gegen die Wand, so als ob sie keine Kraft mehr zum stehen hätte und fuhr sich mit der bleichen Hand durch das schöne seidene braune Haar. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und wand den Blick von ihr ab. Der edle Teppich hier im Flur war mir aber durchaus bekannt. „Jake“, sagte Bella, trat näher an mich heran – und umarmte mich dann. Ich war zuerst etwas überrascht und ließ meine Hände in der Luft, dann aber umschloss ich sie. Sie war kalt, aber das war nichts neues, das wusste ich ja eigentlich. Bella schluchzte noch immer. Sie weinte ohne Tränen. „Es tut mir Leid, Bella“, sagte ich dann leise. Sie schüttelte den Kopf und ließ dann von mir ab. „Es bringt nichts wenn sich hier jeder Selbstvorwürfe macht. Das ändert nichts. Man kann nur nach vorn sehen.“ Ich sah sie mit leicht offenem Mund an und nickte dann. Sie hatte recht und trotzdem ließ es mich nicht los. Dieses Gefühl der Schuld.... „Und jetzt“, fuhr Bella dann fort. „Geh zu Nessie. Sie braucht dich.“ Ich sah sie an. Bella versuchte wohl ein Lächeln auf ihre Lippen zu bekommen, aber bei ihr klappte es kaum besser als bei mir. Ich nickte ihr nochmal zu, dann machte ich mich schnell zu Nessies Zimmer auf. Als ich da so vor der Tür stand blieb ich abrupt stehen. Ich legte zuerst mein Ohr an die Tür, aber ich vernahm nichts im Inneren. Kein Schluchzen, kein Weinen, aber vielleicht hatte sie ihr Gesicht wieder so sehr in ein Kissen gedrückt, dass die Geräusche vom Stoff verschluckt wurden. Zaghaft klopfte ich an die Tür, aber weder sagte sie etwas, noch öffnete sie sie. Ich umschloss die kalte Türklinke und drückte sie nach unten, dann schlüpfte ich ins Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Es war hier noch immer dunkel, niemand hatte die Jalousien hochgezogen. Wie erwartet lag Nessie in ihrem Bett, doch bis auf die bronzenen schönen Haare sah ich eigentlich kaum was von ihr. Sie hatte sich mal wieder bis oben hin zugedeckt und ihr Gesicht tatsächlich in eines ihrer Kissen gepresst. Ich konnte nur anhand ihres Atmens und ihrer Bewegungen erkennen, dass sie wirklich weinte. Vorsichtig kam ich ihr näher, bis ich letztlich neben ihr auf dem Bett war, doch ich war mir nichtmal sicher ob sie mich überhaupt bemerkt hatte. Ich wanderte mit meiner Hand unter ihrer Bettdecke und übte leichten Druck an ihrer Schulter aus, so dass sie sich zu mir drehen musste. Ihr Anblick tat mir weh. Sie sah schon wieder total verweint aus. Ihr zartes Gesicht war bereits rötlich und einige ihrer Haare klebten an ihrer Haut, ihre Augen waren glasig und einige Tränen kullerten aus ihnen heraus. In ihrem Blick lag Verzweiflung. Ich versuchte zu lächeln und schüttelte den Kopf, dann wischte ich die Tränen weg und einige ihrer Haare aus ihrem Gesicht. Sie musterte mich die ganze Zeit über traurig und mit leicht geöffnetem Mund. Ich nahm an, dass sie allein durch das viele Weinen in den letzten Stunden nicht mehr durch die Nase atmen konnte. Nun rückte sie näher an mich heran und legte ihre linke Hand auf meine Brust, dann fuhr sie höher hinauf, über meinen Hals und blieb in meinem Nacken stehen. Es fühlte sich gut an, wie sie mich zärtlich streichelte und ich spürte ein vertrautes Kribbeln. Dann drückte sie meinen Kopf zu sich herunter, schloss die Augen und küsste mich. Ich schloss meine Augen ebenfalls und erwiderte ihren Kuss. Meine Hände wanderten an ihren Rücken und über ihr Haar und ich drückte sie an mich, dann lösten wir uns wieder langsam voneinander. Renesmee legte ihren Kopf auf meine Brust, direkt über meinem Herzen und ich schlang meine Arme um sie. Lange Zeit verharrten wir so und irgendwann war sie dann tatsächlich eingeschlafen. