Das Geheimnis der Wölfe von phinix ================================================================================ Kapitel 6: Endlich erwachsen ---------------------------- Kapitel 6: Endlich erwachsen Langsam schritt er hinaus aus der Höhle. Er spürte wie das Sonnenlicht auf sein Fell traf und es erwärmte. Wohlig schüttelte er sich, genoss einen Moment die leichte Briese die über das Land glitt. Der nun ausgewachsene Wolf legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf zum Himmel. Nach einem langen Winter war der Frühling nun endlich gekommen. Die Wolken hatten sich verzogen, so dass die Sonne ungehindert scheinen konnte. Es war ein wunderschöner Anblick den blauen Himmel wieder betrachten zu können. Doch zeitgleich konnte er sich nicht wirklich darüber freuen. Etwas erschwerte sein Herz... Langsam senkte er den Kopf und sah nach vorne. Unruhig sträubte sich sein weißes Fell, als er die anderen Wölfen des Rudels sah. Je Links und Rechts von ihm standen sie und bildeten einen Gang. Zögerlich ging er weiter. Seine große Pfoten hinterließen Spuren auf der Erde. Es schien ihm, als wäre die Zeit so schnell vergangen. Gestern war er noch ein kleiner Welpe und nun war er ein erwachsener Wolf. Eine weiße Wölfin löste sich aus den anderen und trat zu ihm. Sanft sahen gelbe Augen ihn an, während eine feuchte Schnauze durch sein Fell glitt. »Du bist ein großer, starker Wolf geworden mein Kleiner«, meinte sie mit einem wölfischen Lächeln. »Heute ist ein sehr wichtiger Tag für dich Yuriy. Wenn du die Abschlussprüfungen bestehst, dann bist du ein vollwertiges Mitglied des Rudels und giltst offiziell als erwachsener Wolf. Ich bin sicher, dass du deine Sache gut machen wirst.« Bei den Worten stellten sich Yuriys Ohren auf. »Und was wenn ich versagen werde?« »Das wirst du nicht. Nun geht weiter, der Leitwolf erwartet dich«, wisperte Imala, bevor sich zurück trat und ihren Platz wieder einnahm. Leicht legte Yuriy seine Ohren an, als er den Blick auf seinen Vater richtete. Hoch erhobenen Hauptes stand der Leitwolf da. Seine blauen Augen wirkten kalt, wie der Himmel in den Wintermonaten. So oft Yuriy sich auch so was wie Liebe von ihm gewünscht hat, wusste er, dass sie niemals wieder eine enge Bindung haben könnten. Etwas hatte zu einem Bruch geführt. Noch immer schmerzte es Yuriy, wenn er an den kleinen schwarzen Welpen mit den großen roten Augen dachte. Kai war wegen dem Leitwolf vom Rudel verschwunden. Menschen hatten ihn mitgenommen, ohne das jemand was unternommen hatte. Niemals könnte Yuriy dies verzeihen. Oftmals hatte er selbst versucht das Rudel zu verlassen um seinen Kleinen wiederzufinden. Doch noch immer galt er als Welpe und wurde dementsprechend bewacht. Erst wenn er offiziell ein erwachsener Wolf war, durfte er alleine umherstreifen. Heute würde er die Prüfungen ablegen und dann würde er abhauen um Kai zu suchen. Entschlossen straffte er seine Schulter, während er auf den Leitwolf zu ging. Auch wenn alles in ihm sich dagegen sträubte legte er vor Yalen den Kopf in den Nacken und bot seinem Vater unterwürfig seine Kehle da um den Leitwolf Respekt zu zollen. Sofort vernahm er ein zufriedenes Schnauben und neigte den Kopf wieder nach vorne. Unruhig spannte er sich an, während er abwartend in die blauen Augen blickte. »Heute ist der Tag, an dem beschlossen wird, ob du Yuriy endgültig ins Rudel aufgenommen wirst. Dazu wirst du zwei Prüfungen ablegen müssen. Zum ersten: Du musst zeigen, dass du in der Lage bist eine menschliche Gestalt anzunehmen. Dies ist sehr wichtig sollten dich Jäger verfolgen. Die zweite Prüfung besteht daraus, dass du uns allen beweist, dass du in der Lage bist dem Rudel sinnvoll zu helfen in dem du Fleisch erbeutest. Du wirst alleine jagen gehen. Wenn du bist Sonnenuntergang nichts erlegt hast, hast du versagt«, erklärte Yalen mit lauter Stimme, während sein Brustkorb sich hob und senkte, welcher mit schwarz-grauen Fell bedeckt war. »Fang nun mit der ersten Prüfung an. Wir alle werden deine Zeugen sein!