Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt von -DesertRose- (Fortsetzung von Bis(s) zum Ende der Nacht) ================================================================================ Kapitel 12: Vorbereitungen -------------------------- Disclaimer: => Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction. => Alle Charaktere gehören Stephenie Meyer mit Ausnahme einiger Schüler und Lehrer, die ich selbst erfunden habe. Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr [UPDATE] http://renesmee-und-jacob.de.vu/ Es tut mir wirklich wirklich leid, dass ich euch so lange warten ließ. Das war ganz sicher nicht gewollt. Es war nur so das in den vergangenen Monaten einige eher unschöne Dinge passiert sind, die mir u.a. die Lust am Schreiben nahmen und ich denke Lust ist neben Zeit ein wichtiger Faktor, den man fürs Schreiben braucht. Das nächste Kapitel kommt dann wirklich kurz nach diesem hier, da ich es schon fertig gestellt habe - versprochen =) Hier kommt also nun Kapitel 12 und bitte, seht über die Szene mit Alice hinweg, die ist ein wenig unlogisch ^-^; --------- Kapitel 12: Vorbereitungen Langsam krabbelte er über die Fensterbank und dann den Rahmen entlang. Er war satt rot und hatte nur zwei Punkte. Die kleinen schwarzen Beinchen trugen ihn, bis seine Flügel hervorkamen. Er breitete sie aus, hob ab und flog durch das geöffnete Fenster davon. Wie sehr wünschte ich mir jetzt auch einfach davon schweben zu können. Aber ich war ja kein Marienkäfer und entgegen der Klischees konnten Vampire nicht fliegen. Selbst wenn, wahrscheinlich hätte sich diese Eigenschaft nichtmal vererbt. Ich seufzte. Die Sonne schien erbarmungslos in unser Klassenzimmer und noch immer zog die Referendarin ihren Unterricht gnadenlos durch. Mir machte die Hitze nichts aus, aber ich war mir sicher meine Klassenkameraden interessierte die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner nicht im geringsten. Ich kannte sie sowieso schon, zumindest hatte mir Jake einiges erzählt was er wusste. Ach Jake.. zu gern hätte ich jetzt einen Hitzschlag simuliert um frei zu bekommen, aber meine Eltern würden das sicher nicht gutheißen und so saß ich nun hier und beobachtete meine Mitschüler beim braten. Mein Geruchssinn kam mir in diesen heißen Tagen gar nicht gelegen, da half ihr ganzes Deo nichts. Wir hatten inzwischen Juni und die Sommerferien standen kurz bevor. Je näher die freie Zeit rückte, desto unerträglicher wurde der Unterricht. Und ich hatte das Gefühl für mich waren die letzten Tage Schule am schlimmsten. Ich hatte mir so Vieles für diese Ferien vorgenommen und ich wollte auch alles durchziehen. Während die junge Frau vorn am Lehrerpult von Büffeln und gescheckten Pferden schwafelte wanderte mein Blick wieder nach draußen, in die Ferne. Im Geist war ich jetzt bei Jake, physikalisch saß ich jedoch auf dem unbequemen Holzstuhl. Da kam mir mein gestriges Telefongespräch in den Sinn. Ich war inzwischen vier Monate mit Jacob zusammen und noch immer hatte er mir nicht gesagt, was man mir damals am Küchentisch zu Valentintstag nicht sagen wollte. Man hatte mir gesagt, ich müsse es von Jake selbst erfahren, man habe sich geschworen, es mir nicht zu sagen. Die Wahrheit würde also nur aus seinem Mund kommen – und sie kam ihm absolut nicht über die Lippen. Ich versuchte mir