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und rückte die Decke um uns kurz zurecht, so dass wir beide von ihr bedeckt waren, dann rückte ich wieder an sie heran und umarmte sie. Ich war froh, dass sie es geschafft hatte einzuschlafen. Die letzten Stunden seit ihrer Ankunft und sicher auch die davor waren sehr anstrengend gewesen und dementsprechend war sie sicher schrecklich müde, dennoch beschäftigten sie die Probleme so sehr, dass sie wohl kaum Ruhe fand. Ich indes war zwar ebenfalls unglaublich müde, aber Schlaf fand ich trotzdem keinen. Die nächsten Stunden verbrachte ich in einem Dämmerzustand. Immer wieder nickte ich kurz ein und öffnete dann wieder die Augen um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Meine Gedanken waren in diesen Stunden immerzu bei dem was noch kommen würde. Ich hatte Angst. Angst, dass dies das letzte Mal sein würde, dass wir so innig hier lagen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man das Kind aus ihr herausbekommen würde, schließlich´war ihr Körper nicht so zebrechlich wie der eines Menschen. Wenn mir die Bilder ihrer Geburt in den Kopf schossen wurde mir speiübel. Ich würde mich sicherlich nicht beherrschen können, wenn Carlisle oder irgendein Anderer sie mit den Zähnen aufreissen würde. Allein bei diesem Gedanken entfuhr mir ein leises Knurren, doch Nessie schien tief und fest zu schlafen. Ich warf einen prüfenden Blick auf sie, aber sie kuschelte sich nur noch mehr an mich und seufzte im Schlaf. Ich rückte etwas herunter und legte mein Kinn vorsichtig auf ihren Kopf. Niemand wird dir wehtun Nessie, dafür sorge ich schon, versprochen... Als es dann aber an der Tür klopfte fuhr ich erschrocken zusammen und drückte sie fester an mich, woraufhin sie auch noch aufwachte. „Mhm?“, fragte Nessie nur und blinzelte verschlafen. Ich warf einen finsteren Blick über meine Schulter. Bella hatte die Tür geöffnet und mit ihr zusammen traten auch Edward und Carlisle ein. „Wir wären dann so weit“, sagte Letzterer. Mein Herzschlag nahm an Tempo zu. Das konnte doch gar nicht sein, es hieß doch am Abend. Es konnten unmöglich soviele Stunden vergangen sein, Das durfte einfach nicht sein. Sie sollten wieder rausgehen, damit ich das gesamte Mobiliar vor die Tür schieben konnte um sie zu verbarrikadieren. Noch vor kurzem hatte ich ihre Entscheidung akzeptiert, weil ich Angst hatte, dass ihr während der Schwangerschaft oder bei der Geburt etwas passieren konnte, jetzt realisierte ich, dass sich damit alles eigentlich nur um einige Wochen nach vorn geschoben hatte. Sie war jetzt kaum weniger in Gefahr als sie es bei der Geburt sein würde. Schlimmer noch, bei der Geburt war es nichtmal sicher, dass etwas passieren würde, hier aber war es definitiv so, dass man ihr wehtun musste um das Baby herauszubekommen, man konnte ja keinen normalen Kaiserschnitt bei ihr machen. Erneut kam aus meiner Kehle ein tiefes Knurren, dieses mal aber deutlich lauter, so dass auch Nessie mich etwas ängstlich anschaute. Ich hielt sie fest im Arm und funkelte die Vampire an der Tür wieder an. „Renesmee?