« Ergebens nickte Yuriy, auch wenn er sich unwohl fühlte. Als Mensch mitten in einem Wolfsrudel zu sein, war wohl nicht gerade das schlauste was man tun konnte, doch hatte er keine Wahl. Leise seufzte er auf und legte die Ohren an, dann schloss er seine blauen Augen. Mühsam versuchte er sich zu entspannen. Deutlich vernahm er die Laute des Waldes. Die Blätter rauschten in dem Wind. Krähen krächzten hoch am Himmelszelt. Das Atem der Wölfe, welche um ihn herumstanden. Langsam konzentrierten sich Yuriys Gedanken in eine andere Richtung. Er blendete alles auf und rief sich das Bildnis der Menschen in den Kopf. Hände, statt Pfoten. Eine nichtsnutzige Nase, statt eine hochsensible Schnauze. Zwei lange schlanke Beine auf denen die sich bewegen, statt auf vier. Ebenso besaßen sie weder Schweif noch Fell, nur auf dem Kopf waren sie leicht bedeckt. Deutlich spürte Yuriy wie seine Knochen ziepten, als sie sich dem Bild in seinem Kopf anpassten. Seine Wirbelsäule streckte sich, während er spürte wie sein Körper sich aufrichtete. Er verlor den Boden unter seinen Vorderpfoten, welche sich zeitgleich veränderten. Er bekam Finger, die er sofort unruhig bewegte. Langsam öffnete Yuriy die Augen und musste hinab sehen um Yalens Blick zu kreuzen. Scheinbar hatte alles geklappt. Sein Blick glitt an ihm hinab. Das Fell war vollständig verschwunden und weiße Haut kam hervor. Er stand auf zwei langen Beinen, während sein muskulöser Körper aufrecht stand. Lächelnd griff er mit der Hand in sein Haar und zog eine Strähne vor sein Gesicht. Feuerrot, alles schien perfekt geklappt zu haben. Zufrieden sah er zu seinem Vater, welche eine art Knurren von sich gab und nickte. Ein weiterer Nachteil als Mensch, nicht nur das man fast blind und taub war, man konnte auch nicht mehr die Sprache der Tiere verstehen. Da er jedoch scheinbar den Test bestanden hatte glitt er wieder in seinen wölfischen Körper. »Du hast die erste Prüfung bestanden«, erklärte Yalen, kaum das Yuriy wieder ein Wolf war. Leicht senkte Yuriy den Kopf. Schon wieder kein Lob, sondern einfach nur die Fakten. Sein Vater war wirklich reizend. Ein schnauben entstieg seiner Kehle. »Gut, dann werde ich nun jagen gehen«, mit diesen Worten schoss Yuriy los. Seine langen Beine trugen ihn von den Höhlen weg. Ohne sich umzudrehen wusste er, dass man ihm folgen würde. Sie würden aufpassen, wie er sich anstellte. Einfach super... Viel schneller als Welpe damals legte er den Weg zurück. Er sprang in den Fluss, dass das Wasser Hochspritze. Sein weißes Fell sog sich mit der Flüssigkeit voll, doch hielt Yuriy das nicht auf. Er watete durch den niedrigen Fluss und kletterte auf der anderen Seite empor. Er stemmte seine Pfoten in den Boden, während er sein weißes Fell schüttelte. Kurz danach rannte er weiter. Als er sich der Wiese näherte verlangsamte er seine Schritte. Vorsichtig setzte er eine Pfote vor die andere um ja kein unbedachten Laut von sich zu geben. Er wich verräterischen Ästen aus, während er sich zu Boden sinken ließ. Hinter einem Busch am Waldrand verborgen lag er da und beobachtete erst mal. Er hob die Schnauze in den Wind. Tief sog Yuriy die Luft ein, und witterte so die Tiere, die dort weideten. Rehe, leichte Beutetiere, welche jedoch saftiges Fleisch versprachen. Das Problem bei diesen Tieren war nur, dass sie sehr schreckhaft und schnell wahren. Man musste sich sehr nah ranpirschen, damit die Jagd erfolg reich war. Als ein Ast unter einem Gewicht hinter ihm knackte ruckte Yuriys kopf hoch. Deutlich erkannte er einen Wolf mit rötlichbraunem Fell, welcher scheinbar versuchte sich zu verstecken. So plump wie der sich anstellte, würde er die Jagd vermasseln. Mühsam unterdrückte Yuriy ein verräteririsches Knurren. Unruhig glitt sein plüschiger Schweif von einer Seite zur anderen. Seine blauen Augen richteten sich auf die Wiese, während er sich ein Beutetier aussuchte. Sein Opfer war ein recht schmales Reh, bei dem man die Knochen sehen konnte. Es war schwach, also die perfekte Beute. Langsam glitt Yuriy durch das hohe Gras. Er drückte sich so weit zu Boden wie es ging, da sein weißes Fell sehr leicht zu entdecken war und er nicht sich ankündigen wollte. Er war auf seine Vorderpfoten gesunken, während er sich weiter schlich. Nicht ein laut entstand, als er sich dichter an das Reh heranschlich. Sein Schweif war zwischen seinen Beinen