immer wieder zusammen zu reimen, was es war, das man mir vor enthielt. Und vor allem: welche Gründe es dafür gab, es mir nicht zu sagen. In allen Anderen Punkten in unserer Beziehung hatten wir an sich Verständnis und Vertrauen füreinander, aber wenn es um dieses „Geheimnis“ ging fing er an um den heißen Brei zu reden und am Ende artete es in Streit aus, der ihm (und auch mir) kurz darauf wieder Leid tat. Aber mir war schleierhaft, warum er nicht begreifen wollte, dass es so nur schlimmer wurde. Wenn man Kindern sagte „mach das nicht!“, dann taten sie es doch erst recht und wenn es um diese Sache ging fühlte ich mich wie ein naives Kind, das genau das wissen wollte, was es nicht wissen sollte. Und so hatte ich einen fixen Entschluss gefasst: wenn Jacob es mir nicht erzählte, dann vielleicht ein anderer Wolf! Und da sowas nicht am Telefon zu besprechen ging, wollte ich in den Sommerferien nach Forks gehen – allein. Ob mit Bus, Bahn, Flugzeug oder zu Fuß, war mir eigentlich egal gewesen, jedoch dauerte Ersteres zu lang und Letzteres würden mir meine Eltern ohnehin nie erlauben. Also hatte ich als alle zum Jagen aus dem Haus waren zum Telefon gegriffen und noch in den Abendstunden beim Reisebüro angerufen. Wo mir die, ob des nahenden Feierabends, etwas genervte Dame nach ein wenig Hickhack letztlich zu einem Last Minute Flug riet (selbstverständlich nur mit einer Erlaubnis meiner Eltern, ich war ja noch minderjährig). Ich hatte bis dato noch keinem davon erzählt und war stets darauf bedacht gewesen an irgendwas anderes zu denken, wenn mein Vater in meiner Nähe war. Noch war ich am überlegen, wie ich das meiner Familie und vor allem Jake am schonensten beibringen sollte, schließlich würde mich irgendwer zum Flughafen bringen müssen. Ein Blick auf das Display meines Handys verriet mir, dass die Stunde bald zu Ende sein würde und so wählte ich mich zur SMS-Funktion durch und schrieb eine rasche Nachricht an meinen Freund: „Komme heute etwas später. Hab noch was zu erledigen (Überraschung ;) ). Brauchst also nicht vor der Schule auf mich warten. Deine Nessie “ Kurz darauf ertönte dann auch schon das Läuten der Schulglocke und alle Schüler verließen fluchtartig das Gebäude. Ich war mir sicher, wäre ein Feuer ausgebrochen, wären sie wahrscheinlich langsamer gewesen als jetzt. Ich wollte gerade um die nächste Ecke im Schulflur biegen, als ich fast mit Hannah zusammenstieß. „Uups!“, kam es kurz von ihr, dann grinste sie mich verstohlen an. „Schon okay“, sagte ich und wollte gerade weitergehen, als sie mich am Arm nahm. „Warte, Ren“, bat sie mich. „Hast du nicht Lust mitzukommen? Wir gehen zum See. Bei dem Wetter gibt es nichts besseres als im Wasser zu schwimmen.“ Einen kurzen Moment starrte ich sie an, hoffend, dass aus meinem Kopf kein Qualm kam so fieberhaft suchte ich nach einer Ausrede, bis ich letztlich wieder das Einfachste nahm, was mir einfiel: „Tut mir Leid“, sagte ich, bemüht auch wirklich einen leidenden Tonfall zu haben. „Aber baden ist nicht so mein Ding.“ Ihr Grinsen verschwand schlagartig. „Aber Ren, das macht wirklich total Spaß.“ „Mag sein, aber ich hab einfach keine Lust drauf.“ - „Vor was hast du denn Angst? Das dir einer was wegguckt? Das sie dich auslachen? Ren schau dich an! Du hast die perfekte Figur, du könntest problemlos modeln gehen!