“, sagte Carlisle freundlich und sanft, wohl um sie dazu zu bewegen, mit ihm zu kommen, was allerdings angesichts der Tatsache, dass ich sie fest im Griff hatte nicht möglich war. Sie machte aber auch keine Anstalten sich loszureissen, sie sah mich einfach nur mit einem verzweifelten Blick an. Wahrscheinlich verstand sie mich und wollte zu gleichen Teilen, dass ich sie losließ und das ich sie nicht losließ. „Jacob“, ertönte es von Edward scharf. „Lass sie los.“ Ich antwortete nicht, wand einfach nur den Kopf wieder von ihnen ab und legte ihn auf Nessies. „Jacob!“ Er schien immer lauter zu werden, aber es kümmerte mich nicht. Nessies Schweigen bekräftigte mich nur noch mehr darin sie nicht freizugeben. Niemand sollte ihr wehtun. Niemand! Ich war so beschäftigt darin mir immer wieder selbst zu sagen, dass ich sie auf ewig beschützen würde, dass ich gar nicht mitbekam wie weitere Vampire das Zimmer betraten. „Jacob Black!“, knurrte Edward nun zum dritten Mal, aber mir war das egal. Ich hielt meine Renesmee fest im Arm, drückte sie so gut es ging an mich ohne ihr wehzutun und kniff schon die Augen zusammen. Sie sollten einfach nur rückwärts zur Tür raus und alles wäre gut! Mein Körper zitterte und ich spürte wie sich Tränenflüssigkeit in meinen Augen zu sammeln begann. „Oh man, verschwindet doch einfach!“, flehte ich fast. „Jake?“, hörte ich leise Nessies besorgte Stimme. Sie legte eine ihrer zarten Hände auf meine Wange und sah mir in die Augen. Sofort schossen Bilder in meinem Kopf. Ich wusste nicht, ob es die Vergangenheit war, die sie mir zeigte, oder ob es die Zukunft war, so wie sie sie sich wünschte. Ich sah mich selbst als Werwolf durch die Wälder rasen und sie saß glücklich lachend auf meinem Rücken. Ein Bild, das mir sehr bekannt war und eben weil es so zeitlos war, konnte ich es nicht zuordnen. Plötzlich wurde ich jedoch in die Gegenwart gerissen, als kalte Hände nach mir griffen. Mit einem kräftigen Ruck wurde ich von Nessie weggezerrt, woraufhin die Bilder schlagartig aufhörten und ich überschlug mich und knallte auf den Boden neben ihrem Bett. Für einen kurzen Moment sah ich beinahe Sternchen, wusste nicht wo oben und wo unten war, stöhnte und fasste mir mit einer Hand an den Kopf. Langsam setzte ich mich auf und sah mich um, ich sah gerade noch, wie irgendwer aus der Tür verschwand. Ich wollte gerade hinterherhechten, da bemerkte ich erst, dass ich noch immer festgehalten wurde. Emmett und Jasper hielten mich jeweils an einer Schulter zurück. „Lasst mich los!“, fauchte ich die Beiden an, doch die antworteten nicht, also machte ich mein Anliegen deutlich, in dem ich versuchte mich loszureissen. „Jetzt bleib doch einfach mal ruhig“, sagte Jasper. Es war offensichtlich, dass er versuchte mich mit seinen Fähigkeiten zu beeinflussen, aber egal wieviele Jahrhunderte er diese trainiert haben würde, er würde niemals einen geprägten Werwolf beruhigen, wenn die Person auf die er geprägt war in Gefahr schien. „Das sagst du so leicht!“, schrie ich ihn an. „Ich will dich mal sehen, wenn irgendwelche gestörten Vampire deine Freundin ausseinandernehmen wollen!“ „Das stimmt doch gar nicht“, konterte Emmett. „Carlisle weiß was er tut, ihr wird nichts passieren.“ Ich stöhnte. „Spar dir das Gewäsch, Blutsauger! Carlisle weiß kaum mehr über sie als wir alle!“ „Trotzdem will er ihr genauso wenig wehtun wie du oder ich oder irgendwer sonst in diesem Haus“, redete nun Jasper weiter auf mich ein, während sie beide noch immer nebenher damit beschäftigt waren mich festzuhalten. „Es geht mir sonstwo vorbei was er will oder nicht will, lasst mich einfach nur los!