eingeklemmt. Wenige Meter vor dem Reh verharrte Yuriy. Unruhig zuckte sein Körper, und seine Hinterläufe spannten sich an. Dann schoss er vor. Sofort hob das Reh den Kopf, als es ihn bemerkte und wollte dann in die entgegengesetzte Richtung flüchten. Sofort erhöhte Yuriy das Tempo. Seine mächtigen Pfoten trugen ihn über die Wiese, während er dabei mit jedem Schritt ein lautes poltern entstehen ließ. Wölfe waren ausdauernd und konnten einen halben Tag lang durchrennen, doch waren sie auch recht gute Sprinter. Der Wind zerrte an dem weißen Fell, als Yuriy fast eine Geschwindigkeit 65 km/h erreichte. Mit den Hinterläufen stieß er sich ab, als er fast auf der selben Höhe war wie das Beutetier. Sein Gewicht prallte gegen den Körper und riss es zu Boden. Sofort stemmte er eine Pfoten auf den Brustkorb, während er den Kopf ruckartig senkte. Mit einem lauten Knurren öffneten sich seine Kiefer, bevor sich die scharfen Zähne in der Kehle versenkten. Das Reh zuckte und versuchte noch einmal sich aufzubäumen, doch war Yuriy erbarmungslos. Er durchtrennte mit den Zähnen Arterien, dass warmes rotes Blut sein Fell rot färbte. Als der Körper sich nicht mehr regte und Yuriy durch sein gutes Gehör vernahm, dass das Herz aufgehört hatte zu schlagen löste er sich von der Kehle. Mit sich durchaus zufrieden leckte er sich ab. Auf einmal ragte ein Schatten über ihm auf. Als er den Kopf hob sah er direkt in die blauen Augen Yalens. »Damit hast du auch die letzte Prüfung bestanden und bist es vollwertiges Mitglied des Rudels was heißt, dass wir dich nicht töten müssen. Du bist wertvoll für das Rudel«, erklärte Yalen, während die anderen Wölfe des Rudels sich um sie versammelten. Raue Zungen glitten über Yuriys Fell, und Schnauzen stießen ihn ab, als Zeichen das die Wölfe ihn endgültig willkommen hießen. Eine leichte Befriedigung stieg in Yuriy auf. Er hatte es geschafft. Damit war er einen großen Schritt dichter daran sich von diesem Ort zu lösen. Er dürfte von nun an alleine los ziehen und könnte so Kai suchen, so groß konnte die Welt ja nun auch nicht sein. Ein schauriges Heulen erklang, als Yalen den Kopf in den Nacken legte. Die anderen Wölfe folgten seinem Beispiel und sie stimmten ein wundervolle Melodie an, als sie gemeinsam heulten. Yuriys Augen glitten zwischen den Wölfen umher, als er seine Mutter ansah. Diese verharrte schweigend ohne zu Heulen, sondern sah ihn einfach nur aus traurigen gelben Augen an. Auch wenn Imala durchaus Stolz auf ihren Sohn war schien sie zu ahnen, was dieser Plante. Sie wollte ungern des letzte ihrer Kinder verlieren. Aufmunternd leckte Yuriy über Imalas Schnauze. Sein Blick glitt kurz zu ihrer Flanke, wo das Fell von einer Narbe kurz unterbrochen war. Sie war entstanden an dem Tag, als er Kai verloren hatte. Imala hatte glück gehabt, dass diese Narbe das einzigste war, was zurückgeblieben war, als sie die Welpen gerettet hatten. Yuriy verdankte seiner Mutter so viel. Eng drückte er sich an sie, bevor er einen Schritt zurück trat. Noch immer erklang das Heulen der Tiere und nun hob auch seine Mutter den Kopf an und stimmte dem Chor zu. Ihr Heulen war lauter und trauriger. Kurz schloss Yuriy die Augen, bevor er ebenfalls dem wölfischen Geheule zustimmte. Mit geschlossenen Augen legte er den Kopf in den Nacken und spürte wie seine Kehle unter den Lauten vibrierte. Seine Gedanken schweiften hinfort. Er sah den schwarzen Welpen vor sich mit den großen roten Augen. Kai... Er würde ihn finden, in dem er noch heute Nacht das Rudel verlassen würde. Die einzigste Person, um die es ihm Leid tat, war seine Mutter. Sein Vater war ihm egal, und sicherlich würde dieser auch nicht um ihn trauern, vor allem da Imala gestern Yuriy gestanden hatte, dass sie wieder schwanger war. Sie würde erneut Welpen austragen und Yalen hätte andere Kinder, die er erziehen konnte. Yuriy selbst war es Leid, er wollte nur noch eins, von hier fort und dann zu Kai. Er würde zu den Menschen gehen um dort ein neues Abenteuer zu erleben, wahrscheinlich das Größte, welches er je kennen gelernt hatte. *************************************************************************** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)