“ Jetzt rollte ich mit den Augen. „Danke, aber das ist nicht das Problem. Ich hab einfach keine Lust, Hannah.“ Mein Gegenüber bekam einen Schmollmund. „Dann halt nicht“, seufzte sie. „Schönen Tag noch.“ Dann trottete sie davon ohne mich noch eines Blickes zu würdigen. Irgendwie war es ja ganz nett, dass sie mich fragte ob ich mit wollte, aber ich fühlte mich einfach unwohl bei sowas. Außerdem hatte ich noch viel zu tun und wollte zudem meine Zeit lieber mit Jake verbringen, zumal wir uns bald eine Weile nicht mehr sehen würden. Bei dem Gedanken wurde mir etwas mulmig und ich machte mich auf den Weg in die Innenstadt in der Hoffnung so nicht an diese Tatsache denken zu müssen. Shoppen tat ich normalerweise nur mit einer meiner Tanten oder mit meiner Mutter. Allein war ich eigentlich nie losgezogen. Dies war quasi das erste Mal. Knapp eine Viertelstunde später stand ich dann also in dem kleinen Klamottenladen in unserer Einkaufspassage. Er besaß eine Klimaanlage und war total angesagt bei den Jugendlichen hier in Acworth. Ich war mir sicher, wenn sie nicht alle schon im See planschen gewesen wären, hätten sie im Laden fast gezeltet nur um nicht in ihren warmen Häusern mit den kleinen Ventilatoren hocken zu müssen. Zu meinem Glück war der Laden heute aber wie ausgestorben. Mit einem übermenschlichen Wahrnehmungsvermögen hatte ich die Verkäuferin, die im hintersten Eck etwas gelangweilt gelbe und rote Shirts zusammen lag und sortierte, schnell ausgemacht und hoffte, dass sie noch eine Weile dafür brauchen würde. Ich bezweifelte, dass sie mich schon bemerkt hatte und lief einfach mal in die Ecke mit der Unterwäsche und den Badeanzügen und den Bikinis. Bei den Regalen und Wühlkisten hier wurde mir schon wieder flau. Selbst zu entscheiden was gut aussah, dass hatte man mir nicht wirklich beigebracht. Es war ein Wunder wenn ich meine Größe wusste aber wenn ich so daran dachte kam sie mir nicht in den Sinn. Ich würde das per Augenmaß machen müssen und wohl oder übel selbst erkennen was gut und was schlecht aussah. Kurz darauf stand ich dann mit einem hellblauen BH in der Umkleidekabine und drehte mich zehnmal in alle Richtungen. Und von Mal zu Mal gefiel mir der Anblick weniger. Irgendwie saß er einfach nicht richtig. Seufzend zog ich mich wieder um und sah mich nach einer größeren Größe um. Und während ich da so rumwühlte, kam mir auch gleich mein ernstes Gespräch mit Carlisle in den Sinn – und am liebsten hätte ich es einfach verdrängt, denn eine schöne Erinnerung war das nicht. Da ich inzwischen schon einige Monate eine Beziehung hatte, hatten meine Eltern mich – wie sollte es auch anders sein - letztlich auf das Thema „Verhütung“ angesprochen. Ich meine, wer mochte es denn nicht, von seinen Eltern aufgeklärt zu werden? Die Sache mit den Bienchen und den Blümchen ersparten sie mir aber glücklicherweise dann doch und wo andere Eltern einen dann normalerweise zum Frauenarzt schickten, hatte man bei mir keine andere Wahl gehabt, als mich zu meinem Opa zu schicken! Es gab kaum etwas Peinlicheres in meinem Leben. Da ich ein halber Mensch war, in dessen Adern Blut floss und der in der Lage war zu Atmen und feste Nahrung zu sich zu nehmen, musste man damit rechnen, dass ich auch dazu in der Lage war Kinder zu kriegen. Da ich aber ein halber Vampir war, konnte keiner sagen ob das wirklich