“ Wieder keine Antwort. Gut, irgendwann würde ihnen schon die Kraft ausgehen. Zumindest hoffte ich das und versuchte einfach weiter mit aller Kraft mich zu befreien. War natürlich klar, dass Edward Cullen gleich zwei Blutsauger auf mich ansetzen musste. Die nächsten Minuten waren unerträglich für mich. Ich wusste nicht wie es Nessie ging und was sie mit ihr machten. Ob sie sie schon aufgerissen hatten? Ob ihr Blut schon über den OP-Tisch strömte? Mir wurde ganz schlecht. Und das Furchtbare daran war auch noch, dass ich alles hätte verhindern können. Die Nacht am See war so unglaublich schön gewesen und jetzt verfluchte ich sie. Ich wünschte es hätte sie nie gegeben. Nein, noch besser. Ich wünschte mich hätte es nie gegeben. Ich wünschte ich würde auf der Stelle tot umfallen. Ich hatte keine Kraft mehr und ließ mich einfach schlapp nach vorn fallen, so dass ich auf dem Fußboden landete. Emmett und Jasper hielten mich noch immer fest. Ich lag auf dem Bauch und hatte den Kopf zur rechten Wand gedreht. Meine Hand lag direkt neben meinem Gesicht, wenn ich sie ausstreckte würde ich sicherlich die Tür zumindest anfassen können. Ich atmete schwer und stöhnte kraftlos. Jetzt erst kamen die Tränen richtig. Sie liefen warm über mein Gesicht und landeten dann auf dem Boden. „Emmett?“, bekam ich keuchend heraus. „Mh?“, antwortete dieser. „Wenn das hier vorbei ist“, sagte ich müde. „Und Nessie ist was passiert...“ Ich musste kurz schlucken, der Gedanke tat zu sehr weh. „Dann“, fuhr ich langsam fort. „Dann will ich das du mich beisst.“ „Was?“, fragte er fast empört. „Laber keinen Stuss, Jake!“ Doch antworten tat ich dann nicht mehr. Mein Kopf brummte, in meinem Ohr hörte ich nur meinen schnellen Herzschlag und wünschte er würde verstummen. Ich schloss die Augen und wollte in tiefe Dunkelheit versinken. Ich war so unsäglich dumm. Das Jasper und Emmett mich nun nicht mehr so wirklich festhielten und sich nun etwas zurückgelehnt hatten, bekam ich gerade noch so mit. Ich hatte kein Zeitgefühl und folglich keine Ahnung wie lange ich versucht hatte aus dem Zimmer zu kommen, aber so sehr außer Atem war ich selbst nach tagelangen Märschen und ewigem Sprinten nicht gewesen. Plötzlich vernahm ich das Geräusch einer sich öffnenden Tür die scheinbar so hart und weit aufgerissen wurde, dass sie gegen die Wand schlug. Danach folgte ein Poltern, welches ich als rasche Schritte deutete. Ich war so schnell auf den Beinen und aus dem Zimmer gestürzt, dass Emmett und Jasper mich nicht zu fassen bekamen und trotzdem vernahm ich nur noch ihren Duft im Flur. Ich starrte verblüfft den Gang entlang zur Treppe ins Erdgeschoss, dann wanderte mein Blick zurück zur Tür aus der sie geflohen war. Unten hörte ich wie sie die Terrassentür öffnete. Die Vampire kamen nun ebenfalls auf den Gang und sahen mich perplex an. Anscheinend waren sie genauso verwundert über das was da gerade passiert war wie ich. Ich funkelte sie finster an, ballte meine Hände zu Fäusten und knurrte. Hatten sie ihr wehgetan? War sie deswegen geflohen? Ich hatte keine Zeit zu fragen, ich wollte zu ihr. Gerade spürte ich die kalten Vampirhände erneut an meiner Schulter, da holte ich mit einem Mal fast reflexartig aus und schlug Jasper so hart, dass er rücklings zu Boden ging. „Hey hey!“, rief Emmett und wollte mich festhalten. Mir war jetzt alles egal. Hauptsache ich hatte ihre Griffel nicht mehr an mir. Ich nahm Schwung von unten und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht, doch er war bei weitem stabiler als Jasper und strauchelte nur kurz. „Jake!“, hörte ich Bella von hinten rufen. Ich spürte, dass sie wohl gleich alle auf mich zurennen würden. Ob ich Bella auch schlagen würde? Emmett sah mich jetzt auch grimmig an, kein Wunder hatte ich ihm doch gerade eine verpasst. „Lasst mich einfach zufrieden“, fauchte ich, dann machte ich einige Schritte zurück. Er machte indes einen vor. Einer zuviel. Ich machte auf dem Absatz kehrt und sprang durchs geschlossene Fenster. Ohne es zu wollen landete ich unten auf vier Pfoten. Ich hatte mich im Sprung verwandelt. Eine unkontrollierte Verwandlung war mir seit Beginn meines Werwolfdaseins nicht mehr passiert und nun zweimal in so kurzer Zeit. Ich fühlte mich aber jetzt besser, die Wut war als Wolf anders als als Mensch. Was sich aufgestaut hatte hatte nun Luft bekommen. Ich sah nicht zurück, rannte einfach nur in den Wald. Es war inzwischen dunkel, es regnete und der Boden war dementsprechend matschig. Und Nessie war ganz allein irgendwo im Wald. Ich wusste nichtmal wie es ihr ging. Ob sie verletzt war? Ich konnte aber kein Blut riechen, nur ihren normalen Duft, den ich so sehr mochte. Zügig folgte ich seiner Spur durch den Wald. Es dauerte aber nicht lang, da vernahm ich ihr Schluchzen und dann sah ich sie. Ich spürte wie tausend Steine von mir abfielen, aber einige waren noch immer da und lagen schwer auf meinem Herzen. Einige Meter vor ihr verwandelte ich mich zurück und ging dann vorsichtig auf sie zu. Renesmee leuchtete im Mondlicht, weil nicht nur ihre Haut fast schneeweiß war, sondern auch ihre Kleidung. Ich konnte nichtmal richtig deuten, was sie da anhatte, weil ich kein Fan von Krankenhäusern war, aber ganz offenbar hatte man sie in eine Art Krankenhauspyjama gesteckt. Hinten war er lediglich mit einigen Knöpfen geschlossen, er reichte ihr bis knapp über die Knie, und ganz offensichtlich hatte sie ansonsten nichts weiter an. Aber gut, inzwischen hatte ich ja weniger an als sie. Sie kauerte unter einem großen Baum und hatte die Beine angewinkelt das Gesicht an den Knien vergraben. Mit ihren Armen schien sie sich quasi fast selbst zu umarmen. Ihr langes Haar war triefnass und dementsprechend dunkler als sonst. „Nessie?“, fragte ich vorsichtig, fast flüsternd und setzte mich ebenfalls auf den Boden. Noch immer wusste ich nicht was passiert war und ob sie vielleicht Schmerzen hatte. Ich hatte ja auch keine Ahnung gehabt wie lange sie da drin gewesen war, mir war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. Ob sie das Baby schon rausgeholt hatten und sie deswegen so weinte? Langsam hob sie ihren Kopf und sah mich an. Sie zitterte am ganzen Körper, sagte jedoch nichts. „Was ist passiert?“, wollte ich wissen, doch wieder kam keine Antwort. Ich legte eine Hand auf ihre Schulter. „Mh?“, fragte ich erneut, nun aber mit zittriger Stimme. Wenn sie nicht bald etwas sagte würde ich den letzten kümmerlichen Rest meiner Nerven verlieren und wahrscheinlich hemmungslos vor ihr herumheulen. „Haben sie dir wehgetan?“ Sie schüttelte nur den Kopf. „Hast du Schmerzen?“ Wieder ein Kopfschütteln. „Was dann?“ Keine Reaktion. „Ist... es.. weg?