so war und zu einem normalen Arzt konnte man mich gleich dreimal nicht schicken. Spätestens wenn der nämlich sein Ultraschallgerät benutzt oder selbst Hand angelegt hätte, hätte er nämlich bemerkt, dass ich keinesfalls so zart war, wie ich aussah. Bis dato war ich auch noch nie krank geworden, Medikamente waren also überflüssig und ob sie im Fall der Fälle überhaupt eine Wirkung hatten, konnte auch keiner sagen. Folglich wusste auch niemand ob die Pille die ich also nun seit einiger Zeit täglich einwarf überhaupt wirkte oder vollkommen nutzlos war. Wieder seufzte ich – dann wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Na in solchen Momenten bin ich aber froh, dass ich deine Gedanken nicht lesen kann.“ Überrascht drehte ich mich um. Direkt hinter mir stand Alice und grinste mich an. „Wie? Was?“, fragte ich verdutzt. „Du sahst ganz schön genervt aus, da möchte ich lieber nicht wissen was du gerade dachtest“, antwortete sie freundlich. „Achso... ähm.. was machst du hier?“ „Ach wir haben auf dem College Hitzefrei bekommen und ich dachte, ich schlendere mal so durch die Einkaufsstraße, da hab ich dich plötzlich bemerkt und wollte mal schauen, was du so treibst.“ Ich nickte nur sachte, dann starrte ich wieder auf die Berge an Büstenhaltern vor mir. „Und offenbar..“, sagte sie jetzt mit einem seltsamen listigen Unterton. „War es ein Wink des Schicksals, dass ich gerade vorbei gekommen bin.“ Ich hob eine Augenbraue und sah sie fragend an. „Hol deine Schultasche aus der Umkleidekabine und komm mit, Kleines.“ Viel Zeit zum widersprechen hatte ich nicht und irgendwie wollte ich es auch gar nicht. Vor wenigen Minuten noch hatte ich festgestellt, dass ich ohne Hilfe so ziemlich aufgeschmissen war. Keine zehn Minuten später standen wir in einem Geschäft, das etwas weiter hinten in der Straße lag und dadurch meiner Meinung nach sicher um jede Kundschaft froh sein musste. Der Laden war ebenfalls nicht besonders groß, auch klimatisiert und ich war mir sicher von dem Boden, in dem ich mich spiegelte, hätte man prima essen können. Er war sehr hell, cremefarben, fast weiß, glänzend und verleite dem Raum ein edles Ambiente. Insgesamt war der Laden bei weitem weniger voll als das Geschäft zuvor, ich fand sogar man hätte hier ruhig mehr unterbringen können, dann wäre die Auswahl auch größer gewesen. „Komm“, sagte Alice und schleifte mich am Arm neben sich her. Sie marschierte zielsicher auf die Bhs zu und drückte mir direkt ein schwarzes Exemplar mit Spitze nebst Höschen in die Hand. „Öhm Alice?“ „Ja?“, fragte sie unschuldig. „Ist das nicht ein bisschen zu dunkel? Ich dachte.. ich meine sonst hast du doch immer eher hellblau oder sowas für mich ausgesucht.“ „Jetzt probier das doch erstmal an“ war die einzige Antwort die ich bekam, also begab ich mich ohne weiter zu Murren in die Kabine. Kaum hatte ich alles an und betrachtete mein Spiegelbild steckte meine quirlige Tante auch schon ihren kleinen Kopf durch den Vorhang. „Ui, das schaut ja klasse aus! Perfekt!“, sagte sie freudig und grinste. „Findest du? Ich weiß nicht.. diese Spitzen, die Farbe...“ „Unsinn“, kam es kichernd zurück. „Du siehst toll aus.“ „Ich weiß nicht, blau wäre vielleicht doch besser.“ Sie schüttelte nur den Kopf. „Ach Quatsch. Hellblau steht dir und sieht hübsch aus, aber du sollst ja nicht nur hübsch aussehen.