“ Als Antwort öffnete sie ihre Arme und ließ die Knie sinken, so dass ihr Bauch nicht mehr verdeckt wurde, dann legte sie eine Hand darauf. Sie streichelte ihr noch immer rundes Bäuchlein und sah auf es hinab. „Ich konnte... nicht“, brachte sie nun endlich hervor, dann sah sie mich wieder traurig an. „Ich konnte es nicht umbringen, Jake.“ Ich sah sie an, wusste nicht was ich sagen oder wie ich gucken sollte. Freute ich mich darüber? Ja, eigentlich schon. Sehr sogar, denn jetzt würden sie sie nicht mehr in Stücke reissen, jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass unser Kind das nicht für sie tun würde. Aber ich konnte meiner Freude keinen Ausdruck verleihen und das schien sie zu beunruhigen. Sie strich sich durch das nasse Haar und weinte. „Ich.. lag da und sollte eigentlich müde werden, aber ich sah ganz genau was Großvater da alles herumkramte. Ich hatte aber... keine Angst.. um mich.“ Sie stockte etwas beim letzten Satz und sah mich verwundert an. Anscheinend war sie über ihren eigenen Satz erschrocken. Ich konnte spüren wie der Frust und die Trauer der letzten Tage förmlich von ihr abbröckelten. „Ich.. hatte Angst um mein Kind“, stellte sie dann fest und warf nochmal einen Blick auf ihren Bauch, der aber unter dem weißen Stoff etwas verborgen war. Dann sah sie wieder mich an und plötzlich fing ihre Unterlippe wieder an zu zittern, dann weinte sie erneut los. Ihr Mund formte sich dann zaghaft zu einem Lächeln und letztlich lächelte sie richtig und aus ihrem Mund kam eine Mischung aus Lachen und Weinen, als sie mir um den Hals fiel. Ich legte meine Arme um sie und streichelte ihren fast nackten Rücken. Sie hatte eine Hand an meinem Hinterkopf und strich mir durchs Haar. Ihre andere Hand strich über meine Wange. „Jake?“ - „Mh?“ „Ich liebe dich.“ Ich lächelte. Was gab es schöneres als diese drei Worte? „Und ich liebe dich, Nessie“, antwortete ich dann aus der tiefe meines Herzens heraus. Sie grinste mich fast richtig an. Dann wanderte ihr Blick an mir herab und zwischendrin bekamen ihre Wangen einen rötlichen Schimmer. „Oh“, sagte sie nur kurz, dann machte es ein reissendes Geräusch und sie hatte ein ordentliches Stück ihrer Krankenhausklamotte abgerissen, so das nun zwischen Brust und Hüfte nichts mehr war. Ich hätte es eigentlich auch selbst getan, aber ich konnte gar nicht so schnell gucken, da hatte sie mir den Fetzen schon umgebunden. „Das ist sehr... zuvorkommend von dir, Nessie“, sagte ich etwas beschämt. Sie grinste verschmitzt und drehte den Oberkörper abwechselnd nach links und rechts, wie ein kleines Kind, dass irgendwas zu sagen hatte, sich aber nicht ganz traute. „Reiner Eigennutz“, meinte sie dann. „Ich will nur nicht, dass Andere sehen, was nur für mich bestimmt ist.“ Daraufhin musste ich lachen und legte meine Hände an ihren Hals. „Gerissenes Mädchen.“ - „Dankeschön.“ Was für ein herrliches Lächeln, wie sehr ich es vermisst hatte. Ich hoffte ich würde es jetzt wieder viel öfter zu Gesicht bekommen. Dann wanderte ich mit meiner linken Hand bis zu ihren Oberschenkeln und mit einem kurzen Ruck hatte ich sie auf meinen Arm genommen. Sie hatte ihre Arme um meinen Hals gelegt und sah mich warm an. Kein Aufschreien, kein Erschrecken. Ganz so als hätte sie damit gerechnet. Wir schlossen die Augen und küssten uns. Vergessen war der Regen der auf uns herabfiel, die Vampire die wahrscheinlich wütend in der Villa auf meine Rückkehr warteten und die Tränen die wir Beide in den letzten Stunden so zahlreich vergossen hatten. Nachdem wir unsere Lippen wieder voneinander gelöst hatten nahm sie ihre Arme von meinem Hals und meinem Gesicht und streichelte sich wieder über den Bauch. Ich hätte es ihr gerne gleichgetan, aber ich hatte ja eine wertvolle Fracht. Langsam trug ich sie im Regen aus dem Wald heraus und dann über die große Wiese bis hin zum Anwesen der Cullens. Im Inneren brannte überall Licht und ich war mir relativ sicher, dass die komplette Mannschaft im Wohnzimmer auf mich lauerte. Sollten sie doch, mir egal. Als ich dann aber den ersten Fuß auf die unterste Stufe der Terrassentreppe setzte wurde mir doch etwas flau im Magen. Langsam setzte ich weiter einen Fuß vor den Anderen. Nessie hatte inzwischen den Kopf gegen meine Brust gelehnt und die Augen geschlossen, hielt sich aber immernoch ihr rundes Bäuchlein. Als ich dann die weißen Bodenfließen des Wohnzimmers berührte, wanderte mein Blick ganz langsam nach rechts in Richtung Sofa. Ganz hinten saßen Edward und Bella, rechts von ihnen Alice und Jasper und im Sessel lag Emmett, dessen Freundin hinter ihm stand. Neben dem Sofa und damit uns am nächsten stand Carlisle, der einen Arm um Esme gelegt hatte. In vielen Blicken lag Sorge, aber insbesondere Emmetts, Jasper und Edwards Gesichter konnten ihre Wut kaum verbergen. „J...“, wollte Bella gerade ansetzen, doch ich unterbrach sie. „SEID“, begann ich das erste Wort laut um sie zum verstummen zu bringen, den Rest sagte ich wieder leiser, „... einfach still.“ Dann wand ich mich von ihnen ab, öffnete die Kellertreppe, huschte hindurch und schloss sie dann hinter mir wieder. Ich musste das Licht nicht anschalten um die Stufen zu treffen oder den Weg in mein Zimmer zu finden. Erst nachdem ich Renesmee auf mein Bett gelegt hatte, berührte ich die kleine kugelrunde Lampe auf meinem Nachtkästchen, so dass sie in ihrer ersten Leuchtstufe ein kleines rot-orangenes Dämmerlicht in den Raum warf. Anschließend krabbelte ich aufs Bett und legte mich hinter Nessie auf die Seite, so dass ich sie von hinten umarmen konnte. Ich rückte näher an sie heran, hob meinen Oberkörper leicht, reckte meinen Hals und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange, woraufhin sie mit geschlossenen Augen lächelte und ein zufriedenes Seufzen von sich gab. Dann fuhr ihre Hand langsam zu ihrer Brust, wo sich die Finger in den weißen Stoff krallten, ein kurzer Ruck und die Knöpfe an ihrem Rücken sprangen auf. Selbiges tat sie mit dem zweiten Stück das noch übrig war. Etwas verblüfft starrte ich sie an als sie plötzlich hinter sich griff und mein Teil auch noch wegriss. Danach schmiss sie alles zusammen auf den Boden vor dem Bett. Dann rückte sie wieder näher an mich heran, so dass mein Bauch ihren Rücken berührte, nahm meinen Arm und legte ihn so um sich, dass meine Hand an ihrem Bauch lag. Ich strich vorsichtig darüber. Es fühlte sich schön an und ein ganz neues Gefühl überkam mich. Ich würde bald Vater werden und mein Sohn oder meine Tochter lag hier zusammen mit der mir wichtigsten Person auf Erden gut geschützt in ihrem Bauch. Ich konnte keine Bewegungen im Inneren wahrnehmen, aber wahrscheinlich schlief das Kleine bereits, genauso wie seine Eltern, die nun glücklich und zufrieden ins Land der Träume sanken... - Ende Kapitel 17 - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)