“ „Sondern?“, fragte ich verwundert. „Du sollst zum anbeißen aussehen!“ Jetzt starrte ich mit großen Augen in den Spiegel. „Guck doch nicht so. Du kannst mir nicht erzählen du kaufst neue Dessous nur damit er dich angucken kann.“ Ich schluckte. Da hatte sie recht. Nach vier Monaten war ich langsam der Meinung, dass es Zeit wurde etwas intimer zu werden. Seit unserem ersten abgebrochenen Versuch vor der Kellertreppe waren wir nie wieder so nah dran gewesen. Er überließ mir die Wahl und wollte, dass ich von selbst zu ihm kam. Ich fand das natürlich total lieb und süß, aber ich wusste, dass er „mehr“ wollte und mich so sehr liebte, dass er seine eigenen Bedürfnisse zu meinem Wohl hinten anstellte. „Und? Was nun, Nessie?“, fragte der Kopf in meiner Umkleidekabine. „Das nehmen wir.“ Sie nickte. „Alles klar, dann zieh dich wieder um, ich warte an der Kasse auf dich.“ Gesagt getan. Kurz darauf lief ich damit zur Kasse. Ein Blick auf das Preisschild ließ mich kurz stutzen: 150 Dollar. Soviel bekamen meine Klassenkameraden frühstens in drei Monaten zusammen, bei mir war es aber fast normal, ich trug fast nur Designerklamotten, war aber meistens darauf bedacht, dass man die Labels nicht sah. Ich wollte nicht als das verwöhnte Mädchen in Gucci und Prada bekannt werden. Unbehelligt zog Alice ihre goldene Kreditkarte und war sichtlich froh darüber mal wieder was Tolles gekauft zu haben. Sie liebte shoppen und teure Klamotten sowieso. Meine Mutter hatte mir mal erzählt wie schwer es für sie damals war sich an den ganzen Luxus zu gewöhnen und die zahlreichen Geschenke anzunehmen. Nach unserem Einkauf saß ich mit Alice in ihrem gelben Porsche. Er war ihr ein und alles und sie hatte nie wieder den Wunsch nach einem anderen Auto geäußert. Unser Fuhrpark wurde aber ob unserer gut gefüllten Konten regelmäßig erneuert und so bekamen Alice einfach alle paar Jahre einen neuen gelben Porsche. Alice hatte ihre dunkle Sonnenbrille mit den großen Gläsern auf. „Alice?“, fragte ich. „Mhm?“ „War das nicht etwas riskant am helllichten Mittag bei brütender Hitze in der Innenstadt herumzuspazieren?“ Sie kicherte kurz. „Schon, aber sieh dich doch um. Die Leute hier machen zur Zeit alle scheinbar Siesta, sind im Urlaub oder an einem der Seen. Und in den Geschäften besteht ja keine Gefahr vor einfallendem Sonnenlicht. Ausserdem ist die Straße ziemlich schattig und der Himmel ab und an bewölkt gewesen auch wenns schwül war. Und wenn das alles nicht hilft, dann schau ich was die Zukunft bringt.“ Ich für meinen Teil schimmerte nur sehr leicht in der Sonne, meine Familie hingegen glitzerte wie Diamanten und war demnach immer darauf bedacht direkte Sonneneinstrahlung zu meiden. Irgendwie war ich erschrocken darüber, dass sie so leichtfertig damit umging, andererseits konnte ich sie verstehen, zumal uns wohl wirklich keiner gesehen hatte. „Und? Magst du mir deinen Plan erzählen oder ist das ein Geheimnis?“, fragte sie spitzbübisch. *** Als ich am späten Nachmittag auf unserer selten benutzten Veranda im Liegestuhl lag und die Wolken beim kaum merklichen vorbeiziehen im noch immer mehr blauen als rötlichen Himmel beobachtete, bemerkte ich sofort die Gestalt am nahen Waldrand, die langsam auf die große Wiese hinter unserem Haus trat: Meine aufgehende Sonne. Er war bereits in Menschengestalt und trug nichts weiter als schwarze Shorts. Ich tat erstmal so als hätte ich ihn nicht bemerkt und schloss die Augen. So leise er auch laufen konnte, ich vernahm jeden einzelnen kleinen Ton und spürte genau, dass er nun neben mir stand und langsam um meinen Stuhl herum lief. Als er direkt hinter mir war blieb er stehen, legte seine großen Hände auf meine Augen und hauchte mir sanft ins Ohr. „Hallo, meine Schöne..“ Ich lächelte nur, machte aber keine Anstalten die Augen zu öffnen, seine Hände weg zuschieben oder mich gar zu bewegen. Vollkommen unbeeindruckt gab er mir kurz einen Kuss auf die Wange, dann spürte ich seine Hände nicht mehr auf meiner Porzellanhaut. „Ganz wie du willst“, sagte er nur und ich hatte kaum Zeit mich zu fragen was er als Nächstes tun würde, da hatte er schon je eine Hand unter meinen Rücken und unter meine Kniekehlen geschoben und mich ohne jede Mühe wie einen Papierflieger hoch gehoben. „Huch“, war das Einzige was ich herausbrachte als ich die Augen aufschlug. „Jake!“ Er lachte nur kurz und ließ sich mit mir auf dem Arm auf dem Stuhl nieder, dann ließ er mich vorsichtig ganz herab, so dass ich nun mit dem Rücken an seine Brust gelehnt vor ihm saß. Aber anscheinend war es ihm nicht möglich seine Hände von mir zu nehmen, jetzt hatte er sie um meine geschlossen und mich sanft näher an sich gedrückt. Kurz sagten wir nichts mehr, während unsere Finger langsam miteinander spielten. Dann entschloss ich mich, zuerst das Wort zu ergreifen. „Und? Wie war dein Tag?“ Er lachte abermals. „Meiner? Naja, so ziemlich ähnlich wie alle Anderen davor auch. Ich war im Wald spazieren und hab die ganze Zeit nur an dich gedacht.“ Ich wusste, dass er das immer tat, zumindest sagte er mir gerne mehrmals täglich wie wichtig ich ihm war und trotzdem machte mein Herz jedes Mal einen freudigen Hüpfer, wenn er mir mal wieder seine Liebe gestand. „Aber..“, fuhr er fort. „Sollte ich das nicht eher dich fragen? Schließlich war dein Tag nicht so wie die davor.“ „Kannst du“, antwortete ich mit überlegenem Ton. „Aber eine Antwort kriegst du nicht.“ „So?“, fragte er und neigte seinen Kopf leicht zur Seite. „Warum? Ist das so ein großes Geheimnis?“ Jetzt war ich an der Reihe zu Lachen. „Ich würde es eher eine Überraschung nennen.“ - „Ah, interessant.“ Dann vernahmen wir beide näherkommende Schritte, bis meine Mutter neben uns auf der Veranda stand. Sie hatte im ersten Moment so ausgesehen als hätte sie sich zurecht gelegt, was sie sagen wollte, im Zweiten jedoch, als sie uns da so sah stand ihr der Mund kaum merklich offen und kurz hatte es ihr wohl die Sprache verschlagen. Sie hatte sich schon längst damit abgefunden, dass wir ein Paar waren. Laut eigener Aussage von ihr und dem Rest der Familie hatten sie es ohnehin schon geahnt (oder eher befürchtet?) und irgendwie freute sie sich auch für mich, zumal sie so nicht Gefahr laufen würde irgendwann einem Normalsterblichen zu erklären, dass seine Schwiegereltern Vampire und ich ein Halbvampir waren. Und dennoch war es noch immer seltsam für sie Jacob und mich in so vertrauten Momenten zu sehen, die weit über Freundschaft hinausgingen. Sie hatte ja selbst einmal sowas wie eine Romanze mit ihm gehabt. Auch wenn ihre Gefühle für ihn niemals an die zu meinem Vater herangereicht hatten, hatte sie ihn doch irgendwie geliebt und er sie auch. Manchmal kam ich mir auch wie ein Ersatz vor, doch er versicherte mir immer wieder, dass dem nicht so war und irgendwo glaubte ich ihm auch. Aber er konnte mir nicht erklären, was da dann los war und schwieg eisern. Wieder kam das mysteriöse Geheimnis dann in Spiel, das er so vehement vor mir verschwieg und das ich jetzt auf eigene Faust ans Licht bringen wollte. „Habt ihr Hunger?“ Meine Mutter hatte ihre Sprache wieder gefunden und einen freundlichen Ton mit ihrer Glockenstimme angeschlagen. „Was gibt’s denn?“, fragte Jake sofort. „Ihr werdet erstaunt sein“, sagte sie und klatschte leicht in die Hände. Nahezu gleichzeitig hoben Jake und ich nun eine Augenbraue und sahen sie fragend an, eher wir uns aus unserer gemütlichen Position erhoben und meiner Mutter ins Esszimmer folgten. Dort war bereits für zwei gedeckt und wir brauchten uns nur noch hinzusetzen. Kaum das wir uns gesetzt hatten wanderten unsere Augen direkt wieder zu meiner Mum. „Stellt euch vor, Carlisle wollte euch unbedingt Pizza machen.“ Diesmal klappte uns beide gleichzeitig der Mund auf. „Opa?“, fragte ich noch einmal nach. Doch die Antwort kam nicht von meiner Mutter, sondern von Carlisle selbst, der jetzt mit einem gigantischen Blech von der Größe unseres Backofens hereinkam und es zwischen uns auf eine Schutzmatte auf den Tisch stellte. „Das Essen ist angerichtet.“ Die Pizza war nicht rund, sondern hatte eher die Form des Bleches und sie war etwas überfüllt mit Zutaten. Er hatte es sich aber nicht nehmen lassen das Ganze wenigstens zu sortieren. „Wolltest du den Mount Everest aus Schinken nachbauen, oder warum türmt sich das da so im rechten unteren Eck?“, fragte ich zynisch. „Nessie!“, mahnte mich meine Mutter. Carlisle legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. „Ist schon okay, Bella. Nein, Renesmee, aber ich wollte sicher gehen, das Jacob auch satt wird.“ Mein Blick wanderte zu meinem Freund, der bereits ein Stück verdrückt hatte und sich ein Weiteres vom Blech nahm. Dann sah ich empor zu meinem Großvater. „Verständlich“, sagte ich nur und grinste ihn an. Es dauerte nichtmal zwanzig Minuten, da war das Blech blitzblank und Jacob und ich saßen auf dem weißen Sofa und rieben uns die vollen Bäuche, während die Abendnachrichten über den Breitbildfernseher flimmerten. Während man mehrere Straßen voller stehender Autos zeigte, sprach eine weibliche Stimme aus dem Off:“... in weiten Teilen des Landes fangen in diesen Tagen die Sommerferien an. Viele Eltern lassen ihre Kinder schon einige Tage früher von der Schule befreien in der Hoffnung so dem großen Ansturm und den damit verbundenen Staus zu entfliehen. Offenbar hatten sehr viele Eltern diesen Plan wodurch sich bereits jetzt die Autos kilometerweit in die Schlangen reihen...“ Weiter verstand ich sie nicht, weil Jake zu Lachen anfing. „Haha.. die Leute dachten sie seien schlau und der Schuss ging nach hinten los! Naja gut, dass wir solche Probleme nicht haben, nicht wahr Nessie?“, sagte er, rückte näher an mich heran und zog mich vorsichtig zu ihm. „Wir bleiben einfach Zuhause und machen uns ein paar schöne Wochen.“ Jetzt wurde mir wieder mulmig. Ich legte meine Hand auf seine Brust, lehnte meinen Kopf an seine linke Schulter und nickte. „Ja...“ - Ende Kapitel 12 - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)